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ORTSNAMENBUCH
DES KANTONS BERN

[ALTER KANTONSTEIL]
BEGRÜNDET VON PAUL ZINSLI
I
DOKUMENTATION UND DEUTUNG
HERAUSGEGEBEN VON
PAUL ZINSLI UND PETER GLATTHARD
IN ZUSAMMENARBEIT MIT
RUDOLF J. RAMSEYER, NIKLAUS BIGLER
UND ERICH BLATTER
ZWEITER TEIL: G‒K/CH
FRANCKE VERLAG BERN




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Publiziert mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds
zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen
Bibliothek


Zinsli, Paul

Ortsnamenbuch des Kantons Bern: (alter
Kantonsteil) / begr. von Paul Zinsli. ‒ Bern:
Francke

NE: HST

1. Dokumentation und Deutung /
hrsg. von Paul Zinsli u. Peter Glatthard

Teil 2. G‒K / CH. ‒ 1987.

ISBN 3-317-01630-2


#(C)
A. Francke AG Verlag Bern, 1987
Alle Rechte vorbehalten
Gesamtherstellung: Stämpfli+Cie AG, Bern
Printed in Switzerland




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S. 5*


INHALT

Vorwort

6*

Einleitung

7*

Formale Darstellungsprinzipien

8*

Reliefkarte des Kantons Bern

11*

Geographische Sektorenkarten

12*

Gemeindeverzeichnis

20*

Quellennachweise

31*

Urbare

31*

Urkunden, Chroniken, kirchliche Dokumente

37*

Sekundärliteratur

38*

Sachglossar

42*

Abkürzungen

44*

Signaturen

44*

Dokumentation

G

1

H

171

I

339

J

361

K/Ch

389



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S. 6*


VORWORT

Der vorliegende Band des Ortsnamenbuchs des Kantons Bern (ONB I/2) umfasst ‒ im Anschluss an den ersten, 1976 er-
schienenen ‒ die Namen mit den Anfangsbuchstaben G- bis K-/Ch-, reicht darin also von Gab-/Gäb- bis Chutz.


Die knappe Einleitung und die formalen Darstellungsprinzipien vermitteln dem Benützer ‒ Entscheidendes aus ONB
I/1 aufgreifend und leicht erweiternd ‒ eine Übersicht über die Grundsätze der Anlage des Ortsnamenbuchs. Ferner
enthält es ein Sachglossar zur Erklärung der Bedeutungsangaben wie Heimet, Wintergut, Heumahd u. ä. Auf Wunsch
auswärtiger Leser wurde dem Werk eine farbige Reliefkarte des Kantons Bern beigegeben, die die geographische
Orientierung erleichtert und die topographischen Höhenverhältnisse veranschaulicht.


Als Redaktoren an der Forschungsstelle für Namenkunde wirkten zwischen 1976 und 1986: Prof. Dr. Paul Zinsli;
Prof. Dr. Peter Glatthard; Prof. Dr. Rudolf J. Ramseyer; Dr. Niklaus Bigler und lic. phil. Erich Blatter.

Innerhalb dieser Spanne ergaben sich folgende Mutationen:


1978 trat em. o. Prof. Dr. P. Zinsli als Direktor der Forschungsstelle zurück. Im Einverständnis mit seinem Nachfolger
arbeitete er jedoch bis zum Frühjahr 1983 als mitverantwortlicher Herausgeber weiter.

1978 wurde PD Dr. P. Glatthard als o. Prof. für Dialektologie und Volkskunde der deutschen Schweiz an die Univer-
sität Bern gewählt und übernahm auch die Direktion der Forschungsstelle für Namenkunde. Er legte in der Folge
bereits den Grund für den 3. Band und hat am vorliegenden zuletzt ‒ hierin auch unterstützt von Frau Dr. phil.
E. Waser und Frau lic. phil. B. Künzler-Grossenbacher ‒ systematisch noch die Schlussredaktion durchge-
führt.

1980 wurde Lektor Dr. R. J. Ramseyer, vor allem aufgrund seiner langjährigen Mitarbeit am Ortsnamenbuch, zum Ho-
norarprofessor der Universität Bern ernannt.

1976‒1983 wirkte Oberassistent-Lektor Dr. N. Bigler mit Einsatz und Einsicht am Namenbuch, wechselte dann aber
als Redaktor ans Schweizerdeutsche Wörterbuch (Idiotikon) nach Zürich über.

Seit 1979 arbeitet lic. phil. E. Blatter am Berner Ortsnamenbuch und an der Forschungsstelle mit.


Das Sekretariat betreuten in dieser Zeit Frau Erika Schorno und Frau Angelika Bulicek.


Allen Mitwirkenden danken für ihre andauernde Leistung


                    die Herausgeber
                    Paul Zinsli und Peter Glatthard




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S. 7*


EINLEITUNG

Das Ortsnamenbuch des Kantons Bern (ONB) ist ein Lexikon der Orts- und Flurnamen des deutschsprachigen Teils
des Kantons Bern (ohne Laufental). Das Werk versteht sich als Schlüssel zur umfassenden Namensammlung der For-
schungsstelle für Namenkunde der westlichen deutschen Schweiz, wo die aktuellen Mundartlautungen und die histori-
schen Urkundenformen gesammelt und geordnet sind. Wenn Namen auch in erster Linie sprachliche Gebilde ‒ ein we-
sentlicher Teil unseres mundartlichen Wortschatzes ‒ sind, weisen sie durch ihre Ortsgebundenheit und ihre zeitliche
Kontinuität über das rein Sprachliche hinaus. Daher erschliesst das ONB als wissenschaftliches Grundlagenwerk das
bernische Namengut nicht nur dem Sprachwissenschafter, sondern auch dem Historiker, Archäologen, Geographen
und Volkskundler.

Um dem Benutzer des ONB I/2 den Umgang mit dem Werk zu erleichtern, werden die wichtigsten Darstellungsprinzi-
pien in knapper Form übersichtlich zusammengestellt. Im übrigen verweisen wir auf die grundlegende Einleitung in
ONB I/1.





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S. 8*


FORMALE
DARSTELLUNGSPRINZIPIEN

Das Namenmaterial gliedert sich in einzelne Namenartikel. Elemente eines Artikels sind:


1. Stichwort 2. Belege 3. Etymologie
a) Mundartliche Belege
b) Sachbezeichnungen
c) Historische Belege
d) Geographische Lage
e) Formale Darstellung

ad 1) Stichwort: Es werden drei verschiedene sprachliche Ansätze verwendet:


a) Mundartform: ‒ Die Schreibweise lehnt sich an die mundartliche Namenlautung an. Sie folgt daher
wesentlich den Grundsätzen der eidgenössischen und kantonalen Vorschriften über
die Erhebung und Schreibweise der Lokalnamen von 1948 und 1950, wobei die loka-
len bernischen Lautcharakteristika stärker berücksichtigt werden.

‒ Im Anlaut finden sich B- unter P-, Ch- unter K-, D- unter T-.


‒ Vokallänge (wo notwendig durch Doppelschreibung der Vokale gekennzeichnet) be-
einflusst die alphabetische Einreihung nicht.

‒ Namen mit dem Präfix Ge- (Gfell, Ghürn, Grütt, Gmeis usw.) werden unter der
Stammsilbe dargestellt; Verweise signalisieren das Verfahren: Gfell s. Fall, Ghürn s.
Horn, Grütt s. Rüt, Gmeis s. Meis.

Von diesem Prinzip ausgenommen sind:


‒ die Orts- und Gemeindenamen Gstaad, Gsteig, Gsteigwiler, Gwatt.


‒ Flurnamen wie Gleich, Ghirmi, Gsell usw., deren Stammsilbe nie allein, sondern im-
mer nur mit dem Präfix Ge- zusammen auftritt.

b) Amtliche Form (mit gekennzeichnet):


‒ Offizielle Schreibweise der Orts-, Gemeinde-, Stations- oder Poststellennamen nach
dem Ortsverzeichnis der PTT.

‒ Einreihung streng normalalphabetisch.


c) Historische Form (mit + gekennzeichnet):


‒ Nur urkundlich überlieferte Namen ohne aktuelle Mundartlautung.


‒ Einreihung streng normalalphabetisch.


ad 2) Belege: a) Mundartliche (aktuelle) Belege werden in phonetischer Transkription wiedergegeben. Die phonetische
Notation richtet sich nach dem Transkriptionssystem des Sprachatlas der deutschen Schweiz:

aa) Vokalismus:


‒ Bezeichnung der Qualität:


geschlossen neutral offen überoffen Reduktions-
i i᪷ vokal
ụ̈ ü ü᪷
u u᪷
e e᪷ e᪸ ə
ọ̈ ö ö᪷
o o᪷
a a᪷

‒ Bezeichnung der Quantität: Es wird nur die Länge bezeichnet: ā, ē, ī, ō, ū
usw.

‒ Phonetisches Zeichen und Normalgraphem: e᪸ entspricht dem Normalgra-
phem ä.




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S. 9*


ab) Konsonantismus:


Neben den Zeichen des Normalalphabets werden verwendet:


x entspricht Normalgraphem ch
k gg
kx k/ck
ŋ ng
š sch
ks x
ts z / tz.

b) Sachbezeichnungen erklärt das Sachglossar auf S. 42*/43*.


c) Historische (urkundliche) Belege mit Datierung und Quellensigel.


Für die Aufschlüsselung der Quellensigel sind die S. 31*‒41* zu konsultieren.


d) Die geographische Lage wird durch die Aufgliederung des Kantons Bern in 5 Sektoren angezeigt:


Sektor I Seeland Amtsbezirke Aarberg, Biel, Büren, Erlach, Nidau
Sektor II Oberaargau, Unteremmental Amtsbezirke Aarwangen, Burgdorf, Fraubrunnen,
Trachselwald, Wangen
Sektor III Mittelland Amtsbezirke Bern, Konolfingen, Laupen, Schwarzen-
burg, Seftigen, Signau, Thun
Sektor IV Oberland West Amtsbezirke Frutigen, Saanen, Niedersimmental,
Obersimmental
Sektor V Oberland Ost Amtsbezirke Interlaken, Oberhasli

Die exakte räumliche Aufgliederung in Gemeinden (inklusive deren Abkürzungen), Amtsbezirke
und Sektoren ist auf S. 20*‒30* verzeichnet.


Zur allgemeinen geographischen Orientierung dient die farbige Reliefkarte des Kantons Bern auf
S. 11*.


e) Formale Darstellung der Belege:


A. Simplicia


B. Komposita


Prinzip: Aufreihung nach dem Grundwort.


a) Grundwort


aa) Appellativ, Ortsname


ab) Personenbezeichnung


ac) lokale, qualitative oder temporale Beifügung


ad) Präfix


b) Bestimmungswort


Auswahl der wichtigsten Belege


C. Suffixale Ableitungen


‒ Diminutiva


‒ Kollektiva


‒ Abstrakta


ad 3) Etymologie:

Knappe, möglichst gesicherte Namendeutung nach dem heutigen Forschungsstand.





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                    Reproduziert mit Bewilligung
                    des Bundesamtes für
                    Landestopographie vom 11. 12. 1987
                    Grundkarte:
                    Landeskarte 1:500 000
                    Ausschnitt Kanton Bern
                    Reproduktion 1:600 000




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#(IMAGE)



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S. 12*


SEKTORENKARTEN
Übersicht

#(IMAGE)



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S. 13*


SEKTOR I

#(IMAGE)
1 Biel 23 Aegerten 45 Hagneck
2 Pieterlen 24 Studen 46 Walperswil
3 Lengnau 25 Bellmund 47 Seedorf
4 Arch 26 Büetigen 48 Schüpfen
5 Leuzigen 27 Diessbach b. Büren 49 Gals
6 Meinisberg 28 Ligerz 50 Erlach
7 Leubringen/Evilard 29 Sutz-Lattrigen 51 Bargen
8 Safnern 30 Jens 52 Aarberg
9 Büren a. d. Aare 31 Worben 53 Vinelz
10 Rüti b. Büren 32 Busswil b. Büren 54 Brüttelen
11 Orpund 33 Mörigen 55 Siselen
12 Brügg 34 Hermrigen 56 Tschugg
13 Scheuren 35 Merzligen 57 Ins
14 Meienried 36 Kappelen 58 Finsterhennen
15 Oberwil b. Büren 37 Lyss 59 Kallnach
16 Tüscherz-Alfermée 38 Wengi 60 Radelfingen
17 Nidau 39 Täuffelen 61 Gampelen
18 Schwadernau 40 Epsach 62 Treiten
19 Dotzigen 41 Bühl 63 Niederried b. Kallnach
20 Twann 42 Grossaffoltern 64 Meikirch
21 Ipsach 43 Rapperswil 65 Müntschemier
22 Port 44 Lüscherz




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S. 14*


SEKTOR II

#(IMAGE)



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S. 15*


1 Rumisberg 39 Bollodingen 77 Heimiswil
2 Wolfisberg 40 Bätterkinden 78 Dürrenroth
3 Farnern 41 Wiler b. Utzenstorf 79 Wyssachen
4 Attiswil 42 Zielebach 80 Eriswil
5 Oberbipp 43 Seeberg 81 Grafenried
6 Niederbipp 44 Hermiswil 82 Scheunen
7 Schwarzhäusern 45 Ochlenberg 83 Iffwil
8 Wynau 46 Leimiswil 84 Zauggenried
9 Wiedlisbach 47 Reisiswil 85 Kernenried
10 Bannwil 48 Utzenstorf 86 Lyssach
11 Aarwangen 49 Koppigen 87 Burgdorf
12 Roggwil 50 Willadingen 88 Affoltern im Emmental
13 Wangen a. d. Aare 51 Höchstetten 89 Bangerten
14 Walliswil b. Wangen 52 Hellsau 90 Zuzwil
15 Walliswil b. Niederbipp 53 Ursenbach 91 Jegenstorf
16 Berken 54 Kleindietwil 92 Münchringen
17 Graben 55 Auswil 93 Hindelbank
18 Langenthal 56 Gondiswil 94 Mötschwil
19 Wangenried 57 Rohrbach 95 Rüti b. Lyssach
20 Inkwil 58 Alchenstorf 96 Rüegsau
21 Röthenbach b. Herzogenbuchsee 59 Wynigen 97 Sumiswald
22 Heimenhausen 60 Rohrbachgraben 98 Ballmoos
23 Herzogenbuchsee 61 Huttwil 99 Deisswil b. Münchenbuchsee
24 Thunstetten 62 Limpach 100 Wiggiswil
25 Obersteckholz 63 Schalunen 101 Urtenen
26 Untersteckholz 64 Oberösch 102 Mattstetten
27 Wanzwil 65 Niederösch 103 Krauchthal
28 Niederönz 66 Oeschenbach 104 Oberburg
29 Oberönz 67 Walterswil 105 Lützelflüh
30 Bleienbach 68 Mülchi 106 Diemerswil
31 Lotzwil 69 Büren z. Hof 107 Münchenbuchsee
32 Gutenburg 70 Ersigen 108 Moosseedorf
33 Busswil b. Melchnau 71 Rumendingen 109 Bäriswil
34 Melchnau 72 Fraubrunnen 110 Hasle b. Burgdorf
35 Bettenhausen 73 Aefligen 111 Trachselwald
36 Thörigen 74 Kirchberg 112 Ruppoldsried
37 Rütschelen 75 Etzelkofen
38 Madiswil 76 Rüdtligen-Alchenflüh




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S. 16*


SEKTOR III
#(IMAGE)



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S. 17*


1 Golaten 31 Trubschachen 60 Gelterfingen 89 Seftigen
2 Wohlen b. Bern 32 Clavaleyres 61 Gerzensee 90 Uttigen
3 Kirchlindach 33 Kriechenwil 62 Niederwichtrach 91 Heimberg
4 Zollikofen 34 Laupen 63 Oberwichtrach 92 Steffisburg
5 Bolligen 35 Neuenegg 64 Oberdiessbach 93 Fahrni
6 Gurbrü 36 Englisberg 65 Linden 94 Unterlangenegg
7 Wileroltigen 37 Belp 66 Rümligen 95 Oberlangenegg
8 Bremgarten b. Bern 38 Konolfingen 67 Kirchenthurnen 96 Eriz
9 Vechigen 39 Schlosswil 68 Mühledorf 97 Wattenwil
10 Walkringen 40 Grosshöchstetten 69 Kirchdorf 98 Forst
11 Rüderswil 41 Zäziwil 70 Herbligen 99 Gurzelen
12 Lauperswil 42 Bowil 71 Aeschlen 100 Uetendorf
13 Langnau im Emmental 43 Eggiwil 72 Buchholterberg 101 Schwendibach
14 Trub 44 Zimmerwald 73 Wachseldorn 102 Homberg
15 Ferenbalm 45 Münsingen 74 Schangnau 103 Horrenbach-Buchen
16 Mühleberg 46 Niederhünigen 75 Riggisberg 104 Teuffenthal
17 Frauenkappelen 47 Mirchel 76 Mühlethurnen 105 Längenbühl
18 Bern 48 Röthenbach im 77 Lohnstorf 106 Thierachern
19 Stettlen Emmental 78 Noflen 107 Thun
20 Landiswil 49 Oberbalm 79 Kienersrüti 108 Heiligenschwendi
21 Muri b. Bern 50 Niedermuhlern 80 Jaberg 109 Sigriswil
22 Worb 51 Toffen 81 Kiesen 110 Blumenstein
23 Arni 52 Belpberg 82 Oppligen 111 Uebeschi
24 Münchenwiler 53 Tägertschi 83 Brenzikofen 112 Hilterfingen
25 Köniz 54 Häutligen 84 Bleiken b. Oberdiessbach 113 Oberhofen
26 Kehrsatz 55 Freimettigen 85 Guggisberg 114 Pohlern
27 Rubigen 56 Albligen 86 Rüschegg 115 Höfen
28 Biglen 57 Wahlern 87 Rüti b. Riggisberg 116 Amsoldingen
29 Oberthal 58 Rüeggisberg 88 Burgistein 117 Zwieselberg
30 Signau 59 Kaufdorf




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S. 18*


SEKTOR IV

#(IMAGE)
1 Därstetten 9 Boltigen 17 Kandergrund
2 Oberstocken 10 Diemtigen 18 St. Stephan
3 Niederstocken 11 Aeschi bei Spiez 19 Adelboden
4 Reutigen 12 Krattigen 20 Kandersteg
5 Spiez 13 Reichenbach im Kandertal 21 Lenk
6 Oberwil im Simmental 14 Frutigen 22 Lauenen
7 Erlenbach im Simmental 15 Zweisimmen 23 Gsteig
8 Wimmis 16 Saanen




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S. 19*


SEKTOR V

#(IMAGE)
1 Habkern
2 Oberried am Brienzersee
3 Brienz
4 Schwanden b. Brienz
5 Hofstetten b. Brienz
6 Brienzwiler
7 Innertkirchen
8 Gadmen
9 Beatenberg
10 Meiringen
11 Hasliberg
12 Niederried b. Interlaken
13 Unterseen
14 Ringgenberg
15 Iseltwald
16 Schattenhalb
17 Interlaken
18 Bönigen
19 Matten b. Interlaken
20 Gündlischwand
21 Grindelwald
22 Guttannen
23 Leissigen
24 Därligen
25 Wilderswil
26 Gsteigwiler
27 Lütschental
28 Saxeten
29 Isenfluh
30 Lauterbrunnen




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S. 20*


GEMEINDEVERZEICHNIS DES KANTONS BERN
(alter, deutschsprachiger Bereich)

Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Aarberg Aarb. Aarberg I 52
Aarwangen Aarw. Aarwangen II 11
Adelboden Adelb. Frutigen IV 19
Affoltern im Emmental Affolt. Trachselwald II 88
Aefligen Aeflg. Burgdorf II 73
Aegerten Aeg. Nidau I 23
Albligen Albl. Schwarzenburg III 56
Alchenstorf Alchenst. Burgdorf II 58
Amsoldingen Amsold. Thun III 116
Arch Arch Büren I 4
Arni bei Biglen Arni Konolfingen III 23
Aeschi bei Spiez Aeschi Frutigen IV 11
Aeschlen Aeschl. Konolfingen III 71
Attiswil Attisw. Wangen II 4
Auswil Ausw. Aarwangen II 55
Ballmoos Ballm. Fraubrunnen II 98
Bangerten Bang. Fraubrunnen II 89
Bannwil Bannw. Aarwangen II 10
Bargen Bargen Aarberg I 51
Bäriswil Bärisw. Burgdorf II 109
Bätterkinden Bätterk. Fraubrunnen II 40
Beatenberg Beatb. Interlaken V 9
Sundlauenen Sundl.
Bellmund Bellm. Nidau I 25
Belp Belp Seftigen III 37
Belpberg Belpb. Seftigen III 52
Berken Berk. Wangen II 16
Bern Bern Bern III 18
Bümpliz Bümpl.
Nieder-/Oberbottigen Ndbott. Obbott.
Bettenhausen Betth. Wangen II 35
Biel Biel Biel I 1
Biglen Bigl. Konolfingen III 28
Bleienbach Bleienb. Aarwangen II 30
Bleiken bei Oberdiessbach Bleik. Konolfingen III 84
Blumenstein Blumst. Thun III 110
Bolligen Boll. Bern III 5
Ferenberg Ferenbg.
Habstetten Habst.
Ittigen Itt.
Ostermundigen Ostermund.
Worblaufen Worbl.
Bollodingen Bollod. Wangen II 39
Boltigen Bolt. Obersimmental IV 9
Bönigen Bön. Interlaken V 18




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S. 21*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Bowil Bow. Konolfingen III 42
Bremgarten bei Bern Bremg. Bern III 8
Brenzikofen Brenzk. Konolfingen III 83
Brienz Brienz Interlaken V 3
Achsalp Achsalp
Giessbach Giessb.
Brienzwiler Brienzw. Interlaken V 6
Brügg Brügg Nidau I 12
Brüttelen Brütt. Erlach I 54
Buchholterberg Buchh. Thun III 72
Büetigen Büet. Büren I 26
Bühl bei Aarberg Bühl Nidau I 41
Büren an der Aare Bür. Büren I 9
Büren zum Hof BürzH. Fraubrunnen II 69
Burgdorf Burgd. Burgdorf II 87
Burgistein Burgist. Seftigen III 88
Busswil bei Büren BusswbB. Büren I 32
Busswil bei Melchnau BusswbM. Aarwangen II 33
Clavaleyres Clav. Laupen III 32
Därligen Därl. Interlaken V 24
Därstetten Därst. Niedersimmental IV 1
Deisswil bei Münchenbuchsee Deissw. Fraubrunnen II 99
Diemerswil Diemersw. Fraubrunnen II 106
Diemtigen Diemt. Niedersimmental IV 10
Bächlen Bächlen
Oey Oey
Schwenden Schwend.
Zwischenflüh Zwischenfl.
Diessbach bei Büren Diessb. Büren I 27
Dotzigen Dotz. Büren I 19
Dürrenroth Dürrenr. Trachselwald II 78
Eggiwil Eggiw. Signau III 43
Aeschau Aeschau
Englisberg Englisb. Seftigen III 36
Epsach Eps. Nidau I 40
Eriswil Erisw. Trachselwald II 80
Eriz Eriz Thun III 96
Erlach Erlach Erlach I 50
Erlenbach im Simmental Erlenb. Niedersimmental IV 7
Latterbach Latterb.
Ringoldingen Ring.
Ersigen Ers. Burgdorf II 70
Etzelkofen Etzelk. Fraubrunnen II 75
Evilard s. Leubringen
Fahrni Fahrni Thun III 93
Farnern Farn. Wangen II 3
Ferenbalm Ferenb. Laupen III 15
Bibern Bib.
Finsterhennen Finsterh. Erlach I 58




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S. 22*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Forst Forst Thun III 98
Fraubrunnen Fraubr. Fraubrunnen II 72
Frauenkappelen Frauenk. Laupen III 17
Freimettigen Freim. Konolfingen III 55
Frutigen Frut. Frutigen IV 14
Achseten Achs.
Innerschwandi Innerschw.
Gadmen Gadm. Oberhasli V 8
Nessental Ness.
Gals Gals. Erlach I 49
Gampelen Gamp. Erlach I 61
Gelterfingen Gelt. Seftigen III 60
Gerzensee Gerz. Seftigen III 61
Golaten Gol. Laupen III 1
Gondiswil Gond. Aarwangen II 56
Graben Grab. Wangen II 17
Grafenried Graf. Fraubrunnen II 81
Grindelwald Grindelw. Interlaken V 21
Alp Bach Bach
Bussalp Bussalp
Alp Grindel Grindel
Alp Holzmatten Holzm.
Alp Itramen Itramen
Alp Scheidegg Scheidegg
Alp Wärgistal Wärg.
Grossaffoltern Grossaffolt. Aarberg I 42
Grosshöchstetten Grhöchst. Konolfingen III 40
Gsteig Gsteig Saanen IV 23
Feutersoey Feut.
Gsteigwiler Gsteigw. Interlaken V 26
Guggisberg Gugg. Schwarzenburg III 85
Gündlischwand Günd. Interlaken V 20
Gurbrü Gurbrü Laupen III 6
Gurzelen Gurz. Seftigen III 99
Gutenburg Gutbg. Aarwangen II 32
Guttannen Gutt. Oberhasli V 22
Habkern Habk. Interlaken V 1
Hagneck Hagn. Nidau I 45
Hasle bei Burgdorf Hasle Burgdorf II 110
Goldbach Goldb.
Gomerkinden Gomerk.
Schafhausen Schafh.
Hasliberg Haslib. Oberhasli V 11
Goldern Gold.
Hohfluh Hohfl.
Reuti Reuti
Häutligen Häutl. Konolfingen III 54
Heiligenschwendi Heil. Thun III 108
Heimberg Heimb. Thun III 91




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S. 23*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Heimenhausen Heimenh. Wangen II 22
Heimiswil Heimisw. Burgdorf II 77
Hellsau Hells. Burgdorf II 52
Herbligen Herbl. Konolfingen III 70
Hermiswil Herm. Wangen II 44
Hermrigen Hermr. Nidau I 34
Herzogenbuchsee Herzb. Wangen II 23
Hilterfingen Hilt. Thun III 112
Hindelbank Hindelb. Burgdorf II 93
Höchstetten Höchst. Burgdorf II 51
Höfen Höfen Thun III 115
Hofstetten bei Brienz Hofst. Interlaken V 5
Homberg Homb. Thun III 102
Horrenbach-Buchen Horr. Thun III 103
Huttwil Huttw. Trachselwald II 61
Jaberg Jab. Seftigen III 80
Jegenstorf Jeg. Fraubrunnen II 91
Jens Jens Nidau I 30
Iffwil Iffw. Fraubrunnen II 83
Inkwil Inkw. Wangen II 20
Innertkirchen Innertk. Oberhasli V 7
Ins Ins Erlach I 57
Interlaken Interl. Interlaken V 17
Ipsach Ips. Nidau I 21
Iseltwald Iseltw. Interlaken V 15
Isenfluh Isenfl. Interlaken V 29
Kallnach Kalln. Aarberg I 59
Kandergrund Kandergr. Frutigen IV 17
Kandersteg Kanderst. Frutigen IV 20
Kappelen Kapp. Aarberg I 36
Kaufdorf Kaufd. Seftigen III 59
Kehrsatz Kehrs. Seftigen III 26
Kernenried Kernenr. Burgdorf II 85
Kienersrüti Kienersr. Seftigen III 79
Kiesen Kies. Konolfingen III 81
Kirchberg Kirchb. Burgdorf II 74
Kirchdorf Kirchd. Seftigen III 69
Kirchenthurnen Kirchenth. Seftigen III 67
Kirchlindach Kirchl. Bern III 3
Herrenschwanden Herrenschw.
Kleindietwil Kldietw. Aarwangen II 54
Köniz Köniz Bern III 25
Gasel Gasel
Herzwil Herzw.
Liebefeld Liebef.
Liebewil Liebew.
Mengestorf Mengest.
Mittelhäusern Mittelh.
Nieder-/Oberscherli Ndscherli/Obscherli




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S. 24*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Nieder-/Oberwangen Ndwang./Obwang.
Spiegel Spiegel
Schliern Schliern
Thörishaus Thörish.
Wabern Wabern
Konolfingen Konolf. Konolfingen III 38
Gysenstein Gys.
Stalden Stald.
Koppigen Kopp. Burgdorf II 49
Krattigen Kratt. Frutigen IV 12
Krauchthal Krauchth. Burgdorf II 103
Hettiswil Hettisw.
Kriechenwil Kriechw. Laupen III 33
Dicki Dicki
Landiswil Landisw. Konolfingen III 20
Längenbühl Längenb. Thun III 105
Langenthal Langt. Aarwangen II 18
Langnau im Emmental Langn. Signau III 13
Bärau Bär.
Lauenen Lau. Saanen IV 22
Laupen Laup. Laupen III 34
Lauperswil Laupersw. Signau III 12
Lauterbrunnen Ltbr. Interlaken V 30
Gimmelwald Gimm.
Mürren Mürr.
Stechelberg Stech.
Wengen Weng.
Leimiswil Leimw. Aarwangen II 46
Leissigen Leiss. Interlaken V 23
Lengnau Lengn. Büren I 3
Lenk Lenk Obersimmental IV 21
Leubringen/Evilard Leub. Biel I 7
Leuzigen Leuz. Büren I 5
Ligerz Lig. Nidau I 28
Limpach Limp. Fraubrunnen II 62
Linden bei Oberdiessbach Lind. Konolfingen III 65
Ausser-/Innerbirrmoos Aussbirrm./Innbirrm.
Lohnstorf Lohnst. Seftigen III 77
Lotzwil Lotzw. Aarwangen II 31
Lüscherz Lüsch. Erlach I 44
Lütschental Lütsch. Interlaken V 27
Lützelflüh Lütz. Trachselwald II 105
Grünenmatt Grün.
Ramsei Ram.
Ranflüh Ranfl.
Lyss Lyss Aarberg I 37
Lyssach Lyssach Burgdorf II 86
Madiswil Madw. Aarwangen II 38
Matten bei Interlaken Matten Interlaken V 19




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S. 25*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Mattstetten Mattst. Fraubrunnen II 102
Meienried Meienr. Büren I 14
Meikirch Meik. Aarberg I 64
Meinisberg Meinisb. Büren I 6
Meiringen Meir. Oberhasli V 10
Brünigen Brünigen
Unterbach Unterb.
Melchnau Melchn. Aarwangen II 34
Merzligen Merzl. Nidau I 35
Mirchel Mirch. Konolfingen III 47
Moosseedorf Moosseed. Fraubrunnen II 108
Mörigen Mör. Nidau I 33
Mötschwil Mötschw. Burgdorf II 94
Mühleberg Mühleb. Laupen III 16
Allenlüften Allenl.
Gümmenen Gümm.
Rosshäusern Rossh.
Mühledorf Mühled. Seftigen III 68
Mühlethurnen Mühleth. Seftigen III 76
Mülchi Mülchi Fraubrunnen II 68
Münchenbuchsee Münchb. Fraubrunnen II 107
Münchenwiler Münchenw. Laupen III 24
Münchringen Münchr. Fraubrunnen II 92
Münsingen Müns. Konolfingen III 45
Müntschemier Müntsch. Erlach I 65
Muri bei Bern Muri Bern III 21
Gümligen Güml.
Neuenegg Neu. Laupen III 35
Nidau Nid. Nidau I 17
Niederbipp Ndbipp Wangen II 6
Niederhünigen Ndhün. Konolfingen III 46
Niedermuhlern Ndmuhl. Seftigen III 50
Niederönz Ndönz Wangen II 28
Niederösch Ndösch Burgdorf II 65
Niederried bei Interlaken NdriedbI. Interlaken V 12
Niederried bei Kallnach NdriedbK. Aarberg I 63
Niederstocken Ndstock. Niedersimmental IV 3
Niederwichtrach Ndwicht. Konolfingen III 62
Noflen Nofl. Seftigen III 78
Oberbalm Obbalm Bern III 49
Oberbipp Obbipp Wangen II 5
Oberburg Obburg Burgdorf II 104
Oberdiessbach Obdiessb. Konolfingen III 64
Oberhofen Obhof. Thun III 113
Oberhünigen Obhün. Konolfingen III 46
Oberlangenegg Oblang. Thun III 95
Oberönz Obönz. Wangen II 29
Oberösch Obösch Burgdorf II 64
Oberried am Brienzersee Obried Interlaken V 2




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S. 26*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Ebligen Ebl.
Obersteckholz Obsteckh. Aarwangen II 25
Oberstocken Obstock. Niedersimmental IV 2
Oberthal Obthal Konolfingen III 29
Oberwichtrach Obwicht. Konolfingen III 63
Oberwil bei Büren ObwilbB. Büren I 15
Oberwil im Simmental ObwiliS. Niedersimmental IV 6
Ochlenberg Ochl. Wangen II 45
Oppligen Oppl. Konolfingen III 82
Orpund Orp. Nidau I 11
Gottstadt Gottst.
Oeschenbach Oeschb. Aarwangen II 66
Pieterlen Piet. Büren I 2
Pohlern Pohl. Thun III 114
Port Port Nidau I 22
Radelfingen Rad. Aarberg I 60
Detligen Detl.
Matzwil Matzw.
Oltigen Olt.
Rapperswil Rapp. Aarberg I 43
Bittwil Bittw.
Dieterswil Dietersw.
Frauchwil Frauchw.
Moosaffoltern Moosaffolt.
Wierezwil Wierezw.
Zimlisberg Zimlisb.
Reichenbach im Kandertal Reich. Frutigen IV 13
Ausserschwandi Ausserschw.
Kiental Kient.
Mülenen Mülenen
Scharnachtal Scharn.
Wengi Wengi
Reisiswil Reisw. Aarwangen II 47
Reutigen Reut. Niedersimmental IV 4
Riggisberg Rigg. Seftigen III 75
Ringgenberg Ringg. Interlaken V 14
Goldswil Goldsw.
Roggwil Roggw. Aarwangen II 12
Rohrbach Rohrb. Aarwangen II 57
Rohrbachgraben Rohrbgr. Aarwangen II 60
Röthenbach im Emmental Röth. Signau III 48
Röthenbach bei Herzogenbuchsee RöthbH. Wangen II 21
Rubigen Rub. Konolfingen III 27
Allmendingen bei Bern Allm. Be.
Kleinhöchstetten Klhöchst.
Trimstein Trimst.
Rüderswil Rüd. Signau III 11
Ranflüh Ranfl. Signau
Zollbrück Zollbr.




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S. 27*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Rüdtligen ‒ Alchenflüh Rüdtl. Burgdorf II 76
Rüeggisberg Rüegg. Seftigen III 58
Hinterfultigen Hinterf.
Vorderfultigen Vorderf.
Rüegsau Rüegs. Trachselwald II 96
Rumendingen Rumend. Burgdorf II 71
Rumisberg Rum. Wangen II 1
Rümligen Rüml. Seftigen III 66
Ruppoldsried Rupp. Fraubrunnen II 112
Rüschegg Rüsch. Schwarzenburg III 86
Gambach Gamb.
Rüti bei Büren RütibB. Büren I 10
Rüti bei Lyssach RütibL. Burgdorf II 95
Rüti bei Riggisberg RütibR. Seftigen III 87
Rütschelen Rütsch. Aarwangen II 37
Saanen Saanen Saanen IV 16
Abländschen Abl.
Gstaad Gstaad
Saanenmöser Saanenm.
Schönried Schönr.
Turbach Turb.
Safnern Safn. Nidau I 8
St. Stephan St. Steph. Obersimmental IV 18
Matten Matten
Saxeten Sax. Interlaken V 28
Schalunen Schal. Fraubrunnen II 63
Schangnau Schangn. Signau III 74
Schattenhalb Schatt. Oberhasli V 16
Scheunen Scheun. Fraubrunnen II 82
Scheuren Scheur. Nidau I 13
Schlosswil Schlossw. Konolfingen III 39
Schüpfen Schüpf. Aarberg I 48
Allenwil Allenw.
Schwadernau Schwad. Nidau I 18
Schwanden bei Brienz SchwandenbBr. Interlaken V 4
Schwarzhäusern Schwarzh. Aarwangen II 7
Schwendibach Schwendib. Thun III 101
Seeberg Seeb. Wangen II 43
Grasswil Grassw.
Riedtwil Riedtw.
Seedorf Seed. Aarberg I 47
Frienisberg Frienisb.
Lobsigen Lobs.
Ruchwil Ruchw.
Seftigen Seft. Seftigen III 89
Signau Sign. Signau III 30
Schüpbach Schüpb.
Sigriswil Sigr. Thun III 109
Gunten Gunt.




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S. 28*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Merligen Merl.
Siselen Sis. Erlach I 55
Spiez Spiez Niedersimmental IV 5
Einigen Ein.
Faulensee Faul.
Steffisburg Steff. Thun III 92
Stettlen Stettl. Bern III 19
Studen Stud. Nidau I 24
Sumiswald Sum. Trachselwald II 97
Sutz-Lattrigen Sutz Nidau I 29
Lattrigen Lattr.
Tägertschi Täg. Konolfingen III 53
Täuffelen Täuff. Nidau I 39
Teuffenthal Teuffenth. Thun III 104
Thierachern Thier. Thun III 106
Thörigen Thörig. Wangen II 36
Thun Thun Thun III 107
Allmendingen Allm. Th.
Dürrenast Dürr.
Goldiwil Goldiw.
Gwatt Gwatt
Hünibach Hünib.
Scherzligen Scherz.
Strättligen Strätt.
Thunstetten Thunst. Aarwangen II 24
Bützberg Bützb.
Toffen Toff. Seftigen III 51
Trachselwald Trachsw. Trachselwald II 111
Heimisbach Heimisb.
Treiten Treit. Erlach I 62
Trub Trub Signau III 14
Trubschachen Trubsch. Signau III 31
Tschugg Tschugg Erlach I 56
Mullen Mullen
Tüscherz-Alfermée Tüsch. Nidau I 16
Twann Twann Nidau I 20
Uebeschi Ueb. Thun III 111
Uetendorf Uet. Thun III 100
Unterlangenegg Unterl. Thun III 94
Unterseen Unters. Interlaken V 13
Untersteckholz Untsteckh. Aarwangen II 26
Ursenbach Ursenb. Aarwangen II 53
Urtenen Urt. Fraubrunnen II 101
Schönbühl Schönb. Fraubrunnen
Uttigen Utt. Seftigen III 90
Utzenstorf Utztf. Fraubrunnen II 48
Landshut Landsh.
Vechigen Vech. Bern III 9
Boll Bo.




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S. 29*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Dentenberg Dent.
Sinneringen Sinn.
Utzigen Utz.
Vinelz Vin. Erlach I 53
Wachseldorn Wachs. Thun III 73
Wahlern Wahlern Schwarzenburg III 57
Schwarzenburg Schwarzenb.
Walkringen Walkr. Konolfingen III 10
Bigenthal Big.
Walliswil bei Niederbipp Wallbipp Wangen II 15
Walliswil bei Wangen Wallwang. Wangen II 14
Walperswil Walpw. Nidau I 46
Walterswil Waltw. Trachselwald II 67
Wangen an der Aare Wangen Wangen II 13
Wangenried Wangenr. Wangen II 19
Wanzwil Wanzw. Wangen II 27
Wattenwil Wattw. Seftigen III 97
Wengi Wengi Büren I 38
Wiedlisbach Wiedl. Wangen II 9
Niederwichtrach Ndwicht. Konolfingen III 62
Oberwichtrach Obwicht. Konolfingen III 63
Wiggiswil Wiggisw. Fraubrunnen II 100
Wilderswil Wild. Interlaken V 25
Gsteig Gsteig
Wiler bei Utzenstorf WilerbU. Fraubrunnen II 41
Wileroltigen Wilerolt. Laupen III 7
Willadingen Willad. Burgdorf II 50
Wimmis Wimm. Niedersimmental IV 8
Wohlen bei Bern Wohlen Bern III 2
Möriswil Mörisw.
Murzelen Murz.
Säriswil Särisw.
Uettligen Uettl.
Wolfisberg Wolfisb. Wangen II 2
Worb Worb Konolfingen III 22
Enggistein Engg.
Richigen Rich.
Rüfenacht Rüf.
Vielbringen Vielbr.
Worben Worben Nidau I 31
Wynau Wynau Aarwangen II 8
Wynigen Wynigen Burgdorf II 59
Wyssachen Wyss. Trachselwald II 79
Zauggenried Zaugg. Fraubrunnen II 84
Zäziwil Zäz. Konolfingen III 41
Zielebach Zieleb. Fraubrunnen II 42
Zimmerwald Zimm. Seftigen III 44
Zollikofen Zoll. Bern III 4




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S. 30*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Zuzwil Zuzw. Fraubrunnen II 90
Zweisimmen Zweis. Obersimmental IV 15
Blankenburg Blank.
Mannried Mannr.
Zwieselberg Zwies. Thun III 117

Geographische Abkürzungen deutschschweizerischer Kantone und Landschaften


AG Aargau SG St. Gallen
AI Appenzell-Innerrhoden SH Schaffhausen
AR Appenzell-Ausserrhoden SO Solothurn
BE Bern SZ Schwyz
BL Basel-Land UR Uri
BS Basel-Stadt TG Thurgau
FR Freiburg ZG Zug
GL Glarus ZH Zürich
GR Graubünden WS Wallis (deutsches Sprachgebiet)
LU Luzern P Piemont (ennetbirgische Walsersiedlungen)
NW Nidwalden BO Berner Oberland
OW Obwalden




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S. 31*


QUELLENNACHWEISE
A. Urbare
(nach Sektoren und Ämtern geordnet)
Standort der Urbare: Staatsarchiv Bern (StAB)
a) SEKTOR I:
Ämter Aarberg, Biel, Büren, Erlach, Nidau

1. Amt Aarberg
U 1 Bodenzinsurbarlein der alten Herrschaft Aarberg (Urkunden Fach Aarberg) 1409
oder
vorher
U 2 Urbarbuch aller Zinsen und Gülten, Güter, Äcker, Hölzer und Wälder, dem Kloster Frienisberg
zuständig (Nr. 76)
1528
U 3 Urbar des Hauses Tedligen (Detligen) über Grund- und Pfennigzinse, Zehnten usw. (Nr. 56;
2 Ex.)
1531
U 4 Aarberg Bodenzinsurbar (Nr. 1; 2 Ex.) 1532
2. Amt Biel
U 5 Bereinigung der zinspflichtigen Häuser und Güter in Stadt und Herrschaft Biel (Biel, Bözingen,
Leubringen, Orvin, Romont, Plagne, Meinisberg), zugunsten des Klosters St. Johannsen (Nr. 1;
2 Ex.)
1507
U 6 Verzeichnis der durch Hugo Girard eingenommenen Zinse und Zehnten eines Abtes von St. Jo-
hannsen (Nr. 3)
1509
U 7 Ähnliches Urbar aus derselben Zeit (Nr. 4) 1509
U 8 Zinsrodel, was ein Schaffner von St. Johannsen zu Biel beziehen soll (Nr. 5) 1539
U 8a Urbar der dem Gotteshaus Bellelay zuständigen Schupposen, Zinsen, Zehnten und Bodenzinsen
um Biel (Nr. 8)
1553
3. Amt Büren
U 9 Zinsbuch von St. Johannsen, die Gegend von Büren betreffend (Nr. 23) 1435ff.
U 10 Zinsrodel der Schaffnerei Solothurn der Stift in Bern, bzw. früher des Klosters Frauenkappelen,
die Gegend von Solothurn und Büren betreffend (Nr. 18)
1486
U 11 St. Johannsen Urbar, die Gegend von Büren betreffend (Nr. 24) 15./16. Jh.
U 12 Zinsrodel der Stiftsschaffnerei Rütti b. Büren (Nr. 181) 1523
U 13 Urbar von Boden- und Pfennigzinsen sowie von Zinsen des Hauses Oberbüren (Seeland, Kt.
Bern, Nr. 17)
um 1532
U 14 Urbar der Herrschaft Büren (Nr. 1) 1540
4. Amt Erlach
U 15 Zinsbuch des Schlosses und der Herrschaft Erlach (Nr. 1) 1485
U 16 Zinsbuch des Schlosses und der Herrschaft Erlach (Nr. 2) Anf. 16. Jh.
U 17 Lehenerkenntnisse der Leute von Gals gegenüber der Abtei St. Johannsen (Nr. 71) 1509
U 18 Zinsrodel des Schlosses und der Herrschaft Erlach (Nr. 3; Eintragungen von Nikl. Manuel) 1519
U 19 Schlafrodel der Gülten und Zinsen zugehörend den Frauen des Klosters Tedlingen in der Vogtei
und Herrschaft Erlach (Nr. 701)
1523
U 20 Bodenzinsurbar der Herrschaft Erlach usw. (Nr. 4) um 1525
U 21 Urbar des Schlosses Erlach (Nr. 5; 2 Ex.) 1530
U 22 Urbar der zinsbaren Lehengüter zu Ins, vom Kloster St. Johannsen herrührend (Nr. 6) 1533




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S. 32*


U 23 Urbar der zinsbaren Güter zu Siselen, Täuffelen, Epsach, Hermrigen, Bühl und Mörigen, vom
Kloster St. Johannsen herrührend (Nr. 7)
1533
U 24 Urbar der zinsbaren Lehengüter des Klosters St. Johannsen zu Müntschemier, Treiten, Brütte-
len, Finsterhennen (Nr. 75)
1533
5. Amt Nidau
U 25 Zinsurbar des Priorats auf der St. Petersinsel, betreffend die Zinse in der Grafschaft Nidau und in
sämtlichen benachbarten Landschaften (Nr. 114)
um 1398
U 26 Urbar zweier Bodenzinsen zu Lattrigen (Nr. 90) 1432 (Kopie nach
1700)
U 27 Priorat auf der St. Petersinsel. Urbar und Rechnungsbuch betreffend die Herrschaften Nidau,
Aarberg, Biel, Tessenberg; auch die Gegenden von Wohlen, Frienisberg, Büren, Fraubrunnen
usw. (Nr. 115)
1442‒1449
U 28 Priorat auf der St. Petersinsel. Urbar und Rechnungsbuch betreffend Nidau, Ipsach, Bellmund,
Madretsch, Port, Merzligen, Studen, Worben, Lattrigen, Wiler, Mörigen, Jens, Epsach, Bühl und
Tessenberg (Nr. 116)
1452
U 29 Priorat auf der St. Petersinsel, Urbar und Rechnungsbuch, betreffend die Herrschaft Nidau und
Tessenberg (Nr. 117)
1458‒1478
U 30 Gottstatt, Zins- und Zehnturbar (Nr. 28) 1474
U 31 Zinsrodel der Grafschaft Nidau (Nr. 1; 2 Ex.) 1521
U 32 Urbar der Stiftsschaffnerei zu Nidau (Nr. 21)
Einträge von Ludwig Sterner 1524
Einträge von Hanns Glaner 1551
1524; 1551
U 33 Urbar über Zinse, die Reinhard v. Wattenwyl zu Jens, Studen, Worben, Safnern, Lattrigen,
Brügg, Kappelen, Hermrigen, Merzligen, … Büren zustehen (Nr. 118)
1529/30
U 34 Gottstatt, Dokumenten-, Bodenzins- und Zehnturbar (Nr. 29) 1531
U 35 Urbar der Grafschaft Nidau (Nr. 2) 1538‒1551
U 36 Rodel über die Einkünfte des Vogtes von Nidau (Nr. 3) 1538
U 37 Nidau, Bodenzinsurbar (Nr. 4) 1551
b) SEKTOR II:
Ämter Aarwangen, Burgdorf, Fraubrunnen, Trachselwald, Wangen
1. Amt Aarwangen
U 38 Des von Grünenberg Rechtung ze Aarwangen (Nr. 1) 1430
U 38a Urbar Langenthal, ausgestellt vom Kloster St. Urban (St. Archiv Luzern, Nr. 80) 1464
U 39 Rodel verschiedener Bodenzinse zu Bleienbach, Lotzwil, Madiswil, Mettenbach, Melchnau, Rei-
siswil, Altbüron, Langenthal … (Nr. 1)
1465
U 40 Rödel über die Einkünfte des Johanniterhauses Thunstetten (Nr. 221) 1485‒1527
U 41 Zinsbuch der Grafschaft und des Schlosses Aarwangen (Nr. 11) 1522
U 42 Urbar über Rechtsame und Herrlichkeiten des Hauses Thunstetten (Nr. 23; 2 Ex.) 1530
U 42a Urbar Langenthal, ausgestellt vom Kloster St. Urban (St. Archiv Luzern, Nr. 38a) 1530
U 43 Ursenbach, Pfrundurbar; Urbare Hof Richisberg und Hof Hirseren 1532; 1631; 1716
U 43a Urbar des Klosters St. Urban (St. Archiv Luzern, Nr. 14) 1562
2. Amt Burgdorf
U 44 Thorberg-Koppigen Urbar (Nr. 26) 1470‒1490
U 45 Rodel der Thorberg Zinse zu Thun (Nr. 29) 1531
U 46 Thorberg Urbar, betreffend die Gegend zwischen Münsingen und Thun (Nr. 28) 1498
U 47 Thorberg Bodenzinsurbar (auch Urkundenregister und Rechnungsbuch; Nr. 27) 15. Jh.
U 48 Urbar des Gotteshauses Thorberg (Tom I und II; Nrn. 31 und 32) 1500
U 49 Urbar des Schlosses Burgdorf (Nr. 1) 1526
U 50 Hettiswil Rodel. Zinsen des Hauses Hettiswil (im Fach «Mushafen») 1531
U 51 Urbar der Fraubrunnen Schaffnerei zu Burgdorf (Nr. 65) 1531




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S. 33*


U 52 Urbar der Trub Schaffnerei zu Burgdorf (Nr. 66) 1531
U 53 Zehntrodel des Schlosses Burgdorf (Nr. 2) 1574
U 54 Dokumenten-, Dominium-, Bodenzins- und Zehnturbar von Burgdorf (Nr. 3) 1595
3. Amt Fraubrunnen
U 55 Urbar der Zinsen und Gülten des Klosters Fraubrunnen (Nr. 1) 1380
U 56 Urbar des Rudolf v. Ringoltingen über die Herrschaft Landshut (Nr. 32) 1437
U 57 Fraubrunnen Urbar (Nr. 2) 1513
U 58 Zinsurbar des Hauses Münchenbuchsee (Nr. 52; 2 Ex.) 1529
U 59 Fraubrunnen Dominium-, Waldung-, Bodenzins- und Zehnturbar (Joh. Bletz, Zug: Nr. 3; 2 Ex.) 1531
U 60 Urbar, die Gegend von Bern nach Thun und weiter aufwärts betreffend (Nr. 4) 1531
U 61 (id. mit U 51, Amt Burgdorf)
U 62 Landshut, Gerechtigkeit-, Bodenzins- und Zehnturbar (Nr. 33; 2 Ex.) 1532
U 63 Landshut, Zinsbuch der Herrschaft (Nr. 1091) 1532
U 63a Dominium-, Waldung-, Bodenzins- und Zehnturbar (Nr. 6; 2 Ex.) 1585
4. Amt Trachselwald
U 64 Zinsbuch des Hauses Sumiswald (Nr. 24) 1426
U 65 Urbar und Heuschrodel über die Bodenzinse und Gefälle des Frauenklosters Rüegsau (im «Fa-
che Trachselwald»)
1495
U 66 Rodel über die Einkünfte des Hauses St. Johannsen in und um Huttwil (Nr. 112) Anf. 16. Jh.
U 67 Rodel über die dem Haus Herzogenbuchsee bzw. St. Peter auf dem Schwarzwald pflichtigen Gü-
ter zu Huttwil (Nr. 111)
1510
U 68 Bodenzinsurbar der Herrschaft und des Schlosses Brandis (Nr. 16) 1526
U 69 Urbar über alle dem Haus Sumiswald zugehörigen Zinsen und Zehnten (Nr. 25) 1530
U 70 Urbar über die dem Haus und Schloss Trachselwald zugehörigen Bodenzinse und Zehnten
(Nr. 1)
1531‒1553
U 71 Urbar über die dem Schloss und Haus Sumiswald gehörigen Bodenzinse und Zehnten (Nr. 26) 1539
U 72 Trachselwald Urbar (Nr. 2) 1569
5. Amt Wangen
U 73 Zinsrodel der Herrschaft Bipp (im Ämterbuch Bipp A) 1464
U 74 Zins- und Zehnturbar des Schlosses und der Herrschaft Bipp (Nr. 22) 1518
U 75 Urbar der Grafschaft Wangen, herrührend von der Propstei (Nr. 1) 1529
U 76 Urbar über die dem Schlosse Wangen zuständigen Zinse, Zehnten, Renten, Gülten; Korn- und
Heuzehnten zu Rohrbach; dazu Eintragungen betreffend Herzogenbuchsee, Wangen, Deitingen
(Nr. 17)
1531
U 77 Herzogenbuchsee Urbar betreffend die Boden-, Pfennig- und Korngülten, die Korn- und Heu-
zehnten der Propstei daselbst; mit Dorfrecht von Herzogenbuchsee und Einkünfterodel betref-
fend Huttwil (Nr. 13; 2 Ex.)
1533
U 77a Urbar Schloss Bipp 1573/74
c) SEKTOR III:
Ämter Bern, Konolfingen, Laupen, Schwarzenburg, Seftigen, Signau, Thun
1. Amt Bern
U 78 Bernisches Urbar aus dem 15. Jh. (Stadtarchiv Bern, Nr. 525) 15. Jh.
U 79 Rechnungsbuch des Deutschordenshauses Bern (Bern II, Nr. 1) 1452‒1457
U 80 Register der Pfennigzinse, der Fruchtzinse, Einkünfte und Güter des Konvents in St. Michels-In-
sel (Bern-Insel, Nr. 1)
1464




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S. 34*


U 81 Heischrodel des Ammanns der Stift (Bern II, Nr. 2) 1486
U 82 Zinsbuch des Stiftsschaffners zu Thun über die Einkünfte im Oberland (Bern II, Nr. 3) 1488‒1510
U 83 Schlafrodel der Stift über ihre Zinse und Gülten im Oberland (Bern II, Nr. 4) 1491
U 84 Zinsrodel des Stiftsschaffners zu Thun (Bern II, Nr. 5) 1493
U 85 Bern II, Rodel der Ablösungen von Anlagen von Kapitalien durch die Stift Bern. Urbar Nr. 32 1501‒1526
U 86 Zinsrodel des Stiftsschaffners zu Thun (Bern II, Nr. 6) 1507
U 87 Jahrzeitrödel der Stift (Bern II, Nr. 7) 1521
U 88 Prediger oder Dominikaner Zinsbuch (Bern I, Nr. 66) 1521‒1524
U 89 Jahrzeitrödel der Stift (Bern II, Nr. 8) 1524
U 90 Zinsrodel der Stiftsschaffnerei zu Thun (Bern II, Nr. 10) 1525
U 91 Zins- und Gültrodel der von Cantor Martin Läderach gestifteten Pfrund und Caplaney (Bern II,
Nr. 9)
1527
U 92 Bodenzins- und Zehnturbar des St. Johanniter-Hauses in Bern (Bern I, Nr. 42) 1529
U 93 Urbar der Zinsen und Zehnten, dem Hause Köniz zuständig (Bern III, Nr. 1) 1529
U 94 Urbar der Stiftreben zu Oberhofen, Hilterfingen und Spiez usw. (Bern II, Nr. 11) 1530
U 95 Urbar der bisherigen Stiftsschaffnereien Thun, Nieder-Simmental, Rüti b. Büren, Burgdorf, Rü-
derswil (Bern II, Nr. 12)
1530
U 96 Bodenzins-Urbar des St. Johannser-Hauses (Bern I, Nr. 44, 2 Ex.) 1531
U 97 Urbar der Einkünfte der Stift sowie ihrer sonstigen Rechtsame an Gerichten und Hölzern (Bern
II, Nr. 13)
1531
U 98 Rodel der vom Hause Fraubrunnen zum St. Johannser-Hause gelegten Zinse in der Gegend von
Bern und im Oberland (Bern I, Nr. 63)
1532
U 99 Urbar der ablösigen Pfennigzinse des Mushafens (Bern IV, Nr. 21) 1534
U 100 Bodenzins- und Zehnturbar (Bern-Insel, Nr. 2; 2 Ex.) 1534
U 101 Mushafen-Bodenzinsurbar Tom I und II (Bern IV, Nr. 1+2) 1535
U 102 Schlafrodel und Zinsbuch des grossen Almosens (= Mushafen) aus dem Urbarbuch genommen
(Bern IV, Nr. 3; id. U 101)
1535
U 103 Urbar etlicher Grundstücke und Güter zu Ober-Ostermundigen, Kirchgemeinde Bolligen
(Bern I, Nr. 36)
1537
U 104 Urbar der Renten, Gülten, Zinsen und Zehnten des Interlaken-Hauses in Bern (Bern I, Nr. 13) 1542
U 105 Bodenzinsurbar eines Gutes im Dorf Bümpliz (Bern I, Nr. 75) 1544 (Kopie
17. Jh.)
U 106 Bodenzinsurbar eines Lehengutes zu Jegenstorf (Bern-Insel, Nr. 70) 1551
U 107 Erkanntnis von Bodenzinsen zu Jetzkofen Ausserkrankenhaus (Nr. 251) 1553
U 108 Grund- und Bodenzinsurbar über die Besitzung Linden in der Kirchgemeinde Vechigen (Bern I,
Nr. 37)
1554
U 109 Köniz, Bodenzins- und Zehnturbar (Bern III, Nr. 2; 2 Ex.) 1554
U 110 Erkanntnis eines Bodenzinses auf dem Hof im freien Luterbach. Vechigen (Bern II, Nr. 85) 1563
U 111 Urbarbüchlein betreffend einen Bodenzins zu Urtenen (Bern-Insel, Nr. 681) 1565
U 112 Urbar über die Reben im Altenberg, dem Interlaknerhaus zuständig (Bern I, Nr. 85) 1575
U 113 Urbar eines Lehengutes zu Vechigen (Bern-Insel, Nr. 45) 1580‒1746
U 114 Neue Verzeichnung eines Lehengutes zu Oberlindach (Bern II, Nr. 96) 1599
U 115 Urbar des Grund- und Bodenzinses von Gütern zu Nieder-Wangen in der Herrschaft Bümpliz
(Bern II, Nr. 90)
1663
U 116 Pfrund-Urbar Vechigen 1745
2. Amt Konolfingen
U 117 Urbar über Zehnten der von Erlach in der Kirchhöre Grosshöchstetten (Nr. 6; dazu eine Kopie
von 1670)
1544/45
U 118 Urbar eines Lehengutes zu Reutenen (= Rütinen bei Zäziwil; Nr. 71) 1553
U 119 Urbar des Schultheissen Johannes Steiger (Archiv Steiger; dep. Burgerbibliothek Bern) 1559‒1579
Für p. 29‒86 (= Urbar Münsingen-Nieder-Wichtrach) besteht ein 2. Exemplar 1572
3. Amt Laupen
U 120 Rodel und Zinsbuch des Klosters Frauenkappelen (Nr. 40) 1434; 1528
U 121 Bekanntnisbuch der Zinsen und Gülten zu Biberen (Nr. 1) 1436




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S. 35*


U 122 Zinsbuch für W. und J. von Wippingen, die Herrschaften Murten und Laupen betreffend (Nr. 2) 1501
U 123 Zinsbuch der Herrschaft Laupen (Nr. 3) 1502
U 124 Zinsbuch der Herrschaft Laupen (Nr. 4) 1529
U 125 Laupen, Bodenzins-Urbar (Nr. 5) 1532
4. Amt Schwarzenburg
U 126 Zinsbuch der Herrschaft Grasburg (Nr. 1) 1484
U 127 Zinsrodel der Herrschaft Grasburg (Nr. 2) 1512
U 128 Urbar für das Haus Rüeggisberg über Zinse, Gülten und Zehnten zu Guggisberg und Schwarzen-
burg (Nr. 28)
1533‒1542
U 129 Grasburg (Schwarzenburg)-Urbar (Nr. 3; 2 Ex.) um 1533
U 130 Urbar der Herrschaft Grasburg (Nr. 5; 2 Ex.) 1591
5. Amt Seftigen
U 131 Urbar über Einkünfte und Güter der Herrschaft Belp (Nr. 1) 1520
U 132 Urbar für Augustin v. Luternau über Einkünfte in der Herrschaft Belp (Nr. 3) 1530
U 133 Urbar des Hauses Rüeggisberg Bände I und II (Nr. 9 und 10) um 1533
U 134 Erkanntnis über zwei Lehengüter zu Hermannswil und Hasli, Kirchgemeinde Thurnen (Nr. 18) 1593
6. Amt Signau
U 135 Urbar über die jährlichen Zinsen und Gülten, dem Schloss und Haus Signau zugehörig, die Jun-
ker Ludw. von Diessbach an Bern verkauft hat (Nrn. 1 und 2; 2 Ex. u. Konzept)
1530
U 136 Trub Urbar betreffend Renten und Gülten sowie Korn- und Heuzehnten des Hauses Trub
(Nr. 14; 2 Ex.)
1531
U 137 Urbar … der Herrschaft Signau mit den drei Gerichten Signau, Röthenbach und Biglen (Nr. 3) 1547
U 138 Heischrodel und Rechnungsbuch betreffend das Haus Trub (Nr. 15) um 1550
7. Amt Thun
U 139 Zinsrodel von Thun (Nr. 1; 2 Ex.) 1485
U 140 Verzeichnis einiger Güter der Stift von Bern zu Hilterfingen und Thun … (Nr. 321) 1519‒1523
U 141 Zinsrodel der Gemeinde Hilterfingen (Nr. 261b) 1523
U 142 Urbar über Bodenzinse des Interlakenhauses zu Thun (Nr. 19; 2 Ex.) um 1530
U 143 Reb-Urbar von Thun, Steffisburg, Oberhofen, Ansolmingen, Gunten, Aeschlen (Nr. 24) um 1530
U 144 Urbar der Herrschaft Thun (Nr. 3) 1531
U 145 Urbar über verliehene Güter der Erbschaft Scharnachthal zu Oberhofen, Hilterfingen usw.
(Nr. 26)
1542
U 146 Urbar über Herrschaft Pfennig- und Weinzinse (Nr. 261) 1542
U 147 Urbar der Stift von Bern über ihre Zehnten und Reben zu Hilterfingen und Oberhofen, nebst
Gütern zu Spiez und Beatenberg (Nr. 322)
1546
d) SEKTOR IV:
Ämter Frutigen, Saanen, Niedersimmental, Obersimmental
1. Amt Frutigen
U 148 Dominium und Bodenzinsurbar (Nr. 1 und Nr. 2) 1538
U 149 Schloss- und Pfrundurbar (Nr. 3) 1585
2. Amt Saanen
U 152 Urbar der Landschaft Saanen (Saanen, Gsteig, Lauenen; Gemeinde-Archiv Saanen) 1656
U 153 Urbar der «Schulbüechren der Haubt Kilchöri Sanen» (Gemeinde-Archiv Saanen) 1681




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S. 36*


3. Amt Niedersimmental
U 154 Urbar des Schlosses Wimmis (Nr. 1) 1543
4. Amt Obersimmental
U 155 Raronischer Zinsrodel für das Obersimmental (Nr. 1) 1451
U 156 Zinsbuch für das Obersimmental (Nr. 11) 1488
U 157 Zinsbuch für das Obersimmental (Nr. 2) 1502
U 158 Zinsbuch für das Obersimmental (Nr. 3) 1515
U 159 Zinsbuch für das ganze Land Obersimmental (Nr. 6) 1548
U 160 Urbar über Zehnten, Mühlen und Bergzinsen, Pfennigzinsen usw. im Obersimmental (Nr. 7) 1548
e) SEKTOR V:
Ämter Interlaken, Oberhasli
1. Amt Interlaken
U 161 Bodenzinsurbar (Nr. 1; 2 Ex.) 1535
U 162 Bodenzinsurbar (Nr. 2; 2 Ex.) 1611
U 162a Reben-Urbar (Nr. 3; 2 Ex.) 1622
2. Amt Oberhasli
U 163 Pfarrurbar Hasle Nr. 1 im Weissland (Pfrund Meiringen) 1578‒1726
U 164 Urbarium oder Underricht-Buch von dem Amt Oberhasslj (Nr. 1) 1753
U 164a Urbarien Amt Oberhasle (Nr. 1) 1825
f) WEITERE URBARE
1. Mannlehen-Urbare
U 165 Mannlehen-Urbar der Herrschaft Rümligen (Nr. 1) 1412
U 166 Mannlehen-Urbar Spiez (Nr. 2) 1488‒1514
U 167 Oberländische Mannlehen ‹Hinleichungen› (Nr. 1) 1497‒1521
U 168 Oberländische Mannlehen ‹Hinleichungen› (Nr. 6) 1524‒1593
U 168 Oberländische Mannlehen ‹Hinleichungen› (Nr. 2) um 1540
U 169 «Empfahenschafft-Buͦch» vom Amt Interlaken (Nr. 1) 1524‒1580
2. Urbarähnliche Bücher
U 170 Bümpliz Dokumentenbuch (auch ‹Bümpliz Urbar› genannt) (CIB, 72) ab 16. Jh.
U 171 Dokumentenbuch von Frutigen (Regestenwerke Nr. 95) 14.‒18. Jh.
U 172 Landbuch von Frutigen (Stadtbibliothek Thun) 1505ff.
U 173 Landbuch oder Urbahr der Landschafft Oberhasli (Original nicht erhalten; Vid. 1744) 14. und 15. Jh.




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S. 37*


B. Urkunden, Chroniken, kirchliche Dokumente u. ä.
(gedruckte Quellen werden mit ▲ bezeichnet)

A Amtsrechnungen aus dem Kanton Bern 16.‒18. Jh.
Ar Ausburger Rodel der Stadt Bern 1442‒1469, 1479‒1563
ArB Ausburger Rodel der Stadt Burgdorf 1440‒1520
Bod Samuel Bodmer, Marchenbuch, Bd. 1‒4, aufgenommen 1705‒1710, gezeichnet 1714‒1717 StAB 1705‒1710
C 1 Teutsch Spruch Buch der Stadt Bern (oberes Gewölbe) 1411‒1427
C 2 Teutsch Spruch Buch der Stadt Bern (unteres Gewölbe) 1417‒1475
C 3 Turmbücher, Criminal Proceduren (StAB B. IX) 16.‒18. Jh.
C 4 Chorgerichtsmanuale Oberhasli 17.‒19. Jh.
▲Ch 1 Chronik des Valerius Anshelm; hg. vom Hist. Ver. d. Kts. Bern; 6 Bände, Bern 1884‒1901 Anfang Stadt Bern
bis 1546/47
▲Ch 2 Beschreibung des Twingherrenstreites von Thüring Frickart; hg. von G. Studer, Basel 1877 1470
▲Ch 3 Johannis Gruyere narratio belli ducis Sabaudiae et Bernensium contra Friburgenses 1447/48; ed.
von P. Nikolaus Rädle, in: Quellen zur Schweizergeschichte 1, Basel 1877, S. 299‒318
1447/48
▲Ch 4 Chronik des Konrad Justinger; hg. von G. Studer, Bern 1871 Anfang Stadt Bern
bis 1421
▲Ch 5 Chronik des Diebold Schilling; hg. von G. Tobler, Bern 1901 1468‒1484
▲Ch 6 Stretlinger Chronik des Elogius Kiburger; hg. von J. Baechtold und F. Vetter, Frauenfeld 1877 Mitte 15. Jh.
▲Ch 7 Chronik des Bendicht Tschachtlan und Heinrich Dittlinger; hg. von G. Studer, Basel 1877 1424‒1470
▲FRB Fontes Rerum Bernensium; 10 Bände, Bern 1877‒1956 3. Jh. v. Chr. bis
1390
Jv Sammlung M. Javet, Ober- und Untersteckholz 1958
▲K 1 Älteres und jüngeres Jahrzeitbuch von Oberbalm; Archiv d. Hist. Ver. d. Kts. Bern, Bd. XIX,
Bern 1908
1423; 1482
K 2 Jahrzeitbuch der Kirche von Scherzligen (Stadtarchiv Thun) 15. Jh.
▲K 3 Das Jahrzeitbuch von Worb; Archiv d. Hist. Ver. d. Kts. Bern, Bd. IX, Bern 1876 1492
▲K 4 Die Regesten des Frauenklosters Fraubrunnen; bearb. von J. J. Amiet, in: Die Regesten der Ar-
chive in der Schweiz. Eidgenossenschaft, 2. Band, Chur 1854
1246‒1534
▲K 5 Jahrzeitenrodel der Augustiner und Augustinerinnen von Interlaken; Archiv d. Hist. Ver. d. Kts.
Bern, Bd. VII, Bern 1871
um 1350
▲K 6 Älteres Jahrzeitbuch von Jegistorf; Archiv d. Hist. Ver. d. Kts. Bern, Bd. VII, Bern 1871 um 1400
▲K 7 Das erste bernische Pfrundbuch; Archiv d. Hist. Ver. d. Kts. Bern, Bd. XXIX, Bern 1928 nach 1545
K 8 Jahrzeitbuch des Klosters St. Urban (Staatsarchiv Luzern; tw. veröffentlicht im «Geschichts-
freund» (Bd. 16, 26) und in den Necrologia der Monumenta Germ. Historica, Bd. 1, Berlin 1888)
1390
▲K 9 Visitationsbericht des Bisthums Lausanne bernischen Anteils; Archiv d. Hist. Ver. d. Kts. Bern,
Bd. I, Bern 1848
1453
▲K 9a Die Lausanner Kirchenvisitation von 1416/17; Archiv d. Hist. Ver. d. Kts. Bern, Bd. XVI, Bern
1902
1416/17
K 10 Cartulaire du prieuré de Ruggisberg (Kts.- und Universitätsbibl. Freiburg i. Ue.) 1392; 1425; 1487
▲K 11 Das Jahrzeitenbuch von Büren a. A.; Archiv d. Hist. Ver. d. Kts. Bern, Bd. XXXI, Bern 1932 1481
▲M Alte Missiven; hg. von F. E. Welti, Bern 1912 1444‒1448
▲MR Mémoires et documents publiés par la Société d'histoire de la Suisse romande 1838ff.
MW Sammlung Rob. Marti-Wehren, Orts- und Flurnamen in der Landschaft Saanen 1924
N Nachträge zu den Fontes Rerum Bernensium bis 14. Jh.
P Pläne im Berner Staatsarchiv bis 20. Jh.
▲Qw Quellenwerk zur Entstehung der Schweiz. Eidgenossenschaft
Abt. I, Urkunden, Bd. 1, Aarau 1933 bis Ende 1291
Abt. II, Urbare und Rodel, Bd. 2: Engelberger Urbar, Aarau 1943 bis 1400
▲Qs Quellen zur Schweizergeschichte, Basel 1877ff.
Bd. 14 Das habsburgische Urbar, Basel 1894 1303‒1307
Bd. 15 Das Kiburger Urbar, Basel 1899; Registerband Basel 1904 1250‒1256
▲R 1 Die drei ältesten Bieler Stadtrechnungen (E. Meyer), Aarau 1937 1390/91
1399/1400
▲R 2 Die Tellbücher der Stadt Bern aus dem Jahre 1389 (F. E. Welti), Archiv d. Hist. Ver. d. Kts. Bern,
Bd. XIV, Bern 1896
1389




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S. 38*


▲R 3 Die Stadtrechnungen von Bern (F. E. Welti), Bern 1896; 1904 1375‒1384
1430‒1452
Reg Region-Buch des Freystaates und Republic Bern (elf Foliobände) 1782‒1784
▲Rq Rechtsquellen des Kantons Bern 1218ff.
▲Rq 1 Stadtrechte (F. E. Welti, H. Rennefahrt), Aarau 1902ff.
▲Rq 2 Obersimmental (L. S. v. Tscharner), Aarau 1912
▲Rq 3 Niedersimmental (L. S. v. Tscharner), Aarau 1915
▲Rq 4 Frutigen (H. Rennefahrt), Aarau 1937
▲Rq 5 Saanen (H. Rennefahrt), Aarau 1942
▲Rq 6 Konolfingen (E. Werder), Aarau 1950
▲Rq 7 Laupen (H. Rennefahrt), Aarau 1952
▲Rq 8 Interlaken/Unterseen (M. Graf-Fuchs), Aarau 1957
Ry Gehöfte Verzeichnis von Vechigen; V. D. M. David Rytz 1764
S Sammlung K. L. Schmalz, Bolligen 1965
Sch Thomas Schoͤpfius, Inclytae Bernatum urbis 1577
St Sammlung K. Stocker, Boltigen 1969
▲UBS Das bernisch-solothurnische Urbar (Rudolf Baumgartner), Solothurn 1938 1423
Ud Älteres Udelbuch der Stadt Bern 1389‒1460
Uk 1 «Allerhand Bedenken» Sammlung von einzelnen Quellenstücken 12.‒20. Jh.
Uk 2 Pergament- und Papierurkunden im Staatsarchiv Bern 12.‒15. Jh.
UP «Unnütze Papiere» im Staatsarchiv Bern 14.‒18. Jh.
▲US Solothurner Urkundenbuch Bd. 1 (Ambros Kocher), Solothurn 1952 742‒1245
▲UT Die Urkunden der historischen Abteilung des Stadtarchivs Thun (C. Huber), Thun 1931 1236‒1819
V 1 Extenta reddituum castri Vanelli (Transkriptionen von J. R. D. Zwahlen 1947 und J.-P. Chapuisat
1959)
Original im Staatsarchiv Lausanne
1312
V 2 Extenta terrarum et reddituum castri Vanelli (Zwahlen und Chapuisat)
Original im Staatsarchiv Lausanne
1324
V 3 Extractus extente nove de redditibus castellanie de Vanello (Zwahlen)
Original im Staatsarchiv Freiburg i. Ue.
1355
V 4 Zinsrodel von Vanel (Zwahlen und Chapuisat)
Original im Staatsarchiv Lausanne
etwa 1360

C. Sekundärliteratur

ASV Atlas der schweizerischen Volkskunde, begründet von Paul Geiger und Richard Weiss, Basel 1950ff.

Bach, Dt. Nkde. Adolf Bach, Deutsche Namenkunde


Bd. 1 Die deutschen Personennamen, Heidelberg 1952 und 1953


Bd. 2 Die deutschen Ortsnamen, Heidelberg 1953 und 1954


Bd. 3 Registerband, bearb. von Dieter Berger, Heidelberg 1956

Bair. Wb. J. A. Schmeller und G. K. Fromann, Bayerisches Wörterbuch, München 1872‒1877

Bärtschi Alfred Bärtschi, Aus der Geschichte einer Berggemeinde (Adelboden), Bern 19341, 19732

Baumgartner Heinrich Baumgartner, Stadtmundart / Stadt- und Landmundart, Bern 1940

Bloch/Wartburg O. Bloch/W. v. Wartburg, Dictionnaire étymologique de la langue française, Paris 1968


BNF Beiträge zur Namenforschung, Neue Folge, hg. von Rudolf Schützeichel in Verbindung mit Ernst Dik-
kenmann und Jürgen Untermann, Heidelberg 1966ff.

Bosshard Hans Heinrich Bosshard, Mundartnamen von Bäumen und Sträuchern in der deutschsprachigen Schweiz
und im Fürstentum Liechtenstein, Zürich 1978

Brandstetter Josef Leopold Brandstetter, Beiträge zur schweizerischen Ortsnamenkunde, in: Geschichtsfreund Nr. 42,
44, 51, 55, 59, 60, 62, 67; 1887ff.

Braune/Eggers Wilhelm Braune/Hans Eggers, Althochdeutsche Grammatik, Tübingen 1975

Bruckner Wilhelm Bruckner, Schweizerische Ortsnamenkunde, Eine Einführung, Basel 1945


BSG Beiträge zur schweizerdeutschen Grammatik, hg. von Albert Bachmann, Bände 1‒20, Frauenfeld
1910‒1941

BSM Beiträge zur schweizerdeutschen Mundartforschung, hg. von Rudolf Hotzenköcherle, Bd. 1ff., Frauen-
feld 1950ff.

Bu Fritz Burkhalter, Die Orts- und Flurnamen der Gemeinde Belp, Belp 1968





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S. 39*

Buck M. R. Buck, Oberdeutsches Flurnamenbuch, Bayreuth 19312 (18801)


BzN Beiträge zur Namenforschung, hg. von Hans Krahe in Verbindung mit Ernst Dickenmann, Heidelberg
1949‒1965; Register Heidelberg 1969

D s. Durheim


DRG Dicziunari rumantsch-grischun, publichà de la Società retorumantscha, fundà da R. von Planta e Florian
Melcher, Chur 1939ff.

Durheim Carl Jakob Durheim, Die Ortschaften des eidgenössischen Freistaates Bern


Bd. 1 Verzeichnis nach den Amtsbezirken usw., Bern 1838


Bd. 2 Register der Ortschaften und Alpen, Bern 1838


Bd. 3 Supplement., Bern 1845

DWB Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854ff. (Band Z, Leipzig 1954)

Els. Wb. Ernst Martin und Hans Lienhart, Wörterbuch der elsässischen Mundarten, Strassburg 1899‒1907

FEW Walther von Wartburg, Französisches Etymologisches Wörterbuch, Bonn 1928ff.

Fm s. Förstemann

FNB Familiennamenbuch der Schweiz, zweite, erweiterte Auflage, 6 Bände, Zürich 1968‒1971

Förstemann Ernst Förstemann, Altdeutsches Namenbuch


Bd. 1 Personennamen, München 1966 (Nachdruck der 2. Auflage 1900)


Bd. 2 Ortsnamen, München 1967 (Nachdruck der 3. Auflage 1913)


Henning Kaufmann, Ergänzungsband zu E. Förstemann, Personennamen, München 1968

Fr s. Friedli

Friedli Emanuel Friedli, Bärndütsch als Spiegel bernischen Volkstums


Bd. 1 Lützelflüh, Bern 1905


Bd. 2 Grindelwald, Bern 1908


Bd. 3 Guggisberg, Bern 1911


Bd. 4 Ins, Bern 1914


Bd. 5 Twann, Bern 1922


Bd. 6 Aarwangen, Bern 1925


Bd. 7 Saanen, Bern 1927

Gatschet A. Gatschet, Ortsetymologische Forschungen als Beiträge zu einer Toponomastik der Schweiz, Bern 1867

Glatthard, Aare/Saane Peter Glatthard, Ortsnamen zwischen Aare und Saane, Bern 1977

Glatthard, Oberhasli Peter Glatthard, Dialektologisch-volkskundliche Probleme im Oberhasli, Bern 1981

Gloss. Glossaire des patois de la Suisse romande, Neuchâtel 1924ff.


GLS Geographisches Lexikon der Schweiz, hg. von Ch. Knapp u. a.; 7 Bände und Suppl., Neuenburg
1902‒1910

Götze Alfred Götze, Frühneuhochdeutsches Glossar, Berlin 1967

GPSR s. Gloss.


Graff E. G. Graff, Althochdeutscher Sprachschatz oder Wörterbuch der althochdeutschen Sprache, 6 Bände,
Berlin 1834‒1842

Greule A. Greule, Vor- und frühgermanische Flussnamen am Oberrhein, Heidelberg 1973

Grosjean, Kat. Kantonaler Karten- und Plankatalog Bern, bearb. von G. Grosjean, Bern 1960

Guex Jules Guex, La montagne et ses noms, Lausanne 1946


HBLS Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, hg. von H. Thürler u. a.; 7 Bände und Suppl., Neuenburg
1921‒1934

HM s. Howald/Meyer

HOB Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, München 1952ff.

Hodler W. O. F. Hodler, Beiträge zur Wortbildung und Wortbedeutung im Berndeutschen, Bern 1911

Holder Alfred Holder, Alt-celtischer Sprachschatz, 3 Bände, Graz 1961‒1962 (Nachdruck von 1896, 1904, 1907)


Howald/Meyer Ernst Howald und Ernst Meyer, Die römische Schweiz, Texte und Inschriften mit Übersetzung, Zürich
1940

Hubschm., Burgd. J. U. Hubschmied, Über Ortsnamen des Amtes Burgdorf und der Gemeinden Bätterkinden und Utzen-
storf, Heimatbuch Burgdorf, Bd. II, 1938

Hubschm., Frut. J. U. Hubschmied, Über Ortsnamen des Amtes Frutigen, hg. von der Heimatkunde-Vereinigung Frutigen
1940

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J s. Jahn





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Jaccard H. Jaccard, Essai de toponymie; origine des lieux habités et des lieux dits de la Suisse romande. Mém. et
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Jahn, Chr. Albert Jahn, Chronik oder … Beschreibung des Kantons Bern alten Theils, Bern/Zürich 1857

Kluge, Etym. Wb. Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch, Berlin 1910, 1963, 1975

Krieger Albert Krieger, Topographisches Wörterbuch des Grossherzogtums Baden, Heidelberg


Bd. I 1904


Bd. II 1905

L s. Leu

Le J. Leuenberger, Chronik des Amtes Bipp, 1904


Leu Hans Jacob Leu, Allgemeines, Helvetisches, Eydgenössisches oder Schweitzerisches Lexicon; 20 Bde., Zü-
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Lex. Matthias Lexer, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, 3 Bände, Stuttgart 1970 (Nachdruck Leipzig
1872‒1878)

Moser Virgil Moser, Frühneuhochdeutsche Grammatik


Bd. 1 Hälfte 1, Heidelberg 1929


Bd. 3 Teil 3/2, Heidelberg 1951

Mülinen Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern


Heft 1 Oberland und Emmental, Bern 1879


Heft 2‒4 Mittelland, Bern 1880, 1881, 1883


Heft 5 Oberaargau, Bern 1890


Heft 6 (fortgesetzt von W. F. v. Mülinen) Das Seeland, Bern 1893

Müller, Obw. Hugo Müller, Obwaldner Namenbuch, Sarnen 1952

Oettli Paul Oettli, Deutschschweizerische Ortsnamen, Erlenbach-Zürich 1945


ONB Ortsnamenbuch des Kantons Bern (alter Kantonsteil), begründet von Paul Zinsli. I: Dokumentation und
Deutung, hg. von Paul Zinsli in Zusammenarbeit mit Rudolf Ramseyer und Peter Glatthard, 1. Teil: A‒F,
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Onoma Onoma, Bibliographical and Information Bulletin published with the assistance of UNESCO, the Belgian
government and the «Fondation universitaire» (Belgium), Leuven (Belgium) 1950ff.

Ortsbuch Ortsbuch der Schweiz, hg. von der Generaldirektion PTT, Bern 1928

Ortslexikon Neues Schweizerisches Ortslexikon, München und Luzern 1983

Paul/Moser/Schröbler H. Paul/H. Moser/I. Schröbler, Mittelhochdeutsche Grammatik, Tübingen 1975


Rebmann Hans Rudolf Rebmann, Ein Lustig und Ernsthafft Poetisch Gastmal und Gespräch zweyer Bergen …
nemlich des Niesens unnd Stockhorns 1605, gedruckt zu Bern 1620

REW Wilhelm Meyer-Lübke, Romanisches Etymologisches Wörterbuch, Heidelberg 19353

Rm s. Rebmann

RNB Robert von Planta und Andrea Schorta, Rätisches Namenbuch


Bd. 1 Materialien, Bern 1939


Bd. 2 Etymologien, bearb. von A. Schorta, Bern 1964


Roth Bruno Roth, Die romanisch-deutsche Sprachgrenze im Murtengebiet während des XV. Jahrhunderts.
Freiburger Geschichtsblätter, Bd. 35, Freiburg 1965

Rutishauser Jörg Rutishauser, Die Namen der laufenden Gewässer im Bezirk Winterthur, Winterthur 1967

SA Topographischer Atlas der Schweiz, Siegfried-Atlas


SAC Jahrbuch des Schweizer Alpen-Club, 1864‒1924; Fortsetzung als «Monatsschrift des Schweizer Alpen-
club» unter dem Titel «Die Alpen», Bern 1925ff.

SAVk Schweizerisches Archiv für Volkskunde, Zürich 1897ff.

Schmid Bernhard Schmid, Das Cistercienserkloster Frienisberg (Aurora) und seine Grundherrschaft, Bern 1936

Schützeichel R. Schützeichel, Althochdeutsches Wörterbuch, Tübingen 1969


Schwäb. Wb. Hermann Fischer, Schwäbisches Wörterbuch, zu Ende geführt von Wilhelm Pfleiderer, Tübingen
1904‒1936

Schweingruber 1949 Max Schweingruber, Siedelungs- und Flurnamen der Gemeinde Krauchthal, Langnau 1949


Schweingruber 1971 Max Schweingruber, Die Flur- und Siedelungsnamen der Gemeinde Krauchthal (mit Ortsgemeinde Lin-
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SDS Sprachatlas der deutschen Schweiz, hg. von Rudolf Hotzenköcherle, Bern 1962ff.


SGNB St. Galler Namenbuch. Romanistische Reihe, hg. von der Arbeitsgemeinschaft für ein St. Galler Namen-
buch

Bd. 2 Wartau, Chur 1981


Bd. 3 Buchs und Sevelen, Buchs 1983





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S. 41*


SLA Studia Linguistica Alemannica, Forschungen zum alemannischen Sprachraum, hg. von Stefan Sondereg-
ger, Band 1ff., Frauenfeld 1973ff.

Socin Adolf Socin, Mittelhochdeutsches Namenbuch, Darmstadt 1966 (Nachdruck Basel 1903)

SOH Studia Onomastica Helvetica, hg. von Stefan Sonderegger, Arbon 1983ff.

Sonderegger, Appenzell Stefan Sonderegger, Die Orts- und Flurnamen des Landes Appenzell


Bd. 1 Grammatische Darstellung, Frauenfeld 1958 (BSM VIII)


SuD Sprache und Dichtung, Sonderreihe: Berner Arbeiten zur Dialektologie und Volkskunde, hg. von Paul
Zinsli, Bern 1959ff.

Stähelin Felix Stähelin, Die Schweiz in römischer Zeit, Basel 19483

Stalder, Id. Franz Josef Stalder, Versuch eines Schweizerischen Idiotikon, 2 Bände, Aarau 1812

Stoffel Georg Stoffel, Topographisches Wörterbuch des Ober-Elsasses, Mülhausen 1974 (Neudruck von 1876)

Stricker Hans Stricker, Die romanischen Orts- und Flurnamen von Grabs, Zürich 1974

Vorarlb. Wb. Leo Jutz, Vorarlbergisches Wörterbuch mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein, Wien 1960‒1965

VR Vox Romanica, Annales Helvetici explorandis linguis Romanicis destinati, Zürich/Bern 1936ff.

Ad. Wäber, Die Bergnamen des Berner Oberlandes vor dem 19. Jh.; Jahrbuch des SAC 28, 1892/93

Wäger Franz Wäger, Geschichte des Cluniac enser Priorates Rüeggisberg, Diss. Freiburg 1917

We Berchtold Weber, Historisch-topographisches Lexikon der Stadt Bern, Bern 1976


Weigold H. Weigold, Untersuchungen zur Sprachgrenze am Nordufer des Bielersees auf Grund der lokalen Orts-
und Flurnamen, Diss. Zürich 1943 (Teildruck); Rom. Helv. 24 (1948)

Wg s. Weigold

Wilmanns W. Wilmanns, Deutsche Grammatik; Gotisch, Alt-, Mittel- und Neuhochdeutsch


Abt. 1 Lautlehre, Strassburg 18972


Abt. 2 Wortbildung, Berlin und Leipzig 18992


Abt. 3 Flexion, 1/2, Strassburg 19062/19092


(Neudruck Berlin 1967)

Z s. Zimmerli

ZDL Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik, Bd. 36ff., Wiesbaden 1969ff.

ZFM Zeitschrift für Mundartforschung, Bd. 11‒35, Halle/Wiesbaden 1935‒1968

Zihlmann, Gettnau Josef Zihlmann, Die Hof- und Flurnamen der Gemeinde Gettnau, Luzern 1968

Zihlmann, Pfaffnau Josef Zihlmann, Das Pfaffnauer Namenbuch, Luzern 1979

Zimmerli J. Zimmerli, Die deutsch-französische Sprachgrenze


Teil I Jura, 1891


Teil II Die Sprachgrenze im Mittelland, in den Freiburger-, Waadtländer- und Berneralpen, Basel und
Genf 1895

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Zinsli, Gr. u. Gr. Paul Zinsli, Grund und Grat. Die Bergwelt im Spiegel der schweizerdeutschen Alpenmundarten, Bern
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Zinsli, Ortsnamen Paul Zinsli, Ortsnamen, Strukturen und Schichten in den Siedlungs- und Flurnamen der deutschen
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Zinsli, Walser Volkstum Paul Zinsli, Walser Volkstum in der Schweiz, in Vorarlberg, Liechtenstein und Piemont, Frauenfeld 19865


Zinsli, Südwalser Paul Zinsli, Südwalser Namengut. Die deutschen Orts- und Flurnamen der ennetbirgischen Walsersied-
lungen in Bosco-Gurin und im Piemont, Bern 1984

ZONF/ZNF Zeitschrift für (Orts-)Namenforschung, hg. von Joseph Schnetz, München und Berlin 1925ff.

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Zw Jan R. D. Zwahlen, Rechtsgeschichte der Landschaft Saanen, Gravenhage 1947

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S. 42*


SACHGLOSSAR

Alp f. Hochgelegene Bergweide, meist mit
Gebäuden, besonders zur Sömmerung
des Viehs.

Alpweide f. Teil einer Alp; s. Weide.


Bäuert f. Wirtschaftlich mehr oder weniger selb-
ständige Fraktion einer politischen Ge-
meinde, meist mit eigenem Grundbe-
sitz an Alpen, Wäldern und Allmend
und dem Recht, Steuern einzuziehen.
Ihre Aufgaben umfassen vor allem die
Besitzverwaltung, den Bau und Unter-
halt von Strassen und von Schulanla-
gen. Im Berner Oberland bestehen in-
nerhalb politischer Gemeinden eine bis
acht Bäuerten.

Bäuerliche Genossenschaft zur gemein-
samen Nutzung von Wald und Weide.


Berg m. Neben der nhd. Bedeutung ‹Berggipfel›
im alpwirtschaftlichen Bereich weitge-
hend identisch mit Alp.

In eingeschränktem Sinn: unter der ei-
gentlichen Alpenregion gelegene, ein-
gehegte, oft auch gedüngte Bergwiese.

Bergheimet n. s. Heimet.

Bergmahd n. s. Heumahd.


Boden m. Kleinere Ebene im sonst hügeligen oder
steilen Gebiet; Wiesengrund, Bergter-
rasse, kleinere Hochfläche.

Burgergemeinde f. Geschichtlich gewachsene, wirtschaft-
lich bedingte Gemeinde alteingesesse-
ner Familien mit Heimatrecht am Ort.
Die Burgergemeinde verwaltet in der
Regel einen beträchtlichen Besitz an
Wald und Allmend.

Bürt f. s. Bäuert.


Fang m. Eingefriedetes, eingezäuntes Stück
Land. Synonyme: In-fang, Bi-fang m.

Felsband n. s. Grasband.

Felssporn m. Kleine, hervorstehende Felszacke.


Felsstock m. Massig-breite felsige Höhe, die sich ke-
gelförmig erhebt.

Fettwiese f. Gedüngte und damit grasreiche Wiese.
Gegensatz: Magerwiese.

Geländesattel m. Senke zwischen Höhen.


Gemeinde f. Politische Einwohnergemeinde mit ei-
gener Verwaltung; umfasst sowohl Bur-
ger (s. Burgergemeinde) wie Einwoh-
ner; s. auch Kirch- und Schulgemeinde.

Grasband n. Schmaler, horizontal verlaufender, ge-
legentlich als Fusssteig dienender Ab-
satz im Felsgebiet, zum Teil kümmer-
lich mit Gras bewachsen.

Grat m. Langgezogene, schmale und höchste
Bergkante.
@@



Gut n. Grundbesitz; Grundstück meist mit
Scheune und Stall. Lokale Bedeutungs-
varianten: Wiesland im Gegensatz zu
Allmend, Berg oder Alp.

Grund und Boden ohne Haus im Ge-
gensatz zu Heimet.


Privates Wies- oder Ackerland im Ge-
gensatz zu Gemeinde-, Burger- oder
Bäuertland.


Hangterrasse f. Schmales, horizontal verlaufendes Ge-
lände im Hang.

Heimet n. Heimwesen mit Kulturland und Wald;
Besitz an Haus und Hof.

Heimgut n. Weitgehend identisch mit Heimet.

Heimwesen n. s. Heimet.

Heugut n. s. Wintergut.


Heumahd n. Fläche, wo das Gras gemäht wird, im
Gegensatz zur Weide, wo man es abwei-
den lässt.

Besonders im Gebirge: magere, im Jahr
nur einmal gemähte, nicht gedüngte
Wiese an Berghängen.


Heuschleif m. Baumfreie Schneise oder Weg, wo das
Heu zu Tale gezogen wird.

Hof m. Bauerngut, Bauernhof; umfasst 30‒50
Jucharten Land und die zur Bewirt-
schaftung notwendigen Gebäulichkeit-
ten.

Hofstatt f. Hofstätte; Platz, auf dem ein Hof mit
Garten steht; ländliches Heimwesen
mit Umschwung.

Hostet f. Mit Obstbäumen bestandene Wiese;
Baumgarten um den Hof.

Hube f. 40‒48 Jucharten Kulturland. Eine
Hube besteht aus drei bis vier Schuppo-
sen.

Hubel m. Breit gerundete Anhöhe.

Hueb f. s. Hube.


Jucharte f. Altes Flächenmass von unterschiedli-
cher Grösse; ursprünglich für das Ak-
kerland verwendet, später auch für
Wald und Rebgebiet; 31,5‒36 Aren um-
fassend.

Känel m. Rinnenförmige Vertiefung im Ge-
lände.

Kirchgemeinde f. Vereinigung von Einwohnern, die der
betreffenden Landeskirche angehören.
In der Regel besteht für jede Kirchge-
meinde eine ordentliche Pfarrstelle.
Räumlich bestehen innerhalb einer po-
litischen Gemeinde eine bis mehrere
Kirchgemeinden; umgekehrt können
auch mehrere politische Gemeinden
eine Kirchgemeinde bilden.




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S. 43*


Kuhheimet n. Kleiner Bauernhof, auf dem bloss eine
oder zwei Kühe gehalten werden.

Kulturland n. Landwirtschaftlich nutzbares Acker-
und Wiesland.

Kuppe f. Buckel, Erhöhung im Gelände.

Läger n. s. Stafel.


Lawinenhang m. Baumfreier Hang, über den jeden Win-
ter mindestens einmal eine Lawine hin-
unterfährt.

Lehengut n. Einem Pächter gegen Zins zur Bewirt-
schaftung auf eine bestimmte Zeit über-
lassenes Heimet.

Magerwiese f. Wiese, die nicht gedüngt wird. Gegen-
satz: Fettwiese.

Mahd n. s. Heumahd.

Maiensäss n. s. Vorsass.

Matte f. s. Wiese.


Mulde f. Wannenförmige Eintiefung im Ge-
lände.

Rebgebiet n. Besteht aus mehreren Rebstücken.


Rebstück n. Grundstück, Parzelle mit Reben be-
pflanzt.

Runse f. Tiefe Schlucht oder ein mit Gehölz be-
standener wasserloser Einschnitt. Im
Gebirge: Wildbach, Schlammlawine
und das Bett, das sich diese den Hang
hinunter ausgefressen haben.

Schafalp f. Sehr hoch gelegene, steile und wilde
Alp, die nur für Schafe geeignet ist.

Schattstall m. Alpgebäude, dient vor allem dem Jung-
vieh als Unterkunft, ohne Hirtenwoh-
nung oder andere Unterkunftsmöglich-
keit für das Alppersonal.

Scheuer f. s. Scheune.


Scheuergut n. Wiese mit Scheune, in der das Heu gela-
gert wird.

Scheuermatt f. Identisch mit Scheuergut; s. Scheune.


Scheune f. Ökonomiegebäude; im Berner Ober-
land mit Heuraum und Stall.

Schneefluchtweide f. Tiefer oder geschützt gelegene Weide,
wohin man mit dem Vieh flüchtet,
wenn die Alp während des Sommers
vorübergehend beschneit wird.

Schulgemeinde f. Vereinigung von Einwohnern zum Un-
terhalt einer Schule. Eine politische Ge-
meinde kann aus mehreren Schulge-
meinden bestehen; umgekehrt können
mehrere politische Gemeinden eine
Schulgemeinde bilden.

Schuppose f. Altes Flächenmass von 10‒12 Juchar-
ten; ungefähr der vierte Teil einer
Hube.

Schür f. s. Scheune.

@@



Sennhütte f. Gebäude auf der Alp, in dem die Milch
verarbeitet wird.

Stafel m. n. Ursprünglich eine ebene Stelle auf der
Alp, wo das Vieh lagert (Läger) und ge-
molken wird. Heute besiedelter Alpbo-
den: Weidegebiet mit Sennhütte, Stall,
Käsespeicher.

Streuegebiet n. Gebiet, das mit Riedgras verschieden-
ster Arten bewachsen ist, welches als
Viehstreue im Stall verwendet, selten
auch als gröbste Sorte Heu und Emd
(Streuheu) verfüttert wird.

Talalp f. Alpbetrieb in einem hochgelegenen
Bergtal.

Talgut f. Identisch mit Heimet.


Vorsass f. n. Scheune, Stall und kleine Behausung
unmittelbar unterhalb der Alp, also hö-
her als das Wintergut gelegen. Früh-
lings- und Herbstweide. Das hier ge-
wonnene Heu dient als Überbrückungs-
futter bei Schnee- und Kälteeinbrü-
chen. Identisch mit Voralp, Vorweid,
Maiensäss.

Weide f. Grasfläche, die nicht gemäht wird, son-
dern dem Vieh zur Nahrungssuche of-
fensteht.

Weiler m. Siedlung; kleine Gruppe von Häusern.


Wiese f. Ebene Grasfläche, besonders im Tal-
grund, die das Heu für den Winter lie-
fert, daher dem Viehtrieb nicht oder
nur im Herbst geöffnet wird.

Wildheugebiet n. Hochgelegener, steiler und schwer zu-
gänglicher Grashang in zum Teil felsi-
gem Gebiet über den Alpweiden, wo
das Wildheu gewonnen und im Winter
auf verschiedene Arten zu Tal gebracht
wurde.

Wintergut n. Scheune und Stall, meist ohne Behau-
sung, zwischen Vorsass und Talgut. Von
diesem aus wird auf dem Wintergut
Heu, zum Teil auch Emd gewonnen.
Das Vieh weidet hier im Herbst und
atzt während eines Teils des Winters
das Heu im Stall.

Winterheimet n. Ganzjährig bewirtschaftetes Heimet
um 1000 Meter über Meer gelegen, vor-
wiegend mit Viehzucht und Milchwirt-
schaft. Im Sommer wird meist mehr
Vieh gehalten als im Winter.

Zug m. Steile, meist begraste Rinne, welche die
Lawine den Abhang senkrecht hinab
gebrochen und ausgeschürft hat.




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S. 44*


ABKÜRZUNGEN

a., ä. alt, älter

Abl. Ableitung

alem. alemannisch

ahd. althochdeutsch

Anm. Anmerkung

Appell./appell. Appellativ/appellativisch

Art. Artikel

asächs. altsächsisch

Bed. Bedeutung

Bs(s)., Bsp. Beispiel(e)

Bel. Beleg

BW Bestimmungswort

Bez. Bezeichnung

dt. deutsch

Dim./dim. Diminutiv/diminutivisch

engl. englisch

Ezgeb. Einzelgebäude

Etym./etym. Etymologie/etymologisch

FN(N) Familienname(n)

FWi. Fettwiese

FLN(N) Flurname(n)

frkpr. frankoprovenzalisch

frz. französisch

gall. gallisch

gallorom. galloromanisch

Gde. Gemeinde

got. gotisch

Gwp. Gewährsperson

GW Grundwort

Ha. Haus

hd. hochdeutsch

Hei. Heimet‒Heimwesen‒Hof

hg. herausgegeben

id. identisch

Id. Idiotikon

idg. indogermanisch

it. italienisch

Jb. Jahrbuch

@@



Jhd., Jh. Jahrhundert

K. Kulturland

kelt. keltisch

Kzf. Kurzform

lat. lateinisch

LK Landeskarte der Schweiz

lomb. lombardisch

MWi. Magerwiese

mhd. mittelhochdeutsch

Mda(a). Mundart(en)

mdal. mundartlich

Nbf., Nbform Nebenform

nhd. neuhochdeutsch

nd. niederdeutsch

ON(N) Ortsname(n)

PN(N) Personenname(n)

Präp. Präposition

RA(A) Redensart(en)

rätor. rätoromanisch

rom. romanisch

schwzd. schweizerdeutsch

s. d. siehe dies

StAB Staatsarchiv Bern

Syn. Synonym

ÜN Übername

ungebr. ungebräuchlich

urk. urkundlich

vz. vereinzelt

vgl. vergleiche

vwdt. verwandt

Verz. Verzeichnis

Wa. Wald

Wei. Weide

wgerm. westgermanisch

Wi. Wiese

Wb. Wörterbuch

Wz. Wurzel

Zus(s). Zusammensetzung(en)


SIGNATUREN

* erschlossene, rekonstruierte Lautform

> wird zu

< entstanden aus

? unsicher, fraglich

ausgestorbene, nur urkundliche Namen werden hinter dem Stichwort mit † bezeichnet


[ ] vermutliche Fehlschreibungen in den urkundlichen Belegen und Namenformen aus gefälschten Urkunden werden in ek-
kige Klammern gesetzt

~ () Wiederholt eine vorausgehende Namenform oder ein Namenglied

/ derselbe Namenbereich erstreckt sich über mehr als ein Gemeindegebiet: louwigraben V Gadm./Gutt.

Amtliche Form





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@@1@

DOKUMENTATION
UND DEUTUNG




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@@1@



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Sp. 1


G

Gab-/Gäb-

B) aa) Zweÿ meder matten … stossent … an die morgen
gabs achern 1551U32 I Bellm.; ein dritteil eines pletzlis Jn
der morgengab 1534U97, das morgengab 1535U101 III
Ndwicht.; von dem gutt genant die morgentgab 1502U157
IV Bolt.; d morgəgāb (kl. Haus) IV Kanderst. Gastern-
tal; d mo᪷rgəgāb (Hei.), auf Morgengab (Haus) 1838D IV
Reich. Faltschen; in dər morgəkāb (Talstück, Häuser), in
der Morgengab (Häuser) 1838D V Ltbr. Stech.

ad) in petia dicta die Vorgäben (Rebgebiet) 1388 I Lig.;
u᪷f dər fōrgāb (4 Hei.), auf der Vorgab 1712MW, 1838D IV
Lau.

b) dər ge᪸baxər (; K. in Mulde) III Längenb.; heist
der gaͤbennacher (K.) 1533U133 III Rüegg.; das gaͤben
baͤchlj 1531U97, an das gaͤben baͤchlin 1535U101 III Köniz;
vff dem gaͤbstalden 1531‒53U70 II Trachsw.

C) d ge᪸bi (früher: saltsge᪸bi, gr. Wi.) IV Aeschi; i᪷ dər ge᪸bi
(früher: sāltsge᪸bi, gr. Hei.) in der Salzgebe 1838D IV Kan-
dergr.; d sāltsge᪸bi (Alpteil Birchloui), sāltsge᪸bise᪷k V
Gadm.; sāltsge᪸bi oder sāltse᪷k V Grindelw. Wärg.


Schwzd. Gaab f. ‹Gabe, Geschenk› (Id. II, 52f.).
Schwzd. Vorgaab f. ‹Gabe, mit der eine Bevorzugung verbunden
ist, donum praecipuum›, z. B. Vorschusszuteilung vor der Erbtei-
lung; (Lexer III, 467; DWB XII, 2, Sp. 1052 mit Hinweis auf die
Strättlinger Chronik:) das gab er in (ihnen) zu einer vorgab ân
alle beswernisz und intrag. (bezieht sich auf Rechte an den 12 Ju-
cherten mit Hushofstatt am Watt. J. Baechtold, 38). ‒ vorgeben
‹einen Vorschuss machen, Geld vorstrecken› (Id. II, 90).

Morgengabe f. ‹die Gabe, welche nach alten Gesetzen der Mann
der neuvermählten Frau am Morgen nach der Hochzeit
schenkte, oft in Form eines Grundstückes (Id. II, 52, 54f.; DWB
6, Sp. 2567f.; Chr. Gottlob Haltaus, Glossarium Germanicum
medii aevi, Leipzig 1758, Sp. 1365f.).

Unmittelbare Ableitungen zum Vb. gë(ben) sind Gäbi f.; örtlich
verwendet in Salz-gäbi ‹Stelle, wo man dem Wild, dem Vieh Salz
zum Lecken gibt›; viell. auch die Vorgäben elliptisch i. S. von
‹die vorgegebenen (Teile)›, eher aber doch ein umgelauteter Plu-
ral zu Vorgaab.


Gabel/Gable

A) ufəm gabu (Häusergruppe) II Bärisw.; dər gabəl, i᪷m
~ (K.) IV Diemt.; gablə (Wa.) IV Kandergr.; i də gablə
(Graben) IV Kanderst. Gastern.

B) a) uf dər mi᪷štgablən (2 Geländevorsprünge) V Brienz;
puntəlgablə (Pass b. Puntel) IV ObwiliS.; tri᪷mmləgablə
(Pass) IV Bolt.

b) II: 1; III: 3; IV: 4.

Auswahl: Gabelfluh (id. Schafarnisch) 1716AW IV Obwil-
iS.; dər gabušpi᪷ts (Alp), der Gabelspitz 1590A, die Alp
Gabelspitz 16. Jhd.UP, 1608A … III Röthenb.





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Sp. 2

C) -li: ds ge᪸bəli (Felsübergang) IV Zweis.; dər ge᪸bəlibān
(Wa.) II Ndbipp;

Jacob thu̍dinger zu gablismatt 1533/42U128 III Gugg.

-er: der gablər (K.) I Rapp.; dər gablər oder gablərbrü᪷nnəllər
(Holzschleif) V Bön.

Gäbel: ge᪷bu, im ~ (K., Weggabelung) III Kaufd.; ufəm
ge᪸bəl (Wildbach- und Lawinenzug) V Hofst.; ge᪸bu- -lox
(Braunloch 1861Jv) II Obsteckh.; -bax (Bach, Hei.), in
Gebelbach 1272 od. 1273, 1481U170 (Kopie 16. Jhd.), am
gebellbach 1530U132 … III Bern/III Neu.; -brü᪷k (Brücke)
IV Lau.; ab dem gutt das Zgebellsteynj genant, … ab dem
gäbelsteinj, das gybellsteyny 1543U154 IV Reut.

šwi᪷tsge᪸blərə (Vorsass) IV Saanen.


Schwzd. Gable(n), mhd. gabel(e) f. ‹Verzweigung von Wegen,
Bachläufen; gabelförmig eingeschnittene Bergpässe; Doppelgip-
fel.›

Gäbel m. in ders. Bedeutung; der Umlaut mit überoffenem ä
könnte samt dem mask. Geschlecht durch Angleichung aus der
Redewendung «mit dem Löffel (leffel) und der Gable» stam-
men oder vom Dim. Gäbeli aus ins einfache Wort gedrungen
sein. Vgl. mda. Gäbel m. ‹Essgabel› z. B. Grindelwald Itramen
(Friedli, Grindelwald 473) und Name für ein Rind mit bestimm-
ter Hornstellung (Id. II, 65).

In einzelnen Fällen (Schwizgäblere) ist Gäbel die mda. Form für
den PN oder FN Gabriel (Id. II, 62). Möglicherweise auch hie-
her: Gäbsch, dər ge᪸bš (Hei.), Gäbscheli 1845D III Schangn., da
Id. II, 62 eine Form Gäbsch für GL zum PN Gabriel bezeugt.


Gabi I

ds gabi, i᪷m ~ (einz. Haus, K., leichte Muldenmulde) IV
Frut.


Nach J. U. Hubschmied (Frutigen, 17) Umbildung von altfrkpr.
*kavja < lat. cavea (it. gabbia, frz. cage) ‹Käfig› zu lat. cavus
‹hohl› wie (al) Gabi am Simplon, auch Gaby Dörflein zw. Issime
und Gressoney im Lystal, wozu das in Oberitalien häufige Gab-
bio.


Gabi II

gabismatə (Wohnquartier; zur Zeit des Abessinienkrie-
ges in Anlehnung an Addis Abeba vom Volkswitz geän-
dert in gabis abēba; heute wieder gabismatə ) II
Langt.


Entweder nach dem FN Gabi, der vor 1800 in Niederbipp be-
zeugt ist (FNB II, 257) oder nach dem gekürzten PN Gabriel (Id.
II, 62).


Gäbsch-

dər ge᪸bš, i᪷m ‒ (kl. Hei. auf Geländevorsprung), das Geb-
scheli oder Häudelj, ein kleines Haus an der … Emme
1782/84Reg, Gebscheli (Haus) 1838D, im Gebscheli (Haus
und Hof) 1845D III Schangn.





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Gabüze

i᪷ dər kabụ̈tsə (; K.), Sur/Sus les Cabuches 1739P
(Herrschaftsplan Grafenried; auf einem entsprech. Plan
von 1699 nicht enthalten), Grundeigentum … gen. Gabü-
zen 1837S, ein Acker auf dem Oberfeld cabuhse genant
1847S, in der cabusze 1855S, ein Acker sur les cabuszes
1862S, Cabuche 1895Z III Münchenw.


Nach Paul Aebischer (Les noms de lieux du Canton de Fribourg,
in: Archives de la Société d'Histoire du Canton de Fribourg,
Vol. 22, 1976, 86) zu pat. kabutse ‹cabane› (HN.). Wahrschein-
lich junge Benennung, da sie erst 1739 erscheint.


gääch

dər gē᪸xxē᪷r (Kehre eines Waldweges) II Dürrenr.; dər
gē᪸xrein, im ~ (steiles Wegstück) II Wanzw.

dər gē᪸igrabə, im gē᪸jə ‒ V Wildersw.

ds gē᪷hi, i᪷ ds gē᪷hi axə; auch: i᪷m ge᪸hi (; K. in Talmulde),
das gut am gechen in dem twing von wil (III Schlossw.)
1426C1, vier Jucharten im gaͤchen 1535U101; die gaͤchittmat-
ten 1534U100 III Konolf. Gys. (nahe Gde. Grenzen III
Rub. und III Schlossw.)


Schwzd. gǟch, gǟj; mhd. gaehe, ahd. gāhi ‹jäh; steil abfallendes
oder ansteigendes Gelände›. (Id. II, 101).


Gächliwil-

ge᪸xliwị̄ụmat (; Wiese) I ObwilbB.


Das Grundstück liegt Richtung Gächliwil SO.


Gade

A) bim gadən (Heumad) V Gutt.; uf gadmən Pl.; Vor-
sass), zum Gadmen genantt 1578U163 V Haslib.

B) aa) III: 2; V: 32

Auswahl: im holtsgadə (K.) Holtzgaden 1535U161 V
Habk.; im xarrgadənmad (K.) V Meir.; bi᪷m xi᪷lxgadən
(Scheune) V Grindelw.; das guͦt zem Lengaden 1363 V
Innertk.; am louigadə (K.), an louwi gaden 1535U161 V
Habk.; lu᪷ŋgrātgadə (Weide) III Langn.; ts mosgadən
(Weiler), zum Moosgaden 1838D V Grindelw. Bach; ts
mosgadən (Hei.), im Moosgaden (Haus) 1838D V Grin-
delw. Itramen; im be᪸rəngadən (Hei.) V Haslib.; die
Brunnen gaden 1535U161 V Grindelw.; ufəm büəlgadə
(K.), das Büel gaden ein mad 1535U161 V Habk.; bi᪷m
ro᪷ssgadən (K.), Rossgaden 1535U161 V Grindelw. Buss-
alp; i᪷m šteingadən (K.), zum Stein gaden 1535U161 V
Ringg.; tannigadə (2 Hei.) III Schangn.; u᪷fəm tōrəngadən
(Hei.), zum Dorengaden (Häuser) 1838D V Grindelw.
Scheidegg.

ab) fānərsgadən (Wa.) V Gutt.; mejərsgadən (Hei.) V
Haslib.; ọpersgadən (Weidhäuser) V Haslib.; suppers
gaden 1488U82, 1493U84, von suppers gaden 1501U82 V In-



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nertk.; še᪸rərs gadən (Heugut) V Grindelw. Scheidegg;
hieher? am šwērtsgadən (K. am See) V Iseltw.

ac) ds nọ̈igadə (Scheune, K.) V Beatb.; i᪷m o᪷bərgadə
(Hei.) II Seeb.; ds obərgadə (Wa.; Sandsteinbruch) III
Frauenk.; bi᪷m obərgadən (Scheune, K.) V Haslib. Reuti

b) I: 1; II: 2; III: 2; IV: 1; V: 14

davon gadəštat V: 7; gadəštetli V: 4

C) -li: ds ge᪸dəli (K.) V Beatb.; ds ge᪸dəmli (K.) V Haslib.
-i: ds ge᪸di (Hei.; Dim. zum nahen uf gadmən) V Haslib.
Hohfl.

-er: bey den Reütti Geissgädmeren 1704/19MW V Haslib.;
ge᪸issge᪸dmər, bi᪷n ge᪸issge᪸dmərrən V Innertk.; bin ge᪸isge᪸d-
mərrən (Stück Alpweg) V Brienzw.; medlige᪸dmər (Alp-
hütten) V Gadm.; bin šmallọuwige᪸pmərrən (alte zerfal-
lende Heustadel) V Innertk.


Schwzd. Gadem, Gade(n) m. n., ahd. gadam, -um stn. ‹Stall,
Scheune, kleines Haus› (Id. II, 114f.)

Die Formen auf -er mit Umlaut sind späte Analogiebildungen
nach dem Muster von ahd. lamb/lembir u. ä.


Gadmen

gadmən, ts ~ (Dorf, Gde.), von dem buw imm Gadmen
(auf Rückseite einer Urkunde v. 1382), die Ächer im Veld
zu den Gadmen gelegen 1410U173 (Kopie v. 1744), gelegen
zu den Gadmen, gelegen zu Gadmen 1480U173 (Kopie v.
1744), gelaͤgen zuͦ Gadmen 1526U168, denne kornzenden ze
… Gadmen nach 1545K7 … zu Gadmen im Land Hassle
1577C3 … V Gadm.

gadmər- ~fliə (Gesamtbez. für Flühe ob Gadmen), Gad-
merflühe 1760Wä, ~tal, Gadmenthal 1850J, ~wassər (Tal-
bach), das Gadmer-Wasser 1753U164 V Gadm.


Der ON ist ein Dativ Plural zu Gade(n) s. d. Der ahd. Ansatz
«zuo den gadamun» lässt sich aus den frühesten Belegen (aller-
dings Kopien!) noch ablesen: 1410 zu den Gadmen.


Gafelet †

… an ein marchsteyn, so hinden im graben am Gafelet
waͤg stath, … 1546Rq1, … bisz in den Gaffelet weg 1757Rq I
Lengn.


Wegstück nö. Romont, nw. Lengnau. Dieser «Weg bildete frü-
her den Grenzweg zw. dem Bistum und dem bernisch-solothur-
nischen Ittenberg …» (H. Michel, Arch. Hist. Ver. Bern, Bd. 50,
384.)

Unerklärt. Viell. ein PN.


Gaffertschingge

ufəm kaffərtšiŋkə (; Fluhabsatz, Ruine), Bur. et An-
selmus fratres de Gaverschinken 1278, de prato illorum
et Gaverschinken VIII sol., Item filius P. de Gaver(schin-
ken?) um 1320, Crystan von Gaferschingken 1348/58N,
ein weydli under dem gafer zingen 1524‒93U168, Gafer-



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tschincken 1577Sch IV Erlenb. (werde irrtümlicherweise
«Grafenschlingen» genannt, 1850J).


Möglicherweise eine Zusammensetzung von mhd. kapfen ‹gaf-
fen, Ausschau halten› (Id. II, 127), bzw. zum Nomen ag. Gaffer
‹einer, der Ausschau hält›, mit schwzd. Tschingge(n), ‹Zinke,
Zacke›, also ‹Ausschau-Zacke. (Zur Lautung Tschinggelochtig-
horn s. Hubschm. Frutigen, 25). Dies würde zur felsigen Lage
der Burg auf einem Vorsprung in der Portfluh passen, und auf
diese Deutung könnte auch der volkstümliche Name Lauerhaus
hinweisen (Jahn, 1850, 290). Eine lautliche Schwierigkeit liegt
darin, dass der Anlaut mit G- als mitteldeutsch gilt; das Ober-
deutsche hat K-: Kapfenberg, Burg bei Doppleschwand LU, wie
auch der häufige Flurname Chapf, allerdings neben Gapf. Aber
bekanntlich folgen die hochmittelalterlichen Burgnamen einer
eigenen, überlandschaftlichen Namengebung (E. Schröder, Die
deutschen Burgennamen, in Deutsche Namenkunde, 155ff.).


