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ORTSNAMENBUCH DES KANTONS BERN
I/1




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ORTSNAMENBUCH
DES KANTONS BERN

[ALTER KANTONSTEIL]
BEGRÜNDET VON PAUL ZINSLI
I
DOKUMENTATION UND DEUTUNG
HERAUSGEGEBEN VON PAUL ZINSLI
IN ZUSAMMENARBEIT MIT
RUDOLF RAMSEYER UND PETER GLATTHARD
ERSTER TEIL: A‒F
FRANCKE VERLAG BERN




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Publiziert mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds
zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung
#(C)
A. Francke AG Verlag Bern, 1976
Alle Rechte vorbehalten
Gesamtherstellung: Stämpfli + Cie AG, Bern
Printed in Switzerland




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S. 5*


EINLEITUNG
1. Ziel, Anlage und Bedeutung des Werks

Die vollständige Sammlung der noch im Gelände verhafteten wie der urkundlich überlieferten Ortsnamen des Kantons
Bern, d. h. aller Siedlungs- und sog. Flurnamen, im alten deutschsprachigen Kantonsbereich1, die vollständige Publikation
und möglichst sorgfältige Deutung dieses «Materials» sowie dessen Auswertung in siedlungsgeschichtlicher, volkskund-
licher und sprachlicher Hinsicht haben wir uns von Anfang an als umfassende Aufgabe gestellt.

Ob nun das damals so weitgesteckte Ziel für den auch in der Einschränkung noch grossen Raum des Bernerlands zwischen
Jurafuss und Alpenkamm erreicht werden kann, ist uns freilich während der jahrzehntelangen Arbeit immer fraglicher
geworden. Nicht nur deshalb, weil eine wirklich vollständige Sammlung des lebendigen wie des geschichtlich überlieferten
Namengutes kaum geleistet werden kann, sondern auch, weil schon die gehortete Fülle des Stoffes und die bedrängende
Vielfalt der Probleme vom Herausgeber und seinen Mitarbeitern kaum in der erhofften extensiven Weise zu bewältigen ist2.
Geplant wurde vorläufig ein erster Band, der mit der mundartlichen Lautung vor allem die historischen Belege ausbreitet
und, wenn möglich, eine etymologische Deutung versucht. Für einen zweiten Band, der die erwähnte Auswertung in
Grundzügen zu entwerfen hat, liegen erste Entwürfe vor, und ein abschliessender dritter Band, der das berndeutsche
Namengut von heute, nach Gemeinden aufgereiht, mit der Beschreibung und Fixierung der bezeichneten Geländegegeben-
heiten auszubreiten hätte, haftet wenigstens in unserm Blickpunkt.

Wir beginnen mit der Publikation eines ersten Teils von Band I «Dokumentation und Deutung», der die für die Etymologie
nötigen historischen Belege bereitstellt, welche später in der geplanten dritten Publikation der noch heute geländeverhafte-
ten «Materialien» (Ortsverzeichnisse von Namen und bezeichneter Realität) keinen Platz mehr finden können. Der in dieser
Lieferung angehobene erste Band soll weiterhin in einzelnen grössern Teilen als alphabetisch angelegtes Lexikonerscheinen.
Die besondere Bedeutung unseres Untersuchungsgebietes und seiner Namenwelt liegt in helvetischen Bezügen wohl darin,
dass es das eigentliche Herzstück der westlichen deutschen Schweiz ist und damit als repräsentativ auch für weiterreichende
Landesgegenden im Westen gelten darf ‒ dass unser Raum, der bei den Juraseen beginnt, über das flache, fruchtbare
Mittelland und durch typische Voralpenbereiche bis an die höchsten Gipfel und Gräte führt, eine Vielfalt sehr verschieden-
artiger Landschaften mit besondern Naturgegebenheiten und damit auch mit unterschiedlichen Wohn- und Wirtschaftsver-
hältnissen umfasst, die teilweise eine eigene toponomastische Terminologie hervorgebracht haben müssen. Zudem sind
diese Gegenden historisch gestuft von Böden mit schon frühgeschichtlichen Niederlassungen, ferner Räumen der ersten
alemannischen Landnahme über Gegenden des ältern und jüngern Siedlungsausbaus bis in noch heute menschenleere
Hochgebirgsregionen. Geschichtlich bemerkenswert bleibt, dass sich unser Bereich mit dem Raum eines spätmittelalter-
lichen Stadtstaates und eines der danach mächtigsten und geschlossensten eidgenössischen Orte deckt, ferner dass die ganze
westliche Flanke im Strahlungsbereich der deutsch-französischen Sprachgrenze liegt und im südlichen Teil noch die
langandauernde Auseinandersetzung alemannischen Sprachtums mit dem alpinromanischen der Vorsiedler nachklingt.


2. Die bernische Orts- und Flurnamensammlung
Entstehung und Entwicklung der Arbeit

Das Werden eines Ortsnamenbuchs des Kantons Bern3 steht in engstem Zusammenhang mit den Erhebungen des
Kantonalen Vermessungsamtes für Übersichtspläne und Grundbuch, insbesondere aber mit den Anforderungen, die in den
30er Jahren für die Beschriftung der neuen «Landeskarte der Schweiz» gestellt wurden. Damals ‒ in der Zeit der
eidgenössischen Bedrohung und der dem Krieg vorausgehenden ‹geistigen Landesverteidigung› ‒ hatte sich scharfe Kritik
gegen die gelegentlich willkürliche und oft auch fälschlich verhochdeutschte Namenschreibung auf den bisherigen
Siegfriedblättern erhoben, und es wurde eine der Naturnähe der neuen Kartenbilder angemessene, wirklichkeitsgetreuere
Beschriftung heimischen Gepräges verlangt. Wie die kartographische Technik das Gelände bis in letzte Feinheiten genau
wiedergebe, so sei auch für die Benennung gleichermassen bodenständige Echtheit zu fordern, und mit dieser Aufgabe,
deren volle Problematik man wohl noch kaum genügend klar erkannte, seien ebenfalls Fachleute zu betrauen4.

Während bisher die Grundbuchgeometer und Topographen zusammen mit dem Gelände zugleich auch dessen Nomenkla-
tur aufgenommen und festgelegt hatten, wurden nun durch einen Bundesratsbeschluss vom Jahre 1938 die Kantone
verpflichtet, sog. Nomenklaturkommissionen, zu deutsch: Ausschüsse für die Erhebung und Regelung der Örtlichkeitsna-
men, zu bestimmen5. Sprachwissenschafter sollten das vom Geometer ausgewählte Namengut in einer der ortsüblichen
Sprechweise angenäherten Form für das topographische Werk der neuen Landeskarte bearbeiten und künftighin überhaupt



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S. 6*


die Schreibformen der einheimischen Namen im Einverständnis mit der zuständigen Gemeinde für offizielle Pläne und
Karten festlegen. Im Kanton Bern nahm nach einigen tastenden Versuchen von Gremien, an denen auch noch Prof. O. von
Greyerz († 1940), beteiligt war, eine endgültig ernannte kleine Kommission, in die der damalige Kantonsgeometer
W. Hühnerwadel († 1945), Prof. Dr. Heinrich Baumgartner (1889‒1944) und Dr. P. Zinsli, damals Gymnasiallehrer in
Biel, gewählt wurden, die Aufgabe in die Hand. Die zunächst ganz dem praktischen Ziel der Kartenbeschriftung gewidmete
Arbeit konnte wegen der Kriegszeitverhältnisse und wegen der noch anhaltenden eidgenössischen Auseinandersetzung über
die «richtige Schreibform» nur langsam vorankommen. Von Anfang an aber haben die beiden Fachberater der Bernischen
Nomenklaturkommission, im Gegensatz zum Vorgehen anderer Kantone, persönlich Erhebungen im Gelände durchgeführt
und für jeden vom Geometer vorgelegten Namen die mundartliche Ausspracheform phonetisch festzuhalten versucht.
Nach dem allzufrühen, plötzlichen Hinschied Prof. H. Baumgartners, welcher sich vor allem als Mitbegründer des
«Sprachatlasses der deutschen Schweiz» (SDS) verdient gemacht hatte, wurde P. Zinsli zu seinem Nachfolger auf den
Lehrstuhl für «Sprache, Literatur und Volkskunde» an die Universität Bern gewählt. Dieser erkannte in einer künftigen
vervollständigten Sammlung der schon zum kleinen Teil auswahlsweise gehorteten Berner Örtlichkeitsnamen eine ebenso
lockende wie dringliche Aufgabe seines neuen Amtes. Hatte er doch bereits während seiner Studienzeit Interesse an der
toponomastischen Forschung gewonnen durch einige Handreichungen bei den Erhebungen für das Rätische Namenbuch
(RNB) von Rob. v. Planta (1864‒1937) und im freundschaftlichen Kontakt mit dessen Schüler und Nachfolger Andrea
Schorta sich auch einige Einsichten in eine solche namenkundliche Arbeit erwerben können. Für das Endziel eines
bernischen Ortsnamenbuchs musste nun aber eben die Sammlung über die unmittelbar praktischen Bedürfnisse der Pläne
und Kartenwerke hinaus erweitert werden, und statt der partiellen Erhebung der durch den Geometer getroffenen blossen
Auswahl war eine dem wissenschaftlichen Plan allein Genüge leistende Erfassung aller erreichbaren Namen zu erstreben.
Dass dies möglich wurde, ist das Verdienst des damals neuen Kantonsgeometers und Kommissionspräsidenten Armin
Buess (1893‒1973), der auch den sprachlichen Problemen von Anfang an lebendigen Anteil entgegenbrachte. Nun erst
wurde es auch möglich, grundsätzlich die ganze Namenfülle eines neuvermessenen Bereichs, ja schliesslich vorbereitend
auch möglichst vollständig die Namen aller Gemeinden des deutschsprachigen Kantonsteils, fortlaufend aufzunehmen,
um so der Praxis die «Rohmaterialien» für die künftige Namenbeschriftung auf Kartenwerken jeden Massstabs zu ver-
mitteln, zugleich aber eben einer unabdingbaren Forderung für die wissenschaftliche Bearbeitung nachzukommen.

Die nachträgliche Umstellung zog freilich zunächst eine grosse Nach-Arbeit mit sich. Es mussten die seit 1943 schon durch
die unvollständigen Geometerverzeichnisse erhobenen Mittellandgemeinden ‒ bereits 179 an der Zahl ‒ wieder aufgesucht
werden, um auch hier im Gelände die noch fehlenden Namenbelege einzubringen ‒ eine Aufgabe, die im wesentlichen durch
Herrn Sekundarlehrer Hans Würgler in den Jahren 1953‒1955, teilweise aber auch durch das Kantonale Vermessungsamt
im Zusammenhang mit Neuvermessungen durchgeführt wurde. Bei der sich über zwei Jahrzehnte hinziehenden vollständi-
gen Erhebung unserer Flurnamen im Gelände fanden wir in verschiedenen Studenten, die zu dem Ziel besonders ausgebildet
wurden, treffliche Helfer. Sie können hier nicht alle namentlich aufgeführt werden. Doch sind wir ihnen stets zu Dank
verpflichtet wie auch den zahlreichen bereitwilligen Gewährsleuten ‒ Bauern, Förstern, Lehrern, Gemeindeschreibern ‒,
die der Namenerkundung ihres Gebietes manche Stunde geopfert haben. Von allen tatkräftigen Helfern in dieser Erhe-
bungsetappe seien ausser dem stets unser Unternehmen fördernden Kantonsgeometer und Kommissionspräsidenten
A. Buess nur noch hervorgehoben Dr. Hans Wildbolz (1887‒1956), der als Kommissionsmitglied die Erhebungen des
Vermessungsamtes von 1943 bis zu seinem Hinschied 1956 gewissenhaft mitbetreut hat, und Dr. Rudolf Ramseyer, der
sich schon jahrelang als ausgezeichneter Explorator bewährt hatte und dann als Nachfolger von Dr. Wildbolz in die Kan-
tonale Nomenklaturkommission gewählt wurde.

Das Unternehmen der wissenschaftlichen Verarbeitung für ein künftiges Namenbuch, das unabhängig von den praktischen
Zwecken des Vermessungsamts, aber in guter Zusammenarbeit mit dieser Stelle vom Herausgeber P. Zinsli an der
Universität eingeleitet wurde, fand zuerst nur eine sehr bescheidene Unterkunft in einem Abstellraum des Hauptgebäudes
der Universität, konnte dann aber durch das Wohlwollen der Behörden in den mit dem Wegzug der Redaktion des Glossaire
des Patois de la Suisse Romande aus Bern freigewordenen Räumen am Falkenplatz 16II eine bleibende Stätte finden, wo es
noch heute untergebracht ist. Hier wurde nun die Anstellung einer zunächst vier Nachmittage für uns tätigen Sekretärin von
der Erziehungsdirektion bewilligt, die die handschriftlichen Geländeaufnahmen wie später die historischen Erhebungen
fortlaufend mit der Maschine abzuschreiben und einzuordnen hatte. Erkenntlich gedenken wir der Leistungen, die Frau
E. Grenacher an dieser Stelle zwischen den Jahren 1956 und 1967 für uns erbracht hat, aber auch der vielen Mühen, die die
damalige Dekanatssekretärin, Frl. S. Baudenbacher, durch Exzerpieren und Einordnen unserm Namenwerk geliehen hat.
Von grosser Bedeutung für die gut fortschreitende Geländeerhebung wurde es, dass wir auf dem Kantonalen Vermessungs-
amt in dem Beauftragten für Planbeschriftung, Moritz Schneider, einen verständnisvollen, äusserst gewissenhaften Helfer
hatten, der die Erhebungen jeweils einleitete, sie dann überprüfte und die Lokalisierung sorgfältig überwachte.





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S. 7*

Jede etymologisch deutende Namenforschung bedarf der historischen Dokumentation. Deshalb musste schon früh, parallel
zur Aufnahme im Gelände, auch die Erhebung der urkundlich überlieferten Namenquellen des Kantons Bern eingeleitet
werden. Sie wurde ermöglicht durch die finanzielle Hilfe des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissen-
schaftlichen Forschung, der uns für die erwähnten komplettierenden Nacherhebungen im Gelände bereits Mittel zur
Verfügung gestellt hatte. Die Arbeit im historischen Bereich wurde erleichtert durch den Umstand, dass für die frühe Zeit
bis zum Jahre 1390 die leicht erreichbaren, wohlgeordneten 10 Bände der «Fontes Rerum Bernensium», des bernischen
Quellenwerks, zur Verfügung standen. Für die spätere Zeit aber beherbergt allein das Staatsarchiv des Kantons Bern
ein fast uferloses Meer von Urkunden, Missiven, Manualen und Ämterbüchern, von denen die meisten auch eine Fülle
von Örtlichkeitsnamen enthalten. «Die reichen Bestände unseres Staatsarchivs», schrieb der langjährige Adjunkt E. Meyer,
ergäben, aneinandergereiht, «gegenwärtig eine Länge von ca. 10½ Kilometer» und bildeten «wohl das grösste kantonale
Staatsarchiv der Schweiz»6.

Da unsere Geldmittel von Anfang an knapp, die Zahl der Arbeitskräfte klein war, schliesslich aber auch die Zeit
vorbereitenden Sammelns notwendigerweise begrenzt blieb, mussten wir die historischen Aufnahmen zielbewusst ein-
schränken. Allein die volle Erfassung der Berner Urkunden vom Abschluss der «Fontes» 1390 bis zum Jahr 1500 hätte
mehrere Geschichtskundige viele Jahre lang beschäftigen müssen. Deshalb wurden aus dem Bestand der Originalüberliefe-
rung nur die für die Flurnamenforschung besonders ergiebigen und in Bern überaus zahlreich vorhandenen Urbare
herausgehoben und wegen der Fülle des Materials nur ein Teil von ihnen ausgewertet. Wenn nämlich in Zürich etwa 500
Urbare vorliegen, so besitzt das einst umfangreichere Bern bis in die Neuzeit deren 2000 (ungefähr 1700 Herrschafts- und ca.
450 Pfrundurbare). Es konnten deshalb nur die verhältnismässig noch wenig zahlreichen Güterverzeichnisse des 15. Jahr-
hunderts und anschliessend die rasch wachsende Zahl der in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstandenen ganz
durchgearbeitet werden. Mit dem Ende der Reformationszeit musste die urkundliche Erhebung abgebrochen werden. Die
Epoche des Glaubensumbruchs aber hat nochmals einen eigenen Bestand neuer namenreicher Urbare hervorgebracht, da
der bernische Staat damals den Besitz, den er durch die Säkularisation gewonnen hatte, genau feststellen und aufzeichnen
liess.

Jeder Einschnitt in den Strom der Überlieferung wie jede Auswahl der Dokumente muss freilich unbefriedigend bleiben,
auch wenn sich der Namenkundler damit trösten kann, dass die spätern Aufzeichnungen nach Beginn des 16. Jahrhunderts,
meist sogar schon etwas ältere, für die Etymologie kaum mehr viel Erhellendes herzugeben vermögen. Freilich könnte die
ganze historisch belegte Fülle des Berner Namengutes erst bei vollständiger Erfassung auch des neuzeitlichen, die Namen
dokumentierenden Schrifttums gehortet werden. Wenn nämlich die spätern Aufzeichnungen, namentlich die Güterver-
zeichnisse, im allgemeinen auch einfach das ältere Namengut, und dazu häufig in orthographischer Entstellung, reproduzie-
ren, so finden sich doch auch in diesen Dokumenten immer wieder neue oder bisher nicht erfasste Flurbenennungen.

Bedauerlich musste die grundsätzliche Begrenzung auf die Mitte des 16. Jahrhunderts aber für uns vor allem deshalb bleiben,
weil einige Gebiete des Kantons Bern, besonders die gebirgigen, erst spät mit einer grössern Zahl von bodenverwachsenen
Namen auf Güterverzeichnissen erscheinen; etwa das Haslital kann erst in Urbaren des 18. Jahrhunderts eingehender erfasst
werden.

Um solche Spätdokumentation doch noch einzubeziehen und um die Lücke ein wenig aufzufüllen, die sich durch die
Beschränkung auf die Urbarüberlieferung und damit durch die nur zufällige Berücksichtigung des übrigen handschrift-
lichen Urkundenbestandes für die Zeit nach 1390 (Schluss der «Fontes») ergeben musste, wurden dann doch aus andern,
bis in die frühe Neuzeit hineinreichenden und gut zugänglichen gedruckten Dokumentenwerken, besonders aus den
«Rechtsquellen des Kantons Bern», noch viele einschlägige Namenbelege gewonnen und verzettelt. Von Dr. h. c. Rob.
Marti-Wehren († 1970) sind uns während der langen Jahre seines unermüdlichen Aktenstudiums im Staatsarchiv immer
wieder ganze Bündel teilweise doch noch wichtiger «Spätbelege» vom 17. Jahrhundert an aufwärts zugekommen, die der
verdiente Volkskundler gleichsam als Hobelspäne in seiner kulturgeschichtlichen Werkstätte für uns zusammengelesen hat.
Ihm wie auch den damals jungen Historikern Dr. Beat Junker (tätig 1955/56), dem leider jung verstorbenen Rud. Maurer
(† 1956), ferner Dr. Fred Haenssler (tätig 1956/57), Herr Zoltan Janosa (tätig 1958‒1960), aber auch Frau Stella
Lederer (tätig 1957‒1966) sind wir für ihre Auszüge aus handgeschriebenen Urbaren und gedruckten Werken sehr zu Dank
verpflichtet.

Im Jahre 1963, zwei Jahrzehnte nach ihrem Beginn, war die Sammelarbeit im wesentlichen abgeschlossen: die Örtlichkeits-
namen der 363 deutschsprachigen Gemeinden des Kantons Bern, bzw. die 347 Orte des alten Kantonsteils ohne die von uns
nicht mehr berücksichtigten 16 jurassischen Gemeinden mit deutscher Sprache (vgl. Anm. 1), waren im Felde erhoben, und
die geschichtlichen Quellen waren, soweit geplant, wenn auch ‒ wie sich bald zeigte ‒ nicht lückenlos erschlossen. In diesem
Jahr 1963 konnte Dr. Rud. Ramseyer für eine Oberassistent-Lektor-Stelle an der Universität gewonnen und dabei halbtägig
als Mitarbeiter an die Ortsnamensammlung verpflichtet werden. Der neue, durch seine langjährige Tätigkeit als Explorator



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und danach als Mitglied der Kantonalen Nomenklaturkommission in unsere Materie schon trefflich eingearbeitete Helfer
sandte nun im Jahr 1964 die vollständigen Namenlisten der einzelnen Gemeinden, die jeweilen in besondern Sitzungen von
Kommissionsdelegierten und örtlichen Behörden für die offizielle Schreibform festgelegt worden waren, zur nochmaligen
Überprüfung und allfälligen Ergänzungen an kenntnisreiche Gewährsleute im ganzen Kantonsbereich. Ihre Antworten
erbrachten wieder wertvolle zusätzliche Belege und auch mundartliche Aufschlüsse. Doch zeigte sich nun auch die
Notwendigkeit, das aus gedruckten, meist ältern Quellen erhobene historische Material für die sprachwissenschaftliche
Bearbeitung teilweise noch genauer auf die originale Schreibform und die richtige Lesung hin abzusichern und dazu auch
das zu erfassen, was seit Erscheinen dieser Publikationen an Frühüberlieferungen noch hinzugekommen war. Herr
Bibliothekdirektor Dr. Hans Michel, weiland Adjunkt am Staatsarchiv Bern, übernahm freundlicherweise 1966/67 die
Aufgabe, auch unserer Sammlung den ältesten Bestand in den handschriftlichen Nachträgen der «Fontes Rerum
Bernensium» wie in weitern Quellen im Zeitraum von 1014 bis 1390 mit zusätzlichen Ergänzungen aus der Zeit von 1479 bis
etwa 1510 zu beschaffen, aber auch Probleme der genauern Lesung und der Lokalisierung mancher alter Belege zu lösen.
Auszüge aus weitern Dokumentenbänden und aus Quellenwerken und Karten der Rand- und Nachbargebiete vermittelte
uns die seit 1964 in besonderm Auftrag, seit 1967 als neue Sekretärin in gewissenhafter Arbeit wirkende Frl. Ruth Klopfer,
seit 1974 nicht minder einsatzbereit Frau E. Schorno. Ihnen wie auch cand. phil. Chr. Hostettler, der uns seit 1964 seine
Hilfe als Assistent geliehen hat und u. a. eine ansehnliche Zahl bisher noch unbeachteter Urbare des Staatsarchivs auf
Flurnamen hin erarbeitete, gilt unsere aufrichtige Erkenntlichkeit. Grossen Dank schulden wir aber auch dem Schweizeri-
schen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, ohne dessen wiederholte finanzielle Hilfe
der Bestand unseres historischen Beleggutes, das nun in unserer Kartothek das «lebendige», noch im Gelände verhaftete an
Zahl der Zettel weit übertrifft, nicht zusammengekommen wäre. Allein durch Zusammenarbeit mit dem Kantonalen
Vermessungsamt Bern und mit dessen Unterstützung ist, wie erwähnt, auch die Erhebung im Gelände und die volle
Hortung der noch bodenständigen Namen zustande gekommen.

Mit dem vorläufigen Abschluss der eigentlichen Sammelarbeit im Jahre 1963 begann bereits die Auswertung der gehorteten
Materialien und die Vorbereitung eines Manuskripts zum Ortsnamenbuch. Allerdings stellten sich uns sogleich vielfältige
und schwierige Fragen zur Auswahl der Belege, zur Einordnung der Etyma und zum Aufbau der einzelnen Artikel. Wir
suchten im eigenständigen bernischen Stoff einen eigenen Weg, erstellten Probefassungen und unterbreiteten diese,
vervielfältigt, befreundeten Fachleuten zur Kritik und zu weiterer Beratung. Ihre Antworten nützend, haben wir dann die
endgültige Fassung festgelegt (s. folgenden Abschnitt) und mit der Darstellung unseres Materials in einer geeigneten
alphabetischen Folge begonnen.

Es zeigte sich freilich bald, dass bei dem gewaltigen Schatz des in unserer Kartothek bereitliegenden Namengutes (es mögen
gegen 500 000 Zettel mit etwa 5000 Etym sein), bei der Kompliziertheit immer neu sich erhebender Fragen wie bei der
Notwendigkeit, doch stets von neuem auch auf spätere Originaltexte im Staatsarchiv zurückzugreifen, noch weitere
Dokumente zu exzerpieren oder Rückfragen bei Gewährsleuten zu tätigen, die Kraft der beiden durch ihr Lehramt
belasteten Bearbeiter für einen einigermassen befriedigend raschen Fortgang des Unternehmens nicht ausreichte. So war es
ein Glücksfall, dass im Frühling 1969 Dr. Peter Glatthard mit der Übernahme eines weitern Oberassistenten-Lektorats
an der Universität auch halbtägig als zweiter Mitarbeiter des Herausgebers gewonnen werden konnte, und damit wurde eine
erfreuliche Weiterentwicklung unseres Namenwerks gesichert. Die einzelnen Artikel erwachsen durch Zusammenarbeit.
Während die beiden Mitarbeiter im vorliegenden Teil nach vorangehender Konsultation den materiellen Aufbau aus dem
Zettelbestand besorgten, lag der Beitrag des Herausgebers vorwiegend in der koordinierenden Leitung, der Verantwortung
für die etymologische Deutung, ferner im Führen der administrativen Angelegenheiten. Das Druckmanuskript wurde von
jedem nochmals gelesen und gemeinsam beraten.

Im Laufe der Kartierung, besonders aber bei der gestaltenden Darstellung, zeigte es sich, dass ein bedeutender Teil unserer
Örtlichkeitsnamen mit einem Personennamen gebildet ist und oft nur bei Kenntnis der altbezeugten Vor- und Sippennamen
sicher erhellt werden kann. Leider war es uns unter den geschilderten Umständen nicht von Anfang an möglich, auch eine
gleichzeitige Erhebung des bernischen Personennamenbestandes aus Urbaren und andern Dokumenten durchzuführen,
sosehr das den Verfasser unter dem Vorbild der rätischen Pionierarbeit von R. v. Planta gelockt hätte. Aber im Laufe der
Sammeltätigkeit haben wir doch auch jene Sippennamen aufzuzeichnen begonnen, die mit Örtlichkeiten zusammenhängen
(Herkunfts- und Insassennamen), und wir haben dieser zweiten Benennungsart überhaupt mehr Aufmerksamkeit zu-
gewandt. Dies nicht zuletzt, weil der Plan besteht, das bernische Ortsnamenbuch später einmal durch ein Werk über die
einheimischen Personennamen zu ergänzen. Im Hinblick auf diese künftige Zielsetzung, aber auch weil wir inzwischen
einen materiellen Überblick über weitere landschaftliche Bereiche jenseits der Kantonsgrenzen gewonnen hatten und weil
der Herausgeber bereits eine gesonderte Sammlung der deutschen Orts- und Flurnamen in den sog. ennetbirgischen
Walserkolonien mit Hilfe der «Stiftung zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung an der Universität Bern»



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S. 9*


aufgebaut hatte und diese zu Vergleichen und für übergreifende Streuungspläne zur Verfügung stellen konnte, haben wir
unser wissenschaftliches Unternehmen am Falkenplatz im Jahr 1964 umbenannt in «Forschungsstelle für Namenkunde der
westlichen deutschen Schweiz und Ortsnamensammlung des Kantons Bern». Im erweiterten Rahmen sind schon einige
namenkundliche Arbeiten von Paul Zinsli und von Studierenden unter seiner Leitung erwachsen, die auch bereits als
Grundlagen des geplanten zweiten auswertenden Bandes betrachtet werden können. Eigentliches Zentrum unserer
Forschungsstelle bleibt denn auch für die nächste Zukunft das Orts- und Flurnamenbuch des Kantons Bern [ONB].

In der Phase der Publikationsvorbereitung erwies sich für das Redaktionskollegium von drei Germanisten immer
dringlicher die Notwendigkeit, für die Erhellung undurchsichtiger Belege, die möglicherweise auf vordeutsche Siedler
zurückgeführt werden könnten, einen romanistischen, vor allem des Frankoprovenzalischen kundigen Fachmann zu Rate
zu ziehen. Wieder ermöglichte uns die finanzielle Hilfe des Schweizerischen Nationalfonds wertvolle romanistische Aus-
künfte, unter anderen von Dr. F. Gysling und ‒ seit Herbst 1972 ‒ von verschiedenen Redaktoren des ‹Glossaire des
Patois de la Suisse romande›. Die etymologischen Bemerkungen der einzelnen romanistischen Beiträger werden in Klam-
mer mit deren Initialen gekennzeichnet: z. B. Dr. P. Knecht (K.), Dr. W. Müller (M.), Dr. H. R. Nüesch (HN).

Und schliesslich sagten uns ihre wertvolle Unterstützung zu die Herren Professoren S. Heinimann, Bern, E. Walder, Bern,
R. Ris, Bern und Ed. Studer, Freiburg i. Ue., indem sie sich dem befreundeten Leiter und Herausgeber für eine Patronats-
kommission zur Verfügung stellten, die das Werk fördern helfen will und allenfalls für die Kontinuität des Begonnenen
sorgen würde.

Sowohl den romanistischen Helfern wie diesen Mitgliedern des Kuratoriums sei hier schon ausdrücklich Dank gesagt.


3. Verfahren bei Erhebung und Einordnung

Schon zu Beginn der Kommissionsarbeit für das Vermessungswerk im Jahre 1943, als es noch allein um praktische Ziele der
sach- und zeitgemässen Kartenbeschriftung ging, war es den beiden sprachwissenschaftlichen Mitgliedern, Prof. H. Baum-
gartner und dem derzeitigen Herausgeber, klar, dass die Grundlage aller Normierung nur eine unmittelbare Aufnahme im
Gelände mit lautgetreuer Wiedergabe der lokalen Sprechform sein könne. Im Gegensatz zu andern Kantonen haben wir
schon die ersten uns zur Bearbeitung unterbreiteten Namenlisten im Felde bei den Anwohnern abgefragt und die Antworten
phonetisch notiert ‒ damals in der Kriegs- und Nachkriegszeit noch oft auf weiten Wanderungen zu Fuss und mit dem Velo.
In Sitzungen wurden unmittelbar danach die Schreibformen für das Kantonale Vermessungsamt und die Landestopogra-
phie festgelegt. Über dies schwierige Verfahren ist hier nicht zu berichten: das Abwägen des Zulässigen und Richtigen lag
zuerst ganz in der Verantwortung der Kommissionen, wurde dann aber durch die eidgenössischen «Weisungen für die
Erhebung und Schreibweise der Lokalnamen bei Grundbuchvermessungen in der deutschsprachigen Schweiz» vom
27. Oktober 1948 und die von der Berner Kommission zusätzlich ausgearbeiteten «Vorschriften über die Erhebung und
Schreibweise der Lokalnamen im Kanton Bern (deutsches Sprachgebiet)» vom 13. Oktober 1950 in bestimmtere Bahnen
gelenkt. Als dann auch der wissenschaftliche Plan einer möglichst umfassenden Sammlung für ein bernisches Ortsnamen-
buch gefasst wurde, stand bei uns fest, dass für ein solches Unternehmen mit dem Anspruch auf Vollständigkeit des
Namenguts weiterhin nur die direkte Erhebung der bodenständigen, unfrisierten Lautungen aus dem Munde der besten
Gewährsleute im Felde in Frage komme, nicht das leichtere, aber allzu vielen Fehlmöglichkeiten ausgesetzte Korrespon-
denzverfahren.

Es zeigte sich jedoch, dass die Aufgabe solcher Gesamtaufnahmen in allen Gemeinden des deutschen Kantonsteils die
begrenzte Arbeitskraft der beiden damaligen sprachwissenschaftlichen Kommissionsmitglieder überstieg. Wir mussten
deshalb dazu übergehen, zusätzliche Exploratoren anzuwerben und auszubilden, die nun im Auftrag der Kommission das
«Rohmaterial» im Gelände zu erfassen und mit uns einzuheimsen hatten. Diese Helfer fanden sich durchwegs unter den
ehemaligen Studenten des Leiters der Ortsnamensammlung. Um aber das Sammelgut möglichst exakt und systematisch mit
allen zur Deutung nötigen Auskünften erhalten zu können, arbeiteten wir sogleich eigene Aufnahmezettel mit vorgedruck-
ten Rubriken aus. Diese Listen wurden in Blöcke geheftet und waren stets im Durchschlagdoppel für die beiden Fachberater
in der Kommission zu beschriften. Sie mussten ausser der phonetischen Erhebung auch die genauere Lokalisierung, wenn
möglich mit der Geländebeschreibung und allfälligen Angaben der Gewährsleute, Namen und Alter dieser Helfer, ferner
das Aufnahmedatum wie das Datum der später anschliessenden, oft Ergänzungen und Berichtigungen zeitigenden
Gemeindebesprechung enthalten. Für die Transkription der Felderhebungen wählten wir grundsätzlich das von R. Hotzen-
köcherle ausgearbeitete phonetische Zeichensystem des Sprachatlasses der deutschen Schweiz7, freilich mit Vereinfachun-
gen, die nur den besondern Sprachklang des Berndeutschen zu erfassen haben8. Doch auch so konnte man, bei der
wechselnden Zahl nicht gleichmässig und nicht lange genug geschulter Studenten, keineswegs eine in den Feinheiten so



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gesicherte lautliche Wiedergabe erwarten, wie sie den vier Exploratoren des Sprachatlasses möglich war. Aber solche letzte
Genauigkeit schien uns für die Ziele einer nicht vornehmlich lautgeographisch eingestellten Ortsnamensammlung auch
nicht nötig. Die Ergebnisse erwiesen sich denn auch als durchaus genügend für unsere endgültige Schreibweise mundart-
licher Sprechformen und im allgemeinen als exakt genug für die etymologische Deutung.

Das Verfahren für die Aufnahmen zuhanden des Kantonalen Vermessungsamtes bestimmte, dass alle in der Kommission
zum praktischen Kartengebrauch normierten Namen jeweils der zuständigen Gemeindebehörde unterbreitet werden
mussten und auf einer besondern Gemeindebesprechung noch zu verifizieren waren. Bei dieser Gelegenheit liessen sich ‒ wie
erwähnt ‒ auch manche für die wissenschaftliche Bearbeitung noch hängige Fragen, ferner phonetische Unsicherheiten, mit
den einheimischen Gewährsleuten endgültig klären. Alles so im Gelände mit Hilfe des Kantonalen Vermessungsamtes
erhobene Namengut gelangte nun in der phonetisch transkribierten Rohform zur weitern Auswertung in unsere Ortsna-
mensammlung, wo ein nach besondern Grundsätzen systematisierter Katalog aufgebaut wurde. Unsere Sekretärin (und
zeitweise andere Hilfskräfte) schrieben die handschriftlichen Feldaufnahmen mit einer auf unser phonetisches Zeichensy-
stem umgearbeiteten Schreibmaschine auf normierte Zettel mit einem, bzw. mit zwei Durchschlägen ab. Der weisse
Originalzettel wurde der für das gesamte Namengut alphabetisch angeordneten Kartothek I mit den noch «lebendigen»,
im Gelände erhobenen Namen eingefügt, der rote Durchschlagzettel für eine gesonderte gemeindeweise Anordnung dieses
«lebendigen» Namengutes verwendet, wobei das Material jeder einzelnen Gemeinde in sich wieder in alphabetischer Folge
gesichtet wurde.

Eine entsprechende Kartothek II stellten wir mit dem aus historischen Quellen erhobenen Beleggut her: auf grauen Zetteln
wurden diese Dokumentenbelege insgesamt in eine alphabetische Reihenfolge gebracht, während in ockergelber Farbe eine
gemeindeweise historische Kartei errichtet wurde. Für beide Abteilungen unserer Sammlung wurden aber auch Zettel mit
den zweiten Namengliedern auf weitern Durchschlägen ausgezogen, und eine allerdings noch unvollständig gebliebene
Zusammenstellung der Suffixe wurde in Angriff genommen.

Bei der Verarbeitung zu einem Namenbuchmanuskript müssen die beiden zunächst gesonderten Zettelkästen, Kartothek I
(die im Gelände phonetisch erhobenen Materialien) und Kartothek II (das historisch überlieferte Beleggut) fortlaufend
zusammengezogen werden. Das bringt eine nachträgliche Arbeit der Identifizierung und Lokalisierung, die nicht zum
vornherein schon geleistet werden konnte.

Damit erwächst aber schliesslich eine neugeordnete einheitliche Kartothek, in der die «lebendigen» Örtlichkeitsnamen
zusammen mit ihren urkundlichen Belegen nach alphabetischer Ordnung zu finden sein werden.

Der Bestand einer solchen, dauernd der Ergänzung offenen Kartei, die alle Belege, auch die schliesslich ins gedruckte
Ortsnamenbuch nicht aufgenommenen, enthält, stellt bereits ein geschlossenes wissenschaftliches Instrumentarium dar, das
auch nach Abschluss des Namenbuchs der weitern Forschung, vor allem lokalen Monographien, zur Verfügung stehen
soll9.

Es war für unsere toponomastische Bearbeitung ein Glücksfall, dass uns zur Ergänzung unserer nun aufgebauten Berner
Ortsnamenkartothek von der Eidgenössischen Landestopographie (durch Entgegenkommen des damaligen Direktors
Prof. Bertschmann) als langfristiges Depositum in unsern Räumen auch die gesamtschweizerische, auf den Blättern des
Siegfried-Atlasses basierende Kartothek zugesprochen wurde, die seinerzeit von Johannes Hubschmid im beamteten
Auftrag des Eidgenössischen Kartographieinstituts ausgebaut worden war. Sie enthält nicht nur ein gesamtschweizerisches
Vergleichsmaterial, sondern auch die für die Lokalisierung wichtigen Koordinatenangaben und für viele Etyma dazu noch
Verweise auf die Deutungen in der Fachliteratur bis zum Jahre 1946. Um diese bei uns aufbewahrte Namensammlung nicht
veralten zu lassen und für unsere Aufarbeitung auch die in neuster Zeit veröffentlichten Etymologien bereitzustellen,
konnten wir seinerzeit mit Hilfe der damaligen Lektorin Frl. Dr. B. Berger noch die toponomastische Literatur zu den
Schweizer Ortsnamen zwischen 1946 und 1957 in einem gesonderten Zettelkasten verfügbar machen. Die Weiterführung ist
für die Jahre 1966/67 von Herrn cand. phil Chr. Hostettler geleistet worden; ab 1967 wird diese Aufgabe von Frau
A. Bulicek gewissenhaft betreut.


4. Aufbau des vorliegenden Bandes

Bei der grossen Fülle des gehorteten Materials stellten sich für die Anlage unseres ersten Bandes, der zusammen mit der
heutigen Sprechform und mit dem historischen Beleggut auch die möglichen Deutungen vermitteln soll, verschiedene
gewichtige Fragen. Denn wenn auch jedes neue wissenschaftliche Lexikon auf den Leistungen und Erfahrungen seiner
Vorgänger weiterbauen kann ‒ für die schweizerische Ortsnamenforschung liegt im abgeschlossenen ‹Rätischen Namen-
buch› ein bedeutsames Leitbild vor ‒, so hat doch auch jede andersartige Natur- und Sprachlandschaft ihre eigenen
Probleme, die es nun im Hinblick auf das besondere Namengut des Kantons Bern zu lösen galt. Zum vorneherein stand fest,



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S. 11*


dass in diesem Band alle Etyma der Kartothek, auch die für uns dunkeln, aufgenommen werden mussten, um noch der
künftigen Forschung eine gesicherte, breite Grundlage zu vermitteln. Dabei konnte es sich aber für das druckfertige
Manuskript aus blossen Raumgründen und nicht zuletzt wegen der Druckkostenfolgen keineswegs um die Wiedergabe aller
Belege handeln, weder aller «lebendigen» (vgl. Anm. 12) noch, vor allem in Fällen reicher Überlieferung, aller «histori-
schen» Belege mit ihren oft über Jahrhunderte gleichlautenden Formen. Schliesslich soll ja der vorliegende Band auch als
«Schlüssel» zur umfassendern Zettelsammlung dienen, die eben noch zusätzliche Belegmaterialien einschliesst und durch
beiläufige Neuerhebungen wie Neuexzerpierungen stets à jour gehalten wird. Es musste aber für die vorhandene Belegmasse
ein Prinzip der Auswahl, für die Gesamtheit der Etyma jedoch ein Verfahren der Aufreihung und schliesslich für die
einzelnen Artikel eine dem Material gemässe Gestaltungsweise gefunden werden.

Was die Aufreihung grundsätzlich anbelangt, so kam für den geplanten historisch-etymologischen Teil, der Beleggut und
Deutungsmöglichkeit der Einzelnamen darzulegen hat, nur eine systematische alphabetische Folge in Betracht, da jede
vorweggenommene inhaltliche Gliederung die Darbietung des gewaltigen Stoffes komplizieren und das gesichtete, hier der
Forschung bereitgestellte Rohmaterial schon in weitere Zusammenhänge hineininterpretieren würde10. Für diese deutende
Auswertung im gesamtbernischen Rahmen ist ohnehin auch ein folgender Teil geplant, dessen Anlage mit der ersten
Sichtung und Erhellung des Materials schon entworfen werden kann.

Für die Gestaltung des vorliegenden Bandes im einzelnen wurden im Laufe der Zeit verschiedene Lösungen mit immer
wieder neu erwogenen Entscheiden versucht. Nach der erwähnten Konsultation befreundeter Namenforscher entstand
schliesslich der nun festgelegte Aufbau unseres Namenbuchs, der sich am besten von der Ausgestaltung der Artikel her
darstellen lässt:

a) Ein Stichwort steht jeweils am Beginn des Artikels und bestimmt dessen Einordnung ins Ganze nach einer alphabetischen,
den Anforderungen von Material und Benützungsmöglichkeit angepassten Reihung. Obschon das Schmellersche System,
welches das ‹Schweizerdeutsche Wörterbuch› (Idiotikon) grundsätzlich verwendet, vom sprachwissenschaftlichen Stand-
punkt aus seine unbestreitbaren Vorzüge hat, entschieden wir uns doch für die gewöhnliche alphabetische Buchstabenfolge,
um damit eben auch dem nicht besonders dafür geschulten Benützer das Auffinden der Namen zu erleichtern. Freilich, ohne
gewisse Abweichungen kommt ein auf mundartliche Vielfalt und örtlich wechselnde Sonderart eingestelltes Lexikon nicht
aus:

Bei den Vokalen beeinflussen Kürze und Länge die Reihenfolge nicht, auch wenn der lange Selbstlaut durch Doppelschrei-
bung gekennzeichnet ist; es folgen sich z. B. Ahorn, Aal-, Alf-, Alg-, All-, Aare … Besondere Schwierigkeit für eine normierte,
nicht rein etymologische Aufreihung bieten Ansatzwörter mit A-, Ä-, E-. Wo neben mit A- anlautenden Stichwörtern noch
durch Umlautwandel zu Ä- und E- deutlich ihnen etymologisch zugehörige Bildungen erscheinen, werden diese auch unter
A- eingereiht, wobei wir mit einem spätern Rückverweis im geplanten Formenindex rechnen. Alle übrigen Ä-/E-Anlaute
werden unter dem Buchstaben E- zusammengezogen. (Man suche also Namen auf Ä- und E- grundsätzlich unter E-!)

Für das leichtere Auffinden sind auch die mundartlichen Diphthonge Ou- und Öi- in die historisch zugrunde liegenden und
dazu schriftsprachgewohnten Schreibungen Au- und Äu-, bzw. Eu-, umgesetzt worden; z. B. ist Oug unter Aug(e), Öigst
unter Äugst usw. zu finden.

Bei den Konsonanten wurden im Wortanlaut D- und T- unter T-, B- und P- unter P- zusammengezogen; z. B. dürr und Tür
unter T-, Blätz und Plag unter P-. Dagegen werden inlautende Lenes und Fortes getrennt in die alphabetische Reihenfolge
aufgenommen; deshalb stehen an verschiedenen Stellen Lade(n) und Latte(n), Ribi und Rippi u. ä. nach normaler
alphabetischer Weise durch d, t; b, p getrennt.

Für das Aufschlagen wichtig ist die weitere Kenntnis der Normalisierung der Stichwörter, die aus praktischen Gründen in
dreifacher Weise gewonnen wird:

Grundsätzlich wird, besonders für die Überzahl der eigentlichen Flurnamen, eine ans Altdeutsche angelehnte berndeutsche
Normalform nach dem in seiner Lautung altertümlicheren Beleg gesucht und das so gefasste Stichwort im Druck
hervorgehoben (halbfett). Danach müssen lokalmundartliche Eigenarten wie etwa die Hiatusdiphthongierung (Zwielau-
tung vor vokalisch anlautender Folgesilbe) von altdeutsch ī, ū, ǖ zu ei, au (ou), eu (öi), die Monophthongierung
(Vereinlautung) ou, ei, öu zu ō, ē, ȫ, die Entrundungen von ö zu e, ü zu i, üe zu ie, die Palatalisierung und andere bloss
landschaftliche Erscheinungen im Stichwort aufgehoben und dazu das Ganze, wo nötig, zugleich meist dem schriftsprach-
lichen Schreibbild angepasst werden: Augste(n), nicht Oogste(n) ‹August›; Eiche(n), nicht Eeche(n); Freud, nicht Frööd
usw. … mittelbernisch äng unter oberländisch-mhd. eng(e); Ösch, Äsch unter älterem ‒ schriftsprachnäherem Esch(e).

Wo verschiedene lautähnliche Gebilde von etymologischer Verwandtschaft, aber auch der Herkunft nach ungleichartige
oder unklare, zusammengestellt werden, wird eine freigewählte, nicht historisch erschlossene blosse «Stichmarke» aus dem
Wortkern angesetzt, z. B.:





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S. 12*

Al(l)-

I. Allenlüften/Allenwinden …

II. Allenspach 1531‒5370 …/Allenwil …

(I. und II. bedeuten etymologisch verschiedene Ansätze, nämlich ‹omnis› und ein Personenname.)


Wegleitend gilt, dass zusammengesetzte Namen unter dem zweiten Namenglied, dem sog. Grundwort, gesucht werden
müssen: Rotbalm unter -balm, Schattburg unter -burg … Wenn solche Komposita natürlich auch mit einem Beleg unter dem
ersten Namenglied wenigstens aufgeführt werden müssen, finden die Bestimmungswörter ihre Erhellung durch die
historischen Formen doch erst im Zusammenhang der einschlägigen Simplicia und anderer Zusammensetzungen mit dem
Etymon als zweitem Namenelement: z. B. müssen die zahlreichen Stalde(n)-hubel unter Hubel erscheinen, Stalde(n) findet
seine Deutung jedoch erst bei St- unter dem einfachen Namen Stalde(n), ebenso die vielen Zusammensetzungen wie Anggi-,
Chilch-, Muri-Stalde(n)
u. ä.

Das Prinzip der Aufreihung nach dem zweiten Namenglied, dem Grundwort, kann aber da nicht gelten, wo es verdunkelt
und für den Benützer des Namenbuchs kaum abtrennbar, vielleicht sogar überhaupt nicht sicher zu deuten ist (z. B. im Fall
von Berg- und Flurnamen wie Männlechen aus Mann + lehen; Erbetlob aus Erbet + laub [? s. d. …]. Ausgenommen bleiben
auch die zusammengesetzten Namen von Siedlungen (Gemeindenamen und andere bedeutendere Ortschaften), nicht nur,
weil auch sie oft eine schwer aufteilbare Einheit bilden (z. B. Hindelbank gehört zu -wang, Därstetten ist kein -stetten-Name
usw.). Vor allem aber werden diese wichtigern Siedlungsnamen schon beim Bestimmungswort, d. h. in der allgemeinen
alphabetischen Folge, aufgereiht, weil sie vielfach in einem umfassendern Artikel in der Menge der zahlreichen Flurnamen
mit einem entsprechenden zweiten Namenglied zu verschwinden drohten (Grünenmatt etwa in den fast unübersehbaren auf
-matt, Schönried in den zahlreichen auf -ried ausgehenden Flurnamenbelegen).

Deshalb werden nun die Namen aller Gemeinden und bedeutendern besiedelten Örtlichkeiten ‒ auch die eingliedrigen wie
Wengen, Wasen, … ‒ gesondert behandelt und in eigenen Artikeln unter eigenem Stichwort in ihrer gegenwärtigen amtlichen
Schreibweise herausgehoben. Da ein objektiver Massstab für die Auswahl dieser Siedlungsbenennungen kaum zu finden ist,
halten wir uns an das auch für die eidgenössischen und kantonalen Karten verpflichtende «Eidgenössische Postverzeichnis»
(gelbes Heftchen) mit seinem festgelegten Bestand amtlich eingeführter Namenformen11. Ebenso erhalten alle Namen auf
-wil/-wiler ein eigenes Stichwort, auch wenn die Örtlichkeit nicht im «Ortsverzeichnis» steht (wie z. B. Eschwil). Die
wenigen «nicht postamtlichen» Prägungen, deren Etymologie wohl ebenso «interessant» ist, würden im Artikel -wil(er) in
der blossen Aufzählung geradezu verschwinden. Aber auch verbreitete, seltsame, und daher «interessante» zweigliedrige
Namen wie etwa Holiebi, Gauchheit, Rosengarten u. ä. sollen in entsprechender Weise vom Artikel ihrer Grundwörter ‹lieb›,
‹Heid›, ‹Garten› usw. getrennt, in eigenen Artikeln unter einem besondern Stichwort dargelegt werden.

b) Auf das Stichwort folgt nun die Angabe der mundartlichen Lautform des Namens, allenfalls, bei deutlichen landschaft-
lichen Abweichungen, mit Angabe der wichtigsten Mundartlautungen. Diese werden nach den Aufnahmezetteln in
vereinfachter phonetischer Schrift (vgl. oben S. 9*, Anm. 7/8) wiedergegeben, oft noch ein wenig normalisiert, wo die
Exploratoren allzu differenzierte Aufzeichnungen machten oder wo gelegentlich auf verschiedenen Aufnahmezetteln
abweichende Notierungen oder sogar ungenaue Transkriptionen festgestellt wurden. Da es für unsere Ziele auf extreme
Lautdifferenzen nicht ankommt, verzichten wir bei den Konsonanten auf die Unterscheidung von Graden des velaren bzw.
palatalen Reibelauts ch mit den Zeichen x und und geben alle Abstufungen durch x wieder (axxər, eixə), falls nicht
inlautend ein ohrenfällig präpalataler Laut oder ein blosser Hauchlaut vorliegt (špīhər ‹Speicher›, rihəbax ‹Reichenbach›.
Unberücksichtigt bleibt die Differenz zwischen dem «normalen» labiodentalen Spiranten f und dem lenisierten v: beides
wird mit f transkribiert. Doppelschreibung von Konsonanten (tt, ff …) bedeutet sowohl Dehnung wie Gemination
(zweigipflige Aussprache); d. h. bloss geschärfte Selbstlaute erscheinen ebenfalls im Zeichen verdoppelt. Auch das aus der
deutschen Schrift bekannte ß wird durch ss, und entsprechend gedehntes -sch- durch šš ersetzt.

Bei den Vokalen ‒ ausser den e/ä, ō, ȫ-Lauten ‒ beschränken wir uns vereinfachend auf die Angabe der drei Stufen von neu-
traler, geschlossener und offener Qualität, ohne Rücksicht auf Extremwerte wie übergeschlossen, überoffen.

Demnach sind unsere Mundartbelege nach der Zeichentafel auf Seite 13* festgehalten.

Da wir aus drucktechnischen Gründen auf die Bezeichnung betonter Vokale (ausser bei é) verzichten müssen, kennzeich-
nen wir den Hauptakzent, wo es unbedingt nötig ist, durch ein nachgestelltes Silbenschema, z. B. alpiglə durch .

Einschränken müssen wir uns auch bei der Wiedergabe von in den Urkunden vorgefundenen verschiedenen individuellen
Buchstabenvarianten der einzelnen Schreiber, so interessant gerade eine solche Genauigkeit für die allfällige phonetische
Interpretation der Belege wäre. Wo nötig, wird der Sachverhalt durch Worte charakterisiert. In den Zetteln der Sammlung
können die genauern phonetischen und urkundlichen Schreibformen stets eingesehen werden.





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S. 13*

Vokalismus


Geschlossen Neutral Offen Überoffen Reduktionsvokal
i i᪷
ụ̈ ü ü᪷
u u᪷
e e᪷ e᪸ ə
ọ̈ ö ö᪷
o o᪷
a a᪷

Es wird nur die Länge bezeichnet: ā, ē usw.; zusätzliche Zeichen für doppeltgeschlossene Qualität: ē̤, ȫ̤, ō̤

Konsonantismus

š = im üblichen Schriftbild sch

ŋ = im üblichen Schriftbild ng

c) Unmittelbar an die phonetische Lautung schliesst sich ‒ wenn möglich ‒ eine sehr allgemein gehaltene, knappe Angabe des
Bezeichneten.
Sie darf hier blosser Hinweis bleiben, weil in dem geplanten Materialienband zu jedem einzelnen Namen die
exakte Bestimmung der entsprechenden Geländerealität vermittelt werden soll, ferner weil allenfalls auch schon jetzt bei der
Deutung auf die besondern landschaftlichen Gegebenheiten hinzuweisen ist.

d) Danach werden in unsern einzelnen Artikeln unter den Rubriken A) bis C) mit weitern Unterteilungen die «lebendigen»
und die urkundlich überlieferten Belege ausgebreitet12, und zwar zuerst stets der im Gelände erhobene, nun in der konkreten
örtlichen Lautung wiedergegebene, danach die ihm zugehörigen «historischen» nach der zeitlichen Abfolge ihrer Überliefe-
rung. Diese den Dokumenten entnommenen Formen sind ‒ wie erwähnt ‒ bei grosser Häufung grundsätzlich nur für die
Frühzeit ‒ bis ins 14. Jahrhundert ‒ vollzählig, später allein noch mit ihren wichtigern Formveränderungen aufgeführt.
Wenn so für einen spätern Zeitraum eine Anzahl der vorhandenen Belege weggelassen wurde, ist das durch eine Punktlinie
(…) zwischen den fortlaufenden Angaben vermerkt. Die ganze für die Publikation unerreichbare Fülle der historischen
Zeugnisse kann aber in den gehorteten Zetteln der Ortsnamenkartothek vorgefunden werden13. Bei allen historischen
Belegen sind mit ihrem Datum durch Abkürzungen auch die Quellen angedeutet, denen die Angabe entnommen wurde (vgl.
Quellenverzeichnis S. 41*ff.). Nur wenn sich kein derartiges Signum neben dem Datum findet, so bedeutet dies, dass der Beleg
dem Berner Urkundenwerk, den ‹Fontes Rerum Bernensium› entstammt, wo er meist unter der betreffenden Jahrzahl im
Index leicht gefunden werden und so auch in den ursprünglichen Textzusammenhang hineingestellt werden kann. Am
Schluss jeder Belegangabe findet sich seine örtliche Bestimmung durch eine möglichst sprechende Abkürzung des
betreffenden Gemeindenamens. Wer die Abbreviatur nicht ohne weiteres aufzulösen vermag, ist auf das die Abkürzungen
aufschlüsselnde Ortsverzeichnis (S. 30*ff.) angewiesen.

e) Die räumliche Lage in ihrem weiten Streuungsbereich ‒ nicht das Alphabet ‒ bestimmt nun zunächst die Aufreihung der
Belege.
Um die verschiedenen Etyma wenigstens in Grosslandschaften des vielgestaltigen Bernerlandes heimzuweisen, ist von
uns der ganze Namenbereich in fünf Sektoren aufgeteilt worden. Genauere namengeographische Streuungskarten wird
freilich erst der geplante zweite Band mit der weitern Auswertung unseres Materials bieten können. Die Sektoreneinteilung
sollte es aber bereits ermöglichen, wenigstens zu erkennen, was vor allem im alpinen Gebiet des östlichen und westlichen
Oberlands, was im voralpinen Mittelland oder im flachen Raum des Seelands und im Oberaargau vorkommt bzw.
vorherrscht. Für diese Übersicht ist bei grössern Artikeln mit bloss ausgewählten Materialien jeweils auch noch die Anzahl
der vorhandenen Belege hinter den Sektorenziffern I‒V vermerkt. Wo die Dokumentation also nicht vollzählig geboten
werden kann, deuten diese Zahlenangaben doch auf die räumliche Verteilung des vollständigen, in der Kartothek
aufbewahrten Namengutes hin.





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S. 14*

Unsere Einteilung ‒ und damit eben die erste Gruppierung der Belege ‒ ergibt sich aus folgender

Einteilung des Kantons Bern in Sektoren (vgl. Kartenskizzen S. 22*ff.).


Sektor I Seeland Amtsbezirke Aarberg, Biel, Büren, Erlach, Nidau
Sektor II Oberaargau, Unteremmental Amtsbezirke Aarwangen, Burgdorf, Fraubrunnen, Trachselwald,
Wangen
Sektor III Mittelland Amtsbezirke Bern, Konolfingen, Laupen, Schwarzenburg, Seftigen,
Signau, Thun
Sektor IV Oberland West Amtsbezirke Frutigen, Saanen, Niedersimmental, Obersimmental
Sektor V Oberland Ost Amtsbezirke Interlaken, Oberhasli

Innerhalb der einzelnen Teilgebiete (Sektoren) aber werden nun die Belege in der alphabetischen Reihenfolge nach dem
Anfangsbuchstaben der Gemeindenamen eingereiht (so dass etwa Adelboden vor Wimmis zu stehen kommt usw.)14. In der
Form übereinstimmende Namenglieder sind in ihrer Folge durch eine Ligatur ~ ersetzt.

Im einzelnen erscheinen die verschiedenen Belege nach folgendem Schema im Artikel aufgegliedert:


A. Eingliedrige Namen (Simplicia)

Darstellung der Belege in den 5 Teilgebieten (Sektoren).


B. Zusammengesetzte Namen (Komposita)

a) Grundwort (= zweites Glied der Namenzusammensetzung)

‒ Anzahl der Belege in den 5 Sektoren.

‒ Belege in der Verbreitung über den Gesamtbereich, alphabetisch aufgereiht nach dem Bestimmungswort (= dem ersten
Namenglied).

Das erste Namenglied ist

aa) ein Appellativ oder ein Orts- bzw. Einwohnername;

ab) eine Personenbezeichnung (Familienname, Titel, Berufsbestimmung u. ä.);

ac) eine freie Beifügung lokaler, qualifikativer oder temporaler Art, insbes. ein unterscheidender Zusatz wie ober ‒ unter, alt
‒ neu
u. ä.

ad) ein Präfix (wie G(e)fell, Im Verboust …)15 oder eine zugewachsene Präposition (Enthälb, Fürholz, im Sinn von
Vor (dem) Holz [Id. II, 1250…]) oder das Ganze ist eine syntaktische Fügung (wie Chäs und Brot, Im Gibisnüt u. ä.).

b) Bestimmungswort (erstes Glied der Namenzusammensetzung)

‒ Zahl der Belege in den einzelnen Sektoren.

‒ Knappe Auswahl der ältesten und namenkundlich interessantesten Bezeugungen (die Beschränkung ist gegeben, da
diese Komposita jeweils unter dem Grundwort aufgeführt und gedeutet sind). Alphabetische Abfolge wie unter B. a).


C. Ableitungen durch Suffixe

Aufgeteilt werden die verschiedenen Ableitungsmöglichkeiten nach heutiger Lautung in der Abfolge: eingliedriger Name,
Namenzusammensetzung:

-i, -li, -elti, -etli = Diminutiva, z. B. Eyli, Eyelti, Eyetli (zu Ey)

-i = Kollektivsuffix ahd. -ahi; evtl. auch Diminutiv ahd. -īn?, z. B. Eichi, Hasli, Erli

-ere = meist Kollektivsuffix, zu lat. -aria, ahd. -āria, bzw. movierte Form zu Masc. auf -er, z. B. Bonere, Haslere, Müllere

-et, -ete = versch. Herkunft, z. B. Ebnet, an das Roschet 1520 (Finsterhennen); ‒ Stapfete, Houete … und allenfalls weitere
suffixale oder suffixähnliche Endungen.


Als letzter Abschnitt folgt ein deutender Teil unter

D. Etymologie mit weiteren, die Sprachgestalt erhellenden Angaben. Eingeleitet durch ein eigenes Ansatzwort in gemein-
schweizerdeutscher
Mundartlautung, meist bei freier Anlehnung an das Schweizerdeutsche Wörterbuch (Idiotikon), wobei
sich nicht Übereinstimmung mit dem konstruierten Stichwort oder Merkzeichen am Artikelbeginn ergeben muss, z. B.
Stichwort Abrech(t), Belegformen abrech, abracht, zabrech, schweizerdeutsches Ansatzwort für die Etymologie aber
Abrecht n. (nicht wie in Id.: Ab-Rëch). Diese Rubrik sprachgeschichtlicher Deutung wird möglichst knapp gehalten. Wo das
Namenwort noch in seinem appellativischen Sinn durchsichtig ist, genügt der Verweis aufs Mittelhochdeutsche und auf den
einschlägigen Artikel im Schweizerdeutschen Wörterbuch oder gegebenenfalls in Kluges Etymologischem Wörterbuch. Bei



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S. 15*


verdunkelten und für uns noch nicht überzeugend erhellten Gebilden werden nur selten die verschiedenen älteren und die oft
noch wechselnden heutigen «Tagesetymologien» aus Büchern und Zeitschriften herangezogen, zu denen der Fachmann auch
in Zukunft von neuem wird Stellung nehmen müssen. Es soll hier eben ausser den von uns als gesichert angesehenen
Lösungen einfach der Stoff für die weitere wissenschaftliche Erörterung vorgelegt und allenfalls die Problematik aufgewie-
sen werden.

Wo doch Etymologien geboten werden, die von uns als zumindest wahrscheinlich betrachtet werden, aber uns noch nicht
völlig gesichert erscheinen, sind sie mit einem Fragezeichen (?) gekennzeichnet. Wo unter D. jede Erklärung fehlt, ist das
Namenetymon für uns noch nicht erhellt, was besonders für viele nur mundartlich oder nur schriftlich überlieferte,
einmalige Einzelbelege gilt.

Die hier skizzierte Aufteilung kann bloss als das ideale Gerüst der einzelnen Artikel gelten, und dies wird nur selten
vollständig errichtet werden können. Meist ist das Beleggut nicht so mannigfaltig, dass alle Rubriken mit ihren Unterteilun-
gen gefüllt werden könnten. Das Schema liegt jedoch, ohne dass die Überschriften, Einteilungszahlen und -buchstaben stets
von neuem angeführt würden, unsern Artikeln zugrunde.


5. Vorarbeiten und literarische Quellen

Hauptquelle der Sammlung für das bernische Ortsnamenbuch bildet zwar die unmittelbare Erhebung der im Gelände
verhafteten, noch im Volksmund gebräuchlichen Siedlungs- und Flurnamen durch eigene Aufzeichnung und durch die
unserer Exploratoren. Auch am historischen Beleggut haben ‒ wie oben dargestellt wurde ‒ die durch unsere Hilfskräfte
erstmalig durchgeführten Exzerpte, vor allem der Urbare des bernischen Staatsarchivs, einen umfänglich bedeutenden Anteil.
Anderes konnte aber auch aus gedruckten Quellenwerken und aus namenkundlichen Vorarbeiten am Berner Namengut
entnommen werden, aus letzterem auch schon wichtige etymologische Erkenntnisse.


Sammlungen:


Neben den überaus zahlreichen handschriftlichen Beständen der Urbare des 15./16. Jahrhunderts im Berner Staatsarchiv,
neben der ebenfalls als Manuskript in Staatsarchiv und Burgerbibliothek Bern vorliegenden ‹Topographia Bernensis› des
Thomas Schoepf von 1577 (HBLS, Suppl.-Bd. S. 154), deren Namenlautungen freilich wegen der fremden Herkunft des
Verfassers aus Breisach wenig zuverlässig ist, boten vor allem zwei gedruckte Werke für die Erhebung historisch belegter
Namen umfassende Ausbeute: die zwischen 1877 und 1956 erschienenen zehn Bände der Fontes Rerum Bernensium, Berns
Geschichtsquellen (s. HBLS III, 195) und die stattliche Reihe der Rechtsquellen des Kantons Bern unter der umsichtigen
Leitung von Prof. H. Rennefahrt (1878‒1968) herausgegeben und von ihm bearbeitet: Stadtrechte (10 Bde.), Landrechte
(3 Bde.); zu den übrigen Bänden vgl. das Literaturverzeichnis unter Rq. Weitere Belege mit genauerer Lokalisier ungsmög-
lichkeit fanden sich in den ältern und neuesten bernischen und schweizerischen Kartenwerken, zu denen heute im «Kanto-
nalen Karten- und Plankatalog Bern»,
bearbeitet von Georges Grosjean, II. Teil, Bern 1960, ein aufschlussreicher Führer
vorliegt. Die ganze aus dem Siegfried-Atlas exzerpierte Namenfülle ist uns ‒ wie erwähnt ‒ in der von der Eidgenössischen
Landestopographie geschaffenen Kartothek zur Verfügung gestellt worden.

Neben den bekannten ältern geographischen Sammelwerken der Schweiz wie z. B. Hans Jakob Leus «Allgemeinem Helve-
tischem, Eydgenöss. oder Schweitzerischem Lexikon»
(20 Bde., 1747‒1765) und Johann Conrad Fäsis «Genauer und
vollständiger Staats- und Erdbeschreibung der ganzen Helvetischen Eidgenosschaft»
(4 Bde., 1765ff.) gibt es auch schon zu
Beginn des letzten Jahrhunderts spezielle bernische Ortsnamen-Lexika: 1801 erschien das «Kleine Dorf-Lexikon des vorm.
deutschen Kantons Bern»
(bei Heinzmann), das in der Neuauflage von 1816 «Kleines Wörterbuch der Ortschaften des schweiz.
Cantons Bern mit Einbegriff des vormaligen Bisthums Basel, oder der fünf Leberbergischen Oberämter»
(Bern, bey der
typographischen Gesellschaft) heisst. Es ist ein die Namenfülle erfassendes «Verzeichnis aller Oberämter, Städte, Gemein-
den, Ortschaften, Schlösser, Landsitze, Höfe, Gebirge, Alpen, Flüsse, Quellen usw.» im neuen Kanton Bern. Auf
Vollständigkeit aller Siedlungs- und Flurnamen kann das nur 126 Seiten umfassende Bändchen allerlings keinen Anspruch
machen. Ihm vorausgegangen war freilich die umfassende amtliche Bestandesaufnahme des alten Ortes Bern, die mit den
Einrichtungen und Grenzen der Oberämter, Gerichte, Gemeinden, Kirchspiele, der Schulen, Waldungen, Gewässer, Wege
und Stege, Brücken und Fähren und aller, selbst der kleinsten Siedlungen nebst «unbewohnten Habilitationen» zugleich auch
deren Namen genau zu erfassen suchte. Das Material dieses im Staatsarchiv aufbewahrten, in 11 Bänden handschriftlich
erstellten Bernischen Regionbuchs, das ein älteres, unbrauchbar gewordenes Übersichtswerk ersetzte, wurde von dem
damaligen Ohmgeltner Joh. Friedr. Ryhiner (1732‒1803; HBLS V/777) auf Grund von ausgesandten Fragebogen zwischen



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S. 16*


1782 und 1784 bei Pfarrherrn und Amtsleuten im Gelände erhoben und dann mit klar durchdachter Gliederung
ausgebreitet. Dies Regionbuch ist heute eine wichtige Quelle auch für die Namenkunde des deutschsprachigen alten Ortes
Bern ‒ nicht nur dank der grossen Fülle der Belege, sondern auch wegen der Möglichkeit genauer Lokalisierungen; denn
diese Statistik vermittelt nicht mehr vage Einteilungen, etwa mit dem blossen Hinweis auf die räumlich oft schwer fassbaren
Kirchspiele. Sie gibt vielmehr auch die Einordnung in die Räume der deutlicher umgrenzten politischen Gemeinden16.


Wohl durch Auswertung dieser handschriftlichen Sammlung, doch auch durch Neuüberprüfung mit Hilfe von Pfarrherren,
Förstern und «verschiedener gemeinnütziger Männer» ist das gedruckte Werk des weiland Berner Ratsherrn, Zoll- und
Ohmgeldverwalters Carl Jakob Durheim (1780‒1866) «Die Ortschaften des eidg. Freistaates Bern, Verzeichnis der Städte,
Flecken, Pfarr- und andern Dörfer, Weiler, einzelnen Höfe und Häuser des Kantons, mit Angabe ihrer Eintheilung,
Entfernungen, Schulen, Postbureau's, Landjägerposten; so wie der vorzüglichsten Alpen und Staatswaldungen, der vorzüg-
lichsten Gemeinds- und Privat-Waldungen, der Bevölkerung nach der letzten Zählung, der Schulkommissariats- und der
Militair-Kreise», 1. und 2. Bd. Bern 1838, 3. Bd. (Suppl.) 1845, erwachsen. Obschon dies insgesamt über 1300 Seiten
umfassende Kompendium von beinahe 16 000 Ortsnamen, das sich als eine «anspruchslose Frucht der seltenen und oft lange
unterbrochenen Mussestunden eines vielbeschäftigten Beamten ohne schriftstellerischen Beruf» bezeichnet und sich als
«Ein vorzüglich dem Geschäftsstande gewidmetes und auf Befehl des Tit. Regierungsraths gedrucktes Verzeichnis» ausgibt,
obgleich es vorwiegend nur besiedelte Örtlichkeiten neben den wichtigsten Alpen, Staats- und Privatwäldern zu erfassen
sucht, die eigentlichen Flurnamen also nicht berücksichtigt und neben den Amtsbezirken wieder bloss die alten kirchlichen,
nicht die politischen Gemeinden aufführt, darf es doch wegen seiner Systematik und Vollständigkeit als ein einzigartiges
toponomastisches Hilfsmittel bezeichnet werden, das innerhalb der eidgenössischen Orte von damals noch einmalig ist.
Seltsam, dass die Würdigung Durheims in HBLS II, 768/769 gerade diese Leistung nicht erwähnt, auch nicht seine wertvolle
«Historisch-topographische Beschreibung der Stadt Bern und ihrer Umgebungen», Bern 1859, sondern von den übrigen
geschichtlichen und mundartkundlichen Arbeiten dieses vielseitig schaffenden Mannes nur sein Pflanzenidiotikon von 1856
hervorhebt.

Durheims Bemühen galt allein dem Sammeln und Sichten des bernischen Namenguts. Mit Namenerklärungen hat er sich
in weiser Zurückhaltung nicht abgegeben.

Der Deutung unserer altüberlieferten Namengebilde, wenn möglich auf Grund urkundlicher Belege, und ihrer Auswertung
für die Frühgeschichte des Bernerlandes dienten neben anderm die historisch-topographischen Arbeiten des verdienten
bernischen Altertumsforschers Albert Jahn (1811‒1900; vgl. HBLS IV, 384, und H.-G. Bandi, «Albert Jahn, ein
hervorragender Förderer der bernischen Altertumsforschung im 19. Jahrhundert», in: Festgabe Hans von Greyerz, Bern
1967, S. 147‒172). In seinen landeskundlichen Hauptwerken «Der Kanton Bern deutschen Theils, antiquarisch-topographisch
beschrieben …»,
Bern/Zürich 1850, und in seiner «Chronik oder geschichtliche, ortskundliche und statistische Beschreibung des
Kantons Bern alten Theils»,
Bern/Zürich 1857, kommt eine grosse Auswahl bernischer Namenprägungen zur Sprache. Da
der Verfasser zuerst noch ganz der vorwissenschaftlichen, einseitig römisch-keltoromanisch eingestellten Strömung
verpflichtet ist, und wenn er sich später auch durch das Vorbild des Zürchers Heinrich Meyer z. T. einer realistischern
Betrachtungsweise erschloss, sind die meisten Etymologien Jahns noch mit grosser Vorsicht aufzunehmen. Immerhin sollen
trotz seiner Zeitgebundenheit auch die wirklichen philologischen Verdienste dieses Historikers nicht geschmälert werden,
und es ist etwa hervorzuheben, dass Jahn schon die klassisch-römische Abkunft unserer verbreiteten Ortsnamen auf -wil,
-wiler
bestritt und sie bereits mit Recht in die merowingisch-fränkische Epoche verwies, während zünftige Gelehrte
noch bis in unser Jahrhundert an der irrigen Römerthese festhielten.

Mehr als wertvolle Sammlung mit anregenden urkundlichen Hinweisen denn als wissenschaftlich-toponomastische
Leistung ist auch trotz reicher historischer Dokumentation das Bemühen um bernisches Namengut in Egbert Friedrich
von Mülinens
(1817‒1887; HBLS V, 181) «Beiträgen zur Heimatkunde des Kantons Bern deutschen Theils», Bern 1879‒
1893, zu bewerten.

Die Ortsnamenforschung, vor allem die immer wieder erstrebte Namenetymologie, setzt in einem wissenschaftlich strengen
Sinn mit linguistischer Methode verhältnismässig spät ein, nach dem Ausbau der vergleichenden Sprachforschung seit
Beginn des 19. Jahrhunderts. Man wird, wenn man nach tragfähigen toponomastischen Vorarbeiten sucht, eben ganz abse-
hen müssen von den frühern einschlägigen Bemühungen der einheimischen Humanisten, Chronisten und Lokalhistoriker
«aus der Zeit der unmethodischen Versuche» (bis 1840), die J. J. Egli in seinem Aufsatz «Der schweizerische Anteil an der
geographischen Namenforschung»
(Beilage zum Programm der Kantonsschule in Zürich 1884, Sep. S. 1‒16) zusammengestellt
hat. Als erster eigentlicher Namenforscher erscheint in unserm Lande innerhalb der «Zeit des Eintritts wissenschaftlicher
Methoden» (Egli, a. a. O., S. 16ff., bes. S. 25ff.) eben die Pionierarbeit des Zürchers Heinrich Meyer (HBLS V, 105) über
«Die Ortsnamen des Kantons Zürich, Aus den Urkunden gesammelt und erläutert» (in: Mitteilungen der Antiquarischen



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S. 17*


Gesellschaft Zürich VI, 1849). Denn sie stützt sich nun auf eine umfassende Sammlung des toponomastischen Materials
aus historischen und gegenwärtigen Quellen, und sie deutet (unter Mitwirkung des Germanisten L. Ettmüller) fast alle
Gebilde aus dem ererbten deutschen Wortschatz, überwindet also schon die damals verbreitete «Keltomanie» in der
Ortsnamen-Etymologie.

Dieselbe wissenschaftliche Absicht, phantastische namenkundliche Spekulationen zu vermeiden, leitet aber auch den
Berner Albert Samuel Gatschet, 1832‒1907 (HBLS III, 407), in seinem grossgeplanten, leider Torso gebliebenen Werk
«Ortsetymologische Forschungen als Beiträge zu einer Toponomastik der Schweiz», 1865‒1867 (erster und einziger Band Bern
1867). Gatschet, ein Pioniergeist in der sprachlichen Forschung, der seine Wirksamkeit schon 1868 nach Nordamerika
verlegte und sich dort vor allem dem Studium altamerikanischer Indianersprachen hingab, ist ebenfalls überzeugt, «dass die
meisten heutigen Dorf-, Flur- und Waldnamen der Sprache derjenigen Völker angehören müssen, welche seit fünfzehn bis
neunzehn Jahrhunderten das Land ohne Unterbruch bewohnt haben». Es sei deshalb das Hauptziel der schweizerischen
Toponomastik, die romanischen und germanischen Sprachschichten zu erfassen, «die Ausbreitung der römischen,
romanischen und germanischen Bestande (sic) nachzuweisen» (S. V). Da bei ist es nach seiner Überzeugung schon überaus
wichtig, «die dialektischen Benennungen zu vernehmen; denn oft sind sie der Urform weit näher als die offiziell geltende
Schreibart derselben» (S. VIII). Damit gelangt aber der Berner Gatschet methodisch bereits über H. Meyer hinaus. Doch
auch durch das Heranziehen eines möglichst grossen Vergleichsmaterials wird er vorbildlich, da er nicht bloss einen Kanton,
sondern die ganze mehrsprachige Schweiz erfasst und sogar noch ausländische Namenformen vergleichend mitberücksichti-
gen will. Die Forschung dieses bedeutenden Gelehrten, deren Einzelergebnisse freilich heute trotz der damals modernen und
noch immer gültigen sprachwissenschaftlichen Ansätze vielfach überholt sind, hat in der kurzen Zeit der Wirksamkeit auf
schweizerischem Boden doch auch noch eine engere Landschaft des Heimatkantons monographisch einbezogen mit der
Arbeit «Lokalbenennungen aus dem Berner Oberlande und dem Oberwallis» (in: Archiv des historischen Vereins des Kantons
Bern 9, 1879, S. 373‒410), die allerdings nur eine leicht erweiterte Fassung der schon im Jahrbuch des SAC von 1867/68
erschienenen Untersuchung darstellt.

Im Alpenclub-Jahrbuch 28 (1892/93) veröffentlichte dann A. Wäber seine erhellende Abhandlung über «Die Bergnamen des
Berner Oberlandes vor dem 19. Jahrhundert»
(S. 235‒263). Neben ihrer wertvollen Flurnamensammlung finden auch wegen
der mehr oder weniger gesicherten Namenerklärungen die 7 eindrucksvollen «Bärndütsch»-Bände von Emmanuel Friedli
1846‒1939 (HBLS III, 335) mit besonderen Ortsnamenabschnitten in Bd. 2 Grindelwald, Bd. 3 Guggisberg, Bd. 5 Twann,
S. 175ff., und Bd. 7 Saanen, das Interesse des Namenkundlers.

Die entscheidende Förderung erwuchs der Namenerhellung im Kanton Bern aber durch die langjährigen Forschungen des
Romanisten und Keltologen Prof. J. U. Hubschmied, eines in Zürich wirkenden gebürtigen Berners, 1881‒1966 (HBLS
Suppl. S. 87; «Onoma» VIII, 1958/59, S. 359ff.), der vor allem in den Heimatbüchern Burgdorf (1938) und Thun (1943) wie in
der einzeln erschienenen Abhandlung «Über Ortsnamen des Amtes Frutigen» (1940), doch auch in zahlreichen weitern
Publikationen eine reiche Fülle von neuen, wenn auch teilweise noch umstrittenen Namendeutungen des Bernerlands und
der übrigen Schweiz vorlegte.

Als einen bedeutsamen Beitrag zur Ortsnamenkunde des Kantons Bern haben wir noch die unter Prof. J. Jud erwachsene
Doktorarbeit von Hermann Weigold, «Untersuchungen zur Sprachgrenze am Nordufer des Bielersees auf Grund der lokalen
Orts- und Flurnamen»,
Bern 1948, zu erwähnen. Sie behandelt vor allem und für unser Gebiet erstmalig Sprachgrenzpro-
bleme in einer alten Durchdringungszone von romanischem und germanischem Rede- und Namengut.

Die Siedelungs- und Flurnamen der Gemeinde Krauchthal» hat Max Schweingruber schon 1949 in einem kleinen Bändchen
gedeutet (Verlag Emmenthaler-Blatt AG, Langnau, 27 S.). Derselbe Verfasser hat neulich das Namengut dieser Landschaft
nochmals umfassender mit wissenschaftlicher Dokumentation dargestellt: «Die Flur- und Siedlungsnamen der Gemeinde
Krauchthal
(mit Ortsgemeinde Lindental)», in: Heimatbuch Krauchthal/Thorberg 1971, S. 38‒111.

Über weitere wissenschaftliche Bearbeitungen bernischer Örtlichkeitsnamen gibt unser Literaturverzeichnis Auskunft; vgl.
dazu Joh. Hubschmid, Bibliographica Onomastica Helvetica, Bern 1954, bes. S. 22*‒24*, mit den Nachträgen von St. Sonder-
egger
in Vox Rom. 14 (1956), S. 397‒436; ferner die neuern bibliographischen Angaben in «Onoma», Bibliographical and
Information Bulletins, International Centre of Onomastics, Leuven, Belgium, seit 1950.

Wir schliessen mit dem Hinweis auf jüngste Untersuchungen zu Namendeutung, Namenstruktur und Namenleben im
Bereich des Kantons Bern, die im Zusammenhang mit unserer Ortsnamensammlung erwachsen sind, deren Materialien
nützen und so zugleich schon die Grundlage für den zweiten, siedlungsgeschichtlich, sprach- und volkskundlich auswerten-
den Band vorbereiten helfen.

Dazu gehören bis Ende 1974 eine Reihe unpublizierter toponomastischer Untersuchungen im Rahmen des Deutschen
Seminars der Universität Bern unter der Leitung von Prof. P. Zinsli. Ferner verschiedene eigene Arbeiten des Heraus-
gebers P. Zinsli, u. a.:





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Lautlich abgewandelte Flurnamenpaare in der westlichen deutschen Schweiz, in: «Zeitschrift für Mundartforschung» 27,
Wiesbaden 1960, S. 143‒159.

Das Berner Oberland als frühe alemannische Siedlungsstaffel im westlichen schweizerdeutschen Sprachgrenzraum, in:
«Namenforschung», Festschrift zum 75. Geburtstag von Ad. Bach, Heidelberg 1965, S. 330‒358.

Eine Suffixlandschaft im westschweizer deutschen Ortsnamenbereich, in: «Proceedings of the Eighth International Congress
of Onomastic Sciences», Den Haag 1966, S. 581‒595.

Gauchheit, in: «Festgabe für Hans von Greyerz zum 60. Geburtstag», Bern 1967, S. 749‒757.

Hohliebi, Ein bergschweizerdeutscher Beitrag zum Verhältnis von Flurname und Appellativ, in: «Beiträge zur Namenfor-
schung NF», Bd. 4, Heidelberg 1969, S. 255‒271.

Flurnamen und Volksleben. Vornehmlich dargestellt nach Materialien der bernischen Ortsnamensammlung, in: «Berner-
Heimatschutz», Jahresbericht 1969, S. 33‒48.

Über Ortsnamen im Amt Erlach, in: «Aus der Geschichte des Amtes Erlach», Bern 1974, S. 67‒90.

Den Materialien der Berner Orts- und Flurnamensammlung ist ebenfalls der Mitredaktor P. Glatthard verpflichtet mit
seiner Deutung des Namens Thunstetten, Zum Namen Thunstetten, in: «Jahrbuch des Oberaargaus 1965», S. 115‒130, und
durch die mit eigenen ausserbernischen Erhebungen erweiterte Arbeit «Ortsnamen zwischen Aare und Saane. Namengeogra-
phische und siedlungsgeschichtliche Untersuchungen im westschweizer deutschen Sprachgrenzraum»,
Bern 1976.


6. Gehalt und Benützungsmöglichkeiten von Band I des
«Ortsnamenbuchs des Kantons Bern»

Der vorliegende Band Dokumentation und Deutung ist ein regionales Namenlexikon. Die Bearbeiter sind sich bewusst,
dass sie kein leicht zugängliches, «lesbares» Buch geschaffen haben, sondern ein möglichst exaktes und in möglichst knappe
Form gefasstes Nachschlagewerk.

Es soll in erster Linie durch die ausgebreitete Sammlung der historischen und noch im Gelände verhafteten toponomasti-
schen Zeugnisse der schweizerischen und der gesamtdeutschen Namenkunde dienen, indem es ihr die Materialien eines
Teilbereichs der alemannischen Schweiz für einen weitern Überblick darbietet.

Freilich handelt es sich nicht um reines «Rohmaterial», das in den einzelnen Artikeln bloss gesammelt, sachgemäss
aufgereiht und dann womöglich etymologisch erklärt worden wäre. Denn vor der Aufnahme mussten die Belege bereits in
verschiedener Richtung gesichtet und beurteilt werden, eine mühselige Arbeit, die wir hier nur durch Hinweise andeuten
können. Schon die Sammelarbeit im Gelände bringt neben der Mühe, die Belege möglichst vollzählig bei verschiedenen
kundigen Gewährsleuten zusammenzutragen und lautlich wie örtlich genau zu fixieren, gelegentlich unerwartete Schwierig-
keiten. So wenn verschiedene Personen verschiedene Auskünfte geben (z. B. Fauggersmatte/Fauferzmatte in Ins), wenn
durch Güterzusammenlegungen Namenverluste oder Verschiebungen im Grenzbereich des Benannten eingetreten sind oder
wenn das Schriftbild von Karte und Kataster bereits den ältern Namengebrauch zu verändern begonnen hat. So erweist sich
der Schneckenhubel in Bolligen als falsch ausgelegte Kartenbenennung. Die alte mundartliche Form ist Schnägghubel, und
dies ist ursprünglich nicht ein Hügel, auf dem die Schnecken kriechen, sondern eine Örtlichkeit, die einem Besitzer namens
Schnägg gehörte. Flurbenennungen mit Haas, Fuchs, Wolf u. ä. müssen sich eben nicht immer auf das Wild, sondern können
sich häufig auch auf einen entsprechenden Familiennamen beziehen. Schon der Explorator muss in solchen und in vielen
andern Fällen aufmerksam vorgehen und bereits über eine Kenntnis der toponomastischen Probleme, der lokalen
Verhältnisse und auch der einschlägigen Mundart verfügen. Mit der ersten Angabe Hüenertäli für eine Gebirgsmulde im
Gemeindebereich von Brienz konnte er sich z. B. nicht begnügen, weil er wusste, dass das eierlegende Federvieh im Stall hier
Henne heisst. Er musste tiefer «bohren» und erfuhr dann, dass Hüener ‹wildes Geflügel› sei und dass man die Gegend unter
Einheimischen Hienerteltiheisse; Hüenertälierwies sich als blosse Entlehnung aus der normalisierten Kartenbeschriftung.

Mannigfaltigere und grössere Schwierigkeiten zeigen sich aber beim Zusammenstellen heutiger Namenlautungen mit
urkundlichen Belegen. So galt es oft, Lesungen zu verifizieren und Verschreibungen zu rektifizieren, was meist nur durch das
Heranziehen weiterer Quellen möglich wurde. Wenn es in einem Urbar aus dem Jahr 1535 von Grundstücken in
Grindelwald heisst «… stosend obsich an das Büllen, nebent vszhin an das ergen» (StAB Amt Interlaken, Urb. 1, S. 856), so
blieb diese Lautung ungeklärt, bis sich in einem (nicht paginierten) Parallelexemplar der klare Passus fand «nebent vszhin an
das eigen». Oder im Urbar der bisherigen Stiftsschaffnereien Thun (U 94) von 1530 findet sich unter Steffisburg folgender
Passus (fol. 10r): «Steffan zuͦ Schlatt, gitt … ab einem Ingeschlagnenn guͦt gheissenn Jm schlatt Jn der Kilchhoͤrj Steffisburg …,
stost einthalb an vͤtersmad, So niclaus Sin bruͦder gekhoufft hatt, annderthalb an das furenn guͦt, Nebenn an mülibach vnnd
an das schwenndjholtz, ouch an die allmennd gheissenn die gappell, so ouch zum guͦt ghoͤrt …» Im Urbar der Herrschaft



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S. 19*


Thun Nr. 3 von 1531 (U 144, fol. 183r) lautet es dagegen für denselben Sachverhalt, dies Gut im Schlatt stosse «einthalb an
vͤchterchsmad …, anderthalb an das furen guͦt, nebent an muͤlibach vnd an das Schwandjholtz, ouch an die Almend geheisen
die gappen» (so anscheinend hier nachträglich korrigiert aus: gappel?). Heute heissen die so verschieden überlieferten
Örtlichkeiten šwe᪸ndihouts, nü᪷əxtəršmād, gappə, letzteres wohl der elliptische Gen. eines Personennamens (vgl. Hubschm.,
Thun 1944, S. 184), und die richtig tradierte Form kann damit gesichert werden. In welchem Mass die urkundliche Bezeugung
oft noch der Interpretation bedarf, liesse sich an den überaus zahlreichen Verschreibungen und «Zerdeutungen» in
Urkunden und Urbaren darlegen mit Namen, die gelegentlich nicht einmal sicher heimgewiesen werden können. Zweifellos
der gleiche Flurname lautet für Siselen im selben Urbar von 1533 einmal d joch schwertzy, ein andermal kornschwertzy (nach
Id. IX, 2213 zu schweizd. Chornschwärzi ‹Getreiderost›, Puccinia gram.). In Büren a. d. A. liegt nach einem Güterverzeichnis
um 1531 eine Jucharte zuͦ der harschwertzi, im Urbar von 1532 aber an der horschwertzi. Das wäre eigentlich horw-schwerzi,
durch ‹Kot› gekennzeichnete, meist sumpfige Stelle (Id. II, 1592). Möglicherweise aber steckt dieser nur noch in ONN
vorkommende Ausdruck horw/horb in allen angeführten Belegen.

Ferner musste der Namenzusammenhang im abweichenden Beleggut aufgedeckt werden, wenn sich Brüche in der Namenent-
faltung oder gar Namenwechsel abgespielt hatten: der heutige Weiler Hälischwand bei Signau hiess seit Ende 14. Jahrhun-
dert bis in den Anfang des 16. Jahrhunderts Hedischwand, und konnte schliesslich auch mit den erhellenden Belegen Heiden-
Swandon
1264 und Heidesswand 1376 vereinigt werden. Zugleich musste aber die Angabe von Durheim 1883, dass es zwei
Berner Örtlichkeiten namens Hälischwand gebe, nämlich in den Gemeinden Signau und Rüderswil, berichtigt werden.
Offensichtlich auf Durheim fussend, gibt auch das Geographische Lexikon der Schweiz, 2. Bd., 1904, S. 501, noch an, der
Weiler befinde sich in den Gemeinden Signau und Rüderswil, die doch durch die dazwischenliegende Gemeinde Lauperswil
voneinander räumlich getrennt sind. In Wirklichkeit gehört Hälischwand in die politische Gemeinde Signau. Der Irrtum
war durch die Überlieferung in Dokumenten entstanden, die einmal für die Lage die (weitläufige) Kirchgemeinde
Rüderswil, andermals aber die geschlossene politische Gemeinde Signau nannte. Lokalisierungen bilden häufig schwierige
Probleme des materiellen Aufarbeitens; die FRB bringen den ältesten Beleg Tellwile (um 1360) mit Zihlwil bei Orpund in
Verbindung, das aber schon 1361 als Zilwile verzeichnet ist. Genauere Untersuchung, an der Dr. K. Meyer vom Schweizer-
deutschen Wörterbuch entscheidend beteiligt war, ergab jedoch, dass in diesem wie in entsprechenden Zeugnissen
urkundlicher Überlieferung des Namens das heutige Tällwil bei Oberwil b. Büren gemeint sein muss.

Gelegentlich lassen sich alte Siedlungsnamen überhaupt nicht mehr mit einer heute bestehenden Niederlassung verbinden:
die Belege mit der Lautung Anselmingen wurden von uns zunächst als Abwandlungsformen unter das bekannte Amsoldingen
eingereiht. Erst aus später exzerpierten Urbaren konnte dann ermittelt werden, dass der wahrscheinlich auch mit einem
ursprünglichen Insassennamen auf -ingen bezeichnete Hof Anselmingen nur noch ein Stück Rebgelände im Bereich von
Hilterfingen/Oberhofen bestimmte. Dann muss der Name verlorengegangen und in der Bezeichnung ‹Ort› heute Örtli
aufgegangen sein; vgl. ze anselmingen am ort Jn der herschaft Oberhofen gelegen … 1432; das lechen am örttli ganamptt
Anselmingen 1622 (StAB Amt Interlaken, Urb. 3, S. 201; das Erblehen Anselmingen oder am örtli 1745 (StAB Amt Thun,
Urb. 25 Reburbar Steffisburg, S. 171). Es handelt sich also hier, falls nicht doch eine frühabgewandelte Benennungsübertra-
gung auf einen Rebbesitz des Klosters Amsoldingen vorliegt (wie offenkundig im Namen Engelberg am Bielersee) um eine
Wüstung, für die nur noch die Namenbildung zeugt. Die Aufdeckung untergegangener Ansiedlungen aus dem haftengeblie-
benen Namenerbe verlangt besondere Aufmerksamkeit, aber auch besondere Vorsicht bei der toponomastischen Untersu-
chung. Der Name allein ‒ auch wenn er zum Typus der Siedlungsbezeichnungen gehört ‒ vermag nicht unbezweifelbar einen
abgegangenen Wohnort zu erweisen, wenn er nicht in der Überlieferung bereits mit einem Dorf, Weiler oder Hof in
Verbindung gebracht worden ist. Zwar hat W. U. Guyan im Kanton Schaffhausen auf einer Flur, die nur noch den
altalemannischen Siedlungsnamen Berslingen trug, eine frühmittelalterliche Siedlung ausgegraben. Anderseits aber gibt es
altertümliche -i(n)gen oder -wil-Namen, deren Gebiet so hoch gelegen oder unfruchtbar ist, dass es unmöglich einst eine
Dauerniederlassung getragen haben kann, wie z. B. Goldiwil ‹kleines Bergheu-Wiesland über Adelboden (etwa 1300 m)›
oder Harmiswil, Karte: Hartmannswil ‹wilde, 1750 m hoch in der Gemeinde Boltigen gelegene Alpgeländemulde›. Die
Zusammenarbeit des Namenforschers mit dem Archäologen oder Landeskundler ist deshalb eine Notwendigkeit.

Wie die in unserem vorliegenden Band dargelegten Dokumente im Rahmen einer bernischen Landeskunde nach volkskund-
lichen und sprachgeschichtlichen Bezügen weiter ausgewertet werden können, soll der geplante zweite Band des ONB
zeigen, für dessen Konzeption eben diese gesichtete Darlegung und Einzeldeutung des Stoffes die Voraussetzung bildet17.

Unser erster Band möchte jedoch auch dem Historiker und Geographen die philologisch-exakten Materialien, womöglich
mit einer verantwortbaren Etymologie, anbieten und so den oft ebenso phantasievollen wie laienhaft-kühnen Versuchen, die
Namen zu Zeugen für vorgefasste Ansichten zu missbrauchen, entgegenwirken.

Schliesslich könnte aber das in diesem Band ausgebreitete Material auch für die Praxis der amtlichen Namengebung, in
deren Dienst das Unternehmen von Anfang an gestanden hat, wie auch für private Neu- und Umbenennungen eine



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S. 20*


hilfreiche Unterlage vermitteln, da es eben das historische Beleggut und die gegenwärtig gebräuchliche Mundartlautung
festhält. So kann z. B. im Streit um die Hunziken- oder Hunzigenbrücke die Erkenntnis gewonnen werden, dass es sich
ursprünglich offenbar um keinen -inghofen/-iken-Namen handelt und dass heutige Gewährsleute am Ort noch die vor
1000 Jahren verzeichnete Form verwenden, falls der Beleg (996 Hunzingen) nicht doch nach Hunzikon LU zu verweisen ist.
Jedenfalls kommt aber die -iken-Endung für diese Örtlichkeit in unseren Dokumenten erst im 16. Jahrhundert urkundlich
auf. ‒ Aus dem vorliegenden Sammelband kann man ferner etwa die verschiedenen Benennungen für dieselbe
toponomastische Gegebenheit in auseinanderliegenden Siedlungen oder aneinandergrenzenden Talschaften entnehmen,
z. B. für Bergnamen wie das Tschiparellenhorn, das so nur im Simmental heisst, jenseits des Grates in Frutigen aber
Chüngelihore(n) genannt wird. Oder: derselbe Wasserlauf ist in der Gemeinde Häutligen der Zeissiggrabe(n), in Konolfin-
gen aber der Cholholzgrabe(n) usw. Der Kartograph muss sich dann entweder für die eine Bezeichnung entscheiden oder ‒
wie das gelegentlich geschieht ‒ beide Benennungen an den gegenüberliegenden Hangabdachungen festhalten, beide
Gewässernamen an verschiedenen Gemeindeufern einzeichnen. P. Z.


Anmerkungen

@@3@
1 Unter dem alten Kantonsteil versteht man die Bereiche des ehemaligen Stadtstaates bern, soweit er nach der französischen Invasion
seit 1798 ‒ nach der Abtrennung der Untertanengebiete im Waadtland und im untern Aargau ‒ noch reichte. Es sind die
23 Amtsbezirke im Oberland, Emmental, Mittelland, Oberaargau und Seeland.

Als der «neue Kantonsteil» wird der vorwiegend französischsprachige Teil des Berner Juras bezeichnet, der nach Aufhebung des
Fürstbistums Basel 1815 mit dem alten Bern vereinigt wurde. Er umfasst die 7 Amtsbezirke Neuveville, Courtelary, Moutier,
Franches-Montagnes, Delémont, Porrentruy und Laufen (HBLS II, 151; GLS I, 202ff.). In diesem jurassischen Bereich sind zwar das
Laufenamt und einige Örtlichkeiten im Bezirk Delémont auch deutscher Zunge und könnten in ein deutschbernisches Namenbuch
aufgenommen werden. Da aber diese Gegenden durch anderssprachiges Gebiet abgetrennt sind und zudem in den Basler
Mundartbereich gehören wie auch geschichtlich bis ins beginnende 19. Jahrhundert ihre eigenständige Entwicklung durchgemacht
haben, vor allem aber weil sie in ihrem Urkundenbestand durch unsere Erhebungen noch nicht erfasst werden konnten, haben wir uns
entschlossen, uns an die Grenzen des alten Kantonsteils zu halten und die jurassisch-deutschen Landschaften einer eigenen
Monographie zu überlassen.

2 Zur Vollständigkeit der Erhebungen im Gelände: Jeder einzelne vorhandene Beleg liesse sich im günstigsten Falle nur durch eine
örtliche Monographie gewinnen, bei der dann eigentlich auch der letzte Grundbesitzer befragt werden müsste. Denn es gibt stets
Örtlichkeiten, deren Benennung nur in einem abgelegenen Hof, allenfalls nur in einer Familie bekannt sind. Nacherhebungen haben
bei uns immer wieder Neues zum Vorschein gebracht, und den Tatbestand sporadischer Neubildungen wie auch die Einsicht, dass
manch ein Name bloss dem das Feld bearbeitenden Bauern bekannt ist, hat einmal eine Exkursion des Deutschen Seminars nach
Oberbalm sehr eindrücklich ans Licht gestellt; vgl. den Hinweis bei P. Zinsli, Flurnamen und Volksleben, Berner Heimatschutz,
Jb. 1969, S. 37, ferner auch Ch. Hostettler, in: Festschrift für P. Zinsli, Bern 1971 S. 53‒61. Wir haben jedoch den Verzicht auf
allerletzte Vollständigkeit, der sich notwendig aus dem weitgesteckten Erhebungsbereich von 347 Gemeinden ergibt, bewusst in Kauf
genommen. Denn das so gewonnene Material genügt im allgemeinen für die sprachlichen und kulturhistorischen Fragen, die das
Namenbuch zu lösen sucht. Die immer möglichen Ergänzungen durch (meist nur neuere Prägungen oder Kleinbereiche erfassende)
Nachtragserhebungen werden vor allem andern Problemen, z. B. solchen des örtlichen oder sozialen Namenlebens, zugute kommen.

3 Vgl. zur Entwicklung unseres wissenschaftlichen Unternehmens P. Zinsli, Die bernische Ortsnamensammlung, Schweizerische
sprachwissenschaftliche Gesellschaft/Collegium Romanicum: «Kurzberichte aus dem Gebiet der schweizerischen Namenkunde»,
vorgelegt an der gemeinsamen Jahresversammlung vom 27. Oktober 1957 in Bern (Manuskript mit 3 Kartenvervielfältigungen).
Ders.: Die Orts- und Flurnamensammlung des Kantons Bern und ihre Probleme, in: Schulpraxis 50. Jg. (1961), S. 189‒216, mit
einem Beitrag von R. Ramseyer, Orts- und Flurnamen wandern in das Kartenwerk, S. 218‒220. R. Ramseyer, Die Orts- und
Flurnamensammlung des Kantons Bern, in: Sprachspiegel 22. Jg. (1966), S. 59‒63. ‒ Ferner hat der Herausgeber P. Zinsli seit 1953
fortlaufend Rechenschaft über die Entfaltung der Berner Ortsnamensammlung abgelegt in den Jahresberichten der Schweizerischen
Geisteswissenschaftlichen Gesellschaft.

4 Über die in den 30er und 40er Jahren leidenschaftlich geführte Kontroverse zur sprachlichen Fassung der Orts- und Flurnamen auf
dem neuen Kartenwerk, an der sich besonders nachhaltig und kritisch der damalige Redaktor am Schweizerdeutschen Wörterbuch
Dr. Guntram Saladin beteiligte, vgl. den Abschnitt «Schreibweise» in Joh. Hubschmids Bibliographica Onomastica Helvetica
1954, S. 11*‒13*.

5 Bundesratsbeschluss über die Erhebung und Schreibweise der Lokalnamen bei Grundbuchvermessungen (vom 22. Febr. 1938). ‒
Teilweise revidiert durch Bundesratsbeschluss über die Orts-, Gemeinde- und Stationsnamen (vom 5. Febr. 1954).

6 In: Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde 1940, S. 180; vgl. auch: Die Schätze des bernischen Staatsarchivs, in: Der
Bund (12. Aug. 1954).

7 Ausführlich dargestellt in Rud. Hotzenköcherle, Einführung in den Sprachatlas der deutschen Schweiz B (Francke, Bern 1962),
S. 79ff.

8 Vgl. dazu Rud. Hotzenköcherle, Einführung in den Sprachatlas der deutschen Schweiz A, S. 50ff. «III. Das Transkriptionssystem»
B S. 59ff. Einführung (Francke, Bern 1962). Über unsere Vereinfachung s. S. 12*f.

9 Um die grosse Sammlung des bernischen Namengutes, die nun am Falkenplatz 16 in einem ältern Bau mit Ofenheizung zwar gut, aber
doch nicht feuersicher genug aufgehoben war, vor jeder Vernichtung zu sichern, konnte das gesamte Material «mikroverfilmt» und




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S. 21*


@@3@
dem Kantonalen Vermessungsamt zur Aufbewahrung in den für sein eigenes Dokumentationsgut bereitgestellten unterirdischen
Schutzräumen übergeben werden.

10 Bei der ersten Planung von Anlage und Ausgestaltung der Artikel konnte der Herausgeber bereits auf Rat und Mithilfe seines
Mitarbeiters Dr. R. Ramseyer zählen, der auch die Quellen-, Literatur- und Abkürzungsverzeichnisse erstellt hat, und in der
Folgezeit nahmen auch die spätern Mitarbeiter beratend an der Lösung der sich immerwieder stellenden Fragen teil.

11 Wo die amtliche Schreibweise der Gemeindenamen von der mundartnähern Fassung unserer Stichwörter differiert (Axalp gegenüber
achs-, Faulensee gegenüber ful- usw.), werden sie doch den zugehörigen Stichwörtern zugeordnet und so in die etymologischen
Zusammenhänge eingereiht (mit Querverweis für das leichtere Auffinden).

12 Auf eine vollzählige Darstellung aller gehorteten Bezeugungen musste von vorneherein verzichtet werden. «Lebendige» Belege
können vor allem dann nur in wenigen Proben dargeboten werden, wenn es sich um Namen aus noch heute sprachüblichen
Appellativen handelt, wie z. B. Acker, Feld, Graben, Matte, Wald u. ä.

13 Wo ein Artikel nur aus urkundlich erhobenen Belegen besteht, der mundartlich-phonetische Ansatz aber fehlt, kann es sich um einen
ausgestorbenen Namen handeln; immerhin ist nicht immer sicher, ob er wirklich verlorengegangen ist oder einfach bisher im
Gelände noch nicht erhoben werden konnte.

Nachgewiesenermassen ausgestorbene Etyma werden mit † bezeichnet.
14 Die Belege für die einzelnen Gemeinden werden durch Semikolon (;) getrennt; z. B. louwigraben V Gadm.; V Gutt. jede Gemeinde
hat hier einen Louwigraben. Wenn aber zwischen Gemeindenamen bloss ein Schrägstrich (/) steht, bedeutet dies, dass sich derselbe
Namenbereich über mehr als ein Gemeindegebiet erstreckt.

15 Präfixkomposita erscheinen erst an dieser Stelle. In alphabetischer Ordnung nach den anlautenden Vorsilben auf an-, ab-, in-, us- usw.
wird nur eine knappe Auswahl sprechender Belege angeführt.

16 Vgl. Georg Boner, Der Berner Aargau im bernischen Regionbuch von 1782/1784, in: Argovia 76 (1964), S. 12ff.
17 Allgemeines zur Auswertungsmöglichkeit eines toponomastischen Materialbandes mit besondern lokalen Problemen vgl. z. B. die
einleitenden Kapitel zum Rät. Namenbuch (RNB), Bd. I (1938).




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S. 22*


SEKTORENKARTEN
ÜBERSICHT

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S. 23*


SEKTOR I

#(IMAGE)
1 Biel 23 Aegerten 45 Hagneck
2 Pieterlen 24 Studen 46 Walperswil
3 Lengnau 25 Bellmund 47 Seedorf
4 Arch 26 Büetigen 48 Schüpfen
5 Leuzigen 27 Diessbach b. B. 49 Gals
6 Meinisberg 28 Ligerz 50 Erlach
7 Leubringen/Evilard 29 Sutz-Lattrigen 51 Bargen
8 Safnern 30 Jens 52 Aarberg
9 Büren a. d. A. 31 Worben 53 Vinelz
10 Rüti b. B. 32 Busswil b. B. 54 Brüttelen
11 Orpund 33 Mörigen 55 Siselen
12 Brügg 34 Hermrigen 56 Tschugg
13 Scheuren 35 Merzligen 57 Ins
14 Meienried 36 Kappelen 58 Finsterhennen
15 Oberwil b. B. 37 Lyss 59 Kallnach
16 Tüscherz-Alfermée 38 Wengi 60 Radelfingen
17 Nidau 39 Täuffelen 61 Gampelen
18 Schwadernau 40 Epsach 62 Treiten
19 Dotzigen 41 Bühl bei Aarberg 63 Niederried b. K.
20 Twann 42 Grossaffoltern 64 Meikirch
21 Ipsach 43 Rapperswil 65 Müntschemier
22 Port 44 Lüscherz




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SEKTOR II

#(IMAGE)



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S. 25*


1 Rumisberg 39 Bollodingen 76 Rüdtligen-Alchenflüh
2 Wolfisberg 40 Bätterkinden 77 Heimiswil
3 Farnern 41 Wiler b. U. 78 Dürrenroth
4 Attiswil 42 Zielebach 79 Wyssachen
5 Oberbipp 43 Seeberg 80 Eriswil
6 Niederbipp 44 Hermiswil 81 Grafenried
7 Schwarzhäusern 45 Ochlenberg 82 Scheunen
8 Wynau 46 Leimiswil 83 Iffwil
9 Wiedlisbach 47 Reisiswil 84 Zauggenried
10 Bannwil 48 Utzenstorf 85 Kernenried
11 Aarwangen 49 Koppigen 86 Lyssach
12 Roggwil 50 Willadingen 87 Burgdorf
13 Wangen a. d. A. 51 Höchstetten 88 Affoltern i. E.
14 Walliswil-Wangen 52 Hellsau 89 Bangerten
15 Walliswil-Bipp 53 Ursenbach 90 Zuzwil
16 Berken 54 Kleindietwil 91 Jegenstorf
17 Graben 55 Auswil 92 Münchringen
18 Langenthal 56 Gondiswil 93 Hindelbank
19 Wangenried 57 Rohrbach 94 Mötschwil
20 Inkwil 58 Alchenstorf 95 Rüti b. L.
21 Röthenbach b. H. 59 Wynigen 96 Rüegsau
22 Heimenhausen 60 Rohrbachgraben 97 Sumiswald
23 Herzogenbuchsee 61 Huttwil 98 Ballmoos
24 Thunstetten 62 Limpach 99 Deisswil b. M.
25 Obersteckholz 63 Schalunen 100 Wiggiswil
26 Untersteckholz 64 Oberösch 101 Urtenen
27 Wanzwil 65 Niederösch 102 Mattstetten
28 Niederönz 66 Oeschenbach 103 Krauchthal
29 Oberönz 67 Walterswil 104 Oberburg
30 Bleienbach 68 Mülchi 105 Lützelflüh
31 Lotzwil 69 Büren z. Hof 106 Diemerswil
32 Gutenburg 70 Ersigen 107 Münchenbuchsee
33 Busswil b. M. 71 Rumendingen 108 Moosseedorf
34 Melchnau 72 Fraubrunnen 109 Bäriswil
35 Bettenhausen 73 Aefligen 110 Hasle b. B.
36 Thörigen 74 Kirchberg 111 Trachselwald
37 Rütschelen 75 Etzelkofen 112 Ruppoldsried
38 Madiswil




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S. 26*


SEKTOR III
#(IMAGE)



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S. 27*


1 Golaten 31 Trubschachen 60 Gelterfingen 89 Seftigen
2 Wohlen 32 Clavaleyres 61 Gerzensee 90 Uttigen
3 Kirchlindach 33 Kriechenwil 62 Niederwichtrach 91 Heimberg
4 Zollikofen 34 Laupen 63 Oberwichtrach 92 Steffisburg
5 Bolligen 35 Neuenegg 64 Oberdiessbach 93 Fahrni
6 Gurbrü 36 Englisberg 65 Linden 94 Unterlangenegg
7 Wileroltigen 37 Belp 66 Rümligen 95 Oberlangenegg
8 Bremgarten 38 Konolfingen 67 Kirchenthurnen 96 Eriz
9 Vechigen 39 Schlosswil 68 Mühledorf 97 Wattenwil
10 Walkringen 40 Grosshöchstetten 69 Kirchdorf 98 Forst
11 Rüderswil 41 Zäziwil 70 Herbligen 99 Gurzelen
12 Lauperswil 42 Bowil 71 Aeschlen 100 Uetendorf
13 Langnau i. E. 43 Eggiwil 72 Buchholterberg 101 Schwendibach
14 Trub 44 Zimmerwald 73 Wachseldorn 102 Homberg
15 Ferenbalm 45 Münsingen 74 Schangnau 103 Horrenbach-Buchen
16 Mühleberg 46 Niederhünigen 75 Riggisberg 104 Teuffenthal
17 Frauenkappelen 47 Mirchel 76 Mühlethurnen 105 Längenbühl
18 Bern 48 Röthenbach i. E. 77 Lohnstorf 106 Thierachern
19 Stettlen 49 Oberbalm 78 Noflen 107 Thun
20 Landiswil 50 Niedermuhlern 79 Kienersrüti 108 Heiligenschwendi
21 Muri b. B. 51 Toffen 80 Jaberg 109 Sigriswil
22 Worb 52 Belpberg 81 Kiesen 110 Blumenstein
23 Arni 53 Tägertschi 82 Oppligen 111 Uebeschi
24 Münchenwiler 54 Häutligen 83 Brenzikofen 112 Hilterfingen
25 Köniz 55 Freimettigen 84 Bleiken b. O. 113 Oberhofen
26 Kehrsatz 56 Albligen 85 Guggisberg 114 Pohlern
27 Rubigen 57 Wahlern 86 Rüschegg 115 Höfen
28 Biglen 58 Rüeggisberg 87 Rüti b. R 116 Amsoldingen
29 Oberthal 59 Kaufdorf 88 Burgistein 117 Zwieselberg
30 Signau




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S. 28*


SEKTOR IV

#(IMAGE)
1 Därstetten 9 Boltigen 17 Kandergrund
2 Oberstocken 10 Diemtigen 18 St. Stephan
3 Niederstocken 11 Aeschi 19 Adelboden
4 Reutigen 12 Krattigen 20 Kandersteg
5 Spiez 13 Reichenbach 21 Lenk
6 Oberwil i. S. 14 Frutigen 22 Lauenen
7 Erlenbach 15 Zweisimmen 23 Gsteig
8 Wimmis 16 Saanen




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S. 29*


SEKTOR V

#(IMAGE)
1 Habkern
2 Oberried a. Br.-See
3 Brienz
4 Schwanden b. B.
5 Hofstetten b. B.
6 Brienzwiler
7 Innertkirchen
8 Gadmen
9 Beatenberg
10 Meiringen
11 Hasliberg
12 Niederried b. I.
13 Unterseen
14 Ringgenberg
15 Iseltwald
16 Schattenhalb
17 Interlaken
18 Bönigen
19 Matten b. I.
20 Gündlischwand
21 Grindelwald
22 Guttannen
23 Leissigen
24 Därligen
25 Wilderswil
26 Gsteigwiler
27 Lütschental
28 Saxeten
29 Isenfluh
30 Lauterbrunnen




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S. 30*


GEMEINDEVERZEICHNIS DES KANTONS BERN
(alter, deutschsprachiger Bereich)

Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Aarberg Aarb. Aarberg I 52
Aarwangen Aarw. Aarwangen II 11
Adelboden Adelb. Frutigen IV 19
Affoltern im Emmental Affolt. Trachselwald II 88
Aefligen Aeflg. Burgdorf II 73
Aegerten Aeg. Nidau I 23
Albligen Albl. Schwarzenburg III 56
Alchenstorf Alchenst. Burgdorf II 58
Amsoldingen Amsold. Burgdorf III 116
Arch Arch Büren I 4
Arni bei Biglen Arni Konolfingen III 23
Aeschi bei Spiez Aeschi Frutigen IV 11
Aeschlen Aeschl. Konolfingen III 71
Attiswil Attisw. Wangen II 4
Auswil Ausw. Aarwangen II 55
Ballmoos Ballm. Fraubrunnen II 98
Bangerten Bang. Fraubrunnen II 89
Bannwil Bannw. Aarwangen II 10
Bargen Bargen Aarberg I 51
Bäriswil Bärisw. Burgdorf II 109
Bätterkinden Bätterk. Fraubrunnen II 40
Beatenberg Beatb. Interlaken V 9
Sundlauenen Sundl.
Bellmund Bellm. Nidau I 25
Belp Belp Seftigen III 37
Belpberg Belpb. Seftigen III 52
Berken Berk. Wangen II 16
Bern Bern Bern III 18
Bümpliz Bümpl.
Nieder-/Oberbottigen Ndbott./Obbott.
Nieder-/Oberwangen Ndwang./Obwang.
Bettenhausen Betth. Wangen II 35
Biel Biel Biel I 1
Biglen Bigl. Konolfingen III 28
Bleienbach Bleienb. Aarwangen II 30
Bleiken bei Oberdiessbach Bleik. Konolfingen III 84
Blumenstein Blumst. Thun III 110
Bolligen Boll. Bern III 5
Ferenberg Ferenbg.
Habstetten Habst.
Ittigen Itt.
Ostermundigen Ostermund.
Worblaufen Worbl.
Bollodingen Bollod. Wangen II 39
Boltigen Bolt. Obersimmental IV 9




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S. 31*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Bönigen Bön. Interlaken V 18
Bowil Bow. Konolfingen III 42
Bremgarten Bremg. Bern III 8
Brenzikofen Brenzk. Konolfingen III 83
Brienz Brienz Interlaken V 3
Achsalp Achsalp
Giessbach Giessb.
Brienzwiler Brienzw. Interlaken V 6
Brügg Brügg Nidau I 12
Brüttelen Brütt. Erlach I 54
Buchholterberg Buchh. Thun III 72
Büetigen Büet. Büren I 26
Bühl bei Aarberg Bühl Nidau I 41
Büren an der Aare Bür. Büren I 9
Büren zum Hof BürzH. Fraubrunnen II 69
Burgdorf Burgd. Burgdorf II 87
Burgistein Burgist. Seftigen III 88
Busswil bei Büren BusswbB. Büren I 32
Busswil bei Melchnau BusswbM. Aarwangen II 33
Clavaleyres Clav. Laupen III 32
Därligen Därl. Interlaken V 24
Därstetten Därst. Niedersimmental IV 1
Deisswil bei Münchenbuchsee Deissw. Fraubrunnen II 99
Diemerswil Diemersw. Fraubrunnen II 106
Diemtigen Diemt. Niedersimmental IV 10
Bächlen Bächlen
Oey Oey
Schwenden Schwend.
Zwischenflüh Zwischenfl.
Diessbach bei Büren Diessb. Büren I 27
Dotzigen Dotz. Büren I 19
Dürrenroth Dürrenr. Trachselwald II 78
Eggiwil Eggiw. Signau III 43
Aeschau Aeschau
Englisberg Englisb. Seftigen III 36
Epsach Eps. Nidau I 40
Eriswil Erisw. Trachselwald II 80
Eriz Eriz Thun III 96
Erlach Erlach Erlach I 50
Erlenbach im Simmental Erlenb. Niedersimmental IV 7
Latterbach Latterb.
Ringoldingen Ring.
Ersigen Ers. Burgdorf II 70
Etzelkofen Etzelk. Fraubrunnen II 75
Fahrni bei Thun Fahrni Thun III 93
Farnern Farn. Wangen II 3
Ferenbalm Ferenb. Laupen III 15
Bibern Bib.




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S. 32*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Finsterhennen Finsterh. Erlach I 58
Forst bei Thun Forst Thun III 98
Fraubrunnen Fraubr. Fraubrunnen II 72
Frauenkappelen Frauenk. Laupen III 17
Freimettigen Freim. Konolfingen III 55
Frutigen Frut. Frutigen IV 14
Achseten Achs.
Gadmen Gadm. Oberhasli V 8
Nessental Ness.
Gals Gals Erlach I 49
Gampelen Gamp. Erlach I 61
Gelterfingen Gelt. Seftigen III 60
Gerzensee Gerz. Seftigen III 61
Golaten Gol. Laupen III 1
Gondiswil Gond. Aarwangen II 56
Graben Grab. Wangen II 17
Grafenried Graf. Fraubrunnen II 81
Grindelwald Grindelw. Interlaken V 21
Alp Bach Bach
Bussalp Bussalp
Alp Grindel Grindel
Alp Holzmatten Holzm.
Alp Itramen Itramen
Alp Scheidegg Scheidegg
Alp Wärgistal Wärg.
Grossaffoltern Grossaffolt. Aarberg I 42
Grosshöchstetten Grhöchst. Konolfingen III 40
Gsteig bei Gstaad Gsteig Saanen IV 23
Feutersoey Feut.
Gsteigwiler Gsteigw. Interlaken V 26
Guggisberg Gugg. Schwarzenburg III 85
Gündlischwand Günd. Interlaken V 20
Gurbrü Gurbrü Laupen III 6
Gurzelen Gurz. Seftigen III 99
Gutenburg Gutbg. Aarwangen II 32
Guttannen Gutt. Oberhasli V 22
Habkern Habk. Interlaken V 1
Hagneck Hagn. Nidau I 45
Hasle bei Burgdorf Hasle Burgdorf II 110
Goldbach Goldb.
Gomerkinden Gomerk.
Schafhausen Schafh.
Hasliberg Haslib. Oberhasli V 11
Goldern Gold.
Hohfluh Hohfl.
Reuti Reuti
Häutligen Häutl. Konolfingen III 54
Heiligenschwendi Heil. Thun III 108




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S. 33*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Heimberg Heimb. Thun III 91
Heimenhausen Heimenh. Wangen II 22
Heimiswil Heimisw. Burgdorf II 77
Hellsau Hells. Burgdorf II 52
Herbligen Herbl. Konolfingen III 70
Hermiswil Herm. Wangen II 44
Hermrigen Hermr. Nidau I 34
Herzogenbuchsee Herzb. Wangen II 23
Hilterfingen Hilt. Thun III 112
Hindelbank Hindelb. Burgdorf II 93
Höchstetten bei Hellsau Höchst. Burgdorf II 51
Höfen bei Thun Höfen Thun III 115
Hofstetten bei Brienz Hofst. Interlaken V 5
Homberg Homb. Thun III 102
Horrenbach-Buchen Horr. Thun III 103
Huttwil Huttw. Trachselwald II 61
Jaberg Jab. Seftigen III 80
Jegenstorf Jeg. Fraubrunnen II 91
Jens Jens Nidau I 30
Iffwil Iffw. Fraubrunnen II 83
Inkwil Inkw. Wangen II 20
Innertkirchen Innertk. Oberhasli V 7
Ins Ins Erlach I 57
Interlaken Interl. Interlaken V 17
Ipsach Ips. Nidau I 21
Iseltwald Iseltw. Interlaken V 15
Isenfluh Isenfl. Interlaken V 29
Kallnach Kalln. Aarberg I 59
Kandergrund Kandergr. Frutigen IV 17
Kandersteg Kanderst. Frutigen IV 20
Kappelen Kapp. Aarberg I 36
Kaufdorf Kaufd. Seftigen III 59
Kehrsatz Kehrs. Seftigen III 26
Kernenried Kernenr. Burgdorf II 85
Kienersrüti Kienersr. Seftigen III 79
Kiesen Kies. Konolfingen III 81
Kirchberg Kirchb. Burgdorf II 74
Kirchdorf Kirchd. Seftigen III 69
Kirchenthurnen Kirchenth. Seftigen III 67
Kirchlindach Kirchl. Bern III 3
Herrenschwanden Herrenschw.
Kleindietwil Kldietw. Aarwangen II 54
Köniz Köniz Bern III 25
Gasel Gasel
Herzwil Herzw.
Liebefeld Liebef.
Liebewil Liebew.
Mengestorf Mengest.




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S. 34*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Mittelhäusern Mittelh. Bern
Nieder-/Oberscherli Ndscherli/Obscherli
Spiegel Spiegel
Schliern Schliern
Thörishaus Thörish.
Wabern Wabern
Konolfingen Konolf. Konolfingen III 38
Gysenstein Gys.
Stalden Stald.
Koppigen Kopp. Burgdorf II 49
Krattigen Kratt. Frutigen IV 12
Krauchthal Krauchth. Burgdorf II 103
Hettiswil Hettisw.
Kriechenwil Kriechw. Laupen III 33
Dicki Dicki
Landiswil Landisw. Konolfingen III 20
Längenbühl Längenb. Thun III 105
Langenthal Langt. Aarwangen II 18
Langnau im Emmental Langn. Signau III 13
Bärau Bär.
Lauenen bei Gstaad Lau. Saanen IV 22
Laupen Laup. Laupen III 34
Lauperswil Laupersw. Signau III 12
Lauterbrunnen Ltbr. Interlaken V 30
Gimmelwald Gimm.
Mürren Mürr.
Stechelberg Stech.
Wengen Weng.
Leimiswil Leimw. Aarwangen II 46
Leissigen Leiss. Interlaken V 23
Lengnau Lengn. Büren I 3
Lenk Lenk Obersimmental IV 21
Leuzigen Leuz. Büren I 5
Ligerz Lig. Nidau I 28
Limpach Limp. Fraubrunnen II 62
Linden bei Oberdiessbach Lind. Konolfingen III 65
Ausser-/Innerbirrmoos Aussbirrm./Innbirrm.
Lohnstorf Lohnst. Seftigen III 77
Lotzwil Lotzw. Aarwangen II 31
Lüscherz Lüsch. Erlach I 44
Lütschental Lütsch. Interlaken V 27
Lützelflüh Lütz. Trachselwald II 105
Grünenmatt Grün.
Ramsei Ram.
Ranflüh Ranfl.
Lyss Lyss Aarberg I 37
Lyssach Lyssach Burgdorf II 86
Madiswil Madw. Aarwangen II 38




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S. 35*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Matten bei Interlaken Matten Interlaken V 19
Mattstetten Mattst. Fraubrunnen II 102
Meienried Meienr. Büren I 14
Meikirch Meik. Aarberg I 64
Meinisberg Meinisb. Büren I 6
Meiringen Meir. Oberhasli V 10
Brünigen Brünigen
Unterbach Unterb.
Melchnau Melchn. Aarwangen II 34
Merzligen Merzl. Nidau I 35
Mirchel Mirch. Konolfingen III 47
Moosseedorf Moosseed. Fraubrunnen II 108
Mörigen Mör. Nidau I 33
Mötschwil Mötschw. Burgdorf II 94
Mühleberg Mühleb. Laupen III 16
Allenlüften Allenl.
Gümmenen Gümm.
Rosshäusern Rossh.
Mühledorf bei Kirchdorf Mühled. Seftigen III 68
Mühlethurnen Mühleth. Seftigen III 76
Mülchi Mülchi Fraubrunnen II 68
Münchenbuchsee Münchb. Fraubrunnen II 107
Münchenwiler Münchenw. Laupen III 24
Münchringen Münchr. Fraubrunnen II 92
Münsingen Müns. Konolfingen III 45
Müntschemier Müntsch. Erlach I 65
Muri bei Bern Muri Bern III 21
Gümligen Güml.
Neuenegg Neu. Laupen III 35
Nidau Nid. Nidau I 17
Niederbipp Ndbipp Wangen II 6
Niederhünigen Ndhün. Konolfingen III 46
Niedermuhlern Ndmuhl. Seftigen III 50
Niederönz Ndönz Wangen II 28
Niederösch Ndösch Burgdorf II 65
Niederried bei Interlaken NdriedbI. Interlaken V 12
Niederried bei Kallnach NdriedbK. Aarberg I 63
Niederstocken Ndstock. Niedersimmental IV 3
Niederwichtrach Ndwicht. Konolfingen III 62
Noflen Nofl. Seftigen III 78
Oberbalm Obbalm Bern III 49
Oberbipp Obbipp Wangen II 5
Oberburg Obburg Burgdorf II 104
Oberdiessbach Obdiessb. Konolfingen III 64
Oberhofen Obhof. Thun III 113
Oberlangenegg Oblang. Thun III 95
Oberönz Obönz. Wangen II 29
Oberösch Obösch Burgdorf II 64




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S. 36*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Oberried am Brienzersee Obried Interlaken V 2
Ebligen Ebl.
Obersteckholz Obsteckh. Aarwangen II 25
Oberstocken Obstock. Niedersimmental IV 2
Oberthal Obthal Konolfingen III 29
Oberwichtrach Obwicht. Konolfingen III 63
Oberwil bei Büren ObwilbB. Büren I 15
Oberwil im Simmental ObwiliS. Niedersimmental IV 6
Ochlenberg Ochl. Wangen II 45
Oppligen Oppl. Konolfingen III 82
Orpund Orp. Nidau I 11
Gottstadt Gottst.
Oeschenbach Oeschb. Aarwangen II 66
Pieterlen Piet. Büren I 2
Pohlern Pohl. Thun III 114
Port Port Nidau I 22
Radelfingen Rad. Aarberg I 60
Detligen Detl.
Matzwil Matzw.
Oltigen Olt.
Rapperswil Rapp. Aarberg I 43
Bittwil Bittw.
Dieterswil Dietersw.
Frauchwil Frauchw.
Moosaffoltern Moosaffolt.
Wierezwil Wierezw.
Zimlisberg Zimlisb.
Reichenbach im Kandertal Reich. Frutigen IV 13
Kienthal Kienth.
Mülenen Mülenen
Scharnachthal Scharn.
Wengi Wengi
Reisiswil Reisw. Aarwangen II 47
Reutigen Reut. Niedersimmental IV 4
Riggisberg Rigg. Seftigen III 75
Ringgenberg Ringg. Interlaken V 14
Goldswil Goldsw.
Roggwil Roggw. Aarwangen II 12
Rohrbach Rohrb. Aarwangen II 57
Rohrbachgraben Rohrbgr. Aarwangen II 60
Röthenbach im Emmental Röth. Signau III 48
Röthenbach bei Herzogenbuch-
see
RöthbH. Wangen II 21
Rubigen Rub. Konolfingen III 27
Allmendingen bei Bern Allm. Be.
Kleinhöchstetten Klhöchst.
Trimstein Trimst.
Rüderswil Rüd. Signau III 11




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S. 37*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Ranflüh Ranfl. Signau
Zollbrück Zollbr.
Rüdtligen Rüdtl. Burgdorf II 76
Alchenflüh Alchenfl.
Rüeggisberg Rüegg. Seftigen III 58
Hinterfultigen Hinterf.
Vorderfultigen Vorderf.
Rüegsau Rüegs. Trachselwald II 96
Rumendingen Rumend. Burgdorf II 71
Rumisberg Rum. Wangen II 1
Rümligen Rüml. Seftigen III 66
Ruppoldsried Rupp. Fraubrunnen II 112
Rüschegg Rüsch. Schwarzenburg III 86
Gambach Gamb.
Rüti bei Büren RütibB. Büren I 10
Rüti bei Lyssach RütibL. Burgdorf II 95
Rüti bei Riggisberg RütibR. Seftigen III 87
Rütschelen Rütsch. Aarwangen II 37
Saanen Saanen Saanen IV 16
Abländschen Abl.
Gstaad Gstaad
Saanenmöser Saanenm.
Schönried Schönr.
Turbach Turb.
Safnern Safn. Nidau I 8
St. Stephan St. Steph. Obersimmental IV 18
Matten Matten
Saxeten Sax. Interlaken V 28
Schalunen Schal. Fraubrunnen II 63
Schangnau Schangn. Signau III 74
Schattenhalb Schatt. Oberhasli V 16
Scheunen Scheun. Fraubrunnen II 82
Scheuren Scheur. Nidau I 13
Schlosswil Schlossw. Konolfingen III 39
Schüpfen Schüpf. Aarberg I 48
Allenwil Allenw.
Schwadernau Schwad. Nidau I 18
Schwanden bei Brienz SchwandenbBr. Interlaken V 4
Schwarzhäusern Schwarzh. Aarwangen II 7
Schwendibach Schwendib. Thun III 101
Seeberg Seeb. Wangen II 43
Grasswil Grassw.
Riedtwil Riedtw.
Seedorf Seed. Aarberg I 47
Frienisberg Frienisb.
Lobsigen Lobs.
Ruchwil Ruchw.
Seftigen Seft. Seftigen III 89




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S. 38*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Signau Sign. Signau III 30
Schüpbach Schüpb.
Sigriswil Sigr. Thun III 109
Gunten Gunt.
Merligen Merl.
Siselen Sis. Erlach I 55
Spiez Spiez Niedersimmental IV 5
Einigen Ein.
Faulensee Faul.
Steffisburg Steff. Thun III 92
Stettlen Stettl. Bern III 19
Stocken Stock. = Obstock. u. Ndstock.
Studen Stud. Nidau I 24
Sumiswald Sum. Trachselwald II 97
Sutz-Lattrigen Sutz Nidau I 29
Lattrigen Lattr.
Tägertschi Täg. Konolfingen III 53
Täuffelen Täuff. Nidau I 39
Teuffenthal Teuffenth. Thun III 104
Thierachern Thier. Thun III 106
Thörigen Thörig. Wangen II 36
Thun Thun Thun III 107
Allmendingen Allm. Th.
Dürrenast Dürr.
Goldiwil Goldiw.
Gwatt Gwatt
Hünibach Hünib.
Scherzligen Scherz.
Strättligen Strätt.
Thunstetten Thunst. Aarwangen II 24
Bützberg Bützb.
Toffen Toff. Seftigen III 51
Trachselwald Trachsw. Trachselwald II 111
Heimisbach Heimisb.
Treiten Treit. Erlach I 62
Trub Trub Signau III 14
Trubschachen Trubsch. Signau III 31
Tschugg Tschugg Erlach I 56
Mullen Mullen
Tüscherz-Alfermée Tüsch. Nidau I 16
Twann Twann Nidau I 20
Uebeschi Ueb. Thun III 111
Uetendorf Uet. Thun III 100
Unterlangenegg Unterl. Thun III 94
Unterseen Unters. Interlaken V 13
Untersteckholz Untsteckh. Aarwangen II 26
Ursenbach Ursenb. Aarwangen II 53
Urtenen Urt. Fraubrunnen II 101




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S. 39*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Schönbühl Schönb. Fraubrunnen
Uttigen Utt. Seftigen III 90
Utzenstorf Utztf. Fraubrunnen II 48
Landshut Landsh.
Vechigen Vech. Bern III 9
Boll Bo.
Dentenberg Dent.
Sinneringen Sinn.
Utzigen Utz.
Vinelz Vin. Erlach I 53
Wachseldorn Wachs. Thun III 73
Wahlern Wahlern Schwarzenburg III 57
Schwarzenburg Schwarzenb.
Walkringen Walkr. Konolfingen III 10
Bigenthal Big.
Walliswil-Bipp Wallbipp Wangen II 15
Walliswil-Wangen Wallwang. Wangen II 14
Walperswil Walpw. Nidau I 46
Walterswil Waltw. Trachselwald II 67
Wangen an der Aare Wangen Wangen II 13
Wangenried Wangenr. Wangen II 19
Wanzwil Wanzw. Wangen II 27
Wattenwil Wattw. Seftigen III 97
Wengi bei Büren Wengi Büren I 38
Wiedlisbach Wiedl. Wangen II 9
Niederwichtrach Ndwicht. Konolfingen III 62
Oberwichtrach Obwicht. Konolfingen III 63
Wiggiswil Wiggisw. Fraubrunnen II 100
Wilderswil Wild. Interlaken V 25
Gsteig Gsteig
Wiler bei Utzenstorf WilerbU. Fraubrunnen II 41
Wileroltigen Wilerolt. Laupen III 7
Willadingen Willad. Burgdorf II 50
Wimmis Wimm. Niedersimmental IV 8
Wohlen Wohlen Bern III 2
Möriswil Mörisw.
Murzelen Murz.
Säriswil Särisw.
Uettligen Uettl.
Wolfisberg Wolfisb. Wangen II 2
Worb Worb Konolfingen III 22
Enggistein Engg.
Richigen Rich.
Rüfenacht Rüf.
Vielbringen Vielbr.
Worben Worben Nidau I 31
Wynau Wynau Aarwangen II 8
Wynigen Wynigen Burgdorf II 59




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S. 40*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Wyssachen Wyss. Trachselwald II 79
Zauggenried Zaugg. Fraubrunnen II 84
Zäziwil Zäz. Konolfingen III 41
Zielebach Zieleb. Fraubrunnen II 42
Zimmerwald Zimm. Seftigen III 44
Zollikofen Zoll. Bern III 4
Zuzwil Zuzw. Fraubrunnen II 90
Zweisimmen Zweis. Obersimmental IV 15
Blankenburg Blank.
Mannried Mannr.
Zwieselberg Zwies. Thun III 117

Geographische Abkürzungen deutschschweizerischer Kantone und Landschaften


AG Aargau SG St. Gallen
AI Appenzell-Innerrhoden SH Schaffhausen
AR Appenzell-Ausserrhoden SO Solothurn
BE Bern SZ Schwyz
BL Basel-Land UR Uri
BS Basel-Stadt TG Thurgau
FR Freiburg ZG Zug
GL Glarus ZH Zürich
GR Graubünden WS Wallis (deutsches Sprachgebiet)
LU Luzern P Piemont (ennetbirgische Walsersiedlungen)
NW Nidwalden BO Berner Oberland
OW Obwalden




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S. 41*


QUELLENNACHWEISE
A) Ungedruckte Quellen
I. Urbare
Standort der Urbare: Staatsarchiv Bern (StAB)
a) SEKTOR I:
Ämter Aarberg, Biel, Büren, Erlach, Nidau

1. Amt Aarberg
U 1 Bodenzinsurbarlein der alten Herrschaft Aarberg (Urkunden Fach Aarberg) 1409
oder
vorher
U 2 Urbarbuch aller Zinsen und Gülten, Güter, Äcker, Hölzer und Wälder, dem Kloster Frienisberg
zuständig (Nr. 76)
1528
U 3 Urbar des Hauses Tedligen (Detligen) über Grund- und Pfennigzinse, Zehnten usw. (Nr. 56;
2 Ex.)
1531
U 4 Aarberg Bodenzinsurbar (Nr. 1; 2 Ex.) 1532
2. Amt Biel
U 5 Bereinigung der zinspflichtigen Häuser und Güter in Stadt und Herrschaft Biel (Biel, Bözingen,
Leubringen, Orvin, Romont, Plagne, Meinisberg), zugunsten des Klosters St. Johannsen (Nr. 1;
2 Ex.)
1507
U 6 Verzeichnis der durch Hugo Girard eingenommenen Zinse und Zehnten eines Abtes von
St. Johannsen (Nr. 3)
1509
U 7 Ähnliches Urbar aus derselben Zeit (Nr. 4) 1509
U 8 Zinsrodel, was ein Schaffner von St. Johannsen zu Biel beziehen soll (Nr. 5) 1539
U 8a Urbar der dem Gotteshaus Bellelay zuständigen Schupposen, Zinsen, Zehnten und Bodenzinsen
um Biel (Nr. 8)
1553
3. Amt Büren
U 9 Zinsbuch von St. Johannsen, die Gegend von Büren betreffend (Nr. 23) 1435ff.
U 10 Zinsrodel der Schaffnerei Solothurn der Stift in Bern, bzw. früher des Klosters Frauenkappelen,
die Gegend von Solothurn und Büren betreffend (Nr. 18)
1486
U 11 St. Johannsen Urbar, die Gegend von Büren betreffend (Nr. 24) 15. und
16. Jhd.
U 12 Zinsrodel der Stiftsschaffnerei Rütti b. Büren (Nr. 181) 1523
U 13 Urbar von Boden- und Pfennigzinsen sowie von Zinsen des Hauses Oberbüren (Seeland,
Kt. Bern, Nr. 17)
um 1532
U 14 Urbar der Herrschaft Büren (Nr. 1) 1540
4. Amt Erlach
U 15 Zinsbuch des Schlosses und der Herrschaft Erlach (Nr. 1) 1485
U 16 Zinsbuch des Schlosses und der Herrschaft Erlach (Nr. 2) Anf. 16. Jhd.
U 17 Lehenerkenntnisse der Leute von Gals gegenüber der Abtei St. Johannsen (Nr. 71) 1509
U 18 Zinsrodel des Schlosses und der Herrschaft Erlach (Nr. 3; Eintragungen von Nikl. Manuel) 1519
U 19 Schlafrodel der Gülten und Zinsen zugehörend den Frauen des Klosters Tedlingen in der Vogtei
und Herrschaft Erlach (Nr. 701)
1523
U 20 Bodenzinsurbar der Herrschaft Erlach usw. (Nr. 4) um 1525
U 21 Urbar des Schlosses Erlach (Nr. 5; 2 Ex.) 1530




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S. 42*


U 22 Urbar der zinsbaren Lehengüter zu Ins, vom Kloster St. Johannsen herrührend (Nr. 6) 1533
U 23 Urbar der zinsbaren Güter zu Siselen, Täuffelen, Epsach, Hermrigen, Bühl und Mörigen, vom
Kloster St. Johannsen herrührend (Nr. 7)
1533
U 24 Urbar der zinsbaren Lehengüter des Klosters St. Johannsen zu Müntschemier, Treiten, Brüttelen,
Finsterhennen (Nr. 75)
1533
5. Amt Nidau
U 25 Zinsurbar des Priorats auf der St. Petersinsel, betreffend die Zinse in der Grafschaft Nidau und in
sämtlichen benachbarten Landschaften (Nr. 114)
um 1398
U 26 Urbar zweier Bodenzinsen zu Lattrigen (Nr. 90) 1432/1728
U 27 Priorat auf der St. Petersinsel. Urbar und Rechnungsbuch betreffend die Herrschaften Nidau,
Aarberg, Biel, Tessenberg; auch die Gegenden von Wohlen, Frienisberg, Büren, Fraubrunnen
usw. (Nr. 115)
1442 und
1443/1449
U 28 Priorat auf der St. Petersinsel. Urbar und Rechnungsbuch betreffend Nidau, Ipsach, Bellmund,
Madretsch, Port, Merzligen, Studen, Worben, Lattrigen, Wiler, Mörigen, Jens, Epsach, Bühl und
Tessenberg (Nr. 116)
1452
U 29 Priorat auf der St. Petersinsel, Urbar und Rechnungsbuch, betreffend die Herrschaft Nidau und
Tessenberg (Nr. 117)
1458/1478
U 30 Gottstatt, Zins- und Zehnturbar (Nr. 28) 1474
U 31 Zinsrodel der Grafschaft Nidau (Nr. 1; 2 Ex.) 1521
U 32 Urbar der Stiftsschaffnerei zu Nidau (Nr. 21)
Einträge von Ludwig Sterner 1524
Einträge von Hanns Glaner 1551
1524/1551
U 33 Urbar über Zinse, die Reinhard v. Wattenwyl zu Jens, Studen, Worben, Safnern, Lattrigen,
Brügg, Kappelen, Hermrigen, Merzligen, … Büren zustehen (Nr. 118)
1529/30
U 34 Gottstatt, Dokumenten-, Bodenzins- und Zehnturbar (Nr. 29) 1531
U 35 Urbar der Grafschaft Nidau (Nr. 2) 1538‒1551
U 36 Rodel über die Einkünfte des Vogtes von Nidau (Nr. 3) 1538
U 37 Nidau, Bodenzinsurbar (Nr. 4) 1551
b) SEKTOR II:
Ämter Aarwangen, Burgdorf, Fraubrunnen, Trachselwald, Wangen
1. Amt Aarwangen
U 38 Des von Grünenberg Rechtung ze Aarwangen (Nr. 1) 1430
U 38a Urbar Langenthal, ausgestellt vom Kloster St. Urban (St. Archiv Luzern, Nr. 80) 1464
U 39 Rodel verschiedener Bodenzinse zu Bleienbach, Lotzwil, Madiswil, Mettenbach, Melchnau,
Reisiswil, Altbüron, Langenthal … (Nr. 1)
1465
U 40 Rödel über die Einkünfte des Johanniterhauses Thunstetten (Nr. 221) 1485‒1527
U 41 Zinsbuch der Grafschaft und des Schlosses Aarwangen (Nr. 11) 1522
U 42 Urbar über Rechtsame und Herrlichkeiten des Hauses Thunstetten (Nr. 23; 2 Ex.) 1530
U 42a Urbar Langenthal, ausgestellt vom Kloster St. Urban (St. Archiv Luzern, Nr. 38a) 1530
U 43 Ursenbach, Pfrundurbar 1532ff.
U 43a Urbar des Klosters St. Urban (St. Archiv Luzern, Nr. 14) 1562
2. Amt Burgdorf
U 44 Thorberg-Koppigen Urbar (Nr. 26) um 1480/1490
U 45 Rodel der Thorberg Zinse zu Thun (Nr. 29) 1531
U 46 Thorberg Urbar, betreffend die Gegend zwischen Münsingen und Thun (Nr. 28) 1498
U 47 Thorberg Bodenzinsurbar (auch Urkundenregister und Rechnungsbuch; Nr. 27) 15. Jhd.
U 48 Urbar des Gotteshauses Thorberg (Tom I und II; Nrn. 31 und 32) 1500
U 49 Urbar des Schlosses Burgdorf (Nr. 1) 1526
U 50 Hettiswil Rodel. Zinsen des Hauses Hettiswil (im Fach «Mushafen») 1531
U 51 Urbar der Fraubrunnen Schaffnerei zu Burgdorf (Nr. 65) 1531




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S. 43*


U 52 Urbar der Trub Schaffnerei zu Burgdorf (Nr. 66) 1531
U 53 Zehntrodel des Schlosses Burgdorf (Nr. 2) 1574
U 54 Dokumenten-, Dominium-, Bodenzins- und Zehnturbar von Burgdorf (Nr. 3) 1595
3. Amt Fraubrunnen
U 55 Urbar der Zinsen und Gülten des Klosters Fraubrunnen (Nr. 1) 1380
U 56 Urbar des Rudolf v. Ringoltingen über die Herrschaft Landshut (Nr. 32) 1437
U 57 Fraubrunnen Urbar (Nr. 2) 1513
U 58 Zinsurbar des Hauses Münchenbuchsee (Nr. 52; 2 Ex.) 1529
U 59 Fraubrunnen Dominium-, Waldung-, Bodenzins- und Zehnturbar (Joh. Bletz, Zug; Nr. 3; 2 Ex.) 1531
U 60 Urbar, die Gegend von Bern nach Thun und weiter aufwärts betreffend (Nr. 4) 1531
U 61 (id. mit U 51, Amt Burgdorf)
U 62 Landshut, Gerechtigkeit-, Bodenzins- und Zehnturbar (Nr. 33; 2 Ex.) 1532
U 63 Landshut, Zinsbuch der Herrschaft (Nr. 1091) 1532
U 63a Dominium-, Waldung-, Bodenzins- und Zehnturbar (Nr. 6; 2 Ex.) 1585
4. Amt Trachselwald
U 64 Zinsbuch des Hauses Sumiswald (Nr. 24) 1426
U 65 Urbar und Heuschrodel über die Bodenzinse und Gefälle des Frauenklosters Rüegsau (im
«Fache Trachselwald»)
1495
U 66 Rodel über die Einkünfte des Hauses St. Johannsen in und um Huttwil (Nr. 112) Anf. 16. Jhd.
U 67 Rodel über die dem Haus Herzogenbuchsee bzw. St. Peter auf dem Schwarzwald pflichtigen
Güter zu Huttwil (Nr. 111)
1510
U 68 Bodenzinsurbar der Herrschaft und des Schlosses Brandis (Nr. 16) 1526
U 69 Urbar über alle dem Haus Sumiswald zugehörigen Zinsen und Zehnten (Nr. 25) 1530
U 70 Urbar über die dem Haus und Schloss Trachselwald zugehörigen Bodenzinse und Zehnten (Nr. 1) 1531‒1533
U 71 Urbar über die dem Schloss und Haus Sumiswald gehörigen Bodenzinse und Zehnten (Nr. 26) 1539
U 72 Trachselwald Urbar (Nr. 2) 1569
5. Amt Wangen
U 73 Zinsrodel der Herrschaft Bipp (im Ämterbuch Bipp A) 1464
U 74 Zins- und Zehnturbar des Schlosses und der Herrschaft Bipp (Nr. 22) 1518
U 75 Urbar der Grafschaft Wangen, herrührend von der Propstei (Nr. 1) 1529
U 76 Urbar über die dem Schlosse Wangen zuständigen Zinse, Zehnten, Renten, Gülten; Korn- und
Heuzehnten zu Rohrbach; dazu Eintragungen betreffend Herzogenbuchsee, Wangen, Deitingen
(Nr. 17)
1531
U 77 Herzogenbuchsee Urbar betreffend die Boden-, Pfennig- und Korngülten, die Korn- und
Heuzehnten der Propstei daselbst; mit Dorfrecht von Herzogenbuchsee und Einkünfterodel
betreffend Huttwil (Nr. 13; 2 Ex.)
1533
c) SEKTOR III:
Ämter Bern, Konolfingen, Laupen, Schwarzenburg, Seftigen, Signau, Thun
1. Amt Bern
U 78 Bernisches Urbar aus dem 15. Jhd. (Stadtarchiv Bern, Nr. 525) 15. Jhd.
U 79 Rechnungsbuch des Deutschordenshauses Bern (Bern II, Nr. 1) 1452‒1457
U 80 Register der Pfennigzinse, der Fruchtzinse, Einkünfte und Güter des Konvents in St. Michels-
Insel (Bern-Insel, Nr. 1)
1464
U 81 Heischrodel des Ammanns der Stift (Bern II, Nr. 2) 1486
U 82 Zinsbuch des Stiftsschaffners zu Thun über die Einkünfte im Oberland (Bern II, Nr. 3) 1488‒1510
U 83 Schlafrodel der Stift über ihre Zinse und Gülten im Oberland (Bern II, Nr. 4) 1491
U 84 Zinsrodel des Stiftsschaffners zu Thun (Bern II, Nr. 5) 1493
U 85 Rodel der Ablösungen und Anlagen von Kapitalien durch die Stift (Bern II, Nr. 32) 1501/1526




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S. 44*


U 86 Zinsrodel des Stiftsschaffners zu Thun (Bern II, Nr. 6) 1507
U 87 Jahrzeitrödel der Stift (Bern II, Nr. 7) 1521
U 88 Prediger oder Dominikaner Zinsbuch (Bern I, Nr. 66) 1521‒1524
U 89 Jahrzeitrödel der Stift (Bern II, Nr. 8) 1524
U 90 Zinsrodel der Stiftsschaffnerei zu Thun (Bern II, Nr. 10) 1525
U 91 Zins- und Gültrodel der von Cantor Martin Läderach gestifteten Pfrund und Caplaney (Bern II,
Nr. 9)
1527
U 92 Bodenzins- und Zehnturbar des St. Johanniter-Hauses in Bern (Bern I, Nr. 42) 1529
U 93 Urbar der Zinsen und Zehnten, dem Hause Köniz zuständig (Bern III, Nr. 1) 1529
U 94 Urbar der Stiftreben zu Oberhofen, Hilterfingen und Spiez usw. (Bern II, Nr. 11) 1530
U 95 Urbar der bisherigen Stiftsschaffnereien Thun, Nieder-Simmental, Rüti b. Büren, Burgdorf,
Rüderswil (Bern II, Nr. 12)
1530
U 96 Bodenzins-Urbar des St. Johannser-Hauses (Bern I, Nr. 44, 2 Ex.) 1531
U 97 Urbar der Einkünfte der Stift sowie ihrer sonstigen Rechtsame an Gerichten und Hölzern
(Bern II, Nr. 13)
1531
U 98 Rodel der vom Hause Fraubrunnen zum St. Johannser-Hause gelegten Zinse in der Gegend von
Bern und im Oberland (Bern I, Nr. 63)
1532
U 99 Urbar der ablösigen Pfennigzinse des Mushafens (Bern IV, Nr. 21) 1534
U 100 Bodenzins- und Zehnturbar (Bern-Insel, Nr. 2; 2 Ex.) 1534
U 101 Mushafen-Bodenzinsurbar Tom I und II (Bern IV, Nr. 1 + 2) 1535
U 102 Schlafrodel und Zinsbuch des grossen Almosens (= Mushafen) aus dem Urbarbuch genommen
(Bern IV, Nr. 3; id. U 101)
1535
U 103 Urbar etlicher Grundstücke und Güter zu Ober-Ostermundigen, Kirchgemeinde Bolligen
(Bern I, Nr. 36)
1537
U 104 Urbar der Renten, Gülten, Zinsen und Zehnten des Interlaken-Hauses in Bern (Bern I, Nr. 13) 1542
U 105 Bodenzinsurbar eines Gutes im Dorf Bümpliz (Bern I, Nr. 75) 1544/1675
U 106 Bodenzinsurbar eines Lehengutes zu Jegenstorf (Bern-Insel, Nr. 70) 1551
U 107 Erkanntnis von Bodenzinsen zu Jetzkofen Ausserkrankenhaus (Nr. 251) 1553
U 108 Grund- und Bodenzinsurbar über die Besitzung Linden in der Kirchgemeinde Vechigen (Bern I,
Nr. 37)
1554
U 109 Köniz, Bodenzins- und Zehnturbar (Bern III, Nr. 2; 2 Ex.) 1554
U 110 Erkanntnis eines Bodenzinses auf dem Hof im freien Luterbach. Vechigen (Bern II, Nr. 85) 1563
U 111 Urbarbüchlein betreffend einen Bodenzins zu Urtenen (Bern-Insel, Nr. 681) 1565
U 112 Urbar über die Reben im Altenberg, dem Interlaknerhaus zuständig (Bern I, Nr. 85) 1575
U 113 Urbar eines Lehengutes zu Vechigen (Bern-Insel, Nr. 45) 1580‒1746
U 114 Neue Verzeichnung eines Lehengutes zu Oberlindach (Bern II, Nr. 96) 1599
U 115 Urbar des Grund- und Bodenzinses von Gütern zu Nieder-Wangen in der Herrschaft Bümpliz
(Bern II, Nr. 90)
1663
U 116 Pfrund-Urbar Vechigen 1745
2. Amt Konolfingen
U 117 Urbar über Zehnten der von Erlach in der Kirchhöre Grosshöchstetten (Nr. 6; dazu eine Kopie
von 1670)
1544/45
U 118 Urbar eines Lehengutes zu Reutenen (= Rütinen bei Zäziwil; Nr. 71) 1553
U 119 Urbar des Schultheissen Johannes Steiger (Archiv Steiger; dep. Burgerbibliothek Bern) 1559‒1579
Für p. 29‒86 (= Urbar Münsingen-Nieder-Wichtrach) besteht ein 2. Exemplar 1572
3. Amt Laupen
U 120 Rodel und Zinsbuch des Klosters Frauenkappelen (Nr. 40) 1434/1528
U 121 Bekanntnisbuch der Zinsen und Gülten zu Biberen (Nr. 1) 1436
U 122 Zinsbuch für W. und J. von Wippingen, die Herrschaften Murten und Laupen betreffend (Nr. 2) 1501
U 123 Zinsbuch der Herrschaft Laupen (Nr. 3) 1502
U 124 Zinsbuch der Herrschaft Laupen (Nr. 4) 1529
U 125 Laupen, Bodenzins-Urbar (Nr. 5) 1532




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S. 45*


4. Amt Schwarzenburg
U 126 Zinsbuch der Herrschaft Grasburg (Nr. 1) 1484
U 127 Zinsrodel der Herrschaft Grasburg (Nr. 2) 1512
U 128 Urbar für das Haus Rüeggisberg über Zinse, Gülten und Zehnten zu Guggisberg und Schwarzen-
burg (Nr. 28)
1533/1542
U 129 Grasburg (Schwarzenburg)-Urbar (Nr. 3; 2 Ex.) um 1533
U 130 Urbar der Herrschaft Grasburg (Nr. 5; 2 Ex.) 1591
5. Amt Seftigen
U 131 Urbar über Einkünfte und Güter der Herrschaft Belp (Nr. 1) 1520
U 132 Urbar für Augustin v. Luternau über Einkünfte in der Herrschaft Belp (Nr. 3) 1530
U 133 Urbar des Hauses Rüeggisberg Bände I und II (Nr. 9 und 10) um 1533
U 134 Erkanntnis über zwei Lehengüter zu Hermannswil und Hasli, Kirchgemeinde Thurnen (Nr. 18) 1593
6. Amt Signau
U 135 Urbar über die jährlichen Zinsen und Gülten, dem Schloss und Haus Signau zugehörig, die
Junker Ludw. von Diessbach an Bern verkauft hat (Nrn. 1 und 2; 2 Ex. u. Konzept)
1530
U 136 Trub Urbar betreffend Renten und Gülten sowie Korn- und Heuzehnten des Hauses Trub
(Nr. 14; 2 Ex.)
1531
U 137 Urbar … der Herrschaft Signau mit den drei Gerichten Signau, Röthenbach und Biglen (Nr. 3) 1547
U 138 Heischrodel und Rechnungsbuch betreffend das Haus Trub (Nr. 15) um 1550
7. Amt Thun
U 139 Zinsrodel von Thun (Nr. 1; 2 Ex.) 1485
U 140 Verzeichnis einiger Güter der Stift von Bern zu Hilterfingen und Thun … (Nr. 321) 1519/1523
U 141 Zinsrodel der Gemeinde Hilterfingen (Nr. 261b) 1523
U 142 Urbar über Bodenzinse des Interlakenhauses zu Thun (Nr. 19; 2 Ex.) um 1530
U 143 Reb-Urbar von Thun, Steffisburg, Oberhofen, Ansolmingen, Gunten, Aeschlen (Nr. 24) um 1530
U 144 Urbar der Herrschaft Thun (Nr. 3) 1531
U 145 Urbar über verliehene Güter der Erbschaft Scharnachthal zu Oberhofen, Hilterfingen usw.
(Nr. 26)
1542
U 146 Urbar über Herrschaft Pfennig- und Weinzinse (Nr. 261) 1542
U 147 Urbar der Stift von Bern über ihre Zehnten und Reben zu Hilterfingen und Oberhofen, nebst
Gütern zu Spiez und Beatenberg (Nr. 322)
1546
d) SEKTOR IV:
Ämter Frutigen, Saanen, Niedersimmental, Obersimmental
1. Amt Frutigen
U 148 Dominium und Bodenzinsurbar (Nr. 1 und Nr. 2) 1538
U 149 Schloss- und Pfrundurbar (Nr. 3) 1585
2. Amt Saanen
U 150 s. Jetzt V 1‒V 4
U 151 s. Jetzt V 1‒V 4
U 152 Urbar der Landschaft Saanen (Saanen, Gsteig, Lauenen; Gemeinde-Archiv Saanen) 1656
U 153 Urbar der «Schulbüechren der Haubt Kilchöri Sanen» (Gemeinde-Archiv Saanen) 1681
3. Amt Niedersimmental
U 154 Urbar des Schlosses Wimmis (Nr. 1) 1543




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S. 46*


4. Amt Obersimmental
U 155 Raronischer Zinsrodel für das Obersimmental (Nr. 1) 1451
U 156 Zinsbuch für das Obersimmental (Nr. 11) 1488
U 157 Zinsbuch für das Obersimmental (Nr. 2) 1502
U 158 Zinsbuch für das Obersimmental (Nr. 3) 1515
U 159 Zinsbuch für das ganze Land Obersimmental (Nr. 6) 1548
U 160 Urbar über Zehnten, Mühlen und Bergzinsen, Pfennigzinsen usw. im Obersimmental (Nr. 7) 1548
e) SEKTOR V:
Ämter Interlaken, Oberhasli
1. Amt Interlaken
U 161 Bodenzinsurbar (Nr. 1; 2 Ex.) 1535
U 162 Bodenzinsurbar (Nr. 2; 2 Ex.) 1611
U 162a Reben-Urbar (Nr. 3; 2 Ex.) 1622
2. Amt Oberhasli
U 163 Pfarrurbar Hasle Nr. 1 im Weissland (Pfrund Meiringen) 1578
U 164 Urbarium oder Underricht-Buch von dem Amt Oberhasslj (Nr. 1) 1753
U 164a Urbarien Amt Oberhasle (Nr. 1) 1825
f) WEITERE URBARE
1. Mannlehen-Urbare
U 165 Mannlehen-Urbar der Herrschaft Rümligen (Nr. 2) 1412
U 166 Mannlehen-Urbar Spiez (Nr. 2) 1488‒1514
U 167 Oberländische Mannlehen ^'Hinleichungen' 1497‒1516
U 168 Oberländische Mannlehen ^'Hinleichungen' 1524‒1593
U 169 «Empfahenschafft-Buͦch» vom Amt Interlaken (Nr. 1) 1524‒1580
2. Urbarähnliche Bücher
U 170 Bümpliz Dokumentenbuch (auch ^'Bümpliz Urbar' genannt) (CIB, 72) ab 16. Jhd.
U 171 Dokumentenbuch von Frutigen (Regestenwerke Nr. 95)
U 172 Landbuch von Frutigen (Stadtbibliothek Thun) 1505
U 173 Landbuch oder Urbahr der Landschafft Oberhasli (Original nicht erhalten; Vid. 1744) 14. und 15. Jhd.
U 174 [s. B) I. Qw, Quellenwerk zur Entstehung der Schweiz. Eidgenossenschaft]
U 175 [s. B) I. Qs, Quellen zur Schweizergeschichte]
U 176 [s. B) I. Qs, Quellen zur Schweizergeschichte]

II. Urkunden und Verzeichnisse

Abkürzung Titel (nach Verzeichnissen des Staatsarchivs)
A Amtsrechnungen aus dem Kanton Bern 16.‒18. Jhd.
Ar Ausburger Rödel der Stadt Bern 1442‒1469, 1479‒1563
ArB Ausburger Rodel der Stadt Burgdorf 1440‒1520
Bd Samuel Bodmer, Marchenbuch, Bd. 1‒4, aufgenommen 1705‒1710, gezeichnet 1714‒1717 StAB 1705‒1710
C 1 Teutsch Spruch Buch der Stadt Bern (oberes Gewölbe) 1411‒1475
C 2 Teutsch Spruch Buch der Stadt Bern (unteres Gewölbe) 1417‒1475




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S. 47*


Abkürzung Titel (nach Verzeichnissen des Staatsarchivs)
C 3 Flurnamen aus den Turmbüchern 16.‒18. Jhd.
C 4 Chorgerichtsmanual Oberhasli (exz. von R. Marti-Wehren) 1670‒1681
K 2 Jahrzeitbuch der Kirche von Scherzligen (Stadtarchiv Thun) 15. Jhd.
K 8 Jahrzeitbuch des Klosters St. Urban
(Staatsarchiv Luzern; tw. veröffentlicht im «Geschichtsfreund» (Bd. 16, 26) und in den Necrolo-
gia der Monumenta Germ. Historica, Bd. 1, Berlin 1888)
1390
K 10 Cartulaire du prieuré de Ruggisberg (Kts.- und Universitätsbibl. Freiburg i. Ue.) 1392; 1425; 1487
N Nachträge zu den Fontes Rerum Bernensium bis 14. Jhd.
P Pläne im Berner Staatsarchiv bis 20. Jhd.
Reg Region-Buch des Freystaates und Republic Bern (elf Foliobände) 1782‒1784
Sch Thomas Schoͤpfius: Inclytae Bernatum urbis 1577
Ud Älteres Udelbuch der Stadt Bern 1389‒1460
Uk 1 «Allerhand Bedenken» Sammlung von einzelnen Quellenstücken
Uk 2 Pergament- und Papierurkunden im Staatsarchiv Bern 12.‒15. Jhd.
UP «Unnütze Papiere» im Staatsarchiv Bern
V 1 Extenta reddituum castri Vanelli (Transkriptionen von J. R. D. Zwahlen 1947 und J.-P. Chapuisat
1959)
Original im Staatsarchiv Lausanne
1312
V 2 Extenta terrarum et reddituum castri Vanelli (Zwahlen und Chapuisat)
Original im Staatsarchiv Lausanne
1355
V 3 Extractus extente nove de redditibus castellanie de Vanello (Zwahlen)
Original im Staatsarchiv Freiburg i. Ue.
1355
V 4 Zinsrodel von Vanel (Zwahlen und Chapuisat)
Original im Staatsarchiv Lausanne
etwa 1360
Kleinere Sammlungen
Jv Sammlung M. Javet, Ober- und Untersteckholz 1958
MW Sammlung Rob. Marti-Wehren, Orts- und Flurnamen in der Landschaft Saanen 1924
Ry Gehöfte Verzeichnis von Vechigen; V. D. M. David Rytz 1764
S Sammlung K. L. Schmalz, Bolligen 1965
St Sammlung K. Stocker, Boltigen 1969
B) Gedruckte Quellen (in Auswahl)
I. Urkundenbücher, Chroniken, kirchliche Dokumente u. ä.
FRB Fontes Rerum Bernensium; 10 Bde., Bern 1877‒1956 3. Jhd. v. Chr. bis
1390
Ch 1 Chronik des Valerius Anshelm; hg. vom Hist. Ver. d. Kts. Bern; 6 Bde., Bern 1884‒1901 Anfang Stadt
Bern bis 1546/47
Ch 2 Beschreibung des Twingherrenstreites von Thüring Frickart; hg. von G. Studer, Basel 1877 1470
Ch 3 Johannis Gruyere narratio belli ducis Sabaudiae et Bernensium contra Friburgenses 1447‒1448;
ed. von P. Nikolaus Rädle, in: Quellen zur Schweizergeschichte 1, Basel 1877, S. 299‒318
1447‒1448
Ch 4 Chronik des Konrad Justinger; hg. von G. Studer, Bern 1871 Anfang Stadt
Bern bis 1421
Ch 5 Chronik des Diebold Schilling; hg. von G. Tobler, Bern 1901 1468‒1484
Ch 6 Stretlinger Chronik des Elogius Kiburger; hg. von J. Baechtold und F. Vetter, Frauenfeld 1877 Mitte 15. Jhd.
Ch 7 Chronik des Bendicht Tschachtlan und Heinrich Dittlinger; hg. von G. Studer, Basel 1877 1424‒1470
K 1 Älteres und jüngeres Jahrzeitbuch von Oberbalm; Archiv d. Hist. Ver. d. Kts. Bern, Bd. XIX,
Bern 1908
1423; 1482
K 2 (s. A) II)
K 3 Das Jahrzeitbuch von Worb; Archiv d. Hist. Ver. d. Kts. Bern, Bd. IX, Bern 1876 1492
K 4 Die Regesten des Frauenklosters Fraubrunnen; bearb. von J. J. Amiet, in: Die Regesten der
Archive in der Schweiz. Eidgenossenschaft, 2. Band, Chur 1854
K 5 Jahrzeitenrodel der Augustiner und Augustinerinnen von Interlaken; Archiv d. Hist. Ver. d. Kts.
Bern, Bd. VII, Bern 1871
um 1350




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S. 48*


Abkürzung Titel (nach Verzeichnissen des Staatsarchivs)
K 6 Älteres Jahrzeitbuch von Jegistorf; Archiv d. Hist. Ver. d. Kts. Bern, Bd. VII, Bern 1871 um 1400
K 7 Das erste bernische Pfrundbuch; Archiv d. Hist. Ver. dt. Kts. Bern, Bd. XXIX, Bern 1928 nach 1545
K 8 (s. A) II)
K 9 Visitationsbericht des Bisthums Lausanne bernischen Anteils; Archiv d. Hist. Ver. d. Kts. Bern,
Bd. I, 1848
1453
K 10 (s. A) II)
K 11 Das Jahrzeitenbuch von Büren a. A.; Archiv d. Hist. Ver. d. Kts. Bern, Bd. XXXI, Bern 1932 1481
M Alte Missiven; hg. von F. E. Welti, Bern 1912 1444‒1448
MR Mémoires et documents publiés par la Société d'histoire de la Suisse romande
Qw Quellenwerk zur Entstehung der Schweiz. Eidgenossenschaft, Abt. I, Urkunden, Bd. 1, Aarau
1933
bis Ende 1291
Abt. II, Urbare und Rödel, Bd. 2: Engelberger Urbar, Aarau 1943 (= U 174) bis 1400
Qs Quellen zur Schweizergeschichte, Basel 1877ff.
Bd. 14: Das habsburgische Urbar, Basel 1894 (= U 175) 1303‒1307
Bd. 15: Das Kiburger Urbar, Basel 1899; Registerband Basel 1904 (= U 176) 1250‒1256
R 1 Die drei ältesten Bieler Stadtrechnungen (E. Meyer), Aarau 1937 1390/91
1399/1400
R 2 Die Tellbücher der Stadt Bern aus dem Jahre 1389 (F. E. Welti), Archiv d. Hist. Ver. d. Kts. Bern,
Bd. XIV, Bern 1896
1389
R 3 Die Stadtrechnungen von Bern (F. E. Welti), Bern 1896; 1904 1375‒1384
1430‒1452
Rq Rechtsquellen des Kantons Bern
Rq 1 Stadtrechte (F. E. Welti, H. Rennefahrt), Aarau 1902ff.
Rq 2 Obersimmental (L. S. v. Tscharner), Aarau 1912
Rq 3 Niedersimmental (L. S. v. Tscharner), Aarau 1915
Rq 4 Frutigen (H. Rennefahrt), Aarau 1937
Rq 5 Saanen (H. Rennefahrt), Aarau 1942
Rq 6 Konolfingen (E. Werder), Aarau 1950
Rq 7 Laupen (H. Rennefahrt), Aarau 1952
Rq 8 Interlaken/Unterseen (M. Graf-Fuchs), Aarau 1957
1218ff.
UBS 1423
US Solothurner Urkundenbuch Bd. 1 (Ambros Kocher), Solothurn 1952 742‒1245
UT Die Urkunden der historischen Abteilung des Stadtarchivs Thun (C. Huber), Thun 1931 1236‒1819

II. Als Quellen benutzte Publikationen (Auswahl)
a) Lexika und Grammatiken

Fm, Förstem. Ernst Förstemann, Altdeutsches Namenbuch; 1. Bd. Personennamen, München 1966 (Nachdruck der
2. Auflage 1900)

2. Bd. Ortsnamen, München 1967 (Nachdruck der 3. Auflage 1913)


Henning Kaufmann, Ergänzungsband zu E. Förstemann, Personennamen, München 1968

Socin Adolf Socin, Mittelhochdeutsches Namenbuch, Darmstadt 1966 (Nachdruck Basel 1903)

RNB Robert von Planta und Andrea Schorta, Rätisches Namenbuch; Bd. 1 Materialien, Bern 1939


Bd. 2 Etymologien, bearb. von A. Schorta, Bern 1964


L, Leu Hans Jacob Leu, Allgemeines, Helvetisches, Eydgenössisches oder Schweitzerisches Lexicon; 20 Bde.,
Zürich 1747‒1765

D, Durheim Carl Jakob Durheim, Die Ortschaften des eidgenössischen Freistaates Bern; Bd. 1, Bern 1838, Bd. 2 Register
der Ortschaften und Alpen, Bern 1838, Bd. 3 Suppl., Bern 1845

DRG Dicziunari rumantsch-grischun, publichà da la Società retorumantscha, fundà da R. von Planta e Florian
Melcher, Chur 1939ff.

GLS Geographisches Lexikon der Schweiz, hg. von Ch. Knapp u. a.; 7 Bände und Suppl., Neuenburg 1902‒1910


HBLS Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, hg. von H. Thürler u. a.; 7 Bände und Suppl., Neuen-
burg 1921‒1934

Ortsbuch Ortsbuch der Schweiz, hg. von der Generaldirektion PTT, Bern 1928





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S. 49*

Grosjean, Kat. Kantonaler Karten- und Plankatalog Bern, bearb. von G. Grosjean, Bern 1960

FNB Familiennamenbuch der Schweiz, zweite, erweiterte Auflage, 6 Bände, Zürich 1968‒1971

Krieger Albert Krieger, Topographisches Wörterbuch des Grossherzogtums Baden, Heidelberg Bd. I 1904, Bd. II 1905


Onoma Onoma, Bibliographical and Information Bulletin published with the assistance of UNESCO, the Belgian
government and the «Fondation universitaire» (Belgium), Leuven (Belgium) 1950ff.

Hubschmid, Bibl. Bibliographia onomastica Helvetica, bearb. von Ioannes Hubschmid, Bern 1954

DWB Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854ff. (Band Z, Leipzig 1954)


Lex. Matthias Lexer, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, 3 Bände, Stuttgart 1970 (Nachdruck Leipzig 1872‒
1878)

Id. Schweizerisches Idiotikon, Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache, Frauenfeld 1881ff.

Stalder, Id. Franz Josef Stalder, Versuch eines Schweizerischen Idiotikon, 2 Bände, Aarau 1812

Kluge, Etym.Wb. Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch, Berlin 196319

Gloss. Glossaire des patois de la Suisse romande, Neuchâtel 1924ff.

FEW Walther von Wartburg, Französisches Etymologisches Wörterbuch, Bonn 1928ff.

REW Wilhelm Meyer-Lübke, Romanisches Etymologisches Wörterbuch, Heidelberg 19353

Holder Alfred Holder, Alt-celtischer Sprachschatz, 3 Bände, Graz 1961‒1962 (Nachdruck von 1896, 1904, 1907)


Moser Virgil Moser, Frühneuhochdeutsche Grammatik; 1. Bd. Lautlehre; 1. Hälfte: Orthographie, Betonung,
Stammsilbenvokale; Heidelberg 1929. 3. Bd. Lautlehre; 3. Teil: Konsonanten, 2. Hälfte (Schluss), Heidelberg
1951

Wilmans W. Wilmans, Deutsche Grammatik. Gotisch, Alt-, Mittel- und Neuhochdeutsch. 1. Abt.: Lautlehre, Strass-
burg 18972, 2. Abt.: Wortbildung, Berlin und Leipzig 18992, 3. Abt.: Flexion, 1. und 2. Hälfte, Strassburg
19062/19092 (Neudruck: Berlin 1967)

b) Zeitschriften und Reihenwerke

BzN Beiträge zur Namenforschung, hg. von Hans Krahe in Verbindung mit Ernst Dickenmann, Heidelberg
1949‒1965; Register Heidelberg 1969

BNF Beiträge zur Namenforschung, Neue Folge, hg. von Rudolf Schützeichel in Verbindung mit Ernst Dicken-
mann und Jürgen Untermann, Heidelberg 1966ff.

ZONF/ZNF Zeitschrift für (Orts-)Namenforschung, hg. von Joseph Schnetz, München und Berlin 1925ff.

BSG Beiträge zur schweizerdeutschen Grammatik, hg. von Albert Bachmann, Bde. 1‒20, Frauenfeld 1910‒1941


BSM Beiträge zur schweizerdeutschen Mundartforschung, hg. von Rudolf Hotzenköcherle, Bd. 1ff., Frauenfeld
1950ff.

SLA Studia Linguistica Alemannica, Forschungen zum alemannischen Sprachraum, hg. von Stefan Sonderegger,
Bd. 1ff., Frauenfeld 1973ff.

SuD Sprache und Dichtung, Sonderreihe: Berner Arbeiten zur Dialektologie und Volkskunde, hg. von Paul
Zinsli, Bern 1959ff.

SAC Jahrbuch des Schweizer Alpen-Club, 1864‒1924; Fortsetzung als «Monatsschrift des Schweizer Alpenclub»
unter dem Titel «Die Alpen», Bern 1925ff.

c) Einzelpublikationen

Bach, Dt. Nkde. Adolf Bach, Deutsche Namenkunde; Bd. 1 Die deutschen Personennamen, Heidelberg 1952 und 1953; Bd. 2
Die deutschen Ortsnamen, Heidelberg 1953 und 1954; Bd. 3 Registerband, bearb. von Dieter Berger,
Heidelberg 1956

Bärtschi Alfred Bärtschi, Aus der Geschichte einer Berggemeinde (Adelboden), Bern 19341, 19732

Bruckner Wilhelm Bruckner, Schweizerische Ortsnamenkunde, Eine Einführung, Basel 1945

Buck M. R. Buck, Oberdeutsches Flurnamenbuch, Bayreuth 19312 (18801)


Fr, Friedli Emanuel Friedli, Bärndütsch als Spiegel bernischen Volkstums; Bd. 1 Lützelflüh, Bern 1905; Bd. 2 Grindel-
wald, Bern 1908; Bd. 3 Guggisberg, Bern 1911; Bd. 4 Ins, Bern 1914; Bd. 5 Twann, Bern 1922; Bd. 6
Aarwangen, Bern 1925; Bd. 7 Saanen, Bern 1927

Gatschet A. Gatschet, Ortsetymologische Forschungen als Beiträge zu einer Toponomastik der Schweiz, Bern 1867

HM, Howald/Meyer Ernst Howald und Ernst Meyer, Die römische Schweiz, Texte und Inschriften mit Übersetzung, Zürich 1940


Hubschm., Burgd. J. U. Hubschmied, Über Ortsnamen des Amtes Burgdorf und der Gemeinden Bätterkinden und Utzenstorf,
Heimatbuch Burgdorf, Bd. II, 1938

Hubschm., Frut. J. U. Hubschmied, Über Ortsnamen des Amtes Frutigen, hg. von der Heimatkunde-Vereinigung Frutigen
1940

Hubschm., Thun J. U. Hubschmied, Über Ortsnamen des Amtes Thun, in «Das Amt Thun», Bd. 1, Thun 1944





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S. 50*

J, Jahn Albert Jahn, Der Kanton Bern, topographisch und antiquarisch beschrieben, Bern 1850

Jahn, Chr. Albert Jahn, Chronik oder … Beschreibung des Kantons Bern alten Theils, Bern/Zürich 1857


Jaccard H. Jaccard, Essai de toponymie; origine des lieux habités et des lieux dits de la Suisse romande. Mém. et doc.
publiés par la Société d'histoire de la Suisse romande, 1906

Le J. Leuenberger, Chronik des Amtes Bipp, 1904


Mülinen Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern; 1. Heft Oberland und
Emmental, Bern 1879; 2.‒4. Heft Mittelland, Bern 1880, 1881, 1883; 5. Heft Oberaargau, Bern 1890; 6. Heft
(fortgesetzt von W. F. v. Mülinen) Das Seeland, Bern 1893

Müller, Obw. Hugo Müller, Obwaldner Namenbuch, Sarnen 1952


Rm, Rebmann Hans Rudolf Rebmann, Ein Lustig und Ernsthafft Poetisch Gastmal und Gespräch zweyer Bergen …
nemlich des Niesens unnd Stockhorns 1605, gedruckt zu Bern 1620

Roth Bruno Roth, Die romanisch-deutsche Sprachgrenze im Murtenbiet während des XV. Jahrhunderts. Freibur-
ger Geschichtsblätter, Bd. 35, Freiburg 1965

Schmid Bernhard Schmid, Das Cistercienserkloster Frienisberg (Aurora) und seine Grundherrschaft, Bern 1936

Schweingruber 1949 Max Schweingruber, Siedelungs- und Flurnamen der Gemeinde Krauchthal, Langnau 1949


Schweingruber 1971 Max Schweingruber, Die Flur- und Siedelungsnamen der Gemeinde Krauchthal (mit Ortsgemeinde Linden-
tal), in: Heimatbuch Krauchthal/Thorberg, Burgdorf 1971, S. 38‒111

Sonderegger, Appenzell Stefan Sonderegger, Die Orts- und Flurnamen des Landes Appenzell, Bd. 1 Grammatische Darstellung,
Frauenfeld 1958 (BSM VIII)

Stähelin Felix Stähelin, Die Schweiz in römischer Zeit, Basel 19483

Ad. Wäber, Die Bergnamen des Berner Oberlandes vor dem 19. Jhd.; Jahrbuch d. SAC 28, 1892/93

Wäger Franz Wäger, Geschichte des Cluniacenser Priorates Rüeggisberg, Diss. Freiburg 1917


Weigold, Wg H. Weigold, Untersuchungen zur Sprachgrenze am Nordufer des Bielersees auf Grund der lokalen Orts- und
Flurnamen, Diss. Zürich 1943 (Teildruck); Rom. Helv. 24 (1948)

Z, Zimmerli J. Zimmerli, Die deutsch-französische Sprachgrenze (I. Teil Jura, 1891) II. Teil: Die Sprachgrenze im
Mittelland, in den Freiburger-, Waadtländer- und Berneralpen, Basel und Genf 1895; (III. Teil Wallis, 1899)

Zs, Zinsli, Gr. u. Gr. Paul Zinsli, Grund und Grat, Die Bergwelt im Spiegel der schweizerdeutschen Alpenmundarten, Bern 1946
s. auch «Verzeichnis der Veröffentlichungen von Paul Zinsli, in: «Festschrift für Paul Zinsli», Bern 1971

Zw Jan R. D. Zwahlen, Rechtsgeschichte der Landschaft Saanen, Gravenhage 1947


Ders., Alte Flur- und Personennamen in Saanen, Berner Z. f. Gesch. u. Heimatkunde 1959


Schlüssel zu den Abkürzungen in den Quellennachweisen

Abkürzung Abgekürzter Titel Abschnitt Seite
A Amtsrechnungen A II 46*
Ar Ausburger Rödel A II 46*
ArB Ausburger Rodel Burgdorf A II 46*
Bach, Dt. Nkde. Ad. Bach, Deutsche Namenkunde B II c 49*
Bärtschi Alfred Bärtschi, Adelboden B II c 49*
Bd Samuel Bodmer, Marchenbuch A II 46*
Bruckner Wilhelm Bruckner, Schweiz. Ortsnamenkunde B II c 49*
BSG Beiträge zur schweizerdeutschen Grammatik B II b 49*
BSM Beiträge zur schweizerdeutschen Mundartforschung B II b 49*
Buck M. R. Buck, Oberdeutsches Flurnamenbuch B II c 49*
BzN/BNF Beiträge zur Namenforschung B II b 49*
C Namen aus Spruchbüchern, Turmbüchern, Chorgerichtsmanualen A II 46*f
Ch Chroniken B I 47*
D, Durheim C. J. Durheim, Die Ortschaften des eidg. Freistaates Bern B II a 48*
DRG Dicziunari rumantsch-grischun B II a 48*
DWB Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch B II a 49*
FEW Französisches Etymolog. Wörterbuch B II a 49*
Fm
FNB Familiennamenbuch der Schweiz B II a 49*
Förstem. E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch B II a 48*




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S. 51*


Abkürzung Abgekürzter Titel Abschnitt Seite
FRB Fontes Rerum Bernensium B I 47*
Fr, Friedli E. Friedli, Bärndütsch B II c 49*
Gatschet A. Gatschet, Ortsetymolog. Forschungen B II c 49*
Gloss. Glossaire des patois de la Suisse romande B II a 49*
GLS Geographisches Lexikon der Schweiz B II a 48*
Grosjean, Kat. Grosjean, Kant. Kartenkatalog B II a 49*
HBLS Histor.-biograph. Lexikon der Schweiz B II a 48*
HM s. Howald/Meyer.
Holder A. Holder, Alt-celtischer Wortschatz B II a 49*
Howald/Meyer E. Howald und E. Meyer, Die römische Schweiz B II c 49*
Hubschmid, Bibl. Hubschmid, Bibliographia onomastica Helvetica B II a 49*
Hubschm., Burgd. J. U. Hubschmied, Burgdorf B II c 49*
Hubschm., Frut. J. U. Hubschmied, Frutigen B II c 49*
Hubschm., Thun J. U. Hubschmied, Thun B II c 49*
Id. Schweizerisches Idiotikon B II a 49*
J s. Jahn
Jaccard H. Jaccard, Essai de toponymie B II c 50*
Jahn B II c 50*
Jahn, Chr. A. Jahn, Chronik 1857 B II c 50*
Jv Sammlung M. Javet A II 47*
K 1‒K 11 Kirchliche Quellen A II, B I 47*f
Kaufmann s. unter E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch B II a 48*
Kluge, Etym. Wb. F. Kluge, Etymologisches Wörterbuch B II a 49*
Krieger Albert Krieger, Topographisches Wörterbuch … Baden B II a 49*
L s. Leu
Le J. Leuenberger, Chronik Bipp B II c 50*
Leu H. J. Leu, Allgemeines.. Lexicon B II a 48*
Lex. M. Lexer, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch B II a 49*
M Alte Missiven B I 48*
Moser V. Moser, Frühneuhochdeutsche Grammatik B II a 49*
MR Mémoires et documents B I 48*
Mülinen E. v. Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kts. Bern B II c 50*
Müller, Obw. H. Müller, Obwaldner Namenbuch B II c 50*
MW Sammlung R. Marti-Wehren A II 47*
N Nachträge Fontes Rerum Bernensium A II 47*
Onoma Onoma, Bibl. and Inform. Bulletin B II a 49*
Ortsbuch Ortsbuch der Schweiz 1928 B II a 48*
P Pläne im Staatsarchiv Bern A II 47*
Qs Quellen zur Schweizergeschichte B I 48*
Qw Quellenwerk zur Entstehung der Schweiz. Eidgenossenschaft B I 48*
R Rechnungsbücher der Städte Bern und Biel B I 48*
Rebmann H. R. Rebmann, Ein Lustig .. Gastmal B II c 50*
Reg Regionbuch A II 47*
REW Romanisches Etymologisches Wörterbuch B II a 49*
Rm s. Rebmann
RNB Rätisches Namenbuch B II a 48*
Roth B. Roth, Die romanisch-deutsche Sprachgrenze B II c 50*
Rq Rechtsquellen des Kantons Bern B I 48*
Ry D. Rytz, Gehöfte Verzeichnis von Vechigen A II 47*
S Sammlung K. L. Schmalz A II 47*
SAC Jahrbuch des Schweizer Alpenclub B II b 49*
Sch Th. Schoͤpfius, Inclytae Bernatum urbis A II 47*
Schmid B. Schmid, Frienisberg B II c 50*
Schweingruber 1949 M. Schweingruber, Krauchthal 1949 B II c 50*
Schweingruber 1971 M. Schweingruber, Krauchthal 1971 B II c 50*
SLA Studia Linguistica Alemannica B II b 49*
Socin A. Socin, Mittelhochdeutsches Namenbuch B II a 48*




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S. 52*


Abkürzung Abgekürzter Titel Abschnitt Seite
Sonderegger, Appenzell St. Sonderegger, Appenzell B II c 50*
St Sammlung K. Stocker A II 47*
Stähelin F. Stähelin, Die Schweiz in römischer Zeit B II c 50*
Stalder, Id. F. J. Stalder, Idiotikon B II a 49*
SuD Sprache und Dichtung, Reihe P. Zinsli B II b 49*
U Urbar A I 41*‒46*
Ud Älteres Udelbuch der Stadt Bern A II 47*
UBS Urkundenbuch Bern-Solothurn B I 48*
Uk Urkundensammlung im Staatsarchiv Bern A II 47*
UP Unnütze Papiere im Staatsarchiv Bern A II 47*
US Solothurner Urkundenbuch B I 48*
UT Die Urkunden der histor. Abteilung des Stadtarchivs Thun B I 48*
V Einkünfteverzeichnisse Vanel A II 47*
Ad. Wäber, Die Bergnamen des Berner Oberlandes … B II c 50*
Wäger F. Wäger, Rüeggisberg B II c 50*
Weigold, Wg H. Weigold, Bielersee B II c 50*
Wilmans W. Wilmans, Deutsche Grammatik B II a 49*
Z, Zimmerli B II c 50*
Zs, Zinsli, Gr. u. Gr. P. Zinsli, Grund und Grat B II c 50*
ZONF/ZNF Zeitschrift für Ortsnamenforschung B II b 49*
Zw J. R. D. Zwahlen, Rechtsgeschichte Saanen/Alte Flur- und Personennamen
Saanen
B II c 50*




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S. 53*


ABKÜRZUNGEN

a., ä. alt, älter Kzf. Kurzform
Abl. Ableitung lat. lateinisch
alem. alemannisch LK Landeskarte der Schweiz
ahd. althochdeutsch lomb. lombardisch
Anm. Anmerkung MWi. Magerwiese
Appell./appell. Appellativ/appellativisch mhd. mittelhochdeutsch
Art. Artikel Mda(a). Mundart(en)
asächs. altsächsisch mdal. mundartlich
Bed. Bedeutung Nbf., Nbform Nebenform
Bs(s). Beispiel(e) nhd. neuhochdeutsch
Bel. Beleg nd. niederdeutsch
BW Bestimmungswort ON(N) Ortsname(n)
Bez. Bezeichnung PN(N) Personenname(n)
dt. deutsch Präp. Präposition
Dim./dim. Diminutiv/diminutivisch RA(A) Redensart(en)
engl. englisch rätor. rätoromanisch
Ezgeb. Einzelgebäude rom. romanisch
Etym./etym. Etymologie/etymologisch schwzd. schweizerdeutsch
FN(N) SDS Sprachatlas der deutschen Schweiz
FWi. Fettwiese s. d. siehe dies
FLN(N) Flurname(n) StAB Staatsarchiv Bern
frkpr. frankoprovenzalisch Syn. Synonym
frz. französisch ÜN Übername
gall. gallisch ungebr. ungebräuchlich
gallorom. galloromanisch urk. urkundlich
Gde. Gemeinde vz. vereinzelt
got. gotisch vgl. vergleiche
Gwp. Gewährsperson vwdt. verwandt
GW Grundwort Verz. Verzeichnis
Ha. Haus Wa. Wald
hd. hochdeutsch Wei. Weide
Hei. Heimet‒Heimwesen‒Hof Awei. Alpweide
id. identisch wgerm. westgermanisch
Id. Idiotikon Wi. Wiese
idg. indogermanisch FWi. Fettwiese
it. italienisch MWi. Magerwiese
Jb. Jahrbuch Wb. Wörterbuch
Jhd. Jahrhundert Wz. Wurzel
K. Kulturland Zus(s). Zusammensetzung(en)
kelt. keltisch

SIGNATUREN

*erschlossene, rekonstruierte Lautform

wird zu

entstanden aus

?unsicher, fraglich

ausgestorbene, nur urkundliche Namen werden hinter dem Stichwort mit † bezeichnet


[ ]vermutliche Fehlschreibungen in den urkundlichen Belegen und Namenformen aus gefälschten Urkunden werden in eckige
Klammern gesetzt

~() Wiederholt eine vorausgehende Namenform oder ein Namenglied


derselbe Namenbereich erstreckt sich über mehr als ein Gemeindegebiet: louwigraben V Gadm./Gutt.





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DOKUMENTATION
UND DEUTUNG




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Sp. 1


A-

Ab-

~juck 1838D (Haus) III Eggiw.; in dər ~litsi (Wa. Wei.)
V Sax.; ~lassmatten 1530U42 II Langt.; im ~bodən V
Hofst.; ~šlāg (Wa.) III Neu.; ufəm ~gšle᪸xt V Beatb.;
u. w.; bim ~šwuŋ V Gutt.; ~štē᪷ltsən V Iseltw.; ds ~te᪸x,
~däch 1845D III Arni; im ~waŋər (K.) I Schüpf.; d
~würf
(Fels m. Steinschlag) V Bön. und viele weitere Be-
lege.


Präfixkomposita mit ab- (mhd. abe, ab) für «herab» fallendes
Gelände.


Äbi

e᪸bi f., n. (Hei., K., Wei.); nach Norden geneigte Fläche, z. T.
steil

A) II: i dər~, in der Ebi 1389R2, ab dem gut in der Äbi
1572 (Sumisw. Urbar) Lütz.; III: ~ (2 loc.), im äbi hie-
dissennt unnd änennthalb dem bach 1533U133 Rüegg.; im
~, 1745A Obthal; IV: i dər ~ (2 loc.), 1794C3 Adelb.;
i dər ~, uff der Eby 1502U157 Bolt.; in dər ~ Frut.; im
~, 1721/33A Lenk; i dər ~, stost … an die aͤby 1524‒80U168
Obwil; d ~, vff der ebi um 1430U78, [vff der Ebni 1436U78],
auf der Ebe 1787/88C3 Reich. Scharn.; i dər ~ Reich. Wengi;
~ Spiez; im ~ St. Steph.; V: d ~ Haslib.; in dər ~ Meir.

B) a) filtsəne᪸bi, die Filzen Abenweyd, Abiweyd, Filzen Aebi
Weide 1788/89C3, die Filzen Aebiweid 1788A IV Frut.

im hindərən/fordərən ~ (fordər ~ id. mit A)) IV Lenk.

b) I: ‒; II: ‒; III: 2; IV: 10; V: 1

Auswahl: anäbi graben, ebi graben 1524‒80U168 IV Reich.;
~holts, an dem aͤby holtz 1535U101 III Wahlern; ab dem
Ebymad 1502U157 IV St. Steph.; ~mos, ze Ebymoss 1452U79
III Obbalm.

C) -li: IV: ds e᪸bəli Kandergr.: im ~ (bei e᪸bi) Obwil.

-etli: IV: im e᪸bətli (bei e᪸bi) Adelb.; im ~ Frut.

Hieher?: ufəm e᪸bi I Gurbrü; das Aebeli 1798A I? Gals;
e᪸bəli III Kriechw.


Obwohl der Name für schattige Abseiten (vgl. P. Zinsli, Grund
und Grat S. 311, 334) vor allem vom BO aus über WS in die
Walserkolonien verbreitet ist, erscheint die konstruierte Etymo-
logie aus dem Frankoprovenzalischen von J. U. Hubschmied,
Frutigen 1949 S. 13 (zu lat. opacus ‹schattig›) nicht haltbar: «opa-
cus
ist im frankoprov. Sprachgebiet weder als Appellativ noch
als ON belegt. Im Galloromanischen ist es auf Südfrankreich be-
schränkt. Anderseits ist nicht einzusehen, warum die normale
Entwicklung lat. -acu > alem. -ach in diesem einzigen Fall ge-
stört worden wäre. Bei uns geben -iacu- ONN normal -y, aber
nur nach Palatal, was ja eben bei opacu nicht der Fall ist (opacu
hätte bei uns ovai ergeben; auf jeden Fall wäre -a- als solches ge-
blieben) (K.).» Wahrscheinlicher ist demnach, was schon Id. I,
41f. nahelegt, eine deutsche Abstraktbildung auf ahd. -î(n),
kaum zum mhd. Vb. âben ‹niedergehen› (von der Sonne; Lex. I,
10) und sicher nicht in unmittelbarem Bezug zu dem nur bei dem



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Sp. 2


Trierer (Kölner?) Alexanderdichter Pfaffe Lamprecht belegten
âbe f. n.? ‹abschüssige gränze› (Lex. I, 7), beides mit Länge â;
vielmehr zum Adv. ab (mhd. abe, ab Lex. I, 2ff.); vgl. Szadrowsky
BSG XVIII S. 8 mit Hinweis auf entsprechende Adverbial-
abstrakte wie Nächi zu ‹nah›, Biji zu bi ‹nahe›, Bäldi zu bald
Viell. analogische Bildung in der Sinngruppe von landschafts-
bezogenen konkreten Namen wie Wīti, Breiti, Höhi, Tieffi,
Chrümmi
u. ä.

Vermischung mit dem Etymon äbe(n) ‹eben› muss, wie auch die
urk. Belege erweisen, tw. eingetreten sein. Hingegen ist die Ab-
trennung eines Namenwortes Ebi f. zu ‹eben› nach Id. I, 47 für
unsere Namen nicht haltbar, da stammhaftes -n- ausfallen
würde. Zudem ist die Alp Äbi (nicht Ebi, da Primärumlaut übh.
nicht vorkommt!) im Schlappintal bei Klosters (Koord. 788/196)
nicht eben, sondern liegt nordseits auf haldiger Terrasse. Wenn
die Äbi bei Medels Rhw. und allenfalls andere gleichnamige Ge-
ländestücke ziemlich ebenes Kulturland benennen, so kann auch
Namenverschiebung vorliegen.

Nicht leicht auszuscheiden sind die zum PN Aebi gehörigen topo-
nomastischen Prägungen, s. Aben- II.


Aben(d) I

A) IV: ābə, im ~ (Hei.) Reich.Scharn.; dər ābə (Sömme-
rung am Abendberg) Reich.Kienth.

B) a) fị̄rabəmbax V Meir.; fị̄rabəsị̄tən V Brienz.

b) bim tsābənhu᪷bəl V Innertk.; ds tsābəhüsli, Abendhäus-
lein 1838D III Rüd.; ufəm ābənho᪷rən (auch: šāfhorən) V
Ltbr. Gimm.; i᪷m abəli᪷əd (K.) IV Adelb.; in der abenmatt,
abenntmatt 1531U97 III Wohlen; i dər ābədmattə (Alp) IV
Diemt.; abəmattə IV Reich.Scharn.; ābədbē᪸rg (seltener:
ābəpē᪸rg), an Rinderalb … genempt der Appenberg 1348/58N
IV Diemt./Erlenb.; ābəpē᪸rg, Abendberg 1783Stu V Mat-
ten/Wild.;
ābəmbịəl V Haslib.; am ābəwaŋ V Gadm.;
ābədwaŋ (2 Bereiche) V Gutt.; ābəwẹ̄id III Blumst.;
ābəwē̤d IV Kanderst.; ābəweid IV Obstock.; IV Saanen
(2 Bereiche); V Bön.; V Brienz; V Gutt.; V Habk.; V
Isenfl.; V Ltbr. (3 Bereiche: Gimm., Mürr., Stech.);
V Meir.; V Schatt.; ābəwẹ̄dli V Isenfl.


Schwzd. Abend (ahd. āband, mhd. âbent m.); hier meist als Lage-
oder Richtungsangabe. Das Wort hat in den westl. Mundarten
sein Endungs-d verloren, und unsere Belege könnten den frühen
Zeitpunkt dieses Schwunds bezeugen, vgl. Id. I, 35/6.


Aben II

B) b) Kleine Auswahl: aͤbis gummen 1485U15, 1525U20 I
Brütt.; Abenlen um 1400K6 II Iffw.?; im abilōn, abilō, ds
~(), neben dem Abenlo, an dem ~, in dem ~ 1423U72a,
im abylo 1518U74, das Abilon 1666Le, im Abilon 1791A
II Ndbipp; Ebismatten 1464U38a II Steckh.?; e᪸bisri᪷əd,
Ebinsried, [Elmisried] 1360 III Gerz.; e᪸bi᪷šwann, in abenn-



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Sp. 3


swannden, ābenswenndenn 1487K10 … III Rüegg.; in abe-
Swendi 1312, in abem suendi, in abben suendit 1425K10, ze
obenswendi 1427Uk2, abÿschwendÿ 1487K10, das ebi-
schwänndi 1533U133 III Rüegg.; vineam nostram dictam
Aben Wingarte 1339 III Obhof.

Hieher?: die Ebelins-Aecker 1831 (Gdearchiv) II Gutbg.;
in der eblimatt 1437U56 II WilerbU.


Zum adt. PN Abo (Fm. I, 11; Ergbd. Kaufmann S. 19); evtl.
auch eine Kzf. zu Albrecht (Bach, Dt. Nkde. I, 110; Buck S. 1),
als urspr. Besitzername. Obi (nur in Oberbipp, FNB V, S. 216). ‒
Ebelin, Ebli wohl daraus weiterentwickelte Familiennamen.

Zu Abend oder Abo:

uf abenberg 1380, 1389, unntz Abenberg 1569U72 III
Schangn.; zuͦ dem Abenwald 1423Rq8 V Interl.



aaber

zum Eberen Stalden 1669U152, zum Eberen Stalden im
Grund 1731MW IV Saanen.


Schwzd. āber, ǟber ‹frei von Schnee, Geröll; trocken›; Id. I, 39.


Abländschen

able᪸ntšə  (Dorf; in Saanen: i wot i ds afle᪸ntšə), l'Avan-
chye, in monte de Avenenchy, mons de avenencho 1324Zw,
avenencho 1355Zw, Averensco 1403Ae, die von Afflennt-
schen (spät. Nachtrag zu Einträgen von 1425U78), an ablän-
schen nach 1427U78, Affenenchoz 1438Ae, Afnentsch
1445Ae, Afuentschen 1457Fr, Afnentschen 1459MW (and.
Lesart: Afuentschen 1459Fr), an aflentschen 1488U156,
Afflenschen 1577Sch, Afflentschen 1592/95C3, im Afflänt-
schen 1608/11C3, …, in Anflentschen 1681U152, Ablentschen
1684U152 IV Saanen.

Abländschi III Gugg. (nach Fr.); able᪸ntšli, afle᪸ndšli IV
Zweis.


Die historischen Belege und die frkpr. Mdaform āvonintso ver-
bieten die übliche Ableitung von frz. avalanche, suffixale Er-
weiterung zu lat. labīna ‹Erdsturz› (REW 4807) und weisen (zus.
mit den entsprechenden Hofnamen von Guggisberg und Zwei-
simmen) auf andersartige Abkunft: *abonentia, eher *aboninca,
zu gall. *abono- ‹Wasser› (J. U. Hubschm.); vgl. dazu P. Aebi-
scher, Rev. Celtique 42, S. 102ff. = Ae. Nicht haltbar Id. I, 42.


Abraham

i abrahams šōs (Hei., auf kl. Hochplateau, v. Wa. umschlos-
sen), 1838D III Steff.; Abrahams Schooss 1845D III Wah-
lern.


In Anlehnung an die sprichwörtliche RA «(Sicher ruhen wie) in
Abrahams Schoss», nach Lukas 16, 22.


Abrech-

Von Eynem guͤttlin In der Rütte Jm abrech 1502U157 (i. d.
Nähe des heutigen ds abrux K.) IV Bolt.





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Sp. 4

ein stuck am abrachtt 1518U74 II Rum.; abrachsmatten
stost … an der goldinene abrachsmatten 1528U2 I Graf-
folt.;
Ein Juchertt Jnn abrechtswychel, an abrachstz wink-
kel 1518U74 II Obbipp.

Hieher?: Zabrichmatt 1532 (Buchsee Urbar) II Münchb.


Schwzd. Abrëch n. ‹gatterförmige Vorrichtung in fliessendem
Wasser, um Fische, Laub, Holzstücke u. dergl. aufzuhalten.› (Id.
VI, 108; vgl. auch I, 42). Die Form mit -a- ist wohl nur graphisch
zu bewerten, da überoffenes ä auch im Hochalemannischen seit
dem 14. Jhd. oft durch diesen Buchstaben wiedergegeben wird,
vgl. Virgil Moser, 1929, S. 129.

Zu erwägen ist auch eine mda. Form zum PN Albrecht, vor 1800
in Lengnau BE bezeugt: Abrecht. Dieser PN ist in Flurn. im südd.
Raum verbreitet, vgl. K. P. Roos, Freiburger Bucht: abrehts halde
87, ~loh 316.


Abt

Ab einem acher nempt sich des apts acher 1474U30
I Schwad. uf … herren apts guͦt 1521U31 I Jens; In s aptz bo-
den, um 1531U34 I Safneren; an des aptz (abtz) matten
1470U44 II Kopp.; kiudelap, kiuelap, kiu alap (Clos de/à
l'Abbé, Rebgebiet) I Lig.


Mhd. abbāt, abbet m. ‹Abt›.


Ache

Als 2. Glied: -ax(x)ə, -əxə f. Bäche, anlieg. Hei. und K.;
Siedlungen, nach Bach benannt.

B) ab) II: autaxxə (), autaxxə () Bach, durchfliesst
die Gde. Bleienb., Thörig., Betth., Bollod.; ~, K., kl.
Bach Obönz; enet der altach 1595U54 (auf welchen der bei-
den Bäche zu beziehen?); I: Lengenach Lengn. (s. d.); III:
rōtaxə, rōtəxə Bach, daran 2 Weiler und 2 Hei., in Rotachon
1354, in der Rotachen 1367, guͦt genempt die Rotacha 1389,
1425C1, 1426Rq6, 1494Rq6 …, 1500U48 …; III: tsweịəxə 2 Hei.,
K., von Zwijachon, ze Zwijachen 1377 Walkr. …; II:
wi᪷ssəxə Bach Huttw.; Bach und Dorf Wyss. (s. d.).


Ahd. aha f., mhd. ahe f. ‹Fluss, Wasser›; Id. I, 63.


-achen, -echen

Ungeklärte Namenendungen, unter denen sich vielleicht
teilweise auch ahd. aha, möglicherweise auch acher verbirgt:
an dər e᪷kəhən V Brienz; zuͦr gelwach 1480U44 II Ausw./
Leimw.;
u᪷f dər gērxə II Lütz.; an der grindlachmatten
1531U97 Walkr. Big.; i᪷ dər hertəxə II Madw.; III Landisw.;
Hertachen 1646UT III Schlossw.; an dər hertexə, ze Herta-
chen 1356, 1360 … V Bön.; d hu᪷ŋaxxə, in hungachen um
1530U142 III Obdiessb.; katzachenn 1539U71 II Dürrenr.; i
dər le᪸dərəxxə,
die Läderchen 1528UP, ein Mattann genantt die
lädracha 1531U136 … II Trachsw.; lo᪷ubəx, von der loͤbachen
1495Uk2 II Lütz.; die Luppachen 1543U154 IV Stock.;
by der Murbachen 1542U104; III Boll. Ferenbg.; mu᪷əssəxxə
(2 Hei.) II Waltw.; i᪷ dər bi᪷ttərexə (Hei.) II Walkr. Big.;



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Sp. 5


i᪷ dər bü᪷laxə III Heimb.; am Bu̍lachen 1357 IV Obwilis.;
ab dem büllach 1543U154 IV Stock.; a der Bu̍lzachen 1374,
an der Bu̍ltzachon 1384UT V Schatt.; im rōtəxə, ds ~ IV
Kratt.; ze Rotachon 1356 V Bön.; rụəssəx (Hei.), uf dem
ruͦssach 1547U137 … III Bow.; i᪷ dər rụəssəxə (Hei.) III
Unterl.; zem Ruͦssach 1329 III Walkr.; i᪷m ru᪷əssəxə (K.) IV
Reut.; u᪷f dər sottaxə, an zottachen 1531U136 … III Langn.
ob dem schu̍tlachen 1480U44 II Ers. (Peter Schu̍ttel von
ober lindach 1466 Kirchl.); d špi᪷rxə (Weiler), Spyrachen
um 1586 (lok. Kirchenbuch) … III Vech.; am Spirachon
1357 IV Erlenb.; i᪷ dər spi᪷ssəxə (Hei.), in der Spisachen
1662A II Erisw.; i᪷ dər špi᪷tsaxə (Hei.), die spitzachen
1544U117 … III Röth.; d štu᪷əffəxə (Hei.) III Landisw.; in
der Talachen 1367, desz von Affrÿ talacha um 1530U142 III
Steff.; zder Teigachon 1356 V Unters.; trüələxə III
Obdiessb.; i trụtəxə III Obthal; a dər we᪸gəxə, in der
Wägichen 1645A III Langn.; ze wissachen 1400Uk2 III
Seft.; wị̄ssəxa (K.) V Obried; u᪷f dər wi᪷ssləxə (K.), an die
wiszlosen um 1530U142 III Kies.; … (vgl. die einschlägigen
Artikel).

In Belegen wie den folgenden handelt es sich um ein gekürz-
tes -acher: ein acher, genempt der Riedach 1530U21 I Vin.;
i jucharten hinder dem lölach 1531U59 II Limp.; vinetum
dictum «der Steinach» 1348 I Tüsch.; das höltzlÿ genant
der schuͤtlach 1437U56 II Utztf.



Achen-, Achi-

a᪷xxi᪷šte᪸in (Felsblock, zw. Strasse u. Aare; vgl. auch Sooder,
Haslital 1943, S. 114, 191), Ochistein («hart an dem wallen-
den Strome … seltsam vereinzeltes Felsenstück mitten im
Thalboden …» 1816/17 R. Wyss), beim Achistein (Haus)
1838D.

a᪷xəlọuwi, a᪷xəlouwigrabən (Schuttkegel u. Lawinengraben E
des axxište᪸in) V Innertk.


Evtl. zu ahd. aha, mhd. ahe stf. ‹Fluss, Wasser›; aber auch sw.,
also aus *ahenstein wie Bluemistei(n) aus Bluemenstein usw.; vgl.
auch mhd. aheganc, -runst ‹Wasserlauf, Flussbett› (GLS I, 28;
Id. I, 63). Eine Deutung zu Anke(n) (Id. I, 341), vgl. Ankebälli
Grindelw. Fr. S. 396 ist auszuschliessen, da im Haslital Diph-
thongierung und Palatalisierung zu Öich- zu erwarten wäre, s.
SDS II, 108.


Acher

axxər, Pl. e᪸xxər, älter axxərə

Bei den urk. Belegen des 14. Jhds. halten sich die Schreib-
weisen ~acher, ~aker (akker, agker) in den Sektoren I‒III
die Waage; in den Gebieten IV und V überwiegt eindeutig
-acher.

A) I: 3; II: 9; III: 6; IV: 7; V: 4

IV: u᪷f dər axxərə Erlenb.; ts axəra, an axara, auf Acheren
1782A auf Achera 1792A Frut.; u᪷f axərə Kandergr.; d
axərə
Kanderst.; u᪷f dən axərə, zu den achrenn 1502U157



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Sp. 6


Lenk; dər axxər (Hei.) Saanen; axəri, u᪷f dən axərə, die
achra 1524‒80U168 St. Steph.; V: u᪷f dər axəri, ufən axərən
(2 benachbarte loc.) Bön.; u᪷fəm axxer (nicht: axxər)
Gadm.; am axxər (ältester Dorfteil v. Wengen) Ltbr.;
axxər Schatt.

B) a) Rund 6000 Belege; als Appellativ kann «Acher» stets
zu neuen Namenbildungen führen.

Frühster Beleg: an dem huͦbackern nach 1280, ca. 1300 I
Safn.

Belege aus dem 14. Jhd. sind in den folgenden Gemeinden
bezeugt: I: Arch; Biel; Diessb.; Lengn.; Piet.; Safn.;
Tüsch.;
II: Burgd.; Ers.; Gond.; Kirchb.; Lütz.; Sum.;
Trachsw.; Wynigen;
III: Aeschl.; Bern; Bow.; Buchh.;
Burgist.; Gugg.; Hilt.; Köniz; Obbalm; Obhof.; Rigg.;
Rüsch.; Seft.; Thier.; Thun; Uet.; Vech.; Wahlern;
Walkr.; Zoll.; Zweis.

Frühste urkundliche und lebendige Belege in den Sektoren
IV und V, nach Flussläufen geordnet:

IV: Saanetal: Gsteig; Lau. (18. Jhd.); Saanen (14. Jhd.);
Simmental: Lenk (15. Jhd.); St. Steph. (14. Jhd.); Zweis.
(14. Jhd.); Bolt. (15. Jhd.); Obwil. (14. Jhd.); Därst. (14.
Jhd.); Erlenb. (27 Belege aus dem 14. Jhd.); Diemt. (14.
Jhd.); Obstock. (15. Jhd.); Reut. (15. Jhd.); Wimm. (16.
Jhd.); Kandertal: Adelb.; Frut. (16. Jhd.); Reich. (15. Jhd.)
Aeschi (14. Jhd.); Kratt. (14. Jhd.); Spiez (14. Jhd.); V:
Gebiet nördl. Interlaken: Beatb. (16. Jhd.); Unters. (14.
Jhd.); Lütschinentäler: Därl. (14. Jhd.); Wild. (od. Um-
gebg.: Ehrgelacher 12.‒14. Jhd.UP, Übersetzung 16. Jhd.);
Matten (der Brunnacher 1338UP Übersetzung 16. Jhd., an
Brunacher 1371); Interl. (16. Jhd.); Bön. (14. Jhd.); Grin-
delw.;
Oberhasli: Gutt.; Innertk. (14. Jhd.); Meir. (16.
Jhd.); Brienzersee: Brienz (14. Jhd.); Iseltw. (16. Jhd.).

Hieher?: minaxri n. (K. am Seeufer) V Obried.

b) I: 1; II: 4; III: 4; IV: 6; V: 3

C) -li: axxərli I:0; II:4; III:6; IV:9; V:3

IV: Erlenb.; Frut.; Gsteig; Lau.; Reich.; Saanen; V:
Gutt.; Hofst.; Obried.

-acherli: I: 39; II: 38; III: 41; IV: 3; V: 4

Älteste Belege I‒III: Grabacherli 1375 I Diessb.; Mu̍s-
acherli 1372 I Leuz.; zem Turnacherli 1329 III Walkr.

IV: Erlenb. (Steinacherli 1361‒69N); Diemt. (15. Jhd.);
Zweis. (15. Jhd.). V: Gadm.; Günd.; Innertk. (von dem
Lenakerlin 1374); Gutt.; Interl. (16. Jhd.).

acherli-Composita: II: Zuzw.; IV: Frut.; Saanen;

V: Obried.


Ahd. ahhar Id. I, 66. ‒ Ungepflügtes und besätes Land, auf dem
ganzen Kantonsgebiet; meist halbappellativisch. Die histori-
schen Belege sind in Überzahl gegenüber den heutigen. Bes. im
Alpengebiet sind viele Äcker in Wiesland zurückverwandelt bzw.
durch die alte Feldwechselwirtschaft dauernd verlegt worden.

Die seltsamen Lautungen uf dər achere, -achəri sind wohl fem.
Kollektivformen, vom Plural oder von Acheren, Acherum n. ‹Er-
trag des Waldes an Eicheln und Baumnüssen› (Id. I, 70) beein-
flusst.




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Sp. 7


Achs I

Hanns Hennzen len, genant Holtzachszlen 1535U161, bim
holtsaxbo᪷im
(bei Schwendi) V Grindelw.; holtsəxsəštrē̤ssli
IV Adelb.; i dər hu᪷əbaxs (K.) Seeb.; tsimməraxs, ein juch.
heist zur Zimmerax 1533U133 III Rüegg.; Zimmerächsli
1562U43a II Langt.


Axt, mhd. ackes, aks; ahd. akus, achus; s. Id. I, 617 (Ax, Achs).


Achs-, Ax- II

Axen: stost … ein siten an die Axen …; … an pfanders
garten gegen der Axen 1535U161 V Matten.

axsalp V Brienz (s. d.).

Ableitungen: an achsnerenn 1530U95, das ander stück ge-
nempt an achsneren 1538U148 IV Spiez.

im aksətə (s. Achseten IV Frut.).


s. J. U. Hubschmied, Frutigen S. 3, der *aks auf kelt. *ask zu-
rückführt, und da im Kelt. anlautendes p- geschwunden ist, auf
einen mit lat. *pāsk- von pāscere ‹weiden› verwandten Stamm
schliesst. So werden wir zur Annahme eines gall. *āsko- oder
*āskā- (später *akso-, *aksa-) ‹Weide› geführt: vgl. auch Dicz.
Rum. Grisch. Bd. I S. 441 As-ch: as-ch e pas-ch ‹Wunn und
Weid› mit Hinweis auf Hubschmieds Deutung S. 442 b; s. auch
Joh. Hubschm., Alpenwörter 1951, S. 10.


Achsmeni

dry juch. an der Achszmeni, in der Achszmënj, der Achszmi
acher um 1530U142, achsmiacher 1534U100 III Oppl./Wicht.



Achsalp

axsalp, uf dər ~, axsalpərhōrən, ~be᪸rg, Achs alpe 1363,
Achsalp 1439 (Jahn 1857), achsallpp 1488U82, Achszalb
1493U84 …, Achsalp 1535U161 V Brienz; aksalphōrən (diess.
Bergspitze) V Brienzw.


s. Achs- II.


Achseten

aksətə, im ~, an ~, im undər/obər/innəren/ussərən ~, in
Achsatun 1342, in achsetten 1524‒80U168, 1538U148, um
1540U168, in Achseten 1578/79A … IV Frut.

aksətbē᪸rg, Achsitberg 1620Rm IV Frut.


Nach J. U. Hubschm. Frut. S. 3, aus *aksetta zu gall. *asko, *askā,
‹Weide›, s. Achs- II.


acht-

axtse᪸me᪷dər, uf də ~ (K., Grössenangabe) I Meienr.;
axtsgpfü᪷ndər, dər ~ (Seitengraben, affektisch benannt nach
den herabrollenden Steinen) IV St. Steph.


Bildungen zum Zahlwort ahd. ahto, mhd. ahte, s. Id. I, 81.




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Sp. 8


Achtelt-

axtəlsāss, axtəltsāss (Alp), an zwein alpen, die man spricht
an Machtoldsâs 1323 V Innertk.


Der erste Teil enthält ursprünglich den altd. PN Machtold; spä-
ter deglutiniert zu achtel(t), wohl im Anschluss an das Zahl-
wort ‹acht›.


Acken

u᪷fəm akxən m. (Wa.) V Brienzw.

uf dən akxənaxxərə I Müntsch.; ~axxər I Rapp.; ein
Juchartten heiszt der Acken acher 1530U42 II Thunst.;
~axxər II Zaugg.; Ackenberg 1756A V Brienzw.; ~bö-
dəli
(K.) IV Reut.; das acken stucky 1531U59 II Etzelk.


Wohl meist zu Akt(en) m. f., auch acke ‹Wasserleitung, bedeck-
ter Abzugsgraben, um sumpfige Äcker zu verbessern›; aus lat.
aquaeductus, Id. I, 165. Im BO evtl. zu mda. Acke(n) m. f. ‹Attich,
holunderartiger Strauch› (Sambucus Ebulus L.).


Adam

Adamsberg 1772A II Amt Trachselw.; im adəmbe᪸rg IV
Adelb.



Adel

Adel- Adj.: adəl-, adu-: ~mat IV Spiez; ~bach 1533/42U128
III Gugg. (id. mit Amlosennbach); ~bödə II Kernenr.;
im ~bodə, 1479‒1563Ar, 1528A, 1531‒53U70 … II Lütz.;
1451UP, heisset die ein matt der ~boden 1452‒57U79
… III Thun; adəlbodə IV Adelb. s. d.; ~bodəm IV Gsteig;
~bo᪷də IV Spiez; z. der edleburg 1528U2 I Rapp.; im ~rẹ̄,
s. agel IV Frut.; ~waŋ V Innertk.

Adel- PN: uf ~gōs (2 Hei.), im ~gos 1663/64A IV Frut.;
von sant ~heit guͤtren 1370 III Uet.; an sant ~heiden
brunnen 1396UT III Utt.; possessiones sancte ~heidis in
villa et eius confiniis de Matton 1257 V Matten; ~me᪸nnli,
Adelmenli 1194 (im lat. Weissbuch d. Klosters St. Urban),
vnd den wald, der do heisst Adelmanningen 1224 (Kopie
15. Jhd.), Adelmänly, Adelmenli 1224 (Kopien 15. Jhd.)
II Langt./Roggw.; in ~bernru̍ti 1308 III Steff.; Adels-
wil (Wüstung) bei II Melchn. (s. d.).

Adlem- ~büəl, adlebüəl IV Obwil; ~srịəd, Adlamsrieth
1276, de Adlamsried 1390, mit den doͤrffern … Adlams-
riede 1391Uk2, 1425U78, Adlemsried 1488U156… Adamsried
1590/91A IV Bolt.

Adli- ~hu᪸bu᪷ II Reisw.; ~šbe᪸rg, ~sperg 15. Jhd.U47, 17. Jhd.UP
III Bigl.


Zum Subst. adal stn., m. gebildetes Adj. edili aus westg. *aþ-
-ilu-;
in Namenkomposita ist der Fugenvokal -i- nach mehr- und
langsilbigen Stämmen früh gefallen, weshalb der Umlaut unter-
blieb (O. Gröger, Die ahd. u. asächs. Kompos.-fugen (1911)
S. 113‒116). Die Flurnamen adelmatt, ~boden usw. sind wohl
Klammerformen aus adel-(gras)-matt, -boden usw.

Adlen-büel IV Obwil könnte auch aus Arlen-büel wie Edle(n)
aus Erle(n) im BE Si entstanden sein s. Id. I, 451.




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Sp. 9


Adelboden

adəlbodə (Dorf, Gde.); unter den Einwohnern heisst das
Dorf: dər šwand, älter: xilxšwand oder dər indər šwand;
urkundl. früher Wald: unser guͦt im Wald 1350, uss dem
Wald 1429B bis Anf. d. 16. Jhds. Im Thal Adelboden 1409B,
ze Adelbodmen 1433B, in dem Wald Adelbodem 1439B,
usser dem Adelbodenzw. 1389u. 1460Ud, 1453K9, 1465Rq4
im Adelboden im Steigel schwandt 1534U99 … IV Adelb.


Adelboden ist vermutlich «Klammerform» aus Adel-(gras)-bo-
den;
Alpenrispengras, poa alpina, Id. II, 793; vgl. dazu adel-.


Adelswil

Nicht genauer lokalisierbare Wüstung zwischen dem ber-
nischen Dorf Melchnau und dem luzernischen Weiler Lud-
ligen.

Apud Adilcinwillare scopotam 1194 … Ludlingun … Gun-
dolswile … Adelenzwile 1194 (Kopie 15. Jhd.; nicht id. mit
Bischofsurkunde); Ludlingen … Adelswil ‒ Bosswil … ze
Baltzenwil (LU) … 1197? (Kopie 15. Jhd.); ze alpuren vnd
… ze Adelswil 1201 (Kopie 15. Jhd.); Steckholtz … Ludlin-
gen … Adelszwil … Boszwil … 1224 (Kopie 15. Jhd.); die
wesseri ze Altzenwile 1336; zendet gan altzenwil 1464U38a
(viell. Angleichung an Balzenwil (LU)?)


Jb. Käser, Melchnau, 1855, bezeichnet die Wüstung als Alzen-
wil;
der Weiler sei 1375 zerstört worden (S. 201).

Die Entwicklung der überlieferten Namenformen ist «nicht laut-
gesetzlich». Das 1194 bezeugte Adilcin-willare könnte den Gen.
der Kzform *Adilzo (zu Adel-hart, ~gēr oder ähnlich) enthal-
ten. Dazu passen die späten Verschleiflautungen Alzen-(Adel-
zen-)
besser als die wohl verschriebenen Kopistenwiedergaben
Adelenz-, Adels-.


Ader

Im brunnō᪷dər (kl. Tal, Quellfassg.) I Leuz.; i dər brunn-
ādərə,
in Brunadren, Brunnadern 1285, in Brunnadron, de
Brunnadern 1286, 1289, 1291, 1293, de Brunnadere 1294 …
(Stadtquartier) III Bern.


Brunn-ader ‹Quelle› (von Trinkwasser), Id. I, 87 (als Appell. nur
urk. belegt).


Adler

adlər-, urk. Adler: ~acher 1551U37 I Merzl.; bi dən ~štē̤nə
IV Bolt.; bir ~tannən V Meir.


Mhd. adel-are, ‹edler Aar› (Bez. der höf. Falknerei seit 12. Jhd.;
im Schwzd. gegenüber Gir kaum recht volkstümlich); Id. I, 90.


Adu

's Adu (Addouz) 1895Z III Münchenw.



Aaf-

āflərrən, in dər ~ V Hofst. (Stücklein wildes Land, mit
Sträuchern und Bachgeschiebe bedeckt).





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Sp. 10


Aff

V: dər aff, ufəm ~ (Felskopf) Brienzw.; (Bergspitze)
Habk.; Ltbr.

affəngrind (erhöhte Stelle im Gebiet aff) V Ltbr.; affəwāld
(im 19. Jhd. aufgeforstetes Gebiet) V Meir.