Ggaffi

kaffihü᪷ttli (; kl. Hütte, Rastort beim Alpaufzug) IV
Bolt.; kaffimü᪷li (Name eines Heilbades) III Rüsch.; ds
kaffi᪷rīədi, bi᪷m ~ (Scheune, Heuwiese; PN) V Grin-
delw. Bach


Ggaffi zu frz. café; frz. -é wird durch -i substituiert.


Gagel

B) a) dər gẹ̄ssgagu (Stall, gute Weide) III Trub

b) am gagellacher 1531U97, 1535U101, 1674U100 III Rub.
Trimst.; gagu-haulə II Rüegs.; ein Jucharten an gagel-
berg 1488‒1514U166 IV Erlenb. Ring.; gagəlbọ̄m III Wah-
lern.

C) -li: der gagelisacher 1531U97 II Mülchi; Gaglis Aker
1666U100 III Zoll.; gagelishoͤltzlj 1531U97 II Mülchi

-er: ufəm gaglər (K., Wa.), am gagler i juch. 1532U4 I
Kalln.; am gagler ein halbe Juch.; der clein gagler
1531U97 II Mülchi; im gaglər obə (K.), der gagler ein Ju-
chart 1513U57, 1531U59 II Zuzw.; stost an den gaglern
1520U131 III Belp; ‒ bÿ der gagler eich 1531U97, 1535U101 III
Bern Matzenried.

Ein Juchartten, was hieuor genempt der gegeller, heyszt
Jetz der faracker 1529U33, der Gäggeler 1628UP I Brügg;
der gegeler zwo Juchart 1513U57, ij Juchertten der gegeller
genantt 1531U59 I Rapp. Bittw.; bim ge᪸gəllər (Quelle mit
wenig Wasser) V Brienzw.;

-eren: an der gaglerenn i juch. 1532U4 I Kalln.; j hofstat
lit in der gegellerrin 1480U44 I Leuz.


mhd. gagel ‹Exkrement von Tier und Mensch; verkümmerte
Frucht, kleines Landstück› (Id. II, 139); abwertende Örtlich-
keitsbenennung. Gäg(g)eler ‹Tändler› (Id. II, 169).


Ggaagg

A) dər kākə, im ‒ (Felsgebiet) IV Gsteig; dər kāk, bim kāk
(Scheune, Heuwiese) V Grindelw.





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B) b) dər kākəxantsəl (Felsnase, von Krähen besetzt) V
Grindelw.; das Gackenlöhli 1728C3 III Worb; dər kākərī
(-rain) IV Zweis.; ufəm kākəšopf (Haus auf Felskopf) V
Ltbr. Gimm.; ds kākəwe᪸ldli IV Saanen; kākəwe᪷ịdli V
Grindelw. Wärg.

C) -i: im kāki (Alpteil) V Grindelw.; uf dər kākisek V
Brienz; ds kākirēnli (Heuland) IV St. Steph.

-er: kākərlox IV Bolt.; kākərme᪸tti (Wiese) IV Adelb.

-eren: i᪷n dər kākərrən (mageres K.), i᪷m kākərrəwẹidli V
Ltbr. Weng.


Schwzd. Ggaagg(e), Ggaagger m., Ggaaggere f. ‹Saat-, Raben-
krähe› (Id. II, 164).


Gägg-:

dər ke᪸kər, ufəm ‒ (bewaldete Kuppe) III Rüsch.

ge᪸klərə (abschüssige Wiese) III RütibR.


Offenbar abwertende Namengebilde zu schwzd. Gägg. Für et-
was Nichtiges, Unbedeutendes (Id. II, 169); vgl. auch Stichwort-
ansatz Gagel.


gääi s. gääch


Gaicht

ts geixt (Weiler), pro vinea que sita est apud Tuanno ac
scoposa Gojacho 1274, vineas dominorum de Tuwanna,
quas colit Cuͦno de Goͤjach 1311, ze Gôiach 1338, ze Goͤ-
yach ein matta, … ein holtz ze Goͤyach ca. 1370, gelegen
zuͦ geigach, von geÿach, ze geÿak (?) 15. Jhd.U47, der Hof
zu Geyach 1529A, Gäich 1563A, Gryach vel Geichen
1577Sch, Geicht, «alte Benennung: Geichen, Greyach,
Gryach» 1845D I Twann

ge᪷ixbe᪸rg (Wa., I Twann; geixtbōdə (Wa., Pflanzland) I
Tüsch. (id. loc.).


Galloröm. -ācum-Bildung *Gavidiācum (zum PN Gavidius) >
*Gaudiācum (vgl. Aebischer ZONF 3 1927 S. 33).

Lautliche Entwicklung über *Gōiācum (mit altrom. Schwund
von intervokal. -d- und Monophthongierung von au > ō) zu
alem. Goiach (1274), mit Umlaut Göiach (1311), entrundet
Geiach (1529), kontrahiert zu Geich (1563) und mit anorgani-
schem -t abgeschlossen in heutigem Geicht (1849), ähnlich wie in
Rüfenacht, Küssnacht. Frz. Namenform Jugy (Weigold 1948,
44f.)


gälb/gälw

u᪷f dər ge᪸lbə fluə IV Därst.; di ge᪸lw flǖ᪷ə, u᪷ndər dər ge᪸lwən
flǖ᪷ə (rötlich-gelbliches Gestein) V Gadm.; di ge᪸lbi fluə
(gelbl. Felskopf) V NdriedbI./V Ringg.; bi᪷m ge᪸lbən
gri᪷nd (Felsturm) V NdriedbI.; di ge᪸lbən xēra (Wegkeh-
ren) V Obried; dər gē᪸u xo᪷pf I Piet.; bim ge᪸lbən no᪷llən
(Felskopf) V Brienz, tsum ge᪸lbən nollən (Felskopf mit
gelben Flechten) V Brienzw.; bim ge᪸lbən be᪸xli (Tuffge-



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Sp. 7


stein) V Brienz; im ge᪸lbən bo᪷dən (gelbl. Gras) V Brienz;
bim gelbenn boͤumlj 1530U95 I ObwilbB.; dər ge᪸l bru᪷nnən,
bim ge᪸lbən ~ (gelbl. Flechten) V Grindelw. Bussalp; an
Gellwen Brunnen 1529Rq8 V Beatb.; im ge᪸lə re᪷in (Rebge-
biet) I Twann; bi᪷m ge᪸lwən ši᪷ld (Bergmad) V Gadm.; bim
ge᪸lwən ši᪷ld (Felsdurchgang) V Gutt.; dər gē᪸u šleif I Piet.;
bim ge᪸lbə šo᪷pf (Felsblock) IV Kanderst.; ~ V Habk.; ~ V
Ringg.; ds ge᪸lb tü᪷rəli (Felshorn), ds ge᪸lb we᪸ssərli V Bön.
uf dər gi᪷lbi᪷ (; gelbl. Fluh) V Lütsch.

hieher? j juch. heisset zuͦr gelwach 1480U44 II Ausw.


Schwzd. gälw, gälb, mhd. gël, gëlwes ‹gelb› (Id. II, 291). ‒ Gilwi,
Gilbi f. ist Adj. Abstraktum auf ahd. -īn, wie Röti, Schwerzi usw.


Galei

ts galei (; Hei. in Mulde) III Konolf. Gysenstein.


Möglicherweise zum PN Gal(l)- s. d.


Galerie

štoubbaxgalerī̤ji (in den Felsen gesprengter Höhlenweg
zum Staubbach) V Ltbr.


Nhd. Lehnwort Galerie aus dem Ital. (Kluge, Etym. Wb.).


Galge

A) j Jüchartt gegen dem galgen um 1531U34, zwo Juchar-
ten, ligen vnder dem gallgen 1537U35 I Biel; by dem gal-
gen 1479U11 I Bür.; dər galgə, (seltener:) galgəhubəl (K.),
ein Juchart vor dem galgen um 1525U20, eine halbe Ju-
chartten nent sich vnder dem gallgen 1533U22 I Ins; dər
gaugə (höchster Pt. auf Längenberg) I Leuz.; bi᪷m gaugə
(heute offiziell, auf Wunsch: su᪷nnhaudə; Wohnquartier)
II Aarw.; by dem galgenn 1518U74 II Attisw.; ein iuchar-
ten lit ze gallgenn 1534U100 II Jeg.; am gaugə (K.), vom
galgen 1530U42 II Rohrb.; die stras bim gallgenn 1533U133
III Rüegg.; ein madstügk genempt zem galgen 1400Uk2 V
Interl. od. Ringg.; bim galgən (am Staubbachgräbli) V
Ltbr.

B) aa) hi᪷rtsəgaugə (Wa.) III Wattw.; am wollff gallgenn
1531U51, der wolffgalgacher 1422Uk2 II Seeb.; wo᪷ufgaugə
(K.), an den wolfgalgen 1513U57, 1531U59 II Zuzw.; dər
woufgaugə (kl. Haus), Wolfsgalgen (Heimwesen) 1838D
III Köniz;

ab) se᪸məlisgalgə (Wegstück) I Twann

ac) bim alten galgen 1553U128 III Wahlern

b) I: 17; II: 34; III: 35; IV: 10; V: 4

Galg-

-acher I: 1; II: 6; III: 5; IV: 1; V: 0

-feld I: 1; II: 1; III: 2

-hoger II: 2; III: 1

-holz/-hölzli I: 1; II: 3; III: 2

-hubel/-hübeli I: 5; III: 8; IV: 2; V: 2





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-matte I: 3; II: 2; III: 2; IV: 1

-büel I: 1; II: 1; III: 2; IV: 2; V: 1

-rein II: 7; III: 4

Auswahl (älteste Belege): im gaugaxər (K.), ein stu̍kly
heisset der galgaker 1423UBS … II Ndbipp; 2 alte (Juchar-
ten) gen. der Galgacher 1380U166 … IV St. Steph.; ob dem
galgenhoͤltzlin 1420C1, 1437U56 … II Bätterk.; am Galgen-
berg 1366, 1370, 1452U79 … III Bern; unz an den alten
Galgenbuͤl 1323 II Burgd.; an dem Galgenbuͤl 1329,
1369, 1371 … III Bern; ds galgštükx (Hei.), von dem Gal-
genstuchin um 1320 IV Därst.

C) -li: gaugəli (Hei.) II Lütz.; i᪷m gaugəli (Wohnhaus, K.)
III Belp; galgəli IV Saanen

-i: ds galgi (Wa.), dər galgiwē᪸g IV Frut.


Schwzd. Galge(n) m. (Id. II, 230); in Flurnamen meist Hinweis
auf eine ehemalige Richtstätte.


Galite

galitə, i᪷ dər ~ (; ; Felsgrat, Alp in Hangmulde)
Galliten, nördlich von der Scheibe, zwischen dieser und
dem Widdersgrind 1845D III Gugg./IV ObwiliS.; i᪷ dər
galitə (; kl. Hei., Hangmulde) III Wahlern.


Galite < lat. galleta, mlat. gallēta ‹Gefäss, Eimer› (REW 3656);
entwickelt unter bes. Akzentverhältnissen im rom.-dt. Sprach-
grenzgebiet, während das allg. deutsche Lautergebnis im Lehn-
appellativ Gelte(n) vorliegt, s. d. (P. Glatthard, Zur Problematik
von Name und Lehnappellativ(-Name) im Sprachgrenzraum,
in: Beiträge zur Schweizer Namenkunde, 1977, 203f.; Glatthard,
Aaare/Saane, 236f.).


Gall- I

ufəm gauuštei (Hei.), in territorio Britellon supra Gal-
stein 1343N, in loco dicto retro dem Galstein 1381, hinder
dem gallstein 1525U20, hinder dem gallstein (1 mal, neben
5mal gallgstein) 1533U24, hinder dem Galsstein 1667U100,
Gallszstein 1786Fr I Brütt.


Schwzd. Galle(n) Id. II, 204) bezeichnet ausser dem Körperorgan
auf anderer etymologischer Grundlage (Kluge, Etym. Wb.) auch
allerlei Verhärtungen, bes. auch mineralische (Id. a. a. O. 4).

a) «Niere im Mineralreiche, eine in einen Felsen eingesprengte,
fremde, harte Gesteinsart» (z. B. BO) … b) «Stelle, wo der Sand-
stein härter ist als ringsumher BE». ‒ Zur Bodenbeschaffenheit
am benannten Ort s. auch Friedli (Ins, 49f.).

Die Möglichkeit volksetymologischer Verbindung des Namens
mit dem «Stein» im menschlichen Gallenweg ist nicht auszu-
schliessen.


Gall- II

B) b) die gallen ägerden i mad 1528U2 I Rapp. Dietersw.;
u᪷f galləmblattən (Wa., altes Wegstück), vff Sant Gallen
blatten 1583Rq1 (Transsumpt v. 1494) V Haslib.

Hieher? Galenweg 1850J (Bergweg) I Biel/Piet.





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Sp. 9

C) ds galli, im ~ (Grundstück) V Haslib.

galliekən, i᪷m ~ (Häuser, K.; FN) V Günd.; Gallihof
17. Jhd.UP, 1838D II Rohrb.; Gallihölzli 1769/71C3 III
Bigl.; gauishu᪷bu III Steff.; ds gauilo᪷x (Hei., K. vertieft),
gauilo᪷xwaud, Galliloch (Haus) 1838D III Arni; gauibodə
II Madw.; Golyszbrunnen od. Gallisbrunnen 1540S II
Seeb.; i᪷ dər gauisrüti (Wa.) II Burgd.; i᪷m galli-
tsị̄ndli (K.; PN), i᪷n dər galli᪷wẹid (K.; PN) V Grindelw.;
galliweidli (nördl. Dorfteil) V Ltbr. Weng.


Unsicher, ob zu Gall I oder II: ab dem gallachermos 1591U30 III
Gugg. PN Gallus, in lat. Urkunden (Socin S. 69, 145, 596/7
u. w.); mit deutscher Form, ahd. Gallo, -in swm., seit mhd. Zeit
im Genitiv Gallen.

Galli ist ein auch im Bernbiet altheimischer Familienname (Eg-
giwil, Horrenbach-Buchen, Lauterbrunnen, Oberdiessbach
(FNB II, 266).


Gallian(d) †

En Praz Gallian 1721S, 1737S, Praz Galliand 1895Z III
Münchenw.


Wohl FN Galliand aus Liddes VS (FNB II, 266).


Galm

A) gaum, (wohin?) i᪷ ‒ hi᪷ŋərə (Feld), im galm ein mad, uf
dem galm 1532U4 I Kalln.; Galm 1603A, uss dem Galm
1611A III (loc.?) Amt Laupen; u᪷fəm gālm (Alpteil), an
dem Galm, … vff dem Galm 1454UT, der Galm 1620Rm IV
Diemt. (Kiley); u᪷fəm galm (Wei.) IV Erlenb.; ufəm galm
(ein Mad Wildheu) IV Lenk; dər galm (Grat, Wei.), von
einem mad genant der Galm 1502U157 IV St. Steph.; dər
galm (auch: fromatgalm; Schafwei.), von dem Galm
1502U157, 1515U158 IV Zweis.

Hieher? uf də galmə, golmə (Grashubel) IV Bolt.

B) aa) aupigləgaum (Gratübergang) III Rüsch.; fromat-
galm (felsige Schafwei.; s. A) IV Zweis.; grenxəgaum
(Wei.) III Gugg.; gre᪸nxəgalm IV ObwiliS.; xu᪷migalm
(Hubel), mu᪷ntikalm (Wei.) IV Zweis.; von dem blangalm
ij tristen 1515U158 IV St. Steph.; ufəm šāfgalm IV Zweis.;
šwartsflu᪷əgalm IV ObwiliS.; drụnəgalm (Wei., Berg-
spitze), Drunengalm 1790Stu IV Diemt./Reich.; min guͦte
genemmet Wichtergalme 1341, den Berg, genannt Wich-
tergalme 1361, 1368, von der alp genant wichtergalm
15. Jhd.U47, 1418Rq1, 1456Rq1, 1498U46, wichtergalm am ye-
sen (Niesen) 1500U48 … IV Aeschi; u᪷f dər wi᪷dərgālm
(Schaf-, Ziegenwei.) IV Bolt.; wi᪷rịəgalm IV Diemt.; wü᪷r-
gigalm IV ObwiliS.

Hieher? im rötigall (Alp) IV Adelb.

ac) dər groəss galm (Heuplätze) IV Zweis.; an Hochgalm
1485UP, von der hochen galm … am Hoch galm gelegen
1524‒93U168 IV Reich.; der clein galm 1532U4, vff dem
lenngenn galm 1532U4 I NdriedbK; ab dem Stotzenden



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Sp. 10


Galm 1502U157, 1515U158 IV St. Steph.; an ussern langalm
1497‒1521U167 IV Bolt.

b) IV: 4; V: 4.

Auswahl: ein mad vff Galmloͮwinen 1454UT, an die Gal-
louwinen 1459UT IV Diemt.; in dər gallo᪷uwi (Wei.) V In-
nertk.; gallo᪷uwištekx (Berggipfel) V Gutt./Innertk.

C) -li: ds gālmli (Wildheumad) IV Lenk; im o᪷bərə/u᪷ndərə
gē᪸lmli (Wei.) IV Reich. Gorneren; das clein galmli ½ mad
1532U4 I NdriedbK.; a də gē᪸lmlənə (Wei.) IV Bolt.


Galm m. ‹Gipfel, Rücken eines Berges WS, bes. sanft auslaufen-
der, BE Simmental› (Id. II, 233), id. mit «lautgesetzlich» gewan-
deltem Gale(n) in Wallis und Innerschweiz (Id. II, 203). Grund-
lage: vorrom. (evtl. voridg.) *kalmis ‹Bergweide›, aus urspr. Bed.
‹Berg, Berggipfel› entwickelt (J. Hubschmied, Alpenwörter,
Bern 1951, S. 11; 47).

Zur Verbreitung und lautlichen Entfaltung im Schwzd. s.
W. Kleiber, Auf den Spuren des voralemannischen Substrats im
Schwarzwald, in: Zeitschrift für d. Geschichte des Oberrheins,
Bd. 108, NF 69 (1961) 305ff. mit irrtüml. Angabe Galetenmoos,
Treiten, Bielersee, da es sich auf LK 1145 um einen Druckfehler
für Golatenmoos handelt, zum Dorf Golaten (P. Zinsli, Die Wal-
serwanderung in Flurnamenspuren, in: Sprachleben der
Schweiz, Bern 1963, 316f.).


Gälmer

i᪷m ge᪸lmər (ehemals Alp, heute Stausee).

ge᪸lmər- ~gassən (gepflasterter Saumweg), ~gle᪷tšər, ~hittə
(SAC-Hütte)

~họ̄rən (ds grọ̄ss ~, di xlị̄nən ~) ~xe᪸llən (Schruns), ~li᪷mi
(Einsattelung zw. kl. und gr. Gelmerhorn), ~bax (Über-
lauf des Stausees), Gelmerberge 1760AW, ~sē, ~štu᪷ts
(Wei., kein Weg) V Gutt.


Nicht sicher gedeutet. ‒ Möglich wäre eine abkürzende -er-Ab-
leitung von Galm ‹Bergweide› (s. d.), etwa in der Bed. Galm-berg
(wie Bremer zu Bremgartenwald). Bedenken erweckt zunächst
die überoffene Qualität des Stammvokals, die aber bei analogi-
schen späten Umlautungen auch sonst im Berndt. anzutreffen
sind, vgl. we᪸ldər ‹Wälder›, we᪸gə ‹Wagen› (Pl.) u. ä. ‒ Anknüp-
fung an Germere(n) f. ‹Nieswurz› (Id. II, 418) ist wenig wahr-
scheinlich, weil die dissimilierte Lautung Gelm- in unserem
westlichen Bereich nicht vorzukommen scheint, vgl. Germere-
wang Gutt., und weil hier der Stammvokal die geschlossenere
Lautung eines Primärumlauts zeigt. S. Stichwortansatz Germer.


Galmis

im gaumis (Weiler), im Galmis 1608Le, Peter Hasz im Gal-
mis 1666 (Urbar Amt Wangen), im Galmis 1760A, Galmis
(einz. Häuser und Höfe) 1838D II Ndbipp.gaumishȫfli
(Hei.), -bexli II Ndbipp.


Nach J. U. Hubschmied (Thun 187) id. mit Galmiz, das aus kelt.
*kalmitio- zu *calmis ‹Bergweide› hergeleitet wird, gestützt
durch den Doppelnamen des Dorfes Charmey/Galmis FR, das
freilich auch Galmiz genannt wird (GLS I, 451). Da ältere urk.
Belege fehlen, ist Deutung als deutsches Kompositum mit abge-
schwächtem -moos durchaus möglich. Das Galmis bei Rütte-
nen SO, die Heimat des Dichters Josef Reinhart, heisst auf äl-
tern Kartenblättern und im Ortsbuch der Schweiz 1928 Gall-



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Sp. 11


moos, auf der neuen LK nach der Mda. Galmis. Ein weiteres Gal-
mis ist für Düdingen FR belegt. Das erste Namenglied dürfte an-
gesichts der Verbreitung des Typus *galma (W. Kleiber, Z. f. d.
Gesch. d. Oberrh. 108, NF 69. Bd. 313) wohl vorrom. *calmis
sein, obschon bei der mangelhaften urkundl. Dokumentation
andere Wortstämme nicht ausgeschlossen werden können; z. B.
keltorom. callis ‹Pfad› oder dt. galt Adj. ‹unfruchtbar, brach›
(Id. II, 236).


Gals

gaus, wo? ts ~ (Dorf, Gemeinde; frz. Chules), Allodium
de Galles 1185, pro allodio Galles 1208 oder 1209, deci-
mam vini et terre de Galles zw. 1212 und 1220, apud Gal-
les 1217, curiam de Galles, apud Galles 1221, decima de
Galles 1225N, Cuͦnradi de Galles 1229/30, de Galles
1232, (in villa) de Gals 1265, 1269, de Galles 1274, Petrus
dictus Prestro de Gals, Johannes Toͧri et dictus Oͤttli de
Gals 1380, Mathias filius Guerardi de Choules 1381,
Galls 1479‒1563Ar, zuͦ Galsz um 1525U20 … Galz 1593UP,
Galtz 1626UP … I Gals.

gaus- ~axər I Müntsch.; ~mōs I Gamp.; ~bē᪸rg, am
galszberg, vff dem galszberg um 1525U20, am galschberg
1530U21 (NW-Teil des Jolimont), am gausbē᪸rgwē᪸g I Gals/
Gamp.; gauswe᪸gli I Erlach.


Vordeutsch. Möglicherweise zu vorrom. *cala, bzw. *calla, das
oft an quellennahen Örtlichkeiten haftet (Vincent, Toponomie
de la France, Nr. 235; kaum zutreffend H. Jaccard 94).


galt

(Zins) ab dem garten in der galten lowinen 1523U141 III
Hilt.; aennett dem Galttennbach 1531U144 III Eriz; gālt-
bax, gālpax (Bergbach) V Lütsch.; kalpaxho᪷rən (;
2 Berggipfel), Galtbachhorn 1777AW, galpaxšte᪸ga (Fels-
durchstieg) V Ltbr. Weng.; ds gāltənrị̄ti, i᪷m gāltərrị̄ti
(Wiese, wenig Humus) V SchwandenbBR.

Hieher als Ableitung? kautərə (Hei., Hangmulde) III
Wahlern.


Schwzd. galt, mhd. galt ‹keine Milch gebend, unfruchtbar› (Id.
II, 237, 3b) übertragen auf versiegende Quellen, Brunnen und
auf unfruchtbaren Boden.


Gält/Gäld

B) a) ds treịxge᪸ụt (magerer Wa.) III Häutl.; trị̄xge᪸lt III
Höfen; im trẹ̄xge᪸ụd (Wa., Sage: einst f. Trinkgeld ver-
schenkt), das Trinkgeld (Wa.) 1838D III Zwies.

b) dər ge᪸ụdaxxər II Rumend.; dər ke᪸ụtaxxər (K.) III
Gelt.; ge᪸ltlox (Höhle, hier grub man nach Schätzen) IV
Ndstock.; im ge᪸ldriəd (; Wei.), ge᪸ldriədwāld V
Brienz.


Schwzd. Gält, Gäld n. ‹Geld, Geldschuld, Zins …› (Id. II, 238ff.).
Trinkgeld (Id. II, 271) in Namen wohl abschätzige Wertung für
Kulturland, Wald.




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Sp. 12


Galuuni

ds galūni, im ~ (; Berggebiet beim hintern Schwarz-
see) IV Zweis.


Möglicherweise zu vorrom. *cal(l)a- s. Gals; s. aber auch die an-
klingenden Namen in GR (RNB II, 703).


Galz †

(Zins) von dem goltzenberg 1528U2, vor dem galtzenn-
berg (Hügel südl. Kallnach, heute Kallnachwald) 1532U4
I Kalln.

Ein Radwendy, stoszt oberwindtzhalb an galtzener stu-
den, … by galtzlers studen 1551U37 I Worben.

uon galtzlis agker 1432U78 I Rad.


Möglicherweise zu schwzd. Galz m. ‹verschnittenes Schwein›
(Id. II, 296); vgl. Schweinsberg FR, Suberg I Grossaffolt., Säu-
berg III Trub.

Vielleicht handelt es sich im 1. Namenglied um einen PN oder
Berufsnamen: Galzer, Galzner, Galzi hiess der Schweinver-
schneider (Id. II, 296). 1302 wird in II Etzelk. ein Burchardus
Golzli als Bebauer zweier Schupposen erwähnt.


Gambach

gambax, ts ~ (; Dorf am gleichnamigen Bach), de
monte, ubi Ganbach oritur, … de monte Ganbach ?1076
(evtl. Fälschung Mitte 12. Jhd.), Ruͦdolf von Gambach
1305, Petrus de Gambach 1312, Joh. Henniqui de Gam-
bach 1356, pratum situm apud Gambach, … ac molendi-
num de Gambach, … in dicta villa et territorio de Gam-
bach 1389, gambach 1425K10, Peter von ganbach, … zuͦ
gambach 1432U78, ze gambach, … von gambachs matten
1484U126, Gambach 1502A, 1533/42U128, im Gangbach
1570C3, Gampach 1635UP, Ganbach 1641UP III Rüsch.

das gambach velld 1533/42U128, gambaxgrabə, die Gam-
bach hoͤlltzer 1533/42U128, gambaxmattə (Hei.), ab einer
matten genant gambachmattenn 1591U130, i᪷ də gambax-
štö᪷kx (Hei.) III Rüsch.


Gambach: assimiliert < *Gand-bach; Etym. s. Gand.


Gamchi

ds gamxi (Alp), in Gamchi 1370, Ganthi 1605R, Gamchi,
auch gampchi und ganthi 1887 (K. Stettler, Das Frutig-
land 1887, 167) IV Reich. Kienth.

gamxi- ~gletšər, ~lü᪷kxə IV Reich.; ~li᪷kxa V Ltbr. Stech.;
~bax, ~balm, Gamchenberg 1845D, ~šāfbē᪸rg IV Reich.


Zum Alpenwort Gand: Gamchi < gall. *ganimâko (Hub-
schmied, Frutigen 7; Pokorny VR 10, 241).

Diese Etymologie setzt die Lautverschiebung voraus, was für
den Namen einer abgelegenen Alp Bedenken erweckt. Ein Deu-
tungsvorschlag wäre *gand-chi(n), d. h. Gand ‹Geröll, Schutt› +
Chinn ‹Schlucht›, was landschaftlich nicht schlecht passte. Be-
denken erheben sich freilich gegen die ungewöhnliche und
schon so früh belegte Assimilation von -ndch- > -mch-.




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Sp. 13


Gamers †

ein stückli lit am gamersz, Heini ruͤflis het wintz halb
daran 1474U30, j stückli litt am gamers Ruͦffli hatt wintz
halb um 1531U34 I Lengn.


Ungeklärt. Anschluss an Gammen kaum möglich, obschon dies
Wort im Dän. dialektisch auch einen Plural auf -er bilden kann
(PBB 70, 435). Möglicherweise einer jener lokaltypischen alten
Namen auf -ers wie Giffers, Vivers, Kerzers. (Zinsli, in: Procee-
dings of the eighth Int. Congr. of Onomastic Sciences 1966, bes.
589ff.) oder eher der elliptische Gen. eines unbekannten PNs;
vgl. Gam- (Fm. I, 591) z. B. in: Gamlikon ZH.


Gamerschal

dər gamməršal, ufəm gaməršāl, goməšāl (; Wildheu-
mäder), anderhalb tristid am Gamerstal 1357, item die
meder an Gamertscha 1438Rq1, in gamerschall 1488U156, im
gamerstal 1497‒1516U167, von eynem mad in Gamerschall
1502U157, von den breitten ritzen in gamersthal 1515U158,
Gamerschal 1524UP, i mad zu gamerschen 1524‒80U168, in
gamerschal um 1540U168 … in Gammerschall 1584/85A
IV Zweis. Betelried.


Die zwar altüberlieferten Lautungen Gamerstal 1357 und
1497‒1516 müssen wohl als eingedeutschte Schreibformen be-
trachtet werden. Zugrunde liegt möglicherweise eine romani-
sche Kontamination *cameraces × *campacea + Suffix -ale; vgl.
auch Gamperschan (Eberhard Tiefenthaler, Die rätoromani-
schen Flurnamen der Gemeinden Frastanz und Nenzing, Inns-
bruck 1968. Romanica Aenipontana 4, 128) und Gamscholis
(Hans Stricker, Die romanischen Orts- und Flurnamen von
Grabs, Zürich 1974, 279/280).

Anklingende Gebilde, in denen sich lat. campus ‹Feld› verbirgt,
sind Camischolas und Campiescha (RNB II, 644f. HN).


Gammen

gammə, ts ~ (Dorf), a vallis dicta Gammya usque ad
aquam dictam Seronam (Sarine, Saane) 1312, inter silvas
et viam de Ulmitz ac stratam de Gammon 1334, Burinus
de Gammon 1385, Gammen 1389‒1460Ud, 1442‒69Ar, an
dem hag ze Gammen ennen der Sanen 1448M, Gammnen
1452U79 … III Ferenb.; an Brulenn matan von gammann
1531U96 Wallenbuch FR (id. loc. III Ferenb.)

i dər gammənou III Ferenb.; gamməmat (; heute:
tū᪷rnəmōs ) III Mühleth./III Noflen; gamatt (;
K.) II Heimisw.


Das Wort dürfte ein alpines Relikt eines vom Nordkap bis in die
Alpen verbreiteten Etymons sein, das heute im Deutschen nur
noch in Spuren nachlebt, im skandinavischen Raum aber noch
volle Lebensfrische hat: anord. gammi m. ‹Erdhütte›, das wohl
noch die Grundbedeutung einer ‹primitiven Schutzhütte› erhal-
ten hat. Weiterhin auf besondere Gebäude oder nur Gebäude-
teile eingeschränkt: so bedeutet Gamme im Märkischen ‹Ziege-
leischuppen›, in ermländisch Ostpreussen ist Gamm f. ‹ein an
der Stuben- oder Stalldecke angebrachter … Bretterverschlag als
Schlafstätte für das Gesinde›. (Vgl. ausführlich über Verbrei-
tung und Bedeutungsentfaltung Hermann Teuchert, PBB Bd. 70,
1948, 435ff.) Hieher gehört wohl auch das aus AP und BO be-



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Sp. 14


legte schwzd. Gämmeli n. ‹kleine Scheune oder Hütte auf Wei-
den› AP, ‹Vorstall bei Alphütten› BO (vgl. Id. II, 299; Stalder I,
419, T. Tobler, App. Sprachschatz 218a; Grimm, Dt. Wb. 4, 1
(2. H.) Sp. 1212).

Es ist kaum als Assimilationsprodukt aus *Gädmeli ‹kleiner Ga-
dem› aufzufassen ‒ wie E. Kolb (BSM VI, 1956, 3) vermutungs-
weise annimmt ‒, sondern es dürfte auch diesem vereinzelt er-
haltenen schwzd. diminuierten Appellativ die verloren gegan-
gene Form Gamme zugrunde liegen. Diese Vermutung wird ge-
stützt durch die Bedeutung eines für den Viehschutz erstellten
Gebäudeteils, vor allem aber durch unsere sonst kaum deutba-
ren Örtlichkeitsnamen auf Gam(men).

Gamatt II Heimisw. wäre Kontraktionsform aus weiterhin be-
legtem gammematt III Noflen.


Gammenthal

gammətə (Weiler), o᪷bər/u᪷ŋər ~ (wo?) ts ~, Heini von
Gametton 1389R2, zuͦ Gammatten, Gamatten 1528A,
zwu̍schett gamattan vnd scherlÿbach 1530U69, zuͦ Gamat-
tann 1530U69, Gamatten 1566A, Gameten 1782‒84Reg, Ga-
meten, Gammenthal 1838D II Sum.

gammətə~ ~lox (Hei.), ~waud II Sum.


Die heutige Lautung Gammenthal ist eine umdeutende Schrei-
berform des 19. Jhds.; ähnlich wie Langenthal aus mda. Lan-
gete(n), urk. (ze) Langatun; also offenbar eine -ata-Bildung zum
substantivischen germ. Etymon Gamm- (Szadrowsky, BSG
XVIII, 1933, 77ff.) etwa in der kollektiven Bedeutung ‹Gruppe
von Hütten›, vielleicht aber auch als urspr. Kompositum von
Gamm(en)matten zu deuten.


Gamp-/Gemp-

ga᪷mpu᪷s, ga᪷mpu᪷ts ( K.) III Ferenb.

jn der Gampellen gelegen 1483U166, 1489‒91U166 III Thun
Allm.

am gampəlli (Wei.) V Brienz

dər ge᪸mpə (Hügel) II Rüegs.; i də ke᪷mpənə, ke᪸mpənə
(Wa., Steingeröll) IV Zweis.

im gempi (Wei.) IV Frut.

dər ge᪸mpu, Gempeli (Haus) 1838D III Röth.

a gempələ, ir gempələnālmi, gempələgrabə, ufəm gempələ-
bē᪸rgli (Alp), ann Gempelen 1505U172, 1615/16A, Gempe-
len 1838D IV Frut. Bäuert Gempelen.

ke᪸mpələršmattə IV Lau.; gempələrsble᪸ts IV Kandergr.
gempələršwẹ̄dli IV Adelb.


Lat. campus m. ‹Feld› mit verschiedenartigen Ableitungen: gam-
pus, -uts < *camp-ellas; vgl. Champel GE (Jaccard 69f., Dauzat-
Rostaing, Dict. étym. 137a). Die Endung -us, -uts ist durch mda.
1 ‒ Vokalisierung von -els, -elz entstanden.

gampele(n) < *camp-ellu-one. gempel, gempele scheinen ‒ mit
nicht lautgesetzlichem Umlaut ‒ Nebenformen zu sein.

gempə < *camp-ania. gempi < *camp- + alem. Suffix -ī(n).
Die ursprünglich romanischen Suffixverhältnisse sind kaum
mehr mit voller Sicherheit zu eruieren.

gempelers- mit -er abgeleiteter PN. Gempeler ist altbelegter FN in
Frutigen, Diemtigen, Wimmis (FNB II, 291).




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Sp. 15


Gampelen

kampələ (, Dorf, Gde.); [Ampelun 993/1010 hieher?]
cum Chuͦnone prefate ecclesie de Gamplunch, … parro-
chianorum de Gamplunch zw. 1225 und 1229, Cham-
plun 1228, ecclesia de Champloun, apud Champlum zw.
1228 und 1229, ecclesia de Kamplunc zw. 1229 und 1230,
in curte que vocatur Jampluns 1236, curatus de Cham-
plon 1285, de Chanplon (Siegel) 1289, Cuͦnone de Gam-
plun 1291, ante villam de Champion, … animalia homi-
num nostrorum de Champion 1303, Chuͦnrat von Gam-
pellon 1312, Chuͦnrat von Gampellen 1320, Conrad von
Gamplon 1327 … (17 weitere Belege 14. Jhd., u. a. Gan-
plon 1346, de Gampuͦl 1348) …, Champion 1428 (Kopie;
Orig. 1179), znöchst by gamppolo 1530U21 … I Gamp.

kampələgassə (Dorfgasse) I Ins.; ~mōs I Gamp.; ~štrōss
I Erlach.


Aus lat. *camp-ellone, dim. Ableitung von campus ‹Feld›, mit
dem nach der zweiten Lautverschiebung zu erwartenden Ersatz-
laut g für lat.-rom. k (c); dt. Gampelen entspricht lautgeschicht-
lich der frz. Namenform Champion (c > tš > šš; pl- > pi-); s.
auch Gamp-/Gemp-.


Gand

A) IV 9; V: 1

gand, ds ~, im ~ (aufgeschüttetes K. an der Simme) IV
Bolt.; ufəm ~ (Hei. auf Schuttkegel), am Gand (Hof)
1838D IV Diemt. Zwischenfl.; ufəm ~, ds ~ (K., ehemals
überschwemmt) IV Kanderst.; ufəm ~ (Hei.) IV Lenk;
ufəm ~ (Wei., Wa.) IV ObwiliS.; ufəm ~ (ehemal. Bach-
bett d. Kander) IV Reich. Kien; ufəm ~ (Wa., Auland) IV
Reut.; im ~ (Wa., Auland) IV Spiez; ufəm ~ (Heuland,
ehemal. v. Simme mit Geröll überdeckt) IV Zweis.; in dər
~ (Geröllhalde) V Bön.

B) aa) IV: 8; V: 1

-gand: ei~ (Wa., Auland) IV Wimm.; ufəm horbodə~
(Bachschutt) IV xappələ~ (K.) IV Aeschi; im xre᪸xli~ V
Brienzw.; mü᪷ntə~ IV Wimm.; ufəm ou~ (Steinwüste) IV
Erlenb.; im ou~ (Wa., Ufergestrüpp) IV Wimm.; brōd-
hüsi~ (Dorfteil) IV Wimm.; i dər brunni~ (Auland) IV
Wimm.

ac) dər hogant (; Bergzug), Hohgant (id. mit Furka,
Furggengütsch) 1651AW, steinige Matt oder Hohgant
1757A, 1779A, hinauff auf das Hochgand 1795Rq8 III
Schangn./V Habk.; ho᪷gant (; Geröllhalde südl.
Schwalmeren), Schwallmeren oder Hohgant 1757A,
Schwallmeren oder Hochgandt 1784A V Isenfl.; stosset
… an den breiten Gand 1459UT IV Diemt.; ds brẹ̄t~ (Ge-
röllhalde) IV St. Steph.; štẹ̄ni~ (Uferwa.) IV Wimm.; di
šwartsən ge᪸ndər (Geröllhalde, Schiefer) IV Gsteig.

b) gand- III: 1; IV: 8; V: 2; gant- IV: 4;

Auswahl, frühste Belege: gantlo᪷uənə (; Alp), ein
mad, Lit an Gamploͧwinon 1374, von der gant lowenen



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Sp. 16


1488U156, in Gamplowinen, … am Berg Gamlowinen
1497‒1516U167, von dem mad in Gantloͮwynen 1502U157
IV St. Steph.

dər gantəgrabə, gantəbax (fliesst ins Gand) IV Frut.

Hieher? ds gantstāu (Wiese), ein Juchart im gantental
1513U57, 1529U92, im gantantal, jn gontental um 1530U142, jm
gantentall 1531U60, jm ganntzenn tal 1534U100, Ganzthal
1838D, Gansthal 1845D III Obdiessb.

C) -li: ge᪸ndli, ds ~, Pl. ge᪸ndləni (3 Hei.) IV Saanen; ge᪸ndli
(K.) IV Zweis.; ge᪸ndlibe᪸xli IV Saanen;

-er: in der Ganders Vorsass 1790/91C3 IV Saanen; gan-
dəršxe᪸lə, -xē᪷lə (Wa., Lische) IV Lau.; gandəršmatə IV
Saanen; gandərəmad IV Lau.; Gandlerey 1774A V Meir.

gandərli, u᪷fəm ~ (Hei.), auf dem Ganderli 1857MW IV
Lau.; ds gandərli (Scheune) IV Saanen;

-ig: i᪷n dər gandi᪷gən (auch: i᪷n dər go᪷lətən) V Brienz; ds
gandig pfād, bi᪷m gandigən pfād V Grindelw.


Vorrom. (voridg.?) *ganda- ‹wüst liegendes Land, Geröllhang›
(Id. II, 336; Zs., Gr. u. Gr. 319, REW 3670).

Nach J. U. Hubschm. (Frut. 6f.) spätgall. Herkunft. Dagegen
J. Pokorny (VRom. X, 241f.) für voridg. Substrat der Michelsber-
ger Kultur. Joh. Hubschm. (Alpenw. 17, 29, 53: voridg. mit weit-
reichendem Beleggut). Die Annahme J. Juds von einer Ost-West-
Wanderung des Etymons in unsern Alpen (VRom. VIII, 75) wird
hier abgelehnt.

Der Auslaut auf -d wechselt im Bergschwzd. mit verhärtetem -t;
ebenso wechseln ein- und zweisilbige Formen.

Die Bildungen Gante-grabe, -bach, -tal könnten aus dem Part.
Perf. des Verbs (ver-) ganden (Id. II; 337) erklärt werden als ‹im
gandete > gante Grabe› usw.; vgl. die hieher gestellte ‹Verganta
Wis› in Parpan (RNB).

Unklar: an Heinis von Ganten guͤtter 1535U101; in dero von Gan-
ten matten 1541U101 (und noch mehrmals) III Ndwicht.; von
Ganten scheint ein Herkunftsname zu sein, der sich auf den Hof
Gantental bei Oberdiessbach bezieht (s. o.). ‒ Die Entwicklung
von älterm Gantental 1513U57 zum heutigen gantstāu kann nur
durch volksetymologische Umdeutung erklärt werden. Vgl. aber
auch: Chuͤntzi Gantze buwet ein guͦt 1341 (nähere od. weitere
Umgebung v. Thun).


gänd-/gäng-

Das Ingenbechli 1379, das ingent bechli 1389, untz in das
Ingendbechli 1420Rq1 III Schangn. (evtl. Marbach LU);
der nider gend acher 1513U57, 1531U59 II Limp.; der dur-
gand acher 1530U132, der durchgenndacher 1531U97 III
Walkr. Big.; i juchart an der v̈bergengen acher 1474U30,
an der vbergenden acher um 1531U34 I Lengn.; ein mad
am v̍bergenden mad 1531U97 III Müns.; der vfgendacher
1531U97 I BusswbB.; der vfgendacher ein Juchrten 1531U97
I RütibB.; ufge᪸ndaxər I Sis.; ein viertel am vfgeenden
acher 1573/74U77a II Attisw.; der uffgend acker 1500U48 II
Hells.; der vff gendt acher 1531U59 II Kernenr.; in den
uffgenden achren 1480U44 II Kopp.; ufge᪸ŋaxər (K.), der
vff gend acher 1513U57, 1531U59, zwüschendt dem bach
vnd den vffgenden achern 1531U59 II Limp.; der uffgend
acher ein Jucharte 1535U101 II Mülchi; der Ufgehend Ak-



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Sp. 17


ker 1532 (Buchsee Urbar) II Münchb.; uff Hensi nesers
uff genden acker 1500U48 II Willad., der uff gend acher
1531U59 II Zaugg.; der vfgendacher ein Juch. 1531U97 III
Boll. Ferenbg.; 1531U97 III Konolf. Gys.; ein halb Ju-
chart heist der vff gend acher 1513U57 III Wohlen Uettl.;
der ufgendach. 1547U137 III Zäz.; dz uffgend acherlÿ
1480U44, das uffgen aͤckerli 1500U48 II Alchenst.; das
vffgendt acherlÿ 1531U59 II Graf.; ein Juchart die uffgen-
den Juchart genant 1529U92 I Rad.

am ụ̄fgē᪸nd (Weiden), am uffgend 1535U161 V Bön.

-er: (subst. flekt. Partizip) dər ü᪷bərge᪸ŋər (s. o.) I Lengn.;
dər ụfge᪸ŋər, im ~, d ụfge᪸ŋərə (K.) I Bellm.; dər ụfge᪸ŋər,
u᪷fəm ~, i᪷ dən ~ I Ins; I Merzl.; I ObwilbB; I Seed.; I
Walpw.


Bildungen mit dem nach dem Zeugnis solcher Namen einst auch
in den schwzd. Mdaa. lebendigen Part. Präs.: ge᪸n(d) < *gān(d)i
‹gehend›; ûfge᪸nd ‹sich bergan ziehend› (vom Gelände; Id. II,
12); nider ge᪸nd ‹bergabwärts› (Id. II, 32); durchge᪸nd ‹hin-
durch …› i. S. von ‹durchlaufend› (Id. II, 35). Die Ableitungen
auf -er wären als personifizierende Kurzformen für die mit dem
Part. Präs. als ūfge᪸nd benannten Äcker zu betrachten. Der Beleg
an der v̈bergengen acher 1474, bzw. an vbergenden acher 1531 für
Lengnau ist syntaktisch undurchsichtig; bedeutungsmässig viel-
leicht anzuschliessen an schwzd. über-gān ‹von Gewässern: aus-
treten, überlaufen› (Id. II, 10ff.; Lexer II, 1614) wegen Lage nö.
der alten Aare-Schleife.


Gang I

A) im gaŋ (Felsdurchgang) V Gadm.; bim gaŋ (Durch-
gang) V Gutt.

B) a) II: 1; III: 6; IV: 10; V: 15.

aa) flȫ᪷balmə- IV Kandergr.; ufəm folləŋ- V Iseltw.; gẹ̄s-
IV Adelb.; geiss- (2 loc.) V Iseltw.; hụ̄s- (K. zw. Wa.) III
Fahrni; xe᪸li- IV Adelb.; le᪸kxi- V Gutt.; be᪸rə- IV Reich.
Kienth.; be᪸r- V Bön.; bụ̈̄l- (Felsdurchgang bei Büüli) V
Gsteigw.; bi᪷tlassən- V Ltbr. Gimm.; raŋki- IV Bolt.;
su᪷mmərštau- III Langn.; bim šāf- V Bön./V Günd.;
drō᪷si- V Gadm.; wendi- V Ltbr. Mürren.

ac) kxuēr- III Sigr.; bim lǖ᪷tərən ~ V Gadm.; dər mittlišt -
III Langn.; im obərštə ~ II Erisw.; im bē᪷sən ~ V Gadm.;
brẹ̄t- (Alp) III Rüsch.; im brẹ̄tə ~ IV Adelb.; obəri/undə-
ri ge᪸ŋ IV Kandergr.; dər šītsli ~ V Gadm.; dər uŋər ~ III
Langn.; undər- IV ObwiliS.; im wị̄tən ~ V Isenfl.; im wị̄-
tən ~ V Ltbr. Gimm.

ad) bim ān- IV Erlenb.; dər mittlər durxgaŋswē᪸g V Leiss.

b) dər gaŋkrabə IV Diemt.


Bergschwzd. Gang m. ‹Durchgang in unwegsamer Umgebung›
(Id. II, 339; Zs. Gr. u. Gr. 319 ‹Felspfad›.


Gang- II †

der Gangolf (Zehntausmarchung zw. Frienisberg und
Gottstatt) 1520UP, ein jucharten acher heist der gangolff
(auch:) ganngolff 1532U4 I Bargen.





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Sp. 18

zuͦ Scharnachthal vff dem gengibuͤl um 1430U78, 1436U78 IV
Reich. Scharn.


Gangolf, Gangulf altdt. PN, Umkehrung von Wolfgang (Fm I,
597); Gengibuͤl < *ganginbuhil, zum PN Gango; vgl. den badi-
schen ON Gengenbach (Roos, Freibg. Bucht 416).


Ganggel-

i᪷ dər kaŋkəlei (; Haus) III Zäz.

Gänggelhübelein 1838D, Ganggelhübelein 1845D (Hei.;
heute: ds hü᪷bəli Hei.) II Erisw.


Angeblich Spottname neueren Datums; evtl. zum Verb gang-
gele(n) ‹hin und her schwanken, müssig herumstehen› (Id. II,
363), bzw. zu gänggele(n) ‹tändeln, naschen› (Id. II, 364).


Gans

gans-, vz. gaus- (I Jens), go᪷us- (I Hermr.), gā̃s- (IV
St. Steph.; IV Zweis.).

Pl. gens- (I Finsterh.; I Lüsch.; I Schüpf.; I Treit.; III
Eggiw.; III Köniz; III Langn.; III Rigg.; III Vech.; III
Wahlern)

Pl. ge᪸ns- (I‒V); vz. ge᪸isə- (II Grab.).

Histor. Belege: gans(z)-, gaus(z)- (1502 IV Zweis.; 1642 I
Schüpf.)

Pl. gens(z)-

B) b) I: 20; II: 18; III: 24; IV: 9; V: 5

davon ~axxər I: 4; II: 4; III: 5; IV: 3

~mattə I: 4; II: 2; III: 5; IV: 1

~mōs I: 2; II: 0; III: 5; IV: 0

~weid I: 2; II: 3; III: 3; IV: 1; V: 2

Auswahl, älteste Belege: an dem gensacker 1474U30 I
Dotz.; der Gansacher 1394UT, 1396UT IV Spiez. Faul.;
mons de Gensalba (Alp) 1254 (Besitz d. Klosters St. Ur-
ban); uf gensxe᪸rnə (; Hei.), ze Genskernen ein guͦt
1376 III Langn.; das gennsen mad 1493U84 … IV Reich.;
am Gansmatten 1312, Gamsmatta 1354 … die Gansmatt
1419 (Wäger), die gensmatt 1487K10 III Rüegg.; das
gennszen mad 1493U84 … IV Reich.; von gulmuͤs (PN)
gans matten 1488U156 … IV St. Steph.; von der gens weid
1488U82, in der gennszweid 1493U84 III Obhof.; gansweid
(Scheune/Stall), Pasquier deys oyes 1312V1, 1324V2, vff
der Gansweyd 1562A … IV Saanen.

C) -i: gensihubəl, -bodən, der Gensiboden 1780A, die Gen-
sibodenweid 1734A Ltbr. Weng.

-er: ein guͦtli gnemt [Gamser], Ganser 1364 III Belp;
gausser 1531U97 III Boll. Habst.; gousər (Wei., Wa.; frü-
her Gansmatt) III Gugg.;

das ganserli 1532U4 I Ndried; am gensərli, das genserli
(K.) 1528U2 I Rapp.

ler: der gensleracher 1531U59 II Grafenr.; der gensler
1534U100 III Kaufd.

-eren: hinder der gansera, vor der ganseren, hinder der



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Sp. 19


gauserenn 1532U4 I Kalln.; die grose/cleine ganseren
1532U4 I NdriedbK.; i dər gansərə, an die ganserenn, Jnn
der Gaͧnserenn 1531U52, in der Ganszeren nach 1545K7 II
Obburg; die Gouseren, eine Matte 1627UP III Landisw.

Hieher? gesəlmattə IV Zweis.


Schwzd. Gans f. ‹Gans› (Id. II, 369), in Namen Hinweis auf die
einstige weitverbreitete Gänsehaltung (falls nicht auf Wildgänse
bezogen).

Lautliche Reliktformen mit Staubschem Gesetz sg. gās / pl.
gous, ge᪸isə. Ganser 1364 in III Belp wohl schon personifizie-
rende Kurzform wie gousər in III Gugg.; nicht Ganser m. ‹Gän-
serich› (Id. II, 374).


Gäntel

im ge᪸ntəl (Talname), -hi᪷tti, -wassər oder dər ge᪸ntlər
(Bach), an der dritton alp, der man spricht in Geltal 1323,
in Geltaͧl 1377, das gendtel 1486U173 (Kopie v. 1744), im
Gändtel 1719/44 (Chorger. Manual v. Oberhasle) V In-
nertk.


J. U. Hubschmieds kühne Deutung als *Gānti-tal = ‹Tal der
*Gantja, die Gehende›, alem. Übersetzung von gall. *Andekin-
gilâ (Geogr. Helvetica 8, 1953, 52‒54) wird hinfällig, wenn die
frühesten Belege von 1323 und 1377 berücksichtigt werden.
Nach Ausweis der Mda. mit überoffener Qualität ist germ. ë an-
zusetzen, weshalb für das 1. Namenglied weder Gelte(n) s. d.,
noch ein PN mit Primärumlaut oder Entwicklung aus -ai- (Fm. I,
567) in Frage kommt. Möglich bleibt die Erklärung mit dem
Adj. gël(w) (Id. II, 291), also Gelbtal, vgl. Rottal BE Saanen u.
Interl.; Grünthal ZH (3mal), SG (2mal), TG (2mal), Gelbberg
SZ (Schübelbach), SG Pfäfers.


Gänterli

ge᪸ntərli I Rapp.; (Ackerland im Wa.) II Wyn.


Schwzd. Gänterli n. ‹Schrank, Kasten; Kästchen zum Aufbewah-
ren kleinerer Gegenstände, Wertsachen› (Id. II; 381). Metapho-
rische Übertragung auf Geländeform oder Metapher für wert-
volles Ackerland.


Gantrisch

dər gantriš ; älter: dər gantnəriš (Alp, Berggipfel), 1314
Cantroz, später Gantrost (savoyische Rechnungen
1314‒1423), Gantroͤst, Gamptrost (freiburg. Notarregi-
ster in: Burri, Arch. Hist. Ver. Bern 33, 1935, S. 6); in
montibus … de Nuynium et de Gamptrost 1331, denne an
Garntrost … 1345N, usque ad summitatem montis dicti
Gamtroͤsch 1356, gantrast 1484U126, zwuͥschen den bergen
Gantrest und Nuͥninen 1490Rq1, Gantrest 1529Fr, berg
gantrist 1533U129 … III Rüsch./Rüegg. (Enklave) ‹den
äbena Gantnerist›, ‹Gurnigel ‒ Gantnerist› (Friedli,
Guggisbg. S. 40).

gantriš-/gantnəriš- ~hüttə, ~xumməli, ~bē᪸rg, ~sēli, ~seisə
(~sense, Zufluss) III Rüsch.; ~bödə III Rüegg.

gantərišt (Alpweide, südl. Bolt.) VI Bolt.





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Sp. 20


Etymologie ungesichert.
Im ersten Namenelement steckt zweifellos das prärom. Gand(e),
Gant ‹Schutthalde› s. d. ‒ Eine deutsche Herleitung mit dem
Lehnwort, wie sie Friedli (Guggisberg 40, Anm.) nach Täuber
aus einer Gen.-form Ganteris(t) versucht, scheitert schon an den
ältesten Belegen. ‒ Nach J. U. Hubschmied (Arch. Hist. Ver.
Bern 1935, 6f.): «Die erste Silbe deutet möglicherweise auf die
Geröllhalde (gand) hin, die den Fuss des Berges umkleidet, die
zweite aber scheint mehr auf die Weide (gallisch rosto) und da-
mit auf die Alp hinzuweisen …». Ob der an verschiedenen Ge-
genden haftende Name Gantrist ‒ auch jenseits der Kantons-
grenze im Kt. Freiburg eine Alp Gantrist ‒ überall unmittelbar
auf die Frühsprache zurückgeht, oder ob bloss Übertragung von
dem bekannten Alpgelände im Einzugsgebiet der Kalten Sense
vorliegt, ist schwer zu entscheiden.


Gantrischhütte s. Gantrisch


Ganz

am gantzenacher 1518U74 II Ndbipp; uf dem gantzen hof
1569U72 II Wyss.; stost an gantzenhuser pfad 1474U30, stost
an Gantzenhüser pfad um 1531U34 I Diessb.; ufəm gansə-
bərg (3 Hei., K., Wa.), ze Ganzenberg 1328, 1330, Uͤlli
von Gantzenberg 1389R2, ze Gantzenberg 1414Rq1, 1452R3,
der hoff Gantzenberg 1531U76 … II Rohrbgr.; ds gantstāu
(Wiese) s. Gand.

Hieher? (Grenzbeschreibung:) an die Ganz(t)e Fluhe,
allwo am scherm in die Ganze Fluhe ein X geschlagen
1788Rq V Beatenb.; gantsəllouwinən (wo?) ts ~, (wohin?)
gən ~ (Gwp.: die Lawine überschüttete dieses Gebiet in
ganzer Breite) V Grindelw.


Kaum zu ganz i. S. von ‹totus›, sondern Komposita mit einem
altdt. PN Ganzo, Kzf. mit z-Suffix zu Vollformen wie Ganthar,
-ulf u. ä. (Fm. I, 594), vgl. auch die PNN Ganso 793, Ganspald
8. Jhd. (Fm. I, 597) mit Hinweis auf ONN wie Gensingen, Gent-
zingen


Gapp-

uf dər fordərə/hiŋərə gappə (Hei.), an die almend die gap-
pell 1493U84, an die allmennd gheissenn die gappell
1530U95, gappa almend um 1530U142, almend geheissen die
gappen 1531U144, die Gappen am Homberg 1788C3, vor-
dere/hintere Gappen 1838D III Homb.


Wahrsch. ein PN in elliptischem sw. Genetiv: (des) Gappen (All-
mende). Hubschm. (Thun 184) schlägt den germ. PN *Gappo
(expressive Gemination zum PN Gabo Fm. I, 561) vor.

Die nicht überlieferte Namenform *Gappo lässt sich rekon-
struieren aus ON-Belegen wie Göppingen (Württemberg), 1154
Geppingen (Fm. II, 977) < *Gappingum; Gettnau LU, 893 Ke-
pinhova, 1189 Geppenowo (HBLS III, 501) < *Gappinouwa.
Viell. ist aber für die Spätsiedellandschaft von Homberg nicht
mit einem altgerm. PN mehr zu rechnen; es könnte sich viel-
mehr um einen Übernamen oder eine spätere Kurzform, etwa
zu Kaspar, handeln (Gäppi ist für WS in Id. II, 388 bezeugt).




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Sp. 21


Gäppiswang

ge᪸ppiswaŋ (Aufforstung; Lawinenverbauung) V Obried.


PN Gäppi, evtl. zu Kaspar (von Id. II, 388 für Wallis bezeugt).


Gärb-

Gärbi

gē᪸rbi, i᪷ dər ~, das iš kē᪸rbi (Wohnhäuser, Hei. anstelle
oder in der Nähe einer ehemal. Gerberei)

A) I: 2; II: 14; III: 11, IV: 8; V:6

I: Erlach; Grossaffolt.; II: 1573/74U77 Attisw.;
BusswbM.; zur gaͤrwy 1530U169, zuͦ der Gerbi 1539U71 Dür-
renr.; Etzelk.; Hells.; Huttw.; Krauchth.; Langt.;
Melchn.; Ndbipp; Ndönz; Trachsw.; Waltw.; III:
Belp; Bow.; Eggiw.; in die gerbi 1569U72 Langn.;
Oblang.; Rigg.; Rüd.; Schangn.; Sigr.; Wahlern;
Wattw.; IV: Adelb.; Frut.; Lenk; ObwiliS.; Reich.;
Saanen; St. Steph.; Zweis.; V: Brienz; Grin-
delw. Bach; Haslib. Reuti; Meir.; SchwandenbBr.;
Wild.

B) a) nöišwaŋgē᪸rbi (Hei.) III Eggiw.; nịffugē᪸rbi II
Huttw.; di auti gē᪸rbi III Belp; III Laup.; III Worb.

b) I: 4; II: 21; III: 7; IV: 1; V: 0

C) gē᪸rbəli, ds ~ (K.) II Untsteckh.; im gē᪸rbəli (Hei.) II
Wyss.


Gärber

1) Gerwengassen 1562U43a II Langt.; die gerber gassen
1531U76 II Ursenb.; gē᪸rbərəgass III Thun; ge᪸rbərəgrabə,
der gerwer graben 1379, in der gerwer graben 1389R2,
Gerwergraben von Marsiletor har fu̍r in die Nu̍wenstat
1389‒1460Ud … III Bern; domus mea dicta in vulgari daz
Gerwehus 1320 III Bern; by dem Gerwhus 1502U157 IV
Zweis.; ein stu̍ck reben … gelegen vor der gerwer kru̍tze
1481U30 I Biel; gē᪸rbərlo᪷ubə III Bern;

2) gē᪸rbər, der ~, ufəm ~ (Schafberg) IV Gsteig/IV Saa-
nen; ge᪸rbəraxər II Krauchth.; Gerwenacher 1562U43a II
Langt.; der gerw acher 1513U57, 1529U92 III Konolf.; von
dem Gerwacher 1502U157 IV Bolt.; an gerbers graben
1530U42 II Lotzw.; in gerwersz guͦtt um 1540U168 IV Lenk;
gē᪸rbərhōf (Hei.) II Attisw.; gē᪸rbərhụ̄s (Hei.) III
Schangn.; stost vff gerwersz mattan 1531U59 II Graf.; die
Gerbersmatt 1666Le II Ndbipp; von der Gerwmattenn
1502U157 IV Bolt.; gē᪸rbərmatta V Leiss.; im gē᪸rbərme᪸ttəli
(K.) IV Bolt.; ab dem guͦtt der gaͤrwaͤr buͦll genant
1543U154 IV Reut.; Gerberrain 1885Le II Wiedl.; im ge᪸r-
bərswị̄xəl (K., Wa.) V Meir.

ge᪸rbərlihogər II Berk.


Schwzd. gärben < mhd. gerwen < garawen (*garwjan) ‹bereit-
machen, Leder zubereiten› (Id. II, 488).

-i: schwzd. Gärbi f. ‹Gerberei›, Verbalabstraktum zu gerben:
mhd. gerwe f. < ahd. garawî f. ‹Zubereitung, Gerberei›. Die



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Sp. 22


grosse Zahl von Gärbi-Namen belegt die frühere weite Verbrei-
tung dieses wichtigen Gewerbes.

-er: schwzd. Gärber ist nomen agentis zu gerben: mhd. gerwaere
m. Für 1) ist wohl der Berufsname, für 2) wahrscheinlich der FN
anzunehmen.


Garbe

B) aa) der matten, der man spricht die Lantgarbe 1364,
dicitur vulgariter Lantgarb 1380 I Ins; zwo Juchart …
stosend … an der Landtgarben, … der landtgarben guͦt
1529U92 I Rad.; … dem landtgarben guͦtt 1528U2 I Schüpf.;
die sogenante Landgarben 1724U170 III Bern Bümpl.
(Forst); die lantgarb ob Habstetten 1345 III Boll.
Habst.; laŋkārbə (Weiler), … bonis dictis zem Schorren et
Lantgarba ante Forestam 1359, von der lantgarben
1429U78, die Landtgarben 1524Rq7 … III Neu.; i᪷ dər laŋgār-
(Hei.), in der Landgarben (Haus) 1838D III Wahlern;
u᪷f dər laŋkārbə (ehem. Hei., jetzt Quartier), neben der
Landgarben 1599U114, 1602UP, uff der Landtgarben 1613C3
…, Stossent die Lanntgarbenn acher daran 1534U100 III
Zoll.

ac) zwo juchertten zun sibengarben 1531U59 II Graf.


Schwzd. Garb f. ‹Garbe› (Id. II, 412).
Landgarbe: mhd. lantgarbe ‹Zinsabgabe›; Abgabe an die Grund-
herrschaft, gewöhnlich bestehend in der 7. (5., 6.) Fruchtgarbe,
welche nach Ablieferung des Zehntens verabfolgt werden
musste (Id. II; 413).


Garbis- †

die garbishalldenn 1532U4 I Kalln.; 1 agker stosset an
garbis brunnen, 1 mettellin lit zuͦ garbis bru̍nnelin 1432U78
I Rad. (evtl. id. loc. Kalln.; möglich ist ein Zusammen-
hang mit dem heutigen krabi᪷shö᪷ụ, i᪷ dər ~ Hei. I Rad.)


FN Garbis; vgl. Henslinus Garbis de Golaton parrochie de Kert-
zers 1390.


Gard- †

zuͦ ligricz … uff eim stu̍k heisset gardinsz (?gardimsz) lit
in wÿtschotten 15. Jhd.U47 I Lig.


Wahrscheinlich zu frz. jardin, wobei das anlautende g- durch
graphischen Einfluss von mhd. garte(n) zu erklären wäre. (M.)
Oder es handelt sich um eine elliptische Fügung mit einem PN:
gardinsz stu̍k.


Garf

karfə, (wo?) ts garfə, (wohin?) uf garfə (Hei.), jn der mat-
ten zuͦ Garfflenn, … von drithalber Juchartten zuͦ Garf-
flen, … aber von nidren Garffenn 1502U157, fu̍nff iuhartten
zuͦ garfflenn 1515U158, Garfen (Hof) 1838D IV Bolt.

garfbax (od. sịtəgrabə); ds gārfli, i᪷m ~ (Haus südl. Garfe)
IV Bolt.





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Sp. 23


Kaum zu rom. *grava ‹Kies, Schutt› (REW3 3851), da eine Meta-
these hier unwahrscheinlich ist. Vielleicht zu calvus ‹kahl›
(REW3 1532), resp. *calva ‹Schädel›, was mit frkpr. Lautwandel
l> r vor Labial tsarva ergibt (FEW 2, 106a; GPSR 3, 466). Der
Typus calva/tsarva ist in der alpinen Suisse romande auch topo-
nomastisch für ‹abschüssiges, kahles Gelände› belegt (GPSR 3,
466; E. Tagmann, Miège, S. 13). Trotz lautchronologischen
Schwierigkeiten (anl. Ga- < lat. ca- und frkpr. l> r-Wandel vor
Labial mit umstrittener Datierung ist eine Zuordnung von Garfe
zum rom. Typus calva aus namengeographischen Überlegungen
wahrscheinlich.


Garn

B) a) agellum dictum «der Tretgarn», situm ante villam
Inderlappen bi dem Gurgen 1320 V Unters.

b) under der garn hencke bim See (?Name) um 1525U20 I
Lüsch.; ab der garnhenckj 1523U141 III Hilt.; gārnbụ̄xi
(Hei.) I Schwad.; bim gārəwi᪷ndšto᪷kx (Wa., Wurzeln ei-
ner gestürzten Tanne erinnern an Garnwinde) V Grin-
delw. Wärg.

Hieher? an garen statt (verschrieben für gadenstatt?)
1535U161 V Leiss.


Schwzd. Garn, Gare(n) n. 1) ‹gesponnener Faden, bes. von Hanf
oder Flachs›; 2) ‹Netz z. B. zum Fischfang› (Id. II, 419/420).


Garneul

im garnö᪷ụ (; Weiler), (6 Schupposen) die da ligent ze
Curnoͤl 1347N, (die folgenden Belege aus Hubschm.
Burgd.:) Gurnäl 1358, Kornel 15. Jhd.; Garnöil 1456,
Garnöl 1487, Garnöüll 1533, Garnöw 1534, Garnöül
1558 …, Garneüwel 1729C3 … II Heimisw.

garnö᪷ụ- ~šǖr (Hei.), ~weid (Wa.), Garnäülweid 1796A II
Heimisw.

garnöjəl, garnöjụ, dər ~, im ~ (; K., ehemals Sumpf-
land) II Fraubr.


Nach Hubschm. (Burgdorf 726f.) aus westschweiz. und savoy-
isch kornöla, kornöüla, lat. *cornea + Dim. ‹Kornelkirsch-
baum›; frz. cornouille (Kluge Etym. Wb.).


Gärnistal s. Gerhart


Garra †

anderthalb Juchart genant garra, ein Juchart genant der
garren um 1525U20 I Finsterh.


Wohl zu quadrus ‹viereckig› bzw. zum Subst. Quadra ‹Acker-
feld› (FEW II, 1405, 1406; RNB II, 276f.) P. Roth (Freibg. Ge-
schichtsbl. 53 1965 89, 91) verzeichnet für Büchslen 1484: eis car-
ron < *quadrone; Zimmerli (I 1891) fand seinerzeit dafür noch
die Lautung Garren.




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Sp. 24


Gärst-

I. B) a) höugē᪸rštə, (seltener:) d he᪷ugē᪸rštə (K.) III Uet.

b) i də gē᪸ršte᪸xxər, stost uf die gerstacher 1532U4 I Barg.;
an gersten acher 1531U97 III Boll. Worbl.; stost ans Gerst-
acher 1492K3 III Worb; gē᪸rštəgrabə III Eggiw.; dər gē᪸rštə-
grabə (Hei.), im Gerstengraben 1479‒1563Ar, im Gärsten-
graben 1635/38C3, im Gerstengraben 1645A III Trub; ds
gē᪸rštəgrē᪸tli (Hei.), bis an den Gersten graͧd 1470Rq1, Ger-
stengrätli 1838D III Trub; zuͦ Gerstenkrütz um 1530U142 III
Oppl.; heist die gersten matten 1513U57, 1531U59 II Et-
zelk.; das Gerstenmätteli 1666Le II Schwarzh.; ge᪸ršmat
III Trub.


C) -ere: gē᪸rštərə (Hei.), gē᪸rštərəwaud, die gersterenn
1533U133 III Rüegg.; uf dər gē᪸rštərə (Hei.), ~grabə III
Sigr.; i dər gē᪸rštərə (Alphütten in Fangweid und Chlus),
an der gersterren 1425U78 IV Bolt.; i dər gē᪸rštərə (Hei.),
guesterra 1312V1, guestera 1324V2, in der Gersteren
1702U157 … IV Saanen; d gē᪸rštərə (Hei.) gelegen an Ger-
sterren 1502U157, 1515U158, ~wald, ~wẹ̄d (Hei.) IV Zweis.

ge᪸rštərli (Hei.) III Rüegg.; gē᪸rštərli (Wei.) IV Saanen.

-ler: gē᪸rštlər (Hei.), ~höutsli, aus dem Gerstler 1792C3 II
Heimisw.

II. ds ge᪸rištport (Alpweide) IV Kanderst.

III. A. dər gē᪸ršt, ufəm ge᪸rštən (Gipfel) V Meir./
Brienzw.; im gē᪸rštən (Wei. unter Gerstenhorn) V
Brienz; ds gē᪸ršti (Wei.) V Grindelw.

B. a) dər wildge᪸ršt(ən), ufəm wilkē᪸rštən (Gipfel) V
Brienz/ V Brienzw./Grindelw./Meir.

b) uv dər kē᪸rštek (; Wei.) V Grindelw.; gē᪸rštənek
(Felsplatten), von der blatten obsich dem Rand nach biss
auf den Graad und stosst sonnenhalb der Gersten Egg
nach von der Ahr obsich biss auf den Graad 1554, (Ko-
pie 1744U173), ge᪸rštəngletšər, gē᪸rštəngrāt V Gutt.; dskē᪸rštən-
hō᪷rən V Brienz/Brienzw./Gutt.; ds gē᪸rštxrụ̈̄d (Alp) V
Meir.; ds ge᪸rštəlē᪸gərli V Gutt.; d'gē᪸rštəlli᪷kxən, älter
d'gē᪸rštəlli᪷mi (Übergang zwischen Wildgerst und Ger-
stenhorn) V Brienz/Brienzw.; gē᪸rštəmbax, gē᪸rštəsị̄ətə
(Wei.) V Gutt.



Die Grundlage der Gärst-Namen ist nicht durchwegs sicher zu
bestimmen: unter I wird i. a. die Getreidebezeichnung: Gerste
(hordeum) vorliegen; auch in Bildungen mit dem Kollektivsuf-
fix -aria/-ere.

II. zu Gërrisch, Gerst dem anscheinend für BO und WS charakte-
ristischen Wort für Meisterwurz (imperatoria ostruthium,
astrantia maior u. ä.). Doldengewächse, die in der ältern Volks-
medizin eine bedeutende Rolle spielten (HDA VI, 126ff.; Id. II,
404; vgl. auch Astränze Id. I, 577). Hieher wegen der hohen Lage
wohl auch Gärstchrüd, Alp V Meir., Gärstere, Name eines Alp-
geländes in IV Bolt. und möglicherweise auch andere -ere-Ab-
leitungen unter I.

III. Der Typus gē᪸ršt/gē᪸rštən für hochgelegene Weiden und Berg-
gipfel scheint nur in BO und WS aufzutreten. Falls diese Namen
nicht ebenfalls mit der Bezeichnung für die ‹Meisterwurz› zu-
sammengebracht werden können, wäre ein vordeutsches, laut-



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Sp. 25


lich mit den übrigen Gärst-Namen zusammengefallenes Sub-
stratwort zu vermuten, zu einer idg. Wurzel g̑hers- starren, vwdt.
lat. horreo, ‹rauh sein, starren› (J. Pokorny Idg. etym. Wb. 445).


Garstatt

gārštat, i wolt a ~ (; kl. Dorf und 3 Hei.), Husz und
Hoff mitsampt einer Juchharten ärtrich daran gelägen an
der gartstatt 1524‒80U168, in der Gartstatt 1524UP, an der
gartstat 1557U160, an der Garstatt 17. Jhd.UP, an der Gar-
statt 1648/49A, in der Garstadt wohnhaft 1743/44C3 IV
Bolt.; die gartstat nid dem wege und ob dem wege 1352
(Herrschaft Mülinen) IV bei Reich.; in dər gārštət (kl.
Wiese) V SchwandenbBr.


Zugrunde liegt gart(en)statt f. ‹eingezäuntes Pflanzland› mit as-
similatorischem Schwund des t vor s (Id. XI, 1727; s. dazu auch
K. S. Bader «stat» ‒ Kollektaneen zu Geschichte und Streuung
eines rechtstopographischen Begriffs in Bl. f. dt. Landesge-
schichte 101, 1965, 25).


Garte

gārtə, im ~, ufəm ~ m.; Pl. gē᪸rtə, i(n) ~, i(n) də ~; vz.: uf də
gārtə, d gārti (IV Lenk).

Garten, K., Weidland, Alp, Dorfteil (III Watt.)

A) I: 1; II: 1; III: 2; IV: 3; V: 8.

Auswahl: (frühe Belege) de agro sito in Garten 1354, ein
mattenn heist der garttenn 1533U133 III Rüegg. Nd-
bütsch.; under dien garten 1352 IV Diemt.

B) aa) I: 53; II: 47; III: 85; IV: 42; V: 53.

Auswahl: agrum am Hanfgarten 1309 V Matt.; hārətek,
Hargartegg 1403Rq1 II Sumisw.; ob dem Kirsse-garten
1328 V bei Interl.; uffen dem boͮngarten vor Burgtorf
1343 II Burgd.; boumgārtə (K.), in villa Bongarten 1276
II Grab.; im böingārtən, Boumgarten 1322N (Kopie v.
1562) V Haslib. (vgl. auch Bangerte, Boumgarte, Bun-
gerte); im bremgārtə, im brēmər, silvam, que dicitur Bre-
megarto 1218 III Bern; bremgārtə, Purchardus de Bre-
mecart 1180 (Kopie v. 1350), Borcardus de Bremegart
1228 III Bremg.; in Ruͤbgarten agrum 1312 I bei Leuz.;
Ruͤbgarten 1331 III Rüegg.; im sigart (; Hei.), der si-
garte 1533U133 Siegart, Siegert (Hof) 1838D III Toff.; dər
sigārtə (; Haus), von dem Siggartt 1502U157, im Siggar-
ten 1592/93A Sieggarten (Hof) 1838D IV Bolt. (vgl. Sig-);
wīŋgārtə (Weiler), allodium … quod dicitur Wingarton
1216 I Graffolt.; vinea qui dicitur zem hut Wingarten
zw. 1255 u. 1256, vineam … dictam Bruke-wingarte 1273,
vinetum … dictum der Groswingarto 1301, unsern win-
garten ze Twanne, der da heisset der Lang-wingartu̍ 1316
I Twann (und Umgebg.); unz an den wingarthen 1270
(Appell.?) II Wiggisw.; im wīŋgārtə, de agro dicto im
Wingarten 1327 III Sigr.; item agrum zem Zwigarten
1326 V Unters.





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Sp. 26

Verbreitung mehrfach belegter Composita auf -garten

Flachs- III: 2; IV: 2; V: 2

Hanf- II: 1; IV: 1 Dim.; V: 4

Har- II: 2; III: 6; IV: 1 + 1 Dim.

Moos- I: 7; III: 2

Baum: I: 13 + 1 Dim.; II: 23 + 3 Dim.; III: 24 + 6 Dim.;
IV: 11 + 2 Dim.; V: 12 + 5 Dim.

Reb- I: 1; II: 1; III: 3

Rosen- II: 1; III: 1; IV: 1; V: 1

Ross- I: 3; III: 2; IV: 1

See- III: 1; IV: 2; V: 5

Tier- I: 3; II: 6 + 1 Dim.; III: 6; IV: 3; V: 1

Zwi- I: 1; III: 5; IV: 4 + 1 Dim.; V: 4

Win- I: 11; II: 5; III: 9; IV: 2 + 1 Dim.; V: 3 + 2 Dim.

ab) I: 3; II: 1; III: 2; IV: 4; V: 8

Auswahl: genampt der Gilian garttenn 1497‒1516U167 IV
St. Steph.; am Hanisgarten 1387 V Grindelw.; an Chês-
lis garten 1326 V Matten; im rīhəgārdə, zem richengar-
ten 1391Uk2 V Unters.

ac) I: 0; II: 3; III: 0; IV: 1; V: 2

b) I: 5; II: 6; III: 12; IV: 6; V: 11

davon Gart(en)acher: I: 3; II: 5; III: 6 + 1 Dim.; IV: 1;
V: 1

Auswahl: ager dictus der Gartacher 1307 V Matt.; uf
gartek, apud Gartecha 1274, in Garthegge 1276 III
Langn.; ufəm gārtšopf V Ringg.

C) -li (Gärt[e]li, Gart[e]li) CA) I: 1; II: 0; III: 2; IV: 1;
V: 1

CB) a) I: 3; II: 5; III: 8; IV: 8; V: 12

b) I: 1; II: 0; III: 3; IV: 1; V: 3

-i (Garti gārti) CA) IV: 1; V: 1 (im gārti Hei. V Haslib.)

CB) a) IV: 2; V: 2

b) IV: 1

Gartnerli: ein halb Juchart genant das gartnerli 1529U92
III Wohlen

Gärtner: im gē᪸rtnər (2 Hei.) II Lütz.

Gärteler: by dem gertteller 1521U31, by dem gärtteller
1530U33 I EPS.; im gē᪸rtələr (K.) I Rapp.

als PN: ein unser schuͦppossen … die etwenne bute Gar-
terra von Utzingen 1385, Gartensägerten 1764Ry III Vech.


Schwzd. Garte(n) m., ahd. garto m., ‹Garten; mit Zaun, Hag,
Weidegeflecht eingefangener Platz, worin man Flachs, Hanf
und Kartoffeln zieht; Pflanzland› (Id. II, 432f.).


Garwiid

Vf mu̍nsingen veld Ze garwidenn ½ Jucherten 1531U97 III
Täg.; im karwị̄di (ehem. Schafweide), di ụ̈ssər/indər gar-
wị̄dilimmi᪷ (Übergang) V Gutt.


Bedeutung nicht geklärt. ‒ Die Namenbildung ist nach dem
Siegfr. Atlas vereinzelt auch über das schweiz. Mittelland ver-
streut: Garwyden (Wohlen AG), Garwied (wohl -wīd), Gartweid
1593, in garwidon 1346 (Dürnten ZH), Garwiden (Oensin-
gen SO), was wohl auf eine alem. Prägung schliessen lässt. Doch



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Sp. 27


befriedigen die bisherigen Deutungen mit ahd. garawa ‹millefo-
lium, Schafgarbe› und Weide ‹Futterplatz› (so schon H. Meyer,
ONN Kt. ZH 1849, Nr. 1593) nicht, da altdt. -ei- zu erwarten
wäre und wide sich nur auf den Weidenbaum beziehen konnte.


Garzen

dər gārtsən, ufəm ~ (Felsgipfel, geformt wie Zahn an
Säge; anderer, älterer Name für: Schwarzenberg), Gar-
zen 1757A, 1760AW, 1845D V Brienzw./Meir.

Garzenscheer (Vorberg des Grindelwalder Schwarz-
horns; id. mit Garzen) 1904 (GLS), gārtsəweŋ, in ~ən V
Meir.; garsplatti, seltener: gartsplatti (; schräge Fels-
plattenschichtung mit runden, abgeschliffenen Ober-
bauten) V Innertk.


Substantivbildung ahd. *garzo swm. zum Vb. garzen (Friedli,
Saanen 549), Intensivbildung von garren ‹emporragen› (Id. II,
399); vgl. auch Garzer m. ‹Finger› IV Saanen (Id. II, 449; Friedli,
Saanen 574). Eine Konsonantenerleichterung von Garz- > Gars-
platte ist wohl denkbar.


Gas

dər gasgrabə (; Graben in der Nähe eines ehemali-
gen Köhlerplatzes) III RütibR.


Nach Mitteilung des Gewährsmannes soll hier irgendwie
(Gas-?) Licht für das Gurnigelbad gewonnen worden sein. ‒
Wahrsch. aber volksetymologische Umdeutung aus Gass-graben
mit Spiranserweichung im 1. Namenglied, vgl. rosgrabə
(Rüegg.), rosgrind (Unters) zu ‹Ross›, und Entsprechendes
weiterhin. Eine Stelle südlich des ehemaligen Gurnigelbads mit
einem Wirtschaftsgebäude heisst auf dem Namenplan des Geo-
meters von 1933 Gassenscheune (nach SA 349 II).

Die Benennung setzt eine Örtlichkeit Gasse(n) voraus. Neben
dieser Gassenscheune entspringt einer der 3 kleinen Zuflüsse des
Gasgraben-Bachs. Möglicherweise wurde urspr. nur dies oberste
Stück als Gas(se)grabe bezeichnet; denn auf dem Plan Seftigen
AA IX Nr. 11 des Berner Staatsarchivs von 1779 heisst der ganze
Bachlauf noch Kleiner Dürrbachgraben (Kleiner Dürr Bach Gra-
ben), was immerhin auch nur eine «Erfindung» des damaligen
Geometers A. Lanz zum Grossen Dürrbachgraben, in den er
mündet, sein könnte.


Gaasche

i᪷ dər kāšə (Schattstall aus Naturstein, in den Hang ge-
baut, Luchernalp) IV Bolt.


Der stimmlose Reibelaut š verbietet eine Herleitung von lat.-
afrkpr. casa, wie im Walsergebiet für Gäschi ‹kleines Haus› an-
genommen wird (Id. II, 479; Zimmermann, Die Orts- und Flur-
namen des Vispertales im Wallis, 1968, 35). Da das Gebäude in
unmittelbarer Nähe der Sprachgrenze liegt, ist die Auffassung
des örtlichen Gewährsmannes nicht abwegig, dass es sich um
entlehntes frz. la cage ‹Hütte, Käfig› handelt.


Gäschu

dər ge᪸šu, i᪷m ~ (K., Bodenmulde), der gaͤshellacher j
Jucharten 1595U54 II Thörig.





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Sp. 28


Ungeklärt; kaum zu lat. casa ‹Hütte›, das diminuiert im Wallis
als Gäschi bekannt ist (Zimmermann, Visperterminen 1968,
S. 35; Id. II, 479; RNB II, 412), da solch ein rom. Substrat im
Oberaargau nicht zu erwarten ist.


Gasel

i᪷m gasu (; Dorf), hieher? Rodulfus de Casale
1238/39MR, Uolricus de Gasilo (Zeuge) 1273, den vierden
teil des zekenden (sic) von Tofen und von Gasle 1302, de
Gasle 1320, u̍nser guͤtli Buͦcholtz, gelegen ze Gasle 1331,
Rudolfus de Gasle (Zeuge) 1333, 1334, Johans von Gasle
buwet … du̍ rieder ze Gasle, … u̍nser rieder ze Gasle 1346,
(stosset) an das holtz von Gasle 1352, Gasel 1360, Johans
von Gasel, burger ze Berne 1385, 1388, … lantgericht in
der lantgraffschaft von Sternemberg ze Gasel vnder der
grossen eich 1420Rq1 (weitere Belege aus dem 15. und aus
dem 16. Jhd.) III Köniz.

gasu- ~mattə, ~mōs, ~bax, Gasell zelg 1535U101, ~wẹ̄d III
Köniz.


Gasel aus lat. casale ‹zum Haus gehörig, Landhaus› (Hub-
schmied VRom. III, 81). ‒ Übernahme nach der 2. Lautverschie-
bung, aber vor der roman. Palatalisierung von ca- zu tša-; mit
deutscher Erstsilbenbetonung.


Gäserz

gē᪸səts, gē᪷səts (Weiler), seu in Nugerols, seu in Kesas
1182, de Kesarts 1233, curtem nostram de Gesarz 1250,
de Gesharse 1250, de Gasar 1381. Gaͤssertz 1485Rq1, …
Gäsertz 1530U21, … I Brütt.

gē᪸səts- ~mōs, ~brü᪷u, ~tsēntə (K.) I Brütt.


Wenn unsere älteste Belegzuschreibung stimmt ‒ in Kesas 1182
(FRB I, 469) ‒ dann dürfte der Auslaut ursprünglich kein -r- ent-
halten und der Name sich erst später ‒ allerdings bereits 1233 ‒
dem im Seeland verbreiteten ON-Endungstypus auf -rs ange-
schlossen haben.

Das Etymon Kes-/Ges- dürfte vordeutsch sein.


Gasse

gassə, gass f.; i(n)/a(n) dər gassə/gass; V: gassa, in (dər)
gassə(n).

A) ausserhalb der Siedlung I: 6; II: 21; III: 31; IV: 12;
V: 6

innerhalb der Siedlung I: 2; II: 1; IV: 1; V: 4

Lage nicht ersichtlich I: 2; II: 2; III: 2; V: 1

Total I: 10; II: 24; III: 33; IV: 13; V: 11

Meist bietet die Gasse eine Orientierungsmöglichkeit;
deshalb werden oft Präpositionen verwendet: I‒III: in
(5), an (5); IV + V: in (6), an (5), ob (5), zer, zur (4), under
(2), hinder (2), nid (1), von (1).

Auswahl: a dər ~ (Dorfteil) I Safn.; i dər ~, Kuͤntzli in
der Gassen 1386 III Burgist.; zer ~, hinder der ~, ob der



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Sp. 29


~, 1502U157 IV Bolt. 1 juch. zer ~, 1348/58N IV Därst.; i
dər ~ (Wegstelle) IV Frut.; gassa, an dər gassə uehi
(Dorfteil) V Gsteigw.; i gan an d gassən (= Dorf Meirin-
gen), von der Gassen 1704/19C4 V Meir.; (wo?) ən gassən
(K.), zuͦ Gassen 1535U161 V Ringg.


B) aa) ausserhalb der Siedlung I: 36; II: 76; III: 118; IV:
69; V: 24

innerhalb der Siedlung I: 7; II: 21; III: 44; IV: 11; V: 27

Total I: 43; II: 97; III: 162; IV: 80; V: 51

Mehrfach belegte Komposita:

Allmend- III: 7; IV: 1

Alp- IV: 2; V: 3

Hor- I: 2; II: 1; III: 3; IV: 1; V: 2

Kilch- I: 1; II: 11; III: 13; IV: 3; V: 4

Kreuz- III: 5; IV: 7; V: 4

Moos- I: 8; II: 6; III: 5; IV: 1

Mühle- I: 3; II: 3; III: 3

Brunn- I: 1; II: 2; III: 5; V: 6

Stein- II: 5; III: 2

Vieh- I: 2; III: 3; IV: 1; V: 2

ab) ausserhalb der Siedlung I: 12; II: 8; III: 7; IV: 2; V: 1

innerhalb der Siedlung I: 2; II: 2; III: 10; IV: 2; V: 1

Total I: 14; II: 10; III: 17; IV: 4; V: 1

ac) ausserhalb der Siedlung I: 10; II: 19; III: 15; IV: 10;
V: 6

innerhalb der Siedlung I: 7; II: 7; III: 7; IV: 2; V: 13

Total I: 17; II: 26; III: 22; IV: 12; V: 19

Mehrfach belegte Komposita:

alte II: 3; III: 1; IV: 2;

V: 1

vordere II: 1; III: 3; IV: 1; V: 1

hintere I: 2; II: 4; III: 3; IV: 3; V: 2

hohle I: 4; II: 7; III: 8; IV: 3

lange I: 2; II: 3; III: 4; IV: 1; V: 2

obere I: 1, II: 2; III: 1; V: 4

untere I: 1; II: 4; III: 1; V: 5

ad) im obgassəwẹ̄dli V Lütsch.

b) ausserhalb der Siedlung I: 15; II: 19; III: 27; IV: 23,
V: 8

innerhalb der Siedlung II: 1; III: 1; V: 1

Total I: 15; II: 20; III: 28; IV: 23; V: 9

Mehrfach belegte Komposita:

-acher I: 11; II: 14, III: 19; IV: 4

-matte I: 1; II: 2; III: 4; IV: 9; V: 1


C) -li (ge᪸ssli) Wegstellen, K., Hei., Dorfteile

Präpositionen: im (25), am (3), ufem (1)

Gässli ausserhalb der Siedlung I: 4; II: 10; III: 24; IV: 3;
V: 1

innerhalb der Siedlung I: 3; II: 9; III: 8; IV: 1; V: 10

Lage nicht ersichtlich II: 1; III: 3; V: 1

Total I: 7; II: 20; III: 35; IV: 4; V: 12





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Sp. 30

Auswahl: ein stras das Gessly genant 1527UT III Uet.; am
ge᪸ssli IV Lenk; im ge᪸ssli (Dorfteil) V Bön.; V Brienz; V
Brienzw.; V Günd.; V Gutt.; V Ltbr.; V Obried; V
Wildersw.

fe᪸dərəge᪸ssli III Bern; beim verlohrnen Gässlin 1768A II
bei Utztf.

-i (gassi) IV: 4

im gassi (Hei.) IV Adelb.; das Gassi 1502U157 IV
St. Steph.; 1502U157 IV Zweis.

-ge᪸ssli ausserhalb der Siedlung I 5; II: 20; III: 14; IV: 47;
V: 17

innerhalb der Siedlung I: 1; II: 16; III: 18; IV: 14; V: 35

Total I: 6; II: 36; III: 32; IV: 61; V: 35

Mehrfach belegte Komposita:

Mühle- I: 2; II: 4; III: 5; IV: 2; V: 1

Reb- III: 3

Schul- IV: 2; V: 2

ge᪸ssli- ausserhalb der Siedlung I: 6; II: 7; III: 7; IV: 2,
V: 4

innerhalb der Siedlung: keine

Total I: 6; II: 7; III: 7; IV: 2; V.4

Mehrfach belegte Komposita:

-acher I: 2; II: 3; III: 3

-matte I: 1; II: 3; III: 1; IV.1

-er (FN Gasser) I: 1; II: 3; III: 2; IV: 3; V: 1.

Auswahl: gassəršguət IV Lenk; Gasseren hoffstatt
1539U79 II Dürrenr.; gassəršwaŋ, gassəršwaŋfluə V Bön.

-ler: Der gaͤszler ein Jucharten 1531U97 II Mülchi; ein
halb Juchartten am Gaͤszler 1573/74U77a II Wiedl.; ufəm
xüəge᪸sslər (K., an Gasse stossend) I Hermr.

-lere: hieher? i dər gaslərə (von Wegen durchzogener
Hang bei Weiler Gassen) III Blumst.

zu Gasse?: i ge᪸ssəriəd (K.), Gässenried (einz. Haus)
1838D IV Spiez.


Schwzd. Gass f. ‹Durchgang zwischen Häuserreihen; Feldweg
zwischen Zäunen, Mauern, Böschungen; Dorfteil. Dorf› (Id. II,
449).


Gast

von gastmatten 1464U38a II ?Wynau; bim gastnuszboum,
der gast Nuszboum acher 1530U95 I Leuz.; gašwandi,
(wo?) am ~, (wohin?) a ds ~ (; Heuland am Berg-
hang, bei Gartschopf), zuͦ gast schwandi 1535U161 V
Ringg.


Die Belege von Wynau und Leuz. enthalten wohl im 1. Teil den
FN Gast, zum altdt. PN gast, evtl. gekürzt aus Arbogast u. a. (Fm
I, 604; Id. II, 486); vgl. «Albertus dictus Gast» 1274, unter Mitge-
nannten von Langenthal, Oensingen, Wynau (FRB III, 86, 95,
104); in Grenchen SO ‒ 6 km von Leuz. ‒ ist der FN Gast vor
1800 bezeugt (FNB II, 279). Vgl. dazu auch Fischer (Schwäb.
Wb. III, 84) mit Flurnn. wie Gast, Olgast; Gastäcker, -breite,
-rain, -wiesen. Wahrscheinlich also auch gašwandi, gast schwandi
Ringg. hieher gehörig.




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Sp. 31


Gastere

gaštərə, (wo?) i᪷ ~, (wohin?) i᪷ ~, (jünger:) i᪷ ds ~ (innerer,
oberer Teil des Gasterntales), usque ad … niveos montes
in Gastron 1352, gesessen in Gastron, … gelegen und ge-
heissen in Gastron 1374, Also zoch man in gastron
um 1420Ch4, durch Gastron 1445M, (…) uss Casteren
1601/02A IV Kanderst.

gaštərə- ~allmi, ~holts (Wa., Wei.), Gasternholz (Alp
südl. Fisistock) 1845D, ~tāl (Gesamtbez.), Gasterenwäl-
der (Staatswald) 1838D IV Kanderst. an den gasteren
1488U156 IV Zweis. Betelried.


Nach Hubschm. (Frut. 17f.) lat. castra, bzw. *castrono/castrona
‹Lager, Hirtenquartier, Alphütte›; vgl. das BO-Lehnappellativ
Gastere(n) f. ‹Verschlag unter dem Dach der Alpensennhütte,
wo die Hirten ihr Nachtlager haben›. (Id. II, 486). ‒ Allenfalls
könnte als Grundlage einfaches castra angesetzt werden, wobei
es sich bei den Formen auf -ere(n) um den obliquen Casus han-
delte. Lat. castra (Pl. von castrum) wäre im Rom. als fem sg. *ca-
strā aufgefasst worden, dies im Alem. übernommen > altdt.
*Gastra > gastera, mit -e-Sprossvokal; vgl. dazu astricus > ahd.
esterich, schwzd. Esterig (Id. I, 579); *austrō > ahd. ōstarun,
schwzd. Ostere(n) (Id. I, 580).


Gästler/Gestler

dər ge᪸štlər, geštlər (dt. Name für Juragipfel Chasseral) I
Biel; I Ips.; Gästeler, Gästler, Gäschler (šš; Friedli Ins,
Twann), die almend von dem Geͣschler herab 1453 (Arch.
bourg. Neuveville N 14), bisz an die hoche des bergs von
der Zasserallen genempt der Geschler 1535Rq1, Geschtler
mons 1577Sch I Ins; I Twann und weiterhin im BE See-
land.

ge᪸štləre᪸xxər (K.) I Bargen.

d ge᪸štlərə, di Gästlere(n) (Friedli, Ins), ij Juchart genempt
Zer geschleren 1458 (Kopie 1531U29), Ein Juchrten zuͦ ge-
schleren 1531U97, in der gestlerenn 1532U4 I Bargen; ge-
gen gestlara um 1525U20 I Finsterh.; genannt geschleren
1533U22, auf der Gästleren 1895Z I Ins. die geschleren
matten 1531U97, in der gestlerenmatt 1532U4 I Aarb.; ob
der geschleren mattenn 1533U22 I Ins; im ge᪸štlərəwaud
(Wa. am Hang) III Wohlen.

Richtung: Bëttart (hat) gaͤszlerenhalb daran um 1525U20 I
Ins; Hans Brunnen hat Gäszleren halb daran 1667U100 I
Lüsch.


Ursprünglich wohl im Seeland allgemein der deutsche Name für
den heute durchwegs Chasseral genannten Juragipfel. Wahr-
scheinlich eine vordeutsche Bildung lat. *castellare zu castellum
‹Burg› (vgl. Gastlosen u. ä.). Das Schwanken der Lautqualitäten
zwischen e᪸ und e ist seltsam. Geschler dürfte sekundäre Assimila-
tionsform sein.

Die Form auf -ere(n): Gestlere(n) erweist sich als moviertes Femi-
ninum, zuerst wohl nur die Alp am Gestler bezeichnend, später
aber auch für den ganzen Berg verwendet, wie es die im Seeland
urkundlich häufigen Richtungsangaben gestlerenhalb d. h.
‹nordwärts, gegen den Chasseral gelegen› erweisen; (vgl: Friedli,
Bd. 4, 272:) «Private Bergweiden … gibt es an der Gästlere(n)».
Schon 1606 sehen wir die Alp Gestler, den Geschler Berg oder
kurz den Geschler besetzt …».




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Die deutschsprachige Benennung Gestler ist heute fast unbe-
kannt geworden. Noch vor dem 2. Weltkrieg war er bei ältern
Leuten in Biel geläufig. Im letzten Jahrhundert findet er sich so-
gar in französischsprachigen Werken verzeichnet: 1845 Chasse-
ral, Gestler (Liste alphabétique des villes … de la Suisse, nom-
mées différemment en français et en allemand, Berne 1845,
p. 10, 25); Marc Lutz, Dictionnaire géographique et statistique de
la Suisse, nouv. éd. 1859, p. 178, und die offizielle Siegfriedkarte
von 1871 haben (bis 1937) die Bezeichnung Chasseral-Gestler.

Was das etymologische Verhältnis zwischen frz. Chasseral und
dt. Gestler anbetrifft, so scheint kein Zusammenhang zu beste-
hen. Während die Alemannen den alten rom. Namen bewahr-
ten, den sie bei ihrer Ankunft im 8. Jhd. übernommen hatten, er-
setzten die einheimischen Bewohner diesen ursprünglichen ‒
wie Wulf Müller, Boudry, in seinem Kongressvortrag vom
28. 8. 1975 «Un toponyme jurassien de tradition bilingue: Chas-
seral/Gestler» ausführte ‒ im Laufe des Hochmittelalters durch
Chasseral (1368 Schasseralez, FRB IX 106). Hierbei handelt es
sich um eine feminine Ableitung von chasse ‹Jagd› mittels der
Suffixe (lat.) -ariu und -ella. Anscheinend hatte das Bergmassiv
für die Bevölkerung eine grosse Bedeutung als Jagdgebiet gewon-
nen.


Gastlose

d gaštlosə ()/Les Chatalles (Felsmassiv und Alp an
Grenze zw. BE und FR) IV Saanen.

In Jaun: dər gaššləsə (BSG X, 251).


Kaum deutschsprachiger Herkunft mit Los f. ‹sors› (Buck, Ober-
deutsches Flurnamenbuch 1931, 79). Buck weist auf eine würt-
tembergische Ortschaft Ganslosen hin, die ehedem Gastlosen
hiess. ‒ Vielmehr zeigt der Parallelname auf frz. Sprachgebiet
Les Chatalles, dass, wie schon Gatschet (Arch. Hist. Ver. Bern,
1880) vermutet hat, eine Grundlage von lat. castellum anzuneh-
men ist, die dann im Deutschen als Gastlosen im Hinblick auf
das unwirtliche Turmgebirge umgedeutet ‒ vielleicht sogar einst
als ‹die Gastlosen› im Sinn bergmythologischer Gestalten ‒ wor-
den ist (s. auch Glatthard 1977, 285).


Gastor

dər kaštōr (; Bergspitze) V Schatt.


Castor und Pollux heissen zwei Bergspitzen in der Mittelgruppe
der Engelhörner, in Anlehnung an das Sternbild. Vgl. die Zwil-
lingsgipfel Castor und Pollux in der Monte Rosa-Gruppe (GLS I,
426; IV, 6).


Gattafel

gatāfəl, ufəm ~ n. (; Hei., Wa. mit Fallholz) IV Bolt.;
i᪷m katəlfāl, katlfāl (; Haus), Gattelfall (Haus) 1838D
IV Därst.; im gatafəl n. (; Alp, Wei. in Wald-
schneise), Gattafel (Alp) 1845D am gatafəlgrabə IV
Wimm.; am gatafəl (; Haus, Wiese) V Därl.; am
katāfəl (; alter Holzschleif) V Innertk.; einer khuͦ
Winterung gen. der gattaffel 1535U161 V Leiss.; im kxarta-
fəl (; Wiese, Ende einer Holzleite) V Schatt.; i᪷m
gatāfəl (; K. im Haltenwald), wegen eines guͦtes ge-
nempt der gattafel 1396Uk2, ein Stücklj genant der gattafel
1535U161 V Wild.





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Sp. 33

Hieher? i᪷m katəfe᪸ld (Haus), i᪷m katəfe᪸ldwāld (Wa.) IV Er-
lenb.


Lehnappellativ. Lat. *catabulum (Nebenform zu lat. catabula)
‹Niederwerfen, Windbruch, Holzschneise› > altrom. *cadāvel
> (mit Lautsubstitution und Lautverschiebung d > t) altalem.
*Gattafel (s. P. Glatthard, Name und Lehnappellativ(-name),
XII. Int. Kongress f. Namenforschg 1975, 204; P. Zinsli, Fest-
schrift Ad. Bach 1965, 346, nach J. Hubschmid; REW3 1756).

katəfe᪸ld () IV Erlenb. beruht auf volksetymolog. Anleh-
nung an Feld; kxartafəl () V Schatt. ist offenbar volkstümli-
che Umgestaltung des Namens mit Erhaltung des ursprüngli-
chen rom. Akzents, viell. unbewusst an «Karte» und «Tafel» an-
gelehnt. ‒ Immerhin gibt es auch weiterhin solche sekundäre
Entwicklungen eines -r- zwischen Vokal und -t-, z. B. im Bern-
deutschen sporadisch «kartholisch» statt «katholisch» (Id. II,
561).


Gatter

A) ein halb Juchartten bim Gatter 1573/74U77a II Attisw.;
ein Juchertt zuͤn gatren, … zuͤm gatter 1518U74, zuͦnn Gat-
teren 1573/74U77a II Rum.

B) aa) -gattər: bi᪷m ei~ (K.) I Lengn.; … vonn dem fluͤolin
Jnn denn Nydrenn kylch gatter 1518U74 II Wolfisb.; löš~
(K.) I Piet.; brüəu~ we᪸g I Erlach; bi᪷m rōtmə~ (= Rot-
mund/Romont) I Lengn.; šloss~ I Bür.; ū᪷rtənə~ III
Boll.

ab) hieher? xaši~ (bei xašishụ̄s) II Dürrenr./Sum./
Wyss.

b) gattər: ~axər I Müntsch.; ~matt, Gattermatt 1792A II
Rum.

C) -li: ge᪸ttərli I Biel; hōmatt~, ši᪷ụd~ III Langn.; ~lo᪷x,
~bo᪷də III Langn.

gatteren: ein bletz genant zum katterden boumgarten; …
ein halb Juchart zuͦ gätterten Bomgarten um 1525U20 I
Brütt.


Schwzd. Gatter n. ‹Gittertüre aus Latten an Stellen, wo der Feld-
zaun durch eine Strasse oder einen Weg unterbrochen ist.› (Id.
II, 495)

zum katterden boumgarten ‹zu dem mit einem Gatter versehe-
nen Baumgarten›; schwzd. Vb. gattere(n) (Id. II, 495) mit dem
Beleg: Ein g'gatterter Weg.


Gätting †

Die ruͦfmatten … stost an die gassen gan nider ried …
vnnden an den getting So Niclausen Jst 1531U97, Jnn Ni-
claus Ränttschen gaͤttings ein bletzlin, Jnn vͦlj Raͤnnt-
schen gaͤttings aber ein bletzlin (Der Entwurf zu diesem
Urbar-Eintrag lautet:) Item in Vͦlj raͤntschen Matten gaͤt-
tings genant ein bletzlin 1535U101 (Entwurf 1535U102) III
Bern (nördl. Matzenried).


Wohl elliptischer Genetiv eines PNs Gätting, etwa < Gättings
(matten); ‒ patronymische -ing-Ableitung zum in bernischen
Quellen durch die Jahrhunderte bezeugten PN Getto, *Gätto
(vgl. Fm. I, 563).




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Sp. 34


Gätzi

ds ge᪸tsi, i᪷m ~ (2 Hei.), Gäzistihl od. Gäzi (2 Häuser)
1838D III Landisw.

ge᪸tsihụ̄s (Hei.), ge᪸tsibrü᪷nnə (Brunnen mit angeketteter
Schöpfkelle) III Ndmuhl.; dər obər/u᪷ŋər ke᪸tsištī᪷u (Hei.),
Gätzistihl 1728A, auf dem obern und untern Gätzistihl
(2 Häuser) 1845D, ke᪸tsištī᪷uhü᪷tli (Scheune) III Eggiw.


Schwzd. Gätzi n. ‹metallene Schöpfkelle für Wasser mit Stiel›;
Lehnappellativ aus volkslat. cattia (Id. II, 572).


Geburt

dər gebū᪷rtsgrabə (Graben, Gemsgebiet; dort wurden Ge-
burten von Gemsen beobachtet) V Bön.


Schwzd. Geburt wie nhd.; Verbalabstraktum zu gebären (Id. IV,
1634).


Gegafer †

die strass untz an den Gegafers bach 1357 bei I Lengn.


Wahrscheinlich ein PN; nach dem Güterverzeichnis liegt dieser
Gegafers bach «wider Grenchen». Nun bebaut 1359 ein Heinrich
Geggafuͦs eine Schuppose in dem Bann von «altruwe ze der
Eych» (FRB VIII, S. 290), heute Eichacher, Koord. 600/225;
6 km östl. von Lengnau. Evtl. besteht ein Zusammenhang zwi-
schen beiden Namen.


Gei

uf dər gei (2 Hei.), auf der Gey 1838D, uf dər li᪷ššəngei
(; Heugut) V Grindelw. Itramen.

uf keie᪷kən (; Berggipfel in Dreiergruppe) V Iseltw.

Hieher? bin dər geišị̄r (Hei.), evtl. geisšị̄r? V Grindelw.
Itramen.


Denkbar wäre eine entrundete Form von schwzd. Gäu, ahd.
gawi, mhd. göu, n. ‹Gau, Gebiet, in sich abgegrenzte Gegend›
(Id. II, 38f.). Doch müsste mit einem Genus-Wechsel gerechnet
werden: z. B. in elliptischem Gebrauch: d gei(-mattə). Eine Deu-
tung als Kollektiv zu Ey ‹Aue›: *ge-eye, das sonst nicht bekannt
ist (G. Saladin, Zur Sprachgeschichte des freiburg. Sensebezir-
kes, 1923, 122), müsste dieselben Schwierigkeiten wegen des
gramm. Genus bereiten.


Geich

dər gẹix, im ~; vz. dər geix; älter geiax (Wa., sanfter Ge-
ländebuckel, Mulde), Ein Juchart zum gÿach, stost … an
die gÿach um 1525U20, wider bÿsen ann das gÿoch 1533U22,
wider bysenn vffs gÿgioch 1533U22, Geyach 1568Fr, ein Ju-
charten Acher Jm Geÿach 1667U100 (Nachtrag), im Geyig
1895Z, der Gäich, der Geijig (Ellipse f. Gäichwald und
-berg) 1914Fr I Brütt./I Ins.

gẹjigaxxər, ufəm ~, oder: im gẹjig; ufəm geixbe᪸rg, am
gÿach berg um 1525U20, vffem gÿgiochberg 1533U22; i də
gejigštūdə (Wa.), in den Geychstauden 1722/24C3, die
Geienstauden 1727Fr; stost … an gÿach weg um 1525U20 I
Brütt./I Ins.





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Sp. 35


Ungeklärt. Die urkdl. Grundlage dürfte Gyach sein, das sich erst
durch Hiatusdiphthongierung zu geyach und weiter zu geijig
entwickelt hat (vgl. Esterich > Esterig, billich > billig). Die
Überlieferung verbietet so eine Gleichsetzung mit Gaiach (s.
Art. Gaicht), auch wenn römische Funde in der Nähe an eine
entsprechende Deutung mit -ācum denken lassen. Abzulehnen
ist Friedlis Vermutung (Ins, S. 247), Geich gehöre zu ‹Eich(e)›,
ahd. *gi-eih-ahi, da der urspr. Vokal eben ī ist und sich mit dem
kollektiven Suffix -ahi kaum ein Kollektivpräfix gi- verbindet.


Geidel

dər geidəl (Egg zwischen Lawinenzügen), ~grabən V
Grindelw.


Zum Wortstamm schwzd. Gaudel m. ‹wellenförmige Bewegung›
bzw. zum in Grindelw. entrundeten Vb. gäudele(n) ‹aufwallen,
überlaufen› (Id. II, 121). Gwp.: der Bachlauf geidəɫət ‹windet
sich›.


Geidi

gẹ̄di, i dər ~ (Wei., Wa.), Geidi (Vorsass, Wald) 1845D, gẹ̄-
dibü᪷tši (Wa. in der Geidi) IV Kandergr.



Gejisried

im gejịsriəd (; schwacher Hang, grosses Gebiet) I
Biel.


Zss. mit einem örtlich nicht zu belegenden PN Gaio (Fm. I, 622).
Da andere Teile dieses wohl spät urbarisierten Ried-Gebietes
mit Familiennamen benannt sind, z. B. Kellersried, ist wohl auch
eher mit einem FN zu rechnen.


Geil- I

A) uf gī᪷ls, gi᪷ls (Heumähder), auf seinem Heumaad an
Geils zu Adelboden 1792/93C3 IV ADELB.

B) uf gī᪷ls, gi᪷ls-: Geilshorn (id. mit Regenbolshorn)
1577Sch, ~xumi (Alp), ~medər, ~bax (auch ~be᪸xli),
~brükli, ~büəl (Alp), ~we᪸ldi (Wa.) IV Adelb.

im gi᪷lbax, uf dər gilbaxekə, in geilbach gelegen 1505U172,
von einem guͦtt … inn geilbach gelägen 1538U148, secunda
pirt dicitur Geilszbach 1577Sch, im Geilbach 1688/89A,
[Giessbach 1783Reg], Gilbach 1838D IV Adelb. (Bürt Sti-
gelschwand und Gilbach)

gẹ̄le᪷k, gi᪷le᪷k, an dər ~ (Scheune, K.), gẹ̄le᪷kmād (Mager-
wiese), ds gi᪷le᪷kli (K.) V Habk.



Geil- II

uff Geylfuren 1348/58N IV Erlenb.

-li: ds geilisguət, ts ~ obə, Geilisgut 1645A, 1838D II
Trachsw./gẹ̄lisguət (K.) II Rüd.

geilisguətwaud II Laupersw./II Trachsw. (Dreigemein-
den-Ecke).





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Sp. 36


Heute heisst Im Gilbach der untere Teil des Geilsbachtales, und
es ist schwierig, die Namenlautungen mit -i- und -ei- völlig zu
trennen und für beide Benennungen verschiedene Etyma anzu-
setzen. Das nimmt E. Kolb aber als wahrscheinlich an, indem er
Gilbach dem Geländewort Gil(len), (s. Artikel Güll-/Gill-) und
Geilbach mit J. U. Hubschmied einem germ. PN Geil- zuschreibt
(BSM VI, 64‒65).

J. U. Hubschmied (Frut. 52/53) glaubt dagegen in beiden Lautge-
bilden den PN Geil- zu erkennen, bei Gilbach mit schwachem,
bei Geilsbach mit starkem flektiertem Genetiv; in Gil- wäre das
ursprüngliche -ei- mundartlich in der Zusammensetzung mo-
nophthongiert und gekürzt worden.

Tatsächlich weisen die ältesten Belege auf -ei- hin, schon 1505 ‹in
geilbach›, wo nhd. Diphthongierung eines Schreibers noch
kaum in Frage kommt. Die Möglichkeit gil-/geil- als Ablautfor-
men aufzufassen, verwirft Kolb (65 A. 1), obschon solche Ablaut-
bildungen im Norden, aber eben nicht bei uns, nachweisbar
sind; denn es sei unwahrscheinlich, «dass ein seltenes Namen-
wort auf so engem Raum gleich zwei Varianten aufweist».

Man wird aber doch für alle Adelbodner Belege die Grundform
Geil- annehmen müssen; so dass der Gedanke einer ablautenden
Bildung nicht ganz von der Hand gewiesen werden kann. Die an
sich auch mögliche Deutung mit einem PN Geil- krankt daran,
dass dieser Name altd. Gailo, Geilo (FM I, 567) in unsern Gegen-
den nicht vorzukommen scheint.

Einzelne Belege wie gẹ̄lek V Habk. werden auch mit dem mhd.
Adj. geile ‹üppig aufschiessend und auswachsend› in Verbin-
dung stehen.


Geils / Geilsmäder s. Geil- I



Geisel

dər geisuaxxər (K. in Waldeinschnitt) II Hindelb.; die
geislen matt 1486U166 IV Zweis.


Schwzd. Geisle(n) f. ‹Peitsche› (Id. II; 465); Benennung wohl
nach der länglichen Form.


Geiss

geiss, Pl. geissə; in Composita auch geis-, geisə, I‒V

gẹ̄ss, Pl. gẹ̄ssə; in Composita auch ges-, gis-, I‒V ge᪸iss,
Pl. ge᪸issə V

A) geiss, d ~ (Hei.), Geis (Haus) 1838D II Erisw.; uf dər
geis (Berggipfel) V Günd.

B) b) I: 11; II: 30; III: 60; IV: 60; V: 101

davon: ~acher I: 2; II: 3; III: 4; IV: 2; V: 1

~egg III: 4; IV: 2; V: 3

~hubel II: 1; III: 3; V: 3

~loch III: 1; IV: 1; V: 5

~matte I: 2; II: 2; III: 4; IV: 3

~moos II: 1; III: 4; IV: 2

~bärg I: 1; II: 4; III: 2; IV: 1; V: 2

~bode III: 1; IV: 2; V: 3

~büel II: 3; III: 1

~rügge II: 3; III: 8; IV: 5; V: 9





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Sp. 37

~schür III: 1; IV: 1; V: 9

~wäg II: 1; III: 1; IV: 2; V: 4

~weid I: 1; II: 1; III: 1; IV: 2; V: 4

Auswahl: gẹsālp, die geis alpp 1488U82 IV Wimm.; dər
gẹ̄sgaŋ (Weg) IV Adelb.; geissgaŋ (Weg) V Iseltw.;
gẹ̄ssgassə (Zickzackweg) IV Zweis.; gẹ̄sgassa (Weg,
Dorfteil) V Obried; dər geissgrōt (Wa., ehem. Wei.), an
Geysgrat 1379, 1389, … II Sum.; im ge᪸isufər (Geröll) V
Gutt.; gẹ̄she᪸ixigrabə (Graben, Fluh) III Eggiw.; gẹ̄sshe᪷ụ
(Graben, v. Felsen überragt) II Krauchth.; gẹishe᪷llhubəl
(bewaldete Anhöhe) V Schatt.; gẹishiməl (Wei.) IV Saa-
nen; im gẹisho᪷lts (Bäuertgde.), Wernher ab Geisholtz
1322, ze Geissholtz 1559UP … V Schatt.; in dər geisholtsər-
rən (Wiese), ein guͦtt genempt die Geiszholtzera, … in der
matten geyszholtzer genant 1524‒80U169 V Brienz; geiss-
xilhli (Felszahn aus Tuffstein) IV Lau.; die geisloͮwinō
1397Uk2 V Kirchgde Gsteig; dər gẹ̄ssmə (Hei., Wa.), Peter
Geisman, Jenni vffem Geisman 1389R2, von dem halben
berg geis man 15. Jhd.U47, Geissmand 1574A, vff Geiss-
mont 1575A … II Krauchth.; geismād (Weide), geissmad
1535U161 V Unters.; geiszmatten 1521U31, 1528U2, 1529U33
(evtl. id. mit: i də je᪸issmatə) I Jens; kẹsmat (Weiler), in
der Geismatten 1547Rq6 … III Lind.; gẹsmatə (Hei., steiler
Rain), die Geismatta 1480U166, an die geissmatten
um 1540U168 … IV St. Steph.; gẹismōs, mares chievres
1312V1, 1324V2 IV Saanen; dər gẹisbalm IV Gsteig; V
Bön.; V Günd.; bi᪷n dər ge᪸issbalm (Felskopf, Balm) V In-
nertk.; dər geissbu (3 Hei., Wa.), Hans von Geisbuͤl
1389R2, Geyszbuͤll 1531‒53U70 … III Laupersw.; gẹssətāu,
geissitāl, manlehen … in geͥssental nach 1316N, Jacob im
Geisental 1332 … III Thun Goldiw.;

Jn geiszpeters graben dry Juchrten, gestru̍pp vnnd weid
1531U97 III Köniz Oberried.

C) -li: stost an das geyszly 1531U76 II Ursenb.;

-er: i mad … heisset geissers acher 1480U44 II Kopp.; geisər-
mat II Lotzw.

-eler: geissələr, im ~ (Wa.; früher: gẹissəštẹ̄ig), ~flüə
(40 m hohe Flühe) III Kehrs./Köniz.


Schwzd. Geiss f. ‹Ziege› (Id. II, 454ff.); in den Namen stecken
Hinweise auf die einstige weitverbreitete Ziegenhaltung; teil-
weise sind es aber auch Bezeichnungen von steilem, wenig er-
tragreichem Gelände.