Übertragung nach Gestalt eines Affen bzw. Affenschädels.


Affer-

affərtụ n., ~wald, Afferthal 1838D III Landisw. (2 Hei. in
Trichter-Einzugsmulde eines kl. Seitengrabens).


Möglicherweise eine Assimilation aus aftertal, i. S. von ‹das hin-
tere Tal›, wenn -tu wirklich die Reduktion von -tal ist.


Af(f)i

Affigassen, -matten 1698UT III Belp (Affi-matten, stosst
der längi nach an Affi-gassen, sonst allenthalben an die
allmend).


Wohl zum weibl. PN Afi ‹Afra›, belegt Id. I, 105, z. B. aus dem
Haslital.


Affl-

In dem acher zem afflers 1436U121 III Ferenb.; ein khü
winterung genant der afflis matten 1538U148 IV ? Frut.


Evtl. zum Beinamen Affry, vgl. desz von Affry talacha 1529U142
III Steff.


Affolter

affoutər, afföutərli (I‒III), affoltər (IV, V)

A) I: 1; II: 6; III: 2; IV: 1; V: 2

I: zur affholttern 1532U4 Barg.; II: affoutərə s. Affoltern;
affoutərə (K.) BürzH.; an dz affolter, by dem affholtren
1470U44, 1500U48Kopp.; i᪷ dər affoutərə, In der Affhol-
tern 1464U38a Untsteckh.; zum affoltrern 1437U56
Utztf.; III: affoutərə, zem affoltre 1436U121, ein mad ge-
nant affolteren 1532U125 Ferenb.; an der Affoltern um
1530U142 Gerz.; IV: an Affoltron 1357, an Affoltern 1497‒
1516U167 Erlenb.; V: in dr affoltərə Brienz; Affoltern
1535U161 Leiss.; ze Affeltron 1367 bei Unters., evtl.
Leiss.?).

B) a) mōsaffoutərə s. Moosaffoltern; waud~ s. Gross-
affoltern;
grōss- s. Grossaffoltern; xlī- s. Moosaffol-
tern.

b) die affholltter mattan 1531U59 II BürzH. (weitere Zuss.
s. Moos- bzw. Grossaffoltern).

C) -li: afföutərli II WilerbU.


Ahd. apholtra ‹Apfelbaum› zu aphul mit suffixal gewordenem
-ter, das urspr. ein selbständiges Wort war: asächs. trio, ags.
trēo (engl. tree) ‹Holz, Baum›, eig. ‹Eiche›, vgl. Kluge Wb.19,
S. 127. Die Endung -ern, -eren dürfte erstarrter Dat. Plur. sein.
Id. I, 106.




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Sp. 11


Affoltern

affo᪷utərə (; Dorf, Gde.) Emmental.

(Hesso de) Affoltron 1146, 1216, (miles de) Affoltio 1233,
(Wernerus de) Affolth. 1234, de Affoltron 1243 (Vid. v.
1378), de Affoltrei 1244US, de Affolter 1248, de Affoltre
1250, de Affeltron 1252, de Affolteron 1257, de Affolteren
1267, de Affoltron 1275, in Affoltre 1275, confratres in?
Affholtern um 1300, in der kilchoͤri von Affoltren 1354,
ze Affoltern 1357, bi Affoltron 1369, Affoltern 1379, ze
Affeltron 1381, ze Affoltern 1389R2, 1389‒1460Ud … II
Affolt.


s. Affolter.


After-

B) b) I: 0; II: 2; III: 7; IV: 2; V: 0; VI: 1

Gutt und fang genant der Affterars 1502U157 IV Zweis.;
After guͦt 1302 III Rüegg.; aftərhouts, afterholtz 1531U97
III Köniz; Affter Känelen (daneben: ein achterbletz Zur
Känelen) um 1530U142 III Gerz.; ~lē, im Afftterleen
1566C3, 1566A … II Hasle; affter matten 1500U48 II
Krauchth.; ~mattann 1530U132 III Muri Güml.; ~matt
1533U133 III Rüegg.; affttermosz 1535U101 III Mühleth.;
affttermos 1533U133 III Rüegg.; ~mō᪷s, ~ 1739/40C3 III
Wattw.; āftərriəd, affterried 1502U157 IV Bolt.; im Affter-
dorff 1542U128 III Wahlern.


Ahd. aftar, mhd. after ‹hinter, danach›; seit frnhd. Zeit †; Id. I,
124f.


Agassiz

agassihorən, ds ~ V Grindelw.


Bergspitze, nach Louis Agassiz um 1840 benannt. HBLS I, 168ff.


Agel

adəlrē̤, (wo?) im ~, (wohin?) an ~, a magəlrē̤ (Hei.), pome-
rium dictum ze Agelrain, et horreum ibidem situm 1311,
im Agelrein 1382, 1383, 1393Uk2, daz guͦt in Agoldrein
1425UT, ab dem guͤt im adelrein 1493U84, im Agelrein
1505U172, 1525U90, Jm adellrein 1530U95, Im Agell rein
1534U99 … IV Frut.

Aglenmosz 17. Jhd.UP IV Ob. Simmental.


Ursprünglich wohl zu Agle, Ägle ‹Egelschnecke› Id. I, 131.


Agen-

agəštē̤ (nach Gwpers. «Agenstein») IV Diemt.


Ahd. agat-, mhd. age(t)-stein m. ‹Bernstein, Magnetstein›, auch
auf andere Mineralien übertragen s. Id. XI, 807ff.


Agerst-

Agersten-Graben 1838D III Burgist.; Agersten len acher
1535U101, vor dem agristen lo 1531U97, agətšəlōaxxər II
Urt.; agətšəlox II Rüegs.





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Sp. 12

Hieher?: dər agərịšt (nach SW abfallender Höhenrücken)
III Arni.


Ahd. aga(l)stra, mhd. agelster ‹Elster› mit vielen lautlichen Ab-
wandlungen im Schwzd., Id. I, 125, 129.


Ag(g)ne

In der weid genempt die agna 1488U156 IV Bolt.; die Agna
uffen Rinderalp zw. 1361/69 (Kopie um 1467) IV Erlenb.
(wohl id. Bolt.); a dər aknə (Schafalp auf steiler Egg am
Dreispitz) IV Reich. Kienth.


Wohl zu schwzd. Agne f. ‹Splitter, Nadel, Fischgeräte› Id. I, 127
(nach der Form benannt).


Ahorn

aho᪷rn, ahō᪷rn (~) I‒III; ahorə, ahōrə (≈) IV, V, urk. auch
III; m., n.; Dim. ahörəli IV; Wa., Wei., HeuWi., Ezgeb.;
z. T. Halbappell.

A) I: 0; II: 3; III: 4; IV: 3; V: 7

II: der schne schmeltzi nach an ahorn 1569U72 Erisw.; ~ n.,
das Ahorn 1791A Rum.; ~ n., der Berg Ahorn 1534A Sum.;
III: Hans von Farny gutt genant der ahorn 1531U144 Eriz;
~ m. (Hei.), (uffem obern Ahorn 1613A) Schangn.; gegen
Scheideg und Ahoren 1572Rq Trub; ~ m. (Hei.) Wahl.; IV:
zen Ahornen an Munchenstalden 1357 ObwiliS.; bim ≈,
am achorn 1486U166 Zweis.; V: bim ≈ Brienzw.; in ahọ̄rən
Gadm.; in āho᪷rnən Grindelw.; d ahōrən (Wa.) Haslib.;
Innertk.; Meir.;
d ahọ̄rən, in ahọ̄rnən Obried.

B) I:0; II:2; III:4; IV:1; V:1

aa) jū᪷rtən~ III Schangn.

ac) ds obər ~ II Sum.; uffem obern Ahorn 1613A III
Schangn.; bim grossə ~ III Eriz; an Hollen Achhorn 1320‒
1491Rq1, zuͦ dem Holen Achorn 1371 III Trub; an den
Krummen ahorn 1518Rq1 IV Lenk; bim dikxən āhorən V
Grindelw.

b) ~acher 1533U133 III Rüegg.; ≈lox IV Frut.; ~matten
1783C3 IV Frut.?; ≈mattə IV Kandergr.; ≈nmedli V
Lütsch.; ≈npfād V Grindelw.; ≈mble᪸ts V Brienz; V
Günd.; ≈ntirli V Lütsch.; ~waud II Erisw.; ≈wāld IV
Frut.; V Haslib.; ≈waŋ V Lütsch.; ~wẹ̄d III Rüsch.; ≈wē̤d
IV Frut.; ≈weidli IV Gsteig; ≈tsǖn V Grindelw.

C) -li: ahörəli IV Reich.; ahörnliwē᪸g III Wattw.

-i: mitāgahiri V Grindelw.

-ahi: ahorni, ahōrni () (evtl. Dim. auf -ī(n)?)

CA) IV: 14; V: 12

IV: im  Adelb.; Bolt.; Diemt.; Erlenb.; ; ahorə od.  (2
loc.) Frut.; Kandergr.; ahori Kanderst.;  1548U160
Lenk; Ndstock.; Obstock.; ObwiliS.; vom achhorny
1488U156, von dem achhornin 1502U157 St. Steph.;
Wimm.; ahu᪷rni, , ahorne, am Berg ahorny, im ahorni 1524‒
80U169 Zweis.

V:  Beatb.; Bön.; im Ahorni 1660‒62A Gadm.;Haslib.;



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Sp. 13


Habk.; Innertk.; Iseltw.; Ltbr.Gimm., Wengen;
Ndried; Obried; Ringg.; Wild.

CB)gri᪷nd V Ringg.; in Ahorniberch 1266, ze Achernen-
berg 1389R2, uff ahorniberg 1470U44 II bei Ochl.;hüttə V
Habk.; ahornəbodə III Trub;šlu᪷pf V Obried; ahōrnisek
Alp Scheidegg (ehemal. Ahornbäume), āhōrnisbodən (b.
Alpiglen) V Grindelw.; ahurnisritsə IV Zweis.

Mit adjektiv. -ig: i dər ahorni᪷gə xe᪸lə, meist nur: i dər
ahorni᪷gə
IV Därst.; ahōrni᪷gšleif V Iseltw.

-er, bzw. -ler: ahȫrnlər (Wa.) III Wattw.; dər obər/undər
ahirəllər
V Gutt.


Baumname Bergahorn (acer pseudoplatanus), amhd. ahorn m.
Id. I, 161


Aymon

Montem dou Aymon, montem aymoneto, juxta oudon
(Olden), mons dou aynio 1312Zw, in montem de oudon
ultram pratem montis dou hemon; mons dou heymon;
subtus montem domini aymonis inter montem de oudon et
montem domini aymonis 1324Zw IV Gsteig od. Saanen.


Berg des Haimo; germ. PN (Fm. I, 731), der auch im rom. Wallis
wie in ONN Frankreichs belegt ist. In der Gegend der Olden-
alp, aber nicht mehr genauer lokalisierbar.


Aal

āumattə (K., zw. Zihl u. Aarekanal) vor dem oberen thor …
der allmatten graben 1537U35 I Nid.; in den aͤlgraben
1538U36 I Nid.


Schwzd. Aal m. ‹Aal, murena anguilla›, Id. I, 167; Gwp.: ‹früher
Wasser mit vielen Aalen›.


Alamann-

finis contra aloemannos 1115Zw, alamant de rubiomonte
1238Zw psalman (? ps alman für ls alman) 1270Zw, alamant
1312Zw 1324Zw, 1360Zw (Les Allamans, Kt. Waadt, an der
Kantonsgrenze Bern/Waadt) IV westl. Saanen.

alamans guͦtt 1524‒80U168 IV Obwil.; alamans matt
1452U79 III Kehrs.; aləmansmē᪸dli IV Zweis.; a᪷li᪷manwaud
III Kirchl.



Alamannia

joria de alamagny 1324Zw, 1360Zw, 1371Zw (Alemann. Wald
a. d. Obersimmentaler Grenze), pratum de ~ 1324Zw,
usquaz ad montem de ~ 1324Zw, la vi de alamagnia 1324Zw
IV Saanen.


Aleman(n) in älterer Zeit an der Sprachgrenze noch Bezeichnung
für den deutsch redenden Alemannen; später wohl meist Besit-
zername Alemann, Aliman; vgl. Lexer I, 39.




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Sp. 14


Alänti

ale᪸nti (), i d ~ axə (Hei. u. K.), bei'r Alenti (Taglöhner-
haus) 1838D I Schüpf.


Offenbar ehemal. Landungs- oder Flösserplatz, am Lyssbach:
vgl. Id. III, 1311.


Alber-

albərwe᪸g (Strasse) I Twann.


Schwzd. Albere, Alber f. ‹Pappel› (Id. I, 186), mhd. alber, ahd.
albari ‹Pappel› (Lexer I, 34); evtl. aber zum frz. PN Albert.


Albineswilare †

In Utingun et in Pigiluna et in Lihsacho et in Albineswilare
et Perchtoltespuron … 894 (nicht lokalisiert).


Vgl. Allenwil.


Albligen

aubligə (Dorf u. Gde.)

Albennon 1148, Albenen 1313, de Alblingen 1346, 1354,
Albligen 1354, Alblingen 1379, 1383, 1384, 1385, 1390,
Alblingen 1432U78, ze Albling 1448M, ze alblingen
1484U126, 1491A/Halblingen 1339 (HBLS), 1390, 1467C2,
1467Rq1, 1490 (HBLS) III Albl.


Möglicherweise zur voridg. Wurzel alb- (vgl. J. Hubschm. Alpen-
wörter 1951 S. 44f.), eher lat.-rom. albus ‹weiss› (REW 331, FEW
I, 162); gleich gebildet wie Albinen im Wallis; s. auch die Ablei-
tungen im RNB II, 11. ‒ Später an die germ.-dt. Bildungsgruppe
auf -ingen angeglichen.


Albrist

dər obər/undər albrišt, am obərən/undərən ~, an vermil (=
Fermel) und Albrosten um 1427U78, an vermill und albre-
sten 1488U156, an albrüsten, an Albröst 1497‒1516U167, an
albrosten 1502U157 (mehrmals), an Albresten nach 1545K7
IV St. Steph.

~ek IV St. Steph.; ~hora, ~horə IV Adelb.; Lenk;
St. Steph.
(id. loc. Grenzgipfel), Albrechtshorn 1618R;
~hubəl IV St. Steph.; von albrest matten 1488U156 IV
Lenk; ~me᪸dər, ~bax, albrestenbach 1524‒80U168, am
Alberstenberg 1771/72C3 IV St. Steph.


Nach Hubschm. Frut. S. 48, zu einer vom PN Albrecht abgewan-
delten Form *Albris-, was aber angesichts der Belege des 15. Jhds.
Albrost- u. ä. kaum wahrscheinlich ist; doch vgl. Piz Albris (Pon-
tresina) zum Puschlaver FN Albrici (RNB II, 532).


Alch-/Alk-/Algg-

Als einf. Wort: K., Wa. in Wassernähe; als 1. Glied in
zusammengesetzten Namenwörtern: K., Hei., Dörfer.

A) I: i dər aụxən obə, an die alchen 1528U2 Rapp.; II: Jn den



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Sp. 15


alchen 1531U97 Hindelb.; au᪷x m. (Wa.) Wyn.; III: zwü-
schen denn Alchen 1531U97 Kirchl.

B) b) dər auxaxxər I Rapp.Dietersw., der alchacher 1528U2
II Hindelb.; der allchel acher 1535U101 III Kirchl.; in
Salchoneya 1305, einer kuͦ winterung gen. das alchaneÿ
1535U161 V Unters.; auxə/auəflüə s. Alchenflüh; alxəfu᪸rə,
pro campo z'lken furen 1425K10, zuͦ alken furen 1487K10,
1533U129 … III Wahlern; der allckengrabenacher 1531U59
II Zaugg.; an das allchengruͦben 1531U59 an die Salchenn
gruͦben 1585U63a II Graf.; Alchenholtz 1560A, nebendt
dem allchen hölltzlin 1531U59 II Aeflg.; auxəmattə III
Kirchl.; die Alchenmatten 1643UT III Steff.?; Alchen-
matten 1850J III Thun; aukismōs, Allckisz mosz matte, die
Allchisz mosz Egg, [das guͦtt Allttis Mosz] 1531U136, Algiss-
moss 1532UP, Algismoss um 1550U138, 1556A … III Trub;
am alchenberg ze einer siten neben dem algenberg, vnder
dem alchiberg, an den algenberg 1470U44, am alchenberg,
an den algenberg 1500U48 II Wyn. (nordwestl. Teil, gegen
Alchenst.); auxəbe᪸rg (Hei.), Alchenberg 1531U52, 1574U53,
1577Sch, 1595U54 II Wyn. (südöstl. Teil); auištôrfs. Alchens-
torf.

C) -li: im au᪷xlisgrâbə I Sutz.

-ere: i dər aukxərə, in der alkeren 1474U30, uf der alckoran,
in der alkra 1532U4, in der alkera, an die Alckera 1551U37
I Worben; alxərəwald IV Erlenb.

Hieher?: auxinə I Rapp.; Albesperg 1139 (Kopie 2. Hälfte
15. Jhd.) evtl. II Wyn.


In einer 861 zu Mengen (Baden) ausgestellten Schenkungsur-
kunde an das Kloster St. Gallen wird unter den villae auch ein
Alcina genannt und unter den Gegenden, in denen diese verschie-
denen Örtlichkeiten zu suchen sind, auch der Aargau. Man hat
darin eine urkundliche Form für Alchenflüh oder Alchenstorf
sehen wollen; vgl. Wartmann Nr. 487 u. Jahn, 1850, 422. Doch ist
die Zuweisung höchst zweifelhaft, und der Ort dürfte im Zushg.
mit den übrigen genannten villae eher nördlich des Rheins zu
suchen sein.

Alche(n) und Salche(n) f. bez. in BE und WS eine sumpfige
Wiese u. ä. Gelände, bzw. die Pflanze, die auf solchem Boden
häufig wächst, s. Id. VII, 844. In Bd. IV, 549 dieses Werks wird
Alche(n)-Matt(en) erklärt als «Wiese, die ein Futter hervor-
bringt, wie es in alten, mit wenig Dammerde bedeckten Flussbet-
ten wächst B; TH.» ‹Wiese, die weder gedüngt, noch gepflügt
und des Jahres nur einmal gemäht wird› B (Zyro). Das Schwzd.
Wb. VII 845 nimmt eine Primärlautung Salche(n) mit Degluti-
nation von (d)s Salche(n)-gras zu (d)s Alche(n)-gras an,
schliesst aber den umgekehrten Vorgang der Agglutination nicht
aus: (d)s Alche(n)-gras zu (d)s Salche(n)-gras. Die überwie-
gende Zahl unserer Alche(n)-Flurnamen ohne S- wie das doch
schon altbelegte Alchenflüh (s. d.) legen die Annahme einer
Grundform Alche(n) näher. Die Etym. ist nicht geklärt; von
J. U. Hubschm. als gallisch angesprochen: VRom 3 (1938) 110
(mit Ableitung des heutigen Anlautwechsels aus dieser Vorspra-
che?). Ein Bezug auf das für unser Gebiet nirgends gesicherte
germ. alh- ‹Tempel›, eig. ‹geschützter eingefriedeter Ort› (got.
alhs. f., alem. alah m.), das in schwäb. āl ‹heiliger eingefriedeter
Platz› weiterleben soll (W. Keinath S. 165), ist unwahrscheinlich.
Vgl. aber auch Ruth Schmidt-Wiegand, Alach. Zur Bed. eines
rechtstopographischen Begriffs der fränk. Zeit. BzN (NF) 2



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Sp. 16


(1967) S. 21‒45. Auffällig bleibt die verschieden entwickelte Stufe
des Gutturals nach 1, falls die hier zusammengezogenen Lautun-
gen demselben Wort angehören. Die -āria-Bildung alkere(n) legt
schon aus semantischen Gründen Zushg. mit Alch- ‹Sumpfgras›
nahe, und der Wechsel von -lch-/-lg- in den histor. Bezeugungen
weist in dieselbe Richtung. Es ergäbe sich somit ein abgewandel-
tes Grundelement alg-/allgg-/alk-/alch-, dessen Abstufung
schwer erklärbar bleibt; vgl. aber dazu Balche(n), Balke(n),
Balgge(n)
Id. IV, 1188ff; ferner melchen/melken Id. IV, 195 und
ähnliche.

Möglicherweise ist die Lautung Alg(g)is- mit reiner Verschluss-
fortis- doch von (S)Alch- zu trennen, und es könnte ein PN
Alg(g)i, dim. Kurzform zu Alahker (Fm. I, 74) angenommen
werden; s. unter Alchenstorf.


Alchenflüh

auəflüə (; Dorf)

ze Alchenfluͦ vnder dem sarboͧm, zw. 1320 u. 1491Rq1, Peter
von Alfenfluͤn 1389R2, in algenfluͤ 15. Jhd.U47, Alchenfluͦ
1409Rq6, 1426Rq6, 1426C1, Alchenfluͤ 1492Rq1, Allchaflü
1579C3 … II Rüdtl.


Da es sich offenbar um einen alten Siedlungsnamen (Dingstatt
eines Landgerichts) handelt, könnte hinter dem 1. Namenglied
derselbe PN vermutet werden wie in Alchenstorf (s. d.). Vgl. auch
Alcina, unter Alche(n).


Alchenstorf

auxištōrf, aui᪷štōrf (Dorf; Gde.)

Alchirstorf 1250‒56, Alcherstorf 1257, Plebanus in Altro-
storf 1275 (Alchenstorf? zw. II Limp. u. II Affolt. er-
wähnt), de Alkistorf 1276, ze Alcherzdorf 1316, Algestorf
1353, 1354, von Alcherstorff 1363, 1367, 1373, 1374, 1376,
ze Alchersdorff 1381, 1382, Alchistorf(f) 1381, 1388, zw.
1389 u. 1460Ud, 1390, Alchisdorf 1398Rq1, 1399Rq1, ze
alvistorff 1434U120, nider vnd ober alchistorff, algestorff,
algenstorff, algelschdorff 1470U44 … II Alchenst.


Die ältern Formen auf -r deuten auf einen germ. PN im ersten
Namenglied Alker, Alcher (aus Adalgar, vgl. Fm. I, 167, wozu
ON Alken, Koblenz?); Algerus, Alker, vgl. Socin, Mhd. Nb.
S. 124, mit ONN Malterdingen-Überauchen. Vgl. auch Alcher zu
alh- (Fm. I, 75). ‒ Durch binnenlandschaftliche Beziehung
scheint sich der Siedlungsname an die FLNN Alche(n) s. d., bzw.
an das zugrunde liegende Appell. angeglichen zu haben. ‒ Es ist
aber auch möglich, dass die unter Alche(n)- für die Umgebung
von Alchenstorf belegten FLNN alchen-, bes. mit der Schreib-
form Algenberg ursprünglich ebenfalls den Namen des Dorf-
herrn Alcher enthielten und sich erst später der Alche(n)-Gruppe
eingefügt haben. Vgl. auch Alcina unter Alchen.


Alfermée

aufərmẹ̄, alffərmē, he᪸lffərmē (; Weiler am Bielersee).

Aphrame 1235Wg, villa Alframe um 1250Wg, Alpherme
1274Wg, vineam dictam ,den chloz› de Alpherme 1276,
vineas sitas in territorio ville Alferme 1325, villa Alframe
1325Zi, Johannes de Alferme 1343, bi Alferme ze Schu̍non



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1347, de Alphrame 1353, Alferme 1357, ze Alframe 1368,
ein rebe ze Alfrome 1370, ze Alferme 1376, Schedi von
Alfreme 1381, ze Alframe 1387, 1410K4, … Halffermee u.
Alffermee 1510Wg (in ders. Urk.), Halfferme 1556Uk2, Helf-
ferme 1567C3 I Tüsch.


Jaccard 6 deutet den ON als «domaine d'Alfram, n. pr. germ.»; s.
Weigold 1948, S. 47, 139.


Algier

algīər, im ~ (; neues K.) I BusswbB.; augiər, i ds ~ uxə
(Hei. u. K.) I Schüpf.


Neuere Spottnamen; BusswbB.: «Während d. Rodung im Ge-
meindewerk wurde über die Konflikte in Algier diskutiert.» Vgl.
bernische Ortsbenennungen wie Amerika (Thun), Kalifornien
(Heimberg), Sibirien (Kappelen) u. ä; dazu Br. Boesch, in SAV,
1946, S. 548; W. Kleiber, in: Der Deutschunterricht 1957/S. 100
(mit Lit.-Angaben).

Möglicherweise hieher: ufəm allgīrən, Stück Magerwiese im All-
mendland, V Innertk. Urbachtal; der Name ist mindestens seit
1900 bekannt. Eine Anknüpfung an gīr, Geier, Adler, etwa
*adel-gīr, scheint wenig wahrscheinlich, wenn auch im Urbachtal
noch im Winter 1961/62 ein ‹Gyr› (Steinadler) gefangen wurde.


All- I

Allenlüften

au᪷əlü᪷fte (; Nbform: u᪷fəm auəlü᪷ftər) I Mör.; ər iš ts ~
(halbappellat. Gebrauch für den Hof Jubelei) II Lütz.
Enkl.; auəlü᪷ftə, zun Allen Lüfften 1643A, 1680Rq7,
1681Rq7, 1685Rq7 III Mühleb.; 1838D III Kirchgde. Trub;
~ III Vech.; allənliften V Gadm.

Allenwinden

17. Jhd.UP Lok.? (nicht III Mühleb.; zw. I Aarb. u. III
Bern); aləwindli II Wyss.


Dem Wind auf allen Seiten ausgesetzte Orte, urspr. wohl Spott-
name.


Al(l)- II

ališbāx, Allenspach 1531‒53U70, alyspach 1531U136, im alis-
pach, alenspach 1569U72 III Laupersw.; im ali᪷bax, bim
Allibach, bim Albabach 1529U92, allabach, bim malebach
1531U96 III Wohlen Uettl.; im alebax, aləmbax, z Allen-
bach 1561C3, Alentzbach 1577Sch IV Adelb.; aləbaxse᪷kli᪷ IV
Frut.; de Allembac 1312V IV Saanen; auəbe᪸rg, mallen-
berg um 1530U142, am Allenberg 1535U101 III Aeschl.; Jm
alisperg 1531U97 III Boll.; Jm allenried 1534U100 III
Köniz; allə(r)šwendi, [ze atte schwendy 1488U82] Allen-
schwendi 1838D V Innertk.; aləwị̄u I Schüpf.; (s. Allen-
wil).


Das 1. Namenglied scheint die Gen. form eines altdt. Personenna-
mens Al(l)o zu sein, der auch weiterhin in ONN häufig vor-
kommt; dies evtl. Kzf. zu Alach, bzw. Adalgisus, s. Bach, I, 115,
336; vgl. auch J. U. Hubschm. Frut. S. 53 (mit weitern Belegen).




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Sp. 18

Allenwil

aləwị̄u, ts ~ (Weiler)

Ellenwile 1208 od. 1209, Elwile [?] 1208, de Ellenwile 1233,
in Elliwilare 1241, den hof genempt Ellenwile 1380, zw.
1389 u. 1460Ud; Allawil 1442‒69Ar, Benedict von Allenwils
vrfeche 1464Rq1, zw. 1479 u. 1563Ar, 1528U2, Allowil 1566A
… I Schüpf.

~fe᪸u (feld), ~bax, ~wegacher 1528U2 I Graffolt. u. Seed.
(anstoss. Gden.).


-wilari-Zuss. mit Al(l)- II; befremdlich bleibt, dass die anschei-
nend umgelautete Form Ellen~ aus Allin~ seit Mitte 15. Jhd. von
einer «nicht umgelauteten» abgelöst wird. «Ablenkung»?

Allenswiler

Item allenswiler 1440K11, das aliswiler zehendli (ebd); der
alischwiler acher 1531U59 II Aeflg.


Die nach Kirchberg zehntpflichtige Örtlichkeit muss im Bereich
zwischen Rüdtligen, Aefligen, Kirchberg gelegen haben. Falls
der PN im 1. Glied die Kzf. von Adalwin, Alwin (Bach I, 78, 392)
wäre, liesse sich der nicht genau zu lokalisierende ON in Albines-
wilare
s. d., genannt in St. Galler Urk. von 894 zus. mit Lyssach,
Biglen, Uttigen, allenfalls mit den Belegen für Allenwil oder
Allenswiler vereinigen.


Allee

alē (; Dorfteil) II Lotzw.; III Obdiessb.; III Rüml.; III
Schlossw.; IV Reut.

burgər~ III Thun; widi~ IV Frut.

~štükx I Kapp.; ~wē᪸g I Erlach.


Nhd. Fremdwort aus der frz. Gartenkunst der Barockzeit.


Allmend

allmeind, almend (~t), allme᪸nd (~t), alme᪸ŋ; almit (~d),
almət (~d); allmi, almə
f. (Sektoren I‒III auch mit Vokali-
sation des -l-); vz. ist aumə (f.) m. geworden: I: dər aumə
Bühl; II: dər aumə, vff der Alme 1464U38a, Veld heisst der
Almen 1530U42 Langt.; dər aumə, der Allmen 1685UP
Lotz.

K., Wei., Wa.; vz. Gebäude; Dorfquartiere.

A) I: 32; II: 32; III: 41; IV: 23; V: 21

Auswahl: I: in der alment 1427U78 Lyss; aumət, in der
almend 1425U78 Merzl.; iiii ymi weytzen von der almend
1425U78 Worben; II: alle ir allmende 1383, 1384, 1385
Burgd.; III: d aume᪸nd, almeinda 1293, almend 1299, die
burger almeide 1367, uff unser stat Berne gemein almende
1377 … Bern; die almeind 1361 Häutl.; uf dər aumid, an
der almend 1385 Köniz; aumid (3 loc.), bi der Alment 1348,
an die allmi 1533U133Rüegg.; aume᪸nd, Almend 1358 …
Thun; IV: a dər allmi, an der almend 1425U78 Bolt.; an die
alme 1524‒80U169 Bolt.; V: in der allmon 1488U82 bei
Interl.

Hieher?: Waltherus de Almon 1323 Ltbr.





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B) a) I: 44; II: 14; III: 50; IV: 87; V: 39

Zusammenzug aus B) aa):

1. BW Ortschaft, Weiler, Einzelgebäude: I: 5; II: 2; III:
21; IV: 34; V: 16

2. BW Tiername: I: 2; III: 3; IV: 6; V: 2

3. BW Pflanzenname, Wald: II: 2; III: 1; IV: 5

4. BW Berg, Egg, Graben: II: 2; III: 2; IV: 4

5. BW sonst. Bezeichnung: I: 15; II: 3; III: 7; IV: 14;

V: 8

Auswahl: veealmend 1488‒1514U166 V Leiss.; an der
grundlüten allmend 1534U169 V Innertk.; Oberhofen
Almend 1382 III Obhof.; Otterbach Almend um 1530U142
III Lind.; uf der burger almeinde 1354 I Biel; tunəraume᪸nd,
Thun almend 1375 … III Thun.

b) I: 30; II: 18; III: 48; IV: 23; V: 21

Häufig: ~acher, ~gasse, ~gässli, ~holz, ~hubel, ~matte,
~moos, ~bach, ~bode, ~rein, ~ried, ~strass, ~teile, ~wald,
~weid

C) -li: allme᪸ndli, aume᪸ŋli II, III, V/almətli III, IV/e᪸lmətli
V/alməli I, IV (keine urk. Belege vor dem 16. Jhd.).

-eren: in der Inneren Almeren 1525U20 I Brütt.; alberren
Matt 1518U74 II Rum

-er: (PNN) almərsweid, in dər ~ V Grindelw.; V Lütsch.

-ig: almiger hag 1521U31 I Eps.


Mhd.: almeinde, almende < *ala- (ga)-meinida, eigentlich ‹noch
ungeteilter Grundbesitz einer Gemeinde, gemeinsam genutztes
Weideland›; in der Schweiz noch halbappell., s. Id. I, 190ff.


Allmendingen bei Bern

aumədiŋŋə (; Dorf)

de Alwandingen 1240, 1249, de Alwedenges 1252, in villa
Alwandingen et Merchelingen 1256, de Alminding 1263
(Rub.?), de Almendingen 1287, in Alwendingen 1299,
Alwandingen 1302, Alwadingen 1348, Alwendingen 1363,
ze Alwandingen 1367, 1373, 1380, ze alwendingen 1380U55,
1388, 1390, Almendingen 1442‒69Ar, 1452U79, 1529U92 III
Rub.


Bildung auf ahd. -ingun zu germ. PN Alwand, der auch im Berner
Familiennamen Allwand † weiterlebt (s. HBLS I, 257). Mitte
15. Jhd. tritt nach den Urkunden der Wandel von Alw- zu Alm-
ein, wahrscheinlich in Anlehnung an das Wort ‹Allmende›.


Allmendingen bei Thun

aumədiŋŋə (; Dorf)

decimis nostris de Almendingen 1287, Almendingen 1305,
ze Alwandingen 1308, Allmendingen 1336, apud Almadin-
gen 1338, ze Alwadingen um 1340, von Alwadingen 1342, ze
Albendingen 1350, zu Almendingen 1354, 1356, 1360, 1372,
ze Alwandingen 1373UT, ze Almendingen 1389, zuͤ Albel-
dingen 1479U166, 1483U166, 1486U166, von alboldingen, zu
Allmeldingen 1488‒1514U166.





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Sp. 20

~aumid, almedingen alment 1500U48, ~be᪸xli III Thun.


Möglicherweise vom selben PN Alwand gebildet wie Allmendin-
gen
bei Bern. Da aber hier die ersten Belege seit Ende 13. Jhds.
schon -m- Lautungen zeigen, ist ein Zshg. mit dem Namen der
altbekannten Thuner Allmende nicht abzuweisen. Grundlage
wäre ein ahd. *ze den Allmeindigun, ‹bei den Leuten an der
Allmende› (so J. U. Hubschm., Thun 1944, S. 181). Schon seit der
Mitte 14. Jhd. müssten sich die Namen der nicht weit entfernten
Orte in den Schreibformen der Dokumente gegenseitig beein-
flusst haben.


Almede

ālmədə, ts ~ (Weiler)

in Albennen 1320, den zênden ob Albenden uffen dien fluͤn
1330, die guͤter ze Alwenden, ein acher ze Albendon 1348/
58; underm garten ze Albenden, denne die hofstette ze
Albendon …, item ein bu̍nde ze Albonden 1357 (alle 3
Belege in ders. Urkunde), Albenden 1389‒1460Ud, ein bu̍nd
zuͦ Albenden 1497‒1516U167, 1524‒80U168, Allmenden
1838D, ~rits, ~wāld IV Erlenb.


Wohl vorgerm. alb-, wahrscheinlich gallisch, aber Suffix unge-
klärt.


Almis

der almis 1525U20 I Ins; am allmis n. (Hei.) V Grindelw.;
Almiszacher 1542U104 III Boll.; Almisacker 1356, allmis-
acher 1591U130 III Gugg.; in dər allmisei V Grindelw.;
allmisleen 1528U2 I Rapp.; almisperg, uff dem ~ 1528U2,
1642UP I Schüpf.; ufəm aumišbərg (3 Hei.), malmasberg
1319, ze Almosberg 1370, 1371, almisperg 1495Uk2 II
Rüegs.; aumisriəd (3 Hei.) im Malwisried 1390, in malue-
ried 1425K10, Almisried 1432U78, 1484U126, jm maluenried
1487K10, Almennsried 1489A III Gugg.


-mis scheint in einigen Belegen die abgeschliffene Form von
-moos zu sein, wofür auch die verschiedenen Realangaben
‹feuchter Boden› sprechen; vgl. ze Almosberg 1370/71. Das
Bestimmungswort Al(l)- ist schwer heimzuweisen, evtl. =
Al(ch)- s. d., mit Schwund des -ch- nach -l- wie in Chile <
Chilche, mële(n) < mëlche(n) usw. ‒ In andern Fällen, bes. bei
Almisberg, ist möglicherweise ein alter PN Alman bzw. Alb-
anzusetzen; vgl. Sonderegger AP 1958 S. 19, und die Angabe bei
Hubschm. Burgd. 1 (1938) S. 743: Albesberg 1139 (Abschrift des
15. Jhds.), wohl von ahd. Alfwīn, heute Almisberg auf der Grenze
zw. Rüegsau-Heimiswil. Für Allmisried III Gugg. wäre von den
urk. Formen her evtl. ein ahd. PN Mal- mit Deglutination zu ‹im
Allmisried› zu erwägen.

Hieher?: an allwangen 1 juchart … 1528U2 I Bühl (zu Alch
‹Elch›, wie in Ellwangen usw. vgl. Kluge Wb.15 S. 167).



Almose(n)

an dz almuͤsen guͤt 1505U172 IV Frut.; an almuͦsen guͤttli
1524‒80U168 IV Reich.


Ahd. alamuosan, ‹Almosen›; gemeint ist wohl das Armengut der
Gemeinde, s. Id. I, 192




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Sp. 21


Alos

im alōsxēr (; Strassenkurve) I Lengn.


Evtl. zu Lās ‹Wasser-, Holzleite› mit Präfix An-, Id. III, 1388,
bzw. 1390; viell. auch zu Lōs, ‹zugeteiltes Waldstück›, Id. III,
1426, wobei man ein A-, B-, C-Los unterschieden hätte.


Alp

aup f. I‒III; alp IV, V.

I‒III: K., Hei; vz. Wa., Weiler; oft im Vgl. z. Umgebung
höher gelegen. IV, V: Alpweiden, Vorsass.

A) I: 1; II: 1; III: 3; IV: 1; V: 1

alp, aup I: ObwilbB.(Wa.); II: uf dər ~ (Weiler), 1771/79C3
Bätterk.; III: Bow.; Fahrni; Worb; IV: Zweis. (kl.
Wintergut); V: Gutt.

B) I: 2; II: 13; III: 28; IV: 32; V: 74

Auswahl:

aa) an figisalb um 1540U168 St. Steph.; ds gẹ̄s~ (Wegstück)
von einer jucharten achers heisott die geis ~ 1488U82 IV
Wimm.; gi᪷mən~, gi᪷mən~horə, Gemmen~ 1493U84, 1533/34A,
1535U161, 1540Rq8 V Beatb.; hapcherenn ~ 1569U72 III
Schangn.; Yselten Alp 1275 (Übersetzung 16. Jhd.UP) V
Wild.Gsteig; Lavey~ 1606Rq4, 1783Rq4 IV Frut.;
lü᪷dərən~, von der Allpp luder 1530U69 III Langn.; be᪸ttən~,
alpis Bethenhalpe 1253, Bätten~ 1540Rq8 V Iseltw.; Bül~
1535U161 V Grindelw.; büöss~, an Buͦszalpe 1429Rq1,
Buͦssealppe 1449Rq8, 1535U161, Alp Bussen 1595/96A V
Lütsch. (id. Grindelw.); bu̍tsch~ 1524‒80U168 IV
?Adelb.; ri᪷ndər~, 1348/58N, 1360/68N, 1361/69N (Kopie um
1467), 1489U166 IV Erlenb.; ro᪷tš~, Rottsch~ 1535U161,
1546/47A V Brienz; štēin~, Stein~ 1534/35A, 1541/42A
1620R V Günd. + Lütsch. (id. loc.); wal~, Waldalpe
1345N, Walalpe 1349 IV Därst.; waulər~ (s. walden 1323)
II Ndbipp; we᪷ŋŋərən~, Weingerren berg, Wengerren alpp
1386, wengeren~ 1488U82, 1493U84, 1529A, Wängeren ~
1736A V Ltbr. Weng.; tsettən~, Zetten~ 1347, 1362, 1524‒
80U168 + U169, vor 1528UP. Zettern~ um 1540U168 III Sigr.

ab) xüəntslən~, Kuntzlen ~ 1275 (Übersetzung 16. Jhd.UP) V
Bön.; me᪸gis~, an Megis alpe 1372 V Haslib.; bālis~, an
Baldis ~ 1372 V Haslib.; an Boͤmlersz ~ 1531U136 III Trub;
rīxis~, Richishalpa 1325, Richartz ~ 1360/68, 1486U166,
1543U154 IV ObwiliS.; Sigis ~ 1488U156, 1502U157, 1524‒
80U168 IV St. Steph.; šü᪷tsən~, von schützenn ~ 1530U69,
1569U72 II Sum.; wi᪷mmis~, Wimmis alpa 1318, Wilmis ~
1363, Winmis ~ 1379, Wilmis ~ 1381 III Schangn.;
Schwartzen~ 1524‒80U168, 1568C3 IV Diemt.

B) b) I: 2; II: 8; III: 12; IV: 14; V: 21

Bes. häufig: ~gasse, ~weg; Bs.: a dem Alpwege 1275 V
Grindelw. Besonderheit: (Stelle in der Dorfmark Balm)
genempt der Alppgyr, … die man nempt der Alpgir …
1423K1 III Obbalm.

e᪸upitāu (Alp) (s. elm).





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Sp. 22

C) A) alpli, aupli: II: Ausw.; Bollod./Herm.; Ndösch;
Sum.; IV: 1838D Diemt.; Frut.; V: Gutt.

e᪸lpəlli: V: Brienz; Meir.; Obried.

alpətli: III: Pohl.; 1838D Thier.; 1838D Trub; Trubsch.
(id. Trub?) IV: ~; 1620Rm Diemt.; Kanderst.; Reich.
(Kienth.); Saanen; V: Iseltw.; uff dem Berg allbollthj
genant 1543U154 Reut.

B) -alpli: ri᪷hịs~ IV Diemt.; handek~ V Gutt.; ti᪷ər~,
ti᪷ər~štọkx V Gutt.

-e᪸lpəli: brị̄nigər~ V Meir.; Brienzw.; auf dem Brüniger
Alpelj 1825U164a.

-alpəlti: bọkx~, rindər~ V Gutt.

-alpətli: han~ V Ltbr. Stech.

alpli-, aupli-, aupətli-, e᪸lpəlti-: II: 2; III: 1; V: 4

alpər, e᪸lpər: aupərshūs, ts ~, II Wyss.; e᪸lpərsbodən V Gutt.;
e᪸lpərbiəl V Ltbr.Gimm.; in dər e᪸lpər sults V Gutt.; e᪸lpər-
sunndəgple᪸ts V Innertk.; e᪸lpərštẹ̄n V Isenfl.

walop, dər fōrdər ~, dər hi᪷ndər ~, dicto Walab 1390, an walap
1425U78, walap, allap 1488U156, an Walab, Walapp, Wall-
app 1497‒1516U167 IV Bolt.


Alp, vordeutscher, vorrom. Herkunft, s. J. Hubschm. Alpenwör-
ter, Bern 1951 S. 8ff., 40ff. (mit einer Zusammenstellung der als
«Alp» bezeichneten Fluren im schweiz. Mittelland).

Nach J. U. Hubschm., Festschrift Gauchat (1926) S. 435‒438 zu
idg. Wz. al- ‹nähren› im Sinn von ‹Futterweide›; dagegen
Pokorny, V Rom. X 221ff.: voridg. alb- ‹Anhöhe, Stadt›; vgl.
neulich J. Hubschm., Thesaurus Praeromanicus I, 86 (1963).

Das Wort ist noch überall als Appell. für hochgelegene, som-
mersüber bestossene Weidehänge gebräuchlich (Id. I, 193ff.) und
deshalb gerade im alpenreichen Gebirge selten als Eigenname
verfestigt, auf den Landkarten aber meist bloss als erläuternde
attributive Bestimmung, die nicht volkstümlich ist u. deshalb hier
auch nicht aufgeführt wird: Alp Holzmatten, Alp Grindelw. usw.
Als geographische Bezeichnung der Alpenkette ist das W. nicht
volkstümlich.

Walop (Bolt.) nach J. U. Hubschm. Thun S. 176 A. 27 eigentlich
Wal(chen)-alp; -op «zeigt in der Lautentwicklung den Einfluss
der benachbarten Freiburger Patois, wo altes alpis über *alp,
*aup, *ōp zu ō geworden ist».


Alpfelen

āu᪷pfələ, i dər ~, vonn dem guͦtt zuͦ alpfellenn 1518U74, auf
Alpfelen 1738, 1838D, (Hei. auf Terrasse); dər xlị̄ au᪷pfələhō᪷f
(ehemal. Hei.) ann alpfel bach, an alpfelen reyn 1518U74 II
Attisw.


Evtl. lautverschobene Form aus lat. alpella, was auf sehr frühe
Übernahme schliessen liesse, in der Zeit, bevor die Alemannen die
Namen Alp < alpis für die Bergweide der Hochtäler ohne Laut-
verschiebung übernahmen. Vgl. aber auch Alfele(n), Alvena
(Safien GR), nach RNB II, 11 zu lat. albus ‹weiss›; evtl. auch alv~
zu alvus ‹volta, cavita› RNB II, 612.


Alpigle(n)/Alplige(n) siehe auch Alpogli

A) III: 2; IV: 1; V: 9; Alp, AWeide, Wa.

III: (aupiglə , s. B)) den berg genemt Altblingen
vor 1429U78, Alpiglen 1489A, altbiglen 1533U129 Rüsch.; uf



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Sp. 23


alpiglə, d alpigla Sigr.; IV: alpligə, uf ~ (), Alpiglen
1845D Obwil, hieher od. in Diemt.?: in monte dicto Alth-
bygelun 1310; V: alpiglə () Beatb.; uf alpi᪷glə Bön. (Nbf.
alpüglə); in dər ~n, stost vnnden vf an die allte biglenn
1530U12 Därl.; uf alpligən (Nbformen alpləgən, elpligən)
Gadm.; in alpiglən, am Alpligen 1544 (Vid. 1744U173) Grin-
delw. Gr. Scheidegg; in alpiglən Grindelw. Wärgistal;
usque ad Alpigulum 1146, 1173Uk2, 1220, am Alpbigelti
1556/57A, im Allppigli 1570/71AGrindelw. Scheidegg
oder Wärgistal; in alpiglən Iseltw.; uf alpiglən (), d
alpigla () Isenfl.; Sax.

B) aa) xüəalpligə IV Obwil; me᪷dəralpi᪷gla V Isenfl.

ab) xü᪷əntslən alpi᪷glə V Bön.

ac) mitu~, obəraupiglə () III Rüsch.

b) alpiglənek V Iseltw.; ~gaum III Rüsch.; ~grat IV Ob-
wil; ~gri᪷nd V Grindelw. Wärgistal; ~le᪸gər V Isenfl.;
~me᪸rə III Rüsch./IV Obwil. (Grenzgebiet); ~obərbe᪸rg V
Bön.; an den alpligbach 1399Uk2 IV Frut.; ~šopf V
Isenfl.; ~wald V Bön.

C) alpligəršto᪷kx, ~štekxli V Gadm.


Wie die ältesten Belege ad Alpigulum 1146/73 erkennen lassen,
handelt es sich um ein Dim. *alpiculum zu lat. alpis ‹Alp› (s. d.),
bedeutet also ‹Älpchen›. Alplige(n) ist eine dissimilatorische
Umstellung < fem. Dim. lat.* alpicula.

Arpeli

arpəli~flue, ~horə, ~štokx, Arpelistock 1716Bd, apəligrabə,
~wald IV Lau.


Zu der frkpr. Lautung arpille < lat. *alpicula ‹kleine Alp›.


Alpogli

alpogli () n. (2 Orte, a) Wa.; b) Schneefluchtweide) V
Brienz; alpogli (), (nicht id. Brienz) V Brienzw.


Dim. zu lat. alpis mit dem kombinierten Suffix -occu + -ulu =
*alp- oculum, s. RNB II, 1032c; vgl. die Parallelform Alpoglen
Gde. Giswil, H. Müller, Obw. Nb. 1952, Nr. 13.


Alpschele(n)

albšələ, an ~ (jüng. Lautg. alpšələ), Alpschelen 1620Rm
albschelfluͤ 1505U172, albšələgrāt, ~hubel, ~xu᪷mi IV Kan-
derst.


Ableitung mit Suffix -icella zu lat. alpis ‹Alp›; vgl. RNB II, 14.


Alsa

alsa, in dər alsən (Vorsass) V Grindelw.


Viell. zu schwzd. Alse f. ‹Ahle›, ahd. alansa, Graff I, 225: s. Id. I,
173 (nach der Form des Geländes); möglicherweise zu Alz, ahd.
halza ‹Elzbeerbaum›, eine Schwesterart der Eberesche; der
Stamm Als- ist auch vordeutsch.




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Sp. 24


alt

alt, aut

Adjektiv zur Bezeichnung a) ehemaliger ‒, b) noch vorhan-
dener, aber nicht mehr ursprüngl. Zwecken dienender ‒, c)
neben jüngeren denselben Zwecken dienender Sachen und
Sachverhalte. In Verbindung mit Gebäuden, Stadt- und
Dorfteilen, Fluss- und Bachläufen, Rodungen (‹Wald,
Holz, Rüti, Schwand, Einschlag›), Urbarisierungen (Moos,
Ried), Bodennutzungsarten (‹Acker, Ägerten, Matten,
Weiden›); einz. Bäumen und Wegen.

I: 50; II: 61; III: 77; IV: 34; V: 79

Auswahl: autəne᪷i s. ~ey III Langn.; i᪷m auteixi s. ~eich I
Wengi; nemus nuncupatum das allt faver 1436U121 III
Ferenb.; am ālthaif V Grindelw.; dər alt houf (K) V
Obried; ein stück lit zu dem alltten hanf 1493U84 V Un-
ters.; inn alten kopff 1595U54 II Wynigen; zem alten kru̍tz
1355 III Buchh.; die Alten müscha um 1530U142 III
Kirchd.; an die allten muͤschenn 1531U96 III Gelt.;
in den alten nu̍wen matten 1470U44 II Kopp.; in der alten
nu̍wenstatt 1389 I Biel; 1380 III Bern; 1356 III Thun; litt
zum alltten ofen 1492K3 III Worb; bisz uff die alltan Baͤren
vallen 1531U136 III Trub; altenberg s. d.; in Alterberch
aream cum agris et pomerio 1233 IV Talboden zw. Därst. u.
Erlenb.; zem Alpirboͮn 1344, zem Alt-birboͮm 1351 III
Wattw.; autbrōx, im Altbrach 1525U20 I Vin.; uf dr aupū᪷rg
(ehemal. Fliehburg) II Rohrb.; an der alten ringmure 1371,
1390 III Bern; vinetum dictum ‹du̍ alte setzi› 1329 I
Tüsch.; bona dicta ‹zem alten sode› 1274 III Köniz; bir
āltə sušt V Därl.; alte Strasse (= Römerstrasse) 1850
(Jahn) II Krauchth.; Wynigen; Langt.; III Boll.; zem
alten tor 1352 V Unters.; 1535U161 V Interl.; (mehrere
Belege zu ‹altwē᪸g›); altwig s. d.; von dem alten wiger
1519U18, by dem alten wyer 1525U20, 1530U21 I Erlach;
neben dem alttenn wur 1532U4 I Rad.; ager situs ‹zem alten
Wûsche› 1328 I Bür.


Schwzd. alt, ahd., mhd. alt: im selben Bed.-Umfang wie in der
nhd. Gemeinsprache, s. Id. I, 203ff.


Altar

ufəm altār (Wa., K., Egg) III Gugg.; ein matten ob dem
dorff soefftingen heist zum altar ist ii mad 1498U46, 1500U48
III Seft.


Nach der Geländeform benannt; Id. I, 207.


Altels

altels m., ufəm ~ (), (und den) Alten Els 1705 (Bodmer),
Altels f. 1816 (Wyss), 1845D (Berggipfel 3629 m., SW Wil-
delsigen) IV Kanderst.;


Bodenständig mask., in der Touristensprache fem. geworden
(schon bei J. R. Wyss 1816 I, 282), viell., weil man den Namen als
«die alte Els» deutete (s. Studer 1896, 52), viell. aber einfach nach
einer neuern Mode, vgl. die Bernina, Scesaplana, die Rigi usw.



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Sp. 25


Hubschm., Frut. 15‒16 deutet den Gipfelnamen im Anschluss an
den Alpnamen Elsigen < (alpis) *Alisinga zu *alis, das in versch.
idg. Sprachen noch ‹die Erle› bedeutet; germ. *alisōn- > else
u. ä.; Elsigen wäre die ‹Elsenalp, Erlenalp›. Die Alp Wildelsigen
am Lötschenpass hiess romanisch offenbar auch *(ad) Alt-alisōs
‹bei den hochgelegenen Erlen›, woraus im Deutschen Altels
geworden wäre und auf den darüber sich erhebenden Gipfel
übertragen wurde [?].


Altenberg

an den altenberg (vor) 1409U1, 1427U78 I Seed.; autəbē᪸rg,
im Altenberg 1782C3 II Heimisw.; dər ~, ager situs trans
Arulum in Antiquo monte 1348, bi Berne an dem Alten-
berge 1350, ze Berne enont der Are in dem Altenberg 1351,
ebs. 1356, 1360, 1365, als der Alte berg gelegen ist 1366,
1368, 1370, 1373, 1376, 1378, 1383, vnder unsren reben in
dem Altenberge 1385UT, 1408UT, 1452U79 … von einem
stuck räben … am alten berg 1534U99, im obren alten berg
1534U99 … III Bern; im aͤlten berg 1405UT III Seft.; am
alten berg 1500U48 III Thun; 12 kuͦberg am Kiley im alten
berg 1480UT, im alten und nu̍wen berg an Kiley 1489UT IV
Diemt.


Meist früher genutzte, tw. aufgegebene «Berge» (Bergweiden,
Rebberge …).


Alters-

am altersacher zw. 1389 u. 1460Ud Ort? Simmental?; Haini
Kaltenegger an der brugg … Stainiriett … an Homatten, von
des Alters guͦt 1414Rq1 Ort? (Besitz d. Klosters St. Urban).



Alterswil

autəršwị̄ụ, u᪷f ~ (Hei.)

ze Alterzwil 1340, Hemma von Alterswile 1363, Alterswil
zw. 1389 u. 1460Ud, Olterswil, Allterswil 1516UP, Allterswÿl
1544U117, 1547U137, Oltersweil 1735A III Obthal.


Im 1. Glied wohl ein mit alt gefügter PN, viell. *Alt-hēr (Fm. I,
61) vgl. Bach, Dt. Nkde. I: Altfrid § 328, Altpraht § 327 b, ~walh
§ 209 u. a.


Altikofen

auti᪷kxo᪷fə, ufəm ~, (Hei. K.), uff dem alltykoffen 1531U60,
Altikofen 1715/18C3, 1796/97 (nach Gde.-Verz.), 1838D,
~waud III Boll.


Eine -ing-hofen-Bildung zur PN-Kzf. Aldo, Alto (Fm. I, 56), bzw.
einem Diminutiv dazu; vgl. Altikon ZH 1243 de Alticon, 1257 de
Altelinchon.


Altis-

āltisaxxər (K.), der usser Alltiszacher 1529U93, im alltiss
acher, huss und hoff am allthiss acher 1543U154 IV Erlenb.;



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Sp. 26


dər autīs, autīsəgrabə, an Altis grabenn 1535U101 II
Mattst./Urt.; autịšbe᪸rg (Wa.), Altisberg 1368, im Al-
tisperg 1418Rq1, 1420C1, 1437U56, 1458Rq1, 1532U62, 1571C3
II Bätterk.; in den alteschperg 1500U48 III Walkr. (?);
auti᪷šbē᪸rg (Hei.); hinder dem Oltisperg 1432U78, uff dem
Altisperg hag 1529U42, in alltysperg 1531U96, alttensperg
1531U97, altiszbrunnen 1529U92, 1531U3 III Wohlen.


Altis ist Genitiv eines alten, ursprünglich zweigliedrigen PNs;
nach Hubschm. Burgd. S. 743 ahd. Altheri.


Altwig

der acher uff dem Altwig 1382 IV Kratt.; das guͦt im
Altwig 1363 V Innertk.

Hieher?: item dimidium juger agri situm ‹uffem Augwig›
1328 III Kies.


Bed. ‹alter Weg›, zu altd. wig/wigg, Variante zu amhd. wëc, ~ges
‹Weg›; s. Fr. Langenbeck «Altwick», in: Vom Weiterleben der
vorgerm. Toponymie im deutschsprachigen Elsass II, S. 7‒11.


Alzenwil siehe Adelswil


Amarousi

āmarousi, amərousi, ds ~, Amerousi (Friedli), Amaräusegut
(Grundbuch Gde. Gsteig), Vorsass im Wald, IV Gsteig.


Nach Friedli, Bärndütsch 7, 367 zum PN Anna Maria Rosa [?].


Ambeisse(n)

ambeissə f. K.

A) Vier meder genant die Ambeissen um 1530U142 III Oppl.

B) ambeissəhü᪷rli (and. Name für albrišthu᪷bəl) IV
St. Steph.; ambeissəloux II Farn.; ambe᪸issəmad V In-
nertk.; ambeisbuͤl 1545U169 s. Amisbüel V Beatb.

C) -i: ufəm āmmẹissi V Grindelw.; ambeissihubəl, -weidli
IV Reut.

-er: der ambeisser ein juch. 1533U133 III Toff.

-eler: dər ambeisələr (K.) III Kirchd.; ufəm āmbe᪸issələr
(K.) V Innertk.

-lere: ambẹ̄sslərə (K.) III Kies.


Vgl. auch den Artikel Amisbüel.
Schwzd. Ambeisse(n), Ameise(n) u. ä. ‹Ameise› (Id. I, 216).


Amboss

Jn den Belpmatten ij. Meder genannt vf dem Ambosz
1534U100 III Belp.


Schwzd. Amboss, mhd. an(e) bôz m. Id. IV 1728.


Amelier

im aməliər (; Wildheumulde), dər aməliər (; Fels-
grat) IV Saanen Abländschen.





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Sp. 27


Ameltz-

Zwüschet dem gundrich vnd dem Ammeltz bach um
1530U143; Ameltz bach 1563U145, 1622162a III Sigr.:
Ameltzbach 1745/46 (Urb. Amt Thun), Ameltsbach 1628
(Amtsbuch Interlaken).

Im Gebiet des heutigen wō᪷lmətšwa᪷nd oder almətšwond. Die
Form Ameltzbach ist evtl. verschrieben für Almetsbach.


Gen. eines germ. PNs mit dem 1. Glied Amal- (Fm. I, 120) oder zu
Allmend.


Amerika

A) amerikxa (), Dim. amerikxli ().

I: Graffolt.; II: Obburg.; Rohrb.; III: Mühleb.;
Röth.; Thun.

B) im autə amerikxa II Kirchb.

amerikxaekkə (verpfändetes K., aus dessen Erlös die
Überfahrt bezahlt wurde) III Uet.; ~mȫsli II Kirchb.

im amerikxānər obə (K.) III Köniz.

C) -li: III: amerikxāli Aeschl.; IV: im amarikxli, amrikxli
Frut.; amerikxli Reich.; St. Steph.; Zweis.


Verbreitete spöttische Benennung von Neuland, neuen Quartie-
ren usw.


Amerzen

amərtsə, i dər a. (K., Wa. Halde), ~grabə IV Obwil.


Klingt an an den Vogelnamen Ammeriz, Ämerzen u. ä. ‹Gelbfink,
Goldammer, embriza citrinella› (Id. I, 218), der jedoch heute im
BO nicht gebräuchlich ist; evtl. zu Ammer m. ‹Emmer, Sommer-
dinkel, triticum dicoccum› (Id. I, 218) mit ungeklärter Bildungs-
weise.


Amisbüel

amisbüəl, dər ~, (Aussichtspt.; ehemal. Standort eines
Wachtfeuers); vff dem ambeisz Buͤl nach 1524U169, vff
Ammers buͤl 1529U169, am ammiszbuͤl 1535U161, am
ambeisbuͤl 1545U169, ann amlis buͦl 1545U168 V Beatb.


Die verschiedenen historischen Formen sind schwer zu vereini-
gen, wenn sie alle dieselbe Örtlichkeit bestimmen. Amis/Ambeis
könnten auf ‹Ameise›, s. Id. I, 216, und Art. Ambeisse(n) deuten.
Allenfalls handelt es sich aber um volksetym. Umdeutung eines
Personennamens im 1. Namenglied.


Amleten, Ampletten siehe Let


Amlosen

vberhin Jn adelbach, den man jetz nempt den Amlosenn-
bach 1533/42U128 III Gugg. (id. mit Laubbach oder einem
seiner Nebenbäche).





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Sp. 28


Ammer/Ämmer

der ammerbanch 1498U46 III Täg.; amərlisaxxər (Nbform:
aməlisaxxər), Ammerlisacker 1838D IV Reich. Scharn.

e᪸mmərsmat (K.) I Rapp.; Ämmerstuck 1631 (Pfrundurbar)
II Ursenb.


Wohl tw. zu Ammer, Emmer m. ‹Zweikorn, Sommerdinkel,
triticum dicoccum (amyleum)› Id. I, 218; tw. allenfalls auch zu
einem PN (vgl. Fm. II, 1 S. 122), bzw. zu dem im Berner Oberland
alteingebürgerten Familiennamen Ämmer (Id. I, 220); s. auch
Amis-.


Ammerten

Alp, z. T. Heuwiesen

A) IV: uf ammərtə Adelb. (grenzt an Lenk); im ammərtə, in
Ammerten 1572A, an ammarten 1566‒1606U160, an dem
berg Ammerten 1606Rq2 Lenk.

V: ammərta, in dər ammərtən, von Amertton 1344, in
Amertton, ze Amerton 1346, in Amerton in der parrochie
ze Steige 1349Rq8, in Ammerton 1355, 1361, ze amerten
1395Uk2 Ltbr. Stech.

B) obri/undri ammərta V Ltbr.

~gletšər IV Lenk; ~grat, 1760Wä IV Adelb.; ~horə, 1760Wä
IV Lenk; IV Saanen; ~hürli᪷ IV Gsteig/Saanen (diess.
Bergspitze; in Saanen ~hürli od. ~horə genannt); Ammer-
ten-Lowinen 1606Rq2 IV Lenk; ~mād, ~bax IV Lenk; ~pass
IV Adelb./Lenk; ~be᪸rgli, im Ammerten-Boden 1606Rq2,
~šāfbe᪸rg IV Lenk; ~špits IV Adelb./Lenk; ~tē᪸li, ~wẹ̄d IV
Lenk.

C) -er: Walther Amerter 1344, Ammerters berg 1535U161 V
Ltbr.; Ammetersberg 1838D III Thun Goldiwil; ammətərli᪷
(K.) V Ltbr. Weng.


Nach Hubschm. Frut. 13 aus *ammeretten ‹beim Weichselbaum›
oder ‹bei den Weichselbäumen›, schwzd. Ammoltere, Ambolder
‹Sauerkirschenbaum› Id. I, 220 (vgl. auch Id. I, 214, Ammere(n);
Brandst., Namen der Bäume 1902 S. 10).


Ammerzwil

ammərtswị̄u (Dorf)

Amartswiler 1250‒56U176, Amratzwile, Amertzwil, Amers-
wile 1389‒1460Ud, von amerswil 1422C1, amerswilr (10
mal), amerswil (1 mal) 1432U78, Amerswil 1442‒69Ar,
Amerszwile, Ammerszwile 1463U78, Amertzwill, -wyl
1479‒1563Ar, ammerschwyl 1528U2, ammertzwyl 1532U4,
Ammerszwil 1532U13, amərtswị̄ufe᪸ud (Hei.) I Graffolt.


Villare-Bildung mit genet. PN Amalrat, Fm. I, 94/*Amrat, vgl.
Socin, Mhd. Nb. Sifridus de Amaratzwilr (Elsass) 1298, S. 311,
641, evtl. Amal-gēr Fm. II, 121 Ammerschwyl, Amriswil.


Ampelun († ?)

duas curtas, Ampelun scilicet et Maregium (FRB I S. 286:
zw. 993 und 1010.





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Sp. 29


Die nur in einer Kopie des 14. Jhds. überlieferten Namen sind
nicht sicher im Bereich des Oberaargaus (infra comitatum superi-
oris Aragaugensis) zu lokalisieren und zu deuten. Da die Örtlich-
keiten als Ersatz für den Hof Münsingen übergeben werden,
erwägt FRB I, S. 286 eine Gleichsetzung mit Ämligen (III Täg.)
und Märchligen (III Rub.), was aber lautlich nicht möglich ist,
oder weist auf Gampelen (I) und Marin (Kt. Neuenburg). Mehr
als eine vage Möglichkeit ist auch diese letztere Lokalisierung
nicht, da ein Abschreiber das anlautende G- von Gampelen
unterschlagen haben müsste und da auch Marin als ursprüng-
licher -ingen-Name (1163 Marens) sich nicht leicht mit der ver-
zeichneten Lautform vereinigen lässt. ‒ Vgl. zur Urk. Stettler,
Thun 1964 S. 142/143.


Amsel-

amsəl- (amsu-, amslə-, amsli-) Hei., K., Wa.

Der Amselenaker 1797A II Farn.; ~grāt (s. auch u.) IV
Saanen; ~gu᪷mmə III Mühleb.; ~mō᪷s, das Amszlen mosz
1529U92 … III Wohlen; ~be᪸rg, III Gol.; ~be᪸rg (2 Hei.), an
dem Amzenberg 1363 (= Amselberg?) Amslenberg 1479‒
1563Ar … III Muri/Vech.; ~bodə III Wahlern; im Ams-
lenboden 1397Uk2 V Ringg.; amsụtāu I Lyss.

-i: amslibrunnə III Heil.

-er: dər amslər II Farn.; III Belpb. (Weg im Wa.); V
Hofst.

-ere: amslərəgrabə IV Reich.; amslərəgrāt (id. loc. wie
oben) IV Saanen.

-ig: in dər āmsligmad V Haslib. Mägisalp.


Schwzd. Amsel, mhd. amsel (Id. I, 241) ahd. amsala, Turdus
merula.


Amsi(n)gen/Amzingen

1 Juch. landes ze Amptzingen 1425U78, von einer matten zuͦ
Amptzingen 1521U31 I Täuff. (Wüstung).

-er: ufəm amsi᪷gər (K.), unum juger «zem Ambtzinger»
1328, i juchart acker heist der amsinger 1474U30, der amsi-
ger i juchart 1528U2 …, j Jüchartt heist der Ämsÿger 1531U34
I Büet./Diessb.


-ingen-Bildung zum germ. PN Anzo, Fm. I, 134.


Amsoldingen

asụdi᪷ŋə, (man wohnt) ts ~; dər asụdiŋərsē (Df. u. Gde.,
ehemal. Chorherrenstift, gegr. im 12. Jhd.) dominus Libo de
Oberhoven … dederit illud ecclesie Ansoltingensi, Chunra-
dus dictus Sprangli de Ansoltingen testis, nach 1175; (capi-
tulum) Ansoltingensis 1222 od. 1223, Ansoltingen, Alsotin-
gen 1228, magister Uolricus canonicus Alsotinginsis 1239
od. 1240, Ansoltingen 1262, de Ansoltinguen 1263, canoni-
cus Ansolthingensis 1279 od. 1280, de Asoltingue (3 mal,
Lausanner Urk.) 1285, Johans von Ansolthingen 1292, von
Anseltingen 1310, in territorio ville Ansoltingen … ecclesie
de Ansolttingen 1312, (H., custos ecclesie) Ansoltingensis
… um 1317, 1329, in lacu Ansoltingensi 1333, von Anselltin-



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Sp. 30


gen 1337, von Ansoltingen, zuͦ Ansoldingen 1351, gelegen
ze Anseltingen 1351, Ansoltingen 1353, 1355, 1356, 1360,
1366, 1367, ze Anseltingen 1369, Ansoltingen 1372, 1373,
1376 … (weitere 35 Belege 14. Jhd. und überaus zahlreiche
aus dem 15. und dem 16. Jhd., u. a. von anselltingen
1488U82, an der anseltinger stras 1493U84, von der Stifft zuͦ
Amsoltingen … 1531U144), zuͦ Anseltingen 1783Rq4 III
Amsold.

asụdiŋə, ts ~, ze Anseltingen 1367, an die matten das ansel-
tingen genempt 1531U97 III Vech. (Hei., K.).


-ingen-Bildung zum germ. PN Answalt (Fm. I, 131, Hubschm.
Thun, 180); die heutige, späte Schreibform Amsoldingen wohl in
Anlehnung an Amsel; die Mundartlautung Asudinge mit Nasal-
schwund vor Spirans und vokalisiertem -l-.


Amt

… mit dem u̍ssern ampte, des Wernher Katterli 1323Rq1
(des Wernher, der da heisset Catterli 1323Rq1), von des
ussern amptz wegen, das man nemmet Getterlis ampt
1385Rq1, von dess usseren Amptz wegen dass man ketterliss
ampt nempt 1531U144 III Thun ~sge᪸ssli (scherzhaft:
dampfge᪸ssli, weil 3 Lok.-Führer dort wohnen) V Meir.;
~hūs II Wangen; ~shụ̈̄sgassən (id. mit ~sge᪸ssli) V Meir.;
~husge᪸ssli᪷ IV Frut.; ~hūsre᪸bə (K.) I Erlach.


Mhd. ambet, ahd. ampaht n. ‹Amt›. ‒ Vom Begriff der staatlich-
politischen ‹Beamtung› übertragen auf das ihr zugeteilte Gebiet
i. S. von ‹Amtsbezirk›; s. Id. I, 242ff.


Am(t)mann

Der acher, dem man sprichet des ammans acher (Halbap-
pellativ?) 1323 IV Frut.; an des Ammans acher 1530U42 II
Thunst.; Amannseich 1577‒80C3 (Ort?); amtmasforšəss
(Maiensäss) IV Saanen; ze ammenen matten (korr. in:
bonen matten) 1437U56 II Bätterk.; des Ammans matta
1436U78 IV Aeschi (Heustrich); in Amanried um 1530U142
III Obdiessb.; amməriəd, das amman ried 1533U133 III
Rüegg.; des Amans schuͦpp.(osen) 1354 III Belp;
ammanswẹ̄d IV Wimmis.

-li: amməlislē I Rapp.

Hieher?: e᪸mməmat, in der Ammen Matten 1520U131,
Ammenmatt, Ammermatt, Tannenmatt 1838D, Ammen-
waldacher 1520U131 III Belp.


Mhd. am-man stm., aus ambet-man ‹Gerichtsperson, Gemeinde-
vorsteher›; Id. IV, 246.


Amzenwil †

ze Amzenwile 1315, Amptzenwil 1389‒1460Ud (4 Belege),
die von Niderwil und von Amptzenwile … von Amptzen-
wile und von Niderwile … 1391Rq6 III Obwicht. (Wüstung,
oder das heutige Oberwil bei Niederwil).


-wil-Fügung mit PN *Amzo, vgl. Fm. I, 97 und Ammerzen.




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Sp. 31


an- (am-)

Auswahl an verfestigten Fügungen: Im amaxxər III Thier.;
bim āŋgaŋ IV Erlenb.; uf dər ānhöhi᪷ (Dorfteil) V Ringg.;
ambaxgrabə, ambaxhü᪷ttə III Rüegg.; bi᪷m ambaxšpịxər
(Wei., kein Gebäude, kein Bach) IV Erlenb.; dər ambeilər
(Hei.) II Rohrb.; ambeilərmattə II Obburg; ds abrux IV
Bolt.; im ambụ̈əu᪷ (Hei.), vorm ambuͤl 1531U97 III Wohlen;
vor am anstoss im Kapf 1505Rq3 IV Reut.; alp genempt
antrogen 1488‒1514U166 (heute: im trogəlli) V Habk.; an-
wandər (s. d.); anwürfe (s. wurf) …


Mhd. ane, an (Präp.); Id. I, 249ff.


Anna/Annen

anəgüətli IV Lenk; annəmād IV Frut.; annabābi᪷štẹi
(Findling) I Jens; ufəm anəbodə IV Lenk; annərịəd IV
Bolt.; anəwẹ̄d, ~wẹ̄dli IV Lenk.

s e᪸nnis (K.) II Steckh.; tišmaxxər e᪸nnibits II Krauchth.

im annəli᪷ (Hei., K.) III Gelt.; annələforšəssli (Maiensäss)
IV Lau.

antšismād, ~band, ~bodən (Wildheugebiet) V Wild.

Hieher?: Antscheneÿ (im selben Urbar, wohl für dass.
Gebiet: am tschineÿ, am Schöney, an die Schöney)
1535U161 V Matten.

antsəmat, (), die antzenmatten … stost … an die alchen
1528U2 I Rapp.; an Zantzenn mosz, an der antzen mosz
matten 1531U96 III Wohlen.

i dər obərə/uŋərə e᪸nnigə (Hei., K.), e᪸nnigəwaud II Wyss.;
dər anne᪷kər, ufəm ~ (Vorsass) IV Gsteig.


PN Anna; Id. I, 260.
Antschi, Dim. zum PN Anna; Id. I, 357.
Anze, wahrsch. Dim.-Bildung zu Anna.
Anniger: Familienname in Saanen; heute Tanniger, Dannegger;
analoge Bildung: Ueli Üelligger; Friedli, Saanen, S. 503.


Andachs †

Vff dem berg Wengen in der pfarr der kilchen von Gsteig …
vff der Alp Wiske (heute wikxi, wiksi s. d.) vnd einer matten
so gross als sechs männer eines tags mäyen mögen, am ort
genant Andachs, mit allen ihren rechten. (Urk. Kloster In-
terl. 12.‒14. Jhd., Übersetzung 16. Jhd.UP) V Ltbr. Weng.


Möglicherweise zu Achs- II, mit dem gall. Präfix ande- ‹gegen›
gebildet, vgl. Holder, Altkelt. Sprachschatz I, 139.


ander

ein Matten genant das ander mad um 1530U142 IV Spiez.
Schwzd. ander Id. I, 302.



Anderson-

e᪸ndərsəngrāt (Grat zw. Schreckhorn u. Nässijoch) V Grin-
delw.


Benannt nach dem engl. Alpinisten E. Anderson 1857 und 1883.




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Sp. 32


Andreas

tsum (bim) andrēsəno᪷llən (od. tsum andrēsən) (Fels im Wa.
mit Quelle) V Brienzw.; Andresbuͦch s. Buch III Mühleb.
ufəm andərlimad V Grindelw.; der annderlis acher
1531U97, stosend bisenhalb an anderlis ried 1532U125 III
Mühleb.

Hieher?: im aŋərēsli (Hei. + K.) < And(e)resli? III Röth.



Andrist

dər wild/dər tsām andri᪷šd, Wild Andrist 1790Wä IV Reich.;
bi᪷m wildandrišt (Felspartie) IV Wimm.

andri᪷šdmatti᪷ (Hei.), an andrestz matten, an andres matt, zw.
1524 u. 1580U168 IV Frut.; i dər andrištsmattə IV Zweis.


Den PN Andrist als volkstümliche Form zu Andreas belegt Id. I,
313 aus Grindelw.


Angel

i᪷m aŋu᪷ (Hei., K.) I: Diessb.; Erlach; II: Untsteckh.;
drei~ I: Biel; Finsterh.; Rapp.; II: Affolt.; Bang.;
Graf.; Kernenr.; Lyssach; Mötschw.; Obburg;
RütibL.; III: Belp; Höfen; Langn. (2 loc.); Neu.; Täg.;
IV: drẹiaŋəl Erlenb.; drị̄aŋəl ObwiliS.; dreiaŋu Reut.

aŋu-axxər I Erlach; die angell mattan 1531U59 II BürzH.;
~matt III Belp (s. Angen); ~štu᪷ts III Rüsch.

-li: i᪷m dreie᪸ŋəli II Kernenr.; dreiaŋəli᪷ II Obösch.

Hieher? am nidern Angeller 1531U96 III Gelt.; die angle-
ren 1531U97 III Mühleb.

aŋələmat, ~wassər s. Art. hangen.


Schwzd. Angel m. ‹Ecke, Winkel› aus lat. angulus; Id. I, 329.


Angen

III: (locus) qui dicitur in dem Angen 1281, 1327, die matten,
du̍ da lit in der dorfmarch von Belpo, der man sprichet «zem
Angen» 1333, ein mad in anger 1520U131, ein Mattan Im
Angann 1530U132, ab dem angen 1452U79 Belp; IV: dər aŋə,
im~ (ebenes K.) Diemt.; ~ek, ~štü᪷tsli IV Diemt.; d aŋwe᪸id V
Gadm.


Wohl zu schwzd. Ange(n), ahd. ango, mhd. ange swm. ‹Türan-
gel, Hülse, Stachel›, vgl. Id. I, 329; tw. evtl. PN *Ango, wobei
Angen elliptischer Genitiv wäre, im Sinne etwa von Angen matte.


Anger

aŋər m. Hei., K.

A) III: ein mad in anger 1520U131 (Verschreibg. f. angen?)
Belp; ab einem acker heist der anger 1487K10 Wahlern;
IV: im ~ (Hei.), ufəm ~ (2 Sennhütten) Diemt.; von dem guͦt
in anger 15. Jhd.U47, 1500U48 Spiez.

B) ~bo᪷də IV Diemt.

Hieher?: das Anger mettli 146438a II Steckh.?





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Sp. 33

C) -li: das zangerli 1493U84; ein jucharten lands nempt sich
das angerli 1538U148 IV Spiez.

-eren: ts a᪷ŋərə (Hei.), in angeren 1488U82, 1730A, uf einem
bomgarten, genant Ancheren bomgart Mitte 15. Jhd.Ch4;
aŋərəre᪸pē᪸rg IV Spiez.


Kaum = mhd. anger m. ‹Wiesland›, das urspr. Land am ge-
krümmten Flussufer bedeutet, vwdt. mit Angel, s. Kluge19 S. 22;
aber in Id. übh. nicht belegt! Eher Nbf. zu Angel (s. d.), da in
unseren Gegenden -er u. -el gelegentlich wechseln: Kander/Kan-
del, Chännel/Chänner etc. Dabei kommt auch in Betracht, dass
im Volke Güter gern als Mask. auf -er geprägt werden, z. B.
Bremer (Bremgartenwald), Brünnler (Brunnacher), Gumer (zu
Gumme(n)) … Angere(n) scheint formal dem Namen des west-
fäl. Gaues Angeron, ‹Engern› zu entsprechen, vgl. Kluge19 S. 22.


angg-

aŋk-, aŋkə-, aŋki- (K.)

Ein juch. genant der Anggacher um 1530U142 III Oppl.; i
dər aŋkifu᪷rə, uff der Anggi Furen um 1530U142 III Kies.
(nahe b. Oppl.); der Anggacher stost … niden an die
Anggimatten um 1530U142 III Oppl.; an anggibach
1534U100 (heute aŋkxəbax) III Obwicht.; ufəm aŋkištāldən,
uff angystalden, angistallden 1534U169, ze Angistalden,
Sangi stalden, Sanggi stalden 1535U161, anggistalden
1562U169 V Grindelw.; Angischwendi 1535U161 V Ltbr.


Die im Bereich von Oppl./Kies. erhobenen Angg- scheinen den
bernischen Anke(n)-Namen zu entsprechen, lassen sich aber
wegen des reinen Fortis-k- kaum mit diesen vereinigen. ‒ Man
könnte an einen PN denken (Anggo) oder an Verhärtung im Adj.
ahd. angi, engi, ‹eng› (vgl. Id. I, 328, 330, bzw. 331 A).

Sanggi- in Grindelw. dürfte durch Agglutination zu erklären sein
aus z(e) Anggi- > Sanggi.


Angis-/Angels-

aŋi᪷šbüəu, angeszbül um 1530U142, wegen dess Anglispuͤl
guͦts 1644UT, an die matten, welche sich Anglispuͤel oder
Lengmatten nambsset 1644UT, auf dem Angespühl 1782A
III Homb.; … reben ze oberhofen an dem angoltzbül gele-
gen 1427C1 III Obhof.; zuo Angelsried 1535U161 V Leiss. (s.
auch Angel).

dər a᪷ŋgo᪷ldər, im ~ (Hei.) IV Spiez.


Wohl zum PN *Ango, s. Fm. I, 107, bzw. zu *Angwalt > Angold.


Angster

aŋštərmatta, uf dər aŋštərmattən (2 Hei., K.) V Grindelw.;
im Angster 1838D (heute mda. öigštərə; s. d.) II Rüegs.


Wohl zu schwzd. Angster m. ‹ein Weingefäss, Flasche mit engem
Hals› (metaphor, Benennung nach der Form, Id. I, 340); evtl.
auch zu Angster m. ‹alte Scheidemünze›; in Grindelw. noch heute
bekannt als Geldwert von 2 Hellern; Id. I, 339.


Anke(n)/Anche(n)

B) aŋkxə-, vz. āx- IV Saanen; aux- III Walkr.; Hei., gutes
K. bir ~fassi᪷g V Ringg.; an der ancken gassen 1440‒
1520ArB II Burgd.; ~hu᪷bu᪷ II Wolfisb.; ~hü᪷sli III Vech.; im



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Sp. 34


~xēr II Wyss.; ufəm āxxü᪷blibo᪷də IV Saanen; in dem An-
chenmerit 1361, Angkmartkt, Angkmerit uff der Stegen
1389‒1460Ud, ab dem hus am ancken marckt 1486U81 III
Bern; ~matt, die ancka matten, die anncha matten, oucha
matten 1520U131 [in Annthmatten 1520U131], die Aucht
(ancht?) Mattann 1530U132 die Anchtt matten 1535U101 III
Belp; ~mattə IV Reich.; ~bax (s. anggi-) III Obwicht.;
~ballə, Ankenballe 1850J (Felsbrocken) I Twann; ~be᪸lli V
Grindelw. (3 loc.); V Gutt./V Innertk. (Grenzgipfel); in
dən ~bödə V Leiss.; ~bokx III Oppl. (neuer Name f. gutes
K.); aụxbru᪷nnə, im Ankenbrunnen 1790/91C3 (2 Belege) III
Walkr.; ~štokx IV Diemt.; an der Anckenwag 1567C3 III
Bern; an der statt anckenwaag 1698UT III Thun; ~we᪸gli᪷ II
Wolfisb.; V Hofst.; ~wẹ̄d V Därl.; ~weid(li) V Obried;
~wēdli᪷ IV Reich.; V Bön.; V Isenfl.

C) -er: aŋkxəršbodə (PN) IV Obwil; aŋkxəswē᪸g (PN An-
ker) IV Zweis.

-ere: i dər aŋkxərə (Hei.), in der Ankeren 1838D III Wah-
lern; aŋkxərra, plur. aŋkxərri (Weide) V Sax.

Hieher?: Ancheren bomgart Mitte 15. Jhd.Ch4 IV Spiez (s.
Anger).


Zu schwzd. Anke(n) ‹Butter› Id. I, 341ff.; āche(n)/ouche(n)
nach der für das südl. Gebiet zu erwartenden Lautentwicklung
findet sich heute im Kanton Bern nur noch vereinzelt in isolierten
Namen und Appellativen. Die Lautformen Aucht, Ancht zeigen
anorganisches -t-, z. B. 1521 ouchamatten, 1709 anchtmatt in
Belp. Verschiedene Benennungsmotive nach Wegstellen, wo Alp-
butter in Empfang genommen wurde (Ringg.), nach Marktorten,
oder bei Steinen und Gipfeln nach der Form einer Butterballe.


Anselmingen †

Uolrich von Anselmingen 1349, Wernli von Anselmingen
1349, zwo jucharten reben, gelegen ze Ansolmingen 1352,
Uͦlricus de Ansolmingen (Burger von Thun) 1372, 1377,
(Johans von Ansolmingen erhält auf Lebenszeit von den
Domherren des Gotteshauses von Ansoltingen) ein halb
jucharten gelegen in der parrochye von Hiltorfingen …
1383, minen rebacher ze Anselmingen 1387, Anna von
Ansolmingen 1401UT, Hensli von Ansolmingen 1402UT,
Heinrich von Ansolmingen 1402UT, Johs. und Heinr. von
Ansolmingen 1403UT, an sinem Schu̍rli ze Ansolmingen …
by dem bach genempt der gu̍ndrich 1431Uk2, ze anselmin-
gen am ort Jn der herschaft Oberhofen gelegen, (stösst) …
an den bach gu̍ndrich 1432Uk2, … das lechen am örttli
genamptt Anselmingen 1622 (Amt Interlaken, Urb. Nr. 3),
das Erblehen Anselmingen oder am Örtlj 1745/46 (Rebur-
bar Steffisburg, Nr. 25) III Obhof./Sigr.


-ingen-Bildung zu dem auf unserm Gebiet auch sonst belegten
germ. PN Anshelm, was auf eine alemannische Hofwüstung
schliessen liesse. ‒ Zu erwägen wäre vielleicht auch eine Übertra-
gung des Namens des Stiftes Amsoldingen, das in dieser Gegend
seit dem 13. Jhd. Rebgelände besass, auf ein ihm gehöriges
Grundstück; es müsste dann aber mit einer schwer erklärbaren
lautlichen Umformung dieses Namens schon in früher Zeit ge-
rechnet werden, die wenig wahrscheinlich anmutet.




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Sp. 35


Antere(n)

II: antərə (K., auch le᪸ŋmattə), i man mad gennant andrenn
madt, iii man meder genant die Antdrenn, die antterenn
1531U59 BürzH.; i᪷ dər antərə, ein stu̍k in Antu̍rren, vor in
Antu̍rreren 1423U72a, inn anttu̍rrenn 1518U74, in Antura
1537A Ndbipp; antərə Wolfisb. (id. loc. Ndbipp).

antərəbax, ~bē᪸rgli II Ndbipp; ~reịn II Wolfisb.


Nach Id. I, 349: Antere f., ‹Höhle› B Ndbipp, Si. «Es ist das antre
der frz. Nachbarn (lat. antrum), aber mit verändertem Ge-
schlecht», eine Etymologie, die schon Jahn, Kt. Bern 1850, 485
für die Örtlichkeit bei Niederbipp vorlegt.

Als Appellativ nach neuerer Erkundung nicht zu bestätigen. ‒
Die Herkunft aus lat. antrum, entlehnt von griech. ἄντρον ist im
franz. Sprachgebiet ein Buchwort und kommt in der Toponymie
nicht vor. Lautlich in Frage käme die Grundlage lat. inter amnes,
‹zwischen den Wasserläufen›, bzw. inter ambes, was aber durch
die Realprobe ausgeschlossen ist.

«Eine andere Lösung (abgesehen von einer Reihe PN) käme noch
in Betracht: Bei uns (leider nur im Wallis) ist ein Typus ambitu +
atura belegt (anduirə) im Sinne von «danebenliegende Ge-
bäude». Eine Basis ambitu «freier Platz rings um das Haus» +
-ere(n) würde phonetisch gut passen. Doch ist diese Wurzel in
der Toponymie nicht sehr verbreitet. (K).»


Ant-

Anthaupt

II: iij. pletz heissent die anpthoͤpter 1531U97, an den Ant-
hoͤuptern ein bletz … 1531U101 Mattst.; III: d amthȫ᪷tər
Seft.; IV: ds anthoupt (seltener, mit volksetym. Umdeu-
tung: ds ampthoupt) Diemt.; am anthoupt 1524‒80U168
Zweis.; V: in dem dorf ze Lenxingen … dz Anthoͮt 1307, in
villa Leuxingen unius aree dicte de Anthuobt 1307K5, dus
Antthoͮbt 1341, Anthoubt zu Lengsingen 12.‒14. Jhd. (Klo-
ster Interl., Übersetzungen 16. Jhd.UP) Leiss.


Schwzd. An(t)haupt n., Kopfende des Ackers, auf dem der Pflug
gewendet wird, Id. II, 1498.

Antlit/-litz

dər antlits V Sax.; im Katzenanttlit 16. Jhd.UP (evtl. id. mit
dem heutigen xatsəgriŋ III Eriz)


Amhd. antlitze n. und ahd. antlutti, mhd. antlütte, -lit; 14.‒
16. Jhd. Antlit ‹Angesicht›, Id. I, 350.

Vielleicht hieher, wenn nicht eher zu mhd. ant stswf. ‹Ente›
(vgl. aber Id. I, 354):

Antseewen

antsēuwən, bin ~; ər išd ts ~ (See westl. Passhöhe Gr.Schei-
degg) V Grindelw.



Anton

St. Anton

II: ein manwerch by Sanntt antonny 1518U74 Obbipp; III:
sancto Antonio quinque solidos 1284 (St. A. Haus in
Bern?), gegen St. Anthonien 1508 (Kopie 16. od.
17. Jhd.U170), an den Haag, so das Neüwhaussguth und den
Bremgarten sonderet, bei St. Anthonj genant 1724U170



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Sp. 36


Bern; zwüschent Sant Anthonis und Peter Ischers guͤtern
1529U92 Stettl.; IV: hie dissent Sant Antonien 1783Rq4
Kratt.


(Nur urk. Belege), abgegangene Kapelle oder Güter des St. Anto-
nierhauses.

Anton

Anttenfeldt 1516‒20UP V Herrschaft Unspunnen, ? Wild.;
antəwē᪷d IV Lenk; uf antis hu᪷bəl (am Rinderberggrat) IV
Zweis.; antisbē᪸rgli (ehemal. Besitzer: Anton Rösti) IV
Adelb.

antənəmād IV Lau.

Hieher?: antibe᪸xxli, ~štẹ̄in, ~tsị̄ndli V Ltbr. Gimm. +
Stech.

~li: III: ds antəli, im ~ (Wa. Moos) Schangn.; IV: antəli
(Steinbruch), im e᪸ntəli (Vorsass) Saanen.

e᪸ntlis-/entlisgrabə, antlisbodə IV Adelb.

-er: antənərs (für: Antenersweid) IV Reich.

-ig: im antigər (Hei.), ~waud III Trubsch.


Schwzd. Anti, Anteli sind Kurz- und Koseformen des Vornamens
Anton, vgl. Id. I, 350 (wo Anti bes. für BO belegt ist); Antenen ist
ein BE Familienname, auf den nach mündlicher Auskunft auch
die Saaner Örtlichkeitsbenennung Anteli zurückgehen soll. Die
Anti(n)ger sind die Angehörigen der Sippschaft eines Anton. ‒ In
St. Stephan ist 1488 der Vorname Anthio belegt: Anthio Julmis,
Anthio Bacher, Anthio Halder.


Anwander

awaŋər, awandər; hist. anwander (= ~), anwanger m. (K.
Wa.) I: 13; II: 15; III: 9; IV: 0; V: 1

I: i᪷m awaŋər (Wa.) Arch; vff vinetzers anwandtt 1528U2
Bühl; der ~, an der anwanda, der anwandel 1479U11 Bür.;
der ~ um 1532U13, 1535U101 Diessb.; der ~ 1521U31, der
anwanger 1530U95 Eps.; d āwaŋi (für āwaŋər re᪸bə) Gamp.;
der ~ um 1525U20 Ins; der ~ 1532U4 Kapp.; der ~ 1474U30
Lengn.; der ~ 1474U30Orp.; der anwannder 1531U97, der
awanger 1531U3 Rad.; habaŋər, der ~ 1528U2 Rapp.;
awaŋər, der ~ 1529U33Safn.; ager dictus ~ 1304 Seed.;
der ~ um 1531U34 Worben; II: der ~ 1480U44 Alchenst.;
der ~ 1364 Ballm.; der Awander 1532U62 Bätterk.; im
awaŋər Betth.; awaŋər, ½ juchertten am anwanger
1531U59 BürzH.; der ~ 1364 Burgd.; der ~ 1531U97 Ers.;
im awaŋər Inkw.; der ~ 1480U44 Kopp.; dər no᪷aŋu (K.), vf
dem ~ 1531U97, der Anwander oder Nowangel 1756 Bern I
Urbar Nr. 23 Krauchth.; unus ager dictus Anwandere
1224Qw, 1277 Langt.; der ~ 1565U97 Mattst.; anwanger
1529U58, abanger 1802 Münchb.; in den Anwangen 1666Le
Ndbipp; ein ~ 1437U56 Utzdf.; quattuor iugera … dicta «di
vorder anawanda 1269 Wiggisw.; III: ein acher heist der
an wandel 1520U131, die Anwandell zwo iucharte 1535U101
Belp; am ~ 1531U97, an vorsters ~ 1535U101 Bern Ndbott.;
zem anwand 1436U121 Ferenb.; der ~ 1531U97 Kirchl.;
silva dicta «im ~» 1319, uff dem ~ 1529U92 Köniz; an dem ~
1542U104 Mirch.; nāwannu Mühled.; der Anwanger um



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Sp. 37


1530U142, der ~ 1535U101 Rub.; der ~ 1354 Steff.; im ~
1530U95 Wicht.; V: agro zem Müliholtz dicto Anwandere
um 1350K5 Unters.

der ~acher 1532U125 III Mühleb.; awaŋərhö᪷utsli᪷ I Arch; i
də āwaŋər re᪸bə (= āwaŋi) I Gamp.

C) -li: II: Anwangerli 1529U58 Münchb.; das anwanderli
1480U44, 1500U48 Willad.; III: dasz anwandly 1531U96
Kirchl.; das anwanderli um 1530U142 Steff.; dasz an
wanderlÿ 1531U60 Stettl.; ts nawaŋərli Vech.


Schwzd. Anwander m., an die Schmalseite des Ackers anstossen-
des Gebiet, das zum Wenden des Pfluges benützt werden darf;
mhd. anwande, -want stf. zu wenden < *wand-jan: Gr. Wb.
Bd. 14, 1. Abt.; 1. Teil 1761ff. Vgl. auch Deutsches Rechtswörter-
buch I, 774, 776; Friedli, Guggisberg 241; Ins 297; Twann 518. ‒
Syn. Radwender.


Apeles

uf dem Aker zem Apeles um 1400K6 (loc?).



Apfel

dər ö᪷pfəl (rundl. Gipfel) IV Saanen; ufən ö᪷pfəl (runder
Felsen, als ON neben die Bira gesetzt) V Isenfl.im
holtse᪷pfəlšlegli (Wa.) V Innertk.; Item ii Juch. heisset
rotten oͤpffel boͧm 1500U48 II Krauchth.; Matten am
dicken Apffelboum glegen 1562 II Langt.; öpfelboum-
acher 1532U4 I BusswbB.; 1535U101 III Kirchl.; 1542U104
III Boll.; 1591U130 III Rüsch.; 1531U96 III Wohlen;
oͤpfel boum acherli 1535U101 III Rub.; u᪷fəm ö᪷pfu᪷bọ̄mər I
Rapp.; die öpfellboummattenn 1533U133 III Ndmuhl.


Ahd. aphul, apfil, pl. epfil ‹Apfel›. In unsern Mundarten ist die
umgelautete Form noch zu ö gerundet worden, s. Id. I, 366ff.


Apiteegg

d apịtēk, i dər ~ (Wa.), d apịtēkhü᪷ttə II Wynau.


Mhd. apotêke ‹Apotheke› Id. I, 363 (wohl Scherzname?).


Apostel

d apo᪷štla, bi᪷n apoštlə. V Brienz.


Der Name bezieht sich auf mehrere Schirmtannen; an dieser
Stelle jeweils Bergpredigt.


Appen-, Eppen-

Eppenachker 1357 I Lengn.; dər ne᪸ppənaxər (K.), an
Eppenacher, ann Eppennacher 1518U74, der Näppenacker
1574 (Burgerarchiv Wiedlisbach) II Rum. Eppen-acher
1336 III Umkreis v. Thun; im e᪸ppənaxxər, an aͤppennacher
1531U97 III Zimm.; Uolrich von Eppenkoven 1344, 1347 (=
Etzelkofen?) II bei Mülchi; von der Eppenmattan 1533U77
II Huttw.; appəbe᪸rg, ze Appemberg 1320, de ~ 1334,



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Sp. 38


1334K5, ze Appenberge 1344, 1405UT, 1529UP vff dem
napenn Berg 1530U135, 1547U137, mappenberg 1597 (Urbar
Signau) … auf dem Aeppenberg 1701A III Mirch.; die
guͤtter ze Eppenbuͤl 1340, unser guͦt am Eppenbuͤl 1350, ze ~
1351, an dem ~ 1356, 1525UT, 1531U144, Aeppenbül 1620UP
(heute: e᪸təbüəu) III Oblang.; i᪷m e᪸pəriəd, daz Eppenriet
1377, das apen Ried 1520U131 III Belp; e᪸pišwe᪸ndi, Aeppen-
schwendi 1780A, Appen- 1838D III Eriz; im appi᪷tẹui᪷ III
Sigr.; ds tapədüəl (K.), ein manwerk matten in Eppentuel-
len 1423U72a II Wolfisb.; e᪸ppəwaŋ V Hofst.


Altd. PN Appo (mit schwacher Genitiv-Flexion) im ersten
Namenglied (Fm. I, 11).


Appenzeller

apitse᪸uər, im ~ (Hei., K.) II Rohrb.


Zum ON Appenzell aus Abbatis cella 1223, s. St. Sonderegger,
BSM VIII (1958) S. 440, mit weitern Literaturverweisen.


Ar

bre᪸itənārən, ufəm ~ (Scheune, K.) V Haslib.; ein rein vnd
stuͦdaren 1527UT III Längenb.


Schwzd. Ar f. ‹das Gepflügte (Land)›; Id. I, 385 III; das mask.
Geschlecht wohl in bezug auf ein mitgedachtes Appellativ wie
‹Acker›.


Ararat

ararat, ufəm ~ (Felsblock, überwachsener Aussichtspt.) V
Hofst.


Neuer, biblischer Name (Noahs Landungsberg!).


Arbe/Arve

A) IV: bey der Arben im Äbnith 1705MW, 1731MW Saanen
(s. B)); V: u᪷f ārvən Brienz; bi᪷r ~ Bei der Arve 1845D
Grindelw. Bussalp; in ~ Grindelw. Wärgistal (grösster
Arvenbestand im Kt. Bern).

B) bir li᪷uwiārvən (Rastplatz) V Grindelw.

bin bālis arva V Grindelw.

ārbek IV Kanderst.; ārvənek V Brienz; V Innertk.;
ārvəfad V Gadm.; ārbəme᪸dli IV Saanen; in ārfənnollən V
Gutt.; ārvəmbedəlli V Brienz; Arbergrat 1716Bd IV Lau.;
ārbri᪷ts IV Saanen; ārbəwald IV Kanderst.

-li: ds ārbəli, ārblihorə IV Diemt.

-ahi: ds ārfi᪷ V Gutt.; im ~ V Isenfl. (2 Bereiche); der Arbi-
Berg 1787/88C3 IV Lenk.


Schwzd. Arbe, Arve ‹Arve› (pinus cembra), auch Alpenzwergkie-
fer, Legföhre (pinus mughus); Kiefer, Föhre (pinus silv.) s. Id. I,
421; nach Kluge19 S. 32: «Ohne sichere Verwandte».




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Sp. 39


Aarberg

arbē᪸rg (Gde., Dorf) de Arberg um 1225, apud Arberch
1235, apud Arberc 1236, 1239, 1242, Arberch 1247 od.
1248, de Arberc 1249, Alberc, Arberch, Arberc, Arberch
1251, Arberch 1253, Arberc, datum Arberch, actum apud
Arberc 1255, Arberc 1259, 1260, in Arberg 1262, prope
Arberch 1262, de Harberc 1264, Harberch, Arberc 1265,
Arberg um 1266, Sedorf gelegen bi Arberg 1267, de Arberch
1267, 1270, 1271, de Arberg 1271 … Girard Darberg 1333,
… ze aarberg 1409U1 … I Aarb.

uff dem arbergveld 1532U4 I Aarb.


Um 1220 gegründetes Städtchen am rechten Ufer der alten Aare
im bern. Seeland (HBLS I, 9). Zum Namen vgl. Theodora Gei-
ger, in: BzN 16 (1965) S. 124, mit Hinweis auf A. Vincent in:
HCDT 3 (1929) 42.


Arch

ārx, ts ~ (Gde., Dorf) in villa que Archo nominatur 1236,
de Archo 1270, de Archo, Archa 1273, plebanus in Archon
1275, in Archo 1281, 1294, de Archon 1300, der kilchensatz
von Arch 1309, (weitere 20 Belege 14. Jhd.) … I Arch.

ārxfe᪸u I RütibB., Arch graben 1532U13 I Bür.; Arch
hoͤltzern 1489Rq1 I Arch; ~mat, Archmatten 1504UP I
Arch + RütibB.; ~bǖnə I RütibB.

Wernher, dim man sprichet Archer 1306 (Herkunftsbe-
zeichnung?) II Münchb.

Arch 1838D 1845D («Hof»; wohl id. mit dem heut. axxər,
Hei.) II Sum.


Gde. u. Dorf an der Aare, Bez. Büren; schon prähistorisch
besiedelt; in der Römerzeit an der Strasse Petinesca‒Salodurum
(HBLS I, 413). Der Name kann vorgerm. sein und auf lat. arcus,
-ūs, ‹Brückenbogen, Wölbung› zurückgehen. Die Bedeutung
‹Flusswindung› existiert zwar auch, scheint aber in der Topony-
mie nicht gebräuchlich zu sein. Frz. ONN, die auf arcus zurück-
gehen, gehören alle zu röm. Brücken oder Aquädukten. Doch ist
auch die Grundlage lat. arca ‹Brückenbogen, -pfeiler› nicht aus-
geschlossen, da weiterhin toponymisch gut belegt. Eine andere
Bedeutung von arca, die vielleicht durch die vorgefundenen
verschiedenen Wallbauten gestützt wird (O. Tschumi, Urge-
schichte Bern 1953 S. 178) ist ‹Befestigung der Ufer durch Weh-
ren›. Dies Wort ist freilich in der lautverschobenen Form Arch
f. ‹Brückenjoch, Uferbefestigung› in unserm deutschschweizeri-
schen Schrifttum vom Mittelalter bis in die Neuzeit belegt, s. Id.
I, 433.


Aare

A) I: d ār, d ārə; II: d ārə; III: d ārə, vz. d ār; V: d ār.

In honorem domus divinae nautae Aruranci Aramici (spä-
tes 2. Jhd. n. Chr.)HM; supra Arulam flumen (2. Viertel des
5. Jhds.)HM; regio Arurensis (gefunden in Muri BE, nicht
datiert)HM; in laco Duninse, quem Arola flumenis [sic]
influit 598/99HM; Arola ca. 660, evtl. 613HM; usque ad
flumen Ara zw. 622 u. 638; circa fluvium Arolam in Bur-
gundia minore, circa Arolam fluvium zw. 983 u. 1002; ebs.



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Sp. 40


zw. 1002 u. 1024; usque ad flumen Are … per ripam Are
1155; infra Ararim et montem Leberen 1235/36; versus
fluvium Ararim 1236; ultra aquam, que Hara dicitur 1254/
55; super fluvium Ararim 1263; in Arari 1264; inter aquas
Ararim et Sanun 1266; zwischen den wassren der Emmen
und der Are 1267; versus fluvium Ararim 1269; in flumen
quod Ara vocatur 1269; zwischen Ar und Emmen 1271
(Kopie, undat.); fluminis Aralis … fluminis Aralini 1271;
weitere Belege 13. Jhd.: 1274, 1276, 1277, 1279, 1280, 1282,
1285, 1288, 1293, 1295, 1296, 1299 …

ar (Hei.) III Belp s. obərār; ār (Alp) V Gutt. s. obərār.

B) ac) di autị ār I: Kapp.: Meienr.; Schwad.; Stud.; auti᪷
ārə. I: Aarb.; Bür.; Lyss; Safn.; Worben; III: Belp; ds ālt
ārek, dr ālt ā᪷rloüf V Brienz/Brienzw.; fịštərā᪷rgletšər, die
finster Aar 1620Rm V Gutt.; grōssi᪷ ār (im Gegensatz zum
ē᪸rli) V Interl.; grōssi/xlị̄ni ār V Unters.; lǖ᪷tərārho᪷rən,
~jō᪷x, ~sattəl V Grindelw.; o᪷bərār, u᪷ŋərār, uf u᪷ŋərār, das
guͦt zer Ara 1360, 1380, Zar 1479‒1563Ar, ar 1520U131, zu
Aar 1607UP, zu Sar nit wytt von Bälp 1608/11C3, zuͦ Ahr
1698UT (Hei.) III Belp; obərār, inn dər ~ (ehemal. Alp, heute
Stausee), die Alp genant die Ahr 1419 (Vid. 1744)U173,
obərārhọ̄rən, ~jọ̈x, ~rọ̄thọ̄rən, ~sēə, undərārgletšər, an der
Alp der mann spricht die Nider Ahr 1382 (Vid. 1744)U173,
1511 (Vid. 1744)U173, Inn arch 1577Sch, Nieder Aaren 1778/
80A V Gutt.; i᪷nnəri/ü᪷ssəri ārə III Thun.

Bei der Aar 1838D (Fahrhütte) I Lyss; bei'r Aar (Häuser)
1838D III Kies.

b) in dem arlach 1474U30 I Büet.; Ahrmatten
1635UT III Thun; ~mattən, Aarmatte 1792C3 V Meir.;
Arried 1838D IV Obwil; ~tse᪸lg, Arzelg 1531/32A, 1535U161,
1611U162 V Interl.

C) -li: ds ē᪸rli (Nbfluss d. Aare) V Interl.


Die Etymologie hat auszugehen von einer Grdf. Arura. Für deren
keltische Herkunft s. A. Holder, Alt-celt. Sprachschatz I S. 230;
vgl. auch schon Fm. II, 1 S. 176. J. U. Hubschmied, Amt Thun
1943 S. 169f.: aus Arura dissimiliert zu Arula und als Dim. zu
einem erschlossenen Ara empfunden; gall. Bed. ‹Adlerweib›.
Dagegen J. Pokorny mit Annahme illyr. Abkunft, in V Rom 10
S. 220. ‒ Neulich von Theodora Geiger der «alteuropäischen
Hydronymie» zugewiesen, in BzN 1965 S. 115, vgl. S. 258, im
Anschluss an H. Krahe, Struktur der alteurop. Hydronymie,
Abh. Akad. Mainz 1962 S. 318; Unsere ält. Flussnamen 1964,
S. 47 u. andernorts (mit Annahme einer Wurzel idg. *er/*or ‹in
Bewegung setzen, erregen›). «Es handelt sich um einen sehr
altertümlichen, in die alteurop. Hydronymie gehörigen FN,
über dessen weitere sprachliche Zugehörigkeit sich nur sagen
lässt, dass er einer nichtkelt. Sprachschicht entstammt, die idg. o
zu a wandelte» (Albrecht Greule, Vor- und frühgermanische
Flussnamen am Oberrhein, Winter-Heidelberg 1973, S. 101ff.
bzw. S. 104).


arfertz

Cuͦnj im arfertz, 1442‒69Ar II Kirchgde. Huttw.


Möglicherweise der Gen. eines PNs *Arbi-ward oder ähnlich.
Vgl. die entsprechende Namen«endung» -erz in Ammerzwil,
Bernhartz ey 1427 (P. Zinsli, in: Proceedings of the eighth inter-
nat. Congress of Onomastic Sciences 1966, S. 591).




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Sp. 41


Aargau

ē᪸rgöüər (K.) II Ochl.; Ärgäuerheimet 1857 (Gde.-Archiv)
II Steckh.; an ergoͤuwers matten 1500U48 III Müns.

im obərārgou, in superiori pago Aragauginse 861, in superi-
ori Aragouve 891, 894, infra comitatum superioris Aragau-
gensis 993/1010, in comitatu Oberargeuue 1040US


Oberaargau: alter fränk. comitatus (Gebiet zwischen Ahorn und
Jura, zwischen Emme und Rot), vgl. HBLS I, S. 18ff.;
K. H. Flatt, Die Errichtung der bernischen Landeshoheit über
den Oberaargau, 1969; Val. Binggeli, Über Begriff und Begren-
zung der Landschaft Oberaargau, in: Jb. d. Oberaargaus 1962
S. 35‒39.


Argel siehe Margel



Aris

ā᪷ris, ufəm ~ (Siedlung und K.), Johannes de Arolfz 1311,
von Arolfs 1356, von Arolf 1358 (Herkunftsname eines
Thuner Bürgers; Zusammenhang mit Arolfs, Gde. Reich.
bloss vermutet), ze Arolfs 1364, 1368, ze Arolfz 1374, Arolfs
1388, 1390, zuͦ Arollffs um 1540U168, zu Arres 1663/64A,
Aris 1788C3 IV Reich. bụ̈rt xīə-āris (Bäuert Kien-Aris) IV
Reich.

Arolffs müli 1484U166 ares müli 1531U144 (s. unter Arnet)
III Blumst.; ārisbe᪸rg, arosberg, aroszberg 1524‒80U168,
Arolffs staldenn um 1540U168, ariswald, Areswald 1760A
IV Reich.


Aris = mdal. Entwicklung aus dem (elliptischen) Gen. eines PN
Arolf, Arolfes > Aris, wie Heimiswil < *Heimoltes-willare u. ä.

ārimat (K.) I Graffolt.; uff aris matten 1470U44 II
Alchenst.; neben arins matten, neben arin matt 1470U44 II
Kopp.; im ārịšpaŋ n. II Rum.; neben aris rüty 1470U44 II
Kopp.

Hieher?: e᪸rišbüəu (Wa.) II Moosseed.


PN, ahd. Aro, Gen. Arin Fm. I 135, 138; bzw. zu einer stark
flektierten Kzf. Ari stm., wohl zur Vollform Arnolf; vgl. Arisdorf
BL: 1154 Arnolfstorf.


Arle

ārələ, i dər ~ (Talboden) IV Kanderst.; ārəli, ds ~ IV
Kanderst.; IV Lenk.


Legföhre, Alpenkiefer, Id. I, 450; wohl zu vorröm. *arulla ‹Arve›
REW3 690a.


Arm

dər ārm (Weggabelung) III Blumst.; auf'm Arm (Häuser)
1838D IV Adelb.

-li: ufəm ē᪸rmli᪷ IV Adelb.

-el: dər e᪷rməl IV Saanen; tšō᪷pənē᪷rmu II Zieleb.; e᪸rməlme᪸dli
IV Lau.

ē᪷rmutāu, Ärmenthal 1845D II Melchn. (hieher?).


Bildliche Übertragungen von ‹Arm› (Id. I, 452) und von ‹Aermel›
(Id. I, 458).




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Sp. 42


arm

ārməfe᪸ŋ IV Gsteig; ~guət I Sis.; ~land I Graffolt.; ~be᪸rg
III Zäz.; ~rits IV Saanen; ~teilə I Ins; ~wāud II Zieleb.;
~we᪸udli II Melchn.


Meist Gebiete, deren Erträge den Armen zukommen.


Aarmühle

ārmü᪷li [(wo?) ts ~, (wohin?)] uf ~, Nbform: rāmməlli; mu̍li
gnemt die Amu̍li 1364, Amuli 1365, ze Amuli 1404Rq8, zuͦ
der Anmu̍hle 1483Rq8, amülÿ 1488U82, Amu̍li 1512Rq8, zuͦ
der ammu̍lj 1512U95, Amu̍lle 1513Rq8, zuͦ der amu̍ly, zuͦr
Amüli zw. 1524 und 1568U169, zur Arrmu̍ly 1528Rq8,
Aamu̍ly, Amu̍ly 1529Rq8, Amüli 1531/32A, Ammüli
1535U161, Armüli 1561/62A, Ramüli 1667/68A, Rameli
1838D (mit Verweis auf Aarmühle) V Interl.


Mühle an der Aare. Mdal. ārmüli, mit Umstellung rāmməlli, ist
der bis 1891 gültige Gemeinde- und Dorfname für den alten
Siedlungskern, der um die Klostermühle entstanden war, d. h. für
den ganzen westlichen Teil der heutigen Gemeinde Interlaken,
aber nur noch bei älteren Leuten in Gebrauch. Seltsam ist der
frühe Schwund des -r- in der ältesten Belegüberlieferung (14.‒
16. Jhd.). Dies könnte die Auffassung nahelegen, dass die neuern
Mundartformen mit -r- eine volksetym. Erklärung darstellen und
dass in der ursprünglichen Bildung ein Nominalpräfix ā- vorliegt,
ahd. ā-mulī, s. Henzen, Dt. Wortbildung3 1965, S. 98, eher viel-
leicht ein anderes. früh assimiliertes Bestimmungselement wie
*am(mer)müli [?].


Arne

ārnə, dər ~, im ~, mons deis arnona, monte de arnona,
arnuna, arnonna, arnot 1312V (zit. bei Zw. + MW); prata
de arunna; arno, arnouz, 1324V (Zw. + MW); Arnen
1632MW, in Arnen 1657MW IV Gsteig; ārnəhō᪷rə, Arnna-
berg 1665Rq5, Arnenberg 1733A, ārnəsiə (= ~see), Arnensee
1577Sch, 1671MW IV Gsteig.


Wohl vordeutsch; evtl. derselben Herkunft wie der Walliser
Dorfname Ernen, frz. Aragnon, den J. U. Hubschmied zu einem
gall. [?] Wort f. ‹Schlehe›, ‹Schlehenhain› stellt, s. Oettli,
Deutschschweiz. Ortsnamen, S. 76.


Arnet

arnətsmü᪷li (Hei.), Arolffs mu̍li jm gericht Tannenbuͤl
1484U166, Cristan gigers ares mu̍lj 1530U95, 1531U144,
Arnitzmili villa et molendinum 1577Sch, das guͦtt genampt
Arlitzmüllj um 1590‒1600 (Gr. Mannlehen Urbar), Ärlitz-
mülj 1600‒33 (Mannlehen Rodel), zu Arnezmühlj (zwei
Häuser) 1782‒84Reg, Arnoldsmühle 1838D, Arnezmühle
1845D III Blumst.

arnətsmü᪷limōs III Blumst.; ārnətsbī᪷əl V Haslib.; ~wē̤d IV
Lenk.


Arnet = volkstüml. Umformung des PNs Arnold Id. I, 461; eine
lautliche Brücke zwischen Arnet und Arolf ist nicht leicht zu
finden; vgl. aber auch den Familiennamen Arnet
(HBLS I, 441;
FNB I, 65).




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Sp. 43


Arnätschi

arne᪸tši, ts ~ (, auch arne᪸ši), im Arnätschi 1709MW,
Arnetschi 1716MW, Arnetschiberg 1793A, ~bodə, ~štand
(Alp) IV Gsteig.


Vielleicht deutsche Dim.-Bildung auf -tschi zu Arne (s. d.); doch
weist die Betonung eher auf ein urspr. rom. Suffix -acea (vgl.
RNB II, 1027) hin.


Arni

Alp-, Weidegebiet; vz. Dorfnamen.

II: 1 + 1 Dim.; III: 3; IV: 1; V: 3

A) II: ārnị (ds fōrdər/hiŋər ~, montem qui dicitur Arne
1225, das hofarnÿ, das forder Arnÿ, das hinder Arnÿ
1530U69, (Hoff Arni Alp 1539U71, die Alp Hofarni 1562UP,
Arnialp 1732A) Sum.; III: ārni Arni s. d.; Eriz; arni (od.
bösarni), uff dem guͤtt und berg zuͤ arnne 1527U91, arni
1534U100 Vech.; IV: a loco dicto arny 1324Zw Saanen; V:
im ārni Grindelw.; mittəl/obərārni Haslib.; Meir.

B) aa) Hofarni s. o.

ab) Richen Arni 1414UT, 1563UP, Reichenarni 1592Rq6 III
Arni.

ac) uf bösārni s. o., Boͤsarni 1479‒1563Ar, boͤszarni
1534U100, Böss Arni 1608/11C3 (Dorf) III Vech.; / fordər,
hiŋər
~ II Sum. (s. o.); im hindər/mittəl/obərarni V Haslib.

b) ~axxər III Grhöchst.; ~alp 1732A II Sum.; ~firšt V
Hofst.; ~furən V Meir.; ~sgri᪷nd V Iseltw.; ~hākən V
Hofst./V SchwandenbBr. ~hü᪷ttli III Eriz; ~loch 1784A
(Grenze Ämt. Frutigen + Interlaken); ~mōs, ~bach, ~bē᪸rg,
~sāgi
III Arni; ~štē̤, ~stein 1542U104, ~steinacker 1544U117
III Mirch.; ~štrāss III Arni; ~štrē᪸ssli III Vech.; ~wē̤də II
Sum.

Hieher?: dər ārmbəx, Arnbach, Ahrnbach 1728A II Sum.
(Gebiet Hornbach, Nähe Arnialp).

C) -li: vom arnlin 1530U69 II Sum.


Der hauptsächlich über das westliche Bernerland und die Inner-
schweiz verbreitete Name wird allg. aus der Grundlage *ahornahi
‹Ahorngebüsch› gedeutet; vgl. Müller, Obw. Nb. § 130b. Seltsam
bleibt freilich, dass die angenommene Kontraktion über *ahorni
zu Arni schon in unsern frühsten Belegen durchwegs vollzogen
ist; z. B. auch in Arne, 1246, für Arni AG., Bez. Bremgarten
(HBLS I, 442). Doch ist solche Kürzung im deutschen Raum
appellativisch weiterhin bekannt und aorn auch in mittelalter-
lichen Quellen belegt, s. W. Mitzka, Der Ahorn. Untersuchungen
z. dt. Wortatlas (Giessener Beiträge z. dt. Philologie 91, 1950,
S. 234). Das Namengebilde ist kaum zum Vb. arnen (ärnen)
‹pflügen, ernten› zu stellen (ahd. arnōn, arnēn), vgl. J. Brand-
stetter «Arni und Arnen bedeuten einen Ackerboden, der für den
Pflug zugänglich ist».


Arni

arni (Gde. u. Dorf), Arne 1185 (hieher?), villam Arne
1221, Peter von Arne 1274, Johannes de Arne colit (bona
mea) 1318, areas et ortos … liberorum de Arne 1325, vogtey



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Sp. 44


von Arne und von Dieppoltzhusen 1331, von Dieppoltshu-
sen und von Arne 1349, zoͤ Arni 1354, Niclaus Seburger von
Arne 1359, die gebursami von Arni, ze Arni 1359, zu Arni
1372, von Arne 1380, Arni 1389‒1460Ud, 1442‒69Ar, die
sagen (Sägerei) zuͦ arny 1530U135, by Arnen unver Biglen
1586/87C3, ze Arne 1618UP III Arni.


Ob sich die frühen Belege zw. 1185 und 1325 auf das Dorf Arni bei
Biglen beziehen, kann nur vermutet werden.

ārnimōs, ~bax, ~bērg, ~sāgi, bir Arni Sagen 1720A, ~štrāss
III Arni.



Arnist

ufəm arništ (steiler Schafberg), der Arnist 1605Rm Harniss-
berg 1653/4A, Arnisch 1845D IV Obwil (jenseits der Kts-
grenze die Alphänge ‹Schafarnisch› und ‹Küharnisch› (LK
253)).


Wohl schwzd. ar-nëst ‹Adlernest›; vgl. Arnist (Vals), Aranäst
(Splügen) RNB II, 379, 462; dazu etwa houlišt, 1356 Huwlennest
(Rüegg.); möglicherweise aber zu einem PN Arni, Harni im
elliptischen Gen. mit anorgan. -t-, wie in Andrist u. ä.

Arpeli siehe Alpigle



Ars

A) III: Ars 1845D Gugg.; IV: dər ārš Bolt.; Kanderst.;
auf dem Ars 1845D Reich.; V: dər ārs, ufəm ~, Ars ca.
1785Wä Isenfl.

B) a) von eynem gutt und fang genant der Affterars
1502U157 IV Zweis.; uf Dopfelars 1633MW, Topfelsarsch
1661MW IV Gsteig.

b) ārshubəl V Grindelw.; āršlox IV Lau.; im āršmād (Hei.)
IV Frut.; das arsmüsli 1532U125, 1542U104 III Laup. od.
Neu.; der Arsnapff (Zinsgut) 1628UP I Brügg; in ārsblattən
V Isenfl.; der Arsböumliacker 1529U58 II Münchb.;
aršbü᪷tsa IV Adelb.; ārswāld V Grindelw.; āršwẹ̄d
IV Reich. Kienth.


Mhd. ars m. ‹podex›; metaphorische Benennung nach Form (Id.
I, 466f.).


Art I

der arpach ½ guͦtte Jucharten lyt am arpach, das breitt mad
… vnder dem arpach, der arpach iij meder 1528U2, der
arpach iiij meder 1531U97 I Meik. oder III Kirchl.; ārpax,
ArtbachMW IV Lau.


Zu schwzd. Art f. ‹Pflügung, gepflügtes Land, Gegend› Id. I, 473.


Art, Ärt II

e᪸rtigre᪸bli (selt. Bez.; bei Pöris) IV Lenk; arti᪷shụ̄s (2 Hei.),
Artishausacker 1838D, arti᪷shụ̄sfe᪸ud, ~ị̄šlag I Graffolt.;
der Ärtlis zun 1535U161 V Wild.


Kaum zu Art I; eher ein PN Ardo, auch Herto, Hertilo Fm. I,
752; tw. mit Sekundärumlaut.




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Sp. 45


Arthur

portartụ̈r, bir ~ (; Bahnübergang, stark mit Mauern
gestützt) V Ltbr.


Ortsübliche Stellenbenennung, von Schulkindern eingeführt
nach der Schlacht von Port Arthur im Russisch-japanischen
Krieg 1904/05.


Aarwangen

arwaŋŋə ; (Dorf, Gde.), (j schuopp ze Arwangen 1212
in Abschrift 15. Jhd., apud Arwangen 1224 Abschrift
15. Jhd.), Berchtoldus miles de Arwangen 1251, in villa
Arwangen 1255, de Arwangen 1266, Wal. de Arowangin
1267, de Arwangen, de Arwangan 1274, de Arwangen 1275,
Wal. de Arwangin 1275, de Arwangen 1276, de Arwangan
1276, de Arwangen 1277, Walther von Arwangen 1277,
Wal. de Arewangen 1278, 1279, 1280, Waltherus de
Arwange 1282, de Arwangen 1284, 1291, Waltherus de
Halwangen 1294, (Cuͦnradus) de Arwangen 1296, 1298,
(Waltherus) 1299, … de Arwangun 1303 … II Aarw.


Gde. u. Dorf im gleichnamigen bern. Amtsbezirk; der Name geht
auf die Benennung der Flur zurück: *uf den Aar-wangun ‹den
Gefilden an der Aare›, s. Wang; die urk. Endungen auf -in (1267,
1275) und -an (1276) sind schwer erklärbar, wahrscheinlich frühe
Abschleifformen.


Arznet

im ārtsnət (Nbform: im hārtsnit), auf ält. Gemeindeplänen
Arznet, K. IV Reut.; ze artzenbach s. atz-.


Wohl zum Familiennamen Artznatt, zu Beginn des 16. Jhds. auch
im Niedersimmental bezeugt.


A(a)s-

im be᪸rās (Wa., Weid.), das Berass 1535U161 V Beatb.; d
āsmatti
(Hei.), die Asmatton zwischen den Furen 1395Uk2,
an asmatten 1412C1, an assmatten 1543U154 IV Diemt.; im
assberg 1502U157 IV St. Steph. (Fermel); stosst an den
assberg 1502U157 IV Zweis. (Reichenstein).


Schwzd. As n., mhd. āz n.: ‹Speise für Mensch u. Tier, Futter,
Köder› Id. I, 497.


Ascold-

(…) ecclesiam in Suomoldeswalt et ecclesiam Ascoldesbach
1225, in Suomoldeswalt et in Asoldespach, (…) et in Asol-
despahc 1225, in Suͦmoltiswalt et in Asholtispach 1240.


Nicht lokalisierbar. Man vermutet, es handle sich um die Kirche
von Dürrenroth (HBLS II, 758); doch werden die frühsten Belege
auch für das luzernische Dorf Escholzmatt angesprochen: Ascol-
desbach 1139, Eschibach 1225, Asholtispach 1240, Aschelsma-
ton 1275, Escholzmath 1280; HBLS III, 79.

e᪸šlisbǖəl (Weiler), ze Escholtzbuͤl 1316N, ze Escholtzbul
1326 … eschisbuel 1498U46, Äschlischbühl 1580U144 … III
Fahrni


PN Ascolt (zu ahd. asc ‹Esche›); Fm. I, 147, 149.




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Sp. 46


Aspe/Espe

K., Wald, Gebäude, vz. Weiler (~ für ašpə, und für urk.
Aspe).

A) I: 1; II: 2; III: 2; IV: 0; V: 1

I: ze ~ 1359 (? Ndried), uf den ~n 1532U4 Ndried; II: ~n
1574Le Attisw.; an die ~n 1531U59 Graf.; ~, an zaspen
1531U51 Ndösch; III: in ~n 1838D Obbalm; i də ~ (Hei.), in
den ~ (auch: Asper) 1694A, 1766A, 1838D Rüsch.; V:
tsən ~n (mehrere Hei.), zen ~n 1349, zum ~n 1838D Grin-
delw. Itramen.

B) a) I: 0; II: 3; III: 0; IV: 0; V: 0

waud~ II Obösch.

nassi ~ II Obösch.

b) I: 2; II: 1; III: 9; IV: 0; V: 1

C) -li: I: im e᪸špli᪷ RütibB.; II: das ašpli, das Aspli 1542U104
Ers.; ds e᪸špli Hindelb.; nebendt dem äszplin 1531U59
Iffw.; uff dem Eschpli 1535U101, uffem Aespli 1615UP Jeg.;
ds e᪸šbli, ze Espli um 1350N, Estpli 1492K6, 1535U101
Mattst.; ufəm e᪸špli᪷ Wiggisw.; im a᪷špli Zieleb.; III: Aspli
1838D Boll.; V: im ašpəlli᪷ Ltbr. Grimm.; Zelg Aͤspli
1535U101 II Jeg.

-ach: der Aspach acher 1531U59 I Rapp.; das astbach
1530U42 II Thunst.; aspacher, aspachacher 1492K3 III
Worb.


-i: ≈ für ašpi, urk. Aspi.

A) a) I: 6; II: 12; III: 8; IV: 4; V: 4

I: vor dem ≈n 1409U1, 1427U78, ≈ 1787C3 Barg.; ≈, nebenn
dem Aspy, obenn am ≈n 1551U37 Bellm.; imBrügg; uf
dem aspe 1532U4 Graffolt.; dsKalln.; im ≈, vor dem ≈n
1409U1, das ≈ 1528U2 Seed.; II: ≈ Kopp.; ≈, im ≈ 1500U48
Krauchth.; ≈, das Aspe 1464U38a Langt.; ≈, ašbi, von ≈
1389R2, zuͦ ≈s 1479‒1563Ar, ≈ 1526U68 Lütz.;Moosseed.;
≈, im ≈ um 1532U13 Mülchi;Obönz;Ochl.; das astbin,
in das Aspÿ 1530U42 Thunst.; under dem ≈ 1437U56
Utzdf.; am ≈ 1500U48 Willad.; imWyss.; III: in dem ≈
1360, in dem ≈, in dem ≈n 1380 Belpb.;Buchh.;Herbl.;
ob dem ≈ 1535U101 Köniz; ≈, ≈ 1838D Langn.; ≈, in dem ≈n
1434U120, bim ≈ 1532U125 Mühleb.; imObbalm;Ob-
wicht.;
IV: im ≈, im ≈ 1543U154 Därst.; im ≈, das ≈ 1357
Diemt.;Lenk; imSt. Steph.; V: imBrienz; ds ≈, Pl. d
ašpini
Grindelw. (Alp Grindel; Alp Wärgistal); ≈ In-
nertk.


B) a) Vorder/Hinter ≈ 1464U38a II Langt.; Hinter ≈ 1838D
III Landisw.

b) Aspi- I: 5; II: 14; III: 15; IV: 2; V: 2

-er: Asper III Rüsch. (s. oben); aspersmatt 1528U2 I Büet.

-l(en): vor dem aschplonn 1521U31 I Brügg; aspelrüti
1531U97 III Konolf.

Hieher?: e᪸šplits, ds ≈, Aespliz 1838D (zerstr. Häuser) III
Boll.





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Sp. 47


Ahd. aspa, mhd. aspe f. ‹Espe, Zitterpappel› (Albarus tremulus)
Id. I, 571. ‒ Die Ableitungen auf -i dürften zum grossen Teil
urspr. Kollektivbildungen auf -ahi sein, vgl. Hasli, Buechi usw.;
dasselbe Suffix liegt möglicherweise mit besserer Erhaltung der
alten Lautung auch vor im Aspach acher 1531U59 Rapp. Bittwil,
wie im aspachacher 1492K3 Worb, wozu der aspacher bloss eine
Kurzform wäre (s. oben).

Doch kann Aspi in einz. Fällen wohl auch umlautlose Diminutiv-
bildung auf blosses -ī(n) sein.

Die Endung geht nicht auf den n. acc. sg. ahd. aspa f. zurück, da
Auslautkürze in unsern Mundarten verklungen ist, sondern auf
den dat. pl. ze den aspôm, mhd. ze den aspen; teilweise ist auch ein
Kontraktionsprodukt aus dem dat. sg. aspahe zum n. sg. aspahi
als Grundlage möglich.


Ast

bu᪷əxe᪸št, uf də ~ (Wa., Fels, kein Laubwald) IV Lau.; im
dü᪷rənašt, dər
~ (Hei.), beim Dürrenast 1775A III Rüsch.;
dürənašt III Thun (Wa.; s. dürr-).

im aštgrō᪷t II Sum.; ~wald IV Frut.; Astmatt 1543U154 IV
Reut.


Viell. tw. aus asp- assimilatorisch umgewandelt, wie allenfalls
auch astbach s. Asp-. Id. I, 572 Dürren-Ast: alter Name gewisser
Weinschenken, ebd. 572, 575; in GR Safien Name einer hochge-
legenen Alp.


Astränz-

āštre᪸ntsti᪷rrli, bi᪷m ~ (Dim. zu Türe) V Lütsch.


Ahd. astrenza, astrīza f. ‹Meisterwurz›, Imperatoria osthrut., Id.
I, 577.


Att-/Ätt-

I. der atty holltz acher 1531U59 II Iffw.; (bei Zuzw.; vgl.
ottenholz 1346 II Iffw.); an das mosz, gat der atibrunnen
darjnn vf 1531U97 II RütibL.; jm Attenstadell 1535U101 III
Ueb.; ze atte schwendy 1488U82, zuͦ attÿschwendÿ 1501U82,
1507U86 (heute: allə(r)šwendi) V Innertk.; atiswyl 1532U4
I Graffolt. (s. Ottiswil); attiswīu II Attisw. (s. d.); im
Attlisboden 1593U134 III Rüml.

II. vor dem etten holtz 1521U31 (heute: me᪸təhouts) I
Walp.; attennbuͤl 1493U84 IV Aeschi; Ettenbuͤl 1337,
1338, (Mettenbuͤl zw. 1389 u. 1460; heute: metəbüəu) III
Höfen/Ueb.; am e᪸təbü᪷əu (Weiler), ~mō᪷s, am Ättenbuͤel
1643UT, Aettenbühl 1645A … III Oblang.

Hieher?: ii manmad … nempt sich trina etta matten 1474U30
I Orp.

etlisbē᪸rg (K.) III Laup.; vor dem aͤtti birchi 1535U101 III
Kirchl.; ē᪸tigəmōs II Limp.; der aͤttinger weg 1532U62 II
Bätterk. (beide zu Aetingen SO).


Zum altdt. PN Atto, mit Umlaut aus den obliquen Casus: Ättin,
bezeugt für St. Gallen im 8. Jhd. (Fm. I, 152).

Im Einzelfall ist immer auch Deglutination von mëtt- ‹mittler›
(Id. IV, 555), d. h. Abtrennung des anlautenden M- an Präposi-
tionen oder Artikel zu erwägen: am (M) Ettenbüel, vor dem
(M) Ätti birchi;
vielleicht auch: im (M) Attenstadel (Johannes
von Maton 1368 III bei Amsold.) u. a. vgl. Mett-.




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Sp. 48


Attich

i Juchart nempt sich der attich acher 1521U31 I Port.


Attich m., sambucus nigra ‹Schwarzer Holunder›, mhd. atich
stm. (Lex. I, 103); volkstüml. auch für Malven, Fenchel u. a.


Attiswil

attiswị̄u (; Gde. Dorf)

H. de Antaswile 1227US, von Attulnwile 1285, Attenswile
1364, ze Attiswil, Attiszwil 1464U73 … Adisswyl 1569C3,
Attischwyl 1574C3 II Attisw.


Namen-Zuss. eines altdt. PNs mit -wilari; s. Att-.


atz/ätz

I. etsmat II Urt.; an den Atzberg 1524‒80U168 IV Reich.;
die atzweid 1531U144 III Obhof.; die etzweid um 1530U142
III Steff.; an dieser atzweyd 1739UT III Uet.; Atzweid
1684UP III Wahlern; in der Atz weyd 1497‒1516U167 IV
Lenk; Atzweidt im Spigg-Grund 1758C3 IV Reich.; in der
atzweid 1524‒80U168 IV St. Steph.; etzweid 1535U161 V
Ringg.; An Etzgenmad 1367UT IV Diemt.


Schwzd. Atz m., ‹Futter›; mhd. atz, atze stm.; Id. I, 623; bzw.
Atzi(n)g, mhd. atzunge stf. ‹Speise, Futter›. ‒ Atzweid ist in der ä.
Sprache noch Appellativ und wohl auch in unseren Belegen nicht
durchwegs nomen proprium.

II. der aͤtzennacher 1534U100 III Häutl.; e᪷tsi᪷sgu᪷fər V In-
nertk.;
de Etzelkoven 1295 s. d.; e᪷tsi᪷kxo᪷fə, von Etzenkofen
1302, zuo etzkhoffen 1528U2, Etzkofen 1528/29UP, ätzkof-
fen, ätzigkoffen 1531U3 … I Meik.; am atzolo, am matzelo,
matzilo, zum atzilo, in matzenlo 1437U56 II Utzdf.; ze
atzenbach, [artzenbach um 1430U78], ze Atzenbach, Atzem-
bach 1436U78, [ze altembach 15. Jhd.U78] IV Reich.; das
Azenriet 1346 IV bei Wimm.; e᪸tsrụ̈ti, ze Oͤtzru̍tti 1473Rq6,
Oͤtzruͤtty 1479‒1563Ar, [ze Otzen Rüti 1492K3], oͤtzruͤti
1542U104, zu Etzrüti 1605C3 III Vech.; Heini zem Azen-
stein 1. Hälfte 14. Jhd. IV Spiez; das guͦt in Ētzenswendi
1370 V Habk.; etzen-/ätzenwil s. Hetzenwil III Steff.

-li: uff aetzlismatten 1479U11, um 1532U13 I Bür. e᪷tsli᪷sbodə
(etlis-, ertlis-),
Ezlisboden 1792A II Wiedl.; e᪸tslišwaŋ, in
loco dicto Ezliswanda 1280, de Etlisswandon 1328, de
Aetzlinswant 1337 … Ettschlisswand 1479‒1563Ar III
Landisw.

Hieher?: das ätzlenmad 1543U154 IV Wimm.


Zum PN Atzo (Fm. I, 219; Socin 3, 131, 188); urspr. wohl
hypokoristisch-affrizierte Form von Atto ‹Vater›; mit Dim.-
Suffix Atzi/Etzi und Atzilo/Etzel.


Au

ou f.; hist. Schreibformen ow(e), ouw(e); K., Wa., Sied-
lungsteile in Wassernähe.

A) I: 9; II: 2; III: 25; IV: 4; V: 1

I: 1532U4 Aarb.; BusswbB.; 1409U1, 1427U78 Kapp.;



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Sp. 49


1409U1, 1427U78 Lyss; 1452U79 NdriedbK.; ~, 1529U92,
1531U3 Rad.; Scheur.; du̍ matte, du̍ da heisset Ouwe 1304,
1349, 1409U1, 1427U78 Seed.; 1551U37 Stud.; II: 1531U76
Rohrb.; 1464U38a ?Wangen; III: Belp; Blumst.;
Brenzk.;
~, 1532U125 Ferenb.; Frauenk.; Gelt.; ~,
1486U81 Gol.; Heimb.; 1530U94 Hilt.; um 1530U142 Kies.;
Köniz;
in der Ouwa 1319 Mühleb.; Müns.; 1542U104
Muri; ~, 1430U78, 1502U123 Neu.; Kaufd.; Rub.; ~,
1533U133 Rüsch.; ~, bi der oͧwe 1354, 1398UT, 1425UT,
1488U82Steff.; 1399UT Thun; ~, bi der Oͧwe 1383 Uet.;
Wahlern; Wattw.; Ndwicht.;
1680Rq7 Wilerolt.;
Zwies.;
IV: Diemt.; Erlenb.; die Owe 1357 Nd. Simmen-
tal; ~, 1488‒1514U166 Spiez; ~, 1543U154 Wimm.; V:
1535U161 Grindelw.


B) a) I: 20; II: 16; III: 76; IV: 10; V: 7

Alphabet. Auswahl früher Belege, aa) bis ac): d eiou (Hei.)
III Mühleb.; e᪸ššou s. Aeschau III Egg.; flị̄sou (K.), s.
Flinsau, V Gsteigw.; Gesingoͮwe 1336, s. Gesigen IV
Spiez; gịsnoufluə, unz an die Gisnowe 1323 II Burgd.;
he᪷usou s. II Hells.; xaštuou, ze Kasteloͮwe 1353 III Belp;
von einem garten im kletnow 1537U35, in der clettnouw
1551U37 I Nid.; laŋnou s. III Langn.; le᪸ŋnou s. I Lengn.;
me᪸uxnou s. II Melchn.; mu᪷ŋnou s. Mungnau III Lau-
persw.; nidou s. I Nid.; von der owe gnemt die Banowe (am
alten Kanderlauf) 1361 III Thier.; das baͧntzelloͧw, bantzen
Low 1531U59 II BürzH.; be᪸rou s. Bärau III Langn.; rüəgs-
ou
s. II Rüegs.; signou s. III Sign.; sossou s. d. II Rohrb.;
von der isel genempt die schafftnow 1409U1 I Seed.; šaŋnou
s. III Schangn.; šadou s. Schadau, III Thun; šönou, de
Schuͤnowe 1291 II Langt.; šwadərnou s. I Schwad.; uon
der Stätnow um 1430U78 I Arch; unou, in der rumnöw
1479U11 I RütibB.; wịnou s. II Wynau; wisənou, Wissenowe
1298 V Unters.

b) I: 5; II: 2; III: 28; IV: 7; V: 1

Hieher? im āuwlig n. (K.) V Brienzw.


C) -li: I: ouli᪷ Aarb.; uff dem öwlin 1479U11 Bür.; ouli᪷, das
ouwlin 1532U4 Rad.; ouli᪷ Schwad.; Worben; III: ouətli᪷
Belp; ouəli᪷ Bigl.; ouwli 1532U125 Ferenb.; ouli᪷ Gugg.;
ouətli Kehrs.; in dien oͤyelon 1348N, in owlyn, im oewlin
1436U121 Mühleb.; IV: ouətli᪷ Erlenb.; Wimm.; am oewl
1498U46 Spiez.


Ahd. auwia, ouwa; mhd. ouwe stf., aus *agwjō-, urverwdt. mit lat.
aqua- ‹Land am Wasser, Halbinsel› u. ä. (Id. I, 15; Kluge Wb 19
S. 36).

Der Umlaut des als Appellativ bei uns ausgestorbenen Wortes
wurde weitgehend durch -w- verhindert. In grösseren Bereichen
der deutschen Schweiz findet sich aber auch die offenbar jüngere
Umlautform von der Lautung öi bis zu entrundetem ei, bes. im
Westen (Id. I, 18). Wo beide Lautformen vorkommen, zeigen die
alten Siedlungsnamen vorwiegend keinen Umlaut wie Melchnau,
Langnau, Nidau, Sossau … Umgelautete Bildungen sind von den
Walsern weit in den Osten getragen worden, z. B. Äuja bei Klo-
sters, s. RNB II, 380.




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Sp. 50


Aue

ouəbərg (Wa.) II Burgd.; Kirchb.; Wynigen (id. loc.).


Ahd. awi, ouwi; mhd. ouwe stf. ‹weibl. Schaf›; Id. I, 5 (Widder
und Auen wurden getrennt gehalten).

Möglicherweise hieher:

bim ọ̈̄gi᪷ (Felsgrat) IV Adelb.; ds öigi (Schafweide), am oͤugi
1412U165 IV Gsteig; am ọ̈gəhē᪸lti (Wei.) IV Lenk; di obəri/
undəri öigišnu᪷ər
(Felsbänder, bei Öigi) IV Gsteig.


Aus dem Dim. öuwji entwickelt nach dem sporadisch durchge-
führten Wandel von j zu g in Fällen wie sīji zu sīgi, tüəji zu tüəgi,
heji
zu heigi, usw.; vgl. dazu Öugst.


Aug-

1 juch. lit uff dem berg und … heisset sperwers ougen
1470U44 II Ndösch; das Augenbrünnli 1724A V Ringg.;
dər ougšpiəgəl, ds ougšpiəgəli (neuer Name f. Chalet m.
Dachfenster) IV Saanen.


Zu ahd. ouga swn. ‹Auge›.


Augler

ager dictus Ouglers acher 1329, bim Ouglis rein 1542U104 III
Boll.


Wahrsch. PN; Spottname für einen, der mit den Augen zwinkert,
oder einen mit roten Augenlidern; vgl. Id. I, 141; evtl. auch zum
PN August s. Id. I, 142.


Augsburg

ds o᪷ugšpu᪷rgərguət III Bern.


Zum FN Augsburger.


Augstal

Clauͧs im Oͧstal (in der parrochie ze Ruͤgsoͧwe; id. mit
heutigem öigštərə?) 1389R2 II Rüegs.; dər ọ̄gštu (Hei.), im
Augstall 1771A, 1778A III Landisw.; der ougstall acher
1535U101 III Worb.


Möglicherweise Augst-tal, mit Anlehnung an den früher bekann-
ten Namen Augstal für Aosta, lat. Augusta, ‒ wozu wohl der
Beleg Hans von Ougstall 1502U157 IV Bolt. Vgl. aber auch das
folgende Namenwort.


August

o᪷ugšt, (vz. ọ̄gšt-, ọügšt, ọ̈gšt), urk. Augst, Ougst.

B) ~acher 1528U2 I Rapp.; I Wengi; 1470U44 II Alchenst.;
II Bang.; 1470U44 II Kopp.; II Krauchth.; 1518U74 II
Ndbipp; 1838D II Zuzw.; 1531U60 1542U104 III Boll.;
1534U99 III Muri; III Rüml.; ~egerden 1540U14 I Arch;
~gumm V Innertk.; V Obried; ~hö᪷utsli II Krauchth.;
~xumi᪷ IV Adelb.; IV Lau.; IV Reich.; ~xu᪸mi, ~gummi
1668MW IV Saanen; IV Zweis.; an dem ~len 1529U92 III



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Sp. 51


Wohlen; ~matte 1531U76 II Ausw.; IV Lau.; ~, Ougstmat-
ten 1377 V Habk./Obried; ōgšmatthora V Habk.; ougšt-
mattərhōrən
V Obried (ders. Gipfel); ougštmati-, ougštmat-
horən
V Ltbr.; ~perg 1531U76 II Ausw.; ~berg 1470U44 II
Leimw. (evtl. id. Ausw.); ougsten bletz 1532U125 III Müh-
leb.;
ougstboum acher 1553U107 III Kirchl.; ~bodə vom
ougst bodem 1488U156, 1502U157 IV St. Steph.; ~brunnen
um 1540U168 IV Reich.; ougsten rëben, ougszrëben
1525U20 I Gamp.; ~wẹ̄d IV Wimm.

C) -er: Augstner 1628UP I Brügg; by dem ōgster 1479U11 I
Bür.; zuo dem öugster 1474U30 I Safn.; ougster matten
1542U104 III Boll.

-ler: der ougstler 1531U97 Rad.; 1528U2 I Seed.; by dem
Oegstler 1423U72a, oͤygstler 1518U74 II Ndbipp; im aügstler
1591U130 III Gugg.; uff dem ougsteler 1532U125 III Neu.


Monatsname August (Id. I, 153). Die Benennung bezieht sich auf
Äcker, Felder, Matten und Weiden, deren Wachstum im August
«reif» ist. Mit Äugstler z. B. kann eine best. Apfelsorte gemeint
sein. In bestimmten Fällen mag auch der Besitzername Au-
gust(us)
drinstecken.




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Sp. 52


Aurora

AVRORA (Siegel) 1250; de Aurora 1250, 1255, 1259
(neben: de Frienisperch, Cysterciensis ordinis 1259), abbas
de Aurora 1261 … I Seed. Frienisberg.


Name des ehem. Zisterzienserklosters Frienisberg s. d.; lat.
Aurora (zuerst 1255 (nach HBLS III, 336!!), eig. Monasterium
Beate Virginis Marie de Aurora (HBLS III, 336).


Auswil

o᪷usu᪷, ts ~; Weiler, der mit vier andern die Gde. Auswil
bildet. o᪷bəro᪷usu᪷ (Dorfbezirk); o᪷usu᪷waud, ~weid; in Ouvist-
wilare zw. 841 und 872, [?Oegeswiler 1250‒56], in Ogswile
um 1300N, ze Nidernoggswille, Nidern Oggswill, ze Obern
Oggswille, Obern Oxwill 1414Rq1, öxwil, ouswil, öswil
1470U44, der ober hof zöszwyl 1531U76 II Ausw.

Hieher?: o᪷usəmü᪷li II Wyss.


Die frühen Belege erweisen, dass der Siedlungsname zu ahd.
awist, ouwist stn. ‹Schafstall› (vgl. Öu(g)st) gehört. Namen auf
-wilari, die nicht mit einem PN, sondern mit einem Appellativ im
1. Glied gebildet wurden, sind weiterhin schon in der ältesten
Überlieferung nicht selten; vgl. fürs benachbarte Elsass Fr. Lan-
genbeck, Vom Weiterleben der vorgerm. Toponymie … Baden,
Bd. II (1967) S. 43.




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Sp. 53


E-/Ä-

Ee(w)-

ẹ̄-; urk. meist ee-

Eegraben 1518U74 II Obbipp; 1389‒1460Ud III Bern; ~hag
1530U42 II Lotz.; 1530U42 II Thunst.; ~schleÿff 1530U132 I
Twann; ~weg 1423U72a, 1518U74 II Rum.; vff dem ~zun
1460U78 II Amt Trachselwald.

von der ~haffte 1533U77 II Huttw.; an der von Oberhoffen
~haffte um 1530U143 III Obhof.; ~hafti (K) III Rüegg.; an
die ~haffte 1524‒80U168 IV Diemt., Obwil; 1543U154 IV
Reut.; ~hefti (Vorsass) IV Saanen.

an die ~hafftige 1530U142 II Gurz.; 1526UP IV Bolt.; i dən
ēhe᪸fti᪷gə
IV Lenk; an die ~hafftige 1535U168 IV Zweis.; an
die ~hafftige stras 1535U161 V Matten; ds ehe᪸fti᪷gli (K) IV
Diemt.


Mhd. êwe, ê, eig. ‹Recht, gesetzliche Ordnung›; in Zusammenset-
zungen: Örtlichkeiten, auf denen allg. «ewige» Rechte ruhen Id.
I, 6. ‒ Ehafti, Ehaftigi f. ist Abstraktbildung zum Adj. ēhaft(-ig)
‹gesetzlich, rechtsgültig›. Ehaften, Ehaftigen sind rechtlich ge-
bundene Grundstücke, Gebäude oder Betriebe, s. Id. I, 7f.

Wahrscheinl. hieher (mit seltsamem Wandel der Vokalquạlität in
diesem isolierten Namen):

e᪸gəssibüəl (nur in dieser Zus.) IV Kratt.



äbe(n)

e᪸bə Adj.

Kleine Auswahl: dər e᪸bnənaxər III Walkr.; von dem eben
acker 1488U156 IV Zweis.; uf dər e᪸bənek V Habk.; in
e᪸bəfli᪷ənən
V Brienz; di e᪸bəni flüə, uf dər e᪸bənə flüə, Ebne-
fluh 1783Stu V Ltbr.; dər e᪸bən gletšər V Gadm.; in Ebenhal-
ten 1359 V Därl./Leiss.; e᪸bəle᪸ŋ (2 Hei.), ebenn lenng
1531U52 II Hasle; ufəm obərə e᪸bəle᪸ŋ, Aebenleng 1645A III
Laupersw.; zur ebennen matt 1437U56 II WilerbU.; in der
Ebensytten 1502U157 IV Bolt.; dər e᪸bəwaud III Röth.;
e᪸bəwwāld V Innertk.; d e᪸bənəwẹ̄d III RütibR.; d e᪸bəwweŋ,
in e᪸bəwweŋən
V Brienz.


Ahd. ëban, mhd. ëben(e), ‹eben›; Id. I, 43.


Äb(e)ni

e᪸bəni f., e᪸bni f., n; urk. du̍ Ebeni, äbni, vz. ebna (IV Lenk),
zu Ebinon V Interl.) f., n.

A) I: 9; II: 9; III: 10; IV: 4; V: 2

I: Aeg.; ~, 1535U101 Diessb.; Dotz.; 1533U22 Ins; 1532U4
Kalln.; 1525U20 Müntsch.; uff dem äbni, uff die äbny
1528U2 Seed.; 1521U31 Walpw.; Wengi; II: Aarw.; ~
1531U59 BürzH.; uf der aͤbne 1531U97 Ers.; die ebnÿ, ebnee
1470U44 Hells.; Ndösch; Obburg; uff dem ebny 1470U44
Rumend.; 1530U42 Thunst.; 1439Rq1 Waltw.; III:
bonum dictum du̍ Ebeni 1316, du̍ Ebni 1320, 1360 … Belp;
uf dem aͤbni 1534U100 Burgist.; ze Berne uff der Ebeni 1380



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Sp. 54


Bern; die äbini 1532U125 Ferenb.; ~, uf der aͤbne 1531U97
Köniz; vff dem aͤbnÿ 1473‒1563Ar Lohnst.; daz guͦt im
Ebeni 1390, daz holtz im Ebni 1390 Obbalm; 1356 Steff.;
~, uff der ebeny 1425K10 Wahlern; IV: i dər e᪸bənə, dür d
e᪸bənə, i e᪸bənə
Aeschi/Kratt.; ein juchart im Ebni 1357
Herrschaft Erlenbach ?Diemt.; vff der aͤbne 1558UT
Diemt.; an steffan tuss ebna 1540U168 Lenk; antreny
usquaz a lara semina (nach Zw. ‹Ebeneweid an der kleinen
Simme›) 1324Zw Saanen (heutiges e᪸bnəd?); V: zu Ebinon
uffem Ried 1342 (Übersetzung 15. Jhd.), z Aͤbne 1528Rq6
Interl.; in dər e᪸bni Obried.

B) a) I: 0; II: 3; III: 5; IV: 2; V: 2

aa) elịsriəd~ III Wahlern; gu᪷mmən~ V Ltbr. Weng.; Häü-
seren ~ 1775/77C3 II Wynigen; buəx~ III Wohlen; rōr~ V
Unters.; ros~ II Erisw.; rotəbax~ III Gugg.; wöufli᪷sriəd~
III Wohlen; tsi᪷əglərən~ III Frauenk.

ac) in der kalten Ebni 1348/58N IV Erlenb.; uf dər toətən
e᪸bəni
(Plaine morte) IV Lenk; fordəri/hiŋəri ~ II Melchn.

b) e᪸bənəge᪸ssli IV Aeschi/Kratt.

e᪸bnisgrāt V Schatt.; inn Aͤbnisz matt 1532U62 II WilerbU.
Hieher?: Aber i Juchertten der aͤbner, litt … 1531U101 III
Wohlen.


Ahd. ëbanî(n) f. ‹Ebene, Talgegend›, Id. I, 46.


Äbnit

e᪸bnit, e᪸pnit n., vz. f.; urk. Ebinode, Ebnoͤde, ebnit, äbnit.
K., Hei., Alpweiden, Sennhütten auf (relativ) ebenem Ge-
biet, Hangterrassen.

A) I: 3; II: 14; III: 35; IV: 12; V: 10

I: Arch; Graffolt.; Leuz.; II: 1531U59 BürzH.; Dür-
renr.;
uff Ebnit 1380 Graf.; Hells.; Krauchth.; ~,
1569U72 Lütz. (2 loc.); Moosseed.; ~, 1531U52 Obburg;
Ochl.;
am ebnitt 1470U44 Rumend.; ~, 1530U42 Rütsch.;
~, Ebinode 1261‒63 (1264Qs), 1528ASum.; ~, von Ebnett
1389R2, 1442‒69Ar Trachsw.; Wyss.; III: ~, am ebnitt
1493U84Amsold.; Belp; 1531U97 Bern; Boll.; Bow.;
Burgist.;
~, 1547U137 Eggiw.; 1547U137 Kirchgde.
Grhöchst.; Gugg.; ~, in Ebenode 1318, im Ebnöde 1337
(Kopie 1. Hälfte 18. Jhd.), im Ebnede 1340, im Ebnit
1377, im Ebnit 1381, 1385 … im ebnett 1493U84 … das ebnot
1531U144 Hilt./Obhof.; uff der äbnett 1529U93 Köniz;
Konolf.;
1789C3 Langn.; uff der Ebnitten 1532U125,
1542U104 Laup. od. Neu.; ~, von Ebnett 1389R2, zuͦ ebnet
1452U79Laupersw.; ~, Ebnid 1467UT Lind.; ~, 1542U104
Mirch.; ~, 1531U97 Mühleb. (2 loc.); Muri; ~, 1532U125
Neu.; ~, um 1530U142Rigg.; ~, 1533U133 Rüegg.; ~,
1533U129 Rüsch.; ~, Ebnit 1442‒69ArSign.; ~, uf dem
Ebnoͤde 1315, am Ebenoͤde 1346 … Sigr.; ~, 1566A Trub;
Ueb.;
i dər e᪸bnitə, in villa dicta Ebenoͤte supra civitatem



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Sp. 55


Tuno 1300, in Ebnoͤden, in Ebnoͤdu̍n 1312, in Ebnoͤde 1317
… in Ebnede 1340 … zuͦ Ebinden 1635 Unterl.; ~, 1535U101
Vech.; 1531U97 Wahlern; Wattw.; 1531U97, 1534U100
Wohlen; IV: Aeschi; ~, uf dem Ebenit um 1320, Ebnitt
1502U157 Bolt.; Därst.; uf dem Ebnoͤde 1314, 1323, 1328,
1348/58NDärst. od. Erlenb.; Diemt.; Frut.; Kratt.;
~, ab Ebnede 1357, an dem ebnet 1406Uk2 ObwiliS.;
Reich.; ~, 1543U154 Reut.; ~, 1619U152Saanen; ~, ebnitt
1493U84Spiez; ~, 1502U157 Zweis.; V: ~, 1524‒80U169,
1535U161Beatb.; Därl.; uf Ebnoͤd 1354, das ebnitt
1493U84 Därl. od. Leiss.; Gadm.; Günd.; Hofst.; In-
nertk.; Ndried
bI.; Obried; Ringg.; Schatt.

B)) I: 0; II: 8; III: 13; IV: 4; V: 0

aa) ds faŋkxəs ~ (Fankhaus) III Trub; grabən~ III Vech.;
grüt~ II Affolt.; hụ̈sərən~ Haüseren Ebene 1775/77C3 II
Wynigen; xü᪷ə~ II Erisw.; III Walkr.; pass~ II Heimisw.;
šnị̄dərhus~ III Trub; štu᪷ts~ II Krauchth.; tse᪸ug~ III
Walkr.

ab) Auswahl: Jonners~ 1535U168 IV Bolt.; in ytten~
1538U148 IV Aeschi.

ac) Auswahl: uf uŋər~, 1780A II Huttw.; ufəm uŋərə/o᪷bərə
~, oberäbnett 1557A II Sum.

brẹ̄t~ III Buchh.; 1568C3 III Röth.; ~, Breyd aͤbnnett
1531U136 III Trub.

b) I: 1; II: 5; III: 14; IV: 4; V: 11

C) -li: e᪸b(n)ətli II Obburg; im e᪸bnətli IV ObwiliS.; ufəm ~
V Innertk.

-i: ds e᪸bnəti, ufəm ~ V Brienz.


Ahd. ëbanōti f., zum Adj. ëban, ‹eben› s. Id. I, 46; zur Bildung mit
Suffix -ōdi, -ōti s. Henzen, Dt. Wortbildung 19653, S. 175 (§ 112);
Wilmanns § 262; Kluge, Nom. Stammbldg. § 134/135.


Äbech, Eppech

dər e᪸bəx, am ~ (K. Talhang) II Lütz.

im e᪷pəx (Wa.), d ~ weid II Gond.


Schwzd. Ebich, Äbech m., Eppich ‹Efeu›, hedera helix, Id. I, 47,
365; ahd. ëbah, mhd. ephich n. ‹Efeu›, s. Kl. Wb.15, 156; fernzu-
halten Eppich ‹Sellerie›, ebd. 174.


Äber

Aeberacker 1796A II Rüegs.; von dem Eberacher 1502U157
IV Zweis.; under äbersz halldenn 1531U136 II Obburg;
Aebersmatt 1631 (Pfrundurbar) II Ursenb.; in der
aͤberschmatten, Eberschmatten, das aͤbersch/eberschmattlj
1531U97 III Wohlen; e᪷bərme᪸ttəli I Rapp.; Ebersblätz 1876
(Gde.-Archiv) II Steckh.; e᪸bərsbüəl III Burgist.; im
e᪸bərsoud
(Hei.), uff dem äber sold 1529U93 III Köniz; uf
e᪸bərso᪷u
(Weiler), von Ebersol 1361, ab Eͣbersel, Eͣbersol
1442‒69Ar … III Schlossw. (Enklave); Ebersoldi (Grund-
buch) IV Saanen; im e᪸bərštāl V Bön.; Ebersweid 1874
(Gdearchiv) II Steckh.





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Sp. 56

Hieher? im Ebertin (2 Belege) 1430U78, Jm Ebertin
1502U123 III Kriechw.


Eber m. ‹männl. Schwein› s. Id. I, 46.


Äbische

e᪸bi᪷ššə, i dər ~, älter: e᪸bəršə (3 Hei.), decima de Eberoszein
1282, in der isla in der Ara zer Ebreschen, in der Ebreschon
1308, an dem guͦt von Ebersche 1343, Ebersche 1354, in der
Ebersch 1360, ze Eberschi, gelegen uff der Egerschi 1361, in
der Eberschen 1375 … III Frauenk.

vff den Ebischer rein, hindenn an aͤbischenn rein 1531U97,
e᪸biššəbödəli, ~wē᪸g III Frauenk.

-er: uf äbischersried 1532U4 I Lyss.

-eren: in der aͤbischera 1531U97 III Frauenk.; obəri/unnəri
e᪸biššərə
III Gugg.

Wahrscheinlich hieher: weydlin in Eiberschenn 1502U157
IV St. Steph.


In diesem Namen scheint das nhd. Appell. Eberesche f., ‹Sorbus
ancuparia L.› zu stecken. Nach Kluge Wb. 15, S. 155 kommt der
Ausdruck aber im Ahd. u. Nhd. nicht vor und erscheint erst 1410
zuerst als ëberboum in Ostpreussen, dann als Eberesch in Köln
1534 u. als Eberesche zuerst 1599 bei einem Schlesier. Das Be-
stimmungswort mhd. ëber- setzt man in Beziehung zu ‹Eibe› <
gall. eburos, das auf ein idg. Farbadjektiv zurückgeht. (Vgl.
Duden, Herkunfts-Wb. S. 126 u. Kl. Wb. S. 158/159.)

Vielleicht aber ist der Baumname bei uns nur literarisch nicht
bekannt, und Eberesche erweist sich in Namenrelikten als süd-
alem. «Randwort».


Ebligen

öbligə > əbligə (Siedlung am Brienzersee), (Philippus advo-
catus de Ringenberch) tenet Eblingen 1275, ze Eblingen
1350, 1400Rq6, 1411Rq1, 1526U168, 1528A, zuo Eblingen
1535U161, Oplingen 1558UP, Obligen pagus ad lacum Brien-
censem positus 1577Sch … Oebligen 1762C3, Epligen 1781/
83C3 (Der Beleg de Opelingen 1146 kann sich auf Oppligen
bei Kiesen oder auf Ebligen beziehen) V Obried.

əbli᪷ghell (steiniger Teil des Vorsassgrabens) V Obried.


-ingen-Bildung mit der Dim.-Form *Obilo zum altdt. PN Obo
(Fm. I, 1173).


Ebtschi-

Kieners Ebbtschi mos 1423U72a II Attisw.



Echo

s' e᪷xō᪷ II Reisw. (Punkt bei der Käserei, wo man das Echo
aus dem Wald gut hört).


Griech., lat. ēchō ‹Widerhall› gelangt im 16. Jhd. in die dt. Spra-
che, s. Kl. Wb. 196319, S. 151.


Echt-

ein tristid am Echtinon 1356 IV ObwiliS.





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Sp. 57


Äcke

dər xnöie᪸kxə (K.) II Kirchb.

e᪸kxəmat (Weiler), de Aechenmat 1344, in Eckenmat 1356,
de Eckenmatt 1385, dorf und dorfmarch ze Egkenmat 1390
III Wahlern.

e᪸kxəmatmüli III Wahlern.

e᪸kxəbe᪸rg, wegen des guotes genempt Echenberg 1365, des
Egkenberges 1382 I Rapp.


Schwzd. Äcke m. ‹Nacken› (Id. I, 164); bildliche Übertragung;
Chnöiäcke im Berndt. appell. für ‹Kniekehle›, Id. I, 165.


Edel

e᪷du᪷bax II Ballm. e᪷du᪷štei (s. äger-) III Rigg.


Adj. edel ‹vorzüglich›, Id. I, 91.


Aefligen

e᪸fligə, ts ~ (Dorf u. Gde.) Efflingen 1250‒56, apud Effelingin
1267, in Afflingen 1280/82N, Eflingen, grangis dicta Efilin-
gen 1297, de Efflingen 1302, 1322, von Effelingen 1336 … an
dero von äffligen matten 1531U59 … II Aeflg.

d e᪸fligə-gi᪷əssə II Bätterk.; ~štrō᪷ss II Fraubr.; II Kirchb.


-ingen Ableitung zum germ. PN Effilo. Dim. zu PN Effo ‒ 912 in
St. Gallen bezeugt (Fm. I, 14) ‒; vgl. Äfimatt (Kerns), Effenhal-
ten (Sachseln) und Effingen AG (Hugo Müller, Obwaldner
Namenbuch 1952 S. 62).


eft

d uŋəreft (ebenes K., am Fusse des Waldes Hindel) II
Deissw.



Ägel

e᪸gəl, vz. egəl (bzw. -u). Meist ‒ ehemals sumpfiges ‒ K.

A) i dər ē᪸glə (Hei.), in der Eglen 1795A III Wahlern.

B) a) die Fudaͤglen im vorst ist ein mad … am bach 1531U97,
1535U101 III Bern.

b) I: 11; II: 15; III: 19; IV: 2; V: 3

(davon ~mōs I: 6; II: 8; III: 10; ~sē I: 1; II: 2; III:
2; IV: 2; V: 1) frühste Belege: daz Egelmoz 1329 III Bern;
uf dem achere in dem Egelsewe 1275, Egelse 1280 II
Münchb.; Bemerkenswertes: e᪸gumōs, tegelmos 1470U44
II Willad.; Egelbrunnen 1430U78, zuo eckelbrunnen
1502U123, eggel-, egkelbrunnen 1532U125 III Mühleb.;
Egelse, Eggelse 1497‒1516U167 IV St. Steph.

C) -āria: e᪸glərə I: Lengn.; 1409U1, in eggeleren 1427U78
Lyss; 1532U4 Worben; ~, zer kleinen Egberron 1370 Mei-
nisb./Lengn.;
II: 1437U56 Bätterk.; III: ~, Eggleren
1529U92, an die egleren 1531U60 Rub.; V: e᪷glərrən Hofst.;
e᪷klərra NdriedbI.; e᪷glərrən SchwandenbBr.





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Sp. 58

Hieher? Eggelaker Mitte 15. Jhd.Ch4 III Thun; e᪷kəlaxər IV
Spiez; taͤglis halden 1535U101 III Konolf.; Täglersz mattan
1531U136 III Langn.; Tägelburg 1854 (Gde.-Rodel) III
Boll.; e᪸gərtəboum, zum Ägelboum 1525U20, bim Eger-
boum, zum ~, bim Egerd boum 1533U24 I Finsterh.


Ahd. ëgala, mhd. ëgel(e) f. ‹Egelschnecke, Blutegel› (Id. I, 131),
mit teilweiser Verhärtung vor l schwzd. äggla (Kluge Wb. 15,
S. 89), siehe aber auch unter ‹Egg(en)›!

Die Fundstellen der einst als medizinisch für unentbehrlich ge-
haltenen (Blut)-Egel sind in der Toponomastik häufig.


eger

dər ẹgərlə, am obərə/undərə ~, ẹgərləmōs, ~wē᪷d IV Adelb.

ẹgərmad, im ẹgərəšwand, in Egerschwand 1505UT, 1533UT,
im Ägerschwand 1533UT, Egrischwand, Egernschwand
1838D IV Adelb.


Der Primärumlaut gestattet kaum eine Identifizierung mit äger-;
evtl. liesse sich ein PN als Grundlage denken, z. B. Egiheri, ahd.
Agihar; wie zweifellos in dem folgenden Artikel:


Eger

Egers acher 1367, egersacher 1470U44, 1500U48 II Ers.



äger

im e᪸gərštein, Aegerstein 1577Sch V Gutt.; evtl. auch: zem
Egerstein 1392, heute eduštei III Rigg. s. unter täger-.

-li: e᪸gərrli᪷ V Brienzw.; ufəm e᪸gərli (Vorsass) V Haslib.

-eren: uf dər e᪸gərən, e᪸gərrən V Brienzw.; an dər e᪸gərri V
Haslib.


Kaum Assimilationsform zu ägerde/Aegerten (s. d.); eher viell. zu
einer vordt. Benennung des Ahorns, akaros, zu rom. agar; vgl.
J. U. Hubschmied in Rev. Celtique 50 (1933) 263f., wozu Ägeri
ZG und nach Müller, Obw. Nr. 20 auch Ägerli (Schwendi), einst
ein ‹Ahörnchen oder Ahornwäldchen›. Vgl. auch Ager-stein.
‹Spitzahorn›, zu lat. acer, Id. XI, 810.

Für ein Wort äger ‹Ahorn› könnten auch die urk. Belege zu
heutigem e᪸gərtəboum in I Finsterh. sprechen: bim Egerboum,
Egerdboum
1533U24, zum Ägelboum 1525U20.


Ägerten

e᪸gərtə f., vz. e᪸gətə (II, III), uf dər e᪸gərdi (IV), e᪸gərta, an dər
e᪸gərtən
(V); urk. (ä-)egerden (-ten). Meist K., auch Siedl.

A) I: 14; II: 15; III: 18; IV: 12; V: 7

Mit ~ kürzen wir

a) die mda. Belege e᪸gərtə, e᪸gərdə;

b) die histor. Belege ägerten, ägerden, egerten, egerden.

Auswahl (frühste Belege): I: ~, de Egedun 1214 s. Art.
Ägerten; vinetum dictum vulgariter die Egerda 1313,
Egerde 1317 Biel. II: daz ampte ze den Egerden 1385, 1386,
1387 bei Herzb. od. Wynigen; e᪸gətə Krauchth.; an der
egerdon 1389R2 Sum.; 1437U56 Utztf. III: in vico (=
Quartier) de Egerdon 1312, an der herren gassen von Eger-



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Sp. 59


don 1316, 1353 … Bern (Herrengasse); ~, an der Egerdon
1389, 1484U126 (Hirschmatt), 15. Jhd.U78 Gugg. (Laub-
bach); Burchardus de Egerdin 1220, dominus Ulricus de
Egerdon 1223 (weitere 27 Bel. 13. Jhd.), unsern hof von
Egerdon, gelegen bi unserm kloster, da uff Peter Binde
sesshaft ist 1356, von der burg wegen Egerden und umbe
den berg Gurt, do die sélbe burg uffe lit 1366 Köniz (2
Bereiche: Gurten u. Hof bei Köniz); ein Guͦtt genambt die
Ägertj 1435Uk2 Obhof.; ager an der Egerdon 1346 Rüegg.
(Fultigen); e᪸gətə Sigr.; ~, die matton genempt Egerdi 1370
Uet. IV: dər e᪸gərdə (Wei., Wa.) Eguedros, Egridrers 1312V,
Egrederos 1324V Gsteig; unna uf ~, 1427U78, 1488U156,
1497‒1516U167 Lenk. V: u᪷f dər e᪸gərti, an der Egerdon
1307K5, an Egerdon 1364, uff den ~n, in der Egerdi 1535U161
Matten; e᪸gərti, ufən e᪸gərtə, uf dien Egerdon 1309, an dien
Egerdon 1310, an der Egerdon 1349, an Egerden 1363
Wild.

B) a) I: 44; II: 15; III: 50; IV: 87; V: 39

aa) Alle Belege: aumi᪷t~ III Wohlen; ougst~ 1540U14 I
Arch; eịxuse᪸gətə II Wallwang.; fe᪸ud~ II Obönz; flö᪷š~ III
Mühleth.; fölli ~ 1532U125 III Mühleb.; fud ~ 1532U4 I
NdriedbK.; die grab~ 1531U97 I Rad.; grind ~ 1528U2 I
Kapp.; grittägernden 1524‒80U169 V Ltbr. Mürr.; die
hagenmatt ~ 1531U97 III Wohlen; heite᪸gərta V Grin-
delw.;
hoff ~ 1531U76 II Rohrb.; hol~ I Dotz.; Holl~
1794A (s. boll~) II Ndbipp; houts~ III Gelt.; hurst~ 1531U59
II Münchr.; hus~ I Rapp.; die kilch~ 1531U97 III Englisb.;
xiršboum~ II Zaugg.; an der loeuttschägerdten 1528U2,
1531U97 I Graffolt.; Luchz-egerdon 1309 V Wild.; Man-
nenbuͦch~ 1531U59 II Zuzw.; meie᪸gətə I Rad.; mos~ 1532U4
I NdriedbK.; moss~ 1543U154 IV Reut.; mōse᪸gərta V
Grindelw.; mül~ III Mühleb.; III Teuffenth.; mur~,
mur~ 1530U95 I RütibB.; die Berg ~ 1531U97 III Mühleb.;
pfi᪷ŋšt~ II Obsteckh.; bluəmən~ IV Diemt.; die Boll~ 1666Le
II Obbipp.; die bruch~ 1531U97 III Englisb.; brünen ~
1395Uk2 IV Spiez; brụ̈̄š~ II Obburg; buͦch~ 1529U92 I
Seed. Frieswil; bu᪷əx~ 1464U38a II Roggw.; uff pyren (=
Büren)~, an püren~ 1437U56 II Bätterk.; riemen~ 1525U20
I Gamp.; ror~ 1437U56 II Utztf.; ross~ I Rapp.; an rotten
mat egkerden 1531U59 II Münchr.; rütt~, 1531U59 II
Graf.; saŋ~ III Wohlen; špende᪸gərda V Ltbr. Weng.; vnn-
der den spisz~ 1531U97 I RütibB.; dess spittals~ 1537UT III
Uet.; Schlaf~ 1518U74 II Obbipp; šu᪷əls~ (Schule) II
Rütsch.; Schwäblis ~ 1546UT III Thun (Schwäbis); štal~,
stall Ägerden 1531U144, 1543UP III Zwies.; stapff~ 1518U74
II Obbipp; Stein ägkerden 1531U59 II BürzH.; die stock~
1531U97 III Wohlen; štökx~ II Ndbipp; II Steckh.; štuts~ I
ObwilbB.; tanne᪸gətə II Mötschw./RütibL.; themlistal ~
1531U97 III Wohlen; dorn~ II Etzelk.; Trog~ 1776A II
Sum.; trom~ 1528U2 I Seed. Lobsigen; weid ~ 1535U101 III
Wahlern; die wetsch Egertten (welsch?, beim heut.
«Welschland») 1530U42 II Thunst.; wets~, 1533U133 (PN?)
III Burgist./Lohnst.; Ziegel~ 1320‒1491Rq1 (loc.?).





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Sp. 60

ab) an Arnolds ~ 1423U72a II Ndbipp; uff Sanct Erharts ~
1521U31 I Brügg; fleišərs~, in fletschis ~ 1532U4 (id.?) I
Kapp.; gallen ~ 1528U2 I Rapp.; Garters ~ 1745U116 III
Vech.; goeslis ~ 1437U56 II WilerbU.; gurtzellers ~
1493U84 III Amsold.; Herzogen-egerde 1274 III Köniz;
Hugis ~ 1541U101 III Ndwicht.; imən~ (oder simən~),
Immen ~ 1547U137 III Bow.; an Kriegsegerdon 1360 III
Gerz.; an ku̍rszners ~ 1531U97 III Mühleb.; Bockessen ~
1486U166 IV Erlenb.; an Rappen ~ 1518U74 II Wiedl.;
schmid ~ 1530U95 III Amsold.; simən- (s. imən~); Stroͤlis
egerda 1351, Strowlis egerda 1352 V Interl. (od. Um-
gebg.); Tanglers ~ 1343 I Büet.; winters ~ 1432U26 I
Lattr.; zuͦ wissen ~ 1521U31 I Walpersw.; ann zintzen ~
1518U74 II Attisw.

ac) Beschaffenheit: zen alt~ 1328 I Diessb.; nebenn der
alttenn ~ 1532U4 I Kapp.; die altt ~ 1535U101 III Köniz
Liebewil; in allt ~ 1492K3, 1535U101 III Worb Rüfenacht;
an allten ~ 1505U172 IV Aeschi; i d alte᪸gərti V Leiss.; die
Frisch~ 1539U71, cristan probsts frisch ~ 1569U72 II
Trachsw.; die gemeinen ~ 1498U46 III Forst: zuo grossen
~ 1437U56 II WilerbU.; grōss~ III Mühleb.; ~ III Vech.;
an … hangenden ~ um 1530U142 III Forst; und der hangen-
den ~ 1554U109 III Wahlern Steinhaus; die haggenden
Egerda 1497‒1516U167, haggenden ~ 17. Jhd.UP IV Zweis.;
kallty ~ 1531U52 III Walkr.; dye krümmen ~ 1518U74 II
Rum.; xrumme᪸gətə II Sum.; die krumi egerda 1493U84,
1531U144 III Amsold.; die krumm~ 1531U97 III Englisb.;
ab der Krumen ~ 1542U146 III Obhof.; die krummen~
1533U133 III Rüegg.; xrumm~, die krummen~ 1531U97 III
Wohlen; le᪸ŋ~, 1528U2 I Graffolt.; die lenge ~ 1642UP I
Schüpf.; le᪸ŋ, lange ~ 1432U26 I Sutz.; zer lengen ~, zer
langen ~ 1425U78 I Täuff.; ob der Langen ~ 1388, 1426U78
II Burgd.; uff dye Lengen ~ 1518U74 II Obbipp; von der
langen ~ 1495U65 II Rüegs.; le᪸ŋ~ III Arni; in der lengen ~
um 1530U142 III Forst; le᪸ŋ~, vnnder der Lenngen ~ 1531U97
III Frauenk.; le᪸ŋ~ III Kies.; zu Lengen~ 1542A, 1569U72 III
Langn.; le᪸ŋ~ III Oppl.; die lenngi~ 1533U133 III Rüegg.
Vord. Fultigen; an der Leng~ um 1530U142, die lang ~ um
1530U142 IV Spiez; die lengi ~ 1532/33A V Brienz; die leŋi
egərta
V Ltbr. Gimm.; in der Nu̍wen ~ 1527UT III Uet.;
zwu̍schen scherers boͤsenn ~ 1531U97, 1534U100 II Hindelb.;
brẹ̄t~ II Krauchth.; brẹ̄t~ III Bow.; breit~ III Kehrs.;
zuͦ breitten ~ 1535U101 III Worb; von der Breitten ~
1502U157 IV Bolt.; brochen ~ 1533U22 I Ins; rot~ II Sum.;
Spitzen~ 1627UP III Landisw.; spitz~ 1533U133 III
Ndmuhl.; swartzen~ 1409U1, 1427U78, 1532U4, 1535U101 I
Lyss; schwartz~ 1464U38a, 1530U42 II Langt.; zer dürren ~
1423U72a II Ndbipp; dür~, 1627/29C3 II Obburg; heist wild
~ 1531U97 III Zimm.

Lage: obere: 1642UP I Schüpf.; II Zaugg.; untere: II
Wynau; um 1530U142 III Forst; nidern ägerdon 1524‒
80U169 V Ltbr. Mürr.; undəre᪸gərti, an dər undəre᪸gərtən V
Lütsch.; vordere: III Frauenk.; hintere: II Zaugg.;

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Sp. 61


1845D III Buchh.; III Frauenk.; III Mühleb.; innere:
1777A III Laupersw. od. Rüd.; IV Lenk; äussere: IV
Lenk.

b) I: 11; II: 1; III: 13; IV: 7; V: 8.

Hieher? von einem guͦt zuͦ ladholtz … genant zum Egerdöst
1538U148 IV Frut.; im e᪸gətšpōu᪷ (Nbform: e᪸glišpōu᪷) II Rum.

C) -li: e᪸gərtli, e᪸gətli: II: 1; III: 3; V: 2

Als Grundwort: I: 3; II: 0; III: 5; IV: 1; V: 1

-i: e᪸gərti᪷ n. IV: im ~ (Wa.), u᪷fəm ~ (K.) Erlenb.; ds ~ (3
Hei.), das Aͤgerdi 1415UT Reich. Scharn.; V: im ~ Schwan-
denbBr.

-er: Egerders ampt 1409 od. 1425Rq1 (Kopie v. 1481) Teil
der Herrschaft Grünenberg, II (Ort?); e᪸gərtərhüsli II
Ochl.; e᪸gətərweid IV Saanen.

Hieher? ze Thgerschers-hus 1346 III Köniz.


Die Herkunft dieses weitverbreiteten Namenworts ist trotz zahl-
reicher Deutungsversuche (vgl. neulich Erh. Richter, Die Flurn.
von Wyhlen und Grenzach, Freiburg i. Br. 1962, S. 85; Jos.
Schnetz, Flurnamenkunde, München 1952, S. 25‒27) aus idg.
*eghs-it-, vorgerm. *egz-it-, westgerm. *egriþ-, ahd. egrid-, d. h.
gebildet mit Präp. idg. eghs = lat. ex ‹aus› + it-, einer Ableitung
vom Vb.‹gehen›, lat. ire, im urspr. Sinne von ‹Abgang›, ‹Ausfall
aus dem Flurbestand› ‒ wohl eine problematische Rekonstruk-
tion! ‒ (vgl. auch schon K. Stucki in HBLS I, S. 122) noch
unabgeklärt. Der Zusammenhang mit ahd. erjan, erren ‹ackern,
pflügen›, bzw. mit mhd. art stm. stf. ‹Ackerland …› ist unwahr-
scheinlich, weil hier Primärumlaut im Stammvokal vorliegen
müsste, während es sich nach dem Ausweis der Mdaa. um Sekun-
därumlaut oder germ. ë handelt. Möglich ist frühe Entlehnung,
vielleicht (nach Buck) zu lat. vervactum ‹Brachfeld› (REW 3
9264: frz. guéret; FEW XIV, S. 332: garait 13. Jhd., garet
16. Jhd.). Der Ausdruck ist im Ahd. (zufällig?) noch nicht belegt.
(Die Namen Egere 1135, Egirdach 12. Jhd. bei Fm II/1, 801 sind als
etymologisch ungesichert anzusehen.) Wenn es zutrifft, dass die
frühsten Namenbelege an der südwestlichen Sprachgrenze seit
Beginn des 13. Jhds. erscheinen (erstmals de Egedun 1214; nach
Stucki, HBLS I, 122: Belege nicht vor dem 11. Jhd., s. Förste-
mann: Egerden (in Bayern) 1017?), dann mag dies auch als
Hinweis auf rom. Herkunft gelten. Dass aber damals das Lehn-
appellativ schon verbreitet gewesen sein müsste, könnte die
Streuung über das Wallis hinweg bis in die Walserkolonien
Graubündens, z. B. nach Obersaxen, Vals, Davos, Klosters (falls
diese den Ausdruck nicht schon von unten her entlehnt haben),
zeigen. Vgl. RNB II, 376, mit Hinweis auf vorröm. *gir; s. auch
Id. I, 129; Fi 2, 540; 6, 1799; Mart. Lienh. I, 23; Schmeller I, 921;
Jutz, Vlbg. WB I, 666.

Es müsste die Streuung von Aegerten auf dem deutschen Sprach-
gebiet noch genauer erforscht werden.


Egg(en)

Mda. ek (e᪸k IV Lau.) f.; vz. n. (V Brienzw./Gutt.).

ekə m.; vz. f. (IV Adelb.; Därst.; Frut.; Kandergr.;
Kanderst.).

eki f. n.


A) I: 11 m. II: 16f., 11 m. III: 33f., 18 m. IV: 28f.,
4 m. V: 35f.; 4 m.





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Sp. 62

Auswahl: II: uf dər ek, an der Egga 1361, 1378 Münchb.
III: im ekə, in der Egg 1592A Amsold.; im ekə, die guͤtere uff
Egge 1349 Belp; d ek, von der Egge 1380 Belpb.; im ekkə,
zwüschen den eken 1498U46, hinden an beid eggen 1530U142
Gurz.; im ekə, nebent der Eggen 1531U144 Hilt.; d ek,
uffem Egg 1442‒69Ar (Linden?); die Egg 1530U142, uf Eck
1547Rq6 Lind.; d ek, in dem Eggen 1744/46C3 Muri; im
e᪷kə, uff ain eck 1423K1 Obbalm; uf dər ek, nemus dictum
Ecka 1316, Ecga 1316 Rüegg.; die egge 1379, 1389
Schangn.; Heinricus zer Egka 1305, uf der ecka 1335N, uff
die Egge ze Stretlingen 1351 … Thun (Strättl.); im ekə, ze
Ecken 1353 Ueb.; ek, in der Ekka 1311 Wahlern. IV: uf
dər ekə, an Egg 1438Rq1 Adelb.; uf ek, uff der Egge
1359 Aeschi; ek, uf ek, uf dər ek (3 Bereiche), hinder den
eggen 1488U156, an der Eggen, ab der ~, 1502U157 Bolt.; uf
ekə, under der Egge 1357, an die Egg, hinder Eggen 1543
Därst.; d ~, i᪷m ekə (2 Bereiche), unnder der Ecke 1310,
hinder der Egga 1352 … am ecken 1558UT (versch. Bereiche)
Diemt.; u᪷f dər ekə Frut.; a dər ekə Kandergr.; uf dər ekə
Kanderst.; uf dər ekə, uff den eggen 1488U156, von dem
güttly genant die Eggen 1502U157 Lenk: i᪷m ekə, hinter den
Eggen 1565/66A Reut.; e᪷k (Hei.), e᪷kə (Wohngebiet) Spiez;
an dən ekə, d eki, uff Eggen 1464Rq1, an der Eggen 1502U157
St. Steph.; i dər ~, uf dər ~, a dər e᪷k (versch. Bereiche), uf dən
ekə, de Eka 1348N, ab der Egg 1427U78 … uff den Eggenn
1502U157 Zweis. V: i᪷m e᪷k, hindər dər e᪷k (2 Bereiche)
Brienzw.; d eki, in ekən, ufən ekən Gadm.; uf dər ~, an dər ~,
uf ~, hindər dər ek, im ekən, (wohin?) in ekən (versch.
Bereiche), Jacobus an der Egga 1275, Wal. uf der Ecca 1275
Grindelw.; uf dər ek, ufen Egga 1329 … Gsteigw.;
üssət/innət em ek (Streueland) Gutt.; an dər ek, a der Egge
1349 Habk.; d eka, an dər ekən, ekəni, in ekənən Ltbr.
(versch. Bereiche); uf dər ek, im ekə (= Dorfgrenze), ob der
Egge 1354 Leiss.

B) a) I: 38; II: 121; III: 341; IV: 264; V: 423

Kleine Auswahl früher Belege: -ek = ~; aa) an der vachsegg
1395Uk2 (heute šön~) V Gsteigw.; fārn~, Varnegg 1139
(Kopie 15. Jhd.), Varnecca 1257 … III Sign.; Flovegg 1194
II Wyss.?; fēndən~, fönegk 1535U161 V Grindelw.; Forst-
egga 1295 V Ltbr.; fuks~, an der fuchseggen 1395Uk2 V
Gsteigw.; gart~, apud Gartecha 1274 III Langn.; ab
Habchegg 1389‒1460Ud III Arni; hārət~, zuͦ hargartteg
1426U64, zu Hargendeckg 1528A II Sum.; hi᪷rs~, apud Hyrtzz-
egga um 1350K5 II Heimisw.; horn~, von der Hornegge
1347 III Horr.; xalx~, in Kalkuneg, -egga 1285 III Bern; i
dər xron~, uff Fronegge 1348/58N, an Vronegge 1352 …,
Chroneck 16. Jhd.UP, Fronegg 1788C3 IV Diemt.; lō̤b~, gen
Lovbegge 1333N IV Bolt.; nị̄ffən~, Iffenegg 1389R2, an
Yffenegck 1479‒1563Ar II Huttw.; i də pi᪷ufekə, Jn den
bilfecken um 1532U13 … I Dotz.; a dər bịsig, Byseke 1338 …
II Mad.; am Bloͧegge 1348/58N IV Erlenb.; brị̄nig, am
brünegg 1488U82 V Meir. (Brünig); uf sewən~, an Sewen-
egge 1359 IV Aeschi; simmən~, Ol. de Simnecga 1268,



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Sp. 63


Sinneca 1276, in Symnegga 1314, a villa de Seminica 1314
IV Bolt.; šbārən~, das holtz daz man nemmet Sparren egke
1339 II Trachsw.; šeidig, Scheideca 1311, Nider-Scheideg
in parrochia de Ruͤxbach 1317 II Rüegs.; šē̤d~, Scheidegge
1264Qs (hieher?) III Eggiw.; šeit~, in alpe que dicitur
Sceithecca 1238 V Grindelw.; šlu᪷n~, Schlunegg 1389‒
1460Ud IV Diemt.; i dər šti᪷n~, apud Steinecka 1325 IV
Zweis.; taxs~, ir guͦt an Tachsegg 1389 III Unterl.; dər
tẹil~, an Theylegg 1651U153 IV Saanen; dornig, ze Dorn-
egge 1348 II Ochl.; tüələn~, an Tuͤllegge 1347 III Sigr.;
dər wālig, Waleca, Walica 1312V IV Gsteig; tsụ̈n~, an
Szuͤnecke 1310, Zu̍negge 1348/58N IV Diemt.

ab) mȫris~, Morinsegge 1261‒63 III Laupersw.; Raetins-
egge 1201 II Roggw.?; dər rịffərs~, ze Riffersegga 1376 III
Röth.; an Diepoltzegg 1355 III Buchh.

ac) nịd~, de Nydegga 1276 III Bern; ts ob~, apud Obegga
1325 IV Zweis.; nöi~, Nuwenegga 1235 III Neu.; d šo᪷nig,
von Schoͤneg 1329 II Sum.; šö᪷n~, de Schonecca 1252 III
Burgist.; an dər šōn~, in Grindelwalt a Sconeicca usque
ad Alpigulum 1146 V Grindelw.

uf rō᪷tən~, ab Rottenegga 1341 V Grindelw.; šwārtsən~, ze
… Swartznegg 1374 II Trachsw.; šwārtsən~, (hieher?) in
Svartnegga 1274 III Unterl.; xru᪷mmən~, de Krummen-
egga 1354 III Köniz; laŋən~, die Langenegke 1348 III
Blumst.; u᪷ŋərlaŋən~, villa de Langenegga 1276 III Un-
terl.; breitən~, in Breitunecga 1264 II Wynigen; diə špitsi
~, von Spizzenegga in unz uf Sevifurgen 1295 V Ltbr.
Gimm.


Die Abschwächung im Grundelement kann, wie die Belege er-
weisen, bis zur scheinbaren Ableitungssilbe -ig führen (Nidig <
Nid-egg, Wālig < Waleca 1312). Doch besteht die Möglichkeit,
dass frühere Schreiber ein Ableitungs -i(n)g zu Unrecht als -egg
gedeutet haben und dass bloss einmalig dokumentierte Schrift-
formen fragwürdig bleiben können.

Z. B. hieher: elsig alp, die alp elsegken 1538U148 IV Frut.

b) I: 13; II: 34; III: 64; IV: 66; V: 30

C) ekli: II: Heimisw.; RütibL.; III: Bow.; Gugg.;
1533U133 Rüegg.; 1845D Teuffenth.; IV: Frut.; Saanen;
Zweis.; V: 1535U161 Habk.; Haslib.; Ltbr. Mürr.

egli: II: Ochl.; III: Röth.; Schangn.

ekətli: III: Thun; IV: Adelb.; Diemt.; Kandergr.; Kan-
derst.; Lenk; St. Steph.; Zweis.; V: Habk.

ekəlti: III: 1531U136 Trub; V: Gadm. (2 Bereiche); Grin-
delw.; Iseltw.; Meir.; Ringg.

a) -ekli, -ekətli etc.: I: 0; II: 2; III: 16; IV: 37; V: 13

b) ekli-, ekətli- etc.: I: 1; II: 0; III: 0; IV: 7; V:1

-el(en) Eggelen, Egglen

III: eklə, uf Eglen 1473Rq6 Bleik.; eklə Buchh.; eklə, an
eglen 1530U95, Egglenn 1531U144 Sigr.; V: die matten
gelegen nid Egglon 1340 Gsteigw.; uf eklən (Dorfteil),
Heinrich ab Egglen von Oberried 1445Rq8 Obried; xriseklə
[vff krigleck 1479‒1563Ar], uff der kriszeglen, kriszegglen
1529U92 III Obdiessb.; miteklə V Gsteigw.

Eggelaker Mitte 15. Jhd.Ch4 III Thun; ekəlaxər IV Spiez;



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Sp. 64


dər eklənbrunnə V Obried; ekuriəd, possessio dicta Eccel-
rieth 1299, Eggelriet 1389R2 … III Laupersw.; ekušwe᪸ŋi-
grabə III Bow.

Hieher? Eggelberg 1838D III Eriz.


-el(en)-Ableitungen in Flurnamen gehen wohl ursprünglich auf
diminutivischen Sinn zurück. Doch verleiht das Suffix an sich
dem Substantiv nicht diese bestimmte Bedeutung, sondern ist oft
inhaltlich schwer festzulegen, s. Wilmanns II, § 205, 4, vgl. auch
Kluge, Nom. Stammbildg. § 91; Henzen, Dt. Wortbildg. § 97.

-i(n) Eggi

III: ob der Eggi 1391UT Thun (od. Umgebg.); IV: uf dər eki
Spiez; d eki, uf dər eki Zweis.; V: ds eki (versch. Hei.), am
Eggi 1704/19C4 Innertk.

Stueleggÿ 1498U46 (heute štuəlek) IV Spiez; von windegy
(hieher?) 1495Uk2 II Rüegs.; Ein Stuck genant die hann-
gend eggi 1524‒80U168 IV Zweis.

ekiaxər I Piet.; ~fōršəss V Haslib.; ~gre᪸bən V Ltbr. Weng.;
~mat III Clav.; ~mōs III Täg.; ~rein V Ltbr. Weng.; ~wē̤d
IV Bolt.; Zweis.

Hieher?: egibe᪸rg V Lütsch.; e᪸kəwald III Heil.; ekisgüətli
IV Zweis.; egišbərg, Eggisperg 1389R2, 1440‒1520Ar, zu
Egensperg 1528A II Dürrenr.; ekišbe᪸rg V Brienz;
e᪷kispüəl, egisbüəu III Sigr.; e᪸kiswīu, ze Eggiswile 1354 II
Scheun.


Die Diminutivbildungen auf ~s im Bestimmungswort können
sog. chorographischen Genetivfügungen angehören, die die Zu-
gehörigkeit eines Ortes zu einem andern Geländestück bezeich-
nen (vgl. Szadrowsky, Z. f. Ortsnfschg 5, S. 44ff.); sie können aber
auch zu einem PN Eggli, Egg(e) und damit zu gewöhnlichen
uneigentlichen Komposita mit besitzanzeigendem Sinn gehören.

-er Egger Auswahl: i dər ekərsmat, pratum dictum Echar-
mata 1261, Ecgarsmatt 1271 … III Frauenk.; terra dicta
Eggersriet 1324 III Köniz; d laŋənekkərə (1 Haus) III
RütibR.; ekərəwē̤dli IV Lenk.

-eler wohl durchwegs PN-Bildungen:

im ekəllər (K.) V Obried; dər eklər (Heumad) V Brienz.


Ahd. ekka, mhd. ecke, egge stswf., im Mhd. auch schon n.
‹Winkel, Kante, Bergspitze›; Id. I, 155ff.

Unsere frühen urk. Belege mit der Grundbedeutung ‹vor- und
einspringender Winkel› (Id. I, 155) sind fast durchwegs f. Der
jetzige Sprachgebrauch unterscheidet sowohl appellativisch wie
auch im Namenbereich: f.: ‹dachähnliche Geländeform, nach
oben vorspringender Winkel›; m. (selten auch n.): ‹horizontal
vor- und einspringender Winkel›. Ein Geschlechtswandel in der
Benennung derselben Örtlichkeit kann nicht eindeutig belegt
werden.


Eggerdingen

ekərdiŋə (3 Hei., K.), zuͦ Eggelldinggenn 1530U69, von der
weid Eggertingenn 1539U71, an dero von afholtern almend
genempt eggerdingen 1569U72, Eckertingen 1577Sch … II
Affolt.


-ingen-Bildung zu einem PN Eckard, Eggard; vgl. 829 Eggihard
und verschiedene spätere Ekkehart in St. Gallen, ä. Ag(g)ihard;
vgl. Fm. I, 20.




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Sp. 65


Eggiwil

ekiwị̄u (Dorf, Gde.), de Eggenwile 1323, von Eggenwyl
1372, Eggenwil, ~e, Eggewil 1389‒1460Ud … Eggewyl 1767A
III Eggiw.


-wilāri-Bildung zum PN Eggo, der z. B. in St. Gallen des 8./
9. Jhds. schon mehrfach belegt ist, s. Fm. I, 16.


Ägi

ds e᪸gi, im e᪸gi (K. im Talgrund); daneben: dər e᪸gišopf (Fels)
IV Kandergr.



Egli I

egli: II: Ochl.; III: Röth.; Schangn. (Hei. an steilen
Halden); eglihe᪸rd II Krauchth.; egli-(egu᪷)hụ̈si III Vech.;
egli᪷smat II Jeg.; eglisbrunnə III Neu.; eglisbü᪷əu, Egglisbühl
1838D III Langn.; im eglišpōr, an egglÿ sporen 1498U46
III Grhöchst.; im eglystal 1538U148 IV Frut.

Egklis acher 1535U101 II Mattst.; eklịshụ̈sərə, Egglishu̍ren
1389‒1460Ud, Zegglyshüsern 1479‒1563Ar … Eckelshu̍sern
1547Rq6 III Lind.; eggelsbiffanng (< eggelis?) 1591U130 III
Rüsch.; ze eckellis brunen 1436U121 III Ferenb. (evtl.
Neu.? s. o.); eklịsrịəd, Eglisried 1479‒1563Ar III Ob-
diessb.; eklịswẹ̄d III Obdiessb.


Die Herkunft dieser Flurnamen ist kaum eindeutig zu klären.
Teilweise dürften sie auf den PN Egli, Kurzform z. Eglof, zurück-
zuführen sein (Id. I, 144), teilweise auch auf den FN Egli (belegt
in Krauchthal, Schangnau, Trub, Urtenen, Vechigen vor 1800).
Unsicher sind vor allem die verhärteten Formen, die auf eine
fortisierte PN-Form *Eggo (Fm. I, 16) zurückgeführt, allenfalls
aber auch als chorographisches Bestimmungselement Egg ange-
sehen werden können, z. B. Egglisweid.


Egli II

eglištei (Errat. Block; Orientierung beim Fischen) I Mör.;
eglištei (Errat. Block) I Twann.


Schwzd. Egli; Barsch, perca fluviatilis L. Id. I, 144 (vgl. auch
Friedli, Twann, S. 62 u. a. o.).


Eglof

henslin mangolt hat iii schuppos heissend eglof schuͦppos
1465U39, Eglofs Schuͦppossen 1522U41 II Melchn.; terram
dictam am Eglolff 1307K5, am Eglolfs 1341, am Egloffs
1341UP V Leiss.


PN Egilolf < *Agil-wolf, in St. Gallen mit Varianten häufig
bezeugt, s. Fm. I, 35.


Egrolen

die matton gelegen ze Thun vor dem toͮr zwischend Peters
guͦt in Egrolen … 1356UT III Thun.


Viell. Schreibform für egerlen? s. d.




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Sp. 66


Ey

ei f. (= ~); Teile des SW-Gebiets von IV: öi; NE-Gebiet
von V: e᪸i; urk. Oeya, Eya.

K., Wa. od. Häusergruppe in Wassernähe.


A) I: 11; II: 10; III: 25; IV: 23; V: 20

I: 1532U13, 1540U14 Arch; ~, Eiia 1343 Bür.; Oeye 1346
Diessb.; Kalln.; ey 1474U30 Lengn.; ager in der Oeia 1312
Leuz. od. Arch; Meinisb.; 1521U31 Orp.; in der oie ca.
1300N (Kop. 1414) Safn.; eyg 1528U2 Schüpf.; Sutz; II:
inn der Eyg 1518U74 Att.; ~, ob der Eie 1323, 1408Rq1
Burgd.; 1500U48 Hasle; Kirchb.; ze Oͤy 1354, ze Eya 1382
Krauchth.; Mötschw.; ~, 1518U74 Obbipp; Eya 1389 …
Sum.; Oͤige 1264Qs, ze Eia, Eya 1335, 1370, Eyg 1387 …
Utztf., WilerbU.; III: Arni; 1479‒1563Ar. Oͤy 1535U101
Belp; uffen Oeya 1325 Bern; ~, in der Oya 1332 Boll. (evtl.
id. Bern); ~, Eya 1360 Buchh.; ~, 1557A Eggiw.; in eÿen
1412U165 Forst; in dem dorf von Oeya bi Kappellon 1321
Frauenk.; zu Eye 1408W, eyg 1484U126 Gugg.; ~, in der
Ouya 1328, Eÿ um 1530U142 Kies.; ~, oͤy 1535U101 Köniz
Gasel; (eixholts), in der Oeya 1343 … Köniz Wabern;
1498U46 Konolf.; ~, Oͤya 1370, 1392Uk2 Langn.; ~,
1542U104 Mirch.; Eya 1430U78, ey 1502U123 Mühleb.;
1479‒1563ArRöth.; Rüd.; ,eÿ 1531U97 Rüml.; Rüsch.;
Sigr.; ~, Ey 1479‒1563Ar, oͤy 1531U136 Trub; ~, 1479‒
1563Ar Walkr.; ~, Oͤye 1400UT Wattw.; ~, zuͦ Eÿ 1531U97
Wohlen; eÿ 1531U97 Zimm.; IV: öi Adelb.; ~, in der Öig
1502U157 Bolt.; in der Oeia um 1320, ze Eyia 1348/58N,
Oͤye 1357 … Därst.; ~, in Oeia 1266, Ogie 1270/71, Oeia
1276, 1295, Oia 1301 … Diemt. Oey; in ejə, in Eygen 1348/
58N, die Oͤyen 1355, an Oͤyg 1357 … Diemt. Zwischenflüh; ~,
oͤy 1534U99 Erlenb.; öi, oͤÿ 1505U172 Frut.; ọ̈i, im Eüge
1687MW Gsteig; öi Kanderst.; ọ̈i, Oeüw 1710MW Lau.; ~,
öy 1488U156, in der Oͤig 1502U157Lenk Oberried; ~, oͤy
1497‒1516U167Lenk Pöschenried; ~, in Eyion 1348/58N
ObwiliS.; in den oͤÿen 1412U165, in der öye um 1430U78
Reich. (2 Bereiche?); ~, ab der öy 1543U154 Reut.; ọ̈i, Oya,
Ogy 1312V, logy (frz.) 1312V, 1324VSaanen; ~, öy
1488U156 St. Steph. Häusern; öy 1488U156 St. Steph. Mat-
ten; ab der öig 1502U157 St. Steph. Grodey; ~ Spiez; ~,
hinter der Oeyen 1771Rq3 Wimm.; ~, in Öya, in der Öy
1427U78, in der Öig 1502U157Zweis. Grubenwald, Betel-
ried, Mannried od. Oberried; V: ~ Beatb.; Bön; e᪸i
Brienzw.; Ey 1493U84 Därl.; in dər e᪸i, in e᪸iən, in der Oͤya
1382 Gadm. (2 Bereiche); in dər ~, in eiənən, Ey 1535U161
Grindelw. (3 Bereiche: Alp Bach, Bussalp, Dorf); ~
Günd.; bÿ der eÿ 1535U161 Habk.; e᪸i Haslib.; in der Eya
1368? Haslib. od. Meir.; Ey 1755U164a Innertk. (od.
Umgebg.); in der Oeiia 1346K5, zwischent dien Oeyen 1351
Interl. (od. Matten); ~ Iseltw.; ~, Ey 1213 (Kop.
16. Jhd.UP), dz guͦt in der Eia 1321 … Ltbr.; Eÿ 1535U161
Lütsch.; ~, vor der Eya 1364 … Matten (s. Interl.) ~, Ey
1789C3 Meir. (s. Haslib.); dər ~, im ~ Obried; in dər eiən,



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Sp. 67


zuo Eÿa 1535U161 Ringg.; ~ SchwandenbBr.; in der Oeya
1309 Wild. (od. Matten).


B) a) I: 23; II: 15; III: 27; IV: 56; V: 62

(~ steht für ei, ey, ≈ für öi, öy).

Auswahl: aa) in Eschenoͤye 1358‒60, Eschen~ 1535U161 V
Unters.; in dər fö᪷ịtərs≈, Vertesea, Fetersoya, Feyterseya,
Veytorsea, Veterseya 1312MW, fineta verteseya 1324Zw … IV
Gsteig; fū᪷rt~, vor der furteya 1391Uk2 V Unters.; gọ̄ld~,
der boͮngart, dem man sprichet daz Goldoͤya 1345, Goldeya
1361 … V Unters.; grod~, villam dictam Grodeya 1356 …
zu grod oͤya 1488U156 IV St. Steph.; in dər juh~, in der Juch~
1535U161 V Matten; i dər xi᪷l~, ein berg … genemt Kyleya
um 1300, 1357 IV Diemt.; i dər pe᪸rn~, von Berneye 1389R2
… II Lütz.; an der Berneia 1320, Berneygt 1353, 1354 V
Unters.; bu᪷əbən~, Buͦben≈ 1530U135 III Sign.; in Salcho-
neya 1305, das alchan~, in der Salchen~ 1535U161 V Un-
ters. Interl.; Sarbacheia 1326 … V Matten; sechiseya,
seyteseya 1312Zw IV Saanen; šwadər~ IV Bolt.; schwader
≈ 1488U156, ab der Schwaderöig 1502U157 IV St. Steph.;
šwadr~ IV ObwiliS.; IV Erlenb.; i dər trib~, in der trib~
1425U78 … I Worben; in dər tši᪷ŋəl~, in der Schingeloͤiia 1349
V Grindelw.; tšiŋəl~, in der Schingeleia 1321, situm … in
Tschingleia 1339K5 … V Unters.; d wi᪷ŋ~, zu Windeya 1368,
Windoͤye 1375 … II Trubsch.; wol~, in Woleia 1278,
Woleya 1328, 1336 … Wolee 1481Rq7, Woleyg 1497Rq7
III Frauenk.; wolf~, in der Wolff≈ 1488U156 IV St. Steph.;
wolf~, wolff≈ 1488‒1514U166, wollff Eyg 1524‒80U168 IV
Zweis.; tsimərts~, Zimmertz~ 1586A … III Eggiw.

ab) frü᪷ətis~, Fruͦttis Öÿ 1530U135, in der fruͦtis ey 1547U137
III Eggiw.; ze Hartiseye in dem Forste 1364 III Bern;
Huitenmansoia 1239 V bei Interl.; ni᪷ki᪷d~, Nicod~ 1267UP.
von Nicod~ 1327 … Nykade 1364 … I Seed.; paləts~,
Ballatz~ 1551U37 I Worben-Stud.; bernharts~ 1409Uk2 I
Aarb.; rams~, Rams~ 1361, von Ramseya 1361 … II Lütz.;
ts ramsi, von Ramseya 1346 II RütibL.; Selgerseia 1307K5,
stozent an Segers-eya 1307, in der Selgers-oeya 1309, 1310
V Wild.; wi᪷ntərs~, (hieher? von Winbrechtz~ 1389‒
1460Ud) von Winterseye 1389R2 II Rüegs.

ac) autən~, Alltnouwe 1139 (Kop. 15. Jhd.), in Altinoͤie
1276, Alten~ 1389‒1460Ud (PN?) III Langn.; in der gros-
senn Eÿ 1531U97 I Bür.; in der Guldin-eiiu 1343, in der
Guldin Eija 1382 … uff der guldinen ~ 1528U2 I Büet.;
wilən~, wildən~, Wilden ~ 1544U117 … III Bow./Schlossw.
Enkl.); in der Wysoͤy 1356 … in der wissenoͤy 1488U82 III
Thun; wị̄ssən~, von Wisenoya 1340Rq2, Wissenoͤye 1347 …
(? PN) IV Bolt.

ni᪷dər~, in der Nidrenoͤye 1356 … III Röth.; ze Nideroͤye
1360/68N IV Diemt.; zur obernn eÿ 1531U97 I Bargen;
obər~, in der Obrenoͤye 1356 … III Röth.; von der Obren
Öig 1502U157 IV Zweis.; in Toͤffenoͤye 1357 … IV bei Wimm.

Hieher? ds sukənī Gde.-Archiv Suggenoey IV ObwiliS.

b) I: 11; II: 29; III: 51; IV: 43; V: 16





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Sp. 68

C) -li: A) im eyglin 1474U30 I Dotz.; öili: IV: Adelb.;
Frut.; Kanderst.; eili, pl. eiləni: IV: Därst.; eili (versch.
Bereiche), das eylli 1524‒80U168 Lenk; ObwiliS.; Reut.;
V: Leiss. B) a) madöili IV Diemt.; baxöili IV Zweis.;
obəreili V Gsteigw.; im cleinen eiglin 1479U11 I Bür.
b) III: 1; IV: 1.

-etli: A) IV: im Oeyetli 1789A Bolt.; öjətli Saanen;
Zweis.; ejətli Reich.; V: Grindelw.; Iseltw. B) b) eiətli-
wald IV Aeschi.

-elti: A) V: e᪸iəlti: Brienzw.; Gadm.; Haslib.; eiəlti:
Günd.; Hofst.; Iseltw.; Ltbr.; Lütsch.; Meir.; Schatt.
(3 Bereiche). B) b) V: 2.

-ti: im eiləti V Därl.

-el: in dien Oͤyelon gelegen 1348N III Mühleb.; e᪸ijəl V
Innertk.; xratse᪸iəl V Gutt.; eiələ II Krauchth.; eyelberg
1532U125 III Laup.

-er: nebent der eyger gassen 1437U56, eyer gassen 1532U62,
by dem eyer gaͤsszlin 1532U62 II Utztf.; eiərsmat III
Rüml.; eierboden 1794C3 (heute Eilisbode) III Seft.; eiər-
waud, im Eyerwald 1791C3 II Sum.; eiərwaŋ V Ltbr. Mürr.


Für unser Gebiet ist der FN Eyer belegt: Johans eyger von
Turndon, Johans eyger von Wattenwil 1389‒1460Ud, s. auch Ei
‹ovum›.

Etymologie s. unter Au(we).
Der Lautwert des g in urk. Formen wie Eyg, Eyglin usw. bleibt
fragwürdig; wohl übernommen aus der intervokalischen Stel-
lung (schon 1264 Oige), wo g als Übergangslaut, bes. nach i,
erscheint, doch teilweise auch hier bloss graphisches Zeichen sein
wird; vgl. Paul-Gierach, Mhd. Gr.12, § 67.


Oey-Diemtigen

eị (Dorf), in Oeia 1266, Ogie 1270/71, Oeia 1276, de Oeya
1295, de Oia 1301, 1302, 1303, 1310, von Oeija 1323, ze Eya
1348/58N, ze Oͤye 1357, uff der Oͤije 1361/69N … ze Oͤy
1449Rq1 … Ey 1335/36A, zu Oy 1543U154, zuͦ Öy 1568UT, Oy
1585C3, zu Ey 1587/89C3, Ey 1786C3, Oey 1838D IV Diemt.


Etymologie s. unter Au(we).


Ei (ovum)

eiərhautə III Mühled.; eiərhubu, eiər-, öiərmat I Rapp.;
hinder wenngeschür im eyer zechennd 1532U4 I Bargen.

Hieher? eiərbē᪸rg (Halde) III Neu.


Örtlichkeiten, wo man früher zur Osterzeit Eierspiele durch-
führte, oder Landstücke, auf denen Eierzinsen lasteten. Einiges
ist aber nicht sicher zu deuten: der Name kann sich sowohl auf Ei
‹ovum› als auch auf Ey/Au (s. d.) beziehen.


Eich

I, II: eix (~): III, IV: ē̤x (≈); V: e᪸ix (); K., Wa., Hei.

A) I: 4; II: 9; III: 10; IV: 1; V: 6

I: die eych 1479U11 Bür.; zuo der Eych 1390 … Lengn.; ze



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Sp. 69


der eich 1370 Safn.; II: by der eich 1531U97 Alchenst.; zer
eich 1437U56 Bätterk.; zuor Eich 1577Sch Heimisw.;
1529U58 Münchr.; 1569U72 Obburg; ~, 1389R2 Rüegs.; ~
Rum.; 1531U70 Trachsw.; ze der Eichen 1331 Ursenb.; zuͦ
Eiche 1532U62; zur eÿch 1574U53 Waltw.; id ẹixə abə, inn
denn Eychenn 1518U74 Wiedl.; III: by Eychen 1520 Belp;
bi dər eix, bÿ der eich 1531U97, zer Eiche 1335 Bern; 1348N
Burgist.; 1364 Gurz.; zem eychen 1436U121 Ferenb.; vor
den Eychen 1530U132 Muri; zen eychen 1430U78Neu.;
zun Eichen 1530U142 Oppl.; 1533U133 Rüegg.; 1336,
1498U46 Seft.;Sign.; 1530U95 Thun; bÿ der eich 1531U97
Zimm.; IV: 1425U78Därst.; V: ẹixə Beatb.; eixən
Brienz; e᪸ix Brienzw.; , 1394Uk2Leiss./Därl.; 1325,
16. Jhd.UP Interl.; bir ẹixən Ringg.


B) a) I: 21; II: 15; III: 22

aa) esch~ 1532U125 III Neu.; Gagler~ 1531U97 III Bern
Matzenr.; gi᪷bụ~ II Betth.; Crütz~ 1521U31 … I Brügg;
lȫreixənīšlag III Wohlen; modən≈, ze Mudeneich 1341 …
III Rüd.; Monten~ 1644A III Laupersw.; ban~ 1532U125
III Neu.; Bättler~Fr I Lengn.; be᪸tlər≈ III Thun; špe᪸xt~ II
Kopp.; sumpf~ 1535U101 II Bärisw.; šaŋən~, Schanden~
1389R2, [Schwanden~ 1529A], [tschangen oͤy 1530U69],
[tschangeych 1531U51], [Tschanggeney 1635C3] II Dür-
renr.; šo᪷rən≈ III Thun; studen~ 1531U97 II Mattst.; die
schuffel~ 1531U97 III Wohlen; tafel~ 1531U97 III Kirchl.;
tann~ 1420C3 II BürzH.; du᪷rn~ II Madw.; Wolf~ 1796 III
Boll.; wolf~ 1533U133 III Toff.; Zol~, Sol~ 1525Rq7 III
Bern.

ab) vogt~ 1532U13 I Leuz.; Geratz~ 1360 III Gelt.; graf-
fen~ 1436U121 III Ferenb.; in Heiligers~ 1470Rq1, by der
helgen~ 1628US II Schwarzh.; holtzers~ 1532U4 I Bühl;
Hutzen~ 1521U31 I Walpw.; clinglers~ 1532U4 I Kapp.;
kremers~ 1474U30 I Orp.; luggen~ 1531U3 … I Seed.
Friesw.; bertschis~ 1531U97 I RütibB.; zbrigerts~ 1525U20 I
Finsterh.; buris~ 1532U4 I Lyss; suters~ 1532U4 I Kalln.

ac) Alt~ 1276 … I Wengi; aut~ II Heimenh.; fi᪷ereixənaxər
III Mühleb.; grossen ~ 1474U30 I Orp.; grossen~ 1531U52 II
Burgd.; an die grossen eichen 1534U100 II Jeg.; grossen ~
1470U44 II Kopp.; grossen ~ 1530U95 III Amsold.; grossen ~
1526C3 III Bern Bümpl.; grossen ~ 1420Rq1 III Konolf.;
guldinen ~ 1525U20 … I Erlach/Lüsch.; hangenden ~
1529U92 III Wohlen; hol≈, holen~ 1532U125 III Mühleb.;
lange ~ 1530U42a II Langt.; bÿ den Lenngen eichenn
1531U97 II Hindelb.; le᪸ŋ≈ III Konolf.; an die Luterenn
eichenn 1531U99 III Bern Matzenr.; de Nidreneich 1312, de
Ober-Eich 1312 III Wahlern s. Eichi; ober ~ 1532U125 III
Neu.; ober~ 1569U72 III Rüd.; Roteichholz 1574Le II
Attisw.; siben~ 1525U20 … I Tschugg; schonenn ~
1530U21 I Lüsch.; schoenen ~ 1354 I Schwad.; bi der
schoenen ~ 1324 II Wynau; šö᪷n≈ III Thier.; dicken ~
1498U46 III Seft.; dreiteilər~ III Frauenk.; dünn~ I Safn.;
dürren~ 1531U34 I Mör.; durren ~ 1535U101 II Mattst.; ze



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Sp. 70


vnnder eichenn 1531U97 III Wohlen; witen ~ 1529U92 … III
Boll.

b) I: 46; II: 94; III: 104; IV: 2; V: 7

Eichacker: I: 11; II: 17; III: 21; IV: 1; V: 1

Eichmatte: I: 17; II: 18; III: 27; IV: 1

Eichholz: I: 10; II: 23; III: 25

Eichwald: I: 1; II: 10; III: 11

Die Vermischung der Etyma ‹Eich› und ‹Ey› < ‹Aue› ist
fürs bern. Mittelland in der Komposition mit ~holz nicht
selten, z. B. II Langt.: 1270 Echeholz


                    1573 Eychelts-, Eyheltz-
                    1701 Eltsmatten
                        ọ̈ütsmatə

Vgl. aber auch das vereinzelte Beispiel: II Dürrenr.:


                    1389 Schandeneych
                    1529 Schwandeneich
                    1530 tschangenn öy
                    1531 tschangeych
                    1631 Tschanggerey
                    1635 Tschanggeney
                    1640 Schanggeneich
                        šaŋəneix

C) -li: I: eixli Rad.; II: Iffw.; Lütz.; Mülchi; Rütsch.;
Willad.; ~, im eychly 1531U59 Zaugg.; III: 1529U93
Konolf.; V: Brienzw.; galgəneixli I Biel; xru᪷məneixli II
Langt.

-əlti: V: eixəlti Matten/Wild.

-i (< -ahi): I: eixi, an das Eichin 1535U101 Diessb.; ~, an
das Eichi 1532U13 Dotz.; ~, die Eichi 1545A Seed.; II: ~
Bleienb.; in den Eiche 1262 … Rupp.; ~, am Eychy
1531U51 Seeb.; in Eiche 1261 … ze eichy 1437U56 Utztf.; ~
Wangenr.; III: das eichi 1531U97 Bern; ~, das Eichi 1366
Brenz.; im Eychin 1385 Hilt.; ob der Eychy 1530U132
Muri; ad Eichi 894, de Eich 1325, ze Eiche 1349, ze eichi
1415C1Rub.; ~, Eychi 1728C3Zäz.; IV: Eychi 1391Uk2
Bolt.; V: ~ Wild.

-eichi: I: aut~, Alteche 1265 … Wengi; III: in der langen
Eichi 1671A Rüsch., wohl Langeney; leŋ~ Zimm.; ni᪷dər~, de
Nidreneich 1312 … Nider Eyche 1554U109 Wahlern; obər~,
de Ober-Eich 1312, Ober-Eichi 1323, … Obereich 1432U78
Wahlern; ni᪷dər~flu᪷ə Gugg.

Eichi-: I: 5; II: 1; III: 3; V: 1

-ere: Eichere (< -aria): an eicherren 1382UT III Herbl.;
eicherren 1437U56 II Utztf.

-er: Eicher-: eixərsbü᪷əu III Müns.

eichbar: eixtərmatə, eichbarmatt 1543U154 IV Reut.

eichin (< -în): ~holtz 1444Uk2 II Langt.; ~holtz 1304 III
Bremg.; ~höltzlin 1528U2 I Meik.; ~stock bletz 1531U59 II
BürzH.; ~stock 1554U109 III Konolf.; ~studen 1464U38a II
Langt.; ~sul 1575Rq1 I Müntsch.


Schwzd. Eich f., mhd. eich f. ‹Eiche› robur, Id. I, 72. Endungslose
Baumnamen wie Eich, Buech, Birch, Asp, Fiecht u. ä. sind als
kollektive Neutra aufzufassen mit der Bedeutung Eichen-,



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Sp. 71


Buchen-, Birken-Bestand (= tw. neutrale -ja-Stämme mit Abfall
des mhd. Endungs-e (Kluge, Nominale Stammbildungslehre
§ 65, Henzen, Dt. Wortbildung § 87), tw. aber ohne j-Nachwir-
kung; vgl. A. Bach, Dt. Nkde. II, 1 § 192, 2 (S. 159 Anm.).


Eichhorn

eihörnersümmərig III Neu.


Schwzd. Ei(ch)horn, mhd. eichorn, Id. I, 73.


Eichle

V: e᪷ixlə; I: eixəl-; III: eixu᪷-.

A) zen eichlen 1437U56 … II Bätterk.; in eixlənnən (Wi.,
Wa.) V Hofst.

B) ~axər: I: Eychellacker 1533U24 Finsterh.; Rad.; ~,
eichelacher 1530U95 RütibB.; II: Kernenr.; III: heist der
eichelacher 1531U97 Englisb.; Frauenk.; eichelacher
1532U125 Mühleb. Mauss; Steff.; ~se᪸gətə II Wallwang.;
eichlenmattan 1531U59 II Graf.; eychelmattan 1531U59 II
Zaugg.; eichlemattan 1542U104 III Muri; de Echeluberg
1256, Eychlemberg 1378 … II Lütz.; eichelberg 1532U125
III Neu.; eychellbrunnen 1530U42 Thunst.; ~riəd III Woh-
len; Eichellried 1531U97 Kirchl.; ~špits III Ndwicht.;
~štokx, Eychell stokk 1531U59 II Limp.; Eichlenweyd 1562,
Eychelweydt 1530U42 II Langt./Thunst.

C) eixlərə, Eichleren 1535U101 II Jeg.; ~axər II Ballm.;
eixlər wassərgrabə II Sum.; eixləršhụ̄s II Sum.


Schwzd. Eichle f., ahd. eihhila (Dim. zu Eiche) ‹Frucht der Eiche›
(Id. I, 73). Die hieher gehörenden Benennungen weisen auf die
einstige Bedeutung der Eichelmast. Einzelne Eichle-Fügungen
sind kaum vom Baumnamen ‹Eiche› zu scheiden.


Eichte

eixtə I Treit.; der eichten acher 1531U97 II Rüdtl.
Alchenfl.; ẹ̄xtəšpits III Röth.


Eichte f. ‹Egge›, aus mhd. egede; Id. I, 83. Vgl. Breichte.


Eigen

II, IV: eigə (~); III, IV: ē̤gə (≈); V: e᪷igən, e᪸igən (); Hei., K.,
Wa.