Geissbärger

d geịssbe᪸rgər (errat. Blöcke) II Attisw.; ~ (errat. Blöcke)
III Boll.; bin ge᪸isbē᪸rgərən (Gebiet mit errat. Blöcken) V
Brienzw.


Appellativ für Granitfindlinge und gleichzeitig Stellenbezeich-
nung. (Zu Geissbärger s. Id. IV, 1558).


Geissholz s. Geiss




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Sp. 38


Geist

dər gẹ̄št, gī᪷šd (Siedlung, K.), daz seweli daz man nemmet
der Geist 1344, einen dritteil des sewlis genemt der Geist
1362, … genemt der Geyst 1388, mit dem sewlin genant
der geist 15. Jhd.U47, 1500U48, … Vͦllj Hagdorn vffem Geist
1583UT, Fellix Heimj vfem Geyst 1590UT … auf dem Geist
(Bäuert) 1838D III Gurz. ii juch. im hindren geist 1498U46,
1500U48 III Gurz.

gẹ̄staxər (Hei.) III Gurz.; bim geÿstboum 1554U109 III
Köniz; gẹ̄štsē᪷ (kl. See) III Gurz./Längenb.


Geist m. (Id. II, 489), wohl hier i. S. von ‹Gespenst, Dämon›, vgl.
Hubschm. (Thun 169) ‹Orte, wo es nicht geheuer ist.›

Geringe Möglichkeit besteht für eine Deutung von Geist mit
Geest f., einem Wort der Nordseeküste für ‹hochliegendes Hei-
deland im Gegensatz zur flachen March› (Kluge, Etym. Wb.).
Zwar reicht dieses nördl. Wort Geest in der Lautung Geist mit
Flurnamenresten südwärts nach Westfalen und bis ins Rhein-
land (H. Dittmaier, Rhein. Flurnamen 84f.). Aber für die An-
nahme eines alpinen Randworts liegen hier zu wenig Anhalts-
punkte vor.

Heiliger Geist

In der usren Nu̍wenstat, zem heiligen geist 1342, 1344,
daz tor ze dem heiligen geist 1357, an der Spital gassen
zem heiligen geiste 1359 III Bern.


Orden vom hl. Geist, gegr. 1178. Um das Jahr 1233 war auch in
Bern ein Klösterchen und Spital dieses Ordens vorhanden (Hs.
Morgenthaler, Bilder a. d. ält. Gesch. d. Stadt Bern, Bern 1924,
83).


Geiz

geitsmatə, i də ~ I Hagn./I Täuff.; i᪷ dər geịtsmat (;
schattig) II Bang.; an der goͤutzmatten 1513U57, 1529U92,
1531U60, die geitzmattenn iiij meder, darinn hatt er die
bu̍nden 1531U97, benndict bergmanns geitzmatten
1534U100, die geitz matten 1542U104, die Getz Matt 1735S,
Geizmatt 1767S III Boll. Habst.; geịtsmōs, gi᪷tsmōs (Wa.,
K.) II Bang./II Deissw./II Zuzw.


Kaum als bildliche Übertragung zu schwzd. Geize(n) f. ‹Pflug-
sterz› (Id. II, 576), einer -jōn- Fem. bildung zu Geiss (Kluge,
Etym. Wb.). Es ist aber möglich, dass einst auch für das Haustier
die durch eine Dental-Gemination bewirkte Lautung Geiz als af-
fektische Spielform bestanden hat, vielleicht unter Einwirkung
von Gitz(i) n. (Id. II, 577), nhd. Kitze ‹junge Ziege›, ahd. kizzī(n)
n. < germ. *kittīna- (Kluge, Etym. Wb.). Geizmatt wäre also
möglicherweise doch eine Geiss-matt(e).

Gitzmoos liegt neben Geizmatt und wird lautlich sekundäre Kür-
zung sein.


Gel- I

Ab einer weid … genempt Sewel boden … Stost obenn an
gelberg 1530U95, ab eÿner weÿd Sinwell boden genant,
stost … obnen an die Eegehaͤfftige vff gelbell genant
1543U154 IV Erlenb. (zu Sewel, Sinwell: heute Seewlen,
westl. Erlenb.)





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Sp. 39

gelbe᪸rg-, u᪷f dər ~ālmi, bi᪷m ~tǖ᪷rli, i᪷m ~wāld, u᪷f dər ~wẹ̄d
IV Erlenb.


Zu Gell m. ‹durchdringender Schrei›, bzw. zum Vb. gelle(n)
‹durchdringend tönen, rufen›. Der urspr. Stammvokal ë er-
scheint sec. auch als e-Umlaut, nach dem sw. Verb (Id. II, 208).


Gel- II

gelismatt, i᪷ dər ~ (; 2 Hei.), Gehlismatt 1838D III
Gugg.

Hieher? von j acker dem man spricht gels acker 1464U38a
II Langt.


PN/FN Ge(h)l (Id. II, 208). Kzf. zu Angelus, Aegidius od. Ga-
briel?


Gelte

A) ge᪷ltə, ge᪸ltə, u᪷f dər ~ (Alp), geltenberg 1357Zw, uf der
Gelten mons 1577Sch, Geltenberg 1665Rq5, auf der Gelten
1729MW, 1731MW, 1745MW, Geltenberg 1845D IV lau.

B) ac) ụssəri ge᪷ltə, a dər ụssərə ~ (steile Alp) IV Lau.

b) ge᪷ltə-/ge᪸ltə- ~gle᪸tšər, ~hōrə, Geltenhorn od. Wild-
horn 1845D, Hochgeltenhorn 1716MW, ~hü᪷ttə, ~lü᪷kxə
(Pass ins Wallis), ~bax (Ausfluss d. Gletschers), Gelten-
pass 1845D, ~šu᪷ss, (älter:) ~šu᪷ts (Wasserfall), ~tri᪷tli
(Felsstufe, -durchgang) IV Lau.

ge᪷utəmōs (Wa., ehem. Wei.), ge᪷utəmōsgrabə III Wattw.

C) -li: im schlatt ½ mad Jm gelltli 1528U2 I Schüpf.

-i (hieher?) ge᪷ltigrabə IV ObwiliS.; geltibax IV Kan-
derst.


Gelte f. ‹Gefäss, Kübel›; als roman. Lehnappellativ < mlat. gall-
ēta > ahd. gellita mhd. gelte, auch auf muldige Bodenformen
übertragen (Id. II, 282).


Gelterfingen

ke᪸utərfi᪷ŋŋə, ts ~ (; Dorf, Gde.), Ruͦdolfus de Gel-
tolfingen (Bebauer eines Landstückes) 1345, dem zehen-
den von Gelterfingen 1364, ein matten gelegen ze Geltor-
fingen 1373, von Gelrolfingen 1389 (Kopie 17. Jhd.),
Geltorffingen 1389‒1460Ud, Gelterfingen 1442‒69Ar … zuͦ
gaͤlterfingen 1527U91, 1531U96 … III Gelt.


Eine -ingen ‒ Bildung zum germ. PN Geltolf mit Dissimilation
Geltolfingen > Gelterfingen wie z. B. in Hilterfingen < Hiltol-
fingen s. d. Der PN Geltolf ist in frühen alem. Siedlungsnamen
weiterhin im südd. Raum belegt: Geltolfingen im Bez. Straubing
in Nd. bayern 1074 (Fm. ONN I, 991); vgl. auch Geltolfeshusen in
Baden 806 (Krieger I, 731).


Gemein(d)

A) In der gemeinen ze vnnderst 1531U97 III Obthal; i dər
gmẹ̄nə (Hei.), Bendicht Murers gmeynen 1674U100 III
Rub.; gmẹ̄nda, i dər gmẹ̄ndə (Wei.) IV Adelb.; gmẹ̄nə



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Sp. 40


(K.), a kmẹ̄nə (Hei.; id. loc.), gelegen an Gemeiinen
1482U166, sin gut genampt an gmeinen 1543U154 IV Diemt.;
(wo?) uf dər gmeində, (wohin?) uf gmeinda (Scheune in
gemeins. Besitz) V Grindelw. Bach; i᪷n dər gme᪸indi (Hei.)
V Haslib. Gold.

B) ac) i᪷m axt gmẹ̄nəwaud, ds axt gmẹ̄nəhü᪷ttli (Besitz v.
8 Gden.) III RütibR.

b) I: 25; II: 30; III: 73; IV: 15; V: 14

davon: -acher I: 2; III: 2

-allmend II: 2; III: 5

-holz I: 4; II: 1; III: 7

-mad I: 1; III: 1; V: 5

-matte I: 7; II: 12; III: 12; IV: 2; V: 1

-moos, -mösli I: 2; III: 8; IV: 1

-ried III: 6; IV: 1

-rüti II: 3; III: 2

-weid, -weidli II: 3; III: 1; IV: 4; V: 2

C) -li: im gmẹ̄nəli (K.), ~lās IV Diemt.

-er: dər gmeindər (Wi.) V Grindelw.

-ete: i dr gmei᪸nətə, ii man mad genant die gmeinette
1531U59, die gmeinetten 1535U101 II Iffw./Jeg./Zaugg./
Zuzw.; iij meder Jn den nidern mattenn heist die gemei-
netten 1531U97, 1534U100 III Zäz.


Schwzd. g(e)mein ‹allgemein, gemeinsam› (Id. IV, 299ff.), Adj.,
häufig als Namenattribut für gemeinsam genutzte Grundstücke
wie etwa di gmeini liššə IV Diemt.; wo 3 Eigentümer das Ried ge-
meinsam besitzen, oder wie pleonastisch die gemein almende
1385 Thun usw. Bes. zahlreich vertreten in Namenzuss. wie
gmein -guet, -acher … s. u. B b).

Das Adj. gmein ist in den Belegen tw. schwer abzuheben von der
substantivischen Abstraktableitung auf -ida, ahd. gimeinida
‹Gemeinde› (Kluge, Nom. Stammbldg. § 122ff.; Etym. Wb.).
Das Schwzd. kennt diese auch in der Bed. ‹Allmende, Genossen-
schaftsgut› (Id. IV, 301, bes. Anm. Sp. 302), weitverbreitet in der
um den Dental verkürzten Lautform Gmei(n). I dr gmẹ̄nə III
Rub. z. B. könnte zwar als elliptische Fügung i. S. von ‹In der ge-
meinen (Matte)› oder ähnlich verstanden werden, mag aber
doch eher als ursprüngliches ‹In der Gemein› aufzufassen sein,
wie eindeutig etwa der axt gmẹ̄nəwaud III RütibR, der 8 Ge-
meinden zusammen gehört.


Gemen/Gimen

gi᪷mənalp (grosse Alp) V Beatb.; gemənauphō᪷rn III
Sigr./gi᪷mənalphorə V Beatb.; Sevelt (Seefeld) vnd Gem-
menalpa 1281, von einer alp genembt gemenalp, … 25 Pf.
blosz guͦt zigers ab gemmen alp 1493U84, Gemmenalp
1533/34A, an der Gemmenalp 1535U161 … V Beatb.


Nach J. Hubschmied (Thun, 172) altrom. (rätorom., lombard.)
*camanna, Nebenform zu lat. capanna ‹Hütte› (REW 1624).
Doch ist im Frankoprovenzalischen nur capanna belegt; vgl.
Chavannes, häufig in der Normandie, Schafis/Chavannes bei
Neuenstadt. ‒ Zu erwägen wäre ein etym. Anschluss an dt. Gam-
men (s. d.), wenn auch der Umlaut vorläufig ungeklärt bleiben
muss; vgl. aber anord. gammi m.




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Sp. 41


Gemi

uf der gẹmi (Hei.) III Laupersw.; u᪷f gemi (Alp), o᪷bəri ~
(Alphütte, Wei.), u᪷ŋəri ~ (Wei.) III Schangn.; d'gemi
(Wei.) IV Kandergr.; d'gemi (Pass), uff den berg Gemmi
1367, Gemmi 1495AW … IV Kanderst.


Der Übergang vom Rhonetal ins Kandertal, der schon in prähi-
stor. Zeit begangen war, scheint im Laufe der Jahrtausende ver-
schiedene Namen getragen zu haben; nach Hubschm. (Frut. 7)
früher d'Dube, was aus gall. *dubis ‹schwarz› auf eine schwarze
weibliche Dämonengestalt zurückgehen soll. Spätere Benennun-
gen sind dt. Gornigel, Crumyll 1547, Crinill 1608, Gurnigel 1598
< lat. corniculum ‹Hörnchen›, auch für eine dahinterliegende
Alp: 1232 Gurnigulum, eine Namenform, die sich in frz. Urkun-
den als Gurmiltz, in monte de Curmyz 1318, planum de Gurmiltz
1252, spiegelt (HBLS III, 431, mit Hinweis auf L. E. Iselin in:
ASG 1907 Nr. 1).

In Urk. des 15. u. 16. Jhds. aus dem frz. Wallis heisst der Pass
(nach Hubschm. a. a. O.) kurzweg le chymyng ‹le chemin› oder
chemin vallis de Bois ‹der Weg des Waldtals› 1402. «Im Deut-
schen wurde das Wort feminin (die Gämmi Tschudi 1538); Gru-
ner braucht 1760 Gemmi meist als fem., doch auch 1, 137, als
masc.; fem. wohl in Anlehnung an das Geschlecht der Abstrakta
auf -i (ahd. hōhī, ‹Höhe› usw.)»

Nach Ausweis der heutigen Mda. ist das stammhafte e aller
Gem(m)i-Prägungen von geschlossener Qualität.

Eine Deutung aus dem Germ. bleibt bei der Verbreitung der
Gem(m)inamen bis ins Emmental nicht ausgeschlossen, vgl.
Gamme(n).


Gemp- s. Gamp-


Gemse

B) b) I: 0; II: 0; III: 4; IV: 9; V: 10

Auswahl: ge᪷mšfed, i᪷m ge᪷mšfedgrabən V Innertk.;
gemšfluə (grosse Fluh) III Rüsch.; ~ IV ObwiliS.;
gemšgrabə (Gemsgebiet am Hogant) III Schangn.; gemš-
grat (schroffer Grat), Gemsengrad 1577Sch IV ObwiliS.;
ge᪸mšhikx (Couloir), ge᪸mšle᪸gər (Schafweide) IV Saanen;
gemšbē᪸rg (Schongebiet), Gemsberg 1786Wä V Grindelw.;
bi᪷m ge᪷mššpru᪷ŋ (Wildheugebiet, Gemsen springen über
Fluh hinab) V NdriedbI./V Ringg.; gemšštuba (steiler
Hang) III Gugg.; ge᪷mšwe᪷ŋa V Bön.; im gemšwaŋ (Wa.)
V Brienz; in gemšweŋən (Steilhang) V Brienzw.; ~
(Wei.) V Gutt.; im gemšwaŋ (steiler Waldhang) V
Iseltw.

Gemschi: I: 0; II: 1; III: 3; IV: 0; V: 10

Auswahl: im gemšši (Wa.) III Blumst./III Pohl.; uf dər
gempšiflu᪷ə III Sigr.; ge᪷mšixi᪷lxa (Balm), ge᪷mšibo᪷dən V
Bön.; gemšibuəxə (hier wurde um 1880 eine G. erlegt) II
Dürrenr.; gemšisats (Felsvorsprung) V Gadm.; bi᪷m
gemšišpruŋ V Brienz; bim ge᪷mši᪷šte᪸in V Brienzw.; gemši-
wārt (Anstand für Jäger) V Ltbr. Stech.


Schwzd. Gams, Gemsch, Gems f. (Id. II, 321), ahd. gamez̧, gamiz̧a
mhd. gams; (vor-)lat. camox, -ōce (REW3 1555), mit versch. Deu-
tungsversuchen (vgl. dazu J. Hubschmid, Alpenwörter, 19/20);
vorrom. Wort, welches das Tier, wohl als Tabubezeichnung der
Jägersprache, nach den Hörnern benannte.




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Sp. 42


Gen-

‒ i mattbletz ze gennhartz furt 1409U1, ein madbletz ze
gennhartz furt 1427U78 I Lyss.

Hieher? ab einer matten heist gann Hitz furt, 1532U4, Ma-
theus clenntschi von worben gitt ab gann Hitz furt 1532U4
I Worben (nördl. von I Lyss).

Gen(n)i: stost an den geniss giessen 1474U30 I Worben
(s. o.); die Gennis Matten 1530U42 II Thunst.; gensmatt,
genšpərg, am genisperg 1529U75 II Wangen; stost … an
Gennis Brunnen 1530U42 II Thunst.;

dər gēništadəl V Haslib.


Zum altdt. PN Genhart (Fm. I, 628 Genard, 1353 in III Bern be-
zeugt, noch 1528 in I Lyss: Peter genetz); gann Hitz mit dems.
zweiten Teil -furt aus dem nördl. an I Lyss grenzenden I Wor-
ben klingt lautlich (als schlechte Hör-/Schreibform?) an Gen-
hart an und ist wohl mit obigem identisch. Geni, Genni können
als zugehörige Kurzformen oder viell. als lautl. Varianten zu
Jenni gestellt werden (Socin, 25); vgl. z. B. Genf nb. Jenf ‹Genêve›
u. a.

In gēni- steckt mögl. weise der PN Eugen.


Gendarme s. Schandarm


Gens-chärne(n)

uf gensxē᪸rnə (Hei.), ze Genskernen ein guͦt 1376, Gäns-
kernen (Haus) 1838D III Langn.; ds gensxē᪸rnəwẹ̄dli
(auch:) ds nö᪷jorkxli᪷ (Haus) III Eggiw. (id. loc. Langn.)


Der Hofname ist nach Lautung und Grundsinn nicht sicher zu
erhellen: seltsam bleibt die geschlossene Qualität des -e- in
gensxē᪸rnə in einer mittelbernischen Gegend, die allg. e vor Na-
salverbindung zu -e᪸- senkt. Wollte man im 1. Namenglied eine
umgelautete Form von Gans ‹anser› sehen, müsste man anneh-
men, dass der ursprünglich helle Primärumlaut aus «dissimila-
torischen» Gründen gegenüber dem offenen germ. ë im xē᪸rnə
des 2. Bestandteils oder als Reliktlautung im erstarrten Namen
erhalten geblieben wäre.

Doch drängt sich eher eine Deutung mit einem PN auf: im Udel-
buch der Stadt Bern 1389, 205 wird ein domus Entzen Kernen des
schniders erwähnt, und der Name Kern(o) erscheint um diese
Zeit noch mehrfach. Das 1. Namenglied Gens- könnte auf die
Nbf. Genni zum Vornamen Jenni zurückgehen; vgl. z. B. Genni
Kerket von Zernols … und Genni unser sun 1364 (FRB VIII 539).
Der Name wäre dann als Ellipse *Genn(i)s Kernen(hof) zu fas-
sen. ‒ Immerhin ist auch auf das mhd. Wort gense-korn n. ‹tip-
sana, ptisana› hinzuweisen (Lexer I 863; Benecke-M. 862a), pti-
sana f. bedeutet (nach Joh. Frisius, Dictionariolum … 15683, 501)
‹Gerstenmuͦsz …/Kochete Gaͤrsten›; (nach Habel-Gröbel Mittel-
lat. Glossar Sp. 320 u. 402) ‹Gerstengrütze›; gensxē᪸rnə könnte
eine schwzd. Parallelbildung dazu sein, da Chern im Schwzd.
auch mit ‹Korn› identifiziert wird und im 16. Jhd. die Bedeutung
von ‹Weizen› trägt.

Aber besonders die geschlossene -e-Qualität machen den Bezug
auf den erwähnten Namen Jenni, Genni doch wahrscheinlicher.


Gental s. Gäntel


Georg s. Jör(g)




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Sp. 43


Geppenmüli †

Ein halb mu̍li vnd mu̍lihofstat … genempt Geppenmu̍li
1389 III Bern, Sulgenbach.


Zum altdt. PN Geppo, Keppo; bezeugt in St. Gallen 827, 831 …
(Fm. I, 631).


Gepse

d we᪸šge᪸psə (Seelein) IV Saanen

im gepsli (Wei.), im Gebsli (Alp) 1796C3, Gepseli (Alp)
1845D III Schangn.


Schwzd. Gepse f. ‹Gefäss, Zuber›; roman. Lehnappellativ < lat.
gabata > ahd. gebiza; auf muldige Bodenformen übertragen
(Id. II, 393).


Ger(e)

I: 8; II: 17; III: 5; IV: 3; V: 8

A) zem Gern 1343, der ger 1528U2 I Büet.; gē᪷r (dreieckiges
K.), am Geren 1343 … I Bür.; bim ger ein cleine halbe
Juchrten 1531U97 I BusswbB.; der gere 1532U4 I Lyss; im
ger 1528U2 I Meik.; anderthalb juchart acher genant der
geer 1540U14 I ObwilbB.; der Ger 1528U2 I Schüpf.; hie-
her? ein jucherte der man sprichet zem gernne 1381 I
Lengn.; im gē᪷r, i juch. am geren 1480U44 II Alchenst.;
ufəm gē᪷rə, vff dem Gern 1570C3 II Erisw.; im gē᪷r (K.), jm
ger ein mad 1531U97 II Ers.; die erste zellg Jm geren
genant 1531U59 II Graf.; gat in den Geren um 1400K6 II
?Jeg.; i᪷m gēr (K.) II Kernenr.; gērə, zuͦ geren 1480U44 II
Kopp.; gē᪷rə (Hei.) II leimw.; dər gē᪷r, ein halb Juchart am
ger 1513U57, 1531U59 II Limp.; ein juchart zem Gern
1423UBS, am gerrenn 1518U74 II Ndbipp; gērə II Ndösch;
dər gērə, im ~ (K.), ein halb Manwerch am gerren 1518U74
II Obbipp; im Geeren 17. Jhd.UP II Rohrb.; ½ mad ge-
nandt der ger 1531U59 II Rüdtl.; die zellg Im geren
1530U42 II Thunst.; am gern, i juhart an geren 1437U56 II
Utztf.; am ger 1531U59 II Zuzw.; ein mad heist der ger
1531U97 III Bern Riedbach; am ger 1534U100, im ger
1542U104 III Boll. Habst.; am ger 1531U97 III Kirchl.; gērə,
locus dictus «zem Gern» 1322 III Obhof.; am ger 1531U97
III Wohlen; gẹ̄ərə (steiles Wäldchen) IV ObwiliS.; a gērə-
(Alp am Arisberg), am berg Gerenden 1497‒1516U167,
an gerennden um 1540U168, am berg gerenden 1524‒93U168
… IV Reich.; das guͦt genant der gerenn 1543U154 IV
Reut.; an gērən (steile Wei., Wa.) V Brienz; i᪷n gērən (Alp
zw. 2 spitz zusammenlaufenden Bächen) V Grindelw.;
dər gērə, i᪷m gērən (Heuland) V Gsteigw.; uf gērən (Alp-
weide) V Günd.; ufən gē᪷rən (Haus, Scheune, K.), ein
acher genant der gern, genempt der ger 1524‒80U169 V In-
nertk.; dər gērən (Halde, Heuland), stost … an den geren
1524‒80U169 V Iseltw.; dər gērən, im ~ (Haus, K.), Johans
im Gern 1391Rq8 V Ltbr. Gimm.; an gērən (Häuser, K.) V
Sax.





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Sp. 44

B) aa) uf bruxgērə (Alp), an Bruͦchgeren 1357, an dem
berg Bruͦch gern 1486U166 … auf Bruchgehren 1794C3 IV
Diemt.

ab) j mad bim engelger da der engelger brunnen ent-
springt um 1530U142, 1531U97 III Müns.; apud Martinsgê-
ren 1339 I Diessb.

ac) guͦt zun vnnder gerenn 1533/42U128 III Gugg.; a u᪷ndər/
obər gē᪷rənə (Alp) IV Frut.; dər undər gērən (K.) V
Ltbr. Gimm.

b) I: 10; II: 30; III: 9; IV: 10; V: 12

davon Komposita mit

~acher: I: 8; II: 15; III: 5; IV: 1; V: 0

~matte: I: 1; II: 2; III: 2; IV: 0; V: 0

~wald: I: 0; II: 2, III: 1; IV: 1; V: 2

Auswahl: ds gērihorə IV Reich.; d'gērəllamm V Ltbr.;
gērməswẹ̄dli IV Reich.; gēritsubə, unser matten, genempt
Gerenzuben 1364 IV Reich.; in Gernwalde 1361 IV
Frut.

C) -li: das gerli 1532U4 I Kalln.; das Gerli 1642UP I
Schüpf.; ds gērəlli V Innertk.; ober vnnd vnder gerli
1531U97 III Wohlen Särisw.

-i: ds gēri II Höchst.; ufəm gēri (K.) V Iseltw.; ds
undrišt/mitlišt/obərišt gēri (3 steile Alpen) IV Diemt.;
gēriho᪷rə IV Frut./IV Reich.; gẹri᪷xu᪷mm IV Kratt.

-ī(n): uf dər gēri, auf der Gehri 1780A II Huttw.

Hieher? uf dər gērxə (betont: gērixə) (Hei.), dər gērxəgra-
bə, Gerchen 1838D II Lütz.


Schwzd. Gēr(e) m., mhd. ger(e) m. ‹Wurfspiess; keilförmiges
Stück›; in der Mda. verschiedenartige zugespitze Geräte, Flä-
chenwinkel usw.; bes. auch ‹spitzer Streifen Landes, dreiwinkli-
ger Acker› (Id. II, 400f.).

Gerihorn < *Gerenhorn; Alpname Gerenen analog der nahe ge-
legenen Alp Giessenen (Hubschmied, Frutigen, 36) gebildet.


Gerbel

gē᪷rbu, kē᪷rpu, dər ~, bī᪷m ~ (Kurve einer ansteigenden
Strasse, Wa.), Gerpel 1631 (Pfrundurbar) II Ursenb./II
Waltw.; Hus Hofstatt der Gerbel gnampt, … hinden an
Baldenwegs Gerbell 1621 (Urbar Burgerspital), dər
gē᪷rbuaxər (Quartier, ehem. K.) III Boll.

Hieher? ein matten im Gerplin 1348N IV Erlenb.


Vielleicht aus Ger-büel zu Ger ‹Winkel› s. d.; möglicherweise zu
Gerbel m. ‹Schafgarbe, Garbenkraut› (Id. II; 415).


Geret s. Gerhart


Gerhart

B) b) uff einer matten gnemt Geratzeich 1360 III Gelt.;
an Gerhartzhubellon 1336 III Steff.; ein halb mad heis-
set gerhardsz loch 1500U48 III Krauchth.; gērhardsmat I



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Sp. 45


Orp.; Gerhartz Stalden 1354, 1356 III Buchh.; gē᪸rni᪷šdau
(Hei.; Gwp.: der Hügel wolle «gerne ins Tal»), in Ger-
hartztal 1351 (vgl.: Gerhart von Wattenwile, Burger ze
Thun 1374), Gernetstall 1838D III Watt.

(Gehret FN): gē᪷rətsforšəs (Wei.) IV Saanen; kxobi giərəts
bo᪷də, ~ brü᪷k IV Lau.; ds giərətli (Vorsass) IV Gsteig.

ge᪷rịsaxər I Rapp.; an gerisacher 1528U2 I Seed.; Gerismatt
1716C3 II Ursenb.; gē᪷ršbərg, dər o᪷bər/u᪷ŋər ~ (2 Hei.), Ge-
risperg 1569U72, 1612A … II Wyss.; gērisbodə (Wa.) V Sax.

kērigaxər, ds kērighụ̈sli, das gerre hüsli 1432U78, Gehrig-
häuslein 1838D II Lütz.; gērigmattə od. xrụ̈tsmattə III
Belp.


Zum PN oder FN Gerhart, -hard > Geri, Gerig, Geret (Id. II, 400,
404).


Geri-, Gerig- s. Gerhart


Geristein

gērištei, (wo?) u᪷fəm ~, (wohin?) u᪷fə ~ (Dorf, Burgruine),
Aimo de Garastan 1139 (Vid. 1290N), Otto de Gerenstein
1146, Hupoldus de Gerenstain 1146, Emmo de Garesten
1157, de Garestei zw. 1159 und 1177, Otto fon Gerenstein
1180, Heimo de Gernstein 1208, Haimo de Gerensten
1218 …, Bertoldus de Gerinstein 1256 … (13. Jhd.: 10 Be-
lege), (Grundpfand:) einen dritteil der burg Gerenstein
1343 … Gerenstein, Geristein 1389‒1460Ud … (14. Jhd.:
9 Belege), Geristein 1500U48 … III Boll.

an das Geristein Holtz 1735S, gērištei᪷waud III Boll.


Im ersten Namenglied steckt entweder die altdt. PN-Kzf. Gero
(Fm. I, 573 mit Hinweis auf ONN wie Gerinpach, Gerenrod, Ge-
ronstat …), also ‹Stein = Berg eines Gero› (vgl. zum Burgnamen
‹Stein› E. Schröder, Dt. Nkde, 158f.); oder: das Wort Ger, mhd.
gêr(e) swstm. ‹Wurfspiess, keilförm. Stück› (Lexer I, 869), also
‹Spitzer Stein›.


Gerlafingen s. Gerolfingen


Germer

d germəra, i᪷ dər germərə (Hei.), u᪷f dər germərə (Wi.) IV
Frut.; dər germərrənhubel V Gadm.; germələhü᪷ttə III
Rüsch.; germələbo᪷də IV Zweis.; germərəwaŋ (Wi.) V
Gutt.

im germəli᪷ (Wi.) IV Lenk; ds germi (Wi.) IV Kandergr.


Schweizd. Germere(n) f. ‹weisse, auch schwarze Niesswurz›, eine
vom Vieh gemiedene Alpenpflanze, die in der Volksmedizin
Verwendung findet (Id. II, 418, mit lautlichen Abwandlungen),
ahd. germarrun (s. Vorarlbg. Wb. I, 1135). Die Endung wurde of-
fenbar als kollekt. -āria-Bildung aufgefasst und konnte so Stellen
des häufigen Vorkommens benennen.

Germele(n) beruht auf dissimilatorischem Wandel.




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Sp. 46


Gern- †

zuͦ gernnen Brunnen ½ Juchart 1521U31, zuͦ gernen brun-
nen 1551U37 I Eps.


Möglicherweise zum PN Gerinon, Gerinen; vgl: Symon gerinon
von yfwile, Symon gerinen 1389Ud, Cuͤntzi Gerinon, Lobsigen
1380; mit Synkopierung der Mittelsilbe.


Gerolfingen

ge᪷rləfi᪷ŋə, ts ~ (; Dorf), in decima de Gerolfingen
1322, ze Gerlafingen 1335, ze Ober, ze Nider Gerolfin-
gen 1347, Gerlavingen 1350, Gerlafingen 1370, 1377,
1390, apud gerlefingu, in gerlafingen, in villa et territorio
de girofflens um 1398U25, an der tannen zuͦ nider gerlofin-
gen bÿ der eselfallen, … under der eichen zuͦ ober gerlo-
fingen 1419UP, ze Gerlafingen 1425U78, Gerolffingen
1452U79, gerlafingen 1521U31, Gerlafingen 1530U21, (…)
Gerlefingen 1750C3 (…) I Täuff.


‒ingen ‒ Bildung zu einem germ. PN Gerolf (Fm. I, 588); vgl. ge-
rolffs Hoffstat 1524U169 IV Reich.; mit derselben Metathese von
Gerolf ‒ Gerlof / Gerla- wie im solothurnischen Gerlafingen:
1278 Gerolvingen.


Gert- †

anderthalb Juchart vff dem gertysen 1542U104 III Muri; z
gertzen zstapffen studen; zgerten zstapffen studen, Jn
der gaͤtÿ staͤpffen studenn 1531U96 III Kirchl. Her-
renschw.


Gerteisen, Garteisen m. ‹Stachel, Angel› (Fischer, Schwäb. Wb.
III, 72). Gertisen ist aber auch PN in der Herrschaft Spiez,
1. Hälfte des 14. Jhds. (FRB VI, 442). ‒ Völlig unklar in der Über-
lieferung bleibt zgerten/zgertzen/gaͤtÿ stapfen. Nach Lage und
Besitzernamen handelt es sich um dasselbe Grundstück.


Gerte

d špi᪷llgerte (Berggipfel), di fo᪷rdəri ~, di hindəri ~, fe᪸rməl
~ (Grat) IV Diemt./IV Zweis./IV St. Steph.

uf gertələ (Wi.), vor der gertala um 1525U20, ein halbe Ju-
charttenn Lÿt zuͦ gerttellenn 1533U24, gertələteilə I Fin-
sterh.


Schwzd. Gert m., Gerte f. ‹Rute, Stecken› (Id. II, 440). Der Berg-
name Spillgerte(n), fälschlich als Spielgerte wiedergegeben, be-
deutet gemäss überlieferter Deutung Spindel = Spille (Id. X, 329,
335). Gerte (Id. II, 442) von der fingerartigen Form der obersten
Spitze (D. Gemperli 1914, 16). Unser Gwmann von St. Stephan
vergleicht den gezackten Grat des Berges mit der Spilgerte, der
gezackten Rute am Spinnrad, die den Faden hält, damit er
gleichmässig auf die Spile gespult wird.


Gertel-

dər gē᪷rtụšwaŋ, i᪷m ~ (Dorfteil von Bärau), Gertelschwand
(1 Haus und Hof) 1838D, Gertelschwand 1928 (Ortsbuch
d. Schweiz) III Langn. Bärau.


Schwzd. Gertel ‹Haumesser zum Abschneiden von Reisig und
Ästen im Wald› (Id. II, 443).




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Sp. 47


Gertrud

ge᪷rtrudšpi᪷ts (Gipfel) V Schatt.


Erstbesteigung durch Miss Gertrude Bell, 3. Sept. 1901.


Gertsch

ge᪷rtšmattəne᪷k (), ge᪷rtšme᪸tli V Lutsch.; gertschen-
bach 1535U161 V Leiss.; ge᪷rtšə šwe᪷ndlə (Wei.) IV Reich-
.Scharn.; ge᪷rtšweid V Grindelw. Bussalp; gē᪷rtšlimatta V
Ltbr. Wengen.


zum FN Gertsch; s. Gerz-


Gerz-

ge᪷rtsmatt, ge᪷rtsmattwē᪸g (Hei.), inn der gertzs Matt,
gerttsz Matt 1518U74, Jnn der Gertzmatt 1573/74U77a, in
der Gerzmatt 1791A, 1838D, 1885P II Wiedl.

ge᪷tsəriəd (Wa.), im Gertzenried 1509Rq7, im Gerzenried
1530Rq7, an das Gertzenried 1531Rq7, das getzenried
1531U97, das Gerzenried (Buchwald) 1838D III Mühleb.

Hieher? Marchbeschreibung: … bisz an Bendichts vff
langenegk weid, … bisz Jnn gertzifinnis graben … 1534
od. 1535 (Archiv Langnau) III Langn.


Kzform Gerzo < Gerhard. Als FN kommt Gerz (wohl als Vor-
form zu Gertsch?) urkundlich im Gebiet von Lauterbrunnen
und Gsteig vor: a Burchardo Gertzon 1335 V Ltbr.; an Heinrich
Gertzen, Sohn Wernhers Gertzen 1359 ebd.; zwischen dien guͤ-
tern Heinrichs Gerschen 1360 V (Parrochie) Gsteig.


Gerzensee

ts ge᪷rtsəsē (Dorf), dər ~ (See), Gercentse 1228, de Ger-
zinse 1254, in Kerzense 1259, de Gerzense 1265, de Guer-
cesel 1285, daz dorffe von Gertzensewe 1299, de Ger-
cense 1300 … lacus de Gerzense 1334 … Gertzense 1452U79
… Gertzensee 1530U142 … III Gerz.

die gertzen see matten 1531U96 III Gelt.


Offenbar mit den andern Gerz- Zuss. zum swflektierten alten PN
Gerzo < Gerhard, also urspr. der See eines Gerzo.


Gesigen

ge᪷sigə, (wo?) ts ~ (Weiler), Wernheri dicti Katerli de Ge-
singen 1297N, das guͦt vnd den hof … ze Isingen, den Her-
boto vnd Wolrich von Fulense hein 1302, de Gesingen
1336, 1338, 1389‒1460Ud, … Gesingen 1452U79, Bürcki zuͦ
gesingen 1525U90, in der dorfmarch ze gesingen 1538U148,
… Gesigen 1738A, … IV Spiez.

pratum dictum Gesingoͮwe 1336, die Gesinger oͮw 1338,
vnder dem gesingen stalden 1538U148 IV Spiez.


-ingen ‒ Bildung zu einem vorläufig nicht belegten germ. PN
*Ges-


Gessler †

Gessler-Stock (Dorfteil) 1838D II Moosseed.


Deutung schwierig: zu Gestler? zu Gasse? ein Übername?




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Sp. 48


Gestelen

ge᪷štələ, i᪷ dər ~ (Wa.) bÿ der gestali um 1530U142 III Jab./
III Kirchd.; a ge᪷štələ, u᪷fəm gö᪷štələ, dər o᪷bər / dər u᪷ndər
ge᪷štələ (Alp), in locis dictis Gestellun 1276, (Zins:) de
Gestellun um 1320, de monte dicto Gestellun um 1320,
ein matt vor Gestellon gelegen 1360N, Gestellon
15. Jhd.UP, rinderweyd am gestelen, … Rinderweid gele-
gen Jn gestellen 1497‒1516U167, an Gestellen 1502U157 … IV
Diemt./IV Zweis.

u᪷fəm ge᪷štələgrāt, gö᪷štələgrāt; uf dem Gestellenberg
1643‒44A, in der landmarch ligenden Gestellenberg
1757Rq2 IV Zweis.


Nach Hubschmied (Frut., 18) zu roman. *castelliône (lat.-rom.
castellum + -ione); übertragen auf mächtige Felsköpfe, Gipfel,
wie Turm, Burg u. ä. (Zinsli, Gr. u. Gr. S. 52 u. 320). Der Anlaut
G- für roman. Fortis ca- weist auf Übernahme nach der 2. Laut-
verschiebung, aber vor der roman. Weiterentwicklung von ca-
> tša- hin, wie im ON Ober-, Niedergestelen VS (vgl. Rübel,
BSM II, S. 133).


Getter †

Von des ussern amptz wegen, das man nemmet Getterlis
ampt 1385 (Wernherus dictus Katterlin 1323, mit dem u̍s-
sern ampte des Wernher Katterli enphliget 1323 (…)) III
Thun.

Hieher? ein bletz genant zum katterden boumgarten, …
ein halb Juchart zuͦ gaͤtterten Bomgarten um 1525U20 I
Brütt.


Zum PN Katter / Getter < ? PN Katharina, Dim. mda. kxe᪸ttərli.


Getz-

dər getsịlō᪷n (K.), im getzelo 1518U74 II Obbipp; an getzlis
boden 1518U74 II Wiedlb.


Zum PN Getzo oder Gerzo; vgl. Gerzenried > getsəriəd III
Mühleb.; Getziloon liegt südlich der Lorüti und der Abiloon-
matte II Ndbipp.


Getzeried s. Gerz-


Gewil

i᪷m gewị̄u (; Hei.), Gewil 1876 (Siegfr. Atlas), Gewyl
Matt 1819P I Graffolt.


Vermutlich ein -wilare ‒ Name mit einem nicht mehr zu eru-
ierenden ahd. PN.


Geyer †

ein guͤtli nempt sich Geyers guͤtli; nempt sich geyers guͦt;
die obgeschribn guͤter nem̄ed sich geyers guͤtli 1474U30 I
Orp.


Offenbar PN Geyer, der zwar als Fam. Name vor 1800 im Kt. BE
(ausser im Laufenamt) nicht belegt ist.




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Sp. 49


Gfell s. Fall

ONB I/1, 110



Ghei- s. Hei(e)-


Ghiller s. Heller / Hiller


Ghirm-

ghi᪷rmelli᪷, bi᪷m ~ (; Unterstand mit Dach am Weg) V
Brienzw.; ho᪷ltsfadghi᪷rmi᪷ (Steinplatten zum Ausruhen
an Weggabelung) V Innertk.; dər khi᪷rmi᪷šte᪷in, bi᪷m ~
(Steinplatte am Weg) V Brienzw.


Schwzd. Hirmi, Ghirmi ist Verbalabstraktum zu hirme(n),
ghirme(n), mhd. hirmen ‹ruhen, rasten›, ‹Ort, wo man auszuru-
hen pflegt; z. B. ein Stein, auf den man seine Last abstellen kann›
(Id. II, 1608). Vgl. P. Zinsli, Wort und Flurname als Zeugen für
die volkstümliche Lage Deutschbündens, Schweiz. Archiv für
Volkskunde 55 (1959) S. 74f., SDS IV, 113.


Ghudel- s. Hudel


Ghürn s. Horn


Ghürst s. Hurst


Gib-

gịbirein II Bussw.; dər gịbəlirẹin I Ins.

Hieher? dər gịbər, dü᪷r ə ~ ụ̄f (steiles K.) II Waltw.


Zu schwzd. Gibe f. ‹Ziege; Hornschlitten› (Id. II, 97). Giber ist
evtl. eine umgangssprachliche Verkürzung mit -er Suffix; vgl.
berndt. Famer < Familienbad; Bueber < Bubenseelein; Bremer
< Bremgartenwald u. a.


Gibel

dər gi᪷bu I‒III; dər gi᪷bəl IV, V (Hügel, Wa., Hei.).

A) I: 1; II: 4; III: 19; IV: 11; V: 5

Auswahl: im ~, am weg der in gibel gat 1535U101 II Bä-
risw.; dər ~, ein matten heist der gibell 1534U100 III Bow.;
~, decimam feni ville de Langenowe et ville dicte Ghi-
buln 1297, ze Giblen 1446Uk2, gut zum gybel 1531U136 … III
Langn.; im ~ (Hei.), Hans losseneggers gybell 1535U101
III Ueb.; im ~, den agker am Gibel 1363 III Vech.; im ~,
in dem Gibel 1351, im Gibel 1366 III Wattw.; am gibell,
zuͦ giwell 1535U101 III Worb; gi᪷bəl, gi᪷bu (K.), der gibell
1531U97 III Zimm.; i dər gi᪷blə(mattə), vff ried zu giblen
1525U90, vff ried in gyblen 1538U148 IV Aeschi; ~, der Gi-
bell 1502U157 IV Bolt.; bona an dem gibele um 1320 IV



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Sp. 50


Därst. od. Umgebg.; hinder dem Gibel 1348N, im gibel
1488U166 … IV Erlenb.; ufəm ~, vom gybell 1488U156 IV
St. Steph.; uf də gi᪷blə, vff dem gybel 1398Uk2 … IV Zweis.;
im ~, am gibel 1526U169 V Beatb.; zuͦ gibel 1535U161 V
Ringg.

B) a) Inselgiebel 1850J III Thier.; uf šāf ~ IV ObwiliS.

b) II: 8; III: 25; IV: 7; V: 14

-acher II: 2; III: 7; V: 1

-egg III: 5; IV: 1; V: 3

-matte II: 3; III: 1; IV: 2

-bach III: 2; V: 1

Auswahl (älteste Belege)

der gibellacher 1531U97 III Häutl.; gibelacher 1534U100 III
Vech. Bang. 1531U97 III Vech. Rad.; im gibelacher
1531U144, 1535U101 II Ndwicht.; 1531U97 III Zimm.; gi᪷bəle᪷k,
von der Gibelegg 1377R3, klein vogel als buchfinkel vnd
flugen von der gibeleg herus um 1420Ch4, In der Gibelegg
1429U78 … III RütibR.; i᪷ dər gi᪷bəlek (Hei.), an die gibeleck
1524‒80U168, 1543U154 … IV Diemt. Schwend.; vf die gibel-
höchi 1533U133 III Rüegg.; dasz gybell holltz 1531U136 III
Langn.; an die gibellmatten 1531U97 II Krauchth. Diet.;
das gibell mattely 1531U76 II Ursenb.; gi᪷bəlbax (K.), infra
rivulos Putelspach et Gibelbach 1260, 1346 III Burgist.;
gibelbach 1493U84, 1525U90 … III Hilt.; bim gibellboum
1531U97, 1534U100 III Wohlen; ein medli genant gibelsbo-
den 1524‒80U169 V Beatb.

C) -li: ab dem Gibellyn 1502U157 IV Bolt.; am Gybelli
1348/58N IV Erlenb.; im gi᪷bəli IV Frut.; IV Reich.; gi᪷bə-
libē᪸rg II Aarw. die Gibeliweid 1788/89A IV Reich.;

-e: ze gibellen 1427Uk2, an der gibala 1530U142 … III Rigg.

-ere: gi᪷blərə IV Saanen.


Schwzd. Gibel m. ‹Gipfel, spitziger Hügel, Berghöhe›, auch
‹winkelförmiger Einschnitt in eine Wiese BR› (Id. II, 97; Zs., Gr.
u. Gr. 320); urspr. Hausgerüst, wo die Firstpfette aufliegt; Haus-
giebel; ahd. gibil, gibilla; mhd. gibel ‹Schädel› (Kluge, Etym.
Wb.).


Giberech

dər gi᪷bərəx, dü᪷r e ~ ụ̄f (steiles K.) II Ochl.


noch ungeklärt.


Gibisnüt

i᪷m gi᪷bịsnụ̄t (; K.) III Heimb.; i᪷m gi᪷bịsnụ̈̄t (;
Wald) III Obdiessb.


Imperativname für unfruchtbare, öde Grundstücke (Id. II, 96).


Giblitz

im gi᪷blits, i ds ~ (; Weiler), Jm Giblitz (etwelche Häu-
ser), das Giblitz Brügglj 1782‒84Reg., Gieblitz (Dörfchen)
1838D III Uet.





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Sp. 51


Nach J. U. Hubschmied (Thun 184) zum PN Gibler, aus ellipt.
Gen. *Giblers. Hubschmieds Hinweis auf den entfernten Beleg
in Aeschi «stosst an Giblers guot» 1505 ist nicht überzeugend, da
dort eine Ableitung zum FLN zuͦ Giblen vorliegt: vff ried zu gi-
blen 1525U90.

Es handelt sich offenbar um eine der schwer durchschaubaren
Analogiebildungen auf -itz in einer entsprechenden Suffixland-
schaft (P. Zinsli in: Proceedings of the 8th Int. Congr. of Onoma-
stic Sciences 1966, 581, mit Karte 585).


Gid-

gị̄dəse᪷k, an dər ~ (Geländevorsprung) V Ltbr.; i᪷n dər
gị̄dəsflue᪸, gị̄di᪷sflue᪸ (Fels mit Grasbändern) V Ltbr. Stech.

gị̄disdorf, (wo?) ts ~, (wohin?) gən ~ (Dorfteil), de Gu-
distorf 1275, von Gu̍distorf 1302, de Gu̍disdorf 1304,
1341, 1345, vssen an güdistorff (4 mal), gündistorff (1
mal) 1535U161 (zinspflichtiges Gut) V Grindelw. Holzm.

gị̄dəsdorf, i᪷m ~, possessiones nostras in Gu̍disdorf 1338,
Güdistorff 1535U161 (zinspflichtiges Gut) V Ltbr. Stech.


Namenbildungen mit einem nicht näher zu bestimmenden ahd.
PN im 1. Glied; vgl. die Parallele im Badischen: Giedensbach b.
Oberkirch, 1386 Guͤdespach (Krieger I, 715).


Giegg- s. Güegg-


Giesenen

dər o᪷bər, u᪷ndər giəsənə, am o᪷bərə, u᪷ndərə ~ (Alp), an dem
berg unnd alpp so man nempt giesenen 1538U148, Alp Gie-
sinen 1612/13A, [Giesingen 1620R,] … Giesenen 1782A …,
IV Kandergr.

giəsie᪷ka, giəsənəne᪷k; giəsigrāt, giəsənəgrāt; giəsənəxnu᪷bəl;
giəsənə xüəbe᪸rg; giəsənə šāfbe᪸rg IV Frut./Kandergr./
Reich.


1) Durch J. U. Hubschmied (Frut. 18 u. Anm. 53) zum Pflanzen-
namen Enzian, schwzd. Jenzenen (Id. III, 52) gestellt unter An-
nahme einer Entwicklung lat. gentiāna ‹Enzian› rom. *jentsāna
und *jensāna schwzd. *jensen(en). Durch n-Schwund und «Er-
satzdehnung» mit Diphthongierung zu *jeis- (BSG 16 § 17), jei-
sener ‹Enzene›, ‒ über jiəs- zu -iəs (vgl. die Deutung des Namens
Niesen!). Anlautendes j- müsste sich aber zu g- «rückentwickelt»
haben wie in Jenf zu Genf, Julian zu Gilgian u. ä., so dass
schliesslich die Lautung Giesenen = ‹in den Enzianen› erwach-
sen wäre.

2) Andere Erklärungsmöglichkeit: Ableitung auf -ina zu lat.
casa ‹Hütte› mit frührom. Vokaldehnung in offener Silbe > cā-
sina; vgl. schwzd. Gāschi ‹Hüttchen, kl. schlechtes Haus› (GR;
WS; Id. II, 479). Im Schwzd. also mit «Ersatzlaut» G- und Um-
laut von im westlichen BO zu gēsənə und späterer charak-
teristischer Diphthongierung dieses ē-Lauts zu -ie (vgl. SDS I, 73:
šträälə(n)/štriələ (n); 74 chääs/chiēs) zur Endlautung bi də giəsə-
nə.


Giessbach s. Giesse




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Sp. 52


Giesse

gi᪷əssə f., m. (Bach; Wasserlauf neben Fluss; Sumpf; K.)

A) I: 12; II: 1; III: 8; IV: 3; V: 3.

Auswahl: i᪷ dər ~, stost an giessen 1479U11 I Bür.; zwu̍-
schen dem giessen 1531U97 I BusswbB.; stost vf den gies-
sen 1532U4, by der Giessen 1631/32C3 I Lyss; von des gra-
fen giessen 1425U78 I Stud.; die Ysel mit dem giessen
1478UT III Ferenb.; i᪷m ~ (Hei., steil), locus qui dicitur
«von den Gyezen» 1264, agellus zem Gyezen um 1320 IV
ObwiliS.

B) a) I: 17; II: 1; III: 5; IV: 1; V: 4.

Auswahl: aa) dem engell giessen der lengi nach 1521U31 I
Brügg; i᪷ dər faxgi᪷əssə ni᪷də (Geländemulde), an dem
vachgiessenn 1532U4 I Kapp.; stost ane den Mor giessen
1521U31 I Brügg; am mortgiessenn ij clein Juchrten
1531U97 I Bür.; i᪷ dər mü᪷ligi᪷əssə (Schachenwald), an den
mu̍li giessen 1474U30 I Stud./I Worben; Mu̍ligiessen
1535U161 V Interl.; an den ru̍tigiessenn 1532U4 I Rad./
1531U97 III Mühleb.; 2 manne mad gelegen am Stafel-
giessen 1358 V Unters.

ac) di i᪷nnəri/ü᪷ssəri ~ III Müns./Ndwicht. particula flu-
minis Aralini dicitur «Rotengiezo» 1271 V Därl. od. V
Unters.; ab dem toͤben giessen 1409U1, an dem toben
giessen 1427U78 I Kapp.

b) I: 9; II: 5; III: 9; V: 4.

Auswahl: bi᪷m gi᪷əssbax, stosset … an den Dyesbach 1357,
giessbach 1535U161, am Giessbach 1688/89A V Brienz.

C) -li: gi᪷əssəli (alter Aarelauf) I Kapp.; i᪷m gi᪷əssli (K., Wa.)
IV Obwilis.; das klein giessli 1535U161 V Interl.; gi᪷əssli-
axər III Ndwicht.


Schwzd. Giesse(n) m., ahd. giozo m. ‹Wasserfall, Sturzbach›,
auch ‹Seitenarm, Nebenrinnsal eines Flusses› (Id. II, 470f.).


Giesser

giəssərxnu᪷bu III Laupersw.

gịəssərei III Boll.; gịəssərei (früher Maschinenfabrik), ts
gịəssərli (Hei., früher Giesserei) III Sign.


Schwzd. giesse(n) wie nhd. (Id. II, 468).


Gifer

A) ki᪷fər, (wo?) ufəm ~, (wohin?) uf ds ~ (Berghang und
-gipfel), der Gifer 1605R, im Gifer 1727MW, Gifer (Schaf-
alp), Gifferhorn 1845D IV Saanen.

B) a) im fordər/mi᪷ttəl/hi᪷ndər ki᪷fər IV Saanen.

b) ki᪷fər- ~ e᪸k, ~ flüə, ~ hü᪷t (Schäferhütte), ~ bodə, ~ rein,
~ ri᪷ts, ~ špi᪷ts IV Saanen.


Etymologie s. Gufer.




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Sp. 53


Giige

A) d gị̄gə, u᪷f dər ~ (Berghei.), Geigen (Alp) 1845D III
Gugg.

B) b) gị̄gəgrabə III Gugg.; gị̄gəbo᪷gə (K.) I RutibB.; dər
gị̄gəmbo᪷gen, gị̄gəwweŋ V Meir.

C) -er: ein boumgertli stost an giger um 1525U20 I Gamp.;
dər gị̄gər (Hei.) II Sum.; gị̄gər ufəm bu᪷tsə (steiles Rutsch-
gebiet) IV Aeschi; im gị̄gər (Wei.) IV Lenk; dər gị̄gər
(Fang) IV Saanen; gị̄gər (einige Hei.) IV Spiez.ho᪷gị̄gər
(Steilhang, Heuland) V Ltbr. Weng.; gịgər-/gịgərs-: I: 2;
II: 3; III: 1; IV: 6; V: 7.

Auswahl: u᪷f dər gị̄gərek IV Därst.; ds gị̄gərhụ̈sli (Haus),
Gygerhäuslein (Haus) 1838D II Ausw.; im gị̄gərsbiəl (K.,
Wa.) V Brienz; ufəm gị̄gəršte᪸in (3 m hoher Stein) V
Brienzw.; gị̄gərštuəl (Hei.) III Unterl.;

-erli: ds gị̄gərli (Hei., Vorsass) III Eggiw.; Geigerli 1838D
IV Saanen; -ler: ufəm gị̄glər (K.) I Safn.; vff den acher
der da gad an den gigler 1480U44, 1500U48 II Hells./Seeb.;
gygleren iii meder, giglerin i iucharten 1528U2 I Seed.

-ere: gị̄gərə (K.) I Bellm.; in dər gị̄gərrən (K.) V Meir.;
gị̄gərrən (Fluh), gị̄gərrəmandli (Figur in der Fluh) V In-
nertk.; gị̄gəri᪷mattə (K.) I Finsterh.; i dər gị̄gərəmattə
(K.) I Sis.

Hieher wohl: gị̄gụmat (K.), die gÿgelmatten 1513U57, die
gigell mattan 1531U59 II Limp.


Schwzd. Giige f. ‹Geige› (Id. II, 148); nach der Form des Instru-
ments in Namen auf Bodengebilde übertragen (Keinath 52 und
197; Sonderegger, Alpstein 1967, 54).

Giiger/Giigler, mit -er/-ler ‒ Suffix; ‹Geigenspieler› als Zu- oder
Familienname. Der FN Gyger ist in BE altbezeugt (FNB II, 401).

Giigere: moviertes Fem. vom Zu- oder Familiennamen Gyger;
zum Stammauslaut -ere < *arja s. Szadrowsky (ZNF XIV, 1938,
31ff.).

Giigu-/gygell- mit Wandel von auslautendem -er > -el, wie in
Kander > Kandel, Marmor > Marmel; also ursprünglich Giiger-
matt(en).


Gigetschi

dr gi᪷gətšibe᪸rg (Hei.), Gigetschiberg 1845D II Huttw.


Gigetschi n. ‹Kernhaus im Obst› (Id. II, 153), offenbar jüngerer
Spottname; heute für das Heimwesen auch Trüsselsbärg (Besit-
zername) gebräuchlich.


Giggere

gi᪷kərə, in der Giggeren 1788C3, Giggeren 1838D III Wah-
lern.


Entschwundener Name eines abgebrannten Gasthofs. Das
Heimwesen heisst heute Neuhus; vgl. Friedli (Guggisberg 295)
mit Erklärung durch ein im italienischen chichera ‹Tasse› sich
spiegelndes Patoiswort (mit weitern volksetymol. Deutungen).

Wohl eher Spottname mit Umlaut zum Vb. gugge(n) ‹neugierig
schauen› (Id. II, 182), bzw. zum zugehörigen Subst. Gugger I
‹Guckfenster› (Id. II, 183) oder zu Gugger II ‹Kuckuck›, wobei u



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Sp. 54


(ü) durch i ersetzt wird wie offenbar in Giggernillis m. (Id. II,
176) zu Guggernell; kaum zum PN Giger mit affektischer Ver-
härtung.


Gigi- †

Gigisacker 1865Jv II Obsteckh.; an gigisberg 1529U92
I Meik.; uff dem gigisberg 1525U20 I Ins.


Zum BE Fam.-namen Gygi, der vor 1800 ausschliesslich in den
Gden. Bargen, Kappelen und Seedorf belegt ist (FNB II, 401).


Gigli

A. uv gi᪷glị (Alp) V Gadm.; uv dər gi᪷gli, uvən gi᪷glịnən (Pl.)
(Wei.) V Grindelw.; uv gi᪷gli᪷ (Alp) V Gutt.; ds giglị
(Wei.) V Haslib.

B. b) gi᪷glị- ~ek, ~gletšər, ~štokx V Gadm.; ~mād V Grin-
delw.; ~bē᪸rg, ~bodən, ~wāld V Gutt.; ~wāld V Haslib.


Kaum zu Gīge(n) s. d., obschon Kürzung des Stammvokals im
Dim. möglich wäre, vgl. Pfiil/Pfili; Muul/Müli; Huus/Hüsli
u. ä. Zugrunde liegt wohl vordeutsch-mlat. cuculla ‹Kapuze›, das
auf Bodenerhebungen übertragen zu dem Namen Gugel,
Gugle(n) führt, schon in Urkunden aber auch mit Umlaut als Gü-
gel erscheint, z. B. heisst die Güglen bei Giswil OW 1314 vf
Gvglen (Müller, Obw. Nb. Nr. 163). In entrundenden Mundart-
gebieten wie dem östlichen BO muss der Name Gigel, bzw. dimi-
nuierend Gigli lauten; so gibt es etwa bei Sarnen ein Gigeln (Iten
73), in Lütoldsmatt ein Gigi < Gügi (Müller, Obw. Nb. Nr. 163).
Der Typus Gugel/Gügel hat eine charakteristische zentral-
schweiz. Verbreitung (AG, OW, SO, SZ nach A. Iten, Zuger
N'studien 73), in die sich auch das urspr. mit der Innerschweiz
eng verbundene Hasligebiet einfügt.


Gigon

dər gịgõŋ (; Hei.), Güygong 18. Jhd. IV Gsteig.


Zum frz. FN Guigon, vor 1800 in Genf und in Ormont-Dessus
(VD) bezeugt (FNB II, 391).


Gigrel †

prope fontem dictam Gigrel 1310, bi Gigreltzbrunnen
1329 II Jeg.


Vgl. dazu den entsprechenden Flurn.-beleg aus Altreu SO «in
dem Bann von Altru̍we ze der Eych und ze Gigerel» 1359 (FRB
VIII, 290).


Gigrig- †

an gigrigbach, gigribach, an gigrichgraben um 1530U142 III
Obdiessb.


Möglicherweise zum FN Giger, bzw. zur zugehörigen Patrony-
mikalbildung Gigerig(e) ‹die Sippe der Giger›; vgl. A. Bach-
mann über einschlägige Patronymikalbildungen (in Festgabe f.
A. Kaegi 1919, 218ff.) und dazu etwa den Namen der Alp Tscheu-
rig zum FN Tschöri GR, Safien (RNB II, 602).




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Sp. 55


Gilg-/Gill- †

1 tristid vff Gilyan gartten 1425U78, ein mad … genampt
der Gilian garttenn 1497‒1515U167, der Giliangartt 1524UP,
ein mad … genant der gillian gart 1524‒93U168, ein medli
genant der gilgen gartten um 1540U168 IV St. Steph.; Gil-
gians Haus 1838D IV Diemt.; an gilgenn matten 1530U21 I
Täuff.; ein Mannwerch genant gilgen rëbli um 1525U20 I
Tschugg.


Zum PN Gillian, Gilgian, Gilg < Julian (Id. II, 213; hier bezeugt
für Frut.) oder zum PN Gill, Gilg < Aegidius mit der Neben-
form *Aegilius (Id. II, 213).


Gill- s. Güll-


Gilome

im ki᪷lo᪷mə, im ki᪷lo᪷mi (), ds ki᪷lo᪷məli, im ~ (Waldwie.)
III Steff.


FN Gilomen; vor 1800 in I Lengn. und I Wengi bezeugt (FNB
II. 314).


Gilsen- †

den Halbteil einer Halben Jucherten agkers zem gilsen-
brunnen 1359 IV Aeschi.


Zum PN Gils < Aegidius (Ad. Bach, Dt. Namenkunde I, 34).


Gimel

ki᪷məlshü᪷ta (Einzelgebäude auf Habchegg), gi᪷məlmād
(K. Heuland) V Habk.


Zum FN Gimmel, vor 1800 in Beatenberg bezeugt (FNB II, 314).
Vgl. auch: gymels vnd wischis reben 1500U48 IV Kratt.

Hieher? der gimmacher (evtl. gu̍nnacher) 1531U97 II Mülchi.


Gimen- s. Gemen-


Gimmela

ki᪷mməlla, i᪷n dər gi᪷mməllən (; Stufenhang, Heuland,
Gebäude), i᪷m ~wẹidli, i᪷n ~we᪷ŋən V Ltbr. Gimm.; gim-
melbach 1535U161 V Ltbr.

Herkunftsnamen von Personen im Zusammenhang mit
der Alp Sefinen, 2 km südwestl. von Gimmela: Heinrico
Gymelere 1295; Uolricus Gimeller, Henricus Gimeller
1323; Heinricus Gimeller, Nicolaus Gimeller 1328.


Vorläufig ungeklärt; die frühen Belege auf -i- verunmöglichen
eine Herleitung aus entrundetem *Gümmele, Diminutiv zu
Gumme ‹Mulde› (P. Zinsli, Festschrift Bach, 1965, 336f.).


Gimmelwald

giməlwāld, uf ~ (Dorf), Gymelwalt 1244, min lu̍te, die ge-
nemmet sint die Loͤtscher, und gesessen sint ze Gimel-
walt 1346, ze Gymelwalt 1349, 1395Uk2, gelegenn uff gi-



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Sp. 56


mellwald 1524‒93U168, 1526U168, Gimmelwald 1528A
1535U161 … V Ltbr. Gimm.


Der Wald unterhalb der Gimmela.


Gimmerz

i᪷m gi᪷mərts, gi᪷məts (wohin?) i᪷ ds ~ (Dorfteil) I Kalln.;

gi᪷mmi᪷ts (Weiler), im xlị̄ gi᪷mmits (Häusergruppe), Jm
gimmers ½ Juch. 1532U4 I Walpw.

uf dər gimmə(r)tə (Dorfteil) I Lüsch.


J. U. Hubschm. (brieflich) vermutet einen germ. PN *Gimmert,
aus Gimbert in elliptischer Fügung = ‹(Hof) des G.›. ‒ Da aber
der Bereich des Seelands eine Streuungslandschaft zahlreicher
vordeutscher ONN auf -erz ist wie Tüscherz, Ligerz, Lüscherz,
muss eher an ein vorläufig nicht verifizierbares rom. Etymon ge-
dacht werden, das in der spätern Überlieferung nur noch zer-
schlissen, und vielleicht den entsprechenden Prägungen se-
kundär angeglichen, fortlebt (P. Zinsli, Eine Suffixlandschaft im
westschwzd. Ortsnamenbereich, in: Proceedings VIII. Int.
Congr. of Onom. Sciences, Den Haag 1966, S. 581‒595).


Gimmiz s. Gimmerz


ginen †

(Grenzbeschreibung:) … vntz an den ginenden stein vnd
von dem ginenden stein vntz an die schermtannen
1427Uk2 III Rigg.; ein stein Jnnerthalb dem zun heist der
ginend stein 1531U144 III Zweis.


Schwzd. gīne(n), ginne(n) ‹bersten, klaffen› (Id. II, 328f.). Mhd.
ginen ‹das Maul aufsperren, gähnen› (Lex. I, 1017f.).


Ginggen-

gi᪷ŋkəmattə (Wei.) IV Zweis.; gi᪷ŋkəwẹ̄d IV Bolt.; in dər
gi᪷ŋkəwẹ̄d, Ginggenweid 1845D IV Zweis.; gi᪷ŋkəwẹ̄dli IV
St. Steph.


Zum FN Ginggen, vor 1800 in Zweis. belegt. Bart(o)lome Gin-
gen, staathalter 1529Rq2 IV Lenk.


Ginsch-

ki᪷nšmatta, i᪷n dər gi᪷nšmattən (; Heuwiese, Scheune),
ki᪷nšwẹ̄idli Ltbr. Weng.


FN Günsch vor 1800 in Lauterbrunnen bezeugt (FNB II, 383).


Gin(i)schbärg

im gịnišbe᪸rg (K.) I Jens; im o᪷bere/u᪷ŋərə gi᪷nšpərg (2 Hei.),
Jm Geinisperg sind 2 tagwner Häuszli 1654 (Ämterbuch
Brandis), im Geynisperg 1677Fr, auf dem Obern Geinis-
perg, im Obern Ginsperg 1783C3, der ober/unter Geinis-
perg 1783 (J. J. Hauswirth, Topogr.) … II Lütz.


Wahrscheinlich steckt im 1. Namenglied ein PN zur altdeut-
schen Wurzel gin (Fm. I, 641f.). Die diphthongierten Formen im
17. und 18. Jhd. stehen unter Einfluss der Schriftsprache.




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Sp. 57


Gipf- s. Gupf


Gipfel

dər mi᪷ttəl gi᪷pfəl, dər we᪷štki᪷pfəl (neuere, differenzierende
Bezeichnung beim Wildstrubel-Massiv; Gesamtbenen-
nung: dər štru᪸bəl) IV Lenk.


Wie nhd. Gipfel ‹oberster Teil einer Erhebung› (Id. II, 390);
spätmhd. Dim. zu gupf(e) m. güpfel mit ostmd. Entrundung Gip-
fel (Kluge, Etym. Wb.).


Gippe

dər ki᪷pə, u᪷fəm ~ (Hei.), von dem gutt uff Gippenn
1502U157, von dem gippenn 1515U158, stost obsich an … die
gippa (Hof) um 1540U169, uffem Gippen (Mannlehen)
17. Jhd.UP, Gippen (Höfe) 1838D IV Bolt.

ds ki᪷pị (Hügelkuppe, Felssporn), ds röuftki᪷pị (Gipfel-
punkt, östl. Giessbach) V Brienz.

von gippers vanng 1515U158 IV Bolt.


Gippen bei Boltigen nach J. U. Hubschm. (Z. f. dt. Mdaa. 19,
1924, 190) zu juppe, jüppe, jippe ‹Alpenrose› mit Anlautentwick-
lung von J- > G-, wie Genf < Jenf, Gurten < gall. *jur- usw.

Ein Zusammenhang mit dem lat. Wort cuppa ‹Becher›, der hier
wegen der Kuppenform des Geländes naheläge und aus dem
schwzd. Gupf ‹runder Bergipfel›, wie auch der Name der Glar-
ner Guppen-alp erklärt wird (Zinsli, Grund und Grat, 323), darf
wegen der frankoprovenzalischen Lautentwicklung nicht in
Frage kommen.


Gips

Jenni Posso (besitzt) ze Diemtigen die Gippse 1348/58N
IV Diemt.; zwo Juchertt ann der gyps haldenn 1518U74 II
Obbipp; ịəbsbo᪷də (lockerer Moräneboden), ịəpsšüpfə, di
xlị̄ni ~, di grō᪷ssi ~ (Felswand, Gips) IV Lau.


Gips, Jips, Jeps m. ‹Gips› (Id. II, 394; Id. III, 56); spätahd., mhd.
gips n. < lat. gypsum < gr. gypsos.


Gir

B) a) II Stuck in der dorffmarch zu Balm genempt der
Alpgir 1423K1 III Obbalm; ufəm allgị̄rən (; Mager-
wiese im Allmendland) V Innertk. Urbachtal.

b) Girisacker 1866Jv II Obsteckh.; dər gị̄ršgrāt, i᪷m ~
(Grat, 2 Hei.) III Eggiw./III Trubsch.; bÿ der Gÿrsz gruͦ-
ben 1535U101 II Jeg.; u᪷fəm gị̄rəhọərə, gị̄rəhö᪷ri (hornart.
Felsgipfel) IV Diemt./IV Zweis.; gị̄ršhu᪷bəl (Felsstock,
wald. Grat) IV St. Steph./IV Zweis.; gị̄ršhü᪷bəli, giəršhü᪷-
bəli IV Zweis.; das girhus i jucharte 1532U4 I Kalln.; jm
girhus j mad 1559U97 III Herbl.; Girhauss 1757A, uff dem
Gyrhausz 1795Rq8 V Beatb.; ds gị̄rənhụ̄si, giərənhụ̄si (Ad-
lerschiessstand) V Obried; gị̄rhụ̈sliaxər (K.) I BusswbB.;
bir gị̄rəmbālm (überhäng. Felsen) V Gutt.; uf dər gị̄rəm-
be᪸itsi (kl. Felskopf) V Gadm.; gi᪷ri᪷šbē᪸rg (K.) I Aarb.;



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Sp. 58


gị̄ri᪷šbē᪸rg (K. Hang), von einer halden am girsperg 1540U14
I Dotz.; am rein am girisperg 1534U100 I Lyss (evtl. id.
Aarb.); ufəm gịri᪷šbe᪷rg, u᪷ŋərəm ~ (K. Hang) I Sis.; dər
gị̄rišbərg (Höhenzug) I Walpw.; gị̄ri᪷sbərg (Hei. am
Waldrand), Girisberg (Hof) 1838D II Burgd.; Gyrisperg,
Gyresperg 1595U54 II Herzb. (Kirchgde.); gị̄rịsbe᪸rg II
Jeg.; gị̄ri᪷šbərg (K.) II Kirchb.; i᪷m gị̄rišbərg (Hei.), Gyris-
berg (Haus) 1838D II Lütz.; ufəm gị̄rišbe᪸rg (Grat, Weide)
III Blumst.; gị̄rišbe᪸rg (Wa.) III Rüegg.; gị̄rəmbịəl (Alp,
kl. See) V Haslib.; gị̄ri᪷šaxə II Burgd.; gị̄ri᪷šnabəl (Fels-
kopf) IV Kandergr.; u᪷fəm gị̄rəšpru᪷ŋ (Felsenkuppe, Ad-
lerstand) V Meir.; gị̄rəšpru᪷ŋ (Alpweide, felsig) V
Schatt.; bi᪷m gị̄rəntō᪷ər (Wa.) V Brienz.


1) Mhd. gīr stswm. ‹Geier›, aber tw. im Schwzd. jeder grosse
Raubvogel, insbesondere der Adler.

2) In einzelnen Belegen, wie z. B. bei Gīrhūs …, kommt auch ein
PN Gīr (Socin, Mhd. Nb. 416, 458, 667) in Frage, der sich zum
(freilich für BE nicht belegten) FN Gyr weiterentwickelt hat
(siehe FNB II, 401).

3) Vereinzelt wäre auch der etym. andersartige Pflanzenname
Girsch ‹Giersch, Kälberkropf›, mhd. gires, girst, gers … möglich;
siehe Id. II, 404 Gërrisch, mit Lautung Girsch in BE, BO (Kluge,
Etym. Wb. unter Giersch m.).


Girgel

i᪷m gī᪷rgu (MWi. mit Felsnasen) II Hasle.


Vielleicht zu schwzd. Girgel m. ahd. girgila f. ‹Zuckerwurzel, rü-
benartiges Gewächs›, übertragen auf Menschen und Tiere von
langer, hagerer Gestalt (Id. II, 417). Hier im Sinne von ‹unge-
freutes Land›.

Ein Girgels verzeichnet auch RNB II, 709 ohne Deutung für
Scuol mit der Vermutung auf tirolische Herkunft.


Giriz-

Vff der gritzenn ein Jucharttenn ackers 1533U24 I
Müntsch.; ein halb mad genant die gritzen 1559‒79U119
III Wohlen Uettl.; gịrịtsəmōs (od. ērlaxmōs) I Gamp.;
gi᪷ri᪷tsi᪷mō᪷s II Limp.; gịrịtsəmōs, grịtsli᪷mōs III Aeschl.;
gịrịtsəmōs, grịtsəmō᪷s, grịtsəmọ̄s, grịtsịmōs III Längenb./
Uet.; gritsəmō᪷s III Oppl.; ds grịtsịmōs IV Bolt.


Schwzd. Giriz m. ‹Seeschwalbe, Lachmöwe, Kibitz› (Id. II, 407).
Girizemos n. ‹nach dem Volksglauben der Aufenthaltsort alter
Jungfern, die zur Strafe ihrer Ehelosigkeit in Kibitze verwandelt
worden sind› (Id. IV, 470f.). Nach Id. IV, 470 ist die synkopierte
Lautung Gritzi- nur fürs Bernische belegt.


Girschene

d gi᪷ršənə, die Gü᪷ü᪷rschene entsendet hin und wieder eine
gewaltige Wassermasse 1914Fr, der Auslauf der Gi᪷i᪷r-
schene, Gi᪷i᪷rschine (zwei Quellen und Wasserfälle) 1922Fr
I Twann.


Wie Gursch- (s. d.) zu lat. gurga/gurges ‹Wasserstrudel› (REW
3921; FEW 4, 330) mit Umlaut und Entrundung des Stammvo-
kals.




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Sp. 59


Gis-

A) gịsa, u᪷f dər gịsə (Hei.) auf der Gysen (Haus) 1838D IV
Adelb.;

B) b) gịsəbərg, ufəm o᪷bərə/u᪷ŋərə ~ (2 Hei), uff dem Gys-
senberg 1661A, auf dem Gysenberg 1728A III Eggiw.; dər
gịsəbo᪷də (Alp) IV Lenk; i᪷m gịsəbụ̈əu (4 Hei.), Gyssen-
büel 1491 (Kopie 17. Jhd.)UP, am Gysenbühl 1688A, Gy-
senbühl (2 Häuser) 1838D III Eriz; ein Juchrten Jm gi-
sennbuͤl 1531U97, am grossenn gisennbuͤlacher 1531U97 III
Wohlen; Gysen Bühlj 1745U116 III Vech.; tsən gị̄sibī᪷ələn,
ufən ~ V Grindelw. Itramen; Jm Gysisall zwei meder
1535U101, im gịsịsāuwe᪸ụdli (Wa.) III Ueb.; i dər gịsịštẹ̄wẹ̄d
(Alp) III Schangn.; das lëchen gisenstein 1535U161 V
Grindelw.; i᪷n dər gị̄siwẹ̄d (Alp) V Därl.

gịsflü᪷əli (kl. Fluh im Wald), die Gÿszfluͦ, Geyszfluͦ
1573/74U77a II Attisw.; gịshaulə (Wa.) II Obönz; gịsho᪷lə
(K.) I Leuz.; unz an die Gisnowe 1323, vnder der Gis-
noͧwa 1345N, ze Burgdorf in der Gisnoͧwa 1360, 1370 …
gịsnouflü᪷ə II Burgd.; u᪷fəm gị̄ssbərg (flache Kuppe), vf
dem giszberg 1531U97 II Hindelb.;

du̍ Sezzi ze Gisrotzhein/Gisretzhein 1331N II Scheun.

C) gịsi, ds xli ~ (Hei.) IV Adelb.; gisinenacher 1532U4 I
Lyss; gị̄slibo᪷dən, im ~ (Hei.) V Haslib.; dər gịslịbüəl
(Wa.) IV Bolt.; iii juch. heist gislis zun 1498U46 III
Buchh.; gyszlina boumgarta 1526U169 V Wild.


Möglich, dass hinter einigen Gebilden wie u᪷f dər gịsə oder gịsə-
bərg, gịsəbodə ein vordeutsch-romanisches *dyisa < lat. *jacita
‹Vorsass›, im freiburgischen Patois dzīsə (La Gissaz) steckt (s.
Hubschm. Frut., 18). Die meisten Namen ‒ wie sicher die im
letzten Abschnitt ‒ dürften jedoch mit dem germ. PN Giso (für
SG bezeugt anno 817, Fm. I, 644) zusammenzustellen sein, bzw.
zum spätern FN Gysi, z. B. gisinen acher. Bei der Lautung gīsi-
könnte in der Kompositionsfuge aber sog. Mittelsilbenerhöhung
vorliegen: gisi-bie᪷l, ~štẹi, ~weid < gisen-bie᪷l etc. wie in ONN
Bluemistei(n) < Bluomen-stein, Alisbach < Allenspach, Etzi-
kofen < Etzenkofen, Appizäll < Appenzell u. ä. Eine Namen-
komposition liegt vor in Gisrotshein, einem alten ON auf -heim,
wohl zu altdt. *Gisrat, eventuell kontrahiert aus Gisalrat (Fm. I,
665).


Gisel

A) dər gịsəl, i᪷m ~ (Hei.) IV Reich.; mattland genant gisla
um 1540U169 IV Zweis.

B) i᪷ dər gi᪷səlei (Hei.) IV Bolt.; die giselgassen 1542U104,
die Geiszel Gaszen 1720S, in der sogenannten Gyselgas-
zen 1769S (heute: ịsəgass) III Boll.; gịsəlgassə IV Reich.;
gi᪷suguət (Hei.), Gyszlen guͦtt 1539U71, Gyselgut 1643A … II
Trachsw.; Gislon guͦt 1357 V Unters. (evtl. Beatb.; gi᪷-
sugrōt (Hei.), Gyselgrat (Haus) 1838D II Trachsw.; i᪷m gị̄-
səlmād (Heuland), an Gislenmad 1378, Gislen mad
1486U166, 1502U166; ein matten genempt Gislen matten
1360/68N, Gislon matte 1360/70N … IV Erlenb.; die gi-



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selmatten 1542U104 III Boll.; z gysslenn weg 1533U133 III
Rüegg.;

C) -er: gịsələr (K.) IV St. Steph.

-ere: i᪷ dər gịslərə (2 Hei.), gisleren iii meder 1528U2, in der
Gyssleren 1770A … I Graffolt./I Seed.; gịslərəmat (K.),
neben gislerinmatt 1528U2 I Lyss.


Die mit Gisel- zusammengesetzten Namen lassen sich wohl
meist auf schwzd. Gīsel m. ‹Bürge, Geldschuldner› zurückfüh-
ren (Id. II, 467), tw. auch auf einen PN, wie die Giselmatt in
Oberägeri, die Alb. Iten mit einer Besitzerin Gisela urk. in Ver-
bindung bringt (Zuger Namenstudien 1969, 317f.). Das einfache
gisel, bzw. gisela, könnte elliptisch die Reduktionsform einer gi-
sel(a)matte sein.

Gīsler m. ist der ‹Schuldeneintreiber› (Id. II, 468), aber auch ein
FN, mit dem die scheinbare -ere(n)/-āria-Ableitung in Zusam-
menhang stehen könnte. So ist Gislerinmatt wohl movierte Fe-
mininbildung zum FN Gisler.


Gisshübel

i᪷m gi᪷sshü᪷bu᪷ (K.) I Eps.; dər gịshu᪷bụ, i᪷m gi᪷shü᪷bụ (Weiler,
K.), Gyszübel 1587 (Taufrodel), gysübell 1653P, gysübell
1654P, Gysz-Hübel, Giesz-Hübel 1765P, ab dem Geiss-
hübel 1791‒93C3, auf dem Gyshubel 1825P II Heimenh./
Herzb.; u᪷fəm gẹ̄shu᪷bu᪷ (jünger: geịshu᪷bu᪷, Hei., K.),
Gisshübel 1639A III Zoll.


Nur auf dem weiten hochdeutschen Sprachgebiet verbreiteter,
nicht sicher gedeuteter Flurname. Nach Ed. Wallner (Giszübel
und Ramsau 1940) ein Ort, der im Zusammenhang mit einem
Gewässer steht. Ableitung von einem Wort Giss- mit einem Suf-
fix -ubil; ahd. *gizzubil; als Örtlichkeitsname «erst in der Zeit
des mittleren Landausbaus, etwa um 1100 im Oberdeutschen
entstanden», mit Streuung bis in spätverdeutschte Alpentäler (s.
RNB II, 417). Frühste Belege seit Mitte 13. Jhd. Wallner vermu-
tet in Giss- ein nicht belegbares Verb gîzan, das neben giozan
‹giessen› bestanden haben soll. Vgl. dazu die Diskussion W. Kas-
pers, Ed. Wallner, Jos. Schnetz, zum Gissübel-Problem in: ZNF
XVIII 1942 31‒47, wo Schnetz den Namen auf eine idg. Wurzel
*g̑hĭd- oder *ghĭd- zurückführt, mit der bairisch Gäss ‹vom
Dach rinnendes Wasser› zusammenhängen soll. (Vgl. ferner
Bach II 182; Id. II, 949 mit irriger Deutung). Der unverständlich
gewordene Name wurde im 2. Teil volksetymologisch umgedeu-
tet auf ‹Hubel› und im 1. Teil durch Schreiber auf ‹Geiss› (Ziege).


Gister

ki᪷štərhu᪷bəl, bim ~ V Ltbr. Gimm.


Mda. in Gimm. ds Gischter für ‹Kehricht›; schwzd. Güster (Id.
II, 494).


Git-

kịpme᪸ttəli (Hei.) III Bow.; dər gịtsakx (K.) I Walpw.


Schwzd. Gīt m., mhd., ahd. gît m. ‹Geiz, Habsucht› (Id. II, 505);
hier pejorativ verwendet für wenig ertragreiche Grundstücke.


Gitter-

gi᪷tərmašt (K. bei Mast der Hochspannungsleitung) I
Bühl.





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Gitzi

B) b) I: 2; II: 8; III: 5; V: 14.

Auswahl: gi᪷tsị- u᪷fəm ~ek (Wei.) V Brienz; dər ~fad
(Weidegebiet im Felsen) V Gadm.; in ~fe᪷dən (Grasbän-
der) V Gutt.; ~grabə II Hasle; ~xe᪸uər (Felshöhlen) I
Piet.; ~(k)xē᪸rkxər (Felskessel) V Obried; ~nollən (Fels-
kopf) V Innertk.; gi᪷tsbālm (überhäng. Felsen) V
Ltbr. Weng.; ~ble᪸ts V Gadm.; ~rịti (Lawinengebiet) V
SchwandenbBr.; ~šö᪷pf (Wa., Felsen) III Sigr.; bi᪷m
~štẹị III RütibR.; bi᪷r ~štu᪷bən V Ltbr.; bi᪷m ~tri᪷t V
Wild.; ~waŋ III Sigr.

C) -li: min guͦt dem man spricht Gitzlisguͦt III Grhöchst.

-er: dər gi᪷tsər (für gi᪷tsərre᪷in; steiler Graben im Wa.) II
Affolt./II Wynigen; dər gi᪷tsər (für gi᪷tsịxnü᪷bəli; Kuppe
im Wa.) II Sum.;

-eler: gi᪷tsələr (Fussweg) II Untsteckh.


Schwzd. Gitzi n.; mhd. kiz, kitze; ahd. chizzi n. ‹Zicklein›, auch
von Rehen und Gemsen (Id. II, 577).


Giuw, Giw siehe Güw


Gjöik

ds kjö᪷ikx, gjö᪷ükx (Bergwei. zuoberst am Saligrabe) IV
Gsteig.


Verbalabstraktum zu schwzd. jöikxə ‹jagen, stark treiben› von
Tieren. Intensivbildung zu mhd. jöuchen, jouchen swv. ‹treiben,
jagen› (Lexer I, 1483).


Ggju

ds kjụ̄; i᪷m kjụ̄; i᪷m kjụ alap, kjụəlap (; nach Gwp. Clos
à l'Abbé), i᪷m kjụkaŋ (; nach Gwp. Clos au comte),
Clos du Comte 1895Z I Lig.


Mdal. Lautung von frkpr. Clos (< lat. clausu), ursprünglich «ein
durch hohe Qualität ausgezeichnetes und deshalb von der allge-
meinen Nutzung losgelöstes und jederzeit abschliessbares
Grundstück.» (Weigold 1948, 126). ‒ «Im Seeland gehören die
vielen als Clos benannten Reben zu den besten des ganzen Wein-
berges.» (Weigold 127). ‒ kjụ̄ ist die Form im spätverdeutschten I
Ligerz.


Gjuch s. Juch


Ggjutrif s. Gloderife


Glägni s. Lägni


Gläis s. Glaus




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Glameli

ds glāməli (Wei., Mulde) IV Kanderst.



Glängge s. leng/läng


Glänk- s. leng/läng


Glans-/Glanz-

in der glans matten 1542U104 III Boll.; glantsməs šopf
(Felskopf) V Sax.


Wohl zum Adj. schwzd. glanz ‹glänzend, hell› (Id. II, 637), mit
Verschlusslösung > glans, wie etwa Grënse(n) neben Grënze(n)
(Id. II, 785). FN Glanzmann ist im Kt. Bern altbelegt in Burgdorf
und Trub (FNB II, 324).


Glar †

Der schönen glar acher j Jucht. z. (zwischen) der Stifftt
von Bern guͦtt vnd dem obern Holtz; Im schoͤnen glar j
Jucht. lit z. des stifftts guͦt vnd dem drÿwaldtt; Der scho-
nerglar acher … lit z. dem Drÿwald vnd des Stifftes guͦtt
1528U2 I Rapp.



Glaari s. Glööri


Glarner

glārnərsgrabən V Gadm.


FN Glarner vor 1800 u. a. bezeugt in V Haslib. und V Meir.
(FNB II, 324).


Glas

B) a) ts štuŋklās (Wei., 1 Stunde von Zweis.) IV Zweis.;
štuŋglāsaxərə I Täuff.

b) I: 1; II: 9; III: 13; IV: 1; V: 2.

Auswahl: Glashütten 1788C3 II Ochl.; t'glashü᪷ttə (K.),
von der matten in der glashütten 1529U75 II Wallwang.;
ob der glaszhuten 1518U74 II Wiedl.; glashü᪷ttə, vonn der
glaszhu̍tten 1518U74 II Wolfisb.; die Glashütte 1788‒95C3
II Wynau; glashü᪷ttə (Hei.) II Wyss.; i dr glashü᪷ttə (Hei.),
glashü᪷tli (Hei.), in der Glashütten 1728A III Eggiw.;
glashü᪷ttəbodə (K.) III Schangn.; glāshü᪷tli (Hei.) III
Wahlern; glashi᪷ttən V Brienzw.; an dər glashü᪷ttən
(Quartier) V Iseltw.; glasxrētsə (Hei.) IV Saanen; an
hanns schmids Classmatenn 1569U72 II Trachsw.;
glasmattə (K.), die glaszmatten 1531U97 III Frauenk.

im glašpə (Wi.), im Glasbach 1322N, von dem Glaschbach
1400K6, Der Glastbach (Hei.) 1466UT, ab dem Glasspach
1493K6, … bim glaszpach bechlin 1535U101 II Jeg./Zaugg.;



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dr ni᪷dər, obər glāšbəx (Hei.), de Glasbach, de Glasebach
um 1262N, im Glasbach um 1300N, im Glasebach 1328, …
Ober Glassbach 1479‒1563Ar, im obern, im nidern glast-
bach 1530U42 … Glaschbach 1585‒86C3 … II Rohrb.; glās-
bax (Bach), aͤnet dem glasbach 1531U97, aͤnet dem
glaszbach 1534U100 III Kirchl./Wohlen; das Schneitter
glaszbechlin 1535U101 III Wahlern.

dr glāsbru᪷nnə (Brunnen mit Trinkglas) III Bern.

C) -er: dr glasər (Hei., K.) II Trachsw.; III Röth.; III
Trubsch.; IV Diemt.; Zusammensetzungen: Glaser-
I: 1; II: 3; III: 1; IV: 0; V: 2. s glā᪷sərli᪷ (Hei.), ~ waud II
Ausw.

‒ere: t glāsərə (Wei.) IV Saanen.


Glas n. ‹Glas als (harter), durchsichtiger Stoff› (Id. II, 643f.);
Glashütte-Namen bieten wirtschaftsgeschichtliche Hinweise
auf die frühere Glasherstellung; Benennung (glas)klarer Bäche
als Glasbäche, mit lautgesetzlicher Palatalisierung von -sb- >
-šb-/-šp- in Glaschbech, Glaschpe.


Glatsch †

funffthalb Mannwerch rëben genant glatsch rëben
um 1525U20 I Tschugg.


Evtl. PN Glatz, vor 1800 in St. Imier bezeugt (FNB II, 325); s.
Glotz-.


glatt

B) II: 1; III: 6; IV: 6; V: 17.

Auswahl: zwo iucherten heissent der Glatacher 1367, der
Glat acher 1368, am glatt acher 1531U59 II Kirchb.; u᪷f dər
glattəne᪷k (Alp, schlüpfriger Hang) V Bön.; j mad heist
das glatt mad 1531U97, 1534U100 III Zäz.; ds glatmād (Berg-
heumad, frei von Steinen) IV Lenk; im glatmād (;
Wildheumad ohne Steine) IV Saanen; im Glatpach
1572C3 III Langn.; am glattə be᪸rwaŋ (ehem. Wildheuge-
biet) V Brienzw.; bi᪷m glattən ble᪸ts (Wei.) V Brienz; ge-
gen dem Glatten Schleiff 1675Rq8 V bei Därl.; i᪷m glatšleif
(ehem. Holzschleif) V Ltbr. Stech.; i᪷m glattə waŋ (Heu-
mad) IV Frut.; im glattə waŋ (am Nordhang des Eigers)
V Grindelw. Wärg.; im glatweŋli (Heuland) V
Ltbr. Gimm.

C) -i: im glatti (Streueland) IV Gsteig.

uf dər gletti (ebene Alpwei.) IV Adelb.; i dər gletti (Flühe)
IV Reut.; gletti (Mad), ein mad nempt Sich Jennelis
gletti 1567U160 IV St. Steph.; uf dər gletti (Alp, nicht steil)
V Lütsch.; bundərgletti (Ebene, neben bundərmedər) IV
Adelb.; glettišo᪷pf (Heuland auf Fluh) V Obried.

gle᪸tti (Bergwei., wenig Steine) IV Saanen; gle᪸ttimü᪷li (K.)
III Steff.

-er: am glattərli (K., eben) V Wild.





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Schwzd. glatt ‹eben; steil (Fels, Wang); ohne Steine (Weide,
Heumad)› (Id. II, 652ff.) ‒ Gletti: -î(n) ‒ Adjektiv-Abstraktum.
Glätti: ‹Glasur›; Glättimühle ‹Mühle zur Bereitung des Glasur-
mehls› (Id. IV, 189). Glatti: allenfalls ellipt. Adjektiv: di glatti
(mattə) oder ähnlich?


Glau-

glāumattə () oder: ds glāumatli, i᪷m ~ (; K.) IV
Bolt.; glāuət, glē᪸uət, dər ~, i᪷m ~ (Wiese, ehem. Moos),
Glauet 1882 (Gemeindeplan), Glauetmatte 1838/40
(Geometerplan) II Bleienb.


Ungeklärt; evtl. zum PN Glaus < Nikolaus?


Glaus

Vffgangs an Lienhard Zehnders Glauszacher 1671U100 III
Köniz; glē᪸saxxər (K.) III Obbalm; glöusfu᪷rən (Dorfteil),
Glausfuhren (3 Häuser) 1838D V Ltbr. Weng.; gle᪸isəho᪷-
gər II Mötschw./RütibL.; glausmatte 1530U142 III Rub.;
glausweid (K.) II Walt.; glousəwē̤d (Wei. am Fuss der
Bire; Vorsass) IV Kanderst.

C) -ər: dər glausər (Hei.) II Sum.; glausərhüsi (wohl ehem.
Pförtnerhaus der Kartause Thorberg; später Spital,
heute Werkzeugkammer) II Krauchth.; glausərmat
(; K.) III Worb; dər gle᪷islər (Vorsass, zw. Uf der Flue
und Hotel Axalp) V Brienz.


Glawis-

em glauisguət (Hei.) IV Lenk; i᪷m klaui᪷smatli (Scheuer-
matte) IV Frut.; d glāwəmatə (Hei.; Schürgüeter), in der
Glauwen Matten 1685MW, in Glawimatten (Ha.) 1838D IV
Gsteig; glauisbodə (Scheuermatte mit etwas Wa. im Tal-
grund) IV Reich. Scharn.; i᪷r glauiswē̤d (Wei.) IV Frut.

C) -ənə: glauwəna, gla᪷uwənə-/glo᪷uwənəbrü᪷k (Brücke
über den Spiggenbach) IV Reich.; i᪷ dər klouənə/klauənə
(Wei. im Spiggengrund) IV Reich. Kient.

-li: ts glāwəli (Schürguet d. h. Wi. mit Scheune) IV
Gsteig.

Hieher?: in glöibəfad, dər gloibəfad (Fusspfad südl. des
Oltschikopfes) V Brienzw.


PN und FN Glaus zum PN Niklaus mit Erweichung der Affri-
kata zu G- (vgl. chlinge ‒ glinge, Chlucker ‒ Glugger, Chlungele ‒
Glungele), entrundet zu Gläis. Neben dem sw. Genitiv Glausen
muss die st. Dekl. form *Glausis angenommen werden. Durch
Dissimilation und in Anlehnung an die wa-/wô- Stämme ent-
steht Glauwis. Rückbildung zum Nominativ ergibt Glauwi, ge-
schrieben Glawi, mit dem sw. Genitiv Glauwen.


Glauw-/Glaw- s. Glaus




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Sp. 65


Gleich-

glē᪷xləni, i də glē᪷xlənə (etw. sumpfiges Weideland) V
Leiss.


Schwzd. Gleich n. in der Bedeutung ‹Stengel an Pflanzen, Kno-
ten an Halmen und Rohren› (Id. II, 591f.).


Gleimet s. Leim-


Gleje s. Glöje


Gles-

gle᪸si, ds ~, d gle᪸səni Heumad) IV Saanen;

gle᪷sixopf (Wohngebiet), Gläsikopf (Haus) 1838D, gle᪷si-
xopfwaud III Obhof.; gle᪸sime᪸dər IV Saanen, Glesis-
matth, Glesimatth, ab glesisz mattan, an Hans Schwenn-
dimans glesi mattenn 1543U154, die Glysimatt zu Stocken
1595UP IV Reut./Stock.


Glesi = diminuierte KF zum PN Nikolaus, Chlaus (vgl. Id. III,
687, wo für BE die lautnahen Formen Gläus, Gläis angegeben
sind). Als FN ist Glesi mehrmals belegt in den FRB, zufrühst
1295: Joh. Glesi ist einer der 200 von den Sechzehn erwählten
Burger in Bern. Der überoffene Vokal -e᪸- (gle᪸sime᪸dər) in Saanen
ist lokale Sonderentwicklung (s. SDS I, 15ff.).


Gletscher

A) gle᪷tšər, ält. Bez. gle᪷tšnər oder ds grōss īš (id. štru᪷bəlgle᪷t-
šər) IV Adelb.; ufəm gletšər (Gesamtbez. für ammərtə~,
rī᪷əssligletšər und Plaine Morte), usque ad montes dictos
«glaciers» Vallesii, qui theotunice vulgariter dicuntur
«Gletscher» 1353 IV Lenk.

Hieher?: denne an dem agker zem Gletschrer 1355 III
Buchh.

B) aa) IV: 25; V: 49.

Auswahl: gọụwli~, stost … hinderscich(sic) an gletscher
1524U169 V Innertk.; trift~, bis in Trifft zum Trifft Glet-
scher 1553 (Vid. 1744U173) V Gadm./Gutt.

ab) am rī᪷əssli~ oder ri᪷ətsli~, Räzlisberggletscher 1845D
IV Lenk.

ac) dər e᪸bən ~ (Teil des Triftgletschers) V Gadm.; dər fụlə
~ IV Kanderst.; dər haŋənd ~, Hangendgletscherhorn
1790Wä, 1845D V Innertk.; dər i᪷ndər oder o᪷bər ~, dər ụ̈̄ssər
~, ad glaciem inferiorem 1146, usque ad alpigulum et ad
glaciem inferiorem 1173Uk2 V Grindelw.

b) IV: 1; V: 10.

Auswahl: ~gartə (Wa. Findlinge) V Bön.; stost oben an
gletscher weg 1535U161 V Grindelw.

C) gletšərli, bi᪷m ~ (Heugüter) V Grindelw.; ds xlị̄n ~,
ufəm xlị̄nən ~ V Gadm.; ds blāu ~, blauwer Gletscher
1757A V Brienz/Grindelw.





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Sp. 66


Schwzd. Gletscher m. ‹Eis, Eisfläche› und wie hd. (Id. II, 655);
aus lat. *glaciārium, Weiterbildung zu lat. glacies ‹Eis› (Kluge,
Etym. Wb.). Ursprünglich typisches, aus rom. Nachbarmundar-
ten entlehntes schwzd. Bergwort. Es bedeutete zunächst in be-
stimmten Gegenden wie das einfache Gletsch bloss ‹Eis, Glatteis
u. ä.› und wird dann gleichbedeutend wie das altererbte Firn
‹ewiger Schnee, Gletscher›. Das Appell. Gletscher gelangt aus
dem Bergschwzd. noch mählich in die gemeindeutsche Hoch-
sprache. «Es handelt sich … offenbar um rätorom. Erbgut», d. h.
um eine Frühentlehnung im alträtischen Gebiet (vgl. rätorom.
Glatscher); denn Übernahme aus dem Frankoprovenzalischen
wäre nur auf einer sehr frühen altrom. Stufe *glacér möglich
(siehe Jon Pult, Die Bezeichnungen für Gletscher und Lawine in
den Alpen, Samedan‒St. Moritz 1947, 29/30).


Gliif-

ds glī᪷fi Hütte, Wei.), uf də glī᪷fə (Plur.; Heumäder) IV
St. Steph.; dər glī᪷fəwaŋ (Schafwei., Gemsgebiet) IV
Kanderst.


Zu amhd. gleif ‹schief, schräge› (Lex. I, 1031) mit Monophthon-
gierung von ei > ī᪷; vgl. schwzd. Gleipf n. ‹Abschrägung von
Wandöffnungen› (Id. II, 639) und Hohgleifen Berggipfel westl.
Bietschhorn WS (GLS II, 583).


Glinck- †

iij Juchart acher Oben an glincken Hag, … Aber vnder
glincken Hag 1521U31 I Eps.


Möglicherweise ein PN, evtl. ÜN, etwa Glünggi (Id. II, 634) mit
ehemals ortsüblicher Entrundung von ü > i. Vgl. dazu den aus
dem Gebiet I BusswbB., I Schüpf. stammenden Zeugen: H. dic-
tus Glunco 1316.


Gling(g)e

gli᪷ŋəmōs (Moos) IV Ndstock.

ds gli᪷ŋi, gli᪷ŋgi, im ~, gli᪷ŋgiwẹdəni, i də gli᪷ŋgiwẹdənə (Wa.,
Wei., Sumpfgebiet) IV ObwiliS.

kli᪷ŋkime᪸tli (Scheune, Graben), kli᪷ŋkərra (Scheune, K.) V
Ltbr.


Mhd. klinge f., m. ‹Gebirgsbach, Wasserfall, Talschlucht› (Lex.
I, 1624f.) ‒ Chlinge, Glinge m., f. ‹Schlucht; eig. = Tiefe, aus der
es klingt› (Zs. Grund u. Grat, 327). ‒ Glinge, Chlinge m. in IV
Ndstock. Appellativ f. ‹Bach, Quelle›; ebenso in V Grindelw.:
ən gli᪷ŋən m. ‹Pfütze, kl. See›. (vgl. auch Friedli, Grindelwald,
37). Dazu auch Glingg, mhd. klinc m. ‹Klang›.

S. auch Glinck- und Chlinge.


Glisch s. Lisch-


Gliissen

glị̄ssən, ts ~ (Weiler), ze Glisen 1407Qw, Gliszen (einz.
Haus) 1838D, im glị̄ssəmme᪸te᪷lli (), ufəm glịssi᪷bax
(Bach und angrenz. Weid), glị̄ssəlli (K.) V Schwan-
denbBr.





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Sp. 67


Schwzd. Glīsse(n) f. Pflanzenname: ‹Hahnenfuss, Benennung
vom Glanze der goldgelb schimmernden Blüten› (Id. II, 648);
ebenso Gliisseblüemli ‹Gänseblümchen› und Gliisschlee ‹Weiss-
klee› (Nomina pop. plantarum medicinarum 1963, 23, 30). ‒
mhd. glîssen ‹leuchten, glänzen› (Lex. I, 1036) und mhd. glin-
zen/glinsen ‹glühen, schimmern, glänzen› (Lex. I, 1034).


Glob-

globlịsaxərli (K. von geringem Wert) II Kernenr.


Vielleicht Besitzer ÜN Globli zu Chloben von Menschen und
Tieren mit gedungenem Körperbau (Id. III, 619) oder Dim. zum
PN Nikolaus.


Glockental

klo᪷kitāu, klo᪷kətāu, ds ~, i᪷m ~ (Quartier, ehemals Stand-
ort einer Kapelle), in Gloggental I jugerum 1308, den
acher im Gloggental 1356, im Gloggental zwo jucherten
1357, 1358, das Gloggen Tal guͦt mit 8 juch. 1399UT,
4 jucharten ackers im Gloggental 1419UT, 1493U84, ab der
matten im gloggental 1500U48, 1531U144, Gloggithal 1723A,
Gloggithal 1741A III Steff.


Nach Hubschm. (Thun, 184) zum FN Glogg, der aber im Bern-
biet nicht heimisch ist. Eher möglich ist ein Bezug auf die
Glocke der Kapelle.


Glod-

glodəshüsliaxər I Brügg.


Der FN Claude ist u. a. auch im Berner Jura altbelegt (FNB I,
386).


Gloderife

glodərịfə (), älter kjụtrīf, Cloz de Rifa 1388Wg, Clos
de Rive 1756Wg I Lig.


Clos de Rive (Rebstück). Zu Deutung siehe Ggju.


Gloodi

ds glō᪷di, i᪷m ~ (nach Südosten neigende Hangalp, unten
begrenzt vom tief eingeschnittenen Buuschenbach) IV
Därst.


Noch ungeklärt. Vielleicht Zshg. mit Glooten (s. d.), wobei aber
die Lenis -d- Schwierigkeiten bereitet (vgl. auch Id. II, 606 mit
Hinweis auf den PN Claude).


Glogg

B) a) tsịklo᪷kə- ~họlə, bi᪷m ~štẹ̄ (Felswand, Sage Pestzeit)
IV Diemt.

B) b) II: 1; IV: 4; V:8.

Auswahl: glog acher 1488U156, von dem Gloggacher
1502U157 IV St. Steph.; u᪷fəm glo᪷kho᪷rə (Felszahn) IV
Wimm.; klo᪷ghụ̈̄s (Berggipfel) V Gutt./Innertk.; ds



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Sp. 68


glo᪷khụ̈s, u᪷fəm ~ (höchster Berg der Gemeinde; Form ei-
nes Glockenstuhls), Glockhaus 1845D V Haslib. Mägis-
alp; d glo᪷khị̄sər (Felsstöcke) V Brienzw./Hofst.; dər
glo᪷khị̄sər (Felsstock) V Gadm.; u᪷fəm glo᪷pē᪸rg, der
gloggberg annderthalb Juchart 1513U57, 1531U59 II Iffw.;
ab dem Glogberglin 1502U157 IV St. Steph.;

C) -li: i᪷m klö᪷klitāl (Wei.) IV Frut.

-ere(n): d glöklərə (K.), die Glöggleren drü Meeder
1674U100 III Rub. Trimst.


Glogg f. ‹Kirchenglocke, Kuhglocke, Pflanzenname (Cam-
panula)› (Id. II, 609), Glogg(en)hūs n. ‹Glockenstube im Turm›
(Id. II, 1710), mit bildlicher Übertragung auf Gipfelformen. Die
Belege unter C) können sich auf Kuhglocken oder Glockenblu-
men beziehen.


Glöib s. Loub


Glöje/Gleje

von gleyen matten 1435U78 I Aeg.; dər glȫjə (Wa.),
Gläuen, Gleuwen 1783Reg II Krauchth.


Gleyen matten AEG. enthält den Namen des Besitzers: Gleye
(evtl. < Eligius, Bach I, 26); vgl. die grawen roͤgke die man …
Gleyen und Swab von Safnerron geben hatt 1390R1; Hubschmied
(Burgd., 727) führt glȫjə Krauchth. auf mhd. gleie, gloie f.
‹Schwertlilie› (Lexer I, 1038), roman. glaie, lat. gladiolus zu-
rück. Im BO wird die Gartenlilie Glejele, Gleie f. benannt (Id. II,
585f.).


Glööri/Glaari-

ds glȫ᪷ri, i᪷m ~ (Wa., auch:) glō᪷riawaud, Glörien (Buchen-
wald) 1838D, u᪷f dər glȫ᪷rihȫ᪷xi (Waldhöhe) II Burgd.; glā-
riwald IV Gsteig.


Im ältern Schwzd. glorie, *glörie, glori f. ‹Harz, insbes. Lärchen-
harz› (Id. II, 642); < mlat. clara(ovi) ‹Eiweiss› (Hubschm.
Burgd. 727).


Clos s- Ggju


Gloosere

glọ̄sərə, glūsərə, i᪷ dər ~ (Hei.), 1 mad an Glunserron, vff
der Glunseron iij Jucharten, iiij mansmad an glunseron
1425U78, von sÿnem teil der Glunserrenn, von der Obern
Glumserren 1502U157 IV Bolt.


Möglicherweise zu schwzd. Glunse(n), Glūs(s)e(n) ‹Feuerfunke,
glühende Asche› (Id. II, 629), mhd. glunse f. ‹glühende Asche,
Funke› (Lex. I, 1040). Entwicklung glunse > glūse > glouse >
glōse (Monophthongierung).


Glooten

glọ̄ta, in dər glọ̄tə (Hei.), ein guͦtt genempt Glotta, die
glota, ein weidlÿ ob der glotten 1526U169, die glota



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Sp. 69


1535U161, in der Gloten (unbewohntes Haus) 1838D V
Iseltw.

glọ̄tənekən (Landvorsprung in See), glọ̄təmbo᪷dən, glọ̄tə-
šwe᪷li (Ort am Seeufer) V Iseltw.

glo᪷tri᪷, i᪷m ~ (; Wei.), vom klottÿ 1488U82, von eim guͦt
heisszet das klotti 1493U84, vom clottÿ 1507U86, im glotten
1535U161 V Wild.


Vordeutsch; vgl. dazu auch Gloten, 882 Gloton Sirnach TG und
allenfalls auch das noch ungeklärte Kloten ZH, mdal. xlōtə.

Nach J. U. Hubschm. (VRom. III 1938, 85) handelt es sich bei un-
serem BO-Namen um eine Ableitung von spätgall. *klaudono-
< *klādo-. Gegen diese Herleitung aus lautgeschichtlichen
Gründen O. Bandle (Sprachleben der Schweiz, 1963, 266; s. auch
P. Zinsli in: Namenforschung, Festschrift A. Bach, 1965, 346).

Zum Element glōt- in Flussnamen wie Glotter (Landkreis Frei-
burg i. Br.), Gladder (Worcestershire) u. ä., s. W. Kleiber, Die
Glotter (Z. f. d. Gesch. d. Oberrheins, Bd. 111, NF 72. Bd.); er er-
schliesst ein ahd. *glōt, das auf unverschobenes vordt. *clōt- zu-
rückgeht, und knüpft es an die idg. Basis *kleu-, *klū-, *kleud-
‹spülen, reinmachen› (299) an. ‒ Dagegen B. Boesch, Grundsätz-
liche Erwägungen zu den nichtdeutschen Orts- und Flurnamen
am Oberrhein und im Schwarzwald (Z. f. d. Gesch. d. Ober-
rheins, Bd. 113, NF 74. Bd.; Sep. 24) mit Hinweis auf eine deut-
sche Erklärungsmöglichkeit. ‒ Nach A. Greule, Vor- und früh-
germ. Flussnamen am Oberrhein, Heidelberg 1973, 196‒198,
kommt für die erwähnten Gewässerbenennungen eine germ.
Wz. *glauđ‒, Ablautform zu idg. *ghleudh- ‹glänzen› (?) mit ei-
ner r-Erweiterung in Frage. ‒ Beide genannten Autoren beschäf-
tigen sich ausschliesslich mit den Flussnamen, ja Kleiber macht
sogar Vorbehalte gegenüber dem Identifizieren unserer Ortsna-
men mit dem von ihm erschlossenen Etymon (a. a. O. 300).

Semantisch würde auch nur die Deutung Greules einigermassen
passen. Grössere Wahrscheinlichkeit besitzt jedoch der An-
schluss an ein vorrom. Wort, das uns als rom. clota erhalten ist
(vgl. P. Scheuermeier, Einige Bezeichnungen für den Begriff
Höhle in den rom. Alpendialekten, Halle a. S. 1920, 47, mit Bele-
gen, die ‹fosse, cave›, aber auch ‹dépression; pente› bedeuten).
Die Etymologie dieser Lautung als Kreuzungsprodukt von
crypta+clausum (Meyer-Lübke) oder crypta+cochlea ist nicht
gesichert. REW3 4717 u. FEW II, 796 nehmen eine selbständige
gallische Grundform *klotton- ‹Höhlung› an, deren Verbreitung
von Südfrankreich über die Westalpen bis ins Wallis reicht.
Während der Typus clota (> Gloote) in den frkpr. Patois zu feh-
len scheint, ist klot m. ‹trou, ravin, pente› appellativisch und to-
ponomastisch im roman. Mittelwallis gut belegt (vgl. Tagmann,
Toponymie de Miège, 17). Immerhin erwägt REW3 4717 noch
für unsere Grundlage clota: «Ob die a-Form ein kollektives
N. Pl. ist oder auf crypta beruht, ist nicht zu sagen». Schwierig-
keiten bereitet hier allerdings die für unsere deutschsprachigen
Namen bezeugte Länge des Stammvokals, da eine altromanische
Entwicklung von o zu ō nicht bezeugt ist. Am ehesten liesse sich
der Langvokal mit der Monophthongierung von crypta+clau-
sum bei Übernahme auf früher Stufe erklären.

In Glotri V Wild. ist nicht eine alte r-Erweiterung zu sehen, son-
dern eher ein Kompositum, vielleicht ursprünglich Glote(n)rain.


Glottü-

i də klotụ̈mattə (; K.) I Gals.


Zum FN Clottu, der in der neuenburgischen Nachbargemeinde
Cornaux altbezeugt ist (FNB I, 389).




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Sp. 70


Glotz- †

Den vierden teil in glotzen rein um 1525U20 I Ins.


Zum FN Glotz; vgl. 1519U18 in Ins: Mathis glotzo, Hanso glotzo
saͤligen Sun; von vͤli vnd nickli glotzen guͤttren; peter glötzli.
Wohl alte Verdumpfung von kurz a zu o im Seeland
(Heinr. Baumgartner BSG XIV § 23) und damit zu dem weiter
verbreiteten FN Glatz (FNB II, 325).


Glous-

ds glo᪷usit, glo᪷usik (ehemals versumpftes, etwas tiefer lie-
gendes K.), vff dem glauset, im glauset um 1525U20, im
Glausit 1774Fr, Glaussit 1783Fr I Vin.


Nach den älteren Belegen kaum eine -ing-Ableitung zum PN,
bzw. FN Glaus, eher dazu ein in die Flurnamenlandschaft auf -it
abgelenktes Gebilde (P. Zinsli, Über Ortsnamen im Amt Erlach,
79. ‒ Kaum annehmbar: Friedli, Bärndütsch Ins, 296 zu lat. clau-
dere).


Glück-

ds glü᪷kxəli, i᪷m ~ (Hei. auf Sonnseite) III Schangn.; i
juch heisset der glukler 1480U44, der glu̍ckler 1500U48, j
juch … heisset dz glu̍klerlÿ 1480U44 II Alchenst./Kopp.


Wahrscheinlich zu dem in Schangnau schon vor 1800 bezeugten
FN Glücki (FNB II, 329) zu stellen.


Glumme

glu᪷mmə, i᪷ dər ~, das i᪷š klu᪷mmə, [dedicatio ecclesie seu ca-
pelle de Fullemsel 1361], zuͦ der capellen sant Columben,
zuͦ sant Columben bi Fulensee Mitte 15. Jhd.Ch6, Item
eadem die visitarunt capellam be (= beate) Columbe (…)
que quasi venit ad ruinam 1453K9, Denne vff vnd abe ei-
nem minem guͦt zuͦ Fullensee geleggen, so vsz der Cap-
pellen die Sancta Colomba geheyszen, gemachet vnd er-
buwen ist … 1585Uk2 IV Spiez Faul.


Name der ehemaligen romanischen S. Columba- (nicht Colum-
ban) Kapelle auf einer Anhöhe bei Faulensee, die 1892 wegen
Baufälligkeit abgetragen wurde. 1960 wurden bei der Errichtung
einer neuen Kirche die Fundamente wieder freigelegt und da-
nach teilweise zerstört.

Lautentwicklung: Columba > dt. glumbə > glummə. ‒ (Her-
mann Specker, Das Patrozinium der Schlosskirche Spiez, in: Al-
penhorn, Sonntagsbeilage zur Berner Zeitung No. 7, 16. Februar
1974).


Glungge

A) i dər klu᪷ŋkə (K.) I Ins; byr Glunggen 1735A, 1845D I
Kalln.; stost an die matten gluncken 1535U101 II Bä-
risw.; bÿ der glunggen Jn hofmatten 1531U97 III Kirchl.;
iij meder heist die gluncke 1531U97 III Konolf.; glu᪷ŋkə
III Mirch.; kluŋka (Bergmad) V Obried.





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Sp. 71

B) aa) zum Faverglunggen 1507Rq7 III Ferenb.; bir xudər-
klu᪷ŋkə (Teich; Nähe Seilerei) II Lütz.; si᪷mpələgluŋkə I
Safn.

b) der ouwacher (jüngere Hand über ouw-:) glungg-
1531U97 I BusswbB.; ein Juchart genant glunggen acher
1532U125, glunggen acher 1542U104 III Neu.; i᪷m klu᪷ŋkənax-
xər III Vech.; klu᪷ŋkəmat I Kapp.; die glunck matt
1535U101, die glungs matten 1565U111 II Mattst./Urt.; ds
klu᪷ŋkəme᪸ttəli, ~weid III Neu.


Schwzd. Glungge(n) f. ‹Vertiefung in Fluss- oder Bachbett; An-
sammlung von Wasser, Teich, Pfütze› (Id. II, 315, 635).


Glunte

A) Glunten (Haus; Schluchtteil) 1838D III Gugg.; dər
gluntə, im ~, beim Glunten 1838D (Hei.) V Beatb.; bir
gluntə (Quelle) V Bön.; bi᪷n dər glu᪷ntən V Haslib.; bi᪷r
glu᪷ntən V Innertk.; glunta (Bergmad) V NdriedbI.;
(siehe Glungga Obried).

B) aa) bin dər faksglu᪷ntən, fi᪷šli~ V Brienzw.; naguklu᪷ntə
III Wahlern; dirrəfluə~ V NdriedbI.; be᪷ndliglunta
(Quelle unter Bendli) V Bön.; bi᪷tši᪷~ V Obried; bir
wanni᪷glu᪷ntən V Brienzw.

ab) jē᪸klis~ V Brienz.

ac) di blāuwi glunta, bi᪷r blāuwən gluntən V Iseltw./V
Lütsch.

b) V: 4

C) -i: ds glu᪷nti (Alp) III Schangn.

-li: glü᪷ntli III Sigr.


Glunte(n) m. u. f. ‹Ansammlung von Wasser, kl. Teich, Lache,
Tümpel›; Id. II, 384 belegt Glunte(n) nur für BE. Offenbar
Gunte(n) beeinflusst von Glungge(n) s. d.; vgl. auch das Neben-
einander von Gumpe(n) und Glumpe(n), letzteres auch in BE (Id.
II, 315).


Gluure

i᪷ dər glụ̄rə (Hei. leicht nach SW abfallend) I Meik.; iii Ju-
chart nempt sich der fudtgluren acher 1521U31 I Aeg.; ein
Juchart genant der glur acher 1529U92, i juchertten der
gluracher 1531U3 I Meik.


Zum schwzd. Pflanzennamen Gluure f., galeopsis tetrahit (Id.
III, 1379f.), die in Getreide- und Kartoffeläckern wachsende
Hanfnessel, ein lästiges Unkraut, wie der Schimpfname fudtglu-
ren acher beweist. Der FN Glur ist vor 1800 nur in II Roggw., in
II Wynau und im angrenzenden aargauischen Gebiet belegt.