A) II: dər ~ Bärisw.; ~, ab dem Eygen 1533U77 Erisw.;
ufəm ~, bi dem eigen 1361 Lütz.; under dem Eigen 1423U72a
Ndbipp; ~ Thörig.; im Eigen 1838D Ursenb.; III: ds ≈, das
eigen 1591U130Gugg.; Rüegg.; ≈, im Eigen 1783C3
Wahlern; IV: i᪷m ē̤gi᪷, im Eigen 1357 Därst.; ~, leyguen
1312V, am Eigen 1794C3 Saanen; ~ Spiez; V: im Eiggen, im
Eygen 1524‒80U168 Beatb.; dər eigən, Heinricus a dem
Eigne 1275, am Eigen 1349, uffem eygen 1391Uk2 Grin-
delw.;  Haslib.





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Sp. 72

B) a) ts gross ~, das grosse Eygen 1731MW IV Saanen;
xlị̄n ~ IV Saanen; xli ≈, Kleineigen 1760A III Wahlern;
obər ~ II Thörig.

b) I: 5; II: 9; III: 9; IV: 5; V: 1

C) -li: im eigəlli V Grindelw.

im ẹ̄gət hinnə III Sigr.; bim eigəndə te᪸nnəli V Ltbr. Gimm.
(eigənd = einzig).

Hieher?: eigətsmat, Eigesmatten 1829 I Meinisb.


Eigen n., eigener, erblicher Grundbesitz, im Gegensatz zu
Lehensgut und Allmend; Id. I, 146.


Eiger

A) eigər m. (Bergmassiv). Mons (Berg oder Bergweide?)
qui nominatur Egere 1252, (Das Gut Zen Trogen stösst)
obsich an Eÿger an berg, vnden an die Lütschinen 1535U161,
Eiger 1577Sch V Grindelw.

B) a) Inner Eiger 1766Wä = Mönch; xlị̄n ~ (Nebengipfel) V
Ltbr. Weng.; undər ~ (Weiler im Wärgistal), under Eigere
1302, under Eiger 1349, Undereiger 1535U161 … V Grin-
delw.

b) V: 8


Etymologie nicht geklärt. ‒ J. U. Hubschm. vermutet einen PN
*Agigêr > Aigêr («Bergnamen» … in ‹Die Schweiz›, Offiz. Reise-
zeitschrift 1943, Heft 17, S. 23). Wegen des stammhaften -n des
Adjektivs eigen kaum zu dem auch im Bereich von Grindelwald
belegten Flurnamen Eigen n. ‹freies, eigenes Gut› i. S. von ‹der
zum Eigen gehörige›, der ‹Eiger Berg›, zu stellen. Hingegen bleibt
es wahrscheinlich, dass der Gipfelname verhältnismässig spät
von einem darunter liegenden, Eiger genannten Bergweidegebiet
aus übertragen worden ist; denn auch später schwankt die Be-
nennung bei den Topographen: G. S. Gruner z. B. verzeichnet in
‹Eisgebirge des Schweizerlandes› I, 92/93 (1760) den «Eiger oder
Heiger». Den «ersten Stock» dieses Massivs nennt er «Eigers-
breithorn», westwärts anschliessend den «Innereiger oder Hin-
tereiger», dessen erster Teil «Heigers Schneeberg» geheissen
werde. Weiter «gegen Abend» befinde sich der ebenfalls schnee-
bedeckte «Heigersgeiszberg».

Heute werden diese Bereiche nicht mehr mit denselben Namen
unterschieden. Die Lautung Heiger, die zu populären Deutungen
als der hej (hohe) Geer geführt hat, ist ebenfalls unbekannt.

Eine Namengleichung Eiger kommt auch im Rheinland vor, mit
hist. Belegen 1119, 1157 Egere, Eigere (Kr. Kleve); 1578 uv dem
Eger, Berg, s. Dittmaier, Rhein. Flurnamen, S. 60 mit der Bemer-
kung ‹Ursprung und Bedeutung noch ungeklärt›.


Ein

1) dər fị̄fi᪷ŋəršto᪷kx e᪸is V Gadm.

2) Ane (= an) dem Einholtz 1521U31 I Merzl.

3) Jm einbrunnen, die einbrunnenmatten 1528U2 I Rapp.

4) Einweggasz 1735S III Boll.

5) dər einəwaŋ (Alp, im 14. Jhd. Ansiedlung von Wallisern)
V Brienz.

6) u᪷fəm einətswī᪷s (; K., Haus in Hangmulde auf der
Nordseite eines kl. Hügels), ein matten im Einundzwusz, in
der einenzwusz 1528U2 I Seed.





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Sp. 73


Das Zahlwort ‹ein› liegt vor in 1); für 5) ist mhd. ein Adj. ‹allein,
einsam› Lexer I, 523, zu erwägen; vgl. hiezu 6): ungeklärt, da die
urkundlichen Grundlagen zu wenig zeugniskräftig sind (alle aus
demselben Urbar von 1528). Semantisch und lautlich kaum
wahrscheinlich ist: ein ‒ und ‒ zwu(o) ‹eins und zwei› (weibl.
Form); nicht ganz unmöglich ein ‒ enzwüsz ‹einsam dazwischen
(liegend)›. Auf LK 1:50 000 irrtümlich: Ennetswis; bei 2) Ein-
holz, 1521 auch Eynholz geschrieben, viell. Ey(en) = Auwe, oder
Ei(che)nholz?


Einig

in die einigen zull 1531U144 III Eriz; bim ẹinigəm boum V
Ltbr. Stech.


Mhd. einec, Id. I, 279 einig ‹einzig, einsam›.


Einig

eịni᪷g

A) an die eynung 1529U33 I Jens; im einig, under dem Eÿnig
1531U34 I Orp./Safn.; im einig 1470U44 II Kopp.

B) a) e᪷psə~ I Sutz; latrigə~ I Sutz; mȫ᪷rgən~, eynig von
möringen 1521U31 … I Sutz; bụ̈əū᪷~ I Hermr.; su᪷ts~ I Sutz;
wau᪷bərswị̄u᪷~ I Sutz; gross~ I Ins; xlī~ I Mör.; mi᪷ttlər~,
obər~, uŋər~ I Meinisb.

b) am einung grabenn 1531U97 II Hindelb.; einung hag
1534U100 I Seed.; 1531U97 II Krauchth.; 1534U100 III
Kirchl.; eini᪷gwaud I Eps.; Einig weg um 1530U143 III
Thun.

C) einuŋərkxuartiər II Burgd.; vff dem eninger 1531U59 II
Aefl.


Id. I, 280 Eining < *Einung: Vereinigung freier Gemeindsgenos-
sen zur Wahrung der gemeinsamen Interessen.

Einungswälder heissen im Oberland und Seeland Staatswälder,
die mit Holzrechten der Gemeinden beschwert sind (Durheim I,
423).


Einigen

e᪷inigə; jüngere Gen. ē̤nigə; ältere Gen. uf tse̤nigə; Dorf
zwischen Gwatt und Spiez am Thunersee.

Ceningen 1228; Uolricus plebanus de Ceiningin 1236; Cei-
ningen 1272; … Zainingen 1299; Zeiningen 1316; … ze
Zeiningen 1356; ze Zeiningen 1360; … von Einingen
1440UT; von Zeiningen 1440UT; von Zeiningen 1449UT; zuͦ
Einigen Mitte 15. Jhd.Ch4; … zeinigen, zuͦ Einigen 1488U166;
zu Zeingēn 1500UT; Einigen 1531U144; Zeinigen 1577C3; zu
Zeinnigen 1585C3; von Zeiningen allmendt 1654UT; zu
Zeinigen 1775A IV Spiez.

e᪷inigəalmend, ~wald IV Spiez.


-ingen-Fügung mit einem PN Zeino (Fm. I, 1387). Seit dem
15. Jhd. sind deglutinierte Formen überliefert, indem das anlau-
tende Z- als Präposition ‹ze› abgetrennt wurde: Z(e)-Einigen.
Schon Eulogius Kyburger behauptet um 1450, der Ort habe
früher ‹im Paradies› geheissen, dann aber nach Verfall der ur-



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Sp. 74


sprünglichen Kirche ‹zu Einigen›, d. h. in der ‹Einigi› (Einsam-
keit); vgl. H. G. Keller, Einigen, 1946, S. 24ff. ‒ Weniger über-
zeugt J. U. Hubschmieds Ableitung von ahd. zein ‹Rohr, Busch›
mit dem ursprünglichen Sinne ‹bei den Leuten am Röhricht›, da
-ingen-Bildungen mit Appellativ zwar möglich, aber doch unge-
wöhnlich wären.


Einisberg

dr i᪷nšbərg, Meinhartsperg 1261, Meinharsperg 1264Qs, ze
Menisperg 1386, Eynisberg 1765C3 (Hei.) II Hasle.

i᪷nšpərgsịtə, ~waud II Hasle.


Zum ahd. PN Maginhart/Meinhart; Meinhartsperg durch Deglu-
tination zu *im einhartsberg geworden, danach -ei- zu -ī᪷-
monophthongiert. Hubschmieds Ansatz Einold (Burgdorf 743)
durch die urkundlichen Formen widerlegt.


Einisbüel

eịni᪷sbü᪷əụ, under dem Eynnyschbuͤll, ann dem Einyschbuͤll
1518U74 (K.) II Obbipp/Wiedl.


Einis- < adt. PN Einhart Fm. I, 39; evtl. Meinhart Fm. I, 1076.


Einiswil †

Denne 1 Jucharten Jm einiswil 1530U95 II Thörig.

Einzelbeleg. Nördl. von Thörigen, «änet der allttach», aber
nicht mehr genau lokalisierbar.


Zum PN Einhart, vgl. Einisbüel.


Eis-

ẹisaxər (K.) III Kirchl.



Eisch-

IV: von dem äysch mad 1488U156 Zweis.

V: dər roteiš, im ~ (langgezogener Streifen Land unter
Felsen) Ringg.



Eisi-

im e᪸isibo᪷dən, dər me᪸isibo᪷dən V Gadm.; dər e᪸isibo᪷dən V
Haslib.


Eisi ist die berndeutsche Kurz- u. Koseform für Elisabeth.
Möglicherweise liegt aber Deglutination des anlautenden M- von
Meisiboden vor, zu Meis(s)e f. Meisi BE ‹Meise› (Boden, auf
dem diese Vögel nisten) (Id. IV, 465) oder evtl. zu Meis(s) m.
‹Einschnitt im Holz, Holzspälte› zu mhd. meizen ‹hauen, schnei-
den› (Id. ebd.).

eisišē᪸r () III Clav.


Dt. Namenform für Esserts.


Äl-

o᪷bəre᪸ll (Weiler), am obern Älm 1535U161; o᪷bəre᪸llweidli V
Grindelw. Bussalp; e᪸llflü᪷ö, ~ mata, ~ šliəxtli, ~štāldən V
Grindelw. Bussalp; ē᪸louənə V Bön.; e᪸llọuwinən (Weiler),



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Sp. 75


Ellouwinen 1535U161, ~grabən, ~bax, ~wald V Grindelw.
Wärgistal; e᪸llouwənən V Innertk.


Das Namenglied ē᪸l- ist nicht sicher etym. heimzuweisen: in den
Belegen für V Grindelw. Bussalp scheint mhd. ëlm ‹Ulme› vor-
zuliegen, das aber durch Id. I, 193 für BE als ‹Ilm› bezeugt wird.
Hinter den andern Namen ist eher eine Assimilationsform von
mhd. ëlw-/ëlb- ‹gelb› zu suchen (s. Elbflüö), möglicherweise aber
auch ein Relikt des Tiernamens mhd. ëlch, ëlhe stswm. ‹Elch›, das
sich über elchen- zu el(l)en- entwickelt hat, z. B. im ON Ellwan-
gen, Elchbach zu Ellbach, vgl. Kluge Wb.15 S. 167.


elb

di e᪸lb flǖ᪷ö᪷ V Grindelw.; di e᪸lbi ek IV Bolt.; dr elwərte᪸tš
(Berggipfel) IV Kanderst.


ëlb, ëlw ‹gelb› (Id. I, 211); der Name Elwertätsch ist nicht volks-
tümlich, sondern ein Kartenname (vgl. in der Nähe ‹roter
Tätsch›) mit Benennung vom Lötschental her, dort: dər e᪸lw te᪸tš,
ufəm e᪸lwən te᪸tš.


Älen

ē᪸lə, ~mösər, die Aelenmöser 1785A IV Gsteig.


Aelen = Aigle; Aelenmöser = Col des Mosses.


Elend

das Ellend 1554U109 III Köniz; vff den zopffen so der
ellenden Herberg zuͦ ghoͤrtt 1528U2 I Rapp.; von der ellen-
den herbrig 1389Ud … III Bern; das ellende krütze 1365 III
Bern; bi der elenden Studenacker 1529U58 II Münchb.


elend ‹fremd, arm, verlassen, elend›; ahd. eli-lenti; Id. I, 175.
‹Der Ellenden Herberge› bezeichnet ursprünglich ein Gasthaus
für arme wandernde Leute, oft zugleich Spital und Absonde-
rungshaus; im MA verbreiteter Name (Id. I, 176).

Das ‹elende Kreuz› ist das Kreuz, bei welchem der zum Tode
verurteilte Sünder auf dem Weg zur Richtstätte seine letzte
Andacht verrichtete (Id. I, 176).


Elfenau

elfənou III Bern (Landsitz und Naturschutzgebiet an der
Aare, östl. von Bern).


Der Name wurde dem Gut von der russischen Grossfürstin Anna
Feodorowna 1816 selbst gegeben; vgl. Berner Heimatbuch
Nr. 19, S. 13.


Elfi-

Elfy holtz 1525U20 I Finsterh.; Elphymosz 1518U74 II
Attisw.


Wohl zum Zahlwort elf; Id. I, 283 einlif; im allg. hat das 16. Jhd.
allerdings noch die Lautung ei(n)lif.


Elifant

elifant (Fluh) III Boll.


Bildliche Übertragung des Tiernamens.




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Sp. 76


Eligret

e᪷ligrẹ̄t, ds ~ () am Ellengriet 1406UT, am älegrät
1543U154, Elendgrath, Elendgreth 1769‒70A, das Elengreth,
Elengrat 1784‒85A (Hei., K.) IV Wimm.; ~wẹ̄dli IV Wimm.


Unerklärt. ‒ Nach volksetymologischer Deutung «die elende
Gret», mit ätiologischer Sage.

Möglich wäre die ursprüngliche Namenkomposition eines PNs
auf -i(n)g (vgl. Gwer Ellengs gut 1505 in Adelboden, in: Huber,
Urk. Thun Nr. 761, sonst Aelling genannt, ebd. Nr. 829, heute FN
Aellig) + ried ‹Rodung› (Id. VI, 1731). Dass später als 2. Namen-
bestandteil -grät, -gret abgetrennt werden konnte, liesse sich
dadurch verständlich machen, wenn ‒ wie noch heute im süd-
westl. Berner Oberland (vgl. SDS I, 73, 74) ‒ einst auch in der
Gegend von Wimmis das Umlautprodukt von ahd. diphthongi-
sche Qualität hatte und danach auch das -ie- aus -io- in unserm
unverständlich gewordenen Namen in einen ē-Laut rückverwan-
delt worden wäre.


Elisried

elisriəd (Dörflein), Jolisriet 1270, apud Jonlisriet 1270, de
Jolinsriet 1276, de Jolisriet 1276, de Jolisriet 1280, in Joͤlins-
rieth, 1298, in Joͤlisriet 1311, Joͤlis-Rieth 1323, Uͦllisriet
1356; de Elsriet 1389, ze Uͦllisriet 1390, Ellissried 1513A,
Jolisried 1558Rq1, Hellisried 1570C3, Ellsennried 1577C3,
Elisriedt 1577Sch III Wahlern.

elisriədfe᪸ud III Wahlern.


Der wohl germ. PN im ersten Namenglied ist kaum mehr zu
rekonstruieren. Auch die lautliche Entwicklung bleibt nach den
Belegen undurchsichtig; evtl. ist Umlaut von Jolis- zu Joelis- und
Entrundung zu (J)Elis- anzunehmen.


Elle

ellmād, ~ge᪸ssli, drị̄ssigelləmattə IV Aeschi.

stost zuͦn ellbogen 1531U97, eubogəmat I RütibB.; der
Elbogen 1734A, öubogəfē᪸ud II Melchn.; der elbogennacher
1531U97 III Häutl.; genempt In der elbogen 1430U78, Inder
Elbogen 1436U78 IV Reich.; uf dər ellbogə (Mulde) V
Beatb.; im elbogə (K.) V Bön.; im elbogi V Grindelw.

ufəm elštāb, elštabpfād V Ltbr. Gimm.


Ell, Elle f. ‹Mass›; Id. I, 175; ahd. elina, mhd. elle; bzw. Ellbogen
= Übertragung einer Körperform auf Landschaft.

Hieher? am Ēlman (Ēbnan?) zwischent der Langen gasson
1355 IV Aeschi (s. ellmād IV Aeschi).



Ellen

Elleneck 1479‒1563Ar … II Lütz.; ellinen matt 1425U78 I
Sutz; eləmō᪷s, ellenmos 1469C2 … I Seed.; eụəbē᪸rg (2 Hei.),
in Ellenberc 1246 (? II Lütz.), [in Eichillenberg 1280],
Ellenberg 1389R2, Ellinberg 15. Jhd., eụəbē᪸rgweid II Lütz.
Hieher? dər ọ̈uəbərg II Obburg.


Evtl. zu der Kurzform Ello (Gen. Ellin) des PN Elmar.




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Sp. 77


Ällen

e᪸ləbē᪸rgli IV Saanen; e᪸lləmatə IV Zweis.; e᪸lləmbodən IV
Därl.; e᪸lləšopf V Grindelw.; e᪸lišpiəl V Ltbr. Weng.

Hieher? e᪸ləbexli III Sigr.

e᪸ligsmād, ~matə, ~wẹ̄id IV Frut.


Wohl zum FN Aellen und Aellig.


Ällgäu

A) e᪸llgöi, an ~, (Jüngere Leute:) e᪸lgöili (Alp), in alpe que
vocatur Elchowe 1261, an der alpe, der man sprichet Elg-
goͧwe, an der alp gnemet «Elggoͤ» 1352, kuͤberg Ellgoͧw
1367, ällgöuw, Ellgöüw 1524‒1580U169 V Habk.; e᪸llkeuw
(Alpstafel), Elgöuw 1535U161, ällgöuw 1588U161 V Obried.

B) a) fogts~, Vogtes Elgoͤw 1411Rq8 … V Obried; böss
älggoüw 1524‒80U169 … V Habk.

b) e᪸llkẹu- ~grāt; ~ho᪷rən, ~lē᪸gər, ~likxa V Obried.


Unerklärt. ‒ Zu erwägen wäre urspr. ëlch- göu ‹Gebiet, wo Elche
hausten› mit Ausfall des ch nach Liquida wie in Chile(n) <
Chilche, mele(n) < melche(n) u. ä.


Elliot

elio᪷tswéŋli V Grindelw.


Name nach einem Engländer Elliot.


Elli

ze Ellis hofstat 1348N, Ellis hofstatt 1502U166 IV Erlenb.


Besitzername, sächl. Kurzform zum Stamm alja- Fm. I, 79.


Elm

Denne drÿ kuͤ winterung genant am oberen aͤlm 1535U161 V
Grindelw.

B) b) e᪸umigwaud, Melwegg 1389R2, Elmnegg 1479Ar … II
Huttw.; ellmisz 1531U59 (< *Elm-moos?) I Rapp.

e᪸umli I Rapp.; Elmetschimos 1400UT III Steff.;
e᪸lmərəwē᪷də IV Erlenb.

Hieher? e᪸upitau, Elmental 1353, Elbethall 1534U99, Elbi-
thall 1535U101 III Pohl.


Schwzd. Elm, Ilm, mhd. ëlm(e) Lex. I, 541; Id. I, 193.


Elpschen

e᪷u᪷pšə, im ~, im uŋərə (Weiler), im o᪷bərə ~ (Hei.), in Elpschen
1579A, im Aelbschen 1650/53C3, Elbschen, zum Elbschen
gehörend … 1838D. III Burgist./Rüti b. R.

~gass, ~hu᪸bu᪷ III Burgist.


Möglicherweise zu dem im Berndeutschen belegten Farbwort
älbsch, elbsch, ‹weissgelb› in Anlehnung an älb, älw (Id. I, 186,
212); aber das Berndeutsche hat hier überoffene -e-Qualität.




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Sp. 78


Els I

ẹlsis guət IV Zweis.; Elson hus 1486U166 IV Erlenb.; elsen
hus 1488U156 IV St. Steph.

Hieher? Ölserloch II Obsteckh.


PN Els(i), Kzf. zu Elisabeth Id. I, 202.


Els II

A) öusi, ds le᪸ŋöusi (K.) II Obbipp; eusi III Mühleb.

B) an elsenaker 1437U56 II Utzdf.; eusənaxər, elsenacher
1532U125 III Mühleb.; Elschinon acher 1360N IV Erlenb.;
Elsgraben 1364 II Kopp.; Elschengraben 1515Rq2 V Un-
ters.? eu᪷səho᪷uts, elsennholtz 1533U133 III Rüegg.; ~mat,
elsenmatt 1528U2 I Wengi; Elson made 1357 IV Därst.;
wịdielsimad (Bergheumad) V Obried; eusəmōs, das ellsen-
mos, das clein ellsenmos 1533/42U128, Elsenmoos 1756A III
Gugg.; elsinen ried 1485U15 … I Ins; eusiriəd, Elmisried
1360 III Belpb.; elsəwẹ̄d IV Aeschi, Diemt.


In einzelnen Fällen unter den nur schwer austrennbaren Belegen
mag der PN Elsa f. vorliegen, was etwa der Passus im Urbar von
Büren a. d. A. (1479) nahelegt: «ein schuepossen genempt elsen
von bibren schuepossen, so nu buwt und innhat peter frank zue
bueren» (Büren). Vgl. auch den altdt. männlichen PN Elso (Graff
I, 250). ‒ Die Namenkomposita auf ~holz weisen aber doch eher
auf einen Pflanzennamen. Die germ. Grundform *alisō- ‹alnus
glutinosa›, die im ä. Nd. und Niederländischen als else, els
erhalten ist, kann für unsern südlichen deutschen Bereich nicht
unmittelbar herangezogen werden, weil hier durch frühe Umstel-
lung der Liquidlaute über *elira die ahd. Lautung erila ‹Erle›
entstanden ist (Kluge Wb.15, 177 oder wäre ein nd./ndl.-alem.
Randwort Els- zu erwägen?, vgl. noch Th. Frings, in: Festschrift
W. v. Wartburg, 1958, S. 239; W. Foerste, Der wortgeographi-
sche Aufbau des Westfälischen, in: Der Raum Westfalen IV, 1,
1958, S. 9). ‒ Es wird sich in unsern Belegen um den Els-, Elz-
(beer)-baum handeln, dessen Name in verschiedenen Gegenden
für verschiedene Gewächsarten gebraucht wird: für unsere, auf
das Gebiet des westlichen Berner Mittellands und Oberlands
beschränkten Elsen-Namen kommt nach freundl. Auskunft von
Prof. M. Welten vor allem in Frage Prunus padus, belegt nach Id.
IV, 1462, als ‹Elsenbeere, auch Ahlkirsche oder Traubenkir-
sche›; Vorkommen in Nähe feuchter Stellen, früher verbreiteter;
für Prunus padus spricht viell. auch, dass seine Rinde als Heilmit-
tel verwendet wurde, der nicht überaus häufige Baum dadurch
Beachtung fand, s. auch Oswald Heer, Flora der Schweiz, Zürich
1840. ‒ Es muss sich um ein mit germ. *alisō- urverwandtes
Lehnwort handeln; vgl. frz. alise ‹Elsbeere› (REW Nr. 345 a
*alīsia: «Ursprung und Suffixbildung sind unbekannt … Das
germ. Wort ist aus geograph. Gründen nicht die Grundlage des
galloromanischen …»; nach Kluge Wb.15, 177 zu kelt. Bachna-
men wie Alisontia ‹Alsenz› u. ä.). ‒ Bei früher Übernahme ins
Deutsche ergab sich mit Primärumlaut und unter neuen Akzent-
verhältnissen el(i)se. Vgl. ferner Hubschmied, Frutigen, S. 16,
und Id. I, 203 Äschle ‹Eberesche› in BE Simmental (mit schwer
vereinbarer Vokalqualität).


Elsen

Ein halb mad Ennet der Elsen um 1525U20 I Brütt.; von
dem mosz ried, litt zwüschentt Irom (ihrem) Holtz, vnnd



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Sp. 79


der Ellssenn (…) Sÿ sollendt ouch Hie mitt den waͤg vber die
Ellsenn Inn Erenn Hallttenn 1530U21 I Müntsch.; (…) stost
ein siten an den graben an die Elsen um 1525U20 I Treit.;
Die Elsen; der Elszen Graben 1779/86 (Atlas von Treiten) I
Brütt./I Treit.; Elsen Bach 1817 (Plan Treiten-Elsenholz),
Elsengraben 1877 (Siegfried-Atlas). (Heutiger Name des im
NE verlandenden Baches: šte᪸gəme᪸ttələr.) Ableitungen von
diesem Bachnamen: eusəhouts, Ellsenholtz 1533U24, im
Elsenholz 1751A I Finsterh.; eusəmat I Finsterh.; Elsen-
möösli 1895Z heisst 1779/1786 Brüttelen Möszli (Atlas v.
Treiten) I Treit.


Möglicherweise ein uralter Gewässername zur Grundlage idg.
*el/*ol ‹fliessen, strömen› mit «s-haltigem Suffix», aus *Alsina,
vgl. Else Nbfl. der Werra im Kr. Minden u. weitere: H. Krahe,
Unsere ältesten Flussnamen, Wiesbaden 1964 S. 34ff., bzw. S. 37.
‒ Der Name könnte ein neues Zeugnis sein für die im Altertum
besiedelte Kulturlandschaft vor der Versumpfung der Gegend
des «Grossen Mooses».


Elsige

an elsigə (Alp), an Elsigen 1505U175 … alp elsegken 1538U148
IV Frut.; a wildelsigə (Wei.), daz wild Elsigki(n) 1419Ch6
IV Kanderst.

elsighorə, ~bax (Weiler), Elsigbache 1377, elsegpach
1538U148, Elsibach 1530U95, elsybach 1538U148, ~ple᪸tsa IV
Frut.


Nach Hubschm., Frut. 15, 29, rom. Herkunft, in Anlehnung an
germ. -inga-Prägungen von einem Baumnamen abgeleitet; vgl.
Elsen-. Wahrscheinlicher aber doch eine -ingen/-igen-Bildung zu
einem PN El(i)so m. (Fm. I, 78) oder zu Elsa f. (vgl. auch Iffigen
für eine Alp auf 1600 m Höhe).


Ältschli

e᪸ltšlibodə IV Zweis.


Schwzd. Älschle f. ‹Eberesche› (als Abwandlungsform zu Elsen-
(beere) betrachtet, obschon die Vokalqualität Schwierigkeiten
bereitet), vgl. Id. I, 203.


Emberg

e᪸mbərg, e᪸mbrg, u᪷fəm u᪷ŋərə ~ (Weiler), Ammilberg 1577Sch,
uffem Aemberg 1685UP, auf dem Emberg 1773A, 1784A
III Steff.

u᪷fəm o᪷bərə e᪸mbrg (3 Gebäude, 2 km NE des Weilers
Emberg) III Fahrni.


Nach Hubschm. Thun 188 < ahd. *ëlm-bërg (ahd. ëlm ‹Ulme›),
wahrscheinlicher jedoch mit Dissimilation des Dentals < ahd.
*āmad-bërg ‹zweiter Grasschnitt›.


Ämbi

die ämby acher 1543U154, der Aembyacher 1543UP IV
Reut.





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Sp. 80


Ämli-

Ämligen: e᪸mligə, e᪸mləgə (Weiler), Bur. de Emlingen 1259,
P. de Emelingen 1295, in villis de Ballenbuͤl et Emlingen
1311; 1313, 1384 … III Täg.

Ämlis-: e᪸mmlismat, (hieher?) Lembliz-mat 1329 II Bang.; i᪷
dər e᪸mlismat II Scheun.; Aemlissmatt 1692A (s. Hämlis-)
III Arni; Emlismat 1556C3 … III Lind.; e᪸mli᪷sbo᪷də III Arni.


Wohl zum ahd. PN Amilo (Fm. I, 89 mit Beleg aus St. Gallen,
9. Jhd.), bzw. Amilīn zu stellen.


Emme

A) e᪸mmə, d ~, II/III; e᪸mm, d ~ V Habk./Obried; di xlị̄ni ~ II
Burgd.; aqua que dicitur Emma 1250‒56 (Kopie v. 1420),
bi der Emmun 1316, enunt der Emmen 1323, ad aquam
dictam Emma 1324, an der Emme 1357 …

B) b) II: 14; III: 13

Auswahl: emmen grund 1480U44 II Kopp.; an den emmen-
grunt 1480U44, 1500U48 II Willad.; der emmengrund
1427C1 III Eggiw.; e᪸mməmat (Dörflein), Aemmenmatten
1645A III Laupersw.; e᪸mməmat (2 Hei.) III Schangn.; das
Emmental 1377 … III


Vorrom. Herkunft. Nach J. U. Hubschmied, Burgdorf, S. 712,
A. 1 zu kelt. *ambis ‹Fluss›; von Theodora Geiger, BzN 16, 125 in
Zusammenhang mit Ems- auf eine Grundform *Amia- zurückge-
führt und einer alteuropäischen Basis *Am- zugewiesen. Unge-
klärt bleibt die überoffene Qualität des E- in der Mda.


Emmet/Emd

I

A) e᪸mət (K.) Schüpf.; e᪸mmət, ds ~ (Wei., Wa.) II Ndbipp;
am emmit 1534U100 III Konolf.; emmi᪷t (K.), am Emmit
1535U161 III Sigr.; emmit, dər ~, im ~, (Hei., K.) IV Diemt.

B) ~axər III Mühleb.; Aemmetgasse 1666Le II Wolfisb.; ~
grabə, ~šöpf, ~ wẹ̄dli IV Diemt.

Hieher?: an dem Berge daz Emmêtte 1340 III Boll.;
Emitschhalden 1542U104 III Boll.


II

B) Emdacker 14. Jhd.UP III Kies.; e᪸mdaxər, ämbdacher
1531U136 … III Langn.; ämbdmatten 1528U2 I Büet.;
Emdmatt 1574Le II Rum.; Embd Matten 1530U42 II
Thunst.; die embdmatten 1531U97 III Kirchl.; Embtmat-
ten 1381 III Landisw.; Embdmatte 1530U142 III Obdiessb.;
Embdmatten 1529U92 III Stettl.; e᪸mdbȫš II Zuzw.;
ẹ̄mdrits, dər ~ IV Saanen.

C) -eren: Ein pletzlj heist die embderin, … stost vf die
aͤmbderin 1533/42U128, die embderen 1544U128, 1550U128,
1591U130 III Gugg.; Embderen 1535U161 V Ringg.

-erli: Ein pletzlj heist das embderlj 1533/42U128, 1544U128
III Gugg.; im e᪸mdərli (K.) V Ringg.


Sowohl Form I wie II sind zu ahd. âmad ‹zweiter Grasschnitt› zu
stellen (Id. I, 213). Emmet scheint die ältere, zweisilbige Form zu

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Sp. 81


repräsentieren, während Emd die einsilbige Appellativ-Lautung
aufweist.

Hieher?: am empfel(l) 1532U4 I Kalln.



Emdthal

innərš, ussərš mẹ̄ntəl (Weiler), alti mẹ̄ntəlštrāss, (Strasse
Frutigen‒Spiez) mẹ̄ntəlštrē᪸ssli (Strasse Aeschi‒Emdthal),
im Emital 1352, 1360, min guͦt ‹im Mental› 1505UT, im
mental 1524U169, im mental 1538U148 … im Menthal 1611UP
… im Menthal 1788C3, Emdthal (Menthal) 1838D IV
Aeschi.


Mentel dürfte nach Ausweis der urk. Belege Agglutinationsform
aus im Ental sein; für En-(tal) wäre mhd. âmad, ‹zweiter Gras-
wuchs, Spätheu› zu erwägen, das in FLN als Emmet (vgl. 1352
Emital < *Emit-tal ?), appellativisch zu Emd kontrahiert er-
scheint und durch Assimilation (*Emd-tal > En-tal) oder Dissi-
milation (*im Memd-tal > im Men-tal) En-tal ergeben konnte.
Die verdeutlichende Schreiberform Emd-thal (seit dem 19. Jhd.)
ist möglicherweise als Gegensatz zum gegenüberliegenden Heu-
strich (< ahd. *heisterahi) neu gebildet worden; vgl. Hubschm.,
Frut., 34; s. auch Endorf.


End(e), Änd

e᪸ntərwe᪸ut (‹Ende der Welt›) I Biel Maggl.; ein nüw Ried am
änd 1530U21 I Gamp.; das išt am end (Hei., K.) V Haslib.

e᪸ndštrāssə I Kalln.; entwe᪸gli (K., am Strassenende), uff
dem Endtwäg 1502U157 IV Bolt.; endwē᪸g V Bön.; am
endwē᪸g
(7 Hei.), Grindelw.


Ahd. anti, enti n. ‹Ende›; Id. I, 314.


ener/ender

An enra Grindel 1342, an Endra grindel 1358, an der alpe an
ender grindel 1391Uk2 V Schatt.; des guͦtes ze Enrahu̍sern
1314, ze Endrahu̍sern 1354 IV Aeschi; ein gadenstat im
Enderysch, das ännder ysch 1524‒80U169 V Iseltw.; i᪷ dər
e᪸nərmat
III Rüegg.; versus le endremat 1312Zw, versus
endremat 1324Zw IV Saanen; das enner mad 1531U59 II
Iffw.; in der Enneren matten 1542U104 III Boll.; im
e᪸ndərmōs
II Iffw.; im e᪸ndərmōs V Interl./Matten;
e᪸ndərbe᪸rg V Matten; In der Enneren boneren um 1530U142
III Oppl.; e᪸ndərbort V Beatb.; im enderenboden 1505U172
IV Adelb.; daz guͦt zem endren Sneit 1390 (heute Gross-
gschneit) III Köniz; im e᪸ndərdōrf V Brienz; im e᪸ndərdōrf
(östlichster Dorfteil) V Brienzw.; der enner ursprung
1532U125 III Neu.; zem Enrun Wabern 1333, ze dem endern
Wabern 1375 III Köniz; ds endərwassər IV Kanderst.; im
endrost mosz 1524‒80U168 IV Bolt.

Hieher?: Aener od. AmerMW IV Lau.


Schwzd. ener allg., ender BO ‹jenseitig›, s. Id, I, 265.




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Sp. 82


Nie-eender

dər niəē᪷ndər, i᪷m ~, (Weg-Abkürzung; Sinn: nirgends eher)
V Isenfl.


Schwzd. eender ‹früher, schneller›, Steig.-Form zu ee; Id. I, 10.


Endorf

endōrf, ēndōrf, ts ~ (seltener in ~), jn endorff 1491U82, Jn
Emdorff 1507U86, in endorf, enndorf 1524‒80U169, Emdorf,
Endorf 1528UP, von Enndorf 1530U95, Embdorff, Emdorff
1531U144, im Embdorf 1617A, 1622U162a, 1763A, im Emdorf
1786C3, 1790A, Emdorf, Endorf 1838D III Sigr.

~almi᪷, ~holə III Sigr.

Hieher?: uff enried 1543U154 IV ObwiliS.


Undurchsichtig; nach Hubschmied, Thun 188, aus *Elm-dorf
‹Dorf bei der Ulme› wie Emberg aus *Elm-berg (?); ahd. ëlmo
‹Ulme› hat jedoch überoffene e-Qualität. Zu erwägen wäre evtl.
Emd < mhd. âmad ‹zweiter Graswuchs, Spätheu› (Id. I, 213), das
nach SDS I, 76 (mit Umlaut von mhd. â vor Nasal) in Sigr. als
êmd erscheint: *Emd-dorf gestützt durch urkundliche Belege) >
Endorf (mit Assimilation); für die Bedeutung vgl. den Parallelbe-
leg Heudorf (K.) I Bür.


Ene(n)t

enet dem grabenn 1530U95 III Sigr.; e᪷nətgrabə IV Diemt.;
im aͤniggrund 1497U167, im Eniggrund 1537U168, enətkxi᪷rəl,
enent Kilr 1357, Enethkirel 1568UT, Enetkirle 16. Jhd.UP IV
Diemt.; e᪸nəpax, Ennenbachs 1376, enent bach 15. Jhd.U78,
ennetbach 1531U60, Enentbachs 1577Sch, Aennetbach
1629C3 …; e᪸nəpi᪷glə, ~ waụd III Walkr.; e᪸nətȫ᪷rigə II Thör.;
Aenet-Trub 1838D III Trub; 1 hofstat enned dem Wasser
1432U78 I Rad.

Hieher?: am empfel(l) 1532U4 (? < enent-feld) I Kalln.


Schwzd. ënet; mhd. ënent ‹jenseits›; Id. I, 267.


eng

der engacher (zu Engi?) 1532U125 III Ferenb.; zer Enggen
gassenn 1525U20, 1530U21 I Ins; e᪸ŋgrebli III Bow.; Lind.;
Schlossw.
Enkl.; e᪸ŋmösli III Ndhün.


Adj. ahd. engi, ä. angi ‹eng›; Id. I, 330; verhärtete Lautungen
engg- sind im Schwzd. häufig, vgl. auch lengg- ‹lang›; dazu
P. Zinsli, Lautlich abgewandelte Flurnamenpaare in der west-
lichen deutschen Schweiz, in: Z. f. Mdafschg. 27 (1960) S. 143‒
159.


Engel

eŋəl, e᪸ŋŋu: (Haus-, Alp- oder Bergname; K. mit Name des
Besitzers im 1. Glied).

A) I: Min säszhusz … genempt zum engell 1507U5 Biel; II:
zwo Matten, werden die Engel und die Stocki genant
1530U42 Kldietw.; III: tavernenwihrtschafft zum Engel,
sunst der Freye Hooff genant 1598UT Thun; IV: dər eŋəl



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Sp. 83


(Alp), unsern teil der alpa, du̍ heizet Mengel 1312, mediam
partem alpis dicte Mengel 1322, an den Engell 1540U168
Reich. (zum Teil Aeschi).

B) b) I: 2; II: 7; III: 6; IV: 9; V: 10

Auswahl: ds eŋəlgiəss (Hei., westl. unterh. Alp Engel) IV
Reich.; eŋəlho᪷rə IV Reich.; d eŋəlshọ̄rən, d e᪷ŋəlhōrən V
Innertk./Schatt.; stost an engelenmatt 1532U4 I Aarb.;
ufəm e᪸ŋubē᪸rg (Talenge) II Sum.; ~ III Eriz; d eŋəlsbrāuw V
Brienz; eŋəlbürg, uff Engelburg 1688/89A … IV Reich.;
e᪷ŋəlburg V Schatt.; e᪸ŋlismād, auch: e᪸ŋəlismād III
Ndwicht.; Englischmatten 1580/81C3 III ? Buchh.;
e᪸ŋli᪷smō᪷s, e᪷ŋli᪷tsmō᪷s III Burgist./Wattw.; e᪸ŋlišbē᪸rg II
Berk.; eŋlišbē᪸rg s. Englisberg.

eŋəlsmashụ̈̄s (Scheunen, Vorsassen) V Meir.; eŋlitsmōs,
pratum quod vocatur Engelhartmuͦz 1260 III Mühleth.;
das engelpott moͤszli 1535U101 III Rub.; Engell brechtz
hallden 1533U77 II Huttw.; ze Engelspuͤl nach 1226US,
apud Egelboltesboͤhel 1254, in Egelbolzboͮel 1255, in Engel-
bolzbuͤl um 1300N, Engelholzboͤhel 1309 (Urk. St.Archiv
Luzern), Engelspuͤl 1464U38a, Englispül 1636A II (Wüstung
bei Habkerig) Obsteckh.

C) -li: an aͤngelisz bach 1531U96 III Gelt.

-er: zwo juchart der engeller genant 1532U125 III Mühleb.;
bim engeler, der engeler brunnen 1530U142 III Müns.; dər
eŋlər
(Bach) V Meir.; dər e᪸ŋkələr, der engkeler 1528U2 I
Büet.; am enggler, am wyten weg usshin der enggler 1528U2
I Seed.; an aͤnggeler … stost vor zuͦ an die aͤngeller gassenn
1531U96 III Gelt.

-ere(n): eŋlərəme᪸dər IV St. Steph.

das Engellon 1535U161 V Interl.


Engel (griech.-lat. Lehnw.); Id. I, 332. Der Himmelbote ist als
Emblem und Bezeichnung von Häusern und Gaststätten einzel-
landschaftlich beliebt. Doch kann auch bereits ein von diesem
Lehnwort, meist aber von einem germ. PN Angil, Engil bzw. einer
damit zusges. Form hergeleiteter Vor- oder Familienname (Fm.
I, 107ff.) vorliegen, was bes. für die Prägungen mit dem ersten
genetivischen Glied Engels-, Englis- gelten dürfte; vgl. E(n)gel-
boltes-boͮl/Engelspuͤl.

J. U. Hubschm., Frut. 34, möchte im Namen Engel für Alp und
Berggipfel bei Reichb. mit den anscheinend zugehörigen Engel-
giess, Engelbürg
die verchristlichte Fortführung eines heidni-
schen Dämonennamens der Mātrona ‹Mutter› erkennen und
dieselbe Vorstellungskontinuität auch in weitern alpinen Benen-
nungen (Engelberg, Engelhörner, Engelstock, Drei Schwestern)
erkennen. ‒ Es ist aber darauf hinzuweisen, dass die meisten
Gipfelnamen verhältnismässig jung sind. Für zackige Erhebung
wie für eigenartig geformte Grundstücke ist allenfalls auch An-
knüpfung an Angel f. m. ‹Haken› möglich; Id. I, 328; Kluge15,
23.

Nur scheinbar hieher: i dər siməne᪸ŋlə (= Simonaine) I Lig.


Engelberg

e᪸ŋəlbē᪸rg, ~höltsli, vineae dominorum de Englaberg 1311
(Besitz des Klosters Engelberg, Kt. Obwalden), prope illas
(vineas) de Engelnberg 1344, Uelli von Engleberg 1351,



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Sp. 84


Heinzi v. Engleberg (in Twann wohnhaft) 1357; 1 mann-
werck reben zu engelberg zu wingreis 1481Wg zuͦ Engelberg
um 1532U13 … I Twann.


Das grosse, bei Wingreis gelegene Rebgut, jetzt Strandhotel, wie
auch der Rebberg bei Alfermée mit Rest. Engelberg gehörte dem
1120 gegründeten Kloster Engelberg in Obwalden; vgl. H. Wei-
gold, Untersuchungen zur Sprachgrenze am Nordufer des Bieler-
sees 1948, S. 13, mit dem ältesten Urkundebeleg von 1235 für
Zugehörigkeit der Rebbesitzung am Bielersee zum Konvent «de
Monteangelorum»; s. FRB II, Nr. 141.


Änger/Inger

eŋər, eŋer, iŋər (K.).

A) II: uff dem änger 1531U59 Aefl.; jm enger vff der
öschen, uͤllÿ wÿmans enger zwu̍schen der ösch vn den
zelgen, neben uͤllÿ wÿmans mat, die do heisset der enger
1470U44 Kopp.; die Matten gen. der Enger 1358 Langt.;
Jm ennger 1534U100 Münchr. (s. u.).

B) der enngeracher 1531U97 I Rapp.; Ennger acher 1530U42
II Lotzw.; i᪷ŋərmat I Schüpf.; e᪸ŋərmattə II Kldietw.; II
Lotzw.

C) -li: e᪸ŋərli (Haus) Engerhäuslein 1845D, im e᪸ŋərliwe᪸udli
II Huttw.; dər (i᪷m) e᪸ŋərli᪷, das aͤnngerli 1531U97 II Kirchb.
-ere(n): I: i᪷ dər e᪷ŋərə, zer eingerren 1432U78 Graffolt.;
e᪸ŋərə Rapp.; i᪷ŋərə, die ingeren 1528U2 Schüpf.; dər eŋərə-
grabə
IV Adelb.

-ech/-ich: II: e᪸ŋərəx Aefl.; i᪷m e᪸ŋəri᪷x, der Engerich 1531U59
e᪸ŋəri᪷xaxər, der ängerichacher, die ~ matt 1668U100
Münchr.; j mad heisset die engrichen, stosset an die engri-
chen 1470U44 Rumend.


Enger, Änger ~ich/Inger m. ist die schwzd. Lautform für ‹Enger-
ling, Larve des Maikäfers› (ahd. angar(i), engirinc ‹Kornwurm›,
s. Id. I, 335). Es bleibt aber fraglich, ob alle aufgeführten Flurna-
men zu diesem Wort gehören. Möglich scheint auch der Bezug
auf schwzd. Anger, Enger ‹Fron(fuhre)› von lat. angaria; vgl. Dt.
Rechtswb. I Sp. 644, wo auch der zu unserm Engerich passende
Beleg Angerach n. ‹unbebautes, schlecht bewachsenes Feld, das
zu Zeiten als Weide benützt wird› nach Schmeller I, 106 zitiert
wird (evtl. zu Anger ‹eingefriedeter Grasplatz› s. d.). Zum Rechts-
begriff vgl. auch Lexer I, 71; Buck 19312 S. 8. Die Gülten aus
agrarpflichtigen Gütern hiessen Engerihaber, Engelhaber, sogar
Engethaber.


Engi

e᪸ŋi: I, II, N, E in III; eŋi: S, SW in III (Gugg.; Pohl.;
Sigr.; Wattw.; Zimm.), IV, V.; f., vz. n.

A) I: 1; II: 5; III: 11; IV: 9; V: 11

I: Bür.; II: Iffw.; Lyssach; Ndbipp; 1535U101 Urt.; de
Engi 1274 wo?; III: Belp; ~, gegen Engi 1336, evtl. 1436 …
die beyd cappellen zuͦ sant Gilligan zuͦ Enge 1513Rq1 Bern;
von der brugg ze Engi 1375R3, an der matten in der Enge
1534U99 (s. Kompos.) Bern; Eggiw.; von Engui, Engi 1356
Gugg.; 1428UT Heimb.; Langn.; Pohl.; zer Engi



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Sp. 85


1395UT Thun; Vech.; Wattw.; IV: Adelb.; ~, zer Engi
1389 Bolt.; Erlenb.; 1451UT Frut.; Gsteig; Lau.; Lenk;
Obwil
iS.; Saanen; V: ~, Plur. in eŋənən, in der Engi 1374
Brienz; Gadm.; Grindelw.; Günd.; 1554U173 Gutt.;
Haslib.; Innertk.; Isenfl.; Ltbr.
Gimm.; ~, uff Enngi,
Ennggi 1524‒80U169 Ltbr. Mürr.; Ltbr. Weng.

B) a) I: 0; II: 1; III: 4; IV: 1; V: 1

Auswahl: aa) mattən~ (urk. nur Simplex; s. d.) III Bern;
štaldən~ III Sigr.; ac) obəri ~ III Burgist.; V Ltbr. Mürr.
(s. Simpl.); undəri ~ V Ltbr. Mürr.; i᪷nnəri/üssəri ~ III Bern.

b) I: 0; II: 3; III: 16; IV: 6; V: 7

Belege f. Orte, die in A) und B) a) nicht enthalten sind: am
enngi gässli 1533U133 III Rüegg.; eŋilox 1466UT III Zimm.;
das Engimad 1535U161 V Matten; eŋibax IV Obstock.;
~brük IV Kandergr.; ~rẹ̄n III Steff.; ~štein V Schatt.;
~waud II Wynigen; ~wāld V Meir.; ~wē᪸ldli᪷ V Lütsch.; am
engi weg 1437U56 II Utztf.; ~wē̤d IV Kandergr.

Hieher? e᪸ŋiswē᪸g (PN Engi?) II Ndösch.

C) -li: im eŋəli IV ObwiliS.; im e᪷ŋəlli (id. für eŋi) V Brienz.


Ahd. engī f., Adj.-abstr. zum Adj. engi. In ONN handelt es sich
meist um enge Durchgänge, auch um irgendwie eingeschlossenes
Gelände.


Änggist

dər e᪸ŋkịšt (Hei., K.), Enggist, Haus, Biglen-Dorfbez. 1838D
III Bigl.; e᪸ŋkišt III Kriechw.; im e᪸ŋkịšt (Wald) III Worb;
Enggisthubel, Haus 1838D III Bigl.


Enggist scheint urspr. mit der Grundlage des Namens Enggistein
identisch zu sein (s. d.). Wenn diese wirklich schon ein PN
gewesen ist, dann lebt er in den verschiedenen Änggist-Örtlich-
keiten wie im spätern Berner Familiennamen Enggist nach. Das
bleibt wahrscheinlicher als die Weiterführung einer urspr. und
undurchsichtigen Ortsbestimmung im Familiennamen (nach
dem Typus Jaberg, Wandfluh u. ä.). In jedem Fall dürften aber
die erst spätbelegten Hof- und Flurnamen Änggist auf einen
Besitzer namens Enggist zurückgehen.


Enggistein

e᪸ŋkištei, ~mōs (Dorf u. ehem. Bad), uf dem guͦt ze Entco-
sten, dz vorgenante guͦt von Entcosten 1325, ze Entkost,
Jenni von Entkost 1351, ze dem nechern Eintchust 1353, ze
Entkosten 1356, ze Enkosten bi Biglon (mehrere Zinsträ-
ger) 1380, ze enkesten be biglen 1380U55, Peter von Eingo-
sten 1380, im wyer ze Enggenstein 1473Rq6, item herr
Wilhelmen von Diespach, ritter, ist sin wiger zuͦ Enkenstein,
darzuͦ das badhus 1480Ch3 … das holtz am Aengkistein
1534Rq6, im oberen und underen Engestein 1547U137 … III
Worb.


Die heutige Form Enggi-stein scheint einer spätern Schreiberwill-
kür entsprungen zu sein: flexionslose Lautungen und der flek-
tierte Ausgang auf -en in der ältesten Überlieferung lassen eine
Grundlage Enggost, geschr. Entkost u. ä., vermuten, das in sw.
Genetivbeugung elliptisch als Enggosten, Enkesten(guot) festge-



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Sp. 86


halten wäre. Dies Enggost könnte ein nicht mehr nachweisbarer
PN sein, der freilich auch schon in den ersten urkundlichen
Belegen nicht mehr verstanden worden zu sein scheint, aber heute
noch im FN Enggist weiterlebt; viell. aus Ang-, ahd. ango ‹Sta-
chel›, und Cust-, ahd. kust(i) ‹Auswahl, Wertschätzung› zusam-
mengesetzt; Fm. I, 107; 385; H. Kaufmann, Ergbd. S. 88 [?]. Als
PN erscheint das Sprachgebilde jedenfalls schon in einem Beleg
von 1344, der einen Rudolf ‹Entgostz sêligen tochterman› nennt;
FRB VII S. 11.

Die scheinbare Ortsnamenkomposition auf -stein, die in unserer
Dokumentation erstmals 1473 auftritt, sich dann aber durch-
setzt, dürfte durch die lokale mundartliche Monophthongierung
(stein = steen), durch Anlehnung an andere -stein-Namen wie
Blumenstein u. ä. und deren latinisierte Wiedergaben, z. B. ‹de
lapide Thegersten› für Tegerstein, um 1238; FRB II Nr. 170, aus
der sw. Flexionsendung -sten umgedeutet sein.


Enggiwil

ts eŋkiwīụ Weiler). Zuͦ zenkenwil 1432U78, zengenwil
1484U126, Zengenwyl 1502A, zuo enggenwil 1533U129
Zänckenwyl 1570A … III Wahlern.


Möglicherweise liegt der -wil-Fügung der PN Zenco zugrunde;
Zanco ist im 8. Jhd. in St. Gallen urk. belegt; Fm. I, 1672. Das Z-
wurde später als Präposition ‹ze› aufgefasst und deglutiniert.
Immerhin liesse sich auch eine frühe Agglutination des z(e) zu
einem PN Enggo (Kzf. von Angil oder ähnlich) denken.


Änggrääte

d e᪸ŋkrē᪸tə (K.), Engreten 1407 (Schweingruber 1971),
Engräten 1488 (ebs.), item ein grossz mad lit in den entgre-
ten … in den entgretten 1500U48, ein schuͦpp. jn engreten um
1500U47, an die Endgerten oder Entgretten, an den Endtger-
ten acher 1529U92 II Krauchth.


Buck 19312, S. 9 bringt aus Württemberg-Schwaben den Beleg:
1702 Angreten; ohne Deutung.


Engländer

eŋle᪷ndərgre᪸bli (Engländer stürzte dort ab) V Ltbr.;
é᪷ŋle᪸ndərhu᪷bəl (Areal Inselspital) III Bern.


Volkliche Ableitung zu England.


Englisberg

éŋli᪷šbē᪸rg (Dorf, Gde.), Uol. de Endlisperch 1240, Henricus
de Endlisperc 1255, 1257, de Entlisperc 1259, … (rund 20
entsprech. Belege im 13. Jhd.; u. a.:) dac guͦt von dem
Mettental, mit namen von der swarzen fluͦ, du̍ da lit nit der
bu̍rge von Endilisperg 1293 … von Endilisperg 1354 …
Englisperg 1479Ar … Englisperg 1542U104 … III Englisb.

(Die folgenden Belege gehören eher ins Gebiet von Agy,
Gde. Granges-Paccot, FR: e᪷ŋlišbərg, Conradus d'Endlis-
perc um 1166, Conraz d'Englisperc zw. 1179 u. 1182N,
Domino Conrado de Henguiliperch 1228N, Conradus de
Egilisperch (Schultheiss v. Freiburg i. Ue.) 1229N, de Hēm-



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Sp. 87


lisperc 1231N, dominum Villelmum de Andlisperc (burgen-
sis) de Melduno (Moudon) 1255 …


Berg(weide) eines Endilo, Dim. zum germ. PN Ando; Fm. I 102.
Übergang -nd- > -ng- zuerst in frz. Urk.; evtl. könnte auch
unterbernischer Mundarteinfluss mitspielen.

Das vermutlich nach dem Dorf am Längenberg benannte, früh
erloschene Geschlecht der Edlen von Englisberg hatte auch einen
Freiburger Zweig mit einer Burg nordöstl. von Granges-Paccot,
deren Standort und Name noch bekannt sind.


Engstlenalp

uf e᪷ŋštlən, an ~, ~sē (Alp), in alpe Entscholon 1319K5, an
Enzelon 1322N (Kopie v. 1562), an der alpe zuͦ Entschlon
1322N, 1323N, an der alpa zu Entzlon 1323N, die alpe zu
Entschglon 1327N, 1329N, Entschglen 1330, an der alpe
Entschlon 1363, Engstlen 1427U173 (Kopie 1744) … V In-
nertk.


Vordeutsch; offenbar gleichen Ursprungs wie Entschligen, Ge-
wässer und gleichbenannte Alp über Adelboden, s. d. und vgl.
J. U. Hubschm., Frut. S. 2/3.


Änte

e᪸ntə-: ~grabə III Vech.; ~gü᪷ụə, Entengülle 1886 III Belp;
dər ~i᪷nsu, I Kapp.; ~mō᪷s, von des wigers wegen im entten-
mos 1464U38a, Entlenmoos, enten mosz 1530U42a II
Langt.; zuo dem entenboum 1437U56 II Bätterk.; ds ~rīəd
in Entenried 1778A III Uet.; ~sitə III Langn.; entəštein
(Fels im See) V Ndried; ~weiər II Zieleb.; III Mühleb.;
entəwị̄xəl (Seebucht) V Brienz.

Hieher?: die matten, genemt ze Entmatt 1355 III bei
Herbl.; von den güttern entbregelloch 1492K3 III Worb; d
hụsenta
(Scheune u. K. im Wald) V Leiss.

-li: ds e᪸ntli (K. «jenseits des Baches») II Betth.; ds mōse᪸ntli
(K.) I Erlach; von Entlenkrummen 1448U78 III Mühleb.;
im e᪸ntli᪷dō᪷rn (Wald) I Leuz.


Ahd. anut, mhd. ante, ent f. ‹Ente›; vgl. aber zu Äntli auch den
Art. Anton (PN).


Entlibuech

im entlibü᪷əx (nördl. Teil der Mägisalp) V Haslib.


Zum LU Regionalnamen Entlebuch.


Entscherz

ts e᪷ntšərts (auch e᪸ntšərts), ~bodə, ~wē᪸g, ~wē᪸gbụ̈̄nə (Hei.;
ehemals Weiler im Besitz des Inselspitals Bern; desh. viele
urk. Belege), zu Entscherz 1381 (Kopie v. 1817), der hoff
von entschers 1485U15, zuͦ Entscherts 1519U18 I Tschugg.


Obgleich nach der Suffixgestalt romanischer Überlieferung, ist
Zusammenhang mit einem lat. Appellativ unklar. Vorroma-
nisch? (vgl. ON Tüscherz, von Weigold, Sprachgrenze, 138, als
«zweifellos vorromanisch» bezeichnet). Evtl. PN (Antius?). K.




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Sp. 88


Entschligen

entšliga, d ~ (Talfluss Adelboden‒Frutigen), an entšligə (gr.
Alp südl. Adelboden), vir dominus Warinus de Kyna miles
dedit et concessit (dem Bischof von Sitten) duas alpes, que
erant allodium suum … scilicet Gurnigulum (heute Winter-
egg, IV Kanderst.) et Hensscigulam 1232, an Entschligen
1340, alpem que vocatur Enchiglum ultra aquam dictam
Enchigle 1373N (nach späterer Kopie), alpem que vocatur
Enchiglin (Enchiglun 1399) ultra aquam dictam Enchigle
1377, 1399MR … an die entschlingen 1505U172 … Engstlin-
gen 1577Sch, Engstlen 1747/65L; Engstlenbach Gruner
1760; (Ortsverzeichnis: Engstligenalp) IV Adelb.

dər o᪷bər/u᪷ndər entšligəfāl, d entšligəfē᪸l (Wasserfälle, ca.
60 m), dər entšlikrāt, Endschligengradt genant Fizer 1784A,
Entschlingrund 1352 [im Eintschlingrund 1352Rq4], den
Aengstligenberg 1620Rm (Alp), der Entschligstrom 1791A, ds
entšli᪷gətāl, d entšligtsuba
(veraltet für die Wasserfälle) IV
Adelb.


Die in der Überlieferung vielfach zerschlissene Namenlautung
dürfte vorromanisch sein. Eine Etymologie aus dem Gallischen
versucht J. U. Hubschm., Frut. S. 2/3: gall. *Ande-kingilā, ‹die
schnell Gehende, weit Ausschreitende›, angeblich der Name
einer Wassergöttin.


Änz-/Enz-

A) III: uff den Entzen 1371, uff die hoͤche des Entzen
1470Rq1, das Aentzy 1573A, auf dem Entzi 1759A Trub
(Kantonsgrenze Bern/Luzern); V: an e᪷ntsən (Alp) In-
nertk.

B) a) ds höxe᪸ntsi, auf dem höhen Entzi 1724/25C3 (iden-
tisch mit Enzen s. o.), ds ni᪷dəre᪷ntsi, vom nidren Entzen
1572Rq1 (s. Enzenfluh) III Trub.

b) an Entzen acher 1529U92, 1531U3, an Nickli Entzen
gartacher 1529U92 I Rad.; von der Entzlenfluͦ 1409 od.
1425Rq1 (Vidimus 1481), Entzfluͦ, an Entzenfluͦ 1416Rq1,
1420Rq1, 1470Rq1, vom nidren Entzen, als der Entzenfluͦ
1572Rq1, im e᪸ntsigru᪷ŋ, inn aͤntze grundt 1531U136 III Trub;
e᪸ntsihālta V Grindelw.; e᪸ntsixnübəli III Trub; e᪷ntsəllušt-
hubəl
V Innertk.; das entzen mad 1412U165 IV Reich.;
e᪸ntsisbe᪸rg, Uͤlli von Entzisperg 1389R2, [Peter von Etzen-
berg (hieher?) 1389R2], vom entzisperg 1495Uk2 II Rüegs.;
im e᪸ntsibo᪷dən V Grindelw. Bussalp; e᪸ntsəbüəu, am Ent-
zabuͤl um 1530U142, an entzenbuͤl 1531U144 III Homb.;
e᪷ntsəbü᪷əl III Thun; am enczen buel 1531U45 III Wattw.;
an enzenried 1487K10 das menntzenried 1533U133 III
Rüegg.; ein weid, Entschis ried genant 1527UT III Län-
genb.;
e᪸ntsəried III Steff.; e᪷ntsəwāld V Innertk.;
e᪸ntsiwẹ̄dli III Trub.

C) -li: Entzlis mosz 1425U78 IV Bolt.; gen entzlesperg
1530U132 III Muri, b. Güml.; von Entzlis Stalden 1317N IV
Reich.


Zumindest in zahlreichen dieser Namen steckt ein PN ahd. Enzo;



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Sp. 89


Fm. I, 134, mit dem sw. Gen. Enzen, der auch im Kt. Bern
mehrfach belegt ist, vgl. Cleuwi entzen M. 15. Jhd. Ar u. ä., dazu
Flurnamen wie Enzenacher, Enzen könnte einfach elliptische
Verwendung dieses PNs als ON sein im Sinn etwa von Enzen
(-Berg); vgl. St. Gallen (-Zelle) u. ä. Zu den st. und sw. Gen.-
Formen gibt es weiterhin im deutschschweiz. Gebiet mehrfache
Flurnamenparallelen wie Enzen-matt (Mandach AG), ~berg
(Stein SH), Enzislen Brandst., Gfr., 74, 38 usw.). ‒ Enzi könnte
dim. Bildung zum PN sein, wozu das neutrale Geschlecht passte:
das Äntzi.

Doch ist Zusammenhang mit dem Pflanzennamen Enziane (gen-
tiana) für einige Namen nicht unmöglich, da Id. III, 52 die
Lautung Enze(n) z. B. auch für LU Entlebuch verzeichnet; dann
könnte Enzi als ein Kollektiv auf ahd. -ahi aufgefasst werden.

Vorrom. Zusammenhang mit dem «alteuropäischen» Suffix
-antia, den Bruno Boesch, Jb. f. fränk. Landesforschung 20,
S. 206, erwägt, ist in unserm späten Siedlungsbereich und als
Höhenbenennung wenig wahrscheinlich. Als völlig abwegig wird
man heute die mythologische Deutung von Id. I, 358 bezeichnen
müssen.

Zu Enzi im Napfgebiet vgl. J. Zihlmann, Die Hof- und Flurna-
men in den ältesten Pfarrbüchern von Luthern, in: Heimatkunde
des Wiggertales 1969, S. 65f.


Epinette

i dər epịnet, Epinette 1895Z III Münchenw.



Äppigen

e᪸pəgən, ts ~ (Dorfteil), Petrus de Eppingen 1309, 1340, Peter
von Eppingen 1363, ze Eppingen 1374U174 … zu Aeppingen,
Aeppigen 1663/70C4 V Innertk.

e᪸pi᪷gərbe᪸xli, ~alme᪸ind V Innertk.


-ingen-Bildung mit dem PN Abbo, Appo; Fm. I, 11.


Epsach

ẹpsə, ts ~ (Dorf u. Gde.), in Ebza 1244, in villa de Epzach
1345, 1346, Epsach 1370, in Epzach 1376, ze Eppsach
1425U78, von Epsach 1439Rq1 … I Eps.

ẹpsə- ~eini᪷g (Wa.) I Sutz; ~mōs I Hagn./Walpw.

Hieher?: ebšəmōs I Kalln. (Distanz Kalln.-Eps. 4‒5 km;
dazw. liegen die Gden. Bargen u. Walpw.).


Galloröm. -ācum-Fügung mit PN Abidius; vgl. Aebischer
ZONF 3, 1927/8, 32.


Äpscher siehe Nespler



Er

gegen der Ehrinen Handt (Grenzzeichen am unt. Bielersee-
Ende) 1638A I Nid. (s. Art. Hand).


Schwzd. êrin (Adj.), ehern, aus Erz; Id. I, 399.


Er-/ere(n)-

der ober, vnnder eracher, das eracherlj 1531U97 III Woh-
len;
das Eer holtz 1535U101 III Kirchl.; im ēri᪷ho᪷uts (Wa),
an das eriholtz 1531U97 III Wohlen; das Erenmad 1502U157
IV Zweis.; Jn der Erimatten 1531U97, usz der Erin matten,



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Sp. 90


bim Eri brunnen 1535U101 III Bern Bümpliz; ēršwandə, ab
Erswanden 1349, an Erswanden 1378 … V Bön.; im erital
1528U2 I Schüpf.; ērəwẹ̄dli᪷ IV Reich.


1 man mad genant die erlassenn 1531U59 II Iffw.; erləssə,
erlissə,
die erletzen 1534U100, uff der Erlessen 1664A, 1720A,
1760A, Erlassen 1771/79C3, Erlissen 1781A … III
Grhöchst.; i dər ē᪷rli᪷ssə, d ē᪷rli᪷ssi () (Hei.), die Erlu̍sse
1357, an Erloͧsen 1367, die Erlosa 1412U165 … IV ObwiliS.
d ẹ̄rəta, inn dər ērətən V Ringg.

Hieher?: auf Aehren 1710/11A IV Frut. dasz eren mosz
1531U60 III Wichtr.


Die Herkunft dieser offenbar verschiedenen Namenbildungen ist
kaum ganz zu klären: teilweise liegt ihnen wohl (trotz Länge des
Vokals) schwzd. er(r)e(n) ‹pflügen›, ahd. erran, aus *arjan,
zugrunde; Id. I, 404; 386; Graff I, 402/403. Dazu gestellt wird in
der bisherigen Literatur vor allem Erlosen, Erlissen i. S. von er-lōs
‹ungepflügt›, ‹Brachfeld›; Id. III, 1436. Namen mit dem zweisil-
bigen Bestimmungswort eren-, erin- könnten das Part. Präs.
erend ‹pflügend› enthalten, mit assimilatorischem Schwund des
-d und Überhöhung des Mittelsilbenvokals, gelegentlich in
mediopassivischem Sinne verwendet: Eren(d)mad wäre dann
das Mad, das zum Pflügen in Aussicht genommen ist; vgl. dazu
E. Schröder, Dt. Namenkunde S. 235ff.; H. Paul, Mhd. Gramm.,
§ 286 mit Bss. wie ûf der jagenden weide ‹in dem Jagdrevier› u. ä.
In seltenen Fällen mag Er-, Eren- auf den Komparativ ahd.
êrriro, êrro ‹früher, vorhergehend›; Id. I, 399; Graff I, 436,
zurückgehen, wobei etwa im eriholz/erholz ‹im frühern Wald› zu
deuten wäre.

Doch ist teilweise Zusammenhang zu erwägen mit ahd. êra
‹Ehre›, das auch ‹Gabe› bedeutet hat, vgl. Kluge, Wb 15 S. 158;
Handb. d. dt. Rechtsgesch. I, 1968, S. 1168ff., und das in deutsch-
schweizerischen Rechtsbegriffen als ‹Abgabe an den Herrn› vor-
kommt, vgl. Ēr-schatz; Id. VIII, 1642, Ēr-māl ‹Abgabe f. d.
Halten männl. Zuchttiere›; Bern. Rq. VI, Interlaken S. 190, Ēren-
menni
‹freiwillige Fuhrfron z. B. für Geistliche, auch an Feierta-
gen›; Id. IV, 299, Ēr-käse ‹Käse als Abgabe›; Id. III, 506, Ēr-huen
‹Huhn als Abgabe an Gerichtsherren›; Id. II, 1373, dazu Ēr-
Tagwen.
Im Simmental besonders durch das Wort Ēren-hofstatt
urk. bezeugt: under den, so uff der herrschafft erenhofstatt sitzet
1457; BE Rq., Ober-Simmental S. 35, ab solichen obgemelten
erhoffstetten
1457 (ebd.); daher nu die eren und zinssbarn hofstet
ungebuwen beliben
… 1509 (ebd. S. 72) ‒ man vgl. dazu afrz. onor,
enor
als «Gemeinwort im Sinne von Lehen, Lehensbesitz»;
H. Gröhler, Franz. Ortsnn. Bd. II S. 367.

So könnte z. B. Ēr-schwand ein ‹abgabepflichtiger Schwand›,
Ērenmad ein ‹zinspflichtiges Mad› sein usw. Von hier aus wäre
allenfalls auch das weiter verbreitete Erlos(s)en, Erlisse(n) an-
ders zu beurteilen, nämlich als Grundstück, welches abgabelos-
frei ist, oder ‒ falls die auffällige Schärfung des sz-Lautes phone-
tisch relevant wäre ‒ ein abgabefreies Los, mhd. luz, -zzes; pl.
liuzze m.; Id. III, 1455, bzw. lôsz n.; Id. II, 1426.


Erb I

uf əm erb IV Lenk.

das erblen 1533U129 III Albl.; erpləxə IV Reich.; e᪷rblēn V
Brienzw.; e᪷rblē V Därl.; Leiss.; e᪷rblē᪷n V Hofst.


Schwzd. Erb n., ahd. erbi ‹Erbe›; Id. I, 427, im Sinne von
ererbtem und vererbbarem Grundeigentum, aber auch von zu
erblichem Besitz verliehenem Lehen.




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Sp. 91


Erb II

am Erbenn acher 1531U52 II Obburg; ē᪷rblox IV Zweis.;
ērbsxe᪸lə IV Zweis.; ērbs xi᪷rəl IV Diemt.; ērbswē᪸g V Ltbr.
Stech.


Schwzd. Erb m., ‹Erbe›; Id. I, 428, oder FN Erb.


Erb III

die erber matten … stost vor vff Clewj martis erberen
matten; der erbrun acher 1528U2 I Rapp.


Entweder Erweiterung des Appellativs Erbe m. mit Ableitungs-
suffix -er (vgl. mhd. erbaere m. ‹Erbe›; Lex. I, 607 u. schwzd. etwa
Hirt/Hirter, Offizier/Offizierer, M. Szadrowsky, BSG XII, S. 6)
oder unmittelbar zu dem 1406 urk. belegten Familiennamen
Erber, s. Huber, Thuner Urk. S. 146 Nr. 453.

Ungesichert: in der ärbenn 1551U37 I Worben.



Erbet

i᪷n dər erbitxumə (Gratmulde) IV Frut.; erbithorə IV
Diemt./Frut., e᪷rbətlọ̄b (Alp), de mon(te) dicto Erbatloͮb
um 1320, Mont Erberstoub 1754Wä IV Bolt.; im e᪷rbətlū᪷b
(Alp), am Erbetlob 1360, im Erbitloͧb 1360/68N, das Erbet-
loͧb 1360/68N, in dem Erbotloͧb 1368, das Erbettloub
1480Rq1, daz Erbottloub 1488U166, das Erbettloub 1524UP,
das erbitloub 1524U169, im Erbidlaub 17. Jhd.UP;
e᪷rbətlū᪷bgrāt, ~sẹəli, ~wī᪸d IV Zweis.; an der Erbaͧttoͧn 1377 V
Innertk. (Alpgebiet).


Zu lat. *alpeaticum (aus Alp + idiare «die Alpweide benützen»),
frkpr. arpye᪷dzo «vom Pächter zu entrichtende Abgabe von
Milchprodukten»; Gloss. I, 634 (K).


Ärbollige

ē᪸rpo᪷lli᪷gə, ē᪸rbo᪷li᪷gə (9 Hei.), ze Erkenboldingen ein schuͦpas-
sen 1334, in Erchenboldingen 1363, 1377 (beide Belege aus
dem Pitanz-Urbar St. Urban), in Erkenboldingen 1385,
Aerenbulligen 17. Jhd.UP, zu Aeren-Bullingen 1646A … II
Ausw.


-ingen ‒ Bildung zum germ. PN Ercanbald; Fm. I, 458.


Ärbs-

ē᪸rbsaxər I Eps.; I Schüpf.; III Neu.; III Rüml.; ~gārtə II
Hasle; ~grabə III Röth.; ärbs grad 1531U136 III Langn.;
Erss holtz 1357 III Obbalm; ~xu᪷xi IV Kandergr.; ~mat,
Erssmat 1357, in der Erbsmatt 1763A III Obbalm; ~bodə III
Aeschl.; ~wẹ̄dli IV Diemt.

ē᪸rpsərə, ErbserenZw, Aerbisseren 1675U152; ~bax, bac de
soz, bac de sot inferius 1312, bac inferius 1324V, Aerbisse-
renbach 1587U152 … IV Saanen.


Erbis ‹Erbse› f., mhd. arw(e)is; Id. I, 429.




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Ärbsel

e᪸rbsụaxər, erbsalacher 1528U2 I Rapp.


Erbsele(n) ‹Sauerdorn, berberis vulg.›; Id. I, 433.


Erd-

e᪸rpēri᪷ho᪷gər II Obbipp.; ē᪸rbəriwāld IV Därst./Obwil;
ē᪸rpru᪷x V Haslib.; Ertbrust 1350 III Rigg.; erdtwechssell
1535U133 III Lohnst.


Erde f.; nach Id. I, 436/437 ist die Lautung Ërd- im Schwzd. kaum
eingebürgert, gegenüber Hërd-, hier aber durch ONN schon früh
bezeugt.


Erger

dər ē᪷rgər, im ~ (kl. Haus) II Ursenb.


Wahrscheinl. zu schwzd. Erggel, in BE auch Ärgel, Nergel, s. Id.
I, 448, ‹Erker› auch ‹Vorbau, angebauter Hausteil, Riegelbau›;
-er vielleicht in spöttischer Anlehnung an nhd. Ärger, ‹Verdruss›.


Ergg I

am erckelj um 1532U13 I Bür.; Ufəm fọ̄rdərən/hi᪷ndrən
erkəlli
(), erkəlli-hu᪷bəl, ~xērən, ~sēwli, ~wāld V Gadm.


Schwzd. Erggel m. ‹Erker, Vorbau›; Id. I, 448f., offenbar im
Namen auf Geländevorsprung übertragen.


Ergg- II

im ērkənaxxər V Gadm.; Erkenwege 1277 II Langt.; an
erke weg, am erki weg (mehrfach belegt) 1437U56, ann Erckj
weg, ann Erggj weg 1532U62 II Utztf.


Zum adt. PN Ercan; Fm. I, 457ff.


Ergel-, Erggel- siehe auch unter Mergel.



Erhart

uff Sanct Erharts aͤgerttenn 1521U31, Sant erhart hatt zuͦ
einer sytten … 1529U33 I Brügg; biss an Erharts kru̍tz
1351U97 III Bern Matzenried.


Erhard = Bischof v. Regensburg, 7. Jhd.; Patrozinium der Kir-
che Nidau.


Eriswil

eri᪷swịu, ts ~ (Dorf), ze Erolswil 1201, 1224?, um 1225
(3 Kopien Kloster St. Urban, 15. Jhd.), de Ernswiler 1250‒
56, de Erolswile 1250‒56, 1257, de Eroswile 1257, 1258, de
Erolswile 1262, de Herolsiwile 1266, de Eroltiswili 1267,
[von Eriswil 1271 = als Fälschung erklärt, die anfangs des
15. Jhds. «fabricirt» worden sei], de Herolswile 1274, de
Eretzwile 1275, de Eroltswile 1275, … de Erolswilr 1280 …



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Sp. 93


possessiones in Erolswile 1287, Ruͦdolfus de Eriswile (in
Zofingen) 1295, (rund 30 Belege 14. Jhd.) … II Erisw.

an der Erismaten, am Erisbach 1569U72 II Erisw.


Adt. PN Erolt (mehrmals in St. Gallen); Fm. I, 760ff., bes. 780.


Eriz

ērits, i᪷m ~, im innərērits, ussərērits (Tal, Gde.), im Erarze
1320, in dem Erartz, in das Erartz 1344, vss Eratz 1389‒
1460Ud, in Eratz 1479‒1563Ar, in eritz 1498U46, im Eritz
1542UT … III Eriz; ts ērịts (3 Hei.), ts obər ērịts (4 Hei.) III
Lind.

im Eritzgraben 1621A III Unterl.; dər ēritsbān (Wa.) III
Horr.; ēri᪷tsbü᪷əu (3 Hei.), Erizbühl 1780A III Sigr. (Un-
terl., Horr.
u. Sigr. = bei Eriz).


Elliptischer Genitiv zum PN Erhart = im Er(h)artes guot; s.
Hubschm. Thun, 1943, S. 184.


Erlach

ērləx (Dorf, Gde.); abbaciam Erlacensem, castrum de Cer-
lie zw. 1093 u. 1107; Erilaci 1182; Choͮno Herilacensis
ecclesie … minister 1182‒87; de Erilacho 1185; de Hereliaco
1192; de Cerlie 1196; … de Herlach 1267; apud Erlach
1269; … I Erlach.

~ fōvərə I Tschugg; ~ holə I Vin.; Erlach holtz 1525U20 I
Brütt.; ~ mōs I Gamp.; ~ wē᪸g I Gals; am Erlach weg um
1525U20 I Brütt.; die Matten Jm Erlachweg 1533U22 I Ins.

erlaxərhof (Hei.) III Obwicht.; ērlaxsbo᪷də V Brienzw.


Erlach/Cerlier weist auf eine -âcum-Fügung mit einem gallorom.
PN Caerel(l)ius (vgl. W. Meyer-Lübke, Einführung in das Stu-
dium der rom. Sprachen, 1901, S. 124). Im hieraus entstandenen
*Zerlach ist das anlautende Z- früh als Präposition ‹ze› umge-
deutet und abgetrennt worden: *Ze-Erlach.


Erle

d ē᪷rlə, i᪷ dər ē᪷rlə; Mz. d ē᪷rlə, vz. d ē᪷rli᪷; K. (oft feucht), vz.
Wa., Dorfquartier (z. B. III Bremg.; III Steff.).

A) I: 10; II: 5; III: 9; IV: 4; V: 5

Auswahl: I: by der Erla, gegen den Erlen um 1525U20
Brütt.; III: pratum ‹uffen Erle› 1329 Aeschl.; d ērlə f., de
Erlon 1260 (loc.?) ze Erlon 1346, ze Erlen 1358 … in Erlen
1529UT Steff.; ein mad in Erlon 1390 Wahlern; V: in
edlən
(Erle, Appellat.; ən edla) Grindelw.

B) a) I: 3; II: 0; III: 5; IV: 0; V: 3

Auswahl aa) die gouch erlen 1530U132 III Bern; uf də
mụ̄xē᪷rlə,
Muchöhrle 1650Z, Mucherlen 1776Z I Müntsch.;
burgənerləwaud, an der burger erlen 1525U20 I Lüsch.

ac) ze Obererlon 1357 III Steff.

b) I: 9; II: 24; III: 12; IV: 7; V: 9

C) -i(n)

CA) I: 4; II: 4; III: 2; IV: 6; V: 6





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Sp. 94

ē᪷rli᪷ I: i᪷m ~, das erlin, under dem örlin, unnder dem erlin
1532U4 Bargen; im erlin 1528U2, 1532U4 Graffolt.; i᪷m ~,
von dem erlin 1532U4, uff das Erlin 1535U101 Lyss; hinder
dem Erli um 1525U20 Müntsch.; II: Jm Erlin 1532U62
Bätterk.; im ~, Hindelb.; ~, bÿ dem erlin, jm erlen 1470U44
Kopp.; im ~, im ~ 1530U95, 1531U52 Obburg; III: Im Erli
1529U92, 1531U60, Im Erlin 1535U101 Aeschl.; Im Erlÿ um
1530U142 Obdiessb. (evtl. id. Aeschl.); ds ~, im Ehrli
1615UP Walkr.; IV: ~ Bolt.; im Erlin 1380 Frut.; im
Erlin 1380 Kanderst.; im ~, Lau.; im ~, im Erli 1691U152
Saanen; das erle 1488U156, von dem Erlin 1502U157 (heute
pl. d erli, i dən erlə) St. Steph.; V: im Erlin 1378 bei Bön.; in
dər erdli᪷,
Erli 1493U84 Därl.; im ~, in ērlənə Brienz; im ~
Gadm.; edli Ltbr.; im ~ Meir.

Hieher? supra molendinum vor dem Erlint 1277 II
Langt.?

CB) a) xu᪷pfər~ V Ltbr.; im matsən~, das matzen erlin, das
matzenerli 1528U2 I Rapp.

b) I: 11; II: 28; III: 10; IV: 7; V: 4

Lautliche Besonderheiten aus dieser Gruppe: irlimat II
Wolfisb.; ȫ᪷rlimōs, züm oͤrlenn Mosz 1518U74 II Obbipp;
iərli-/i᪷rlịbach, Erlybach 1518U74 II Rum. (die drei Gden.
stossen aneinander!).

-er: dər ērlər (Abkürzung für das ebenfalls gebräuchl. ērli-
bax
) III Walkr.


Schwzd. Erle f., ahd. erila, ‹alnus glutinosa›, Baumname; Kluge
Etym. Wb. 19 S. 172.

Erli ist wohl meist ein urspr. Kollektiv auf ahd. -ahi (wie Hasli,
Buechi, Eichi
…); in einzelnen Fällen aber wohl auch Dim.-
Bildung auf ahd. -i(n). In Zusammensetzungen kann Mittelsil-
benüberhöhung vorliegen: die urk. Schreibweise wechselt zwi-
schen Erlenbach und Erlibach, z. B. bei Erlenbach III Signau.


Erlenbach

ērləbax (Dorf, Gde.), de Erlibach 1133; Arlinbac 1162N;
Arlunbach 1180; de Arlimbac 1203; de Herlinbac 1223; de
Erlenbach 1226; … Erlinbach 1307; Erlenbach 1390; … IV
Erlenb.


Schwzd. Erle f., ahd. erila; Id. I, 451. Zum Wechsel der urk. E-
und A-Formen: die E- sind deutschen, die A- romanischen
Schreibern (Bistum Lausanne) zuzuschreiben.


Erlinsburg

erlinsburg (Ruine), burg Erlispurg 1379, 1383, 1385, 1389,
1390, Erlinsburg 1385, Erlespurg 1396Rq1, Ernlispurg
1406Rq1, 1470Rq1, Erlyspurg 1518U74Ndbipp.


Altdt. PN Erlin; Fm. I, 466.


Erman

ē᪷rmaswẹ̄d, Ermansweid 1794C3 IV Lenk.


Zum adt. PN Hariman, Eriman; Fm. I, 774.




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Sp. 95


Ermatz-

an Ermatzwil um 1530U143, [id.? an ermitt zwÿg um
1530U143] III Thurnen; ze Ermoltzwile 1369, Ermatzwil
1535U161, Ermatzwÿl 1611U162 V Unters.


-wil ‒ Name; für das erste Glied ist zu vergleichen der germ. PN
Ermoald; Fm. I, 473.


Ärmigen

ē᪸rmigə (Weide); ē᪸rmig- ~grabə, ~ horə, ~xnu᪷bəl, ~bo᪷də IV
Reich.


Nach J. U. Hubschm. Frut., S. 13f. rom. Herkunft; aber eher dt.
-ingen-Fügung mit einem germ. PN Arm; Fm. I, 146.


Erminderi

se᪸rmi᪷ndəri, i᪷ dər ~ (), 's Erminderi, ès Armindes 1895Z
(K., westl. Dorf) III Münchenw.



Ermitage

ermitāš III Thun (Landhaus, ca. 1840 erbaut, mit Um-
schwung).


Aus frz. ermitage.


Ermund

ds e᪷rmund () IV Gsteig.


Dt. Name für Les Ormonts VD.


Ärni

ē᪸rniaxər I Diessb.; e᪸rnis fad (hier wurde der Jäger ds ē᪸rni
von Gemsen in die Tiefe gerissen) V Gutt.; ē᪸rni᪷sfaŋ IV
Saanen; ann Ernig graben 1524U169 IV Reich.; bÿsz an
Ernÿ brunenn 1530U69, aͤrnibrunnenn 1539U71 II Sum.

-li: ts ē᪸rnəli IV Saanen.


Zum PN oder FN Arnold: Id. I, 461, vgl. aber allenfalls auch
Arni.


Erratisch

bi᪷m eratịššə blo᪷kx II Obbipp; III Muri.


Erratisch (Fachausdruck) ‹wandernd› zu lat. erraticus. Kluge,
Etym. Wb. 1963, 173.


Erschbann

ēršban (Wa.) V Brienz.


Allenfalls der ‹erste› gebannte Bezirk; möglicherweise aber auch
verändert aus Esch-bann; Id. IV, 1276, vgl. ferner Ertschfeld V
Grindelw.




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Sp. 96


Ersigen

ē᪷rsi᪷gə (Dorf, Gde.), de Ergesingen zw. 1181 u. 1182, de
Hergesingen 1201, de Ergesingen 1255, de Ergisingin 1257,
de Ergsingen 1257, de Ergisingen 1260 … de Eregsingen
1316, bi Ergsingen 1329, von Erigsingen 1329, ze Ergsingen
1338 … ze erxingen 1434U120 … Errsingen 1500U48, Ersingen
1577C3 … II Ers.


Zu einem germ. PN *Ergeso < *Argiso; Kaufmann, Ergän-
zungsband, S. 39, mit Hinweis auf Krieger I, 530: Ersingen b.
Pforzheim.


Erst

das erst Mosz, Stoszt ab in den Erstenbach 1435Uk2 III
Obhof. od. Sigr.; am eršte᪸ be᪸rwaŋ V Brienzw.; diə ēršti᪷
risəta, bim ērštə šleif
V Obried.


erst ‹Zahlwort›; Id. I, 470.


Ärtelen

an ē᪸rtələ, ārtərlə (Alp), ~bax, ~grāt, an Ertellen 1418B IV
Adelb.


Kaum zu ital. erto, rätorom. iert «steil»; Hubschm. Frut. 14, weil
diese Bildung (< lat. *erctu < erectu «steil) im Gallorom. auf
Südfrankreich beschränkt ist. Im Frkpr. kommt nur *inergere
vor, aber Ableitungen davon sind in ON nicht belegt.

Hängt vielleicht zusammen mit Walliser ON und FLN Erde
(Conthey [12. Jhd. Herdes], Granges, Montana). Etymologie un-
bekannt. (K.)


Ertsch

in ertšfe᪸ld, in ertschveld 1535U161 V Grindelw.


Falls es sich beim Bestimmungswort um lat. hordeum «Gerste»
handelt, wie bei Erstfeld (UR), Erschmatt (WS), kommt nur eine
relativ späte Übernahme in Frage (10.‒11. Jhd.), weil der Wandel
uordž > uerdž vermutlich erst in diese Zeit fällt. Als ON ist
hordeum im Galloroman. eher selten und meist nur in Form von
Ableitungen (-aria) belegt (K.).


Erz

u᪷f ị̄səne᪸rts; ē᪸rtsek, Ertzfluh 1716Bd (id. mit ē᪸rtsek); bi᪷n dər
ē᪸rtsgrü᪷əbən
V Haslib.

u᪷ndər dən e᪸rtsə IV Bolt.

Hieher?: e᪷rtsələ, in der Ezelen 1791A, Erzelen 1792A II
Wiedl.


Schwzd. Erz n.; Id. I, 498, als Hinweise auf Bergbaustellen.


Esch-/Äsch-/Ösch-

A) i dən ȫ᪷š II Heimisw.; Im ösch 1530U42 II Lotzw.; im ē᪸š,
im Aesch 1442Ar, im Esche 1479Ar, im Aesch 1528A … II
Trachsw.; zum äschenn 1591U130 III Gugg.; im oeschen
1498U46 III Konolf.; zun aͤschen 1531U70 III Laupersw.;



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Sp. 97


ts ö᪷ššə, zun Oeschen 1632A … III Rüd.; ts e᪷ššə, Guͦt zuͦ
aschen 1531U136, Äschen 1550U138 … III Trub; im ȫ᪷š (We.)
IV Lenk; in e᪷ššən V Grindelw.; uf eš (Alp) V Haslib.; bin
eššən,
zum Esche 1535U161 V Ltbr. Gimm.; im e᪸š V
SchwandenbBr.

B) a) i᪷m hȫ᪷jən ȫš (Heuland) IV Adelb.; dr ho᪷lənȫ᪷š V
Unters.; obərē᪷š V Obried; o᪷utȫ᪷š, die Alltten osch 1531U136
…; braŋọ̈̄š, Brandoͤsten 1389Ud, brandoͤsch 1531U136 … III
Trub; šteinēš V Grindelw.; talȫ᪷š III Trub.

b) I: 8; II: 14; III: 18; IV: 8; V: 5

Auswahl: ē᪸šaxxər I Rapp.; der aͤschacher 1531U97 II
Rupp.; Eschacher 1542U104 III Boll.; ȫšaxər, Öschacher
um 1530U142 III Rub.; an den mäsch acher 1531U136 III
Trub; bim maͤsch acher 1535U101 III Wahlern; am aͤsch-
acher 1531U97 III Wohlen; Eschmad 1529U92 III Stettl.;
ọ̈šmād IV Adelb.; ȫəšmād, von dem öÿsch mad 1488U156
(Gamerschal); die oͤst meder 1488‒1514U166 (Schlündi) IV
Zweis.; e᪸ššmād, das eschs mad 1493U84, am Eschmad
1535U161 V Ltbr.; e᪸šmatt, aͤschmatten 1528U2 I Rapp.;
öschmaten 1569U72 II Obburg; e᪸šmat, eschmatten 1498U46
III Buchh.; eschmatten 1532U125 III Ferenb.; Aͤschmatten
1378 III Obdiessb.; äschmatte 1533U133 III Rüegg.; aͤsch
matt 1535U101 III Wohlen; e᪸šmattərə III Rüegg.; im e᪸šbax
(4 Hei.), eschbach 1389‒1460Ud II Hasle; e᪸šbax (2 Hei.),
Eschbach 1389R2 III Laupersw.; im e᪸ššbax, Eschbach 1347
III Sigr.; in Eschenoͤye 1357 V Unters.; eššətāl, von
Eschental 1317N IV Reich.; i᪷m e᪸štu, Aͤstel, zaͤstell 1531U96,
aͤstelmatt 1528U2, maͤstell mosz 1531U96 III Kirchl./Woh-
len.

Hieher?: der nider/ober astelacher 1534U100, der Nider/
Ober Atstelacher 1676 (Insel Urbar Nr. 4) III Konolf. Gys.


C) -li: ešli᪷ (Weiler), das holtz, heisset das Eschli 1353 III
Blumst.; im Eschlÿ um 1530U142 III Müns.; e᪸šli᪷, Eschile
1250‒56 aput Eschilon 1278, von Eschli 1389R2, von nyder
eschle 1452U79, oberöschlin 1486U81, Aͤschlen, Oberaͤschlj,
Nideraͤschlj 1530U95, aͤschlonn 1531U51, Aeschli 1722A III
Rüd.; ze aͤschlj 1531U97 III Worb.

hindər~ III Blumst.; nider Eschlen 1577Sch, Oberäschlen
1486U81 … III Rüd.; undər~ III Blumst.

-i: II/III: e᪸šši; IV: ešši.

~ II Erisw.; vonn eschy 1526U49 II Lyssach; an das aͤsche,
an mosers aͤschi 1531U97 II Rupp.; Im Eschy 1530U69 II
Trachsw.; ~ (Weiler), im Aeschi 1778A … II Ursenb.; i᪷m
ö᪷šši
(Wa.) III Aeschl.; ~ (Hei.), hinder Esche 1542U104
III Boll.; ~ III Brenzk.; ~ Jm aͤsche 1531U97 III Müns.; ~
III Neu.; u᪷nnər, o᪷bər ~, an das aͤschi 1531U97 III Obbalm; im
uŋərən
~, Äschy 1529U92 … III Stettl.; im fo᪷rdərə, hi᪷ŋərə ~
III Vech.; ~ IV Bolt. s. Eschi b. Boltigen; im ešši᪷ (Hei.) IV
ObwiliS.; ~ IV Aeschi, s. Aeschi b. Spiez.

Komposita: II: 4; III: 6; IV: 3; V: 1

Hieher?: an oͤschis matten 1500U48 II Krauchth.;
Öschisacher 1735S III Boll.





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Sp. 98

-el: ešəlaxər, an Eschi acher, an Eschelacher 1361/69N,
Eschelacher 1488U166 … IV Erlenb.; zem Eschelacker
1354, Eschelacher 1535U161 V Leiss.

-len: e᪸ššlə III Aeschl. s. Aeschlen b. Oberdiessbach; e᪸šlə
III Sigr. s. Aeschlen ob Gunten; ze Ober-Eschlon 1308, ze
Ober Eschlon 1354, an Ober Eschlon 1358 III Steff.; eššlə
(Dorf), de Eschlun 1320, ze Eschlon 1357, ze Eschlon 1360/
68, zuͦ Eschlon 1486U166, in Ober-Eschlon 1360‒68N …;
eššləalmi᪷, ~mattə IV Erlenb.

-ler: dər e᪷ššlər (eštlər) IV Saanen; der Eschler acher
1529U92, der eschleracher 1531U3 III Wohlen; e᪸šləršlé᪸gər
IV ObwiliS. (FN Aeschler); ze Eschlerrun-brunnen 1320
IV Erlenb.

-er: Oeschers hofstat 1348 I Safn.; Eschers guot 1445Rq3 IV
Därst.

Hieher?: Eschrats matton 1357, Eschrotts matte 1497U167
IV Därst./Weiss.

-ere: ö᪷šərə III Langn.; ~grabə, ~hu᪷bu᪷ III Eggiw.

Adj.: die matten zer Eschigen Studen 1392 V Meir.


Esche f. ‹fraxinus exelsior›, mhd. asch m., esche f.; Id. I, 568. Ahd.
ask ergab im Pl. aski/eski, das im Mhd. als umgelautete ‒ zum
Femininum Sing. umgedeutete ‒ Form esche f. erscheint; e᪸š(ən)
scheint š-palatalisiertes ahd. ask(un) zu sein, während eš(ən)
und das gerundete öš(ən) auf eine Primärumlautform zurückge-
hen; dennoch ist es nicht immer leicht, bei der Lautung e᪸š
(namentlich in Komposita) die Etyma Esche ‹fraxinus› und
Asche ‹cinis› zu sondern. Besonders schwierig zu beurteilen sind
Zusammensetzungen mit ~acher und ~mad/~matte, in deren
1. Glied der Baumname oder die Holzasche als altbekanntes
Düngmittel, allenfalls aber auch Esch/Ösch, ‹Saatfeld, Gemar-
kung› stecken kann. Die einsilbige Namenform in Esch/Äsch/
Ösch
ist alte Kollektivbildung, vgl. im Eich, im Buech, im Birch;
A. Bach, Dt. Nkde. I § 192; Kluge, Nom. Stammbildung § 67
Anm.

Die zahlreichen Flurnamen Äschi sind Ableitungen mit dem
Kollektivsuffix ahd. -ahi (< ahja), das toponomastisch eine
Stelle mit einer Menge verschiedener Dinge bezeichnet, bes. auch
Pflanzenwuchs: boumahi, ‹Land mit viel Bäumen›, dornahi,
‹Dorngesträuch›, rōrahi ‹Röhricht›, eichahi, buochahi, haslahi
…; vgl. Kluge, Nom. Stammbildung § 67; Henzen, Wortbildg.
88, 3, S. 139. Diese Bildungen erscheinen in den dt. Mundarten
tw. als Flurnamen auf -ach, -ich (Haslach, Weidich); s. A. Bach,
Dt. Nkde. II § 194/195. Im Schwzd. vereinzelt, (vgl. Heustrich <
heisterahi); meist aber hier auf -i reduziert: Eichi, Buochi, Hasli
… So ist auch Äschi aus *ask-ahi ‹Eschenhain› erwachsen.


Aeschau

e᪸ššo᪷u (Weiler), Chuͦnrad von Eschoͮwa 1341, von Eschoͧw
1371, zu Eschow 1372 … Aeschouw 1583C3

uf hiŋər ~, ~grabə, ~bād, ~bo᪷də, ~sāgi, ~waud III Eggiw.


Baumname Esche mit 2. Namenglied mhd. -ouwe ‹Au›.


Oeschenbach

ö᪷ššəbax (Dorf, Bach), Eschibach 841‒872, in Eschibach
1287, Eschibach um 1300N, in den Eschibach 1409Rq1, ze



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Sp. 99


Eschibach 1414Rq1, Oeschibach 1479Ar, Im aͤschebach
1533U77 … II Oeschenb.


Zum Baumnamen Esche.


Oeschseite bei Zweisimmen

ọ̈̄əšsitə (Weiler), In der Öschsiten 1427U78, an der oͤschsitten
1497‒1516U167, Öschsyttenn 1502U157 … IV Zweis.


Zum Baumnamen Esche.


Eschi bei Boltigen

ešši (Bäuert), lit ime Esche 1348/1358N, Eschi 1353, Eschi
1391Uk2, von Eschi 1425U78, ze Esche 1425U78, zuͦ eschy
1488U156, aschy 1502U157, zu Eschi 1522UP … IV Bolt.

von dem Eschybul 1502U157, ~ ek, ~ hâltə IV Bolt.


Etym. s. Esch-.


Aeschi bei Spiez

e᪸šši (Dorf u. Gde.), Asshes 1228, de Esche 1234, de Essche
1248, de Esche 1250 … von Aesche 1308, von Esche 1334 …
zu Äschi 1353, ze Eschi 1354, von Esche 1354 … von Eschi
1370 … von aͤschi 1488U166 … IV Aeschi.

ze Honesche 1343 (b. Scharnachthal) IV Aeschi.

~almi, ~riəd, an aͤsche zelg 1530U95 IV Aeschi.


Etym. s. Esch-.


Aeschlen bei Oberdiessbach

e᪸ššlə (Weiler, Gde.), ze Eschlon nach 1316N, in villa de
Eschlon 1325, 1328, von Eschlon 1354, ze Aͤschelon, Esche-
lon 1378, ze eschlen 1380U55 … III Aeschl.

Von Äschlen Allmendt 1531U144 …; e᪸ššlənaup, ~grabə III
Aeschl.


Aeschlen/Eschlen zu Äsch- mit -el-Ableitung (vgl. Art. Egg,
Egglen).


Aeschlen ob Gunten

e᪸ššlə (Dorf), apud Eschlon 1320, Eschlon 1368, ze Aͧschilon
1372, Eschlon 1382, 1387, zu Eschlen 1530U142, zu Äschlen
1531U144 … III Sigr.

e᪸ššlənau᪷mid III Sigr.


Etym. s. o. Aeschl.


Esch

A) im êš II Moosseed.; im Esch 1495Uk2 II Rüegs.; am eš V
Brienz.

B) b) I: 9; II: 19; III: 5; V: 1

Zuss. mit ‹Tor›: Eschtor, Ester: II: Eschtor 1426U78
Aarw.; Ester 1574Le Attisw.; ester 1531U76 Ndönz; Ester



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Sp. 100


1518U74 Obbipp; Ester 1530U42 Thunst.; Eycheltzäster
1573 Langt.; grütt Ester 1530U42 Thunst.; Lolester
1562U43a Langt.; Mattester 1464U38a Langt.; mȫ᪷slieštər
Wolfisb.; sâgiešdər Obsteckh.; hiŋər eštər Wallbipp;
Esteracher 1619UP Lotzw.; eštəraxər, ester acher 1470U44
Seeb.; Ester stud 1530U42 Thunst.; esterstud 1419UP Zie-
leb.;
ester türly 1498U46 III Gurz.; Ester wäg 1530U42
II Thunst.; öštərweidli III Mühleb.

Zuss. mit ‹Türli›: I: bim eschtürlin 1532U4 Aarb.; öschtürli
1551U37 Biel; oͤschthürli 1521U31 Brügg; esttürli 1479U11
Bür.; eschtürli 1540U14 Lengn.; eschtürli 1532U4 Lyss; by
dem eschtürlin 1474U30 Orp.; eštürli RütibB.; by dem est
thürlin 1551U37 Stud.; II: esztürly 1531U59 Aeflg.;
esttürly 1480‒90U44 Alchenst.; äschenthürly 1531U59
Graf.; eschtûrli 1500U48 Kopp.; esttürly 1470U44 Ndösch;
Eschtürlisz acher 1531U51 Rumend.; by dem Esttùrlin
1518U74 Rum.; bi dem estürlin, zem oesttürlin 1437U56
Utztf.; III: an das eschtu̍rlin 1433U95 Amsold.; Esch-
thürle 1508U176 Bern Bümpl.; Eschtuͤrlis acher 1529U92
Boll.; esttürle 1492K3 Worb; V: Esttu̍rli 1409Rq8 Matten.


Esch m., ahd. ezzisc ‹Saatfeld, Flur› (Id. I, 569). Die mda.
Lautungen weisen durchwegs Primärumlaut oder dessen Run-
dungsprodukt auf. Die Komposita eštər = esch-tor und eštürli,
esch-türlin
machen deren Zugehörigkeit zu Esch ‹Saatfeld› ge-
wiss.


Äsche

B) e᪸ššəwẹ̄d III Gugg.

C) -er: zu Aescher 1637A IV Aeschi; ufəm e᪸ššər IV Er-
lenb.;
i dər e᪸ššərə (Hei.) II Melchn.

-e(r)te: i dər e᪸ššərtə, in der aescheten 1528U2, eschetten
1532U4, äschetthöltzlin 1528U2, e᪸ššərtərein, e᪸ššərtəwaud I
Graffolt./Schüpf.

Hieher?: in der Aeschechen 1792C3, 1796A II Sum.


Schwzd. Äsche f. ‹Asche›, mit š-Palatalisierung aus ahd. asca (Id.
I, 565). Hinweis auf die früher verbreitete Art der Düngung mit
Asche.


Eschert

ẹšše᪷r, Escher 1354, les roches de Eschar 1381 I Lig.; Escher
1342V (spät. Kopie) I Biel Maggl.; e᪷isišē᪸r, frz. Esserts III
Clav.; exertum domini willermi 1270V; retro exerto
domini wilhelmi 1312V; exertum domini wilhelmi 1360V;
supra locus dictus esser, supra escheto 1360V; escherchy
1312V; mons escherchy 1324V; escherchi 1360V IV Saanen.


Frkpr. essert, aus rom.-lat. exartum ‹Rodung›, bzw. eis essert =
frz. aux essarts; vgl. Weigold 1948, S. 104f.


Eschgi-

ešgibodə, ufəm ~, ze Eschgaboden 1392Uk2, eschgaboden
1398Uk2, Eschaboden 1515U95, eschgiboden, Eschiboden
1524U169, Escheboden 1535U161 V Iseltw.


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Sp. 101


Eschwil

uf ešwīl (), seltener entšwīl (Bäuert), ~matti (K.), ein guͦt,
lit ze Enswile, die von Ensswil 1348/58/68N, Wernli von
Enswile 1357, 1358, 1368, Einswile 1374 … Eschwyl
16. Jhd.UP, zuͦ Enschwyll, zuͦ ouͤschwyll 1524‒80U168,
Entschwyl 1537UP … IV Diemt.


-wīlāri ‒ Zusammensetzung mit einem PN; evtl. Ansi; Anso, Gen.
*Ensin- (Fm. I, 120f.)


Esel

II/III: e᪷su᪷; IV/V e᪷səl.

A) II: ~ Berk.; ~ Reisw.; III: ~ Horr.; ~ Rüsch.; IV: ufəm
ē᪸səl
Gsteig; ufəm esəl, e᪸səl (Hei.), lasinos 1312Zw, asinus
1324Zw, auf dem Esell 1690U153 Saanen Saanenmöser;
ufəm esəl, e᪸səl (Hei.) Saanen Grund; V: ~ Grindelw.; ~
Iseltw.

B) a) fārnli ~ II Sum.; hu᪷ttən ~ V Ltbr. Gimm.

b) I: 6; II: 6; III: 8; IV: 6; V: 6

Davon ~acker: I: 1; II: 2; IV: 1

Davon ~matte: II: 1; III: 4; IV: 2

Davon ~tritt: V: 3

C) -li: esəlirein I Rad.

-eren: in dər eslerrə V Hofst.

Als PN: uff dem berg genant Eszelis guͦt, … gitt … von Eselis
und Schollen guͤter um 1525U20 I Vin.

Hieher? (PN?): pascua et montes de Yserin … theothonice
Eslis 1474Rq5, eins bergs halb, gnant Eszlis 1477Rq5, lütt-
rung des bergs Eszlis halb 1535Rq5 (heute: im išəriŋ, niširiŋ,
Alp, Grenze Gsteig/Ormont).


Esel m. (Id. 1, 514); die zahlreichen Flurnamen vermitteln Hin-
weise auf die frühere, häufigere Eselhaltung.


Et-

etishüsərə, ts ~ (), Jenni von Itenhu̍sern 1363, Ytten-
husen, zu Yttenhuͤsern 1479‒1563Ar, Ittishäuseren 1766A
…, Ittishäüsern, Edisshüseren 1787C3, Ittishäusern (Dörf-
chen, 5 Häuser) 1838D, Ittishäusern 1928 (Ortsbuch d.
Schweiz) II Huttw.


Zuss. mit dem mask. PN Ito (St. Gallen, 895, Fm. I, 943), evtl. mit
dem fem. PN Ita (< Iduberga, Socin 58).


Etang

etaŋmattə, Praz de L'Estang 1721 III Münchenw.


Zu frz. étang ‹Weiher›.


etsch-/ätsch-

die ettschihalden ii jucharten 1528U2, lit vff hanns martis
etschi halldenn 1531U97 I Rapp.; i man mad genant die



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Sp. 102


etschenmattan 1531U59 II Kernenr./Zaugg.; stost … an
den Etschbach 1484UT, uf rüti im etschbach 1543U54 IV
Nd. Simmental; an der Aetschru̍ti 1351 III Wattw.


Die Grundlage dieser Namen lässt sich kaum sicher erhellen;
teilweise könnte der PN Atzo mit der (vergröbernden) Kurzform
auf -tsch (vgl. Fritz/Fritsch, Rutz/Rutsch u. a. m.) dahinter ver-
mutet werden, teilweise könnte -ätz-, zu ätzen ‹abweiden›, vorlie-
gen, mit dem auch weiterhin belegbaren Wechsel von z und tsch;
vgl. rutschen aus mhd. rützen, entsprechend fletschen, glitschen,
Pritsche, quietschen
usw. Kluge Wb.19, S. 205; H. Paul,
Dt. Gramm. I, S. 351. Etschbach ist zweifellos nicht mit dem
Namen der Etsch, it. Adige, lat. Atesia zu verbinden.


Etter

ij bletz ligen in dem etter zechenden 1474U30, in dem Etter-
zene um 1531U34 I ObwilbB.; Eterzechende 1348N IV
Simmental.


Schwzd. Etter m., ahd. ëtar, mhd. ëter m. ‹Grenzzaun, Gemein-
debezirk, Dorfbann› (Id. I, 597). Unsere drei Belege bezeichnen
eher einen Rechtsbereich: das zehntpflichtige Gebiet innerhalb
des Dorfetters.

Zum Sachlichen: Der Etterzehnt ist meist identisch mit dem
Kleinen Zehnt, s. dazu Rudolf Gmür, Der Zehnt im alten Bern
(Abhandlungen zum schweiz. Recht, NF Heft 310), Bern 1954.


Etzelkofen

e᪷tsukxo᪷fə (Gde. u. Dorf), de Etzelkoven 1295, Etzenkofen,
Ezenchoven 1302, Ecikofen 1320Rq1, Ezzelkoven 1325,
Ezzelkoven 1327, Etzenkoffen 1360, Etzkofen 1373, Etzko-
ven 1375, Etzkoven 1380, Etzelkofen 1389Ud … II Etzelk.


-ing-hofen-Bildung mit dem adt. PN Azzilo/Ezzilo (Fm. I, 221, für
St. Gallen im 8. Jhd. bezeugt).


Äu(g)st

A) II: dər öigšt (Wa.) Erisw.; III: dər ọ̈̄gštə (Hei.), An-
eüsten 1479‒1563Ar, an Oͤusten 1547Rq6, in Oeügsten 1592A
Linden; in Oeügsten (heute ọ̈̄gštmatt) 1735A Langn. Frit-
tenb.; ts ọ̈̄gštə, zen Oͤsten 1370, an Oͤysten 1432U78, uff
öygsten 1484U126Rüsch.; IV: a(n) dər ọ̈̄št (Alp) Därst.;
V: an Oͤu̍st 1535U161, [an noͤu̍st ebd.] Grindelw.; bin ọ̈̄štə,
uf dər
~ Habk.

B) a) im rosȫšti, rosȫš IV Frut.; obər/unnər ọ̈̄gštə III Rüsch.
b) II: 3; III: 11; IV: 3; V: 2; davon in A) nicht enthal-
ten: das Oistmad, von den Oistmedren 1502U157 IV Zweis.;
ọ̈̄gš~, ọ̈̄gštmat III Langn. Frittenb.; Oüstli-Matte 1850J IV
Reich.; äugstenbül 1543U154 IV Reut.; Eigsten rüti
1531U144 III Amsold.; s. Augstal; s. Auswil.

C) -eren: öigštərə (Hei.), von uͦgsteren 1495U65 (s. Augstal)
II Rüegs.; ögštərə (Hei.) III Langn.

-len: e᪸ištlən, in dər ~ (K.), e᪸ištləmbax V Brienzw./Hofst.;
von öugstlichs buͤl Anf. 16. Jhd.U66 II Huttw.; ọ̈̄gštərš-
hüttli,
Aeugstenhüttli 19. Jhd. III Rüsch.





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Sp. 103


Ahd. awist, ouwist stm., got. awistr n. (?) ‹Schafstall›; im 2. Be-
standteil verschieden erklärte Bildung, im ersten das Subst., das
in ahd. ou(wi), ‹Mutterschaf› vorliegt (s. Auw I, Id. I, 5; vgl. auch
Feist, Etym. Wb. d. got. Sprache 2 S. 51). Das -g scheint sich als
Übergangslaut von äuist über äujist zu äug(i)st entwickelt zu
haben; möglicherweise aber auch unmittelbar nach -w als
«Nebenartikulation am hintern Gaumen», vgl. Wilmanns I
S. 116, s. auch Oigi. Teilweise mag Anlehnung an den Monatsna-
men August/Ougst vorliegen, von dem diese Prägungen nicht
durchwegs zu trennen sind.


Eusebius

uff Sant Eusebius acher 1529U92, 1531U60 III Wohlen.


Eusebius Bischof von Cäsarea † 340.




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Sp. 104


Ewigschnee-

ẹ̄wi᪷gšnêhọ̄rən Berggipfel 3329 m; früher bei Einheimischen
ds šnēwig horən V Meir.



Exen

eksə, ds fordər~, ds hinnər~ (Hei.), im Exen 1766A, ‹Exen,
Häuser, Schluchttheil der Gem. Guggisberg› 1838D III
Rüsch.


Nach Hubschm. Thun, S. 167 zu ahd. egiso sw. ‹Nachtschrecken›
(Schützeichel, Ahd. Wb. 38), zu dem es aber im Schwzd. keine
Parallelen zu geben scheint. Wahrscheinlicher aber Hofname mit
elliptisch verwendetem PN im Gen. ahd. Egezo (belegt für
St. Gallen um 900); für westl. Schweiz vgl. ex dono Exonis de
Usenberc 1221 (FRB II, 31); Cuͦnradus dictus Egso miles, Basel
1259 (Socin, 139).




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Sp. 105


F

Fabrigg

bi᪷r fabrịk I Müntsch.; u᪷f dər fabrịk (Häuser, ehemals
Kistenfabrik) IV Saanen; i᪷ dər papị̄rfabrik (ehemal.
Fabrik) III Boll.; fabrịkge᪸ssli IV Reich.; ~kxanāu II Bät-
terk.;
II Utztf.; II Zieleb.


Fabrik, zu frz. fabrique f., s. Id. I, 636.


Fach

fax, faxx n. Gebiet in Wassernähe.

V: medietatem piscipule, que vulgo dicitur «vâch» 1271,
Ein acherstügki zen vachen stosset an die are 1395Uk2, ein
Stugk zun fachenn 1530U95, gegen den vachen 1535U161
Interl./Unters.; piscina dicta Frikkenvach 1310 V Un-
ters.;
Andresenn zenders ober fach 1485U139 III Thun; der
Vach acher 1374 V Unters.; i dər faxgịəssə ni᪷də, an dem
vachgiessen 1532U4 I Kapp./Lyss.

die Fächli Matten 1611U162 V Interl.


Schwzd. Fach(t) ‹Vorrichtung zum Fischfang› (Id. I, 637, spez.
638.2.).


-fach

ds tswö᪷faxxə (Waldteilung) III Belp.


Grössenangabe: das Doppelte; Id. I, 641.


Fachele

faxxələnaxər (K., steiler Hang), an dem fachelen acher um
1531U34 I Safn.


Viell. zu schwzd. Fachle(n), Fachele(n), ‹Fackel›, s. Id. I, 642.


Fachleren

ze Ferrisperg … Vaklerron hus und hofstat 1360, Fachler-
ren hofstat 1366 III Boll. Ferenbg.


Evtl. eine Personenbenennung Fachler zu Fachlen ‹Fackel›, Id. I,
642.


Fachs, Fax

faks m.; vz. faxs (V SchwandenbBr.); Weide-, Heuland.

A) V: im ~ Brienzw.; Habk.; Leiss.; Obried; im fa᪷xs
SchwandenbBr.





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Sp. 106

B) a) im u᪷ndər~ V Brienzw.

b) ~e᪷k V Lütsch.; an der vachsegg 1395Uk2 V Gsteigw.;
~e᪷k V Sax.; ~glu᪷ntən V Brienzw.; i ~hu᪷blən V Grindelw.;
im ~mad V Gutt.; ~mād V Lütsch.; ~bö᪷dən V Sax.;
faxswaŋ V Brienz; in faksweŋən V Meir.

C) faksi᪷gi ek, faksi᪷ga waŋ V Ltbr. Weng.


Mhd. vachs m. und n., ‹glattes, kurzes, borstenartiges Gras› Id. I,
655; auch ‹mit Fachsgras bestandenes Rasenband› (Bergwort),
vgl. P. Zinsli, Gr. u. Gr. S. 317.


Fad

fad, im ~ m., Pl. fed, i də fedə; Felsdurchgänge, Felsterras-
sen.

A) IV: i də fedə Kanderst.; V: im fad (2 Bereiche; Wei.,
Wa.) Brienz.

Hieher?: uf dər fẹ̄d V Ndried.

B) a) III: ? 1; IV: 10; V: 42

Auswahl: aa) ~fad: almi~ IV Kandergr.; ārfə~ V Gadm.;
fuks~ V Haslib.; ge᪷mšfe᪷dgrabən V Innertk.; im gō᪷ldi~ V
Meir.; grāt~ V Gadm.; họ̄~ V Haslib.; xatsə~ V Brienz;
lö᪷ib~ V Gutt.; be᪸rəfād IV Frut.; be᪸rfad V Brienz; in
be᪸rfedən
V Gadm.; be᪸rə~ V Gutt.; im be᪸r~ V Haslib.; V
Innertk.

e᪸rnis ~ (Gemsjäger Absturz) V Gutt.; lị̄təlts~ V Innertk.;
bim rotən ~ V Brienz; im tsāmə ~ V Hofst.; im wi᪷ldə ~ V
Brienzw.

Hieher?: xru᪷məfadəflu᪷ə IV Därst./III Blumst.

b) IV: 1; V: 7; an dər fedhāldən V Brienz.


C) ds fedli V Haslib.; Meir.; brü᪷kifedli IV Kandergr.

Hieher?: fetlišwand V Bön.


Fad m. typisch alpines Geländewort in Flurnamen vom Berner
Oberland über Wallis und Walserkolonien und in der Inner-
schweiz verbreitet für steile Grasstreifen, die sich zwischen Felsen
durchziehen und meist nur dem Wild oder Jägern noch den
Durchstieg erlauben; Felsterrassen u. ä., vgl. P. Zinsli, Gr. u. Gr.
S. 317; J. Winteler, Schw. Arch. f. Vkde. II (1898) S. 62.

Schwzd. Fad, -t m., pl. Fed(-en) vgl. Id. I, 670; V, 1051f.
Möglicherweise frühe alpinschweizerdeutsche Lautentwicklung
(in Zusammenhang mit der landschaftlichen Sonderbedeutung
durch Lösung des Verschlusses der anlautenden Affrikata von
ahd. phad, mhd. pfat m., engl. pad, path < germ. *paþa- ‹Pfad›
wie in Färrich, ahd. pfarrih, pferrih ‹Pferch›, oder in Ortsnamen
wie Flugbrunnen < Pfluogsbrunnen (nö. von Bern), Fandersbüel
zum Appell. Pfander ‹Aufsichtsperson› (bei Leissigen) u. ä., s.
P. Zinsli, in: Z. f. Mdfsch. XXVII, 1960 S. 153/154; ders. in:
Sprachleben der Schweiz, Bern 1965 S. 318ff., mit weitern Hin-
weisen auf schwzd. fench, flûm, flûme u. ä. Jedenfalls wird heute
am Alpenrand (BO) die Lautung Fad durch neueres Pfad be-
drängt, sogar Geisspfad statt -fat bei Binn (BSG VI, 170). Bedeu-



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Sp. 107


tungsmässig lassen sich die alpinen Fad-Belege, mit denen häufig
auch schwierige Zugänge zu entlegenen Örtlichkeiten bestimmt
werden, mit Pfad wohl verbinden, im Gegensatz zu K. Bohnen-
berger (BSG VI S. 170), der keinen Sinnzusammenhang erkennen
wollte und ein eigenständiges Bergwort Fad erwog. Es könnte im
Gegensatz zu Pfad/*paþa-, das als frühgerm. Lehnwort aufgefasst
wird (Kluge, Etym. Wb. 196319 S. 539; Pokorny, Idg. etym. Wb.
I, Bern 1948ff. S. 809), aus iran. Mda. unmittelbar auf mit p-
anlautendes idg. Erbgut zurückgeführt werden, zur Sippe idg.
pent~ ‹treten, gehen› mit ablautenden Substantivbildungen der
Bedeutung ‹Pfad, Weg, Brücke› (vgl. lat. pons, -tis) und Nasal-
schwund (Pokorny, Idg. etym. Wb. I S. 808/809).


Fade(n)

dər sịdəfadə (K.), ein halb mad genant der Siden vaden,
Sidenfaden 1535U161 V Unters.


Ahd. fadem; mhd. vadem m., ‹Faden, filum›, schwzd. Fade(n),
Id. I, 674.

Möglicherweise ein nach altem Rechtsbrauch symbolisch mit
Seidenfaden umhegtes Stück Land. Boesch, Zeitschrift f.
Schweiz. Gesch., 26 (1957) S. 348; Handwörterbuch d. dt. Aber-
glaubens II, S. 115; vgl. auch Finsterwalder, ‹Saum› und ‹Faden›
(Schlernschriften 150 (1956) S. 50ff.).


Faver ‒ Fover siehe Wabern



Vagant-

fagantə-e᪷kə II Wolfisb.; ~lox II Krauchth.; III Boll.
(waldige Mulde); ~loubə III Rub. Trimst.


Schwzd. fagant m. () ‹Landstreicher, Vagant›; frühnhd. Ent-
lehnung zu lat. vagāri ‹umherschweifen›.


Faggen

die matta Jn perrotzey vaggen Jsel 1409U1 (id. mit var isel
1409U1, 1427U78?) I Kapp.



falw/falb

bim fallwen mosz; genant falben mosz acher 1542U104 III
Muri; faləbax, ält. Gen.: bim falbəbax, zum falben Bach
1710MW IV Lau.; dər falb bax, ge᪸gə falbə bax, valunbac
1312Zw, valenbac, falonbac 1324Zw, falber Bach 17. Jhd.MW,
bey dem Falwen Bach 1726MW (heute meist Meielsgrund-
bach) IV Saanen.

Hieher? an die phalbs Eggenn 1502U157 IV Bolt.;
faubələ (Hei.), Falbelen 1838D, evtl. id. (nach FRB VIII)
mit dem «Gute Farlerlun» 1355 III Rüegg.





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Sp. 108


Im Falebach IV Lau. soll gelbes Gestein liegen. Die Namen
beider Bäche Lau. und Saanen können aber auch umgedeutet
sein aus «fallen Bach». Zu falw, falb s. Id. I, 822: ‹bleich,
verwelkt, gelb, blond›.


Falbringen

i dər falbri᪷ŋə, () Valmuris curtem cum vineis 1181N,
iuxta Valmaringen um 1300N, Johans von Valmaringen
1358, gen Falmaringen 1361, de Valmeringen 1367, 1370,
versus Valmaringen 1376, an dem wege von Valmeringen
1386; … Reben «am valpringen weg» 1541, hinder valm-
bringen 1558 (Bieler Jb. 1927, 29) I Biel.


-ingen ‒ Bildung zum PN Valmar < Waldomar (Fm. I, 1509). Bis
1713 Gutsbesitzung des Klosters Bellelay in einem dem Ried
vorgelagerten Muldentälchen; vgl. J. Wyss, Bieler Jb. 1927, 28ff.
‒ Entwicklung eines Übergangslauts -b- wie in Vielbringen <
*Vilmaringen.


Falesse

i᪷ dər faləssə, falessə (K., ), Fallesen 1838D (Haus) III
Kaufd.



Falg

i dər faug, ds faugšụ̈̄rli II Wyss.; den acher gnemt ze Valga
1361 I Dotz. od. Diessb.; i juchertten genant die vallgeren,
ein bletzly genant das vallgerly 1531U59 II Rüdtl.


Falg f. ‹das Aufhacken zum zweiten Mal im Weinberg›; urspr.
wohl auch das umgegrabene Land überhaupt, wozu das Verb
falge(n), felge(n), ‹zum zweiten Mal pflügen› Id. I, 808/809 (vgl.
bair. die Falg ‹Brachland, das zum zweyten Mal gepflügt ist›,
Schmeller I, 713).


Felge

im velg acher, vff dem velgen acher 1521U31 I Jens; der felg
acher um 1531U34 I Orp. od. Safn.


Mhd. vëlge stswf. ‹Radfelge›; ahd. fëlga bedeutet auch eine Art
Egge, eine Walze zum Zerbrechen der Schollen, also vielleicht
eine Benennung nach der Geräteform; vgl. Id. I, 810; allenfalls
aber direkt zu Falg zu stellen.


Falke(n)

falkxə, faụkxə-, in Zusammensetzung mit Flurnamen.

A) II: dər faụkxə, ein halb Juchertt, am falckenn 1518U74
Rum.





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Sp. 109

B) ~naxxər I Scheur.; ~naxxər, der valckennacher
1533U133 III Rüegg.; die egg so vor ziten die valkenegg was
genempt 1478Uk2 … III Rüegg.; bisz an die Valckenegg
1515Rq8 V Unters.; ~flu᪷ə, die Falkenfluͦ um 1530U142 III
Bleik.; u᪷f dər ~flu᪷ə, 1757Rq2 IV Obwil; an die falckflu
1543U154 IV Reut.; i᪷n dər ~flụ̈ə (Steinadlerhorst) V Brienz/
V Iseltw.; Falkenfluh 1682/83A V Beatb./V Unters.; in
den acher zu Falcken furen 1532U62 II WilerbU.?; ~hö᪷ụtsli
(Wa.) II Hindelb.; ~hụ̄s III Belp; ~rẹ̄n (K., Wa.) III Neu.

Zusammensetzungen mit PNN: falkxiport (Hei.), valcksz
guͦt 1531U60, i᪷ də fe᪸lksbödə (Wei.), in falx bodnenn 1485U95
[in fallboden 1538U148] IV Adelb.; falkxsmattə (Heuland)
IV Lau.; ~wị̄ụ, (wohin?): i᪷ faukxwịụ u᪷əxə (K., Rodung) III
Wohlen; falkxənəršwe᪷idli IV Saanen.

C) -eren: falxərən, [Valeren 1558UP, Valleren 1559UP], in
der Valcheren 1577Sch, in der Falcheren 1753U164 (Bäu-
ertgde. kl. Dorf) V Schatt.; falxərəmbax (von Falcheren
her), falxərəštrē᪸ssli (nach F.) V Meir.


Ahd. falc(h)o, mhd. falche, valke swm. ‹Falke›. Die altalemanni-
sche Verschiebungsstufe -lch-, schwzd. Falch (Id. I, 797) scheint
auf unserm Gebiet, auch nach Ausweis der schriftlichen Belege,
früh aufgegeben worden zu sein. Id. kennt jedoch für BE
noch die Lautung Falchenflueh und erwähnt «Falcheren», eine
-āria-Bildung zu Falch m.; vgl. Schwalmere(n), Habchere(n),
Rappere(n)
und weitere entsprechende Kollektiva mit Vogel-,
bzw. andern Tiernamen bei Szadrowsky, Z. f. NF XIV (1938),
44ff. ‒ Möglich wäre auch eine Abl. von Falche(n) ‹fahle, dürre
Gräser› (Id. 1, 798); doch ist dieses Wort bisher in BE nicht
belegt.


Fall

fau, fāu; fāl (IV, V) m. (vz. n.); Hei., K., meist bei Wasser-
fall.

A) III: 3; IV: 5; V: 4

III: dər fāu, i᪷m ~ inn, der Fahlberg 1748A, auf dem Berg
Fall 1780/82C3 (bei Wasserfall) Eriz; fau (4 Hei.), von dem
Valle 1386, zem Valle 1389, Im valle 1432U78, zem fall, zem
val, zem valle 1484U126Gugg.; ds fau, i᪷m ~ e᪸nə (Hei.
oberhalb Abhang), zwüschenn dem vall 1533/42U128, ab
eim guͦt … das vall 1541U128 Rüsch.; IV: i᪷m fāl Bolt.; ager
zem Valle um 1320 bei Därst. evtl. Bolt.; u᪷ndərəm fāl,
(unter dem Iffigfall) Lenk; u᪷f fāl (Gebiet oberhalb Wasser-
fall) ObwiliS.; dər fāl (Steilhang, Wei., Wa.) Saanen; V:
i᪷m fāl (ehemal. Wasserfall) Därl.; i᪷ fe᪸llən Grindelw.; fal
1535U161 Iseltw.; u᪷ndərəm fāl (Felswand) Ndried; dər fāl
(Wei.) Sax.

B) a) I: 1; II: 1; III: 7; IV: 13; V: 10

aa) -fal, -fāl: entšligə~ und -fē᪸l (Pl.) IV Adelb.; gū᪷rbə~ V
Sax.; gü᪷rbə~ III Blumst./Rüegg.; handek~ V Gutt.; bi de
hōldrifē᪸l
V Ltbr. Stech.; ifig~ IV Lenk; lọ̄bek~ (5 m hoher
Fall der Simme) IV Bolt.; loui~wāld IV Kandergr.;



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Sp. 110


meiə~, an Meyenval 1360/68N, 1620/21A … IV Diemt.;
mü᪷libax~ V Iseltw.; pọ̄xtə~ (60 m Fall der Suld) IV Aeschi;
po᪷xtə~ IV Diemt.; po᪷xtə~ Reich. Kienth.; bu᪷m~ (<
boum~).

Hieher?: III Gugg.; rị̄xəmbax~ V Schatt.; bi də sim-
mefe᪸llə
(früher -fall) IV Lenk; šlatti~ V Gutt.; šwendi-
grabən~
V Gadm.; das Schachli und der wasser fall in
dissem guͦtt gelegenn … 1539U71 II ?Rüd.; wassər~ III
Muri; III Pohl.; V Isenfl.; wi᪷nd~ I Kalln.; wi᪷nd~ek III
Laupersw.; wị̄ssəfluə~ V Bön.

ab) denne Nuͦdungs val des sint zwei stu̍kke 1357 IV Herr-
schaft Erlenb.

ac) u᪷fəm hi᪷ndərə ~ (Alp) III Blumst./Pohl.; u᪷ndərəm hȫjə ~
IV Kandergr.; im šwartsə ~ V Ringg.

ad) g(ə)fell, gfe᪸u.

III: daz gut ze Gevelle 1274 (loc.?), im gfeụ, apud Gefelle
1337, ze Gefelle 1373, 1388, Gfell 16. Jhd.UP, zu Gfell
1516UPArni/Obthal; im gfeu, im Gevelle 1385, 1389,
1390, in dem gevell, im gevell 1432U78, im gefell, geuell
1484U126, im gfell 1512U127, im gefell 1533U129Rüsch.;
von dem guͦt im gefell 1452U79 Wahlern (wohl id. Rüsch.);
im geffel 1488U82 Wichtr.; Wernnli im geuell, im gfel
1492K3 Worb; IV: gfell, im Gefell 1452U79, im Gfell 1838D
Kanderst. Gastern; gfẹll, gfe᪸ll, Gfell 1591U144 Saanen;
gfel, uff dem gfell, gefel 1397‒1615U167, 1502U157, das Ge-
fell 1524UPSt. Steph.; V: u᪷ndərəm gfell, i gan u᪷ndər ds ~,
under dem Gfell 1704/19 (Chorger. Man.) Gadm.; u᪷ndərəm
gfell
Meir.

gfell-/gfeụ- ~axər III Arni; ~grābə IV Saanen; ~berg
1649U153, 1626MW IV Saanen; ~šụ̈̄r, ~štu᪷ts, ~we᪸udli III
Arni/Obthal; ~weidəni IV St. Steph.

-li: in dər gfeli V Gadm.

gfē᪸l, gfē᪸u (~).

III: gfē᪸u (Wei.) Langn.; im ~, ds ~, im Gfähl 1732A, 1794C3
Trub.

hi᪷ŋərwẹ̄d~ III Langn.; ou~ III Trub.

xe᪸plər~ II Sum.; i sūrərs~ III Sigr.

ts hȫ᪷x~ II Sum.; ufəm le᪸ŋ~, im Lenggfähl 1745A III Eggiw.;
im i᪷nnərə gfē᪸l (gedüngte Alpweide) V Beatb.

~sitə III Langn.; ~wẹ̄dli III Trub.

Hieher?: fē᪸l (< gfē᪸l?); i gadəfē᪸l IV Frut.; šaxəfē᪸l III
Eggiw.; dər šwandfē᪸l (Alp) IV Adelb.; fe᪸ləbərg (kl. Hei.)
III Obthal.

b) I: 0; II: 1; III: 9; IV: 4; V: 7

Auswahl: an die vall brucken 1471UT III Thun; zuo dem
valtürlin 1437U56 II Bätterk.

Syntaktische Fügungen: fallend: faləbāx, das Gut in Val-
lenbach 1354, von vallenbach 1425K10, [Fullenbach
1459Rq1], 1478W, valembach 1478Uk2, 1487K10, vällenbach
1533U133 … III Ndmuhl.; bim falləndə bax, von valenden
bach um 1540U168 IV Lenk; vor dem vallendenn bach
1497‒1516U167 (bei Lenk) IV St. Steph.; bim falləndə was-
sər
IV Zweis.





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Sp. 111

Hieher?: fallameder um 1530U142 III Rigg.; faləbax, falbə-
bax
IV Lau.; IV Saanen (s. unter falw, falb); der Vallen
bruͤell 1357 I Lengn.; im fallərein, das fallereit, zuͦ vallereÿ
um 1525U20, faller Riett 1530U21, zuͦ Vallenried, Vallereÿd
1533U22 I Ins; im falə- falləštuts III Eriz.

C) -i: ds xalbərfalli V Grindelw.; -li: wassərfe᪸uəli (Was-
serfall) II Herm.

Felli: I: 2; II: 2; III: 9; IV: 3; V: 3

I: die velle 1532U125 Wilerolt.; bi de(r) Velli 1364 Rapp.;
II: feli, Felli 1754Jv Bussw.; Reisisw.; III: pfeli (Hei.)
Bow.; die vellj 1531U97 Ferenb.; ds felli, in der Velli
1356, Velly 1357, 1484U126, die felle, die kleine felle
1533U129, die felli 1591U130 Gugg.; feli, inn der felle
1529U93 Kön.; a dər feli, hinder der feli 1555U97 Mühleb.;
ein juchart … genant felle 1532U125 Neu.; i᪷ dər feli Rüegg.;
in der Feli 1494UT Thun; IV: i dər feli Kandergr.; Lenk;
corna dou fellyn 1360Zw Saanen; V: feli Grindelw. 2
Bereiche; Obried.

-felli: xraxəfeləni V Iseltw.; rosfellyn 1360Zw IV Saanen;
wi᪷ndfeli IV Frut.; V Innertk. (Föhngebiet).

brōpfeli (< brōtsfeli; Brot = ÜN) V Brienz.

in der vorderrn vellj 1531U97 III Wohlen.

felli-: I: 1; II: 1; III: 8; IV: 6; V: 3

Fälli: i dər fe᪸ui (Steilhang) III Wohlen.

Hieher?: ufəm fē᪸ui I Rapp.

Hieher?: Fell n. im fell (steile Weide) V Ltbr. Gimm.;
fellhālta V Grindelw.; ~blattəlox, ~blattəmbödə,
~blattəwaŋ
V Sax.; ~wāld (ob Fell) V Ltbr. Gimm.


Neutrale -ja-Bildung zu ‹fallen› (germ. *faljan), offenbar in der
Bedeutung von Fall = ‹Abfall, Abhang›.

PN: vallerron Goͧcheit 1356 III Gugg.; (das Gut Fall ‒ s. oben
A) ‒ liegt NW der Gouchit; vallerron ist die Herkunftsbez. Faller
im Gen. Pl.; vgl. auch Ullinus von dem Valle 1356 III Gugg.).

Schwzd. Fall m., Id. I, 734. In Örtlichkeitsnamen meist i. S. des
Fallens oder dessen Ergebnis (Baumfall, Windfall, ‹das vom
Wind Gefällte, Ab- oder Umgeworfene›); bes. aber das Gefälle
des Wassers oder eines Berghangs. Ort, wo etwas herunterfällt,
oder wo das Vieh leicht erfällt (vgl. P. Zs., Gr. u. Gr. 317/318).

Vereinzelt zu erwägen ist auch ‹Fall› als Rechtsbegriff für eine
ehemalige Abgabe an den Grundherrn (Id. I, 735d), etwa im
Beleg: denne Nuͦdungs val des sint zwei stu̍kke 1357 IV Herr-
schaft Erlenb.

Fel(l)i dürfte im allgemeinen eine feminine -în-Abstraktbildung
in lokal-konkreter Verwendung sein ‒ ahd. fallî f., fellîna, ‹ruina›
(Graff III, 465). Bei neutralem Geschlecht ist an ursprüngliche
Diminution zu denken, evtl. aber auch an Genuswechsel.

G(e)fell mhd. gevelle n. ‹Fall, Abgrund›, ahd. gafelli n. ‹ruina›
(Graff III, 465), zum Vb. falle(n), wie syn. G(e)hī zu gehīje (n),
G(e)ris
zu rise(n) ‹fallen›; vgl. Id. I, 745/746, wo G'fell i. S. von
‹steiler, steiniger Abhang, Trümmerhalde› für Wallis noch als
Appellativ belegt wird.

G(e)fel(l)i dieselbe Bildung zum Vb. ahd. gifallan, ‹fallen, stür-
zen›.

G(e)fǟl(l) mit der in einigen Teilen des Kantons Bern eigentüm-
lichen Sonderbedeutung «Abteilung der Alpweide, welche ge-
düngt wird; ebener Platz um die Sennhütte, der seine Düngung
durch das Vieh empfängt» (Id. I, 745c) dürfte sich ursprünglich



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Sp. 112


auf den ‹Abfall›, den ‹Mist›, bezogen haben. Von G'fell ‹steiler
Abhang› usw. wird das G'fääl lautlich differenziert durch die
offenere Vokalqualität und Dehnung; vgl. weiterhin im Bern-
deutschen z. B. die Unterscheidung von G'fäll ‹Terrainsenkung›
und G'feel ‹Glücksfall› (Id. I, 746). Dehnung im einsilbigen Wort
auf -ll ist auch sonst belegt: Stāl ‹Stall›, Bōl ‹Boll› … Es ist
deshalb nicht nötig, mit J. U. Hubschmied (Frut. 1940, S. 23, 37)
eine andere Herleitung durch ein rekonstruiertes ahd *-fāli
‹Zaunwerk, eingezäuntes Feld› zu ‹Pfahl› mit Auflösung der
anlautenden Affrikata zu erwägen; auch deshalb nicht, weil die
Zäunung durchaus nicht begriffsnotwendig ist und das ‹g'fǟ-
le(n)›
ein Verteilen des Düngers in kleinen Haufen auf freier
Weide ist, welches gegenüber der vollgedüngten Fläche die Mög-
lichkeit bietet, das Vieh weiterhin ätzen zu lassen.


Fallab

Item de quodam bono dem man spricht vallaps guͦt
1464U38a, an fallabs weydt, an fallabs zellglin 1530U42 II
Thunst.


Besitzername. Fallab = FNN in Roggwil BE (Fam.-Nb. d.
Schweiz I, 248).


Falle

fallə (~), faụə, faụwə f. (≈); histor.: falle (); Stellenbe-
zeichnung, Hei., K.

A) III: u᪷f dər fauwə (schwier. Stelle f. Holztransport) Sigr.

B) by der eseln 1419UP II Zieleb.; i᪷ dər fī᪷lfalə (Häuser-
gruppe) IV Kanderst.; fogəl~ V Gsteigw.; i᪷ dər be᪸r≈
(Hei.), zur Bern 1557A III Eggiw.; uf dər be᪸r≈, bisz uff
bärennn egg, unnd der bär eggn nach, 1531U136 III
Langn.; uff die alltan Baͤrenn 1531U136 III Trub (? id.
Langn.); i dər be᪸re≈ IV Reut.; binn dər be᪸r~n V Gutt.; uf
dər be᪷r~
V Habk.; be᪸r~n (steiler Weg durch Fluh) V Meir.;
in dər be᪸r~ V Obried; ross~ (Schlucht) IV Lau.; ro᪷ss~ti᪷ssəl
(Felskopf bei Absturzstelle v. Pferden) V Grindelw.;
šāffalla, -i (Pl.) V Obried; wassər≈houts I Schüpf.; zur
Wasser  1531U97 I Seed.; i dər wassər≈ II Erisw.; in
novalibus «zer Wazervallun 1273 III Köniz; wassər≈, ab
einer matten genempt die wassern 1532U125 III Mühleb.;
wassər≈ III Neu.; Zur Wasser um 1530U142 III Kirchd.;
wo᪷ufs≈, ii Juchertten zwollffn 1531U96 III Wohlen; wo᪷lfs-
falə
IV Zweis.; wolfsfalla (Wegstelle) V Grindelw.


C) ds be᪸rəfalli, i᪷m ~ (Alphütte; dort Bär getötet) V Grin-
delw.


Schwzd. Falle(n), ahd. falla, mhd. valle swstf. ‹decipula›, Id. I,
747ff.; die alten Fangvorrichtungen hatten eine Falltüre, wäh-
rend die noch in Flurnamen häufigen Bär- und Wolffallen auf
ehemalige Fallgruben weisen.

Übertragen ist ‹Falle› in Flurnamen auch eine schwierige Gelän-
destelle, wo Mensch und Tier leicht zu Fall kommen. ‒ Wasser-
fallen sind meist Bewässerungsventile, vgl. aber auch Id. I, 749, 3.




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Sp. 113


Falle(r)t

falləts-, falətsriəd, ab fallartzried 1502U157 IV Bolt.


Zum FN Fallert, belegt u. a. in Reichenbach i. K. (Fam.-Nb. II,
165).


Fals-

Valser: fallsəršmattə IV Saanen.


Matte eines Wallisers (evtl. eines Besitzers namens Walser?).


falsch

faltši fluə, faltši tọ̈̄fi (gefährliche Tiefe) IV Ndstock.; zuͦm
valschen brunnen 1535U101 III Ueb.; dər faltšbrunnən (Vor-
sass m. guten Quellen), der Falschbrunnon 1370, der vor-
derst waldbuw genant Falschbrunnen 1532Rq8, im Faltsch-
brunnen 1694/95A, die untere Weid oder Faltschbrunnen
1757A V Unters.


Schwzd. falsch, faltsch (Id. I, 815); Deutung des früh belegten
Falschbrunnens kaum mehr möglich; viell. in Zusammenhang
mit einem Rechtsvergehen, vgl. Falsche Klinge bei Keinath
S. 173, 199.


Faltsche, Fältsche

fāltšə, R. de Valzcen et pueros suos (Eigenmann) 1259
(loc.?), nemora Valschen 1280, ze Falschen 1311, ze Val-
schen 1312, 1318, in der dorfmarch von Valschen 1359, da
man gat gen Velschen 1360, ze Valschen 1374, von Fal-
schon, von Falschen 1385, ze Valschen 1394 … die von
Faltschen 1457Rq4, zuͤ valschen 1493 … faltschen um
1540U168 … IV Reich.

fāltšəgrabə, ~wẹ̄dəni IV Reich.; ~šte᪸g IV Aeschi.

faltša, am faltšə(n) (a > e᪸), Pl.: a faltšnən, bi fe᪸ltšnən
(Heuland), cum silva Valschen 1257, im Falschen (Wa.)
1364, am valschen 1395Uk2, valschen 1409Rq8, am Falt-
schen 1536/37A, an Faltschen 1538/39A V Gsteigw.

faltšənallmi, faltšəšlāg (Wa.) V Gsteigw.

Feltschen (Häuschen) 1838D III Biglen; i dər feụtšə, feụtšị
(2 Hei.), von velschen 15. Jhd.U78, Feltschen 1838D III
Linden; p feutšə (Weiler), der velschennacher 1531U97,
Feltschen, Feltscheren 1838D III Vech.; ds feụtšəbe᪸xli (bei
Vech.) III Worb.

dər fe᪸utšər (K.), Fältschen (Siegfr.-Atlas), fünff Juchart am
velschen, ein Juchart genant das velscherli 1542U104 III
Boll.; ds fe᪸utšəhūs III Thun; im fe᪸utšərsmād, fe᪸lšərsmād
(grosses Gut), des von Velschen matte 1416UT, 1457UT III
Uet.


Nach J. U. Hubschm., Frut. S. 17, wurde das rom. filice «Farn»
von den Alemannen auf den Lautstufen *fel(d)žə und fal(d)žə
übernommen und zu dt. Fel(t)sch, Fal(t)sch, das im Dat. Pl. als
Falschen, Faltschen, Feltschen u. ä. erscheint. Vgl. RNB II, 140;
REW 3294; FEW 3, 541.




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Möglicherweise stammt das in Thun ansässig gewesene Edelge-
schlecht der Velschen von Valschen her: de Velschen 1273, 1287,
de Velschun 1293, 1294, 1296, 1299 … zwischen 1300 und 1350
erscheint dieser Name 40mal in den FRB: 33mal Velschen, 6mal
Vaͤlschen und einmal Valschen.


Falz/Folz

fauts, fouts m. (vz. n.), Graben oder Gebiet zwischen Grä-
ben; Talmulden.

A) II: dər fouts (K.) Lütz. östl. Enkl.; III: ds fouts, i᪷m ~,
aus dem Foltz 1776A (evtl. Trub), Foltz 1838D (Hei.)
Eggiw.; Vom valsz (folgt Zinsangabe) 1531U136 (id. mit
Trubsch.?) Langn.; im fo᪷uts, im Faltz 1611UP, aus dem
Foltz 1776A (evtl. Eggiw.) (Hei.) Trub.

B) a) die breittenn foltz fluͦ 1531U136, Breitenfaltz 1551A III
Trub; dər hi᪷ŋər/fordər fạuts (Weiler), im Falz 1750A, 1798A
II Sum.; dər o᪷bər/u᪷ŋər fouts (2 Hei.) III Trubsch.

b) fouts- ~grabə II Lütz. Enkl.; III Eggiw.; ~waud
II Lütz. Enkl.; III Trubsch.; an die vallsz weid, falltz weid
1531U136 III Langn.

C) -li: ds fö᪷utsli III Eggiw.

-i: fö᪷utsi (Hei.) III Langn.; III Sign. (id. f. foutsgrabə
Eggiw.).


Faalzen

das iš dər fāltsən, im ~ (Wiese), ~wāld V Schatt.; im obrə/
undrə fāltsən
(Weide, Geröll, Farnkraut), ~ek V Innertk.



Grundlage des Namens ist die Lautung falz-, da im Bereich von
Trub, Signau, Eggiwil mhd. a vor l-Verbindung zu o verdumpft
wird, vgl. SDS I, 13. Fragwürdig bleibt die Etymologie: wenn
deutsch Falz m., mhd. valz stm., valze swm., schwzd. Falz m.
‹eine Art Fuge zum Einpassen eines Brettes› u. ä. (Id. I, 823)
vorliegen sollte, so fällt die räumlich beschränkte Verbreitung
dieser sonst ungewöhnlichen Übertragung aufs Gelände auf.
Faalzen könnte die sw. Flexionsform desselben Namenworts sein
mit der für BO bezeichnenden Dehnung vor l-Verbindung, vgl.
SDS II, 66. ‒ Herleitung von lat.-rom. vallis ‹Tal›, wofür die
afrkpr. Lautung *walz (< vallis) sprechen könnte, erweckt des-
halb Bedenken, weil im Gebiet des innern Emmentals die vor-
deutschen Namen äusserst selten sind und eine derartige Häu-
fung nur mit einem temporären Lehnappellativ erklärt werden
könnte.


Faambach

im fāmpax (versch. Hei.), dər fāmpax oder ds fāmbexli
(Bach), der vanbach, an dem vannenbach 1408 (Kopie zw.
1417 u. 1428)K10, im Fanbach 1479‒1563Ar, im vannbach
1547U137, im Fanbach 1661A, im Fambach 1763A, bey dem
Fahmbach 1771/72C3 III Röth.; fan Bach 1530U135, dem
vannbach nach 1547U137 (nach der Marchbeschreibung
nördl. von Ringgis und damit 5 km westl. des Faambachs
von Röth. III ? Bow.





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Wahrscheinlich id. mit Pfannbach (s. d.); Lösung des Auslautver-
schlusses nach Präp. im, bim (P)fann-; sekundäre Lenisierung
der -nn- zu -n-, Assimilation -nb- zu -mb- und Dehnung im
einsilbigen Wort, vgl. Bann > Bān u. ä.


Fane-

fennər-, fe᪸nnər- (als Best.-Wort in Zuss.).

fennəraxər (K.) II Bätterk.; Fendrivorsatz 1686MW, die
Vennere Vorsass 1754MW IV Saanen; fe᪸nnərxammər (Wei.)
III Egg.; fennəršxöpfli (Felskopf) IV Saanen; fennərhụ̄s II
Obburg; fe᪸nnərhụ̈sli II Dürrenr.; fennərmattə II
Kldietw.; ~matta V Leiss.; fe᪸nnərsmü᪷li III Rüd.; Venner
Zyro Turm (Wehrturm) III Thun.

fē᪸ndrixshē̤mətli IV Reich.; fendri᪷xs-, fenndri᪷gswē̤d IV
Frut.; (Fendrivorsatz s. Venner).


Ableitungen und Zusammensetzungen zu schwzd. Fane(n)
‹Fahne› (Id. I, 828). -er: Fänner, Venner m. ‹Fahnenträger, hoher
amtlicher Würdenträger im alten Bern› (Id. I, 831; HBLS 7, 218).
‒ Dazu gebildet -rich m., ‹Fähnrich› (nach Analogie anderer
Namen auf -rich wie Friederich; Id. I, 832 Anm.). ‒ Die FLNN
enthalten entweder einen Hinweis auf ehemaligen Besitz eines
Venners oder (meist) den FN Venner (FNB VI, 96) und den FN
Fähndrich (FNB II, 161).


Vanel

im fanu᪷ (Hei., Wa.), piscina de Vannel 1242, Imm fanel
1519U18, im vanel um 1525U20 I Gamp.; d fānəl (Vogel-
schutzgebiet am Neuenburgersee) I Ins.

fanəl- ~axər, ~gu᪷ət (id. mit fanu᪷), ~štrandbodə, ~wald I
Gamp.

(Vanel, vanellum 1203Zw, Sifredo, dicto de Vanello 1203/
04, Uldricus de Vanel 1220, U. de Va. 1228, U. canonicus
Lausanensis de Vanel 1230, a castro dou vanel 1270Zw,
castrum dou Vanel 1289, ad castrum de vanello 1310Zw,
campus dou vanel, vanellum 1312Zw, apud vanellum
1324Zw / subtus la fanoli, in la fanoly, fanolius 1312Zw, in la
fanolery in quatuor peciis, fanolery et ou riou 1324Zw (Zum
Herrschaftsbereich Vanel gehörte u. a. die Landschaft Saa-
nen) Gde. Rougemont, Kt. Waadt.)


Anzuknüpfen ist an frkpr. vani(l) ‹felsiger Abhang, Felsspitze›,
Dim. zu gall. *wanno- ‹Abhang› (FEW XIV, 156; Hubschmied,
Burgdorf, 724), wenn auch die Bedeutung für das flache
Schwemmgebiet am See in Ins und in Gampelen Schwierigkeit
macht. Da frkpr. vani(l) toponomastisch in FR, VD, NE ver-
breitet erscheint, ist aus namengeographischen Überlegungen
bern. Fanel < frkpr. vani(l) zu stützen, und auch semantische
Differenzierungen im alpinen Gebiet und im Flachland können
dafür sprechen (vgl. Wang, Wangen).


Faner

u᪷f fā᪷nərsek V Innertk.; fā᪷nərsgadən, ~gadəwald, fā᪷nərštu᪷kx
(Heuland) V Gutt.


Zum FN Fahner; schon vor 1800 für Guttannen und Innertkir-
chen bezeugt. FNB II, 162.




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Fang

IV: faŋ, pl. fe᪸ŋ m.; V: pfaŋ, pfe᪸ŋ m.; Wei., Vorsass, Heu-
land, Wa., z. T. Hei.

A) IV: 10; V: 9

IV: Auswahl und frühste Belege: fe᪸ŋ, in den fengen
1502U157 Bolt.; i᪷m ~, i᪷ də fe᪸ŋə, vangan 1312V, 1324V,
vanchie 1324V, im Fang 1654U152 Lau.; i᪷m ~, d fe᪸ŋ (versch.
Hei.), fangi 1312V, fangy 1324VSaanen; V: (alle Belege)
i᪷m pfaŋ (Hei., K.) Bön.; dər ~ (Mulde) Gadm.; pfang
1535U161 Grindelw.; dər ~, i᪷m ~ Gsteigw.; ufəm pfa᪷ŋ
Innertk.; i᪷m ~, im Phange 1302UP, Claus in Phangen 1349,
im Pfange 1535U161 Iseltw.; i᪷m ~, Pfang 1535U161 Ltbr.
Stech.; i᪷m ~ (4 Hei.) Lütsch.; am ~ Sax.

B) a) IV: 98 (davon ab): 54); V: 1 (davon ab): 1)

Auswahl, frühste Belege: aa) von dem guͤtt genant fiessz-
fang 1502U157 IV Bolt.; von dem gutt genant der Gouchen-
fang 1502U157 IV Zweis.; im lō᪷ ~ IV Bolt.; von dem
müserfang 1502U157 IV Zweis.; plāg ~ IV Saanen; dər bu᪷rgə
~ (bei Ruine Kramburg) IV Saanen; Stadels vang 1357 IV
Bolt.

ab) gruͤbers fang 1488U156 IV Zweis.; in gutten fang
1502U157 IV Bolt.; xe᪸rnə ~, an den Kernen Fang 1488U166,
1488‒1514U167 … IV Zweis.; Brunlis vang 1497‒1516U167
IV Zweis.; an Riffen vang 1497‒1516 IV Zweis., Ruffsfang
1502U157 IV Zweis.; ufəm šobərš ~, Schobers vang 1488U156
IV Bolt.; pratum in Tulluchphanc 1259 (Petrum dictum
Tullhuc 1242 V Wild.) V bei Interl.

ac) uss dem gmeinen vang um 1540U168 IV ObwiliS.; von
dem hindren fang 1502U157 IV Bolt.; im le᪸tsə ~, im Letzen
Fang 1642U152 IV Saanen; ab dem nidren fang 1502U157 IV
Bolt.; den Nidren Fang 1486U166 IV Zweis.; uff dem
Swartzen fang 1502U157 IV Bolt.; i᪷ də dü᪷rife᪸ŋŋə, Dürifang
1312MW IV Saanen.

ad) i᪷m ị̄~ (2 Hei.), im Einfang 1789A III Wahlern; ze
Jnfang 1360/68N … ze Infang ze der gassen 1378 … (id. mit
heut. im faŋ?) IV Erlenb.; bi~, bifig s. Bifang.

b) IV: 14; V: 2

i᪷n dər pfaŋlouənə V Bön. im pfaŋwāld V Ltbr. Stech.

C) -li: faŋli IV: St. Steph.; Zweis.; pfaŋli V: Ltbr. Stech.;
Lütsch.; fe᪸ŋli IV: Bolt.; Gsteig; Lau.; Saanen; fe᪷ŋli IV:
Därst.; Diemt.; Erlenb.; Saanen; Zweis.; pfe᪷ŋli V: In-
nertk.

-fe᪸ŋli: IV: 7; Auswahl: plāg~, tsu᪷kxər~ Saanen;

fe᪸ŋli-/fe᪷ŋli-: IV: 5; pfe᪷ŋlibrik V Innertk.

-i: pfe᪷ŋi V: Beatb.; an Heini Rooten pfengi 1524‒80U169 V
Habk.; Ltbr. Weng.; Pfengi, im Pfenge 1535U161 Lütsch.;
Matten; Unters.

mōsfe᪸ŋi IV Saanen; zu Ober Pfenngi 1524‒80U169 V Habk./
Unters.

pfeŋi- ~šleif, ~šopf V Matten.

Hieher? faŋisalp V Iseltw.; ~bax V Brienz/Iseltw.; im
feŋkxi
(Rinderweide), ~we᪸g V Därl.





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Schwzd. Fang m. ‹eingefriedigtes Land›; Id. I, 855, mit namen-
geographisch bezeichnender Streuungsbegrenzung auf die innere
und westliche Schweiz.

Fang und seine Komposita (Im-, Bi-fang) gehören tw. zu den
frühen Landgewinnungsnamen der alem. Rodungszeit; vgl.
A. Bach, Dt. Nkde. II, 1 § 375 (S. 399) mit Belegen seit dem 9. Jhd.

Fenki wohl mit gutturaler Verhärtung -ng- zu -nk-, vgl. P. Zinsli,
ZMF 27, 152.

Bifang

bifaŋ, bifig; bịfi᪷ŋ (V Brienz), bü᪸fịg (III Gugg.; Wahlern),
m., vz. n.; K., auch Hei. u. K.

A) I: 20; II: 36; III: 19; IV: 13; V: 3

Auswahl, frühste Belege, besond. Formen; ~ für bifaŋ: I:
i᪷m ~, in loco dicto der Bivang 1305, Bivanch 1315, in dem
Bivange 1359 Biel; ~, im bifang 1474U30 Büet.; II: ~,
byfang 1470U44 Kldietw.; unden Am Bifing 1530U42
Rütsch.; III: ~, bivanc 1425K10 Rüegg.; dər bü᪸fịg, im
Bivange 1356 … Wahlern; IV: ds ~, Adelb.; im ~, in dem
Bivang 1352 … Diemt.; a bifigə (Häuser) Kandergr.;
bẹifaŋ (Erkl. mit ‹Gebein›) Saanen; ~, byfang 1488U156
St. Steph.; ~, im byfang 1488U156Zweis.; V: im bifi᪷ŋ, ds
bifi᪷ŋ,
Brienz; dr bifi᪷ŋ Brienzw.

B) a) I: 4; II: 13; III: 28; IV: 1; V: 0

Auswahl: aa) dər šụ̈̄rbi᪷fi᪷g (2 Hei.; neben dem Hei. šụ̈̄r) II
Erisw.; der Studbifig 1533UP II Dürrenr.

ab) Schicken byfang 1488U166 III Blumenst.

ac) grō᪷ssə/xlị̄nə ~, im bifang 1479U11 I Bür.; ds uŋərə/o᪷bərə
bi᪷fi᪷t,
im Bifig 1772A, im Bifid 1794A, Bifet 1794/98C3 III
Köniz.

b) I: 2; II: 3; III: 4; IV: 1; V: ‒

C) -li: II: bife᪸ŋli Lütz.; Obburg; bi᪷fe᪸ŋəli Wolfisb.; IV:
von dem Byfanglin 1502U157 Bolt.; bi᪷feŋli Reich.; das
klein Byffänglin 1530U42 II Thunst.; das clein byfängli
1569U72 II Trachs.; bi᪷feŋligassə IV Reich.


Schwzd. Bīfang; Id. I, 856f.; mhd. bifanc m., ahd. bị̄fang m.
‹captura›, eig. das ‹Umfangene›, eingezäuntes Land; vgl. Fang.


Fankhaus

faŋkxhus n. (3 Hei.), i᪷m fōrdərštə/mi᪷tlərə/hi᪷ŋərə ~, Fanghus
1442‒69Ar, Clewi zuͦm fanghusz um 1460Ar, von Claͤwin
zum Fanckhus 1462? (s. FRB VIII), Fanghus, zum Fangk-
hus, Fanckhus 1479‒1563Ar, das Guͦt zum hindern Fanck
Husz, das forder Fanck Husz 1531U136 … III Trub.

faŋkxəsgrabə, an fanckysz grundt 1531U136, faŋkxəsbax,
~wē̤d III Trub.

ts fankxhụ̄s (Hei.), Fankhaus 1838D III Walkr.


Haus im ‹Fang› s. d.

Verhärtung von -ng zu -nk, vgl. Junkholz, Längg/Lenk u. ä., s.
P. Zinsli, Z. f. Mfschg. XXVII, 1960, S. 152ff.





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Sp. 118


Far

I Far

fār- III: 2; IV: 2; V: 4

Auswahl: fārxe᪸lə IV Bolt.; in dər fārlouwi, an der Faͧrloͧwi-
nôn 1382 V Gadm.; V Gutt.; V Haslib.; fārlouwigrabə;
fārlouwəni᪷
(mehrere Grundstücke) V Obried/Ndried; dər
fārwe᪸g
öfters.

Hieher?: im fārbüəu (Hei.), am varbuel 1535U133 III Toff.


II Far n.

fār n.; K., Häuser in der Nähe einer (ehemaligen) Fähre.

A) I: 6; II: ‒; III: 4; IV: ‒; V: ‒

I: von dem var 1521U31 Aeg.; im fār (Häusergruppe)
Brügg; gelegen zum far 1533U22 Ins; an dem var 1409Uk2,
1427U78Lyss; stost vf das far 1530U95 RütibB.; stost vff
das far um 1531U34 Safn.; III: ds fār, am Fahr 1635/38C3
Belp; im fār (2 Hei.) Gerz.; am Fhar 1635/38C3 Kies.; bim
fār
(Hei.), bi dem var 1432U78 Wilerolt.

B) a) I: 3; II: ‒; III: 3

Auswahl: im wi᪷ŋkxəlisfār, im Winkelisfahr 1746A (id. mit
fār) III Gerz.; im o᪷bərfār, von dem obren var um 1430U78,
im u᪷ŋərfār (Dorfteil, K.) I Meienr.; ds ū᪷rfər V Iseltw. s.
Ur-.

b) I: 10; II: 2; III: 6

Meist K. bei einer Fähre, Faracher 8mal; fārinsəli (heute,
nach Rodung, auch farməri᪷nsəli᪷) I BusswbB.; var Jsel
1409U1 I Kapp.


III Fer

in den verrachernn 1530U95 I Leuz.; an des verrenacher, ab
dem ferren acher 1522U41 II bei Aarw.; stost an Cristan
zherren verracher 1531U97 III Mühleb. Marfeld.; fē᪸rhụ̄s I
BusswbB.; bi des alten verren hus 1409U1, 1427U78 I Lyss;
Ferenhuss 1626UP III Gerz.; genampt des verren mad
1502U123 I Rad.

(Die verr(en)acher liegen in der Nähe von Aare od. Saane.)


IV Fart

in dər fart (Bergmad) V Ringg.; āfārt (K.) III Langn.; an
der Infart 1531U97 I Bür.; an die vsz fard 1531U51 III
Landisw.; von eines guͦtes wegen genempt die zuͦfart 1365
(Abschrift aus dem 15. Jhd.) IV Kirchgde. Aeschi.


Zu I: Far- in Zusammensetzungen bezeichnet Örtlichkeiten, wo
etwas ‹daherfährt› z. B. eine Rüfe, Lawine, in der Far-Chäle(n),
oder meint die daherfahrende Naturgewalt selbst in Far-Louwi.

Fārwäg bedeutet in älterer Zeit einen Viehtreibweg im Gegensatz
zum Charrwäg, dem Weg für Fahrzeuge.

Zu II: Far n., mhd. var n., ‹Fähre›, Ort, wo man über einen Fluss
oder See gefahren wird; Id. I, 886 (in unsern Belegen wohl
teilweise noch appellativisch).

Zu III: Fer- ahd. ferjo, ferro; mhd. ver, vere, verje swm., ‹Fähr-
mann› (Lex. I, 67) = nom. agentis *farjo- zum stk. Verbalstamm
far- von ‹fahren›; schwzd. Fer s. Id. I, 904.

Zu IV: Fart f. ‹Fahrt›; -ti- Abstraktum zu faran; Id. I, 1020.




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Sp. 119


Farb

fārb f., Hei., Quartier; Bezeichng. f. ehemalige Färberei.

A) I: 1; II: 4; III: 0; IV: 5; V: 1

I: Piet.; II: Langt.; Lütz.; Rohrb.; Sum.; IV: ~, auf der
Farb 1780/83C3 Bolt.; u᪷f dər ~ Erlenb.; Gsteig; u᪷f dər ~
Reut.; u᪷f dər ~, colioret, culieret 1312Zw, colloret 1324MW,
by der Farb 1678U152 Saanen; V: Unters.

B) ac) rō᪷pfārb (Quartier) II Wangen.

b) II: 4 (~guət Schwarzh.); V: 1

C) fē᪸rbər- ~axər II Ndbipp; ~sgartə IV Reich.; ~hüsli (Hei.)
II Oeschb.


Mhd. varwe, ahd. farawa; nach Id. I, 987/988 auch ‹Färberei›.


Farn

fārn; fārə, farə (IV), m., K., vz. Hei.

B) ac) im obərə, u᪷ŋərə farn (2 Hei.), uff der Faren 1389R2 III
Rüd.

b) I: 1; II: 14; III: 19; IV: 10; V: 10

(Davon Farnacher: I: 1; II: 11; III: 4; IV: 1; V: 0)

Frühste Belege: fārnek (3 Hei.), fārnekaup (2 Hei.), ~hü᪷tli (1
Hei.), ~bān (Wa.), Varnecca 1257, Varnegg 15. Jhd., … III
Sign.; Farnegg 1332 (Kopie 16. Jhd.UP) V Sax.; fansrụ̈tị, zu
Farens Rüthi 1629/30C3, zu Farnsrüttin 1645A III Langn.

C) -li: farnli, ~ 1789A, ~esu (Fluh), ~sgrōt, ~sgrad 1788A,
~šụ̈̄r II Sum.; z farny 1531U136, uff dem Farnli 1645A,
fārnlibodə III Trub.

-i: CA) I: 0; II: 0; III: 4; IV: 4; V: 4

Auswahl: III fārni (Dorf, Gde.) s. d.; fārni᪷ (Wa.), dez
holtzes Varnis 1387 Vech.; V: im varni 1391Uk2 Brienz; i᪷m
farni᪷,
farne 1493U84 Därl.

CB) b) I: 1; II: 2; III: 0; IV: 2; V: 6

Bemerkenswert: dər farništein (Felsen) V Iseltw.; (arnịštē̤
III Mirch.).

-eren: CA) I: 2; II: 6; III: 18; IV: 6; V: 9

Auswahl: II: uf fārnərə (Dorf, Gde.) s. d.; i᪷ dər fārnərə,
possessio dicta Varnerre 1280 Obburg; III: uf dər ~, in der
Varnerren 1380UT Thun; ~, in der Varnerron 1359, …
Wattw.; IV: in dər ~, in der farneren 1488U156Zweis.;
V: uf p fārnerra, in der Varnerron 1349, 1360 … Leiss.;
fārnərə, in der varneron 1394Uk2 Unters.

CB) ac) obri/u᪷ndər fārnərrən V Brienzw.

CB) b) I: 1; II: 3; III: 6; IV: 1; V: 6

-er: dər fārnər (Wa.) III Oblang.

Dim. (zu Farneren od. Farner) u᪷fəm fārnərli III Schangn.
Adjektiv farnig: im farnəgə fad V Schatt.; i᪷m fārni᪷gem (<
fārni᪷gəmbo᪷də) V Brienz.

Hieher?: d fē᪸rnən, in dər fē᪸rnən (Gebäude, K.) V Schwan-
den
bBr.


Ahd. faram m., mhd. vorm, varn m., schwzd. Farn m. n. ‹Farn-
kraut›.

Die Bildung auf -i (farni) dürfte meist auf das Kollektivsuffix
ahd. -ahi zurückgehen, vgl. Äschi.




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Sp. 120


Fahrni

fārni, ts ~ (Dorf u. Gde.), ze Varne 1352, 1354, ze Farne
1364, ze Varni 1387, 1390, heinj von farni 1501‒26U85, die
muͤser von Farni 1530UT … III Fahrni.


Vgl. Farn.


Farnern

fārnərə, uf ~ (Dorf u. Gde.), Varnerren daz dorf 1364, an der
Varneren 1423U72a, ze Varnerren 1464U73 … II Farn.


-āria-Kollektivbildung zu Farn.


Fasen

dər fasənaxər, der vasennacher 1531U97 (K., Osthang) II
Urt.


Viell. abschätzige Benennung mit Fasel m. ‹junge Zucht, bes. von
Schweinen; Ungeziefer; schlechtes, gemeines Volk›. (Fasel-/
Fasen-
kann wechseln) Id. I, 1055/1056; vgl. aber auch Fase(n) I
m. ‹Kante›; Id. I, 1047, und Fase(n) II m. ‹Faden›; Id. I, 1058. ‒
Evtl. aber auch PN.


Fass

fass n. in Zusammensetzungen.

B) a) neben bin vasz matt 1521U31, an bin vaszmatt, neben
bym (!) faszmatt 1530U33 I Eps.; šteifassaxər II Rüegs.;
štẹ̄fass (K., ehemal. Gebäude) V Habk.

b) Jn dem vasz acher 1531U60 III Boll.; fassbalm (Unter-
schlupf für Wildheuer) V Ltbr. Gimm.; faszboden 1811Fr I
Gamp.


Fassig

bir aŋkxəfassi᪷g (Alpbutter wurde an dieser Waldstelle zur
Weiterbeförderung ins Tal empfangen) V Ringg.


Fäs(s)ler

bi fe᪸slərshụ̈̄s, bei Fässlers-Haus 1838D, fe᪸slərbax od.~be᪸xli,
am ~štuts,
am Fässlerstutz 1751A, 1754A, 1838D V Grin-
delw.
Bussalp.


Mögliche Benennungsmotive sind die Form des Landstückes
(Geländemulden), eingegrabene Regen- oder Tränkefässer, in
der Nähe stehende Bienenkörbe.

Mhd. vaz n. ‹Gefäss, Fass; auch Bienenkorb›; Id. I, 1048.
Substantiv zum Vb. fassen ‹Eine bestimmte Menge von etwas in
Empfang nehmen›; Id. I, 1059; III, 1062.

FN Fässler ‹Fasshersteller›, der sonst für unser Gebiet nicht
belegt ist.


Fastegg

uf dər faštek (; steiles Heuland), d faštekšnü᪷əri (schmale
Felsbänder) V Ringg.


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Sp. 121


Fasnacht

das vasznacht acherly, der vastnacht acher oder ställtz
acher 1531U59 II Aeflg./II Rüdtl.; der vasznacht füer
acher 1521U31 I Ips.; hinder dem vasnacht Husz 1481U30 I
Biel; by dem fasznachtt hüsz um 1531U34 I Eps.; fasnaxt-
mattə, Pre demy la Fin 1721S III Münchenw.; j mad
matten genempt zuͦ dem fasznacht boum 1530U33 I Eps.

(Abgabe) von vasznächtigenn güttern 1530U21 I Brütt.


Schwzd. Fasnacht f. Id. IV, 645ff.
Teilweise spiegelt sich in den Flurnamen wohl örtliches Fas-
nachtsbrauchtum, z. B. im vasznacht füer acher 1521 in Ipsach,
wo offenbar früher ein Fasnachtsfeuer entfacht wurde, vgl. dazu
Id. IV, 652n) u. I, 947. ‒ In andern wird der im Schwarzwald
schon vor 1400 bezeugte Familienname Fas(t)nacht (Festschrift
A. Bach, 1965, S. 370) des Grundbesitzers stecken, der auch für
Twann schon 1622 belegt ist (FNB II, 1969, S. 169).


Faulensee

fụləsē (Dorf), Wolrich von Fulense 1302, Uolrich von
Vulense 1304, de Fulense 1312, min mu̍li ze Fuͦlense 1322,
de Fulensee 1336, ze Fulensewe 1361, von Fulense 1374 …
IV Spiez.

fulensee almend 1546U147 IV Spiez; dr fụləsēwald IV
Aeschi.


S. Fuul.


Ve(ch)

fē- n., in Komposita mit Gassen, Wegen und K.

B) b) I: 13; II: 3; III: 3; IV: 7; V: 6

Auswahl: vee almend 1488‒1514U166 V Leiss.; vech gassen
1529U33 I Hermr.; um 1531U34 I Lengn.; veegassen
1493U84 IV Aeschi; 1524‒80U168 IV Reich.; 1535U161 V
Beatb.; 1530U95 V Därl.; 1535U161 V Matten; stosset an
die Vegassun 1352, Vegasse 1362 … V Unters.; fēšattəbi᪷tsə
(K.) I ObwilbB.; vech wäg 1531U32 I Bellm.; 1525U20 I
Brütt.; fē᪷wē᪸g, der vichweg 1369, veeweg 1531U97 I Bür.; I
Diessb.; I Gamp.; 1521U31 I Merzl.; 1533U23 I Sis.;
1474U30 I Stud.; 1521U31 I Sutz; veeweg 1530U95 IV
Aeschi; V Brienz; ve(ch) weid: um 1531U34 I Lengn.;
1520U131 III Belp; 1427Uk2 III RütibR.; 1486U166 III
Thun; 1534U99 IV Aeschi; 1534U99 IV Frut.; 1524‒80U168
IV Reich.; 1488U156 IV St. Steph.; 1488‒1514U166 V Leiss.


Schwzd. Vich, Vech, Veh n. ‹Vieh›, vor allem das Rindvieh; mhd.
vihe, vëhe; ahd. fihu, fehu …; vgl. Id. I, 647f.


Fech-

fe᪷xismād, im ~ (Wohnhaus, K.), denne einem guͦt an zu̍neck
genant veckismad 1487U95, Vechismaad 1838D IV Diemt.
Bächlen.


Offenbar Personenname; zu adt. Faho Fm. I, 493?




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Sp. 122


Vechigen

fexxigə, ts ~, u᪷f~ (gehen) (Dorf u. Gde.), in Vechingen 1275,
1296, 1303 (14. Jhd.: 32 weitere Belege; noch im 16. Jhd.
Vechingen; Ende 18., Anfang 19. Jhd. Vechigen) III Vech.


-ingen-Bildung mit einem adt. PN; vgl. H. Kaufmann, Ergän-
zungsband 1968, S. 111 zum bair. ON Föching: «Der ON
Fechinga a. 817 gehört zum PN Facho»; Fm. I, 493.


Fächt

fe᪸xta, in dər fe᪸xtə (K.) V Iseltw.; i dər fe᪸xtsmattə, Fechts-
matten 1838D (Hei.) IV Saanen.


Friedli Bd. 7, Saanen, S. 98 gibt die Form Fechtmatte und fasst das
1. Element als PN auf. Der Ruf- oder Familienname Fecht
konnte für dies Gebiet allerdings bisher nicht nachgewiesen
werden. ‒ Zu erwägen wäre deshalb Anschluss an Fächt f. ‹einer
Person rechtmässig zukommender Anteil› (aus Erbe); Id. I, 661,
2. a oder zu Fecke(n), Fëckte(n) m. ‹Fittig, Flügel› Id. I, 728ff.;
nach Friedli Bd. 7, 445 in Saanen Fächte. Übertragen verwendet
nach Id. I, 729, 7 auch i. S. von ‹Stück, Teil›, z. B. «en F. Land».


Fäcke

fe᪸kxə (Wa.) II Mötschw.; xu᪷ttəfe᪸kxə (K.) II Kirchb.


Mhd. vëttach, ahd. fëttāh ‹Fittig, Flügel› auch: Stück (eines
Kleides u. ä.); Id. I, 728ff. führt Formen aus dem 16. Jhd. an ‒
fetchen, fätchen, fätken ‒ und erklärt fe᪸kxə mit Angleichung des
-t- an das folgende -k-; vgl. Fächte(n).


Fäder-

ds fe᪸dərəge᪸ssli od. dər fe᪸dərəwē᪸g III Bern.

Hieher?: Ein Juchertt. ze federmetlenn, inn der kuͤweyd
1518U74 II Farn.

im u᪷gfi᪷dər (2 Heugüter), das zsunggfider 1535U161 V Grin-
delw. Itramen.


Schwzd. Fëdere(n) f., ‹Feder›, ahd. fëdara, mhd. vëder(e); Id. I,
677ff. u(n)gfider = wohl durch die Vorsilbe Un- eine abwertende
Benennung zu G'fider n., ‹Bett, allg. Nachtlager› (Id. I, 680).
Ungfider heisst in Glarus auch ein ‹roher Mensch›; vgl. die
Alpgeländenamen G'fider (Avers), Alpgfeder (Safien) in RNB II,
44.


Fäg-

ds fe᪸gfǖr (steile Vorsass) IV Saanen; in dər fe᪸gštẹinərə IV
Gsteig.

-er: fe᪸gərs hubəli IV Aeschi.


Zum schwzd. Verb fëge(n) ‹reiben, scheuern› mit Sand oder
anderer körniger Masse; Id. I, 686. ‒ Mit Fëg-stei(n) dürfte Tuff
gemeint sein.


Fägge

i dər fe᪸kə (Hei., K.), unam falcaturam prati siti zer Feggon,
… situm ze Veggon 1357, hinder der vëggen, by der veggen



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Sp. 123


1525U20, denne ein halb Mad hinder den fecken 1533U24
fe᪸kəhubu, ~mattə I Brütt.


Möglicherweise ‒ allerdings mit seltsamem Wechsel des Genus ‒
zu Fäcke(n) m. ‹Flügel; Teil› (s. d.) mit Erhaltung der im Seeland
ursprünglichen Aussprache von -kk- als reine Fortis (gg); vgl.
Baumgartner BSG XIV § 132, mit dem Hinweis: «Bemerkens-
wert ist faekkə, Name eines Heimwesens bei Brüttelen (wenn zu
Fëcken; Id. I, 728).» Siehe auch Friedli 4, Ins S. 16f.


Feiberg

feibe᪸rg (Wa.), stost … an Feig berg, under dem veig berg
1525U20 I Lüsch.


Möglicherweise zum FN Feig; 1381 ist ein Symonin Feige Bürger
von Neuenstadt (FRB X S. 150).


Feich(t)

vierdthalb Juchart heiset die feichten matt 1529U92, heist
die feichen matt 1531U60 III Freim.



Veieli

feiəli- ~hu᪷bəl II Bärisw.; III Bern; III Wahlern; ~mattə
IV Bolt.; fiịəlirein II Ndbipp.


Schwzd. Viōle, Viōli, Vieli, Veieli u. ä. ‹Veilchen›; Id. I, 633, mhd.
viol(e) zu lat. viola.


Feilen

ts obər-/undərfe᪷ilən (steile Weide am Brienzergrat) V Hofst.


Möglicherweise eine Ableitung zu lat. via: diminuiertes rom.
*viola, *viella lebt in frz. Mundarten in der Bedeutung ‹Fusspfad›
(sentier) s. FEW XIV, 372f. [das freilich fürs frkpr. nur masculi-
nes violus kennt]; im Moselgebiet ist Feyl (Belege 17./18. Jhd.) ein
‹Pfad zwischen zwei Hecken oder durch einen Weinberg› (nach
Dittmaier, S. 71). ‒ Im alpinen Gelände würde *ze Feilen dem
Bergschweizerdeutschen ‹i(n) de(n) Fäde(n)› für ‹Steilhang-
oder Felsdurchstiege› entsprechen und einer Realprobe in der
steilen Bergpartie über Brienz mit den Hangweglein standhalten.
Der stammhafte Diphthong ist schon im Afrz. ausgebildet: lat.
via zu afrz. veie (nfrz. voie), vgl. Rheinfelder 1953 § 40 S. 20. Die
frankoprov. Dialekte im benachbarten Wallis zeigen diese zwie-
lautige Grundlage: Val d'Ill. vâye; Hérém. aye; Nendaz ve᪷i, s.
FEW XIV S. 371. Entsprechendes findet sich auch in den rätoro-
manischen Ableitungen via + ale bei heute verdeutschten Flur-
namen wie Fajal, Fajoli u. ä., s. RNB II, 365a. ‒ Zum Etymon H.-
J. Niederehe, Strasse und Weg in der gallorom. Toponomastik,
Genève-Paris 1967, S. 21, A. 63. ‒ Vgl. noch Feila in Grabs,
St. Galler Rheintal, mit anderer Deutung; s. Hans Stricker, Die
rom. Orts- und Flurnamen von Grabs, 1974, S. 46f.


Feis-

feisəmat II Deissw.; fẹisərs- od. fẹisis- od. feịslismat II
Rumend.


Offenbar Besitzername; vgl. Feiso (Udelbuch 1466), Feysli 1338
(FRB VI, 393), Veisli 1326, 1328 (FRB V, 506, 638 …).




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Sp. 124


Feiss, feist

feiss; feist (V; urk. auch östl. Teil v. IV, südwestl. Teil v.
III).

B) I: 1; II: 0; III: 5; IV: 5; V: 3

in den veiszten Jucharten 1529U92, in der veisten Juchar-
ten 1530U95 … ann veisz Juchartenachers 1535U101 III
Wichtr.; die veistenn matt 1529U93 III Köniz; genempt
die veisten matten 1533/42U128 III Wahlern; uf də fẹ̄ssə
mattə IV Lenk; Juchart zum Feiszboum um 1525U20 I Vin.;
am feissəbe᪸rg (Alp), grassus mons, ad grassum montem
1324Zw, Feissenberg 1764 (Chorgerichtsmanual), 1781A IV
Lau.; ds fẹ̄ssbe᪸rgli, ann den veiszten berg 1524‒80U168 IV
Reich.; am veissen bletz 1535U101 III Englisb.; der veist
bletz 1542U104 III Ndmuhl.; Feisstenplätz 1801A III Wah-
lern; das feist bletzlj 1531U97 III Wohlen; im fẹ̄ssəbodə
(Alp), vom Feissen Boden (= feisten Boden) 1445Rq3 (id.
loc?) IV Diemt.; i᪷m fẹistəmbo᪷dən, Veistenboden 1396UT V
Grindelw.; im fẹ̄stən bodən, Feiztenboden 1253Qw Ltbr.
Gimm.; die Feissi Schluͦcht 1454UT IV Diemt.; dər feist
waŋ, im feistə ~ V Grindelw.

Hieher als Ellipse?: dz mad im Feisten 1449UT IV Diemt.

C) -i: feissihubəl, ~bax IV Ob. u. Ndstocken;

in der veiste 1531U97, 1535U101 III Bern (Ndbottigen); fẹ̄šti,
ab einem stuck erdterich genampt die feiste 1591U130 III
Wahlern.


Feiss, mhd. (alem.) veiz, feist, ahd. feizit, mhd. veiz(e)t ‹fett,
grasreich, gut gedüngt›: Id. I, 1071ff.


Feitsch

in dər feitš (ehemal. Wildheugebiet) V Hofst.



Feld

meist fē᪸u, seltener fe᪸ud, vz. fe᪸i (III Trub); urk. feld, faͤld K.,
Hei., Weiler.

A) I: 8; II: 22; III: 14; IV: 4; V: 17

(K.: 27; Alpweiden: 3; H. + K.: 26; Weiler: 5).

Auswahl: I: vff dem veld 1409U1 Aarb.; III: vaͤldtt
1535U101 Pohl.; im fe᪸ldə, a fe᪸ldə, an velden um 1530U142,
am vällden 1531U144 Sigr.; vff dem veld 1409UT, 1533UT
Thun; (obər/u᪷ŋərfē᪸i) im Vhälldt 1617C3 Trub; IV: vff dem
veld 1410UT Frut.; V: im Velde ze Inderlappen 1339
Interl.

B) aa) I: 83; II: 103; III: 102; IV: 19; V: 21

-feld in Zuss. mit Gewässern 16; mit Wald, Holz 38; mit
Tieren 11; mit Ortschaften, Weilern 69; mit Kirchen, Kap-
pellen, Klöstern 17; mit sonstigen Gebäuden 22; sonstige
Zuss. 155.

ab) I: 3; II: 4; IV: 2; V: 1

ac) I: 58; II: 83; III: 56; IV: 5; V: 15





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Sp. 125

Davon bezeichnet das Bestimmungswort die Lage 152; die
Grösse und Beschaffenheit 58.

b) I: 8; II: 24; III: 30; IV: 7; V: 16

Feld- in Zuss. mit ~acher 9; ~gasse 4; ~hag 3; ~hubel,
~chnubel 4; ~hus 3; ~matt 15; ~moos, ~mösli 17; ~weg 5;
~weide 5; übrige Zuss. 20.

Frühste Belege: feltacher ze Sulgen 1369 III Bern; fe᪸umat,
pratum Velmattha 1270 II Wiggisw.; zem veldbirbōm
1423U72a II Ndbipp.

C) fe᪸ldli: V: 4; re᪸xə~ V Wild.; ~grabə SchwandenbBr.;
~gri᪷nda V Wild.; ~moos 1717P II Kldietw.; ~wāld V
Wild.

fe᪸ldi: II Lütz.; ~mossumpf 1531U59 II Graf.; ~mō᪷s, das
felÿmos oder das feldÿmos 1480U44 II Ndösch (id. II
Alchenst.; II Rumend.); ~mosz 1531‒53U70 II Lütz. (id.
II Trachsw.).

fe᪸ili: II Thunst.; III Langn. (id. III Sign.); ~axər II
Thunst.; ~mōs II Melchn.; II Rohrb.

-er: fē᪸uərsforšəs, ~hüttə III Gugg.

Hieher?: dər fẹubax (2 Hei.), im faͤldtbach 1531‒53U70, gan
välbach 1547U137, im Fällbach 1645A, Fäilbach 1753A, im
Fellbach 1798A III Laupersw.


Ahd. fëld, mhd. vëlt, fëld n. ‹Niederung, Ebene; zu Ackerbau
bestimmtes Land›; Id. I, 806.


Felix

dər fẹliks (Alp), Felix (Kuhalp; im Besitz der Walliser)
1845D IV Gsteig; dər felikshōf (Hei.) II Kldietw.


PN Felix.


Fälmon

im fe᪸umōn (; Rebgebiet), in dem Velmor 1377, Felmoon
1895Z; fe᪸umōnštudə (Wa.), die Feelmoonstuden (Friedli) I
Erlach.



Fellenberg

felləbe᪸rgfliəli, ds~ (kl. Felswand, Jungfraumassiv) V Ltbr.
Weng.; fellənbe᪸rgli᪷kxa, i᪷n dər ~ (Gratlücke zw. Bächlistock
u. Brandlammhorn) V Gutt.


Benennungen nach dem Geologen Edmund v. Fellenberg 1838‒
1902, der u. a. 1866‒93 die geolog. Verhältnisse des Finsteraar-
hornmassivs erforschte. HBLS III, 136.


Fels

fels, felsə m.

A) ufəm felsən (Dorfteil) V Gutt.

B) aa) su᪷nnə~ IV Spiez; tubə~ (Aussichtspt.) IV Adelb.;
tụ̈̄šərswāld~ (PN Teuscher) V Bön.

ac) Peter uffem Liechten~ 1389R2, vom berg liechten~
1500U48, 15473P, Liebi~ 1756L, 1850J II Krauchth.





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Sp. 126

b) i᪷ dər ~ek II Burgd.; ~eck 1850J III Bern; uf dər ~ənek
(Hausname) V Ringg.; ~əngru᪷nd (Gebäude, K.) V Ltbr.
Weng.; ~ho᪷rə IV Kanderst.; ~əburg, ~enburg 1850J IV
Kandergr.


Ahd. felis m. und felisa f., mhd. fels, felse m. ‹Steinblock, -wand›;
Id. I, 814. In der altheimischen, bes. der alpinen Toponymie ist
das wahrscheinlich aus dem Keltischen entlehnte Wort (Frings,
Germania-Romana 1932, S. 215) nicht (mehr?) erhalten. Das tw.
fem. Geschlecht der Mda. ist vielleicht doch erst durch das heute
von Fels(en) zurückgedrängte Flue f. beeinflusst.


Fälw-, Fälb-

fe᪸ubə, fe᪸ub f.

A) I: 1; II: 2; III: 1

I: i p fe᪸ub (K.) Arch; II: fe᪸ubə (Hei.), ze Velben 1482Rq1,
zun Fälben 1570C3 Rüegs.; ts fe᪸ubə (Hei.), Hensli zen
Velwen 1389R2, von den Velwen, zen Velwen 1389‒1460Ud,
zum Felwen 1528A, zun faͤlbwenn 1530U69, zum faͤlbenn
1539U71Trachsw.; III: von der matten zem felw
1484U126, zum velb 1533/42U128 Wahlern.

B) b) I: 5; II: 9; III: 9; IV: ‒; V: ‒

fe᪸ubənaxər III Belp s. fälboum-; der velbacher 1535U101 III
Köniz; fe᪸ụbaxər, im Felbach 1787A, Felbacher 1790A III
Landisw.; felben acher 1535U101 III Wahlern; in der
velbachen 1531U97, an die Felbachen 1646UT III Obthal;
fē᪸uaxərli᪷ I Orp.; fe᪸ubənek II Trachsw.; ab dem fellhoͤltz-
lin 1432U78 I Graffolt.; fe᪸ubəhüsli II Trachsw.; nebent
der velbmatten, Fellmatten um 1532U13, fellmatten 1540U14
I Arch; an die Felben Matten 1667U100 I Lüsch.; in der
hindren felw mattenn 1531U60 III Rub.; in der felbmatten
1531U97 III Täg.; fe᪸ləmō᪷swe᪸udlị, das vellmoss 1531U97 III
Häutl.; bim felwen mosz 1542U104 III Muri; an das felw
mosz 1531U60 III Rub.; fe᪸ləmos, (auch felimōs), an das
fulmosz 1530U95, 1531U144, im ful mosz 1535U101 III
Ndwichtr.; fe᪸umōs III Obdiessb.; fē᪸lboum, gegen dem
Fälboum 1575Rq1 I Ins; fe᪸uboumaxər I Safn.; zum fell-
boum um 1525U20, zum Felbouͤmlin 1533U24 I Treit.; der
krum fäl boum acher, uff dem krumen fäl boum 1531U59 II
BürzH.; dye velboümenn Matt 1518U74 II Farn.; i juhart
zuo dem velboum 1437U56 II Utztf.; der välboumacher
1531U59 II Zaugg.; fe᪸ubənaxər, der faͤl Boͧm Acher, der vaͤl
Boͧm 1520U131, fell boum acher, ann die pfaͤlben acher
1535U101 [Fellenbach 1577Sch] III Belp; der vellbomacher
1531U97 III Walkr.; das velboumacherlj 1531U97 III Woh-
len; fe᪸ubəsunnbe᪸rg (2 Hei.) II Trachsw.; fe᪸ubəštö᪷kxli (bei
fe᪸ubə II Trachsw.) II Rüd.; fe᪸ubəwaud II Rüegs.

C) -er: fe᪸ubəraxər, ~štụdə, under der fellwer studen
1531U97, bim felwertu̍rlj 1531U97 III Wohlen; uff den
felberbach 1532U13 I Bür.; Felber-Rein 1764Ry III Vech.

-eren: i dər fe᪸uərə, ~ge᪸ssli, an Bërtschis fëllala um 1530U142
III Rub.





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Sp. 127


In dem Berner Beleg: ein matten genampt välachs matten 1524‒
80U168 Diemt. handelt es sich offenbar um einen PN; vgl. Anthoͤ-
nyo Felach vss den Schwenden 1449 (UT S. 277 u. passim).
Wahrscheinlich Herkunftsname von einer Örtlichkeit Fällach,
aus ahd. *felwahi ‹Weidengebüsch›.

Ahd. fël(wa)ha, fëlawa; mhd. vëlwe stswf., stm. ‹Felbe, Weide,
salix alba› (Lex. III, 61; Id. I, 822; (vwdt. mit fahl s. Kluge, Wb.15,
185 u. 197). ‒ In den mundartlichen Namenkomposita ist fe᪸u- mit
vokalisiertem -l- tw. kaum zu trennen von fe᪸u- ‹Feld› (mit
Schwund des ausl. -d; s. d.).

Fälber ist eine schon spätahd. auftretende Erweiterung: ahd.
fëlwar (Graff III, 518), mhd. vëlwer, vëlber (Lex. III, 61), nhd.
Felber m. ‹hochstämmige Weide›, mit der für verschiedene
Baumnamen gebräuchlichen Ableitung auf ahd. -āri (s. Kluge,
Wb.15, 197).


Fench

fe᪷nx, fe᪸nx (nur in Zuss. und als Ableitung).

B) fenx- ~axər, ~ 1666Le II Ndbipp; ~rụ̈ti II Attisw.;
fe᪸nxrüti, zuͦ der fenchru̍tÿ, bÿ der fenchru̍ten 1470U44,
1500U48 II Kopp.

C) -ere: fenxərə, ~giəssə, fencheren 1532U4 I Kapp.; die
vencheren 1528U2 I Seed.; i᪷ dər fenxnərə (Hei.), Fencheren
1746A I Scheur.; i dər fe᪸nxərə, fe᪷nxnərə (K.), ~gi᪷əssə (bei I
Kapp.), ~hü᪷ttə, von einer matten … heist die venncherenn
1532U4 I Worben; i dər fẹnnərə (Wa.), du̍ rieder in der
Vencherron, du̍ Vencherra 1390 III Obbalm; p fennərə (K.)
III Seft.


Schwzd. Fënch, Fënnich, mhd. phenich, ven(i)ch (Lex. II, 237, aus
lat. panicum verschoben) ‹Hühnerhirse, Hirse (panicum) oder
Fenchel (foeniculum off.)›; Id. I, 834.

Die Flurnamen weisen auf die einstige Verbreitung der Hirse als
Volksnahrungsmittel in unserm Gebiet.


Fän(n)-

fe᪸nu᪷axər, ein juchart der fennis acher genant 1532U125 III
Mühleb.; an Fanni acher, an die Fänis meder, Fäni meder
um 1530U142, das fenimad 1531U97 III Herbl.

Hieher als Ableitung?: i də fe᪸nəlise᪸xər III Wilerolt.


Die Überlieferung vermittelt so verschiedenartige Formen, dass
eine Entscheidung unmöglich ist; wahrscheinl. ein Besitzername
(bloss einmal belegt im heutigen Sprachgebrauch ist fe᪸ni, fe᪸nəl <
Stephan), vgl. aber allenfalls zu Fenn ‹Sumpfland› (Id. I, 833) und
Art. Fänd-.


Fänd-

fe᪸ŋləbərg, ufəm ~, stosset an den Vendelberg 1360, fendel-,
vender-, fengelberg 1470U44, fendel-, fengelberg 1500U48 II
im Bereich der Gden. Alchenst., Höchst., Kopp., Wil-
lad.; i dər fe᪸ndlə, dür p fe᪸ndlə hi᪷ŋərə III Mirchel (Weg-
stück zw. Mirch. u. Grhöchst.); i dər fe᪸ndlə (quellreiches
K.) III Mühleb.


Die Formen mit -ng- sind offenbar berndeutsche Velarisierungen
aus -nd- (vgl. Hund zu Hung, Sand zu Sang usw.). Könnte
Ableitung mit einem -l-Suffix sein zu Fenn II ‹Sumpfland› Id. I,



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Sp. 128


833, wo auch auf -d endende Namenformen (‹Gefend› u.
‹G'fäng›) verzeichnet sind. Iten, Zuger Namenstudien S. 48
nennt das einschlägige Fänd bei Küssnacht SZ, die ONN Fänd-
bach LU, Fändmoos AG, Fändweid ZG Cham.

Der Wechsel zwischen -le im Simplex und -el im 1. Glied von
Zusammensetzungen ist im Schwzd. bekannt, vgl. Schindle(n):
Schindelberg, Hasle: Haselbaum …; in urkundlich belegten
ONN steht gelegentlich beides nebeneinander: Füstleberg,
Füstelberg.


Fenster

bi pfeištərən uəhi, d eigərpfeištər (Felslöcher bei Station
Eigerwand der Jungfraubahn) V Grindelw.


Mhd. venster n., zu lat. fenestra f.


fer

der nider, ober veracher 1531U97 I Seed.; ein bislig juhart
der ver holtz agker 1437U56 II WilerbU.

Verhoͤnstetten 1389‒1460Ud s. Grosshöchstetten.


Schwzd. fer(r), ahd. vër, mhd. vërre ‹fern, weit› (Id. I, 912), falls
nicht zu ahd. ferjo, fero m. ‹Ferge›, vgl. Far-.


Ferden

in Moleria, in loco dicto Ferden 1342 I Tschugg Mullen.


Zu lat. viridis + -ina ‹grün› + Dim.-Suffix?, siehe RNB II 368 b.
Sonst nicht belegt ‒ sehr unsicher (K), vgl. noch FEW XIV 510a
und A. 16‒17 (S. 515b). Kaum stichhaltig die gängige Deutung
von Ferden im Wallis aus lat. viridarium ‹Krautgarten› (nach
Gatschet, Jb. SAC 4, 509); vgl. REW3, 9368.


Färedäng

ds fe᪸rəde᪸ŋ (K.), Au Fer-á-Den 1730‒50P III Münchenw.



Verena

sa᪷mpfrē᪷nə (; K.), an Sant frenen acherli 1529U92, an
sant frenen acherly 1531U3, an sant frenen graben 1531U3,
St. Verenen bei Ostermanigen 1633UP I Rad.; frē᪷ni᪷saxər I
Rapp.; frēnəmattə (Hei.) IV Reich.; fre᪷nəmōsmād IV Lenk;
frēniwaud II Herzb.; frenəlli᪷ (neuer Name von Touristen
für Felsnadel; vorher: di dü᪷nni᪷ flua) V Isenfl.


Zum Heiligen- oder Personennamen Verena.


Ferenbalm

fe᪷rəbaum (; Dorf u. Gde.), in quandam cellulam …
Balmo nuncupatam 12. Jhd., villa de Balmis 1123, ecclesia
de Balmis 1148, villa de Balmis 1153, Otto de Balmis 1177/



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Sp. 129


78, vineas ad Balinam (hieher?) 1185, Balmettes 1228, de
Balmetes 1285, in parrochia de Balmlon 1334, in Balm
1412Rq1, Balm das ferr 1452U79, Balm dz ferr 1456Rq7,
Balm 1467Rq7, zuͦ Ballm das verr 1486U81, zu Nider Balm
1512Rq7, zu Verrenpalm 1514Rq7 … III Ferenb.


Aus mhd. *ze dem verren balme; Kompositum aus fer(r), mhd.
verre ‹fern, weit› (Id. I, 912) und Balm, mhd. balme f. ‹Felsen-
höhle, überhängender Felsen› (Id. IV, 1215; Zinsli, Gr. u. Gr.,
311; Lexer I, 116). Bis Mitte des 15. Jhds. als Balm, seither mit dem
bestimmenden verre, vereinzelt auch, z. B. 1525, mit nider überlie-
fert, im Gegensatz zu Oberbalm s. d., die Differenzierung wohl
mit Blickpunkt von Bern aus. Vgl. auch Ferren-Höchstetten im
Gegensatz zu Klein-Höchstetten. ‒ Der roman. Name Balmettes,
1228, 1285 (Dim. zu galloroman. balma) mit eigenständiger Laut-
entwicklung zu bōmet gegenüber alem. Balm weist auf die Nähe
der Sprachgrenze und deren Reflexe in den alten zweisprachigen
ONN.


Ferenberg bei Stettlen

fe᪸rəbe᪸rg, u᪷fəm ~, bonum in Verrechperc 1255, ze Pherrec-
perch, Pherrechperch 1257, ze Verrisperg, ze Verrisper, ze
Verperg 1310, de Verreperg 1312, de Verreberg 1328, ze
Verriperg 1329 … (30 weitere Belege 14. Jhd.; auch Ferrich-
berg 1367, 1373, 1374), verrisperg 1400Uk2, verriberg
1452U79, … zuͦ verrenberg 1524U89, … Värrenbärg 1577C3.

fe᪸rəbêrg- ~grụ̈əblị, ~bax, (Weiler) III Boll.


Kompositum ahd. *pfarrih-bërg ‹Pferch-berg, d. h. hochgelege-
ner Hof mit Viehpferch›, s. Färich (Id. V. 1174).


Färggetli

im fē᪸rkətli (Haus, Rebgelände), die reben geheissen die
Verkerra 1331, ab eim stu̍k reben, heisset du̍ Verkerra 1361
I Twann.


Nach Weigold 117 dissimilierter Dim. zu lat. vercaria ‹Kultur-
land beim Haus› (REW 9223a; FEW XIV, 279).


Färich

fe᪸rix, fe᪸rəx, (tw. -ē᪸-) m. = ~; V: fe᪸rrix m.; vz. fe᪸rig Frut.;
Kanderst.; K., Hei., Weiler; Gebiet IV, V: eingezäunter,
ummauerter Platz.

A) I: 4; II: 6; III: 3; IV: 9; V: 12

I: Leuz. (fē᪸rx); Meienr.; ~, ferrich um 1531U34 Piet.;
Rapp.; II: ~, im pferrit 1531U97 Hasle; Langt.; ~, Färach
17. Jhd.UP Madisw.; Ndösch; an die zellg im ferrach
1530U42 Thunst.; ~, Färrach 1716 (mitget.) Ursenb.; im
Ferrich 1548U62 Utztf.; III: Höfen; ~, im ferrach
1535U101 Kirchlind.; vom Ferriche 1361 (Gegend v.
Gysenstein) Konolf.; IV: Bolt.; Diemt.; fe᪸rig Kan-
derst.; Lau.; in də ~ə (Weiler) Lenk; Reich.; Saanen; der
Verrich 1394UT Spiez; in də ~e, enent den ferrichenn
1502U157 Zweis.; V: fe᪸rrix Gadm.; Grindelw. (2 Berei-
che); bin ~ən Gutt.; Habk.; Haslib.; Iseltw.; Isenfl.; bi



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Sp. 130


~ən Ltbr. Mürr.; ~, der verrich 1535U161 Matten; Obried;
Ringg.

B) a) I: 3; II: 2; III: 2; IV: 4; V: 6

aa) heimxuə~ IV Saanen; der Chuͤferrich 1527UT III Uet.;
bim xü᪷ọ̈~ V Meir.; im ross~ IV Adelb.; V Iseltw.; Rosse-
ferrich 1257 II bei Obburg, Lütz.; Ruͤdi Burger von Ros-
ferrich 1368, 1378 loc.?; im söi~ I Lengn.; I RütibB.; II
Roggw.; šāf~ V Gsteigw.; šlūx~ (Engpass) V Ltbr.
Weng.; štiərə~ I Schwad.; am studpfaͤrit 1531U97 III
Gerz.; šdu᪷ffe᪸ri (kl. Hei.), der Stuͦtpherracher 1372, im
stuͦkpferrich 1498U46, zuͦ stuͦckpferrich, uf dem stuͦck pfer-
rich 1500U48 III Gurz.; schweinferrich 1739UT III Thier.;
tu᪷bəl~ od. tū᪷bə~ IV Diemt.; we᪸ttər~ IV St. Steph.

Hieher?: šüəfe᪸ri, šüəffe᪸ri (evtl. id. mit Chuͤferrich 1527UT
III Uet.?).

ac) dər āltən~ (Hei.) V Haslib.; bin alten fe᪸rri᪷xən V Obried.

b) I: 5; II: 3; III: 1; IV: 7; V: 10

Auswahl: dər fe᪸rigeka IV Frut.; dər fe᪸rbərg, zu kleinen
Verrenberg 1570UP, Färrenberg 1661A II Heimisw.; Feren-
berg b. Stettlen III Boll. s. d.; Ferrenberg b. Wynigen II
Wynigen s. d.; uf fe᪸rrištettən (Vorsass), dem guͦte ze Ver-
richstetten 1325‒30U174, das guͦt ze nidren Verrichstetten
1363, von der gadenstad ze nidren Verrichsteten 1374U174
V Innertk.

Hieher?: fē᪸rsmattə I Ndried.

C) am fe᪸rəgənaxər V Haslib.


Schwzd. Pfärrich, Färich m., ahd. pharrih, mhd. pferrich, ‹einge-
friedigter Platz, Pferch für das Vieh›, aus mlat. parricus durch
Lautverschiebung eingedeutscht; Id. V, 1174ff. Anlautendes F-
ist durch sec. Verschlusslösung entstanden, s. Fad. ‒ In Ferren-
berg, Ferristetten = Schwund des auslautenden -ch in der Zu-
sammensetzung, wie in Bir(ch)egg …; in Feri- = Mittelsilben-
schwächung (i > e) und schliesslich Schwund der Mittelsilbe zw.
Haupt- und Nebenton in Färberg.


Ferli

heyszt der ferlis acker 1551U37 I Täuff.; heisset der ferlis
acher 1470U44, am ferlisz acker 1500U48 II Willad.

dər fē᪸rnštu, Verlistal 1449 (Hubschm. Burgd.) II Burgd. u.
Kirchb.


Schwzd. Fërli n., ‹junges Schwein›, mhd. verlin, Dim. zu varch
‹Schwein›, Id. I, 921. ‒ Färnstu möglicherweise aus mhd. verlin-
stal(l) kontrahiert; anders Hubschm. Burgd. 734.


Fermel

im fē᪸rməl, ər xu᪷nt usəm ~, gesessen an Vermil 1329, gesessen
in Vermil 1340, sezhaft in Vermil, gelegen an Vermil 1343,
ab Fermil 1389‒1460Ud, an vermil um 1427U78, ze Vermil
1464Rq1, an vermill, in vermil 1488U156, an Vermel, jn ~
1488U166, (Herkunft:) us Vermel 1489U166, gesessen an
vermel 1488‒1514U166, in fermel, ligt an ~, gelegen am
vermel 1497‒1516U167, … Färmyll 1524UP IV St. Steph.





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Sp. 131

fē᪷rməlfū᪷rki (Übergang Diemt.-St. Steph.) IV Diemt.;
fe᪸rməl- ~me᪷dər, fermelmeder 1524‒80U168, ~bax, an den
fermellbach, faͤrmelbach 1524‒80U168, ~be᪸rg (Alp), im
~bodə (Hei.), ein guͦt genant der ober fermelboden, ein
fiertteil desz Nidren fermel boden, des nidern fermilbo-
densz um 1540U168, ~špi᪷lgərtə (Berggrat), ein guͦtt der fer-
melschwand um 1540U168 IV St. Steph.


Fermel. ‒ Vordeutsch. ‒ Es gibt lautlich anklingende Parallelna-
men wie Vermol ‹Alp und Bergweiler› Mels SG, Alp Vermi, 1400
Vermanen, Vilters SG, Fermalesalp im Gamperdonatal Vorarlbg.
u. ä., die Schlatter, St. Galler ONN I, S. 86, mit lat. forma ‹Begriff
der Käsebereitung› in Zusammenhang zu bringen sucht; so auch
Jaccard, Essai … S. 500 (doch ist fromage/formaggio im Rätischen
nicht bekannt). ‒ Möglich scheint aber für die vieldeutige Silbe
Fer- auch lat.-rom. vallis f. ‹Tal› im 1. Glied zusammengesetzter
Ortsnamen. ‹Verdobbia heisst heute einer der deutschen Weiler,
die zur Gemeinde Gressoney-St-Jean gehören, am Wege zum
Valdobbia im Sesiagebiete bei Riva, woher der Name des Weilers
stammt› s. Bohnenberger BSG VI S. 28 mit Hinweis auf eine
Urkunde von 1218, in der schon von Verdobi die Rede ist. Vgl.
auch Verclisa = vallis clusa, Verstancla, Vertorta u. a. (RNB II,
359, 357); Vermala = vallis mala (RNB II, 357). Man könnte also
auch bei Fermel diese letzte Deutung erwägen, da auch schon
Gatschet (Jb. SAC 4 S. 379) ein vallis mayriana ‹Hirtental› zur
Diskussion stellte. ‒ Zur Vieldeutigkeit des Etymons s. K. Fin-
sterwalder, Die Silbe Ver- etc., in: Germanistische Abhandlun-
gen hrsg. von Klein u. Thurnher, Innsbrucker Beiträge zur Kul-
turwissenschaft 6 (1959), 305‒324.


Färnen

in dər fē᪸rnən, (ich gehe) i pfē᪸rnən (Häuser, K.) V Schwan-
denbBr.


Ohne ältere Belege und deshalb nicht sicher zu deuten.


Ferrenberg bei Wynigen

fe᪸rbərg, im ~, ufəm ~, Verrichperg 1250‒56, dorf und dorf-
march von Verriperg 1365, ze ferrisperg 1380U55, ze Verri-
perg in der parochi Winingen 1405K4, Ferripperg 1432K4, ze
Ferriperg 1434U120, ze Ferriberg zw. 1440 u. 1520Ar, Hof
Ferriberg 1478K4, Ferrenberg 1577Sch, uffem verrenberg
1595U54, Färenberg 1731A, Färberg 1765C3.

fe᪸rbərg- ~ho᪷gər, ~waud, ~wẹ̄d (Weiler) II Wynigen.


Etymologie s. Ferenberg.


Versina

Ein acker zuͦ Sechs Messenn der versina acker (? Flurname)
1533U23 I Sis.



Fertix

dər fērtịgs, im ~ (Wa., Felsplatten) V Brienz.



Fertli

ein mattenn heÿst die verstliswannden 1493U84, Denne
Fertlischwanda zwo khü winterung 1535U161 V Bön.


Namenzusammensetzung mit ‹Schwand›, deren 1. Glied unklar
bleibt, viell. PN.




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Sp. 132


Färz

dər fē᪸rtsbax (Bach, Hei., K. in Bachnähe), Pfärzbach Ende
18. Jhd. (Schangn. Chronik), Färzbach 1838D III Schangn.


Möglicherweise zu schwzd. farzen, färzen ‹petere›; Id. I, 1045, in
bezug auf das Bachgeräusch.


Fäs

fē᪸saxər II Grab.; im fe᪸si᪷sbo᪷də III Sigr.

-er: fe᪸seršẹk, ds fe᪸sərli (Hei.) IV Saanen.


Zum FN Fäs, Dim. Fäsi (< Gervasius) FNB II, 161.


Fäsch, Fesch

im fœ̄š, ds ~ (Weide) V Gutt.; fē᪸šek (Felspartie, wo früher
gemäht wurde) V Obried; fēšfluə (von Bändern durchzo-
gene Fluh) IV Kandergr.; fē᪸šlexər (= ~löcher) V Obried.

-i: ds waldfẹəšši (Fluhabsatz im Wa.) IV Bolt.


Schwzd. Fäsche(n) f. ‹Binde, Band› ahd. fasca < lat. fascia, mit
alem. Palatalisierung von -a- vor š; Id. I, 1097. Ähnliche Übertra-
gungen: (Fels)-band, Tschingel … (Zs., Gr. u. Gr. S. 125/126).


Vesper

fe᪸špərhẹimət, ~hūs, ~štuts (2 Hei.; dort ist das Vesperläuten
der Saaner Kirche hörbar), am Vesperstutz 1838D IV Saa-
nen.

Hieher?: (ein Grundstück) so man hieuor zun Vespelboͤu-
men genant hat. 1533U22 I ? Ins.


Vesper f. zu lat. vespera ‹Abend›; ‹Abendzeit und das sie anzei-
gende Geläute›; Id. I, 1109.


Festi

fešti f.

A) I: u᪷ndər dər ~, bi dər ~, o᪷b dər ~ (Häusergruppen) Lig.;
II: gelegen bi der vesti zuͦ Burgdorf 1376 Burgd.; in der
Dorffmarg von Yegistorff under der Vesti um 1400K6, am
Thürli by der Festi 1508K6 Jeg.; i dər ~ (mehrere Hei.)
Melchn.; unnder der vesty 1518U74 Obbipp; ein matten vor
der vestin gelegen 1437U56 Utztf.; das hus an der vesty
1529U75 Wangen; III: p ~ (Nagelfluhkuppe) Gerz.; p ~
(K., Wa.), hinder der burg … stesit … an die feste 1498U46
Gurz.; ein Matten zu Ober Eychi, die Festi 1623UP Wah-
lern; IV: p ~ (Wa.), vesti unn burg Symenegg 1385Rq2
Bolt.; ze tellen vor der vesti 1438Rq Frut.; uf dər ~ (Wa.,
Ruine) Obwil; V: in dər ~ (Grasband in der Fluh) Ltbr.
Gimm.

B) b) I: 5; III: 4


Festig

i dər feštig (altes Haus, Grenze Bern/Solothurn) II Ndönz.


Festi(g) f. ‹Festung, Burg; ehemal. Burgstelle od. burgähnliche
Geländeform›; Id. I, 1120.




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Sp. 133


Vesuv

fesūf (; Aussichtspt. mit Linde) III Heil.


Neuer Name, nach dem Vulkan in Italien.


fett

di fettə bedər od. fettbedər (4 Bäder) III Rüsch.


Nhd. fett; bodenständig noch feist: «D's mager und d's fēist Bad
nördlich des Schwarzenbühl, genauer die vier beisammen liegen-
den ‹fetten Bäder›» Friedli, Guggisberg S. 48; Id. I, 1132.


Fättere

i Jucherttan, litt in der faͤdtren 1531‒53U70, in der Faͤtteren
gelegen 1539U71, in der fäteren, oben an der fätteren
1569U72 II Lütz.; i dər fe᪸ttərə (Hei. u. K. an der Sense),
Väteren 1838D III Köniz.


Schwzd. Vättere Id. I, 1132; Vergleich des muldenförm. Gelän-
des mit dem kleinen, runden Käseformgefäss. Andere Vergleiche
mit Hohlgefässen (Napf, Muelte …) s. Zs. Gr. u. Gr. S. 78.


Feussi

i man mad Litt Jnn der foͤüssisz mattann, an foͤüssis Hurst
acher. Zur andernn an negelÿ faͤüssisz mat 1531U51 II
Rumend.


Feusi FN; vor 1800 bezeugt in Feusisberg und Freienbach SZ
(Fam. namenbuch d. Schweiz II, S. 189).


Feutersoey

föütərsöü, föitərsöi, i dər ~ (; Dorf am linken Ufer der
Saane), in la Vertesa, Vertesea, Fetersoͤya, Feyterseya, Vey-
torsea, Veterseya, seyteseya, la durry retro la sechiseya
1312Zw + Ch, fineta verteseya, Veterseya, Vertesya, sechy-
seya 1324Zw + Ch, Ferteseac 1355Zw + MW, fetreseya, ex alia
parte de la seresea 1360Zw, an der Fuettersey 1573A, in der
Feytersey 1574A, Föütersöy 1574U152 … Feütersheü 1770C3
IV Gsteig.

Feütersbach 1651MW IV Gsteig.


Zusammensetzung, sehr wahrscheinlich gebildet aus einem nicht
mehr sicher erweisbaren PN und -öy (-ouwa). Am stärksten
klingt an die ältesten Belegformen an der freilich nur weitab
verzeichnete und in unsern Gegenden nicht feststellbare Name
Feitir, a. 861 in Württemberg; Fm. I, 495. Vielleicht darf der nach
Zwahlen (Berner Z. f. Gesch. u. Heimatkde., 1959, S. 129) um
1312 in Saanen beliebte Vorname Vouterius lautlich in die Nähe
gestellt werden.


Feuz

fẹitshẹinitẹil (Wildheuanteil des Feuz Heinrich) V
Ltbr. Gimm.; fȫtsəmād IV Zweis.; föitsrụ̈̄rli᪷, ~ụ̈̄dli᪷ (Hei.) V
Günd.; denne den foͤtzenschwand …, … den foͤntzenn
schwand 1524‒93U168 IV Kirchgde. Diemt.; feitsətsụ̈̄n V
Grindelw. Alp Baach.





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Sp. 134


FN Feuz, gebildet aus der Kurzform eines nicht belegten PNs.
Als FN ist Feuz laut Fam.-Nb. d. Schweiz II, S. 189, vor 1800 nur
in dem engen Bereich von Beatenberg, Unterseen, Gsteigwiler
und Lauterbrunnen bezeugt.


Fex-

fe᪷ksaxər II Ndbipp; fe᪷ksəriəd (Hei.), ein weid im fexried
1533U133, Fexenried 1838D III rüegg.


Zusammensetzungen mit einem Besitzernamen, der sich evtl.
auch in Fägswil, Fägschwil, Gde. Rüti ZH: fakiseswilare 805,
Vagineswilare 854 vorfindet. Vgl. Fm. I, 493.


Fideritsch

B) b) uf dər pfi᪷dərtšek, vff die eggk hinder dem fidertsch
graben 1531U144 III Horr.; an den fidersch bach um
1540U168 IV Zweis.; Fidritschboden 1845D IV Bolt.; im
fidərtšənbodə (Alp) V Habk.; von dem fydersch buͤll
1488U156, von dem fidertschbuͤl 1502U157 IV Zweis.

C) -i: IV: ufəm fi᪷dəri᪷tšị, ds ~ (Kuhalp) Bolt.; im fi᪷dərtši, ds
~ (Hei.), daz guͦtt dz man nempt daz Viddertschi 1486U166,
von dem fidertschin, im ~ 1502U157, Rinderweid im fidert-
schin um 1540U168, vszwert an die fidertschin 1548U160
Zweis.


Schwzd. Fideritsch m., Fidertsche f. u. ä. ‹Weisser Hahnenfuss;
Alpenhahnenfuss; Bocksbart›; Id. I, 681.


Fiechte

fi᪷əxtə, ts ~ uss (Weiler), Fiechten 1442‒69Ar, Fiechtten
1479‒1563Ar, von fiechtten 1533U77, Füchten 1542UP, ze
Fiechten 1557Rq1 II Huttw.

fi᪷əxtəfe᪸ud, fiechtenfeld 1510U67 II Huttw.; im fi᪷əxtimōs II
Madw.; dər fiəxtəbē᪸rg II Huttw.; Fiechtenboden 1253UP
V Ltbr.; an fiechters brunen 1531U76 II Rohrbgr.


Schwzd. Fiechte f., ahd. fiuhta ‹Föhre›; Id. I, 668 (im Kt. Bern
nur noch in ONN).


Fieg-

fịəgrụ̈ti (Nbform: fụ̈əg-) II Wolfisb.


Wohl Solothurner FN Füeg, der in der entrundeten Lautung fịəg
bereits im benachbarten Günsberg vorkommt.


Vielbringen

fī᪷ubri᪷ŋŋə, Vilmeringen 1250‒56, 1267, in ~ 1273, 1285, de
Vilmaringen 1294, 1295, in Vilmeringen (lat. Text) 1299, in
Vilmaringen 1305, domum sororum de Vilmeringen 1309,
in villa et territorio de Vilmeringen 1311, von Vilmeringen
1322, apud Vilmaringen 1323, … Villmerjingen, Fillmerin-
gen 16. Jhd.UP, von vil beringen 1531U60 … Vil eringen
1536UP, Fillbringen 1577Sch (Dorf) III Worb.





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Sp. 135

fī᪷ubriŋŋəmōs, an dero von vilmeringen Almend mosz
1529U92 III Worb.


Alem. -ingen-Bildung zum PN Vilmar. Die heutige Schreibweise
verrät die volksetymologische Namendeutung.


Vielbringen

fi᪷lbriŋŋə, ts ~, u᪷f ~ ufə (3 Hei.), der pfad gen filmringen,
vilmringen 1480U44, zuͦ vilmeringen 1486U81, filmeringen,
Vilmerigen 1500U48, … Villbringen pagus 1577Sch, Filbrin-
genn 1585C3 … Vielbringen 1786C3 II Kirchb.


Etym. id. mit Vielbringen Gde. Worb.


Fieler

dər fīəuər (altes Haus in früherem Rodungsgebiet) III Arni
(Hämlismatt).



vier

fiər-

~eixənaxər III Mühleb.; die viereckett matt 1532U62 II
Utzdf.; stost an die 4 meder 1531U97, denne vier meder
heissen die vier meder 1535U101 II Rupp.; zen vierboummen
1436U121 III Mühleb.; bim ~rō᪷rigə bru᪷nnə III Bern; im
~šats (2 Bergmäder) V Obried; an der vier schroͤten
1529U92, 1531U60 III Wicht.; d ~šrȫ᪷ti (Hei.), die Vier-
schröte 1784MW IV Saanen; im fier schroͤtten acher um
1540U168, im vier geschrötten acker zw. 1524 u. 1580U168 IV
St. Steph.; d ~šrọ̈̄əti (Hei.), Vierschröte 17. Jhd.UP IV
Zweis. (Nähe St. Steph.).

viert: die vierde Maden 1533U23 I Sis.; diə fiərti risəta V
Obried; dər gfi᪷ərtəwāld (viereck. Stück Wald in Weide) V
Iseltw.


Zahlwort vier Id. I, 922; vierschröt ‹viereckig› Id. IX, 1699.


Viertel

fiərtəl, fiərtu m.; K., Unterabteilungen polit. od. geogr.
Bezirke.

A) I: 1; IV: 3; V: 2

I: forəm ~, vorm vierthell 1533U24 Finsterh.; das vierteil
1534U100 Seed.; III: im ~ Kies.; IV: Bolt.; Erlenb.; u᪷fəm ~
(Burgerweide) Kratt.; V: im ~ Beatb.; Günd.; am ~
Lütsch.

B) a) I: 1; II: 10; III: 1; IV: 0; V: 2

ek~ II Rüegs.; xaxu~ II Zieleb.; xi᪷uxə~ II Bätterk.; II
Utzdf.; xri᪷s~ I Nidau; V Brienz; mü᪷li~ II Wangen; bān~
V Günd.; be᪸rg~ II Obbipp; Rigenen ~ 1783/85C3 III
Langn.; Roht~ 1763Jv (Weiler Kleinroth) II Steckh.;
sāgi~, šmi᪷ttə~ II Seeb.; Spichig~ 18. Jhd.Jv II Steckh.

b) ~axər I Finsterh.; ~tse᪸ugli I Graffolt.





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Sp. 136

C) dreifiərtlər (K.) I Safn.


Schwzd. Vier-Teil Id. XII, 1483ff.; als Landmass Sp. 1491.


Fierzel

ufəm fiərtsəl, dər ~ (steile Alp), daran anschliessend: im
fiərtsəli, ds ~ (steile Weide, von Flühen durchsetzt) IV
Diemt./Obwil.


Wahrscheinl. zu schwzd. Viernzel, Vierzel m. f. n. ‹Getreide-
Hohlmass›; Id. I, 1022, mhd. vier-, vierzal stf.; vgl. Vierzelacher,
~matt 1467 in Obw.


Fiesch-

fī᪷əšər- ~gletšər, ~grāt, ds grōss/xlīn ~horən, Fischerhorn
1592‒1604R, Fiescherhorn 1716Bd, Füescherhorn 1757A,
Viescherhorn 1799A ~plātō (Ebene), ~sattəl, ~tu᪷la (Mulde),
~wand V Grindelw.


Benannt nach der Gemeinde Fiesch im Goms.


Fiess-

von dem guͤtt genant fiesszfang 1502U157 IV Bolt.; in
fieszen mad, in Fieszen weid 1657/58A IV Nd.-Simmental?
Bolt.


Offenbar ein Besitzername, möglicherweise zu mhd. viez(e)
stswm. ‹Held, schlauer Feind, Teufelskerl, Teufel›; Lex. III, 345,
nach Gr. Wb. III, 1628 noch Ende 13. Jhd. auch in der Schweiz lit.
belegt, heute mda. †.