Gluuri

ds glụ̄ri, im ~ (Wa., Heuland, Wei., steil) V Gsteigw.; ds
glụ̄ri, im ~ (Wa., Felsband) V Iseltw.

dər glụ̄rišo᪷pf (Felsband) V Iseltw.


Verbalabstraktum zum schwzd. Verb gluure(n) ‹scharf sehen,
ausspähen, lauern› (Id. II, 1377); ein Ort, wo man z. B. auf Wild
lauert.




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Sp. 72


Glurri-

dər glu᪷rrišlu᪷pf oder glu᪷rrišpalt (Spalte im Gand, unter-
halb Flösche) V Bön.


zu g'lūren ‹scharf sehen, ausspähen, lauern› (Id. III, 1377); mit
Mittelsilbenerhöhung (*glurənšlupf > glurišlupf) und Vokalkür-
zung in der Stammsilbe des Kompositums.


Glütsch

Glütsch, an der ~ 1531U144, lÿt (liegt) an der glütsch
1543U154, 1560/61A, ad sinistram Glitschen rivi ripam
1577Sch … (heute allgemein:) dər glü᪷tšbax III Amsold./III
Thier./III Thun/III Uet./III Utt./III Zwies./IV
Reich./IV Reut.; dər glü᪷tštu᪷ts III Zwies.

glü᪷tš, a dər ~ (2 Hei.), inter Anseltingen et vicum Glitsch
situs 1577Sch, Glütsch 1794Rq3, an der Glütsch (5 Häuser,
Bad, Wirthshaus) 1838D III Zwies.; a dər glü᪷tš (Haus),
Glütsch (einz. Haus) 1838D IV Reut.

glü᪷tš, (wo?) a glü᪷tš (Alp), Glv̍tsch, der Berg 1317N, an
Glu̍tsch 1 kes 1438Rq1, Gluͤtsch 1620Rm IV Reich. Kienth.

glü᪷tš,- ~hö᪷rəli, das Glütschhorn od. Hohganthorn
1783Wä, ~nessli (od. undərglü᪷tš), ~što᪷kx (vierkant. Berg),
~u᪷ršəl (Schafberg, Teil d. Alp Glütsch) IV Reich. Kienth.


Bachname; Hubschm. (Thun, 189) erklärt Glütsch mit einer ro-
manischen Wurzel *glutšja oder *klutšja als ‹die Glucksende›.
Möglich wäre wohl auch eine deutschsprachige Herleitung zum
lautnachahmenden mhd. Verb klutzen, klützen ‹glucken› (Lexer
I, 1641) mit Übergang von -tz- zu -tsch- wie bei klatschen, quet-
schen, quietschen, rutschen, zwitschern u. a. (Herm. Paul, Dt.
Gramm. 1916, 1, 351). Id. II, 656 bezeugt die Lautung glutsche
‹glucken› wenigstens für GR.

Die Alpbenennung a glü᪷tš, an Glu̍tsch 1438 im Kienthal
(Reich.) spricht für primäre Bezeichnung des Baches. Damit
wäre auch hier dieselbe Etymologie möglich. Sollte die Alpbe-
nennung primär sein, müsste eine andere (romanische?) Wurzel
angesetzt werden.


Glutz †

Die mittlist mattan Stost … bÿsenhalb an den glutzen
1531U59 II Zaugg.; ab einem stuck erdterich genant der
glutzacher 1591U130 III Gugg.


Zum FN Glutz, der allerdings vor 1800 nur im Kt. SO belegt ist.
(FNB II, 329). Eher zu (ge-)lotze(n) ‹schauen, auflauern› (Id. III,
1528), vielleicht unter Einfluss von lūsse(n) ‹lauern› (Id. III,
1455).


Gmeis s. Meis


Gming- †

Der gmingacher zwo Jucharten Stost an das ribwagholtz
vnnd fu̍rher vff die fluͦ 1531U97 III Mühleb. Marfeldingen.



Gmünde s. Mund




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Sp. 73


Gmür

gmụ̈̄rš heịmət, ~foršəs, ~wẹid IV Saanen.


FN Gmür; in Saanen seit 1920 eingebürgert (FNB II, 329).


Gnagi

gnagihalla (Wa.) V Sax.


Zu schwzd. g(e)nage(n) ‹nagen› (Id. IV, 695) gebildetes -ī(n)-Ver-
balabstraktum G(e)nagi n. ‹Knochen zum Abnagen› (Id. IV,
697), dann wohl allgemein etwas kahl-Abgeräumtes, und hier
scherzhafte Bezeichnung für den sog. «abre᪸štəplats» im Wald,
auf dem Restenholz und Rinde bis zum Abtransport aufgesta-
pelt sind.


Gnappe

dər gnappə, i᪷m ~ (Hei. auf Hangterrasse), Ruͤdi am
Gnappon 1389R2, am gnappen 1528A, Ernÿ am gnappen
1530U69, stost … an gnappenn 1539U71, am Gnappen 1567A,
Gnappen (Hof) 1838D II Lütz.


Mit der vorsichtigen Wendung «Hieher viell.» stellt Id. II, 668
den wohl fälschlich als Fem. notierten Namen unseres Hofes zu
schwzd. gnappe(n) ‹hin- und herschwanken› (Id. II, 666), mhd.
gnappen (Lex. I, 1041) ‹wackeln, hinken›, vermittelt jedoch für
dies Verb keinen appellativischen berndt. Beleg; vgl. dazu die
sinnentsprechenden Gnepfi, Gnippe(n), Gnupp. ‒ Möglich wäre
auch, in Gnappen den elliptischen Genitiv eines sw. gebildeten
PNs bzw. ÜNs zu sehen, etwa *des Gnappen (Hof oder Berg).
Ein Gnapper ist im St. Galler Rheintal ‹einer, der langsam geht
oder arbeitet› (Id. II, 668).


Gnepfi

gnepfị, u᪷f dər ~ (Hei. auf Hanggrat), Gnepfi 1838D III
Langn.


Schwzd. Gnepfi f. ‹schwankende Lage›, Verbalabstraktum zu
mhd. gnepfen ‹sich neigen, hinken› (Id. II, 670f.; Lex. I, 1042).


Gnippe

an dər gni᪷ppən (Hei.), ~we᪸id V Haslib.; ds gnịppị (K., Hü-
gelrücken), bis vfhin an das gnippi, ist holtz und velld iiij
Juch. 1533/42U128 III Gugg.


Kaum bildliche Übertragung von der Gnippe(n) f., dem halb-
mondförmigen Wiegemesser, wohl eher vom wiegenden Knei-
pen im selben «abstrahierten» Sinn wie Gnepfi ‹auf schwanken-
der Lage zwischen zwei Abseiten› (vgl. Id. II, 669).


Gnoll s. Nolle


Gnupp

ds knu᪷p, u᪷fəm ~ (Hangvorsprung, Aussichtspunkt; auch
hübšek, ) III Pohl.

ds knü᪷ppi (Aussichtspunkt, z. T. im Wa.), knü᪷ppihu᪷bu,
knü᪷ppiwe᪸ụdli III Wattw.





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Sp. 74


Lautlich an gnuppen, im Ablaut zu gnappen und gnippen anzu-
schliessen (Id. II, 670); semantisch jedoch eher zu Chnuppe
‹rundliche Erhöhung, Auswuchs› (Id. III, 745) zu stellen; zum
Anlaut vgl. Gnippe; Chnipe (Id. III, 743), Gippi: Chipf (P. Zinsli,
Festschrift f. Ad. Bach 1965, 349).


Gob-

Gobis guͤter 1407 (Urkunde Kloster Engelberg
20. I. 1407) V SchwandenbBr.; Goblismatt 1758A I Rapp.
Zimlisb.

Hieher? dər gö᪷bəl (Hei.) IV Adelb.


Zum FN Gobi, im 14. Jhd. Burger von III Thun, u. a. wohnhaft
in III Obhof.: «Cuͤnrat Gobi, gesessen zuͦ Oberhofen», mehr-
mals genannt zw. 1353 und 1390. Der FN Gobeli ist vor 1800 in
den Gemeinden IV Bolt. und IV St. Steph. bezeugt (FNB II,
331).


Goderi/Caudrex

go᪷dəri, im ~ (; Hei.), Caudrex (amtl. Bez.) III Clav.



Gofer s. Gufer


Goger-

go᪷gər (Anhöhe), ~we᪸ldli IV Spiez.


Möglicherweise Kreuzungsprodukt von Hoger (Id. II, 1085) mit
Guger Name für Anhöhen (s. d.) oder Gugere f. ‹Eiterblatter› (Id.
II, 158), eventuell Einfluss des berndeutschen Verbs gogere(n)
i. S. von ‹kraxeln, klettern›, von Kindern (Id. II, 137; 154).


Göggel-

gö᪷kụaxxər I Kalln.

gọ̈kələraxxər I Brütt.


Schwzd. Göggel m. ‹dummer Kerl› (Id. II, 172); da der Ausdruck
im Kt. BE vorläufig nicht nachgewiesen ist, muss auch mit Güg-
gel m. ‹Hahn› gerechnet werden, das als Simplex auch in BE
FLNN vorkommt (Id. II, 193). Dabei bleibt die ö-Lautung selt-
sam; vgl. auch nhd. Göckelhahn, im Faustbuch 1587 göcker
(Kluge Etym. Wb.).


Gohl

gọ̄u, i᪷ dər ~ (kl. Dorf, Bach), das Gut in der Goldt
1531U136, in der Gold 1564A, in die gold 1569U72, vss der
Goll 1576C3 … in der Gaul 1629‒30C3, in der Gold 1645A
III Langn.

xu᪷rtsəgọ̄u, ts ~ (Hei.), das gut ze Kurtzengold 1358, Jo-
hans von Kurtzengolde 1373, Kurtzengold 1442‒69Ar,
Kurtzengoll 1479‒1563Ar, dasz guͦtt genant kurtzenn
goldt 1531U136 … zu kurtzen Goul 1613/17C3 III Langn.

o᪷bənịgọ̄u (; Hei.) an dem gut gelegen oben in Gol-
den 1370, zuͦ Oben Jnn Gold 1573U59; o᪷bənịgọ̄u,- ~hụ̈si
(Hei.), ~šụ̈̄rli III Langn.





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Sp. 75

gọ̄ugrabə (Tal der Gohl), am gollden grundt 1531U136, im
goldengrund änet der gold 1569U72 … aus dem Gaulen-
grund 1641C3, im Gollengrund 1764C3, im Goldengrund
1781C3 … III Langn.


Etymologie siehe Gol.


Gol

A) im gō᪷ul IV ObwiliS.; im kọl (Felsabbruch) V Gadm.;
i᪷m kō᪷l (Wa., mit Felsblöcken) V Iseltw.

B) b) item die kolaten matt … stosset an Peter Cristans
golacker 1500U48 II Alchenst.; am gollacher, vff den
gollachernn, am gollacherlj 1531U97, der goll acher
1535U101 III Bern Ndbott.; der Goll acher 1535U101 III
Müns.; golek-gletšər, ~họ̄rən, ~ba᪷x V Gutt.; [der Gaul-
gschick 1769C3] III Lütz.; ds gōuhus, zuͦ golsrein 1532U4 I
Bargen; untz an golenwäg 1420C2 II Bätterk.

Hieher?: ds göuhüsli, im Göllhäuslein 1782A II Rüd.; goͤ-
lan rein 1525U20 I Ins.

C) -i: go᪷li᪷huəb (K.), ~matə, ~bax I Wengi/Graffolt.;
go᪷li᪷hō᪷f (Hei.), der Gohlihoof 1765A, go᪷li᪷we᪸udli II Leimw.;
ab einem acher genant das göli 1591U130 III Gugg.

-ere: von einem gutt genant Gollera 1502U157, 1515U158,
Kolis gut genannt Golora 1548U160, (s. goldərə) IV Zweis.

-et: i᪷m kolət (Haus, Steinwüste) IV Erlenb.; dər ko᪷lət
(Wei., Steintrümmer) IV Gsteig; im go᪷lət (Heuland,
Wa.) IV Kandergr.; im golət (Holzlass, steinig) IV
Reich.; ko᪷lət (Graben), ~grabə/~gre᪸bli IV Wimm.; kolət-
lü᪷kxənaxər (K.) I Brügg.

-ete: i᪷ dər golatə, in der Golleten 1596 I Biel; ob der gola-
ten, in der golothen 1480U44, 1500U48, die gollaten 1531U97,
die gollatten 1535U101 II Alchenst.; go᪷lətə (Wa.), die Gol-
latten 1573/74U77a II Attisw.; daz hus und hofstat … du̍
Colata 1364, an der Colaton 1370 II Burgd.; i dər golətə
(K.), an die gollentten 1531U96 III Belpb.; in der Golatten
1347, in der Colaton 1360, 1383, in der Golleten 1483Ch3,
ein rebacher Jm altenn Berg … genempt die gollattenn
1534U100 III Bern; golətə (K.) III Mühled.; i dər go-
latə/golətə (Hei.) III Neu.; die golleten 1591U130 III
Rüsch.; go᪷latə (Wa.) III Steff.; i dər kollətə (Hei.) IV
Bolt.; in dər ko᪷lətə (Wei.) IV Zweis.; in dər ko᪷lətən V
Brienz.

ē᪸rkələngo᪷lətən V Brienz; ane dem Sew Golata 1521U31 I
Tüsch.; kolatənaxər, kolatəhö᪷utsli III Obbalm; die kola-
tenmatt 1480U44, 1500U48 II Alchenst.; iuxta Golatunmat-
tun 1279, wider die Golatenmatton 1349, an Golatten-
matt(en) 1363, 1364, Golottenmattengassen 1404Rq1, an
gollaten matten gassen 1452U79, … ann der golattenmatt
gassen 1534U99, die Goltamattgassen 1566C3, Goldenmatt-
gassen 1567C3, an der Gollatsmatgassen 1585C3, in der
Goldenmadtgassen 1599C3, Goldamatgassen 1616UP, an



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Sp. 76


der Golden Mattgassen 1734C3 III Bern; golətərịəd IV
Zweis.; d'golatəšte᪸gə I Biel.


Schwzd. (z. T. noch appell.) Gōl, Goll ‹grober Steinschutt› (Id. II,
216). J. U. Hubschm. (VR III, 136) erschliesst als Grundlage ein
spätgall. *kowlo-n, älter *kom-lo-n ‹Ansammlung›.

Es handelt sich jedenfalls um ein vordeutsch-vorrom. Etymon,
das noch kaum geklärt ist und das im BO und angrenzenden Ge-
bieten noch heute lebendig ist, aber auch toponomastisch auf die
westliche deutsche Schweiz beschränkt zu sein scheint (vgl. He-
len Probst, Gold, Gol, Goleten, Diss. Freiburg i. Schweiz 1936;
ferner Zinsli, Gr. u. Gr., 1946, 320).

Unter den Ableitungen ist Gol(l)ete(n), das als Appell. für einen
‹Haufen unförmlich übereinander liegender Steine, Geröll-
halde› noch im BO bekannt ist (Id. II, 216), in Strassennamen
aber in verschiedenen Schweizerstädten vorkommt, besonders
verbreitet ‒ eine denominative Kollektivbildung auf ahd. -āta zu
Gōl wie Steinete(n), Guferete(n) zu Stein, Gufer usw. (Dazu vgl.
M. Szadrowsky, BSG XVIII, § 32, bes. S. 78ff.; Weinhold, Alem.
Gramm. 209).

Die Herleitung der Goleten-Strassen aus mlat. collāta ‹Abgabe›
(vgl. Id. II, 216) ist für keine Schweizerstadt nachweisbar (Helen
Probst, a. a. O., 36ff., bes. 53).

Gol(l)era ist eine entsprechende Kollektivableitung auf ahd.
-arrā, einem frühen Lehnsuffix, das auf lat. -âria zurückgeht. Es
bezeichnet zu einem sachlichen Grundwort den räumlichen Be-
reich, in dem diese Sache in Mengen vorkommt: Golere(n) also
den Ort, wo sich viel Gol ‹Geschiebe› angesammelt hat, Chal-
chere(n) wo reichlich Kalk gefunden und gebrannt wurde, usw.
Sehr häufig sind solche Ableitungen von Pflanzennamen: Gär-
stere(n), Lischere(n), Bruuchere(n) …, aber auch von Tierbezeich-
nungen: Fuchsere(n), Hirzere(n), Wolfere(n)

Bei persönlichem Grundwort bezeichnet die Bildung den Wohn-
ort oder Besitz einer Familie, Gemeinschaft oder Gemeinde An-
kere(n), Junkere(n), Laupere(n) ‹Gut der Familie Anker, Hof ei-
nes Junkers, Grundstück, das zu Laupen gehört …›.

Über Herkunft, Verbreitung, Weiterbildungen und Abgrenzung
dieses für den schweizerdeutschen Raum charakteristischen
Lehnsuffixes sowie über einschlägige Literatur vgl. Manfred
Szadrowsky, Lateinisch -âria in der alemannischen Schweiz, in:
Zeitschrift f. Namenforschung XIV, 1938, 31‒55; ferner Sonder-
egger, Appenzell 1958, 471ff., § 249. Suffix lat. -âria, ahd. -arrā.

Die zahlreichen Goldere(n) (s. d.) scheinen in der Überzahl die
volksetymologische Umbildung einer urspr. Golere(n) zu sein.

Hieher, wenn nicht eher ein nicht mehr fassbarer Personen-
name?: golisfluə, gǖlisflüə I Biel; gulisbe᪸rg V Meir./Schatt.;
gulisriəd (Hei.), Gulisried 1838D III Vech.; ze Goͤlisriet 1367 III
loc.? ev. Vech.

Gōuermatt III Brenzk. Möglicherweise steckt im 1. Glied ein
mit -er von Gōl abgeleiteter PN wie Gander zu Gand, Balmer zu
Balm u. ä. Vgl. auch den Artikel ‹Gold›.


Golart †

(Zins) von vnnd abe dem golart acher 1525U20 I Vin.



Golaschen †

ein halb Jucharten … stost bisenhalb vff golaschen, vff
der golaschen um 1525U20, … stost windshalb an die gole-
schenn 1533U22 I Ins/Brütt.





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Sp. 77


Zu lat. colum ‹Seihgefäss› oder zum Deverbale colare ‹fliessen,
rinnen› (RNB II, 103/104) mit einer Grundlage lat. *cōlātīcīa
‹Rinne› (Hubschm. Frut. 19).

Vielleicht ursprünglich bedeutungsgleich mit «Folle» ‹Milch-
sieb› ‒ ‹Geländeeintiefung›, s. d.


Golaten

go᪷lətə (, Dorf, Gde.), in villa que dicitur Gulada zw.
983 und 993, apud … Golatun 1277, in villa et territorio
de Guolathun 1287, apud Golaton 1340, Golaten
1389‒1460Ud, de Golaton, de Goloten 1390, von Goloten
1413Rq1, zuͦ Colaten 1432U78, zuͦ golotten 1434U120 … Gola-
ten, Golletten 1479‒1563Ar, von golottenn 1486U81, zuͦ gol-
latten 1501‒26U85 … Golleten 1572A … Golaten 1786C3 III
Gol.

golətə- ~īšlag, ~xü᪷əwe᪸g, ~mōs I Kalln./NdriedbK.


siehe Gol.


Gold/Guld

B) b) I: 7; II: 11; III: 13; IV: 5; V: 4.

Auswahl: ii Juchart nempt sich der gold acher 1521U31 I
Jens; genempt der goldacher 1532U4 I Lyss; Goldacker
1838D II Heimisw.; am gold acher 1529U93 III Köniz; am
goldacher um 1530U142 III Müns.; ds gọudaxərli (kl. Ak-
ker) III Mühleb.; in dər gọ̄ldei (; Hei.) V Meir.; di obə-
ri/u᪷ndəri gọ̄ldei (Quartier), der boͮngart, dem man spri-
chet daz Goldoͤya 1345, in der Goldeya 1361, Golteya
1364 … V Unters.; scoposa que dicitur Coltgruͤb 1349 I
Mör.; ds gọu᪷dlox (Felsspalte) II Farn.; dər ku᪷ụpəx
(Bach), i᪷m ku᪷ụpəxšaxxə (Dorfteil), zuͦ Gollpach 1467Rq1,
im Goldbachschachen 1701A II Lütz.; dər gọụpəx (Hei.,
Bach), das gut In der gold 1432U78, Goltbach Schachenn
1569U72 II Sum.; dər go᪷ụpəx (Bach), ts o᪷bərgo᪷ụpəx (Dorf;
s. Obergoldbach) III Landisw.; dər ku᪷ụpəx (Bach) III
Rüd.; golpəx, go᪷u᪷pe᪸xli (Bach), Goldbächli 1780/81A III
Obhof./Sigr.; i᪷m kọụpax (Hei.), den gold bach 1531U136
… III Trub; goldbax (Bach), nider an goltbach 1530U95 IV
Bolt.; dər golpax (Bach, «bringt gutes Wasser») IV
Diemt.; ds ko᪷lpe᪸xli IV Reut.; bÿ der gold brug 1518U74,
am gold Buͤll 1518U74 … II Obbipp/Wiedl.; ii jucherten
underm goldrein 1532U4 I Bargen; bi᪷m gọldšats (Stelle
im Wa.; Sage) V Gsteigw./Günd.; gu᪷ụdšụ̈̄r (Haus, teuer
im Unterhalt) II Heimisw.;

C) -īn: in der Guldin-eiiu 1343, in der Guldin Eija 1382 …
in der guldinen ey 1528U2, 1530U95, Jn der güldin Eÿ
um 1531U34 … I Büet.; zuͦ dem guldinen hof Mitte
15. Jhd.Ch4, vorzeit im Guldenhoff genant 1620Rm … IV
Spiez; ob der Guldin huͦbe 1372, in der guldinen huͦb
1530U42 I Twann; die Guldin Hub 1380 III Boll; zu dem
guldinen luft Mitte 15. Jhd.Ch4 III Thun; das guldi Mann-



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Sp. 78


werch 1525U20 I Gamp.; an der goldinen matten 1528U2 I
Graffolt.; dər goldəm ble᪸ts V Brienz; ds gōldəm bri᪷nnəl-
li (Quelle) V Brienz; bÿ der güldinen/guldinen Buͦchen
1531U59 II Graf.; ab den guldinen ried 1530U21 I Ins; i dər
gü᪷udənə tsē᪸ug (Wa.) I Piet.; vff der guldinen zelg 1521U31
I Jens;

-ig: i dər gu᪷udigə (Rebgebiet) I Tschugg; di gūldig e᪷k
(Wei.) V Brienz; di gu᪷udigi hu᪷əb (5 Hei., heute nur
noch:) u᪷f dər hu᪷əb, die huͦb, dero man sprichet die Guldin
Huͦb 1382, gulden huͦb 1526U68, gu̍ldina huͦb 1531U52, gul-
dine huͦb 1574U53 … II Hasle; i᪷ dər gu᪷udigmat (; K.) I
Brügg; i᪷ dər guldigə mattə IV Lenk; i᪷m gu᪷udigə bö᪷dəli
III Nofl.; dər goldig ri᪷ts (Wei., steinig) IV Zweis.;

-eli: i᪷m gu᪷ldəli᪷ (Wei.) IV Frut.; ds gu᪷ldəli IV Kandergr.;

-er: gelegen zwischent Loͧwenberg und Golder 1363, in
golders hegli 1531U97 II Ers.

Hieher? ev. PN? ab dem golldisacher 1533/42U128 III
Rüsch.; u᪷fəm gu᪷ldise᪷kli (), j juchart an Guldisegga
1357 IV Erlenb.; dər gu᪷ụdišbərg (Hei.), gu᪷ụdišbərgwaud
II Ochl./Seeb.


Schwzd. Gold n. ‹Gold, aurum› (Id. II, 224).
Die Namen beziehen sich nur selten auf das Vorkommen des
Edelmetalls. Meist wird damit das Angenehme, Beglückende ei-
ner Örtlichkeit ausgedrückt, in Einzelfällen aber auch euphemi-
stisch das Gegenteil, ‒ der Goldig Ritz IV Zweis. ist eine ‹stei-
nige Wiese›. In einzelnen Namen steckt in guldig auch Spott
über den rothaarigen Besitzer.

Sehr häufig liegt aber auch volksetymologische Umdeutung ei-
nes ursprünglichen Namens mit Gol ‹Schutt, Geschiebe› (s. d.)
in Gold vor, besonders etwa bei ‹Gold-bächen›, die keineswegs
immer goldführende Gewässer sind. Zu diesen Bedeutungsent-
wicklungen vgl. die linguistisch allerdings nicht ganz zuverläs-
sige Freiburger Diss.: Helen Probst, Gold, Gol, Goleten, Studien
zu Schweizerischen Ortsnamen, Freiburg i. Ü. 1937.


Goldbach

gu᪷ụpəx, gọụpəx (Dorf), Goldbach 1139 (Kopie 2. Hälfte
15. Jhd.), apud Goltpach 1275, pratum Golpachz 1299,
de Goltpach 1322, de Nider-Golpach 1323, 1327, in dem
dorfe ze Goltbach 1350, von Nidern Golpach 1355, zu
Goltpach 1374, 1380, ze Golpach 1381, 1388, Goltbach
1389R2, ze Golpach 1389R2, nider Goltbach 1389Ud, Golt-
pach 1400Rq1, Goldbach 15. Jhd. … Golldbach 1526U68
zu Goldbach 1783C3 II Hasle.


Nach den alten Lautformen und dem Tatbestand, dass im Em-
mental «ehemals aus dem Sand Gold gewaschen worden ist»
(Friedli, Lützelflüh 1905, 54), kann dieser Name wohl zu ‹Gold›
(aurum) gestellt werden, ohne dass freilich ein ursprüngliches
*gol-bach völlig auszuschliessen wäre. Die beiden in FRB aufge-
führten Belege: 1241 vineam Goltbach (II, S. 222) und 1155 eccle-
siam in Goltbach (I, S. 436) sind hier nicht aufgenommen; der er-
ste scheint sich auf Goldbach bei Rüti ZH oder auf Goldbach-
Küsnacht ZH zu beziehen und der zweite entspricht dem heuti-
gen Goldbach bei Überlingen.




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Sp. 79


Goldere

gō᪷ldərə, i dər ~ (auch: go᪷ldərli; (Hei.) IV Aeschi; d go᪷l-
dərə (Geländekopf), von der Goldernen 1502U157 IV
Bolt.; i᪷ dər go᪷ldərə (Wei.) IV Erlenb.; i᪷ dər go᪷ldərə, i᪷r
go᪷ltnərə (Heuland, Wei.) IV Frut.; i᪷m goldərnə (Wei.,
sumpfig, Dotterblumen), einen berg gen. Golderon
1317N IV Lenk; goldərə (Wei.), in der Goldren 1623Rq4,
go᪷ldərəho᪷rə, Golderenhorn 1790AW, 1845D, go᪷ldərəwāld
(steil, steinig) IV Reich. Kienth.; d go᪷ldərə (Wei.), Gol-
lera 1502U157 (s. unter Gol) IV Zweis.; gọldərbịəl (Hei.) V
Haslib.

go᪷ldərli (Hei., s. o.) IV Aeschi; ds goldərli (Wei.) IV
Reich. Kienth.; ds gö᪷ldərli, (Alp), gö᪷ldərlifluə IV Zweis.


Meistens als -āria ‒ Bildung zu Gōl (s. d.) mit volksetymologi-
schem Anschluss an Gold zu beurteilen; in einzelnen Fällen ist
auch mit Goldere f. ‹Türkenbund, Pflanze mit goldgelber Zwie-
bel, von Alchimisten gesucht› (Id. II, 226f.) zu rechnen.


Goldern

gọldərən (Dorf), de Golderron 1244 (vermutlich hieher),
de Golderron 1309, Johans von Golderron 1322N, in der
Golderun 1358, Golderen 1559UP … bey Golderen
1825U164a V Haslib. Gold.

ds go᪷ldərəmbe᪸xli (Bach) V Haslib. Gold.


siehe Goldere(n) bzw. Gol-.


Golderswil

ts go᪷ụdəršwị̄u (Hei.), Golderswyl 1838D III Bigl.


Die Form des altdt. PNs ist nicht sicher zu bestimmen. Gold-her
vgl. goltherinen halde 1364 in Köndringen bei Freiburg i. Br.
(K. P. Roos, 1966, S. 87), oder Kzf. *Golder zu Golderich u. ä.?
Eine sehr späte Bildung nach dem Familiennamen Golder, wie
in Witz-wil, ist unwahrscheinlich, obschon der Hofname nur
spät belegt ist.


Goldi

dər gō᪷ldifăd, i᪷m ~ (; terrassenförmige, z. T. bewal-
dete Halde) V Meir.; dər gōldigrabə (; Wildbach-
bett) V Iseltw.; im go᪷lde᪷wwaŋ (steile Halde, ehemals
Wildheugebiet) V Brienzw.


Gōldi f. Sg./Pl. ‹wildwachsende Feuerlilie› Lilium bulbiferum,
candidum (nach W. Höhn-Ochsner, Bilder aus der Pflanzenwelt
des Haslitales, Meiringen 1930, 39). Vergleich der Blütenfarbe
mit Gold.


Goldiwil

go᪷ldiwị̄l, go᪷udiwị̄ụ (; Dorf), Uolricus de Goldenwile
1308, manlehen … am Goldenwile nach 1316N, mediam
partem prati siti in Goldenwile 1322, Uolrich Schilling
von Goldenwile, burger ze Thune 1340, an Goldenwile
die wuͦri mat um 1340, min guͦt gelegen am Goldenwile, …



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Sp. 80


min guͦt an Goldenwile 1349, … gemeind von Goldenwil
1362, … da man an daz golden wil gat 1425UT, … in das
Golden will 1515UT, Goldenwil gitt den haber 1531U144, …
Goldiweil 1734/36C3, … Goldiwyl 1838D III Thun.

go᪷udiwị̄ụ- ~e᪷k, ~bān (Wa.), ~štrāss, die Goldjwÿlstrass
1582UT, 1594UT III Thun.

im goldiwị̄l (kl. Wi.) IV Adelb.


Zum altdt. PN Goldo: *Goldinwilare Fm. I, 664; Hubschm. Thun
182, Zinsli Jb. Thuner- und Brienzersee 1956, 43).


Goldswil b. Interlaken

goldswị̄l (Dorf), ecclesia de Goldewilere, in Goldeswile
1240, Goldeswile 1241, 1248, 1254, 1256, 1258, in Golts-
wiler [Golterswiler; wohl Ablenkung durch das in ders.
Urkunde stehende Sigerswiler] 1275, des dorffs Goltzwil
1291 … de Golzwile 1333 … in Goltzwile 1411Rq1 … zuͦ
goltzwil 1535U161 … V Ringg.

goldswị̄l- ~almi, ~hu᪷bəl, ~mattə, ~rụị̄nə V Ringg.


Wohl zum altdt. PN-typus Gold-, aurum (Fm I, 663).


Golitsche

golitšə, a dər ~ (; gr. Alp), Golletschen 1620Rm, Gol-
litschen 1845D IV Kandergr.

golitšhorə () IV Kandergr.; u᪷fəm koli᪷tšəhöri (kl.
Gipfel) IV Frut.; die Goletschmatten im Kanderstäg
1681/82A IV Kanderst.; dər golitšbax () IV Kan-
dergr.; (Spruchbrief) wegen dem Göllitsch berg 1630Rq4
IV Kanderst.


Aus lat. *cōlātīcia ‹Rinne›, etym. identisch mit frz. coulisse
(Hubschm. Frut. 19).


Göllert

dər gö᪷ụərt, u᪷fəm ~ (K.) III Bigl.


Zu Göller n. ‹Halsbekleidung, -kragen› (Id. II, 217), bildliche
Übertragung. Das masculine Geschlecht wohl aus *der göller
acher; «anorganisches» -t wie bei gestert, Puffert (Id. II, 219).


Golo(n)z- †

Inn der golotz mattan 1529U93, in der Goletzmatten
1554U109 III Köniz Oberwangen.

Vgl. dazu: in Gundolsmat, … prati Gundolsmattun 1272,
prati Gundolsmata 1273, im Gundolfsmat 1324, in prato
dicto Gundolfzmatta 1332 III Köniz Oberwangen.

In loco dicto «under Golunz-buͤl» 1323 IV Frut.


Golotz, Golunz: vielleicht zerschlissene Genitiv-Formen des ur-
kundlich im 13. Jhd. in obigen Flurnamen belegten PNs Gun-
dol(f); s. dazu Guntels-.




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Sp. 81


Golperloui

golpərlọuwi (Lawinenzug), über den Golperlauebach der
Golperlauestäg 1783Reg V Gutt.


Vielleicht zum durch Id. II, 234 aus NW bezeugten Verb golpe(n)
‹vom Schall einer sich hin und her bewegenden Flüssigkeit›,
‹auch vom Plätschern der Wellen …›. Das -r hätte sich als Über-
gangslaut vor der Liquida l entwickelt. ‒ Ein Gōlberg oder Gold-
berg in der Nähe ist nicht bekannt.


Golpisberg

dər ko᪷ụpịšpərg, gu᪷ụpịšpərg (2 Hei., steiles K.), ab golggis-
berg 1389‒1460Ud, Golgisperg, Gollpisperg 1479‒1563Ar,
dem hoff … genant golggisperg 15. Jhd.U47, Golgensperg
1500U48, an den gollpisperg so den Carthusren zinset
1513U57, an golgisperg 1529U92, Golgysperg 1529/30A, an
das guͦt von golggisperg 1531U97, an den gollpisperg
1531U60, Golpisperg 1618UP, Goldpisberg 1739A … III
Walkr.; an die gollgisperg matten 1531U97, go᪷ụpịšpərg
nö᪷ịhụ̄s (Hei.) III Walkr.


Auszugehen ist von der Grundlage Golg(g)-; Golp- scheint eine
frühe Dissimilationsform zu sein.

Golgge(n) m. ist im Schwzd. u. a. auch ein Schimpfname für ei-
nen ungezogenen, läppischen Jungen; also vielleicht hier Über-
name des Besitzers (Id. II, 233).


Goltbarlor †

ein stu̍ck heisset vff dem goltbarlor 1493U84, vff dem
goltbarlor 1530U95 (wörtl. Kopie von 1493), drü manszme-
der gelegen vffen gölberlö 1538U148 IV Aeschi.



Gomerkinden

go᪷mərxi᪷ŋŋə, (wo?) ts o᪷bər/u᪷ŋər ~ (; 2 Weiler), in Co-
mirichingun (Schenkung an das Kloster St. Gallen) 894,
Gomurchingen, Gomirrchingen (Lesart U 176) 1250‒56,
quinque scoposas terre sitas apud Gomerchingun 1294,
ze obern Gomerchingen 1341, Mechthild von Gomerkin-
gen, gesessen ze Berne 1349, 1355, dorf und dorfmarch
von Gomerchingen 1360, Minnon von Gomerchingen
1361, Mechthilt von Gomorchingen 1362 … Chomer-
chingen, Comerchingen 1389‒1460Ud, ze ober gomerkin-
gen 1418C1, Gomercingen matten 1480U44, Gomerkinden
1500U48, Stost gan gomerkingen … an dero von go-
merckingen guͤter 1531U97, Gomerkinden, Gunerkhinden
1635/38C3, Gommer-Kinden 1728/30C3 … Gomerkinden
1838D II Hasle.

~grabə (Hei.), ~bē᪸rg (Wa.) II Hasle.


-ingen ‒ Bildung zu einem altdt. PN Gomarich (Fm. I, 692,
Hubschm. Burgd. 717); die seit 1500 auftretende Schreiberum-
deutung -kingen, -kinden beruht auf volksetymologischer Anleh-
nung über die mundartlich velarisierte Lautung Ching an allg.
schwzd. Chind (nhd. Kind).




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Sp. 82


Gomfitüre-

go᪷mfitụ̈̄rəxēr (Wegstelle) V Wild.


Zum frz. Lehnwort Konfitüre f. ‹Saft, Marmelade›.


Goon

im gōn (Wi.) V Hofst.

əs gō᪷ni V Iseltw.

Hieher?: anderthalb jucharten im gonerlin 1538U148 IV
Spiez (vielleicht aus Dim. *gōnelīn?). Ghon Engi III
Gugg. (nur bei Schöpf 1577).


Schwzd. Gōn m., Dim. Gōni n. ‹rundes Schöpfgefäss› (Id. II,
330), toponomastisch auf eine muldenförmige Bodenform über-
tragen, vgl. Napf, Gelte, Muelte u. a. (RNB II, 418).


Gondiswil

gu᪷miswị̄u (Dorf, Gde.), iuxta Cundolteswilare zw. 841
und 872, apud Gundoltiswillare 1194, villa que dicitur
Gundolswil 1236, in Gundolswile 1263, ze Gundolcwile
um 1270, in Gundolzwile um 1300, in villa Gundolzwile
1309, de Gundoltzwile 1321, zuͦ Gundolswile 1333, in
Gundolzwile 1334, in Gundolswile 1363, 1375, … in Gun-
dolswil 1385, ze Gundiswil 1416Rq1, ze Gundiswil 1409
oder 1425Rq1, Gundißwil 1442‒69Ar, gundiswil 1465U39,
Gundiszwyl 1522U41, Gündiswil 1540UP, Gundißwil nach
1545K7, Gundiswyl 1577Sch, Gündissweil 1718‒22C3, Gun-
dischwyl 1726/29C3, Gundiswyl 1738/39C3, Gondisweil
1782‒84Reg, Gumiswyl (Gondiswil) 1838D II Gond.

gu᪷miswi᪷ụərweidə (Wa.) II Melchn.


-wil-Name gefügt mit einem ahd. PN Gund-wald (bezeugt für SG
Cundolt 809, 830, 851, 896; vgl. Fm I, 710).

Bemerkenswert deutlich lässt sich die lautliche Abschwächung
des 2. PN-Namenglieds -wald(es)- in den Urkunden verfolgen:
-oltes > -olz- > -ols- > -is-.

Gumiswil ist Assimilationsform < Gundiswil, die erst bei Dur-
heim erscheint, sonst weisen die urkundlichen Belege stets die
von der Schreibtradition gefestigten Formen Gundiswil auf.

Die heutige offizielle Schreibung Gondiswil dürfte die nhd.
(omd.) Senkung von u vor Nasal analogisch widerspiegeln nach
Mustern wie Sunne: Sonne, Summer: Sommer. Der erste Sen-
kungsbeleg findet sich im Regionenbuch, das allgemein in den
ON stark verneuhochdeutscht: Madisweil, Roggweil, Wallisweil
etc.


Gonzebach

go᪷ntsəbaxgiəssə, a dər ~ (Au), ~we᪸udli (Wa.) III Muri.


Zum FN Gonzenbach; Bernburger Familie, 1853 aus St. Gallen
nach Bern gezogen (FNB VI, 127).


Gopital

gọ̄pitāl, i᪷m ~, dur ds ~ ụ̄f (nach SW abfallende, hufeisen-
förmig von Felsbändern eingefasste Mulde; Gems-
jagdgebiet) V Habk.





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Sp. 83


Gopplismatt

goplịsmat (wo?) tsu᪷ ~ (wohin?) u᪷f ~ (; 3 Hei.), von
goplismatten 1484U126, uff gopplismatt 1533U129, Goplis-
matt 1696A, Gopplismatt 1784C3, 1794C3, in Gopplismatt
(Häusergruppe) 1838D III Gugg.

goplịsmat- ~grabə, ~bexli, ~riəd (K.) III Gugg.


FN; möglicherweise eine affektierte Form zum FN Gobeli; s.
Gob-.


Gor †

Usque on (? ou) gor aqua que dicitur tina 1348N IV Saa-
nen od. IV Lau.


Gor wohl zu westschwz.-rom. gor, gour ‹Strudel, Schlund, La-
che› (FEW IV, 330b), lat. *gurgus, klass. lat. gurges, -itis (HN; Id.
II, 409).


Gorch-

gō᪷rxə, i᪷ dər (Wiese mit Gräben) III Sigr.



Gorfis- †

(Ein Rebstück) stat ein birboum darinn heist der Corfiser
1377, ab u̍nserm stu̍ckin reben dem man spricht Rafen
rebe, … und stat in dem selben stu̍kin ein birboͧm, heis-
set der Gorfiser 1378 I Lig.; an gilgen tirenwechters an-
wanger genant der gorfiszlen 1532U125 I Rad. oder III Wi-
lerolt.


Evtl. die Herkunftsbezeichnung einer speziellen Birnensorte?
In Lig. ist um dieselbe Zeit der FN Fisen belegt: Haus des Heinri
Fisen 1382, Katherina Fysen von Lygertze 1377.


Gorgen s. Gurgen


Gorlo- s. Gurlo-


Gorn-

corna dou fellyn 1360Zw, usquz ad montem dictum corna
1360Zw IV Saanen.

ds gōrni, im ~ (Heugut) V Grindelw.

d gōrnərə (Alpweiden), (des Gutes von) Gornerron 1364,
an Gorneren, der Spillmannsboden ze Gornerren 1485UP,
iii küe weid an gerneren (od. garneren), ein weidly gelä-
genn an gornerenn, ein weydli an garneeren 1524‒93U168,
iii kuieweid an gorneren um 1540U168 IV Reich. Kienth.

gōrnərə- ~gru᪷nd, ~bax, am ~wassər (Talbach) IV Reich.


Zu lat. roman. cornu ‹Horn, Felskopf›; vallis oder alpis *cornāria
‹Felsental, -alp› (Hubschm. Frut. 19).




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Sp. 84

gō᪷rnərmād, u᪷fəm ~ (Heumad) V Grindelw.; von einer
mattenn heist gornarsz mad 1493U84 V Unters.; im gō᪷r-
nərweidli (Heumad) V Grindelw.


Nach dem Flurnamen gebildeter FN Gorner; 1615 Hans Gorner
(nach mdl. Überlieferung auch Hansi Gorni), Grindelwald
(Friedli, Grindelwald, 249).


Gornemuuse

go᪷rnəmụ̄sə, i᪷ dər ~ (; ehemal. Scheune, Reben,
Wiese), Corne-muse 1825Fr, Gornemausen 1864Fr, Gor-
nemuse 1895Z I Biel.


Frz. cornemuse f. ‹Dudelsack, Sackpfeife›; an der Gemeinde-
grenze bei Vingelz sollen in einer Scheune oberitalienische Du-
delsackpfeifer eine Zeitlang gewohnt haben. (Weigold, 140, be-
zieht sich auf Friedli, Twann, 182.)


Gorpeli

ds gorpəli, gōrpəlli (kl. Hei., K.), (Zins) von den Gorpel-
lin, (Zins) von zwöyen Juchartten genant das Gorpelly
1502U157, von dem gorppellj 1515U158, Gorpellj (zweÿ Häu-
ser) 1782‒84Reg, Gorpeli (Hof, 2 Häuser) 1838D IV Bolt.
Schwarzenmatt.


Deutung ungesichert. Möglicherweise identisch mit franz. cor-
beille und corbeau, zu denen sich in Gloss. 4, 303 anklingende
Formen finden (HN). Die toponomastische Benennung ‹Korb›
ist naheliegend, trifft man doch in Boltigen noch ein eindeutiges
Chörbli (und ein vielleicht hiezu gehörendes Chürbli), aber auch
weiterhin ist das Etymon für Bodeneintiefungen bekannt, wie
Wanne(n), Chrääze(n) u. ä. (RNB II, 445).


Gorz †

(Eine Wiese stösst) an Christen Nier Gortzs maten
1586UT III Blumst.


Wohl die z-Kurzform eines Personennamens; vgl. Diez, Henz,
Götz u. a.


Gös- †

Ein juherten lit ze goͤslis egerden underm hag 1437U56 II
WilerbU.; ii schuͦpp(osen) … heisset goͤsis guͦt 1500U48 II
Willad.


PN Gos, Gös im Dim.; evtl. als 1. Namenglied zu Gospert a. 762
St. Gallen, Cospret a. 813 St. Gallen und damit zum vorahd.
Stamm Gauta gehörend (Fm. I, 611).


Göschenen

gö᪷šənə, ts ~ I Meik.


Da der von den Alemannen geschaffene Name Wahlendorf auf
eine länger bestehende Siedlung von Romanen/Walen hindeu-
tet, wäre es möglich, dass Göschene(n) der ursprünglich romani-
sche Name des Dorfes gewesen ist zur Grundlage von ital. ca-
scina ‹Hütte› < *capseum (RNB II, 77). Allerdings besitzen wir



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Sp. 85


keine ältern Belege, und so wäre die Deutung durch einen Ein-
wohner nicht auszuschliessen, es handle sich um eine Übertra-
gung des Ortsnamens Göschenen UR, weil Wahlendorf auch der
oberste Ort im Tal sei.


Göscher

dər gö᪷šər, i᪷m ~ (Einzelhof; zuunterst auf flach auslaufen-
dem Südhang), Göscher 1928 (Ortsbuch d. Schweiz) III
Röth.


Kurzform auf -er eines nicht mehr restituierbaren Flurnamens
männlichen Geschlechts, möglicherweise eines PNs. Nach An-
gaben des Besitzers steht Göscher auch in Kaufverträgen Ende
des 19. Jhds.


Goose

gō᪷sə, im ~ (Quartier) II Wynau.


Benennung nach der aus dem Alten Testament bekannten Land-
schaft Gosen in Unterägypten.


Goss- †

Ein halb Juchart der gossenberg genant 1529U92, j Ju-
chertten in dem gossennberg 1531U3, an dem gossenberg
1532U125 (abgegangener Name; Gebiet zw. Oberruntigen
und der Aare) I Rad. Oberruntigen.


Im 1. Glied von Gossenberg steckt die PN-Kurzform Goszo im
Genitiv. Vgl. bereits a. 795 Adalgoze in II Rohrb. (FRB I, 216).
Gossenegg bei Baar ZG kann urkundl. auf Goszo und Goshelm
(für dieselbe Person) zurückgeführt werden. (A. Iten, Zuger Na-
menstudien 1969, 71).


Gosset

gossətgu᪷ət (ehemal. Landgut, heute Quartierbezeich-
nung) III Köniz Wabern.


Philipp Charles Gosset, 1838‒1911, Mitarbeiter von Oberst Sieg-
fried am Topogr. Atlas 1:50 000. Gosset gründete in Wabern
eine kanadische Baumschule (HBLS III, 609).


Gost-

dər göštụ, i᪷m ~ (Quartier), Gostel, Ober- und Unter-
(Häuser) 1838D I Erlach; in loco qui dicitur Costel 1267
I Ins; ds ko᪷tẹ, (neuer:) ds ku᪷ti (Rebstück), Nicollet filz de
Johan de Costel demorant a Gleresce (Ligerz) 1358, von
Costel 1379, 1380, 1381, 1383, reben ze ligricz … geheis-
sen en costel 15. Jhd.U47, en Costel 1435Wg, en costel
1623Wg, Clos de Costellas 1639Wg, à Cote 1678Wg, à Coté
1685Wg I Lig.; im Gostel (Dorfteil) 1895Z I Treit.; go᪷štəl,
go᪷štụ (Dorfteil), Gostel (Häuser) 1838D, 1895Z I Vin.

-ele: ko᪷štələ, d ~ (K.), (ein Gut genannt) Gostala 1529U58 I
Rapp. Moosaffolt./I Schüpf.





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Sp. 86


Gehört nicht zu lat. castellum, sondern zu lat. costa ‹Seite,
Rippe›, abgel. mit dem Dim. suffix -ellu (REW3 2279, FEW II;
1245). Das Wort ist vielfach ins roman. Namengut eingegangen
und benennt die Hanglage. Nach H. Weigold 1948, 97, bezeich-
net frz. côte die Waldungen an den Steilhängen der Jurazüge,
den dortigen ‹Bergwald›: «*costellum war somit ursprünglich
die Benennung eines Wäldchens über dem Dorf Ligerz», heute
Rebland. ‒ Den im ebenen Lande gelegenen Flurnamen Gostel
wird aber der jurassische Wandel von ‹Seite, Hang› zu ‹Wald›
nicht zugrunde liegen. ‒ In dem spätgermanisierten Ligerz
wurde romanisches *costell- offensichtlich schon im 17. Jhd. zu
neufrz. côté und dann in dieser Lautform eingedeutscht. (Vgl.
auch P. Zinsli, Über Ortsnamen im Amt Erlach, in: Aus der Ge-
schichte des Amtes Erlach, Biel 1974, 75f.; Friedli, Bd. 4, Ins,
76/77, wo der Name allerdings mit spätröm. costa, dt. ‹Küste,
Ufergegend La Côte› verbunden wird).


Gote s. Gost-


Götsch-

Goͤtzschis-fluͦ (Grenzpunkt) 1323 II Burgd.; Götschis
ried in der Rüschen halden Mitte 15. Jhd.Ch6 III
Sigr. Merl.

götšməsriəd (Hei., Häusergruppe), Johannes Guͤtschman
de Gutschmansriet 1346N, de Goͤcmans ried 1379, Johan-
nes dictus de Goͤschtzmansriede 1384, Goͤtschmansried
1452U79, 1467C2, zuͦ Götzmansried 1486U81, Alblingen vnd
goͤtztschmans ried 1531U97 … III Albl.


Zur Kurzform Götz; s. d., mit Palatalisierung des Suffixes ts zu
tš. Vgl. Dietz ‒ Dietsch(i), Fritz ‒ Fritsch(i) und die FN Durtschi,
Santschi, Üeltschi … (Ad. Bach, Dt. Namenkunde I, § 100).


Gott-

go᪷tsgü᪷ətli (; K.) IV Kratt.; zwo Juchart genant got-
tenruͤtiacher, … genant Am goͤtzen ruͤti acher 1542U104 III
Muri.


Gottsgütlein waren in IV Kratt. Armengüter, die um einen Got-
teslohn verliehen wurden.

Die Doppelform gottenrüti/götzenrüti in demselben Urbar gibt
entweder die verschiedene Benennung des Besitzers Gott- wie-
der oder drückt die unterschiedliche Wertung eines Heiligenbil-
des aus.


Gotthard

go᪷thard (; 2 Häuser, K.) I Schüpf.; Heinricus a dim
Gozharte 1275 Gebiet II Münchb.; I Schüpf.

dər go᪷thard (grosser Felsstock auf Grat), i᪷m go᪷thard
(Felsgebiet um den Stock) V Günd./V Lütsch.


Gotahard altdt. PN (Fm. I, 680); im Gebirge wohl Namenüber-
tragung aus dem Zentralmassiv St. Gotthard.




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Sp. 87


Götti-

Min ried mit reben … vndder Goͤttisfluͦ har ab 1414UT III
Thun Goldiw.; gö᪷tibax (Bach), am Goͤttibach gelegen
1407UT, vndder Goͤttisfluͦ har ab … bi dem Goͤttisbach
1414UT, Göttibach 1702A, 1790A, Göttibach (5 Häuser)
1838D III Thun Goldiw.


Kurzform zum PN Gottfried u. a. (Hubschm. Thun 184, Id. II,
527).


Göttiswil †

Im goͤttiswil 1531U97, ein weid Im goͤttiszwil 1542U104, ob
dem brunnen Im goͤttiszwil 1542U104 III Boll. Ferenbg.


Nach Präposition und Artikel zu schliessen ein ‒ heute unbe-
kannter ‒ Hofname mit der Kurzform Götti zu Gottfried u. ä. im
ersten Glied. Die wenigen Belege lassen offen, ob es sich um ei-
nen alten Siedlungsnamen handeln könnte.


Gottstatt

xlō᪷štər go᪷ttštat (; ehemal. Kloster; Wohnsiedlung),
Graf Rudolf von Neuenburg: dedi Locum Dei, qui anti-
quitus Stadholz vocabatur, ordini Premonstratensi …
1247 od. 1248, … dedimus … Locum Dei, antiquitus dic-
tum Stadowe … ordini Premonstratensi 1255, dedimus …
domui Loci Dei … duas colunnias terre … 1255, zw. 1255
und 1256, 1258, abbatem et conventum monasterii de
Loco-Dei 1270, frater Henricus … abba Loci-Dei 1270,
ecclesia Loci-Dei 1270, viris religiosis abbati et conven-
tui Loci-Dei 1276, 1279, ecclesie beate Marie Loci-Dei
1289, abbatis de Gotstat 1290, … sigillum abbatis de Got-
stat 1293, nos abbas et conventus monasterii Loci-Dei
1293, (rund 35 Belege im 13. Jhd.), der apt von Gotstat
1339, von Gotzstat 1340, des Closters ze gottstatt guͤtter
1528U2 I Orpund.

go᪷tštattərhụ̄s (ehemaliges Besitztum v. Gottstatt) I Biel;
an der Gottstatter strasz 1551U37 I Nid.


Gottstatt, ‹Gottes Stätte›, Übersetzung aus dem lat. Locus Dei.
Graf Rudolf I von Neuenburg-Nidau gründete die Prämonstra-
tenserabtei Gottstatt als gräflich-nidauisches Hauskloster um
1247 vorerst vergeblich. Nach dem zweiten Stiftungserlass 1255
begann der Klosterbau. (HBLS III, 615f.).


Götz

Ein cleins pletzlj heist der goͤtzmans pletz 1531U97 III
Boll. Ferenbg.; anderthalb Juchart genant Am goͤtzen
ruͤti acher, … genant gottenruͤtiacher 1542U104 III Muri.

dər ȫ᪷lgö᪷ts (Brunnen an der Hauptstrasse) V Bön.

dər getsəmbālm (steiler, felsiger Waldhang) V Brienz.


Götz: alter PN, Koseform für verschiedene Namen, deren erster
Bestandteil das Wort Gott ist, besonders für Gottfried (Id. II,
582). Für Brienz ist die Annahme nicht von der Hand zu wei-
sen, dass in dem von Fluhbändern unterbrochenen Waldhang
sich möglicherweise vor der Reformation eine Felshöhlung mit
einem Heiligenbild befunden haben könnte.




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Sp. 88


Gou (grössere Gebiete)


Inselgau: (Graf Rudolf von Neuenburg überlässt der Ab-
tei Erlach) molariam suam in alodio suo in Hiselgove
1258, der guͤtern …, du̍ ich hatte in dem Yselgoͮ 1335, die
von dem Yselgoͤ 1336, in dem Yselgoͧwe 1353, ze Bu̍lle in
dem Iselgou 1363, in dem Iselgoͤwe 1377, 1381, 1382, Si-
selgoͤw 1385 … I (Gebiet in der Landgrafschaft Nidau am
und beim Bielersee; Teil des heutigen Seelandes).


Oberaargau: In Argouwe (Gegend v. Spiez, Scherzligen)
761‒762, in pago nuncupato Arageuvi 816‒837, in supe-
riori pago Aragauginse (Gegend v. Langenthal) 861, in
pago Arageuve 886, in comitatu Epurhasci (Eberhard) in
superiore Argowe 891, in superiori Aragouve in comitatu
Hebarhardi 894, in pago Aregeuwe 982, infra comitatum
superioris Aragaugensis 993‒1010, Kyrchberc in Ar-
gauwe situm 994, in comitatu Oberargeuue 1040US I‒V
(urspr. Gebiet rechts der Aare).


Buchsgau: in comitatu Buxcouue 1040US, in pago
Buhsgowe 1080, in Bûchsgoͤw 1302, die lantgrâffschaft in
Bussgow 1315, in der lantgrafschaft in dem Buchsgoͤwe
1318, in dem Buchsgoͤwe 1319, S'. COMITAT'.
BVCHSGAVDIE (Siegel) 1319, in der lantgrafschaft in
dem Buchsgaw 1323 … im Buchsgoͧwe 1380, in dem Goͤw
1385, 1388 II (Gebiet zwischen Jura und Aare, Kte. BE
und SO).


Ufgau: Oudendorf et Windemis in Ofgauwe 994, in pago
nomine Uffgowe 1076 I‒IV (urspr. Gebiet links der
Aare).



Gou(w), Göi (kleinere Flurbereiche)

A) I: 11; II: 1, III: 3; IV: 0; V: 1

i᪷m gö᪷ị (flaches K.) I Aeg.; ~ I Bellm.; ~ (Häuser, Hof-
statt) I Diessb.; ~ I Eps.; ~ I Finsterh.; ~ I Graffolt.;
~, ein matten genempt dasz göw sind acht Juchartten
1529U33 I Jens; ~ I Ins; ~ I Lüsch.; ~ I Schwad.; ~ I
Vin.; i᪷m gö᪷i (Hei., K. Wa.) II Waltw.; ~ (2 Hei., K.) III
Köniz; ~, im Geüw 1726/29C3 III Mühleb.; ~ (Hei.) III
Wahlern; i᪷m gö᪷uw (Vorsassen und Alp) V Brienz.

B) a) I: 1; II: 0; III: 1; IV: 0; V: 3

aa) an e᪸llgöi, (V Habk.) / e᪸llkeuw (V Obried), in alpe que
vocatur Elchowe 1261, an der alp gnemet «Elggoͤ» 1352,
an der alpe, der man sprichet Elggoͤwe 1367, ällgoͤüw,
Elgoͤuw 1524‒80U169, 1588U161 … Vogtelgöw (Alp) 1529A,
Vogtsällgöüw 1779A, 1796C3, an Bösalpgeüw 1540Rq8,
Böössällgöüw 1765A, 1779A. ‒ Elgöwalp 1531/32A V
Habk./Obried/Brienz/ III Schangn.; e᪸lkeuwho᪷rən (od.
xaltəmbru᪷nnənho᪷rən) V Brienz/Obried.

ab) i᪷m hu᪷rni᪷sgö᪷i (K.), Hurnis Gaͤuw 1792P, 1809P I Bellm.

ac) Plangäu (hieher?) 1850J V Brienz.

b) göi-: ~axərə I Merzl.; gougassən V Brienz; gọ̈̄m̄əhüsi
(Hei.) III Eggiw.; i᪷ dər ~mattə II Rütsch.; ~bān (Bahn-



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Sp. 89


linie Herzb.‒Solothurn) I BusswbB.; gọusband, gọuwāld
(Fluhband und Wa.) V Brienz; am Goͧweg 1359 IV
Aeschi; ~wẹ̄d IV Adelb.; in dər gọusweid (K., Heuland,
Wa.) V Brienz.

C) -li: an gọụwli, gọuli (Alpgebiet), die allp göuwlj, die
allpp genempt Göwly … 1524‒80U169 V Innertk.; ds gouli
(K. im Wa.) V Unters.; e᪸lgöili (Alp) V Habk.

gọụwli-/gọụli-: ~alp, die Gouwlialp 1670/81MW, ~gle᪷tšər,
~hi᪷ttən (SAC-Hütte), ~bi᪷əl (Vorsprung im Hang),
~šāfbe᪸rg (Wei.) V Innertk.


Schwzd. Gäu n.; mhd. göu(w), gou(w); ahd. gewi, Gen. gouwes
‹bestimmtes politisch-geographisches Gebiet; Land im Gegen-
satz zur Stadt; Flachland im Gegensatz zum Gebirge: in sich ab-
gegrenzte Gegend überhaupt› (Id. II, 38f.).

Die Namen Gousband, Gousweid V Brienz sind im Zusammen-
hang mit Gouw ‹Alp, Vorsass› am ehesten als ‹chorographische›
Genetivkomposition, evtl. Genetiv-Verbindung zweier selbstän-
diger Ortsvorstellungen vom Typus Seelis-Berg, 1490/1600
Se(e)wlisberg (M. Szadrowsky, Z. f. ONfschg. 5, S. 44‒51) zu be-
urteilen, wenn auch Gous- lautlich zu Gans gestellt werden
könnte (vgl. SDS II, 130).


Gouch I

A) W. L. gebürtig aus der Gauch (sic, evtl. für Gol) 1737C3
III Langn.; im kö᪷üx (Scheunen, K.) IV Saanen.

B) ab) gandərš kö᪷üx, tswaləs ~ usw. (Scheunen, K.) IV
Saanen.

b) von dem Gouchsacher 1502U157, 1515U158 IV Zweis.; uf
dər gọ̄xe᪷k (; Alpteil), gọ̄xe᪷krabə (Wa.) V Leiss.; göuxek
() V Ltbr. Weng.; die gouch erlen 1530U132, vff der
Goucherlon 1554U109 III Bern Obbott.; von dem gutt ge-
nant der Gouchenfang 1502U157, genamptt der goͮchenn
vanng 1515U158 IV Zweis.; gọ̄xgrabə (wüster, bewald. Gra-
ben), im gouchgraben 1392K10 III Rigg.; ds go᪷ihorən, im
~ (Vorsass), von eines guͦtes wegen genempt ze goͤchhorn
1400Uk2, das gu̍ttli, genempt das Gouchhorn 1409Rq8,
1524‒80U169, 1535U161 V Grindelw. Bussalp; gouxmat (;
K.) III Uet.; Goͧchrein 1470 (Vid. 1481)Rq1 II Bipp; in gou-
chenried 1436U121 III Ferenb.; go᪷uxə-/go᪷uhərụ̈ti (Wei.) V
Iseltw.; ein Juchartten genampt der Hogengouch
Acher, … Hoggengouch acher 1599U114 III Kirchl.

C) -eren: gọ̄xərə, u᪷f dər ~ (Weiler), Gaucheren (6 Häuser)
1845D; gọ̄xərə-/gọ̄hərəwaud III Röth.


Mhd. gouch m. ‹Kuckuck; Bastard; Tor, Narr›. Im Schwzd. lebt
die erste Bed., neben Gugger, appellativisch nur noch in Zss. wie
Gugg-, Gutzgouch (nach Id. II, 105). In Flurnn. aber ist der alte,
viell. urspr. Sinn mit der Bezeichnung des Vogels wohl in den
meisten unserer Belege noch erhalten.


Gouch- II

I: 9; II: 1; III: 8; IV: 4; V: 2.

Ein mad matten Jn der gonhart um 1532U13, in der gou-



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Sp. 90


hart, in der gouchheit 1540U14 I Arch; i gouxərt I Kalln.;
i᪷ dər gouxərt, die Goͧcheit 1360, die goüchheitt um
1531U34, 1533U23 I Mör.; die Goͤchheit 1381 I Nid.; go᪷uxət
(Wa.), von der matten zer goͤcheit 1432U78 I Rad.; obəri/
u᪷ŋəri gouxərt (K., ehem. Stauden), vff der gouchet 1529U33,
1551U32 I Stud.; i dər gouxərt (K.) I Täuff.; i gauxətə (jün-
ger: gouxətə; Rebgebiet), zwei stu̍ki reben, den man spri-
chet du̍ Goͧchheit 1357, die Gogheit, Goyheit 1372,
stu̍ck Raͤbenn genannt die goucheÿtt, ab der goucheÿtten
1530U132 I Twann; i dər gọuxərt (K., ehem. Schachen-
wald), vff der gouchheit 1474U30, die goucheit 1521U31, vff
der gouchet 1529U33, vff der gouch heid um 1531U34 … I
Worben; i dər gouxərt (K.) II Ndösch; vnder der gou-
chart, in der goucheit 1436U121 III Ferenb.; i dər gọ̄xit
(3 Hei.), von der Goͧchheit 1356, in der Goucheit 1383,
von der goucheit 1484U126, sampt dem stuck erdterich ge-
nant in der gouheit 1591U130 … III Gugg.; gouxheit (Häu-
sergruppe, heute eher: i᪷m gri᪷xt), die Goucheÿt 1554U109,
Gauheit 1838D III Köniz Ndscherli; kọuxit, kọ̄hit (;
K., Wa., Graben), vff der gouchheit 1513U57, 1529U92,
1531U60 … III Ndwicht.; gouxhẹ̄t (sic.; Wei.) III Rüsch.;
in der gouhitt ein pletz 1533U133 III Toff.; gọ̄xheitə (Pl.,
jünger; älter: ds gọ̄xləti; Hei., Wa.) III Uet.; i᪷ dər kọ̄hẹ̄t
(Alpwei.) IV Aeschi; in der goͧchheit 1515U158 IV Bolt.; in
der Gōcheit 1314, area dicta in der Gaucheyt um 1320 IV
Därst. od. Umgebg.; i dər gọ̄hẹ̄t (Wa.), die allmendt, die
goͮheyt genant 1543U154 IV Wimm.; ein mad In der Go-
cheid 1427U78 IV Zweis.; die gouchheit 1535U161 V Ltbr.

Hieher? in dər ko᪷ihi᪷t (2 Vorsassen) V Grindelw. Scheid-
egg.

Ein Jucharten der gouchart acher um 1532U13, 1540U14 I
Arch; der lenngacher oder gouchet acker 1533U23 I
Mör.; ein Juchartten vff der gouchetten acker 1551U32 I
Täuff.; ga᪷uxətəfluə (Wa.) I Twann; gọ̄xitsgrabə (Bach,
Graben) III Gugg.; i᪷m gọ̈higrabə IV Lenk; i də go᪷uxət
matə (K. mit viel Buschwerk) I Arch; ein mad matten ge-
nempt gouchet mattenn 1551U32 I Täuff.; ein platz mat-
tenn am gouchit pfad 1532U4, dər go᪷uxətrein (Hangwa. an
Aare), gouhitt rein 1531U97 I Rad.

C) -li: das klein gouchettli ein mad 1529U92 Rad.

ds gọ̄xləti (jünger: gọ̄xheitə [Pl.] Hei., Wa.) III Uet.


Gouchheit, Gouchet u. ä. ist eigentlich die Heide, auf der der Kuk-
kuck ruft (P. Zinsli, Gauchheit, in: Festschrift Hans von
Greyerz, Bern 1967, 749ff.).


Gouderli

ds gọudərli᪷ (Wa., Wei.), dər gọudərli᪷grābə, a gọudərli᪷s
grābə, Gaudard- oder Gauderlibach, d's Gauderli (FR,
Saanen).


Ungeklärt. Nicht abzuweisen ist die Verbindung mit dem FN
Gaudard, der in drei Freiburger Gemeinden westlich und süd-
westlich Bulle (Sâles, Semsales, Vaulruz) und auch im Waadt-
land vor 1800 belegt ist (FNB II, 280).




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Sp. 91


Gouer

i᪷ dər gọ̄uərmat (K.) III Brenzk./III Herbl.

i᪷ dər go᪷uərə (K., geschrieben stets: Gollere) I Wengi.


Ungeklärt; evtl. zu Gol.


Gougg-

Gaugenbach 1798A III Wahlern; dər kọ̄kəbe᪸rg, im u᪷nnə-
rə/obərə ~ (2 Hei.), zuͦegoͧggenberg 1432U78, ze gouggen-
berg 1484U126, zu Gockenberg 1497A, in gougenberg
1533U129, Gaugenberg 1798A, im Gauggenberg (Höfe)
1838D III Wahlern/III Rüsch.

gouklərə, i᪷ dər ~ (K.) III Burgist.; d gọ̄klərə (Hei.,
Mühle) III Wattw.; an der gougleren um 1530U142,
vnnden an der gouglerenn 4 meder 1534U100, in der
Gouglleren by Burgenstein 1617/22C3, Gauggleren
(Mühle) 1845D III Burgist./III Wattw.

Gauggleren Mühle 1781A III Wattw.; gouklərəsāgi III
Burgist.


Gougg ist möglicherweise Übername, Zuname eines Besitzers,
evtl. gebildet als Kontraktion von Guggauch ‹Kuckuck›. ‒ Goug-
glere kann -aria-Ableitung zum FN Gaugler sein, der zwar für
BE nicht alt belegt ist. Doch werden Mühlen, Walken oder Wirt-
schaften oft von Ortsfremden betrieben. In Thun ist Rudolf
Gaugler 1664 Stadt- und 1678 Landschreiber (Huber, Urkunden
Thun).


Gouler-

ds go᪷ulərhụ̈sli (Wohnhaus) II Lütz. Grün.


Zum FN Gauler (FNB II, 281); ein nicht mehr ortsansässiges Ge-
schlecht, welches das Bürgerrecht im 19. Jhd. erworben hatte.


Gous-

gọ̄sweid, gọussweid, i᪷n dər ~ (neuer Dorfteil) V Wild.


Möglicherweise Gansweide?


Gous- s. Gans


Gout-

i᪷ dər gọutəmatt, i᪷ dər gọụtə (K., unruhiges Kiesgelände,
abfallend) II Wallwang.

goutərbodə (Wa.) I Schüpf.

i dər go᪷utərə (K.) II Alchenst.


Ungeklärt. ‒ Nicht unmöglich wäre eine Grundlage rom. *co-
lata (St. Sonderegger, Appenzell I, 346, Golterberg) oder zu dt.
golətən, s. Gōl, mit Kontraktion und 1-Vokalisierung. Dagegen
spricht, dass das berndeutsche Appellativ durchwegs golətə mit
Erstbetonung ohne -e-Synkope lautet; doppelte Kollektivsuffi-
gierung -ata + -āria, wie sie für go᪷utərə anzunehmen wäre, ist
kaum denkbar.




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Sp. 92


Grab

A) ds grāb (K., errat. Block) III Belpb.; Greber (Alp)
1845D IV Aeschi; ein hofstat genempt zen Grebern
1348‒58N, ze Grebern 1357 Erlenb.; uf də grebər (höcke-
riges Gebiet) V Beatb.; (wo?) u᪷fən gre᪷bərə, (wohin?) uf
kre᪷bər (Wa., wellenförm. Gelände) V Habk.; (wo?, wo-
hin?) u᪷f kre᪷bər (Wei. in welligem, zerrissenem Gelände),
Greberen 1845D V Leiss.

B) aa) he᪷idəgre᪷bər II Thunst.; kxeltəgrāb I Dotz.; kxeltə-
grebər I Ins; das zelgli grab 1535U101 III Bern.

ab) botisgrāb (Hünengrab, mit Sage) III Boll.

ac) Steinig Grab 1850J Leuz.

b) III: 2; IV: 4.

Auswahl: an Greberacher 1357 IV Herrschaft Erlenb.;
grebər-: ~allmi, ~e᪷k IV Aeschi.

C) -er: grebəršbru᪷nnə IV Aeschi.

-eren: gre᪷bərə, das i᪷š ~ (Weg) III Thier.


Zur Sippe grabe(n) ‒ Grab n. (Id. II, 683 bzw. 677). Die meisten
Belege dürften auf prähistorische Gräber oder auf längst verlas-
sene Bestattungsstellen hinweisen.


Graben

grabə, dər ~ I‒IV, tw. V; dər grabən tw. V; dər grābə tw. I
und II. ‒ Pl. gre᪸bə, i də ~ I‒IV, tw. V; gre᪸bən tw. V; grē᪸bə
tw. I und II. ‒ Einzelne Bss. für Varianten: i də gre᪸bənə
IV Kandergr.; in gre᪸bnə V Obried; in gre᪸pnən V
Ltbr. Gimm.

Frühste Belege: Apud Grabon unum molendinum 1269 I
Seed.; Heinricus in dem Graben 1275 V Grindelw.

Zusammenstellung der Auszählungen:

A) I: 15; II: 24; III: 59; IV: 21; V: 22

B) aa) I: 100; II: 244; III: 663; IV: 304; V: 302

ab) I: 5; II: 16; III: 37; IV: 24; V: 6

ac) I: 12; II: 12; III: 47; IV: 22; V: 28

B) b) I: 23; II: 36; III: 69; IV: 30; V: 9

Total I: 155; II: 332; III: 875; IV: 401; V: 367

B) aa) Gliederung nach dem Inhalt des Bestimmungs-
wortes:

‒ Die Bezeichnung hebt Form und Besonderheiten des
Grabens hervor I: 9; II: 15; III: 53; IV: 27; V: 39

  (davon Lawinengräben:) III: 11; IV: 8; V: 12

‒ Benennung nach Quelle, Bach oder See I: 2; II: 19;
III: 47; IV: 12; V: 8

‒ Benennung nach der Vegetation I: 4; II: 14; III: 29;
IV: 3; V: 5

‒ Benennung nach Tieren I: 5; II: 25; III: 47; IV: 14; V:
16

‒ Benennung nach der benachbarten Flur I: 62; II: 94;
III: 305; IV: 206; V: 194





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Sp. 93

‒ Benennung nach einem Einzelgebäude (Gehöft, Kir-
che, Kapelle, Burg) I: 4; II: 40; III: 107; IV: 11; V: 12

‒ Benennung nach einem Weiler, Dorf oder einer Stadt
I: 6; II: 11; III: 23; IV: 8; V: 3

‒ Benennung nach einem Gewerbe (Mühle, Öle, Walke,
Stampfe, Säge, Schmiede …) I: 3; II: 15; III: 17; IV: 5;
V: 3

‒ Benennung nach (sagenhaften) Begebenheiten I: 1;
II: 4; III: 6; IV: 1

‒ Grenzen I: 3; II: 5; III: 13; IV: 7; V: 6

‒ Andere Benennungen I: 1, II: 2; III: 5; IV: 2; V: 4.

C) -li: grebli: I: 3; II: 18; III: 29; IV: 1; V: 4

gre᪸bli: I: 0; II: 1; III: 24; IV: 40; V: 47.

-i: grabi: II: 2; V: 1.

grebi: III: 3; IV: 1; V. 2.

gre᪸bi: III: 1; IV: 1.

-eren: in der halden-graberen 1300 I Kapp.

-ete(n): (< -ata oder Part. Perf. zum swv graben) Jn der
grabattenn Matten; Jnn der grabatt Matten 1533U22, Jn
der grabaten Mattenn 1533U24 I Brütt./I Ins; das grabat
mettetlin 1521U31 I Ips.; bisz an die grabaten 1513U57 II
Limp.; i dər grabətə (K.), an des meyers matten von tscha-
lunen heisset grabeta 1437U56, 1513U57, die grabett mat-
tann by tschalunen 1531U51, stost … an die Grabetten desz
meyers zuͦ Schalunen … 1532U62 II Äflg./II Rüdtl./II
Schal.

-ene(n): (Part. Perf. zum stv graben) die grabne matten
1525U20 I Erlach; i də grapnə (Häuser, Bauland) II Ers.

-ler: ufəm greblər (Allmendstück) V Därl.; dər indər/ụ̈̄s-
sər troggre᪸blər (Waldgraben) V Gadm.


Schwzd. Grabe(n) i. S. einer tal- oder schluchtartigen Gelände-
vertiefung ist ein typisch westschwzd. Ausdruck; nach Id. II,
676: BL; BE; P; UW; WS (gegenüber östlichem Tobel, Täl(l)i
u. ä., vgl. Zs., Gr. u. Gr., S. 320).


Graben bei Herzogenbuchsee

grābə, ər wōnt i᪷m ~ (nicht: ts ~; Weiler, Gde.), im graben
um 1430U78, Graben (Gde.) 1838D II Grab.


Etymologie s. Graben. Im 13. und 14. Jhd. treten urkundlich an-
stelle des Gemeindenamens noch häufiger die Namen der be-
nachbarten Weiler Baumgarten und Stadönz auf.


Grächwil

gre᪸xwị̄u (), ts ~ (Weiler), B. de Grechwile 1311, in villa
et territorio de Gerchwile 1343, Grechwil 1389‒1460Ud,
Grechwyl 1479‒1563Ar, Grewil, Grechwil 1528‒29UP,
Grächwil 1529U92 … der Hof Grächwyl 1621UP I Meik.


Kaum ‒ wie Id. II, 701 annimmt ‒ zu einem Appell. Grëch n.
‹Alphütte mit Stall›. Vielmehr wird auch im 1. Glied dieses -wil-
Namens ein ahd. PN zu vermuten sein, der aber kaum mehr zu
fassen ist; vgl. immerhin Gracco, Graculf bei Fm I, 665.




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Sp. 94


grad

dər gradaxxər, im ~ II Inkw.; gradəfu᪷rənaxxər, gradə-
fu᪷rəwē᪸g I Vin.; gradi mattəlouəna V Ltbr. Stech.; dər
gradwē᪸g I Leuz.

Wohl hieher: usgrabmattə (K.), Verzeichnis der Ge-
meinde: Ausgradmatte II Deissw.


Schwzd. grad, mhd. gerat, -de; Gegensatz zu krumm (Id. VI,
497ff.); vgl. z. B. in Ltbr. Stech. di xru᪷mi mattəmbaxlouəna.


Grädel

dər gre᪸duaxxər (K.) II Grab.; gre᪸dụsho᪷št (K.) II Inkw.;
gredellsz müly mattan 1533U77 II Huttw.; ds gre᪸du᪷we᪸udli᪷
(K.) II Grab.

-li: Cuͦnrad am gredelysperg 1526U68 II Rüegs.; dər gre᪸də-
lịšbē᪸rg (Hei., K.), Clewi ze gredlisperg 1513U57, Hans z
gredlÿspergsz, Gredlÿsperg 1531U51, Gredlisperg
1611‒12C3, im Grädelisberg 1786A III Landisw.


FN Grädel, z. B. in BE Huttwil alteingesessen (FNB II, 348); zum
ahd. PN Grado (Fm I, 665).


Graf I

ds grafi, im ~ (kl. Weide) V Sax.

Hieher?: d grāflimattə oder d grāflərə (K.) IV Reich.


Kaum zu dt. Graf als Standesbezeichnung, eher zu Graf als Fa-
milienname (alteingebürgert in Aeschi); möglicherweise aber zu
vorröm. *grava ‹Kies›, s. J. U. Hubschmied, Zeitschr. f. roman.
Philologie 62 (1942) S. 133; J. Hubschmid, Alpenwörter 1951
S. 10; Id. II, 708; dazu RNB II, 165: rätor. grava ‹Flussgeschiebe,
feines Geröll in den Bergen›; REW 3851; FEW 4, 254; Zinsli, Gr.
u. Gr. S. 321, 154; Jud, VR 8, 44.


Graf- II

grāf(ə)- (nur in Composita), vz. groffən- I Schwad.

B) aa) (evtl. ab)?) dər xatsəgrāfgrabə III Ndhün.

b) I: 15; II: 5; III: 9; IV: 4; V: 3 (davon ~acher I: 3; III:
1; ~matt I: 2; II: 1; III: 1; IV: 1; V: 1).

Auswahl, früheste Belege: guͦt gelegen ze Hannenbuͤl …
gnempt Grafen guͦt 1358 IV Diemt.; des graffen holtz von
Nydoͧwe 1361 I Biel; groffəmat (K.), prope Gravenmat
1343 I Schwad.; dər grafbüəu (Weiler) die hoͤff ze Gra-
fenbuͤl 1473Rq … III Linden; im grafəštēi (Hei.), unser
guͦte, dem man spricht ze Gravensteine 1376 IV Diemt.;
zwo schuͦpossen … heissent Grafenschuͦpossen 1337 I
Diessb.; grafəšǖrə (Hei.), ze grafen schu̍r 1447 (Zinsro-
del, Burgerarchiv Burgdorf), zu Graffenschür 1567A … II
Burgd.; im grafəwaud, den grafenwald uff 1420C2,
1437U56 … II Bätterk.

C) -i: bim grē᪸fihǖs V Grindelw.; hieher?: von der Grefi
losz 1427U78 IV Zweis.


Graf m. ‹Graf; vornehmer, reicher Herr› (Id. II, 707). In ON
meist als Hinweis auf ehemaliges gräfliches Besitztum zu verste-



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Sp. 95


hen, z. B. für grafəšǖrə II Burgd. mit dem Beleg von 1403 ‹zer
Schüren, so ze ezlichen ziten waz der herschaft von Kyburg›
(Hubschm. Burgd. 721; GLS II, 386).

In einzelnen FLNN wird auch mit dem für den Kt. Bern häufig
auftretenden FN Graf zu rechnen sein, der im Kt. Bern weit-
herum altbezeugt ist (FNB II, 347).


Grafenried (Amt Fraubrunnen)

grafəriəd, (; Pfarrdorf, Amtsbezirk Fraubrunnen);
Rudolf von Bechburg verkauft der Abtei Fraubrunnen
omnes possessiones in villa Gravenriet 1258, Rudolf,
Graf von Thierstein, verkauft der Abtei Fraubrunnen
omnes possessiones nostras … sitas in Riede 1262, in villa
que dicitur Grave-Riede 1274, apud Gravenriet 1282, in
territorio ville dicte Gravenriet 1300, in villa dicta Gra-
vun-Reide 1306 … 1379 ecclesia Riedensi II Graf.

Hieher?: in locis nominatis, id est ad Riete et in Utingun
et in Pigiluna et in Lihsacho 894, P. plebanus in Riede
1256, ecclesia de Riede 1275, Graf Eberhard von Habs-
burg entsagt sechs Schuposen apud Riede zugunsten der
Abtei Fraubrunnen 1275.


Es scheint, dass der Ort ursprünglich bloss Ried geheissen hat
(wie Grafenried b. Thörishaus zu ahd. *riod ‹Rodung›). Verschie-
dene andere urkundliche Ried-Belege könnten sich allenfalls
auch auf dies Dorf beziehen. 1258 erscheint erstmals die Benen-
nung Gravenriet und wird so meist weitergeführt. Diese Präzisie-
rung mit dem BW Graf soll nach HBLS III, 626f. mit dem ur-
sprünglich gräflichen Besitztum zusammenhängen: 1262 ver-
kauft Graf Rud. von Thierstein seine Güter in (Grafen-)Ried
dem Kloster Fraubrunnen.


Grafenried bei Thörishaus

grafəriəd, i᪷m ~ (; Weiler), in Gravenriet et in Bulcin-
gen (bei Mengestorf) 1267, ze grafenried 1425C1 III Kön.

Erwähnung des Ortes: in Oberwangen area super quam
magister Uolricus de Gravinriet residens fuit, … et aream
quam Chuͦno de Gravinriet habuit 1272, Symon de Gra-
venriet 1312, Peter von Grafenried 1430U78, grafəriəd-
höutsli᪷ (Wa.) III Kön.


Zugrunde liegt ahd. *riod (< *reoth) ‹Rodung› (Id. VI, 1731ff.).
Es ist nicht leicht, alle Belege sicher (nach diesem Ort) hieher
oder nach Grafenried bei Fraubrunnen heimzuweisen. ‒ Nach
diesem Weiler Grafenried bei Thörishaus führt das bekannte
Berner Geschlecht von Grafenried seinen Namen (HBLS III,
627). Die gräflichen Beziehungen im ON sind bisher nicht ge-
klärt.


Graffat, Groffot †

Denne ein Halb Juchart Jm graffát (Parallelexempl. des
Urbars: Jm grafazt), Denne zwo Juchart Am groffot um
1525U20, Jm grafat, Jm graffatt 1533U24, Jnn dem graffatt,
Jm grafat 1533U22, im Grafat 1895Z I Ins/Müntsch.


Möglicherweise zu *grawa- ‹Kies› (s. d.); Gravaz bei Daillens
heisst 888 Gravatum (H. Jaccard, Essai de top. 1906, S. 200).




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Sp. 96


Graagg

bim krākətōr (Felstor, Wei.), es krākənre᪸xtli (id. loc.; K.,
das einem einzelnen für eine bestimmte Zeit zugeteilt
wird) V Ringg.

-i: ds krāki, im ~ (Schafwei.) V Gadm.; i᪷m krāki᪷ V
Schatt.

krāki-: ~gletšər (jetzt weggeschmolzen), ufəm ~hubəl, in
dər ~lamm, ~sattəl V Gadm.; ~štein (Felsklotz) V
Schatt.


Schwzd. Grāgg m. f. ‹Krähe› (Id. II, 725; vgl. RNB II, 419).


Grähi

i᪷ dər gre᪸hi, u᪷f dər ~ (Hei.), Grächi, 1 Haus 1838D, Grähi
1845D III Oblang.


Abstraktbildung auf -i (mit konkreter Bed.) zum Verb schwzd.
grëche(n), mhd. gerëchen ‹zubereiten, rüsten› (Id. II, 702), wohl
‹Stelle, wo etwas zugerüstet wird›, z. B. Holz, Steine u. ä.


Gramm-

i᪷ ds grammərt (Wa.), [vorm gremmatt] 1533U24, im Gram-
mert 1895Z, von der halden genant grammert halden
1525U20, Ein Juchartenn vorem gramberg 1533U24, i᪷m
grammətwaụd I Finsterh./Treit.


Bewaldeter Höhenzug zwischen den Gemeinden Finsterhennen
und Treiten, in dem die östliche Anhöhe auf LK 1:25 000
Bl. 1145 heute Grammert, die westliche Grammetwald heisst.

Möglicherweise urspr. *Gran(d)-mont (vgl. dt. Gramberg 1533),
in alem. Mund > grammət und mit Einfügung in die seeländi-
sche Suffixlandschaft auf -ert > grammərt. Mont- wie Berg- für
die kleine, heute bewaldete Anhöhe bezeichnete ursprünglich
wohl die ‹Bergweide› (s. P. Zinsli in: Aus der Geschichte des Am-
tes Erlach, Biel 1974, S. 80).


Grän

ufəm gre᪸n, am ~, dər ~ (Steilhang auf Alp) V Brienz; gre᪷-
nig, am ~, dər ~ (ansteig. Weg Dorf Faulensee‒Bahnsta-
tion) IV Spiez.

Jn gräns acher 1479U11 I Bür.; ager situs in territorio ville
de Anes … vulgariter appellatur Grenacher 1323 I Ins.


Vermutungsweise zu einer vorromanischen Grundlage, zu der
auch der Pass- und Landschaftsname Greina (Somvix) wie die
Alp Grē, rätor. Alp Grein, dt. auch Grennerberg, gehören; vgl.
dazu RNB II, 715 (HN).

Für den Seeländer Beleg ist ein PN zu erwägen: 1270 wird auch
in Büren ein C. dictus Grans urkundlich erwähnt (FRB II, S. 751;
derselbe Name nochmals 1264 FRB II, S. 613, III, S. 47). ‒ Der
FN Grenacher steht deshalb nicht in Frage, weil diese Familie
erst Ende 19. Jhd. aus Deutschland eingebürgert ist (FNB II,
358).


Granegg

u᪷f dər grane᪷k, (; mehrere Hei.), die Granegg neben
dem Schwartzwasser 1617/22C3, auf der Granegg



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Sp. 97


1789/90C3, 1793A, ab der Granegg 1794C3, auf der Gran-
egg 1838D, Grüneck 1850J III Wahlern.

grane᪷k-: ~lox (Hei.), Graneggstutz (2 Häuser) 1838D,
~waud III Wahlern.


Etymologie nicht gesichert. Granegg < mhd. uf der grâwenegg
(Grauegg)? Ebenso wenig wahrscheinlich eine Mischform
gran(d)egg wie Granfelden/Granval (Jura) oder Gran(d)berg/
Grammot s. d. Schwäb. Wb. III, 789: «Gran- in Ortsnamen; Ur-
sprung unbekannt.» Hier wird auch Graneck als mehrfach be-
zeugter Name von Bergvorsprüngen und Burgen aufgeführt. ‒
Granegg heisst ein Gutshof bei Kreuzlingen TG.


Gräng-

gre᪸ŋbax (zum Ortsnamen Greng FR) III Clav.



Gräniche s. Grenche


Grans-

graussaxxər (and. Bez. mu᪷ni᪷mat), ein Juchart Jm Schlatt
der granszacher um 1532U13, der gramsacher 1540U14 I
Arch.

Denne ein halbe Jucharttenn bÿ der granseren 1533U23 I
Eps.


Schwzd. grans(en) f. ‹Schiffs-Schnabel, Fischbehälter, Fischer-
kahn mit Fischbehältern›; mhd. grans ‹Schnabel, Rüssel› (Id. II,
782f.). In Flurnamen in übertragenem Sinn von Bodenflächen
oder vorspringenden Bergformationen, z. B. Graus m., Name ei-
ner Egg zwischen der Kl. Fontannen und dem Flüebach.


Grant-

dər grantmā, grampmā, uf ~ (; magere Weide, Rutsch-
gebiet), vendidimus … pratum nostrum dictum Grant-
mon 1331, ab einer weid grandman 1528 (Zins- u. Gült-
buch Frutigen, fol. 3), (Lawinen haben) an Grantmann,
in Achseten und im Kandergrund bis auf 28 Gemächer
vertragen 1720U172, Grantmann (Alp) 1845D, unser guͦt ze
Frutingen, gnemt Grantmatta 1350; gantəbax (älter:)
grantəbax, gantəbrü᪷k, Grantenbrügg 1775/1777C3 IV
Frut.

Grantenhubel 1845D (Gebiet Homad; lokal id. mit)
gụrantihubəl (Alpteil) IV Bolt./IV Zweis.

-i: im granti, ds ~ (Magerwiese, auf und am Bachgeröll),
im grantiwāld (K., Wa.) IV Frut.


Die etymologische Bestimmung der vielleicht nicht einmal ein-
heitlichen bernischen Flurnamen ist schwierig; vielleicht zu
amhd. grant, grandes stm., Pl. grende ‹Trog, Behältnis für Flüs-
sigkeiten, Vertiefung› (Graff IV, 330; Lex. I, 1069), das im Bairi-
schen noch als Appellativ vorkommt (Schmeller I, 1003), im
Schweizerdeutschen aber fehlt.

Förstemann (I, 109) erklärt die bairischen Flurnamen Grant-
perch ‒ heute Kramberg ‒ und Grantowa, Belege aus dem
11./12. Jhd., vorsichtig mit dem nur nd. bezeugten ahd. grant
‹Kies, Sand›. Möglicherweise ein Randwort?

Ein Bezug auf frz. grand ‹gross› ist unwahrscheinlich.




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Sp. 98


Gräntschel

am gre᪸ntšu᪷, (auch gre᪸ŋtšu᪷, K., Halde), Jm lÿsz Wald j
Juch. am grentschel vor dem wÿer … Jm grenntschel
1532U4, im Gräntschel, Grentschel 1650A, 1704A, Grent-
schel 1838D (12 Häuser) I Lyss.

am ~bax, im ~waud I Lyss.


Rom. *granicellu, zu lat. granica ‹Scheune› FEW IV, 225. Seman-
tisch: Wiese bei der Scheune? Vgl. FEW IV, 226: grandžaso, pré
autour de la cabane au bétail. (HN).


Granwil s. Chrankwil


Gränz-

gre᪸ntswē᪸g I Vin.; gre᪸ntswē᪸g II Dürrenr.

Schwzd. (spät) Grënze(n) ‹Grenze› (Id. II, 785).



Grapfa †

u̍nser reben genemmet die Grapfa 1386 I Twann.



Gräppe s. Greppe


Grappi

d grapi (, Mulde) V Grindelw.


ə grapa ist in Grindelwald das bodenständige Mundartwort für
den Eindruck eines Tierhufes im weichen Boden.


Gras-

B) b) I: 1; II: 8; III: 1; IV: 4; V: 3

Auswahl: grasacher 1480U44 II Alchenst.; ufəm grāsgartə
I Nid.; d grāslaffi, i də grāslaffə (Wei.) IV Saanen; i᪷m
graslouišlẹif V Wild.; der graszbouͤmlis acher 1535U101 II
Urt.; grāsbu᪷rg III Wahlern (s. d.); grāsro᪷ub (K.) II
Rüegs.; nid dem grasweg 1364 II Burgd.; am grasz weg
… stost vff den grasi weg 1531U97, 1535U101 II Ers./II
Utztf.

C) -i: lytt am grassi 1532U62, am grasiweg 1437U56, Im grasi
weg um 1532U13, ann grassj Weg 1532U62 II Utztf.; im
grāssi᪷ (Hei.) IV Frut.

-eren: i᪷ dər grāsərə (K.), by der grasseren 1521U31, by der
graseren 1530U33, grasera 1533U23 I Eps.; i᪷ də grasərə I Ips.
-ig: i᪷m grasigə šleif (Holzlass) V Matten; dər grasigwē᪸g
III Belp; gẹisgrasi᪷k (veraltet) V Ringg.


Schwzd. Gras ‹Gras› (Id. II, 792). Graassi IV Frut. dürfte kollek-
tive -ahi-Bildung sein (wie Grasere) < *gras-ahi ‹Grasbüschel,
Grasfläche›. Geisgrasig evtl. ‹Geissgrasung› oder ‹Geissgras-
eck›?




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Sp. 99


Grasburg

u᪷f dər grāsbu᪷rg, dominus Otto de Grasburc 1223, Cono
de Grasenborch 1228N, Cono de Grassenburhe 1231N, de
Grasburc, de Grasburch, de Graseburc 1239, Chuno de
Chraburc 1245, Graseburg 1255, Grasburc 1259, in Gra-
siburc 1260 … (weitere 8 Belege 13. Jhd.) III Wahlern.


Gelehrtenetymologie setzte ein Crassusburg an, in der Meinung,
die Burg sei von einem Römer namens Crassus errichtet worden
(vgl. dazu und zur Geschichte der frühmittelalterlichen Feste
HBLS III, 637f.). Eventuell ist im ersten Namenglied nicht Gras
‹gramen› zu suchen, sondern ein ahd. PN Graso u. ä. (Fm I, 666);
vgl. auch Grasswil BE > 1261 Graoltzwiler.


Grääsch-/Greisch-

grē᪸ši, ein Juchart genant das grosz grësche um 1525U20,
Gräschiacker 1895Z I Treit.

im greiši, ds ~ (Wohnviertel), im Greischi 1895Z I Ins.


Lat. granica wird über [grãndže] > [grãnže], verdeutscht zu
granši, wobei das inlautende -ž- als stimmloses -š- übernommen
worden ist. Diese Substitution ist normal (s. Steiner, Die franzö-
sischen Lehnwörter in den alem. Mdaa. der Schweiz, Wien/Ba-
sel 1921, § 205) (HN). Gränschi muss danach durch Umlaut und
n-Schwund (Staubsches Gesetz) zunächst zu nasaliertem Grää-
schi, auf einer folgenden Stufe mit Diphthongierung (Fänšter/
Feišter) zu Greischi geworden sein: Grääschi und Greischi dürf-
ten also zwei zeitlich verschiedenen Lautstufen des Lehnworts
entsprechen. Die Stufe frühster Aufnahme wäre Grenche(n),
Greiche(n), ‒ Namen die noch vor der k-Verschiebung in den
deutschen Mund gekommen sein müssen (s. d.).


Gräspi s. Räsp


Grassen

dər grassən, u᪷fəm ~ (Felspyramide, Ktsgrenze Bern/
Uri/Unterwalden), Grassen 1760Gr, ds grassənjó᪷x (zw.
Titlis und Grassen; auch Wendenjoch genannt) V Gadm.
(nördl. des Gipfels Grassen liegt die Obwaldner Alp
Grassen).


Wahrscheinlich Übertragung des Obwaldner Alpnamens Gras-
sen auf Gipfel und Joch. P. Hugo Müller, Obw. Namenbuch
1952 S. 49 vermutet hinter dieser Benennung einen alten PN,
ahd. Grass, s. Fm I, 666; Socin S. 417. ‒ Der Familienname Grass
ist aber weder in BE noch in der Innerschweiz belegt (FNB II,
353).


Grasswil

grosswị̄u, ts ni᪷dər/o᪷bər ~ (; Dorf), Graoltzwiler
1250‒56, in Graolzwile 1287, in der Huͦba de Graswile
1311, Jurto von Graswile 1345, ze Graswile 1346 …
Hensli von Grauswile 1384, Ein schuoppossen ze Ober
Graswil 1431K4 … das guͦt ze Grasszwil 1447 (Zinsrodel
Burgdorf) … Grosswill 1520UP, graszwil 1531U51, gat der



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Sp. 100


pfad gan groszwil daru̍ber 1531U97 … Grossweil 1729‒32C3
II Seeb. Grassw.

an den graszwil waͤg 1531U51, an groszwÿl wäg 1595U54 II
Seeb. Grassw.


-wil(are)-Bildung mit einem ahd. PN Graolt < *Grawolt <
*Grawo-walt, zu Graolt (Fm I, 688)

Die Lautentwicklung führt wohl über stark verdumpftes a (<
ao) unter volksetymolog. Anlehnung an das Adj. gross zu Gross-
wil.


Grat

grāt (II: auch grōt) m.

A) I: 0; II: 3; III: 7; IV: 6; V: 9.

Auswahl: u᪷fəm grāt (Hei.) II Hasle; dər grōt (Waldgrat)
II Kldietw.; dər grāt (Hei.), auf dem Gradt 1728A (zins-
pflicht. Gut) III Eggiw.; dər grāt, ufəm ~ (auch: u᪷f dər
e᪷k; Waldhöhe) III RütibR.; dər grāt (Hei.), das guͦtt vff
dem grad 1530U135, 1547U137 III Sign.; u᪷fəm grāt (Schatt-
stall) IV Bolt.; u᪷f də grēət, grị̄ət (Wildheumad) IV
St. Steph.; i᪷m grāt (oberste Hangpartie am Grat) V
Därl.; ufəm grād V Gadm.; hindərəm grāt (Alp jenseits
d. Grates) V Obried.

B) I: 0; II: 36; III: 79; IV: 76; V: 42.

Auswahl: -grāt: ammərtə~, Ammertengrat 1760Wä IV
Adelb.; dər aštgrō᪷t (Hei.) II Sum.; eixgrōt (Hei.) II
Trachsw.; an den ärbsz grad 1531U136 III Langn.; friššə-
wē᪸rt~ IV Lenk; vln dem frowen grat 1495Uk2 II Rüegs.; an
fruͦttingen grat 1577U160 IV Lenk; an Geysgrat 1379, 1389,
von dem Sattel untz an Geiszgrat 1420Rq1, 1569U72 III
Schangn.; an den Gersten graͧd 1470Rq1 III Trub; ufəm
fordərə/hi᪷ŋərə gịrš~ (2 Hei.) III Eggiw.; kü᪷kis~, Gügis-
gradt 1795Rq8 III Sigr./V Beatb.; in Hambüelsgrath
1599A, 1639A III Sign.; an denn hasenn grad 1531U136 III
Langn.; an Hein gradtt 1530U69 II Sum.; der Hellgradt
1534UP III Röth.; Honegg grat 1531U144 III Eriz; hu᪷ụər~
(Hei.), an holder gradt 1534/35 (Gemeindearchiv) III
Langn.; u᪷fəm hö᪷i~ (Hei.), uffÿ in hoͤÿ gradt 1531U136, im
Höüwgradt 1592/95C3 … III Trub; hundtz grad 1531U136
III Trub; vff denn knoͤüw grad 1531U136 III Trub; am
oͤugstgrat 1569U72 II Erisw.; ri᪷ŋərgrō᪷t (Hei.), Rindergrat
(Alp) 1782C3 II Sum.; ro᪷kəgrō᪷t (2 Hei.), im Roggengrad
1641A II Erisw.; ros~ (2 Hei.), an Roszgraͧdt 1470Rq1, an
Rossz grad 1531U136 … III Trub; rọ̄x~ (Alp), Rouchgradt
1534UP, 1538UT, ob der Alp Rouchgratt 1570UP III Röth.;
šte᪸kxə~ (2 Hei.), an den stäckenn grad 1531U136 III
Langn.; štig~ (2 Hei., Alpwirtschaft), Stig grad 1531U136
III Langn.; Utzellengrat 1439Rq1 II Waltw.; tswịfaltə~
(doppelter Gratrücken) V Bön.

ab) ein guͦt an Remisgrate 1303‒07Qs, die alp Remis grat
1569U72, 1585C3 … (heute: o᪷bər/u᪷ŋər re᪸mis, ohne -grāt) III
Langn.

ac) vff den vinstren grad 1531U136 III Trub; hoch grad



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Sp. 101


1531U97 II Lütz. od. Obburg; ho᪷~ (Hei.), hogradt 1534
od. 1535 (Gde.-Archiv) III Langn.; vf dem Hoch grat
1533U133 III Rüegg.; i᪷m blu᪷ttə~ (Hei., steil), im Blutten-
grat 1776A III Laupersw.; ufəm rōtə~ (Alp), Rohtengrat
1710A, 1728A III Eggiw.; ufəm šle᪸xtən grād (Gratein-
schnitt) V Brienzw.

B) b) I: 2; II: 7; III: 8; IV: 5; V: 10.

Auswahl: Zins von dem Gratmarchelttin 1502U157,
1515U158 IV Lenk; von dem mittlesten Gratmad 1502U157
IV St. Steph.; zwey mans mad heist das grattmad
1497‒1516U167 IV Zweis.

C) -li: grȫtli (II); grē᪸tli (III, V); grētli (III); griətli (IV).

I: 0; II: 1; III: 5; IV: 2; V: 10 (keine historischen Belege).

-grätli: I: 0; II: 1; III: 6; IV: 8; V: 21 (keine hist. Belege).

-ler: dər grē᪸tlər (Seitengraben) III Eggiw.

Hieher? d grịədime᪸dər IV St. Steph.


Schwzd. Grat, Pl. Grät m. ‹länglicher, schmaler Bergrücken›,
mhd. grāt stm. (Id. II, 820f.). Vgl. Zinsli, Grund und Grat, S. 321.


Grätsch-

gre᪸tšishāg (K.), by gretzishag i juch: stost an trölers holtz
1532U4 I Kalln.


Kurzform zu PN Pankraz, vgl. Id. II, 835.


grau

A) i᪷m grāu (K.; Ellipse für: i᪷m grāuəštei) II Madw.

B) b) I: 11; II: 12; III: 15; IV: 1; V: 9 (davon ~štei: I: 6;
II: 7; III: 11; IV: 0; V: 1).

Auswahl: uf dər grauə fluə (Wa.), ze der Grawen fluͤ 1370,
uff die Grawen fluͦ 1373 I Safn.; i᪷m grauho᪷uts (Wa.), ne-
mus dictum vetus nemus 1256 (nach Jahn = Grauholz),
im Grauwen Holtz 1594A … II Moosseed./Urt./ III
Boll.; die obre gramatten 1513U57 II Zuzw.; Zwöÿ man-
werch mattenn, genant die nidere gramat 1622UP II Mad.;
graumōs, zem grammos 1436U121, anderthalb juchart
acher bim grammos 1532U125 III Ferenb.; grammōs III
Mühled.; im grauəštei (K. mit grauweissen Steinen), a
magno lapide Grisio ca. 1131; usque ad lapidem crisium
1208?, usque ad Grawensten um 1238 I Seed.; zuͦ dem
Grauwen stein 1371, bisz zum graͧwen stein 1531U136 III
Langn.

Hieher? ager unus iuxta Grawengepreiten 1277 II
Langt.; ufəm grē᪸ilig I Schwad.



Grauenstein

grāuəštei (Weiler), Grauwenstein 1622 (Hettiswil Urbar),
bei dem Grauenstein 1749A, Grauenstein (Häuser) 1835D
II Krauchth. Hettisw.





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Sp. 102


Schwzd. gra(w), grau ‹grau› Adj., mhd. grâ, -wes; auch von Fel-
sen, Bäumen u. a. (Id. II, 830f.). Zss. wie gramat, grammoos kön-
nen durch Assimilation in der Dativform erwachsen sein: (in
der) gra(wen)-matt, (im) gra(wen)moos; vgl. aber auch die Erklä-
rung Id. II, 831.

Zu gre᪸ilig I Schwad. vgl. Gräwling ‹Name eines alten Turms› in
Bremgarten AG (Id. II, 834).


Gräub s. Gröib


Grebel

stost an den grebel 1488‒1514U166 V Leiss.

im gre᪷bəlbax, gröbəlbax (Hei., Bach), an den Grebelbach
(-bach gestrichen) 1482U166, an den Grebelbach 1491U166,
Grebellbach 1666/67A, Gräbelbach (1 Haus) 1845D IV
Aeschi/IV Kratt.

ein halb juchart achers in grebelsried 1532U125, 1542U104 III
Laup./III Neu.


Schwzd. Grebel m. ‹karstartige Hacke› (Id. II, 688). Der Bach
wohl nach deren Form als verzweigtes Gewässer benannt.

In Grebelsried liegt die Personenbez. Grebel m. ‹(Toten-)Gräber›
vor (ebd.).


Greiche s. Grenche


Greisch- s. Grääsch-


Grejere

i dər grē᪷jərə (gutes K.), die grÿera, in der grÿeren um
1530U142, Jnn der grÿeren ein halb mad 1535U101 III Oppl.


āria-Bildung zum FN Grÿer. Bss. aus ders. Gemeinde: «Kÿsara
Peter Kÿser, Tubera ‒ Hans Tuber etc.» um 1530U142. (Vgl. dazu
M. Szadrowsky, Lateinisch -aria in der alemannischen Schweiz,
ZNF XIV, 1938, 31ff., insbes. 50ff.) Grÿer ist Herkunfts FN zur
Landschaft Gruyère, dt. Greyerz, im 18. Jhd. auch Grière (Bloch/
v. Wartburg, Dict. Etym. d. 1. langue française, S. 308).


Grell- †

von grellen matten im briell 1485U15 I Brütt.


PN; vgl. Socin S. 142: Hugo Grello 1149; Crello, urbanus Turicen-
sis 1159.


Gren s. Grän


Grenche

grenxə, gre᪸nxə, greixə K., Dorfteil, Alpweide.

A) die gränchen 1569U72 II Lütz.; dər greŋxə (Bergweide),
den berg genemt grenhen vor 1429U78, vff dem berg
grennchen 1487K10, Berg Grenichenn 1533U133 III Gugg.;



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Sp. 103


gre᪸nəxə, gre᪸nixə, das i᪷š ~ (Wa.) III Laupersw.; greixə, ts
~, im ~ (Quartier), in Grenchon 1313, in villa dicta
Grenchon 1314, de bonis sitis in Grenkon 1344K5, von
Grenchon 1349, ze Grenchen 1353, 1363, ze Grenkon
1378, grenchon 1396Uk2 … in den drÿen dörflinen Wilders-
wil, Mülinen und Grenchen 1533Rq8 V Wild.

B) ac) im obərən/undrən greixə (K.) V Wild.

b) I: 2 (Nähe Dorf Grenchen); II: 0; III: 7; IV: 0; V: 2.

Frühste Belege: uff dem grenchen [?greuchen] veld
1535U161 V Wild.; in grenchenmatten um 1532U13 I bei
Bür.; oben an grenchmatten 1535U161 V Ltbr.; grenxə-/
grēnhəbe᪸rg, der Grenchenberg 1489A III Gugg.


Der Name geht, wie schon Gatschet I, 16 gesehen hat, auf lat.
*granica ‹Kornspeicher, Scheune›, später auch ‹Meierei,
Bauernhof› zurück (REW 3845, FEW IV, 225ff.). Er muss als
alem. Lehnwort bis in den Alpenraum (BO; WS; ennetbirg. Wal-
serkolonien) vorgedrungen sein; vgl. P. Zinsli, Das Berner Ober-
land als frühe alem. Siedlungsstaffel, in: Festschrift A. Bach,
1965, S. 330ff. bzw. S. 352; ders. in: Walser Volkstum S. 418 A5;
Glatthard, Aare/Saane S. 288ff.


Greppe

gre᪷pə, gre᪸pə f., m. (K.).

A) i᪷ dər gre᪷pə (K.), in der graͤpp 1528U2, an der gräppen
1532U4 I Grossaffolt. (Wingarten); i dər greppə, ein wald
heist Jn greppen, die matten von greppen hin vf vntz zuͦ
der Schwendi 1464U38a II Langt.; im gre᪸ppə, dər gre᪸ppə
(Hei., K.), von dem grepen 1488U156, ab dem guͤtt genant
der Greppen, ab dem Stadelmad Im Greppenn 1502U157,
1515U158 IV Bolt. Littisbach.

B) b) gräppelacher 1528U2 I Grossaffolt.; i dər gre᪸ppə-
wẹ̄d IV Bolt.

C) gräpplin 1528U2 I Grossaffolt.


Kaum zu schwzd. Grepp f. < Gräbt, mhd. (be)greb(e)de ‹Ort des
Begräbnisses, Grab› (Id. II, 698). ‒ Wohl zu vorrom. *krapp-
‹Fels›, vgl. J. Hubschm., Alpenwörter, S. 13; REW 4759.


Grer

im grē᪷r, ds ~ (Wa., Steilhang mit Geröll) V Gsteigw.


Zu schwzd. rēre(n) intrans. (seit mhd. Zeit) ‹herabbröckeln, her-
abrieseln› (Id. VI, 1224f.); also ‹Geröllhalde› (Verbalabstraktum
< gi-rēri).


Greesgi

im grēski, ds ~ (Alpstafel Planalp), Gröszgi 1893, Grösgi
1894 (Alpprotokolle). Der Gewährsmann A. Streich erin-
nert sich, in einer Urkunde aus dem 16. Jhd. gelesen zu
haben: gröszkin V Brienz.


Wenn der urk. Beleg des 16. Jhds. gesichert ist, wäre Zusammen-
hang mit Chin(n) ‹Schlucht› zu erwägen, wobei allerdings die
Lautentwicklung unklar bliebe (wie etwa in Glinga GR Nufenen
und Avers (RNB II, 442) zu Chlinge(n) ‹Schlucht› (Id. III, 657).




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Sp. 104


Gret

grēt f. (meist K.)

B) b) im grē᪷təmbodən (K.) V Gutt.; zuͦ Greden weidli
1554U109 III Mühleb.

Hieher?: grẹ̄təmattə IV Lau.

C) -i: gredisaxxər IV Bolt.; grētislo᪷x (Hei.), inn gredenn
Loch 1518U74, das Greitlisloch 1794A II Farn.

-er: dər grētər (Hei., K.) II Rohrbgr.; die Gredersmatt
1666L, Greders mos 1423U72a II Ndbipp.

Hieher?: grē᪸tərsbo᪷dən (bei Gratwald) V Brienz.

-el(e): uf dər grẹ̄tlə (Hei., K.); Nbform: dər grētəl, im ~ IV
Diemt.; ds grē᪷təli (Scheune) IV Saanen.


PN Grēt (Id. II, 824) s. auch Margret.


Gribel- †

Der gribellacher ein grosse Jucharten 1531U97 I Buss-
wbB.; der gribellacher Jst iij Jucharten 1530U95, der
Gribellacher iij Jucharten 1595U54 II Herzb./II Thörig.


Evtl. zu schwzd. Grebel ‹Karst› (Id. II, 688) mit frühem Umlaut
ahd. grebil > gribil; vgl. aber auch Grübel.


Gricht s. Richt-


Griid s. Rüt


Gride

A) ds grịdə, u᪷fəm grịdə (Hei.), an der matten Grÿden den
Hofe 1391Uk2, ze Griden: Rüffli von Griden git von Cuͦni
Griden gütern, … von Cuͦnis Griders gütern 1425U78, fünff
Juchartten genannt Gryda 1502U157, zuͦ gridenn 1515U158
IV Bolt.; d gridi, in də gridə, blan warno sey eys grideres
inter duo terranz 1360Zw IV Gsteig; d grịdə, u᪷f də grịdə
(auch: gri᪷də) IV Lau.; becium deis greydes 1441Zw IV
Saanen (Grenze gegen Ormont); i də grịdə (Wei.), weid
uff griden 1515U158 IV Lenk; im grị̄dən V Gadm.

B) b) I: 1; III: 1; IV: 8; V: 4.

Auswahl (und alle unter A) nicht genannten Orte): Jm
grid acher um 1531U34 I Aeg.; grịdəbụ̈əụ (Weiler, See-
kreide), Grigelbühl 1777/1779C3, auf dem Grydelbühl
1788A … III Lind.; grịdəbodə (grịpodə), grịdwāld, Gryden-
wald 1794A, grịdəwẹ̄d IV Bolt.; grịdəwāld V Gadm.

Hieher?: ds grịkre᪸bli (Seitengraben zur Simme) IV
St. Steph.; ds gri᪷matli (; K.) IV Bolt.


Etymologische Herkunft ungeklärt (RNB II, 715; P. Glatthard,
Ortsnamen zwischen Aare und Saane, S. 108).


Grien

griən n. K., Wa. mit kiesigem Untergrund; ehemalige
Flussläufe; im Alpengebiet auch Moränenschutt.





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Sp. 105

A) I: 13; II: 1; III: 2; IV: 0; V: 1.

(Auswahl): im ~, ein grÿen, ein gruͤn 1532U4 I BusswbB.;
im ~, von dem grien zwüschen den wassernn 1532U4 I
Lyss; i mad gras lit obenn am grien 1532U4 I Rad.; im ~,
ine den Erlen das grien 1521U31 I Stud./Worben; ufəm ~
(Dorfquartier) II Rohrb.; ds ~ (alter Kanderlauf) III
Amsold.; im ~ (mageres K. am Berghang), das Grÿen
1562U161 V Bön.

B) a) I: 29; II: 0; III: 2; IV: 2; V: 1.

(Auswahl) aa) von dem Alpbach-Grien 1754U164a V Has-
lib./Meir.; eššə~, das Eschengrien 1685A I Kapp./Lyss;
im fe᪷lə~, fe᪸li~ (weites K., Unterholzrodung) I Kapp./
Lyss/Worben; xandər~ (Wa.), auf dem Candergrien
1727A … III Thier./Thun/Uet./IV Aeschi/Spiez; lattə~
(K., Tannen f. Gerüsthölzer) I Schwad.; po᪷kxə~ (K.,
Geissbockhalter hier nutzungsberechtigt) I Büet./
NdriedbK./Rad.;

ac) vom blutten grien 1540U14 I Dotz.; vff dem Töiffen
Grien 1502U157 IV St. Steph.

b) I: 12; II: 9; III: 11; IV: 0; V: 4 (davon griəngruəbə:
I: 7; II: 7; III: 6; IV: 0; V: 1).

(Auswahl) ein mad im Grenfelt 1360 V Bön.; an die
Grien Spe 1531U144 III Amsold.; i᪷ dər ~tse᪸ug, vff der
gryen Zellg 1529U33, 1531U34 I Worben.

C) -li: griəndli (angeschwemmter Boden) III Frauenk.;
ds griənəli (Haus) III Langn.;

-eren: i dər griənərə (K., mit viel Kies) III Kies./
Ndwichtr.


Schwzd. Grie(n) n., mhd. grien stmn. ‹Kies, feines Geröll, sandi-
ges Ufer› (Id. II, 747f.); vgl. auch Grin.


Gries

gri᪷əs, grī᪷əs n. Gebiete in und neben Bachläufen.

A) ds ~ (Schlucht) IV Reich.; im ~ (Talkessel) V Gadm.;
im ~ (K.) V Leiss.

B) ac) stossett … an schönen griesz 1524‒80U168 (s. A)!) IV
Reich.; im under gries 1437U56, am vndergriesz, im
vndern griesz 1532U62 II Utztf.

b) I: 0; II: 1; III: 2; IV: 3; V: 5.

Auswahl: ~hu᪷bu III Mühleb.; in der Griess Oehy 1771C3
IV Lenk; ~šlu᪷xt (neuer Name, früher grī᪷əs s. o.) IV
Reich.; ~štand (Felskanzel) V Gadm.; ~we᪸gli III Sigr.;
~waŋ V Gadm.

C) -li: i᪷m gri᪷əsli (4 Häuser) V Leiss.

Familienname Griessen: i᪷ dər gri᪷əssənọ̈i (gekürzt: i᪷m
gri᪷əssi᪷) IV Adelb.; gri᪷əssənei (Wa.) IV St. Steph.; gri᪷əs-
səwāld IV Adelb.


Schwzd. Gries n. mhd. griez stmn. ‹grobkörniger Sand, Kies› (Id.
II, 801f.).




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Sp. 106


Griesalp

griəsalp (Kurhaus, Weide) IV Reich.


Etymologie s. Gries.


Griesbach b. Sumiswald

i᪷m gri᪷əsbax (Bachname, Weiler), in griesbach 1380U55, im
griesszbach 1426U64, Griessbach 1528A, 1529A … II Sum.

~mattə (Hei.), ~mōs (Hei.) II Sum.


Etymologie s. Gries.


Griezi

i᪷m gri᪷ətsi᪷ (Heuland, steil) V Gutt.



Griif-

grị̄f-, grị̄ff- (nur als BW in Composita).

grị̄ffəhü᪷beli III Bern; grị̄fəmbax (Bach, K.), Burchardus
zem Griffenbach 1335, Mychel zem Grifenbach 1365,
1367 V Ltbr.; grị̄fəbē᪸rg (Wa.) I Meinisb./Safn.


Grīf, -en m. ‹Greif, fabelhafter Vogel› (Id. II, 709). Allenfalls
auch zu einem PN Grifo, s. Fm I, 674.


Griifel-

grị̄fəlwē᪷idli᪷ (K. Wei.) V Ltbr. Weng.


Schwzd. Grīfle(n) f. ‹Preiselbeere› (im Wallis und Walsermund-
arten, aber sporadisch auch im BO: grīfləni in Wengen). Das sei-
ner Herkunft nach dunkle Wort ist auch im lombardischen Os-
solagebiet in der Form grigul wie bei den Piemontesen der Valse-
sia als griule < *grivule bekannt, s. J. Jud, Zur Geschichte der
romanischen Reliktwörter, VR VIII, S. 42f.


Grimm-

i᪷ dər gri᪷mmsmatt (Hei.), die grintzmatten iij meder
1531U97, Grimsmatt (Ha.) 1838D III Vech.


Ursprünglich zu Grind (s. d.), später durch Assimilation dem FN
Grimm angeglichen (FNB II, 363).


Grimmer

dər grịmər (Alp) IV Kandergr.

gri᪷mməršbodə (ehemal. Moosboden; and. Bez.: weŋərs-
rü᪷ədusmö᪷sli᪷), iiii meder ligent in grimmersboden stost zuͦ
einer siten an der wenger guͦt 1498U46 III Blumst.; dər
gri᪷mmərštei (Hei.) II Erisw.