Ein Familienname Fussen, 1696 Fuossen, heute mda. Fiesse(n) ist
nur in Oberems WS heimisch.


Fig-

u᪷fəm fịghụ̄s (Vorsass) IV Lau.

an figisalb um 1540U168 IV St. Steph.; ein halb mad genant
figsbletz 1542U104 III Muri; ufəm fịgi᪷sbōum (Hei.) IV Ob-
wiliS.; figəli᪷mōs (K.) I Lüsch.; figelis stal 1531U97 II Rupp.


Das 1. Namenglied der Zusammensetzung, das auch weiterhin in
der Innerschweiz und im Wallis mit den Formen Figen/Figgen,
Figgelti u. ä. vertreten ist, dürfte ein PN sein; am ehesten die
Kurzform zu Viktor, mit dem Friedli a. a. O. das Figghus in
Lauenen erklärt.


Figler

fi᪷gəllər (; Wi.) V Ltbr. Weng.; ds fịglərmad, im
figlərwāld V Gutt.


Das Lehnappellativ Figler m. ‹Schutzhütte, Schweinestall›; Id. I,
689 < lat. focularis ‹Feuerstätte›; REW 3398; RNB II, 143, 406,
weist in Lautung, Worttypus und wortgeographischer Verbrei-
tung (Goms, Hasli, Innerschweiz, Glarus, Deutschbünden) auf
lombardisch-rätoromanische Herkunft, wogegen das sonst im
Berner Oberland (z. B. Friedli, Saanen, 277) bezeugte Foglere f.
‹Feuerherd in Sennhütte›, Id. I, 699, in frkpr. Zusammenhänge
zu gehören scheint.




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Sp. 137


Viktoria

fikxtoria (Erz.-Heim) III Köniz; fikxtō᪷riaplats (Umgangs-
sprache: bi᪷r fi᪷kən; Standort des ehemal. Hotels Viktoria) V
Grindelw.; ~waud III Köniz.


Zu lat. victoria.


Fil-

anwändet an vilacher (Galgen Buͤl) 1531U144 III Wichtr.;
im fi᪷llaxər V Bön.; i dər fī᪷lfalə (Weiler), bei der Fielfallen
1838D IV Kanderst.; fī᪷ụmatt (Dorfteil), stosset … oben an
die vil matten 1500U48 III Walkr.

de Vilahus 1356, 1357, ze fillahus 1484U126, villahus 1503A,
zuo fillanhüs 1512U127, Filahuss 1513A, Fylenhus 1521A,
zuo filenhus 1533U129, zu Fülenhuss 1570A, fülen Husz
1572Fr, Fillenhusz 1573Fr III Gugg.

ds fịli, im ~, im Fillin 1622 (Hettiswil Urbar) II Krauchth.;
ds fịlị, im ~ ussə, in der zelg die do heisset das vÿlÿ, am villÿ
1470U44 II Seeb.

filisaxər, ~mattə (zu Fili) II Krauchth.; [filysz boum acher
(neben: fyschlisz ~) 1531U59 II BürzH.].

Hieher?: dər filiŋər (Holzschleif) V Bön.


Die Deutung dieser Lautgruppe ist schwierig, und es liegen
zweifellos etymologisch verschiedenartige Namen vor.

Zum Vb. mhd. villen ‹das Fell abziehen, schinden›; Lex. III, 350,
könnte der Fillacher = ‹Schindanger› (vgl. Tieracher) gestellt
werden, evtl. (trotz Länge?) auch Fīl-falle als ‹Schindfalle›;
Hubschm. Frut. 35.

Zu adt. fëlwe ‹Weide› allenfalls das vilboüm acherli, und die
Namen Fili ntr. > ahd. fëlwahi ‹Weidengebüsch›, vgl. Hasli,
Buechi u. ä. (s. Filderich).

Lat.-rom. villa, das auch im Afrz. (12. Jhd.) u. a. noch ‹Landhaus›
bedeutete, könnte sich, mit charakteristischer Spätentlehnung
von lat. v als f in Villahus … verbergen, wobei das nicht mehr
verstandene rom. Etymon von den deutschen Bewohnern pleo-
nastisch ergänzt wurde (vgl. Piz Platte-horn u. ä.).

Ein PN z. B. Phili zu Theophil, scheint in Namen wie Filis-acher,
Filinger … vorzuliegen: vgl. auch Hubschm., Burgd. S. 743 «Fillis-
äcker» (viell. zu ahd. Filulieb).


Fild-

im fild grabenn 1531‒53U70, nider an den vildtgraben
1569U72 Gebiet III Laupersw./II Lütz.


Ungeklärt; viell. entstellt aus *Fill-graben zu mhd. villen ‹das Fell
abziehen, schinden›, mit dem Sinn von ‹Schindergraben›; vgl.
Fil- und Filz-.


Filder-

d fi᪷ldərek (Wei. auf Egg) IV Zweis.; fi᪷ldərgrabə IV Obwil.


Ebenfalls zu vëlwer/*vilber ‹Weidenbaum›, vgl. Filderich?


Fil(d)-/Fül(l)-rich

Füllerich

dr fü᪷uərix, i᪷m ~ (Hei., Quartier), in der füllrach mattann
1530U132, an das holtz genant filrÿ, stost an einem ort an
den filrich 1542U104 III Muri.





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Sp. 138

dər hi᪷ndər/fo᪷rdər fi᪷ldrix, im hi᪷ndərə/fo᪷rdərə ~ (Alp), am ~
(Bach), in monte dicto Vilderi 1310, Vildri 1368, dryer
rinders weid an Fildri 1453UT, vom berg fildrÿ 1488U82, an
Vildry 1534UT, 1539UT, 1½ kuͦ bärg an Vildrich 1563UT, am
berg vildrich 1564U168, an Villrich 1576UT, an dem berg
Vildris 1602UT … Vülderich 1635Rq3, Vülgerich 1635UT IV
Diemt.; fild(ə)rix (Wildheumad; südl. Alp Fildrich
Diemt.) IV St. Steph.

stost an Herman Flogertzis sel. kinds berg, heist Villdris
Linden, … vnden an Villdrich 1493UT, an fildri bach um
1540U168, an vildrichbach 1564U168, am vildri bach
1529U92, an vildrichboden 1564U168, an Vildryboden
1539UT, der erst marchstein gesetzt sige vnden am ecken
bim Vylrin zun 1558UT IV Diemt.

Hieher?: fi᪷ldərek IV Zweis.


Vielleicht eine Ableitung auf -ahi zum schon erweiterten Felber
(s. d.), möglicherweise aber auch wie in Wegerich, ahd. wëgarīh
zusammengesetzt mit dem alten Wort für ‹König›, got. reiks,
bzw. einschlägigen Männernamen wie Fridu-, Diot-rīh nachgebil-
det; Kluge, Wb.15 860, worauf auch das masc. Geschlecht
weisen könnte, also unmittelbar aus dem einfachen Felbe entwik-
kelt wie auch Weiderich, zu Weide; Kluge, Wb.15 864, und
andern Pflanzennamen angeglichen wie z. B. Hederich, umge-
formt aus lat. hederaceus; Henzen, Dt. Wortbldg. 19653
S. 168.

Die Lautung Füllerich mit assimiliertem -lw- hat Rundung von i
zu ü vor vokalisiertem ll erfahren (wie in milch > mülch, bild >
büld u. ä.) Dieselbe Bildung liegt wohl auch vor in Filderich mit
altem Umlautwechsel von ë > i (vgl. Wilmanns II, § 177; dazu
§ 180, 3), evtl. unter Einfluss von vilwe f. ‹fahle Farbe›.

Solche Erhöhung von germ. ë zu i könnte schon in einigen
Namenprägungen mit dem Simplex vëlwe > *vilwe vorliegen,
z. B. das vilboüm acherly 1531U96 III Wohlen; ferner in Namen
wie ds fili II Krauchth.; vgl. Art. Fil-.

Durch Rundung aus *filw- könnten auch im Simplex Namen auf
Füll- erwachsen sein wie viell.: an das FulmossU144, im ful
moszU101, lies: im fül mosz III Ndwicht., falls diese Formen
zum heutigen Flurnamen fe᪸limōs (ebd.) zu stellen sind; vgl.
Fül(l)-.

Das -d- in Filderich scheint sich als Übergangslaut zwischen l und
r gebildet zu haben, wie in Fähn-d-rich ‹Fähnrich›, schwzd. Bil-d-
ere(n) mhd. bildern ‹Zahnfleisch›, Uel-d-rich ‹Ulrich› usw., nach-
dem -w- durch Assimilation in vil(e)rich geschwunden war.
Seltsam bleibt, dass die urk. Formen von Fildrich für Diemtigen
das auslautende -ch schon früh aufgegeben haben (= vilry, vildri;
vgl. auch einen Beleg filry für Muri!). Das könnte doch wieder
auf eine ursprüngliche Kollektivbildung mit dem ahd. Suffix -ahi
weisen, die in unserm Gebiet fast durchwegs schon in den ältesten
Belegen auf -i reduziert wurde, vgl. Hasli < haslahi, Buechi <
buochahi u. ä. Die später auftretende Endung -ich könnte dann
durch Anschluss an andere Pflanzennamen (vgl. oben) oder
durch Restitution des -ich nach den selteneren -ahi-Namen mit
erhaltenem Auslaut wie in Heustrich < heister-ahi, Imperech <
hintber-ahi (Trub) entstanden sein; wahrscheinlicher ist für
Diemtigen aber Ablenkung durch einen benachbarten Alpgelän-
denamen wie Hengrich.


Filggessen

fiukəssə, fiukissə () (Hei.), in der Filgassen um 1530U142,



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Sp. 139


1751A, Filgezen bey Mühledorf 1786/87C3, in der Filgessen
1838D III Mühled.


Unklar, wohl kaum aus dt. Filb-/Fild-gasse erwachsen.


Fili-

d fịlịsandxe᪸la (K. und Wa.) IV Kandergr.


Zum FN Fülizand; Nicl. v. Mu̍libach gen. Fu̍liszant 1366UT,
1374UT.


Viltrösch

(die) guͤtere genempt der Egelse und Viltroͤschenboden 1376
bei III Zoll.


PN Viltrösch; «und Viltroͤschen hab ich geben …» 1430; «denne
Viltroͤschen uff sin stein … 1446 (Welti, Stadtrechnungen, S. 9 a,
218 a).


Filz

filtsəne᪸bi (Wei.), die Filzen Aebiweid 1788A, 1788/89C3, die
Filzen Abenweyd 1788/89C3 IV Reich. Wengi.


Offenbar ein PN Filz (nach Hubschm., Frut. 47 ahd. *fillazzo
‹Schinder› zu *fillazzen ‹das Fell abziehen›), schwzd. Filz ‹grober
oder geiziger Mensch›; vgl. Id. I, 823.

Hieher?: die vogtye im Vilczgraben 1385 III ?Trub (viell.
aber ident. mit Fild-graben, s. d.).



Findling

dər fi᪷ndli᪷ŋ I: Orp.; III: Englisb.; bi᪷m ~ Köniz; Vech.; V:
Brienz; u. a.


Objektbenennung für erratische Blöcke.


Finel

fi᪷nəl, fịnụ, fi᪷mu᪷ m. Heuland, Vorsass, Weide.

A) III: fi᪷mu᪷ (Wei., Wa.) Teuffenth.; dər fi᪷nnəl (Hei.)
Wahlern; fịnụ (K.) Zimm.; IV: ze Finel 1360/68N, ze
Finelle 1361/69 (Kopie um 1467N), zem Finel 1488U166,
1502U166 Erlenb.; V: u᪷fəm fi᪷nəl Ltbr. Gimm., Mürr.; im
fi᪷nəl, Fimel 1838D (Hei.) Leiss.; im finəl Sax.

B) a) hē᪷lifinəl (bei hēliwē᪸g, ~weŋ) IV Adelb.

b) die finel meder 1535U161 V Ltbr.; dər fi᪷nəlwē᪸g V Leiss.

C) i dər fimələ, in der Fimelen 1838D (Hei.) III Mühled.


Schwzd. Finel m., Fimel(e) f. ‹Heuschuppen› u. ä.; Id. I, 838. Als
Lehnappell. offenbar in diesem Sinne bes. in der westlichen
deutschen Schweiz (BO, FR) erhalten und in Flurnamen verbrei-
tet; aus rom.-frkpr. fenile, ‹Heuboden, Heustall›; REW 3244;
FEW 3, 457; J. Jud, V Rom. VIII S. 65; zu lat. fēnum ‹Heu›. ‒
Inlautend -m- statt -n- nach Jud viell. bewirkt durch bedeutungs-
nahes Gämmeli ‹Scheune›; Id. I, 299, oder durch Fimmel ‹Hanf›;
Id. I, 826. Das entsprechende, wohl aus dem Rätorom. entlehnte
Appellativ in GR heisst dagegen fanille und bedeutet einen Heu-



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Sp. 140


raum im Stall; Id. I, 835; entsprechende rätorom. Flurnamen s.
RNB II, 138/139.

Hieher?: bonis dictis Wamburghalta, sitis inter Vivelmat-
tan … 1316, Item Jdem pro prato vocato findelimath
1425K10, do ist ein matten heist fimelsmatt 1487K10, von
finjmelsz mad 1487K10, Wammer- oder bammerhalten
zwu̍schen Vimels mad, vnd der von fuͦltingen eck 1533U133
(heute unbekannt; in Umgebung der bamərshautə III
Rüegg.).


Unklar; in Betracht kommt auch ein PN oder schwzd. Fimmel
‹Hanf›; Id. I, 826.


Vinelz

A) finəlts, finuts (Dorf u. Gde.), Burchardus de Fenis 1072,
Uldrici de Feni 1093‒1107, S. Manegoldi de Fenils 1095/
96US, de Finils 1214, 1225, Fenis 1228, Uldricus de Feni um
1240, de Vinils 1264, 1275, de Fenix 1285, de Finils 1303, de
Winels 1317 … (weitere 10 Belege 14. Jhd.), de Fenix 1416‒
17K9, 1453K9 … Vinels 1557A, Vinels vel Phoenoltz <
Phoenix 1577Sch, Fineltz 1584/85C3 I Vin.

B) Belege aus den anstossenden Gemeinden: im vinels hag
um 1525U20, bim finols hag 1533U22 I Ins; finutsmattə I
Lüsch.; finəltsmōs I Ins; finu᪷tsbǖndə, -sēštrand, -štrōss I
Erlach.

C) i juchart lyt windsh. an vineltzer 1528U2 I Kapp.


Vinelz ist mit sekundärer lokaler Suffixaffrizierung (vgl. Zinsli,
Suffixlandschaft, 586) auf afrkpr. fenils ‹Heuställe› zurückzufüh-
ren; s. Finel. Die rom. Urkundenformen Fenis, Fenils, Fenix
erscheinen bis 1453 in rom. Schriftstücken; heute Fénil, Fénis
(HBLS VII, 269; GLS VI, 404; Zimmerli II, 3).

Die alte Doppelnamigkeit mit eigenständiger rom. und alem.
Lautentwicklung Fénis/Vinelz weist auf die frühe Sprachgrenz-
bildung am Bielerseeufer hin. Sie wird lautlich dadurch bezeugt,
dass der Name die romanische Sonorisierung von l > u vor
Kons. (im Afrz. des 12. Jhds. abgeschlossen) nicht mehr mitge-
macht hat. ‒ Phönix ist humanistisch-gelehrte Umdeutung bei
Schöpfius 1577.

Der Wandel von urspr. vortonigem e zu i ist eine sec. Entwick-
lung im deutschen Mund; vgl. dazu K. Finsterwalder in Festgabe
F. Dörrenhaus, 1962, S. 100 (über Faneyl > Fineyl, aus fenile).


Vingelz

fi᪷ŋəlts (Quartier), aput Wingelies 1181, de vineis sitis in
Vingols 1284N, vineam sitam apud Vinguolz 1289, unsern
rebgarten … gelegen in dem banne dez dorffs von Vingols
1310, in villa de Viniols 1339, in confinio ville de Vinels
(nach FRB VIII hieher) 1357, de vinea sita in Vingols 1365
[in Vindela 1365], ze Fingels 1439Rq1, Reben ze vingoltz
1464U38a, von Vingels 1515Rq1, von vingelltz 1530U132 … I
Biel.

fi᪷ŋəltsbē᪸rg, im Fingelsberg, des Vingelbergs 1512Rq1,
1515Rq1.


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Sp. 141


Vingelz/Vigneules < roman. *(ad) vineolas ‹bei den Weinber-
gen› Dim. zu lat. vinea ‹Weinberg› (Stadelmann, Neues Berner
Taschenb. 1905, 241; Hubschm., ZfdM 19, 190; Weigold, 42;
Zinsli, Suffixlandschaft, 591f).


Finger

d fị̄ffiŋərštekx (Gipfel mit 5 fingerart. Spitzen) V Gadm.; de
Roggenfinger acher 1531U60 III Rub.; ein vierden teil desz
guͦtsz genant fingersz eggen, in fingers eggen, genant fini-
gers Eggen um 1540U168 IV Reich. Reudlen; fi᪷ŋəršbax IV
Adelb.; ~bodə (Hei.) IV Reich. Wengi.

zum vingerlin i juch. 1532U4 I Bargen; am fingerlisacher
1530U95 I ObwilbB.


Schwzd.-nhd. Finger. Finger ist auch Familienname und er-
scheint in Flurbenennungen für den (evtl. ehmaligen) Besitzer.

Fingerli, mhd. vingerlîn n. ‹Fingerring›.


Finiz

fịnịts m., n., vz. fi᪷nu᪷ts, fi᪷nət; K., Hei.

A) I: im ~ hi᪷ŋər, im finitz 1474U30, Jm fimitz um 1531U34
Diessb.; fi᪷nu᪷ts (s. B.) Graffolt.; im ~, zuͦ harderenn i mad
heist der viniz, im gemeinenn vinitz 1532U4 Lyss/Diessb.;
III: dər fi᪷nət, im Finiz 1771/72C3 (id. loc.) Finet 1838D
Arni; im ~, i ds ~, in dem finitz 1529U92, die ander zellg
wider finitz 1531U96, im finitz 1531U97, 1535U101 Wohlen;
im ~, im finitz 1535U101 Worb.

B) a) xlị̄ fi᪷ni᪷ts I Grenze Lyss/Diessb.

b) I: 2, ab der vinitz matten 1432U8 I Graffolt.; III: 5
(diess. Orte wie A).


Finiz < afrkprov. Pl. fenilz < rom. *foenils ‹Heuscheuern›
(J. U. Hubschm. V Rom. III (1938) S. 79; Zinsli, Suffixlandschaft
586); vgl. Art. Vinelz.

Das verschiedene Lautergebnis bei beiden meist im selben BE-
Seeland liegenden Örtlichkeiten Vinelz und Finiz aus der glei-
chen Grundlage lat. *(ad) feniles ist kaum erst durch spätere
Veränderung im alem. Mund zu erklären, da die Vokalisierung
des -l- im Seeland eine verhältnismässig junge Erscheinung ist
(vgl. H. Baumgartner, Stadt- und Landmundart, Bern 1940
S. 74f.). Zu erwägen bleibt deshalb eine vordeutsche Sonderent-
wicklung: Finiz könnte auf der (hypothetischen) Stufe *fenits <
*fenils erwachsen sein; vgl. H. Rheinfelder, Afrz. Gr., München
19632 § 602 (S. 231): ‹Nach i ist im Französischen immer die
Vokalisierung [vorkonsonantisch] eingetreten, was einem Ver-
stummen des -l- gleichkommt: il > ii᪷ > i›. Vinelz ‒ im 15./
16. Jhd. stets Vinels ‒ beruht dagegen auf der Stufe *feniles mit
intervokalischem -l- (Rheinfelder a. a. O. S. 254, 302).

Hieher?: dər fi᪷nət [im Finiz 1771/72C3], Finet 1838D III
Arni.


Solche Formen ohne -z fasst man entweder als frühe Lautungen
ohne -s auf (Akk. Sg. *fenīlum) oder man denkt an jüngere
Übernahme nach Verstummen des frz. -s. (M).


Fink

A) fi᪷ŋkx, dər ~ (K.; NW davon: le᪷rxəbodə) II Burgd.; dər
fi᪷ŋkx (hohe Baumgruppe) III Gurz.





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Sp. 142

B) b) ~axər I Piet.; Finkenhüttli auf dem Falkenblätzli
1785/87C3 III Bern; ~əmattə I Kalln.; ~ərein III Kehrs.

C) -li: im fincklÿ zuͦ oberhoffen 1501‒26U85 III Obhof.; an
fingklis matten um 1430U78, Singkels matten 1436U78, in
Schinckels matten nach 1436U78, fincklis matten 1538U148
IV Aeschi/IV Reich.

Hieher?: ein matten heist die vincklera, die cleine vincklera
1531U97 III Zimm.


Schwzd.-nhd. Fink, ahd. finc(h)o, Name des Singvogels fringilla;
auch übertragen auf pfiffige oder schlimme Menschen; Id. I, 867.
Fink ist auch Familienname, FNB II, 194.


finster

fīštər: III: westl. Teil; IV: westl. Teil; V; fẹ̄ištər, fẹštər: II;
III: östl. Teil; IV: östl. Teil.

I: 0; II: 5; III: 29; IV: 16; V: 19

Häufigste Zusammensetzungen mit: ~graben 9; ~holz und
~wald 12; ~moos 4; ~bach 5; ~boden 7.

Frühste Belege: Finsteraarhorn 1760Gr (zum erstenmal er-
wähnt) V Gutt.; bysz uff den vinstren grad 1531U136 III
Trub; an die finster Loͤuwinen 1524‒80U168 IV Reich.;
finstermatten 1542U104 III Mirch.; Vinstermosz 1538Rq1
III Albl.; das vinster müszli um 1530U142 III Kirchenth.;
im finsterbach 1500U48 II Krauchth.; zem vinstern bach
1531U144 III Hilterf.; i juch. heist der vinsterbach 1498U46
III Konolf.; die finster Bangartt ist ein hoffstatt 1535U101
III Vech.; die finster Bocten 1577Sch III Schangn.; an den
vinstern boden 1543U154 IV Därst.; im Vinsterboden 1357
IV Obwil; uff dem Vinstern Stalden 1490Rq1 III Exkl.
Rüegg.; ze Vinstere 1348/58N IV ?Erlenb.


Schwzd.-nhd. finster, ahd. finstar, mhd. vinster, ‹dunkel›, Id. I,
873; mit n-Schwund und Dehnung, bzw. Diphthongierung des
Stammvokals in bestimmten Landschaften (Staubsches Gesetz);
vgl. Baumgartner, Stadt- u. Landmda. 1940 S. 82ff.; SDS II, 126/
127.


Finsterhennen

feištərhennə (Dorf u. Gde.) [in villa Freineshvn zw. 1212 u.
1220], apud Pinguem-gallinam zw. 1263 u. 1264, Burcardus
Hosser de Grassa gallina 1345, zu der veisten hennen 1453
(Egb. Fr. v. Mülinen, Beiträge zur Heimatkunde des Kt.
Bern, Heft 6: Das Seeland, 1893, S. 203); zuͦ Veisserhen-
nen, zuͦ Feisserhennen 1485Rq1, Veister hennen 1519U18, zuͦ
veisterhennen, Veisterhenne um 1525U20, von der Veyssenn
Hänenn, Veister Hennenn 1530U21, Hanns Bropst zuͦ der
veisten hennen um 1532U13, Hansen bropsts von Feister-
hennen 1533U23 … Finsterhennen 1782‒84Reg, Finster-
hennen (Feisterhennen) 1838D I Finsterh.

i də feištərhennəštī᪷xə (Torf-Abbau) I Brütt.


Grundlage: mhd. *ze den (oder: der) veisten hennen; vgl. die
frühe Latinisierung pinguis, bzw. grassa gallina und den heutigen
französischen Namen Grasse Poule. Benennung angeblich nach



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Sp. 143


einer entsprechenden Naturalabgabe (s. Friedli, Ins 1914, 337).
Doch kommt eine entsprechende Benennung auch weiterhin im
deutschen Sprachraum vor: ein Wirtshaus in Köln heisst 1487 zo
der vetter hennen u. ä. (Bach, Dt. Nkde. 2 § 515). «Die Siedlung
Fettehenne bei Steinbüchel im Bergischen Land wird im Jahr
1361 erwähnt von der Vetterhennen …» (Rud. Schützeichel, Unter
Fettenhennen, Festschrift Jos. Quint 1964, S. 207).

Während hier die attributive Adj.-Endung -er für Dat. Sg. Fem.
im Zusammenhang ähnlicher ndd. und ndl. ONN erklärt werden
kann, bleibt sie für unser Gebiet seltsam, ist aber zweifellos
zusammen mit der Parallelform feist neben feiss der Anlass
geworden zur spätern volkstümlichen Umdeutung in Feister-,
d. h. Finsterhennen. Die mit Finsterhennen ‒ schon im St. Johann-
sen-Buch des 17. Jhds. ‒ in Verbindung gebrachte urk. Lautung
in Freineshun (zw. 1212 und 1220, FRB II, 22) gehört eher zu
Frenschen (s. d.); vgl. auch Egb. Fr. v. Mülinen, Beiträge zur
Heimatkunde des Kt. Bern, Heft 6; Das Seeland, 1893, S. 203ff.


vint

du̍ hofstat der vintschallen 1361 (Hofstatt am Markt) III
Thun.

im pfi᪷ntli (östl. Teil des Schlossparks), die matten hinder
dem Schlossz das vinttli genant 1542U145, das Findtli (Reb-
berg) 1682A III Obhof.


Das Etymon ist ungeklärt: wahrsch. ein PN. In vintschallen
dürfte das 2. Element Schal ‹Fleischverkaufsbank› sein; Id. VIII,
530f.


Fiir (Feier)

fị̄rabəmbax V Meir.; fị̄rabəsị̄tən (K., Westhang) V Brienz;
virtagmatten 1437U56 zwey meder stossen … an Fyrtags
matten 1532U62 II Utztf.; firtaginen garten 1430U78 III
Laup.


Schwzd. Fīr-abend ‹Ruhezeit am Abend›, Id. I, 36; hier im Sinne
von ‹Ort, der im Westen des Betrachters liegt oder nach Westen
blickt›. Firtag: vermutlich ein PN mit der fem. Form Firtagin,
jedoch im Fam. namenbuch der Schweiz und im Id. (Bd. XII)
nicht zu belegen.


Firmi

Jn der gruͦbenn zuͦ Sannt fyrmyn 1529U33, j Jüchartt litt vn-
der Santt Firmÿ Jn dem sack neben dem weg alsz man
gan stüden gatt um 1531U34, by sannt fyrmyn 1551U32 I
Worben.


Der Heilige Firminus von Amiens wurde bei Trockenheit, Fieber
u. a. angerufen; vgl. FEW III, 575.


Firn

firn: e᪸bənifluə~, gle᪷tšərhorə~, gle᪷tšərjox~, rotālhō᪷x~,
šmādri᪷~, tši᪷ŋəl~ V Ltbr. Stech.

fi᪷rən: xalli~, šre᪷kx~, xri᪷nnə~ V Grindelw.


Schwzd. Firn, Fire m., f., Id. I, 1020; Kluge, Wb.19, 199; typisch
alpinschweizerische Substantivierung zum Adj. firn, mhd. virne



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Sp. 144


‹letztjährig›, im Sinne von ‹Eis oder körnigem Schnee, der seit
vergangenem Jahr auf den Bergen liegt›, ‹Gletscher›; vgl. das
zugehörige Adv. fërn, fëre ‹vor einem Jahr, letztes Jahr›; Id. I,
1019.


First

fi᪷ršt f. K., Wa.; Berggipfel, Grat IV, V.

A) I: 2; III: 1; IV: 2; V: 3

I: u᪷f dər ~ Diessb.; u᪷f dər ~ Graffolt.; III: i᪷ dər ~ (Wa.)
Wohlen; IV: uf dər ~ Aeschi; u᪷f dər ~ Frut./Kanderst.
(id. loc.); V: uf ~ Grindelw.; uf dər fü᪷ršt, zer Virst 12.‒
14. Jhd. (Kop. 16. Jhd.)UP, von First uff Wyler 1529Rq8
Gsteigw.; füršt (nicht id. loc. Gsteigw.) Matten.

B) a) uf dər ārni᪷~ V Hofst.; Latreyenfirst 1779AW IV
Aeschi.

b) firšt- ~axər I Diessb.; II: ~axər, 1535U101 Mattst.;
~axər, der fürst acher 1470U44 Seeb.; fürst- firstacher
1535U101 Urt. (wohl id. Mattst.); Fürst fluo 1535U161 V
Grindelw.; ~gre᪸bli V Leiss.; ~hi᪷ri V Grindelw.; ~ho᪷ləre᪷in
I ObwilbB.; zu Firsthuss 1570C3 III (loc.?); ~bödə V Leiss.;
~wa᪷ud I Rad.

C) -li: übər ds fi᪷rštli uəhi (Grat) IV Lenk.


Schwzd. First, mhd. virst m. ‹Spitze des Daches, First›; noch ahd.
‹Bergrücken›, vgl. Churfirsten. Heute in unserm Gebiet (BE) fem.
für Appellativ und ON. Id. I, 1023; Kluge Etym. Wb. 196319
S. 199.


Fisch

fi᪷šš- (nur in Zusammensetzungen).

B) b) I: 3; II: 7; III: 21; IV: 5; V: 2

Auswahl und älteste Belege: ~graben 4 Belege; ~matt 5
Belege; vff vischenn matt 1551U37 I Hermr.; in der
vischmatten 1470U44 II Kopp.; die nidron Vischmatton
1341 V Bön.; ~bax I: 1; II: 4; III: 9; IV: 2; V: 0; H. von
Vischebach um 1300N II ?Hasle; biss in fischbach
1531U144 III Thun; ze vischbach 1406Uk2 IV Kirchgde.
Obwil; by dem fischbanck 1474UT III Thun; uff holtzers
vischrein 1542U104 III Boll.

C) -li: fiššli- I: 3; II: 2; V: 2 (in histor. Belegen meist
PNN:) der Vischlis Eich acher 1535U101 I Diessb.; an
Vischlis steingruͦbe 1458Rq1 II (loc.? Herrschaft Landshut).

-i: zem Fyschin 1381, im fischin, im vische um 1525U20, das
Fischi 1722/24C3 I Brütt.

Fischer

A) I: im fi᪷ššər (K.) Aeg.; II: im fi᪷ššər (Hei., K.) Sum.

B) b) I: 3; II: 5; III: 6; IV: 1; V: 2

Auswahl und älteste Belege: ze vischershus 1502U123 III
Neu.; ~matte 5 Belege, vischeren matten 1521U31 I Eps.;
vischers matte um 1525U20 I Lüsch.; fi᪷ššərme᪸ttəli (Quar-
tier), Fischermätteli 1838D III Bern; pratum vulgariter



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Sp. 145


dictum Vischersmât 1296 III Frauenk.; by vischers ru̍ti
1535U101 II Urt.


Schwzd. Fisch, mhd. visch m. Die Belege spiegeln das reichliche
Vorkommen des Tieres.


Fisi

fi᪷si᪷ (grosse Alp), des bergs fisy, der ander halb berg visi, am
visi berg um 1540U168 IV Kanderst.

fi᪷si᪷- ~alp, ~bax, an fisiberg 1505U172, am visi berg um
1540U168, im visibodenn, vyssy bodenn, fisyboden 1524‒
80U168, ~šafbe᪸rg, ~štiərəbe᪸rg, dər ussər/innər ~što᪷kx, Fisi-
stock 1784A, ~wẹ̄dli IV Kanderst.

fi᪷sə, d ~ (Weiler), fi᪷si᪷wẹ̄d IV Reich. Scharn.; fi᪷siwaud III
Röth.


Nach Hubschm., Frutigen, 1940, S. 17 aus altroman. *vesin
(Vesin) < lat. vīcīnus; vgl. REW 9312 u. RNB II, 365 (K.).


Fit-

fi᪷tshūs (Hei.), Vitshaus 1838D II Wynigen; Fitthäüsli
1787A, 1838D II Wyssachen.


Fit Kurzform des PNs David ‒ evtl. Valentin > Veit, Vīt; vgl.
«Vytt oben im Dorff» 1530U69 II Sum.


Fitz-

-el, -li: fịtsli᪷grabə (oft verheerend wirkender Wildbach),
Walthers lên von Vizelbach 1305, Uolrichs lên am vitzel-
bach gelegen 1535U161, Fizelbach 1623, 1644 (Bäuert
Archiv Schmocken), der Fitzligraben 1778A V Beatb.


Vgl. die Redensart in Beatenberg: wie ne Fitz cho ‹im Nu
kommen›, Id. I, 1153.

-er: dər fitsər, Fitzer 1620Rm, Endschligengradt genant Fizer
1784A, Fitzer (id. mit Geisshorn) 1790 (nach A. Bärtschi),
1838D; fitsəršnị̄da (Klettergrat vom Chalberhals auf den
Gipfel des Fitzer) IV Adelb.


Nach Hubschm. Frutigen, 35 ‹der mit der Rute, Fitze›; Bezug auf
Id. I, 1153.


Flachs

B) b) flaxsgārtə IV Erlenb.; flaksgā᪷rtə IV ObwiliS.; im
flaksgā᪷rtən V Brienzw.; ufəm flaksgārtən (Wei.) V Gutt.;
flaksmattə (Hei.) IV Bolt.; Flachsrütti 1666Le II Wolfisb.

C) -er: i᪷m flaxsnər, am flachsser 1529U33 I Jens.

-eren: uf dər flaxslərə, flachsznera 1521U31 I Ips./
NdriedbK.; a dər flaxsərə (Dorfteil), ane der flachsznaͤrren
1519U18 an der flachseren um 1525U20 … I Vin.; uf dr
fla᪷xsərə (K.) III Burgist.; i mad heisset die flachsserin
1500U48 III Walkr.; fla᪷xsərəgrabə III Wattw.


Schwzd. Flachs m., Kulturpflanze, linaria vulg. Mill.; Id. I, 1165.




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Sp. 146


Flader/Fläder

fladərmatt, fladərə, die Fladenmat 1400K6 II Ballm./Urt.;
Fladenmat 1466UT II Lyssach; dr fladəri᪷x (Wa.), am Flader
um 1530U142 III Obdiessb.

fle᪸dərbax (Hei., Bach), an dem fläder bach, an die fläderr
mattan 1531U136 … III Langn.; im fle᪸dərwüš (Hei.) IV
ObwiliS.; fle᪸dərmūsgass IV Frut.


Zu schwzd. fladere(n) ‹platschen, flattern, lohen› … Id. I, 1169;
mehrfach wohl zu Bedeutung 5, ‹wachsen, wuchern› (kaum zu
Flade(n), Gebäck, Id. I, 1167, das eine mittelalterliche Abgabe
bezeichnet hätte, da das Wort im Berndeutschen nicht boden-
ständig ist).


Flangge

Terminus, der durch die Karte vermehrt in die alpine
Toponomastik Eingang findet, um bisher unbenannte
Berghänge zu bezeichnen, z. B. sụ̈̄d~, no᪷rdflaŋka am Gspal-
tenhorn.


Id. I, 1202: Flangge II (kaum bodenständig).


Flarz

ex feodo dicto Vlarzlehen 1312 I Biel Mett.


Zu schwzd. Flarz m. ‹breiartige Masse u. ä.›, breites, schwer
bewegliches Stück Erde, wohl abwertende Benennung wie bei
den Zürcher Flärzhäusern; Id. I, 1207.


Fläck

uf əm fle᪸kxə (Wei.) IV Bolt.

gārtfle᪸kxə, i᪷m ~ (Hei.) IV Kratt.; zwyschen des kopffs
fleckenn 1530U42 II Rütsch.

ufəm fle᪸kxli (Wei.) IV Adelb.


Schwzd. Fleck m. ‹Flicken, Lappen; Ort, Platz›, auch ‹kleiner
Weiler›; Id. I, 1188.


Flecke

flekxplats II Berk.; flekxəplats III Kies.

Hieher?: zwo Juchart genant der fleckacher 1542U104 III
Walkr.


Mhd. vlecke swf. ‹Brett; vierkantig zugehauenes Stammholz
einer Tanne›; Id. I, 1191.


Fläsche

im fle᪸šli (Stelle im Wa.) IV Lenk; fläschlisz acher 1531U59 II
Etzelk.


Schwzd. Fläsche, mhd. vlasche, vlesche ‹Flasche› Id. I, 1219;
Metapher für Geländebezeichnung, bzw. ÜN.


Fleisch

im rimpflī᪷š, Rindfleisch 1780A (Wa., Fluh) III Amsold.

dər fleịšme᪸rit III Bern; an der fleisch schol, ~schal 1440‒
1520ArB II Burgd.; gegen der nidren fleischale 1369, in der



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Sp. 147


obren schaͧle 1370 … III Bern; bi der fleischschale 1361 III
Thun; ein klein stück heiszt das fleisch stück 1530U42 II
Lotzw.; d fleišderri (ÜN f. Fabrik, in der die Arbeiter
grosser Hitze ausgesetzt waren) V Meir.

Fleisch als FN:

zuͦ Heini fleyschs buͤl 1482Rq1 II Lütz.; fleischlinsried
1528U2 I Seed.; fleịšərse᪸gərtə, [in fletschis ägerden 1532U4] I
Kapp.


Schwzd. Fleisch, mhd. vleisch n. Id. I, 1221.
Jm Rimpflīsch möglicherweise volksetym. Umdeutung zu Flis;
s. d.


Flätsch

fle᪸tšaxxər, ufəm ~ (ehemals moosiges K.), Flätschacker
1880 (privater Plan) III Kirchl.


Zusammensetzung mit dem Grundelement des Verbs flät-
sche(n), synonym zu flotsche(n), Id. I, 1234: es flätscht beim
Gehen im schuhtiefen Schnee, Kot (lautnachahmend).


Fletsch

Fletschelet Klos 1365, reben genant Fletzeletz closs 1374 I
Lig.


Wohl ein (romanischer) PN.


Fleuge

fle᪸ügənaxər, fleigenacker, fliegennacher, flügenacher
1533U22 I Ins; fle᪸igəne᪷k V Brienzw.; stost ann das Fliegen
mosz 1535U101 III Ueb.


Fliege, mhd.-fränk. vliege f.; die Lautungen mit -eu-, entrundet
-ei- sind die typisch südwestschwzd. Formen.


Fleuti

uf flö᪷ütis (Hei.) IV Saanen Schönried; flöütile᪸gər (Wei.) IV
Saanen Turbach; flöütiforšəs, Flöütinen Vorsas 1668U152;
uf flöütənəle᪸gər, Fleütenen Läger 1721MW IV Gsteig.

-li: ds flö᪷itəli (seltener d flö᪷itə; Hei.) II Sum.; ds flöütəli
(Wei.) IV Saanen Turbach.


Zum FN Fleuti (Fam.-Namenbuch II, 204: Fleuti für Gsteig,
Saanen altbelegt).


Fliesse

i dər fliəssə (K.) III Lohnst.


Wohl Substantivbildung zu mhd. vliezen stv., ‹fliessen, sich er-
giessen über etwas, schmelzen›, in der Bedeutung ‹Aufge-
schwemmtes› (Buck2, 70) obschon nach Id. I, 1213 der Ausdruck
von sich bewegenden flüssigen Massen bei uns «nicht recht
volkstümlich» ist; vgl. aber ebd. Bach-Fliessi ‹Lauf, Bett eines
Baches›.




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Sp. 148


Flis ‒ Flisch

Flisau

flīsou, fliəsou, i᪷m ~ (Heuland, 2 Weiher; abgegangenes
Dorf, durch Bergsturz oder Hochwasser zerstört), daz dorf
Vlinsow 1356, dorfmarch flinsouw 1395Uk2, Flinsouw
1530A, uff Flinssouw 1535U161 … Flumsouw 1576A, Flums-
au 1665A, Flaumsaum, Flaumsaul 1700A V Gsteigw.

Hieher?: flīssmatrẹ̄n (Wa.) III Köniz.

Flisch

flị̄šwald IV Reich. Wengi; flị̄šwald, flị̄šwe᪸ldli IV Zweis.;
flị̄šweŋ neuer: flẹišweŋ IV Adelb.; fle᪷išwaŋ V Ltbr. Gimm.

flẹšərəwāld, die fleischerra, in der fluischeren 1502U157 IV
Bolt.

Hieher?: der fleischacher 1542U142 III Muri.


Schwzd. Flīse f. ‹Erdschlipf, Runse›, Id. I, 1204, ahd. mhd. vlins
‹Kiesel›. Auch das ursprünglich berndeutsche, später zu einem
geologischen Terminus gewordene Flīsch m. ‹Schiefer›, Id. I,
1224, ist möglicherweise identisch mit adt. vlins; volksetymologi-
sche Angleichung an ‹Fleisch› in: fle᪷išwaŋ, fleischerra.


Floh

flȫ᪷bax (selt. Bez. f. ho᪷uətəmbax), Flöhbach 1766A V
Ringg.; flȫ᪷balma, flȫ᪷balməgaŋ, ~grabə IV Kandergr.


Schwzd. Floh f., Pl. Flöh, mhd. vlôch, vlô, m./f. Id. I, 1183; z. T.
wohl scherzhafte Bezeichnung, vielleicht auch Umdeutung aus
Fluh?


Flor

flo᪷riettə, d ~, (Grenzberggipfel, 300 m südl. Arnenhorn),
praz flory 1437Zw IV Gsteig.



Flör

flȫ᪷raxər I Seed.; Floͤurisacher 1530U95 I Leuz.; Flörsweid
1531U144 III Uet.


Der Besitzername im 1. Namenglied möglicherweise Kurzform
zum PN Florian, allenfalls auch der frz. FN Fleury, der im nördl.
Berner Jura und in Laufen vor 1800 belegt ist (FNB II, 204).


Flösch

II, III, IV, V: flȫ᪷š; V: flēšš Wa., Wei., Hei.

II: 2; III: 3; IV: 6; V: 11

A) II: zum Floͤsch 1482Rq1 Lütz.; flöš (Dorfteil), vor dem
flesch 1530U42 Rütsch.; III: der Fluͦsch 1334 Amsold.; im
~ (Dorfteil) Uet.; dər ~, im floͤsch 1531U97Vech.; IV: uf~
Därst.; ~ (kl. See) Lau.; ufəm ~, am floͤsch 1497‒1516U167
Lenk; ~ ObwiliS.; fläsch, floͤsch 1524‒80U169 St. Steph.; ts
flöššə (Hei.) Wimm.; V: ~, im floͤische 1395Uk2, zum flösch,
im Flösche 1535U161 Beatb.; Bön.; bim flēšš Brienzw.;
bin fleššən Gadm.; im fleš (Hei.) Gutt.; tsu fle᪷ššən In-
nertk.; bi᪷m flȫ᪷š Iseltw.; bəm flēš Ltbr.; fle᪷š Schatt.;





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Sp. 149

B) a) undər~, under flösch 1502U157, underflosch 1524‒
80U169 IV Lenk.

b) II: 1; III: 10; IV: 3; V: 11

C) -li: flȫ᪷šli IV Saanen.

-i: im flešši V Haslib.

Hieher?: i mad genant die flessi 1531U59, uff der flesz
1531U59 II Limp.


Schwzd. Flösch m. ‹Zisterne›, zur Aufnahme von Regenwasser
bestimmte Grube, besonders auf den Alpen; kleiner See; (Id. I,
1224); mhd. flosch stm. (Lex. III, 413). Adt. flosch vor sch zu
Flösch gerundet; in Entrundungsgebieten zu Flesch weiterentwik-
kelt.


Floss

an die gassen die zum Floszport gat um 1530U142, an das
flossport 1531U97 III Müns.


Wohl zu schwzd. Floss n. m.; flöz m. n. ‹Floss›, evtl. auch zu Floss
m., flöz m. ‹Strömung› (Id. I, 1213f.).


Flucht

tsị̄lflu᪷xt, i᪷n dər ~ (Alp) V Gadm./Innertk.; tsị̄lflu᪷xt, i᪷n dər ~
(Alp) V Haslib.


Schneeflucht (Id. I, 1166): tiefer oder geschützt gelegene Alp,
wohin man mit dem Vieh flüchtet, wenn die Hochalpen vorüber-
gehend beschneit werden; vgl. ‹So man muoss abfaren (ab der
Alp) oder zuo zyflucht [1. zilfl.?] faren …› ca. 1500 Obw. (ebd.)
Schwzd. Zīl n., amhd. zil stn. ‹Ziel› bedeutet hier die Grenze, das
für solche Notfälle abgegrenzte Gebiet.


Flück

flü᪷kxgrabə, flü᪷kxweidli II Sum.


FN Flück BE, SO, LU (FN-Buch II, 206).


Flückigen

flü᪷kxigə (4 Hei.), de Flukingen 1328, von Flu̍gkingen
1389R2, ze Flu̍kkingen 1414Rq1, Flugkingen 1439Rq1, der
hoff z flückigen 1531U76 … II Rohrbgr.


-ingen-Bildung zu einer nicht belegbaren adt. PN-Kurzform
*Flucko.


Fludi

… dadannen an Walcken zuͦn, da das Fludj ist, an den bach
1538UT III Röth.



Flue

Sg. flu᪷ə (I‒V), in V auch flü᪷ö.

Pl. flü᪷ə (I‒V), in V auch fli᪷ə.

Dat. Pl. flü᪷ənə (I‒V), in V auch fli᪷ənən.





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Sp. 150

A) I: 15; II: 9; III: 28; IV: 22; V: 31

Belege mit frühen urk. Erwähnungen sind: obəri flu᪷ə, von
der Fluͤ 1331N I Wengi; flüə, super Fluͦ 1250, bi der Fluͤ 1343
II Lütz.; obərflüə, unnərflüə, an Fluͦhelun 1275, Underfluͤ-
len 1368, ze Fluͤn 1390 III Obbalm; uŋər dər fluə, under der
Fluͤ 1329 III Obdiessb.; tsu᪷flüə, zer fluͤ 1348N IV Diemt.; uf
den Vluͤn 1303U175 V Beatb.; u᪷f dr fluə, super rupes 1275, ob
dien Fluen 1281U175 V Habk.

B) a) I: 38; II: 51; III: 181; IV: 205; V: 233

Die urk. Belege datieren im allgemeinen vom 15. und
16. Jhd., reichen aber vereinzelt bis ins beginnende 14. Jhd.
zurück (di wị̄ssi fluə, 1312 wicenflo, 1312 blansais, 1312
album saxum IV Saanen).

Flue verbindet sich vor allem mit folgenden BW: Falken~,
Fad~/Pfad~, Geiss~, Holz~, Kirch~, Kreuz~, Loch~,
Moos~, Balm~, Burg~, Rams~, Rappen~, Ried~, Sohl~,
Schaf~, Scheiben~, Spicher~, Stalden~, Stocken~,
Schwand~, Schwendi~, Toggeli~, Tschingel~, Wand~,
Watt~; Ho~, Roten~, Schwarz~, Weiss~.

b) I: 13; II: 39; III: 70; IV: 49; V: 33

Hieher?: terra que vocatur Floͧegg 1194Qw (nach Fontes I
Flovegg) II Rohrbgr. od. Wyss. Heimigen.

uff Rinderalb dasz Floͤtristit 1348/58N IV Erlenb.

C) I: 3; II: 20; III: 30; IV: 28; V: 18

-li: Flüeli: (in V Brienz auch fli᪷əlti); an urk. Belegen heben
wir hervor: ds vlü᪷əli, in dien Fluͤlin 1334 III Köniz; fli᪷əli,
inrunt dem Fluͤlin 1363 V Innertk.

-ele(n): Flüele: früh belegt sind flüələ, prope curtem Fluͦlun
1256, curtim Wluolon 1257, Fluͤlen 1303U175 II Lütz. under
am Fluͤlen 1389 III Gugg.; Fluͤlen 1309 III Langn.

-er: guͦt … flyers hus 1533U129, Fluͤershus 1533/42U128 III
Gugg.


Schwzd. Flue, ahd. fluoh ‹Felswand›, altschwzd. Geländewort,
das heute auf weitem Gebiet selbst in Bergtälern nur noch halb-
appellativisch in Flurnamen nachlebt (gegenüber jüngerem Fel-
se(n)) (Id. I, 1184). Die zahlenmässige Verteilung des für den
Kt. Bern noch appellativischen ‹Flue› zeigt beim Typus BW +
-flue von III zu V, d. h. vom Mittelland zu den alpinen Gebieten,
eine Steigerung der Belege. Im Gegensatz hiezu steht die statisti-
sche Streuung der Diminutive, die in III und IV (im Mittelland
und in voralpinen Gebieten) überwiegen, dagegen in V (im östl.
Berner Oberland) nur wenig vertreten sind.


Flug

biənəflū᪷g, i᪷m ~, älter: beịi᪷flū᪷g (Hei.) III Eriz.



Flug-/Fuog-

ein acher heist der flugblu̍well, bisz an den fuͦgbluwenn
1531U97 III Mühleb.


Ungeklärt, da offensichtlich eine Verschreibung vorliegen muss:
schwzd. Pfluegblūwel m. wäre ein Werkzeug zum Einschlagen
des Sëch-Weggens am Pflug (Id. V, 247); zur Lautung Flug-
‹Pflug› s. Flugbrunnen. ‒ Fuͦgblūwenn könnte im 1. Glied schwzd.



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Sp. 151


Fueg m. ‹Befugnis, Berechtigung› enthalten (Id. I, 699), im
2. Glied Blūwe(n) f. ‹Stampfmühle› (in der Nähe gibt es eine
Stampfimatt); doch ist Bluwe(n) nur als Feminin belegt (mhd.
bliuwe stf. ‹Hanfreibe› (Id. V. 247), und es müsste eine wenig
wahrscheinliche Änderung des grammatischen Geschlechts an-
genommen werden, evtl. durch Einfluss von Blüwel m., das auch
‹Stampfmühle› bedeutet (Id. V, 247/248). Klar wäre allein
(P)fuogblūwel m. oder Fuogblūwe f.


Flugbrunnen

flu᪷əgbru᪷nnə, ts ~, de Pfluͦgbrunnen 1293, ze Phluͤgbrunnen
1310, ze Phluͦgbrunnen 1331, de Fluͦgbrunnen 1339, 1367,
1369, ze ~ 1382, 1388, Flugbrunnen 1389‒1460Ud, ze
fluͦgbrunnen 1429U78, fluͦgbrunnen, pfluͦgbrunnen
15. Jhd.U78, Pflugbruͤnen 1479‒1563Ar, z fluͦgbrunnen
1500U48, fluͦgbrunnen 1542U104, Flugbrunnen, Pflugbrun-
nen 16. Jhd.UP … zuͦ pfluͦgsbrunnen 1570U100, zu Pflugbrun-
nen 1629C3, 1630A, 1642A, Flugbrunnen 1796 III Boll.

fluͦgbrunnen holtz 1542U104; dər flu᪷əgbru᪷nnər (Wa.) III
Boll.


Schwzd. Pflueg m. ‹Pflug› (Id. V, 1243ff.) mit Anlautsverschluss-
lösung (vgl. Fad) und schwzd. Brunne(n) m. ‹Quelle›. Die Kom-
position ist als Ganzes in ihrem ursprünglichen Sinn nicht mehr
zu erhellen (vielleicht Klammerform?).

Seltsame Zusammensetzungen mit dem Bestimmungswort Pflug
gibt es auch weiterhin; vgl. Pflugsberg = «des Pfluges Berg»
K. Finsterwalder, Namenkunde des Kitzbüheler Raumes 1971,
S. 39.


Vogel

fo᪷gəl, fo᪷gụ m.

A) III: im vogell 1529U93 Köniz (Gurten).

B) a) im herəfo᪷gụ (Hei.), Herrenvogel 1721A, 1725A, 1728C3
… III Zoll.;

b) I: 9; II: 10; III: 25; IV: 11; V: 18

Älteste Belege: Vogelacker 1384 II Wynigen; der Vogel-
sanch 1276 (s. Vogelsang); ze Vogelshalton 1345N III
Wattw.; daz Vogelhus 1358 III Hilt.

C) -li: III: im fö᪷gəli (Hei.) Eggiw.; im fo᪷gəli (K.) Obhof.;
ann waldfoͤgylis haldenn 1518U74 II Wiedl.

fögəli-: I: 3; II: 6; III: 7; IV: 1; V: 2 (kein ~sang).

-i: fögibe᪸rg III Zäz.

-(l)er: nebent vogler (PN) 1437U56 II WilerbU.; der vogler
uff der oberen zelg ein juchart 1532U125 III Mühleb.;
fo᪷gnərsho᪷lə I Leuz.; Voglersholtz 1538Rq1, voglers hus
1452U79 III Albl.; fo᪷gu᪷bu᪷əx (Dorf), Fogelersbuͦch 1432Rq7,
foglerbuch 1436U121, voglersbuoch 1452U79 … III Ferenb.


Schwzd. Vogel m., Id. I, 690; weit verbreitet die FNN Vogel und
Vögeli.


Vogelsang

fo᪷gəl- fo᪷gụ- -saŋ, -gsaŋ K., Wa., Siedlg. (~ steht für fo᪷gəl-/
fo᪷gụsaŋ.





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Sp. 152

I: 9; II: 7; III: 11; IV: 7; V: 6

I: i᪷m ~ (Rebberg) Biel; i᪷m ~ Bür.; i᪷m ~ BusswbB.; ein
acker genant der folgell sang 1533U22 bei Ins; i᪷m ~, jm
vogelgsanng 1530U95 ObwilbB.; ~ (Dorf), der Vogelsanch
1276, daz guͦt, daz da heisset der Vogelsang 1362, im vogell
gsang, lidt nebenndt dem hag 1531U59Rapp.; i᪷m ~ (3
Hei.), im Vogelsang 1748Rq7 Seed.; ~ (Rebberg) Twann;
uff dem vogelgsang 1528U2 Wengi; II: zem Vogelsange
1352, 1369 Affolt.; i᪷m ~ Dürrenr.; i᪷m ~, der vogell gsang
1595U54 Herzb.; von der vogelxanginen acher 1510U67, von
der vogell gsangnen achernn 1533U77 Huttw.; stost an
vogelsandt 1530U42 Rohrb.; j Jucharten heist der vogel-
sanng 1530U95 Thörig.; im Vogelgsang 1776A Trachsw.;
III: 1 mansmad genempt der vogelsang, in das vogelsang
1531U144 Amsold.; ds ~ Belpb.; fogu᪷ksa᪷ŋ (Weiler), im
Vogelgsang 1682A Ferenb.; j mannszmad genembt der
vogellgesang 1493U84, jn das vogellgsanng 1530U95 Forst;
im vogelgsang 1498U46, 1500U48, jm vogelgsanng 1534U100
Gurz.; i᪷m ~, in dem Vogelsang 1645A Langn.; i᪷m ~
Laupersw.; das vogel gsang um 1530U143 Obhof.; ~ Thun;
i᪷m fo᪷gugsaŋ (Hei.) Uet.; dər foguksaŋ Vech.; IV: im
Fogelgsang 1726 (Contr. prot. J. Murer) Adelb.; i᪷m
fogəlgsaŋ Aeschi; zwei mansmatt im Vogelsang 1360
Aeschi od. Frut.; fogəlsksaŋ Bolt.; im fogəlksaŋ Lenk; im
~ Reut.; ~ (Rebberg) Spiez; i᪷m ~ Wimm.; V: i᪷m fo᪷glgsaŋ
(Wei., Wa.) Beatb.; bi᪷m fo᪷gəlgsaŋ (Strassenbort mit Ge-
büsch) Brienzw.; i᪷m ~ (Laubholzwald) Ltbr.; dər ~ (viel
Stauden) Ringg.; ~, auch: i᪷m gsaŋ Schatt.; dər ~ (Wa.)
Unters.


Vogelsang: mhd. vogel-sanc Id. VII, 1175 nach allgemeinem
Verständnis, worauf auch die vereinzelte Lautform Vogel-gsang
hindeutet, «Ort, wo die Vögel singen»; aber vielleicht ursprüng-
lich Umdeutung aus dem in Örtlichkeitsnamen verbreiteten Sang
‹durch Sengen gerodete Gegend› (Id. VII, 1187), s. d. Der Flur-
name, der im Hochmittelalter auftritt, ist mit der Entfaltung des
Naturgefühls im Minnesang in Verbindung gebracht worden;
dieser Auffassung wurde jedoch auch widersprochen im Hinblick
auf teilweise erst späteres Aufkommen, auf die Mannigfaltigkeit
der bezeichneten Örtlichkeiten (tw. mit iron. oder euphemist.
Nebensinn), bes. aber auf die Ausbreitung in dem Feudalwesen
entzogenen Gebieten. Der Flurname Vogelsang hat heute ein
Verbreitungsgebiet von Spitzbergen bis in die höchsten Alpentä-
ler hinein, z. B. bis ins walserdeutsche Formazzatal/Pomatt.
Diese weite Streuung ist nur durch eine Modeströmung seit hoch-
oder spätmittelalterlicher Zeit zu erklären, in der kaum wan-
dernde Menschen das Etymon weitergetragen haben dürften.
Vgl. dazu Bach, Dt. Nkde. II, bes. §§ 520; 651; E. Schwarz,
Dt. Namenfschg. II S. 281 (mit Lit.-Hinweisen). Die «hyperkor-
rekte» Umdeutung in Vogel-sand ergibt sich leicht in Gebieten,
wo -nd- mundartlich zu -ng- geworden war (Ching für Chind,
Hang für Hand …) wie in grössern mittelbernischen Bereichen.


Vogt

B) a) lampfo᪷gtəho᪷rə, landfo᪷gtə- IV Diemt./St. Steph.

b) I: 5; II: 2; III: 1; V: 3

Auswahl: fogts e᪸llgeuw, Vogtes Elgoͤw 1411Rq8, Vogtelgöw



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Sp. 153


1529A V Habk./V Obried; an der vogt hoͤrÿ 1531U51 II
?Dürrenr.; ein guͦt … dem man da sprichet «vogtz schu-
posse» 1338 III Obbalm.

C) -ī (-ei): uf dər fogti (, K.), ab der Vogteye 1389‒
1460Ud, an der vogtÿ 1530U69 II Dürrenr.; obəri/u᪷nnəri
fögti (2 Hei.) III Gugg.; alter pagus vocatur Wyler inn der
Vogty (Appellat.!) 1577Sch V Innertk.


Schwzd. Vogt, mhd. voget, vogt ‹Aufseher, Verwalter, Vertreter
der Behörde, Vormund› Id. I, 703ff.

Vogtī ‹Verwaltungs-, Herrschaftsbezirk› Id. I, 711.


Vohe

i juch. im vollloch 1498U46 III Konolf. Gys.; ab dem folloch
1530U135 III Sign.; uf follax (Weiler), einer jucherten agkers
in Vonloch 1359 IV Aeschi; i də fo᪷lle᪷xxər (~löcher) (Hei.) V
Schatt.; im fọ̄ndlo᪷x (Höhle) V SchwandenbBr.


Mhd. vohe f. ‹Fuchs›, ‹Füchsin› Id. I, 724.


Föhn

uf dər fēndənek, fönegk, Fönenegk 1535U161 V Grindelw.
Hieher?: possessio dicta ze Phenhalton 1319 II Lütz.


Schwzd. Fön, Pfön, Fȫne m. aus lat. favonius ‹Westwind› Id. I,
843. Die zweisilbige Lautung Föne(n) swm. darf als althöchstale-
mannische Form gelten, belegt z. B. im abseits gelegenen BE
Gugg., im Wallis wie in Walserdeutsch Graubünden. Das -d
übertragen aus heutigem appellativischem Feend in Grindelwald
(mit sec. Dentalschluss wie in nhd. Mond, niemand …).


Fok

ein vierteil des guͦtz daz da heisset Vokenholtz 1356 III
Zimm.; fokxəmat I Rapp.


PN Focco, Fucco Nebenform zum häufig belegten Fulco; vgl.
Fucco 778 in St. Gallen Fm. I, 546f.


Fol-

A) im fō᪷u, (wohin?) i᪷ ds ~ (K., grabenartiger Einschnitt), ab
einer juchert im fol 1474U30, ab gleyen matten gelegenn Jm
vall 1521U31, Ab einer Ju̍chartt Jm foll um 1531U34 I Aeg./I
Stud.

B) fo᪷umattə, im valls boden 1531U37 I Aeg./I Stud.


Lautung und Realprobe lassen verschiedene Deutungen zu.
Wahrscheinlich = Fall ‹Absturz, Hang› s. d. (mit Dehnung vor
alter Sonorfortis, vgl. Baumgartner BSG XIV § 69, und Ver-
dumpfung, vgl. ebd. § 23, bzw. § 34 A 3). ‒ Nicht ausgeschlossen
bleibt aber auch der Anschluss an lat.-rom. vallis/val ‹Tal› (vgl.
z. B. Fous).

Ungeklärt müssen folgende Gebilde bleiben: fōuə (K.) I
Finsterh., folərek (, veraltet f. hụ̈gli᪷rẹin) II Kirchb.;
vff dem volretschen 1474U30, vff dem fellreͤttschen, um
1531U34 I Dotz.





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Sp. 154


Folgi

ds fo᪷lgi᪷ (früher Schafweide, jetzt Gemsgebiet) IV Kan-
derst.



Folk

foukxənaxər II Untsteckh.; bonum de Volkesneit 1334 III
Wahlern (evtl. Obbalm).

-eren: Jn der volgkeren 1464U38a II Untsteckh.


PN Fulca, Folco Fm. I, 547f.


voll-/foll-

uf dem folacher 1531U97 I Bür.; fo᪷lləde᪸ilə, i də ~, i də fo᪷llən
u᪷ssə I Ins.



Völli

I: die völlin 1532U4 Lyss od. Graffolt.; II: fü᪷ūi (K.)
Hindelb.; i᪷ dər fö᪷ui᪷ (K.), inn der völly 1531U59 Limpach;
III: uf dər fö᪷ụị (2 Hei.) Lind.; vor der fölle, an die fölli
1532U125 Mühleb.

der leng völlacher 1528U2 I Wengi; die fölli egerden ist vier
juchart 1532U125, die fölligassen 1532U125 III Mühleb.;
dem völlenhöltzlin 1528U2 I Wengi; fö᪷ụimat, bi der velli
matten 1420C1, 1437U56, von der velle mattan 1531U59 II
Bätterk.; fö᪷ụirein III Wohlen.


Die Zuweisung der Belege zu einem bestimmten Etymon ist
schwierig. Mhd. vol, volles Adj. ‹angefüllt, vollständig› Id. I, 779
und das Substantiv Völli (neben Fülli) ‹Fülle, Überfluss› Id. I,
785, werden kaum in Frage kommen, da auch andernorts topo-
nomastische Belege dafür fehlen.

Fö᪷ụimatt Bätterk. gehört nach seinen historischen Belegen eher
zu Fall, Felli, wobei später mda. Rundung eingetreten wäre. In
ähnlichem Verdacht stehen weitere Belege unter Völli-.

Weiterhin ist auch Fall mit alter Verdumpfung von kurz -a- im
Bereich des Seelandes in Erwägung zu ziehen (folacher Bür.,
folləde᪸ilə Ins).


Folle(n)

follə, folə f. Wa., Wei., kl. Schluchten.

A) IV: p fo᪷la (Felstrichter) Adelb.; i᪷ dər follə (auch: im
baxte᪸li) Erlenb.; uf də fo᪷llə Gsteig; hi᪷ndər dər fo᪷lə, follə
Lau.; bir folə uəhi (Aufstieg zum Wildstrubel) Lenk; dur p
fọlə uəhi (Durchgang zw. zwei Felsen) Saanen; bir folə
Zweis.; V: in dər fo᪷llən (Schlucht) Gadm.; p fo᪷la Iseltw.; in
dər fo᪷llən, p fo᪷lla (Alpteil) Ltbr. Stech.

B) b) fo᪷(l)lə- ~fluə IV Gsteig; ~mgaŋ (Durchgang) V
Iseltw.; ~grabə IV Därst.; ~ngre᪸bən V Gsteigw.; ~he᪷bər
(K.) V Habk.; u᪷fəm follhō᪷rə (Felskopf), Vollhorn 1760AW
IV Lau./IV Saanen; ~mbax V Brienz/V Iseltw.; i᪷m
follbodə IV Lau.; fo᪷llbru᪷nnə IV Spiez; Follenschleif 1757A
V Beatb.; ~wẹ̄dli IV Lenk.





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Sp. 155

C) -i: i᪷m folli᪷ IV: Frut.; Lenk; Saanen; folime᪸dli IV
Lenk.

Hieher?: ds fo᪷lgi᪷ (Schafweide) IV Kanderst. s. o.


Vergleich der Geländeformen mit der Folle, einem trichterarti-
gen, hölzernen Gefäss, durch welches die frischgemolkene Milch
geseiht wird. Id. I, 786. Zum Vergleich des Geländes u. a. mit
Hohlgefässen; s. Zinsli, Grund und Grat, S. 78, 219; vgl. auch
den Artikel voll-/foll-.


Follier, Fellio †

in prato dou follier, ou follier, Follie, versus follam 1312Zw,
ou follie 1324Zw, fellyoz 1355Zw, ou fellio iuxta les reynius,
corna dou fellyn 1360Zw (folla oder Walkmühle in Trom,
südl. von Gstaad; heute unbekannt) IV Saanen.



vor/für

fō᪷r (in unbetonter Stellg. fo᪷r, fər); fǖ᪷r (unbetont fü᪷r, fər);
Gebiet V: fi᪷r.

1. Fügung: Präpos. vor + Artikel (z. T. noch flektierend) +
Substantiv.

a) Die bezeichnete Stelle liegt in der Blickrichtung vor einem
Fixpunkt.

I: 2; II: 3; III: 4; IV: 0; V: 8

Auswahl: fōr dər e᪸i, i gan fōr d e᪸i V Haslib.; fōrdei, in dər
fōrdei () V Hofst.; an die allmendt vorm holtz genant
1543U154 IV Obwil (od. Umgebg.); fo᪷rəm ho᪷lts, i gan fo᪷r ds
ho᪷lts (Weiler) V Grindelw.; ufəm fo᪷rəbē᪸rg, heist der anger
vor dem berg 1487K10 III Wahlern; fo᪷rəm štē᪸g, i wolt fo᪷rə
štē᪸g (2 Hei.) V Grindelw.; b) die Präpos. (z. T. Adverb),
bezeichnet den vord. Teil eines Objektes: fo᪷ri᪷houts ()
(Dorf) I Graffolt.; fō᪷r im ho᪷uts (K.) I Tschugg; ds
fo᪷riho᪷uts () (Nbform: furi᪷ho᪷uts) II Limp.; ds fo᪷rəho᪷uts
(Wa), (Nbform frouho᪷uts) III Seft.; for i᪷m wāld, i wolt for i᪷
wāld V Ltbr. Isenfl.

2. In fester Fügung: Präposition + Substantiv.

a) Örtlich (wie 1. a)

vor: I: 8; II: 10; III: 11; IV: 9; V: 6

für: I: 4; II: 1; III: 6; IV: 3; V: 2

Auswahl: im fō᪷raxər, im for acher 1530U132 III Muri; daz
holtz, daz man nemmet «daz Furholtz» 1339 II Trachsw.;
fǖ᪷rholts (Vorsass), im Fürholtz 1678MW IV Saanen; das
fürholltz 1502U157 IV Zweis.; am fürhoupt um 1525U20 I
Gamp. + Ins (id. loc.); das für houpt 1485U15, 1519U18,
1530U21 I Vin.; ein Jucharttenn die Man nempt die vor
Juchartten, Vorjuchartten 1533U22 I ? Ins; ein Juchart ge-
nant ze vorlischen 1529U92 III Wohlen; an gilgen tiren-
wechters foͤrmatten 1529U92 I Seed.; ein matta heisset die
vormatta 1437U56 II Bätterk.; fōrbē᪸rg (vord. Jurakette I
Biel; I Piet.; under der forburg 1353, 1356 … III Belp;
Vorsass s. d.; der fuͤrsoum 1529U92 III Rub.; fi᪷ršlaxtəni, i᪷n
~nən V Gadm.; bim fǖ᪷rtal (Alpwei.) V Sax./Ltbr. Isenfl.

b) Zeitlich: die Vorgäben 1388 I Lig.; u᪷f dər fōrgāb (4 Hei.),



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Sp. 156


auf der Vorgab 1712MW IV Lau.; der vormorge 1595U54 II
Herzb.; dər formorgə () (K.), am vormorgen 1500U48
III Bigl.; i᪷m fōrmorgə () i᪷m fōrmorgət (K. + Scheune)
IV Erlenb.

c) Andere: dər fōrbhaut (Wa., vom Förster vorbehalten) I
Tschugg; i də fü᪷rsimattə, genant zfürsich mad um 1525U20,
genannt Jm für sich 1533U24 I Brütt.; u᪷fəm fōrtəl (Vorteil,
ironisch f. schlechten Berg) IV Bolt.

d) Fragliche: due partes agrorum dicte Furhuͤter 1346 I
Eps.; ds fōrbettli () (Alphütte, -weide), das vorböttlj
1524‒80U169 V Gadm.


Schwzd. vor, (ahd. fora) älter auch für, (ahd. furi) ‹vor› als
Präposition und Adv. (Id. I, 926ff.; I, 952ff.); im Berndt. bedeu-
tet vor auch ‹vorn›. ‒ Vor-, Für-holz belegt Id. II, 1250 appellati-
visch für ‹Rand des Gehölzes, Waldsaum› wie für ‹Privatwal-
dung› (ausschliesslich BE Guggisberg). Ein Bezug Foreholz, ~berg
auf Forch ‹Föhre› Id. I, 992, vgl. Br. Boesch, Uster S. 18, erweist
sich fürs Bernbiet als wenig wahrscheinlich, da hier Dähle (evtl.
Kiefer) bodenständig ist.


vorder

fō᪷rdər, im fō᪷rdrə etc.

(I: 7; II: 25; III: 42; IV: 19; V: 10; wohl unvollstän-
dig!)

Frühste Belege: in der vordren Nu̍wenstat ze Bielle 1388 I
Biel; an Vordren statt 1379, an Vordren Stat (? Slat) 1389
(Marchbeschreibg.; evtl. Kt. Luzern) III Schangn.

im fo᪷rišdəm bu᪷səntāl (Schafweide), dər fo᪷ri᪷št ši᪷lt, i᪷m vo᪷ri᪷štə ~
V Ltbr. Gimm.


Teilung von Objekten (Kulturland, Wald, Alp, Hügelzüge, Berg-
gipfel, Bachläufe, Holzschleifen, Gehöfte, Dörfer, Strassen) in
einen hintern und einen vordern Teil, wobei die Richtung eines
Bachlaufes, der Standort des Namengebers u. a. bestimmend
sind.

Schwzd. vorder Id. I, 996 = Komparativ < vor-dero; vorist =
Superlativ < vor-der-ist.


Forne(n)/Forelle

Der Forngraben 1547UP II Krauchth. od III Boll.; dər
fȫ᪷rndligrabə III Belp.

fore᪸lləsē (; Hei., Fischzuchtanlage) IV Zweis.;
fo᪷re᪸uətsu᪷xt III Rub.


Schwzd. Forene(n), Forne, ahd. mhd. forhana, forhe Id. I, 935;
Forelle ist junge nhd. Benennung.


Fornel

a furna subtus Lieresie usque Busingen 1234, A loco qui
dicitur Fornel prope Liresce 1277, Fornel 1356, a riwulo
dou Fornel 1368, ung curtil nostre gisant ou Fornel, le curty
du Forne 1380 (Fornel: Grenzgraben Neuenstadt und I
Lig.);


Zu lat. furnus m. ‹Ofen›, bzw. zum rom. Diminutiv furnellu, das
französischem fourneau zugrunde liegt; seit 15. Jhd. verdeutscht
in Kalkofen: zu dem kalchofen 1420, der Kalchoffen 1452 …; vgl.
Weigold, Bielersee S. 122 mit weitern Belegen.




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Sp. 157


Vorsass

fo᪷ršəs, vz. fo᪷ršəss f. IV; fo᪷rsāss, pl. fo᪷rsāssi, fō᪷rsəss, vz.
fō᪷rsəs, fo᪷rsi᪷ss () n.; vz. f., m., V.

A) III: 1; IV: 1; V: 10 (keine urk. Formen)

B) aa) III: 5; IV: 40; V: 7

ab) IV: 67; V: 5

ac) IV: 7; V: 0

Auswahl, älteste Belege: aa) Gschwendvorsass 1659U152 IV
Gsteig (1649 im Gschwend); Bacheggforsatz 1667MW IV
Saanen; Rossbodenvorsatz 1657U153, Sanenwaldvorsas
1652U152, Tschorrenforsatz 1665U152 IV Saanen; Zuben-
vorsatz 1661MW IV Gsteig.

ab) Saffretforsas 1632U152, Schopferen Forsatz 1662U152 IV
Lau.

ac) in der Grossen Forsatz 1662U153, die Sonnige Vorsas uff
den Möseren 1670U152 IV Saanen.

b) IV: 2; V: 9

Auswahl: von der vorsas weyd 1502U157 IV Zweis.

C) -li: forsəssli (; III, V); foršəssli (; IV).

A) III: 1; IV: 2; V: 4

B) a) IV: 16

b) ‒

Auswahl, älteste Belege: Heiti-Vorsassli 1756C3 IV Gsteig;
das Dichtlen-vorsassli 1756MW IV Saanen.


Schwzd. Vor-Sāss f., ‹die unterste der zwei (oder drei) Alpstufen›,
(Id. VII, 1371) zu mhd. sāze f. ‹Sitz, Wohnsitz›; tw. mit abge-
schwächtem 2. Namenglied; -sass > -sess. Als Alpname ziemlich
häufig im ganzen BO von BE Saanen bis Haslital, meist in Zusam-
mensetzungen (Id.) = typisch westschwzd., vornehmlich berni-
sches Bergwort, gegenüber weiter verbreitetem Vor-sǟs, zu mhd.
sëz n. m., vgl. Id. VII, 1382.


Forst

fōršt m. Wa., Weiler, Dorf.

A) I: 0; II: 1; III: 4 (evtl. 3); IV: 0; V: 1

II: fōršt, villa dicta in dem Forste 1296, in Vorste 1307, im
Vorst 1317, 1485U40Thunst.; III: Gebiet westl. Bern:
dər fō᪷ršt, i᪷m ~, quod dicitur ehafti in foresto 1218, prope
Forestum, de Capellis in Foresto 1240, in Foresto 1251 od.
1252, 1255, in Foresta 1257, 1258, in Foresto 1261, 1262, in
Foresta 1286, in dem Vorste bi Berno 1308, an dem Vorste
1309 … (rund 20 Belege im 14. Jhd.) … Bern/Frauenk./
Köniz/Mühleb./Neu.; Gebiet westl. Thun: fō᪷ršt (Dorf,
Gde.) s. d.; Gebiet Blumenstein und Pohlern: der vorst zuͦ
v̍bischen 1535U101, minen walld, genannt der Vorst … stost
oben an den berg Mentschulen vnd an Blattenheid, vnden
an der Nuͦssboumen vnnd Khernen guͦt, in der Boleren ouch
an Hans Seilers weid, einsyt an dero in der Boleren all-
mennd, anndersyt an den berg Langenneck vnnd an Burg-
bach 1548UT, Forst 1613UT, 1655UT Blumst./Pohl.; Ge-



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Sp. 158


biet Guggisberg: dass holtze, dem man sprichet der Vorste
unnd lidt uff der Sensen unnd stosset an die dorffmarch von
Riedtstatt 1336 Gugg.; V: i᪷m foršt (Wa., K.) Ringg.

B) aa) im rītəforšt (bei der Alp uf rītə; Aufforstg. v. 1890) IV
Obwil.

ab) me᪸dərs~ (Wa.), Madersforst 1613Rq7, Mäders forst, ein
hof 1677Rq7, medersforst 1688P; mixus~ (3 Hei.), Michels
forst, ein hof 1677Rq III Mühleb.

ac) dər grōss/xlị̄ fōršt, im xlị̄~ (K.) III Bern/Mühleb.; die
drey hööff Oberforst 1669Rq, Underforst 1669Rq III Müh-
leb.

b) I: 6; II: 7; III: 15; IV: 0; V: 2

Frühste Belege: Forstegga 1295 V Ltbr.

C) -li: uff vorstlis acher (PN?) 1528U2 I Graffolt.; das
clein voͤrstlj 1531U97 III Frauenk.

-er: fö᪷rštərš hūs IV Zweis.; Forstersauw 1748Rq7 III
Köniz; uff vorsters kleinen bachtalen 1532U125 III Müh-
leb.; Vorsters mu̍lli 1485Rq1 I ?Erlach.


Schwzd. Forst m. (f.) ‹Wald, bes. Bann-, Fronwald›; nur in
Flurnamen, mhd. vorest, forst m. f. (Id. I, 1024); zur nicht
geklärten Etymologie s. Kluge, Wb.19 S. 213, zu den Rechtsver-
hältnissen Bach, Dt. Nkde. II S. 371/372.


Forst bei Längenbühl

fo᪷ršt, (Dorf u. Gde., man wohnt) ts ~; (man geht) ga ~,
silva dicta Forst, sita in territorio ville Ansoltingen 1312,
denne ze Forst ein guͦt 1344, gelegen ze Forst 1367, ein guͤtli
zem Forste 1388 … iiii juch. acher ze forst 1498U46 … die
hoffstatt im dorff zuͦ Forst 1526UT III Forst. fo᪷ršt- ~a᪷u᪷mi᪷d
(K.), auf der Forstallmend 1739UT, ~sā᪷gi᪷, ~dö᪷rfli᪷ (Dorf-
kern), Forst zelg 1590UT, in dem Forstwald 1640UT III
Forst.


Etymologie s. oben.


Foosi

fō᪷siwẹ̄dli IV Adelb.


Möglicherweise Kurzform zum PN Alfons, mit n-Ausfall und
Ersatzdehnung.


Fossatum †

inter Duanam et Fossatum …, supra Fossatum …, ex parte
venti Fossatum …, ex parte boree Fossatum …, ex parte
venti in Fossato … 1388 I Lig.


Spätlat. fossatum ‹Graben› Ernout/Meillet Dict. Etym. de la
langue latine 19674 S. 243.


Fougg-

Ein Matten gegen fougeren um 1525U20, Ein stu̍ck Reben
zuͦ fougersz; gegen fögerenn Jm mosz 1530U21, ein Matt-



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Sp. 159


bletzlÿ Jm Brüll wider fougrenn; ein Mattbletz lÿt zuͦ fuͦgren
1533U22.

foukərs-/foufərts- (beide Formen nebeneinander gebräuch-
lich; älter faukərs-/faufərts-) ~mattə, Jm Brül ein Halb mad
Fougermatten (im Urbar-Doppel: Jm Brül ein Halb mad
Fouwermatten) um 1525U20, fougers mattenn; die fouger
mattenn 1533U22, Zweÿ Mannwerch rëben bim Fouger-
brunnen um 1525U20, Faufferts- oder Fauggers- auch Fau-
wertsbrünnen 1701Fr, ~we᪷g, Jm Fougerwëg um 1525U20,
am föüger wäg 1530U21, bim Fouger weg 1533U22, Faug-
gersweg 1757A I Ins.


Fougeren/Fougers bezeichnen dasselbe Gebiet; die verschiedenen
Endungen können als sw., bzw. st. flektierte Genitive eines PNs
Fouger in ellipt. Stellung interpretiert werden. Vgl. dazu «foͧger
dz guͦt, das er hat …» 1380 I Leuz.

Die Unsicherheit foukər-/foufər- ist möglicherweise Ablenkung
durch Kontakt mit dem nahe gelegenen fāfər, fōfər (Wa.). Wäh-
rend die ältere Mdaform mit -au- noch den nördl. Einfluss der
alten Seeländer Mda. zeigt, entspricht -ou- der mittelbernischen
Lautung.


Fous

I. i᪷m fous (2 Hei., «früher ein Bad»), Jm Faus …, das bad Jm
Fausz 1618 (Bern. Ratsmanual), im Faussbad 1653C3, beÿ
dem Fons oder sonst genannten Fausz Baad 1725 (Kopie
1785, Konzessionserteilung); Fond oder Faus (4 Häuser)
1783 (Reg.-Buch), Fond, Fons, Faus 1838D Fonds 1845D,
Fons 1871 (Siegfried Atlas) II Obburg.

fous- ~waud, ~grabəwaud II Obburg.

II. fous, im ~ (Waldzunge) zuͦ des von Vous guͦtt gehoͤrig
1533U24 (loc.? Amt Erlach), Folsachere, Folshölzli (Friedli,
Ins) I Lüsch.

III. Hieher?: die funtzmatten 1469C3 I Büet.


Die von A. Jahn bis auf J. U. Hubschmied, Burgd. S. 712 verfoch-
tene Herleitung der Namen aus lat. fons ‒ «Fausbad, das ist:
Fonsbad» Jahn 1850 S. 430 ‒ erweckt verschiedene Bedenken:
der Typus lat. fons -tis f. ist nur im südlichen Frankoprovenza-
lischen lebendig. «Im nordöstlichen Frankoprovenzalischen (=
Schweiz) kommt es als Appellativ nicht vor» (K). Im Galloroma-
nischen ist dies Wort durch die Ableitung fontana (frz. fontaine)
verdrängt (FEW 3, S. 696). Auf unserm Bereich wird das abgelei-
tete fontana toponomastisch gut bezeugt, von der Funtene(n),
einer Quelle bei Meiringen bis zum Bielersee (s. Art. Funt-). ‒ Es
ist aber auch kaum anzunehmen, dass ein Nom. Sg. fons unserm
Namen zugrunde liegt, da die rom. Idiome nur die aus dem
Akk. Sg. übernommene Lautung font- kennen. Aus ihr schwzd.
mdal. Fous abzuleiten, setzte die Lautverschiebung zu fonz-, bzw.
funz- (vgl. funtz matten?) und dazu eine Verschlusslösung von -nz
> -ns voraus; denn nur vor Spirans ist der Nasalschwund mit
folgender Diphthongierung eingetreten. Es bleibt aber dazu
höchst unwahrscheinlich, dass in diesem emmentalischen Be-
reich, wo auch vordeutsche Namen selten sind, noch die t-
Verschiebung wirksam gewesen ist. Dieselbe Schwierigkeit ergibt
sich bei der Annahme eines Plurals *ad fontes, das im Rom. zu
fonts werden müsste. Die Deutung mit fons scheint eine gelehrte
Etymologie zu sein, die freilich schon in der 1. Hälfte des 17. Jhds.
bei dem Burgdorfer Pfarrherrn Zerleeder einsetzt (s. Burgd. Jb.
1938, II, S. 391: ‹der stolze Fonswirt …›. Allenfalls wäre an eine



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Sp. 160


Grundlage fols- mit Vokalisierung des l anzuschliessen, die für
Fous bei Lüscherz durch urk., aber vielleicht auch bloss zurecht-
gemachte Formen nahegelegt wird. Zu erwägen wäre dann lat.
vallis mit lokaler Verdumpfung von a > o, vgl. Baumgartner
BSG XIV, § 23, wofür auch die Realprobe im Gelände sprechen
könnte. Für die Gegend um Burgdorf ist allerdings in der heuti-
gen Mundart diese Verdumpfung nicht zu erweisen.

Zu erwägen ist jedoch auch bei sehr früher Übernahme aus dem
Vulgärlatein eine Anknüpfung an lat. faux, -cem ‹Schlund, Ab-
grund, Engpass›, wie sie W. Kleiber, Z. f. d. Gesch. d. Oberrh.s
108 (NF. 69) S. 344 für Pfaus ‹tief eingeschnittenes, sich stark
verästelndes Tal› in der Gemarkung Mühlebach im Schwarzwald
annimmt.


vran-

incultis silvis seu nemoribus, que vulgo dicuntur «vranwel-
den» vel «toubwelden» 1269 II bei Langt.


Möglicherweise Verschrieb für vron-welden ‹herrschaftlicher
Waldbesitz›, vgl. Fron-holz, ~mäder … Id. I, 1301.


Frank

I. i᪷m fraŋkx (auch fraŋkxlox) ~grabə (Hei.) III Laupersw.
II. frauxịgə, ts~, (Hei.), Frauchingen 1442‒69Ar, Frauchin-
gen 1479‒1563Ar, Franchlingen 1530U69, Hoff zuͦ Franchin-
gen 1539U71; frauxigənö᪷ihūs (Hei.) II Wyss.

III. frauxsrụ̈ti (Hei.) II Attisw.


Zum adt. PN Franc, bzw. Franko (Fm. I, 515), das durch
«höchstalemannische» Lautentwicklung von -nk- > -nch- mit
Diphthongierung zu Frauch- wird. Die Ortsnamenformen von
Attiswil und Wyssachen zeugen für das einstige Weiterreichen
der Spracherscheinung. Hinter der Lautung fraŋkx dürfte der
auch im Kt. Bern beheimatete Familienname Frank stecken.


Franz

A) im frants (Hei.) III Bleik.; dər o᪷bər, u᪷ndər frants, bi᪷m
o᪷bərən ~, (Terrassen) V Gadm.

B) b) I: 2; II: 1; III: 4; IV: 4; V: 1

in ober bürren genempt frantzen hoffstatt 1479U11 I Bür.

C) im fre᪸ntsi᪷grabə (; Wa.) III Wohlen.


Zum PN Franz.


Franzosen

frantsō᪷səho᪷lə III Münchenw.; frantsō᪷səhu᪷ət III Ndmuhl.;
frantsō᪷səšweụu᪷ə II Dürrenr.; frantsōsəwē᪸g I Tüsch.


Die Namen enthalten angeblich Erinnerungen an Franzosenzei-
ten wach: der Franzosehuet über Oberblacken (Ndmuhl.) soll
entstanden sein, weil man dort beim «Umbruch» (1798/99) den
Hut eines gefallenen oder entflohenen Franzosen gefunden habe.
‒ Bei der Franzosenschwelle von Dürrenroth hätten internierte
Bourbaki-Soldaten 1871 gebadet.

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Sp. 161


Frau

A) Frauw 1757A, zu Frauen 1784A IV Kanderst./Reich.
(Grenzort zw. Amt Frutigen u. Interlaken).

B) ab) husfrowenbrunnen 1531U59 II Zaugg.; dər liəb-
fro᪷uəbrü᪷nnə I Piet.

ac) iÿ juch. heisset die junkfröwen 1480U44 … die ober
Junckfröw 1500U48 … Jungfrauenacker 1876P II Willad.;
Bergname: ju᪷ŋkfro᪷ụ (Gipfel), Iunckfraw 1577Sch~jōx,
~blati V Ltbr.; t weŋən ju᪷ŋgfro᪷ụ V Ltbr.; Vordere Jungfrau
(für den Schwarzen Mönch) 1760Wä V Ltbr.; d hasli ju᪷ŋfro᪷ụ
(fürs Wetterhorn), die Hasli Jungfrau 1605Rm V Grindelw.;
ju᪷ŋfro᪷ụbli᪷kx (Einheimische: fogəlfallə) V Gsteigw.; Di wi᪷ldi
fro᪷ụ, die Fluh auff der Frawe 1605Rm, Wilde Frau 1790Wä; di
wị̄ssi fro᪷ụ, Weisse Frau 1790Wä; di tsāmi fro᪷ụ, Zahme Frau
1790Wä (Gipfel der Blüemlisalp) IV Reich.

B) b) fro᪷uənaxər, der frouwenacher 1532U4 I Bühl; an der
frowen agkra 1437U56 II Bätterk.; fro᪷uənaxər II Bleienb.;
ob dem frouwen gäszlin 1534U99 III Bern; fröwen acher
1480U44 … II Hells.; von dem frowen grat 1495U65 II
Rüegs.; unser frowen guͦt 1500U48 II Kirchb.; fro᪷uəgu᪷ət
(Hei.), frowen guͦt 1424U64 … II Sum.; ein holtz heisset
fröwen holtz 1480U44 II Seeb.; fro᪷ụho᪷ụts (auch: fo᪷rəhouts)
III Seft.; ds fro᪷uənho᪷it (Gesicht im Felsen) V Grindelw.;
fro᪷ụəxapələ s. Frauenkappelen; fra᪷uəxapf I Twann;
frọuəxu᪷əbö᪷dəli IV Zweis.; inn froͤwynennleymenn (K.)
1518U74 II Attisw.; von der froͮwen luss 1502U157 IV
Zweis.; frowennmatt 1529U33 I Worben; an der frowen
matten 1437U56 II Bätterk.; d froumat (Hei.), ~weid (Hei.),
inn der fron matt 1539U71 II Dürrenr.; pfro᪷umat, Vroͮwen-
matten 1334 II Lütz.; fro᪷umat, frouwenn mattenn 1526U68
II Rüegs.; froumat froͤwenmatten 146438a II Unter-
steckh.; fro᪷umat III Arni; froumat (Hei.), an die Frouwen-
matten 1538UT, fromatt 1547U137 III Röth.; in der frou-
wenmatten 1543U154 IV Därst.; fröwenn mad 1493U84 V
Gsteigw. od. Wild.; i᪷n dər fro᪷umọ̈ltšə (Wei.) V Leiss.;
Frauwbreitten 1716U43 II Ursenb.; frouəbri᪷tli (Wei.) IV
Saanen; Frouwen bruell 1535U101 III Wohlen; fro᪷ubru᪷nnə
s. Fraubrunnen; fröwbrunn acher 1480U44 … II Hells.;
an Frouwbrunnen guͦt 1530U142 III Obdiessb.;
fraubru᪷nnəgrābə, ~le᪸nti᪷, das guͦt von frouwenbrunnen
1530U42 I Twann; froubrunnəre᪷bə I Tüsch.; dər frọuərits
(Wei.) IV Saanen; unser frouwen stücklin 1530U42 II
Lotzw.; frouəštudə (Hei.), der fröwenn studen acher
1529U93 … III Mühleb.; d frouəwẹ̄d IV Reich.


Schwzd. Frou, Frau f. ahd. frouwa, mhd. vrouwe f. ‹Herrin› (Id. I,
1241, bes. 1244f.). In Örtlichkeitsnamen öfters die Bezeichnung
für die Muttergottes (vgl. Liebfrouebrünne Piet.). ‒ Zahlreiche
einschlägige Namen weisen auf einstiges Besitztum eines der
Maria geweihten «Frauenklosters», bzw. der Insassinnen (Non-
nen = ‹Jungfrauen›). So erklärt sich der bekannte Gipfelname
Jungfrau: Die Jungfrauen des Augustinerinnenklosters Interla-
ken besassen oberhalb von Wengen eine Alp: der Jungfrauenberg
ist mehrfach bezeugt; der Berggipfel über der Alp wurde im
18. Jhd. Jungfrauenhorn, Jungfrauhorn oder, wie heute, Jungfrau



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Sp. 162


genannt (J. U. Hubschm. in: Die Schweiz Nr. 7 (1943) S. 23.) ‒
Die Bergnamen Wildi, Zahmi, Wyssi Frau sollen angeblich
mythischen Ursprung haben (Id.); doch lässt sich wegen der
späten Belege kaum etwas Gesichertes behaupten.

Seltener dürfte in Güternamen die Bezeichnung der ‹Ehefrau› zu
suchen sein, da deren ältere Benennung ‹Wyb› ist, möglicher-
weise aber doch etwa in frouəguət, Hei. in Sum., 1424 frowen
guͦt; vgl. dagegen aber deutlich auf Maria bezogen, «unser fro-
wen guͦt» … Kirchb. Sozial abgewertet erscheint Frau = Dirne
im ‹frouwen gäszlin› der Stadt Bern (Id. II, 451).

Gelegentlich können einschlägige Namen auch umgedeutet wor-
den sein aus fron- ‹Herr›, also ‹herrendienstpflichtig› oder einer
Kirche zugehörig (Id. I, 1244), vgl. Frau-fasten aus Fron-fasten
(Id. I, 1113).


Fraubrunnen

frọubrunnə (Dorf u. Gde.), apud Mulinon … qui locus …
nomen aliud, videlicet Fons beate Marie conquisivit 1246,
Fons sancte Marie 1249, abbatia Fontis sancte Marie 1250,
Mulinon 1250‒56, de Fonte beate Marie 1263, prope ceno-
bium Fontis sancte Marie 1266, 1275, de Fonte beate
virginis 1290, des klosters von Unser Vroͮwen-brunnen
1303, dem gothuse von Unser Vroͮwn-bru̍nnen 1304, von
Vroͮwenbrunnen 1304, vôn Frowenbrunnen 1305 …
Froͤwenbru̍nnen, Frouwenbrunnen 1389‒1460Ud … de Frö-
wenbru̍nnen 1437R3 … Frouwenbrunnen 1655UT, Frau-
bronnen 1724C3 II Fraubr.

uf dem Frouwbrunnenveld by der Steinernen Seül und
Taffelen 1650/53C3 II Fraubr.


Der ursprüngliche Name Mulinon < *ze den mulinon ‹bei den
Mühlen› wird seit 1246 mit dem Bau des Zisterzienserinnen-
Klosters durch Fons beatae Mariae/Frouwenbrunnen (d. h. Quelle
der seligen Jungfrau Maria) ersetzt. Seit dem 18. Jhd. erscheint
die gekürzte Lautung Fraubrunnen (HBLS III, 233).


Frauchwil

frauxwịu (; Dorf), apud Frauchwile 1249, de Francwile/
Fraucwile 1274, von Frankwile 1324, ze Frauchwile 1333,
von ~ 1336, ze Frangkwile 1363, Frauchwil, Fraugkwil
1389‒1460Ud, Frauchwil 1442‒69Ar, franckwil 1452U79,
frauckwyl 1470C2, Frauchwil 1479‒1563Ar, frauchwyl
1486U81, franckwyl/frauckwyl 1528U2, Frannckwÿl
1531U97, Franckwyl 1535A, Frannchwyll 1565C3, Frauch-
wÿl 1578U97, Frouchwyl 1620Rq7, Frauchwyl 1786A,
Frauchwyl 1788C3 I Rapp.

~axər, ~bax, frannckwil holtz 1531U97 I Rapp.


-wil-Beleg mit dem PN Frank, Franko s. d.


Frauenkappelen

frouəxappələ (), auch xappələ (Dorf, Gde.), in capela
1158, Cappella 1228, ecclesie de Capellis 1236, ecclesie de
Capellis in Foresto 1240, sorores et presbiter de Capella
residentes in nemore juxta Bernam 1243, Capella in Foresta



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Sp. 163


1251/52, de Capella sancte Marie in Foresta 1257, … sancte
Marie de Capellis in Foresta prope Bernam 1258, 1261,
1262, 1265 (mehrmals), 1267, 1270, prepositus de Cappellis
in Foresta 1270/71, (weitere 18 Belege im 13. Jhd.), dez
klôsters von Kappellon … daz da lit in dem vorste bi Berno
1308, 1310, prope Cappellis in parrochia de Bimplitz 1316,
1317, 1319, des gotshu̍s von Chappellon bi dem Vorste 1319
… dez gotzhusez von Kapellon, dez ordens sant Augustins
1322 … der meistri und dez samnunges der vroͮwen von
Capellen 1326 … Frowen Capellen 1429Rq7 … Froͤwencap-
pel 1479‒1563Ar … zuͦ Cappell 1486Rq7, Frawen Chapellen
1577Sch III Frauenk.


Urspr. wohl *ze vnser vrouwen kappelen ‹bei der Kapelle der
(Jung)frau Maria›, danach auf die hier zu unbestimmter Zeit
niedergelassenen Klosterfrauen bezogen. Die der hl. Jungfrau
geweihte Kapelle muss eben schon bestanden haben, bevor hier
das Augustinerinnenkloster Kappelen im Forst erwachsen ist, s.
HBLS III, 239.


Frauez

dr fro᪷ụəts (Strassenstück), Kant. Namenpause 1950: Frau-
enz III Sign.



Fräche

fre᪸xxə, i ga u᪷f fre᪸xxə (Alp), ~wald IV Diemt.


Unerklärt; kaum zu mhd. vrëch im mehr occasionell übertrage-
nen Sinn auf das Erdreich: ‹fruchtbar, grün› (Id. I, 1271 Anm).


Frechter

frextər (K.), ~bax, der frechter, an frechteren 1437U56, an
frechten, der Frechten acher 1532U62 II WilerbU.


Herkunft ungesichert. Vielleicht zu mhd. vrehte, vrihte f. (Lexer
III, 508; nach hessischem Beleg: termini terrae arabilis dicti
gêren sive frechten); in alemannischem Gebiet ein Ackermass
(Martin Lienhard I, 177); oder eine Abgabe an Getreide (Id. I,
1272; vgl. auch Dt. Rechtswb. III, 662). Die Ansetzung von germ.
ë bei Lexer u. im Schweiz. Id. passt freilich nicht zu unserem
Beleg, ist aber möglicherweise unrichtig ‒ sicher wenn das Wort
zu ahd. frêht ‹Lohn, Verdienst› gestellt wird, vgl. Kluge, Wb.
unter ‹Fracht›.

Die Ableitung auf -er erklärt sich wie Moser zu Moos (Dorfteil
von Krattigen), ufəm huəbər zu Hueb (Dürrenroth), der Dinckler
1502 zu Dinkel (Blankenburg) usw., wohl ursprünglich stets mit
elliptischem Bezug auf ‹Acker›. Doch ist neben Frecht weiterhin
auch Frächtel belegt (Dittmaier S. 78).


Freiburghaus

frịbərghụ̄s (Dörfli), decimam de Vriburchhus 1306, Bur-
chardus de Friburghûs 1310, von Friburghusen 1355, 1358,
1366, de Friburhus 1356, ze friburghus, von fryburgs hus
1430U78 … ze Friburgshus 16. Jhd.UP, ze friburgshus
1502U123, ze friburgshüss 1529U124, ze Fribürgszhüsz
1529Rq7, Fryburghus 1566A III Neu.


Zum Stadtnamen Freiburg.




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Sp. 164


Freimettigen

frịmetti᪷gə (Dorf u. Gde.), in Vrimuͤtingen 1282, ze Frimuͤ-
tingen 1310, 1348, 1349, 1375, 1378, 1389‒1460Ud, Frimi-
tingen, Frimiͤtingen 1389‒1460Ud, Frimentingen 1411D,
Frymuͤtingen 1529U92, Frimmuttingen 1529UP, frÿmu̍ti-
genn 1531U60, Frimetingen 1534U100, Frymutigen 1568Rq6,
Frymettigen 1580C3, Frymütigen 1591UP, Frymüetingen
1624C3, Friemettigen 1769C3 III Freim.

~grabə III Freim.


-ingen-Bildungen zu einem adt. PN *Frimuot, mit Umlaut des
2. Namengliedes, allenfalls Entrundung und Vokalkürzung:
*muot > müət > miət > mi᪷t > met (?)


Frenschen

frẹišəmatə (K.), frẹišəbe᪸rg [in villa Freineshvn zw. 1212 und
1220 FRB II, 22; FRB identifizieren den Namen mit ‹Fin-
sterhennen›; die Urkunde des Episkopats Lausanne mit
einem vermutlich rom. Schreiber liesse aber eher an eine
Interpretation ‹Frenschun› denken], in villa de Frenschon
1234, Johannes dictus Haso de Frenschen 1345, in dem
dorf ze Frenschen 1370, 1377, ze frenschen 1425U78, zuͦ
froͤnschen, in froͤnschen matten, ane das froͤnschen moss,
uff dem froͤnschen berg 1521U31, by dem freu̍schembach,
uff dem fröuschemberg 1530U33, frenttschenbach um
1531U34, zuͦ Fraͤnschen, inn frennschen Matten, froͤntschen
mattenn, uffem frenschenberg, vffem Fränschenberg
1533U23, der Frenscher zenden 1538U36, zuͦ fraͤnsch, im
Franschen zenden 1551U37, Fränschen 1557A, Frenschen
1798A I Eps.

Abgel. PN: Heinr. dictus Freinscher de Lu̍schratz 1357,
Heintzi Freinscher 1357 …; uff froͤnscher berg 1521U31


Untergegangene Siedlung in der Nähe von Epsach (vgl. P. Aesch-
bacher, Stadt- und Landvogtei Nidau, S. 293, Ortsreg.). Wohl zu
mhd. vrentsch, frensch, zusammengezogene Form aus vrenkisch
‹fränkisch› (Lexer III, 502); vielleicht eher < fransisch i. S. von
den fränkisch-, bzw. schon französischsprachigen Nachbarn.
Grundlage: *bi den vrenschen ‹bei den Fränkischen› (wie (N)Ort-
schwaben u. ä.); vgl. Id. I, 1309, alt-fränkisch, ‒ frēntsch, ‒
fränsch. ‒ Eine Kurzform zum PN Franz, Id. I, 1311, scheint bei
diesen altüberlieferten Siedlungsnamen kaum in Frage zu kom-
men.


Fräss-

fre᪸ssmatt II Farn.


Aussichtspunkt, wo die Ausflügler essen!


Freud-

fröidek (Hei.) III Mühleth.; frọ̈idəhōf (Hei.) III Lau-
persw.; ds frö᪷idheim (Herrschaftssitz) III Gerz.


Neuere Namen mit Freud f. ‹Freude› (vgl. Id. I, 1274).

Hieher?: fre᪸idrixsbo᪷dən V Gadm.


Zum PN Freudrich, entrundet; vgl. Peter Froͤdenrich 1292 Aarau
(Socin 414)?




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Sp. 165


Freudigen

fröidigə, ts ~ (Hei.), ~šür (Hei.), ~šwe᪸ŋi (Hei.), von Freidin-
gen 1389R2, vom dem guͦt ze freidigen, Freidingen
15. Jhd.U47, Fröidingen 1529A, zuͦ froüdigen, Fruͦdingen,
frÿdigen 1531U52, froͤuwdingen 1574U53 II Obburg.

fröidigənek (Hei.), di fordəri ~, di hiŋəri ~, auf der freüdigen
Egg 1768C3 II Sum./Wyss.


-ingen-Bildung zum adt. PN Fraido (Fm. I, 513).


Frī/Frei

I. B) b) uff frien acher 1529U92, desz frÿgen acher 1531U60
III Wicht.; tsē᪸ntfreie᪸xər I Ins; das frÿ guot 1535U161 V
Matten; jm frÿenn hoff 1530U95 I Bür.; fre᪷iəhof II Hells.,
Thör., III Laupersw.; freye hof 1447Rq6 III Müns.;
freiəhōf, in den fryen hoff 1443UT … Fryenhoff 1570A, der
Freye Hooff 1698UT (Gasthof) III Thun; bi᪷m fri᪷jəhof
(Wei.) IV Erlenb.; im frị̄ə hōf V Ringg.; freihōf II Herzb.;
frẹiho᪷uts I Rapp./I Wengi; freiland II Langt.; an die fryen
Landstrasz 1530U95 III Hilt.; der fry luss 1535U161 V
Ltbr.; Vriluterbach 1349N, im fry lutter bach 1531U70, der
fry Luterbach 1535U101 (Hei.) III Vech.; i᪷m freijə mē᪸rit
(K.), am fryenmerckt 1474U30, Freimürit 1850J I Meinisb.;
im frị̄bəx (Hei.), ~mō᪷s, ~tü᪷rli, ~waud, de Fribach 1264, in
Vribach 1296, in Fribach 1300 … II Gond.; frygberg guͦt
1414UT III Thun; im frẹibodə (Hei.) III Röth.; bim frị̄heits-
boün V Brienz; obəri, uŋəri frị̄burg (Quartier), under der
friberg, friburg 1464U38a, uff der Fryborg 1623UP II
Roggw.; i dər frị̄bri᪷g (Hei.), in der Friburch 1320, in der
Friburg 1357 IV Erlenb.; in dər frị̄burg V Ringg.; friburg
acher 1534U100 III Boll.; frịbərghụ̄s (Dörfli) III Neu. s. d.;
Friburgmatt 1534U100 III Boll.; Fryburgmatten 1637A III
Neu.; Freistätte 1850J I Rapp.; ein Juchart bim Kalten
fritag 1530U142 III Müns.; uf dər frịtigsekə (Heumad) IV
Frut.; freidōrf I Piet.

II. freihōf II Waltersw.; ts freịəli (zu FN Frey; Hei.) III
Lind.


I. Zum Adj. frī/frei (Id. I, 1256), wohl öfters mit Hinweisen auf
ältere Rechtsverhältnisse freier (d. h. zinspflicht-freier) Grund-
stücke im Gegensatz zu den abgabepflichtigen Lehensgütern.
Frei(e)-hof ist auch ein Ort, wo Rechtsbrechern Zuflucht ge-
währt wurde, eine Freistätte, Id. II, 1026; Dt. Rechts-Wb. 3,
Sp. 778f.

II. Zum FN Frei.


Frick

A) dr gross, xlị̄ vri᪷kx (Wei.) IV Lau.

B) b) an Fricken brunli um 1525U20 I Gamp.; piscina dicta
Frikkenvach 1310 V Interl.; an der Frickenmattenn
1611U162 V Beatb.; fri᪷kxəmō᪷s, ~šaxə, ~wē᪸g III Gugg.;
fri᪷kxwẹ̄dli (Hei.) III Eriz.

C) d fri᪷kxərə (K.) IV Reich.


PN Frick, Kurzform zu Friedrich (Id. I, 1294), evtl. teilw. FN.




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Sp. 166


Frid-

I. vrīdə, im friden, in dem fridÿ 1533U22 I Ins; fridi acher
1519U18 … I Vin.; an friden guͤter 1529U92 I Rad.; fri᪷də-
mattə, fridÿ Mattenn 1533U22 I Ins/Vin.; fri᪷dəmat I Seed.;
frī᪷dəštudə, by der fridi Studen um 1525U20 id. loc. fridli᪷-,
friəsli- s. u. I Ins; die frid stelly 1533U23 … I Sis.

Hieher?: da ist ein frÿdina jm wolfenholtz 1480U44 (evtl.
Appellativ Einfriedung) II Höchst.

II. im frịdig (Hei.) IV Zweis.; frịdigsbē᪸rgli᪷ (Alp) IV Lenk.

III. fri᪷dərmat II Berk.; fri᪷dəršmāt (Hei.), friedersmatt
(2mal) 1389‒1460Ud, fridersmatt (4mal) 1479‒1563Ud, Frie-
dersmatt 1542A … III Bow.; fri᪷dəršmakrabə, fri᪷dərš-
matwē̤dli III Bow.; das Frydersmad 1524‒80U168 IV
Zweis.; fri᪷dəršwārtekə I Biel; fāltšə fri᪷dəls ri᪷əd V Gsteigw.
fri᪷dərli (Wa.) II Thörig.; fri᪷dərə (K.) I Meinisb.

IV. fri᪷dləguət IV Lenk; fri᪷dləwẹ̄dli IV Lenk; der fridlis
acher um 1525U20 I Vin.; fri᪷dli᪷axər II Ndönz; Fridlis acher
1531U144 III Amsold.; fri᪷dlištu᪷ts III Belp; fri᪷dli᪷štāu, dər ~,
im frydlysz stall 1531U59 II Zaugg.; an die Fridlistuden um
1525U20; Fridlistauden (Wa.) 1838D (id. loc. frī᪷də, friəsli s.
o.) I Ins.

Hieher?: frịli᪷smād III Rüsch.; fri᪷dihūs II Seeb.

V. u᪷fəm fri᪷tš V Ltbr. Weng.; fri᪷tšələhu᪷bụ, der Fritschals
acker 1365 … I Leuz.; frịtšələmattə, Fritschinen matt
1525U20 I Ins.

VI. fri᪷tsə, i᪷m ~ (Hei.) II Bannw.

~fluə II Sum.; ~hōf (id. fri᪷tsə) II Bannw.; ~hụ̄s, Fritzenhuss
1635/38C3 II Sum.; Fritzenmatt 1724P II Kldietw.; ~matə
(Hei.) II Sum.; dr fri᪷tsəmbax (Hei.), daz dorffe gnemt
Fritzenbach 1363, das Dorf Fritzenbach mit Twing und
Bann 1383 (Regest, Or. vermisst), 1445Rq5, ein … matten.
genempt der Fritzenbach 1480UT V Leiss.; ~be᪸rg, Fritzen-
berg 1776A II Sum.; fritzenbül 1493U84, 1530U95 III
Amsold.; rǖštər fri᪷tsəs sōl III Horr.; ~wē̤d IV Bolt.


I. Frid, Frider, Fridli, Fritschi sind Kurzformen zum PN Fried-
rich, teilweise auch entsprechende FNN (Id. I, 1285).

Für das 2mal belegte urk. friedersmatt 1389 mit diphthongischem
-ie- (neben -i-) beim Hofnamen Fridersmatt III Bow. wäre evtl.
lautliche Beeinflussung durch mhd. vriedel ‹Geliebter› (zu got.
frijôn ‹lieben›, Lexer III, 513) zu erwägen.

II. Im Fridig zum einheimischen FN Freidig, gesprochen frịdig.


Frid(e)

I. B) b) fri᪷daxər I Safn.; fri᪷dek V Brienz; an fridgraben um
1525U20 I Ins; frid graben 1530U132 III Belp; Fridgraben
1686UT III Lohnst.; fri᪷dgrabə III Pohl/Ueb.; im fridtgra-
ben 1534U100 III Wicht.; an den fridgraben 1531U97 III
Worb; fridhag nur urk., zw. 1480 u. 1535 erwähnt in I
Kapp./Rad.; II Ers., Hells., Kopp., Thunst., Ursenb.,
Utztf., Wiedlisb., Willad.; III Köniz, Konolf., Vech.,
Wohlen; V Grindelw., Ltbr., Matten; fri᪷pē᪸rg III
Gerz.; fri᪷pē᪸rg III Walkr.; nebent der fridow 1409U1 … II
BusswbB.; fri᪷torịšlag (Fridtor-) V Meir.; fridtzun
1547U137 III Röth.





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Sp. 167

Hieher?: agro dicto den Vridung 1350K5 V Interl.


Schwzd. Frid(e) m. ‹Einfriedigung durch Zäune oder Mauern›
(Id. I, 1279f.), mhd. vride m. ‹Schutz, Einfriedigung, eingehegter
Raum› (Lexer III, 508); hieher auch die zahlreichen halbappella-
tivischen Namen fri᪷dhōf.