Grimer ist als Beiname in der Nähe von Kandergr. bezeugt:
Grimer von Kyental 1354, Petrus Grimer (Scharnachthal) 1368;
ursprünglich wohl Grimhar, Crimheri, im 9. Jhd. belegt in
St. Gallen (Fm I, 671). Der einfache Konsonant hat sich in dieser
Gegend erhalten (s. SDS II, 187), während er sonst intervoka-
lisch ‒ eventuell auch in Anlehnung an den FN Grimm ‒ ge-
schärft wurde.




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Sp. 107


Grimmestei

dər gri᪷mməštei, u᪷fəm ~ (Hügel im Wa., Ruine), Petrus de
Grimestein 1271, Petrus de Grimminstein 1275, Peter
von Grimmenstein 1328, 1336, 1338, 1339 … Peter von
Crimenstein 1359 … Heinzman von Grimstein 1364 … zuͦ
Grimmistein 1595U54 II Wynigen.


Bezeichnender hochmittelalterlicher Burgname mit der Kompo-
sition von mhd. grim(me) ‹schrecklich, wild› und mhd. stein stm.
‹Fels›, auch ‹Burg›; vgl. O. Boxler, Die Burgnamengebung in der
Nordostschweiz und in Graubünden, 1976, S. 196; Edw. Schrö-
der, Die deutschen Burgennamen, in: Deutsche Namenkunde,
1938, S. 155ff. ‒ Die Edlen von Grimmenstein werden im 13.
und 14. Jhd. erwähnt (HBLS III, 748).


Grimmi

gri᪷mmi f., n. (K., Alp-, Weidegebiet).

A) neben dem hag der die grimmi jn slachet 1480U44 II
Kopp.; grimmi (Alp), xx küberg uff grymmo 1524‒80U168,
an Grimmien 1629UP, auf Grimmien 1738/39A IV Diemt.

B) a) štịərə~ (Alp), i᪷ dər wild~ (Schafwei.), Wild Grimien
1620R IV Diemt.

b) ~aup III Mühleb.; ~alp, ~fū᪷rki IV Diemt.; jn grimmis
ru̍ty neben dem hag der die grimmi jn slachet 1480U44 II
Kopp./II Willad.; im ~šwa᪷nd (auch gri᪷əməšwond, Wa.)
III Sigr.

C) ufəm grimmli, ds ~ (Bergweide) V Ringg.


Wohl Abstraktbildung zum Adj. altschwzd. grimm (Id. II, 733),
ahd. grimm(i) ‹wild, grausam›, das zunächst für innere Zustände,
aber vereinzelt schon toponomastische Anwendung zu finden
scheint; funesta praecipitia = crimmo vlornussi ‹verderbliche
Abgründe› (Graff, ahd. Sprachschatz IV, 324). Das einfache
Adj. grimm ist im Deutschen schon seit dem 18. Jhd. durch grim-
mig ersetzt (H. Paul-Betz, Dt. Wb. S. 273). ‒ Die Namenbildung
entspräche etwa derjenigen von schwzd. Wilti zu wild ‹hochgele-
gene, rauhe, bzw. verkehrsabgeschlossene Gegend› (Zs., Gr. u.
Gr. 340). ‒ Schwäb. Wb. III, 836 weist Grim-, Krim- ebenfalls in
verschiedenen Örtlichkeitsnamen nach (Grimbach, Grimm,
Grims …) und bemerkt dazu: «in ONN verschiedenen, nicht im-
mer klaren Ursprungs».


Grimsel

ein tristidi an Grimslon und daz dar zuͦ hoͤrt 1361‒69 (Ko-
pie um 1467N) IV Erlenb. gri᪷msəlek (Weide Bellenalp) V
Sax.; gri᪷msləngrābə, der Grimslengraben 1794C3 IV Saa-
nen; gri᪷msəlbödə (Bellenalp) V Sax./Wild.


Etymologie s. Grimsel Hospiz.


Grimsel Hospiz, Grimsel Passhöhe

an dər gri᪷mslən (Bergübergang zwischen Berner Ober-
land und Oberwallis, schon seit kelto-römischer Zeit be-
gangen), da die Ar entspringt, das man nempt den
Grimslen, wider uber an den Grimslen, da die Ar ent-



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Sp. 108


sprenget 1385, das der weg und die strasse gemacht
werde uf u̍nser gebiet untz an den spital an Grymslun
1397Rq, apud Grymslen 1418 (Gremaud J., Documents
VII, S. 269), das Er (Hans Huber) auch über den Berg
Grimslen gesaumet hat ?1429 (Kopie v. 1744U173), apud
consches (Goms) in domo grimsle ecclesie beate marie
virginis 1498 (Gde-Archiv Ulrichen), an der Grimbslen
1511 (Kopie v. 1744U173), zu faren mit Irem veech durch Ir
alpen genammptt Grinnbslen 1567 (Gde-Archiv Oberge-
steln), per montem Grimsulam 1574 (Simler, descriptio
Valesiae, Font. Bd. I), ad Grimsulam 1577Sch, uf Grimsel-
len an selbigen spital 1660Rq … V Gutt.

gri᪷msəl-hošpits, ~pass, ~sēə, der Grimslerenberg 1692A V
Gutt.

Hieher?: am Gru̍msten 6 mans mad zwischen 1361 und
1369N (Kopie um 1467) IV Erlenb. (Möglicherweise un-
genau kopiertes Grümslen; vgl. in derselben Kopie von
1467: ein tristidi an Grimslon).


Der Passname Grimsel ist noch ungeklärt. Zusammenhang mit
den Alpnamen Grimmi (s. d.) ist anzunehmen, möglicherweise
aber auch mit den ONN Grimisuat bei Sitten VS und Grimentz/
Grimence bei Siders WS (H. Jaccard 1906, S. 203), cabulum du
grumissel 1592 u. ä. im Val Hérémence. Doch lässt sich ein weite-
res Vorkommen des Stammes Grim- in der westschweiz.-rom.
Toponomastik nicht belegen, und es ist bisher auch den Roma-
nisten nicht gelungen, einen etym. Ansatz zu finden
(WM+HN).

Vielleicht doch germ.? Aber auch die Deutung von Gatschet in
«Ortsetymologische Forschungen» mit mhd. krimmen ‹zusam-
mendrücken, klemmen› und mhd. sol n. ‹Pfütze, kl. See› ist
kaum annehmbar, ebensowenig was M. R. Buck, Obdt. Flurna-
menbuch, zu Grimsel stellt (S. 90): mlat. cremia ‹Bühl› bzw. die
Ableitung *crematiola. Man müsste eine sehr alte Ableitung
zum nominalen Stamm grimm(i) mit dem germ. Suffix -sla, ahd.
-sal, annehmen, das wir etwa in Zwisel ‹Rute, Astgabel› neben
zwî ‹Zweig› u. ä. kennen; vgl. Wilmanns, Dt. Gr. II, § 213, und
H. Gubler, Die Liquid- und Nasalsuffixe in der schwzd. Substan-
tivbildung, Freiburg i. Br. 1920, S. 132/133.


Grin s. Rone


Grind

gri᪷nd, gri᪷ŋ m. Gelände-, meist Felsbuckel oder -vor-
sprünge.

A) gri᪷ŋ III Arni; i də gri᪷ndə (Felsköpfe) IV Kandergr./
Kanderst. Oeschinen; in gri᪷ndən (felsiger, steiler Wa.) V
Obried; ufən gri᪷nndən, i gan uf gri᪷nda (ehemalige Alp-
weide) V SchwandenbBr.

B) aa) I: 0; II: 4; III: 13; IV: 25; V: 64

davon Benennung nach benachbartem Ort: II: 3; III: 3;
IV: 14; V: 44; Vergleiche mit Tierköpfen: II: 1; III: 7;
IV: 5; V: 13 (Affe, Fuchs, Geiss, Gusti, Hahn, Hirsch,
Hund, Kalb, Katze, Rabe [Rams], Ross, Sau, Schaf, Stier,
Widder); Twingherrengring.





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Sp. 109

ab) II: 4; IV: 1; V: 3.

ac) III: 1; IV: 2; V: 4: fərbrö᪷nntə gri᪷nd III Pohl.; im
ge᪸lbən gri᪷nd V Ndried; ufəm lu᪷štigən gri᪷nd V Iseltw.; rụ̈-
di᪷g gri᪷nd IV Bolt./IV Wimm.; ufəm di᪷rrən gri᪷nd (grosse
wilde Felsmasse) V Brienz; i᪷m u᪷ndərn gri᪷nd V Ringg.

ad) i᪷m obgri᪷nd V Ringg.

B) b) I: 3; II: 1; III: 3; IV: 1; V: 4

C) -li: šni᪷tslərs gri᪷ndli III Sigr.


Schwzd. grind m. ‹Kopf am tierischen und meist pejorativ auch
am menschlichen Körper›. Übertragen ‹Felskopf, -kuppe, -vor-
sprung, kegelförmige Bergerhebung, auch Sandbank› (Id. II, 760
bzw. 763). Schon mhd. grinte swm. ‹Bergrücken› und ahd. (bair.)
‹Montem qui dicitur grind›; vgl. auch Zs., Gr. u. Gr., S. 321 mit
Bedeutungsmöglichkeiten.


Grindel

gri᪷ndəl, uf gri᪷ŋlə m. (Gebäude, Alpgebiete).

A) uf o᪷bər/u᪷ŋər/u᪷ssər gri᪷ŋlə (3 Hei.), das guͦtt uff Grin-
dell, uff grindlen 1531U136, uff Grindlen 1559A … III
Langn.; uf dər alp gri᪷ndəl, an der alp Grindel 1532Rq8,
1535U161 … V Grindelw.; alp gri᪷ndəl (Gesamtbez. id. mit
Hasligrindel), i᪷m gri᪷ndəl (Teil ders. Alp), einen vierden
teil eis stafels an Grindelen 1322, in alpe Grindeln 1327
V Schatt.

B) aa) dər tanngri᪷ndəl V Brienz/V Grindelw./V Has-
lib./V Obried.

ab) «stavil» in monte seu alpe que vocatur Willigescrin-
dil 1279, super alpe Wilgesgrindel 1296, ze Wilgesgrindel
1323, Wilgris grindel 1358, 1362 V Schatt.

ac) an enra Grindel 1342, an Endra grindel 1358 … an
dem vorderen grindel 1329 V Schatt.; hinter Grindel
1789C3 V Grindelw.

B) b) I: 1; II: 5; III: 6; IV: 0; V: 4.

Auswahl (Orte, die im übrigen Artikel nicht belegt sind):
grindell acher 1531U52 II Walkr.; grindellacher 1535U133
III Thurnen; an der Grindelhalten 1400Uk2 … III Seft.;
gri᪷ŋuhö᪷ụtsli, das grindelhoͤltzli 1534U100 II Münchr.;
grendellmatten 1528U2 I Wengi; inn der grendel matt
1518U74 II Obbipp; von der grendel matten 1529U75 II Wan-
gen; das grindellmätteli 1532U4 I Graffolt.; gri᪷ŋụmōs,
grindelmosz 1531U97, 1535U101 II Mattst. (bei Münchr.);
gri᪷ŋləbax (Hei.), Grindelbach 1389‒1460Ud … III Langn.


Schwzd. Grëndel, Grindel m. ‹Riegel, Querriegel, bes. Schlag-
baum, Pfahlwerk›, ahd. grintil ‹Riegel, Balken›, vgl. Id. II, 757ff.
mit der Bemerkung: «Das W. ist in zahlreichen Flurnamen er-
halten, welche sich aber nicht unter einer Bed. vereinigen las-
sen» (mit Belegen aus der innern und westlichen deutschen
Schweiz Sp. 759).

J. U. Hubschm. ‹Bergnamen› in: Zeitschrift ‹Die Schweiz› vom
Juli 1943 sieht hinter dem Flurnamen Grindel ein dämonisches
Wesen ‒ < *Grindila, gall. Dämonenname, in Sümpfen und
Wäldern, das er auch auf der Alp Grindel in Grindelwald und um
die Grindelspitzen südl. vom Petersgrat vermutet; vgl. engl.



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Sp. 110


Grendel (zu diesem s. HDA III, 1134ff.). Hubschm. verweist auf
einen ahd.-bair. Beleg, den er als ‹Hain des Tanngrindel› inter-
pretiert. Die Stelle lautet aber nemoris Tanngrintelis und meint
wohl eher einen Tanngrintel genannten Wald (Bair. Wb I, 1004).

Wahrscheinlicher ist eine sachliche Grundlage: Grindel wird
ausser der Palisade auch einen ‹Grenzzaun›, ein ‹Gatter› oder
dgl. bezeichnet haben, von dem aus möglicherweise irgend etwas
Absperrendes, z. B. einen Hügelsporn oder Bergrücken; vgl. A.
Iten, Zuger Namenstudie, S. 77. Schon Lexer, Mhd. Handwörter-
buch I, 1086 verzeichnet grindel, grëndel als verfestigten und
wohl schon damals nicht mehr durchsichtigen Namen von Feld-
und Waldplätzen.

Hieher wohl auch?: i dər gri᪷ŋləxə (3 Hei.), Jn der grindla-
chenn 1531U97, Gringlechen (drey Tauner Gschikli)
1783Rb, in der Gringlachen 1787A, 1796A, in der Grindli-
chen 1796A III Walkr. an der … grindlachmatten, grin-
lichmattenn 1531U97, dər gri᪷ŋləxəwaụd III Walkr.


Grindel + -achen, worin im 2. Glied kaum ahd. aha f. ‹Gewässer›
gesehen werden darf, sondern das verbreitete, aber noch kaum
zu deutende «suffixale» -achen, -echen (s. diesen Artikel). ‒ We-
niger wahrscheinlich ist eine Zusammensetzung Grind-lache(n),
mit Grind (evtl. der Zwingherrengrind bei Walkr.) + Lāch(en)
‹Grenzzeichen, Grenzmark› (Id. III, 998ff.)?


Grindelwald

gri᪷ndəlwāld (), (wo?) ts ~, (wohin?) gən ~; Dorf und
Gemeinde, fundum in Grindelwalt 1146, ecclesiam de
Grindelwalt 1180 oder 1181, in Grindelwalt 1220, 1228,
Bur. de Grindelwalt 1240, ecclesiam de Gringelwalt 1245
… (13. Jhd. weitere Belege; 1300‒50 35 Belege), … uss
dem Grindelwald 1567C3 V Grindelw.

ad glaciem inferiorem 1146, 1220, ab inferiori glacie us-
que ad superiorem 1246 V Grindelw.


Etymologie s. Grindel.


Grinig

dər grịni᪷g, im grịni᪷g, i də grịnigə (K., eben), ein mad im
grini, die Stockmatten … stost bisenhalb an grining, Im
grinig um 1525U20, im grōssgrịni᪷g, xlị̄grịni᪷g (; K.,
Moos), der hinder grining 1530U21, der hinder Grinig
1786P; grịni᪷gmattə I Brütt.



Gripp- †

ein bletz in der ysengrippen 1542U104 III Boll. Ferenbg.

Die grippischen ein zilig mad 1531U97 III Boll. Oster-
mund.



Grippele

kri᪷pələ, i᪷ dər gri᪷pələ (Weiler), in der Grippelen 1788/95C3,
i᪷m gri᪷pələmō᪷s III Bigl.; uff der grÿppelen um 1530U142 III
Obdiessb.

ds gripəli IV Reut./Wimm.





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Sp. 111


(West)-Schwzd. Grippele(n) f. ‹gabelartige Verzweigung› (Id. II,
788). Der Weiler Grippele(n) liegt bei einer Wegverzweigung
(der Anlaut kripele(n) = d Grippele(n) scheint noch auf appellati-
visches Verständnis hinzuweisen).

Das Grippeli in Reutigen/Wimmis bezeichnet den Sattel zwi-
schen den beiden Gipfeln der Simmenfluh.


Gris-

Advocatiam de Iseltwald a Grislowinun usque ad Ho-
lunzaisa 1239 V Iseltw.; an grisen schwand 1524‒80U168
IV Reich. Kienth.; (Hanns gru̍schi gibt Zins von einer
Matte) stost … an gru̍schen des venners seligen weid
1493U84, an grüschen des venners selgen weid 1538U148 IV
Frut.; ann Grischenn weid 1524‒80U168 IV Reich.
Kienth.; dər grịšətsụ̄n IV Reich. Faltschen.

i᪷n grị̄sigən (Teil der Bättenalp), grị̄sigs- ~ek (Wei.),
~bodən (Wei.), ~wāld V Iseltw.


Gris, Grisch sind offenbar Varianten eines PNs, zu mhd. Adj. gris
‹grau›; eigentlich «Mann mit grauen Haaren› BE, ‹Greis› (Id. II,
800). Grisigen wäre eine elliptisch verwendete Sippennamenbil-
dung und zu ergänzen etwa durch -alp, -weid wie der Alpname
Tscheurig in GR Safien, urkdl. Tscheurigen-/Tschörigenalp zum
FN Tscheuri, Tschöri. Vgl. auch den Weilernamen Grisigen in
der Gemeinde Horw LU (GLS II, 457). Zur Rundung i > ü vor
sch vgl. etwa frisch: früsch (Id. I, 1331), wische(n): wüsche(n) u. ä.
‒ In Grischenweid, Grischenzun könnte freilich auch der von Id.
(a. a. O.) für das Simmental belegte Ausdruck Grisch ‹graue
Ziege› stecken.


Gris s. auch Ris


Grischbach

grišbax, grišbaxbax (Grenzbach zum Kanton VD; frz.
Name: Ruisseau des Fénils), i᪷m grišbax (Tal, Bäuert),
von dem Grissbach uf 1397Rq5, 1398Rq5, Grischbach
1448Rq5, Grieschbach 1448MR, Grischbach 1500Rq5, im
Griessbach 1648A, ob dem Griszbach 1662Rq5, im Grisch-
bach 1663U153, 1693A, Grispach 1706MW, bis an Grieszbach
1718Rq5 … im Grieschbach 1794C3 IV Saanen.


Schwzd. Grīsch n. ‹Geschiebe, Geröll(halde)›, abgel. von rīsen
‹fallen, rutschen› (Id. II, 815) + -bach.


Grisel s. Risel


Griss-

der Grÿszacher 1533U23 I Mör.; die grisz fluͦ 1629U77a II
Attisw.; i᪷ dər gri᪷ssəmat (Hei., K.) III Worb; im Grissen-
moos (bei Grissenberg) 1716A I Seed.; das grissen mosz
1531U97 III Vech.; gri᪷ssəbē᪸rg s. d.; ein halb Juchart acher
genant Im grisem bletz um 1525U20 I Müntsch.


Wohl zu altschwzd. gris ‹grau› (mit Auslautverschärfung) s. Id.
II, 799/800.

Vgl. dazu Grau- -moos, -stein, -holz; Grauen- acher.




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Sp. 112


Grissach-

im gri᪷ssəmōs, gri᪷ssəmōsgrabə I Gals.

gri᪷ssəxmat (Hei.), Champ sur la fin de Gresy 1699S, au
Champ de Cressier 1737S, gri᪷ssəxwaud III Münchenw.


Zum ON Grissach, frz. Cressier NE (< *Crisciācum; HBLS II,
644).


Grissenberg

gri᪷ssəbē᪸rg, i᪷m fo᪷rdərə ~, i᪷m hi᪷ŋərə ~ (Strassendorf), u᪷fəm
gri᪷ssəbē᪸rgfe᪸u (K.), gri᪷ssəbē᪸rgwaud (id. loc.: u᪷fəm gri᪷sə-
bē᪸rg Wa. I Graffolt.), der grissenberg … stost an die zelg
von wyler 1528U2, im Grissenberg 1618A … I Seed.


Schwzd. G(e)-riss n. ‹umgrenzter Bezirk, Gegend, Revier› (Id.
VI, 1382). Eher zu Ris III (Id. VI, 1357) ‹Steingeröll, Schneise,
Abhang …›, (Id. VI, 1362) Stei(n)-Gris (Flurn.) s. DWB IV, 1,
3714 Geris. Kaum Part. Perf. zu rīssen(n) ‹reissen, ritzen› (Id. VI,
1345), da nicht volkstümlich in BE.

Zu erwägen auch hier: grīs ‹grau› > ‹Grauenberg›?


Grit

flịəjərgrītxēr (Kehre des von Margrit Zurflüh erstellten
Weges) V Obried; grịtəgass I Mör.


Kurzform zum weiblichen PN Margareta bzw. Margrit (Id. II,
826).

Wohl hiezu: im grịttəlis (Hei., K.) IV Aeschi; grịtli᪷ (Heu-
mad) IV Reich. Wengi; grịttəli IV Gsteig/IV Saanen.



Gritschälle

i᪷ dər gri᪷tše᪸uə, grẹitše᪸uə, gri᪷tšouə (; K.), an dem holtz
grittschellenn 1531U97, der grettschell acher, der grosz
gruͤtschellacher 1513U57, der grettschell acher 1531U59, dz
gruͤttschellacherli 1513U57, 1531U59 II Etzelk./Mülchi.


Ungeklärt. Betonung und Endung lassen auf ein vordeutsches
Wort schliessen.


Gritt s. Ritt


Grob †

Am grob acker 1551U32 I Mör.; i juchertten genant der
grob acher 1531U59 II BürzH.; uffhin ann groben hoͤltzlin
1535U101 III Bern.


Möglicherweise steckt in diesen bloss urkundlich belegten Flur-
namen die Bezeichnung eines Besitzers aus der Familie Grob;
eventuell auch Übername. Für den nördlichen deutschen Kan-
tonsteil (Seeland) ist aber auch an Grab(en) mit alter Verdump-
fung von kurz a zu denken.




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Sp. 113


Grochettes †

Grochettes 1895Z I Lig.


Frkpr. crochet ‹Haken› (GPSR IV, 574f.; Jaccard, 122), mit Hin-
weis auf diesen häufigen Flurnamentypus in der rom. West-
schweiz.


Grod s. Rod


Grogg-

grokwē᪸g I Lig.


Zum FN Grogg.


Grogge-/Groppe-

B) i᪷m gropəxopf (K., Tümpel mit jungen Fischen) II
Ndbipp; gropəmōs, im Groggenmoss 1579C3 II Dürrenr.;
das groggemosz 1531U97 II Hindelb.; krokəmōs (K., ent-
sumpft), Hug von Kriegstetten, dem man spricht von
Groggenmos 1364, Grogenmos 1479‒1563Ar, 1529UP, die
Müly Im grogenn mosz 1530U135, im Groggenmoss 1542A,
1547U137, 1577‒80C3, im Groppenmooss 1615UP, im Grog-
genmoss 1623UP … III Bow.; i mad heist das groggenmos
1498U46 III Buchh.; gro᪷kəmōs (K.), das groggenmos ein
mad 1533U133 III Rüegg.; gro᪷pex (Bach, Hei.) III Bow.;
gro᪷ppəriəd III Kirchl.; untz an Groppenried 1492Rq7 III
(Loc.?) «Ort am Forst».

C) i᪷m gro᪷ppi᪷ (Wei.), i᪷ də gro᪷ppənə (Wa.) IV Kanderst.; i᪷m
gro᪷ppi (Wei.) IV Lenk; im gro᪷pətli᪷ (Wa., Fels) IV Adelb.


Schwzd. Gropp m. f., ahd. groppo ‹kleiner, grossköpfiger Fisch,
Kaulkopf›, hier wohl besonders ‹Kaulquappe, Rossnagel› (Id. II,
788; DWB IV, 445). Grogg- ist als (ungeklärte) Nebenform zu be-
trachten. Während Müller Obw., 146 Groppli zum Fischnamen
Gropp stellt, erwägt Hubschmied Frutigen, 19 für die alpinen
Groppi, Groppetli (IV Adelboden, Kandersteg, Lenk) einen Zu-
sammenhang mit ital. groppo ‹Knoten, Knorren, Kropf›.


Gröib-

i᪷m grö᪷ibhụ̄s, Gräubhaus 1838D II Wyss.


FN Gräub (in Wyssachen vor 1800, FNB II, 347).


Gröile

i᪷ dər grö᪷ilə (K., klein), stost … an die grewellen 1520U131,
Der gru̍wel acher ist Sechsz Jucharten litt neben paulj
von oͤys guͦtt 1535U101 III Belp.

Kaum hieher?: grö᪷ilismōs (nach Gwp. bessere Form:
rö᪷ilismōs s. d.!) III Frauenk.


Schwzd. Grüwel m. Schimpfwort für einen ‹abscheulichen Men-
schen›, wohl hier auf ein wenig fruchtbares Ackerstück übertra-
gen; vgl. auch «… dass unser Land kein Grewel wäre» F. Wyss
1655 (Id. II, 834), zu mhd. griuweln ‹grauen, grausen›.

Gräule(n) durch Hiatusdiphthongierung erwachsene, subst. fem.
Weiterbildung mit -l-Suffix.




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Sp. 114


Gröis-/Gröisch-

ds grö᪷i᪷s, i᪷m ~, u᪷fəm ~ (K. erhöht) I Mör./Sutz; grö᪷i᪷š
(Wa. Meinisb.), am grö᪷i᪷šə (Wa., Kuppe und tief einge-
schnittener Bach; ebenes K. nördl. davon), die groͤusen
1553U8a I Meinisb./Piet. [ein acker genempt der gru̍nsz
acker 1553U8a I Sutz]; grö᪷i᪷šəhu᪷bəl (auch: xe᪷utəhu᪷bəl) vff
denn groͤuschenbach 1553U8a, stost vff den groͤsch weg
um 1531U34 I Piet.; u᪷f dər grö᪷isstse᪸ụg (K.) I Brütt./Lüsch.


Als Grundlage ist vorrom. *krosu- ‹hohl› anzunehmen. Da der
Stammvokal diphthongiert ist, muss es sich um eine späte Über-
nahme ins Dt. handeln. Das Frkpr. kennt für -s+j die Lautungen
-s und (HN). Der vereinzelte Beleg gru̍nsz acker von 1553 für
das heutige Gröis in Sutz könnte zunächst zu einer alem.-deut-
schen Erklärung aus gi-runs ‹Ge-runse› mit Nasalschwund und
Diphthongierung verlocken; er muss aber im Zusammenhang
mit dem übrigen Beleggut wohl entweder als Schreiberetymolo-
gie oder als überhaupt nicht zusammengehörig betrachtet wer-
den.

Hieher? u᪷fəm gro᪷ši᪷ (Wei., z. T. steil) IV Lau. mit einer Grund-
lage *kroseu (-eu > -ju); der erhaltene Stammvokal -o- wiese auf
eine frühe Übernahme ins Dt. hin, da er sonst in dieser Lautum-
gebung im Frkpr. diphthongiert wäre (HN). Die Endung -i
müsste als alem. Dim.-suffix betrachtet werden.


Gröitsche

uf dər gröitšə (Hei. an Halde), vff der groutschen ein Stu-
den vnd Erlen, ein halb Juchart … vff der vorderen grout-
schen … stost bisenhalb vff golaschen um 1525U20, auf der
Greutsche 1895Z, im gröitšəhöutsli I Brütt.


Vielleicht Femininbildung zu *krōk ‹Haken› (FEW 16, 397) mit
folgender Lautentwicklung: *krōka > *krouk'a > *kroutsche
(vgl. GPSR IV, 574 crochet, krótsè in VD, FR, BE) > alem.
*kroutsche und wohl analogischem Umlaut zu Gröitsche.


Grol- †

Ab grollenn guͦtt, von grollenn guͦtt 1530U21, windshalb
lit gölan rein daran, under grollen rein, an grölen rein
um 1525U20, vnnder groͤllen Rein 1533U22 I Ins.


Gröll, Groll ein heute ausgestorbener Besitzername, vielleicht
Übername. E. Friedli, Bärndütsch IV (Ins) S. 292 zitiert noch
eine Urkunde von 1668, in der u. a. die Bloch und die Zesinger
Schuposzen, Burkhart Reybis (Reubis) Schuposzen und dazu die
Gröllen Schuposzen erwähnt werden.


Grolemon †

Aber vmb die gütter genant grolemon 1487K10? III Gugg.


Nicht sicher lokalisierbarer Einzelbeleg. ‒ Der FN Grolimund
SO ist in BE nicht altüberliefert (FNB II, 369).


Gröll s. Roll




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Sp. 115


Grom-

im gromishūs, grömishūs (Hei.), gromishūsaxər, ~waud
(umgangssprachlich gekürzt zu gromis) III Frauenk.


Wohl ein nicht mehr verifizierbarer PN Gromi, Grömi. (Die in
FNB II, 369 erwähnten FNN Grom, Gromann gehören in BE
nicht nachweisbaren, aus Deutschland eingewanderten Bür-
gern).


Grön s. Rone


Groppe- I

i᪷ də gropərē᪸bə (Rebgebiet; umgangssprachlich: i dər
groppənə) I Erlach.


Schwzd. Grappe(n) f. ‹Traubenkamm, Traube›, frz. grappe (Id.
II, 787), mit der altseeländischen Verdumpfungvon kurzem -a-.


Groppe- II s. Grogge-


Groschan- †

der Groschan-Graben (Friedli, Ins 1914), Groschangra-
ben 1895Z I Treit.


Zum FN Grosjean.


Groschi s. Gröis-


gross

Älteste Belege: grose matte 1277, Groͤzzenmatt 1290 III
Köniz; unz an die Grossenegg uf 1379, untz an Gros-
senegge 1420Rq1 III Schangn.; an Grossenbach 1379 III
Schangn.; vinetum dictum «der Groswingarte» 1301 I
Twann.

Namenellipsen: i᪷ də grō᪷ssə (auch: ī᪷ də grō᪷ssə teilə) I Ins;
di grōssi (re᪸bə?) I Tüsch.; Aber iij Juchertten der grosz
(Acher) Stost an …, 1½ Juchertten genant der groͤst
Schuͦppossen acher 1531U59 II Zaugg.

Total I: 126; II: 187; III: 195; IV: 47; V: 57

davon:-acher I: 23; II: 54; III: 34; IV: 2


-eich I: 2; II: 6; III: 3


-fäld I: 6; II: 1


-holz I: 5; II: 6; III: 5


-matt I: 16; II: 39; III: 44; IV: 8


-moos I: 6; II: 2; III: 1; IV: 1; V: 2


-ried I: 6; IV: 1


-stei I: 3; II: 1; III: 17; IV: 4; V: 4


-wald I: 1; II: 1; III: 1; IV: 1; V: 2


-weid I: 2; II: 1; III: 8; IV: 2; V: 1


-zälg I: 2; II: 4; III: 3; IV: 1





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Sp. 116

In den Sektoren I‒III überwiegen im aktuellen Belegma-
terial die unflektierten Formen ‒ im historischen Beleg-
gut ist das Verhältnis umgekehrt. In den Sektoren IV‒V
überwiegen die flektierten Formen sowohl im aktuellen
wie im historischen Namenmaterial. Bemerkenswert ist,
dass gross in den urkundlichen Belegen des östlichen BO
(Sektor V) überhaupt fehlt und erst im 18. Jhd. zur Unter-
scheidung von Berggipfeln verwendet wird.


Schwzd. grōss ‹gross von Sachen, bzw. Dimension, Mass, Volu-
men› (Id. II, 803ff.).


Grossaffoltern

gro᪷safo᪷utərə, grō᪷ssaffo᪷utərə (), de Affoltron 1146
(hieher?), Petrus villicus de Affoltron 1216 (hieher?), Af-
foltron 1250‒56, agros, pertinentes ad domum Buchse,
jacentes in Affoltre 1263, Henricus de Affoltron (ist
Zeuge eines Güterverkaufs in Deisswil; hieher?) 1277, fi-
lii quondam Wernheri de Gravin ‒ Affoltre (entsagen al-
len ihren Ansprüchen auf Liegenschaften zu Wierezwil,
SE Grossaffoltern) 1302, her Ruͦdolf von Sedorf, kilcher-
ren ze Affoltren 1341, Affoltran (neben: Sedorf, Ra-
phenswil) 1353, Uͦlrichen den Smit von Affeltren 1357, ze
Affeltron 1372, in der parrochie von Affoltern 1373 …
Affholtern, ad differentiam aliorum Affholtern interdum
dicitur Waldaffholtern 1577Sch, Affollteren by Frieni-
spärg 1579C3, Gross-Affoltern 1838D I Grossaffolt. wi-
der affholtern kürtzin 1528U2, ze dem affoltren bach
1432U78, affholterwald 1528U2 I Grossaffolt.


Etymologie s. Affolter. ‒ Das stattliche Berner Dorf im Amtsbe-
zirk Aarberg heisst zu Beginn einfach Affoltern, seit Mitte des
16. Jhds. aber einmal Wald-Affoltern und zuletzt Gross-Affoltern
zum Unterschied von dem nur wenig über 6 km entfernten Af-
foltern in der Gemeinde Rapperswil des gleichen Amtsbezirks,
das später Moos-Affoltern benannt wird (s. d.), vielleicht auch
zum Dorf Affoltern im Amt Trachselwald.


Grosse Scheidegg

di grōss šẹite᪷k (; Passübergang), u᪷f dər grōssən šẹite᪷k V
Grindelw.


Etymologie s. Scheidegg.


Grosshöchstetten

grō᪷sshȫ᪷xšte᪷tə (, Gemeinde, Dorf), in Honsteten
1146 (hieher?), H. decanus de Hoͤnstetten 1231, magister
H. decanus in Hoͮnstetten zwischen 1234 und 1235, in
Honsteten 1237, 1250‒56, de Hoͤnsteitlon, de Hoͤnsteit-
tun (in ders. Urkunde) 1257, in Hoͤnstetten 1275, in Sig-
nowa et in Hoͤstetelon 1287, de Hoͤnsteten 1303, 1306 …
(bis 1349 weitere 20 Belege Hoͤnstet(t)en), dess dorffs zuͦ
Hoͤchstetten 1346 (Kopie von 1651), (bis Ende 14. Jhd.
Hoͤnstet(t)en), Auswahl: Verhoͤnstetten, verre Hoͤnstet-



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Sp. 117


ten 1389‒1460Ud, Ferr-Hönstetten 1442‒69Ar, in ferren
hoͤnstettin 15. Jhd.U47, z ferren hoͤnstetten 1452U79,
Grosshoͤnstetten 1479‒1563Ar, Jn der kilchrÿ grossen
hoͤnstetten 1501‒26U85 … Hoüwstetten 1561Rq6, im dorf
Groszen Höchstetten 1572Rq6 III Grhöchst.


Gross-höchstetten wurde das alte Hon (= hohen)-stetten zur Un-
terscheidung von Klein-höchstetten (s. d.) genannt seit Ende
15. Jhds., zuvor auch Ferr(= fern)-hönstetten, weil es von der
Stadt Bern aus das entferntere Höchstetten war. Vgl. Honstetten
scoposse 10 spelte madios 8 … Lüzilinstetten scoposse 4 porcos 4
(Kyburger Urbar um 1260, s. Id. XI, 1715).

Der Name gehört zu dem weitverbreiteten, bis in die Landnah-
mezeit zurückreichenden ON-Typ mit -stetten als Grundele-
ment. Ahd. stat stf. bedeutet ‹Ort, Stelle, Stätte›, zuletzt ‹Ort-
schaft› und ‹Stadt› (vgl. Bach, Dt. Nkde. II, 343, 595).

-höchstetten ist der alte Dat. Pl. *ze den höhen steten ‹bei den ho-
hen (Wohn-)Stätten›. Zur umgelauteten Form höch-, die eine
«westschweizerdeutsche» Neuerung gegenüber dem alten a-
Stamm hoch zu sein scheint, vgl P. Zinsli, Lautlich abgewandelte
Flurnamenpaare in der westlichen deutschen Schweiz (Kt.
Bern), ZFM 27 (1960) 143‒146.


Grootschi

ds grō᪷tši, i᪷m ~ (Wie.) IV Saanen.


grō᪷tš n. wird in Saanen appellativisch für ‹unproduktives Land›
gebraucht. Zugrunde liegt dieser diminutivischen Form G(e)-rod
n. ‹Kiesgrund, entstanden durch Austritt der Waldbäche BSi †›
(Id. VI, 601); wahrscheinlich zur Sippe roden, siehe unter rod-.


Grotzen-

bi᪷r hu᪷bəlgro᪷tsən (Hubel, Alp) V Gadm.; d li᪷uwwigro᪷tsən,
i᪷(n) ~ (Rastplatz) V Grindelw.

der Mittel Grotze 1360/68N, am Mittel Grotzen 1361/69N
(Kopie um 1467), zuͦ Mittel Grotzen 1361/69N (Kopie um
1467), Peter Schoͤni hat empf. den Mittel grotz 1482U166 IV
Erlenb.

gro᪷tsəne᪷k (Alpläger) V Bön. gro᪷tsmedlisek (; Heu-
land mit kl. Tannen) V Ringg.; grotsəwāld V Obried.

im grotsimād (Vorsass, junge Tannen) V Lütsch.


Schwzd. Grotze(n) f. m. ‹junge Tanne, verkrüppelte Wetter-
tanne, Stück wilden Waldes› (Id. II, 837).


Grou (Craux)

gro᪷ụ, i᪷m kro᪷ụ (K.), Le Crau 1721P, Craux 1895Z, Craux
1961 (Übersichtsplan) III Münchenw.

ds o᪷bərkro᪷ụ, i᪷m ~ (Hei.), ds u᪷ndərkro᪷ụ, i᪷m ~ (Wa.), dər
kro᪷ụxēr (Strassenkurve), dər kro᪷ụwaud, Bois di l'haut du
Crau 1721P, 1737P III Münchenw.

ds grọui, i᪷m ~ (Hangmulde, Wei.) III Gol.


Zum Etymon *krosu- (gall.?) ‹hohl› (FEW II, 1362); appell. krao
VD ‹dépression de terrain›, mit einschlägigen ONN in der West-
schweiz (GPSR 4, 542). ‒ Groui mit deutsch-mundartlichem Di-
minutiv -i- Suffix. ‒ Vgl. zur selben Grundlage Gruess-, Gröis-
usw.




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Sp. 118


Gröw- †

ein madtbletz heist groͤwis bletz 1521U31 I Brügg.


Nicht mehr verifizierbarer Besitzername (Übername?) Gröw(i).


Grub- †

Item Ine der Oberen zelg 2½ Juchart am griblicher (Pa-
rallelexemplar des Urbars: am grublicher) 1521U31 I Jens.

Denne ein Juchartten heyszt die gruͦbellecht acker
1551U32 I Worben; an den gribollechtten stein darin ein
Salen Böm statt vnnd gewachsen ist 1530U135, an den gri-
bellechtten stein dar Jnn ein Salennboum gewachsenn ist
1547U137 III Sign.


Adj. Ableitung zum durch -el erweiterten Stamm grab-/grueb-
mit Suffix mhd. -eht, ahd. -ht, -oht (s. W. Henzen, Dt. Wortbildg.
S. 199, § 131): grüblich(t) zu ‹Grube›, bed. ‹mit Grübchen verse-
hen›, ‹von rauher Oberfläche›; vgl. DWB IV, 1/6 Sp. 625: sin
kinne … grüblecht, Schweizer Wernher, Marienl. 5948; das sie
(die steine) nicht grüblecht … seien, Rivius Vitruv (1575) 469 …;
vgl. auch grüblig Id. II, 692 (und das vielleicht doch eher hieher
gehörige grüblet ‹rauh, kraus› Id. VI, 71f.?). Für den Wandel des
Stammvokals von -ü- > -i- muss auf seltene Fälle wie Güfer-/Gi-
fer-, evtl. Grübel/Gribel u. ä. verwiesen werden.


Grübel-

A) i᪷m grü᪷bu᪷ (K.) III Ndmuhl.

B) b) u᪷f əm grü᪷bụaxxər (K.) I BusswbB.; bi᪷r gri᪷bəlnu᪷ss
(K.) V Grindelw.; dər grü᪷bəlbüəl (Wei.) IV Saanen.

C) -ere: u᪷f dər grü᪷blərə (Hei.) III Sigr.

Hieher?: i᪷n grü᪷bli᪷gən (Wa.), dr grü᪷bli᪷gbodən, dr grü᪷bli᪷gə-
wāld V Isenfl.


Schwzd. Grübel m. ‹Hacke, Picke› (Id. II, 691) bestimmt entwe-
der ein Stück schlechtes Land, das mit dem Grübel bearbeitet
werden muss oder das die Form eines Grübels hat (wie Stein-
bille). In Grüblere(n), vielleicht auch in Grübelbüel, steckt das
vordeutsche Grüble(n) ‹Preiselbeere› (Id. II, 692), bei den Wal-
sern im allgemeinen Grīfle(n); (vgl. J. Jud, VRom. 8, S. 43,
Anm. 14). Gribelnuss, vgl. Id. II, 692 Grübel-nuss ‹harte, kleine
Nuss›, ‒ wohl für einen schwer zu bearbeitenden Acker. Grüb-
lige(n), wohl zu grüblig, eig. von Nüssen ‹schwer zu öffnen› (Id.
II, 692), in unseren FNN wieder vom Boden. Auch Grübligewald
darf man wohl nicht auf das von Id. II, 692 nur lit. für Basel (und
ein ehmals weiteres deutsches Gebiet) belegte Grübling ‹Trüffel›
zurückführen.


Grübschi-

grụ̈bšisaxxər oder dər grụ̈bšər (K.) IV Bolt.

grü᪷bšəni᪷ (Löcher im Fels an Blüemlisalp) IV Kanderst.


Berndt. Grübschi n. ‹Kerngehäuse des Obstes› (Id. II, 697). In
Boltigen werden auch ältere, nicht mehr viel Ertrag abwerfende
Apfelbäume Grübscher genannt.




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Sp. 119


Grueb(e)

gruəbə, grū᪷əbə; gru᪷əba, Pl. gru᪷əbi (V), grü᪷ọ̈ba, Pl. grü᪷ọ̈bi
(V); Kies-, Sandstein-, Kehrichtgrube I‒V, Mulde,
Hangmulde IV, V; ‒ gru᪷əb, grū᪷əb, Geländeeinschnitte,
Mulden, Hei. II‒V, Felslöcher V.

A) gru᪷əbə (gru᪷əb) I: 6(0); II: 15(3); III: 12(3); IV: 13(2);
V: 7(1).

Auswahl (älteste Belege): Gruͦbon 1250‒56 II Rüegs.;
gru᪷əbə (Hei., Mulde), gruͦbon 1250‒56 II Heimisw.; uff
Gruͦba 1357 III Burgist.; ob der Gruͦbon 1308 III Steff.;
gru᪷əbə (Hei.), uffen Gruͦben 1351 III Wattw.; Gruͦba
1354 III Zimm.; i᪷ dər gru᪷əbə (Hei.), ein juchart achers ge-
legen inn Gruͦben 1352 IV Diemt.; gru᪷əb (Häuser, K. in
Mulde), in der Gruͦb 1360, an die gruͦben 1493U84 IV Spiez.
(Wechsel Gruebe-Grueb: in der gruͦb 1531U59, bÿ der
gruͦben 1531U59 II Graf.; d gruəbə (2 Häuser), ab dem guͦt,
genant die Gruͦb 1569U72 II Lütz., i᪷ dər grū᪷əb, von Gruͦben
1389R2 II Sum.)

B) aa) gru᪷əbə (gru᪷əb) I: 47(1); II: 83(3); III: 76(0); IV:
12(1); V: 15(0).

Häufige Composita: Grien- I: 7; II: 6; III: 5; V: 1

Chool- I: 5; II: 14; III: 10; IV: 1; V: 3

Leim-/Lätt- I: 11; II: 17; III: 10

Sand- I: 9; II: 13; III: 18; IV: 2; V:1

Stei- I: 3; II: 7; III: 6; IV: 1

Wolf- I: 1; II: 11; III: 10; IV: 3; V:2

Älteste Belege: ịsəgru᪷əbə (2 Hei.), de Ysengroͧben 1372
III Gugg.; die burglehen sind genempt … Koͤlgruͦb 1381
I Nid.; ze der santgruͦben 1354 I Biel; die Santgruͦben
1380 I Lyss; i᪷ dər saŋkruəbə, in Santgruͦben 1359 IV
Aeschi; die Sandgruben under Usspunnen 1309 (Kopie
16. Jhd.UP) V Wild.

(Wechsel Gruebe-Grueb: d xō᪷ụgru᪷əbə, heyst dye kolgruͦb,
zwu̍schen Hanns Rottenn kolgruͦben 1518U74 II Rum.;
šteigru᪷əbə (Hei.), inn der Stein gruͦb 1535U101 II Obburg;
i᪷ dər wolfgru᪷əbə (K.), uff der Wolff gruͦb 1348‒58N IV Er-
lenb.)

ab) II: 1; III: 2. xe᪷ssligru᪷əbə (FN Kessler) III Köniz. Ob-
wang.; kxü᪷ntigruəbə (FN Künti) III Bern.

Hieher?: By Balmesz gruͦben 1535U101 II Jeg.

ac) ober ~, unter ~, hinter ~, lang ~ I: 4; II: 6; III: 0; IV:
1; V: 1.

b) gru᪷əbə-(gru᪷əb-): I: (3); II: 9(7); III: 15(8); IV: 10(3); V:
6(1), vor allem als Composita mit ~axxər, ~mat, ~weid.
Älteste Belege: gru᪷əbaxxər, ager situs in Gruͦbacher 1346
III Rüegg.; der Gruͦbacher 1360 IV Spiez; die Grubmat-
ten 1351 III Wattw.; ts gru᪷əbəwald, apud Grubanwalt
1325 IV Zweis.

C) -li: grü᪷əbli (gru᪷əbəli) I: 1(1); II: 1(0); III: 4(0); IV: 1(4);
V: 1(0).

-grü᪷əbli (-gru᪷əbli) II: 4(2); III: 10(1); IV: 2(2).

grü᪷əbli- (gru᪷əbli-) I: 0(2); III: 3(1); IV: 1(2).





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Sp. 120

Besonderheit: i᪷m grü᪷əblismād IV Gsteig; Grüblismatt
1554U109 III Bern; gruͦblysz brunenn 1531U136 III Trub
(z. T. wohl PN).

-i: grü᪷əbi (gru᪷əbi) III: 0(2); IV: 1(18); V: 4(19).

-grü᪷əbi (-gru᪷əbi) III: 0(1); IV: 0(2); V: 1(1).

grü᪷əbi- (gru᪷əbi-) IV: 0(7); V: 4(8).

Besonderheit und älteste Belege: i᪷m gruəbiswāld V
Brienz (?PN); Der alte stafel im Gruͦbin 1367 V Günd.;
ager im Gruͦbin 1326 V Matten.

-er: u᪷fəm saŋgru᪷əbər (K., wenig tiefgründ. Boden) I
Wengi; i juchertten genant desz gruͦbersz acher 1531U59 II
Rüdtl.; i᪷m gru᪷əbərshụ̄s (Wohnhaus) II Sum.; uf gru᪷ə-
bəršhụ̄s (2 Hei.) III Gugg.; gru᪷əbərsmād III Rüegg.

ufəm grü᪷ö᪷bərli (Heugut zum PN Gruber) V Grindelw.
Scheidegg.

-ler: le᪸tgrü᪷əblər (K., lehmig) II Jeg.

-ete: gru᪷əbləta, i᪷n də grü᪷əblətə (Alpteil, steinig) IV Adelb.


Schwzd. Grueb(e) f, mhd. gruobe stswf. ‹Grube, Graben›, bes. im
alpinen Gebiet eine grössere Bodenvertiefung im Berggelände
bis zur kesselförmigen Talerweiterung, s. Id. II, 692f.; Zs., Gr. u.
Gr., S. 321.

Die Häufigkeit der zweisilbigen Lautung Gruebe(n) gegenüber
der ältern einsilbigen Nominativform Grueb erklärt sich im Na-
mengut offenbar so, dass Flurnamen fast immer nach einer Prä-
position im obliquen Casus mit der Endung -en gebraucht wur-
den. ‒ Über den fast durchwegs fehlenden apokopierten Nom.
Sg. Fem. im heutigen Berndeutschen vgl. SDS III, 184, 185.


gruen/grüen

gruən, gruə (IV), grüən (im entrundend. Gebiet V Palata-
lisierung).

grüən, grüə (vz. IV, V), griən (V).

A) u᪷fəm grüə (Alp) IV Därst.; i᪷m gri᪷ən (Waldwiese) V
Hofst.

B) a) u᪷fəm le᪸ŋgrụ̈ə (Allmend) IV Bolt.; ds šö᪷ngrü᪷ən (Pri-
vatbesitz) III Bern; i᪷m tọ̈̄fgrü᪷ə (schön gelegene Wei.) IV
St. Steph.; wị̄ssgrụ̈ə (Wei.) IV Bolt.

b) Zusammenstellung der Lautformen

gruen aktuelle Belege II 5; III: 6; IV: 1

histor. Belege I: 1; II: 2; III: 7; V: 1

grue aktuelle Belege IV: 5

grüen aktuelle Belege I: 7; II: 8; III: 10; IV: 11, V: 5 +
7 griən

histor. Belege I: 3; II: 3; III: 10

grüe aktuelle Belege IV: 2; V: 1

u᪷f gruəholts (Alp), von dem gutt Grünholtz 1502U157 IV
Bolt.; i᪷m gru᪷əholts (Hei.), im gruͤnholtz 1497‒1516U167 IV
Diemt.; am grüənəšte᪸in V Gutt.

Häufige Composita: ~acher I: 1; II: 2; III: 4

~egg II: 1; III: 2; IV: 1; V: 3

~holz II: 3; III: 8; IV: 5

~matte I: 3; II: 3; III: 2; IV: 1

~bärg II: 2; III: 2; IV: 1; V: 2





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Sp. 121

~bode II: 2; III: 3; IV: 1

~baum I: 2; III: 2; V: 1

~wald III: 7; IV: 6; V: 2

Älteste Belege: dez guͦtes gnemt Gruͦnloͧwina 1367,
Gruͤnloͧwina, an Gruͦnloͧwinen 1383 V Meir.; in der
Grummatten 1385 III Hilt.; Vldricus de Gronenbor (ro-
man. Schreiber) 1218, de Gruͦneberc 1236, de Gruͦnin-
berc 1244‒45 II Melchn.; ufəm grü᪷ənəble᪸ts (K.), der
Gruͤn bletz 1348 III Kies.; zem Gruͦnboͧm 1391UT III
Heil./Hilt.; i᪷ dər grụ̈ənə brō᪷x, uff die grienibrach 1521U21
I Schwad.

Total der Belege: B) b) I: 10; II: 16; III: 35; IV: 19; V: 14.

C) -i: i᪷ dər grüəni᪷ (Moosland) I Täuff.; i᪷ dər obərə/u᪷ŋərə
grü᪷əni (Hei., K.), die Grüni 1648A II Trachsw.; i᪷ dər
grüəni, die grüni um 1530U142 III Rigg.; grüəni, die gruͤni
zu Ruͤggisperg 1531U97, in die grüne 1533U133 III Rüegg.;
die grünj 1543U154 IV Reut.; di grọ̄ss gri᪷əni V Gutt.

grünigassen 1533U133, in Grünibach 1533U133 III Rüegg.;
das gruͤnibechli 1531U97 II Obburg; grü᪷ənibexli, im
gruͤnenbach 1437U56 II Utztf.

-er: i᪷m grū᪷ənərli (Wei.) IV Reich.; im gru᪷ənərli (Scheune,
K.) IV Aeschi; grū᪷ənərlibrü᪷k IV Reich.

-ing: grü᪷ənigəršmat (K.), (wohl hieher lok.:) von
Gruͤnings guͦte 1385 III Gelt.; eine halbe Juchartte
nempt sich zuͦm grünlinger 1551U32 I Hermr.


Schwzd. grüen, gruen ‹grün› Farbbezeichnung, aber dann auch
‹frisch› (im Gegensatz zu ‹dürr›), mhd. grüene, ahd. gruoni. Ne-
ben dem ja-Stamm erscheint ein umlautloser a-Stamm, der aber
möglicherweise bloss sekundär durch Anlehnung an das intran-
sitive Verb gruene(n) erwachsen ist.

Kaum hieher gehören Belegformen grün aus dem frühen
16. Jhd., wo die schwzd. Urkundensprache die nhd. Mono-
phthongierung noch nicht kennt, s. unter gi-runi zu Ron(en).


Grüene

a dər grüənə, grüənnə (Seitenbach der Emme), ab einer
matton, lit an der Gruͤnon 1377, stost … an die gruͤnenn
1531‒53U70, änet der grünen 1569U72 … II Lütz. Grün./
Sum./Trachsw.


Zum Adj. schwzd. grüen ‹die Grüne›, vielleicht ursprünglich el-
liptisch die grüne (Emme).


Gruess-

im gruͦsen um 1525U20, von einner mattan litt in gruͦssenn
1530U21 I Brütt.; di obəri, uŋəri gru᪷əssə (Rebgebiet), vi-
nea in loco dicto Gruossaz 1353, einem stuck räben
nempt sich die gruͦsen um 1525U20, in den Gruessen 1895Z
I Erlach; i᪷ də gru᪷əssə (Reben), auch gru᪷əssərē᪸bə I
Tschugg.

der gruͦsen weg um 1525U20 I Erlach.

Hieher?: Gruͦsers matte 1380 I Ins.





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Sp. 122


Gruesse(n) zugrunde liegt ein gall.(?) *krosu- vlat. crosus (aus lat.
corrosus) ‹hohl›, in einer Ableitungsform, etwa *crosia (HN)
(REW 2257; FEW II b, 1362); vgl. frkpr. kraoza, afrkpr. crousaz
f. ‹Abhang, Tälchen› (GPSR IV, 538).


Grülle

i᪷ dər grü᪷uəmat (K., eben, an Kanal) I Bühl.


Vielleicht Grillen-mat mit Rundung wie in Brülle(n) < Brille(n),
falls das Wort schon seit längerer Zeit im Schwzd. gebräuchlich
ist. Id. II, 730 erbringt keine älteren Belege, wohl aber Schwäb.
Wb. III, 835 mit FNN Grillen, Grillenbuck …, Grillenmad.


Grümp-

auf dem Grümpel 1781‒83C3 III Rüd.; ds grümpli, i
grümplən (Wa., Wei.; anderer Name für Ablitzi) V Sax.


Schwzd. G(e)-rümpel ‹Gepolter, Durcheinander› (Id. VI, 943f.).
Aufs Gelände übertragen offenbar ‹Ort, wo etwas herunter pol-
tert›. Im Grümpel ist auch der Name einer Schlucht zwischen
Goldau und Rothenthurm.


Grün s. Rone


Grund

A) I: 2; II: 23; III: 15; IV: 7; V: 5.

Auswahl, älteste Belege: i᪷ də grü᪷ŋŋə ni᪷də (K.), in dien
gru̍nden 1363 II Kirchb.; dər gru᪷ŋ, die matten im grunde
1343 II Madw.; ager «im Grunde» 1326 III Boll. Itt.;
decima que dicitur «in Grunde» 1277 III Köniz; i᪷m
gru᪷nd (zwei Mühlen und eine Bläue), im Grund 1367 IV
Diemt.; ts grü᪷nd, zum Gründ 1632MW, 1656U152 IV Gsteig;
i᪷m gru᪷nd, Jordanus in vallo (? Grund) 1275, im Grunde
1326 V Grindelw.; im Grunde 1305 V Unters.

B) aa) I: 5; II: 4; III: 21; IV: 6; V: 4.

-grund vor allem in Verbindung mit Flussnamen:
Emme-, Entschlig-, Kander- (auch im Gebiet des alten
Kanderlaufes III Thun, Thier., Zwies.), Lütschine-,
Simme-; ebenso mit Ey- und Riis-. Auswahl und älteste
Belege: im Eintschlingrund 1352Rq4 IV Adelb.; Kander-
grund 1352Rq1 IV Kandergr.; Cander reiss grund 1739UT
III Thier.; rị̄sgru᪷nd I BusswbB.; Dotz.; Meienr.; an mi-
ner herren richs grund 1531U97, Richsgrund acher 1529U92,
ryssgrundtacher 1531U3 I Rad.; rị̄sgrund I Schwad.;
richsgrund 1532U125 III Gol.; im Reissgrund 1801A III
Neu.

ab) II: 1; IV: 2.

in dem Welschen grunde 1377 IV Saanen.

Hieher?: mejəlsgru᪷nd (), via de Meyon 1312MW IV
Saanen; mē᪷niggru᪷nd (Grund des mē᪷nigbax; zum Alpna-
men u᪷f mē᪷nigə), im aͤniggrund 1497‒1516U167, in menig-
grund 1524‒80U168, im Eniggrund 1537U168 IV Diemt.

ac) I: 4; II: 2; III: 6; IV: 5; V: 2.





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Sp. 123

B) b) I: 5; II: 27; III: 28; IV: 6; V: 9.

Grund- vor allem in Verbindung mit ~acher I: 3; II: 15;
III: 7; V: 1

~matt II: 3; III: 5

~bach II: 2; III: 3; IV: 1

~weid III: 2; IV: 3

Älteste Belege: Grund agker 1363 II Kirchb.; i᪷ dər gru᪷ŋ-
li᪷ssə (K.), an der grundlosenn 1535U101 III Bow./Zäz.

C) -li: grü᪷ŋli II Lütz.; i᪷m grü᪷ndli IV Diemt.; IV Saanen,
grü᪷ndlišgrabə IV Diemt.

-el: Jm Bruͦch grundell 1535U101 II Ers.; kru᪷mmələ, bisz an
grundeln matt 1554U109 III Köniz.

-er: dər grundər, ufəm ~ (K.) III Ndhün./Schlossw.
Enkl.; gru᪷ndərhūs (Hei.) II Heimisw.; gru᪷ŋərhūs II
Ndösch.


Schwzd. Grund m. ‹im landschaftlichen Sinne: Talgrund, -sohle,
Niederung, Ebene› (Id. II, 772, 3); amhd. grunt m.; Zs., Gr. u.
Gr., S. 111, 166, 321. Oft id. mit Boden. In unsern Belegen dann
auch Name für Wa., Hei. und Dorfteile; ausnahmsweise eine
Terrasse (u᪷fəm gru᪷ŋ II Bang.), ein Hang (i᪷ dər grü᪷ŋŋə, inn denn
gru̍ndenn 1518U74 II Rum.).


Grundisch

gru᪷ndịšs heimxuəweid IV Saanen


Zum FN Grundisch; in Saanen vor 1800 bezeugt (FNB II, 377).


Grünen

grüənnə, ts ~ ni᪷də (am Fluss Grünen gelegener Dorfteil
von Sumiswald), aput Gruͤne una schoposa 1274, der
mu̍ller von Gruͤnen 1389R2, ze Gruͤnen 1403Rq6, hentz zuͦm
Gruͤnnen git 1426U64 … zu Grünen 1692A … Grünen 1838D
II Sum.


Der Ort ist nach dem Fluss, der Grüene benannt: an der Grüenen.


Grünenmatt

grüənəmat (; Dorf am Bach Grüene), ob Gruͤnenmat
1337, der mu̍ller von Gruͤnenmat 1389R2, Gruͤnenmatt
1389‒1460Ud, Cuͦntz von Gruͤnnen mat 1426U64, grünen-
mat 1432U78, ze Gruͤnenmat 1438Rq1, … Grienenmatt,
Gruonenmatt 1505‒06UP, litt z gruͤnen Madt 1531‒53U70,
zuͦ grünenmat 1569U72 II Lütz. Grün.


Aus an der grüenen matt(e).


Grunzel-

in dər gru᪷ntsəlwẹŋ (steiler Hang mit lichtem Wald, Fels-
partien und Gestrüpp) V Brienzw.


Gegen eine hypothetische Deutung als *grund-sol-wäng ‒ grund-
sol ‹Lache im Grund› ist in Id. VII, 766 einmal im Wallis belegt ‒
spricht der Artikel (= fem. sg.) wie auch die Realprobe. Vorläu-
fig ungeklärt.




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Sp. 124


Grunzi-

gru᪷ntsi᪷sek (2 Hei.), das guͦt Grunsiseg … vnnd gat an
Grunsisegs guͦtt 1534 oder 1535 (Archiv Langnau), Grun-
disegg 1645A, Grunzisegg 1838D (4 Häuser) III Langn.

gru᪷ntsiwaŋ (Wei.) IV Adelb.


Nach Hubschmd. Frut. S. 48 zu einem PN *Grunzo oder Grunzi.


Grup-

grupmat (; K. am Rande des Gr. Mooses), kobaltz
egerden in den grudmatten 1474U30, in den grüdmatten
um 1531U34 I Lengn.



Grüsisbärg

Gru̍sisperg ist ein weid 1534U100 III Englisb.; grụ̈̄si᪷sbe᪸rg-
ek, grụ̈̄sisbe᪸rgwaud, silva dicta der Gru̍ssisperg 1323, mit
dem Gru̍ssisberge 1323 (so in drei versch. Urkunden),
mit dem holtze, daz da heisset der Grussis berge 1323Rq3,
daz Ried gelegen ze Thun an dem berge (= Grüsisberg)
1358, Gru̍ssizperg 1376, under dem Gru̍ssipperg 1377,
von dem Gru̍ssisperg 1391UT, an den Gru̍ssisberg 1419UT,
… das holtz im Grisesperg, … des Griesenbergs 1485U139,
im Gru̍tzisberg 1494UT, stosst an Grusesperg 1512UT … III
Thun.


Der Name Grüsisbärg enthält einen alten Personennamen, des-
sen «Nachfahre» vielleicht der schon vor 1800 in Zäziwil und
Worb bezeugte Familienname Grüssi ist (FNB II, 376).
Hubschm. Thun 184 erwähnt den freilich bei uns nicht belegten
PN Griuzing (Fm I, 675, s. auch Socin 185, 214).


Gruuss-/Grüüss-

die Grussweyd 1531U144, die grusweid 1546U147 III Hilt.;
u᪷f dər grụ̈̄ssi᪷ (Abhang des Längenbergs) I Leuz.; ds grụ̈̄ssi᪷
(K., ehemaliger Bachlauf) I Safn.; ds grụ̈̄ssi᪷ (Hei.) III
Ndhün.; ds grụ̈̄ssi᪷ (Wa.) V Bön.


Grūs m. ‹Schutt, kleines Steingeröll, grober Sand›, norddt. und
alem. DWB IV, 1, 6 Sp. 979f., schwzd. auch ‹Haufe› Id. II, 810;
mhd. grūz stmf. ‹Korn, von Sand und Getreide› Lex. I, 1109. Das
Dim. Grüüssi n. scheint sich auch auf sandige Erhebungen (über
die Bed. ‹Kerngehäuse des Apfels›) zu beziehen, vgl. Mittel-
Grüssi n., der schmale Landrücken zwischen zwei ineinander
mündenden Gräben (Schluchten) V Ringg. (Id. II, 810).


Grütsch-

u᪷f gri᪷tšālp V Ltbr. Mürren; grütšwald (geringwertiger
Wa. an Steilhang unterhalb Gfellalp) IV Kanderst. Ga-
steretal.

uf grü᪷tšələ (steil abfallende Wei.) IV Erlenb.


Schwzd. G(e)-rutsch, G'rütsch n. ‹steiniges Land›. ‒ Name von
Orten, «wo das Erdreich gerutscht ist» (Id. VI, 1856). Grüt-
schele(n) = Weiterbildung mit -ele wie Gründle zu Grund,
Brandle zu Brand ‹Ort wo mit Brand gerodet wurde› usw., s.
H. Gubler, Liquid- und Nasalsuffixe, 1920, § 7, S. 153.




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Sp. 125


Grütt s. Rüt


Grütz(e)

i ds grü᪷ts ahi (zw. 2 Gräben liegendes Stück Land) III
Sigr.; i᪷m grị̄tsi (trichterförm., oberster Teil des Spreitba-
ches) V Gadm.; i᪷m mi᪷təlgrịtsi (Heumad zw. 2 Gräben) V
Gutt.


Schwzd. Grütz n. ‹Grütze, grob gemahlenes Getreide›, Intensiv-
form zu mhd. griuze, grūz, setzt eine Grundbedeutung ‹Korn,
Kern› voraus (Id. II, 839ff.; DWB IV, 1, Sp. 1019ff.). Im BO be-
zeichnet Grüzi, Grützi n. sodann ‹das Kerngehäuse des Obsts›
(Id. II, 841), Mittel-Grütz in BE (Simmental) insbesondere die
‹Scheidewand zwischen den Kernen einer Nuss› (Id. II, 840). Da-
von werden die oben aufgeführten Flurnamen metaphorisch ge-
bildet worden sein, vgl. das etym. verwandte Appellativ Mittel-
Grüsse n., ‹der schmale Landrücken (Egg) zwischen zwei inei-
nander mündenden Gräben (Schluchten) V Ringg. (Id. II, 810).

grụ̈tsə (K.), die grütz anderthalb Jucharten um 1525U20 I
Treit.; grụ̈tsə (K.) III Gurbrü; u᪷f dər grụ̈tsə (Hei.) Grüt-
zen (Hof) 1838D III Köniz; grụ̈tsə (K., Kiesgrund) III
Neu.; vff der gruͤtzen 1513U57, 1529U92 III Ndwicht.; i᪷ dər
grütsə/krütsə (K., Heuland) IV Bolt.


Schwzd. Grütze(n) f. ‹sandige, trockene Stelle in einem Acker,
wo die Gewächse bei heissem Wetter mager werden oder abster-
ben› (Id. II, 840, allerdings nur mit Belegen aus der östlichen
Schweiz). Für appell. Gebrauch im Kt. Bern spricht der noch le-
bendige Beleg aus I Bühl, der Frouenacher sei Kulturland mit
zahlreichen Grütze.


Gsang s. Sang


Gsäss s. Säss


Gschampain s. Tschampain


Gschick s. Schick


Gschlüecht s. Schluecht


Gschneit s. Schneit


Gschoss s. Schoss


Gschwänd s. Schwand




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Sp. 126


Gsell

Ein mad heist das gsellenn mosz Stost an das gemein
mosz; ein mad heist die gsellen moszmatten 1531U97 III
Mühleb.

gse᪷ụšaftsmattə (K.; gehörte der Gesellschaft zu den Reb-
leuten von Erlach) I Tschugg.


Schwzd. G(e)sell m., ahd. gisell(i)o, mhd. geselle m. ‹Kamerad,
junger Bursche, Handwerkgeselle, Angehöriger einer Gesell-
schaft jüngerer Burschen› (Id. VII, 715ff.); vgl. Chnaben-, Man-
nen-, Buoben- Flurnamen, wo der Anlass der Namengebung
ebenfalls schwer zu eruieren ist.


Gspaltehorn s. Spalt


Gspeis s. Speis


Gspiss s. Spiss


Gstad s. auch Stad


Gstaad

gštād, am ~, i᪷ gā a ds ~; heute eher: i᪷m ~ (Dorf in Gde.
Saanen), Hans Kabes, der schmid am Stad 1483Rq5, am
Gstadt 1574 (Kopie in 1656U152), Stad pagus ad Sanae
1577Sch, im Gestad 1581A, am Gstadt 1592‒95C3, am
Gstadt 1609A … im Stad 1669MW (Chorgericht Gesteig) IV
Saanen Gstaad.

gštādplats, Gstaadtbrügg 1701MW, gštādrụ̈ti (Ruͤty de la
Wispylyna 1355MW) IV Saanen Gstaad.


Schwzd. Gestad n., mhd. gestat, -des n. ‹Ufer›, kaum mehr appel-
lativ, jüngere Form zu Stad (Id. X, 1330ff.).

Bemerkenswert ist, dass die präfixlose Form Stad noch 1669 im
Chorgerichtsmanual von Gsteig (also in der unmittelbaren
Nachbarschaft von Gstaad) verwendet wird.


Gstapf s. Stapf


Gsteig bei Gstaad

gštẹig, i᪷m ~ (Dorf), chastalet et pierra beneit 1312V1, cha-
stalet et pierra beney 1324V2, in steiguen de baqu 1324V2
(nach Zw «Stege am Bach», evtl. das heutige Innergs-
teig), chastellet 1355V3, chastalet iuxta carreriam 1360V4, a
loco dicto Chattaleth tendendo ad montem de Senens
(= Sanetsch) 1379, capellam … in Steig 1453K9, eccl. pa-
roch. de Steig 1453K9, am Gsteig in dem Brunnen 1515Zw,
am Gsteig 1556Rq5, an dem Gsteig 1556Rq5, … parochia
germanice dicitur Gsteig gallice vero le chastelle 1577Sch,



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Sp. 127


im Steig 1584A, am Gsteig 1605U152, Verpott wegen des vill
win führens ins Gsteig an sant Joders tag 1648Rq5 … IV
Gsteig.

i᪷m i᪷ndərgštẹig (Weiler, s. o.), dər i᪷nnər/u᪷ssər gštẹigbo᪷də,
im Boden 1632MW, im inneren Boden 1686MW, im Gsteig-
boden 1693MW, im inneren Gsteigboden 1696U152 IV
Gsteig.


Etymologie s. Gsteig b. Interlaken.


Gsteig bei Interlaken

gštẹ̄g, gšteig, (wo?) ts ~, (wohin?) u᪷f ~ (Kirchgde., Amt
Interlaken), ecclesiam de Steige 1196 (Vidimus 1339), ec-
clesiam de Steyge 1221 oder 1222, ecclesia de Steige (in
ders. Urk. de Steiga) 1224, de Steiga 1225, Stega 1228, in
ductu aque de Steige 1242, in pomerio apud Matton in
parrochia de Steige 1244, Acta sunt hec ante pontem
Steige 1246, … Actum ante ecclesiam Steige 1268, in der
kilchoͤri von Gesteige 1300, weitere 6 Belege: de (von)
Steige, parrochia de Steygen 1318, ze Gesteige 1319, von
Steige 1321, de Gesteige 1323, de Gesteig 1323, de Steige
1324 (bis Mitte 14. Jhd. überwiegen die Belege Steige,
nach 1350 die Belege Gesteig(e), wobei die Urbare z. T.
noch bis ins 16. Jhd. die Form Steig bewahren:) in der
kilcheri Steig 1501‒26U85, zgsteig 1535U161, im Gsteig
1587/89C3 V Gsteigw.

das len genant Eigen gsteigers 1535U161 V Grindelw.;
kšte᪷igərmatta (Hei.) V Ltbr.


Schwzd. G(e)steig n. ‹jähe Abdachung eines Berges, den man
nicht mit Wagen befahren kann, ziemlich hoher steiler Berg›
(heute nur noch in ONN) Id. X, 1512; amhd. gisteigi, gesteige
DWB IV, 1, 1604; Kollektivbildung zu Steig, s. d.

FN Gsteiger, nach FNB II, 379 in Grindelw. belegt. Wohl Her-
kunftsname zu Gsteig bei Interlaken.


Gsteig s. auch Steig


Gsteigwiler

gšteigwilər, (wo?) ts ~, (wohin?) u᪷f ~ uəhi᪷; (; Dorf),
villa Wiler, in parrochia ecclesie de Steyge 1310, in villa
dicta Wiler 1333, in villa Wiler 1335, in dem dorf und
dorfmarch uffen Wiler 1340, Mathis Ramser ab Wiler
und Michil, sin sun 1370, 1378, Clewi Stoller vff Wiler
1493U84, Wyler 1543/44A, Wyler ob Gsteig 1788C3, Wyller
bey Gsteig 1794A, G'steigwyler 1838D V Gsteigw.


Ursprüngliche -wilāri-Aussensiedlung von Gsteig b. Interlaken.


Gstein s. Stein


Gstelli s. Stell




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Sp. 128


Gstrüpp s. Struppen


Gstüd s. Stude


Gstüss s. Stüss


Gsür s. sur


Gubel

gu᪷bu, u᪷fəm ~ (Wei., K., Hang) III Rüsch.


Schwzd. Gubel m. ‹Hügel, Abhang› (Id. II, 98). ‒ Zu lat. *cubu-
lum eigentlich ‹Lagerstätte des Viehs› mit vielfältiger Bedeu-
tungsentwicklung (P. Scheuermeier, Einige Bezeichnungen für
den Begriff der Höhle in den rom. Alpendialekten, Halle 1920,
103ff.; Zinsli, Grund und Grat, 322).


Gubi

A) im gụbi (Wa., Löcher) IV ObwiliS.; stost vor an das
Gubj 1531U144 IV Spiez; gụbi (Wa., Wei.), von dem guͤtt ge-
nant das Guby, … von dem Gubin 1502U157, von dem gu-
bin 1515U158 IV St. Steph.; ds gụbi (Alpgebiet, Mulde) IV
Zweis.; im gụbi (K., steil) V Leiss.; i᪷m gụ̄bi᪷ (Wei., Wa.) V
Wild.

B) a) ds tossəgụbi (Mulde) IV Lau.;

b) guby gassen 1535U161 V Wild.; gụbịhu᪷bəl, gụbịxe᪸lə IV
Lau.


Die Grundlage ist ein lat. *cubium ‹Lagerstätte des Viehs› (REW
2355, RNB II, 119), ein Wort, das einst als rom. Lehnappellativ
im obersten Aareraum lebendig gewesen ist (P. Glatthard, Aare/
Saane, S. 293).


Guch/Güch s. Juch


Güde

i dər gụ̈də (Hei.), in der Güden (2 Häuser) 1838D IV Ob-
wiliS.

ds gụ̈di (Wa.), das Güdi (Buch-, Eich-, Tannwald) 1838D
II Kirchb.


Evtl. zu schwzd. Güde(n) f. ‹kl. Geschwür› (Id. II, 124 für BO) als
Bezeichnung der Geländeform.


Güdel

gü᪷dubexli II Reisw.; gü᪷duweid (Hei.), Güdelweid (Haus)
1838D, gü᪷duwaud II Ursenb.


Namenzusammensetzung mit dem FN Güdel (FNB II, 382).




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Sp. 129


Güder

güdəršwand (Wa., Allmend) IV Reich. Scharn.

in den Güderen 1895Z I Gamp.; iij Imi weitzen von gu̍der-
ren Ried 1425U78 I Hermr.


Der FN Güder ist altbelegt in den Seeländergemeinden Walpers-
wil und Täuffelen (RNB II, 382). In Güdere(n) steckt entweder
die aria-Bildung eines Familiennamens oder ein movierter fem.
PN als elliptischer Genitiv: *(in der) Güdere(n) (Matte). (M. Sza-
drowsky, in ZONF IV, 1938, 36f.).


Guderfi

gụdərfị̄štrọ̄ss (; jünger:) kụ̈drəfe᪸ŋštrọ̄ss (;
Strasse Gampelen ‒ Cudrefin) I Gamp.


Zum ON Cudrefin (Kt. Waadt).


Gudnet †

Ein Juchart vff dem gudnet um 1525U20 I Lüsch.


Vorläufig ungeklärt, wohl romanische Grundlage.


Gueg

ds gu᪷əgilox, i᪷m ~ (K.) II Wynau.

i᪷n dər gü᪷ö᪷gərrən (Wa.) V Meir.


Schwzd. Gueg(en) m., f. ‹Wurm, Käfer› (Id. II, 160).


Güegg-/Giegg-

gü᪷əkispē᪸rg, u᪷fəm ~ (K.), Herman, des Mu̍llers sun von
Guͤgensperg 1348/58N, Heini Willis von Guͦgisberg
1348/58N, ze Guͤgisberg 6 koͤrst zehenden 1357, von Guͤ-
gisberg 1368, um 1378N, 1480U166, Gügissberg 16. Jhd.UP,
Gieggisberg 1577Sch, die wyden huͦb zuͦ Guͤgisperg 1534U99
Güegisberg (Güggisberg) 1838D IV Erlenb.

4 mattstu̍kli (mit Haus darauf) genempt im Gieggis
1399UT IV Reut.


Offenbar Zuss. mit einem PN, vielleicht alter Übername mit af-
fektischer Verhärtung des g > gg; vgl. Gueg in übertr. Sinne ‹gie-
riger Mensch, dummer Schwätzer, armer Tropf› (Id. II, 161, 4).
Die entrundete Form bei Schoͤpfius 1577 ist nicht bodenständig;
seltsam bleibt das elliptische im Gieggis für Reutigen.


guemos †

guemos 1360Zw, gueymos 1360Zw, guerimos 1360Zw, quer-
senmos versus viam de la jour 1360Zw (ein Moos in Tur-
pach am Wege nach dem Obersimmental) IV Saanen.


Die verschiedenartige schriftliche Überlieferung erlaubt keine
gesicherte Deutung.


Guet

gu᪷ət (Hei.) I‒V.

A) im gu᪷ət III Längenb.; ~ III Ndwicht.; ~ III
Schlossw.; ~ III Uet.; ~ III Utt.; ~ IV Reich. Kienth.





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Sp. 130

B) aa) I: 31; II: 31; III: 162; IV: 45; V: 21.

Auswahl: das halb guͦt ze Vultingen, das da heiset das Af-
ter-guͦt 1302 III Rüegg.; an der Egge guͦte 1374 IV
Zweis.; frouəgu᪷ət (Hei.), von frowen guͦt 1426U64 … II
Sum.; im xlō᪷štərgu᪷ət I Orp.; stost an des klosters guͦt III
Gurz.; Klostergut 1767/69C3 III Trub; uff an desz klo-
stersz guͦtt IV Erlenb.; pfru᪷əndgu᪷ət I Sis.; II Melchn.; II
Ursenb.; III Gerz.; III Obhof.; IV Adelb.; IV Därst.;
IV Kandergr.; V Habk.; V Leiss.; siechen guͦt 1500U48 III
Bern; 1542U104 III Boll.; 1529U92 III Rub.; 1635UT III
Thun; 1492K3 III Worb; von schüren guetren 1479U11 I
Bür.; šụ̈̄rgu᪷ət (Hei.) II Mattst.; III Gugg.; III Rüsch.;
IV Bolt.; šụ̈̄rgu᪷ət, uff dem schürguͦt 1524‒80U169 IV
St. Steph.; daz Schu̍r guͦt 1374, vom Schu̍rguͦt 1427U78 IV
Zweis.; im Widumgut 1794A II (Amt Sumiswald), die wi-
dem guetter minder kilchen ze utzistorf 1437U56 II
Utztf.; das Widum guͦt 1530U142 III Kirchd.; dər wi᪷dəm,
das Wydemguth 1737‒38A IV Bolt./Obwil.

ab) I: 38; II: 31; III: 65; IV: 41; V: 7.

Früheste Belege: ich arbte von Ruͦdolf seligen Herbot-
ten, das guͦt och heisset Herbotten guͦt 1351 IV Ndstok-
ken; Holis guͦt uffem Holn 1354, ein guͦt was Claus Holis
gelegen uff Holn 1360 V Beatb.; uff Berchton guͦt 1388
III Buchh.; item bonum am Lene dictum Burgersguot
1346K5 V Sax.; Widerguot 1339K5 III Sigr.; Wigkersguͦt
1389R2 II Sum.

ac) I: 2; II: 6; III: 12; IV: 4; V: 1.

b) II: 1; III: 4; IV: 2; V: 1.

C) -li: I: 6; II: 1; III: 11; IV: 34; V: 14.

-er: gü᪷ətərwē᪸g V Iseltw.

-ler: dər xlị̄ngü᪷ətlər (Teil des Waldes Hasli) III Oppl.

-lere: kü᪷ətlərə (Wa.) III Gerz.


Schwzd. Guet n. ‹Grundbesitz, Grundstück, Bauerngut› (Id. II,
546); Pfrundguet ‹das zu einer Pfarrstelle gehörige Grundstück›
(Id. II, 551); Schürguet ‹Grundstück mit Scheune› (Id. II, 551),
ein aufs Bernbiet beschränkter Typus.


guet (Adj.)

B) b) I: 2; II: 13; III: 8; IV: 12; V: 4.

Auswahl: i᪷m gu᪷ətaxər (; K.), genannt der guͦt acher,
… stost … an guͦtten acher 1531U59 II BürzH.; der gu᪷ətaxər
(Hei., K.), der nider guͦtacher j Juch., der ober guͦtacher j
Juch. 1531U97 III Häutl.; gelegen an Guͦten halten 1368
IV Erlenb.; ts gu᪷ətəhụ̄sə (2 Häuser, K.), ze Gutenhusen
1305, an guͦten husen 1535U161 V Interl.; heisset die guͦten
matten 1480U144 II Hells.; ein hushofstatt neben der guͦ-
ten matten 1437U56 II Utztf.; i᪷ də gu᪷ətəbrü᪷nnə (;
Häusergruppe, ehemals Bad), daz guͦt gnemt Guͦtenbruͦn-
nen 1348, zuͦ guͦttennbrunnenn 1533U133, ob dem dorff wi-
der guͦten Brunnen 1534U100 … III Kaufd./Toff.; gu᪷ətə-



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Sp. 131


brünnə (ehem. Hei.), (hieher?) das guͦt das da lit ze Guͦ-
ten-brunnen 1280, Gutenbrünnen (Hof) 1838D III Wah-
lern; im gu᪷ətəbrunə (Bäuert); das gericht an der lenck, in
guͦten brunnen 1473Uk2, Ruͦff Cristan von Guͦten brunnen
1480U166, von sinem guͦtt in guͦtten brunen 1488U156, zwo
Juchartten in guͦtten Brunnen 1497‒1516U167 … IV Lenk;
(Burg Wangen) mit allem dem, so darzuͦ hoͤret … mit na-
men … Boͤsen Riede, Guͦten Riede … 1356, 1367 II Wan-
genr.; guətrịəd (Hei.), stost ufhin an das guͦt ried 1533U133
III Rüegg.; i᪷ dər guətrụ̈ti (K.), ein manwerk ze Guͦten
ru̍ty 1423UBS, Jnn der guͦttenn Ru̍tty 1518U74 … II Attisw.;
vonn … Sinem Stu̍ck lants inn guͦten thanni IV Frut.; im
guətwüšgrabə (Wildbach) IV ObwiliS.


Schwzd. guet, wie nhd. ‹von brauchbarer, erwünschter, treffli-
cher Beschaffenheit›.

fərgụ̈ətig (Wa.) II Obönz.


Mhd. ein guot vergüeten ‹auf Zinsen anlegen› (Lex. III, 120); also
wohl etwas wie ein verpfändeter Waldbesitz.

hieher? i stu̍cklj in der guͤttig studen 1531U96 III
Kirchl. Herrenschw.



Güetital

ds gụ̈ətitāl, i᪷m ~ (Weiler), ½ juch. jn Guͤtlistal gelegen
1487U166, ab eim guͦt lit vff dem guͦttental 1493U84, die mu̍l-
lerin vom guͦttental 1507U86, Andres Schluͤchter vom guͦt-
tentall 1525U90, von dem guͦt so man nempt das guͦtental
1538U148, das Güeti-Tahl 1732/33C3, Gütithal (Hof) 1838D
IV Spiez Faul.


Im ersten Namenglied ist ein PN zu vermuten; vgl. Ulis Guoten
Erben 1372 II Heimenh.; Jaggis Guͦten 1374 IV Frut. Das -i- im
Kompositum kann durch Mittelsilbenerhöhung erwachsen sein,
der späte Umlaut aber wohl eher durch Anlehnung an das
Adj.abstraktum Güeti.


Guetwüsch

im guətwüšgrabə (Wildbach) IV ObwiliS.

ein mad genant die guͦt wusey, genant die guͦt wüsti, die
guͦtten wuͤste 1524‒80U169 IV St. Steph.


Volksetymologische Umstellung von mhd. wuotgüsse (sg. -guss)
‹gewaltige Überschwemmung› (Bennecke-Müller, Mhd. Wb. I,
542; Lexer III, 1005; Id. II, 473, nur mit älteren Belegen). Das
Wort kommt mit verschiedenartigsten Umformungen in schwei-
zerdeutschen Mundarten vor, z. B. am wegus 1471, an wu̍tgosz
1314 …, heute: Hertensteinstrasse (A. Garovi, Die Örtlichkeits-
namen der Stadt Luzern im Mittelalter, 1975, 44ff.), ferner Ueg-
gis in Teilen des BO (Zinsli, in: Z. f. Mda. forschung, XXVII,
1960 159) auch im ennetbirgischen Walserdeutsch: ds gu᪷əwiš
() ‹Hochwasser› (Alagna), ds gūwi᪷š (Gressoney) …

Über den Ausbruch des «Gutwüschgrabens» (auch unter dem
Namen Lauibach bekannt), der in Oberwil sieben Wohnhäuser
gefährdete, berichtete die Neue Zürcher Zeitung vom 15. August
1957 (Nr. 2307).




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Sp. 132


Güezi-

güətsišwe᪸ŋi᪷, i᪷ dər ~ (mehrere Hei.), ein gut ze Guͦtzen-
swendi, daz Werner von Guͦtzenswendi buwet 1336, die
guͤtter ze Guͦtzenswendi 1340, daz guͦt ze Gu̍tziswendi
1351, unser guͦt, gelegen an Guͦtziswend, daz Wernher
von Guͦtziswend buwet 1356, von gutzenschwendi
1420‒30C2, Gutzenswendi 1525UT, an die Guͦtzischwendj
Kratzhalden 1538UT, die Gützenschwendi 17. Jhd.UP, in
Gutzenschwendi 1664A, uss dem Gützen Schwendi
1715/18C3, 1719A III Wachs.


Namenkomposition des altd. PNs Guoz(o), Kzf. zu einem Na-
men wie Guother oder ähnlich, in der sw. Gen. form mit dem
Grundwort -schwendi. Mittelsilbenerhöhung von -ens > -is
schon im 14. Jhd. mit Umlaut uo > üe.


Gufe-

ku᪷fəšmittə (Mad mit roter Lische) IV Zweis.; gu᪷fəštat
(; Hei., Hügel), auf der Gufenstatt 1704MW, Guffen-
stadt 1716MW, auf der Gufenstatt 1725MW, 1733MW, Gufen-
stadt 1838D, gu᪷fəšte᪸tli IV Saanen.

Hieher?: gufisriəd (zum See abfallender Wa. und davor
gelegener Landstreifen) III Frauenk.


Schwzd. G(l)ufe(n) f. ‹Stecknadel›, mhd. glufe, gufe f.; in BE Sim-
mental bezeichnet man mit Gufe(n) auch die Lische, das kurze,
spitze, harte Gras mit Nadeln vergleichend; «das aus scirpus pal.
und uniglumis bestehende Bergheu BE Simmental» (Id. II, 608).


Gufelät

gu᪷fəle᪸t, i᪷m ku᪷fəle᪸t (; Hangmulde; Rebgebiet, Holz-
platz, ehem. Rebgut u. Landsitz, s. Convalet, HBLS II,
619f.), Johannes dictus Swenns, residens in Confellet
1329, ze Comphellet an dem stade 1334Wg, unam domum
sitam in loco vulgo dicto Conflet 1353, Johans Swebli
von Conflet 1358, (Rebstück zu) Gu̍nffellet am See 1373,
Pierre de Confellet 1491Wg, die Gunffelet Büri 1623Wg, in
der convolet Bühri 1674Wg, Guffelätbüri, Gufelätbüri
(vom gleichen Schreiber wie vorgenannte Namenform
1674Wg), zu Convalet 1686Wg, Gufelätt, Couvalet (Rebgut
des Klosters St. Urban) 1838D, Guffalet 1895Z I Tüsch.


Weigold (141) bemerkt: «Am liebsten möchte man an combalet,
ein Derivat von combe denken; der Übergang von b zu f bliebe
jedoch ungeklärt.» ‒ Der Name soll vom Abschiedsgruss con va-
lete herrühren, den die St.-Urban-Mönche den Brüdern, die sie
besuchten, jeweilen zuriefen. Nach Friedli (Twann 120) geht die
Bezeichnung zurück auf eine (domus) convaletudinis, da sich in
der Nähe der Besitzung eine Quelle mit vortrefflichem Wasser
befunden habe. Dem Kloster St. Urban gehörte das Grundstück
bis zu seiner Auflösung im Jahre 1848. Schon 1334 hatte der
Graf Rudolf von Nidau versprochen, die Reben und Trotten des
Klosters St. Urban zu Convalet am Bielersee gegenüber allen Be-
einträchtigungen zu schützen (FRB VI, 98).

H. R. Nüesch erwägt eine Grundlage von lat. confinis ‹angren-
zend› (FEW 2, 1035; RNB II, 106): *confinale + ittu > *confine-



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Sp. 133


lét > *confellét und durch Übernahme in den alem. Mund >
*cúnfellet > gúfelet. Confinis im Sinne von ‹angrenzend an den
See›; vgl. den Beleg von 1334 «an dem stade».


Gufen- †

Ein Jucharten, heist der ober gufenentz acher, an der
bern strasz 1531U97, der Gufenenttsch anderthalbe Ju-
charten 1535U101 (Entwurf zu diesem Urbar:) der gufen
entsch 1535U102 III Grhöchst.



Gufer

A) IV: ds gu᪷fər (Wei.) Frut.; dər ~ (K.) Gsteig; V: i᪷m ~, i᪷
ku᪷frən (Bergheugebiet) Ltbr. Mürr.

B) aa) i᪷m almi᪷~ V Ltbr. Gimm./Mürr.; im ge᪸is~ (Geröll)
V Gutt.; bi᪷rə~ (Geröllhalde an der Bire) IV Kanderst.

ab) e᪷tsi᪷sgu᪷fər V Innertk.

ac) ds hi᪷ndərgṳfər V Gadm.; i᪷m i᪷ndrən kụfər, i᪷m mi᪷tlərən
~, im obrən ~, im ussərən kufər V Ltbr. Mürr.; ufəm rotən
kufər V Grindelw.; ~ V Schatt.

B) b) IV: 2; V: 10; Auswahl: kufərwē᪸lli (2 loc.), gọfərwāld
V Haslib.

C) -li: das koferli 1574Le II Farn.; ku᪸fərli IV Lau.; uffem
Gofferlin 1356, Goverlin 1379, uff dem Göferlin 1395Uk2
IV Spiez; ds kụfərli V Haslib.; ds kufərli (K., Aaregrien) V
Meir.; ku᪷fərlištu᪷bə (Höhle) IV Lau. hieher? vff dem
goufferlin 1531U97 III Vech. (Dentenberg)

-i, -it, -ers: ufəm gofərs, ufem Goffret 1312, ufen Goure
1312, uf goffers 1533U133 III Rüegg.; i᪷m ko᪷fəri (Hei., Mo-
ränenzug) III Thier.; im go̤fərịt, ds ~ (K.) III Ndwicht.;
im kọfrị (Wei., Ha.) V Brienz; i᪷m gu᪷fri᪷t, ds ~ (K., Wa.) V
Günd.

Hieher?: ds gofi (K.) I ObwilbB.


Bergschwzd. Gufer n., m. ‹Felsblock, Geröll› (Id. II, 1327; Zs.,
Gr. u. Gr., 322). ‒ Nach J. U. Hubschm. (VRom. III, 135) aus
gall. *kombro > *kovro- ‹Geröll›. Diese Deutung wird heute
wieder aufgegeben zugunsten der Erklärung mit rom. *cubulum,
zu lat. cubāre ‹ruhen›; so auch J. Hubschm. (Alpenwörter, Bern
1951, 16f., 52 A 40). Bedeutungsentwicklung über ‹schutzbrin-
gende Einbuchtung unter überhängendem Felsen› > ‹Fels› >
‹Felsblock› > ‹Felstrümmer, Geröll›, im Simmental auch ‹Fels-
kopf, Berggipfel› (nach Bratschis Wörterbuch); vgl. zum Ety-
mon P. Scheuermeier (Begriff der Höhle …, 94‒105). Die roma-
nische Herleitung rechnet freilich nicht mit dem Tatbestand,
dass sonst lat. cubulum im Frkpr. nicht nachzuleben scheint.
Nach J. Pokorny (VRom. X, 242) noch «vorläufig ungeklärt». ‒
Dazu gehört auch Gifer (s. d.), wohl ursprünglich ein Kollektiv
Ge-güfer n., ahd. ga-guferi (J. U. Hubschm. a. a. O.). Die Entrun-
dung von Gufer > Gifer in der Landschaft Saanen ist ungewöhn-
lich, findet sich aber auch im Gipfelnamen Giferhorn in der
Rheinwaldhorngruppe, in Vals jedoch auch Güferhore(n) ge-
nannt.

Goferi (nach VRom III, 135f.) aus der ahd. Kollektivbildung
*gofer-ahi. Goferit = unklar, vielleicht bloss unorganisches -t.




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Sp. 134


Der Unterschied der Vokale u/o liegt möglicherweise in der all-
gemein offeneren Aussprache der u-Laute im westlichen BO be-
gründet (s. SDS I, K. 50 Chuchi).

In der Gde. Langnau (Bluttenried/Gool/Gmünden) gibt es ‹di
beide Güfle› (Wa., Weidegrenze), deren Benennung anscheinend
in jüngster Zeit von einer Bauernfamilie geprägt wurde, die
nicht mehr dort wohnt (1976). Wohl gebildet nach dem Wort Gü-
fel m. ‹stumpf zugeschnittener Bergkegel, Gipfel›, mit Suffix-
wechsel er > -el (verzeichnet bei Im Obersteg und wohl danach
bei O. von Greyerz, in: Sprache, Heimat, Dichtung; ebs. Id. II,
133). In Bratschis Simmental Wb. als † bezeichnet.


Güfi

ds kü᪷fi, i᪷m ~ (; Heimet, Zuname für widmat) III Lan-
disw.


Bildlicher Vergleich mit dem Güfi genannten Wagenkorb, ei-
nem Sitzgestell, das der Bauer auf seinen Berner-, Spreng- oder
Reitwagen aufschnallte (Id. II, 133). In Twann war das Mostgüfi
ein einspänniger Wagen mit erhöhten Randleisten, auf den wäh-
rend der Weinlese acht bis zehn Zuber gestellt werden konnten
(Friedli, Twann 1922, 386).


Gugel

A) i᪷n dər gu᪷glə, i᪷n də gu᪷glə(n), i᪷n gu᪷glən (Rundhöcker im
Wa.) V Bön./Gsteigw./Matten;

B) a) u᪷f dər eixgu᪷glə (K., ehemal. Stelle eines «Chutzen»)
II Rüegs.; dər brụ̄štgu᪷gəl (weisser Grenzfelsen im brụ̄št)
V Bön.; rịtku᪷gla (spitze Steine bei Ritt) V Iseltw.

b) d gu᪷gəle᪷k V Bön.; ds gu᪷gəlhorən (rundl. Felskopf) V
Ltbr. Gimm.; 1 juch. an Gugelberg 1486U166 IV Erlenb.
Ring.; ds gu᪷gušụ̈̄rli (steile spitze Egg) III Trub.

C) -li: Gugelisacher 17. Jhd.UP II Aarw.

-ler: u᪷fəm gụ̈gələr (Heuland) IV Saanen; ein Bletzlin Im
Brüll, vnnd ab gugellers Allmendt 1530U21 I Ins. u᪷fəm
gu᪷glər (Heuland; viele «Gugelsteine» darin) V Iseltw.;
u᪷fəm gu᪷gləraxxər (oder u᪷fəm gụ̈̄gələr) (K.) I Müntsch.


Schwzd. Gugel m. ‹eine Art Kappe, Kapuze›, aufs Gelände über-
tragen ‹Hügel, runder Gipfel›, verbreitet in Flurnamen; mhd.
gugele, gugel, kugel, aus mlat. cuculla, lat. cucullus (Id. II, 155f.;
REW 2359).


Guger

A) dər gugər II Aarw.; ufəm gu᪷gər (Hügelzug, Wa.), der
Guger 1577A II BusswbM.; u᪷fəm gugər (Hügel, K.), auf
dem Gugger 17. Jhd.UP II Melchn.; gugər II Thörig.

B) a) ho᪷rəgu᪷gər, auch: špi᪷tsho᪷rəgu᪷gər (bewaldeter Fels-
stock) IV Bolt.

b) gụ̄gərrē᪸bə I Twann; gugərhȫxi, gugərsu᪷nnsitə, ~šatsitə
(K.) II Melchn.

C) ds gü᪷gərli (bewaldete Kuppe) V Leiss.; gü᪷gərtə (Ge-
ländekopf) II Wolfisb.; i᪷m gügərtsi IV Lenk.





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Sp. 135


Wohl durch den bekannten Suffixwechsel -el/-er (vgl. Gubel/
Guber, Hudel/Huder, Kander/Kandel usw.) identisch mit
schwzd. Gugel m. ‹kapuzenartige Kopfbedeckung›, dann auch
‹Hügel, runder Gipfel› (Id. II, 155).


Güüger

dər gụ̈̄gər (Felskopf), Gogügerli 1597 (Angabe Gwp.),
gụ̈̄gərgrabə (Eintiefung daneben) V Bön.


Die Länge des Stammvokals weist auf Zshang mit Gūge(n) f.
‹Nacken, haubenförmiger Berggipfel› (Id. II, 156f.) bzw. auf
verwandtes Gūgere(n) ‹Eiterblatter› u. ä. hin.


Gugg-

A) dər ku᪷kən, am ~ (Wohnhaus, 2 Heugüter), am Guggen
(Haus) 1838D V Grindelw. Grindel/Holzm.

B) b) ku᪷kəngassa (Weg Gebiet Guggen) V Grin-
delw. Holzm.; vnder ghugken hag 1551U32 I Eps.; Gug-
genhaus (Haus) 1838D III Köniz; ein halb mad matten im
gugghouw 1540U14 I Lengn.; u᪷fəm ku᪷kənhu᪷bəl (Kuppe,
3 Gebäude) V Grindelw. Holzm.; gukəhǖ᪷rli (Wa., Wei.)
III Wattw.; ku᪷kəhü᪷rli (Berg) V Habk.; ku᪷kəlē᪸gəli (K.), i
Juchart nempt sich gucken laͤchels acher 1521U31 I
Brügg; 2 jucherten ligennt zuͤ dem gugenstein 1493U84,
ab zweyen jucharten lands liggend zum guggenstein
1538U148 IV Aeschi.

C) -li: im ku᪷kəli (2 Hei.) II Bärisw.; ku᪷kəli (K.) I Graf-
folt.; ds gu᪷kəli (K. am Hang) II Hindelb.; ds gu᪷kəli
(Vorsass auf Egg) IV Saanen;

kü᪷kəlislo᪷x (Höhle unter Schlosshubel), Güggelisloch
(Haus in einem Felsen) 1838D I Rad. Guggelisloch (Burg-
ruine) 1850J III Wohlen Mörisw.; ku᪷kəlisloxwaud III
Walkr. ds gu᪷kli (Hei.), Guggli (Häuser; auch: zum
Horn) 1838D II Dürrenr.; u᪷fəm gu᪷kli, ds ~ (Hei., Aus-
sichtspt.), Guggli (Haus) 1838D II Erisw.; i də gu᪷klə, d
gu᪷kli (Vorsass, weiter Ausblick), cucla, gucla 1324V2 IV
Saanen.

-eler: der Güggelers Wald (id. loc. gukli) 1759A IV Saa-
nen.

-i: ku᪷kəni᪷, i ku᪷kənən (Gucköffnung zw. Jungfrau und
Mönch) V Ltbr. Weng.

d šnapərku᪷ki᪷ (Wegstelle im Wa., zw. zwei Felsköpfen) V
Günd.; i᪷m gu᪷ki᪷saxxər (Hei.) I Meik.; dər kü᪷ki᪷axxər (K.),
kü᪷ki᪷gartən (K.) V Ltbr. Gimm.; ku᪷ki᪷ge᪸ssli IV Frut.;
ku᪷ki᪷gle᪷tšər V Ltbr. Weng.; gu᪷ki᪷shāltən V Hofst.; ku᪷kihi᪷-
ta (SAC-Hütte) V Ltbr. Weng.; im kü᪷kihö᪷i, ku᪷kihö᪷i (fla-
ches, eher sumpfiges Gebiet) I Lengn.; gu᪷kihǖrli (Gelän-
dekegel) V Beatb.; u᪷fəm ku᪷kihu᪷bəl (Geländevorsprung,
Aussicht) IV Frut.; i᪷m gu᪷kishūs (Hei.), im Guggenhaus
1785A III Köniz; ds ku᪷kihūs (Haus) V Ltbr. Gimm.; gu᪷-
kislox (Wa.) III Boll.; ds gu᪷kilō᪷n (K.), ze dem guggilo
1437U56 II Höchst.; j mad heist guggismad 1531U97, das



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Sp. 136


guggimad 1534U100, Das Guggis mad 1535U101 III
Grhöchst.; u᪷f dər ku᪷kimatə (Hei.) IV Frut.; Guggisberg
s. d.

kü᪷kigrabə I Gals; gụ̈kisgrāt (langer Grat), auf den Gü-
gisgradt 1795Rq8 III Sigr./V Beatb.; gü᪷kibax V Leiss.; dər
kü᪷kiwē᪸g I Gals.


Verschiedenartige Bildungen zur Grundlage von schwzd.
gugge(n), mhd. gucken, gücken ‹(neugierig) schauen›. Syn.
luege(n) (Id. II, 182f.). ‒ Die Namen bezeichnen im allgemeinen
Anhöhen, von denen man einen weiten Ausblick hat. Einige mö-
gen zur Wortbedeutung ‹kleiner Erker, Winkel, Loch in einer
Wand …› gestellt werden.

Ob in Fällen wie Guggis-acher, -garten ein alter PN oder ÜN an-
zusetzen ist, bleibt fraglich, ebenso, ob die Guggli in IV Saanen
mit den alten Belegformen cucla, gucla nicht eher zu Gugel (cu-
cullus) gehören. Vgl. auch die Etymologie zu Guggisberg.


Guggass

ds gụkass, i᪷m ~ (; steiler Südhang mit Wa., am Südfuss
des Doldenhorns gegen das Gasterntal; kein Aussichts-
punkt) IV Kanderst.



Güggel

A) gü᪷kụ (Hei., heute umbenannt in bu᪷əxəhōf) II Attisw.;
u᪷fəm gü᪷kụ, i᪷m ~ (Hei. auf breitem Hügel), Güggel 1838D
II Ndbipp; i᪷m gü᪷ku (K., grenzt an bu᪷əxəhōf Attisw.) II
Wiedl.; dər kü᪷kụ (kl. Hei., auch bi᪷m šte᪸rnəkü᪷ku) III Ob-
diessb.

B) b) an der gügells matt 1518U74 II Ndbipp; jn der guggel-
matten, am guggelmattetlj, jm gugellmosz 1531U97 III
Wohlen; ab der matten zu guggelsbrunnen 1543U154 IV
Wimm.; gü᪷kurein III Kriechw.

C) gü᪷kəligrabə III Laup.


Schwzd. Güggel m. ‹Hahn› Id. II, 192, mit Flurnamenbelegen
Sp. 193 (10). Übertragung auf Anhöhen vielleicht durch An-
klang an gugge(n). Güggel- höfe könnten Heimwesen sein, auf
denen die Abgabe eines Güggels lastete, vgl. Finsterhennen; in
andern Fällen unklar.


Gugger

ku᪷kər, gu᪷kər m.

A) dər ~ (Wa.) II Farn./Rum.; i᪷m ~ (sumpfiger Wa.) II
Rütsch.; u᪷fəm ~ (Hei., K. Nähe Wa.) III Langn.; ~ III
Wachs.; dər ~ (Wei. u. Wa.) IV Lau.; im ~ (kl. Wei.) IV
Lenk; dər ~ (Wei.) IV Reich. Kienth.; im ~ (schöne Wei.)
IV Zweis.; u᪷fəm ~ (K. u. Wa.) V Brienzw./Meir.

B) b) I: 5; II: 8; III: 10; IV: 2; V: 8.

Auswahl: ein andere Juchart agkers ob guggers agker
1430U78, 1502U123 III Laup.; in guggers fluͦ 1533‒42U128 III
Gugg.; gu᪷kəršhorn, hinderm guggershorn 1533‒42U128,
gu᪷kəršbax (2 Hei.), fluvius Gucchani 1076 (?), 1152, von
der Müli In guggersbach 1432U78 … III Gugg.; da dennen



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Sp. 137


dem guggerbach vf Jn guggers brunnenn, hinder dem
dorff guggisperg 1533‒42U128 III Gugg.

C) -li: i᪷m ku᪷kərli (Vorsass) IV Saanen; gu᪷kərli᪷-: ~bodən,
~bru᪷nnən V Günd.

-ere: i᪷ dər ku᪷kərə (Wei.) III Ndmuhl.


Schwzd. Gugger m. ‹Kuckuck› (Id. II, 184ff.). Bezeichnet in
Flurnamen wohl allgemein ‹Orte, wo der Kuckuck ruft›.

In einzelnen Fällen mag Gugger i. S. von ‹dämonischen Wesen,
Teufel› für verrufene Örtlichkeiten gelten (Id. II, 189 IV). In
Guggers Acker u. ä. dürfte der PN Gugger stecken (als FN altbe-
legt auch im Kt. BE, s. FNB II, 388). Gugger(s)-bach, -brunnen,
-horn III Gugg. sind wohl blosse Klammerformen von urspr.
Guggers-berg-bach usw., s. aber auch unter Guggisberg.


Guggernäll

A) (Zinsgüter) mit namen im Guggernell 1346N III Kö-
niz; i᪷m ku᪷kərnel (; Stelle, wo Klein- und Grossdorf
zusammentreffen) IV Erlenb.; ku᪷kərne᪸l (s. B)), stost an
das Guggernel 1502U157, im guggerneͤl 1515U158, stost ob-
sich an das gugernell 1524‒80U168, an den berg genambt
gugernäll 1527U91, gut Jm guggernell hus vnnd hof mit
dem erdtrich 1548U160 … IV Lenk; i᪷m gukərne᪸l (; Wa.)
IV ObwiliS.

B) a) i᪷ndərš/ussərš ku᪷kərne᪸l, i᪷m i᪷ndərə/ussərə ~ (Alp,
schöne Wei. mit viel Wa.; s. A)) IV Lenk.

b) am Gugernelberg 1712‒13A, 1771C3, die Guggernäl-
weid 1795C3 IV Lenk.

C) -i: Im guggernu̍llin 1430U78, 1532U125 III Kriechw.; i᪷m
gu᪷kərnü᪷ụi, Guggernülli (Haus u. kl. Heimwesen) 1838D
III Langn.; i᪷m ku᪷kərne᪸lli (; Waldlichtung) V Därl.


Schwzd. Guggernell BE; SO ‹Dachfenster, kl. Fenster auf dem
Estrich› (Id. II, 190). Guggernäll, Guggernüll als Örtlichkeits-
name gilt meist für hochgelegene, aussichtsreiche Gebiete. Bis-
her erklärt als *gugg-grenel, d. h. als Zss. aus gugge(n) ‹schauen›
und afrz. crénel (= nfrz. créneau) ‹Zinne, Schiessscharte›, wofür
der offensichtliche Ursprung der Namenstreuung im westlichen
Sprachgrenzraum und die Endbetonung zu sprechen scheint
(vgl. Zs., Gr. u. Gr., 322, mit Lit., ders.: Zum Flurnamenzeugnis
für die deutsche Besiedlung der Alpen 1958, 807f.; ders.: Die
mittelalterliche Walserwanderung in Flurnamenspuren 1963,
322ff.). ‒ Gugger-nüll möglicherweise volksetymologisch umge-
deutet für entlegene, steinige Orte im Gebirge im Anschluss an
Gugger ‹Kuckuck, Teufel› (s. d.) und Nolle(n) m. f., dim. auch
Nülli n. ‹runder (felsiger) Vorsprung› (Id. IV, 716).


Guggisberg 1

gukịšbe᪸rg (Dorf und Gemeinde), circa montem gucchani
1076 (Echtheit der Urkunde bezweifelt; vielleicht erst
Mitte 12. Jhd.), ecclesiam de Cucansperc, nemus quod
Chucansperc vocatur 1148, mons goͮcani 1152, Salaco de
Montcuchin 1182N, Mont cuchin (als Kirchort) 1228,
Uol. plebanus de Gucherasperehc um 1238, domus in
Monte Cucani 1254 oder 1255, curatus de Moncuchin
1285, a domo Ulrici de Gugisperch (nach spät. Kopie;



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Sp. 138


Original 1290), Gugansperg 1291 oder 1292, uͦlrich von
Guͦgisperch 1292, Uol. de Guggansberg 1295, et domini
Petri, curati ecclesie de Guccasperch 1302, dominus Pe-
trus curatus de Guckansperch 1303N, Wilhelmus de Guͤ-
gensperg 1313, Uolricus de Guggansperg 1323, Gug-
gansberg (Verz. der Pfarrkirchen) 1325, … der amman
und die lanlu̍te gemeinlich von Guggisperg 1330, Gug-
gisberg, Guggesberg 1334, … de Gugsperg, de Guxkes-
berg 1343, de Guckansperg 1356, … parrochie de Moncu-
chin 1368, in Guggisperg 1370, de Moncuchin
1416/17K9a, Montcuchin 1453K9, … von dem len ze guggis-
perg 1484U126, Guckysperg 1497A, … uss dem Gugischperg
1569C3, … III Gugg.

ku᪷kišbe᪸rgərmatə (K., Herkunfts-PN?) III RütibR.; an
die guggisberg stras 1533/42U128 III Wahlern.


Die bisherigen Deutungen des 1. Namenglieds mit dem Verb
guggen ‹schauen›, mit mhd. guggouch oder schwzd. gugger ‹Kuk-
kuck› sind kaum stichhaltig. Die frühsten Belege mit der lat.
Gen.-endung -ani, der deutschen auf -ans weisen auf einen alten
Personennamen hin. Diesen glaubte J. U. Hubschmied (Burg-
dorf, 748 A. 11 bzw. 715) als burgundisch Guka, mit dem ostger-
manischen Ausgang der sw. masc. Flexion auf -a im Nom., das
dann im latinisierten Genetiv weitergelebt hätte, wie etwa bei
Hunnenkönigsname Attila, Gen. Attilanis. Diese «interessante»
Feststellung eines ostgerm.-burgundischen Einschlags aufgrund
eines bloss nebentonigen Flexionselements ist jedoch kaum halt-
bar angesichts des Tatbestands, dass verschiedene Schreiber im
Laufe der Zeiten nebentonige Wortausgänge auf Vokal + n(s)-
mit -a- wiedergaben, z. B. 1395 Attasholz = Attisholz, 1579 Alcha-
flü, das seit 1320 auch als Alchenfluͦ belegt ist, 1533 von küllawyl
= Kühlewil, 1530 an hetzawil, aber 1308 schon Hetzenwile usw.
Für -a- in Flexionssilben erbringt Br. Boesch (Untersuchungen
zur alem. Urkundensprache des 13. Jhd., 1946, 138/139) eine rei-
che Zahl sprechender Belege.

Freilich, der PN des 1. Jahrtausends ist heute nicht mehr sicher
fassbar. Fm I, 690 bietet unter Gug- wenig Entsprechendes:
Gogo, Coco u. ä., die er mit ONN wie Gukkingin, Chuginpah …
Kukenwert verbindet, was Henning Kaufmann (Ergänzungs-
band 1968, 156f.) aber bezweifelt. ‒ Die Überzahl unserer histor.
Belege für Guggisberg weisen auf einen solchen einstämmigen,
vielleicht im rom.-alem. Mischgebiet erwachsenen, urspr. germ.
PN. Seltsam bleibt die Bezeugung de Gucherasperehc von ca.
1238. Man könnte versucht sein, mit dieser Bildung die Namen
Guggershörnli und Guggersbach, Erhebung und Gewässer im Be-
reich von Guggisberg und vom Dorfnamen kaum zu trennen, in
Verbindung zu bringen. Das führte dann ‒ wie P. Glatthard
(ONN zwischen Aare und Saane, 331) darstellt ‒ auf einen urspr.
zweigliedrigen germ. Personennamen, etwa *Guck-wald, -hart,
-gêr, der in der Lautung Guggis- als gekürzte Verschleifform er-
halten wäre. Parallelen wären heutiges Sumiswald: 1225 Suͦ-
moldswalt, 1290 Suomelswalt, 1315 Sumiswald, 1353 Sumans-
wald, oder das benachbarte Rüeggisberg: 1076 Roggeresberch,
1224 Ruogersperg … (ebd. 414). Doch bleibt eine so frühe Ver-
schleifung, wie sie schon die ersten Belege für Guggisberg zeigen
müssten, doch fragwürdig, und es ist eher mit einem spätern
volksetymologischen Anschluss von Guggershörnli und Guggers-
bach an das durchsichtige Appellativ Gugger ‹Kuckuck› (s. d.) zu
rechnen. Der Dorfname Guggisberg wird heute im volkstümli-
chen Sprachgefühl mit guggen ‹ausschauen› verbunden, weil die
Lage des Ortes einen wundervollen Ausblick bis auf die Jurahö-
hen bietet.




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Sp. 139


Guggisberg 2

Auf dem Guggisberg (Haus) 1838D II Dürrenr.; i᪷m
ku᪷ki᪷šbərg (Hei., Aussichtspunkt), Guggisberg (Hof)
1838D II Sum.; dər ku᪷kịšbərg (Hei., beim Aussichtspunkt
Huttibüel), Guggisberg (Hof) 1838D III Obthal; Guggis-
berg (Haus) 1838D IV Erlenb.


Wohl blosse Übertragungen des auch durch das Simelibärg-Lied
weitbekannten ONs Guggisberg, den man mit einer weiten Aus-
sicht in Zusammenhang brachte. Vielleicht ursprünglich auch
einfache Guggi‒Namen für Anhöhen mit Fernblick, wie im
Guggi, Guggi-Berg LU usw. (Id. II, 191).


Gugguuser

ku᪷kǖsər (; vorspringende Felsen, Aussichtspunkt) V
Ltbr. Weng.

u᪷fəm ku᪷kụ̄sərnollən (hoher, von Wa. umgebener Felsen)
V Brienzw.; bi᪷r gu᪷kụ̄sərblattən (Felsplatte) V Schwan-
denbBr.


Da es sich um vorspringende Ausschauorte handelt, wohl eher
zum Vb. ūs-gugge(n) bzw. Weiterbildung zu dessen verselbstän-
digter Imperativform gugg-ūs ‹Ruf beim Versteckenspiel› (Id. II,
197) als zur Benennung Gugguser für den ‹Kuckuck› (Id. II, 184).
In Schwanden bei Brienz holte die Hebamme früher die Kinder
bei der Gugguserplatte.


Gugi

ds gụgi, (Geröllhalde) IV Bolt.; i᪷m gụgi᪷, gugi᪷ (steile
Wei.) IV Reut.; u᪷f də gụ̄gəni (mehrere Rundhöcker) IV
Erlenb.; u᪷f dər gụgifluə (in Nähe der gụ̄gəni; Siegfried
Atlas: Hugifluh) IV Därst.


Dim. zu schwzd. Gūge(n) f. ‹Hals, Nacken (von Mensch und
Pferd)›, aber auch ‹Berg mit haubenförmigem Gipfel im Jura›
(Id. II, 156f.).


Guisan

kịsãplats (Aussichtspt. im Wa.) I Twann; kịsãplats (offi-
ziell: General Guisan Platz) III Bern; kịsãplats III
Thun; kịsãbli᪷kx (neuer Name für xrụ̈tshȫ᪷xi) I Lyss.


General Henri Guisan, 1874‒1960; Oberbefehlshaber der
Schweizer Armee im 2. Weltkrieg.


Gul †

ein Juchartten gelegen uff gul Reyn, ein Juchartten uf-
fem gulritt 1551U32 I Hermr.


Möglicherweise zu dem u. a. in den Kantonen SO, AG und LU
bezeugten Gūl m. ‹Gaul, Pferd› (Id. II, 219f.).


Gul-

i᪷n dər ku᪷la oder: ds ku᪷li᪷, i᪷m ~ (Hei., Vertiefung im Ge-
lände) IV Adelb.





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Sp. 140


Nach Hubschm. (Frut. 18) kommt in der Westschweiz mehrfach
der ON Coulet vor, der wohl eine mdal. Lautung *kolè(t) voraus-
setzt, abgeleitet von kolā ‹couler›; die Alemannen haben das di-
minutivische -è(t) durch -i ersetzt. ‒ Dieser als Diminutiv -ī(n)
aufgefassten Lautung haben sie dann wohl in Analogie an übli-
che Wörter wie Matta, Gassa, Folla … eine Normalform beigege-
ben.


Gülgeren †

Item aber ½ Jucherten achers czuͤ oberbu̍ren an gu̍lgeren
1479U11 I Bür.


-aria-Kollektivbildung zu schwzd. Gilg f. ‹Lilie› (Id. II, 232; I,
179/180) mit Rundung von i > ü, die wohl in älterer Zeit auch
bis ins BE-Seeland hinein gereicht haben dürfte (heutige Streu-
ung s. SDS I, K. 165 ‹Milch›; also ‹Ort, wo viele Lilien wachsen›.
Kaum zum PN Gilg (Id. II, 232; 213).


Gulis-

goli᪷sflüə, gǖlisflüə (Felsgebiet am N-Hang des Bözinger-
bergs) I Biel; dər gụlisbē᪸rg, kụlisbē᪸rg, kxu᪷lissbē᪸rg (Wa.) V
Meir./Schatt.; gụlịsriəd (Hei.), ze Goͤlisriet 1367, Gulis-
ried, Kullisried (Haus) 1838D III Vech.