II. fri᪷dheim III Neu., RütibR.; V Bön.; fri᪷dou (Hei.) II
Bollod.; fri᪷pē᪸rg (Hei.) II Wangen; fri᪷dbü᪷əu III Obhof.


Schwzd. Frid(e) m. ‹Friede›, mhd. vride m. (Id. I, 1276); durch-
wegs neuere Namen wie z. B. der Hofname Fridberg II Wangen,
der seit 1850 ein früheres Rütihubel ersetzt.


Frienisberg

fri᪷əni᪷šbē᪸rg, im ~ (ehemaliges Zisterzienserkloster, heute
Verpflegungsheim), Frienisperc ca. 1131, ad locum qui
dicitur Frenisperc 1146, Frienisberch 1161, 1166, Fre-
nisperc, Frinisperc 1173‒80, de Frienisperc 1182, de Fri-
nisperc 1187, de Frienisberch 1208‒09, Frienisberc 1216,
1223, Frienisperc 1224 … der abbet von Vrenisberg 1333,
von Vrienizberg 1334, Frienizberg 1336, Frienitzberg 1344,
Frienizberg 1345, Frenisberg 1349, Frienisperg 1364 … I
Seed.

i᪷m fri᪷əni᪷šbē᪸rgər (Wa.) I Seed.; fri᪷əni᪷šbe᪸rgərle᪸ntni (Ländte) I
Sutz.


Langgezogene Hügelkette nw. der Stadt Bern und Gem. im
Amtsbezirk Aarberg. Hier wurde um 1131 ein Kloster errichtet,
das zuerst auch im Siegel der Äbte noch Frienisberg, von 1250 an
aber mit einem besondern Weihe- und Ordensnamen Aurora
heisst, vollständiger «Monasterium Beate Virginis Marie de
Aurora», später wohl auch «Mons Aurora»; vgl. Bernh. Schmid,
Das Cistercienserkloster Frienisberg, Bern 1936 S. 14ff. Noch
1233 heisst das Kloster im «Privilegium commune», der von
Papst Gregor IX. augestellten Zusammenfassung der klöster-
lichen Rechte und Freiheiten im lateinischen Text «Mon. B. V.
Marie de Frienisberch». Dieser alte deutsche Landschaftsname ‒
in der Stiftungsurkunde von 1131 übergeben Graf Udelhard von
Saugern und seine Gemahlin dem Abt Christian ihr Allod am
mons Frienisberc (FRB I, S. 403) ‒ war wohl auch der Name eines
an derselben Stelle schon angelegten Einzelhofes (= Grangia),
den das Kloster übernommen hat (vgl. FRB II, S. 45/46, und
B. Schmid, S. 83 u. 67). Im Namen Frienisberg steckt wohl der
nicht mehr urkundlich feststellbare und so für das hohe Alter der
Siedlungsbenennung zeugende PN des ursprünglichen Siedlers
oder Eigentümers. Dass das erste Namenglied mit dt. ‹früh›
verwandt und lat. Aurora eine blosse Nachbildung dazu sei, ist
unhaltbare Spekulation, vgl. schon A. Jahn, der Kt. Bern 1850
S. 358 A: «Nach Einigen wäre Frienisberg wegen der schönen
Morgenaussicht des darüber gelegenen Berges ursprünglich Frü-
nisberg und danach Mons Auroræ oder Aurora benannt wor-
den.»


Fries

I. Friesennacher 1530U95 I Leuz.; friəsənaxər II Kldietw.;
frịəsaxər III Konolf.; des Friesen geslin 1365 III Bern;
friəsgrabə III Mühled.; Friesenhu̍sen 1367, zuͦ des Friesen
hus 1377 I Neuenst.; frịəsəmat, friesennmatt 1530U95 I
Leuz.; dez Friesen reben 1390 I Neuenst.





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Sp. 168

II. friəsəwe᪸g IV Saanen.

III. friəslištei III Sigr.; friəslištudə (id. loc. frī᪷də-, fri᪷dli-) I
Ins.


I: Fries m. ‹Bewässerungsgraben; Grabenmacher, Erdarbeiter›;
PN Fries (Id. I, 1329).

II: Volksname der Friesen (Sage in Saanen).
III: blume in der Art der Nelke (Id. I, 1330).


Friesenberg

friəsəbərg (Weiler), Vrieso de Vriesinberg 1288, de Vriesen-
berg 1310, Chuͦnradus de Vriesenberg filius quondam Vrie-
sonis dicti ‹der ruch Vrieso› 1312, Johannes de Vriesemberg
1316, Vriesenberg 1317, de Friesenberg 1319, de Vriesem-
berg 1320, Johans von Vriesemberg 1323, von Frysenberg
1368, von Friesenberg 1370, 1374 … II Wynigen.

bÿsz an frÿessen bergsz grabenn 1531U51; friəsəbərghu᪷bu II
Wynigen.


Zum germ. PN Frieso (Fm. I, 525; für SG 827 und 845 bezeugt).


Frieswil

fri᪷swi᪷u (Dorf), Frieswile 1249, Friesowiler 1250‒56, Frie-
senwil 1267, apud Frieswile 1275, 1316, in der march des
dorfes von Frieswile 1323, 1343, Vrieswile 1361, Frieswile
1387, Frieswil, Friswil, Frieszwil 1389‒1460Ud, Frieswil
1413Rq1 … I Seed.

~fe᪸ud I Seed., III Wohlen; ~grabə III Wohlen; ~hu᪷bu I
Rad/I Seed.


Zum germ. PN Frieso (Fm. I, 525).


Frintz-

bisz zuͦ frintzenbuͤl 1470 (Vidimus 1481Uk2) II Attisw. od
Kt. SO (Marchbeschreibung).



Frischewärt

dr frišəwe᪸rt (Alp), [fricese 1355Zw], im Frischenwehrt
1717MW, 1845D IV Saanen/Lau.; ~grāt IV Lenk.


Zum FN Frischewert, Frischliswert in Lauenen (Friedli, Saanen,
S. 376); nicht bestätigt im FNB.


Frittenbach

fri᪷ttəbax, dər ~, im ~, (Hei.), Frutinbach, Fru̍tinbachQs,
FrittinbachQs 1250‒56, Chuͦnradus de Frittenbach 1323,
Fritenbach 1389‒1460Ud, Frittenbach 1389R2, 1400Rq1
III Laupersw./Rüd.

dr u᪷ŋər fri᪷ttəbax (Seitental zur Emme), ze dem nidern
Frittenbach 1360, Niderfrittenbach 1400Rq1, 1530U95, im
untern Frittenbach 1780‒82C3 III Laupersw./Rüd.

dr o᪷bər frittəbax (Seitental zur Emme), in den Obern fritten-
bach 1400Rq1, im frittenbach 1452U79 … III Langn.





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Sp. 169


Frittinbach im Kiburger Urbar von 1250‒56 (Abschrift aus der
Zeit zw. 1415‒20) ist neue Lesung als Fritt- gegenüber Frut- in
FRB und Fru̍t- in Qs. Sie erlaubt, auf eine PN-Kurzform Fritto
zu schliessen, die, neben Frido, auch schon früh in St. Gallen
belegt ist (Fritto 744, Frito 766 Fm. I, 528).


Fritz siehe Frid-


Frölisberg

im frȫ᪷li᪷šbe᪸rg (K.), Fröhlisberg (Bauernhof) 1838D I Biel/
Orp.


Wahrscheinlich zum FN Fröli, evtl. Übername ‹der Fröli› (Id. I,
1270).


Fromelisch

fro᪷məlị̄š, ds ~, i᪷m ~ (; K., früher sumpfig) III Wilerolt.



Fron-

i᪷m fronaxər III Sigr.; uff Fronegge ein matten 1348/58N,
ein mansmat … an Vronegge 1352, an froneck 1488U166,
Aegelsee- oder Froneggweid 1788C3 IV Diemt./Erlenb.; an
from hoffstatt 1330Rq4, 1536Rq4, die Fronhofstat 1391Rq4
… die Fronhofstatt 1700Rq4 IV Frut.; in Fronholz 1249, im
Frôneholz 1278, von dem Fronholtze 1388 III Kirchl.; ds
frōnhouts (Wa.), Fronholtz 1508UT … III Uet./Utt.; uff die
fronmatten 1480U44, 1500U48 II Kirchb.; pratum dictum
Vronmat 1326 III Rigg.; die fromatt 1531U97 III Vech.; dər
fro᪷mattgrāt IV Diemt./Zweis.; fromata 1312Zw, 1324Zw IV
Saanen; dər fro᪷matt (Alp), ~galm, an fromatt 1427U78 … IV
Zweis.; d frọumatta, ~gre᪸bli, ~wāld, das guͤtt heist Fronmatt
1482U166 an Fromatten 1535U161 V Leiss.; ufəm fromattli᪷
(Hei.), die fronmatt um 1430U78, das fronmatt 1535U161 V
Ringg.; im fro᪷mō᪷s, im From mosz um 1530U142 III Rigg.;
dər fro᪷bē᪸rg (Hei.) II Kirchb.; u᪷fəm frombe᪸rg, an fronberg
1524‒80U169 IV Reich. Wengi; frombe᪸rgho᪷rə IV Reich./
(~horn) IV Diemt./Wimm.; an fron pfad 1525U20 I Ins; ein
matt Fronbuͤl 1382, ze Fronbuͤl 1486U166 IV Aeschi; am
Rore gen. zen Fronstuden 1358 … das frostudi 1535U161 V
Unters.; den acher … genant der Vronwingarte 1319,
vinetum … vulgo dictum der Vronwingarte am Schorren
1335, der fronwingart 1358, 1361, 1369 III Hilt.


Zusammensetzungen mit BW ahd. frô, gen. frôwin m. ‹Herr› (Id.
I, 1301), die auf alte Rechtsverhältnisse hinweisen; teilw. Vermi-
schung mit ahd. frouwa ‹Herrin› möglich, vgl. Frau.


Froni

ds frōni, im ~ (Wi.) älter: Frohnenweide, IV Diemt.


Eher zum PN Veronika (Id. I, 1303) als zu Frōn(i) f. ‹Frondienst›
(Id. I, 1300).




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Sp. 170


Frösch

A) dər frešš (Felskopf) V Gadm.

B) ac) dər haŋən(d) frēš (Teil einer Fluh) V Ltbr. Gimm.

b) fröššənaxər I Meinisb.; ~ I Schwad.; der frösch acher
1531U59 II BürzH.; frọ̈šaxər, der fröschacher 1480U44 II
Ers.; fröššənaxər II Etzelk.; fröšaxər II Ndösch; frö᪷šaxər
II Zieleb.; froͤsch acher 1531U97 III Bern; der froͤschacher
1531U97 III Zimm.; Fröschetzen Graben 1724U170 III Bern
Bümpliz; frošxopf V Schatt.; an die fröschlachen 1529U92
I Seed.; die froͤschmeder 1555U97 III Mühleb.; ufem
frošmād V Ltbr. Gimm.; frö᪷šmat, fröschmatten 1540U14 I
Arch; frösch mettely 1531U59 II Etzelk.; frö᪷šmat (K.) II
Madw.; frö᪷ššəme᪸ttli II Mülchi; frošmat II RütibL.;
Froͤschenmos 1344, Froͤschmos 1353 … I Rapp.; fröschmos
1532U125 III Mühleb.; fröššəmȫsli III Obwicht.; fröschen-
mossacher 1528U2 I Seed.; fröššəmōs (Weiler), im Frö-
schenmoos 1757/58A IV Reich.; fröscher bach 1551U37 I
Eps.; frö᪷šbax III Eggiw.; bim fröschboum 1535U100 II
Ers.; dr frö᪷šbụ III Bigl.; zu Fröschenbrunnen 1636A, Frö-
schenbrunn 1794/98C3 (für Kröschenbrunnen) III Trub;
frö᪷šwejər (Hei.) III Täg.; freššəweidli V Ltbr.

C) -li: frö᪷ššərli (K.) III Kirchl.; an das froͤscherli 1535U101
III Rub.

-eren: frö᪷ššərə I ObwilbB.; ~ I Rapp.; ~ I Schüpf.; ~ I
Täuff.; zen froͤscherren 1437U56 II Bätterk.; frö᪷ššərə II
Rüdtl.; ~ III Frauenk.; ~ III Mühleb.; in der froschara
um 1530U142 III Obdiessb.; frö᪷ššərə III Oblang.; ~ III
Röth.; inn der froͤscheren 1535U101 III Rub.; die froͤschera
1531U97 III Schlossw.; frö᪷ššərə III Wahlern; ~ IV Saa-
nen; ~ V Iseltw.


Schwzd. Frösch (Id. I, 1333) wie nhd. ‹Frosch›; die Namen
weisen auf ehemals sumpfige, feuchte Bodenstellen.


Früe

frü᪷əxənaxər (gegenüber wintərhalə) I Aarb.; daz matt …
Fruͤgenlas 1355 IV Aeschi; die frümäsflüe 1591U130 III
Gugg.; zwu̍schen der fruͤmesz garten 1530U95 V Unters.;
von der fruͤmessz guͦt 1533U129, stost an der fruͤmessz guͦt
1533/42U128 III Gugg.; der frümäsz husz 1530U21 I Er-
lach; by der fruͤmessz hus 1533U129 III Gugg., dər (od. ds)
früəmorgə (K.) II Mattst./Urt.; der fruͤmessz bÿfanng
1533/42U128 III Gugg.; früəboumaxərə I Treit.; dr fri᪷ə
ble᪸ts, i᪷m fri᪷əjəm ~ V Brienzw.; am früəštü᪷kxgrē᪸tli V Ltbr.
Stech.; dər frīəšti᪷kxsplats V Grindelw.


Schwzd. früe, früech; mhd. vrüe(je) ‹früh› (Id. I, 1292). Die
Lautung mit auslautendem -ch dürfte über konsonantisches -j- im
Wortinnern, das in Urkunden als -g- erscheint, z. B. in Fruͤgen-
las, erwachsen sein; vgl. aber dagegen fürs Nhd.: Paul, Dt. Gr. II,
§ 196. ‹Früh› bezieht sich in den Flurnamen meist auf das frühe
Wachstum, der Früechenacher in I Aarb. steht im Gegensatz zur
Winterhale. Frühstückplätze sind neue Prägungen der Touristik.




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Sp. 171


Früetisey

frü᪷i᪷tisei (; Weiler), zuͦ Fruͦttis Öÿ 1530U135, in der fruͦtis
ey 1547U137, [in der Frutiszegg 1662A], Fruttisey 1728A,
Frutisey 1838D, Freudisei 1886 (Siegfried-Atlas) III Eggiw.


Zum adt. PN Fruot- (Fm. I, 541).


Frum-/Froum-

frumacher, der ~ 1502U157 IV Bolt.; bi frụmbö᪷ịmən (K.) V
Iseltw.; das frumennböumli boumgärtli 1533U133 III
Rüegg. Mättiwil.

frọumhouts (Wa.), vor dem flum Holtz, der flum Holtz
acher 1529U92, 1531U60, dasz früm mosz 1530U132, montem
dictum Frunberch 1256, vor dem flumberg 1531U60, der
Frumberg acher 1529U92, der flumberg acher 1531U60, der
frumertsacher 1531U97, die frumberg/frunberg strasz
1530U132, an den frümer wäg, ann desz frümersz wäg
1530U132, Pfraumholz 1838D, 1857J III Muri/III Rub.

Hieher?: ein Juch. Jm Bruch genant Jm Flumbach um
1530U142 III Obdiessb.

ufəm flụ̈mi (Scheune, K.) IV Saanen (Schönried).


Schwzd. Pflūm(e), Frūm(e), ‹Pflaume, prunus domestica› (Id.
V, 1247); aus lat. prūna (prunum) wird ahd. phrûma, phlûma, das
in unsern Mundarten mit -r- bes. in Sprachgrenzgebieten im
Westen und Süden erscheint. Lautgeschichtlich ungeklärt ist der
seit dem 19. Jhd. belegte Diphthong in Froumholz. Örtlichkeits-
namen nach dem im Norden schon vorahd. bekannten Pflaum-
baum sind bei uns «höchst selten» (J. L. Brandstetter, Namen der
Bäume 1902, S. 10). Daher vielleicht die zahlreichen Benennungs-
ableitungen auf dem Raum südl. von Muri BE.

Frumert- könnte schon frühe Entstellung auf Frumberg sein,
Frumer eine Abkürzungsform wie z. B. Brēmer für Bremgarten-
wald westl. von Bern.


Frummoltz-

uff Frummoltzbuͤle 1359 IV Aeschi.


Wahrscheinlich zu einem adt. PN Frumolt (Fm. I, 546, für
St. Gallen 788 bezeugt).


Fründe

i də frü᪷ndə, ~gletšər, ~ho᪷rə, Fründhorn 1790 (Studer, in SAC
1892/93), ~hü᪷ttə, ~jo᪷x, d frü᪷ndšnu᪷ər IV Kanderst.


Nicht sicher gedeutet; nach J. U. Hubschm., Frutigen, S. 6: eine
einst schwer zugängliche Schafweide auf der Südseite des
Oeschinensees. Aus urspr. gall. Benennung *En karantobos ‹bei
den (dämonischen) Hirschlein›, einer Form die auch als Dat. Pl.
von *karants ‹Freund› angesehen werden konnte, soll durch
zweisprachige Alemannen der irrtümliche Übersetzungsname ‹in
den Fründen› erwachsen sein.

Wahrscheinlicher ist eine Anknüpfung an lat. frons, -tis f. ‹Stirne›
REW 3532, FEW 3, 819, hier im Sinne von ‹Felsenfront, ~wand›.
Vgl. auch die aus dem Rätoromanischen stammenden Flurna-
men, z. B. Frundalp, Vals usw. RNB II, 153. Im alemannischen
Mund musste front- > frunt- werden, und eine Erweichung von
-nt > -nd ist möglich. Die senkrechten Felswände bieten von der



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Sp. 172


gegenüberliegenden Seeseite durchaus den Anblick einer Berg-
«front», die von der Fründschnur durchzogen wird. Die westlich
zwischen den Felsen eingebetteten kleinen Schafweiden dürften
danach in der Mehrzahl als Fründe, unter volksetymologischer
Anlehnung an nhd. ‹Freund›, schwzd. fründ, mhd. vriunt benannt
worden sein.


Frutigen

frụtigə (Dorf u. Gde.), Frutenges 1228, [de Wrutingia 1232],
de Frutingen 1234, [de Frultingen 1250], de Frutingin 1250,
de Frutingen 1254, [de Fructinges 1254], in valle de Frutin-
gen 1260, communitas hominum vallis de Frutingen 1263,
de Frutingue 1285, de Vrutingen 1300, de Frûtingen 1303,
de Frudenges 1318, in Fruttingen 1323, de Fruteinges 1329,
[de Fructinges 1333], de Frutenges 1335, zuͦ Fruttingen
1336, zuͦ Frutingen 1355 … von Frautingen 1687UT
Frautigen 1771C3 IV Frut.

fruting march 1540U169 IV Lenk; frutigəštrāss (Quartier),
an der Frutingerstrasz 1475U166 … III Thun; frutigštu᪷ts III
Sigr.; i᪷m frụtigtāl (Talschaft), das gantz Frutinger tal uf
1310 IV Frut.

-er (FN): i᪷m frūtigərgartən (Haus) V Därl.


-ingen-Bildung zu einem ahd. PN Fruoto; vgl. Fm. I, 541 Fruatin
St. G. 807. ‒ Eine burg. PN-Form *Frûda anzusetzen (Hubschm.,
Frutigen, 28), ist nicht nötig, da Kürzungen des ursprünglichen
Diphthongs im PN von -ingen-ONN auch weiterhin zu belegen
sind, z. B. Chonolfingen (schon 1148) zu *Kuon-wolf; (vgl. auch
H. Kaufmann, Erg.-Band, S. 126); der PN Kuono erscheint in
Bern bereits um 1200 als Cono (Vetter, 24); vgl. auch Huttwil, das
1109 Uttewilare lautet und wohl zum PN Uoto, mit Kurzform
Utto zu stellen ist. (F. Vetter, Über Personennamen und Namen-
gebung in Bern und anderswo, Bern 1910, S. 21).


Frutschi

frutšibo᪷də (Wei.), frutšis bü᪷əl IV Saanen; fru᪷tšis lās IV
Zweis.

ts frutšəli (Hei.), ~rẹin (Hei.) IV Saanen.


Zum FN Frutschi.


Frutt

hi᪷ndər dər frụ̄ət (Pass) V Haslib.; in dər fru᪷tt (Wi.) V
NdriedbI.; uf dər fru᪷tt (Wei.) V Obried; u᪷f dər fru᪷tt (K.),
dər fru᪷ttwāld V Brienz.

ufəm frụtli (Pass, Hei.) V Haslib.; ufəm fru᪷tli (Wi.) V
Schatt.; fru᪷tli᪷band (Grasband) V Innertk.


Vorgerm. Bergwort; Name für Felsaufstiege, Bacheinschnitte
u. ä., s. Id. I, 1339ff.; Zinsli, Gr. u. Gr. S. 89, 318 mit Lit.; nach
REW 3545 zu gall. fruta, ‹Bach›, lombard. froda ‹Wildbach›.


Fuchs

A) u᪷fəm fu᪷xs (K.) I Sis.; ufəm fu᪷xs (K.) I Wengi; fü᪷xsə (K.)
II Attisw.; im fu᪷xs (K.) II Madw.; u᪷f ə fi᪷ksən (K.) V
Ltbr. Stech.





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Sp. 173

B) b) I: 20; II: 38; III: 43; IV: 21; V: 30

Davon ~acker: 17; ~egg: 18; ~loch: 28; ~matte: 11; ~stein:
11; ~hard: 3.

[im Fuchsgraben] nhd. Schreibweise 1388UT III Thun
Gwatt; zem Fuxart 1357 I Brütt. Fuchsmatt 1372 II
Langt.

C) -li: fu᪷ksli᪷ (Wa.) IV Zweis.

-i: im fu᪷xsi᪷ II Krauchth.; im fu᪷ksi᪷ IV Frut.

-er: fu᪷xsər (Wa.) I Bür.; ~ I Lengn.; im Fuchser veld um
1525U20 I Täuff.; fu᪷xsərgrabə III Röth.; dər fu᪷xsər (Wei.),
~waud III Horr.; dər fuksər (Wei.) V Grindelw.

-ere: fu᪷xsərəmat, fuchssinen matt 1551U32 I Merz.; i dər
fü᪷xsərə II Wyss.; d fu᪷xsərə (Hei.), ~we᪸ụdlị, in der Fuchseren
1758A III Landisw.; i dr fu᪷xsərə (Wa.), ~grabə III Rüsch.; i
dər fuxsərə III Sigr.; i᪷n dər fu᪷gsərrən (Wa.) V Günd.

Hieher?: i dər fuxsənə I Biel.


Schwzd. Fuchs (Id. I, 655ff.), in Namen, die auf das Vorkommen
des Tieres hinweisen, die z. T. aber auch den FN Fuchs enthalten
können. Zum Lautproblem fuxs/fuks s. SDS II, 113d.


Fud

A) in dər fū᪷d (Wi.) V Brienzw.

B) b) das fudacherli um 1530U142, 1531U97 III Gerz.; die
fudägerden 1532U4 I NdriedbK.; die Fudaͤglen 1531U97
III Bern; fudtgluren acher 1521U31 I Aeg.; fu᪷dəlo᪷x I Rapp.;
das fudi loch 1595U54 II Wyn.; in der Fudweschun (Alpteil)
1342, an dem stavel, der geheissen ist Vu̍twescha, … Futwaͤ-
scha 1358 V Schatt.

hü᪷ənərfü᪷dlə II Burgd.; im hennəfi᪷dla (Wei., Wa.) V Brienz
(2 loc.); Brienzw.; blu᪷ttfü᪷dləho᪷gər III Langn.; tǖ᪷fu᪷sfü᪷dli
III Blumst.; u᪷f dər fü᪷dləbakxə II Obburg.

C) i fi᪷dlərrən V Brienzw.

Hieher?: i fi᪷dlahi᪷ V Brienzw.


Schwzd. Fud f. ‹vulva› (Id. I, 682); in dieser Bedeutung abwer-
tend für schlechte Landstücke. Mit dem Sinn von ‹Hinterteil›
podex vgl. Füdle < Füd-loch (Id. III, 1023) metaphorisch für
rundliche Geländeformen verwendet, wie in Arshubel, Rossarsch
u. ä.


Füeg-

fị̄əgiswaŋ () V Grindelw.


Zum FN Füeg, Dim. Füegi.


Fuess

A) dr fu᪷əss (Wi.) V Habk.

B) a) esụfu᪷əsstrappəbrü᪷nnəli I Tüsch.; uf əm fǖ᪷rfu᪷əs (K.) V
Wildersw.; im ge᪷nsəfuəss (Wa.) II Langt.; Gänsenfuss
od. Schmittenhubel 1850J II Melchn.; i hefuəss (; Alp)
IV ObwiliS.; von dem klinchelfus 1502U157 IV Bolt.; bi



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Sp. 174


dien Barfuͦssen 1360, vor den Barfuͤssen 1367, bi den Barfuͦs-
sen 1389R2 … (Graben) III Bern; barfussen gut 1520 III
Belp; die gütter der Barfuͦsser von Bernn 1488U166 III Ueb.;
an der Barfuͦsser guͦtt 1534U99 IV Diemt.; im trịfuəss,
drịfüəssləni, drịfuəsswē̤dli (Wei.) IV Zweis.

b) III: 6; IV: 2; V: 3

Hieher?: zen Fuͦscherra 1357 I Lengn.


Schwzd. Fuess m. ‹Fuss› (Id. I, 1085ff.): bildl. Übertragung auf
Geländeformen; Masseinheit bei der Alpnutzung.

fǖ᪷rfu᪷əs ist der vordere Teil des Fusses, Id. I, 1090.
hefuəss wohl der ‹hohe Fuss›.
drịfuəss ein ‹ringförmiges Gestell mit 3 Füssen, über welchem am
offenen Feuer in einer Pfanne gekocht wird, heute bes. noch in
Alphütten› (Id. I, 1094).


Fueter

ne᪸štfuətərgrē᪸tli᪷ () V Schatt.; je᪸kli᪷ jākis fuətərland V
NdriedbI.; fu᪷ətərmō᪷s, von fuoteren mos 1533U129 … III
Wahlern; z fuotershus 1532U125 III Neu.


Schwzd. Fueter n., ‹Futter›, Id. I, 1135.


Fügeli

die fu̍glis matt 1535U100 III Vech.; von dem guot nempt
sich fügelis wiler 1538U148 IV Reich.


Zum FN Fügli, Fügli- FNB II, 248; vgl. P. Fuͤguͤli 1368, Rudi
Fügellis von Belp 1389.


Fuggen-/Függen-

Anderthalbÿ Juchertten Genannt der függen dür acher/der
fuggen dür acher; … ann dasz fuggenn thürlÿ/függen thu̍rlÿ
1531U59 II Graf.


Möglicherweise ist Fuggen der Gen. eines nicht mehr zu belegen-
den PNs (Übername), wohl nicht zu Fugge f. ‹junge Henne› (Id. I,
733), das nur aus der Nordostschweiz belegt ist.


Fuul

B) b) I: 8; II: 3; III: 9; IV: 8; V: 14

Auswahl: uf dər fụ̈̄lek () V Grindelw. / fụ̄lek ()
Iseltw.; fụ̄lhālta (Wa.), a der Vulhalton 1275 … V Lütsch.;
ds fụ̈̄lhorən/fụ̄lhorə (Gipfel), der Berg Faulhorn 1605Rm V
Grindelw./Iseltw.; fụləmatt (Dorfteil), in den fulenn
mattenn 1532U4 I BusswbB.; an Fulmat 1360/68N IV Er-
lenb.; fulmosz 1530U95 III Wicht. (s. Fälw!); fụlịbax,
nebenn dem fulibach 1530U95 … I Büet./I Dotz.; fulww
bach 1523U12 I Bür.; fụləbax II Betth.; fụlbax IV Kan-
derst.; fụləbax (Hei.) IV Spiez; fụ̄lbāx V Brienzw.;
fụ̈̄ləmbe᪸rg (Alp) V Haslib.; fụ̄lbru᪷ni᪷ (Wei.) Fulbru̍nnen
1385 … IV Reich. Kienth.; ein flecken uffen Fulenbrunnen
1360 V ?Ringg.; fụləsē᪷ IV Spiez s. Faulensee; bim fụ̈̄ləsē
(Hei.), Fulensee 1535U161 V Grindelw.; fụləsēwli (heute



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Sp. 175


neuer Name: bū᪷rgsẹ̄wli), fulense um 1430U78, der Fulensee
1541/42A V Ringg.; fụ̄lwassər (Alpstafel) V Ltbr. Weng.;
i᪷m fulwassər (Alp) V Leiss.; fū᪷lwassər (Wei.) V Unters.

C) in der fuͤli 1529U92, in der füly 1531U3 III Wohlen.


Schwzd. fūl, mhd. vûl ‹faul›, Id. I, 786ff.; für Gestein ‹verwittert,
morsch›; für stagnierende Gewässer ‹faul, stinkend›; schwzd.
Füli f. ‹Fäulnis›, Id. I, 792.


Füll-

im fōrdərə/hi᪷ŋərə fü᪷ubax (2 Hei.), Vorder- und Hinter Fül-
lenbach (2 Hei.) 1838D, 1845D, dər fü᪷liwaud (neben fü᪷ubax)
II Waltw.

im gfü᪷uər (K.) II Iffw.


Deutung ungesichert. Die Namen mit Füll- liessen sich allenfalls
mit vëlwe ‹Weide› verbinden: vëlw-ach > vilbach > füllbach, vgl.
Füllerich; Gfüller könnte auf gi-vëlwer (s. Filderich) zurückge-
hen.


Füllggere

fü᪷ukərə (Hei.) III Wahlern; fü᪷u᪷kərə (Hei.), Jn der wiltkera
1531U97, in der vilckera 1542U97 III Ferenb.


Zu lat.-rom. *filicāria (-āria-Bildung zu lat. filex ‹Farn›): ‹Farn-
platz, Farnere›.


Fülli

im fillibodə (Wei.) V Brienzw./Hofst.


Schwzd. Fülli n. ‹Füllen, Fohlen› (Id. I, 795).


Fulschman

einem Rebstück gen. Fulschman 1358, an dem Weinberg
Fulschman genannt 1368, (von einem Mannwerk Reben in
dem Fulscheman) nhd. Text 1369, Fultscheme 1895Z I
Tüsch.


Offenbar urspr. Besitzername.


Fultigen

Vultingen 1228 (hieher?: de Uoltingen 1231), in Vultingen
1260, de Fultingen 1275, 1279/80, ze Fultingen 1280, 1302
… III Rüegg.

fo᪷rdərfu᪷uti᪷gə (Weiler), ze Kilkon-Vultingen 1302, de Usser-
Fultingen 1319, Usser-Fultingen 1340, ze Usser-Fultingen
1346, de Ussernfultigen 1354, dorf und dorfmarch von
Kilchfultingen 1360, zu Usser Fultingen 1389, Cappell am
beatj Jacobj apostoli sitam apud vsserfultingen 1412K10,
de usser fultingen 1425K10, Vorderfultingen 1479AR, Usser-
fultingen 1487K10, usserfullttingenn 1533U133, Uszer Ful-
tingen 1565Rq1, Vorfultigen 1628UP, Vorderfultingen
1630UP III Rüegg.

hinnərfu᪷uti᪷gə (Weiler), bi Nider-Fultingen 1280, ze inder-



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Sp. 176


Vultingen 1302, ze Niederfultingen 1319, de Inder-Fultin-
gen 1327, ze Nider-Fultingen 1328, Jnder Fultingen 1340,
von Nider-Fultigen 1349, de Inrenfultigen 1354, von Inder-
fultingen 1356, ze Nidrenfultingen 1357, ze Inderfultingen
1388, nider Fultingen 1389Ud, von inderfultingen 1415Uk2,
de Inrenfultingen 1425K10, Hinderfultingen 1479Ar, Inner-
fultingen 1487K10, Innerfulttingenn 1533U133, hinder oder
inner fu(o)lttingen 1533U133, Hinderfultigen 1636UP
III Rüegg.

fu᪷utigənek, fuolttingen egk 1533U133; am Vultingen-wege
1312 III Rüegg.


-ingen-Bildung zur Kurzform eines nicht überlieferten germ.
PNs, den Fm. I, 559 in der fem. Form Fulta vermittelt. Theodora
Geiger erwähnt in BzN Bd. 15 (1964) S. 37 unter den «Namen auf
~bach mit einem PN als Vorderglied» ein Fautenbächle, das ca.
1100 als Vultenbach, im 12. Jhd. als Vͦltenbach, im 14. Jhd. als
Voltenbach … belegt ist (vgl. A. Krieger, Topogr. Wb. d. Gross-
herzogtums Baden I, 574: Fautenbach), und deutet es ebenfalls
mit dem adt. PN Fult- oder allenfalls mit Volt- von lat. Valentinus
(Gottschald 273). Die letzte Möglichkeit scheint für unsern frü-
hen -ingen-Namen unwahrscheinlich. ‒ Bemerkenswert ist die
inhaltliche Verschiebung der BW: im 14. Jhd. Usser- und Inder-
(neben Nider-Fultingen) Fultingen, seit dem 15. Jhd. Vorder-
und Hinder-Fultingen. Die Abhebung von Inder-Fultigen zu
Kilchfultigen (u.a. 1302), die Urkunde von 1412 und der heutige
Flurname Chilchacher belegen die Identität von Kilchfultigen
und Vorderfultigen.


Fund

ab eim stu̍k heisset fund, … an eim stu̍k gelegen zuͦ twann an
dem fund geheissen 15. Jhd.U47 I Lig./I Twann; der fund-
acher 1533U133 III Rüegg.

ds nụ̈̄gfu᪷ndəland (Wa.) V Iseltw.; Ein Jucharttenn Jm
gefundenn Ried 1533U24 I Finsterh.


Die «gefundenen» Örtlichkeiten könnten ursprüngliche Neuro-
dungen sein; vgl. die Wendung in der ä. Rechtssprache: «Gefun-
denes und Ungefundenes» = ‹Bekanntes und Unbekanntes›;
vgl. ferner Neufundland.


Fünf

B) a) brü᪷kləfö᪷ifi (Wa.) III Langn.

b) dər fị̄ffi᪷ŋəršto᪷kx (e᪸is …) (1. … Gipfel der) fị̄ffi᪷ŋərštekx V
Gadm.; fö᪷ifi᪷flu᪷ə III Langn.; genant der fünff böumacher
1531U3 I Rad.; in den Fünfteilen 1529U58 II Münchb.;
fö᪷ifiwaud III Langn.


Zahlwort fünf (Id. I, 852). Die Namen beziehen sich auf fünf
Naturerscheinungen, Brüggeföifi z. B. auf einen Graben mit fünf
Zuflüssen, die Föififlue wohl auf die Tagesstunde, die der Son-
nenstand anzeigt.


Fung

fu᪷ŋli (K.) III Sigr.





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Sp. 177


Funt-

A) I: in loco dicto Fontenals 1311, 1312, in loco dicto
Fontenal 1332, zuͦ Fontenals vor Byelle 1336N, sito in
Fontenals 1371, 1373, bÿ dem Siechen hüsz Jm Fontenal
um 1531U34 … (s. B) Biel; fu᪷ntənə oder fu᪷ntəli (Rebge-
lände), zuͦ funtinen, zuͦ funte, vier Mannwerch genant die
fontina, zuͦ Fontanei um 1525U20Gamp.; vinetum dictum
«le Fontana» 1342 Lig.; i᪷ dər fu᪷ntələ (Gebäude, Reben)
Tüsch.; III: fontənetti (K.), Es fontanettes 1721S, Fonta-
nette 1895Z Münchenw.; IV: i dər fumpme᪸llə (; Hei.;
Quelle) Frut.; V: uf dər fu᪷ntənən (K.) Brienzw.; bin dər
fu᪷ntənən (mächtige Quelle), in der Fu̍ntinen 1534U173
(Kopie 1744) Meir.

B) b) I: 7 (davon Gamp. 6) an den Funtdenschleif, Funten-
schleif 1439Rq1, Funtelschleif 1452Rq1 I Biel.

Hieher?: ds pfuŋəlī, fuŋalī (K.), vom Ort Fonderlin
1377Rq1, Funderlin 1575Rq1, Funderlynstein 1640Rq1 I
Kalln./NdriedbK.


Lat. fontana (Abl. zu fons, -tis) ‹Quelle, Brunnen›. In deutsch
Funtene liegt frühe Erhöhung von o > u vor Nasalverbindung
vor; Funtele ist dazu die dissimilierte Lautung, vgl. Lauwene/
Lauwele, Rufene/Rufele u. ä. ‒ Fontenals oder im Deutschen
Fumpmälle sind wohl ursprünglich romanische Diminutive, fon-
tanella wie mit anderm Suffix fontanetti; vgl. dazu H. Weigold,
Bielersee S. 89; REW3 3426; Id. I, 876.


Füür

B) a) ts fe᪸gfụ̈̄r (Vorsass; steil, trocken) IV Saanen; bim
waxtfụ̈̄r V Ringg.

b) I: 4; II: 5; III: 9; IV: 6; V: 4

Davon in Auswahl: der vasznacht füer acher 1521U31 I Ips.;
ab der fürflue 1502U137 IV Bolt.; d fụ̈̄rflu᪷ə IV Lau.; fị̄rbālm
V Obried; (roter Fels) V Ltbr. Stech.; ~ek V Ltbr. Weng.;
dər fụ̈̄rbüəl IV Zweis.; fụ̈̄rštei I Walpw.; II Erisw.; II
Heimisw.; fụ̈̄rštẹ̄ III Obdiessb.; III Schangn.; III Trub;
ufəm fụ̈̄rštẹ̄ni (Hei.), uf dem fürstein 1425U78 … IV Bolt.;
ufəm fụ̈rštēi IV Därst.

C) -ere: u᪷f dər fụ̈rərə (Felskopf) IV Bolt.; fụ̈rərə/fụ̈rənə, die
fürerenn 1524‒80U168 (Wei.) IV ObwiliS.


Schwzd. Fǖr n., mhd. viur ‹Feuer› (Id. I, 940); tw. Stellen, wo
Geisshirten ihr Mittagessen kochten oder an denen Wacht- oder
volkstümliche Festfeuer entzündet wurden. Für-stein-Namen
(Id. XI, 816f.) können auf Flint-Vorkommen, aber auch auf
prähistorische Fundstellen weisen.


Fure

I‒IV: fu᪷rə; V: fu᪷rən f.

A) I: 1; II: 8; III: 30; IV: 17; V: 23

Früheste urk. Belege: uf der Vuron 1275 V Grindelw.;
under der Vuron 1283 V Ltbr.; uf der Furhun 1297 III
Wahlern; uf der Vurun 1320 IV Reut.; in der Furen 1334
III Obbalm; uf der Furen 1335 III Bern.





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Sp. 178

B) a) I: 26; II: 17; III: 56; IV: 19; V: 30

Davon Hochfuren (hofu᪷rə) I: 8; II: 11; III: 15; IV:
9; V: 3

Wir heben heraus: zer hohen furre 1238 I Seed.; ze Hofurun
1312 I Leuz.; apud Obervuron 1325 IV Zweis.; ze Ofuron
1338 IV Zweis.; zer Honfuren 1349 III Thun; xe᪸štlifu᪷rə, uf
der castelfurenn 1533U133 III Rüegg.

B) b) I: 1; II: 16; III: 30; IV: 22; V: 11

Hieher?: fu᪷rbax (Bach), fu᪷rbaxsweidəni IV Lau.

C) -li: II Lütz.; III Thun; IV Lenk; V Gadm.; V Ltbr.

-i: IV Bolt.; Frut.; V Beatb.; Haslib.; Innertk.;
Iseltw.; Lütsch.; NdriedbI.; Schatt.

-fu᪷ri III: 1; IV: 12; V: 1

fu᪷ri- III: 1; IV: 2; V: 8

-er: dər fu᪷rər (Bergwei.) III Gugg.; im~ (Wi.) IV Frut.


Schwzd. Fur(r)e f. ‹eig. Furche, Einschnitt im Boden, Runse,
Graben, auch Abhang›; Id. I, 935; Zinsli, Gr. u. Gr. 318.


Furgge

A) fū᪷rkə, u᪷f dər ~ (Hohgant; auch Übergang auf Hohgant),
Furka 1561Wä III Schangn./V Habk.; fū᪷rkə (kl. Pass) IV
Erlenb.; d fu᪷rki, u᪷f də fu᪷rkə IV Saanen; fu᪷rkə (id. mit
fu᪷rkəho᪷rə) V Bön.; d fu᪷rki (Pl.) V Grindelw.

B) a) sefənə fū᪷rkə, uf dər fu᪷rkən, d fu᪷rka, uf Sevifurgen 1295,
Sefifurggen 1716Wä, Sefinenfurgge 1757A (Pass s. fu᪷rki) IV
Reich./V Ltbr. Gimm.; wasənfu᪷rka (Grat) V Ltbr.

B) b) u᪷f dər fu᪷rkisek V Gutt.; dər fu᪷rkəfaŋ IV Gsteig.;
Furggengraben 1750MW IV Gsteig.; fu᪷rkəgü᪷tš (Hohgant),
Furggengütsch 1561Wä III Schangn./V Habk.; fu᪷rkəho᪷rə
IV Gsteig; fu᪷rkəho᪷rə(n) V Bön./Günd./Iseltw.; ds
fū᪷rkənhorən V Grindelw.; furckmatten 1531U97 III Bern
Ndbott.; ds fu᪷rkəbe᪷xli IV Lau.; fu᪷rkəšpi᪷ts IV Gsteig;
fu᪷rkətē᪸li IV Lau.

C) -li: ds fu᪷rkəli (Alp) IV St. Steph.; ds fu᪷rkəlli (Grat) V
SchwandenbBr.

-i: fu᪷rki (Alp) IV Adelb.; ds fu᪷rki (Alp), Furggen 1757A IV
Reich.

-fū᪷rki: fērməl~, gri᪷mmi~ (ders. Pass) IV Diemt./St. Steph.

fu᪷rki-: ~sek V Gutt.; an dz fvrkÿ höltzlÿ 1480U44 II bei
Zieleb.; ~xrində, (bei Alp fu᪷rki) IV Adelb.; id. fu᪷rkəli
St. Steph.

Adj.: der gfurgeltt acher 1528U2 I Hermr.


Schwzd. Furgge f. (Dim. Furggi n.) ‹Gabel; Passübergang, Berg-
sattel› (Id. I, 1012). Lehnappellativ aus lat./rom. furca > ahd.
furka (Notkêr) > mhd. furke ‹Gabel, Bergsattel›, s. Zs. Gr. u. Gr.
319.


Fürling

fǖ᪷rlik, i᪷m ~, i᪷ də fǖ᪷rli᪷gə (K.) I Sis.; šuəufǖ᪷rlig I Treit.;
štiərəfǖ᪷rlig I Gals.





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Sp. 179


Wahrscheinl. zu Fürling m. ‹Vorteil, Überschuss›, Id. I, 969.
Fürling, Fürlig, ‹Überrest› Stalder I, 405 (LU, ZG, BE).


Furna

(die) guͤter gelegen ze Watfl(uͦ)w (Koord. 610/165) old in
dem berg genempt Furna 1374 IV Diemt.


Evtl. zu lat. furnus ‹(Kalk-)Ofen› mit seltsamer weiblicher
Endung wie Furna, Dorf im Prättigau, vgl. RNB II, 157 a. Da es
sich hier aber um eine nur einmal belegte Namenform handelt, ist
auch eine Verschreibung zu erwägen. Heute liegt ein Furacher in
der Nähe (Koord. 611/164).


Fürst

der fu̍rstacher 1531U97 I Diessb.; der fu̍rstacher, die fu̍rst
Jucharten 1531U97 II Mattst.


Zum FN Fürst, bezeugt vor 1800 in den Kantonen FR, SO, ZH.
FNB II, 250.


Furt

A) by dem fürt 1521U32 I Jens; Furtin 1250‒56 s. B) ac) II
Sum.; i᪷ dr fū᪷rt (K.) III Kaufd./Toff.; dr fū᪷rt (Hei., Brücke),
auf dem Furt 1795C3 III Walkr.; i fǖ᪷rti (Hei.), in Fu̍rte
1359, im Fu̍rti 1486U166 IV Aeschi; zuͦ fu̍rten 1505U172 IV
Frut.; ts fürtə, zu Fürten 1784A IV Kandergr.; Furth
1620Rm IV Reich.; a fǖ᪷rti᪷ (Hei.), an furti 1493U84 … V
Därl.; d fụrt V Haslib.; u᪷f fi᪷rtən (Alp) V Ltbr. Gimm.; ze
Furti 1305, ze Fu̍rten 1357 … V Unters.

B) aa) die Metten furt 1530U142 III Oppl.; öschfurt 1480U44
s. unter Öschberg.

ab) gennhartz furt 1409U1, 1427U78, gannHitzfuͦrt 1532U4
I Lyss/I Worben; wolffs furt 1409U1 I Lyss.

ac) uff dem alten furt 15. Jhd.U47 II Kopp.; allten furtt



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Sp. 180


1520U131 III Belp; in dem alten Furte 1317 III Steff.; ze
grossem furt 1352N, zgrossenn furt 1533U133 III Toff.; am
krummen furtt 1535U101 III Ndwicht.; i᪷m le᪸ŋəfu᪷rt, im
lengi furt 1437U56, an das lenge furtt 1532U62 … II Utztf.;
ts obər, mi᪷tu, u᪷ŋər fǖ᪷rtə (Hei.), Furtin 1250‒56, Furte 1322,
zen Fu̍rten 1389R2, zu Fürten 1528A … Ober Fürtach
1725C3 II Sum.; Uͤlli am Fu̍rt 1389 II Wyss.; obərs, u᪷ŋərs
fụ̄rt (Hei.), am Furdt 1623UP III Zäz.; rechter Furth 1631
(Pfrundurbar) II Ursenb.; Syben Furtten 1318N, ze Siben-
fu̍rten 1430U78, zuͦ den siben furten 1502U123 … III Neu.;
uff dem tyeffen furt 1551U37 I Schwad.

B) b) I: 2; II: 20; III: 11; IV: 2; V: 6

fū᪷rtei, furtey 1391Uk2 … V Unters.; Furtmatta 1371 II
Burgd.; fǖ᪷rtəšaxə (Hei.) II Sum.; dər fu᪷rtwaŋ (kl. Pass),
1760Wä V Gadm./Gutt.


Schwzd. Furt m. f., Id. I, 1043, neben umgelautetem Fürt(e) <
ahd. *furti ‹Flussübergang: Rinnsal, Bett eines Baches; fahrba-
rer Durchgang durch einen Zaun›.


Fuust

fūštərə (Hei.) in der Faustern (Haus) 1838D III Gugg.

fụ̄štəri᪷əd I Aarb.

fụ̈̄štləbərg, Fünstelberg 1495 (Heimatbuch Burgdorf),
Füstelberg (Wald) 1838D II Wynigen.


Schwzd. Fūst m. ‹Faust›, Id. I, 1123. Fūster m. ‹kleines, niedlich
gearbeitetes Geschirr für Milch und Rahm› (ebd. 1124) ‒ viell.
sind Geländeformen metaphorisch nach diesem Gefäss bestimmt
wie Napf, Stauff u. ä.

fǖstle(n), ‹mit der Faust spielend wettkämpfen› Kt. Bern, Id. I,
1125; ehem. Kampfspielplatz?


Futz

fü᪷tsie᪷kə (Hei.) II Erisw.; fụtsibru᪷nnən V Grindelw.


Id. I, 1158: cunnus.

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Sp. 1


ORTSNAMENBUCH DES KANTONS BERN I/1
Nachträge und Errata

Seite Zeile
7* 48 Gemeindenamen und Gemeindeterritorien basieren auf dem Stand von 1963, d. h. spätere Eingemeindungen und
22*‒29* Verselbständigungen konnten nicht mehr berücksichtigt werden.
14* 31 Alphabetische Abfolge nach dem Grundwort.
18* 16 , Bern 1977.
19* 16 die Angabe von Durheim 1838, …
30* Amsoldingen Amsold. Thun III 116
streichen: Nieder-/Oberwangen
31* einschieben nach Etzelkofen: Evilard s. Leubringen
34* einfügen nach Nieder-/Oberscherli: Nieder-/Oberwangen Ndwang./Obwang.
einschieben nach Lenk: Leubringen/Evilard Leub. Biel I 7
36* Reichenbach im Kandertal Reich.
Kiental Kient.
Scharnachtal Scharn.
5. Amt Wangen
43* U 77a Urbar Schloss Bipp 1573/74
46* 1. Mannlehen-Urbare
U 167 Oberländische Mannlehen ‹Hinleichungen› (Nr. 1) 1497‒1521
Oberländische Mannlehen ‹Hinleichungen› (Nr. 6) 1524‒1593
U 168 Oberländische Mannlehen ‹Hinleichungen› (Nr. 2) um 1540
47* V 2 Extenta terrarum et reddituum castri Vanelli (Zwahlen und Chapuisat) 1324
48* K 9a Die Lausanner Kirchenvisitation von 1416/17; Archiv d. Hist. Ver. d. Kts. Bern, Bd. XVI,
Bern 1902
1416/17

a) Lexika und Grammatiken

Bair. Wb. J. A. Schmeller und G. K. Frommann, Bayerisches Wörterbuch, 2 Bde., München 1872. 1877


Els. Wb. Ernst Martin und Hans Lienhart, Wörterbuch der elsässischen Mundarten, 2 Bde., Strassburg
1899. 1907

Schwäb. Wb. Hermann Fischer, Schwäbisches Wörterbuch, zu Ende geführt von Wilhelm Pfleiderer, Tübin-
gen 1904‒1936

Vorarlb. Wb. Leo Jutz, Vorarlbergisches Wörterbuch mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein, Wien
1960. 1965

b) Zeitschriften und Reihenwerke

ZFM Zeitschrift für Mundartforschung, Bd. 11‒35, Halle/Wiesbaden 1935 bis 1968

SAVk Schweizerisches Archiv für Volkskunde, Zürich 1897ff.


VR Vox Romanica, Annales Helvetici explorandis linguis Romanicis destinati, Zürich/Bern
1936ff.

ZDL Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik, Bd. 36ff., Wiesbaden 1969ff.

SOH Studia Onomastica Helvetica, hg. von Stefan Sonderegger, Arbon 1983ff.

SDS Sprachatlas der deutschen Schweiz, hg. von Rudolf Hotzenköcherle, Bern 1962ff.


ASV Atlas der schweizerischen Volkskunde, begründet von Paul Geiger und Richard Weiss, Basel
1950ff.




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Sp. 2

49* c) Einzelpublikationen

Bu Fritz Burkhalter, Die Orts- und Flurnamen der Gemeinde Belp, Belp 1968

Glatthard, Aare/Saane Peter Glatthard, Ortsnamen zwischen Aare und Saane, Bern 1977

Glatthard, Oberhasli Peter Glatthard, Dialektologisch-volkskundliche Probleme im Oberhasli, Bern 1981

We Berchtold Weber, Historisch-topographisches Lexikon der Stadt Bern, Bern 1976


Zinsli, Ortsnamen Paul Zinsli, Ortsnamen, Strukturen und Schichten in den Siedlungs- und Flurnamen der deut-
schen Schweiz, Frauenfeld 19752

Zinsli, Walser Volkstum Paul Zinsli, Walser Volkstum in der Schweiz, in Vorarlberg, Liechtenstein und Piemont,
Frauenfeld 19764, 19865

Zinsli, Südwalser Paul Zinsli, Südwalser Namengut, Die deutschen Orts- und Flurnamen der ennetbirgischen
Walsersiedlungen in Bosco-Gurin und im Piemont, Bern 1984

Dokumentation und

Deutung


Spalte Zeile
6 Acher 46 Ahd. ahhar(Id. I, 66). -Umgepflügtes und besätes Land …
9 Adelswil † 7 Balzenwil AG (nicht LU)
8 …ze Adelswil 1212 (nicht 1201)
11 Balzenwil AG (nicht LU)
12 Ahorn 5 Der Beleg von 1569U72 Erisw. ist örtlich identisch mit den Belegen von Sum.
6/7 (die) alp so mann nempt die Hornernn oder zum ach Hornnen 1519Uk2, Jttem von Hornneren
ij lib. (Zins) 1530U69 II Trachsw.;
13 Alamann- 1 Ultra unum … fluminum que finem facit contra Alamannos 1115Zw,
20 Almis 2 Almiszacher 1542U104 III Boll. gehört zu Allmend.
23 Alpigle(n) 14 u᪷nnəraupi᪷glə (Wei.) III Rüsch.
27 nach Amerzen
Aamilch s. Maa(n)
30 Amzenwil † 5 vgl. Fm. I,97 und Amerzen.
31 Andachs † 1 (die deutsche Übersetzung aus dem Kloster Interlaken sollte durch das Original aus den FRB
ersetzt werden):
possessiones … supra montem Wengen in parrochia ecclesie de Steige sitas … in Alpe Wiske
(heute wikxi, wiksi s. d.) et prato, quantum sex viri uno die metere possunt, in loco qui An-
dachs nominatur … 1291/92 V Ltbr. Weng.
32 Andreas 1 zum Wilden Andres IV Wimm./Reich.
Alter, heute vergessener Name der Niesenspitze. Man findet ihn unter andrem in der Be-
schreibung des Niesens durch Benedikt Aretius, 1557, und in der Korrespondenz Albrecht
von Hallers. (GLS VI, Suppl. 923).
35 Ant- 2 II: iij pletz heissent die anpthoͤupter 1531U97, ann den Anthoͤuptern ein bletz 1535U101 II
Mattst.
39 Aarberg 1 arbē᪸rg (Gde., Städtchen)
40 39 Etymologie: … Theodora Geiger … in BzN 1965 S. 125,
55 Äbnit 13 B)a)
56 Ebtschi- 1 1423UBS
58 Ägerten e᪸gərtə, (wo?) ts~, (wohin?) u᪷f~ (Dorf, Gemeinde), (hieher?) Rodulfus de Egedun et Borcar-
dus frater eius 1214, ze Studon, ze Egerdon, ze Jensse 1335, ze Egerdon im dorfe 1347, in terri-
toriis villarum de Stûdon et de Êgerdon 1347, in territorio ville de Egerdon 1350, in territoriis
villarum de Studon et de Egerdon 1353, die halbe schup#;oossa in der dorfmarch ze Egerdon, die
da buwet Jenni Motzo von Egerdon 1384, ze Egerdon 1425U78, zuͦ Egerden 1435U78, j juchert zuͦ
egerden 1474U30, um 1531U34, die almend von Egertten um 1531U34, gelegen zuͦ age#;ertten
um 1531U34, die von ägerden 1538U36 (Nachtrag 1551) I AEG.
e᪸gərtə- ~mōs (K),  ~waud (Burgerwald) I AEG.
61 Ägerten 45 Schwäb. Wb. II, 540;
65 Egli I 3 eglisbụ̈̄əu, Eggliszbuͤll 1531U136, Egglisbühl 1838D III Langn.;
71 Eigen 3 I: vinetam in Wingrebs vulgo dictum daz Heigen 1349N Twann;
79 Elsige 2 daz wild Elsigki(n) 1419Ch4 IV Kanderst.
79 Emberg 1 area sita in loco dicto uffem Emberge in parrochia ecclesie de Steffansburg 1333,




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Sp. 3


84 Änger/Inger 1 ½ mans mad am jnger 1437U56 II Bätterk.;
7 i᪷ŋərmat, ij meder heist die Jnngerin, die Jngeren i mad lit vnden im bru̍el 1528U2 I Schüpf.;
88 Änz-/Enz- 22 , ein matten Jm H%"etzaried genant um 1530U142, ein matten inn Ehrlen, Hentzenried, stosst …
an Hanss Wydemans Henzenriedguͦt 1643UT III Steff.;
89 Epinette 1 (K), champ Lepinat 1699S, Champ de l'Epenetaz 1721S,
92 Ergg I 1 in dər é᪸rkəɫən, obri/u᪷ndri ē᪸rkəɫən (Alpteil der Chüemad, ds ē᪸rkələmband (Felsband), d ē᪸rkə-
ɫəflüə
(Felsband), ē᪸rkəɫəngo᪷lətən (Steinrutschgebiet) V Brienz.
98 Esch-/Asch-/Ösch- 15 ; Escherhorn V Gutt.
Oeschenbach 1 öššəbax (Dorf, Gde., Bach)
99 Oeschenbach 1/2 Im aͤschebach 1533U77 streichen, da der Beleg nicht hieher gehört.
Aeschiried e᪸šširiəd (Weiler), unser guͦt … uffen Riet in der kilcheri ze Esche 1342, untz uff ried
1488‒1514U166, vff ried 1525U90, 1530U95, 1538U148, uf Ried zu Aeschi 1578/79A, an Ried
1617/18A, 1794A, Ried zu Aeschi 1800A, Aesche-Ried 1838D IV Aeschi.
101 Eschwil 1 Neben Eschwil gilt jetzt als amtliche Form Entschwil (Ortsverzeichnis 1977).
102 neuer Artikel 31 Ätzkofen
(nach Artikel
Etzelkofen)
s. atz-/ätz- Spalte 48.
104 Ewigschnee- 2 V Gutt./Innertk. (nicht V Meir.).
106 Fad 16 Chrumefadeflue nach Paul Schmid, Hünibach (brieflich an PZ 15. März 1977) eher zu
Fade(n) als zu Fad: die Gratlinie der Fluh erinnere an einen Faden; die Runsen von den
Gratsenken herunter erlauben keinen Fad.
107 Vagant- 3 ; fagantəwaud (offizieller Name des Waldes: Hasliwald) III Oppl./Brenzk.
110 Fall 3f. Hieher?: bu᪷m- (< boum-) III Gugg.
116 Fang 16 im lō᪷faŋ, in Lochwang 1518Rq1 IV Bolt.;
119 Farb 2 III: 1
3 III: Worb;
Farn 35 Ahd. faram m., mhd. varm, varn m.
128 Fenster 2 ; tīfəlspfêištərli (Bergmad) V NdriedbI.
129 neuer Artikel 35 verheit
(vor Artikel Färich) bi᪷ dər fərhəitə fluə, di fərhe᪷iti fluə (Felsabbruch im Wald, Nagelfluh) III Steff.
Schwzd. verhī(j)e, -ei- ‹(zer)brechen› (Id. II, 1102).
135 vier 12 Ein Manwerch, die geuirtte matt genempt, an der Breÿtten 1573/74U77a II Attisw.; zwoͤyen
Manwerch die geuiertte matten Jm Moosz 1573/74U77a II Wiedl.
147 Fleisch 2f. streichen: ein klein stück heiszt das fleisch stück 1530U42 II Lotzw. (der Beleg gehört in die So-
lothurner Pfrund Aetingen).
149 Flückigen 1 Chuͦnrat von Flukingen 1328,
161 Frau 24 streichen: frọuəxu᪷əbö᪷dəli IV Zweis.; (der richtige Name «pfaffəxu᪷ttəbö᪷dəli» wird unter P- er-
scheinen.
41f. streichen: unser frouwen stücklin 1530U42 II Lotzw. (ein Beleg der Solothurner Pfrund Eger-
kingen).
173 Fuess 4 i hefuəss (-; Alp), Hennenfuz 1233, Hehfuss 1845D IV ObwiliS.;
Fuchsenried fuxsəriəd (Wald), fuxsəriədaxxər (Heimet) III Mühleb.

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ORTSNAMENBUCH DES KANTONS BERN
I/1




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ORTSNAMENBUCH
DES KANTONS BERN

[ALTER KANTONSTEIL]
BEGRÜNDET VON PAUL ZINSLI
I
DOKUMENTATION UND DEUTUNG
HERAUSGEGEBEN VON PAUL ZINSLI
IN ZUSAMMENARBEIT MIT
RUDOLF RAMSEYER UND PETER GLATTHARD
ERSTER TEIL: A‒F
FRANCKE VERLAG BERN




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Publiziert mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds
zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung
#(C)
A. Francke AG Verlag Bern, 1976
Alle Rechte vorbehalten
Gesamtherstellung: Stämpfli + Cie AG, Bern
Printed in Switzerland




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S. 5*


EINLEITUNG
1. Ziel, Anlage und Bedeutung des Werks

Die vollständige Sammlung der noch im Gelände verhafteten wie der urkundlich überlieferten Ortsnamen des Kantons
Bern, d. h. aller Siedlungs- und sog. Flurnamen, im alten deutschsprachigen Kantonsbereich1, die vollständige Publikation
und möglichst sorgfältige Deutung dieses «Materials» sowie dessen Auswertung in siedlungsgeschichtlicher, volkskund-
licher und sprachlicher Hinsicht haben wir uns von Anfang an als umfassende Aufgabe gestellt.

Ob nun das damals so weitgesteckte Ziel für den auch in der Einschränkung noch grossen Raum des Bernerlands zwischen
Jurafuss und Alpenkamm erreicht werden kann, ist uns freilich während der jahrzehntelangen Arbeit immer fraglicher
geworden. Nicht nur deshalb, weil eine wirklich vollständige Sammlung des lebendigen wie des geschichtlich überlieferten
Namengutes kaum geleistet werden kann, sondern auch, weil schon die gehortete Fülle des Stoffes und die bedrängende
Vielfalt der Probleme vom Herausgeber und seinen Mitarbeitern kaum in der erhofften extensiven Weise zu bewältigen ist2.
Geplant wurde vorläufig ein erster Band, der mit der mundartlichen Lautung vor allem die historischen Belege ausbreitet
und, wenn möglich, eine etymologische Deutung versucht. Für einen zweiten Band, der die erwähnte Auswertung in
Grundzügen zu entwerfen hat, liegen erste Entwürfe vor, und ein abschliessender dritter Band, der das berndeutsche
Namengut von heute, nach Gemeinden aufgereiht, mit der Beschreibung und Fixierung der bezeichneten Geländegegeben-
heiten auszubreiten hätte, haftet wenigstens in unserm Blickpunkt.

Wir beginnen mit der Publikation eines ersten Teils von Band I «Dokumentation und Deutung», der die für die Etymologie
nötigen historischen Belege bereitstellt, welche später in der geplanten dritten Publikation der noch heute geländeverhafte-
ten «Materialien» (Ortsverzeichnisse von Namen und bezeichneter Realität) keinen Platz mehr finden können. Der in dieser
Lieferung angehobene erste Band soll weiterhin in einzelnen grössern Teilen als alphabetisch angelegtes Lexikonerscheinen.
Die besondere Bedeutung unseres Untersuchungsgebietes und seiner Namenwelt liegt in helvetischen Bezügen wohl darin,
dass es das eigentliche Herzstück der westlichen deutschen Schweiz ist und damit als repräsentativ auch für weiterreichende
Landesgegenden im Westen gelten darf ‒ dass unser Raum, der bei den Juraseen beginnt, über das flache, fruchtbare
Mittelland und durch typische Voralpenbereiche bis an die höchsten Gipfel und Gräte führt, eine Vielfalt sehr verschieden-
artiger Landschaften mit besondern Naturgegebenheiten und damit auch mit unterschiedlichen Wohn- und Wirtschaftsver-
hältnissen umfasst, die teilweise eine eigene toponomastische Terminologie hervorgebracht haben müssen. Zudem sind
diese Gegenden historisch gestuft von Böden mit schon frühgeschichtlichen Niederlassungen, ferner Räumen der ersten
alemannischen Landnahme über Gegenden des ältern und jüngern Siedlungsausbaus bis in noch heute menschenleere
Hochgebirgsregionen. Geschichtlich bemerkenswert bleibt, dass sich unser Bereich mit dem Raum eines spätmittelalter-
lichen Stadtstaates und eines der danach mächtigsten und geschlossensten eidgenössischen Orte deckt, ferner dass die ganze
westliche Flanke im Strahlungsbereich der deutsch-französischen Sprachgrenze liegt und im südlichen Teil noch die
langandauernde Auseinandersetzung alemannischen Sprachtums mit dem alpinromanischen der Vorsiedler nachklingt.


2. Die bernische Orts- und Flurnamensammlung
Entstehung und Entwicklung der Arbeit

Das Werden eines Ortsnamenbuchs des Kantons Bern3 steht in engstem Zusammenhang mit den Erhebungen des
Kantonalen Vermessungsamtes für Übersichtspläne und Grundbuch, insbesondere aber mit den Anforderungen, die in den
30er Jahren für die Beschriftung der neuen «Landeskarte der Schweiz» gestellt wurden. Damals ‒ in der Zeit der
eidgenössischen Bedrohung und der dem Krieg vorausgehenden ‹geistigen Landesverteidigung› ‒ hatte sich scharfe Kritik
gegen die gelegentlich willkürliche und oft auch fälschlich verhochdeutschte Namenschreibung auf den bisherigen
Siegfriedblättern erhoben, und es wurde eine der Naturnähe der neuen Kartenbilder angemessene, wirklichkeitsgetreuere
Beschriftung heimischen Gepräges verlangt. Wie die kartographische Technik das Gelände bis in letzte Feinheiten genau
wiedergebe, so sei auch für die Benennung gleichermassen bodenständige Echtheit zu fordern, und mit dieser Aufgabe,
deren volle Problematik man wohl noch kaum genügend klar erkannte, seien ebenfalls Fachleute zu betrauen4.

Während bisher die Grundbuchgeometer und Topographen zusammen mit dem Gelände zugleich auch dessen Nomenkla-
tur aufgenommen und festgelegt hatten, wurden nun durch einen Bundesratsbeschluss vom Jahre 1938 die Kantone
verpflichtet, sog. Nomenklaturkommissionen, zu deutsch: Ausschüsse für die Erhebung und Regelung der Örtlichkeitsna-
men, zu bestimmen5. Sprachwissenschafter sollten das vom Geometer ausgewählte Namengut in einer der ortsüblichen
Sprechweise angenäherten Form für das topographische Werk der neuen Landeskarte bearbeiten und künftighin überhaupt



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die Schreibformen der einheimischen Namen im Einverständnis mit der zuständigen Gemeinde für offizielle Pläne und
Karten festlegen. Im Kanton Bern nahm nach einigen tastenden Versuchen von Gremien, an denen auch noch Prof. O. von
Greyerz († 1940), beteiligt war, eine endgültig ernannte kleine Kommission, in die der damalige Kantonsgeometer
W. Hühnerwadel († 1945), Prof. Dr. Heinrich Baumgartner (1889‒1944) und Dr. P. Zinsli, damals Gymnasiallehrer in
Biel, gewählt wurden, die Aufgabe in die Hand. Die zunächst ganz dem praktischen Ziel der Kartenbeschriftung gewidmete
Arbeit konnte wegen der Kriegszeitverhältnisse und wegen der noch anhaltenden eidgenössischen Auseinandersetzung über
die «richtige Schreibform» nur langsam vorankommen. Von Anfang an aber haben die beiden Fachberater der Bernischen
Nomenklaturkommission, im Gegensatz zum Vorgehen anderer Kantone, persönlich Erhebungen im Gelände durchgeführt
und für jeden vom Geometer vorgelegten Namen die mundartliche Ausspracheform phonetisch festzuhalten versucht.
Nach dem allzufrühen, plötzlichen Hinschied Prof. H. Baumgartners, welcher sich vor allem als Mitbegründer des
«Sprachatlasses der deutschen Schweiz» (SDS) verdient gemacht hatte, wurde P. Zinsli zu seinem Nachfolger auf den
Lehrstuhl für «Sprache, Literatur und Volkskunde» an die Universität Bern gewählt. Dieser erkannte in einer künftigen
vervollständigten Sammlung der schon zum kleinen Teil auswahlsweise gehorteten Berner Örtlichkeitsnamen eine ebenso
lockende wie dringliche Aufgabe seines neuen Amtes. Hatte er doch bereits während seiner Studienzeit Interesse an der
toponomastischen Forschung gewonnen durch einige Handreichungen bei den Erhebungen für das Rätische Namenbuch
(RNB) von Rob. v. Planta (1864‒1937) und im freundschaftlichen Kontakt mit dessen Schüler und Nachfolger Andrea
Schorta sich auch einige Einsichten in eine solche namenkundliche Arbeit erwerben können. Für das Endziel eines
bernischen Ortsnamenbuchs musste nun aber eben die Sammlung über die unmittelbar praktischen Bedürfnisse der Pläne
und Kartenwerke hinaus erweitert werden, und statt der partiellen Erhebung der durch den Geometer getroffenen blossen
Auswahl war eine dem wissenschaftlichen Plan allein Genüge leistende Erfassung aller erreichbaren Namen zu erstreben.
Dass dies möglich wurde, ist das Verdienst des damals neuen Kantonsgeometers und Kommissionspräsidenten Armin
Buess (1893‒1973), der auch den sprachlichen Problemen von Anfang an lebendigen Anteil entgegenbrachte. Nun erst
wurde es auch möglich, grundsätzlich die ganze Namenfülle eines neuvermessenen Bereichs, ja schliesslich vorbereitend
auch möglichst vollständig die Namen aller Gemeinden des deutschsprachigen Kantonsteils, fortlaufend aufzunehmen,
um so der Praxis die «Rohmaterialien» für die künftige Namenbeschriftung auf Kartenwerken jeden Massstabs zu ver-
mitteln, zugleich aber eben einer unabdingbaren Forderung für die wissenschaftliche Bearbeitung nachzukommen.

Die nachträgliche Umstellung zog freilich zunächst eine grosse Nach-Arbeit mit sich. Es mussten die seit 1943 schon durch
die unvollständigen Geometerverzeichnisse erhobenen Mittellandgemeinden ‒ bereits 179 an der Zahl ‒ wieder aufgesucht
werden, um auch hier im Gelände die noch fehlenden Namenbelege einzubringen ‒ eine Aufgabe, die im wesentlichen durch
Herrn Sekundarlehrer Hans Würgler in den Jahren 1953‒1955, teilweise aber auch durch das Kantonale Vermessungsamt
im Zusammenhang mit Neuvermessungen durchgeführt wurde. Bei der sich über zwei Jahrzehnte hinziehenden vollständi-
gen Erhebung unserer Flurnamen im Gelände fanden wir in verschiedenen Studenten, die zu dem Ziel besonders ausgebildet
wurden, treffliche Helfer. Sie können hier nicht alle namentlich aufgeführt werden. Doch sind wir ihnen stets zu Dank
verpflichtet wie auch den zahlreichen bereitwilligen Gewährsleuten ‒ Bauern, Förstern, Lehrern, Gemeindeschreibern ‒,
die der Namenerkundung ihres Gebietes manche Stunde geopfert haben. Von allen tatkräftigen Helfern in dieser Erhe-
bungsetappe seien ausser dem stets unser Unternehmen fördernden Kantonsgeometer und Kommissionspräsidenten
A. Buess nur noch hervorgehoben Dr. Hans Wildbolz (1887‒1956), der als Kommissionsmitglied die Erhebungen des
Vermessungsamtes von 1943 bis zu seinem Hinschied 1956 gewissenhaft mitbetreut hat, und Dr. Rudolf Ramseyer, der
sich schon jahrelang als ausgezeichneter Explorator bewährt hatte und dann als Nachfolger von Dr. Wildbolz in die Kan-
tonale Nomenklaturkommission gewählt wurde.

Das Unternehmen der wissenschaftlichen Verarbeitung für ein künftiges Namenbuch, das unabhängig von den praktischen
Zwecken des Vermessungsamts, aber in guter Zusammenarbeit mit dieser Stelle vom Herausgeber P. Zinsli an der
Universität eingeleitet wurde, fand zuerst nur eine sehr bescheidene Unterkunft in einem Abstellraum des Hauptgebäudes
der Universität, konnte dann aber durch das Wohlwollen der Behörden in den mit dem Wegzug der Redaktion des Glossaire
des Patois de la Suisse Romande aus Bern freigewordenen Räumen am Falkenplatz 16II eine bleibende Stätte finden, wo es
noch heute untergebracht ist. Hier wurde nun die Anstellung einer zunächst vier Nachmittage für uns tätigen Sekretärin von
der Erziehungsdirektion bewilligt, die die handschriftlichen Geländeaufnahmen wie später die historischen Erhebungen
fortlaufend mit der Maschine abzuschreiben und einzuordnen hatte. Erkenntlich gedenken wir der Leistungen, die Frau
E. Grenacher an dieser Stelle zwischen den Jahren 1956 und 1967 für uns erbracht hat, aber auch der vielen Mühen, die die
damalige Dekanatssekretärin, Frl. S. Baudenbacher, durch Exzerpieren und Einordnen unserm Namenwerk geliehen hat.
Von grosser Bedeutung für die gut fortschreitende Geländeerhebung wurde es, dass wir auf dem Kantonalen Vermessungs-
amt in dem Beauftragten für Planbeschriftung, Moritz Schneider, einen verständnisvollen, äusserst gewissenhaften Helfer
hatten, der die Erhebungen jeweils einleitete, sie dann überprüfte und die Lokalisierung sorgfältig überwachte.





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Jede etymologisch deutende Namenforschung bedarf der historischen Dokumentation. Deshalb musste schon früh, parallel
zur Aufnahme im Gelände, auch die Erhebung der urkundlich überlieferten Namenquellen des Kantons Bern eingeleitet
werden. Sie wurde ermöglicht durch die finanzielle Hilfe des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissen-
schaftlichen Forschung, der uns für die erwähnten komplettierenden Nacherhebungen im Gelände bereits Mittel zur
Verfügung gestellt hatte. Die Arbeit im historischen Bereich wurde erleichtert durch den Umstand, dass für die frühe Zeit
bis zum Jahre 1390 die leicht erreichbaren, wohlgeordneten 10 Bände der «Fontes Rerum Bernensium», des bernischen
Quellenwerks, zur Verfügung standen. Für die spätere Zeit aber beherbergt allein das Staatsarchiv des Kantons Bern
ein fast uferloses Meer von Urkunden, Missiven, Manualen und Ämterbüchern, von denen die meisten auch eine Fülle
von Örtlichkeitsnamen enthalten. «Die reichen Bestände unseres Staatsarchivs», schrieb der langjährige Adjunkt E. Meyer,
ergäben, aneinandergereiht, «gegenwärtig eine Länge von ca. 10½ Kilometer» und bildeten «wohl das grösste kantonale
Staatsarchiv der Schweiz»6.

Da unsere Geldmittel von Anfang an knapp, die Zahl der Arbeitskräfte klein war, schliesslich aber auch die Zeit
vorbereitenden Sammelns notwendigerweise begrenzt blieb, mussten wir die historischen Aufnahmen zielbewusst ein-
schränken. Allein die volle Erfassung der Berner Urkunden vom Abschluss der «Fontes» 1390 bis zum Jahr 1500 hätte
mehrere Geschichtskundige viele Jahre lang beschäftigen müssen. Deshalb wurden aus dem Bestand der Originalüberliefe-
rung nur die für die Flurnamenforschung besonders ergiebigen und in Bern überaus zahlreich vorhandenen Urbare
herausgehoben und wegen der Fülle des Materials nur ein Teil von ihnen ausgewertet. Wenn nämlich in Zürich etwa 500
Urbare vorliegen, so besitzt das einst umfangreichere Bern bis in die Neuzeit deren 2000 (ungefähr 1700 Herrschafts- und ca.
450 Pfrundurbare). Es konnten deshalb nur die verhältnismässig noch wenig zahlreichen Güterverzeichnisse des 15. Jahr-
hunderts und anschliessend die rasch wachsende Zahl der in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstandenen ganz
durchgearbeitet werden. Mit dem Ende der Reformationszeit musste die urkundliche Erhebung abgebrochen werden. Die
Epoche des Glaubensumbruchs aber hat nochmals einen eigenen Bestand neuer namenreicher Urbare hervorgebracht, da
der bernische Staat damals den Besitz, den er durch die Säkularisation gewonnen hatte, genau feststellen und aufzeichnen
liess.

Jeder Einschnitt in den Strom der Überlieferung wie jede Auswahl der Dokumente muss freilich unbefriedigend bleiben,
auch wenn sich der Namenkundler damit trösten kann, dass die spätern Aufzeichnungen nach Beginn des 16. Jahrhunderts,
meist sogar schon etwas ältere, für die Etymologie kaum mehr viel Erhellendes herzugeben vermögen. Freilich könnte die
ganze historisch belegte Fülle des Berner Namengutes erst bei vollständiger Erfassung auch des neuzeitlichen, die Namen
dokumentierenden Schrifttums gehortet werden. Wenn nämlich die spätern Aufzeichnungen, namentlich die Güterver-
zeichnisse, im allgemeinen auch einfach das ältere Namengut, und dazu häufig in orthographischer Entstellung, reproduzie-
ren, so finden sich doch auch in diesen Dokumenten immer wieder neue oder bisher nicht erfasste Flurbenennungen.

Bedauerlich musste die grundsätzliche Begrenzung auf die Mitte des 16. Jahrhunderts aber für uns vor allem deshalb bleiben,
weil einige Gebiete des Kantons Bern, besonders die gebirgigen, erst spät mit einer grössern Zahl von bodenverwachsenen
Namen auf Güterverzeichnissen erscheinen; etwa das Haslital kann erst in Urbaren des 18. Jahrhunderts eingehender erfasst
werden.

Um solche Spätdokumentation doch noch einzubeziehen und um die Lücke ein wenig aufzufüllen, die sich durch die
Beschränkung auf die Urbarüberlieferung und damit durch die nur zufällige Berücksichtigung des übrigen handschrift-
lichen Urkundenbestandes für die Zeit nach 1390 (Schluss der «Fontes») ergeben musste, wurden dann doch aus andern,
bis in die frühe Neuzeit hineinreichenden und gut zugänglichen gedruckten Dokumentenwerken, besonders aus den
«Rechtsquellen des Kantons Bern», noch viele einschlägige Namenbelege gewonnen und verzettelt. Von Dr. h. c. Rob.
Marti-Wehren († 1970) sind uns während der langen Jahre seines unermüdlichen Aktenstudiums im Staatsarchiv immer
wieder ganze Bündel teilweise doch noch wichtiger «Spätbelege» vom 17. Jahrhundert an aufwärts zugekommen, die der
verdiente Volkskundler gleichsam als Hobelspäne in seiner kulturgeschichtlichen Werkstätte für uns zusammengelesen hat.
Ihm wie auch den damals jungen Historikern Dr. Beat Junker (tätig 1955/56), dem leider jung verstorbenen Rud. Maurer
(† 1956), ferner Dr. Fred Haenssler (tätig 1956/57), Herr Zoltan Janosa (tätig 1958‒1960), aber auch Frau Stella
Lederer (tätig 1957‒1966) sind wir für ihre Auszüge aus handgeschriebenen Urbaren und gedruckten Werken sehr zu Dank
verpflichtet.

Im Jahre 1963, zwei Jahrzehnte nach ihrem Beginn, war die Sammelarbeit im wesentlichen abgeschlossen: die Örtlichkeits-
namen der 363 deutschsprachigen Gemeinden des Kantons Bern, bzw. die 347 Orte des alten Kantonsteils ohne die von uns
nicht mehr berücksichtigten 16 jurassischen Gemeinden mit deutscher Sprache (vgl. Anm. 1), waren im Felde erhoben, und
die geschichtlichen Quellen waren, soweit geplant, wenn auch ‒ wie sich bald zeigte ‒ nicht lückenlos erschlossen. In diesem
Jahr 1963 konnte Dr. Rud. Ramseyer für eine Oberassistent-Lektor-Stelle an der Universität gewonnen und dabei halbtägig
als Mitarbeiter an die Ortsnamensammlung verpflichtet werden. Der neue, durch seine langjährige Tätigkeit als Explorator



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und danach als Mitglied der Kantonalen Nomenklaturkommission in unsere Materie schon trefflich eingearbeitete Helfer
sandte nun im Jahr 1964 die vollständigen Namenlisten der einzelnen Gemeinden, die jeweilen in besondern Sitzungen von
Kommissionsdelegierten und örtlichen Behörden für die offizielle Schreibform festgelegt worden waren, zur nochmaligen
Überprüfung und allfälligen Ergänzungen an kenntnisreiche Gewährsleute im ganzen Kantonsbereich. Ihre Antworten
erbrachten wieder wertvolle zusätzliche Belege und auch mundartliche Aufschlüsse. Doch zeigte sich nun auch die
Notwendigkeit, das aus gedruckten, meist ältern Quellen erhobene historische Material für die sprachwissenschaftliche
Bearbeitung teilweise noch genauer auf die originale Schreibform und die richtige Lesung hin abzusichern und dazu auch
das zu erfassen, was seit Erscheinen dieser Publikationen an Frühüberlieferungen noch hinzugekommen war. Herr
Bibliothekdirektor Dr. Hans Michel, weiland Adjunkt am Staatsarchiv Bern, übernahm freundlicherweise 1966/67 die
Aufgabe, auch unserer Sammlung den ältesten Bestand in den handschriftlichen Nachträgen der «Fontes Rerum
Bernensium» wie in weitern Quellen im Zeitraum von 1014 bis 1390 mit zusätzlichen Ergänzungen aus der Zeit von 1479 bis
etwa 1510 zu beschaffen, aber auch Probleme der genauern Lesung und der Lokalisierung mancher alter Belege zu lösen.
Auszüge aus weitern Dokumentenbänden und aus Quellenwerken und Karten der Rand- und Nachbargebiete vermittelte
uns die seit 1964 in besonderm Auftrag, seit 1967 als neue Sekretärin in gewissenhafter Arbeit wirkende Frl. Ruth Klopfer,
seit 1974 nicht minder einsatzbereit Frau E. Schorno. Ihnen wie auch cand. phil. Chr. Hostettler, der uns seit 1964 seine
Hilfe als Assistent geliehen hat und u. a. eine ansehnliche Zahl bisher noch unbeachteter Urbare des Staatsarchivs auf
Flurnamen hin erarbeitete, gilt unsere aufrichtige Erkenntlichkeit. Grossen Dank schulden wir aber auch dem Schweizeri-
schen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, ohne dessen wiederholte finanzielle Hilfe
der Bestand unseres historischen Beleggutes, das nun in unserer Kartothek das «lebendige», noch im Gelände verhaftete an
Zahl der Zettel weit übertrifft, nicht zusammengekommen wäre. Allein durch Zusammenarbeit mit dem Kantonalen
Vermessungsamt Bern und mit dessen Unterstützung ist, wie erwähnt, auch die Erhebung im Gelände und die volle
Hortung der noch bodenständigen Namen zustande gekommen.

Mit dem vorläufigen Abschluss der eigentlichen Sammelarbeit im Jahre 1963 begann bereits die Auswertung der gehorteten
Materialien und die Vorbereitung eines Manuskripts zum Ortsnamenbuch. Allerdings stellten sich uns sogleich vielfältige
und schwierige Fragen zur Auswahl der Belege, zur Einordnung der Etyma und zum Aufbau der einzelnen Artikel. Wir
suchten im eigenständigen bernischen Stoff einen eigenen Weg, erstellten Probefassungen und unterbreiteten diese,
vervielfältigt, befreundeten Fachleuten zur Kritik und zu weiterer Beratung. Ihre Antworten nützend, haben wir dann die
endgültige Fassung festgelegt (s. folgenden Abschnitt) und mit der Darstellung unseres Materials in einer geeigneten
alphabetischen Folge begonnen.

Es zeigte sich freilich bald, dass bei dem gewaltigen Schatz des in unserer Kartothek bereitliegenden Namengutes (es mögen
gegen 500 000 Zettel mit etwa 5000 Etym sein), bei der Kompliziertheit immer neu sich erhebender Fragen wie bei der
Notwendigkeit, doch stets von neuem auch auf spätere Originaltexte im Staatsarchiv zurückzugreifen, noch weitere
Dokumente zu exzerpieren oder Rückfragen bei Gewährsleuten zu tätigen, die Kraft der beiden durch ihr Lehramt
belasteten Bearbeiter für einen einigermassen befriedigend raschen Fortgang des Unternehmens nicht ausreichte. So war es
ein Glücksfall, dass im Frühling 1969 Dr. Peter Glatthard mit der Übernahme eines weitern Oberassistenten-Lektorats
an der Universität auch halbtägig als zweiter Mitarbeiter des Herausgebers gewonnen werden konnte, und damit wurde eine
erfreuliche Weiterentwicklung unseres Namenwerks gesichert. Die einzelnen Artikel erwachsen durch Zusammenarbeit.
Während die beiden Mitarbeiter im vorliegenden Teil nach vorangehender Konsultation den materiellen Aufbau aus dem
Zettelbestand besorgten, lag der Beitrag des Herausgebers vorwiegend in der koordinierenden Leitung, der Verantwortung
für die etymologische Deutung, ferner im Führen der administrativen Angelegenheiten. Das Druckmanuskript wurde von
jedem nochmals gelesen und gemeinsam beraten.

Im Laufe der Kartierung, besonders aber bei der gestaltenden Darstellung, zeigte es sich, dass ein bedeutender Teil unserer
Örtlichkeitsnamen mit einem Personennamen gebildet ist und oft nur bei Kenntnis der altbezeugten Vor- und Sippennamen
sicher erhellt werden kann. Leider war es uns unter den geschilderten Umständen nicht von Anfang an möglich, auch eine
gleichzeitige Erhebung des bernischen Personennamenbestandes aus Urbaren und andern Dokumenten durchzuführen,
sosehr das den Verfasser unter dem Vorbild der rätischen Pionierarbeit von R. v. Planta gelockt hätte. Aber im Laufe der
Sammeltätigkeit haben wir doch auch jene Sippennamen aufzuzeichnen begonnen, die mit Örtlichkeiten zusammenhängen
(Herkunfts- und Insassennamen), und wir haben dieser zweiten Benennungsart überhaupt mehr Aufmerksamkeit zu-
gewandt. Dies nicht zuletzt, weil der Plan besteht, das bernische Ortsnamenbuch später einmal durch ein Werk über die
einheimischen Personennamen zu ergänzen. Im Hinblick auf diese künftige Zielsetzung, aber auch weil wir inzwischen
einen materiellen Überblick über weitere landschaftliche Bereiche jenseits der Kantonsgrenzen gewonnen hatten und weil
der Herausgeber bereits eine gesonderte Sammlung der deutschen Orts- und Flurnamen in den sog. ennetbirgischen
Walserkolonien mit Hilfe der «Stiftung zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung an der Universität Bern»



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aufgebaut hatte und diese zu Vergleichen und für übergreifende Streuungspläne zur Verfügung stellen konnte, haben wir
unser wissenschaftliches Unternehmen am Falkenplatz im Jahr 1964 umbenannt in «Forschungsstelle für Namenkunde der
westlichen deutschen Schweiz und Ortsnamensammlung des Kantons Bern». Im erweiterten Rahmen sind schon einige
namenkundliche Arbeiten von Paul Zinsli und von Studierenden unter seiner Leitung erwachsen, die auch bereits als
Grundlagen des geplanten zweiten auswertenden Bandes betrachtet werden können. Eigentliches Zentrum unserer
Forschungsstelle bleibt denn auch für die nächste Zukunft das Orts- und Flurnamenbuch des Kantons Bern [ONB].

In der Phase der Publikationsvorbereitung erwies sich für das Redaktionskollegium von drei Germanisten immer
dringlicher die Notwendigkeit, für die Erhellung undurchsichtiger Belege, die möglicherweise auf vordeutsche Siedler
zurückgeführt werden könnten, einen romanistischen, vor allem des Frankoprovenzalischen kundigen Fachmann zu Rate
zu ziehen. Wieder ermöglichte uns die finanzielle Hilfe des Schweizerischen Nationalfonds wertvolle romanistische Aus-
künfte, unter anderen von Dr. F. Gysling und ‒ seit Herbst 1972 ‒ von verschiedenen Redaktoren des ‹Glossaire des
Patois de la Suisse romande›. Die etymologischen Bemerkungen der einzelnen romanistischen Beiträger werden in Klam-
mer mit deren Initialen gekennzeichnet: z. B. Dr. P. Knecht (K.), Dr. W. Müller (M.), Dr. H. R. Nüesch (HN).

Und schliesslich sagten uns ihre wertvolle Unterstützung zu die Herren Professoren S. Heinimann, Bern, E. Walder, Bern,
R. Ris, Bern und Ed. Studer, Freiburg i. Ue., indem sie sich dem befreundeten Leiter und Herausgeber für eine Patronats-
kommission zur Verfügung stellten, die das Werk fördern helfen will und allenfalls für die Kontinuität des Begonnenen
sorgen würde.

Sowohl den romanistischen Helfern wie diesen Mitgliedern des Kuratoriums sei hier schon ausdrücklich Dank gesagt.


3. Verfahren bei Erhebung und Einordnung

Schon zu Beginn der Kommissionsarbeit für das Vermessungswerk im Jahre 1943, als es noch allein um praktische Ziele der
sach- und zeitgemässen Kartenbeschriftung ging, war es den beiden sprachwissenschaftlichen Mitgliedern, Prof. H. Baum-
gartner und dem derzeitigen Herausgeber, klar, dass die Grundlage aller Normierung nur eine unmittelbare Aufnahme im
Gelände mit lautgetreuer Wiedergabe der lokalen Sprechform sein könne. Im Gegensatz zu andern Kantonen haben wir
schon die ersten uns zur Bearbeitung unterbreiteten Namenlisten im Felde bei den Anwohnern abgefragt und die Antworten
phonetisch notiert ‒ damals in der Kriegs- und Nachkriegszeit noch oft auf weiten Wanderungen zu Fuss und mit dem Velo.
In Sitzungen wurden unmittelbar danach die Schreibformen für das Kantonale Vermessungsamt und die Landestopogra-
phie festgelegt. Über dies schwierige Verfahren ist hier nicht zu berichten: das Abwägen des Zulässigen und Richtigen lag
zuerst ganz in der Verantwortung der Kommissionen, wurde dann aber durch die eidgenössischen «Weisungen für die
Erhebung und Schreibweise der Lokalnamen bei Grundbuchvermessungen in der deutschsprachigen Schweiz» vom
27. Oktober 1948 und die von der Berner Kommission zusätzlich ausgearbeiteten «Vorschriften über die Erhebung und
Schreibweise der Lokalnamen im Kanton Bern (deutsches Sprachgebiet)» vom 13. Oktober 1950 in bestimmtere Bahnen
gelenkt. Als dann auch der wissenschaftliche Plan einer möglichst umfassenden Sammlung für ein bernisches Ortsnamen-
buch gefasst wurde, stand bei uns fest, dass für ein solches Unternehmen mit dem Anspruch auf Vollständigkeit des
Namenguts weiterhin nur die direkte Erhebung der bodenständigen, unfrisierten Lautungen aus dem Munde der besten
Gewährsleute im Felde in Frage komme, nicht das leichtere, aber allzu vielen Fehlmöglichkeiten ausgesetzte Korrespon-
denzverfahren.

Es zeigte sich jedoch, dass die Aufgabe solcher Gesamtaufnahmen in allen Gemeinden des deutschen Kantonsteils die
begrenzte Arbeitskraft der beiden damaligen sprachwissenschaftlichen Kommissionsmitglieder überstieg. Wir mussten
deshalb dazu übergehen, zusätzliche Exploratoren anzuwerben und auszubilden, die nun im Auftrag der Kommission das
«Rohmaterial» im Gelände zu erfassen und mit uns einzuheimsen hatten. Diese Helfer fanden sich durchwegs unter den
ehemaligen Studenten des Leiters der Ortsnamensammlung. Um aber das Sammelgut möglichst exakt und systematisch mit
allen zur Deutung nötigen Auskünften erhalten zu können, arbeiteten wir sogleich eigene Aufnahmezettel mit vorgedruck-
ten Rubriken aus. Diese Listen wurden in Blöcke geheftet und waren stets im Durchschlagdoppel für die beiden Fachberater
in der Kommission zu beschriften. Sie mussten ausser der phonetischen Erhebung auch die genauere Lokalisierung, wenn
möglich mit der Geländebeschreibung und allfälligen Angaben der Gewährsleute, Namen und Alter dieser Helfer, ferner
das Aufnahmedatum wie das Datum der später anschliessenden, oft Ergänzungen und Berichtigungen zeitigenden
Gemeindebesprechung enthalten. Für die Transkription der Felderhebungen wählten wir grundsätzlich das von R. Hotzen-
köcherle ausgearbeitete phonetische Zeichensystem des Sprachatlasses der deutschen Schweiz7, freilich mit Vereinfachun-
gen, die nur den besondern Sprachklang des Berndeutschen zu erfassen haben8. Doch auch so konnte man, bei der
wechselnden Zahl nicht gleichmässig und nicht lange genug geschulter Studenten, keineswegs eine in den Feinheiten so



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gesicherte lautliche Wiedergabe erwarten, wie sie den vier Exploratoren des Sprachatlasses möglich war. Aber solche letzte
Genauigkeit schien uns für die Ziele einer nicht vornehmlich lautgeographisch eingestellten Ortsnamensammlung auch
nicht nötig. Die Ergebnisse erwiesen sich denn auch als durchaus genügend für unsere endgültige Schreibweise mundart-
licher Sprechformen und im allgemeinen als exakt genug für die etymologische Deutung.

Das Verfahren für die Aufnahmen zuhanden des Kantonalen Vermessungsamtes bestimmte, dass alle in der Kommission
zum praktischen Kartengebrauch normierten Namen jeweils der zuständigen Gemeindebehörde unterbreitet werden
mussten und auf einer besondern Gemeindebesprechung noch zu verifizieren waren. Bei dieser Gelegenheit liessen sich ‒ wie
erwähnt ‒ auch manche für die wissenschaftliche Bearbeitung noch hängige Fragen, ferner phonetische Unsicherheiten, mit
den einheimischen Gewährsleuten endgültig klären. Alles so im Gelände mit Hilfe des Kantonalen Vermessungsamtes
erhobene Namengut gelangte nun in der phonetisch transkribierten Rohform zur weitern Auswertung in unsere Ortsna-
mensammlung, wo ein nach besondern Grundsätzen systematisierter Katalog aufgebaut wurde. Unsere Sekretärin (und
zeitweise andere Hilfskräfte) schrieben die handschriftlichen Feldaufnahmen mit einer auf unser phonetisches Zeichensy-
stem umgearbeiteten Schreibmaschine auf normierte Zettel mit einem, bzw. mit zwei Durchschlägen ab. Der weisse
Originalzettel wurde der für das gesamte Namengut alphabetisch angeordneten Kartothek I mit den noch «lebendigen»,
im Gelände erhobenen Namen eingefügt, der rote Durchschlagzettel für eine gesonderte gemeindeweise Anordnung dieses
«lebendigen» Namengutes verwendet, wobei das Material jeder einzelnen Gemeinde in sich wieder in alphabetischer Folge
gesichtet wurde.

Eine entsprechende Kartothek II stellten wir mit dem aus historischen Quellen erhobenen Beleggut her: auf grauen Zetteln
wurden diese Dokumentenbelege insgesamt in eine alphabetische Reihenfolge gebracht, während in ockergelber Farbe eine
gemeindeweise historische Kartei errichtet wurde. Für beide Abteilungen unserer Sammlung wurden aber auch Zettel mit
den zweiten Namengliedern auf weitern Durchschlägen ausgezogen, und eine allerdings noch unvollständig gebliebene
Zusammenstellung der Suffixe wurde in Angriff genommen.

Bei der Verarbeitung zu einem Namenbuchmanuskript müssen die beiden zunächst gesonderten Zettelkästen, Kartothek I
(die im Gelände phonetisch erhobenen Materialien) und Kartothek II (das historisch überlieferte Beleggut) fortlaufend
zusammengezogen werden. Das bringt eine nachträgliche Arbeit der Identifizierung und Lokalisierung, die nicht zum
vornherein schon geleistet werden konnte.

Damit erwächst aber schliesslich eine neugeordnete einheitliche Kartothek, in der die «lebendigen» Örtlichkeitsnamen
zusammen mit ihren urkundlichen Belegen nach alphabetischer Ordnung zu finden sein werden.

Der Bestand einer solchen, dauernd der Ergänzung offenen Kartei, die alle Belege, auch die schliesslich ins gedruckte
Ortsnamenbuch nicht aufgenommenen, enthält, stellt bereits ein geschlossenes wissenschaftliches Instrumentarium dar, das
auch nach Abschluss des Namenbuchs der weitern Forschung, vor allem lokalen Monographien, zur Verfügung stehen
soll9.

Es war für unsere toponomastische Bearbeitung ein Glücksfall, dass uns zur Ergänzung unserer nun aufgebauten Berner
Ortsnamenkartothek von der Eidgenössischen Landestopographie (durch Entgegenkommen des damaligen Direktors
Prof. Bertschmann) als langfristiges Depositum in unsern Räumen auch die gesamtschweizerische, auf den Blättern des
Siegfried-Atlasses basierende Kartothek zugesprochen wurde, die seinerzeit von Johannes Hubschmid im beamteten
Auftrag des Eidgenössischen Kartographieinstituts ausgebaut worden war. Sie enthält nicht nur ein gesamtschweizerisches
Vergleichsmaterial, sondern auch die für die Lokalisierung wichtigen Koordinatenangaben und für viele Etyma dazu noch
Verweise auf die Deutungen in der Fachliteratur bis zum Jahre 1946. Um diese bei uns aufbewahrte Namensammlung nicht
veralten zu lassen und für unsere Aufarbeitung auch die in neuster Zeit veröffentlichten Etymologien bereitzustellen,
konnten wir seinerzeit mit Hilfe der damaligen Lektorin Frl. Dr. B. Berger noch die toponomastische Literatur zu den
Schweizer Ortsnamen zwischen 1946 und 1957 in einem gesonderten Zettelkasten verfügbar machen. Die Weiterführung ist
für die Jahre 1966/67 von Herrn cand. phil Chr. Hostettler geleistet worden; ab 1967 wird diese Aufgabe von Frau
A. Bulicek gewissenhaft betreut.


4. Aufbau des vorliegenden Bandes

Bei der grossen Fülle des gehorteten Materials stellten sich für die Anlage unseres ersten Bandes, der zusammen mit der
heutigen Sprechform und mit dem historischen Beleggut auch die möglichen Deutungen vermitteln soll, verschiedene
gewichtige Fragen. Denn wenn auch jedes neue wissenschaftliche Lexikon auf den Leistungen und Erfahrungen seiner
Vorgänger weiterbauen kann ‒ für die schweizerische Ortsnamenforschung liegt im abgeschlossenen ‹Rätischen Namen-
buch› ein bedeutsames Leitbild vor ‒, so hat doch auch jede andersartige Natur- und Sprachlandschaft ihre eigenen
Probleme, die es nun im Hinblick auf das besondere Namengut des Kantons Bern zu lösen galt. Zum vorneherein stand fest,



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ORTSNAMENBUCH DES KANTONS BERN I/1
Nachträge und Errata

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7* 48 Gemeindenamen und Gemeindeterritorien basieren auf dem Stand von 1963, d. h. spätere Eingemeindungen und
22*‒29* Verselbständigungen konnten nicht mehr berücksichtigt werden.
14* 31 Alphabetische Abfolge nach dem Grundwort.
18* 16 , Bern 1977.
19* 16 die Angabe von Durheim 1838, …
30* Amsoldingen Amsold. Thun III 116
streichen: Nieder-/Oberwangen
31* einschieben nach Etzelkofen: Evilard s. Leubringen
34* einfügen nach Nieder-/Oberscherli: Nieder-/Oberwangen Ndwang./Obwang.
einschieben nach Lenk: Leubringen/Evilard Leub. Biel I 7
36* Reichenbach im Kandertal Reich.
Kiental Kient.
Scharnachtal Scharn.
5. Amt Wangen
43* U 77a Urbar Schloss Bipp 1573/74
46* 1. Mannlehen-Urbare
U 167 Oberländische Mannlehen ‹Hinleichungen› (Nr. 1) 1497‒1521
Oberländische Mannlehen ‹Hinleichungen› (Nr. 6) 1524‒1593
U 168 Oberländische Mannlehen ‹Hinleichungen› (Nr. 2) um 1540
47* V 2 Extenta terrarum et reddituum castri Vanelli (Zwahlen und Chapuisat) 1324
48* K 9a Die Lausanner Kirchenvisitation von 1416/17; Archiv d. Hist. Ver. d. Kts. Bern, Bd. XVI,
Bern 1902
1416/17

a) Lexika und Grammatiken

Bair. Wb. J. A. Schmeller und G. K. Frommann, Bayerisches Wörterbuch, 2 Bde., München 1872. 1877


Els. Wb. Ernst Martin und Hans Lienhart, Wörterbuch der elsässischen Mundarten, 2 Bde., Strassburg
1899. 1907

Schwäb. Wb. Hermann Fischer, Schwäbisches Wörterbuch, zu Ende geführt von Wilhelm Pfleiderer, Tübin-
gen 1904‒1936

Vorarlb. Wb. Leo Jutz, Vorarlbergisches Wörterbuch mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein, Wien
1960. 1965

b) Zeitschriften und Reihenwerke

ZFM Zeitschrift für Mundartforschung, Bd. 11‒35, Halle/Wiesbaden 1935 bis 1968

SAVk Schweizerisches Archiv für Volkskunde, Zürich 1897ff.


VR Vox Romanica, Annales Helvetici explorandis linguis Romanicis destinati, Zürich/Bern
1936ff.

ZDL Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik, Bd. 36ff., Wiesbaden 1969ff.

SOH Studia Onomastica Helvetica, hg. von Stefan Sonderegger, Arbon 1983ff.

SDS Sprachatlas der deutschen Schweiz, hg. von Rudolf Hotzenköcherle, Bern 1962ff.


ASV Atlas der schweizerischen Volkskunde, begründet von Paul Geiger und Richard Weiss, Basel
1950ff.




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49* c) Einzelpublikationen

Bu Fritz Burkhalter, Die Orts- und Flurnamen der Gemeinde Belp, Belp 1968

Glatthard, Aare/Saane Peter Glatthard, Ortsnamen zwischen Aare und Saane, Bern 1977

Glatthard, Oberhasli Peter Glatthard, Dialektologisch-volkskundliche Probleme im Oberhasli, Bern 1981

We Berchtold Weber, Historisch-topographisches Lexikon der Stadt Bern, Bern 1976


Zinsli, Ortsnamen Paul Zinsli, Ortsnamen, Strukturen und Schichten in den Siedlungs- und Flurnamen der deut-
schen Schweiz, Frauenfeld 19752

Zinsli, Walser Volkstum Paul Zinsli, Walser Volkstum in der Schweiz, in Vorarlberg, Liechtenstein und Piemont,
Frauenfeld 19764, 19865

Zinsli, Südwalser Paul Zinsli, Südwalser Namengut, Die deutschen Orts- und Flurnamen der ennetbirgischen
Walsersiedlungen in Bosco-Gurin und im Piemont, Bern 1984

Dokumentation und

Deutung


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6 Acher 46 Ahd. ahhar(Id. I, 66). -Umgepflügtes und besätes Land …
9 Adelswil † 7 Balzenwil AG (nicht LU)
8 …ze Adelswil 1212 (nicht 1201)
11 Balzenwil AG (nicht LU)
12 Ahorn 5 Der Beleg von 1569U72 Erisw. ist örtlich identisch mit den Belegen von Sum.
6/7 (die) alp so mann nempt die Hornernn oder zum ach Hornnen 1519Uk2, Jttem von Hornneren
ij lib. (Zins) 1530U69 II Trachsw.;
13 Alamann- 1 Ultra unum … fluminum que finem facit contra Alamannos 1115Zw,
20 Almis 2 Almiszacher 1542U104 III Boll. gehört zu Allmend.
23 Alpigle(n) 14 u᪷nnəraupi᪷glə (Wei.) III Rüsch.
27 nach Amerzen
Aamilch s. Maa(n)
30 Amzenwil † 5 vgl. Fm. I,97 und Amerzen.
31 Andachs † 1 (die deutsche Übersetzung aus dem Kloster Interlaken sollte durch das Original aus den FRB
ersetzt werden):
possessiones … supra montem Wengen in parrochia ecclesie de Steige sitas … in Alpe Wiske
(heute wikxi, wiksi s. d.) et prato, quantum sex viri uno die metere possunt, in loco qui An-
dachs nominatur … 1291/92 V Ltbr. Weng.
32 Andreas 1 zum Wilden Andres IV Wimm./Reich.
Alter, heute vergessener Name der Niesenspitze. Man findet ihn unter andrem in der Be-
schreibung des Niesens durch Benedikt Aretius, 1557, und in der Korrespondenz Albrecht
von Hallers. (GLS VI, Suppl. 923).
35 Ant- 2 II: iij pletz heissent die anpthoͤupter 1531U97, ann den Anthoͤuptern ein bletz 1535U101 II
Mattst.
39 Aarberg 1 arbē᪸rg (Gde., Städtchen)
40 39 Etymologie: … Theodora Geiger … in BzN 1965 S. 125,
55 Äbnit 13 B)a)
56 Ebtschi- 1 1423UBS
58 Ägerten e᪸gərtə, (wo?) ts~, (wohin?) u᪷f~ (Dorf, Gemeinde), (hieher?) Rodulfus de Egedun et Borcar-
dus frater eius 1214, ze Studon, ze Egerdon, ze Jensse 1335, ze Egerdon im dorfe 1347, in terri-
toriis villarum de Stûdon et de Êgerdon 1347, in territorio ville de Egerdon 1350, in territoriis
villarum de Studon et de Egerdon 1353, die halbe schup#;oossa in der dorfmarch ze Egerdon, die
da buwet Jenni Motzo von Egerdon 1384, ze Egerdon 1425U78, zuͦ Egerden 1435U78, j juchert zuͦ
egerden 1474U30, um 1531U34, die almend von Egertten um 1531U34, gelegen zuͦ age#;ertten
um 1531U34, die von ägerden 1538U36 (Nachtrag 1551) I AEG.
e᪸gərtə- ~mōs (K),  ~waud (Burgerwald) I AEG.
61 Ägerten 45 Schwäb. Wb. II, 540;
65 Egli I 3 eglisbụ̈̄əu, Eggliszbuͤll 1531U136, Egglisbühl 1838D III Langn.;
71 Eigen 3 I: vinetam in Wingrebs vulgo dictum daz Heigen 1349N Twann;
79 Elsige 2 daz wild Elsigki(n) 1419Ch4 IV Kanderst.
79 Emberg 1 area sita in loco dicto uffem Emberge in parrochia ecclesie de Steffansburg 1333,




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Sp. 3


84 Änger/Inger 1 ½ mans mad am jnger 1437U56 II Bätterk.;
7 i᪷ŋərmat, ij meder heist die Jnngerin, die Jngeren i mad lit vnden im bru̍el 1528U2 I Schüpf.;
88 Änz-/Enz- 22 , ein matten Jm H%"etzaried genant um 1530U142, ein matten inn Ehrlen, Hentzenried, stosst …
an Hanss Wydemans Henzenriedguͦt 1643UT III Steff.;
89 Epinette 1 (K), champ Lepinat 1699S, Champ de l'Epenetaz 1721S,
92 Ergg I 1 in dər é᪸rkəɫən, obri/u᪷ndri ē᪸rkəɫən (Alpteil der Chüemad, ds ē᪸rkələmband (Felsband), d ē᪸rkə-
ɫəflüə
(Felsband), ē᪸rkəɫəngo᪷lətən (Steinrutschgebiet) V Brienz.
98 Esch-/Asch-/Ösch- 15 ; Escherhorn V Gutt.
Oeschenbach 1 öššəbax (Dorf, Gde., Bach)
99 Oeschenbach 1/2 Im aͤschebach 1533U77 streichen, da der Beleg nicht hieher gehört.
Aeschiried e᪸šširiəd (Weiler), unser guͦt … uffen Riet in der kilcheri ze Esche 1342, untz uff ried
1488‒1514U166, vff ried 1525U90, 1530U95, 1538U148, uf Ried zu Aeschi 1578/79A, an Ried
1617/18A, 1794A, Ried zu Aeschi 1800A, Aesche-Ried 1838D IV Aeschi.
101 Eschwil 1 Neben Eschwil gilt jetzt als amtliche Form Entschwil (Ortsverzeichnis 1977).
102 neuer Artikel 31 Ätzkofen
(nach Artikel
Etzelkofen)
s. atz-/ätz- Spalte 48.
104 Ewigschnee- 2 V Gutt./Innertk. (nicht V Meir.).
106 Fad 16 Chrumefadeflue nach Paul Schmid, Hünibach (brieflich an PZ 15. März 1977) eher zu
Fade(n) als zu Fad: die Gratlinie der Fluh erinnere an einen Faden; die Runsen von den
Gratsenken herunter erlauben keinen Fad.
107 Vagant- 3 ; fagantəwaud (offizieller Name des Waldes: Hasliwald) III Oppl./Brenzk.
110 Fall 3f. Hieher?: bu᪷m- (< boum-) III Gugg.
116 Fang 16 im lō᪷faŋ, in Lochwang 1518Rq1 IV Bolt.;
119 Farb 2 III: 1
3 III: Worb;
Farn 35 Ahd. faram m., mhd. varm, varn m.
128 Fenster 2 ; tīfəlspfêištərli (Bergmad) V NdriedbI.
129 neuer Artikel 35 verheit
(vor Artikel Färich) bi᪷ dər fərhəitə fluə, di fərhe᪷iti fluə (Felsabbruch im Wald, Nagelfluh) III Steff.
Schwzd. verhī(j)e, -ei- ‹(zer)brechen› (Id. II, 1102).
135 vier 12 Ein Manwerch, die geuirtte matt genempt, an der Breÿtten 1573/74U77a II Attisw.; zwoͤyen
Manwerch die geuiertte matten Jm Moosz 1573/74U77a II Wiedl.
147 Fleisch 2f. streichen: ein klein stück heiszt das fleisch stück 1530U42 II Lotzw. (der Beleg gehört in die So-
lothurner Pfrund Aetingen).
149 Flückigen 1 Chuͦnrat von Flukingen 1328,
161 Frau 24 streichen: frọuəxu᪷əbö᪷dəli IV Zweis.; (der richtige Name «pfaffəxu᪷ttəbö᪷dəli» wird unter P- er-
scheinen.
41f. streichen: unser frouwen stücklin 1530U42 II Lotzw. (ein Beleg der Solothurner Pfrund Eger-
kingen).
173 Fuess 4 i hefuəss (-; Alp), Hennenfuz 1233, Hehfuss 1845D IV ObwiliS.;
Fuchsenried fuxsəriəd (Wald), fuxsəriədaxxər (Heimet) III Mühleb.