Im 1. Glied dieser Namen steckt ein nicht mehr eruierbarer PN
im Genitiv.


Güll-/Gill-

A) gi᪷uə (K., früher Sumpf), 1 acher in der gillen 1432U78,
1486U81, in der gillenn enett dem wasser 1529U124, die
acher in der gu̍llen 1531U97, in der gillen … an der aren
1532U125 I Rad.; die gillen 1540U14 (s. B) I Meienr.; in der
gillen 1432U78, die Gillen Jst anderhalb mad 1672U100 I
Seed.; Acher in der Güllen 1562U43a II Langt.; gi᪷lə, a gi᪷lən
obna (Wei.), ein weid heisset gillenn 1493U84, Jn gillen,
… ein weid heiszt gillen 1538U148 IV Frut.

B) aa) u᪷f dər e᪸ntəgü᪷ụə (Tümpel), Entengülle 1886
(Grundbuchplan), d ho᪷štərtgü᪷ụə, si᪷dəgü᪷ụə (Tümpel mit
seidenfeinem Eis, weil windgeschützt) III Belp; der
Steingillen acher 1534U100, ein halb Jucharte im Stein gel-
len acher 1535U101, (heute:) dər šteiaxxər (Hei.) III Rub.
Trimst.; das klein Steingillen hoͤltzlj 1534U100 III Rub.
Trimst.; die werdguͤllen (id. loc. gi᪷lə) 1538U148 IV Frut.; d
wịtịgü᪷ụə (kl. Tümpel bei Witi) III Belp.

ab) jō᪷rdigü᪷ụə (FN Jordi) III Belp;

ac) xru᪷mmi gü᪷ụə (halbmondförm. Tümpel), blāụi gü᪷ụə
III Belp;

b) der Güllenacker 1666Le II Ndbipp; stost … an hans
Müllers Gillen Aker 1666U100 III Zoll.; u᪷f gü᪷ụəmat I
Meienr.; Gillenmatt 1672U100 I Seed.; die Gillematt
1721Rq7 III Laup.; in dər gi᪷ləmatə IV Frut.; in der gillenn
mettellty 1531U3 I Rad.; gi᪷llənou (Haus mit Fischzucht)
III Laup.; gü᪷ụəbax II Langt.; im gillenberg um 1525U20 I



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Sp. 141


Gamp.; gü᪷ụəbrük II Roggw.; uf den giller Rein 1529U92,
der Gillenrain 1838D I Rad.

C) -i: i᪷m ki᪷llị, Güllen 1866 (Grundbuchplan) V Meir.

-er: i᪷m kü᪷llərli᪷, ds ~ (Hei. im Talgrund der Kander) IV
Reich.


Schwzd. Gülle(n) f. (Id. II, 222f.), mhd. gu̍lle, scheint in unsern
Örtlichkeitsnamen ‒ und teilweise halbappelativisch ‒ noch in
der alten Bed. ‹Wasserlache, Tümpel› erhalten geblieben zu sein,
während es weiterhin in der deutschen Schweiz den dominieren-
den Begriffsinhalt ‹Jauche zum Düngen› erhalten hat (= berndt.
Bschütti). Im Seeland erscheint der Name als entrundetes
Gille(n).

Freilich bleibt erwägenswert, ob sich nicht in einzelnen Fällen
ein ausgestorbenes Rand- und Reliktwort Gil bzw. Gille(n) mit
der ursprünglichen Bed. ‹Geländeeinschnitt, Graben› verbirgt ‒
z. B. Gillen 1540 in I Meienr. ‒ das seine Parallelen in nordger-
manischen Sprachen hat: isländisch gil n., norwegisch dial. gilja
f., und das bei uns vor allem in der NO-Schweiz toponomastisch
gut bezeugt ist (E. Kolb, BSM VI, 61ff.). Im BO ist auch Zusam-
menhang mit dem PN Gil/Gillian = Aegidius, Julian (Id. II, 213)
möglich.


Gumer-

gumərtaŋ, gumərtaŋwe᪸gli (frz. Cormetan; Rebgebiet,
Graben) I Lig.



Gümligen

gü᪷mligə, ts ~ (Dorf), Silbonus de Gumilnges zw. 1150
und 1180N, in Gumlingin, de Gumlingin 1239, in Gume-
lingen 1239, 1258, in Gumlingen 1285, in villa seu territo-
rio de Gu̍mlingen 1301, item in bonis Gumlingen 1303,
Gu̍mlingen 1327, 1328, um 1330, 1332, 1335, 1336, fier
schuͦpossen, die da ligent in dem dorf und Dorfmarch
von Gu̍mlingen 1342, de Gu̍mlingen 1347 … ze Krengen
(Kräyigen) und ze Gu̍mlingen 1353, … Peter Gu̍mlinger
1373, … Gu̍mlingen 1498Rq6, Gümliggenn 1530U132
Gümligen 1573C3 .. Gümbligen 1638/41C3 III Muri.

gü᪷mligə-: ~fe᪸ud, der acher vf gu̍mlingen veld 1531U97,
~mōs, ~bē᪸rg (Wa., Hügel), Gumlisperg, Gümligberg
16. Jhd.UP, ~rein, ~štrē᪸ssli, ~tāu (Tal nördl. Gümligen), in
dem guͤmlingen tal 1529U92, ~dō᪷rf III Muri.


Alter -ingen-Name, gebildet mit einem nur noch zu erschliessen-
den germ. PN. Eine Grundlage von (vorahd.) got. guma ‹Mann›
(Fm I, 691) scheint ausgeschlossen, da bei den sw. -an-Stämmen
durch a-Brechung germ. -u- zu -o- wurde: ahd. gomo. Deshalb
weist H. Kaufmann (Ergänzungsband zu Fm I, 158) die dem An-
satz Gum- entsprechenden Namen dem Etymon Gund- (vgl. Fm
I, 693ff., Kaufmann 158) zu: 1298 Gumiltingen wäre eine Bil-
dung zu Gumild, einer Assimilationsform von Gund-hilt.

Zu Gumild oder einer ähnlichen Namenzuss. mit -bert, -hart
kann eine hypokoristische Kurzform Gumo und von dieser mit
dem Dim.-suffix germ. -ilan der Name Gumilo erwachsen sein,
den wir im ON Gümligen vermuten. Entsprechende -ingen-ONN
mit diminutivisch abgeleiteten PNN wären im Kt. Bern etwa
Merligen zu Marilo (Kaufmann 251), Scherzligen (Scartilo), Ral-
ligen (*Rallo) u. a.




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Gumm-/Chumm-

gu᪷mmə, u᪷f dər ~, i᪷ dər ~; u᪷f dər gu᪷mm; vz. i᪷ dər gu᪷mi, i᪷ dər
gu᪷mbə (I Lig.); Pl. gu᪷məni, u᪷f də gu᪷mənə (IV); hist. Be-
lege: in der Gummen; die gumma, gummi (Sg.); K., Wa.,
Hei.

A) I: 32; II: 20; III: 44; IV: 1; V: 13.

Auswahl (gu᪷mmə = ~): in der Gummen 1365, in der
Gombe ze Byella 1365, jn der gumen 1553U8a I Biel Bö-
zingen; in der Guͦme, in der Gummen 1336N I Biel Mett;
~ oder ~lo᪷x (kl. Tal), in der Guͦmon 1284N I Eps. (evtl.
Hermr.); i᪷ dər ~ (Hei., in Mulde) I Hermr.; i᪷m ~ (Wa.),
in der gumi 1474U30 I Lengn.; i᪷ dər gu᪷mbə (Wa.) I Lig.; i᪷
dər gu᪷mi᪷ (Hei., K.), die gumma 1531U97, an der gummi
1531U97 I Rad.; i᪷ dər ~ (K. mit starken Wasseraufstössen),
in der gum 1409U1, in der Gume 1427U78, an wernlis
gumma 1528U2 I Seed.; in der Gummon 1331N, Jn der
Gumj 1553U8a I Sutz; gu᪷mə, von einer Rüttin In guminen
um 1426U78 II Aarw.; ~, i juch. heisset die gummi, an der
gummj 1480U44 II Alchenst.; u᪷f dər gu᪷mm (Hei., K. auf
Erhebung), im eichbuͤl oder gumm 1534U100, an der Gum
1571UP, in der Gumm 1726/29C3 II Obburg; i dər gu᪷mi
(talförm. Einschnitt) II Rohrb.; ein halb Juchertt, Stost
vor ann dye gümmynen 1518U74 II Rum.; u᪷f dər gu᪷mə (K.,
leichte Bodenmulde), area sita in Wikeswile, iuxta fon-
tem dictum Cumbun 1269 II Wiggisw.; ~, die guma
1530U132, Jn der gumm, Jn der gumma, Jn der gummen
1531U97 III Bern Ndbott.; i᪷ dər ~, in den gümon, in den
gümen, die gümen 1436U121, in der gummen 1532U125 III
Ferenb.; an die gummen 1493U84, in der gummÿ 1498U46,
in der gumm um 1530U142 III Forst; ~ (Hei.), in der Gom-
mon 1357, in der gummen 1484U126, vf der gumma
1533‒42U128 III Gugg.; gu᪷mm (K.), uf dem mos by der
gumma 1533U133 III Rigg.; ~, in der gumma 1533U133 III
Rüegg.; Jnn der Gum zwo jucharten 1535U101 III Seft.;
gu᪷mm, in der Gumma 1308, in der Gu̍mon 1354, in der
Gummen 1380, die gumm um 1530U142 III Steff.; Gum-
mon 1306, 1356 (s. B) ac) III Trub; mit namen in der
Gummon 1390 … III Vech. Sinn.; in Gummen 1329 III
Walkr.; in der Gummen 1344 III Wattw.; im ku᪷mm,
Comba 1324MW IV Saanen; i dər ~ (K.), die gumma
1535U161 V Beatb.; in dər gu᪷mmi V Brienz; i᪷n dər gu᪷mm
(Fels, Schafwei.), an Gummen 1372 V Haslib.; ə gu᪷mm,
gu᪷mmi (Pl.), in gu᪷mmən (Grasbänder, Schafwei., auch
Appellativ) V Innertk.; gumma, i᪷n dər gummən V
Isenfl.

B) a) I: 9; II: 2; III: 15; IV: 4; V: 16.

-gu᪷mmə aa) amsəl~ III Mühleb.; e᪸šši~ (Wa.) III
Rüsch.; flü᪷ə~ (Wa.) II Sum.; fu᪷ntənə~ I Gamp.; Jn der
hargummen … Jm Jungkholtz 1531U97 III Mühleb.; Jm
Insul Gum̄ 1660/63C3 III Köniz; li᪷ŋ~, Lingummen 1753A
III Langn.; lọi᪷bgu᪷mm (Bodenmulde b. Alp Loib) V In-
nertk.; mü᪷li~ (Wa.) I Gals; öigštgu᪷mm (Mulde) V In-



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nertk.; ougštgu᪷mm (Alpwei.) V Obried; u᪷fəm perts-
gu᪷mm (Alp, Wa.), Berchycomba, berchicumba, Bersy-
coma, Bertocomo 1312Zw, Berchicomo, joria de berchy-
cumba, de berchecomo 1324Zw, usquz ad metas montis il-
lorum de berchocomo 1360Zw, an dem berg genempt
bertzkum 1531U144, an Bertzgum 1665U152 IV Saanen; i᪷n
dər ro᪷sgu᪷mm (Dorfteil) V NdriedbI.; šelis~ III Rüd.; uf
dər wịlərgu᪷mm V Hofst.;

ab) aͤbis gummen 1485U15 I Brütt.; Lantlisgumme 1391Uk2
V Brienz.; re᪸mis~ (Hausgruppe) I Schüpf.; uf re᪸mis~
(Alp), re᪸mis~ ho᪷gər, an dasz Rämisz gumma 1531U136 … III
Eggiw.; i dər ru᪷əf~ (Wa.) I Gals; še᪸r~ (K., Mulde), in
der Schergummen 1531U, aus der Schärgummen 1700A
III Wohlen; walis gumma um 1525U20 I Ins;

ac) Auswahl: di hẹ̄iji gu᪷mm V Hofst.; di i᪷ndri/ussri
gu᪷mma V Gsteigw.; dər le᪸ts ku᪷mm, am le᪸tsə gu᪷mm IV
Saanen; u᪷f mi᪷tlər ~, obər ~, ze Obern Gummen 1378 III
Trub; u᪷f dər o᪷bərə/u᪷ndərə gu᪷mm III Wattw.; u᪷f dər o᪷brən
gu᪷mm (stein. Grashang f. Gemsen) V Innertk.; di špē᪸ti
gu᪷mm, in dər špē᪸tigumm (Heumad, Grat) V Brienz; di
špē᪸t gu᪷mm, in dər špē᪸tən gu᪷mm 2. Gwp.: di špāt gu᪷mm, in
dər špātən gu᪷mm V Innertk.; dər su᪷nig ku᪷mm, im su᪷nigə
gu᪷mm (Bergwa.) IV Saanen; in dər teiffən gu᪷mm V
Brienz; wịtə~ (Hei.) III Rüegg.

b) I: 31 (davon ~acher 16); II: 14 (~acher 6); III: 28
(~acher 15); IV: 5 (~acher 0); V: 11 (~acher 0).

Auswahl (älteste Belege): gummacher 1480U44 II Al-
chenst.; ab dem acher, genembt der gumacher 1492K3 III
Worb; unam posam terre sitam zem gummoss 1436U121
III Ferenb. od. Mühleb.; ts gu᪷mmənbax (Hei., K.), das
halb len ze dem Gumbache 1302, guͦt … genemmet zem
Gummenbache 1369 … V Grindelw.

C) -li: A) I: 5; II: 3; III: 7; IV: 4; V: 8.

Auswahl: im loch old gumly 1530U21 I Erlach; dər gü᪷mu,
Gummelin 1546 (Thorberg Urbar) II Krauchth.; gü᪷məli
(K.) II Melchn.; uff dem gumly 1436U121 III Ferenb.;
gu᪷mməli (Hei.) III Gugg.; ku᪷məli (steiler Vorsass) IV
Lau.; i᪷m gu᪷məli (steile Alpwei.) IV Lenk; von dem gutt
genant das Gumelly, von dem Gummellin 1502U157 IV
Zweis.; gu᪷mmləni, u᪷fən gu᪷mmlənən (Alpwei. mit Mul-
den) V Lütsch.

gu᪷mbətli I Lig.

B) ac) ds hi᪷ndər gu᪷mmli (Wa.) V Brienzw.

B) b) II: 3; III: 2; IV: 2.

-i: A) I: 4; II: 1; III: 4; IV: 2; V: 4.

Auswahl i᪷m gu᪷mi᪷ (K., Mulde), das gummi 1528U2 I Büet.;
i᪷m gu᪷mi obə (flacher Hangbuckel) II Höchst.; d gu᪷məni,
uf də gu᪷mənə (Wei., Wa.) IV St. Steph.; d gu᪷məni (Wei.)
IV Zweis.; im gu᪷mmi (Alpteil, Hangmulde) V Grindel-
w. Itramen.

B) a) I, II: 0; III: 3; IV: 1; V: 5.





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Auswahl: geissgu᪷mmi (Heuland) V Brienz; im Augst-
gummi 1668U152 IV Saanen; šeiteku᪷mmi (Alpwei., kar-ar-
tiges Tal) V Grindelw. Scheidegg.

B) b) I: 1; II: 1; III: 13; IV: 4; V: 3.

Auswahl: der gumiacher 1474U30 I Orp.; gu᪷misek (Wei.)
IV St. Steph.; gü᪷mi᪷fe᪸u (~feld; auch: i᪷ dər gü᪷mi᪷) III Wi-
lerolt.; ds gu᪷mihorə (Bergstock), Gummihorn 1783Wä V
Gsteigw./Günd.; in dər gummixe᪸lən (Graben) V Gutt.;
die gumy mattann … stost … an den gumenn weg 1531U76
II Ausw.; im gu᪷mi᪷strō᪷g (K., Mulde) III Sigr.; an dasz
oberist Gumy weid 1531U136 III Trub; in dər gu᪷miswẹid,
der Walliseren Gummisweid 1691MW IV Gsteig; stost an
… den gumy zun 1513U57, an den gumi Zun 1529U92 III
Aeschl.

Hieher als Ellipse?: ufəm gu᪷mi᪷s (hügeliges Land) II Ers.

-ele(n): kummələ, i᪷ dər gumələ (K., Mulde) III Kirchd.;
an die Gumla 1578U163 V Meir.; i᪷n dər gummla (K.) V
Obried; gu᪷mmla, i᪷n dər gu᪷mmlə (Heuland) V Ringg.

-er: gu᪷mməršlox (Hei., K., Graben im Wa.) III Englisb./
III Köniz.

-eren: i juch. in der gummeren 1498U46, 1500U48 III Seft.

Hiezu gehörend?: am (auch i᪷m) ku᪷mmərši, co̍mborgoin
1360Zw, der Gummersin 1592‒1604Rm, Gummersin
1605MW (frz. Comborsin) IV Saanen (Chalberhöni).


Die folgenden zwei Belege aus dem Seeland können nicht ein-
deutig zu Gumme gestellt werden; denn ebensogut kann hier lat.
*Condamina (s. den Artikel Gümmenen) zugrundeliegen. Vgl.
das relativ häufige Vorkommen von La Condemine im benach-
barten Kt. Freiburg (Paul Aebischer, Les Noms de Lieux du
Canton de Fribourg, 1976, 100):

i Juchart zuͦ gymͫinen 1521U31 I Eps.; ein halb Juchart uff
der gümͫinen um 1525U20 I Lüsch.


NB. Die schon früh belegte sporadische feminine Nebenform
auf -i (Gummi f.) ist schwer erklärbar, dürfte aber mit dem Dimi-
nutiv in Zusammenhang stehen.

Die Pluralformen Gumeni sind als Pl. neutr. aufzufassen. Das
einmalige Gumbe(n) (I Lig.) ist eine sehr späte Übernahme aus
dem Frz. an der Sprachgrenze.


Chumm

A) xu᪷mmə (xu᪷mə IV vz.), xu᪷mm; i᪷ dər ~; vz. m., z. B.: zem
kummen 1400Uk2 III Seft.; im xumə III Sigr. (K., Hei. zu-
meist in oder bei Bodenmulden). Chumme, Chume
(Chumm) I: 1(0); II: 2(0); III: 4(11); IV: 5(11); V: 0(2).

xu᪷mmə I Rapp. Wierezw.; ii man meder genant der khu-
men 1531U59 II Aeflg.; Heini ze Kummen 1382 II Hei-
misw.; u᪷f dər xu᪷mm (Hei., K., Bodenmulde), ein mattenn
heist zu khumm 1530U95, 1531U144, in der Khum 1560/61A
III Amsold.; xu᪷mmə, die Kumen 1530U132, by der kumen
1535U101 III Belp; i᪷ dər xu᪷mm (Hei.) III Heil.; hi᪷ndər dər
xu᪷mm, jn der khum 1530U95 III Hilt.; ab einer matten ge-
nampt khummen 1531U144 III Heil. od. III Hilt.; xu᪷mm
(Hei.) III Längenb.; an die hoffstatt genant … in der
kumm um 1530U142 III Obhof; bim kummen ein pletzli
1533U133 III Rüegg. (bei Brügglen); gelegen zem kummen



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1400Uk2 III Seft.; im xumə (Haus, Bodenmulde) III Sigr.;
i᪷ dər xu᪷mm (Wohnquartier), in der Kum 1788C3 III Thun
Strätt.; i᪷ dər xu᪷mm (Haus, Hangmulde) III Ueb.; xu᪷ma, i᪷
dər xu᪷mə (Bodenmulde) IV Adelb.; die knaben an der
Kumme 1348 (heute: xu᪷mmge᪸ssli) IV Aeschi; i᪷ dər
xu᪷mm, in der Chum 1425U78, ab der kum 1502U157 IV
Bolt.; in der Kum 1412U165, 1524‒80U168 IV Därst.; i dər
xu᪷mm (Hei., K., Hang), in der Kumm 1734‒35A IV
Diemt.; i᪷ dər xu᪷mm (K.), bonum dictum du̍ Kumma 1330
IV Erlenb.; i᪷ dər xu᪷mə (Hei., Bodenmulde), in der
Kumm 1665/66A, in der Kummen 1787C3 IV Frut.; i᪷ dər
xu᪷mm (jüngere Gwpp. i᪷m xu᪷mm), ein acher im Kumme
1382 IV Kratt.; von dem gutt zu dem kummen 1502U157
IV Lenk; xu᪷mm (s. B) ac)), denne in der Kumma 1357, in
der kumm 1497‒1516U167, stost … an die khumm 1502U95
IV ObwiliS.; i᪷ dər xu᪷mmə (2 loc.: Faltschen, Kien), in
der kumi, in der kumy 1430‒36U78 IV Reich. Scharn.; ab
dem gutt die khum genant 1543U154, 1543UP (heute xu᪷mmli
s. C)) IV Reut.; xu᪷mm (Hei.), Jacobs Jn der kumm hus-
hofstat 1530U95, Jacob in der kum 1531U45 IV Spiez; u᪷f dər
xu᪷mm (K.), mit dem bomgarten und dem maͤtteltin … ge-
nempt die Kum 1448Rq3, von der Schürhoffstadt, an der
khum gelegen 1543U154, die mattan under dem Schloss,
die khum genant 1543U154 IV Wimm.; im kumm? 1488U156
IV Zweis.; an dər xu᪷mm (K.) V Bön.; ir xumm (Abhang,
Bach) V Leiss.

B) a) IV: 10.

aa) i᪷n dər erbitxumə (Mulde am Grat) IV Frut.; gẹ̄ri᪷-
xu᪷mm (Gipstrichter) IV Kratt.; i᪷r ladholtsxu᪷ma (Wei.)
IV Frut.;

ac) die rōti xumə (Passübergang), die Rothe Kumme
1796C3 IV Kanderst.; i dər šö᪷nə xu᪷mm IV Aeschi; i dər
wị̄tə xu᪷mə (Einsenkung in Geröllhalde) IV Adelb. ‒ die
inder Kumm 1527UP, die indre Kümm, die ussere Küm
1537UP IV Erlenb.; i dər obərə/u᪷ndərə xu᪷mm (Hei.) IV
ObwiliS.

B) b) I: 0; II: 3; III: 12; IV: 10; V: 1.

Auswahl: der kummacher 1533U133 III Rüegg. (bei
Brügglen); den Komacher 1394UT IV Reich. Faltschen;
die kumen juchertten, die khumen mattan 1531U59 II
Aeflg.; vonn … der Kummatten zuͦ Ibische gelägenn
1534U99 III Ueb.; von der weyd im kumbbrand 1502U157 IV
Zweis.; im Kummental 1357 IV Herrschaft Erlenb.

C) -li: III: 1; IV: 7; V: 2.

(xu᪷mmli = ~) xü᪷məli (Hei., K.) III Rüd.; ~ (Wei.) IV Er-
lenb.; ufəm ~ (Alpgebiet Arnisch) IV ObwiliS.; i᪷m ~ (kl.
Hei.) IV Reich. Wengi; im ~ (K.) IV Reut.; ds ~ (kl. Hei.)
IV Reich. Scharn.; ~ (Hei.) IV Spiez; im ~ (Alp) IV
Wimm.; xu᪷məlli (; Alpstafel, Mulde) V Beatb.; i᪷m ~,
Kümli 1535U161 V Därl.

-xu᪷mmli: III: 1; IV: 7. gantrišxu᪷məlli (Wei., Mulde) III
Rüsch.; mē᪸rtsə~ IV Bolt.; mi᪷təlbē᪸rg~ (Alp) IV Diemt.;



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Sp. 146


ti᪷ər~ (auch ti᪷ərxu᪷mi) IV Adelb.; u᪷fəm o᪷bərə/u᪷ndərə ~ IV
Diemt.; roth Chumlin 1620Rm IV Diemt.

xu᪷mmli- I: 2; II: 1; III: 5; IV: 1. ~grabə III Neu.; ~grat
III Rüsch.; ~grāt IV Erlenb.; ~hu᪷bu II Wolfisb.;
~hü᪷ttə (Sennhütte) III Rüsch.; ~matt I Rapp. Wierez.;
~mōs I Rapp.; ~ri᪷tsə, ~špi᪷ts III Rüsch.

-etli: i᪷m xu᪷mətli (Heuland) IV Adelb.; i᪷m xu᪷mətli (K.) IV
Frut.

-i: IV: 6; V: 2. (xu᪷mi = ~).

im ~ (Alp, 2 loc.) IV Adelb.; i᪷ də xu᪷məni (Schafwei.) IV
Bolt.; im ~ IV Kanderst.; im ~ IV Lenk; ds ~ (kl.
Mulde) IV Saanen; von eynem mad im kumin 1502U157 IV
St. Steph.; im ~, die meder im Kummin 1438Rq1, ab dem
kumin 1502U157, an die kumini 1502U157 IV Zweis.; im ~
(Alp Lombach) V Habk.; ~ V Obried.

-xu᪷mi IV: 18. albšələ~ (Sattel im Grat) IV Kanderst.;
gils~ (Alp) IV Adelb.; i᪷m xrats~ (Alp), i᪷m metš~ (Wei.,
Mulde) IV Frut.; niəsə~ (Mulde in Niesenalp) IV
Reich.; ọ̄gšt~ (im August bestossener Teil der Alp Sille-
ren) IV Adelb.; Augstkommi 1719MW IV Lau.; ọ̄gšt~
(Schafberg) IV Reich.; ougšt~ IV Saanen; ọ̄gšt~ (Wild-
heumad, Mulde) IV Zweis.; be᪸rə~ (wannenförm. Teil
der Ludnungsalp), bu᪷ndər~ (Mulde) IV Adelb.; štiərə~
(Alp) IV Reich.; i᪷m hi᪷ndərə ~ IV Zweis.; i᪷m u᪷ndərə/
obərə ~ (Alpwei.) IV Frut.

xu᪷mi- III: 3; IV: 5; V: 3.

~gālm (Kuppe) IV Zweis.; ~grabə V Habk.; ~grē᪸tli IV
Saanen; ~hȫji (höchste Erhebung der ~gālm) IV Zweis.;
~hi᪷ttli (Sennhütte) V Obried; ~smat (Hei., erhöht) III
Sigr.; ~me᪸dli (Wildheumad) IV Zweis.; ~bödə (Schaf-
wei.) IV Saanen; von dem kumisbül 1430U78 III Mühleb.;
untz an Kumisbuͤl 1378 III Bern (Muristrasse); ~tsụ̄
(‹Zaun›, K.) V Beatb.

Hieher?: xümisek (Hei.) III Gugg.

-el, -elen, -len: I: 1; III: 2; V: 3.

Jn kumblen um 1531U34 I ?Büet.; stost an … kummlen
1593U134 (heute: xü᪷məlaxər III Rüml.) III Rüml./Rüegg.;
i᪷m xu᪷məl, xu᪷mu (Hei., K.) III Thier.; xu᪷mmələn (2 loc.) V
Brienz; xu᪷mməla (Bergmad) V NdriedbI.; xu᪷mməla
(Dat. xu᪷mmələn) V Obried.


Wechsel von Gumme und Chumme: Unser Material zeigt, dass
die Gumme- und die Chumme- Örtlichkeiten oft nur mehrere
hundert Meter voneinander entfernt liegen.

Übertritte durch Angleichung von Gumme zu Chumme oder um-
gekehrt sind selten. Auch bei den folgenden Belegen sind sie nur
wahrscheinlich:

Heini ze Kummen 1382, heute kummə (Hei.) II Hei-
misw.; in der gumma 1385, heute i dər xumm (Hei.) III
Heil.


Gumme(n) und Chumme(n) bezeichnen in der deutschschweize-
rischen Toponomastik wellenartige gekrümmte Bodenflächen,
Hangmulden, talförmige kleinere Einsenkungen. Im «Gegen-
sinn» kann Gumm gelegentlich auch zum Namen einer (halbku-
gelähnlichen) Bergkuppe werden. Zugrunde liegt ein gallisches



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Sp. 147


*kumbā- ‹Mulde, Eintiefung›, das in einzelnen romanischen
Sprachen weiterlebt, vgl. frz. combe ‹Mulde› (REW 2386; FEW
2, 1524; Gloss. 4, 171ff.).

Schwzd. Gumme(n) zeigt die spätübernommene Lautung mit
dem Ersatzlaut g- für rom. k- (c-); Chumme(n) dagegen hat noch
die 2. hochdeutsche Lautverschiebung mitgemacht und muss
vor dem Beginn des 8. Jhds. als Lehnwort in den alemannischen
Mund gekommen sein. Die Chumme(n)-Namen des voralpinen
Raums sind also Benennungen deutschsprachiger Bewohner mit
ihrem altalemannischen Lehnwort. Die vorgelagerten reichen
Gumme(n)-Prägungen können nur zum kleinsten Teil als ur-
sprünglich bodenverhaftete Gebilde aus frkpr. Zeit betrachtet
werden. In ihrer Grosszahl sind es ebenfalls Lehnwortnamen
der spätern Übernahmezeit. Ihre Streuung verrät den Ausgang
von der deutschfranzösischen Sprachgrenze im Westen, wo sie
im freiburgisch-bernischen Seeland am dichtesten haften, über
das Mutterland sporadisch bis gegen den Zürichsee, ja sogar
durch die Innerschweiz bis ins Glarnerland. (Literatur zu den
Streuungsverhältnissen ‒ mit verschiedenen Auslegungen ‒:
F. Montandon, Toponymie orographique de la Suisse: IV.
Combe; Kumm et Gumm, in: Die Alpen, Monatsschrift des
SAC, XVIII 1942, 193‒199, mit Karte; W. Kleiber, in: Z. f. d.
Gesch. d. Oberrheins, NF Bd. 69, 1961, 321‒333; P. Zinsli,
Grund und Grat 329; ders. in: ‹Schulpraxis›, 50. Jahrgang 1961,
189ff., mit Karte 213; ders. in: Alem. Jahrbuch 1962/63, 278, mit
Karte; ders. in: Ortsnamen, Strukturen und Schichten in den
Siedlungs- und Flurnamen der deutschen Schweiz, 2. Aufl.,
Frauenfeld 1975, 72ff. mit Tafel VII; vgl. auch Id. III, 290).

Zur Lautform: Das einsilbige Gumm/Chumm dürfte den alt-
alem. Nom. Sg. nach Abfall des unbetonten Endsilbenvokals
darstellen. Zweisilbiges Gumme(n)/Chumme(n) ist restituiert
aus den obliquen Casus.


Gümmenen

gü᪷mənə, ts ~ (Dorf), de Cuminon (Gümmenen?) … pre-
dia (Besitz Kloster Frienisberg) 1233, bona sita apud Gu-
minun 1251 oder 1252, … qui locus Contamina 1254Rq7,
super aquam Seroya, qui locus Contamina nuncupatur
vulgariter 1259, versus Senonam a strata publica que du-
cit versus Condaminam inferius 1274, castellani … Mu-
reti scilicet et Contamine 1282, de dictis castris Murati et
Quondamine 1282, super castris Murati, Contamine et
super villa Paterniaci 1282, castra de Mureto et de Con-
demina 1282N, … civibus de Morato et Contamino, … tra-
det Moratum et Contaminum, … civibus Morati et Con-
tamini 1283, … cum eo opida Murten, Guminam 1283
(aus Ellenhard's Chronicon), villam Muͦns (heute:
Maus) prope Contaminum 1284, 1288, de Contamina
1291, prope Gu̍minon 1309, apud Condiminam (im
2. Ex.: apud Condaminam) 1318, castrum de Condemina
1319, … Guminen 1358, Michael de Gu̍minon 1370N,
denne dem verren von Guminon X sh. 1376R3, … von
gu̍menen 1486U81, zuͦ gummÿnen 1502U123, Hanns zosso zuͦ
gu̍mminen 1531U97 … III Mühleb. Gümm.; zuͦ grossenn
gu̍mminen aͤnet dem bach 1531U97 III Mühleb. Gümm.;

gü᪷mənə- ~mat, ~nou (K., auch gü᪷mənou), ~rein (Wa.,
Hang) III Mühleb. Gümm.

u᪷f xligü᪷mənə (Ortschaft auf der andern, linken Seite der



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Sp. 148


Saane), sin guͦt ze endren Gu̍minon 1369, daz guͦte ze Go-
minen 1382, als von Gu̍minen wegen …, ze Gu̍minen
1389, cleinen Gu̍minen 1389‒1460Ud, gümnen 1452U79, die
Ysel mit dem giessen der vischentzen, gelegen zuͦ Clei-
nen Gu̍mminen 1478UT, … von kleinen guminen 1502U123,
zuͦ Cleinenn gu̍mminen 1539U97, Kleingümynen 1566A, …
III Ferenb.

di u᪷ŋəri/obəri gü᪷mənənou (K., Gebüsch an der Saane) III
Ferenb.

Item en la Condemnina iuxta terram Berchini de Treyton
dimidiam posam terre 1342 I Ins od. Umgebung (hier
möglicherweise nicht Nom. propr., sondern noch Appel-
lativum).


Vlat. condominium n., auch ‒ urspr. kollektiv-pluralistisches ‒
condominia f. ist ein alter Rechtsbegriff des Feudalwesens: ‹ge-
meinsame Herrschaft, gemeinschaftliches Gut; Land, das dem
Herrn gehört›.

Im frkpr. Bereich, auch in der angrenzenden romanischen West-
schweiz lebt das Wort noch heute als Appellativ nach in Bedeu-
tungen wie ‹prés, champs, une certaine étendue de terre aboura-
ble› und ist in zahlreichen Örtlichkeitsnamen verfestigt (Gloss.
4, 232; ON 233; REW3 2124a; FEW II, 1022). Die alem. Lautent-
faltung führt durch Erstbetonung und i-Umlaut über *gu̍nde-
mīne > Guminun 1251 > mda. gü᪷mənə, offiz. Gümmenen. Die
meisten unserer urk. Belege vermitteln nur die tradierten Kanz-
leiformen im lateinischen Text (1233 Papsturkunde, unsicher,
da hier verschiedene Örtlichkeiten nicht lokalisierbar; 1259 Kö-
nigsurk., ausgestellt in Mere/England, 1274 Predigerkonvent
Lausanne usw.).


Gump-/Gunt-

Gump-

1) Gump

hāsəgu᪷mp (anderer Name für hāsəšpru᪷ŋ; Hei., K., schat-
tig, viele Hasen) I Sutz.

2) Gumpen

1 boumgarten jn Burck zelg zuͦ Gumpenegg 1467U166 IV
Spiez; zu einem gut zu, das man nempt Gumpenmür …
von Gumpenmur unz ân das wasser der Cander Mitte
15. Jhd.Ch6 IV Spiez Ein. Hieher?: dər gu᪷mpellṳ̈̄ə, jünger
ku᪷mpəllụ̈̄ (; Hangmulde SW Rothorn) V Haslib. Mä-
gisalp.

3) Gumpi

ku᪷mpi᪷, ds ~ (Hei., K., steil, schattig) III Walkr.

uff dem gumpÿhöltzlÿ 1480U44 II Leimw.

4) Gumpel

A) dər gu᪷mpəl (Alpsömmerung) IV Reich. Kienth.; u᪷fəm
gu᪷mpəl (Hei., erhöht ob altem Kanderlauf) IV Spiez; dər
kü᪷mpəl (steile Alp, hohe Fluh) V Iseltw.

B) ac) mi᪷ttlịštə-, o᪷bərə-, u᪷ndərə ku᪷mpəl (Alpgebiet) IV
Reich. Kienth.

b) gu᪷mpəlsmād (Sömmerung bei gu᪷mpəl), stossen … un-
den uff ann Gumpels mad 1524‒80U168, der Gumpel-
maadhochwald 1761A IV Reich. Kienth.; Gumpelsmad



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Sp. 149


1448Ch6 IV Spiez; dər kü᪷mpəlštand (Fels im kü᪷mpəl) V
Iseltw.; am grawen egg genempt zuͦ Gumpelstuden
15. Jhd.Ch6 IV Spiez Ein.; der gumpellwalld ist buͦchin und
tannin 1533U133 III Rüegg. bei Brügglen; ku᪷mpəlwald
(unterhalb gu᪷mpəlsmād) IV Reich. Kienth.

5) Gumpele

gu᪷mpələ, i᪷ dər ~ (2 Hei., K., von mehreren Gräben durch-
zogener Hang), Gumplen 17. Jhd.UP, Gumpelen 1838D II
Leimw./Madw.

gu᪷mpələwaud (Wa.), Gumpelenwald 1838D II Leimw./
Madw.


Gunt-

Gunt(en)

A) am kuntən, (wohin?) a kuntə (Heuland) V Ringg.

B) b) im gumbmād (Bergmad ob kuntən) V Ringg.; i᪷ dər
ku᪷mplattə (kl. Fels, Schiefergestein in steiler Wiese), ds
ku᪷mplattəwẹ̄dli, von Guntblatten 1502U157 IV Bolt.; i᪷m
gu᪷mpo᪷də (; Wa., Mulde) I Stud.; dər gu᪷ntrẹ̄n III
Herbl./Obdiessb.; im ku᪷ntəwẹ̄dli (steile Wei.) IV Diemt.

C) -i: ds gu᪷nti (K., Scheune) IV Kandergr.

-li: gu᪷ntəli (kl. Hei., K.) III Bow.; gu᪷ntlis, (wo?) ts ~
(Wei.) V Innertk.

-(e)ler: i juchertten genant der güntteller 1531U59 II Et-
zelk.; in dər ku᪷ntlərei oder ku᪷ntlərrən (2 Hei., aus Sumpf-
gebiet gewonnenes K.), ku᪷ntlərrəkxanāl V Meir.


ONN auf Gump- können durch Assimilation aus verschiedenen
Etyma entstanden sein, und beim Fehlen älterer Belege sind
manche nicht sicher auflösbar. Das Folgende ist ein Versuch ge-
gliederter Deutung dieser mannigfaltigen Lautgebilde.

Zu 1) Schwzd. Gump m. ‹Sprung› (Id. II, 311).
Zu 2) Zugrunde liegt offenbar das gall. cumba ‹Talkessel, Trog›
(REW3 Nr. 2386), das sonst im alem. Mund mit verbreiteten
Flurnamen als Gumme(n)/Chumme(n) assimiliert erscheint.
Grimm (Wb. IV, I, 6, Sp. 1098) möchte gumpe unmittelbar von
diesem alpinen, urspr. gall. cumba ‹tal› herleiten. Doch bleibt
dann die Verhärtung b > p, die die deutschsprachige Assimila-
tion zu gumme verhindert, ungeklärt. Man wird deshalb die di-
minutivische Ableitung *cumbitta in Erwägung ziehen, die über
die Lautung *cumpte zu schwzd. gumpe führen kann. St. Sonder-
egger (ON u. FlN d. Landes Appenzell I, 1958, 107) gibt für diese
Grundlage urkundliche Belege: in den gumpiten (Notker, Psal-
men; allerdings mit schwer erklärbarer p-Verhärtung); sonst
ahd. gumbito, frühmhd. gunbet.

Für Gunt(en) ist dieselbe Grundlage gallorom. *cumbitta anzu-
nehmen, freilich mit entgegengesetzter Assimilationswirkung
(vgl. auch Sonderegger a. a. O.). Hier hatte der Dental bei der
Verschmelzung obgesiegt, so dass aus *cumpte ein gunte erwach-
sen wäre. Vgl. entsprechend z. B. mhd. ete(s)wā zu schwzd. öppə-
einerseits und zu e᪸ttə- anderseits (Id. I, 590, bes. 592); oder gott-
well zu schwzd. goppel und gottel (Id. II, 515).

Zu bedenken bleibt freilich das sprach- und namengeographi-
sche Problem: die genannten Lautentwicklungen sind im appel-
lativischen Wortgut räumlich getrennt, die beiden Ergebnisse
im Flurnamen durchdringen sich auf unserm Gebiet. Ferner
kennt das heutige Berndeutsch Gumpe(n) ‹Lache›, das als alem.-



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Sp. 150


obd. betrachtet wird (Grimm a. a. O. Sp. 1097; Fischer III, 920),
nicht; es hat dafür Glungge(n) und Glunte(n) wie auch Gunt der
gegenwärtigen Mda. fremd ist. Es kann nur aus den so gedeute-
ten Flurnamen die einstige Geltung von Gumpe(n)/Gunte(n) auf
unserm Bereich erschlossen werden.

Beachtenswert ist dazu die semantische Differenzierung, nach
der wir auch unsere Belege zugeteilt haben: bei der Lautung
gumpe «besteht stets die Vorstellung einer wasserhaltigen Bo-
denvertiefung» (Grimm a. a. O.), gunt aber bezeichnet daneben,
regional anscheinend fast ausschliesslich, eine trockene, mul-
denförmige Hochweide, auch einen Weidehang (vgl. J. Schatz,
Wb. d. Tiroler Mdaa. I, 264; Jutz, Vorarlberger Wb. I, 1265; dage-
gen kennt Schmeller, Bair. Wb. I Sp. 915 nur Gumpen ‹Pfuhl,
Teich›). Dies führt A. Kübler (Die deutschen Berg-, Flur- und
Ortsnamen des alpinen Iller-, Lech- und Sannengebietes 1909,
60) zu Ablehnung einer diminuierten Grundlage zu comba ‹Tal›
und ‒ wohl fälschlicherweise ‒ zur Annahme deutschsprachiger
Herkunft mit unserm Typus 1) gumpen ‹springen›, als ‹Hoch-
weide, wo das Vieh leicht Sprünge machen kann›.

Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass in einzelnen
unserer Namen das Etymon von gumpe(n) ‹springen› enthalten
ist, z. B. in Gümpel ‹steile Alp, hohe Fluh› Iseltw. u. ä.; vgl. zu
östl.-schwzd. jucke(n) ‹springen› Ab-juck ‹Absatz eines Felsens,
Gebirges› (Id. III, 37) und anschliessend die Bemerkung: ‹Es
scheint auch für Juck eine Bed. ‹anspringende, steile Höhe› an-
genommen werden zu dürfen, zu welcher der fem. gebildete
Flurn. Jucken (1450, Schw. Tugg.) gehören würde›.

Zu einzelnen Lautungen:
Zu 4) Gumpel: kaum urspr. Doppeldiminuierung *cumbittella;
wahrscheinlich Weiterbildung mit dem mda. lichen masc. Suffix
-el, das dem Grundwort in isolierten Ableitungen einen affekti-
schen Beiklang vermittelt, vgl. Grüsel ‹Scheusal›, Süchel ‹Ben-
gel› … W. O. F. Hodler, Wortbildung und Wortbedeutung im
Berndeutschen, 1911, S. 105. Solche affektische Benennung
scheint in Ggümpel der fortisierte Anlaut und seltsame Umlaut
nahezulegen. Zu -el in Flurnamen s. auch H. Gubler, Liquid-
und Nasalsuffixe, 1920, S. 118 § 6. ‒ Erwägenswert bleibt, ob hin-
ter einigen Gumpel-Namen nicht eine ursprüngliche Zusam-
mensetzung *Gunt-büel oder ähnlich stecken könnte.

Zu 5) Das fem. Gumpele(n) ist wohl auch denominative Ablei-
tung zu gumpe(n) wie Gründle zu Grund, Wangele zu Wang usw.
(vgl. Gubler a. a. O. S. 153 § 7b) «Das Grundwort ist eine topo-
graphische Bezeichnung im weitesten Sinne». ‒ Immerhin ist
auch hier ein Deverbativum zum Vb. gumpe(n) nicht ausge-
schlossen wie in Hängele(n) zu hange(n), Sandfangle(n) zu
‹(Sand) auffangen› usf. (vgl. Gubler a. a. O. S. 156 § 5).


Gümpel

dər gü᪷mpu, i᪷m ~ (Hei.); wohl zu: minen teile der guͤ-
tern ze Guntersberg … 1381, iren teile der guͤtern ze Gun-
tersperg 1384, zuͦ güntisperg 1486U81, am Günnttisperg
1517UP, Güntisperg 1526U68, das guͦt zuͦ güntisperg 1569U72,
Gümpel (Güntisberg) 1838D, kü᪷mpuwaud III Rüd.


Da unter den nur urkundlich belegten Güternamen von Rüd.
ein Guntersperg (Berg eines Besitzers namens Gunther), später
Güntisberg wohlbezeugt ist, liegt es nahe, das heutige Gümpel
als eine mundartliche Kurzform zu dieser überlieferten Prägung
zu stellen, ähnlich «verstümmelt» wie dər preiffu in Landiswil
(angeblich ‹Breitfeld›), be᪸ršu ‹Bärsol› in Trub, rumštu ‹Rumens-
tal› 15. Jhd. in Heimiswil und manche andere, heute unauflösbar
gewordene (vgl. aber auch Gumpel unter Gump-).




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Sp. 151


Gumper-

gu᪷mpərlōd, i᪷m ~ (Scheune, K.) IV Aeschi; gu᪷mpəršmü᪷li
(Hei., K., Wa.), Hensli von Gumpelsmu̍li, Cuͦntz von
Gumpelsmu̍li, die weberra von Gumppolsmu̍li 1389R2,
das guͦt zuͦ gumpers mül 1432U78, von einem guͦt ze gum-
persmüly 1460U78, gumers Mülÿ 1531‒53U70, Guͦmpers
müli 1569U72, zu Gunders Müli 1575A, Gumpersmüli
1601-02C3 … II Lütz.

gu᪷mpəršmü᪷li- ~axxər, ~hụ̈sli, ~bē᪸rg II Lütz.

gu᪷mpərstāl IV Spiez.


Wohl ursprünglich zum PN Gund-berht oder ähnlich (Fm I,
699).


Gumpis-

gumpistacherlj 1531U59 II Mülchi; gu᪷mpi᪷sbe᪸rg (K., Wa.,
eben), anwandet … bisenhalb an Gunppestberg um
1400K6, ein halb Juchart im gumpisberg 1513U57, im gum-
pysperg, gumpiszperg 1531U59 II Zuzw./Iffw.; ku᪷mpis-
bü᪷əụ (Hei.) III Worb.


Der Name beruht auf einem ursprünglich zweigliedrigen PN
mit Gund-.


Güün

ds gǖn, im ~; auch: ds gọ̈̄n, uf ~ (kl. Wei. mit Abbruch-
stelle) IV Adelb.; aber i ziger berg an gun im kuͤ berg um
1540U168 IV Frut.

dər gịnaxxər, im ~ (2 Hei., Aaretalboden) V Meir. Hau-
sen.


Nach Hubschm. (Frutigen 13) zu lat. cuneus ‹Keil›; vgl. dazu die
Belege Gün in GR (RNB II, 717).


Günderich/Güngerich

gü᪷ŋərix, dər ~, i᪷m ~ (K., Wa., Graben), stost uszhin an
die gündrichen um 1530U142 III Bleik./Buchh.; dər
gü᪷ndərix (Bach), by dem bach genempt der gündrich
1431Uk2, an den bach gu̍ndrich 1432Uk2, Jn zil vnd march
zwüschet dem gundrich vnd dem Ammeltz bach um
1530U143, zwüschend dem Gunndrich vnnd Ameltz Bach
gelegenn um 1530U143, Gundrich bach 1622U162a … III Ob-
hof./Sigr.; stosset an Gu̍ndrich 1392UT III Zwies. Gün-
gerichhaus 1838D III Unterl.


Kaum sicher deutbarer, nur an drei Orten des Kts. Bern vorkom-
mender Bachname. Die Herleitung von einem PN Gund-hari/
Gunther ist wenig wahrscheinlich, ebensowenig eine Bildung
mit Gunt (< *cumbitta, s. d.) + rīch wie im Pflanzennamen We-
gerich u. ä. (Kluge, Etym. Wb.; Wilmanns II, 378).

Im Beleg aus Zwieselberg handelt es sich eher um eine Stellenbe-
zeichnung zu einem PN. Als FN ist Güngerich im Kt. Bern vor
1800 nachgewiesen in Aeschlen und Unterlangenegg (FNB II,
383).




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Sp. 152


Gündlischwand

gü᪷ndli᪷šwand (Gde. und Dorf), bonis nostris in Gündli-
swant 1311K5, in Gundlisswant 1331, Gündtlischwand
1331UP, possessiones meas dictas in Gu̍ndlisswant 1331,
die eigenschaft der guͤtren von Gu̍ndliswant 1331, in
Gu̍ndliswant 1332, 1335, in bono sito «ze Ussrost Gu̍nd-
liswant» 1335, an Gundenswanden 1356, an Gu̍ndli-
swant 1368, Heinrich zem Wasser von Gu̍ndliswant
1385, Gümlischwand 1535U161, Güntlischwand 1721A V
Günd.


Schwand, d. h. Rodung, eines Gundilo, dimin. PN-Bildung zum
germ. Stamm gundi-, ahd. gund ‹Kampf› (Bach, Dt. Nkde. I,
198).


Güngerich s. Günderich


Gungg

A) i᪷m ku᪷ŋk (Alpwei., Karmulde), zwüschen beyden ber-
gen gongg vnd gongli … hinüber untz an die recht landt-
march von nidersibenthal 1471C2, vnder gonngg, … ii me-
der vnder gang 1524‒93U168, achtt manszmeder ann dem
berg Gong gelegen 1534U99, von vnnd abe dem berg
gongg 1538U148, i kueberg an gönng um 1540U168, ein ziger
berg an gung, i ziger berg an gong, … an gun, aber ein
kuie berg im kuieberg gong um 1540U168, Gongg 1620Rm,
Gongg (Alp) 1845D IV Frut.

B) ac) i᪷m u᪷ndərə ku᪷ŋk (Alpwei.), an Untergung 1768A IV
Frut.

b) i᪷m ku᪷ŋklē᪸gər (Wei.), dər ku᪷ŋkbax, stost … an gong bach
1524‒93U168 am Gungberg 1729/30A, u᪷fəm ku᪷ŋkštand
(Alpteil) IV Frut.

i᪷m ku᪷ŋkənbē᪸x (Wiese, sumpfig) III Kirchenth.; ze gun-
gels brunnen 1488U82 IV Wimm.

C) ds gu᪷ŋkli (Hei.), gongli (s. A) 1471C2, ½ Jucharten
lands zuͦ kien im gongli, … in dem gonggly zuͦ kien, … ein
guͤtly genampt das gönngly, … im gongli um 1540U168 IV
Reich.

šāfgu᪷ŋli, šāfgu᪷ŋkli (Schafberg) IV Reich. Wengi; an die
gungli gassen, … zwu̍schen des gönnglis gassen vnd der
mu̍lly matten, … hinder an die gungli gassen um 1540U168
IV Reich. Wengi.


Lat. concha ‹Muschel› (REW 2112; FEW 2, 100), in roman. To-
ponomastik auch auf ‹Talmulden› übertragen (Hubschm. Frut.
19f.; Glatthard, Aare/Saane, 109; Zinsli, Berner Oberland,
1965, 345, 349). Zur lautlichen Weiterentwicklung s. Günzenen.
Gungels ist conca + -ula, entsprechend Kunkels GR (RNB II,
105).


Gungler †

Am gunglers acher, die gunglersmatt j mad zwu̍schenn



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Sp. 153


dem kilchweg vnnd der zelg 1534U100 III Wohlen Salvis-
berg.


Zu einem FN Gungler; vgl. Jacob Gungelman, burger ze Bu̍rron
1368 (FRB IX, 147) und 1373 (FRB IX, 369f.).


Günimüni

dər kü᪷ni᪷mü᪷ni, u᪷fəm ~ (K., ebenes, gutes Land) I
Müntsch.



Günnikon †

Guninchon 1250‒56Qs, [Gumuchon] 1250‒56, in Gu̍n-
nenkon 1323, ein min schuͦppossen gelegen ze Gu̍nikon
1379, ein schuͦppossen gelegen ze Gu̍nenkon (in dorso ‒
wohl später zu datieren ‒ Kuͤntzi von Loͧn, Gu̍niken)
1379, ab dem guͦte ze Gu̍nikon 1388.

i᪷m gụ̈ni᪷kxo᪷fər (K.) II Bätterk.


*Gund-ing-hofen, mit Assimilation nd > nn; Beispiele zu gund-:
(Fm II, 1127f.) «Gunningen, Gunnenbreht, Gunnechoven
12. Jhd. = Gunikon, Kt. Luzern.

«Günnikon ist nach dem urkundlichen Nachweis von Amiet im
Anzeiger für Schweiz. Gesch. I, 86 ein abgegangener Ort, der
zwischen den solothurnischen Dörfern Lon, Lüterkofen und
Kütikofen und dem bernischen Kräiligen lag.» Urbare von
1444, 1450 und 1481 nennen diesen Günnenkon. (Quellen z.
Schweizergeschichte, Bd. XV, Kyburger Urbar, p. 16, Fuss-
note 6).


Günstli

im gü᪷nštli (kl. Stück Land, trocken, bei Ziegenställen) V
Sax.


Der Name scheint eine volkstümliche Umdeutung von urspr.
*Günzi f. zu sein; s. Günz-.


Gunt- siehe Gump-


Guntel

A) dər kü᪷ntụ (dreieckförm. K. im Wa.) III Lind.; i᪷m
ku᪷ntəl (eingeschnittener Graben) V Grindelw.

B) b) dər gu᪷ntəlgrabən, am ~ V Grindelw. Itramen;
gu᪷ntụxe᪸lə (Runse, durch die Holzstämme geschleift wur-
den) III Blumst.; bi᪷m ku᪷ntellox (Geländetrichter im
Wa.; bis dort wurden Holzstämme geschleift) IV Er-
lenb.; ku᪷ntəlbrü᪷k IV Zweis.; ku᪷ntəlštaldə, ab dem fang
am Gunttelstalden 1502U157 IV Bolt.; gu᪷ntəlwē᪸g (steiler
Holzschleifweg) IV St. Steph.

C) dər gu᪷ntlər, i᪷m ~ (ehemal. Holzlaass) V Innertk.


Schwzd. Guntel, Gunte(n) m. ‹eiserner, pflockartiger Keil, durch
dessen dickes Ende ein eiserner Ring geht, an welchem eine
Kette oder Seil befestigt wird, um gefällte Baumstämme wegzu-
schleifen› (Id. II, 382). Nach J. Jud (VRom. VIII, 43ff.) ein dem



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Sp. 154


Frankoprovenzalischen entlehntes Wort der alpinen schweizer-
deutschen Mundarten (westschweiz.-frz. coumangle). In der
bergschwzd. Lautung Gguntel, mit fortisiertem Anlaut haben es
die Walser aus der Rhonetalheimat in ihre Kolonien mitgetra-
gen. Gunte(n) ist die voralpine Form, möglicherweise rückgebil-
det, als der ‹Ziehkeil›, das Werkzeug des alpinen Waldarbeiters
aus der Bergregion, auch in die Ebene heruntergewandert war.

Die Namen sind entweder metamorphisch nach der Keilform zu
verstehen oder als Örtlichkeiten, an denen mit dem Guntel Holz
geschleift wurde.

Wahrscheinlich hieher? dər kü᪷ntər, kü᪷ntnər, i᪷m ~ (Vor-
sass) IV Saanen; dər kü᪷ntnər, i᪷m ~ (Hei.) III Wachs.


Für die Zuteilung zu Gguntel, Gunte(n) ‹Eisenkeil› spricht der
fortisierte Anlaut. Die Ableitung auf -er, -ner könnte, zusammen
mit dem Umlaut u > ü für eine affektische Kurzform sprechen
wie Brēmer < Bremgartenwald u. ä.


Guntels-

gu᪷ntəlse᪷i (; K., Wa. am ehemal. Kanderlauf), gu᪷n-
təlse᪷imat (Wa.), stosst … an Gundels öig Mitte 15. Jhd.Ch6,
die Guntelsey 1780‒81A III Thun; Gundels mat 1423UBS,
ein halb Juchertt, ann der gundels matt 1518U74 II
Ndbipp; in Gundolsmat 1272, in dimidia parte prati
Gundolsmata 1273, item dimidietatem prati im Gun-
dolfsmat 1324, in prato dicto Gundolfzmatta 1332 III
Köniz; an dem Gundels weg 1423UBS, ann dem gundels
weg … ob dem gündels weg 1518U74 II Ndbipp.

ein Bletz genant gundlisz matten 1488‒1514U166, 1 bletz
genant Gundlis matten um 1502U166 IV Erlenb.; in der
Güntlisreüti 1791A II Ndbipp.


PN *Gund-walt > *Gundolt, evtl. *Gund-wolf > *Gundolf?
In der Nähe im Bereich von Oberwangen muss die golotzmattan
(1529, s. d.) gelegen sein, die vielleicht eine aus gundolsmat ver-
stümmelt weitergeführte Namenlautung trägt.


Gunten

gu᪷ntə, das i᪷š ku᪷ntə (Dorf, Gde.), apud Gomptun in parro-
chia de Sigriswile 1239, Burchart von Gompten 1292,
Burchardus de Gomten 1312, Jacobus de Gompton 1318,
Wernherus dictus de Gompton 1318, Burchardus quon-
dam de Gompten 1324, ze Gompton 1349, ze Gompten
1349, Wernher von Gompton (zinspflichtiger Bebauer
eines Gutes) 1350, ze Gonpten 1378, Gonthen vor 1528UP,
die Raͤben ze Gonten um 1530U143, Gonten 1530A, Gon-
tenn 1542U145, … Gonten 1718/22C3, … Gunten 1838D III
Sigr. Gunt.

i᪷ dər gu᪷ntəmat, dər ku᪷ntəbax, dər ku᪷ntəštu᪷ts (alter Weg
Gunten‒Sigriswil) III Sigr. Gunt.


Wahrscheinlich wie die Flurnamen Gunte(n) s. Art. Gump-/
Gunt- B zu gallorom. *cumbitta, das zu den Lachen am Seeufer
wohl passen konnte. ‒ J. U. Hubschm. (Thun, 175) bietet eine an-
dere Herleitung von lat. compitum ‹Scheideweg›, wovon der
häufige ital. ON Co̍mpito; dies entspricht einem rom. *compi-
tōne (woher tessinisch Contone). ‒ Die urk. Lautungen lassen
beide Möglichkeiten offen.




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Sp. 155


Gunter/Günter

dər ku᪷ntər (2 Hei.) II Erisw.

Gunterhäusli (2 Häuser) 1838D II Erisw.; i᪷m gu᪷ntərs-
ho᪷uts (Wa.), Gu̍ntharts holtz, ab gu̍ntters holtz, stost
obenn an gu̍nttersholtzbach 1534U100 III Obbalm;
gu᪷ndištụ (K.), ein ekkerly in dem Gu̍nterstalle 1368 II
Heimisw.


Wohl zum germ. PN Gundahar, Gunther, Gunter (Fm I, 702).


Güntsch-

im gụ̈ntšənaxxər (ehemals K., überbaut) V Ringg.; in
güntschenweid 1535U161 V Ltbr.


Zum FN Güntsch; vgl.: Stephan Gu̍ntscho, Burger zu Underse-
wen 1361. Zum PN Gunzo (Fm I, 696), wie Fritz > Fritsch(i),
Dietz > Dietschi(i).


Güntsche/Günsche

i᪷ dər gü᪷ntšə, gü᪷nšə (K., auf weiter Ebene), by dem Gu̍nt-
schen 1357 (Vid. von 1417), ein simbel pletzli lit under
den güntschen 1474U30, j mansmad stost an die güntt-
schen um 1531U34, vff die güntschinen um 1532U13, stost …
obsich vff die guntschinen und anwandet vff die simbe-
len 1540U14, die güntschina, … stoszt bÿsennhalb vff die
güntschenn 1553U8a I Lengn.

gü᪷ntšəhaụs, gü᪷nšəhaụs (K. Form eines Halses), stost an
die güntschen luͤrlet 1474U30, gü᪷ntšəwe᪸ụdli I Lengn.


Zu lat. concha ‹Muschel, Mulde›, afrz. conche f. ‹Behälter,
Mulde›.


Günz-

Guͦntzen aker 1423UBS II Ndbipp; i᪷ dər gu᪷ntsənei (;
K.), inn der güntzenn Eya, … an die gu̍nttzeneÿ, … inn der
güntzeneya 1518U74, … Gunzeney 1719A II Rum./Wiedl.;
dez guͦtes ze Guntzenlo 1361, das guntzilo (K.) 1528U2 I
Wengi; der gunnzenmattacher 1531U97, bisz gan Gunt-
zenrein 1509Rq7, 1527Rq7, vnnder guntzenrein, … der gunt-
zenrein acher 1531U97 III Mühleb.


Zu einem häufigen PN Gunzo (Fm I, 696), der Kurzform eines
zweigliedrigen ahd. Namens mit dem Bestimmungselement
Gund-.


Günz-/Gunz-

u᪷f dər gü᪷ntsənə (Alp), einen berg gelegen ob röitingen ge-
nemt an der guntzinen 1419C1, stost an den berg gimtzi-
nen 1543U154, Güntzenen 1703A, Günzenen, Günziberg
1845D IV Reut.

ds ku᪷ntsi, im ku᪷ntsi (Bodenmulde, Alphütte) IV Saanen.


Zu lat. concha ‹Muschel, Talmulde›, altprovenzal. *contsi, frz.
conche (Hubschm. Thun 176; P. Zinsli, Das Berner Oberland …
1965, 345); s. auch Güntsch-.




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Sp. 156


Guor †

ein Jucharte … genant guͦrletz guͦt 1525U20 I Brütt.


Als vereinzelter Beleg kaum zu deuten; wohl aber in die Sippe
der Seeländer Namen auf -iz analogisch eingefügt.


Gupf/Gupfe

u᪷fəm hasəgu᪷pf (Wei., Wa., Geländekegel) IV ObwiliS.;
u᪷f dər gu᪷pfə (K., Wa.) II Heimisw.; u᪷f dər gu᪷pfə (Wa.,
Kuppe) II Hindelb./Krauchth./Mötschw.

u᪷fəm gi᪷pfi (Geländevorsprung) V Schatt.


Schwzd. Gupf m. f., Gupfe m. f. ‹runder Berggipfel› zu lat. rom.
cuppa ‹Becher, Schüssel, Napf› (REW 2409; Zinsli, Grund u.
Grat 323). Metaphorische Benennung nach einem umgestülpten
Gefäss, wie Stauf, Napf u. ä.


Gupp-

gu᪷ppəholts (Wei., Wa.), im Guppenholz der Herrschafft
Krattigen 1685UP, Guppenholz (unbenützte Bad- und
Mineralquelle) 1845D IV Kratt.


Die Anhöhe, an der das Guppenholz wächst, muss in vordt. Zeit
den Namen cuppa ‹Becher›, dann ‹rundliche Erhebung› getra-
gen haben. Vgl. Gupf, Gupfe.


Güppi-

gụ̈pisbax (oder mārxgre᪸bli) V Därl./mārxgre᪸bli («in
Därl. heisst er gü᪷pi- oder gü᪷kibax») V Leiss., guppis-
bach, güpbisbach, güpplis-, güplisbach 1535U161, der
Güppisbach so auch Marchgraben heisset 1782‒84Reg V
Därl./V Leiss.


Güppi ist wohl Diminutiv zu Gupp-, s. d.


Güür

ds gụ̈̄r, im gụ̈̄r (Wiese an steilem Hang) I Safn.

von ij Jucherten sind genempt guͤrren acher 1474U30 I
Safn.; ze Matton zw. der Gu̍rmatton vnd der guͦt von
Blanchenburg 1398UT IV St. Steph.


Evtl. zu schwzd. Gūr m. ‹Kot des Rindviehs›, oder frkpr. dial.
gour, gor ‹Pfütze› (Id. II, 409); allerdings mit ungeklärter Vokal-
entwicklung. ‒ guͤrren acher, obwohl in I Safn. wie gụ̈̄r, vielleicht
doch zu Gurre(n) f. ‹Stute›.

Die Gu̍rmatten 1400UT III Wattw. wird als *Gürb(e)matte zu
deuten sein.


Guranti-

gụrantihu᪷bəl, dər ~ (; Alpteil) IV Bolt.

(lokal id. mit: Grantenhubel, Alp 1845D).





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Sp. 157


Gurbe/Gürbe

A) gǖ᪷rbə (Wa.) I Biel; an gū᪷rbən (oberer Teil des Saxet-
baches) V Sax.; dər gū᪷rbə, im gū᪷rbə (Wohnquartier; vor
Kanalbau Windung des Aarelaufs), 1 acher zem Gu̍rben
1357, vff dem gürba, vff der gürben, v̈ber den gurben
1535U161, Jm Cu̍rven (K. an Aareschlaufe) 1771P, über den
Gurben 1774Rq8 V Unters.

B) b) dər gū᪷rbəfal (Wasserfall) V Sax.; gurbmatte, gürb-
matten 1535U161 V Unters.; gū᪷rbəštrāss V Unters.


J. U. Hubschmied, Thun, 170 stellt Gurbe/Gürbe zu gall. *juro-
wiā ‹Waldbach›, was lautlich bedenklich ist; etymologischer An-
schluss ist eher an lat. curvus > vlat. *curbu > frkpr. korbo
‹krumm, gebogen› zu suchen (Id. II, 415; W. Bruckner, VR I
(1936), 242; P. Zinsli, Festschrift A. Bach, 1965, 346; P. Glatt-
hard, Aare/Saane, 1977, 108), mit Aufnahme des Namens ins
Alem. nach der ahd. Lautverschiebung. Für den Flussnamen
wäre als Ausgangspunkt ein fem. Subst. *curbu anzunehmen;
diese Bildung erscheint in der Suisse romande heute noch appel-
lativisch für Fluss- und Wegbiegungen (GPSR 4, 428ff.; FEW 2,
1589; REW 2423; A. Dauzat et Ch. Rostaing, Dictionnaire éty-
mologique des noms de lieux en France, 19782, 218: La Courbe,
Dép. Orne, 1115 Curbis).

Appellativisches Gürbe m., f., Gürbi n. ‹Krummholz; Griff an
der Sense; Spinnrad› ist in den Kantonen Solothurn, Freiburg,
Bern, Wallis fassbar (Id. II, 415; A. Bodmer, Spinnen und Weben
im französischen und deutschen Wallis, Romanica Helvetica 16
(1940), 103, 109). Lautverschobenes ahd. churba f., mhd. kurbe f.
< vlat. *curbu ‹Winde am Brunnen› (Graff IV, 487; Lexer I,
1791) ist als Appellativ Kurbe f. ‹Kurbel› im Rheinischen und
Süddeutschen reichlich bezeugt, auch mit umgelautetem Kürbe
f. im Fränkischen und Luxemburgischen.

Während der gewählte etymologische Ansatz für Gurbe/Gürbe
im toponomastischen und appellativischen Bereich semantisch
befriedigt, vermag die Analyse nicht alle lautlichen Probleme zu
lösen: 1) ungeklärt bleibt vorderhand der Umlaut, der sowohl in
den mundartlichen wie historischen Belegen auftritt; 2) bei
Gurbe < frkpr. korbo < vlat. *curbu, parallel Kurbe f. < ahd.
churba f. < vlat. *curbu, bleiben die Substituierungsregeln vor-
läufig gesetzmässig nicht fassbar.


Gürbe

A) d gǖ᪷rbə, a dər gǖ᪷rbə (Nebenfluss der Aare), prope ri-
pam que Gurba vocatur 1260, usque ad Gurbam 1260, in
der Gurben 1308N, bi der Gu̍rbon 1344, bi der Gu̍rben
1360, hic dirthalb der gu̍rbenn 1493U84, die Gürben
1520U131, an die Gürben 1527UT … III Belp/Blumst./Bur-
gist./Kehrs./Lohnst./Rüegg./Rüml./RütibR./Toff./
Wattw.

B) b) dər gǖ᪷rbənekə (Ha., K.) III Kaufd.; dər gǖ᪷rbəfau III
Blumst./Rüegg.; gǖ᪷rbəmattə, die gürb matten 1520U131,
1535U101 III Belp; gǖ᪷rbmatt (Hei.), vffen Gu̍rbmatten
1344, uff den gürbmatten 1498U46, 1500U48 … III Gurz./
Wattw.; gǖ᪷rbme᪸ttli (Hei.) III Gurz.; gǖ᪷rbəbo᪷də (Wei.)
III Rüegg.; uff dem gürben Rein 1520U131 III Belp; gǖ᪷r-
bərẹ̄n (Wa.) III Blumst.; i də gǖ᪷rbəštụdi (Wa., K.) III
Blumst./Wattw.; ds gǖ᪷rbəwe᪸gli III Wattw.


Etymologie s. Gurbe/Gürbe.




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Sp. 158


Gürbel

A) dər gǖ᪷rbu᪷, i᪷m gǖ᪷rbu᪷ (K.), inn dem gu̍rbel 1518U74, im
Guͤrbel 1573/74U77a, der Gürbel 1666Le, im Gürbel 1792A
II Obbipp/Wiedl.

B) b) gǖ᪷rbuaume᪸nd II Wiedl.; das Gürbelmoos 1666Le II
Obbipp; dər gǖ᪷rbureịn (K.), der Gürbelrain 1666Le II Ob-
bipp; gǖ᪷rbuwaud, gǖ᪷rbuwē᪸g II Wiedl.


Wenn Gürbel als *Gürb(e) + Zugehörigkeitssuffix -el (< ahd.
-ilo) aufzufassen ist, stellt sich ahd. *gurb(e)-ilo zu Gurbe/Gürbe
(s. d.).

Lautlich denkbar wäre auch Anknüpfung an lat. curvor > ahd.
*curburīn > *curbulīn ‹Krümmung› (vgl. Gurblen b. Hölstein
BL und Görbelhof b. Rheinfelden AG, s. B. Boesch, Ortsnamen-
bild der Basler Region, in: Beiträge zur Schweizer Namenkunde,
1977, S. 187).

Lautlich und semantisch möglich wäre auch der Ansatz lat. cor-
bis > vlat. *curb- ‹Korb› mit ahd. -ilo-Suffix.


Gurbrü

gu᪷rbrụ̈ (, Dorf, Gde.), de Gurbru 1214, de Corbruil
1256, de Gurbrui 1262, de Corboru, de Kurburu 1267,
von Kurbru 1372, Gurbrü 1389Ud, Guͥrbruͥ 1424Rq1, ze
Gurbru̍ 1432U78 … von gurbry 1502U123, Corbrü 1566A,
Gorbrün 1569A, Gürbrüw 1572A, Corbry 1577Sch, Corbrün
1640Rq1, Courbru 1731/32A, Gurbrü 1736/38C3, Courbrü
1740/42C3, Korbrü 1753/54C3, Gurbrü 1838D III Gurbrü.

gu᪷rbrụ̈išlag, gu᪷rbrụ̈mōs I Kalln.


Die Graphie-Variation der urkundlichen Überlieferung durch
lateinische, romanische und deutsche Texte spiegelt die früh er-
wachsene Schwierigkeit, einen bereits undurchsichtig geworde-
nen Namen adäquat wiederzugeben, macht aber auch eine ein-
deutig gesicherte Lösung nicht möglich. Br. Boesch verbindet
Gurbrü neulich mit lat. curvor ‹Krümmung› (Ber. des XII. Int.
Kongr. f. Namenforschung 1975, 188 Anm.). Das erste Element
ist aber mit hoher Wahrscheinlichkeit das in diesem westlichen
Sprachgrenzraum verbreitete frz. cour (curtis) ‹Hof, Dorf›
(GPSR IV 421ff.). Für das zweite nimmt Jaccard (206) evtl. ein
frz. breuil ‹Brüel› in Anspruch, St. Sonderegger einen PN (<
*curt Burin?, *curt Brûnin (Rheinische Vierteljahrsblätter 31,
1966/67, 282). Grosse Möglichkeit besteht für den Namen
Bruno, der für die Schweiz gut belegt ist (Fm I, 338f.) und auch
in Flurnamen der freiburgischen Nachbarschaft vorkommt:
Brünisholzena (Plaffeien), Brünisberg (St. Ursen).

Gurbrü ist also wohl ein aus rom. curtis und einem germanischen
PN, dessen Rekonstruktion problematisch bleiben muss, gefüg-
tes Gebilde.


Gurbrune †

Hec scopose dicuntur vulgaliter (sic) de Gurbrune 1269
II Wiggisw.



Gurbs

A) dər gū᪷rbs (Wa.) III Gugg.; dər gu᪷rbs (Alpen, plura-
lisch zusammengefasst als:) gu᪷rbsigə; an Gurps
1567/68A, Gurbs 1780A, 1845D IV Diemt.





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Sp. 159

B) a) dər pollərə gu᪷rbs oder mi᪷tli᪷št gu᪷rbs IV Diemt.

dər fo᪷rdər gu᪷rbs, i᪷m fo᪷rdərə ~, vii kuͤberg an vorder gurbs
1497‒1521U167, drÿzechem kuͤberg am vordern gürbbssz,
gürpssz 1524‒93U168, iiii kuͤberg an vorder gurbs 1543U154,
an dem vorder gurbs 1538U148, um 1540U168, 1641Rq3; dər
hi᪷ndəršt gu᪷rbs, i᪷m hi᪷ndərštə ~, der berg gnemt hinder
Gurbs 1351, Hinder Gurbs 1354, unsern berg gnemt Hin-
dergurbs 1358, 1360, 1361, 1371, der berg, der genempt
ist hinder Gu̍rptzen 1386, der berg Hinder Gurbs 1466UT,
an der hindren Gurps 1589/92C3, hinder Gurbs 1620Rm,
am Hinderen Gurbs 1632UT, drÿer khuͤnen bärg am Hind-
ren Gürpss 1634UT, berg vnd allppfahrt am Hinderen
Gu̍rbss 1638UT; dər mi᪷tli᪷št gu᪷rbs, dər o᪷bəršt ~, dər u᪷ndəri᪷št
~ IV Diemt.

b) dər gu᪷rbsgrāt, Gürbsgrat 1845D, im gu᪷rbs mettəbe᪸rg
(Alp), dər gu᪷rbsbax, stost an gurbsbach 1524‒93U168, der
Gurbsberg 1751A Gurbswald od. Gurschwald 1845D IV
Diemt.


Etymologische Anknüpfung an lat. curvus ‹gebogen› > spätlat.
*curbu- möglich, wahrscheinlicher aber an lat. corbis ‹Korb›
(fürs Frkpr. nach FEW 2, 1181 belegt), da Gefässnamen für Al-
pen semantisch naheliegen: Napf, Chaar, Gelte, Stouf.


Gure/Gore

A) d gu᪷rə, u᪷f dər gu᪷rə (Hei.), Ein Juchärtten Lannts gele-
gen … under der gürrenn um 1540U168 IV Aeschi; i᪷ dər
gu᪷rə, gọrə (Wei.) IV Kratt.; d gu᪷rə (Vorwei.), die Gurren
(Alp) 1845D IV Reich. Kienth.

B) a) Item ein halbe Juchart, lÿtt zuͦ der Blinden gurren
1530U42 II Lotzw.

b) go᪷rəmat (K.) gorrenmatte 1528U2 I Schüpf.; gu᪷rəmōs II
Urt.; ein bletzli genant gurrenboum um 1525U20 I Ins; gu᪷r
əštẹ̄, gọrəštẹ̄ (Stein, Herkunftsort der kl. Kinder) IV
Kratt., gu᪷rəšwendli (Heumad) IV Reich. Kienth. gu᪷rə-
wẹ̄dli (Wei.) IV Kratt.

Hieher? vff dem breit veld, guriszried um 1532U13, ein ju-
chart vff dem breitveld gurisried 1540U14 I Diessb.; Gur-
risried (Haus) 1845D III Vech.


Schwzd. Gurre(n), Gure(n), resp. Gorre(n), mhd. gurre f.
‹schlechte Stute, schlechtes Pferd›, übertragen auch auf ‹ein
schlechtes, liederliches Weibsbild› (Id. II, 409). In der Topono-
mastik wohl für ein schlechtes Ackerlandstück, wo es sich nicht
um eine Stutenweide handeln kann.


Gurgel

u᪷fəm gū᪷rgu᪷ (K.), im Gurgel 1692A, Gurgel oder Oberholz
(Weiler) 1838D I Rad.; Gurgel (Haus) 1838D I Seed. Lobs.;
i᪷m gū᪷rgụ (Wa.) III Aeschl./Lind.; dər gu᪷rgəl (steiler,
trichterähnlicher Aufgang durch den Felsen) V Bön.; im
gu᪷rgəl (Alpwei.) V Ltbr. Gimm.

im gē᪷rəngu᪷rgəl (Bodenmulde) V Ltbr. Gimm.; tšị̄rigu᪷rgəl



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Sp. 160


(Graben) V Ringg.; Gurgel-Einschlag (Wa.) 1838D I
Seed. Lobs.; gū᪷rgu᪷bax I Rad./Seed.; gu᪷rgu᪷waud I Rad.


Schwzd. Gurg(e)le(n) f. ‹Gurgel›, ahd. gurgula, mhd. gurgel (Id.
II, 418), übertragen auf Geländeeinschnitte, enge Felsrinnen,
steile Bergstücke (Zinsli, Grund und Grat 216, 323; RNB II,
422).


Gurgen

an dər gū᪷rgən (Bachquelle, Kanal am südl. Fuss des Bal-
lenbergs) V Brienz/Hofst.; dər gōrgən, (ich gehe) tsu᪷m
gōrgən (Schlucht des Eistlenbaches) V Hofst.; vor dem
tore ze Inderlappon drie achre, zem Gurgen, an dem
Matachre unt vor Widon 1305, ante villam Inderlappen
bi dem Gurgen 1320, agrum am Gurgen 1328, prope lo-
cum Araris dictum Gurgen 1339K5, uff dien acher zen
Gurgen 1350, ein halb juchert achers, gelegen uffen Gur-
gen 1352, ein madstu̍ck vffem Gurgen 1399Uk2, die strasz
vber den Gurgen 1515Rq8 V Unters.

gu᪷rgənkxanāl (z. T. kanalisierter Bach Gurgen) V Hofst.;
gu᪷rgəmmatən V Brienz.


Anzuschliessen an lat. gurga ‹Wasserstrudel› (REW 3921; FEW
4, 330; RNB 2, 169) mit früher Übernahme ins Alemannische.
Ob Gurgen aus frkpr. od. lombard. Substrat zu deuten ist, bleibt
schwer zu entscheiden. Die gesamtschweizerische Streuung der
Gurgen-Belege (östl. BO, Innerschweiz) legt lombard. Grund-
lage nahe. In Schwyz war Gurgen m. (Stalder 1, 499; Id. II, 417)
auch appellativisch lokal verbreitet ‒ möglicherweise aus den
Flurnamen appellativisiert.


Güürle

i᪷ dər gǖ᪷rlə, a dər ~ (Acker), vj manwerck reben zu gurlenn
1519U18, zuͦ gürla, vff Gürlan um 1525U20, zuͦ gurlenn
1530U21, in den Gurlen 1895Z I Gamp.

gǖ᪷rlənaxxər, vff gürlenn statt 1530U21, Gürledoorne
1914Fr, im gǖ᪷rləwald, am gürlaweg um 1525U20 I Gamp.


Vielleicht zum gleichen Ansatz wie Güür.


Gurlo-/Gorlo- †

ein Matten zuͦ gurlofottan, … zuͦ gorlofottan um 1525U20 I
Ins.


Evtl. ein alter frz. cour-Name.


Gurmetang

im kurmətaŋ (; Reben), vff eim stu̍k reben heisset
cormatta 15. Jhd.U47, cormata 1623Wg I Lig.


Cormetan, mda. kurmətaŋ bei Ligerz; evtl. cour-mitan < *curte
medietana ‹mittlere Hof›; vielleicht aber nach der Form zum
Neuenburger Mda-Ausdruck cormotan ‹karpfenartiger Fisch›
(Weigold 142).




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Sp. 161


Gürmsch

A) im gǖ᪷rmš (Hei.), Gürmsch (Hof) 1838D II Sum.; i də
gǖ᪷rmšə, i də gǖ᪷rbšə
(Wa.) IV Erlenb.; in gi᪷rmšən (Ge-
strüpp) V Gutt.

B) a) Mützenbergs Gürmsche (Alp) 1845D IV Reich.

b) ufəm gi᪷rmše᪷kəlti (Streuemad) V Gutt.; dər gi᪷rmšnollən
(Felskopf) V Gutt.; gi᪷rmšəne᪷k (Moränen, Wa., Wei.) V
Schatt.; gü᪷rmšgrabə, gü᪷rmšigrabə III Blumst.;
Gürmschbergli (Alp) 1845D IV Reich.; dər gi᪷rmšbo᪷dən
(Alpwei.) V Brienz; ki᪷rəmšpi᪷əl (Bühl, Wei., Wa.),
Gürmschbühl (Alp) 1845D Ltbr. Weng.; dər gi᪷rmšwāld
(Wa.) V Gadm.

C) -li: im gi᪷rmšli᪷ (Voralp), gi᪷rmšli᪷wāld, gi᪷rəmšli᪷wāld V In-
nertk.

-i: i᪷m gü᪷rmši᪷ (Wa., Wei.) III Blumst.; gü᪷rmši (Alp) IV
Kandergr.; i᪷m gü᪷rmši᪷ (Wei.), i᪷m mi᪷tlištə ~, i᪷m u᪷ndərštə
~, xvj kuͤweid im gurmschi 1524U168 IV Reich.; Hausse-
ners Gürmschi (Alp) 1845D IV Reich.; gü᪷rmšigrabə III
Blumst.


Schwzd. Gürmsch m. ‹Eberesche, Vogelbeerbaum› (Id. II, 419)
< gall. *cormisio < gall. *corma ‹bierähnliches Getränk›
(Hubschm. Frut. 8; FEW 2, 1188; GPSP 4, 323). Sprach- und na-
mengeographisch auf das Berner Mittelland, Berner Oberland
(ohne Simmental und Saanenland) und das Luzerner Entlebuch
beschränkt (H. H. Bosshard, Mundartnamen von Bäumen und
Sträuchern, 1978, 33, 47). Etymologisch verwandt mit Gür(ü)tsch
m., Gürgitsch m.


Gürmuz

dər gü᪷rmuts, u᪷fəm ~ (ebenes Ackergelände), lÿt vor gir-
nels, ein zilige Jucharttenn vorm girmels 1533U23 I Sis.

der gurnels acker, der Girnelsacker 1533U23 I Sis.


Das erste Namenglied von Gürmuz geht wohl wie bei Gurmels
FR auf lat.-rom. curtis ‹Hof› zurück (Zinsli, Ortsnamen im Amt
Erlach, 1974, 80f.).


Gurnigel

A) gū᪷rnī᪷gəl (; Grube, Spottname) I Ins; gurnigu
() I Nid.; dər gurni᪷gu (; Alp), uf dem Gornigel
1571A, Gurnigel mons 1577Sch, der Berg Gurnigel 1637UP
III RütibR.; dər gu᪷rni᪷gəl (; Wa.), Gurnigulum 1232,
in plano de Curmilz 1252; ufen Gornigel 1340 (Kopie),
usque ad grossos lapides supra Gornigel 1352Rq1, der
Berg Cornigel 15. Jhd.U78, berg Gornigell 1524‒80U169, von
dem berg und alp genant gornigel 1538U148 IV Kanderst.

B) ac) dər obər, ụŋər gu᪷rni᪷gu (; Alp) III RütibR.

b) obəri ~auphü᪷ttə, ~bād (grosses Heilbad, 1902 abge-
brannt), ~bē᪸rg (Wei.), ~bē᪸rghü᪷ttə (Stall), ~bru᪷x (Geröll-
halde), dər o᪷bər, u᪷ŋər ~waud, ~weiər III RütibR.

C) ds gu᪷rni᪷gəli (; Hei., Aussichtspunkt) III Wah-
lern.





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Sp. 162


Nach Hubschm. Frut. S. 19: lat.-roman. *corniculum, eigentlich
‹Hörnlein›, wohl nach dem aussichtsreichen Obern Gurnigel, der
höchsten Erhebung des Gurnigel-Bergrückens im Amt Seftigen.
Übernahme der vordeutschen Benennung nach der ahd. Laut-
verschiebung.


Gursch-

dər gu᪷ršwāld, im ~ (Sennhütte, Wei., Wa., an Bachenge),
Vorder Gurschwald, Hinter Gurschwald (Alp) 1845D;
Gurswaldberg 1760A IV Diemt.


Gursch stellt sich am ehesten über rom. *gordže zu lat. gurga/
gurges ‹Wasserstrudel› (REW 3921; FEW 4, 330).


Gurt-

Gurtacher (evtl. Furtacher?) stost fürhin an die gassen …
1646UT III Konolf. Herolfingen; gu᪷rtmat () III Belp.

Gu̍rtels weg 1379 III Köniz.


Zu schwzd. Gurt, Gürtel m. (Id. II, 444), mit dessen schmaler
Form Grundstücke verglichen werden.


Gürteli

ds gǖ᪷rtəli, im ~ (Wa.) I Lig.


Nach H. Weigold (1948, 120) zu lat. cohortile, welches, wie
L. Gauchat nachgewiesen hat (Festschrift Bachmann, 1924, 97),
im Gebiet des Frkpr. den Garten bezeichnet, in welchem Nutz-
pflanzen gezogen werden.


Gurten

A) dər gū᪷rtə (K., zw. Hügeln), im Gurtten zu Thorberg
1567A, im kleinen Gurten 1582A II Krauchth.; im Gur-
ten 1529U58, auf dem Gurten (Teil des Dorfes) 1838D II
Münchb.; dər gū᪷rtə, u᪷fəm ~ (Hügel, Aussichtspunkt),
venditionem montis dicti Gurgto 1312, montem meum
dictum Gurt, … in eodem monte dicto Gurt 1312, agros
sitos am Gurten, in dicto monte Gurten 1334, Haso an
dem Gurten 1334, in monte dicto Gurte 1334, gelegen ze
Gurterboͧme an dem Gurten 1356, umbe den berg Gurt,
… der berg Gurt 1366, die rebeiucharten achers am Gur-
ton gelegen 1366, zwo juchart achers, am Gurton gelegen
1368, am Gurten 1370, under dem Horn bi dem Gurten
1379, ab dem Gurten 1389‒1460Ud, Clewi ab dem Gurten
1423K1 … vff dem Gurttenn 1527Rq1, vnder dem gurtte
1529U93 … III Köniz.

B) a) u᪷fəm u᪷ŋərə gū᪷rtə (Hei.) III Kehrs.

b) gū᪷rtə-: Gurtenacker 1838D II Münchb.; ~fe᪸ud (Quar-
tier) II Münchb.; ~gartəštat (Quartier) III Köniz; ~gra-
III Rüegg.; Gurtengruben (Haus) 1838D III Köniz;
~hö᪷gər (3 bewaldete Hügel), ~hu᪷bu III Rüegg.; ~lö᪷xxər
(Gräben) II Krauchth.; Gurtenmatt 1529U58 II
Münchb.; ~mat III Zimm.; ~büəu (Quartier) III Köniz;



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Sp. 163


~šlü᪷ŋ (id. mit ~hö᪷gər) II Krauchth.; der gurttenn Stig
1530U132 III Kehrs.; ~dö᪷rfli (Weiler am Gurten) III Kö-
niz;
~waud III Kehrs./Köniz;

C) -er: da der weg ze Gurterboͧme uber gat 1335, gelegen
ze Gurterboͧme an dem Gurten 1356 III Köniz.

-(e)ner: gu᪷rtnəršgrabə IV ObwiliS.; gu᪷rtnərsmattə IV
Reich. Kien.; gu᪷rtnəršwẹ̄d IV Reich. Scharn.

-(e)nere: gū᪷rtnərə (Wa., ehemals Wei.) III Rüsch.


Die Deutung ist im Hinblick auf die verschiedenen vorrom.,
rom. und deutschen Möglichkeiten schwierig. A. Gatschet (Orts-
etymolog. Forschungen, 1867, 28): «Die Anhöhe Gurten, südl.
von Bern, trägt das sog. Gurtendorf, welches 1312 urk. Gurt
heisst, unverkennbar das lat. curtis ‹Hof›.» Demgegenüber stellt
J. U. Hubschmied eine Herleitung aus dem Keltischen auf: aus
gall. *jurettos, *juretto, Ableitung von gall. *juria ‹Bergwald›
(Festschrift A. Bachmann, 1924, 19); Das Amt Thun, Bd. 1, 1943,
170).

Andere, ähnlich klingende Flurnamen werden wohl mit Recht
zu deutsch Gurt ‹Gürtel› gestellt, entsprechend rom. Tschingel/
cingulum
(St. Sonderegger, Appenzell 1958, 111 für die Höfe
Görten; s. auch Fischer, Schwäb. Wb. 3, 932f.: Gurt, Gurtholz.

In die bernische Umwelt mit der frkpr. Grundlage ihrer Topony-
mie passt am besten eine Ableitung cortina zu cohors, cohōrte
‹Hofraum, Hof; Viehhürde›, frz. court, frkpr. cort (REW 2032;
vgl. dazu GPSR 4, 460 courtine, kourtənə ‹cour, plan›; Weigold
1948, 120).


Gurtene/Gurtele

In terra que appellatur Gurtina an der Risaten 1260, die
matten, der man sprichet «du̍ Gurtina» 1341, von einer
matten In gurtinen um 1426U78, Matten in der Gurtinen
1530U42a II Langt.

gu᪷rtənəfe᪸ud (Quartier), vff Gurtenenveld 1562U43a, Gurte-
nenwald 1562U43a II Langt.

gu᪷rtələ, i dər ~ (Wässermatte, z. T. Acker), Gurtelen 1885
(Gde. Plan) II Roggw. (benachbartes Gebiet zu II
Langt.)


Gurtene zu lat.-rom. cortina (GPSR 4, 460), einer Diminutiv-Ab-
leitung zu lat. cohors, cortis, curtis ‹Hofraum, Hof› (REW 2032).

Gurtele könnte zu lat. cohortile (Weigold 120) gestellt werden, ist
jedoch seiner benachbarten Lage zu Gurtene wegen eher als Dis-
similationsform zu verstehen.


Gurter- †

zwo jucherten wider Wabern, da der weg ze Gurterboͧ-
me u̍ber gat 1335, (Niclaus ze Wald verkauft Peter von
Wabern) den halbteil mines guͦtes … gelegen ze Gurter-
boͧme an dem Gurten 1356, under dem Eycholtz ze
Guͦthertzboͧme 1379 III Köniz Wabern.



Gürtilisried †

Ein jucherten achers dem man spricht gürtilisried 1479U11
I Bür.


Zum FN Gürteli; vgl. Frau Iti Gu̍rtelis, Chuͦnrad Arnleders toch-
ter von Bu̍rron 1375; Wernli Gu̍rtelli de Bu̍rren 1389.




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Sp. 164


Gür(ü)tsch

B) b) von den Gürtschacher 1502U157 IV bolt.; Gürtschen-
vorsass 1754MW IV Saanen

C) -i: das Gurtschi (Wa.) 1845D III Boll.; ds gü᪷rtši (Wei.,
Wa.) von eyner weid im Güretschin 1502U157, von der
weid im gu̍rischin 1515U158 IV Bolt.; ds gü᪷rü᪷tši (Wei.) IV
Lau.; ds gü᪷rtši (Wei.) IV Zweis.

gü᪷rtši-: ~grabə, ~gre᪸bli IV Zweis.; ~nessli (Wei. im Wa.)
IV Bolt.

-ere(n): di u᪷ndəri/obəri gü᪷rü᪷tšərə (Wei.), dər gü᪷rü᪷tšərə-
grabə
IV Saanen.


Schwzd. Gür(ü)tsch m. ‹Eberesche, Vogelbeerbaum› (Id. II, 417)
gall. *coricino (J. Jud, VR 8, 1946, 57); Regionalform des Sim-
mentals und des Saanenlandes zu schwzd. Gürgitsch (Id. II, 417:
VS, Walser in GR; RNB II, 422f.). Etymologisch verwandt mit
Gürmsch m.


Gurz- †

die gurtzlis matten 1531U57, die gurtzlisz mattan 1531U59 II
Iffw.


Vermutlich ein PN; der FN Gurzeler ist in Seedorf altbezeugt
(FNB II, 396).


Gurzele

i᪷ dər gū᪷rtsələ (Quartier bei Mett/Biel), in banno villarum
Metton et Gurzelon 1305, in Gurzellon 1320, villa de
Gurzelle 1322, zwu̍schent der mu̍li von Mett am Gurzel-
len, ze Gurtzellon 1370, ein Jucharttenn achers gelegenn
zur gurzellen 1553U8a I Biel; gū᪷rdsələ (Weiler), ze Gurzel-
lon 1358N, Gurtzellen 1485Rq1, gurtzellen 1485U15, zuͦ Gurt-
zellenn 1519U18, 1525U20 … I Lüsch.; zenden … der da heis-
set der Gurzellon zende 1341N III Worb; i dər gū᪷rtsələ
(Quartier), in Gurcillen 1233 IV Wimm.

gū᪷rdsələre᪷in (Wi.) I Lüsch.; dem bletz Almend am gurt-
zal weg 1525U20 I Brütt.


Gurzelen < lat.-rom. *curticellas, Dim. zu vlat. curte ‹Hof, Gut›.
Namengeographisch bleiben die Gurzelen-Namen auf die der
Sprachgrenze benachbarten Kantone Solothurn, Bern, Freiburg
beschränkt; in der Suisse romande führte der Ansatz *curticellas
zu Corcelles, Corsalles (GPSR 4, 424; Hubschm. Thun, 177;
Aebischer, Freiburg, 102; Jaccard 106).


Gurzelen

gū᪷rtsələ, ds u᪷ndər ~, ds o᪷bər ~ (Dorf, Gde.), de Gurcellun
1231, in Gurzillon 1254, in inferiori Gurzelon 1259, in
Gurzellon inferiori 1260, ecclesiae de Corzellon inferio-
ris et superioris 1272, de Gurcellon 1285, villa de Ober-
Gurzellon 1300, de Gurcellis 1305, ecclesia de Gurzellis
1312, de Nyder-Curchilon 1312, de Gurcellis 1337, Jo-
hans von Gurzelen 1337, ze Ober- und ze Nider-Gurtzel-
len 1344 … ze Gurtzellen 1388 … in Gurtzellen 1433UT



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Sp. 165


Gurtzellen, Nidergurtzellen, Obergurtzellen 1500U48
III Gurz.

gū᪷rtsələmat (Hei.) III Wattw.; gū᪷rtsələmō᪷s (K.), das
gurtzellen mos 1498U46, das gurtzellen mosz 1500U48 III
Gurz./Seft.


Etym. siehe Stichwortansatz Gurzele.


Gurzen †

½ mann mad Jnn der Hagmaten genannt gurtzen 1531U96
III Wohlen Uettl.


ungeklärt; evtl. zu vlat. curte ‹Hof, Gut›.


Gus-

i᪷m gu᪷sụ, ds ~ (Quartier), Gusel 1863P III Belp.

im gū᪷si (Wi.) V Habk.


Unklar. Am ehesten zu ahd. gus(s)i n. ‹Flut› (Ahd. Wb. 74), ahd.
gusu (Pl.) ‹plötzlich hervorbrechende Wasserströme, Über-
schwemmung› (Id. II, 476ff.; DWB IV, 1198).


Güschel

dər gü᪷šụ, i᪷m ~ (Dorfteil), Güschel (3 Häuser) 1838D II
Wallbipp.

dər gü᪷šəlaxxər (K., nach Friedli, Aarwangen) II Thunst.


Nach Friedli (Aarwangen 215) Grundstücke von geringem Er-
tragswert; vgl. Güschi, Güschiguet ‹Sache von geringem Wert,
Plunder›, Syn. zu Güsel (Id. II, 482, 548 für BE bezeugt).


Guusset

gụ̄ssətsbo᪷dən, i᪷m ~ (Wei.) V Brienz; ds gū᪷ssətli (Hei.) IV
Saanen.


Zum FN Gusset (FNB II, 396) für Brienz altbelegt; resp. zum ein-
gedeutschten FN Gonseth (FNB II; 340) altbelegt für Saanen.


Gussläng

ds kụssle᪸ŋ, im ~ (Reben), Gouszellain 1720Wg I Lig.


Nach H. Weigold (1948, 134) zum frkpr. Appellativ le goselet
‹Mundvoll, Mümpfeli, i. S. eines kleinen Rebstücks›.


Gustav-

ds guštafwe᪸ụdli (Wa., auch:) mü᪷lirẹ̄n III Oppl.


Zum PN Gustav.


Gusti

gu᪷šti᪷ (~) II‒V.

B) b) ~axxər (Wa.) II Krauchth.; die Gustivorsass
1794C3 III Gugg.; ~grā᪷t II Krauchth.; ~grāt III Gugg.;



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Sp. 166


dər ~gri᪷ŋ II Eggiw.; ~hü᪷ttli (Wei.) II Sum.; ~xnu᪷bu
(Hei.), der Gustihubel 1789A III Eggiw.; ~lē᪸gər (Wei.)
III Rüegg.; V Sax.; dər ~loxgrabə III Eggiw.; ~bē᪸rg
(K.) II Dürrenr.; (Alp) III Blumst.; V Leiss.; ~bisek
(Hei.) II Sum.; ~špi᪷ts III Blumst.; IV Därst.; das Gusti-
scheürlein 1785A II Sum.; im ~šwaŋ (Wei.) III Eggiw.;
Gustiweyd 1631U43 II Ursenb.; di fo᪷rdəri ~wẹ̄d, di hi᪷ŋəri
~wẹ̄d
(Hei.) III Eggiw.; di fō᪷rdər ~wẹ̄d III Schangn.;
~wẹ̄dbo᪷də (Wa.) III Schangn.

C) -ere: d gu᪷štərə (Vorsass) III Gugg.; i dər gu᪷štərə (Alp)
III Rüsch.


Schwzd. Gusti n. ‹Kalb, junges Rind›, substantivierte Adjektiv-
bildung zu gust ‹keine Milch gebend› (Id. II, 493f.).


gut s. auch guet


Gutacher

dər gu᪷taxxərtrō᪷g (Heuland, 5‒6 Quellen), Einen acher
Ob dem gutt acher zw. 1524 und 1556U169, zwo kuͤ win-
teru(n)g, Stosend nidtsich an guttacher 1535U161, ½ mann
mad bim traͤnkweg, Stost vnden an guͦt acher 1556U169, ob
dem guͦt acher 1556U169 V Beatb. Waldegg.


Möglicherweise ist das Adj. guet hier als 1. Glied des Composi-
tums monophthongiert worden; Realprobe und unflektierte
Form lassen jedoch eher an einen Zusammenhang mit lat. gutta
‹Tropfen› denken. Damit würde das wasserreiche Gebiet be-
zeichnet. Vgl. Gutti n. ‹heller Tropfen› Simmental (Id. II, 532).


Gutenburg

gu᪷ətəbū᪷rg, gu᪷ətəbərg (kl. Dorf, Gemeinde), Or(tolfus) de
Gvotenberg 1277 (hieher?), (Ortol)fi militis de Gvo-
tenb … 1293 (hieher? beides Siegel), fratri Berchtoldo de
Guͦtenburg 1311, under der burg ze Guͦtenberg 1363, die
vesti Guͦtenberg 1370, umb die vesten Guͦtenberg und al-
les das, so darzuͦ gehoͤret 1370, Guͦtenberg die vestu̍ mit
aller zuͦgehoͤrde 1383, Guͦtenberg 1406Rq1 (Kopie), Heintz
Keller von Guͦtemberg 1409 od. 1425Rq1 (Vidimus 1481),
die korn zins ze Guͦttenberg: Ruͦdi Mu̍nch git von dem
hoff ze Guͦttenberg … 1447 (Burgerarchiv Burgdorf), zuͦ
Guͦttemberg, Guͦttenberg 1460Rq1, Guttenburg 1570C3,
Guottenburg 1577Sch, Gutenburg (Weiler und Bad) 1838D
II Gutbg.

Guttenbergbaad 1786/1787C3 II Lotzw.


Burgname; wohl Kompositum des ahd. PN Guoto (Fm I, 659:
Cuato a. 817 für SG bezeugt) mit -berg/-burg. Der Wechsel des
Grundelements ist in historischen und aktuellen Burgnamenbe-
legen öfters zu beobachten (E. Schröder, Dt. Namenkunde 1938,
156f.).


Guti s. Gost-




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Sp. 167


Gutisberg

gu᪷əti᪷sbərg (Weiler), in monte Guotolfsperg 1250‒56,
denne ze Burgdorf der Guͦtlisberg 1345N, gelegen uf dem
Guͦtolsberge 1377, uf dem Guͦtelsperg 1382, uff dem guo-
tisperg 1421C1, uffem Guttisperg 1567C3 … auf dem Gutis-
berg 1791‒93C3, Gutisberg 1838D II Heimisw.

gu᪷əti᪷sbərgnö᪷ihūs (Hei.) II Heimisw.


Zusammensetzung mit dem alten PN Guotolf < *gōd-wulf im
1. Glied (Fm I, 686).


Gutsch

dər xalbərgu᪷tš (Mad; nach Gwp ‹fluhartig abfallender
Schopf›) V Obried.


Gutsch, die nicht umgelautete Form von Gütsch; s. d.


Gutsch-

uf gụtšnərš (Hei.) IV Saanen.

Dazu vielleicht gụtšlimattə, eine ebene Stelle im Hang IV
Kandergr.


Schwzd. Gutschner m. ‹Kutscher› (Id. II, 365). Gutschli = ‹Kin-
derbettchen› (Id. II, 564).


Gütsch

A) dər gü᪷tš (Wa.) II Heimisw.; forəm gü᪷tš (Wa.) II
Madw.; der Gütsch 1772A II Sum.; dər gü᪷tš (Wa.) III
Aeschl.; gü᪷tš III Englisb.; ufəm kü᪷tš III Sigr.; ufəm
kü᪷tš
(Weiler) IV Lenk; im kü᪷tš (Ha.) V Beatb.; in gi᪷tšən V
Gadm.; ufəm ki᪷tš V Grindelw. Bussalp; im ki᪷tš V
Ltbr. Mürr.; im ki᪷tš V Ltbr. Weng.

Hieher? gü᪷tšə (K. über der Solothurnstrasse) I Biel.

B) aa) fu᪷rikü᪷tš (Wa.) V Beatb.; fu᪷rkəgü᪷tš (Gipfel im Hoh-
gantmassiv), Furggengütsch 1561Wä, Furggengütsch
1790Wä III Schangn./V Habk.; heitikü᪷tš V Ringg.; dər
hu᪷ntsəgü᪷tš
(Wa.) II Madw.; dər xrụ̈tsgü᪷tš (Felskopf) III
Schangn.; bērigü᪷tš (Hei.) II Wynigen; dər bi᪷rxəgü᪷tš
(Felskopf) III Schangn.; dər bi᪷rxəngü᪷tš V Habk.; Brünli
Gütsch 1806P II Kldietw.; dər rappəgü᪷tš III Langn.; dər
šārtwaŋki᪷tš
V Obried; dər šị̄nəgü᪷tš (Anhöhe) II
Kldietw./Ursenb.; ufəm šō᪷fgü᪷tš II BusswbM.; dō᪷rnə-
kü᪷tš
(Wa.) II Ochl./Rütsch.; dər šēnki᪷tš V Brienz; tsi᪷-
gərgü᪷tš
II Krauchth.; dər aupurkü᪷tš (Altburg-Gütsch) II
Rohrb.; xalbərkutš (abfallendes Flueband u. Maad) V
Obried.

ab) xoubsgü᪷tš (Wa.) II Ursenb.

b) dər ki᪷tšaxxər V Ltbr. Gimm.; gü᪷tšhu᪷bụ III Sigr.;
gü᪷tšhụ̈sli (Hei.) II Sum.

C) -li: ufəm kü᪷tšəli (Kl. Hei.) IV Saanen.

-i: unser guͤt, dem man spricht das Gu̍tschi 1323 V In-
nertk.
i dər gü᪷tšihāltə, d gü᪷tšihālti (Pl., 3 Hei. auf Hubel),



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Sp. 168


in der Gütschihalten 1648U152, Gütschenhalten 1689U152,
auf den Dornachren am Gütschinhalten Gässli 1689U152
… Gütschihalden 1838D IV Saanen.


Gütsch m. ‹kleine, rundliche Erhebung, Felsspitze, Gipfel, Berg-
vorsprung› < rom. *kukutsjo < spätlat. cucutium ‹Haube, Ka-
puze› (Id. II, 563; Zinsli, Gr. u. Gr. 323).


Gütsch-

-ach: Ein mansmatten lit … ze Gu̍tschoch 1370, Gütsch-
ach 1588A, Gütschach 1625A, 1630A, Gütschlach 1644A, an
den Ort zwischen den Meinisberger Ober-Matten und
den Safneren Unter-Matten vor diesem Gütschach oder
Bletz-Matten genant 1769 (Archiv Hist. Ver. Bd. 50,
1966) I Meinisb./Safn. am Nordufer des alten Aare-
laufs.

-et: dər gü᪷tšət, gü᪷tšəd, i᪷m ~ (K., am nördl. Aareufer), ab
einem acher lit ze kütschet vff der ar, … j Juch(a)rt ze küt-
schett 1474U30, j Jüchartt zuͦ Küssett, j Jüchartt zuͦ güt-
schett … stost hinab vff die allmend von Meÿnisperg um
1531U34, Güttschet 1559A I Meinisb./Safn.


Trotz der problematischen Suffixe vermutlich zu Gütsch; s. d.


Guttannen

gọ̈̄ttannən (Dorf, Gemeinde), von Guͦtentannon 1377, Guͦ-
tentannen 1387, Guͦtendannen 1545K7, Guttenthannen
1559UP … Guthannen 1722‒24C3 … Guttannen 1753U164 V
Gutt.


Guttannen: synkopierte Form aus *ze den guoten tannen.
Das Adj. guet umfasst in der schwzd. Mda. wie auch in der altd.
Sprache einen weiten Sinnbereich (Id. II, 535ff.); hier könnte
die Bed. ‹vorzüglich, von guter Qualität›, aber evtl. auch ‹heil-
bringend› (vgl. die ‹heiligen Bäume›) angenommen werden.


Guttele

hi᪷ŋər dər gu᪷ttələ (K.), ein Juchart in der guttalen 1525U20,
hinter den Guttalen 1895Z; gu᪷ttələwē᪸g I Vin.


Zugrunde liegt lat. gutta + -ella ‹kleine Quelle›, vgl. Gottalaz in
Albeuve, Cournillens FR und anderswo (Jaccard 194).


Gutz-

dər ku᪷ts, bi᪷m ~ (Lawinenzug, wo die Lawine ụ̈sa khị̄d),
tsə ku᪷tse᪷kən (schmale Felsbänder), dər ku᪷tsgle᪸tšər oder
hi᪷əndərgu᪷tsgle᪷tšər V Grindelw. Hochgebirge.

von der gutzlen ein myͤtt 1495U65 II Rüegs.; i᪷ dər ku᪷tslə
(5 Hei. in einem engen Seitengraben), in der Guzlen
1769/71C3, Guzlen 1770A, in der Guzlen 1786A, Gützlen
1838D; gu᪷tslə nö᪷ihụ̄s (Hei.). Gutzlen-Neuhaus (Heimath)
1838D, Gutzlen-Scheuer (Heimath) 1838D III Arni.

ds kụ̈tsi, im ~ (Wa., sumpfig), ds gụ̈tsimōs III Thun.

Hieher? evtl. PN: ze Gu̍tzliss lach 1357 I Lengn.


Schwzd. Gutz m. ‹Schwall, Strahl überfliessender Flüssigkeit›
(Id. II, 582).




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Sp. 169


Güw

im kụ̈̄w, ds kụ̈̄ (Landzunge im Wa.) V Beatb.; u᪷fəm ki᪷uw
(Aussichtspunkt; ki᪷uwwən ‹sehen›) V Grindelw.; i᪷m
gü᪷w, gü᪷uw
(Schafwei., Geröll) V Günd.; ds ki᪷uww, im ~
(Alp), Ein weyd vff mürn im Güw 1534U169 V Ltbr. Mürr.;
im gi᪷ụw, göi (Heuland) V NdriedbI.

kü᪷whorən (Felshorn mit Grasbändern) V Günd.; dər
ki᪷uwwbodən, dər ki᪷uwwšpi᪷ts
(Fels) V Ltbr. Mürr.; gü᪷wtü᪷r-
li᪷
(Tor in Felslücke) V Günd.;

-er: i Jüchartten ob dem guwer/güwer 1531U59 II Zuzw.;
ufəm gö᪷iər, im gọ̈ụ̈ər (Hei., Wa.), Martj Läderachs Gü-
wen 1674U100, auf dem Geüer (Haus) 1783P, auf dem
Gäuer (Hof) 1838D III Rub. Trimst./Worb.; Geüer Hölzli
1783P, gö᪷iərmattə, die Güwer matten 1535U101, die Geüwer
Matt 1674U100 III Rub. Trimst./Worb; göiərrein (K.) II
Zuzw.; göiərrẹ̄n (K.), göiərwaud III Rub.


Güw m. ‹Gipfel› zu güwe(n) ‹mit Sehnsucht warten›; ki᪷uwwən
‹sehen, ausblicken› V Grindelw. (Id. II, 566f.; RNB II, 423).
Gebildet wie Chapf zu chapfen, s. d.


Guxa

guksa, an guksə (Alp, Heumad; Nebenbez. f. Blattisegg)
V Sax.


Substantivierung zum Vb. guxe(n); bergschwzd. gụksə ‹toben,
vom Schneesturm›; also wohl Ort, wo es besonders stark ‹guxet›
(Id. II, 571f.).


Gwaare

ufəm kwārə, (wohin?) ufə kwārə (schöner Aussichts-
punkt, K.), auf den Gwaren 1895Z I Gals.


Am ehesten zu frkpr. kārro ‹Ecke, Winkel›, als Verbalsubstantiv
Rückbildung aus lat. quadrare (GPSR 3, 111; FEW 2, 1397). In
der Suisse romande ist der Typus toponomastisch vielfach be-
legt, historisch zuerst in Freiburg um 1230 als cuarro, qwarro
(GPSR 3, 111; E. Tagmann, Toponymie et vie rurale de la région
de Miège, 1946, 29).


Gwärtler s. Wart


Gwatt

i᪷m kwat (Wohngebiet), ad locum dictum Wat 1296, ellu
minu guͤter von dem Watte ûf und von dem Watte nider
1324, zem Watte 1325, ob dem Watte gelegen 1356, am
Wat 1388UT, das Wat, das Watte 1389‒1460Ud, vff dem
Wat 1425UT, hushofstat, die da lit an dem watt Mitte
15. Jhd.Ch6, das Gewatt 1459Rq1 (Kopie 16. Jhd.), am Gwatt
1479‒1563Ar, lit am gwatt ob dem brunnen 1488‒1514U166,
am Gewaͤtt 1513UT, am Gwatt 1531U144, wonhafft am
Gwatt 1570UT, … an der Quat 1576C3, am Quatt 1577C3, am
Gwadt 1580/81C3 … nächst obenthalb dem Watt 1654UT,



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Sp. 170


vner dem Gewat 1654UT … am Gwatt 1838D III Thun/IV
Spiez.

die muli am obern gwatt 1488‒1514U166 IV Spiez.

kwat-: ~e᪷k (Hei.) III Thun; ~li᪷ššəmōs (Naturreservat) IV
Spiez; bi᪷m autə ~štu᪷ts (alte Poststrasse) III Thun; am
~štu᪷ts
(Wohngebiet) IV Spiez; i᪷ dər ~tse᪸lg, ~tse᪸ug
(Wohngebiet) III Thun.


Gwatt stellt sich als präfigiertes ge-wat n. zu ahd., mhd. wat n.
‹Untiefe, Furt; Stelle im Wasser oder Sumpf, die man durchwa-
ten kann; feuchtes Land, Sumpf, zertretenes, zerstampftes Stück
Land› (Schwäb. Wb. VI, 501; BSM VIII, 9; SLA II, 95).


Gwatt s. auch Watt


Gwer

Gwers Matten 1700 (Landlüten Zinsurbar) IV Adelb.;
ufəm gwērsbē᪸rgli IV Lenk.

Hieher?: ein bletz zuͦ gwerren hoffstatt 1525U20 I Brütt.


Der in Frutigen seit 1492 belegte PN Gwer (s. Hans Berger,
Volkskundlich soziologische Aspekte der Namengebung in Fru-
tigen, Bern 1967) wird in Verbindung gebracht mit der Vereh-
rung des Hl. Quirinus ‒ bair. mda. Quer. Dabei weicht die Fruti-
ger Lautung ab von der sonst in Bern im 16. Jhd. belegten Küri
(«Das ist wol sant Kürin plag» H. R. Manuel, Weinspiel, Bäch-
told, 339). ‒ H. Specker (Das Patrozinium der Schlosskirche
Spiez, 1974 und brieflich 1974) leitet den PN Gwer von dem Hei-
ligennamen St. Goar her u. a. mit dem Hinweis, dass Zwingli
1529 den Ort St. Goar im Rheinland als St. Gwer wiedergibt.


Gweerdi s. Weerd


Gweert s. Weerd


Gwindli s. Wind


Gwing s. Wind


Gysenstein

gịsəšteị (; Dorf), de Gisenstein, de Gisinstein 1240,
de Gysenstein 1248, de Guisenstein 1276, … de Chisel-
sten 1277, de Ghisesten 1279, de Chisensten 1284, de
Guissisten 1301, Nyclaus von Gisenstein 1367, 1368,
1381 … Niclaus von Gisenstein 1422Rq6 … ein urkund wi-
der die von gisenstein, … von gysistein 1500U48 … ab sinem
guͦt zuͦ gisenstein 1534U100, ann kilchweg von nider gysen-
stein 1535U101 … III Konolf. Gys.


Zusammensetzung eines germ. PN Giso (Fm I, 644) mit -stein.
Stammsitz eines gleichnamigen Edelgeschlechts (HBLS III,
530); vielleicht ursprünglich Burgname.




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Sp. 171


H

Hab-

ds handhabi (Wa., K.) V Meir.; handhabən, uf ~ (Alpteil
Wetzisboden) V Iseltw.; i᪷ dər ụfhabə (Quartier), Uff-
habe 1530U42a II Langt.


hab- zur Grundlage haben/heben ‹halten› (Id. II, 870ff.). Hand-,
-Habe
n m. f., -Habi f. ‹Handhabe› (Id. II, 868). Handhabi (-e),
wohl Übertragung vom ‹Griff eines Handwerkzeugs, Heft›; vgl.
Id. II, 865 Hab; Schwäb. Wb. III, 977.

Ufhabe, wohl Örtlichkeit, wo etwas aufgehalten wird; in Lan-
genthal angeblich eine künstliche Bodenerhebung zum Stauen
innerhalb des alten Bewässerungssystems; vgl. ūf-hān (Id. II,
893f.). Unser Name wird im Id. II, 866 erklärt unter Uf-hab «3)
‹Strassenstrecke mit Steigung; so als Name eines Weilers bei
BLangeten, i(n) der Ufhab›.» Nach eigener Erkundung jedoch:
uf dər Ufhabə!

Hieher?: vor Habnitztor ze Burgdorf 1373.


Eher als mit Hubschm., Burgd. 730, an tschech. houfnice ‹Stein-
schleuder› zu denken ‒ nach Kluge, Etym. Wb. ist dies tschechi-
sche Wort erst durch die Hussitenkriege (1419‒36) zu uns ge-
kommen ‒, möchte man in der Benennung des Burgdorfer Stadt-
tors einen personellen Satznamen, allenfalls einen blossen Spitz-
namen, Habe-nichts vermuten. Aus Bayern verzeichnet Socin
S. 460 schon ca. 1100 Habenith, aus Basel Habeniet (14. Jhd.);
vgl. dazu den noch immer verbreiteten FN Hablützel = ‹Hab-
wenig› (FNB III, 12/13), Habgenuͦg, Jegenstorf 1350 (FRB VII,
504).


Hab(ch)-

haps, im ~ (Hei.) III Trub.

habsek, i dər ~ (Hei.), stost vf die happsek 1531U97, Habs
Eck 1622, Habsegg 1756Schweingruber 1971 II Krauchth.;
Habs-tannə (K.), Habsdannen 1544Fr III Rüsch.

hapxịt, di vordəri, di hiŋəri ~ (2 Hei., K. auf Anhöhe),
hapxịtwē̤d (K.), ab Habchegg, uff Habkegg 1389‒1460Ud,
in der Habkegg 1661A, in der Habchit 1783‒84C3 III Arni;
hapek, bisz an die habch Egg 1531U136, an habchegg weyd
1531U136, Hapkeck um 1550U138 …, Habheg 1626UP …, in der
Habhegg 1722A, zu Habchet 1767C3, Habkegg 1796C3 III
Langn.; hapek, uf dər ~ (Hei.), an die Hapck Egg
1320‒1491Rq1, u̍ber Habegge 1379, Habkegge 1389,
1420Rq1, an die Habchegk 1470Rq1, an die hapcheck
1569U72 …, Habkegg 1796C3 III Schangn.; i dər hapxe᪷k
(Wa.) III Sigr.; in dər habxek (Alp), uff Hapkegk
1655/56A V Habk.; ds habekli, ds habeki (kl. Wi.) IV Kan-
dergr.

habhāltən (Wi.) V SchwandenbBr.

hapəx, uŋərə/mitlərə/obərə ~ (3 Hei.), ~grebli, ~hüsli,
~wẹ̄d,
Habhbach 1645A III Langn.; im habbax, hapax
(Bach, K. mit Scheune), Happach 1535U161, hapaxbodə,
~bö᪷dəlli, ~wē̤d
V Habk.; under an Habchbuͤll 1380,



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Sp. 172


1389, under an hapchbül 1569U72 III Schangn.; im
habrixtwāld
III Sigr.; ab der hapch schwende 1569U72 II
Lütz.; d habsu᪷xt (2 Hei.), vssen an hapzug 1535U161; hab-
su᪷xtli, im
~ (Hei.) V Grindelw.; untz an die habchtan-
nen 1427Uk2 III Rigg.?; habchwald 1528U2, Hapck waldtt
1547 (Aarberg, Urbar Nr. 78) I Seed./Meik./Schüpf.

-ere(n)?: hapfərig, dər ~ (Südhang am Hubel), im
habchherrin, in der habckerren, ze habcherrÿ, Jn hab-
cherrin um 1480/90U44, zu̍m Habklivluͦ 1360 (Lesart nach
Sol. Wochenbl. 1832, S. 149: zum Habkliolö), bÿ dem
habcherrÿs lo um 1480/90U44, zuͦ habkheri(n), im habche-
rin 1500U85, am hapfer, Jm hapchre, im hapffe, in hapche-
ren um 1546U108 II Kopp.; hapfərə (A., Wi.), ze niderest in
der hapcheren 1532U125 III Mühleb. Mauss.

habxəri᪷g, dər ~ (; Dorfviertel), (totam villam) Ha-
bichrein 1194Qw, [Ahrein 1209, PapsturkundeQw], in
Habksrein 1233US, (de) Hafgren 1234Qw, [Haboherishein
1254, Papsturk.], de Habcherren 1260Qw, Hapchrem 1359,
Hapckrein, Habkeren 15. Jhd., (villa) Hapcheren 1461,
Habchren, ze Hapchrein 1464U38a, Habcherig 1530U42a,
Habkeri 1629UP, 1636A, Habkeriz 1866Jv II Obsteckh./
Langt.;
habxerigbē᪸rg, auch hakxəlibē᪸rg (Hügel östl. des
Dorfes), am Hapkeren Berg 1530U42 … II Lotzw.

PN: Hemma, Heinrichs seligen Happachs elichu̍ wirtin
… etc. verkaufen «ein teil des guͦtz, das geheissen ist
Happachs geru̍te» 1361 V Unters.

Schon 1291 wird ein Wernher Happach erwähnt (FRB
III, 503).

Hieher?: Aber ij Juchertten genant der habecher acher
1531U59 II Zaugg.; ds hakxərbe᪸xli, dər hakxər, hinder der
Bruͤgk ein guͦt Stost vssen am bergel Jnnen an hapcher-
bach, (weitere Belege im gleichen Urbar:) hackerbach
(2), Haͤckerbach, hackerbeͤchlj 1535U161, Das Habcher-
bächli oder Hagkerbächli ist ein Nebenfluss des Bärgel
1908Fr V Grindelw.


Schwzd. Habich, Häppich u. ä., mhd. habech, ahd. hapuch m.
‹Habicht› (Id. II, 936ff.) erscheint in unsern Namengebilden
stark reduziert als Habch-, Habk-, Hab-.

In Zuss. mit erstem Namenglied Hab(ch)-: ‹Ort, wo sich Ha-
bichte gerne aufhalten oder ehemalige Lehensgüter mit der Ver-
pflichtung, Habichte für die Jagd aufzuziehen›.

Habs- = Habichtes, elliptisch etwa für Habichts-egg, -wald oder
ähnlich. Hapach u. ä., das hier als Komposition von Hab(ch) +
bach aufgefasst wird, könnte z. T. auch einfach die Namenform
des Appellativs ahd. hapuch ‹Habicht› sein, vor allem da, wo die
Realprobe keinen Bach nachweist; (vgl. auch J. Rutishauser, Die
Namen der laufenden Gewässer …, Winterthur 1967, S. 177.)

Habsucht ist offenbar ursprünglich nicht das Abstraktum ‹Hab-
gier›, sondern eine Institution der hochmittelalterlichen Jagd,
die Hab(icht)zucht, d. h. der Ort, wo man für die Vogeljagd abge-
richtete Habichte züchtete. Mhd. habech-spil m. ist ein zur Jagd
abgerichteter Habicht (Lex. I, 1130).

Habchere(n) und die damit zusammenhängenden «entstellten»
Lautungen sind grösstenteils Bildungen mit dem Kollektivsuffix
-āria, also ‹Gegend, wo Habichte horsten›, entsprechend Tu-



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Sp. 173


bere(n) zu ‹Taube›, Chräjere(n) zu ‹Krähe›, Rappere(n) zu ‹Rabe›
usw., so Szadrowsky, ZNF XIV (1938) S. 45.

In einzelnen Fällen liegt aber das Kompositum habich(t)-rein zu-
grunde, was für Obersteckholz durch älteste Überlieferungsfor-
men (1194 Habichrein) gesichert scheint.

Da in Koppigen 1394 ein Familienname Habchrein (Uͦllis
Habchreins acher, FRB VIII, S. 563) belegt ist, könnte allenfalls
der Flurname hier von der Personenbenennung hergeleitet wer-
den (wenn auch das Umgekehrte wahrscheinlicher ist).

Habricht-wald: wohl Wald mit einer Fangstelle für Habichte;
vgl. richte(n) ‹eine Falle, Dohne oder Fallstrick legen, z. B. den
Vögeln usw.› (Id. VI, 383).


Haber

habər, vz. hābər I (vgl. SDS II, 3).

A) ha᪷bər, i᪷m ~obə (Alpenanhöhe, Koord. 602,7:173,8)
III Blumst.

B) b) I: 2; II: 11; III: 8; IV: 4; V: 3

Auswahl: dər habərmē᪸uər (Hei.) II Sum.; i᪷m ~sakx IV
Lau.; Haberstock 1621UP III Köniz; habərdarrə V Grin-
delw.
Bach; ~darə (Platz) V Unters.; i dər habərweŋ
(Wa.) IV Wimm.; in der haber zellg 1493U84 … III Hilt.

C) -li: im Häberli 1793A II Rum.; ds he᪸bərli III Röth.; ~
IV Zweis.; ds habərrli V Gadm.

-ling: s he᪸bərlị (K., steinig), am häberlig 1573/74U77a, he-
berlys Ru̍tty 1518U74, 1573/74U77a, hablis Rütj 1573/74U77a
II Attisw.; dər he᪸bərli᪷g (Wa.), an den haͤhberling 1531U59
II Graf.; i᪷m he᪸bərli᪷ŋ (Hei.), am heberling 1412U165,
1524‒93U168, am haͤberling 1530U59 IV Därst.

habere: d habəri, i də habərə V Beatb.; d habərrən, di ọbər
~, in der Haberen 1745‒46A V Gadm.; habərə V Habk.; in
dər habərrən, i᪷ t habərra,
die haberern 1535U161 V Lütsch.;
d habərra, in dər habərrən V Obried.

häbere: d he᪸bərə, zuͦ hëberen Anf. 16. Jhd.U66 II Huttw.; d
he᪸bərə,
die heberen 1547U137 … III Röth.; he᪸bərə
(Scheune) IV Zweis.

habere-/häbere- (als BW): II: 2; III: 3; V: 8

Auswahl: d habərəle᪷gi᪷ (Wa.) III Sigr./V Beatb.; Habe-
renlucken 1779A, 1795Rq8 V Beatb.; habərəmbrụx (Wa.) V
Gadm.; habərrəweŋli᪷ (Wi., Wa.) V Obried.


Schwzd. Haber, tw. Habere(n) m. ‹Hafer›, ahd. habaro, mhd. ha-
ber, habere
m. (Id. II, 930ff.).

Die zahlreichen Flurnamen sprechen für die Bedeutung des Ha-
fers im alten Volksleben als Nahrungsmittel für Mensch und
Tier. Häberling ist eine PN-Bildung. Den Übergang deutet Id. II,
932 mit einem Beleg aus dem ZH Knonaueramt an: Heini Hä-
berling
von Bickwil 1534, jetzt Häberli.

Für die Haber genannte Anhöhe in der Gde. Blumenstein lautet
die Erklärung Einheimischer, dort habe man ‹g'haberet›, beim
Säumen den Pferden Haber zu fressen gegeben. Auf der alten
Siegfriedkarte 1:25 000 Amsoldingen Bl. 354 heisst der, aller-
dings mehr nördlich lokalisierte, Punkt schriftdeutsch Hafer.
An in diesem Namen erhaltenes haber ‹Ziegenbock› zu lat. caper
usw., s. Kluge, Etym. Wb. S. 278 ‹Habergeiss›, ist kaum zu den-
ken.




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Sp. 174


-häber

dər fo᪷lləhe᪸bər, foləhe᪸bər (K.) V Habk.


Schwzd. Folle-Heber (Id. II, 939) ‹Vorrichtung zum Festhalten
der Folle über dem Milchgefäss›. Der Grund für die Benennung
ergibt sich aus der Bemerkung des Gewährsmannes: «Zwei Bä-
che fliessen zusammen; dadurch erhält das Grundstück eine
Form wie der gegabelte Ast, der als F. über die Gepse gelegt
wird».


Habkern

habxərə (Dorf, Gde.), proprietatis villarum Habcherron
et Boͤningen 1275, bi Habicherron 1303-07Qs, in Habker-
ron 1342, von Habcherren 1349, Habcherron 1353, von
Hapcherron 1367, 1371, usz Hapkeren 1488‒1514U166, in
Hapcheren 1524‒80U169 … in Hapchara 1528Rq8, … an der
Hapkeren 1568C3, … Hapkren by Undersewen 1589‒92C3,
… usz hapfferen 1634‒35A, Hapckeren 1638‒41C3, usz
habkerig 1728/29A, … V Habk.

Jn hapcherenn alp 1569U72 III Schangn.; ds habxərge᪸ssli,
am hapcherberg 1535U161, an der hapcher siten, hapcher
stras, hapcher weg 1535U161 V Unters.


Kollektivbildung mit Suffix -ere(n) zu schwzd. Habch ‹Habicht›;
s. Stichwort-Ansatz Hab(ch)-; also: ‹Ort, wo sich Habichte auf-
halten›.


Hablätz

dər hable᪸ts (; ebenes K.), die eichmatten und der hab-
letz fünff meder …, der hablütz acher genant … 1532U125
III Mühleb.

u᪷fəm ho᪷blətsaxər (K.) I Brügg.

Hieher?: im hobu᪷tsaxər (K., kl. Hubel), ufəm ho᪷buštei (kl.
Acker) II Inkw.


Ungeklärt. ‒ Das zweite Element scheint lëtz- ‹verkehrt, umge-
wendet; widrig, ungünstig› zu sein (Id. III, 1549ff.). Kaum
Schwachtonform zu lüz(zel) ‹klein› wie im FN Hablützel. Bei
hobləts- in Brügg kann alte seeländische Verdumpfung von kurz
a zu o angenommen werden.


Habstetten

habštettə (Dorf), de Habsteten 1250, de Habstetin 1255,
1260, de Hapstetin 1260, de Habesteten 1279, de Hab-
stetten 1292, de Hapstetten 1294, 1297, 1301, ze Habstet-
ten 1307‒1403Rq1, Hapckstetten 1320‒1491Rq1, Habstetten
1353 …, ze habstetten 1380U55, 1395Uk2 … III Boll.


Zu habich(t) s. d. = ‹Ort, wo Habichte sich befinden, bzw. ni-
sten›, wie das im Schwäb. Wb. III, 1006 u. a. erwähnte Habstatt.
Da solche Zuss. mit Hab- ‹Habicht› weit verbreitet sind, kaum
zum PN Hab, Habo 8. Jhd. St. Gallen (Fm. I, 713), auch nicht zu
Hab III ‹Besitztum, Vieh-Habe› (Id. II, 865), da dieser Ausdruck
im Bernbiet kaum zu belegen ist.




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Sp. 175


Hach

haxismatt (K.) III Nofl.


Zu dem in Rüegg. altbezeugten FN Hachen (FNB III, 13).

i᪷m o᪷xslər, ho᪷xslər (K.), j juch. heisset der hachszler
1500U48, 1531U97, 1535U101 II Mülchi.


Aus semantischen und lautlichen Gründen kaum zu Hax f.
‹Sprunggelenk, Kniekehle› (Id. II, 1826).


Häch-

I: Hächle

A) in dər he᪸xlən (Einschnitt zwischen steinigem Gebiet
und Wald) V Brienzw.; ~ V Hofst.

B) he᪸xləmbax (Wildbach) V Hofst.; i᪷m he᪸xəlwẹŋli᪷ (Berg-
heuhang) V Gutt.

C) d he᪸xlərə (Teil der Alp Giesenen) IV Kandergr.

II: Hächler

A) dər he᪸xlər, hechelacher, bÿ dem kleinen hechler, an
den grossen hechler 1480/90U44, neben dem grossen
hechler 1500U48 II Alchenst.; ~ V Bön.

B) he᪸xlərhüsi (Hei.) III Röth.; hechlers mad 1500U48 II
Krauchth.; he᪸xlərmedli V Bön.; hechlers matt 1437U56,
1532U62 II Bätterk.; hechlers brunnen 1532U62, 1572A,
1582A II Utztf.; dər he᪸xlərsšpi᪷ts (Wa., oberste Stelle des
Stockerbergs) V Bön.; hechlers schuͦppossen 1500U48 II
Krauchth.; he᪸xlərwāld V Bön.; hechlers winkel
1480/90U44 II Ers.

Hieher?: he᪸xlismat II Hindelb.; hechlenn mattenn
1532U62 II Utztf.

III: Hechelli †

en dem holz, heiset Hechkellis ru̍ti 1345 II Utztf.

IV: Hechling †

ze Eschlon am Hechlingacher 1357 IV Erlenb.


I. Schwzd. Hächle f. ‹Riffel- und Raffkamm für Flachs und
Hanf› (Id. II, 970f.); mhd. hechel, hachel < germ. *hakilō. Die
Mundartform zeigt Sekundärumlaut wegen der gutturalen Spi-
rans. (Hächlere könnte auch vom FN abgeleitet sein).

II: Berufsbezeichnung zu I, FN. Die FRB bezeugen den FN im
14. Jhd. für Utztf.; am Schluss des Spiels von der Utzenstorfer
Altweiberschmiede, gedruckt Mitte 16. Jhd., nennt sich als Ver-
fasser ein Hansz Hechler, s. D. W. Glaus, gleichbetitelte Berner
Diss., 1970, vervielfältigt, S. 194.

III: FN, vgl. z. B. FRB IX, 2: Chuͤnci Hechelli von Betterchingen
1367.

IV: wohl Ableitung zu einem PN (vgl. Fm I, 720).


Hack

hakx (steiles Fussweglein durch den Wald) III Zwies.;
im ~ (Heuland-Streifen) IV Reich. Kienth.; hakxbo᪷də
(; Hei.), im Hackboden 1791C3, Hakboden 1838D III
Langn.; hakxbo᪷də IV Kandergr.





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Sp. 176

Holzhacker: d holtshakxərhü᪷ttə III RütibR.; ~bodə IV
St. Steph.; ~šlag (Wa.) V Lütsch.

Hackete: hakxətə I Port; i dər hakxətə oder ~grabə (Gra-
ben) IV Reut.; in dər hakxətə, ~bax (Graben), ~šopf
(Felspartie im Wald), ~wald V Bön.; i᪷n dər hakxətən,
~wāld
(Staatswald) V Isenfl./Ltbr.; in dər hakxətən (K.
im Wald) V Meir.; d hakxəta (neu aufgeforsteter Wald)
V Obried; hakxətəwald V Sax.; d hakxəta, i᪷n dər hakxətə
n
(Wa.) V Wild.

Hieher?: Vff den heike 1425K10, Aber der selb vmb die
brendmattenn gelegen vff der hacke 1487K10 III Ndmuhl.
(Zuͦ vallembach).


Schwzd. Hack m. ‹Einschnitt› (Id. II, 1112), allenfalls zu Habch-
‹Habicht› (s. d.).

Hackete(n): -āta-Abstraktableitung zum Verbum hacke(n) (Id.
II, 1112) mit konkret-örtlicher Bedeutung: ‹Stelle, an der ge-
hackt wird oder wurde›, s. M. Szadrowsky BSG XVIII, 1933,
§ 32, bes. S. 79.


Häckligen

he᪸kxligə (Weiler), Hecklingen 1495Uk2, Hägklingen
1503ArB, heckingen 1520ArB, Haͤcklingen 1574U53 … Häckli-
gen 1611A … Häkligen 1838D II Wynigen.

-nek (K.), ~hüsli (Hei.) II Wynigen.


-ingen-Bildung zu einem altdt. PN: Haccho, Heccho 9. Jhd.
St. Gallen (Fm I, 716, 720; Kaufmann S. 161‒163), diminuiert
durch -ilo, mit Sekundärumlaut bei dazwischenstehendem -h-.


Had-/Hed-

de Hadmansmade in Lampran um 1320 IV ObwiliS.

eis bletzli, heist Hedris bu̍nda 1352, Hedrichsbu̍nda
1360, Denne ein Juchert. heist haͤderlis bu̍ndenn 1530U95,
häderlis bünd 1531U144 III Amsold.; hadərsmö᪷sli III Neu;
im Hädermoss 1645A, 1838D, he᪸dərmōšǖrli (kl. Hei.), Hä-
dermoosscheuerli, das hintere u. vord. (2 Höfe) 1838D,
he᪸dərmōswaud III Laupersw.; heisset hedilis schupposz
1465U39 II Melchn.


Die hier zusammengefassten Namenbildungen scheinen alle ei-
nen PN (wohl auf germ. Hathu-, Fm I, 788ff.) als BW aufzuwei-
sen; eine Herleitung aus schwzd. Hader m. ‹Streit, Zank› (Id. II,
981) und dessen Ableitungen kommt kaum in Frage. Hadman
als PN ist im Simmental belegt (FRB VIII, 171); Hedrich geht auf
Hadurih (Fm I, 796f.) zurück. Die späteren Formen auf Häderli
erinnern an den gleichlautenden (allerdings heute im Kanton
Zürich beheimateten) FN.


Hafen

I

hafə, vz. hāfə (I).

A) u᪷f əm hafə (Ha., K.), Hafen 1838D IV Därst.; d he᪸fən,
in he᪸fnən
(Bord, Wei.) V Ltbr. Gimm.





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Sp. 177

B) aa) im hu᪷ŋhafə (Hei.) IV Lenk; in den Mueszhääfen
1914Fr I Erlach; dr mu᪷əshafə (K.) II Krauchth.; Mues-
hafen (Sodbrunnen, vgl. Id. II, 1014) III Wahlern; rou~
(Wa.) III Wahlern; wöšhafəxēr III Blumst.

b) ha᪷fəma᪷tt (= grōssma᪷ttə, K.), Hafenmatt 1690A … III
Kriechw.; hafəbrunnə (K.) III Nofl.

C) ds he᪸fəli (Hei.) IV Diemt.; ~ (Bucht, Wa.) V Bön.

he᪸fəli᪷mattə (Hei.) IV Frut.; ~brünnli (Wasserfassung) II
Rütsch.

-ler: der haeffeler 1532U152 III Ferenb.

Hafner: hafnərhụ̈si (Hei.), Hafnerhaus 1838D III
Grhöchst.; ~hü᪷ttə (Ha.) II Leimw.; haffnersz mad
1531U34 I Safn.


Schwzd. Hafe(n) m. ‹Topf›, mhd. haven m. (Id. II, 1006ff.), bzw.
Hafner m. ‹Töpfer›, mhd. havenaere (Id. II, 1018); zu Mues~ s.
Id. II, 1014; zu Roll~ s. Id. II; 1015; zu Hung~ s. Id. II, 1013.

II

im Meerhafen 1795A, 1838D (Hei.) II Sum.


Wohl neuerer Spottname mit dem einheimisches «Länti» erset-
zenden Schriftsprachwort Hafen ‹portus›, das erst im 17. Jhd. aus
niederdt. havene bei uns aufgekommen ist (Kluge, Etym. Wb.);
vgl. auch die Benennung Meerhafa für eine alte Häusergruppe
um einen Hof in der Churer Altstadt (RNB II, 458).


Haff- †

Georÿ von Hafferen, vͤli von Hafferen 1442‒69Ar.


Nicht mehr lokalisierbare Örtlichkeit in der Kirchgemeinde
Biglen, evtl. Landiswil, wo sich ein anklingendes affərtụ/Affer-
thal
befindet (s. d.)


Haft/Häft

in də he᪸ftə IV Lenk (s. u.).

Eehafti:

von der Eehaffte 1533U77 II Huttw.; oben ist die allmend
die Ehafftte, an die almend ehafftte 1533/42U128 III
Gugg.; an das holtz genempt die Ehaffte 1534U100 III
Kirchd.; dero von mülithurnen Ehaffte 1559‒79U119 III
Mühleth.; an der von Oberhoffen Ehaffte um 1530U143
III Obhof; ēhafti (K.), auf der Ehhofti (Hof) 1838D III
Rüegg.; an die Ehafftte 1533/42U128 III Rüsch.; Die erst
zelg hinder dem hus In der ehaffte 1531U97 III Täg.; ann
die eehaffte 1524‒93U168, Eehaͤfftige 1543U154 IV Obwil; vf
die ehaffte 1543U154 IV Reut.; d ēhefti (Vorsass) IV Saa-
nen.

Eehaftig-:

an die Eehafftige 1530U142 III Gurz.; die Ehafftige
1526UP, an die Ehafftte 1548U160 IV Bolt.; i dən ēhe᪸fti᪷gə, in
də he᪸ftə
(Wa., Magerland) IV Lenk; an die Eehafftige
1535U168, Eehaffti 1557U160 IV Zweis.; an die Eehafftige
stras 1535U161 V Matten.

ds ehe᪸fti᪷gli (K.), an die eehaffte 1524‒93U168, auf der Eh-
hafti (Haus) 1838D IV Diemt.





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Sp. 178

Häftli:

ds he᪸ftli᪷, i᪷m ~ (K., zwischen Kanal und alter Aare), das
Häftli 1914Fr I Bür.; bei dem Häfftli 1767A V Meir.; dər
he᪸ftlixēr
(Kehre der alten Sustenstrasse) V Gadm.

Hieher? ds heft, obər/undər (Wildheugebiet) V Sax.


Zu Eehafti, Eehaftigi s. ONB I/1, 53.
Häft kann in Flurnamen blosse Kürzung der Vollform eh(e)haf-
tige
sein; vgl. die Belege aus Lenk.

Schwzd. Häftli n. ‹Häklein, Öse›, auch ‹Name eines von einem
Flusse im Bogen umströmten Stückes Land› (Id. II, 1055). Ver-
mutlich spielt auch Häftlicheer auf die äussere Ähnlichkeit mit
der halbkreisförmigen Öse an.


Haag-/Heg-

Übersicht:


1. Haag (A, B, C: Hegli, Hegli(s)-, Hegeler, Hegel-, Haa-
ger)

2. Hegen (A, B: = erstarrter Dat. Pl.)

3. Hagen (mhd. hagen m., allenfalls Dat. Pl. Haag)


Hagi (z. T. urk. Hagen)


Hagni/Hägni, Hags-, Hägs-

4. Hegi (ahd. hegi f. ‹Gehege›, viele Belege n.!)

5. Restliches:


Heg-/Hegg-


Heggen-/Heggi-


PN: Heger, Hager

1. Haag

hāg, vz. hag (V) m.

A) von Mêienriet uf untz an die Hege 1353 wo?, gehört
möglicherweise zum Folgenden: ii Juchart zuͦ Studen,
zwüschen den hegenn 1521U31 I Brügg; i᪷ də hē᪷g I Fin-
sterh.;
annderthalb Mansmad genant zuͦ dem hag
1533U24, andere Stelle?: von den matten in den hegen
1485U15, vor den hëgen vor dem nider holtz um 1525U20 I
Brütt.; von einem nüwen ried in den hegen 1485U15, In
hëgen um 1525U20, in den heggen um 1525U20, 1530U21 I
Lüsch.; tswü᪷šə də hē᪷g (Wi.) I Rapp.; am hag 1480/90U44 II
Kopp.; j Juchertten vff dem hag 1531U59 II Rüdtl.; der
acher vor dem hag genant 1594U100 III Burgist.; zlenn-
genachern uf dem hag um 1533U133 III Rüegg.; der acher
Vnder dem Hag genant 1527UT, Vff dem Hag 1527UT,
1531U144, 1537UT III Uet.; im Hag ein jucherten 1344, 1351
III Wattw.; zu richingen im hage 1492K3 III Worb; hin-
ter dem Haag (1 Haus) 1845D (dazu vielleicht auch:) das
Hagli im Simmenthal 1794C3 IV Diemt. Oey; i(n) də hē᪸gə
(Wildheu) IV Gsteig; dər hāg (waldige Wei.) IV Lau.;
ein mansmatt im Hage 1360 IV Reich.; im Haag (1 Haus)
1845D IV St. Steph. Matten; im hāg (Wi., 2 Orte), ein halb
mans mad genampt in Hag 1524‒93U168 V Beatb.; i᪷m hāg
(K.) V Habk.; im hag (Hei.) V Haslib.; im hāg, uf dər un-
dərə/obərə hagweid
(Wi., K., Scheunen), Entschi im Hag
1349, das guͦt und lechen im Hage genempt 1389, 1398,



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Sp. 179


1535U161 V Iseltw.; hi᪷ndrən hegən (Wa.) V Isenfl.; am
hā᪷g
(Wei.) V Ltbr. Weng.; i᪷m o᪷bərə/u᪷ndərə hāg (Dorf-
teil), im Hag 16. Jhd. und früherUP, 1528Rq8, 1535U161, ze
Hag 1541/42A, 1611U162, Jm Haag (Häuser) 1838D V
Wild.; daz holtz im Hage 1334, 1336, 1343 wo?, evtl. V
Wild.


B) aa) I: 34; II: 49; III: 18; IV: 2; V: 16.

Auswahl: under eicherren hag 1437U56, 1532U62 II Wi-
ler
bU.; ein halb Juchart im vinels hag um 1525U20, bim fi-
nols hag 1533U22 I Ins; agrum am Galgenhag um 1400K6,
1534U100 … II Jeg.; ein Juchart zum Jnnshag genant um
1525U20 I Vin.; ịsəhāg (K.), Jsen hag 1528U2 I Schüpf.; zum
rech hag, bÿ dem rehag 1480/90U44 II Kopp.; dər rehāg
(Hei., Wohnhäuser), gegen dem rehag um 1420Ch4, hin-
derm rechhag, an den rechagsacher, die rechagmatten
ein grosz mad 1531U97 … III Bern Ndbott.; i᪷m u᪷ŋərə/
o᪷bərə šụ̈̄rhāg
(K.), unndenn am schürhag i juchertenn
1532U4 I Kapp.; wi᪷dəhā᪷g (K.), an den widen hag, an den
wid(t) hag 1531U59 II Graf.; i᪷m wo᪷lfəhāg, wo᪷ufə~ (Wa.),
u᪷ŋərəm wo᪷lfəhāg, wo᪷ufə~ (K.), by dem wolffhag 1519U18,
um 1525U20 … 1914Fr I Ins/Vin.; zelg hag 1535U101, 1599U114
III Kirchl.

ab) I: 11; II: 2; III: 2; V: 1.

Auswahl: dər hụsərs hāg (K.), ein Juchart under huszers
hag um 1525U20, nennt sich husers hag 1533U22 I Ins; die
matten uff Buͦbenbergs hag ist ein mad 1535U101 III Bern
Bümpl.

ac) I: 4; II: 10; III: 3; IV: 2; V: 8.

Auswahl: i᪷m ju᪷ŋə hāg (K.), ein Jucharten bim Jungen hag
1531U97 I Diessb.; dər le᪸ŋ hāg (K.), am lengenhag andert-
halbe Jucharte 1535U101, Ob dem langen hag, an Lengen
hag, an Vlli Rüetschins Leng hag 1671U100 III Köniz
Liebew.; dər mittəlhāg (Wei., Wa.) V Beatb.; bi᪷m obərhāg
(Wei.) IV Erlenb.; bim bẹ̄sen hag (Holzzaun, Weg) V
Brienzw.; i᪷m wị̄digən hāg (K.), widinen hag 1535U161 V
Wild.

ad) vor dem gheg um 1533U133 III Rüegg.

b) I: 13; II: 34; III: 27; IV: 4; V: 12

davon ~acher: I: 9; II: 10; III: 14

~matt u. ä.: I: 1; II: 16; III: 8; IV: 1; V: 4

Auswahl: dər hāgaxxər (K.), Hag acher 1528U2, 1532U4 I
Bühl; j Juchertten der hag acher, stost ouch vffhin ann
denn hag 1531U59, vff der zellgk Jm hag acher 1531U59 I
Rapp. Bittw.; hagaxxər (K.), Der hagacher ein Juch: Lit
am kilchweg gan hindellwannck 1531U97 II Mötschw.;
duas posas terre nuncupatas der Hagacker 1436U121 III
Ferenb.; duo jugera agri am Hagacher 1329 III Walkr.;
du̍ Hagmatt 1363 II Kirchb.; hāgmattə (Wi.), j Man
mad, die hag mattann genant 1531U59 II Limp.; an der hag
matten 1423UBS, 1518U74 II Ndipp; d hagmatt (; Hei.),
nid dem waͤg die hagmattenn ij meder 1531U97, Hagmatt
1838D III Häutl.; in dər hagmattə, die Hagmatten



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Sp. 180


1535U161 V Habk.; im hagme᪸ttəli (Grundstück neben der
Hagmatt) V Habk.; hagmōs (Sumpfmatte) IV Lenk; d
hagšteli
(Mattland) II Obbipp; im hagštü᪷kxi (K.), j Ju-
chertten genant das hag stuckÿ 1531U59 II Aeflg.; im hag-
wāld
V Brienzw.; in der Haagweid 1726A V Iseltw. (s.
A)).

C) -li: zum heglin i juch 1532U4 I Hermr.; he᪷gli I Lüsch.;
zum hegli 1474U30 I Meinisb.; d hē᪸gli (K.), Jnn denn heg-
lenn 1518U74, Jnn der häglj 1573/74U77a, auf dem Hägli
1792A II Farn.; he᪷gli, he᪷gəli IV Bolt.; bi᪷m hegli (Grat) V
Brienz; ~ V Brienzw.; ds ~ (Heumad) V Gadm.; bim ~
(Bergheu) V Gutt.

flü᪷e~ V Beatb.; bim kxar~ V Schatt.; Jm golders heglj
1531U97 II Ers.; ju᪷mpfərə ~ I Piet.; ds o᪷b~ (unterster Sta-
fel der Achsalp) V Brienzw.

Hegli(s)-: I: 1; II: 2; III: 3; V: 2

Auswahl: i᪷m he᪷gli᪷sa᪷xxər (K.), bim heglis acher ein halb
Jucharten 1532U62 II Bätterk.; der heglis acher 1529U92,
1531U60 III Rub.; Heglipfad 1757A, 1779A, 1795Rq8 V
Beatb.

Hieher? im he᪸gəli᪷štēni᪷ (Heuland) V Isenfl.

-i: s hē᪸gi (Quartier) II Melchn.

Hegeler: ein Manwerch uff dem hegeler 1530U42 II
Rütsch.; an hegeller 1493U84 V Bön.

Hegel- (hieher?): der hegelacher 1480/90U44 II Hells.; ab
dem hegellacher 1591U130 III Albl.

Haager (hieher?, vgl. auch Hager unter IV.): dər hāgər
(Hei.) II Ausw. Hermandingen; ~ II Huttw.; ~ II
Wyss.


2. Hegen

A) he᪷gə (Wirtschaft, Dorfteil), ze hegen 1447 (Zins-Rodel
Burgdorf), Zu Heegen Jn der Mülj 1629/30C3, Hegen
1788C3, 1791‒93C3, 1838D II Bollod.; he᪷gə, o᪷bər/u᪷ŋər
(2 Hei.) II Erisw.; he᪷gə, o᪷bər/u᪷ŋər (2 Hei.), uff die eger-
den zuͦ Hegen 1482Rq1, 1777A, 1796A, Hegen, zu Ober- und
Unter- (kleine Höfe) 1838D II Sum.; he᪷gə, u᪷ŋər/mi᪷tlər/
o᪷bər
(3 Hei.), zu Hegen 1645A, 1838D III Trubsch.; o᪷bən
hegən
(; Alpgebiet) V Grindelw. Holzm.; V Gutt.;
V Ltbr. Wengen; obhe᪸gən (Wa.) V Obried.

B) a) be᪸rhegə, o᪷bər/u᪷ŋər (6 Hei.), de Berhegen 1316, zun
Berhegen 1528A, Hans zuͦ Baͤr heggenn 1530U69 … Bärhe-
gen 1838D II Sum.; be᪸rhegəxnü᪷bəli (Aussichtspunkt,
Standort eines Sagenschlosses) II Sum./Wyss.

b) I: 1; II: 14; III: 4

Auswahl: hegənaxxərli (K.) II Obösch; dər ~grābə II
Erisw.; i᪷m ~lēn (2 Hei.) II Rüegs.; ds ~lo᪷x (; Weg-
tunnel, auch ~hü᪷li) III Eggiw./Trubsch.; d ~mattə (K.)
II Betth./Bollod.; dər ~waud II Betth.; ~waud II
Rüegs/Sum.; Hegenwile 1407Rq1 wo?, evtl. bei II Herzb.





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Sp. 181

3. Hagen

u᪷f dər hagə (Hei.), uff dem hagen 1528U2, Haagen, die in-
nere, die aussere (Hof) 1838D I Grossaffolt.; hagə
(Hei.), z dem hagen 1528U2, Haagen, die innere 1838D I
Schüpf.; ii jucharten zem Hagen uff der lantstrass
1423UBS, 1518U74, zuͦm Haagen 1573/74U77a II Attisw.;
ha᪷gə (K.), im Hagen (Höfe) 1838D III Wattw.; am hagən
(K., Allmend), Hanselmus et Jacobus de Hagene 1240,
1248, Anshelmus de Hagne 1256, 1259, den acher ze
Hagne 1282, 1284, 1285, acher z haga 1535U161, zuo Ober-
hagen 1535U161 V Ringg.

Hieher?: Hagenen 1627/29C3 I Erlach; hiedisennthalb
den haͤgnen j Juch, … das clein haͤgnen acherli 1531U97 III
Kirchl.

Hagi < Hagen:

i᪷ dər ha᪷gi᪷, ds hagi (K.), ein mansmatt ze Hagen 1357, ze
hagen 1400Uk2, uff den hagen um 1530U142, Vf dem Hagenn
1534U100 III Burgist./Kirchd.; hagikxanāu III Lohnst.;
d ~mattə III Nofl.; ha᪷gi᪷mōs III Burgist.

Hagen- (Hagel-): I: 14; II: 12; III: 8; IV: 2; V: 2

davon: ~acher I: 1; II: 4; III: 2; IV: 1

~matt I: 4; II: 1; III: 2; V: 1

~dorn I: 6; II: 3

Auswahl: hagənaxxər, hagnig- I Finsterh.; ha᪷gənaxxər
(K.), hagenacher, [Jm hangenacher] 1518U74, Jnn den ha-
genacheren 1573/74U77a II Rum.; u᪷f əm hagənaxxər (K.,
Scheune), ½ juch. an Hagenagker 1348/58N, Hagenacher
1357 IV Erlenb.; Hagenegg: s. Artikel Hagneck; hagen
holz 1535U101 III Kehrs.; in den hagen matten, das [ha-
gett] Mettelj 1529U92, die haganmattan 1531U3 I Rad.; ein
bislig mad in hagen matten 1437U56 II Utztf.; hagəmattə
(; K.), hagenmatt 1529U92, 1531U96, 97 … III Wohlen
Uettl.; pratum in Hagenmatt 1314 V Wild.; hagəbē᪸rg,
ha᪷gu᪷~ (Wa.) II Roggw.; dər hagəbu᪷əxənaxxər (Wi.,
Dorfteil), zur hagennbuͦchenn 1518U74, 1666Le II Ndipp;
hō᪷gərei᪷n (Wa.), am hagenrein 1667U100 I Lüsch.; uf dər
ha᪷gəsi᪷tš (Wa.) V SchwandenbBr.; ein jucharton achers
genempt daz Hagen stuck 1352, 1360, hagel stuck 1488U82
… III Amsold.; Haginschupozen duas schupazas 1257 II
Lütz. Flühlen; i᪷ də hagədo᪷rnə (Wa.) I Bür.; ein halb Ju-
chart Am hageldorn um 1525U20 zum hagendorn, [Bim ha-
gendorff] 1533U22 I Ins; dər hagədorn, zem Hagendorn
1357, 1390 I Lengn.; der hageldorn 1529U92 … I Rad.; i ju-
chert heisset der hageldornacher 1474U30, hagendornn
acher 1521U31, hageldorn acher 1531U34 I Safn.; hagentorn
1518U74, 1666Le II Obbipp; agrum situm zem Hagedorne
an der halden 1283 II Wiggisw.; i᪷m hagəldorni (Hei.) IV
Frut.

Hieher?: ein Juchartten genampt der Hogengouch
Acher, Hoggengouch acher 1599U114 III Kirchl.; dər
hokəbē᪸rg (Baumgärten), Dem haggenberg ist fünff
Mannwerch räben um 1525U20, Hagennberg 1530U21, im
Hoggenberg 1771A I Erlach; ein halb Juchart zuͦ hagi



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Sp. 182


studeli, ein bletz genant zhaggen stüdeli um 1525U20 I
Gamp.

Hagi-:

Hagimaad (Haus) 1838D V Matten; ds hagibo᪷dmən
(Hei.), zu Hagibodmen 1838D V Grindelw. Wärg.; Der
hagisteinacher 1531U97 III Wohlen Särisw.

Hagis-:

uf də hagisbü᪷ələ (Hei.), Ein guͦt, heyszt Der hagiszbuͤl
1497‒1521U167, 1502U157, Ein guͦtt genampt Der Hagisbuͤl
1524‒93U168, 1548U160, auf den Hagisbühlen 1845D IV
Zweis.

Hagni:

(s. auch Hagneck) hakni᪷ (K.), bÿ dem hagni 1480/90U44,
1500U48, Bÿ hagnis tu̍rlj ein halbe Juchrten 1531U97,
1535U101 II Alchenst.; in villa et territorio im Hagni quin-
que scoposas sitas 1337, ze Hagene gelegen 1347 wo? bei
II Heimisw.

Hägni:

he᪸gni (K.), Jm hegni um 1532U13 I Arch; Einer matten Jm
hëgni um 1525U20, im Hegni 1786 (nach Friedli, Ins) I
Brütt.; i᪷m he᪸kni᪷ (Hei., K.), im hegne 1474U30, im hägni
1479U11, in der Hägni, im Hegni 1481K11 … I Bür./Dotz.;
he᪸gni᪷, hi᪷ŋər/fōrdər (K.) I RütibB.; hegnis acher 1540U14 I
Arch; he᪸gniaumət I Arch; he᪸gnigriən, ~hūs I Dotz.

Hags-:

dər hagšbax, hags- (Seitental, Bach, 2 Hei.), Habspach
1381, im Hagspach 1479‒1563Ar, von obern habspach
1495Uk2, Hagspach 1575C3, Hagsbach 1838D II Lütz./
Rüegs.

Hagspach Höhe 1771/79C3, hagšbəxbexxli (Bach) II
Lütz.

hagšbüəl (2 Hei.), da man sprichet uffem Hagsbuͤle an
dem Hu̍nibache 1340, uf dem Habspüel 1672A, Hags-
pühl 1838D III Heil.

Hägs-:

zuͦ hetzspach 1426U64, zum Hegspach 1528A, 1530U69, Jm
Heggsbach 1630A, Bollershaus, 3 Häuser (Hägspach)
1838D II Sum. Hornbach; he᪸kšbəx (mehrere Hei.), Hegs-
bach 1287, 1341, Hechsbach 1342, ze hegspach 1380U55,
1389R2, Egxsbach 1389‒1460Ud, Hegbach, Hegspach
1479‒1563Ar, 1530U69 … Hägspach 1838D II Wyss.; ~ek
(; Ha.) II Wyss.; ager zem Hegsbirboͮme 1338, zem
Hegsbirboum 16. Jhd.UP V Matten.


4. Hegi

A) im he᪷gi᪷ (K.), zu Hegi 1580C3, Hegi (Bauerngut) 1838D II
Bollod.; duas posas vor dem Hege 1312 III Rüegg.; u᪷f
əm hegi᪷ (4 Hei.), den medern obenn daran genannt das
hegi 1530U95, 1543U154, das gutt Zheggj genant 1543U154 IV
Därst.; ds hegi (mehrere Weidparzellen) IV Diemt.; i᪷m
~ (2 Hei) IV Frut.; in dər ~ (Wi. mit Scheune, Allmend)
V NdriedbI.





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Sp. 183

B) b) I: 2; IV: 7; V: 2

Auswahl: uf dem Hegibad 1568‒69A IV Därst.; ein ju-
chert heist zum hegibrun 1532U4 I Bargen; hegidorn
(Wi.) I Safn.; an das hege türlj 1543U154 IV Därst.


5. Restliches

Heg-/Hegg-:

dər he᪷gaxxər (K.) I Rapp. Seewil; häckacher i iuch 1528U2
I Schüpf.; neben dien hekachren 1480/90U44, hegkachern
1500U48 II Ers.; he᪷gaxxər II Ndösch; he᪷kaxxər II
Zaugg.; Am hegkacher ij. Juch 1531U97, 1534U100, 1542U104
III Boll. Habst.; heggacher 1671U100 III Köniz Liebew.;
hekaxxər (K.), zwo Jucharten der hegk acher 1531U97,
heckacher 1533U133 III Ndmuhl./Zimm.; ab eim acher, ge-
nannt Hegacher 1492K3, 1535U101 III Worb Rüf.; ds he᪷k-
hūs (Gärtnerei) I Schüpf.; he᪷gmattə (Wi.) I Hagn./
Lüsch.; Die hegmattenn j mad 1531U97 III Müns.; heg-
matt (; Hei.), die hegmattenn ii meder um 1533U133,
Heggmatt 1845D III Toff.; hekbụ̈əu (K.), ij Juchartten
stost hinderhin wider den hegg buͤll 1531U60. 97, Der
heggbuͤlacher 1531U97 III Wohlen Uettl.; ein acher ge-
namt der heggstudt acher 1607U100 II Bärisw.; der Hegg
stud acher 1531U61 III Boll.; i dər hekštudə (Scheuer-
matte), den halbenteyll eins madstuck, genannt zuͦ der
Hegstuden, zuͦ der Hagstuden 1524‒93U168, zuͦ der Hag-
studen um 1540U168, in der Heckstaude (Haus) 1838D IV
Reich. Kien.; he᪷kxštụdəwẹ̄d (Wei., Stall) IV Reich. Falt-
schen; j Jucharten Zum hegdorn genempt 1458, Ab-
schrift 1531U34 I Bargen; hekdorn (?), Jm Hegdornn
1599U114, der heckdornn acher, das Heckdorn acherlj
1553U107 III Kirchl.; bim heggdorn 1531U97 III Zimm.

Heggen-/Heggi-:

Haͤggenmatten 1496UT III Fahrni; ein juhart aber zem
heggenboum, hoeggi-, zuͦ dem heggi-, neben dem heg-
genboͤimlin 1437U56, 1532U62 II Utztf.; i juch by der he-
kenstuden 1480/90U44 II Kopp.; zuo dem heckendorn
1474U30, zum heggen dorn um 1531U34 I Orp.; he᪷ki᪷dorn
(Hei.; Wirtschaft), Heggidorn 1845D III Mühleb.; im he-
kiwāld V Ringg.; d hekiwanə (Mad) IV Kandergr.

Hieher?: ein acher Jn hegge gelegen 1492K3 III Worb
Rich.; der heggis acher um 1530U142 III Rub.; zuͦ Heckers-
brennly; Ein weydli genant zuͦ Heckers brenden, stost ni-
den an die kien 1524‒93U168 IV Reich.; Am hegkelacher
1531U97, 1535U101 III Kirchl.

Heger:

dər hegər (ehem. Haus) II Lütz.; im ~ (K.) II Utztf.; ~
(Wi., Ha.) V Brienz.

ein weidly genant Hegers brunnen 1524‒93U168 IV Reich.
Kienth.

i dər hegərə (Alp am Niesen) IV Reich. Wengi.

Hager:

i᪷m ha᪷gərhüsli᪷, das sog. Schnid- oder Hager-Haüsli
1790/92C3, 1838D II Bätterk.; hagərmattə (Hei.) IV



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Sp. 184


Adelb.; ~wẹ̄d (Wa., früher Wei.) II Krauchth.; ds ha-
gərli (Hei.), im Hagerli 1838D IV Lau.


Schwzd. Hag, Pl. Häg, auch Heg, z. B. im Berner Oberland, m.
‹Hecke, Zaun, zunächst grüne, lebendige Hecke, dann auch
künstlicher Zaun›, mhd. hac, hages (Id. II, 1065ff.).

Daneben muss es in der älteren Sprache auch die sw. Bildung der
Hage(n), mhd. hagen m. n. gegeben haben. Seltsam bleiben femi-
nine Namengebilde, die möglicherweise auf alten Pluralformen
beruhen, wie d hē᪸gli (K.), Jnn denn heglenn 1518, Jnn der häglj
1573/74, auf dem Hägli 1792 in II Farn.; ebenso u᪷f dər hagə, uff
dem hagen 1528, die innere/aussere Haagen 1838 in I Grossaf-
folt. u. ä.

Manches muss wegen der mangelhaften urkundlichen Überlie-
ferung fragwürdig bleiben.

Hagsbach, Hagsbüel könnten allenfalls auf Habs-, Habch- ‹Ha-
bicht› zurückgehen, was vereinzelte Schreibformen nahelegen:
1391 Habsbach … Hägsbach vielleicht zu ‹Hexe› (?).

Die Belege sind hier nach Möglichkeit rein formal geordnet,
Hegg- als Verhärtung zu den umgelauteten Hag-Namen gestellt.
Es wäre aber denkbar, dass einzelne dem unsern nhd. Hecke f.
entsprechenden Appellativ angehören, vgl. Id. II, 1115. Ebenso
liessen sich einzelne Heg-Belege in Teil IV als Pluralformen zu
Hag- mit bloss sekundärer Verhärtung in der Komposition auf-
fassen.

Heger: alter FN in Blumenstein; FNB III, 55 (vgl. auch
Hubschm., Frut. S. 51). ‒ Hager: alter FN in Aefligen, Adelbo-
den, Frutigen, Kandersteg; FNB III, 28.


Hagel

hagelhoͤltzlj 1531U97 I Schüpf. Bundk.; ein weid heist das
hagellmos um 1533U133 III Rüegg. Oberbütschel; Hagel-
bort 1636 (nach Bärtschi), ein stuck land aufem Hagel
Bort 1711 (Contrakten Prot.) IV Adelb.; u᪷f hagəlbi᪷ələn
(Wei.) V Grindelw.; ds hagəlsēwli (kleiner Bergsee öst-
lich des Faulhorns), Hagelsee 1850J V Brienz; ~ V
Meir.; ~ V Schatt.; ii meder grasz zur hagelstuden
1521U31, 1582 (Amt Nidau, Urbar Nr. 5) I Walpw.; Am
hagell stuck ein Jucharten 1532U62 II WilerbU.; (Zins) ab
einer mattenn heisset das Hagelstugk … gat dem se nach
1530U95 III Amsold.


Nur die drei Bergseen können mit Sicherheit einem schwzd. Ha-
gel m. (wie nhd., Id. II, 1075) zugeordnet werden. Die andern
Zuss. gehören möglicherweise zu Hagen (s. d.), da -n- und -l- in
der Kompositionsfuge häufig wechseln; vgl. Studelacher oder
Studenacher (Köniz), Lengelberg 1502: Lengenberg 1510 (Erlen-
bach), der Allchelacher 1535 (statt Alchenacher, Kirchlindach).


Haagge

A) i᪷m hākə (Alp) IV Därst.; ~ (Wa.) IV Diemt.; dər
hākən, im ~ (Wa.) V Brienz; ~ (Strassenstück) V Gutt.;
d hē᪸kən (Alpteil) V Haslib.; am hākə, bund~ (Land,
Scheune) V Sax.

B) a) dər ārni᪷hākən, bi᪷m hākən (Berggrat) V Hofst./
SchwandenbBr.; u᪷fəm xalbərhākə (Heuritz) IV Därst.;
xleihō᪷kə, xli᪷~ (Wi.) II Bleienb.; u᪷fəm šāfhākə (Heuritz,
früher Schafweide) IV Därst.





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Sp. 185

b) I: 2; III: 2; IV: 2; V: 3

Auswahl: ein Juchart hinder dem Mintschimier holtz ge-
nant hagkenacher um 1525U20 I Ins; d hākənek (; kl.
Felsen), dər ~grabə III Eggiw.; u᪷fəm hokəbē᪸rg, hagken-
berg 1519U18 I Erlach.

C) i᪷m hākli (Hang und Schlucht), ~grabə, ~xlụ̈̄s, d hāklə
ni (2 Güter) IV Därst.; ds hāki (Bergheuland) IV Saa-
nen.


Schwzd. Hāgge m., ahd. hāggo, mhd. hâgge, hâggen ‹gekrümm-
ter Körper›, ‹Haken.. (Id. II, 1089ff.); s. dort bes. Bed. 1. c.:
‹Grundstück von hakenförmiger Gestalt, vorspringender Berg›.


Hagneck

hagni (Dorf, Gde.), Hagneg 1353HBLS, Hensli von Hagen-
egg 1425U78, Burcki helbling von hagneck 1519U17, Hag-
negg 1530U21, Hagenegk 1533U23, Hagne 1577Sch, zu Hag-
nig 1607UP, 1634UP, Hagni 1711A, Hagenegg 1739A, 1749A,
Hagnek 1791‒92C I Hagn.

dər hagnikxanāu I Walpw.; hagnimattə, hagnigmattə I
Lüsch.; hagni᪷mōs (K.), hagniwaud (Wa.) I Hagn.


Nach HBLS IV, 54 befindet sich im Gemeindearchiv eine Ur-
kundenkopie von 1527 «das alte Recht der Feldfahrt und
Schweinemast ‹in den Hägen› betreffend, welches gegen die An-
sprüche der Bauernsame von Ins mit Erfolg verteidigt wurde».
Der mittelalterliche Hof lag offenbar am Rand dieser Hägen
(Hagen) s. d. auf einer Egg (Moränenanhöhe). Ein Werner Hag-
nigger, Bürger von Nidau, erscheint schon 1365 (FRB VIII, 531)
und ein Hagnigger de Gens (Jens) 1376 (FRB IX, 515).


Hahnenmoos

ufəm hanəmō᪷s (Passhöhe, Alp), Hanenmos 1505U172,
1577Sch … Hahnenmoos 1838D IV Adelb./Lenk.

hanəmō᪷smād, hanəmō᪷sbē᪸rgli (Alp) IV Lenk.


Nach dem Auer- oder dem Birk-(Spiel-)hahn benannt (Hubschm.
Frut. S. 37); vgl. Hane.


Häili

s he᪸ili (Ha.), im Hayli (3 Häuser, 15 Minuten nördlich
von Rumisberg) 1838D, im Häili 1904Le II Rum.


Häili ist vermutlich als entrundete Diminutivform zu Haule
(< Halde) zu stellen, da Rumisberg einst zur angrenzenden solo-
thurnischen Entrundungszone gehört haben wird (vgl. SDS I,
128f.).


hääl-

I. A) hēlə, a ~ (Schafberg) IV Kandergr.

B) b) häle halltte 1529U93 III Köniz; im hē᪸lmad (Wei.);
hē᪸lmadfli᪷ə, hē᪸lmadwẹŋ V Gutt.; uf dər hē᪸lənblattən V
Gutt.; di he᪷li blatta, hö᪷li~ (steile, glatte Felsplatte, von
einem Bach berieselt) V Ringg.; d hēləweŋ (Schafweide)



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Sp. 186


IV Kanderst.; d he᪸ləweŋ (; Bergheumad) V Brienz;
in hē᪸lə weŋən V Grindelw. Holzm.; dər he᪸ləwaŋ (;
Wa., sehr steil) V Gsteigw.; hē᪸ləweŋ (Mad, mit Felsen) V
Obried; ds he᪸ləweŋli (Wa.) V Gadm.; dər hē᪸lweŋlər (Heu-
mad) V Gadm.

C) d hē᪷li, hẹ̄li (Wildheumad, sehr steil und glatt), d ~ekə,
-i (Teil davon), ~finəl, ~wē᪸g, ~weŋ (Wildheuplätze) IV
Adelb.

II. ds he᪸lilox (senkrecht abfallende Höhle; vgl. Id. III,
1032) V Beatb.

III: in dər hẹələmattə (Wi.) IV Lenk; i dər he᪷ləwē̤d (Ha.,
Wa.) IV Diemt.

ds hẹ̄əli, hēli (Wa.) IV Saanen.

he᪸limad III Sigr.; d ~matt (K.) II Seeb.; d ~mattə, Häli-
matt (3 Ha.) 1838D III Unterl.; ~matt (K.) III Zimm.; dər
~bax III Sigr.;

Hälischwand (s. d.)

IV. Hälis-:

der haͤlisz acher 1535U101 I Diessb.; he᪸lismatt (), Die
haͤllismatten ein cleins mad 1531U97 I Diessb.; hē᪸lismat
(K.), die zwei mëder genant Hëlliszmatten um 1530U142 III
Kies.

Hälig:

he᪸lig, o᪷bər/u᪷ŋər (3 Hei.), Das Guͦtt ober Häling. Das Ni-
der Guͦtt am Häling 1531U136, um 1550U138, Nidsenhälig
1556A, im oberen Hälig 1629/30C3, im Hällig 1645A, Hä-
lig, obere/untere 1838D III Trub; dər ~mōswaud, Hälig-
moosmatt (Hof) 1838D, ~nöihūs (Hei.), ds ~šǖrli (Hei.),
Häligscheuerli 1838D, d ~wẹ̄d (Hei.), dasz vorbemellt
guͦtt an der hälig weid 1531U136 III Trub.


I. Schwzd. hǟl Adj. ‹schlüpfrig, glatt›, ahd. hāli, mhd. haele (Id.
II, 1131). Ableitung dazu: Hǟli f. ‹schlüpfrige Stelle› (Zs., Gr. u.
Gr. S. 323).

II. Schwzd. Häle, Hēli f. ‹Kette oder Stange im Rauchfang zum
Befestigen des Kessels›, ahd. hāhila, mhd. hāhel (Id. II, 1133).

III. Unsicher, teilweise zu I. oder zum FN Hählen (s. Hiehl-
/Hääl-); fraglich sind die Belege aus dem Unterland.

IV. Hälis-, Hälig-Belege scheinen einen PN zu enthalten, der
freilich schwer zu belegen ist: 1563 wird der Stadt Thun «ein kuͦ
bärg an̄ Vildrich» (Alp Diemtigen) verkauft. Zeugen: Petter
Schertz des ratths zuͦ Thun, Vͦlrich Haͤlo von Eij, Petter Murer
von Roͤuttingen (Huber, Urkunden … Thun, S. 472), D 117
4. Dez. 1563).

Zu erwägen bleibt in einigen Fällen auch Hälle(n) f. ‹Mutter-
schaf›, Hälli ‹Schaf, -bock› (Id. II, 1135).


Halb

I

halb acher 1531U96 III Kirchl. Herrenschw.; uf dər
hālbənek (K., Scheune) V Iseltw.; i Jucharten heisset die
lengi halb Jucharten 1500U48 II Alchenst.; haubjuxərtli
(K.) II Graf.; Halbjucherten 1876 (Plan) II Willad.; i᪷m
halbxē᪸lti᪷ (Heumad) IV Frut.; bim hālbən xrī᪷ts (Wegstelle



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Sp. 187


im Wa.) V Grindelw. Itramen; ds haụpmād (K.) III Ko-
nolf.; uf də hālbme᪸dər IV Lenk; ~ IV Saanen; bim
halbmō᪷nd (Felsstück mit entsprechender Form) V Grin-
delw. Scheidegg; dər halbmond (Wildheubezirk mit
entspr. Form) V Ltbr. Isenfluh; dər ha᪷upa᪷x (Bachgraben,
Grundstücke) III Burgist./Rigg.; ~me᪸təli᪷ (K.) III
Rigg.; im haubrü᪷nnə (K.), bim Halbbrünnen Ein halb
Mad, d halb brünnen 1533U23 I Sis.; haubre᪸xtlərwaud
(Wa., hier hatten die Bauern mit halben Rechten An-
spruch auf Waldnutzung) II Krauchth.; im haubsakx
(Berghei.), Halbsack (Ha. und Vorsass) 1838D, dər ~grabə
III Gugg.; bi᪷m halbə wē᪸g (Wegstelle zwischen Mürren
und Lauterbrunnen) V Ltbr. Mürren.

Hieher?: dər hạubsət II Krauchth.

II

su᪷nnəhaub III Obbalm; i dər ~, ~höutsli (Wa.) III Rü-
tibR.; im su᪷nnəhalpo᪷də/šattəhalpo᪷də (K.) IV Diemt.; i᪷
dər su᪷nnəhalbwē̤d/šattəhalbwē̤d (Wei., Ha.) IV Därst.

ša᪷ttəha᪷u᪷b (K., auf der Schattseite) III Wattw.; šattən-
halb V Sax.; ~ (Gde., s. d.) V Schatt.

Hieher?: wauhaub, walhalb (Wei., Wa.) III Rüsch.
(wahrscheinlich < waldhalb).


I: Schwzd. halb Adj., wie nhd. (Id. II, 1161).
II: erstarrtes, nachgestelltes Adv. zu schwzd. Halb f. ‹Seite, Rich-
tung› (Id. II, 1165ff., bes. 1169).


Halbach †

halbach, Loufft der halbbach dardurch 1531U97, Hall-
bach 1535U101 III Köniz (entspricht offenbar dem heuti-
gen Gasel- bzw. Mengestorfbächli).


Kaum zum Adj. halb, weil man da fortisiertes *halpax erwarten
müsste und auch die Realprobe keine Teilung nahelegt. Eine
Deutungsmöglichkeit wäre hal(e)bax zu Hale ‹Halde›.


Halbart

A) Zur Hallpartten ein halb Jucharten 1535U101 III Ueb.

B) halbarten schleiff 1535U161 V Sax.

C) i juch heist das helbartly 1498U46, halbaͤrtly 1500U48 III
Seft.; hali᪷bā᪷rtəršte᪸in V Gutt.


Schwzd. Hal-, Hali-, Heli-barte(n) f. ‹Hellebarde, Streitaxt mit
langem Stiel = Halm, Helm› (die Hauptwaffe des altschweiz.
Fussvolks) Id. IV, 1619‒21, bes. 2. (FLNN.). Formübertrag auf
die Bodenfläche wie Achs, Stibille(n) u. ä.; vgl. auch die FLNN in
Schwäb. Wb. III, 1408.

Hallenbarter ist ein heute noch im Goms alteinheimischer FN.
Beim Halibarterstein auf der Grimsel soll einst ein Gommer na-
mens Hallenbarter in Nebel und Schneesturm genächtigt und
überlebt haben, indem er den Stein dauernd umkreiste.




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Sp. 188


Halde

haudə, -tə I, II, III, IV (vz.)

haltə III, IV, V (vz.)

hāltə IV, V

halə I, II, III

hālə I (vz.)

holə I, II

hōlə I

haulə, -ou- II, III

hu᪷ụə, houə II, III

vorwiegend K.


A) I: 40; II: 42; III: 61; IV: 23; V: 26

Auswahl: holə (K.), an der Haldon 1361, um 1430U78 I
Dotz.; genant der Halen [Halden?] acker … Vnnd stoszt
gegen allppen vff die halldenn 1533U24 Finsterh.; i᪷ dər
hālə (K.) I Meik.; ha᪷lə (K.), an der halden 1432U78 … in der
Haalen 1696A I Rad.; ho᪷lə (K., 3 versch. Stellen), j Ju-
chertten Jn dem vogell gsang, heist die halden 1531U60 I
Rapp.; d ho᪷lə (K. bzw. Wa., 3 versch. Stellen), Die Hal-
den 1528U2, 1642UP, die Halen 1642UP I Schüpf.; hōlə/u᪷ŋər
dər hōlə (K.), vff der halen, vff der halden / vnder der ha-
len, vnder der hallden 1533U23 I Sis.; i dər hōlə (Rebberg),
die reben den man spricht die halt von Soloter 1331, an
der Halten von Tungstetten 1352 I Twann; i᪷ dər hautə
(Hei., K.) II Affolt.; d haulə, halten 15. Jhd.U47, die hald
1480/90U44 II Alchenst.; ho᪷lə, i᪷ dər hi᪷ŋərə/fo᪷rdərə, an
der halldten 1531U59 II BürzH.; a dər ha᪷ulə (K.), die hal-
den 1480/90U44 … II Kirchb.; d halə (K.), d halə (Wa.) II
Krauchth.; d haulə (Hei., 2 versch. Stellen), under der
Haldon 1352, 1369 … II Lütz.; haulə (K., Wa.), ann der
halden 1518U74 II Obbipp; ha᪷utə (K.), halden 1480/90U44 II
Seeb.; haulə (Hei.), in der Hauelen (Haulen) 1838D II
Thunst.; d haulə (Hei.), ze Halden 1442‒69Ar, zu der Hal-
den 1479‒1563Ar, an der Halden 1838D III Trachsw.; an
der Halton 1336, 1351 … III Amsold.; halə, Halton 1365,
Halden 1531U60 … III Boll.; d hautə (2 Hei.), Die hallt-
tenn 1533/42U128 … III Gugg.; d hu᪷ụə (Hei.), hallden
1531U97 III Häutl.; ha᪷lə (Siedlung), halldenn 1531U97 … in
der Hahlen bey der Neüenbrüg 1739/40C3 III Kirchl.;
halə, i dər fo᪷rdərə/hi᪷ŋərə, in der Halden oder Hahlen
1767/68C3 III Muri; d hautə (kl. Hei.), an der halten
1487K10 … III Rüegg.; i dər hu᪷ụə (2 Hei.), in der Huhlen
bei Oberheünigen 1794C3 III Schlossw.; i᪷ dər haltə (Ha.),
uf dər hāltə (2 Hei.), an der halten 1389, 1525U90, 1786C3 III
Sigr.; d hu᪷ụə (K.), die Halton 1365 … III Vech.; a dər
haltə (Ha.), an der Halten 1334 … III Wahlern; d hāltə
(Ha., Wei., K.), zwej meder zer Halten 1360/68N, 1530U95,
1543U154 IV Diemt.; uf dər hāltə (K.), an der haltun um
1320 … IV Erlenb.; i də hāltə (ca. 12 Hei.), la alta 1312Zw,
halta 1351Zw … IV Saanen; i dər hāltə (3 versch. Stellen),
an der Halton 1374, 1382, 1488U156 … IV Zweis. (zahlrei-
che Belege auch in Bolt.; Frut.; Gsteig; Lenk; Reich.;



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Sp. 189


St. Steph.; Wimm.); d hāltə (K., Wi., Wa., mehrere Stel-
len), Ein halbsz manszmad an der Halten 1524‒93U168 … V
Beatb.; ager in der Halton 1319 … V Ltbr. Weng.; hāltən
(Wi., Geröllhalde) V SchwandenbBr. (zahlreiche Be-
lege auch in Bön.; Grindelw.; Gsteigw.).


B) aa) I: 50; II: 119; III: 215; IV: 48; V: 59

davon bes. Hunger~ II: 2; III: 5

Chilch~ II: 3; III: 8; V: 1

Müli~ I: 6; II: 5; III: 9; IV: 4; V: 3

Not~ I: 1; II: 5; V: 2

Burg~ I: 1; II: 4; III: 2; V: 2

Räb~ I: 2; II: 5; V: 1

Sunn~ I: 6; II: 7; III: 13; IV: 2

Schatt~ I: 2; II: 1; III: 2

Wii~ I: 2; II: 1; III: 3

Winter~ I: 4; II: 13; III: 22; IV: 1; V: 3

Auswahl: i᪷ dər flüəhālti᪷ (K.), in Fluͤnhalton 1357,
1497‒1521U167 IV Erlenb.; an der Grindelhalten 1400Uk2,
1498U46, 1500U48 III Seft.; de prato an Heygsthaltun um
1320, Hengsthalten 1357, ein guͦt genant die hengsthalta
1412U165 IV Därst.; holəhautə (Wa.), die Hollahalten
1498A III Wahlern; an der Hungerhalten 1367, 1386,
1388 … III Hilt.; xeibhōlə (Wa.), da man spricht zer
Keibhalden 1370 I Meinisb.; d xi᪷uxhaulə (3 Hei.) II
Erisw.; li᪷ndhouə (2 Hei., Weberei), in der Lindholen
1764C3, Lindhuhlen 1779A III Worb; d mü᪷li᪷hāltə (K.), an
Mulihaltun um 1320 … IV Bolt.; nọ̄thaulə (K.), vff
Notthaldenn 1518U74, Nohthaullen 1731A II Rum.;
pōrthāltə (Hei.), von petter roͤittingers borhalten 1515U158
IV Bolt.; bru᪷nnhaltə (Hei.), uff Bru̍nhalten um 1378N,
1486U166 IV Erlenb.; re᪸gəhaulə (K., Dorfteil), die ander
zelg heisset rehen hald 1480/90U44, die Regenhalden
1777A … II Seeb.; i᪷ dər sehāltə, an der sew halten 1489U82
III Sigr.; štẹ̄haltə, stein halten um 1533U129 III Wahlern;
d štokxhaudə (Wi., Wa.), an Stochhalten 1329, Ann Stock
halten 1535U101 III Aeschl.; under der sumer halden
1423UBS … II Ndbipp; su᪷nha᪷lə, Die Sonnhalden 1531U97 I
Rad.; sunnhaudə (Dorfteil, K.; neuer Name anstelle von
ga᪷u᪷gə) II Aarw.; di hi᪷ŋəri su᪷nnhu᪷uə (Hei.), an der Sunn-
halten 1530U95 II Lütz.; uf šu᪷əlhāltə (mehrere Hei.), uff
Schu̍lhalten 1359, auf der Suldhalden 1786A IV Aeschi;
dornhautə (Wa., K.), daz guͦt ze Dornhalton 1342 … III
Heimb.; we᪷iərhalə, an der Wigershalten 1379, wÿgerhall-
den 1554U109 III Köniz; wintərhu᪷ụə, o᪷bəri/u᪷ŋəri (Hei.,
K.), wi᪷ntərhu᪷ụənek (; Hei.) III Eggiw.; wi᪷ntərha᪷lə
(K.), wynterhalda 1436U121 III Ferenb.; an, i᪷n dər wi᪷ntər-
hāltə (Wi., Gebüsch), die winterhalten 1397Uk2, 1493U84,
1530U95 V Därl.; wi᪷səhọuə, o᪷bəri/u᪷ŋəri (Hei.), in der Wi-
selhalden 1645A, Wieselhalden 1838D III Langn.

ab) I: 21; II: 16; III: 43; IV: 6; V: 4

Auswahl: feisszlis halldenn, feisszlis holen 1533U22 I Ins;
d herəhōlə (K.), ein bletz acker … lÿtt zherren holen



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Sp. 190


1533U22 I Ins; d pfaffəhautə (4 Hei.), de Phafenhalton
1259, 1308, 6 jucharten in Pfaffen halton, es sige mad old
acher 1358, um 1530U142 III Steff.; der acher dem man
sprichet Brennisens halde 1337 I Bür.; in der Bultzinger-
ron halten 1379 III Köniz; ri᪷fịshautə (Hei.), an der Rÿf-
halden 1531U97, Ribishalten 1838D III Köniz Scherli;
wịlịshautə (K.), die wildishaltten zwo Ju̍charten 1531U97
III Zimm.

ac) I: 5; II: 8; III: 25; IV: 8; V: 5

Auswahl: Guͦten Halten 1360/68N, 1368 IV Erlenb.; in
den Krummenhalton, die Krummihalta 1356 III Gugg.;
an den Lengen halten 1374 … IV Zweis.; ad locum qui di-
citur Steinige halta 1309, 1310 V Wild.; an die du̍rren
halten 1412U165, 1493U84 III Forst.

ad) I: 1; III: 2; V: 3

Ohne sichere Zuordnung: I: 5; II: 1; III: 8; IV: 1

Auswahl: ze Vogelshalton 1345N, 1350, 1359, 1367 … III
Wattw.; te᪸gərishu᪷uə, -haudə (Wa.), tägers halta um
1530U142, vff taͤgrishalden 1531U97 … III Müns.

b) I: 33; II: 27; III: 46; IV: 33; V: 15

davon bes. ~acher I: 11; II: 17; III: 17; IV: 1

~matt(e) I: 4; II: 3; III: 2; IV: 1; V: 1

~wald I: 1; II: 1; III: 2; IV: 7; V: 3

~weid(li) I: 1; II: 1; III: 1; IV: 7

Hieher?: i də holəre᪸bə I Tschugg; ha᪷u᪷dimōs, ha᪷ulimōs
(), im Haltermos 1339, der hoff in dem halden mos
um 1426U78, haldimoos 1430U38 … II Aarw.; ~ (K.) II
Melchn.


C) -li, -eli:

A) II: 1; III: 8; IV: 21

Auswahl: ds hu᪷ụəli (Hei.), Halden 1838D III Bow.; ds
haụtlị (Hei.), im Haltli 1838D III Lind.; ds hāltli (steile
Wi. mit Scheune) IV ObwiliS.; ~ IV Reich.; ds hāltəli
(mehrere Wi. mit Scheunen); IV Saanen; ds hē᪸ltəli
(Dorfteil) V Beatb.; ds he᪸ltəlli (Wi. mit Scheune) V
Brienzw.; u᪷fəm hāltəlli (Heugut) V Grindelw. Itramen;
im hē᪸ltəlli᪷ (Hei.) V Schatt.

B) a) I: 1; III: 4; IV: 3; V: 2

Auswahl: i᪷m ẹihē᪸ltəli᪷, die Eÿ hallden 1496U84 … IV
Kratt.; ds lō᪷shọuəli, d ~họuə (Hei.), Loohalden 1838D
III Röth.

b) V: 3

-i:

A) I: 4; II: 1; III: 8; IV: 1; V: 5

Auswahl: i᪷m hōli᪷, ~fe᪸ud (K.), ii Juchart nempt sich die
haldenn 1521U31, 1530U33, am halÿ um 1531U34 I Eps.; i᪷m
hauti᪷ (K., Wi.), das halti 1528U2 … I Seed.; ds hali III
Boll.; i᪷m hü᪷ui (2 Hei.), Halden 1838D III Eggiw.; am
halti 1535U101, 1543U97 III Vech.; im ho᪷uti (3 Hei.), am Hal-
din 1371 … III Worb Rüf.; im hālti (2 kl. Güter, K.) V
Haslib. Gold.; ds hālti (Wei.) V Sax.





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Sp. 191

B) a) i᪷m ọ̈gəhē᪸lti (Wei.) IV Lenk; am ri᪷əmhālti (Heugut) V
Grindelw.; im walləhe᪸lti (Hei.) IV Adelb.

b) III: 6; V: 2

Auswahl: dər halimapax (), i dər halimatt, ob der
Haldanmattan 1436U121, uff der haldimatten 1532U125 III
Ferenb.; dər hāldibē᪸rg (Wa.) V Brienz; halirein (Wa.) III
Kriechw.; houtiwaud (Wa.), Das Halti ob dem Bru̍ggi
mosz ist ein hoͤltzlin 1535U101, 1646UT III Worb Rich.

-etli:

ds he᪸utətlị, ds o᪷bərə ~ (2 Hei.), an dem Hältetlin 1737A,
1754A, ~mattə (Hei.), ~bax, ~wẹ̄d III Gugg.; haltətli
(Wi.) IV Reich. Wengi.

-end, -ig:

am hā᪷ldəndən a᪷xxər, am hāldi᪷gən a᪷xxər (K., Scheune) V
Innertk.; bi᪷m hāltigə lerx (Wa.) IV Kandergr.

-echt:

Die halldecht matt ein guͦt mad 1531U97, 1534U100 III Vech.
Littewil; ein halb Manwerch bim haldechtigenn steÿn
1573/74U77a II Attisw.

-er:

dər haulər (Hei.; auch šlosbe᪸rg), Haulerberg 1838D II
Trachsw.; ein stu̍ck heist der lerchenbuͦl halder
1497‒1521U167 IV Bolt.

-is:

in hāltisšwand (Alp, K.) V Grindelw.; angeblich zu hāl-
tig (= Bewohner der hāltə).


Schwzd. Halde f. mhd. halde ‹Bergabhang, meist von mässiger
Neigung› (Id. II, 1174ff.).

Neben der schwzd. Normalform Halde, -te ist in unserem Mate-
rial ein grosser Reichtum heutiger Lautungen (mit regionalen
Schwerpunkten) vertreten. In einzelnen Fällen ist die Zuord-
nung zum Etymon nur mit Hilfe der urkundlichen Belege mög-
lich, so bes. bei holə, hōlə (s. auch Stichwortansatz Hole).

Ob die Form halə auch auf ahd. halda f. zurückgeht oder unmit-
telbar auf ahd. hala f. (Graff, Ahd. Spr.schatz IV, 854), ist laut
Id. II, 1128f. nicht sicher. Über den Begriffsinhalt siehe Zs., Gr.
u. Gr. S. 129f.

Zu den Ableitungen haldend, -ig und -echt vgl. Id. II, 1176f. bzw.
II, 1173f.

Haldi (FN)

hāldi B) b) IV: 8

Auswahl: haldisfe᪸ŋli IV Gsteig Feut.; haldis foršəs IV
Saanen Gstaad; hāldi᪷mattə IV Saanen Abl.; haldisbe᪸rg-
li, ds o᪷bər/u᪷ndər (Alp) IV Saanen.


Alter FN in Gsteig, Lauenen und Saanen (FNB III, 31).

Helt-

he᪷utə (3 Hei.), im eggen des Heltengässlins 1739UT III
Längenb.; ds helti (kl. Heugut) IV Kandergr.; ds hē᪷lti᪷
(steiler Waldhang, Felsband) V Iseltw.; he᪷ltiaxxər (K.
am Hang) III Täg.


Vermutlich zu schwzd. helde(n), -te(n) ‹neigen›; ‹abschüssig
sein› (Id. II, 1179f.).




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Sp. 192


Halenbrücke s. Halde


Hälf-

he᪸ufəbe᪸rg (Hei., Burgruine), Jn helffennberg 1531U97,
1554U109, Helfenberg 1789A, 1838D, 1850J; he᪸ufəbe᪸rgfluə
1911Fr III Wahlern.

he᪸ufəštẹ̄ (Hei., Burgruine), de Helphenstein, Helphen-
sten 1239, de Elfenste 1243/44, Helfenstein 1250, 1256,
de Alphisten 1275, de Alfithen, Helphenstein, Helphin-
stein 1276, de Helfesten 1312, de Helvenstein 1322, 1352,
Burchart von Helffenstein 1357, 1383, pro bono vocato
helenfenstein 1425K10, im Helfenstein 1625UP, Hälfenstein
1771A, Helfenstein 1838D, 1850J III Wahlern.

Helfer:

dər he᪸ufər (Hei.), im Helfer 1845D III Uet.

d he᪸ufəršmattə (K.) II Obönz.

d he᪸ufərei (; Gebäude am Schlossberg), in der Helfe-
rei 1652, Pfarrhelferey 1815 (beide Belege nach J. Keller:
Örtlichkeitsnamen und Namengebung in der Stadt Thun
im Laufe der Jahrhunderte, Diss. Bern 1972).

Hieher?: an Helfferron 1357, zum Berg Hellfferen
1524‒93U168 IV Erlenb.; ds he᪸lfis (3 Wei.), ~rē̤n IV Kan-
dergr.

Hälfligen:

he᪸ufligə (2 Hei.), Hans von Helffingen 1389R2, von dem
guͦt helflingen 1426U64, zu Hellflingen 1528A, 1529A, Haͤllf-
lingen 1530U69, 1613/17C3, zu Häflingen 1788A, Hälfligen,
Hälfligenhof 1838D; ds he᪸ufligəlox (Waldmulde) II Dür-
renr.


Helfenberg und Helfenstein sind ursprünglich Burgnamen mit
den dafür typischen Grundwörtern (vgl. HBLS IV, 134f.). Die
Bestimmungswörter, deren Übereinstimmung durch die Nach-
barschaft der Burgen bedingt sein dürfte, gehören wohl zu mhd.
hëlfe f. ‹Hilfe, Beistand› wie bei den Burgen des Namens Helfen-
berg in den Kantonen SG und TG (vgl. dazu H. Boxler, Die
Burgnamengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden,
Frauenfeld 1976, S. 180f.; dort auch weitere Lit.).

Schwzd. Helfer m., wie nhd., ‹Pfarrgehilfe›, FN (Id. II, 1195).
Schwzd. Helferî f. ‹Amt, Wohnung des Pfarrhelfers› (Id. II,
1195).

Hälfligen wohl zu einem PN Helfo u. ä. (Fm I, 840, Kaufmann
S. 186).


Der im Freiburger Seeland beheimatete Familienname Helfer
(Courlevon, Lurtigen) kommt für die Deutung unserer Berner
Flurnamen kaum in Betracht.


Hälischwand

he᪸lišwaŋ (; Weiler), Heidenswandon 1250‒55U175; ein
guͦt ze Heidesswant 1376, ze Hediswant bi der Emmon
1378, ze Hediswand bi Wile 1388, denn in der parrochie
ze Ruͤderswile ze Hediswant 1389R2, von Hediswant
1389R2, Hettisswand, Hediswand, Hediswanden
1442‒69Ar, Hedlÿschwand 1479‒1563Ar, zuͦ heÿden-



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Sp. 193


schwanden 1486U81, Haͤdennschwannd 1530U95, Heid-
schwand 1547A, zuͦ Helÿschwandt, Helischwandt
1530U135, Helischwand 1541A, [Allischwanden 1577Sch], zu
Hälischwand 1610/11UP, 1629/30C3, Hälenschwand
1645A, Hälischwand 1659A, Hällischwand 1689UP, zu
Hähleschwand 1795C3, Hälischwand 1838D III Sign.

he᪸lišwaŋ ~fé᪸ud, ~grábə, ~wáud oder he᪸lišwáŋər; Häle-
schwandberg (GLS II, 501) III Sign.


Schwzd. Schwand m. ‹Hau, Kahlschlag im Walde› (Id. IX,
1928ff.) in Verbindung mit einem Appellativ oder Namen im
Bestimmungselement; also ‹Rodung der Heiden› (paganorum)
bzw. ‹des Heiden› (pagani) oder eines Heiden (PN), (vgl. Fm I
737, Kaufmann S. 168/69); evtl. Heid zu Adelheid. Wie die Be-
lege dartun, hat sich der Name Heiden-, Hedi-schwand in der
Mitte des 16. Jhds. ohne ersichtlichen Grund zu Häli-schwand
gewandelt.

NB. Es gibt im Kanton Bern nicht zwei Örtlichkeiten dieses Na-
mens, wie Durheim II (1838), S. 128, angibt: Hälischwand, Dörf-
chen, Kirchgde. Rüderswil, Abt. Wyttenbach, und 2 Höfe,
Kirchgde. Signau, Abt. Schüpbach, und was GLS II (1904),
S. 501, wiederholt: Hälischwand, Gem. Signau und Rüderswil. ‒
Der Irrtum entstand, weil Hälischwand in der politischen Ge-
meinde Signau, aber seit alters in der Kirchgemeinde Rüderswil
lag.


Halle

i dər rithauə (Reithalle, Name übertragen auf den vorde-
ren Wilerringgraben) III Neu.; tri᪷ŋkxhallə (Sommerwirt-
schaft, Waldgarten) V Matten.



Haller

A) iii meder heist der haller, Der Haller ij meder 1532U4
I Lyss.

B) b) i Juchart nempt sich hallers acher 1521U31 I Brügg;
ds hallərple᪸tsli (Aussichtspunkt mit Stein) III Bern;
hauərpetəraxxər (K.) I Grossaffolt.

C) d hallərə (Grundstück mit Scheune) IV Reich.


Zum FN Haller (FNB III, 32, Id. II, 1131). Im Seeland sind Trä-
ger dieses Namens schon für das 14. Jhd. bezeugt (vgl. z. B. FRB
VII, IX).


Halm

I: dər bo᪷haum (K), Aber j Juchertten das bon halmlÿ
1531U59 I Rapp. Bittw.; naͤbett dem ruͦd Halm, Ruͦtt Hallm
1520U131 III Belp.

II: u᪷f hālmərsmad (2 Vorsasse) V Haslib. Gold.

Hieher?: haumišbreit, i ~ hi᪷ŋərə (K.), vi juch. heisset die
almentz breit 1480U44, die almentz breit 1500U48 II Hells.


I: Schwzd. Halm m. (wie nhd.; Id. II, 1200ff.). ‒ Kaum zu
schwzd. Halm m. ‹Stiel› (Id. II, 1202f.).

II: Wohl zum FN Halmer (als ehemaliges Berner Burgerge-
schlecht bezeugt in FRB IX für die Jahre 1368, 1373, 1375).

Zu Halmisbreit: vielleicht ursprünglich ‹Grundstück von der



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Sp. 194


Breite eines Halms›; dies entspricht aber nicht den heutigen
Ausdehnungen. Die historischen Belege lassen im 1. Glied eher
das Appell. Alme(nd) oder einen PN vermuten, wobei das
2. Glied breit als Subst. zu fassen wäre (mit damals noch «lautge-
setzlich» apokopierter Nom.-form von mhd. breite f. ‹ausge-
dehntes Feld›).


Hälm

he᪸lməšwand, dər o᪷bər/u᪷ndər (Wei., Stall), Helmans-
schwannd 1524‒93U168, Helmerschwand 1845D IV Diemt.
he᪸lms wē̤dli (Wei.) IV Diemt.

im Gahahelms brande 1360 IV Reich.


Helm und -helm beziehen sich auf einen altdt. PN mit dem
Grundelement -helm (Fm I, 808); die Kzf. Helm belegt Id. II,
1204.

Eine Zuordnung von he᪸lmə-/Helmans- zu Heilman (Fm I, 728)
bleibt aus lautlichen Gründen problematisch.


Halpi

im halpi᪷ (Schafweide am Südhang der Fisistöcke) IV
Kanderst.



Hals

haus m. I‒III; hāls IV, V (vz. hals).

A) am haltz um 1480/90U44 II Kopp.; haus III Mühleb.;
am Hals 1336 III Thun; zum hals (zu Hals, zum Halls)
1533/42U128 III Wahlern Schwarzenb.; ufəm hāls (Wei.),
dər ~ (Wegenge) IV Zweis.; zum Halsz 1524‒80U169 V
Beatb.; dər hāls, uf dem ~ (Hang mit länglicher Vertie-
fung), zem halse 1391Uk2 V Grindelw. Scheidegg; t he᪸ls,
i᪷n ~ən (schmal, eng) V Günd.; dər hā᪷ls, u᪷fəm ~ (Ha., K.;
Abhang, unten schmaler werdend) V Haslib. Reuti; i᪷m
hā᪷ls (Enge zwischen Wei. und Wa.) V Ltbr. Weng.

B) aa) u᪷f əm gẹ̄shals (Heuland) IV Frut.; dər gẹis~ (Wei.)
IV Saanen; gē̤s~ (Wa., früher Wei.) IV Zweis.; gü᪷nšə-
haus, gü᪷ntšə~ (K., halsförmig) I Lengn.; dər hākənhals
(schmaler Bergübergang) V Brienz; dər xalbər~ (Grat)
IV Adelb.; xe᪸uərhaus III Blumst.; dər bạ̄lənhals, ufəm ~
V Brienz/SchwandenbBr.; dər bo᪷txənhăls, ufəm ~
(Terrasse) V Brienz.

ac) dər šmaləhāls, i᪷m ~ (Hei. zwischen zwei Gräben), uff
dem undern Halltz 1524‒80U169 V Beatb.

b) II: 2; III: 2; IV: 2; V: 8

Auswahl: (der) hallsz acher 1531U59 II BürzH.; an die
Halsfluhe 1757Rq2 IV Bolt.; dər halsgrabən V Gadm.;
halsmād () III Rigg.; ~ V Sax.; hallstÿgen acher
1619UP II Heimisw.; ze Thune vor dem Halstor 1344 (11
weitere Belege aus dem 14., 15. Jhd.) III Thun; i ds
halswẹ̄dli᪷ IV ObwiliS.





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Sp. 195

C) -li: ts he᪸ụsli᪷, i ts ~ (steiles Hei.) III Eggiw.; ts he᪸lsli
(Wegenge zwischen zwei Waldstücken) IV Bolt.; ts ~ IV
Gsteig.

-i: im he᪸lsi᪷ (schmales Mad) IV Adelb.


Schwzd. Hals m. ‹Körperteil› (wie nhd.), ahd. mhd. hals m. (Id.
II, 1206f.). Toponomastisch übertragen auf enge Geländestel-
len, Durchstiege, tw. auch, nach dem langen Hals gewisser Haus-
tiere, auf schmale Hügelzüge, Erdrücken, aber auch auf Engen
durch Bodenbedeckung wie z. B. schmale Waldzungen usw. Vgl.
auch Zs., Gr. u. Gr. S. (61, 216) 323.


Haltenegg s. Halde


Häm-

Hämel

A) dər he᪸mu (Hei.) III Rüd.

B) b) in dər he᪸mməlmattən V Günd.; dər he᪸mubax, hi᪷ŋər/
fō᪷rdər (Hei.), vnd dann der Jlffis nach vntz in Hemelbach
1320‒1491Rq1, in den Hemelbach 1371, Hemmelbach
1470Rq1 … Hämelbach 1838D III Trub; he᪸mus sāgi; ~šaxə
III Eriz.

C) zu Hämelishaus auf der Schonegg 1780‒82C3 II Sum.

Hämlis- (Hemlis-)

im hemlisgraben ein mad um 1533U133 III Rüegg. Hinterf.;
hemlismat 1531U97, 1542U104 II Ers.; he᪸mlišmatt (Hei.),
Hämlismatt 1838D II Trachsw.; he᪸mlịsmatt, di
hi᪷ŋəri/fo᪷rdəri (Dörflein, K.), Hemlismatt 1361, [Hennis-
matt 1369, Heimismatt 1385], an der Hemlissmatt 1563UP,
Hamblissmatt 1590A, Aemlissmatt 1692A, Hämlissmatt
1701A … [in der Heinilis Matt zu Biglen 1758/59C3, Hälis-
math 1770A, Aebnismatt 1784C3], Hämlismatt 1838D III
Arni; he᪸mlismatt (3 Hei.), Emlismat 1556C3 … III Lind.;
he᪸mlismatt (2 Hei.), an dem ort und plätz ob Hämlismatt
1542Rq6 III Ndhün.

Hieher?: he᪷mlisbüəl (Hei.), von dem heimliss Bül
1502U157, hemlisbuͤl 1515U158 IV Bolt.; das Hamlishaus
1845D II Huttw.

Hämlige (Hemlige)

he᪸mli᪷gə, ~bē᪸rg (Wa., K.) II Melchn.; i də hemligə (Mä-
der) IV Kandergr.; hemligkrabə, he᪸mligkrabə IV Kan-
dergr.

Hämi, Hämeli

ds he᪸mi (Grundstück mit Scheune) IV Saanen; i᪷m
he᪸misaxxər (Wi., Wa.) II Rütsch.

ds he᪸məli (Ha.), ~we᪸udli III Eggiw.; ds ~ (Hei.), Hämeli
1845D III Sign.; ds he᪸məli (Hei., auch: he᪸məšürli) IV
Lau.; im he᪸məli (Grundstück mit Scheune) IV Saanen.

vz. Namen:

he᪸mpəx (Waldgraben, K.) II Rüegs.; he᪸məbax (Hei.) II
Trachsw.; he᪸məštuts IV Lau.





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Sp. 196

im he᪸mmig (Wi., Wa., Scheune) IV ObwiliS.

he᪸mbu II Erisw. (s. Henne.)

Hämme

he᪸mməhōf (Hei.), ~waud II Waltw.; ~hüsli, Hem-
manns-Häusli 1838D II Wyss.; s ~lox (Hei.), Hemmen-
häusli (beim Horn) 1838D II Dürrenr.

ds he᪸mməli (kl. Hei., auch: dər obər tangrabə) II Erisw.
Hieher?: d he᪸mmlibụ̈̄nə (K.) II Heimenh.


Hämel, Hämme, Hämlis sind wohl als Kurzformen zum PN Ab-
raham (Id. II, 1268) zu deuten, letztere zwei mit schwachem und
starkem Besitzer-Genetiv. Bei Hämpech dürfte es sich um eine
Mittelsilbensynkope handeln < *Hämenbach, bei Hämmig um
die alte patronymische -i(n)ge-Bildung. Dem Namen Hämlige(n)
könnte der alte PN Hemilo < Hamilo (Fm I, 744) zugrunde lie-
gen. ‒ Ebenso könnten freilich auch die unter Hämlis aufgeführ-
ten Belege zum altdeutschen PN gestellt werden. (Vgl. Ämli,
ONB I/1, 80).


Hamm-

d hamek, hammek (2 Hei.), [Hammet 1764C3], Hamegg
1770A, Ham(m)egg 1838D III Arni/Landisw.

ds hammərịəd (Hei.), Hamenried 1838D III Freim.

[fraglich: Hammenried (Haus, kl. Gütchen) 1838D III
Täg.]


Sonderegger, Appenzell I, S. 423ff., führt Hamm in ONN unmit-
telbar auf germ. *hamma- ‹Winkel, Krümmung, Biegung› zu-
rück, wozu auch schwzd. Hamme ‹Schinken, Schenkel; Holzteil
der Sense› gehört (Id. II, 1269f.). ‒ Möglicherweise steckt aber in
unsern Belegen auch eine alte Kzf. *Ham von Abraham (vgl.
Häm-). Hammeried könnte auch als Hammer-ried interpretiert
werden, da sich in der Nähe eine Hammersmatt befindet (vgl.
Hammer).


Hammer

B) b) ds hammərslē (Hei.), von eim gut geheisszen hamer-
lis leen 1493U84, im Hammerslehen 1838D III Höfen; d
hamməršmat (Hei.), hammersmat um 1530U142 … III
Freim.; haməršwand (Wei., Wintergut), Hammer-
schwände 1845D IV Lenk.

C) hammərli (Grundstück mit Scheune) V Habk.; zwo
hofstet gnemt Hamerlis hofstette 1348 III Hilt.

he᪸mmərlisaxxər (K., Wa.), hemmerlinsacher 1532U4 I
Bargen/Kalln.; i᪷m he᪸mmərli᪷štau (K.), zhemerlisz stal,
das hemerlÿsz stall … 1531U59 (aus dem gl. Urbar: hemer-
lysz stal acher …, hemerlisz stall mattan, die vnder/
obern/nidrÿ hemerlisz stall mattan) II BürzH.

Hammerschmiede

hamməršmi᪷ttə, Hammerschmidte (Haus) 1838D II Ob-
burg; by der hammerschmitten 1635UT III Thun; ein
matten under dem siechenhaus, die Hammerschmidmat-
ten 1682UT III Thun.





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Sp. 197


Schwzd. Hammer m. (Id. II, 1272f.) bzw. H.-Schmitte f. (Id. IX,
1032). Die meisten Bildungen gehen wohl auf PNN zurück: Ha-
merli (vgl. z. B. FRB X, S. 296: III Hilt. 1385), Hamer (FRB IX,
S. 374: Peterz Hamerz guͦt IV Zweis. 1374), Hämmerli (FNB III,
S. 19).


Hämscheler

dər he᪸mšələr, fō᪷rdər/hi᪷ŋər (Acker), Denne ij Juchrten
heist der hamscheler 1530U95, der klein/grosz hemschel-
ler 1531U59 II Obösch.



Han-/Ham-

a᪷n dər hanalp (Vorsass) V Ltbr. Stech.; uf əm hanalpətli᪷
(kl. Alp) V Ltbr.Stech.; ha᪷nnek (Wei.) V Ltbr. Weng.; ds,
im hanē᪷rli (Wi., früher Sumpf) V Brienz; im hammōs
(3 Grundstücke), das hann moss 1535U161 V Habk.

Hambühl

a) hambu᪷, hambü᪷əu, hanbuͤll, an den kleinen handt buͤll
1531U59, hanbuͤl 1534U100, hambüll 1551U106 II Graf./Jeg.;
dər hambu (Hei.) II Hasle; hampü᪷əu (Wa., Anhöhe) II
Langt./Lotzw.; der Hannbuͤll 1531U59 II Rüegs.;
hambu, o᪷bər/u᪷ŋər (je 3 Hei.), haintz von hanbuͤl 1426U64,
[ze Hanwil 1530U69, zu Hanwyll 1529A], Hambüel 1606A,
1708A … II Sum.; hambu᪷, obər/uŋər (je 1 Hei.), ze Hanbuͤl
1530U135, Im hambül 1547U137, im Hambel 1590A, 1657A III
Sign.; dər hambụ̈əụ (K.), im hanebuel 1498U46, Im honbuͤl
1531U97 III Täg.; dər hambiəl (Alpteil) V Grindelw.; dər
hambiəl (Wei., Scheunen) V Brienz.

Hieher?: j juhart zum haͤnn buͤl 1437U56 II Bätterk.

B) b) II: 12; III: 4

Auswahl: ein juchertten genant der hanbüllacher, handt
buͤl acher, hamellacher 1531U59 II Graf.; in Hambüels-
grath 1599A, 1639A, Hambühlsgrat (Häusergruppe) 1838D
III Sign.; dər hambuxnu᪷bu, hamblər (Hei.) II Sum.;
vnder den hamell studen am hag 1531U59 II Graf.; bim
hammelthürlj 1551U106 II Jeg.; dər hambuwaud, d hamblə
II Hasle.

C) vgl. B): hamblər, hamblə.


Die variantenreichen Schreibformen erschweren eine sichere
Zuteilung der einzelnen Namen an ein bestimmtes Etymon. Es
scheint, dass der Grundsinn in vielen Fällen längst verdunkelt
ist.

han-alp usw.: Wenn man die Zss. auf ahd. hano, nhd. ‹Hahn›, be-
zieht, muss frühe Kürzung bzw. Synkope des stammhaften Mit-
telglieds der obliquen Formen hanen-alp > han-alp vorliegen
(vgl. Hefuess unter Henne).

ham-büəl: vor -b- im Anlaut des Grundworts ist n zu m assimi-
liert. Die Schreibung für Hambühl zeigt, dass das Wort schon
früh nicht mehr verstanden wurde.

Hubschm. Burgd. S. 735 deutet zwar alle diese Bildungen als *hō-
hen büel; nach den Belegen ist diese Erklärung jedoch nur für III
Höfen wahrscheinlich (vgl. auch Hoch-); anders Hämbu <
‹Hennenbühl› II Erisw. (s. Henne).




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Sp. 198


Hand

A) u᪷f dər haŋ I Lüsch.; d haŋ, bi᪷ dər ~ (Strassenspinne) II
Burgd.; tsər haŋ (Wegweiser und K. an der Strassenab-
zweigung nördl. des Dorfes) II Kldietw.; haŋ (Weg-
kreuzung) II Krauchth.; d hānd (lokale Bezeichnung
für die Kette der Sägissenhörner und die Birre, die von
Zweilütschinen aus wie eine Hand anzusehen sind) V
Günd.

B) aa) hetiswị̄uhaŋ, bū᪷rtufhaŋ (Strassenabzweigungen) II
Krauchth.

ac) gegen der Ehrinen Handt 1638A (Marchzeichen) I
Biel/Nid.; von Niderwangen biss zu der Eisigen Hand
1735A, 1740/42C3, im Forstwald bei der Isigen Hand
1755A … III Köniz.

b) (vgl. Handhabi, -hutte).

Handwerk: ab einem acker genant hantwercks acker
1533U22, Hantwerchs matten um 1525U20 I Ins.


Schwzd. Hand f. ‹Hand› (Id. II, 1378ff.). Hier besonders in der
Bed. 4. ‹Wegweiser›, eigentlich die früher am Ende der Querbal-
ken angebrachte Hand; als FLN: Ort, wo ein solcher Wegweiser
stand oder steht (Id. II, 1392). Die Eherne Hand bei Biel war ein
bekanntes Marchzeichen; vgl. H. Michel, Die Grenzziehung
zwischen Bern und dem Fürstbistum Basel, in: Archiv d. Hist.
Ver. d. Kts. Bern 50 (1966), bes. 243ff.


Handegg

in dər handek (; Stelle an der Grimselstrasse, mit be-
rühmtem Wasserfall), von Oberried har bis auf die Hand
Egg 1419/1744U173, 1753U164, Handeck (gr. Sennhütte)
1838D V Gutt.

handeka᪷lpli, ~fa᪷l, ~hubəl, uf dər ~lo᪷uwənən (steinige
Wei.), in ~blattən, ~štē᪸fəlti (Teil einer Alp), ~wẹŋ (Gufer,
Wei.) V Gutt.

handekli (Alp) V Gutt.


Schon von A. Gatschet als ‹hangende Egg› gedeutet (SAC
1867/68 S. 504), zu welcher Erklärung das benachbarte Hang-
holz passt. ‒ Der Name existiert auch in einem südlichen Seiten-
tal des Goms (Gde. Münster WS).


Hane

A) dər hanə (Berggipfel) III Gugg./IV ObwiliS.; dər
hanə III Rüsch.

B) b) I: 2; II: 1; III: 3; IV: 3; V: 1

Auswahl: supra clivum galli 1279, uff der Hanehalten
1379 III Köniz; i᪷m hanəxrats (K.) I Rapp.; In der han-
nenmaten 1548U160 IV Lenk; dər hanəbụ̈əl (Hei.), ze Han-
nenbuͤl 1358, 1360/68N, 1433UP, Im hanenbuͤl
1497‒1521U167 … IV Diemt.; hanəšri᪷tthōrə (Berggipfel) IV
Lau.

C) ds hụphe᪸ni (Wa., K.), in Huphäni 1746‒48A V Meir.

Hiehier?: s hē᪸ni (Hei.), im Hähnehäuslein 1778A, Hah-
nenhäuslein 1838D, Hähnihäusli 1845D II Wyss.





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Sp. 199


Schwzd. Hane m. ‹Hahn› (Id. II, 1305ff.). ‒ Id. erwägt für Berg-
namen mit Hane(n) eine Formübertragung vom Hahnenkamm
her. Möglich erscheinen aber auch Örtlichkeiten, wo sich Auer-
oder Birkhähne aufhalten. ‒ Zu Hahnenschritthorn vgl. Id. IX,
1680. ‒ In den Gebilden mit Hähni … könnte evtl. auch der FN
Hähni, altbelegt im Kt. Bern in Iffwil und Zuzwil, stecken.


Hanf

A) im hanff 1535U161 V Bön.; am haif (Heugut, früher dort
Hanfpflanzungen; vgl. B) ac) V Grindelw. Itramen; uf
hȫ᪷iffən V Ltbr. Weng.; ob den hȫ᪷ifən (Wi.) V Ringg.

B) aa) im fli᪷əllənhoüf, ~ple᪸ts (kl. Pflanzstück, früher mit
Hanf und Flachs; 3 weitere Stücke:) mattənhoüf, e᪸gər-
rən~, tsị̄ndli~ V Brienzw.

ac) am ālthaif V Grindelw. Itramen; dər alt houf V
Obried; ein stück lit zu dem alltten hanf 1493U84, zum all-
ten hanf 1530U95 V Unters.

b) II: 2; III: 2; V: 8

Auswahl: hamfgārtə (Hei.), Hanfgarten 1838D II Hei-
misw.; agrum «am Hanfgarten» 1309, ortum dictum
Hanfgarto 1326, hanfgartten 1327K5, orto dicto Hanfgar-
ten um 1344K5 V Matten/Wild.; ds höiffənge᪸ssli V Bön.;
ha᪷ufgrabə II Lütz.; haịfmatta (Heugut) V Grin-
delw. Grindel/Scheidegg; das klein Hanff mattelti
1535U161 V Ringg.; in ho᪷ifnollən (Felsbänder, Terrassen)
V Gadm.

C) heifləni (ehemals Gartenbeete vor dem Dorf) V
Brienz.

unser acher ze Valschen der heizet in der Hanferron 1312
IV Reich.

item «an dem Hanfgarten zem Henffeler» 1335 … V
Günd.


Schwzd. Hanf m. (mit verschiedener diphthongischer Lautent-
wicklung nach Schwund des -n- vor Spirans, vgl. SDS II,
130/131), mhd. han(e)f m. ‹Hanf› (Id. II, 1437ff.). Die im Sek-
tor V besonders häufigen Flurnamen deuten auf den ehemals in-
tensiven Hanfanbau in den Alpentälern.


Hang-

1. Hang (haŋ m.)

B) aa) ho᪷tü᪷rrli~ IV Reich.; xiənek~ IV Reich.

b) II: 1; III: 5; IV: 2; V: 1

Auswahl: haŋaxər (), hanngacher 1591U130 III Gugg.;
hanngaͤgerden 1534U100 III Obdiessb.; hangmatten 1530U95
III Obösch.; hangbuͤl 1538Rq1 III Albl.; Hang bu̍ell
1535U101 III Müns.

C) -li: haŋŋəli (Wei.) IV Saanen (hieher?, allenfalls zu
Hangele); im haŋli (Wintergut), under dem hanglin, uff
dem hanglin 1502U157 IV St. Steph.; haŋlị, haŋləni, im
hanglin 1488U156 IV Zweis.





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Sp. 200

Zuss. mit ~graben, ~meder, ~moos, ~möser, ~böden,
~bort, ~wald, ~weid: IV: 8. Auswahl: Hanglis Graben
1488‒1514U166 IV Zweis.; hanglis bort 1488U156 IV
St. Steph.

-i: i᪷m haŋi (steiles Heuland) IV Frut.; ~ IV Kandergr.;
~ IV Reich. Wengi; ~ (Wei.) V Brienz; haŋŋi᪷ (Wi.,
Scheune) V Brienzw./Hofst.

haŋi᪷lọ̄b IV Adelb.

-rich: dər heŋrix (Wa., steiler Hang) IV Diemt. Schwend.


Hang, mhd. hanc m. ist als einfaches Wort bis zum Ende des
17. Jhds. ausschliesslich ein Abstraktum (das «Hangen», Ge-
fälle); in der Schweiz fehlen alte Namen. Die Zuss. mit -hang als
GW sind erst in neuester Zeit entstanden, während die Zuss. un-
ter B) b) auf das Part. hangend zurückzugehen scheinen (s. d.). In
der Diminution ist das Wort als alter Name bezeugt. ‒ heŋrix ist
wohl eine Ablenkungsform, vgl. fi᪷ldrix am gleichen Ort.

2. hangend

I: 5; II: 6; III: 22; IV: 9; V: 6

Auswahl: dem hanngenden acher, hangacher
1533/42U128 III Rüsch. Gamb.; an dem hangenden acher
1351 III Wattw.; by der hangenden eich 1529U92, uff die
hangelenn eich 1531U96 III Wohlen Uettl.; ze der han-
genden fluͦ 1355 III Bern (6 weitere Belege aus dem
14. Jhd.); ha᪷ŋŋəndgle᪷tšər (), ~họ̄rə(n) V Innertk.;
Hangenlon 1535U101 III Ueb.; die hangende mad 1528U2,
die hangelen mad 1528U2, das hangend mad 1531U97 I
Rapp.; haŋi᪷mā᪷d (Hei.), vom hanngenden mad 1530U95,
am Hangen~ 1547U137, im Hangi~ 1757A III Buchh.;
haŋŋəmād (Hei.), das hangenmad 1533U133 III Rüegg.;
haŋimād (Scheune), am Hangenmad 1754A III Zäz.; die
Hangendi matta 1364, ~ 1380 … I Ins; haŋələmat,
aŋələ~ (steile Wi.), an der hangendenn Matt 1518U74, an
hangenmatten, Jnn der Hangellen matt 1573/74U77a II
Rum.; Hangendmat 1334, am ~en mat 1349, an ~ 1350
III Obdiessb.; haŋŋəbax, Henchibac 1276, dem Hangen-
dembache 1312, im Hangendum~ 1312, Hangenden~
1316 … hanngenbach 1533U133 III Rüegg.; der hangend
rein 1525U20 I Ins; haŋŋərits, haŋrits IV Saanen; aŋələ-
wassər (K., feucht), das hangenntt wasser 1518U74, züm
hangendenn wasser 1518U74, zum Hangellen wasser
1573/74U77a II Rum.

Hieher?: ha᪷ŋətši (K., abschüssig), ‹hangetsche Türli›
1589 (Id. II, 1442) III Sigr.

Hieher?: (allenfalls zu Hang C) haŋilās III Blumst.


Vom Part. gehen zahlreiche weitere Formen aus, vgl. haŋələmat,
aŋələwassər II Rum., haŋi᪷mā᪷d III Buchh., hangacher III Rüsch.

3. Hängele, Hangele, Hängeli

i dər he᪸ŋələ (Weiler), die Hengelen 1690A … II
Krauchth.; he᪸ŋələ (K.) II Mötschw.; i᪷ dər ~ (Wa.) II
Obburg; ~ (Hei. am Hang), in der Hengello 1360, in der
Hengellon 1380, Hengellen 1380 III Belp; die hengelen
(ein mad) 1529U92, 1531U60 III Freim.; i dər he᪸ŋələ (Ha.) III
Kehrs.; haŋələ (Hei.) III Konolf.; he᪸ŋələ (hi᪷ŋəri, fo᪷rdəri᪷)
(Hei.), in der Hängelen 1645A III Langn.; III Obbalm;



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Sp. 201


he᪸ŋŋələ (stotziges Hei.), henngelen 1533U133 III Rüegg.;
he᪸ŋələ (K.), die Hängellen 1593U134 III Rüml.; im he᪸ŋəli
(Hei.), die Hengala 1527UT III Uet.; in dər he᪸ŋələ (2 Hei.)
III Wahlern; em heŋəli (MWi) IV Lenk; ds ~ IV
St. Steph.; ds he᪷ŋŋəli (Hei.), die henggella 1502U157
IV Zweis.


Ableitung auf -ələ f. (Stellenbezeichnung) von hangen; vgl. Son-
deregger, Appenzell S. 519. ‒ Der in Id. II, 1442 angeführte
Name eines Dorfteils in III Langn. Hänget kann in unserem
Material nicht nachgewiesen werden; ein Zusammenhang mit
dem dortigen he᪸ŋələ ist zu erwägen.

Hängel(e)-: II: 3; III: 9

Auswahl: hängell mad 1547U137 III Schlossw.; die Hän-
gell mattan 1531U136, hengellenmat um 1534 (Gemeinde-
archiv) III Langn.; am haͤnggell baͤrg 1531U136 III Trub;
der hongelbirbom 1481K11 I Bür.; am hengelrein 1532U125
III Neu.


Das ursprüngliche BW kann nicht überall sicher festgestellt wer-
den; hongelbirbom ist wohl eine Part.-Bildung (mit der typi-
schen Verdumpfung a > o im alten Seeland).

Hängeler

i᪷m he᪸ŋələr (K.) I Eps.; i᪷ də he᪸ŋələr (K.), im hennggeler
1532U4 I Hermr.; zem Hoengeller 1423UBS II Ndbipp; der
hengeller 1531U59 II Zuzw.; 1542U104 III Boll.; dr he᪸ŋələr
(Hei.), Hengelenacher 1646UT III Konolf.


Anlehnung von Hängele an das Nomen agentis auf -ər, teilweise
durch Ellipse aus Zuss. entstanden; vgl. III Konolf.

4. Hangere, Hängere

he᪸ŋərə, ~wẹidli III Fahrni; d haŋərə (Halde mit Hei.) IV
Reich. Kienth.; ~ (3 Hei.) IV Reich. Scharn.; d haŋəra, in
dər haŋərən (steiler Wa. mit Gräben) V Ltbr. Gimm.;
haŋərra, in dər haŋərrən (Scheune, steiles Land) V
Ltbr. Weng.; ~ (Wa., Wei.) V Ltbr. Stech.


Ableitung auf -ərə f. (analog zu Hängele); vgl. Sonderegger, Ap-
penzell S. 551; die Endungen -ələ und -ərə können wechseln, s.
H. Gubler, Die Liquid- und Nasalsuffixe, 1920, S. 161.

5. Hängers-, Hängis-

hengers matten 1531U97 III Boll. Ferenb.; Z haͤngersz
Ried 1531‒1553U70 III Laupersw.; pratum in dem Hen-
gistal sub via 1319 I Diessb.


Ungeklärt. Hier und beim Folgenden deutet das -s- auf eine PN-
Bildung.

6. Hängs-

he᪷ŋslouəna (Lawinenzug), he᪷ŋslouənəfluə (Felsband) V
Bön.



Hängg-

-is: an henggisz gassan 1531U59 IV Wimm.; ein aͤgerden Jst
ij Juchrten heist hennggisru̍tj 1530U95 II Obösch; bÿ
hennggis zubenn 1533/42U128 III Rüsch. Gambach.

-eli(s): Henggilis mad Jm Bru̍el 1528U2 I Schüpf.; hen-



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Sp. 202


gellis mettli 1532U125 III Ferenb.; he᪸ŋkəlimattə III Müh-
leb.

-eler: der henggeler acher 1531U97 III Mühleb.

Hieher gehört wohl auch (vgl. aber Hang-): am Häng-
geller 1529U93 III Köniz.


Schwzd. Hänggi, PN (Johannes) Id. II, 1453. Als FN in der regio-
nalen Lautform des westl. Oberlandes: Henggi altbezeugt in Er-
lenbach (FNB III, 67). Die Diminutivform Hänggeli als FN ist
vor 1800 bezeugt in den Gemeinden Ferenbalm und Mühleberg
(FNB III, 20).


Hängst s. Hengst/Hängst


Hani

A) im hani, ds ~ (Dorfteil) III Zwies./IV Reut.; uf əm ~
(Hei.) IV Adelb.

B) b) am Hanisgarten 1387 V Grindelw.; ann hanis gas-
sen 1532U62 II Utztf./WilerbU.; hanis matt 1437U56,
1532U62 II Utztf.; hanj moͤszlin, hanen- 1532U62 Wi-
lerbU.; hanibüəl, Häne bühel 1716P IV Reut.; haništē᪸g
IV Adelb.


Wohl zum PN Hani, Hanni ‹Johannes› (Id. II, 1311), eventuell
auch zu Johanna. (Kaum Dim. von Han(e) ‹Hahn›).


Hän(n)i

A) he᪸nni (mehrere Hei.), auf dem Hänni 1838D III Un-
terl.

B) b) I: 3; II: 3; III: 4; IV: 2; V: 1

Auswahl: hennis acher 1591U130 III Gugg.; he᪸nisek IV
Reich.; he᪸nni᪷gu᪷ət III Burgist.; i də henishāltə (Wa.) IV
Frut.; i᪷m he᪸nisriəd (Burgerwald) I Arch; hennisried
1532U4 I Rad.; Hennis Ru̍ttÿ 1531U52 II Hasle.

C) im he᪸nnəli (Hei.) III Heimb.


FN Hänni bzw. Häni (FNB III, 21).


Hänk- s. Henk-


Hans

A) ts hansə ni᪷də I Gals s. St. Johannsen

B) a) i᪷m xu᪷rtshans (Heumad) IV Lau.; dər tsantihanser
(Wa.), ~mattə II Rüegs. (vgl. Johann); Urhanses Reyn
1716U43 II Ursenb.

b) I: 3; II: 1; III: 3; IV: 5; V: 1

Auswahl: in Hansenloch um 1530U142, 1647UT III Forst;
hansmat (Wi.), j Man mad In der hansz matten 1531U59,
hansmataxxər (K.), hanszmatt acher 1531U59 (weitere



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Sp. 203


Zuss. aus dem gleichen Urbar: In der haͧnszmat gassen,
haͧnszmatbletz, haͧnset Bletzs, haͧnset strasz, haͧnsz matt
studen, haͧns matt Studenn acher, haͧnszmat zun, Haͧnsz
Mudt Acher, haͧnsz mündt bletzs) II BürzH.; hāsbē᪸rg IV
Bolt.

C) -(e)li: Hansli, Hänseli u. ä.

CA) bi᪷ (xlō᪷štər-)hanslis (Hei.) II Affolt.; s he᪸nsəli᪷ (klei-
nes Hei.) II Ausw.; ds he᪸isəli (Hei.) III Eggiw.; he᪸nsəli
(Hei.) III Unterl.; i᪷m he᪸nsəli (Bauernhaus), im Hänseli
1838D III Wahlern; ds hansəli (Grundstück mit
Scheune) IV Gsteig; hansəli (Weide, früher Hei.) IV
St. Steph.

CB) a) šü᪷rhansli (kl. Hei.), [Scheuerhäuslein 1838D] II Ur-
senb.; bro᪷siho᪷usəli (Stelle, an der sich H. Brosi ertränkte)
III Belp;

b) I: 1; II: 6; III: 1; V: 4

Auswahl: hennszlismatten 1531U97 I Seed.

-i: Hänsi, Häisi

CB) b) I: 1; II: 6; III: 1; IV: 2; V: 3

Auswahl: u᪷f əm he᪸isiaxxər (K.) II Ausw.; hanszisacherlj
1531U97 I Rapp.; he᪸isimata (K.) V Grindelw. Bussalp;
hensismattli᪷ IV Reich. Wengi; he᪸isi᪷wīu (Hei.), Haysiwyl
17. Jhd.UP, Heisiwyl 1838D II Melchn.

Hieher? dər šu᪷əhauser (Hei.), Schuhausihüttli 1838D II
Sum.

-el: i᪷m he᪸nsu (Hei.) III Oblang.

CB) b) II: 3; III: 1; IV: 1; V: 1

Auswahl: u᪷fəm heisəlmād V Grindelw.; dər he᪸nsubē᪸rg
(Hei.) II Sum.

-le: Denne Ein halb Mad genanntt Hensella 1533U24 I Fin-
sterh.

-ler: ufə he᪸isələr, he᪸nsələr (kl. Hei., auch dü᪷re᪸gərtəbē᪸rg) II
Obburg; dər he᪸nslər (Hei.) II Wyss.

Hieher? uf dər hē᪷sələršmattə (MWi.) IV Lenk.

-le(re): i᪷ dər hē᪸slə, hē᪸slərə (Wei., Wa.), hē᪸slə(rə)wāld, hē᪸slə-
(rə)wẹ̄dəni IV ObwiliS.

Hieher?: he᪸ntsərə (Hei.) III Albl.

Hansjaggi:

ds hansjaki, hansjakəli (Grundstück mit Scheune, Vor-
sass) IV Saanen.

Hanspeter:

i᪷ dər hanspeətərə (Grundstück mit Scheune) IV Zweis.; i᪷n
dər hanspetərrən V Brienz.

(Vgl. auch Johann-)


Schwzd. Hans (u. ä.), verbreiteter Taufname (Id. II, 1468ff.).
Durch Schwund des n vor s und durch Diminution ist eine Reihe
von Nebenformen entstanden.

Hänseler als Appellativ kann laut Id. II, 1475 einen Handels-
und Marktaufseher bezeichnen; es ist auch zum FN geworden.


Häntsche s. Hentsche/Häntsche




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Sp. 204


Happ-/Häpp-

happis ble᪸ts, in ~ (Lichtung im Wald) V Gadm.; an hapers
loͤly, an dz habbers lolÿ 1480/90U44, an das haber loͤli
1500U48 II Alchenst.; in heppelsmatt 1532U4 I Rad.

Hieher?: bi᪷m heppəltregli (Wässerchen, kl. Trog) V Ltbr.


Happi, Happer, Häppel sind Kurzformen zum PN Kaspar (Id. II,
1479); vgl. etwa bosshe᪸pəl = Kaspar Boss (Ltbr.).


Har/Haar

I Har

Hargart-

A) ze hargartenn 1518U74 II Farn.; zwoͤÿ mannwerch Jnn
der Hargertten 1573/74U77a II Rum.; dər hargart, im
hargartə (Häusergruppe, Hei.), Hargart 1389‒1460Ud III
Albl.; i᪷m hargartə (2 Hei.), ze Hargarten 1354, im Har-
gartten 1390 … III Belp; hārgartə (K.), der Hargarter
1513U57, 1529U92, hargartenn 1531U97 … III Boll. Habst.; im
hārgartə (Hei.) III Muri; hargartə (Weiler, 4 Hei.), etli-
che gütter gelägen am hargartenn inn dem kilchspäll von
hönstetten 1420‒30C2 … III Obthal; uf hargārtən o᪷bə (K.)
III Sigr.; ze hargart 1538U148 IV Spiez.

B) II: 3; III: 3

Auswahl: d hārətek (Hei.), Hargartegg 1403Rq1, Clausz zuͦ
hargartteg 1426U64, zu Hargendeckg 1528A, oben an das
guͦt hartideck 1569U72, zu Harentegg 1770A … II Sum.;
hargartəwaud (Burgerwald) III Belpb.

C) hargārtli᪷ (kl. Hei.) IV Kratt.; ds hārgārtli (2 kl.
Grundstücke) IV Wimm.

Halgart-

haugartə (K. am Hang), ein halb Juchart ze hallgarten
1513U57, halgarten, hallgarten 1529U92, hallgarten 1531U60,
zuͦ halgarten 1531U97. Der haltgot acher 1531 (Bern I, Ur-
bar Nr. 43), hallt gott acher [von anderer Hand korr.],
hallt det acher darin der bu̍nden ist 1531U96, Der halgott
acher, das hallgarten acherlj 1531U97 III Wohlen Uettl.

Vgl. auch Harasse-.

Hieher?: Jn der harguͦmmen 1531U97 III Mühleb. Marfel-
dingen; hārmat III Belp; ufəm hārštetli (Vorsass, K.) V
Brienz.


Ahd. haru, harawes, mhd. har, -wes stm. ‹Flachs› (vgl. DWB IV
(2) 6f.). Har-gart(en) m. ‹Flachsfeld› (Id. II, 436). -gart ist die ur-
sprüngliche Nom.Sg.-Form, ahd. garto swm., -garten ist die Lau-
tung der obliquen Casus.

Das Wort Har ist in der Mundart früh abgestorben und durch
Flachs ersetzt worden (siehe Flachs).

Die seltsamen «Verschleifformen» für ursprünglich Hargartegg
in II Sum. erweisen, dass der Wortsinn früh verlorengegangen
ist. Die unter die Frage «Hieher?» gestellten Belege können
nicht sicher gedeutet werden und gehören teilweise vielleicht zu
II.

Hal(l)garte ist frühes Dissimilationsgebilde aus Har-garte (-l-
und -r- können im Sprachleben wechseln; vgl. etwa Gal-Lööli zu
Galööri u. ä.).




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Sp. 205


A. Bach, Dt. Nkde. II, 1 S. 313 weist die heutige Lautung Hallgar-
ten für das a. 1112 verzeichnete Hargardun im Rheingau nach,
und ein Hallgarten findet sich auch in Leutwil AG.

Haltgot, hallt det 1531 sind offensichtliche Fehlschreibungen
für den nicht mehr verstandenen Namen.

II Haar

i᪷m hārhö᪷iu᪷lo᪷x (Waldgraben mit viel Gestrüpp) III Woh-
len Innerberg.

Hieher?: iii viertel einer jucharten heist das häri 1532U4 I
Kalln.


Schwzd. Hār n. = nhd. ‹Haar›; amhd. hār n. (Id. II, 1502ff.).
Haarheuel-loch: das Grundwort ist wohl Üwel, Hüwel, Höüel
‹Eule›, ‹Person mit verworrenen Haaren›, ‹struppiges Haar›,
auch ‹alte Tanne mit vielen weitausgebreiteten Ästen, die auf
den Erdboden herunterreichen und somit den Stamm verbergen
wie die Haare› «BO, LE» (Id. I, 614).


Harasse-

i᪷ dər ha᪷ra᪷ssə (Ackerland), an der harresen 1534U100, Har-
resze 1838D III Burgist.; stossen an … harissenn um
1533U133, Die Harressini ist zwey meder stossen einhalb
an die kleinen mu̍schen … 1535U101 III Kirchenth. oder
Mühleth.; einen acher, gelegen ze Harrassen 1382, ze
harriszen ein halb Juͦch. 1535U161, zuͦ harreszen 1535U161,
ein vierden einer Juch. zuͦr Harrassa 1535U161, ein Stück
genant das Harreszli 1535U161 V Matten.


Mhd. *har-roeze f. ‹Flachs-Röste›, mit früher Verschleifung des
2. Namenelements; vgl. Har- und Id. VI, 1407ff.; Roos; DWB 8,
1283, Rösti.


Hard

hārd

A) Auswahl: ds hārd, im ~, der Hard 1352 … (Wa., Wei-
ler, K.), vgl. B) b), I Rapp./Schüpf.; im hārd (Wa., K.,
Dorfteil), Hart 1194, iuxta Harde 1277, du̍ Hart 1303 …,
vgl. B), II Aarw./Langt./Thunst.; hārd, obər/uŋər~
(Wa.), im harde um 1350N, in der Hard um 1400K6 II Hin-
delb./Mattst.; hārd II Roggw.; Hard 1308, im Harde
1336, unter dem ~ 1357, 1358, vgl. B) b), III Steff.; das
hard 1531U97 III Vech. Dent.

B) aa) zem Fuxart 1357 I Brütt./Ins; im fuchshart
1532U4 I Kalln.; ~ 1532U4 … I Täuff.; Langenthal hardt
1530U42 II Thunst.; dər su᪷nnhart (Alpweide) V Grin-
delw.Scheidegg; Schorrerhard 1530U42a, 1562U43a II
Langt.; Tungstetter hard 1464U38a II Langt.; u᪷f dər wōl-
fārt (K.), bi dem Wolfharte 1309 … V Wild.; Heini von
Wolfharten 1389R2 II Dürrenr.

ab) der Busenhart 1383 …, Im Buͦsennhart 1534U100 III
Bern.

ac) I: 1; II: 8

Auswahl: i᪷m mi᪷tụhārd (Wa.) II Thunst.; die Niderhart
1224 (in Kopie 1461) II Langt.; du̍ Oberhart 1321 II
Thunst.





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Sp. 206

ad) Im ghard um 1530U142 III Rub.; Das oberst khard, Das
Khardj 1559‒79U119 III Müns.

a) (BW ungeklärt) am jö᪷i᪷xhārt V Grindelw.; am Süs-
sennhartt … Inn der kuͤweyd 1518U74 II Farn.; ufəm šall-
hārd (Wei.) IV Adelb.; di᪷kxhārd (Wa.) I Lyss.

b) I: 5; II: 19; III: 4

Auswahl: der hard acher 1531U59 II Etzelk.; der grosz/
clein hard acher 1531U59 II Rüdtl.; hardek (; fordə-
ri/hiŋəri, 2 Hei.), hardegg matten 1500U48, harden matt
1500U48 II Krauchth.; Hartegg 1389R2 II Sum.; hardek
(; K.) III Steff.; die Hardoͤÿ 1531U59 II BürzH.; hārd-
waud I Rapp./Schüpf.

C) -li: he᪸rdli᪷ (K.) II Langt.; als GW in: bo᪷hē᪸rdli᪷ (;
Wa.), das hochherdli 1464U38a II Langt.; das lang härtlin
1530U42 II Thunst.

-i: i᪷m rehe᪸rti (Wi.) IV Adelb.

-ere: super Hardern 1275 V wo?, evtl. zu -er Interl./…;
von harteren matten 1537U35 I Biel; vgl. auch Hardern.

-lere: Hieher?: he᪷rdlərə (Wa.), du herdelere, extra herde-
lerun 1238, Härleren Einschlag im Frienisbergwald
1777/79C3 I Seed.

-er: hārdər (Wa.), der Harder 1534/35A, uff dem harder
1535U161, Harderberg 1779A V Interl./Unters./Ringg.;
ufəm hārdər (Wi., Wa.) V Ltbr. Gimm.; ~ (Wi.) V
Ltbr. Mürr.

als BW in Zuss.: V: 5.

Zugehörigkeit ungewiss: he᪷rtix (Wa., Wi.) I Tüsch.

dər hārtix (K.), Der hardich 1531U97, Der hardichacher
1531U97, zwu̍schen den hardeck achernn, vnnd ÿselin
1531U97 II Mülchi.


Schwzd. (nur noch in ONN) Hard m.f.n. ‹Gemeintrift›, ‹Flurna-
men von Waldungen oder von früher bewaldet gewesenen, jetzt
z. T. zu Feld gewordenen Gegenden› (Id. II; 1595f.; vgl. Kluge,
Etym. Wb.: Hart ‹Bergwald, waldiger Höhenzug›), ahd. hard
m.f.n.

Als Flurnamen weit über den dt. Sprachraum verbreitet (vgl.
P. Zinsli, in: Akten des VI. Int. Kongresses f. Namenforschung
1958, München (1961) III S. 802ff. mit Streuungsskizze für die
deutsche Schweiz), aber als Appellativ früh verschwunden (nach
Schwäb. Wb.: Mitte 16. Jhd.).

B) a) Dickhard bei I Lyss hat als BW entweder den FN Dick (in
der Gegend bezeugt) oder das Adj. ahd. dicki, mhd. dicke, dic
‹dick› i. S. von ‹dicht› (Id. XII, 1234 bzw. 1243).

b) Hartegg 1389 II Sum. gehört möglicherweise zu Hargart-, Ha-
retegg.

C) Bohärdli in II Langt. ist wahrscheinlich aus Ho(h)-durch den
benachbarten Namen Bowald abgelenkt.


Härd

hē᪸rd (I‒V = ~) m.

B) aa) Saage Herd 1701U170 III Bern.

ab) e᪷gli~ (K.) II Krauchth.

ac) rōt~ I Lengn.; rōtə~ I Piet.; uf əm rọ̄ətə~ (Hei.) IV
Bolt./Zweis.; ufəm rō᪷tə ~ (Wa.) IV Kandergr.; dər rō᪷t



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Sp. 207


~, bi᪷m rō᪷tə ~, rot herd 1524‒93U168 IV Kanderst.; rō᪷tə ~
(Bergsattel, Fels), Rotenherd 1620Rm, roter Herd 1757A,
1784A IV Reich./V Ltbr. Gimm.; u᪷f əm rō᪷tən ~ (Wald-
weg) V Innertk.; dər rot ~ V Isenfl.; Am Schwartzen
Herdtt 1535U101 II Ers.

b) I: 1; IV: 1; V: 2

Auswahl: ds ~lẹ̄əsli IV Zweis.; ds hē᪸rpe᪷xli (Hei.), im
Herdbächli 1742‒43C3, e᪸rdbe᪷xli᪷matə (K.) I Schüpf.; dər
~šlupf V Obried.

C) -ere: i᪷n dər hē᪸rdərrən (felsiger Abhang mit viel nackter
Erde) V Ltbr. Stech.

-nere: d hē᪸rdnərə IV Saanen.

-er: im he᪸rdər (hieher?; Hei.) II Waltw.

härdig: IV: 3; V: 8

Auswahl: hē᪸rdikre᪸bli (Graben, erdiger Holzschleif) V
Ringg.; hē᪸rdigs hörəli᪷ (kl. Gipfel) IV Adelb.; i᪷m hē᪸rdi᪷gə
šleif V Günd.; im hē᪸rdigšleif (Holzschleif) V Matten;
he᪸rdi᪷tsū᪷g, he᪸rdi᪷tsū᪷g IV Reut.


Schwzd. Hërd m. ‹Erde, Boden› (Id. II, 1597ff.), mhd. hert, -des
m., zum Adj. hërdig ‹Erde an sich habend› (Id. II, 1602).


Harder-Kulm s. Hard


Hardern

hārdərə (Dorf), Hardun 1250‒56, in Ardern 1310, zuͦ Har-
dern 1336, zuo harderenn 1532U4 … I Lyss.


Etymologie s. Hard


Härdöpfel

he᪸rdö᪷pfudamm (alte Aareschwelle zum Schutz der Kar-
toffelkulturen, hiess früher Seckelmeister-Schwelle) III
Belp; he᪸rdö᪷pfəlwē᪸g IV Zweis.

he᪸rdöpflərə III Blumst.


Schwzd. Hërd-, Erd-öpfel m. (Id. I, 379). Die geringe Zahl der Be-
lege gegenüber Saatfeldern mit anderer Bodenfrucht (Gerste,
Hanf/Flachs …) hängt wohl damit zusammen, dass die Kartoffel
bei uns erst im 18. Jhd. eingeführt wurde, und weist allgemein
auf das Alter unserer Flurnamengebung hin.


Haarischwand

hārišwand (Wa.), hārišwandšle᪸if (Waldschneise) V
Schatt.


Am ehesten wohl zum FN Hari (FNB III, 9).


Härmedinge

hē᪸rmədi᪷ŋŋə (Weiler), Hermenningen 1254, herdtmadin-
gen 1531U76, Hermendingen 1725/28C3, Hermandingen



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Sp. 208


1781/83C3, 1787A, 1792/93C, Hermandingen (Hermen-
dingen) 1838D II Ausw.

hē᪸rmədi᪷ŋŋərbexli᪷ (auch rō᪷t~) II Ausw.


Wahrscheinlich zum PN Hermann < *Hariman (Fm I, 774). Der
Vokalismus -ē᪸- könnte durch das benachbarte Ärbolligen beein-
flusst worden sein.


Härmli

d hē᪸rmliweŋ (Bergheu) V Gutt.


Schwzd. Hermeli n. ‹Wiesel›, mhd. harm, Dim. hermelîn (Id. II,
1607f. mit Hinweis auf die Bed. dieses Tieres im Volksglauben).


Harnisch

harni᪷šhu᪷ət, hi᪷ŋər/fordər (= u᪷ssər) (Hei.), Harnischhut
1796/97S III Boll.; bi dər hārnišliŋə (Quelle) IV Reut.;
harnišbe᪸rg III Boll./Muri; Harnischblätz (Ha.) 1838D II
Gond.

Hieher?, wohl eher zu Arnist (s. d.): dər hārniš, harnišwē̤d
(Wei.), am arnesch vier iuharttj an der schwartzen egg
1515U158 IV Bolt./Zweis.; im hārni᪷šd (Wildheuland) V
Ltbr. Gimm.; hārnišdbalm V Ltbr. Gimm.


Schwzd. Harnisch m., mhd. harnas, harnasch … ‹Kriegsausrü-
stung, schützende Metallrüstung, bes. Brust- oder Leibharnisch›
(Id. II, 1609ff.). Entweder Formübertragung in Flurnamen oder
Bezeichnung «harnischpflichtiger Güter» (vgl. Deutsches
Rechtswörterbuch V, 216).

Doch kann auch der FN Harnisch den Grundbesitzer bestim-
men; FN altbelegt u. a. in Wahlern BE (FNB III, 39).

Harnischlinge(n) in Reutigen für eine Quelle ist wohl Zss. mit
Chlinge(n) f., mhd. klinge f. ‹rauschender Bergbach› u. ä.; vgl.
den FLN Chlingende(r) Brunne(n) (Id. III, 657/58).

Harnischblätz, eigentlich ‹Geflecht aus Metallringen zu einem
Panzerhemde, auch dieses selbst; dann auch Putzlappen aus
schmiegsamem Geflecht von Eisendraht› (Id. V, 276f.).


Harone

i᪷m haronə (); scheune u. K.), von dryen Juchartten zu
dem horonnen hinder der Egg 1502U157, von dem horonn-
lin 1502U157 IV Bolt.


Vermutlich aus *hōh-rone(n), zu schwzd. Rone(n) m., ahd. rono
m., mhd. ron(e) m., f., ‹umgefallener bzw. abgehauener Baum-
stamm, truncus› (Id. VI, 1012ff.).


Harsch-

i mad heisset harschers acher 1480/90U44, ~ 1500U48 II
Kirchb.

hā᪷ršli᪷sma᪷t (Hei.), -wē᪸g IV Spiez.


(Alt)-schwzd. Harscher m. ‹Kriegsmann› (Id. II, 1640), zu Harst,
Harsch (Id. II, 1639). Hier wahrscheinlich als Besitzername,
wozu dann auch die diminuierte Form gehören könnte.




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Sp. 209


Harsch-/Horsch-

B) b) ein Jucharten genant der Haris acher 1554U108 III
Vech.; dər hōršbərg (Hei.), Horisperg 1389R2, Horgens-
berg 1432U78, horisperg 1460U78, in dem guot genampt Ha-
risperg 1472K4, zu Harsperg 1528A … Harisperg 1780C3,
Harrisberg 1838D II Sum.; hāršbərg (2 Hei.), Ab Sinem
gut dem harisperg acher und mad 1530U95, harennsperg
1530U95 … Horisperg hinder Rüdersweil 1794C3, Harris-
berg 1838D III Rüd.; im haršbərgbodə (Hei.), harš-
bərgwaud III Rüd.; von harisz ru̍tÿ 15. Jhd.U47 II Willad.

Hieher?: der hargisz acher 1531U59 II Rüdtl.


Im 1. Namenglied steckt ein alter, kaum mehr bestimmbarer
PN. Der Wechsel des Stammvokals von o zu a Ende des 15. Jhds.
scheint darauf hinzuweisen, dass dieser Name längst unbekannt
geworden ist.


Härsch-

he᪸ršmatt (; Hei.), Die haͤschmatten ist iij meder …,
hesch matten 1528U2 I Schüpf.

Hieher gehört wohl auch: am Hessz acher 1528U2, der
Häschacher 1642UP I Schüpf.


Wohl ein PN im ersten Kompositionsglied in der Lautung
Häsch- (nicht mehr zu entschlüsselnder Kurz- oder Über-
name?).


Hart

1. -hart:

e᪷ŋlitsmōs (Hei.), pratum quod vocatur Engelhartmuͦz
1260 III Mühleth.; ein madbletz ze gennhartz furt
1427U78 I Lyss; go᪷thard (2 Häuser), (hieher?:) Heinricus a
dim Gozharte 1275 I Schüpf.; i᪷m go᪷thard (Felspartie) V
Günd./Lütsch.; im nīthart (Dorfteil) V Leiss.; ds be᪸rə-
hartli (Hei.) IV Saanen; re̤inhārdərə (Hei.) III Köniz;
Der Richartt vier meder 1535U101 … III Worb; [truitthatt]
um 1540U168 IV Zweis.; trütharts hūs IV Zweis.; in dər
trüthartswē̤d (Wei.), Treuthardsweid 1838D IV Lenk; ds
trụ̈thārtli᪷ IV Saanen; Der walthert 1534U100 I Seed. Lobs.;
an der wolffhartts halden 1535U101 III Vech. Sinn.

2. Hart-:

ha᪷rtmansaxxər V Ltbr.; hartmans guͤt 1430U78 III Neu.;
von dem guͤt ze Hartmanns hus 1430U78 III Mühleb.
Rossh.; hartmanswīl, hārmiswīl (Wei.) IV Bolt.; u᪷f hār-
məldi᪷ŋə (Hei.), in Hartmutingen 1233, in Harmattingen
um 1320, in Hartmatingen um 1320, …, ab dem gutt Hartt-
mandingen 1543U154 IV Därst.

3. Hart(l)is-/Hertlis-:

Hartis-: ze Hartiseye in dem Forste 1364 III Mühleb.;
Harttisloch 1535U101 III Ueb.

Hartlis-: ds hartli᪷sho᪷rə (Berggipfel, s. u.) IV Reich.
Kienth.; predium quod vocatur Hardlinsbomin, quod si-
tum est prope villam que vocatur Ogie 1270/71 IV
Diemt. Oey? / vgl. auch Hartlisberg.





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Sp. 210

Hertlis-: dər he᪷rtlišbüəu, i᪷ ~ (K.), ein weid holtz und veld
heist im herttispuel 1498U46, Im hertispuͤl ein weid 1531U97
III Täg. Aemligen.

4. Zugehörigkeit unsicher: hart (Bergflanke; Geröll,
Schafberg) IV Reich. Kienth.; hārtli, ~štö᪷kxli (Häuser),
~axxər III Langn.; an den harting acher 1529U92 I Seed.
Frieswil.


Die Abgrenzung vom Etymon Hard ‹Bergwald, -weide› ist teil-
weise schwierig. Der Hart in IV Reich. liegt gegenüber den
Hard-Namen so extrem hoch, dass eine Aufnahme dort nicht an-
gezeigt ist; man beachte auch die Nähe des hartlisho᪷rə. Als Meto-
nymie muss die Bildung Gott~ betrachtet werden: so ist go᪷thard
I Schüpf. die scherzhafte Bezeichnung einer früheren Vor-
spann-Station am alten, steilen Weg nach Schüpberg.

German. *harđu- ‹stark, tapfer, kühn, (hart)› ist als Element in
dt. PNN sehr beliebt und verbreitet (vgl. Fm 749‒760). Bei den
vorliegenden Bildungen können folgende Stämme (nach Fm zi-
tiert) beteiligt sein:

Angil- (113), Gota- (680), Nid- (1159), Berin- (269), Ragin-
(1230f.), Rico- (1263), Wald- (1506), Vulf- (1651f.); -man (755),
-mod (756). Fraglich ist die Zuordnung bei gennhartz furt (? Ge-
nard, Fm 628) sowie bei den Bildungen auf hartis-, hartlis-, hert-
lis-. Treuthardt ist ein FN aus Zweisimmen.


Hart- s. auch Hert-


Hartlisberg

dər hartlisbē᪸rg (Weiler), Hartolsperg 1302, Hartolsberg
1307, Hartoltzperg 1308, ze Hartolsberge 1326, de Har-
tolzberg 1336, am Hartolfsberg 1349, Hartolsberg 1364,
Hartoltsperg 1381, Harttisperg 1446UT, hartisperg
1485U139, Hartisperg 1558UP, am Hartlisberg 1566A … III
Steff.


Zum PN Hartolf (Fm I, 760).


Hartsch- †

Hartscheren (Hof an der Bernstrasse, beim Landsitz
Schönbühl) 1838D III Steff. S. auch Harz

Hieher gehört wohl auch: Im hattschenbodem …
1502U157, 1515U158 IV Zweis.


Wahrscheinlich zum FN Hartschi, der sich in Thun (FRB IX, 98:
Peter Hartschi, burger ze Thuno) und Zweisimmen (1515U158:
hanns hartschis guͤtt genampt Das ried) nachweisen lässt.


Harz

hārts n. (= ~)

B) b) ~grabə (Wa.) II Krauchth.; ~hü᪷ttə (Hei.) III Eg-
giw.





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Sp. 211

C) -ere: hārtsərə (Hei.), ~waud III Belpb.; i dər hā᪷rtšərə,
hā᪷rtsərə (Wa.) III Heil.; i᪷ dər hārtsərə (Hei.) III Wah-
lern.

-er: u᪷f əm hārtsər (Wei., Hütte) II Sum.; dər ~ (Hei.) III
Eggiw.; u᪷f əm ~ (Ha.) III Rüd.; i᪷m ~ (Hei.) III Worb.

Als BW in Zuss.: II: 3; III: 2.

-is (< -ers?): im hārtsisbo᪷də (Alp, Ha.), obəm ~, fordər ~,
hi᪷ndər ~, Harzesboden 1796C3 V Habk.; dər hartsisbodən
(Alpstafel) V Iseltw.

-ig: im hārtsi᪷g te᪸nnəli᪷ (Wa.) V Obried.


Schwzd. Harz n., Bedeutung wie nhd. (Id. II, 1654), ahd. harz
stmn. Harzere(n): wahrscheinlich Name eines Ortes, wo man
reichlich Harz fand (Id. II, 1657). Harzer: entweder unmittelbar
zum N. Sg. Harzer m. ‹Harzsammler› oder Kurzform für ur-
sprünglich zweigliedrige Benennung, etwa Harz-wald > Harzer
(vgl. Bremer u. ä.).

Das Gewerbe des Harzens ‹Harzsammelns› war in frühern Jahr-
hunderten weit verbreitet, und es mussten gelegentlich Verbote
gegen die den Wald schädigende Tätigkeit erlassen werden, vgl.
die Belege in Id. II, 1656; ferner L. Siegwart, Über die Harzge-
winnung in den Wäldern, in: SAVk 38 (1940), 119‒121. Das
Sammeln von Lärchenharz hiess lörtsche(n) (Id. III, 1387).


Härz

ds hē᪸rts (herzförmiger Felsen) IV Saanen; hē᪸rts (Mad) V
Bön.; hē᪸rts (Wei.) V Brienzw.

Ein bünen Enetthalb der hertz bleÿen, Ein gartten Jnn
der Hertz bleÿen 1531U59 II Aeflg.; der hertzstalden um
1530U142 III Steff.; zwey meder genempt Sewli und die
Haͤrtzstuda 1360N IV wo? (Obersimmental).

u᪷fəm hē᪸rtsəmbē᪸rg (Alp) IV Lenk.


Schwzd. Hërz n., Bedeutung wie nhd. (Id. II, 1657ff.). Teilweise
ist ein anderer Ursprung denkbar (mit volksetymologischer An-
lehnung), vor allem ein PN Herzo (Fm I, 845), z. B. in Härzem-
bärg (Lenk).


Haas

hās m.

A) dər hās, i᪷m ~ (kl. Hei.) IV Lenk.

Hieher?: i᪷m hāsə (Hei.) III Höfen.

B) b) hasə-, vz. hāsə- (I, II).

I. 29; II: 21; III: 26; IV: 13; V: 9

darunter:

~acher I: 6; II: 3; III: 2

~holz, ~hölzli I: 4; III: 1; IV: 2

~matt I: 2; II: 3; III: 2

~ried, ~riedli I: 3; II: 2

~sprung I: 3; III: 3; IV: 1

Auswahl: i᪷m hasənaxxər, hasenacker 1469C2, hasenacher
1532U4 I Grossaffolt.; d hasəfu᪷rə, i᪷ dər ~, hasen furen
1488U156 … IV St. Steph.; einer huͦben zu Mengestorff, der
man spricht Hasen guͦtt 1318N (Vidimus von 1554) III Kö-
niz; i᪷m hasəhouts (K.), bym hasenholtz 1528U2 … I Meik.;



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Sp. 212


i madt vor dem hasen krummen 1521U31 … I Eps.; hasəlẹ̄
(Hei.), Hasenlen 1442‒69Ar … III Trubsch.; ds hasəlo᪷x,
aseloc 1312Zw, 1324Mw, Anseloque 1324MW, das Hasenloch
1610U152 … IV Saanen; Hasenmos 1379, 1389 … III
Schangn.; i᪷m hasənȫri (K., kl. dreieckiges Stück zwi-
schen zwei Wegen) II Kernenr.; hasəbo᪷də (Wei.), hasen-
boden 1524‒93U168 … IV Reich. Kienth.; i᪷m ha᪷səšpru᪷ŋ
(Hei.), Hasensprung 1707A I Bargen; in dər hasəšluəxt,
hasəlšlü᪷əxt (Bodenvertiefung im Wald) V Brienzw.;
hasəwaŋ (K.), Hasÿ wang 1535U161, Hasibang 1838D III
Sigr. Aeschlen; in dər hasəwē̤d (abgelegenes Hei.), Ha-
senweid 1789A IV Lenk.

has-/hās-:

~axxər III Sigr.; ager dictus «der Hasacher» 1313 III
Thun?; ~hüsli (Hei.), Hasenfang (Hasenhaus, Retsch-
haus) 1838D II Waltw.; ~ouli (Wei.), ~ouligrabə V Un-
ters.; hā᪷sweid (Acker) II Madisw.

C) -li: iuxta agrum dictum «Heslis-acher» 1310 II Jeg.;
scopose dicte «Hesliz schuͦposse» 1333 III Grhöchst.

-i: dər he᪸siaxxər (K.) III Nofl. (liegt bei he᪸sənə s. u.).

Hieher?: Hasis acher 1528U2, hasismatt, hasismattacher
1528U2 I Seed.

-ere: d hāsərrən V Gadm.

-ənə: d he᪸sənə (Hei.), Zur hesinen um 1530U142 III Nofl.

-er: (hieher?, vgl. Hasel C)) die hasers mattann 1531U59 I
Rapp. Bittw.


Schwzd. Hās m. (Id. II, 1664ff.), ahd. haso, mhd. hase ‹Hase›. In
vielen Fällen kann nicht sicher entschieden werden, ob das Ap-
pellativ oder der gleichlautende FN zugrunde liegt, der in zahl-
reichen Gemeinden nachweisbar ist.

Haserren (kollekt. -āria-Bildung) bedeutet eine ‹Stelle, wo es
viele Hasen gibt›.


Hasel/Hasli

A) i də hāslə (Weg) I Twann; im hasu (K.) II Sum.; in den
haszlen (Wa.) 1531U97 III Bern Matzenried; ha᪷su᪷ (Dorf-
schaft, K.), von hasel 1432U78, Hasle an der brugg 1456Rq7,
von dem hoff von Hasell 1501Rq7 … III Ferenb.; Ein
Holltz so ein allmendt wasz In den Haslen genant
1530U132 III Köniz Wabern; uf, i də haslə (mehrere Hei.),
zun Haslen 1656U153, 1668U152 … IV Saanen.

B) b) I: 5; II: 22; III: 42; IV: 10; V: 7

davon Zuss. mit ~axxər I: 1; II: 4; III: 13; IV: 3; V: 1

~holts, -li I: 1; II: 3; III: 7; IV: 2; V: 3

Auswahl: In den hasel acheren obem dorff 1531U96 … III
Köniz Liebew.; ds hasuhouts (Wa.), Haselholtz 1352 …
III Köniz Schliern; eine min Matten, gelegen … under
der Haselstuden um 1400K6 II Jeg.; ze der Haselstuden
1357 III Belp; haselstudacher 1531U59 II Zaugg.

C) Hasli I: 2; II: 7; III: 18; IV: 11; V: 3





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Sp. 213

CA) Hasle 1269 I Schüpf.; i᪸m ha᪷sli᪸ o᪷bə (Hei.), das hasli
1528U2, im hasle 1534U100 I Seed. Lobs.; haslÿ 1480/90U44 II
Alchenst.; in dem Hasle 1364 II Burgd.; Hasle bBurg-
dorf (s. d.); im Wald Haszli 1599Rq1 … II Lütz.; i᪷m ~ (K.)
II Mötschw.; ~ (Acker), Haslÿ 1531U51 II Rumend.; ze
hasele bi dem estürlin 1437U56, ze hasli ushin iii juharten
1437U56 … II Utztf.; ds ~ (Hei.) III Arni; im ~, hiŋər/
fordər (2 Häuser, K.), ob den Eimatten da staht aber ein
stein oben im Hasli im eggen 1508 (Kopie
16./17. Jhd.)U170 …, bis an den Hasslj Eggen obenher den
Ey-Matten 1724U170, (hieher?:) ob dem Wissenstein in
dem Hasle 1379 III Bern; ds ~ (mehrere Hei.), Hasela
1250‒56 … III Bigl.; ds ~ (Wa.), im Hasli änet der Rotta-
chen 1569C3 III Brenzk./Oppl.; ds ~ (K.) III Freim.; ~
(Hei.), Im haszle 1531U97 … III Grhöchst.; underm Hasle
1361 Kirchd.; hasli … (holtz des gotshus zu kappellen)
1434U120 III Mühleb.; ~, ds fo᪷rdər/hi᪷ŋər (2 Hei.), haszle
um 1530U142, Hasli 1567A III Obdiessb.; haszle 1531U97 III
Obthal; Hasli 1389‒1460Ud III Rigg.; im ~ (K.), dasz
haszlin 1531U60 III Rub.; ~ (Wirtschaft, 3 Hei.), Hasle
1342, 1343, 1354, hasli 1417Uk2 … haslach 1487K10, Hasle
1533U133 … III Rüegg./Rüml.; ds ~ (Weiler, K.), im Hasli
1442‒69Ar … III Sign.; Hasle 1589A III Thier.; i᪷m ~ (Wa.)
III Thun; ~ (Hei.), hasle 1534U100 III Worb; i᪷m ~, hasslin
1502U157 … IV Bolt.; ds ~ (2 Hei.), in Hasle 1233, 1276,
um 1320, de Hasele um 1320, Hasle 1348/58N … IV
Därst.; ds ~ (Weiler, 4 Hei.), Hasli 1364 … IV Diemt.;
Johans Zigerstogker von Hasle 1368, zem Hasle 1396Rq3,
1397Rq3 … IV Erlenb.; i᪷m ~, fordər/hindər (Pürt), im Has-
lin 1383 … IV Frut.; ~ (Wei.) IV Reich. Faltschen; im ~
(2 Hei.), Im Haszle 1524‒93U168 IV Reich. Kien-Aris; im ~
(K.), Ab einer matten zuͦ ru̍dlen … Nempt sich Jm haszlj
(1512) 1530U95 … IV Reich. Wengi; Chvͦnrat jm hasle
1317N IV Reich. wo?; ~ IV Saanen; ~ (Hei.), Im Hasslj
1543U154 … IV Wimm.; hassle 1497‒1516U167 IV Zweis.; ds
~, hasləni᪷, in haslənən (Wei. mit Scheunen) V Brienzw.;
Jm haszle 1525U90, 1530U95 V Iseltw. (vgl. auch Hasli,
Landschaft).


CB) ac) Niderhasli 1618/19A V wo?; Oberhasli V: vgl.
Hasli, Landschaft.

b) I: 5; II: 13; III: 27; IV: 11; V: 1

Auswahl: hasellacher 1531U97, haszlj acher 1531U97
(Nachtrag), haszle acher 1673U100 III Grhöchst.; hasly
veld 1480/90U44 II Leimw.; haszly veldt 1531U76 II Ur-
senb.; haslimat (2 Hei.), Haslimatt 1641A II Trachsw.;
hasləbax (2 Hei.), Haslibach 1389R2 … II Sum.; i᪷m
hasəlbē᪸rg (Hei.), das gutt Hassliberg 1543U154, Haselberg
1838D IV Därst.; Hasliberg (Gde.) V (s. d.); hasli᪷špi᪷ts,
hasəl- (Inselchen im Bachgraben) IV Reich. Wengi.

Haslere:

die haslerra um 1409U1 … I Aarb.; i᪷ dər ha᪷slərə (Wa.), has-
lerenn 1532U4 I Bargen; hasleren 1528U2 I Grossaffolt.;



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Sp. 214


haslerenn 1532U4 I NdriedbK.; hā᪷slərə (Acker) I
Walpw.; haslərə (Hei.) III Rüsch.; ~ (3 Hei.) IV Aeschi;
haslerra (Hei.) V Ltbr. Weng.

Zuss. mit haslərə als BW: I: 1; III: 1; IV: 2; V: 1

Auswahl: ~nek () (hier soll 1332 die Niederlage der
Oberhasler durch die Freiherren von Weissenburg statt-
gefunden haben) V Bön./Matten; haslerren guͦt 1430U78
III Neu.; obsich an der Haslern weid um 1540U168 IV
Reich.

Hasler(s): haslər, haslənaxxər (Acker), haslers acher
1531U59, hasers acher 1531U59 I Rapp. Bittw.; dər haslər
(Wa.) II Obburg; daz holtz ime Hasler 1378 III Ob-
diessb.; haszler um 1530U143 III Obhof.

haslər~: I: 1; III: 2; IV: 4; V: 1

Auswahl: ~họ̈ubē᪸rg (Wildheugebiet) IV Lenk; ~bē᪸rg
(Alp), Haslerroberg 1317N, Haselberg 1548U160, ann has-
zelberg 1573U160, am haslerberg 1610U160 … IV Lenk; an
Haslers Loͤuwinon 1361/69N (Kopie 15. Jhd.) IV Erlenb.

haslig: di᪷ haslịgi brü᪷k, bi᪷r haslịgə ~ IV Reich. Kienth.


Schwzd. Hasle(n) (Id. II, 1677ff.), ahd. hasal(a) m. f., mhd. hasel
f. ‹Haselnussstrauch›.

Hasli ist eine altdt. Kollektivbildung *hasal-ahi ‹Haselge-
sträuch› (vgl. Äschi, Eichi, u. ähnliche ONN). Dasselbe bedeutet
Haslere(n) aus *hasal-āria (vgl. Farnere(n), Eichlere(n) u. ä.).

Teilweise könnten solche Gebilde freilich auch auf die Perso-
nenbezeichnung Hasler bezogen werden, wie Haslerenegg. Auch
Formen auf -er mögen z. T. blosse Kürzungen ursprünglicher
Zusammensetzungen sein, etwa Hasler < *haslən-axxər (vgl.
Bremer u. ä.), oder mit dem blossen Familiennamen erklärt wer-
den.

Schwierig zu deuten ist die hasligi Brügg, eine Benennung, die
sich anscheinend auf die Umgebung (Haselstauden am Bach) be-
zieht und nicht auf den patronymisch durch -i(n)g abgeleiteten
Familiennamen, ‹die Brücke der Haslig›, der Hasler.


Haasele

I schuͦpassen, dü da heiset Hanselden bi Nider-Fultin-
gen 1280, Hanseld 1302, 1348, in der zelgen zu Hansol-
den 1356, die acher in der hannselenn um 1533U133, hann-
sellmatte um 1533U133 III Rüegg. Hinterf.

ts hāsələ (Weiler), dz guͦt ze Henseldon 1304, 1354, Han-
selden um 1430U78, zu Hansselen 1613UT, Hanselen 1637A
… 1838D IV Reich. Scharn.; hāsələwald IV Reich.

i dər mōshāsələ (Hei., K.) IV Aeschi.


Nach den alten Belegen (auf -d-) ist es keine Ableitung auf -a zu
Hansel (wie Hubschm. Frut. S. 51 annimmt); eher eine Zuss. mit
dem GW mhd. selde, ahd. selida ‹Wohnung, Haus, Herberge›
(Id. VII, 848f.); BW unklar (PN?). Davon abgeleitet der FN:
Ulr. Hanselder 1401 Frut.


Hasle b. Burgdorf s. Hasle-Rüegsau




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Sp. 215


Hasle-Rüegsau

ts hasli (Dorf, Gde.), Hasle 1250‒56, Hasela 1275N, Hasle
1317, 1353, 1369, 1370, 1377, 1382, 1383, 1387, 1388, 1389
… hasli nach 1430U78 … Hassly 1531U52 … Hassle 1574U53,
1577C3, Hassli 1584‒85C3, 1589‒92C3, Hasle 1838D II
Hasle.

dər haslibe᪸rg (Hügelzug, Wa.), Jm haslÿ berg 1531U52,
Haslÿ brunen 1531U52 II Hasle.


Die Endung -e kennzeichnet die heutige amtliche Schreibform,
wodurch der Name dieses Dorfes von den andern Hasl-i abgeho-
ben werden soll.

Etymologie s. Hasel/Hasli.


Hasli Landschaft

haslital, o᪷bərhasli᪷ (; Amtsbezirk, Talschaft).

Vallis in Hasel 1. Hälfte 13. Jhd., de Hasele 1231, Haslital
1234, de Hasile 1246, Hasiltal 1248, Halsital 1248 … de
Hasela 1254/55, Haselahe 1255, Haseltal 1269, Hasle
1269N, 1272, in Hasile 1272, in Hasele 1273, de Hasla
1280, Haselach 1310, vallem Hasle 1310 … in Hasle
um 1350K5, Hasla 1353, Hasle 1354 … Haslach 1358 …
Hasli 1372 … Hasle 1382, 1383, 1445Rq4, Hasli 1445Rq5
Haszli 1493U84, landtschafft und kilchspel Haszle
1524‒80U169 … Hasli im Wyszland 1577Sch … Oberhassle
1633UT … Oberhasli 1810Rq3, Oberhasle 1838D … V.

Hasle im Grund, oder Innertkirchet 1838D (Kirchge-
meinde, bis 1834 bei Meiringen) V Innertk.

d hasli ju᪷ŋfrou (= Wetterhorn, Pt. 3701) V Grindelw.


Mit Hasli werden in mehreren Fällen (z. B. 1280, 1353, 1382)
Kirche und Kirchgemeinde von Meiringen bezeichnet.

Etymologie s. Hasel/Hasli.


Hasli s. auch Hasel/Hasli


Hasliberg

dər hạslibē᪸rg, am ~ (Gde.), ze Hasle an dem berge 1358,
am Haszle Berg 1578U163, Hassliberg 1585‒86C3, am Hass-
leberg 1605Rq1, am Hasslerberg 1704‒19C4, Hasslee-Berg
1762A V Haslib.

d haslibē᪸rgštrāss () V Meir.


Etymologie s. Hasel/Hasli.


Hasp-

hastmatta 1436U121 III Ferenb. Bib.

hašpi, ~lox (= Aspi, s. d.) II Krauchth.; unam posam
terre sitam zem haspin, under haspin 1436U121, das aspi
holtz und veld 1532U125 III Ferenb. Bib.


Gehört zu Asp- (vgl. Aspe/Espe, C). Das prothetische h der ur-
kundlichen Formen ist wohl nur als besondere Schreibung zu in-
terpretieren, ebenso -tm- statt -pm- bei hastmatta.




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Sp. 216


Haspel

A) beym Haspel (Landgut, jetzt = Simongut) 1795‒97C3
III Bern.

B) b) im Haspel-Gässli 1794C3 III Bern; hašpugrabə III
Eggiw.; Haspelgut (= Haspel, vgl. A)) 1795‒97C3 III
Bern; Haspelmatte (= Haspel) 1838D, 1850J III Bern;
hašpəlwē᪸g I Twann.

C) hašpəli (Ha., K.) II Dürrenr.; im ~ (K.) III Uet.


Schwzd. Haspel m. ‹Gerät zum Ab- und Aufwinden von Garn›
(Id. II, 1760ff.); aber auch Vorrichtung zum Heraufziehen von
Wagen auf steilen Strassen, wozu wohl das Haspel-Gässli in
Bern; früher aber auch ein PN, der möglicherweise in der Land-
gut benennung Haspel (Bern) steckt. Ob die bildliche Bed. ‹Hin-
dernis, Unordnung› auch in ONN verankert ist, bleibt ungesi-
chert, vielleicht im Haspelgrabe(n) (Eggiwil). Siehe auch unter
Haspi.


Hätschi †

von hätschis Rütin um 1426U78 II Aarw.


Affektive Bildung zu einem auf Hatt- reduzierten PN (vielleicht
aus altdt. Hadu-) mit dem besonders in der Umgebung von -i
entwickelten palatalen Suffix -tsch(i).


Hatt-/Hätt-

B) hattəmatt (2 Hei.), hattəmatho᪷ụts (Wa.), von dem guͦt
genemt hattenmatt 1432U78, ze hattenmatt 1484U126, 1521A,
zuͦ hattenmatt 1533U129 … III Gugg.; he᪸ttəbe᪸rg (Häuser,
K.), he᪸ttəbe᪸rgwaụd (Wa.), ein Jucherten bÿ der stein-
gruͦben, Stost vor an steinbruch, hindenn an Hettennberg
1531U97, vnderm hettenberg 1531U97, Hättenberg 1735S,
Hattenberg 1838D, 1850J III Boll.; hattəbe᪸rg, i᪷m fōrdərə
~/i᪷m hi᪷ŋərə ~ (2 Hei.), vor dem Wald Attemberg
1424Rq1, March des Kilchenholtzlys bim Hattenberg
1536Rq7, 1576Rq7 … III Wilerolt.

hattəbüəl (Hei.), von dem Hattenbuͤl 1487U166, von einem
guͦt genannt attennbuͤl 1493U84, von einem guͦt genempt
der hattenbuͤl 1538U148 … IV Aeschi; hattəbüəl (Hei.) IV
Reich. Faltschen.

hetti graben 1524‒80U168 IV Reich. Wengi.

hattụaxxər (K.), hattụmatə (K.), hattụrein (Wa.),
hattụwaud (Wa.) I Schüpf.


Zum altdt. PN Hatto (Fm I, 790: «Hatto sehr häufig»). Die um-
gelauteten Formen können aus dem schwach flektierten Gen.
Hattin erklärt werden. Doch ist 780 in St. Gallen auch der PN
Haeddo bezeugt.


Hattigen

hatti᪷gə, i᪷m ~ (Weiler), de Hattingen 1275, Plebanus in
Hattingen 1275, bonum in Hattingen quod colit Ita ab
dem Buͤl 1323, daz gut, daz Uͤlli Niclis von Hattingen bu-



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Sp. 217


wet … gebent die von Hattingen von dem twing ze Uͤten-
dorff … 1370, ze hattingen 1493U84, 1498U46 … Hättigen b.
Amsoldingen 1576C3 … III Längenb.

am zuhn der Hattinggassen 1739UT, hattig matten 1498U46,
hatti᪷gmōs (K., ehem. Moos) III Längenb.


-ingen-Ableitung zum altdt. PN Hatto (Fm I, 790).


Hatz- s. Hetz-/Hatz-


Hau- s. Hou-


Hauert- s. Houert-


Haueter s. Houeter


Hauri s. Houri



Hausen b. Meiringen s. Huus


Häusernmoos im Emmental

ts hüsərəmōs (; Weiler), zun Hu̍sern 1482Rq1, Häu-
sernmoos 1838D II Affolt.


Etymologie s. Huus


Haussener s. Houssener



Häutligen

hụ̈tligə (Dorf, Gde.), in Hutlingen, de Huitlingen 1240,
de Huͤtlingen 1333, von Hu̍tlingen um 1340N, 1349N, 1353,
1354 … hüttlingen 1452U79 … Hütlingen der Kirchhöre
Münsingen 1738/39C3 … Häutligen 1838D, Hütligen 1850J
III Häutl.


-ingen-Name zu einem altdt. PN der Gruppe Huto oder ähnlich
(Fm I, 921); Hutilo ist dort nur einmal belegt, ohne Lokalisie-
rungsmöglichkeit. Grundlage *ze den hutilingun ‹bei den Leuten
des Hutilo›.

Vgl. den entsprechenden, noch nicht verneuhochdeutschten
thurg. Gemeindenamen Hüttlingen.


Häx

A) he᪸ks, tsu᪷r ~ uəhə (früher hohle Buche) II Farn.; d he᪸ks
(K., früher sollen dort Hexen verbrannt worden sein) II
Wolfisb.





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Sp. 218

B) b) he᪸ksə-: (he᪸ksə = ~) ~grabə III Eggiw.; Hexenhu-
bel 1850J III Mühleb.; ~xessəl (Abschluss Fallbach-
Fälle) III Blumst.; ~xessəl III Obdiessb.; ~xessəl (Na-
turwunder: kl. Kessel, in dem das Wasser fast ringsum
getrieben wird) IV Reich. Kienth.; ~xessəl (Loch zu-
oberst im Höllgraben) IV Reut.; ~mi᪷lxər (Heumad:
Sage, verhextes Kraut) V Isenfl.; ~plats (Anhöhe im
Buchwald) II Roggw.; ~plats (Wa.) II Steckh.; ~mbö᪷-
dəli (Bergwei.) IV Zweis.; ~po᪷rt (steile Wei.) III Arni;
~sẹ̄uwli V Brienz; ~štei (oder be᪸ixləštei; errat. Block) II
Krauchth.; ~šụ̈̄rli III Langn.; ~tants (ebener Platz auf
Fluh) III Gugg.; ufəm ~tants (Alp, nicht beweidbar,
Sage) V Grindelw. Holzm.; ~we᪸udli (steiler Wa.) III
Arni.

C) -er: he᪸ksər (Wa.), he᪸ksərhụ̈sli (Haus) III Langn.


Schwzd. Hex f. ‹Hexe, Unholdin›, mhd. hecse, häxe f., ahd. hag-
zissa u. ä. (Id. II, 1825ff.; Kluge, Etym. Wb.). ‒ Namen verrufe-
ner Örtlichkeiten, meist von bestimmten Tanzplätzen der Un-
holdinnen mit dem Teufel; Stellen, an die sich oft unheimliche
Sagen geknüpft haben.


Hebamme

hebamməwe᪸gli (schmales, abkürzendes Weglein) II
Krauchth.; hebammewe᪸udli (Wa.; = xeibholə) I Safn.


Schwzd. Hebamm(e) f. ‹Geburtshelferin› (Id. II, 212f.).


Hecht

he᪷xtəbu᪷xt I Erlach.

he᪷xtlismattə (K.) I Erlach; der hofstat, dero man spricht
Hechtlerron hofstat 1362 I Erlach.


Schwzd. Hecht, Bedeutung wie nhd., mhd. hech(e)t aus ahd. ha-
chit (Id. II; 891). Die im 2. Abschnitt aufgeführten Belege müs-
sen sich auf einen PN beziehen: Hechtli ist Frauenname in Er-
lach 1362 (FRB VIII, 448).


Heg- s. Haag-/Heg-


Heggidorn s. Haag-/Heg-


Hei(e)-

dər heịgrabə (Bach), heigraben, Heÿgraben um 1530U142,
heịgrabəaxxər (K. am Graben) III Freim.

d heiəmatt (Hei.), Heyenmatt 1838D, dər heiəgrabə (Wa.,
früher: Heienmattgraben), heiəmatgrabəwaud III Ob-
wicht.; dər heigrabə (Wa., früher: Heiengrabenwald,
grenzt an den heiəmatgrabəwaud) III Herbl.


Aus den heutigen Namenzusammensetzungen darf geschlossen
werden, dass einmal ein grösseres Gebiet Hei hiess.

Mhd. heie f. ‹Hegung; gehegter Wald› (Lex. I, 1209). Sonst im



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Sp. 219


Schwzd. allerdings nur in der Kollektivbildung Ge-hei bekannt.
Nicht auszuschliessen wäre eine sekundäre Dissimilation von
*Gheigrabe(n) > Heigrabe(n), wonach auch die übrigen benach-
barten Namen auf Hei ausgeglichen worden wären.

Ghei

khei (vz. kxei II BürzH.) n.; K., meist haldig.

A) under dem ghey 1528U2, stost an das ghey 1532U4 I
Grossaffolt.; ij juchertten im key, stost an die keystu-
den 1531U59 II BürzH.; i ds khei uəxə (K.), in den zweÿen
matten in dem geheÿ 15. Jhd.U47, i mad im gehey 1500U48 II
Krauchth.; ds khei II Limp.; dz guͦt dz do heisset dz ge-
heige 15. Jhd.U47 III Bigl.; ds khēi (Hei.), wider das gheÿ
1531U97, G'hey (Ha.) 1838D III Vech.; ds khei,
ist das selbend geheissen zuͦ unsern ziten das gehei
Mitte 15. Jhd.Ch4, im Ghey 1850J IV Spiez.

B) ac) daz nider gehey 1488‒1514U166 IV Spiez; im uŋərə
khei III Stettl.

b) stost fürcher an die key acher; genannt das keÿ acherlÿ
1531U59 II BürzH.; das Gheygut 17. Jhd.UP III Bigl.; khei-
höutsli II BürzH.; kheihouts III Vech.; der keiboum
acher 1531U59 II Aeflg.; an keÿ brunnen, am keÿbuͤll
acher, an den keÿbuͤll hag, an die key studen 1531U59 II
BürzH.


Schwzd. Ge-hei n. ‹Gehege›, in der ä. Sprache auch i. S. von ge-
hegtem Holz (Id. II, 851); mhd. gehei, geheie n. ‹Hegung, Pflege,
gehegter Wald› (Lexer I, 786), zum Verb mhd. heien ‹hegen,
schützen, pflegen›.

Die Belege sind von Ge-hij n. ‹steiler Abgrund› (Id. II; 1100; Zs.,
Gr. u. Gr. 319) trotz gelegentlichem Hinweis auf haldiges Ge-
lände zu trennen, da die urk. Lautungen die alten, nicht erst hia-
tusbedingten ei-Lautungen erweisen.


Heid

Gliederung:


I Heid ‹offenes Feld›
II Heid ‹Pflanze(n) auf der Heide›
III Heiti ‹Heidelbeere›/Heitere
IV Heide ‹paganus›
V Heide ‹Buchweizen›
VI PNN

I.

A) heid, obəri/uŋəri ~ I Stud.; grōssi/xlịnnị hẹ̄d, ab ei-
nem stuck erdterich genant uff der heydt 1591U130, auf der
Heidt 1673A, ab der Heid 1772A, auf der Heid 1850J, III
Gugg.

B) aa) blatəhẹ̄d (Wei., Wa.), der berg du̍ usser Blattenheit,
du̍ inre Blattenheit 1348, genempt die Inderblattenheit
1361, an Blattenheid 1548UT, 1613UT, blatəhẹ̄dšpi᪷ts (Berg-
gipfel) III Blumst.; gouxət, gouxərt u. ä. (= Gouch-heid)
s. oben unter Gouch.

ad) u᪷ndərheid (Weiler Unterheid b. Meiringen), under
der Heid genannt 1753U164, 1770‒72A, auf der Heid 1786C3,



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Sp. 220


unter der Heid 1787‒88C3, Unterheid 1835U164a, 1850J V
Meir.

b) hẹ̄dflü᪷ə (Felsenabsturz nach der Sense) III Gugg.


C) -li: ds heidli (verschiedene Hei.), eiheidlikxanāl V
Meir.

-len/-ler: an die heidlen 1529U92, 1531U3, i juchertten der
heidler genant 1531U3 I Rad.


Schwzd. Heid f. ‹das weite, offene Feld, im Gegensatz zur ge-
schlossenen, engern Gemarkung des Dorfes›, mhd. heide, got.
haiþi f. ‹Feld, Acker›; in zahlreichen Flurnamen verbreitet (Id.
II, 988f.). Nach Kluge, Etym. Wb., ist die Grundbedeutung aber
‹unbewohntes Land, Wildnis›. Dagegen Jost Trier, in: Arch. f.
Lit. u. Volksdichtung I (1949) S. 63‒105: «eine alte Bedeutung
von heide ist ‹Mark, gemeine Mark, Allmende, Gemeinheit›».
Mit der Auflösung des Gemeinschaftsbesitzes im 18. Jhd. wurde
dem Wort Heide der letzte schwache Rest seines eigentlichen
Grundes entzogen und kann zum ausgeschiedenen Privatlehen
werden, wofür noch unser Beleg ‹in den sogenannten Heyden
oder Lehlenen› (Chorgerichts-Manual Oberhasli 1704 StAB) zu
zeugen scheint. Schliesslich bezeichnet Heide bloss noch eine
Landschaftsstrecke von bestimmter äusserer Beschaffenheit. ‒
Gegen Triers Etymologie spricht freilich die Lehnübersetzung
‹der Heide› = paganus s. unter IV.

II.

B) ad) im Gheid, Geheid 1717Jv II Lotzw.; ds khẹ̄d (Wa.)
III Bow.; im ghe᪸id (steiler, ehemaliger Wildheuhang) V
Haslib.

der gheid acher 1535U101 III Worb Rüf.

b) I: 2; II: 4; III: 11; IV: 2; V: 4

davon: ~moos I: 2; II: 4; III: 3

~büel III: 6; V: 3

Auswahl: hẹ̄dhu᪷bu, Hiitihubel 1911Fr (Hügel) III Gugg.;
he᪷idmō᪷s (Wi., moosig, drainiert), by dem heidmos 1528U2,
Heidenmoos 1850J I Grossaffolt.; hẹipmi᪷s (Hei.), Hei-
denmoos 1850J II Hasle; heidəmōs (Quartier), Heiden-
moos 1850J II Herzb.; heidmōs (), auch: i᪷ də heitmö᪷sər
(K.), bim heidmosz 1531U59 II Kernenr.; i mad im heit-
tenmos 1498U46 III Konolf.; vsz dem Heidmos 1563U110,
heidmosz 1569U72, Heidmoos 1850J III Vech.; heidmō᪷s
(K., drainiert), vnder am heidmosz 1531U97, Heytmoos
1850J III Wohlen Mörisw.; im hē̤pu (Weiler), dər obər ~
(Hei.), Jm Hebbuͤll 1479‒1563Ar, [am Höuwbuͤl] 1547U137,
Jm Heÿbüel, im Heÿbüel guͦt im Eggiwÿl, die Heibüel-
weidt 1597 (Signau, Urbar Nr. 5), im Heytbüell 1631UP
III Eggiw.; dər hē̤pu᪷ (3 Hei.), von dem heid buͤll 1531U136
… III Trub/Trubsch.; hẹ̄dbụ̈əu (Hei.), Heidbühl 1850J
III Wattw.; heipi᪷əl (Hubel, Gestrüpp), Heitbühl = Hei-
denbühl 1850J (Mit der bezeichnenden Bemerkung: von
der Sage als Wohnort der ältesten Talansiedler bezeich-
net) V Grindelw.; ufəm hẹ̄pü᪷əl (Alpgebiet) V Habk.; dər
heitwaŋ (Wei.) V Sax.; Heitenweid 1711Bärtschi IV Adelb.

Hieher?: heppəltregli (Wässerchen und kleiner Trog im
Wald, nicht id. mit dem dortigen hẹipi᪷əl) V Ltbr.





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Sp. 221

C) -i: he᪷idi, im ~ hiŋər (gr. Wa. mit Entsumpfungsgrä-
ben), Heidi, auch Heidimoos (ausgedehnter Sumpfbo-
den am Weg nach Lüterkofen) 1850J I Leuz.

kxeidị, kheidị (Wiese, ehemals Moos) II Bleienb.


Name verschiedener auf der Heide wachsender Pflanzen, Heide-
kraut u. ä. (Syn. Brǖsch, Besem-Ris, wilde Sevi) Id. II, 989, 2;
Kluge, Etym. Wb. S. 297: ‹Heide; mhd. heidekrūt, nhd. auch
Erika›. Zum Teil vermischt mit dem Folgenden.

III. Heiti/Heitere

A) am hē̤ti, obərə/undərə (Alp, K.), der Heitti, eine Weyd
1630/31A, das Heyti 1634UP, Heiti 1838D, 1850J IV Er-
lenb./Reut.; ds hẹiti (6 Hei.), uffem Heiti 1670U152,
1684MW, 1731MW, 1838D IV Gsteig; hē̤ti (Alp), am heitte
1524‒93U168, das heitty, im Heidy um 1540U168, Heiti 1838D
IV Reich. Wengi.

B) a) ds obər hẹiti (Wi. mit Scheune) IV Gsteig.

b) I: 1; II: 1; III: 10; IV: 14; V: 5

Auswahl: dər hē̤tihu᪷bu, hē̤tihu᪷buwāld III Sigr.; hē̤tibax,
heiti graben um 1540U168 IV Reich.; heitibodə (Wa.) III
Thier.; hẹ̄tibodə (Hei.) III Uet.; i᪷m hē̤ti᪷büəl, i᪷m ~špī᪷s
(Heuland) IV Frut.; i᪷m heitibü᪷əl, heitbü᪷əl (felsiger Wa.
mit Heidelbeerstauden) IV Lau.; d hẹ̄tišwann (Wa.), Hei-
tenschwand 1738A, Heitischwand 1784A III Rüsch.


C) -li: ds hẹitəli (Scheuergut) IV Gsteig;

-igen: am hẹitigən (3 Wi., Scheune), Ein Weid genempt
der heitte zun … Stosst oben an die Obere Allmendt
1611U162 V Sax.; ab der heittiggen Egg 1502U157, von dem
heittigen buͤll 1515U158 IV St. Steph.; di᪷ hẹiti᪷gi᪷ ek V
Ltbr. Wengen;

-lere: i᪷r hē̤tlərə (Wa.) IV Frut.


Westschwzd. Heiti, Heeti ‹Heidelbeere›, Vaccinium Myrtillus.
Nach Id. II, 989 eine (als Dim. aufgefasste) Analogiebildung zu
Hinti ‹Himbeere› usw. Auf Grund der vorwiegend südlichen
Verbreitung könnte die Endung -i auch als Pluralbildung nach
neutralen -ja-Stämmen wie Betti (Betten, < ahd. bettiu), Seili,
Netzi usw. oder nach nicht umlautbaren femininen ō-Stämmen
wie Tanni (Tanne), Matti, Gruebi usw. gedeutet werden, wobei
diese südliche Lautung zusammen mit der Handelsware ins ber-
nische Mittelland importiert worden wäre.

Heitigen ist wohl als Ableitung zu Heiti zu verstehen, vgl. den
Beleg von 1611.

d hẹ̄tərə (Weiler bzw. K.), die heiterren 1424C1 (hier?), die
Heÿdrenn 1530U132, zu Heyteren 1635/38C3, 1728/30C3,
1730/33C3, 1792A, 1794/98C3, Heitern 1838D III Belp/
Belpb./Gelt./Toff.; i dər hē̤tərə (Hei.), Heiteren (Alp
mit 16 Kuhrechten) 1845D III Gugg. Scheidwald;
d hẹitərə, an die Heiteren 1526U170, 1668P, Heitern (Häuser
u. Torfgräberei) 1838D III Neu.; i dər hẹ̄tərə (3 Hei.), Hei-
tern 1838D III Obbalm; ~, di obəri/u᪷ndəri (Alp), an die
Heitterron 1357, Heiternberg 1629UP, Heiteren-Allment,
untere und obere (Alp mit 57 Kuhrechten) 1845D IV
Diemt. Zwischenflüh; he᪸itərrən (bewaldeter Abhang) V
Innertk.





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Sp. 222

hẹ̄tərənaumit; ~tǖ᪷rli; Heiternwäldchen (1867 abgeholzt)
III Belp; hẹ̄tərəhöutsli (= ẹ̄xaxxər-) III Gelt.


Ableitung auf -aria zu Heiti (wie Boonere usw.): ‹Ort, an dem
viele Heidelbeeren wachsen›. Denkbar ist aber auch eine Anleh-
nung an das (flekt.) Adj. heiter (s. d.); z. B. Heitereplatz < uf em
heitere Platz.

IV.

A) heidə, u᪷fəm ~ ‹Felsknubel, alte Erdburg›, (vgl. dazu
heidəwe᪸udli-fluə) II Hasle;

B) heidəfluə (K., Wa., seltener Name) II Wynigen; Hei-
dengässlein (bei erhöhtem Platz ‹das Muri› genannt)
1850J II Bollod.; ~ II Herzb.; ~ (verdorben aus Keiben-
gässlein) 1850J II Ndbipp; Heidengässchen 1850J II
Roggw.; ~ (röm. Seitenweg zw. Wanzwil und Langen-
thal) II Wanzw.; am heiden graben 1535U101 III Köniz
Gasel; Heidengräben (Erdeinschnitte in Nähe vom ‹al-
ten Schloss› des ‹Ziegelackers› bei Lichterswyl, mit Sage
verbunden) 1850J III Sign.; he᪷idəgre᪷bər (Grabhügel,
Wa.) II Thunst.; heidəhügu (offenbar neuer Name, bei
den von Fellenberg ausgegrabenen prähistorischen Tu-
muli) II Bannw.; Heidenhaus 1850J III Bern Bethle-
hem; 1850J III Bigl.; (1843 abgebrochenes Haus in Nähe
der Heidengräben) 1850J III Bow.; 1850J III Burgist.
Schöneck und Elbschen; 1850J III Kehrs. Hulisthal;
hẹ̄dəhụ̄s, auch Grosshaus (ältestes Haus im Gross-
gschneit), Heidenhaus 1850J III Köniz; Heidenhaus
(Nähe Sandgrube) 1850J III Muri Gümligen; he᪷idəhūs
(Rebhaus, vom Kloster Interlaken gebaut) III Obhof.;
Heidenhaus 1850J III Thier.; in der Gummen 1850J III
Wattenw.; (im Ghey) 1850J IV Spiez Einigen; Heide-
lauch (Nachtr. 1964) II Farn.; Heidenloch (ehemals
Höhle unterhalb Leubringen) 1850J I Leubringen/Evi-
lard; gegen dem heidenloch 1396Uk2 III Steff.; hē̤dəlox,
Heidenloch 1850J (tiefer Schacht in die Erde) IV Adelb.;
~ (Mulde) IV Lenk; hẹidəlox, Heidenloch 1850J (Höhle
in den Felsen der Gastlosen) IV Saanen; heidəlō᪷x (;
Höhle rechts am Gletscher, Sage von einstigen Bewoh-
nern), Heidenloch 1850J V Grindelw.; Zwerglein- oder
Heidenloch (z. T. künstliche Felshöhlen über der Gol-
dey) 1850J V Unters.; Heidenmauer (hölzernes Haus mit
steinernem Unterbau, welcher Heidenmauer heisst)
1850J III Burgist.; hẹ̄dəmụ̄r (Ruine Heidenmauer oder
Rosenstein), Heidenmauer (Ruine der Burg Oberwil, in
der Pfrundmatte) 1850J IV ObwiliS.; dər heidəofə (zerfal-
lende, künstlich ausgehauene Sandsteingrotte), an Hei-
den oͤffeli 1527Rq7, Heiden oͤfelj 1530Rq7, 1531U97, Heiden-
ofen 1850J III Frauenk.; bi᪷ dər hẹ̄dəblattə (Kalkplatte,
ohne Eindrücke im Stein; die Heiden hätten dort geop-
fert) IV Kratt.; heidəplatsli᪷ (kl. Bödeli, bewachsen, im
Wa.) V SchwandenbBr.; Heidenbrücke (Reste davon
am Sustenpass) 1850J V Gadm.; an den Heÿden brunen
1531U59 II BürzH.; hẹdəbü᪷əli (; Wäldchen, röm. Rui-
nen), im Heidenbuͤl genant 1527UT III Uet.; hinden an



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Sp. 223


den heyden brunen 1531U59 II BürzH.; Heidenbrunnen
(Quelle beim untern Gletscher) 1850J V Grindelw.; Hei-
denscheuer (nördl. vom Immi-Hubel, von Sagen umwo-
ben) 1850J III Ndmuhl.; d heidəšnārra (Felsvorsprung
über dem Heidenloch) V Grindelw.; heidəšta᪷tt (Acker),
Heydenstat rudera destructi oppidi 1577Sch, 1747A, 1850J
II Wynigen; Heidenstadt (auf Windegg, Sage) V Gadm.;
bi᪷m hei᪷dəštei᪷ (Findling), Heidenstein (gewaltiger errati-
scher Block, bei dem kleine grüne Männchen hausten)
1850J I Brügg; (grösster Findling auf dem Jolimont)
1850J I Gals; (erratischer Block, Nähe Eymatt) 1850J III
Bern; (erratischer Block im Reichenbachwäldchen)
1850J III Zoll.; Heidenswant, Heidenswandon siehe Ar-
tikel Hälischwand; heidštūdi (Bergmahd) V NdriedbI.;
heidštudbord (Heuland) V NdriedbI.; he᪸idətir (;
Felsvorsprung am Burschtnollen) V Brienzw.; heịd-
wa᪷ud, Heidwald (mit Spuren hohen Altertums) 1850J II
Gond.; heidəwe᪸udli (), auch bi᪷m heidə (Wa., rund
um die Erdburg) II Hasle; he᪷ịdəwē᪸g I Arch.; (Weg von
Erlach auf die Petersinsel), Heidenweg (nach Sage von
Caesar angelegt) 1850J Erlach/Twann; heidəwe᪸gli
(Gems-, Jägerpfad) III Lau.; hẹidəwē᪸g (alter Saumweg
gegen das Gumm, heute †) IV Saanen; Heidenweg (im
Fermeltal) 1850J IV St. Steph.; (ein z. T. gepflastertes
Wegstück fast zuoberst am Sustenpass) 1850J V Gadm.;
i᪷n he᪸idəwe᪸gən (Grasbänder zwischen Pfaffenkopf und
Burglaui) V Innertk.; hẹdəwē̤dli (), Heidenweidli
1850J (eben, Matte in Nähe der ‹Heidemur›-Ruine) IV
ObwiliS.

C) -ete: d heidətə (K.; Sage von Keltengräbern und einer
Heidenstadt), heidətəwaud (; Wa.) II Seeb.


Schwzd. Heid m. ‹der Heide›, in ONN vor allem eingeschränkt
auf die als wild gedachte Vorbevölkerung der vorhistorischen
bzw. vorchristlichen Zeit; mhd. heiden m. (Id. II, 985ff.). Frühe
Lehnübersetzung von kirchenlat. paganus ‹der auf der Heide
draussen Wohnhafte› (Kluge, Etym. Wb.).

V.

zwo juhart am hoewweg … heist der heidaker 1437U56,
Zelg Capellj, der heidacher … 1532U62 II Utztf.; der heitt
acher 1535U101 III Bern Bümpl.; dər he᪷idaxxər (Acker) V
Ltbr. Gimm.; d heite᪸gərti (Heugut) V Grindelw. Itra-
men; der Heÿdÿ acher 1530U132 III Muri Güml.


Schwzd. Heide(n) m. ‹Buchweizen, Heidekorn›. Eine früher in
der ganzen Schweiz kultivierte Feldfrucht. Heute anscheinend
nur noch in GR und WS bekannt, aber auch bereits höchst selten
noch angepflanzt (nach Aufnahmen des SDS). ‒ Der Name be-
zeichnet wohl den fremden, ‹heidnischen› Ursprung, da die
Pflanze wahrscheinlich im 12. Jhd. von Kreuzfahrern mitge-
bracht wurde. Vgl. die Benennungen rätor. graun saracin, frz. blé
sarrasin, blé de Turquie, ital. grano saraceno (Id. II, 990; Schwäb.
Wb. III Heide-korn [ein Wort, das mit der Sache bald aussterben
wird]; Kluge, Etym. Wb.).

VI.

Der heittmansz acher 1535U101 III Wohlen Oberdettigen;
Heidmanns aͤgerden 1534U100 III Kirchl.; das Heiden-



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Sp. 224


manns Moos 1796A II (wo?); Ein halbe Jucherten genantt
heidmansz studen 1531U96, heidmosz studen 1531U96,
heitməštudənaxxər (K.), heitməštudəwaud (Wa.) III
Kirchl.

… advocatiam terre et aliarum possessionum sancte
Adelheidis in villa … de Matton 1257 V Matten; quic-
quid predii … a sancta Adelhedi habiti in villa de Uten-
dorf habebam 1272 III Uet.


Güter der Hl. Adelheid, Tochter des Burgunderkönigs Rudolf II.
und der Königin Bertha (930‒999). «Auf Drängen Adelheids
schenkt ihr Enkel Otto III. dem Kloster Selz im Elsass die Herr-
schaften Kirchberg bei Burgdorf, Wimmis und Uetendorf»
(HBLS I, 104). Ob in heutigen Flurnamen mit dem ersten Wort-
glied Heid- noch eine Erinnerung an die einstigen Adelheid-Be-
sitzungen versteckt ist, bleibt mehr als fraglich. Adelheid ist ein
Bahuvrihi-Kompositum mit einem Grundwort ahd. heit m.
‹Stand, Rang›, das sich auch in got. heidus ‹Art, Wesen› belegen
lässt und das mit den Heid-Namen I bis V in keinem Zusammen-
hang steht. Ursprüngliche Bedeutung ‹Frau mit dem Wesen des
vornehmen Geschlechts› (vgl. Bach, Dt. Nkd. I, S. 85 u. S. 227).

Die Zuteilung von Heid- I bis V ist im einzelnen äusserst schwie-
rig, und es ist möglich, dass verschiedene Belege anders rubri-
ziert werden müssten. Besonders zwischen II und IV ist oft die
Unterscheidung fast unmöglich. Zu IV (paganus) wurden alle
Belege gestellt, die Örtlichkeiten mit Ausgrabungen oder mit sa-
genhafter Überlieferung bestimmen. Zu V stellen wir nur Zu-
sammensetzungen mit Ackerlandbenennungen, glauben aber,
dass auch in andern Namen noch die Erinnerung an den einsti-
gen Buchweizenanbau stecken könnte.

Zum einzelnen: ufəm heidə (Hasle) ist wohl eine Ellipse, etwa
ein Heide(n)-Chnubel. Gheid ist ein Kollektiv mit dem Präfix
ge-; fraglich bleibt, ob es zur Pflanzenbezeichnung (wie Ge-
sträuch) oder zu Landschaftsbenennung (wie Gelände) gehört.
Heidi ist kaum Diminutiv, sondern eher eine Bildung mit dem
altd. Kollektivsuffix -ahi (wie Hasli, Eschi …).


Heidochs

A) i᪷m heido᪷ks (enge Wegstelle) V Hofst.; dər heido᪷xs (K.,
Form einer Eidechse) V SchwandenbBr.

B) hē̤doksmedli IV Lenk; dər heidoksənštein (Felsblock)
V NdriedbI/Obried.

C) ds hē̤doksli IV Lenk; dər he̤doksər (steiler, sonniger
Rain) IV St. Steph.


Schwzd. Eidochs, Nebenform zu mhd. egedehse, ahd. egidẹhsa f.
‹Eidechse›, eine der vielfältigen Lautabwandlungen dieses Rep-
tilnamens in unseren Mdaa. (Eltachs, Egdächsli, Eggäsli usw.;
Id. I, 94), und weiterhin im dt. Sprachraum; s. Kluge, Etym. Wb.


Heil- †

Stost an Heilbach 1530U95 I Leuz.; an den heilbach
1528U2, by dem heillbach 1532U4 I Lyss.

Heilmansacher 1547UP Krauchth./Boll.

Hieher?: der heilenn wäg, der Heÿlen wäg 1591U130 III
Gugg.





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Sp. 225


Schwzd. heil, ahd. mhd. heil ‹gesund› (Id. II, 1144). ‒ Heilmann:
ahd. PN (Fm I, 728).

Ob der Heilenweg nicht als gekürzte Lautung von Heiligenweg
aufzufassen ist, bleibt offen; vgl. Stichwortansatz heilig.


heilig

A) Ob dem hellgenn 1529U93, ein halbe Jucharten ob dem
Helgen, vnd aber vnder dem Helgen anderthalb Juchar-
ten 1529U92, ob den, vnder den helgen 1531U60 III Köniz
Schliern; an gewonlicher richtstatt und des heiligen
straͧsz 1471Rq6 III Obdiessb.

B) z'helgenn achern 1573/74U77a II Farn.; fu̍rher an rum-
mels helgenacher 1531U97 III Bern Ndbott.; bi᪷m heiligən
axxər (K., Wei.), helgenacher 1535U161 V Grindelw.; by
der helgen eich 1628NBT 1925, 62 II Schwarzh. (?); in der us-
ren Nu̍wenstat zem heiligen geist 1342, 1344, daz tor ze
dem heiligen geist 1357, an der Spitalgassen zem heiligen
geiste 1359 (Oberspital mit Kirche) III Bern; ob dem
weg desz heiligen kru̍cz 15. Jhd.U47 I Lig.; desz heilgen
Crutz guͦt 1495U65 II Rüegs.; … disent dem nechren heili-
gen kru̍tze bi dem Stetbach 1385 III Bern; zum Heiligen
Cru̍tz 1448UT, das Helige Cru̍tz 1489UT, 1491UT, 1493UT,
dess Heill. Cru̍tz allthar 1529UT, des Heligen Crütz 1540UT
III Thun; Nebem heilig cru̍tz weg vff 1531U97 II Hin-
delb.; im heligəlaŋ (; 5 Hei.), Helgenlang im Em-
menthal 1611/12C3, zu Heiligen Landt 1719A, im Heiligen
Land 1777A, 1792C3, Heiligenland 1850J; heiligəlaŋpöli
(Heiliglandhubel mit Denkmal), heligəlaŋštu᪷̍ts (;
Ha., K.) II Affolt.; im heiligəlō (K.), die matten, die man
nemet daz Heilgalo und die matten under der burg ze Guͦ-
tenberg 1363, Das heilig lo 1447 (Zins-Rodel Burgdorf),
am hellgen loo 1530U42, Helgenloo Matten 1642Jv II
Madw.; hei᪷ligəmatt (; Wi., K.) II Mühleb.; heiligə-
bān (Wa.) III Teuffenth.; bi᪷m hẹiligə boum (K.), heute
Üssere Hubel s. d., ein halb Juchart bim helgen boum um
1525U20 I Müntsch.; «ein ‹heiliger Brunnen› … zw. B
Trueb und L Entleb. (1418 Urk.)»Id.; hẹiligəbüu (Wa.), an
den Helgen buͤl 1464U38a, Helgebüel 1808Jv, Heiligbühl
1855Jv, hẹiligəbüuwaud (Wa.) II Obsteckh.; vff der
Buchshalten bim helgenstock 1557UT III Uet.; bi᪷m heịligə
štö᪷kxli (Sage: dort soll vor Zeiten ein Einsiedler gelebt
haben) I Piet.; Heiligstöckli (Ha.) 1838D III Laupersw.;
die strassz zuͦ den heiligen dry ku̍ngen 1500U48 II Hasle;
by den heiligen dry ku̍ngenn 1531U97 III Mühleb.

Hieher?: u᪷f dər halgənflü᪷ö (Fluh), uff Halgenfluͦ 1605Rq1,
1782‒84A V Haslib. Hohfl./Lungern OW (vgl. Müller,
Obw. S. 121).

C) -er: heiligərs ek (Buchwald-Egg, LK Pkt. 1036) V
Günd.; uff in Heiligers eich 1470, vid. 1481Rq1 II Bipp.
(vielleicht PN).


Schwzd. heilig, helig, Bedeutung wie nhd. (Id. II, 1128ff., bes.
Sp. 1150/51). ‒ Die mit heilig gebildeten Flurnamen weisen



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Sp. 226


meist auf vorreformatorische Kultstätten, ehemalige Standorte
von Bildstöcken, Feldkreuze u. ä. Sie erweisen die Konstanz der
Namen über Jahrhunderte nach dem Schwund des urspr. Be-
zeichneten. Heidnisches dürfte kaum nachwirken, auch nicht
bei den ‹Heiligen Bäumen›: es waren mit Kreuzen oder Gnaden-
bildern versehene Bäume, die in katholischen Gegenden bis ins
19. Jhd. hinein in religiösen Ehren gehalten wurden, bis sie z. B.
im Kanton Luzern ‒ teilweise nur unter Anwesenheit besäbelter
Landjäger ‒ auf Befehl der Regierung gefällt wurden (s. Josef
Zihlmann, Heilige Bäume, Ein Kapitel religiöser Volkskunde
aus dem Luzerner Hinterland, in: Heimatkunde des Wiggerta-
les, 1973, S. 87‒110).

Zu Heilig-Geist in Bern vgl. We., S. 105/106 und Stichwortansatz
Geist.


Heiligenschwendi

heligəšwe᪸ndi (, Dorf, Gde), de Heligeswendi 1288,
Heiligenswendi 1318, Heiligeswendi 1321, Heiligen-
swendi 1340, Helgenswendi 1368, Heiligenswendi
1389‒1460Ud, heiligoschwendÿ 1488U82, Heilgoschwendÿ
1488U82, Heilgeschwendÿ 1489U82 … Helgenschwendi
1531U144 … Heiligen Schwendi 1729A, 1747‒65Leu (Ein Bau-
ren Hof) III Heil.


Welches Heiligen diese Schwendi war, ist nicht geklärt; nach der
Volksüberlieferung gehörte das Gebiet einst dem Kloster Inter-
laken, das freilich der Jungfrau Maria geweiht war.


Heim-

I

B) a) Auswahl: ərho᪷ligsheim (Erholungsheim mit Land-
wirtschaftsbetrieb) III Langn.; ds fe᪸udhẹ̄m (Quartier im
Unterdorf) III Trubsch.; im fri᪷dheim (Wohnquartier) V
Bön.; ds frö᪷idheim (Herrschaftssitz, K.), Freudheim
1838D III Gerz.; du̍ sezzi ze Gisrotshein 1331N im Gebiet
I Wengi/II Scheun.; je᪷gərheim (Wirtschaft, Landwirt-
schaftsbetrieb) III Belp; Mülheim: s. Mülchi; tau᪷hẹ̄m (kl.
Hei.) III Belp; waudheim (Hei.) II Dürrenr.

Hieher?: uff Büehlenheimen 1726/27A V Innertk.(?)

b) II: 3; III: 5; IV: 24; V: 4

Auswahl: an dər hẹimek, Heimen-egga 1330, uf einem
guͤtlin ze Luterbrunnen, dem man spricht an der Heym-
egge 1363, Heimegg 1535U161; i᪷m hẹimekli᪷ V Ltbr.; dər
he᪷ŋərt (Dorfteil, K.), Vf dem heimgartenn j mad, die
heimgarten zelg 1534U100, Hängert 1838D III Obwicht.;
i᪷m hēŋərt (Wei., Grat), i᪷ dər hēŋərtxe᪸lə (Wa., Wei.), i᪷m
~ri᪷ts (Wildheu) IV Erlenb. im he᪸ŋərttsị̄ndli᪷, das Hein-
gartlechen 1396Rq8 V Ltbr. Gimm.; die Heimgassen
1524‒93U168, 1548U160 IV Zweis.; d hē̤mxuəwē̤d, in der
Heimkuhweydt 1622‒23A, ~lās IV Zweis.; ds hē̤mxuə-
wē̤dli (Hei.), Heimkuhweidli 1838D I Därst.; hē̤mxuə-
wē̤dli (Wei.) IV Diemt.; hē̤mxuəwē̤dli IV St. Steph.;
hē̤mxuəwē̤dli IV Zweis.; das heim moss 1488U156, 1502U157,
IV Bolt.; an den Heinbach um 1460K6, Bim heimbach



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Sp. 227


1534U100, 1535U101 II Jeg.; Heimberg (s. d.); ds hẹ̄mbü᪷əu,
heim- (Wa.) III Steff.; ds hē̤mrits (Alp im Gasterntal) IV
Kanderst.; heimwēfluə (Aussichtspunkt) V Matten; d
heimweid (2 Hei.), ds heimweidli (Scheuergut), die Heim-
weidt 1671U152, 1710MW, 1838D IV Lau.; d hẹimwẹid, ds
hẹimwẹidli (Vorsass, Wei.), Heimbweid im Turpach
1712MW, Krapfenheimweid an der Wispillen 1732MW IV
Saanen; mürnəršhēmwe᪸sə (= hö᪷ištri᪷x, Hei.) IV Aeschi;
betšəheimwe᪸sə (= betšəmatta) IV Reich.

Hieher?: bisz an Hein gradtt 1530U69 II Sum.; in Hein-
loͧwinon 1389 IV Bolt.


Heimet:

B) a) II: 3; III: 5; IV: 30

davon mit PN II: 1; IV: 20

auf -li IV: 7

Auswahl: fluəheimət (K., Stall; das Wohnhaus wurde
nach einem Brand nicht mehr aufgebaut) III Toff.; Hei-
math, die obere (1 Heimwesen beim Neuhaus) 1845D III
Boll.; ds bru᪷nnəhē̤mət IV Diemt.; (ri᪷bə) hansəs hē̤mət
(Hei., nach früherem Besitzer benannt) IV Zweis.; das
Stützliheimat 1797A III Langn.; süsəs hẹimətli (Scheuer-
gut, gehörte einer Susanna) IV Saanen.


II

Heimen-:

II: 1; III: 10; IV: 2; V: 3

hẹ̄mənek, heimənek (Weiler), heimenegk 1530U95, 1531U144
… Heimenegg 1838D; hẹ̄mənekhöutsli (Wa., K.) III
Buchh.; hẹ̄mənekbān (Wa.) III Buchh./Unterl.; uf
heiməne᪷k (Wildheu) V Bön.; da man spricht uff heymen
furen 1534U99 IV Frut.; he᪷iməhūs (Weiler), Heimenhusen
1313, 1328, in dem dorf und dorfmarch von Heimenhus
1336, ze Heimenhusen 1338, Heymenhus 1343, Johans
von Heymenhuse 1349, ze heimenhus 1434U120, Rq7
[Heimhausen] 1838D III Kirchl.; heymenhusernacher
1528U2, Der heimenn huszacher 1531U97 I Meik.; heimə-
huswa᪷ud (Wa.) III Kirchl.; Heimenhausen (s. d.); ds
heiməlēn (Vorsass) V Grindelw.; Ein guͦt genamt Hei-
menmatt 1524‒93U168, Heinenmatt 1662/63A IV Reich.;
am heiman mu̍szlj 1531U97, ein Juchart Jn heimen muͤszli,
das heimenried, Jm hemenried 1542U104 III Boll.; hẹmə-
riəd, heiməriəd (Hei.) Heimenried 1388, 1389‒1460Ud,
1394UT, ze Heymenriede 1425UT … Heimenried 1838D III
Burgist./Wattw.; Jm heimenried vier meder 1535U101
III Worb Rich.; ein guͦt oder ein matta heisszt die obre
heimenru̍te 1412U165, die heimenru̍tj 1493U84, vnnder dem
heiman Ru̍tj 1530U95, 1531U144, Heiman Ru̍tj holz 1493U84,
heimans ru̍tj holtz 1530U95, 1531U144, das heinman ru̍tj
mattlj 1530U95, heimenrüti mattli 1531U144 III Amsold.;
hẹ̄mərüti, uŋəri/obəri (2 Hei.), in der Heimersreüti 1717A,
Heimrütti, Heimenreüti 1747A, Heimanreüthi 1793A,



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Sp. 228


Heimenreute 1838D III Röth.; ds he᪷imərrītəlli᪷ (Wi. mit
Scheune) V Brienzw.; Heimenschwand (s. d.); vier Ju-
chart acher genant das heimental 1542U104 III Boll.

Heimis-:

heimis graben 1595U54 II Wynigen; heimišmatt (,
2 Hei.), Heimolsmatte [Hennolsmatte ist wohl falsch ge-
lesen] 1250‒56, Hoͤmellmatt 1368, Heymosmat 1370,
Heymansmat 1377, Heimschmat 1771/79C3, Heimisch-
matt 1786C3, 1838D II Heimisw.; Heimisbach, Heimiswil:
s. d.

Hieher?: Ab einem mad genant heimenetz matten um
1525U20 I Ins; der Heimschi thürlisz acher 1607U100 II Bä-
risw.


Heimers-:

ds hē̤məršmād, Heilmarsmath 1276, Heylbersmat um
1320, Heimersmat 1325, 1357, Ein guͦtt heist Heimers-
mad um 1488U166, am Heimersmad 1502U157 … Heimers-
mad (Höfe) 1838D; hē̤məršbē᪸rg (2 Häuser), heimersberg
1427U78, 1485Rq1, 1488U166, 1502U157, 1548U160, Heinersberg
1757/58C3, Heimersberg, Inner/Ausser 1838D; ein weidly
stost an denn heimersboden 1497‒1516U167, in heimers
Bodmen 1502U157, Heimers boden 1524‒93U168 IV Zweis.


I: Schwzd. Heim n. ‹Heimat, Heimwesen›, in unseren Belegen
aber meist wie nhd. (Id. II, 1276) bzw. Heimet n. dass. (Id. II,
1283). Alte Siedlungsnamen auf -heim sind im Kantonsgebiet
selten. Heim- z. T. möglicherweise auf Heimen- zurückgehend
(vgl. den ersten Beleg) und somit zu II gehörend. Zur Zuss.
Heimgart Hengert ‹Gesellschaft, Zusammenkunft, Ort dieser
Zusammenkunft› s. Id. II, 434f.

II: Versch. PNN. Als Grundlage bieten sich folgende, z. T. durch
die ältesten Belege bezeugten, Namenformen an:

Heimen- zu Haimo (Fm 1, 731), Heimis- zu Haimold u. ä. (Fm 1,
735), Heimers- zu Heilmar (Fm 1, 728).


Heimberg

hẹ̄mbərg (Dorf, Gde.), Heimberc 1146, Heimenberc
1175, Heinberc 1183US, Heinberch 1250, uff dem Hein-
berg 1311K5, Heimberg 1320, 1323Rq1, 1342, im Heinberg
1349, 1358, 1380, der Heymberg 1387, Heimberg 1402UT
… III Heimb.

dər o᪷bər hẹ̄mbərg, ~ heimbərg (K., z. T. überbaut), Heim-
berg 1838D III Heimb./Steff.; špi᪷tu᪷shẹ̄mbərg (Hei.), Spi-
tals-Heimberg 1838D III Heimb.

hẹ̄mbərgou, Heimberg-Au (Häuser) 1838D III Heimb./
Steff.; den vordren und hindren Heinberg 1422UT, das
holtz Vorder- vnd Hinder Heimbärg 1608UT, an des spi-
tals zu Thun Heimberg walld 1678UT (dieser Wald heisst
heute Thunerwald und grenzt an špi᪷tu᪷shẹ̄mbərg) III
Heimb.


Die vereinzelte Form Heimenberc 1175 hat J. U. Hubschmied
(Thun S. 184, Anm. 49) bewogen, in diesem Namen einen ‹Berg
des Haimo› zu vermuten. Indes lässt das überwiegend einsilbige
Bestimmungswort Heim- doch eher an den ‹Berg› denken, auf
dem das ‹Heim› steht.




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Sp. 229


Heimenhausen

heiməhụsə (Dorf, Gde.), Heimenhusen 1356, 1367,
Heimhusen 1372, Heimenhusen 1373, 1378, Heymens-
husen 1385, Heimenhusen 1407Rq1, um 1426U78, 1442‒69Ar
… Heimenhausen 1838D II Heimenh.

heiməhụsəfe᪸ud (Industrieland, K.) II Herzb.


Etymologie s. Heim- II.


Heimenschwand

hẹmišwaŋ (Dorf), Heimenswant 1316, 1329, 1338, Hei-
manswant 1347N, Heymenswand 1389‒1460Ud, Hemi-
schwand, Hemiswand 1479‒1563Ar, Heimisschwand
1547U137, 1580/81C3, Heimischwand 1710A, 1838D III
Buchh.


Etymologie s. Heim- II.


Heimerwil †

und denne Gerichte, twing und banne und herschaft
u̍ber Schoͤnegg, u̍ber Heimerwile und Niderwile 1385,
Hämerswil (1 Haus zum Aebnit gehörend) 1838D III
Burgist.


Etymologie s. Heim- II.


Heimige

heimigə (mehrere Hei.), apud Heimingin 1194, Heimigne
1209, Heimingen 1389R2, 1389‒1460Ud, 1460U78,
1479‒1563Ar, heiningen 1530U69, Heymingen 1539U71,
1569U72, Heymigen 1638UP … 1838D II Wyss.

heimigənöihūs (Hei.) II Wyss.


-ingen-Bildung zu einem ahd. PN; s. Heim- II.


Heimisbach

heimisbax (Tal, Teil der Gde.) II Trachsw.


s. Heim-. Diese neue Benennung des vormaligen dü᪷rgrabe (s. d.)
geht auf das Jahr 1968 zurück. Mit ihr sollte Simon Gfeller
(1868‒1943), Verfasser der Mundartnovelle «Heimisbach. Bil-
der und Bigäbeheiten us em Pureläbe» (Bern, 1911), geehrt wer-
den, gleichzeitig sollte der «unschöne» bisherige Name beseitigt
werden.


Heimiswil

heimiswị̄u (Dorf, Gde.), Heimoltswiler, Heimolfstwiler,
Heimolstswiler 1250‒56, in Heimotswile 1275N, in Hei-
molswile 1276, ecclesia in Heymolzwile 1327, ze Hemas-
wil 1332, apud Heimolzwile 1337, ze Heymolswile 1343,
Himoltswil 1353, von Heymoswile, Hemisswill 1368, im
tal ze Heymoswile 1369, ze Heimolswile 1373, de Hey-
moswile 1381, 1382, in der parrochie ze Heimiswile



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Sp. 230


1389R2, ze heymiszwil 1447 (Zins-Rodel Burgdorf), Hei-
miswil 1456Rq1, 1460Rq1 … Heimiswyl 1838D II Heimisw.

heimiswị̄ubax, -brü᪷k II Burgd.


Etymologie s. Heim- II.


Heimwehfluh s. Heim-


Heinrich

Heinrich, Heirech, Hindrich:

dər heirəx (K.) I Tschugg; dər hẹ̄rəx, heirəx (Häuser,
nach einer Urk. des 16. Jhd. soll der Besitzer eines Taw-
nerhauses Heirech od. Heirach geheissen haben), Hei-
rech 1838D II Lütz. Ranfl.

heinri᪷xsaxxər (Wi., Heuschober) V SchwandenbBr.;
hi᪷ndərəsekə, an ~, a hi᪷ndrixsekə (überbautes Gebiet),
Heinrichsegg (Ha.) 1838D IV Adelb.; uf dem Heinrichs-
perg (Wei., Wi.) 1534UP III Röth.; ein schuoppos … heis-
set heinrich schuoppos von arwangen 1465U38 II Melchn.
Hieher?: Herrechs-Matte 1914Fr I Ins.

Heini:

he᪷ini (Hei.), Heinihaus (Heinihof) 1838D II Seeb.

feitsheiniteil (zu Feuz, s. d.) V Ltbr. Gimm.; ein mad heist
bietschheininen 1531U97 I Bargen.

heinisek, di obər/undər (Wa., Gestrüpp), heinisekbodən
(Heuland) V NdriedbI.; heinihu᪷bu (Hei.), Heinihubel
(Hof, Pintenwirthschaft) 1838D II Melch./Reisw.; ein
khuͤ winterung genant am heinisboden 1538U148 IV
Frut.(?); zwo jucharttenn in der grossennow genampt
heinis boum 1502U123 III Mühleb. Gümm.; hẹinisbrü᪷k
(häufiger: gštẹigbrü᪷k) IV Gsteig; dər heinirōt (Hei.) II
Sum.; heinišepf V Ltbr.; heiniwaud II Seeb.; ds heini-
weidli (Heugut) V Grindelw. Grindel.

im he̤nəlị (Hei.) III Gugg.; ds ~ (Wi., Scheune) IV
Aeschi; ds hẹinəli (Hei.) IV Saanen.

Heiniger:

heinigərshūs (Hei.) II Rüegs.

Heiri:

ds heirihüsli (Ha.) II Huttw.; ds heirihụ̈si᪷ (Hei.) III Sign.

Heinz:

dər heints (Wei.) V Brienz.

ein stuck genant das heintzen mad 1412U165 IV Därst.(?);
hẹintsbru᪷nni (Wei.), hẹintswẹidli (Wei.) V Ltbr. Weng.;
in dər heintsweid (Heugut) V Grindelw. Grindel.
heintsmansmattə (Wi., Scheune) IV Zweis.

Hieher?: ein guͦt genannt der heintzigenn lus 1548U160 IV
Lenk; j Juchertten genannt zheÿtz acherlÿ 1530U132 III
Muri Güml.

Henz:

u᪷f dər he᪸ntsənek (; Wa.) III Röth.; ein halbs Man-
werch Jn Hentz Matt 1530U42 II Rütsch.; i᪷m he᪷ntsmatli
(Wi., Scheune) IV Frut.; e᪸ntsəriəd, ein matten Jm Hetza-
ried genant um 1530U142, ein matten inn Ehrlen, Hentzen-



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Sp. 231


ried, stosst gegen mittag an Hanss Wydemans Henzen-
riedguͦt 1643UT III Steff.; hentzenrüti 1420C1 II Bätterk.
(od. Kanton SO); he᪷ntsišwan (; Weiler), in duabus
villis de Hinzenswandon 1298, boni zem indern Hintzi-
swant siti, de Heintziswant, ze Hinzenswant 1334, von
Hiltzensswand 1336, ze dem indern Heintziswant 1343,
gen Hintzenswanden 1378R3, de Heintziswanden 1384,
Hentzenschwand 1511A, [hitzlischwandt 1535U101], Hent-
zenschwand 1553U128, Heintzischwand 1577Sch, Hentzis-
schwand 1764A, Hänzisschwand 1775C3 … Henzischwand
1838D III Wahlern.


Heinrich: alter Taufname mit zahlreich abgewandelten Kurz-
und Nebenformen (s. Id. II, 1313). Zur heutigen Verbreitung vgl.
ASV Karte II, 209. Im Kommentar II, 1 S. 373 wird festgestellt:
«In der deutschen Schweiz stossen wir fast durchgehend auf die
Form Heiri». Für die ältere Zeit scheinen unsere wenigen Heiri-
ONN dieser Angabe zu widersprechen. Dagegen ist die von ASV
neu durch vereinzelte heutige Belege bezeugte Kurzform Heini
‒ «eine Kurzform, die erst unter den … Modenamen der Neuzeit
eine bedeutendere Rolle einnimmt» ‒ in zahlreichen bernischen
Örtlichkeitsnamen belegt. (Heini war übrigens der verbreitete
Übername der Eidgenossen bei den deutschen Landsknechten
im 16. Jhd.; vgl. «Du nennst uns allzit Heine / in dinem Luge-
lied.», Manuel, Biccocalied Str. 19).

Heiniger ist altbernischer FN (FNB III, 59).
Zur Kontraktionslautung Henz: mittelbernisch gilt e᪸ vor n-Ver-
bindung, im S und SW aber e, e᪷.


Heinz s. Heinrich


heiss

heissaxxər (K.) I NdriedbK.; heissaxxər, An den heis-
sennachern ein Juch. 1531U97 I Diessb.; di heiss blatta
(freiliegender Fels im Fieschergletscher) V Grindelw.;
ein vierteÿl einer Juchartten vffem Heÿssen stein
1573/1574U77a II Farn.


Schwzd. heiss, Bedeutung wie nhd. (Id. II, 1686).


Heistri-

ds heịštrị (Weiler), an die Heu̍strich fu̍rher 1531U97, im
Heistrich 1633A, Heisteri 1723C, Heustrich 1764 (Volks-
zählung), Heisterich der Herrschafft Worb 1774/75C3,
1838D, Der hoͤuwstrichacher 1531U97, 1534U100, Heisteriak-
ker (Ha.) 1838D, heịštrịmō᪷s (Hei.) III Vech.


Kollektivbildung ahd. *heistarahi zu Heister m. ‹junger Baum,
meist Buche› (mhd. heister; aus dem Mnd. ist frz. hêtre (hestre)
m. ‹Buche› entlehnt). Heister ist ein Ausdruck der in verschiede-
nen Gegenden der verschiedenen Wirtschaftsweise angepassten,
im Norden wie in der Schweiz der Laubfutterernte dienenden
Niederwaldholzung (Ausschlag und Wurzelstockbetrieb), vgl.
Kluge, Etym. Wb.

Der uralte Heister-Betrieb, den schon die Römer kannten und
dessen späterer Hauptvorkommens-Bereich das waldgrüne Kul-
turland zu beiden Seiten des niedern Rheins und das benach-
barte Nordgallien war, bietet nach neusten nordischen Namen-
forschungen «das Bild eines grossen zusammenhängenden



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Sp. 232


Heistergebiets, das vom Kontinent über Dänemark bis zum
mittleren Süd-Schweden reichte», s. Lars Gunnar Romell: Hei-
ster, Deutung und Vorkommen, in: Gedenkschrift für Jost Trier,
Köln 1975, S. 243ff.


heiter-

d hē̤tərek (Hei.), Heiteregg 1838D III Bow.; d hē̤tərek (K.)
III Röth.; ds heitərlo᪷x, mārtislo᪷x, Heiterloch 1850J V
Grindelw.; s heitərmō᪷s (Wa.) II Ndbipp; hē̤tərbü᪷u (Wa.)
III Wahlern; heitərbịəl V Obried; hẹitərrüti᪷ (Allmende),
die heiten rüti 1535U161 V Ringg.

Brotheiteri (s. d.).


Schwzd. heiter ‹hell›, auch ‹aussichtsreich› u. ä. (Id. II, 1768, bes.
1769 o.).

Zu hẹitərrüti᪷, urkundlich 1535 die heitenrüti, wohl Heite f.
‹niedriges Gesträuch› (Id. II, 989 b), das wahrscheinlich die
Grundlage zum coll. Pl. Heiti der westl. Mdaa. (s. Heid, III) ge-
bildet hat; als volksetym. Umdeutung dieser alten Lautung
könnten auch hẹiter-mōs, hẹiterbü᪷u/hẹiterbiel verstanden wer-
den.


Heitern s. Heid


Helf- s. Hälf-


Helgis-/Heli-

heugismād III Rüegg.; an helischberg rein um 1530U142
III Obdiessb.; helgi᪷sbē᪸rg (Hei.), das heilgispaͤrg 1505U172,
Helgisperg 1838D IV Frut.; Am helgersbuͤl anderthalbe
cleine Juch. 1531U97 I Diessb.; Der hellgisspuͤl acher holtz
vnnd veld, Jm hellgennspuͤl 1534U100 III Burgist.; he᪷liš-
bü᪷əu, hö᪷liš- (Weiler), Helgenspuͤl 1494Rq6, am helliszpuͤl
1529U92, um 1530U142, Helgispuͤl 1531U144, am hellispuͤll
1531U60, 1534U100, uf Heilispül 1580/81C3, im Hellispül
1591A, 1624/27C3, Hellespühl 1735A, auf dem Helispüehl
1738A, Hellispühl 1788C3, Hölisbühl 1838D III Herbl.;
helišbüəuaxxər, hö᪷liš~~ (K., Ha.), hellispuͤlacher 1531U97
III Herbl.; am hellgispuel ii jucharten um 1533U133 III
Toff.; Helgisried (s. d.)

Heli-:

von der helyhalten 1502U157 IV Bolt.; Jm Helibuͦch
ein gstu̍d 1535U101, 1554U109 III Köniz Liebew.; helištẹ̄
(Hei.), Heilistein 1838D III Rigg.

Hieher?: Jm Helibuͦch ein gstu̍d 1535U101, 1554U109 III Kö-
niz Liebew.


Die Deutung dieser heute gleichlautenden Namen ist schwierig.
Es liegt ihnen im ersten Teil ein zusammengesetzter, kaum si-
cher wieder herzustellender germ. PN zugrunde. Helis- kann in
einzelnen Fällen auf Heri-ger (nhd. Herger) zurückgehen, in-
dem r zu l dissimiliert wurde; aber auch ein Gen. *Helwig-es
oder ähnlich bleibt nicht ausgeschlossen. Weniger wahrschein-
lich ist ein Zusammenhang mit heilig > hel(i)g. Immerhin erwägt
Br. Boesch diese Herkunft, trotz dem stk. Gen., für Helgens-
berg ZH (SAV 43, 547).




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Helgisried-Rohrbach

he᪷ugisriəd (Weiler), Hergerzriet 1340, Hergersried, Her-
gensriet, Hergesriet, Hergsriet 1354, Herglisried, Heris-
ried 1389‒1460Ud, hergisried 1415Uk2, helgesried, heilges-
ried 1425K10, hellgiszried 1479‒1563Ar, heilgisried vnnd
Rorbach 1487K10, Helgisried um 1533U133, 1565Rq1 … 1838D
III Rüegg.


Zum altdt. PN Heri-ger, nhd. Herger, Zss. der Stämme *haria-
‹Heer› + *gaisa- ‹Ger›, mit späterer Dissimilation von r zu l; s.
Helgis-/Heli-.


Heli- s. Helgis-/Heli-


Helios-

ds heliosge᪸ssli (Dorfkern bei Innerschwand) IV Adelb.


Nach einem Helios (= griech. ‹Sonne›) benannten Kinderheim,
das inzwischen wieder verschwunden ist.


Helk-

helkxə (Wei.), uffem helcken 1524‒1593U168, Ein weid ge-
nantt helcken um 1540U168; helkxəwē̤d (Wei.) IV Adelb.;
i᪷ der helkxə (Wi.; Quartier ‒ 2 versch. Stellen) IV Frut.


Wahrscheinlich der elliptische Gen. eines Personennamens. ‒ In
FRB IV, 756 ist ein Uolrich Helken (1317, aus der Gegend Olti-
gen-Aarberg) bezeugt. Hubschm., Frut. S. 49 erschliesst einen
ahd. PN *Heilko zu Heilka u. ä. (Fm I, 729, Socin 56f.).

Die von Sonderegger, App. S. 512 für die Flur helxə, in der Hel-
chen 1528 angeführte Deutung < *hellihha, einer Ableitung von
hell ‹Hölle, abgelegener Ort› kann wegen der Affrikata in un-
serm Namen nicht herangezogen werden.


Hell-/Höll-

A) i᪷ dər höu (abgelegenes Gebiet, zwei Hei. in steilem
Hang) I Brütt.; i᪷ dər hö᪷ụ (Teil des Dorfs am Südfuss des
Bühl-Hügels, auch mōsgass genannt) I Bühl; Hell (zer-
streute Häuser) 1838D I Nid.; d hö᪷ụ (id. mit Luchli)
Rapp.-Seewil; i᪷ dər höu (Wi., von Stauden und Lischen
überwuchertes Aaregeröll, auch höulox genannt), ab ei-
nem sandtwurff an der hell gelegen, stost an der gillen
uszhin an zil (Zihl) nidtsich an hell 1540U14 … zuͦr Hell vi-
cus ad sinistram Arolae ripam 1577Sch, unweit der Hell
1914Fr I Safn.; i dər höu᪷ (Graben) I Seed.; in den Reben …
in der Helle 1374 I Tüsch.; [ein stück hintter der chel
1518U74,] hinder der Hell, stoszt bergshalb an die Hell an
hoowald 1573/74U77a II Attisw.; bi dər hēu, hö᪷u (enger,
tiefeingeschnittener Graben) II Heimisw.; i᪷ dər hö᪷u, hẹu
(steiniger, steiler Bachgrabenabhang) II Ndbipp.; hö᪷u II
Obburg; ~ II Rohrb.; ~ (ehmals nasses Gelände, Torf-
grabungen) II Seeb.; ~ (Wa. mit grossen Tannen) II
Sum.; Hell (Ha.) 1838D II Sum.; domus dicta die Hell



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1389‒1460Ud III Bern; d hẹu (kl. Häuschen; steile, schat-
tige Wei.) III Eggiw.; ~ (K., neben Halde), ein bletzli in
der hell ca. 1530U142, in der Hell 1838D III Kirchd.; i᪷ dər
hẹu (ursprünglich ziemlich wilder Graben, jetzt teilweise
zugedeckt, Kehrichtablagerungsplatz) III Kirchenth.;
i᪷r höu (K., stark coupiertes Gelände) III Kirchl.; vnden
an die zelg, genant die Hell 1527UT III Längenb.; hö᪷u
(Wa.) III Langn.; i dər heụ (Weiler, östl. von Höllgraben,
id. mit Lippershüseren) III Lind.; hö᪷u (Wi.) III Müh-
leb.; d hẹu (Graben) III Röth.; d höu (Graben) III
Rüsch.; ~ (steiler Abhang) III RütibR.; in dər ~ (wüster
Graben) III Sigr.; d hẹu (enger Graben), unnd hinder
dem howalld über uff in die hell 1531U136 III Trub; i dər
họ̈u (Wa., felsiger Abhang) III Wahlern; i dər höll (Bo-
densenke) IV Diemt.; ~ IV Gsteig; ~ (Streuegebiet, bes.
heiss; junger Name) IV Saanen-Turbach; ~ (Wa., «ən
xraxxə») IV Saanen Saanenm.; in dər hö᪷ll V Bön.; d hell,
dər hellgrabən (tief eingefressene Schlucht) V Brienz; in
dər hell («Tunnel der Sustenstrasse, arges Teilstück»,
darüber Himmelrank s. d.) V Gadm. (K. 674/176); ~
(Stelle bei einer Fluh) V Gadm. (K. 664/175); i᪷n dər he᪷ll
(«wüster Geländeeinschnitt», Wa.) V Grindelw.; in dər
hell (dreiseitig vom Fels umgebenes Stück Wiesland,
steil) V Gutt.; ~ (wilder Grabenkessel) V Hofst.; in dər
he᪷ll (kl. Hei., steinig) V Innertk.; in dər hēl (altes, heute
abgebrochenes Haus) V Isenfl.; hell (wandartiger Ost-
abhang des Rehtschuggens bei Stechelberg; Gegenhang
= Paradies) V Ltbr.; ~ (Mäder auf einer schmalen Egg)
V Obried; ~ (Land aussen an Schattenh.) V Sax.; d höll
(sumpfiger Wa.; K. 632/173), ~ (K., Mulde; K. 630/171)
V Unters.

B) a) ebli᪷ghell (; oberster Teil des Vorsassgrabens,
steil, eng) V Obried; gẹ̄sshẹu᪷ (Graben, überragt von Fel-
sen) II Krauchth.; der gaͤshellacher 1595U54 II Thörig.;
geishellhubəl (waldige Anhöhe) V Schatt.; i᪷ dər
grabi᪷shö᪷ụ (Hei., auf drei Seiten von Wald umgeben) I
Rad.; xaxxəlihẹu (Graben, in dem heute noch altes Ge-
schirr liegt) II Krauchth.; der meijer von Tamershella
1389R2 II Lütz.; di xauti hẹu (Wa., «wüstes» Gelände) III
RütibR.; inn der nidern häl 1529U93 III Wahlern; šwartsi
höu (dunkler Block in der Höll) III Sigr.


b) Hell-/Höll-

~acher: I Safn.; II Alchenst.; II Diemersw.; vff den
hellacher 1531U97 II Ers.; II Herzb.; II Kirchb.; heisset
der hell acher 1480/90U44 II Kopp.; II Krauchth.; II
Ndbipp; II Ndösch; der hellacher 1531U97 II Rupp.;
Höllacher 1735S, Hellacker 1746S III Boll.; ~fluə II At-
tisw.; ~gārtə I Tüsch.; an die Hellgassen 1527UT III Län-
genb.; hellengassen 1538U148 IV Frut.; höugassaxxər III
Kirchl.; höugē᪸rštə, he᪷u- (K.) III Uet.; von hellen ge-
schwend 1488U156, 1502U157 IV St. Steph.

~grabe: i᪷m hēugrabə (Waldgraben, Schlucht) II Hei-



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misw.; he᪷ugrabə (Bach, K.), nebem hell grabenn 1531U97
II Rupp.; Hellgraben 1794A, 1838D (2 Höfe) II Sum.; III
Arni; anndersÿt am helggraben 1531U97, hellgrabenn
1534U100 … III Bern Bümpl./Nd.-Obbott.; hẹugrabə (nas-
ser, «rutschiger» Graben) III Bow.; ~ (rechter Seiten-
graben zur Emme, zuunterst ein hẹu ‹Hölle› genanntes
Haus) III Eggiw.; III Langn.; hö᪷ụgrabə III Lind.; III
Obdiessb.; Hell-Graben 1759A III Rüml.; hö᪷llgrabə IV
Diemt.; IV Ndstock.; IV reut.; ~ («ein furchtbar wüster
Graben») IV Saanen; höllgre᪸bli IV Wimm.; hellgrabən, =
d hell («tief eingefressene Schlucht») V Brienz; hellgre᪷bə
(2 in den Lombach mündende Gräben) V Unters.

der Hellgradt (Wei.) 1534UP III Röth.; an die hellhallden
1531U97, ~ 1535U101 II Rupp.; hellhorə IV Kanderst.; hẹu-
hu᪷bu (Hei. von Wa. umgeben; auf Vorsprung im Wald d
hẹu s. oben), ~ (K.) III Wattw.; höuhütte (Reben) I
Tüsch.; hö᪷uxö᪷pfli᪷ (höchster Punkt) II Wolfisb.; ~loch:
hö᪷ulox I Safn.; ~ (Schlucht des Feissibaches, Kessel) IV
Obstock.; hö᪷llox (Acker, früher Sumpf) IV Spiez; hell-
mad (steiler Hang) V Haslib. Reuti; bergshalb an Ni-
claus Buͤnkers Hellmatt 1573/74U77a, Hellmatt (Ha.)
1838D II Attisw.: hö᪷umö᪷sli᪷ (Wi. am Hang) II Diemersw.;
bim hellmosz 1542U104 III Muri; das Hellmos Mitte
15. Jhd.Ch6 IV Spiez Einigen; ~bach: heubax I Lyss; V
Grindelw.; V Ltbr.; V NdriedbI.; hellpletz 1534U100 III
Kirchd.; hö᪷u᪷bodə (Wa., früher Wi. über Flühen) II
Rum.; hellbo᪷də (Alp; es soll dort nicht geheuer sein),
hellbodəwāld IV Kratt.; hellbodə (Lischenmäder) V
Habk.; höubrük, höuštē᪸g (über die Emme in der Nähe der
‹Hölle›) III Eggiw.; underm Hasle zem Hellebrunnen
1361 III Kirchd.; hellbrünnəli (Brunnen im Gebiet
‹Höll›) V Sax.; Helbuͤll 1479‒1563Ar (wo?); hö᪷ure᪷in II
Diemersw.; hö᪷uərein (Wa., steil) II Rum.; am hellrein
1531U97 III Mühleb. Buttenried; he᪷llštainalp V Gutt.;
hellštu᪷ts (Stutz, links und rechts der Saxetstrasse) V Sax.;
hö᪷llšụ̈̄r (Scheune, K.) IV St. steph.; ~wald: he᪷uwaud
(Wa.) II Dürrenr.; II Kirchb.; III Diemersw.; III
Trub; hellwāld V Sax.

~weid: hẹuwẹ̄d, di hiŋəri, fo᪷rdəri (Hei.) III Walkr.;
hẹuwẹ̄dli, im hi᪷ŋərə, fo᪷rdərə (2 kl. Hei.) III Trubsch.; hell-
weidli («wüəšts me᪸dli», Rutschgebiet) IV Lau.; ~ (Weide,
die im Loch liegt) V Gadm.; ~ (schattig, in tiefer Mulde)
V Grindelw.; ~ V Sax.; ~ (überwachsen, ertragsarm,
steinig) V Ltbr. Weng.

C) -i: Aber j man mad … stost an das hoͤlly 1531U59 II
Aeflg.; im hẹlli (Magerwi., steil) V Schatt.

-ere: hellərə, in dər, auch: in dən ~ (Alpgebiet auf Geils-
kümmi) IV Adelb.; Einthalb an die Hellerenn …, vor zuͦ
an die hellerung … 1524‒80U169 IV Reich.


Schwzd. Hell f., moderner Höll ‹Hölle, Ort der Verdammten›
(Id. II, 1136ff.); mhd. helle, ahd. hell(i)a, zur Wurzel *hal- ‹ver-
bergen›. In der Ortsnamengebung meist die pejorative Bezeich-
nung abgelegener, steiler, steiniger, sumpfiger oder sonst ertrag-



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loser Geländestücke bzw. Gegenden, an denen es nicht geheuer
ist. ‒ Es gibt freilich, besonders im Mittelland, einzelne Orte mit
dem Namen Hell, wo die Realprobe keine ‹Hölle› zu erkennen
vermag. M. Szadrowsky hat versucht, solche Hell-Benennungen
mit altisl. hella ‹Stein› zu verbinden (PBB 72, 1950, S. 221‒235),
J. Rutishauser, Die Namen der laufenden Gewässer im Bezirk
Winterthur, 1967, § 46, S. 53ff. sieht in vielen Namen des Mittel-
lands eine jō-Bildung zu germ. *helan, mdal. hele(n) ‹geheim hal-
ten, verschweigen›: «*haljō- ist dann einfach = abgelegenes, ver-
borgenes Gebiet, ‹hehlend›, weil es sich dem Blick des Betrach-
ters nicht preisgibt».

Als weitere Möglichkeit erwägt Rutishauser Anschluss an ahd.
hellan «ertönen», also «Ort, wo es widerhallt». Dies ist aber laut-
lich schwer verständlich, da das stk. Vb. hëllan germ. ē aufweist
und in unseren Mdaa. überoffene Qualität zeigte, eine -jan-Ab-
leitung zu Subst. hal m. «Schall» aber wenig wahrscheinlich ist.

Überhaupt verbindet sich mit den meisten unserer Namen die
Vorstellung der (christlichen) Hölle, und dieses Wort kann in pe-
jorativem Sinne auf irgendwelche Örtlichkeiten durch die Na-
mengebung verwendet worden sein.

Hieher?: Wegen der überoffenen Qualität des Vokals im
ersten Namenglied nach dem Zeugnis der heutigen Mda.
sind folgende Zss. nur schwer mit Hell-/Höll-, das ur-
sprünglich Primärumlaut aufweist, zu verbinden, und es
ist Anschluss an hëll «klar, heiter» (Id. II, 1139) oder an
häl «glatt, schlüpfrig» (Id. II, 1131f.) bzw. an mhd. hëllen
(stv.) «ertönen, hallen» (s. oben) zu vermuten:

he᪸uštət, di u᪷nnəri, obəri᪷ (Bergweide), zur Hellstätt 1766A,
Hellstätt 1838D, he᪸uštəttli, ds unnər, obər (Bergweide),
he᪸uštəttxammə (Wa.), ~wē᪸g (Wegstück) III Gugg.; he᪸u-
štett, i᪷ dər~ (2‒3 Hei.), Hellstätt (Ha.) 1838D III Rüsch.;
he᪸llštett (Hei., steil), uff der heldtstett 1591U130, Hällstett
(Hellstätt) 1838D III Wahlern.



Heller, Helder

he᪸llər, dər i᪷ndər/üssər, auch: hellər (Heugüter, Wildheu-
platz), ds hellərgre᪸bli, Hellergräbli 1908Fr (Bachgraben);
Hellerbächli (dass., auch Bärenharts-; «Ein an ihm gele-
genes Wiesenstück sei nach einer Pestzeit um einen Hel-
ler verkauft worden.») 1908Fr V Grindelw. Scheidegg.

dər hö᪷lləršbē᪸rg, heldəršbē᪸rg (Wa.); hö᪷lləršbē᪸rgwē̤dli (kl.
Wei.) IV Diemt.; helləršbe᪸rgforšəs (Vorsass; heute ge-
bräuchlicher: haldis foršəs), Hellersberg 1705U152, Hel-
lersbergvorsatz 1731MW IV Saanen.

i᪷ də heldərweŋŋə (Wildheu) IV Adelb.


Wahrscheinlich ein PN Heller; der entsprechende FN ist im Kt.
Bern freilich nur in Kirchlindach alteinheimisch. Die zwischen
und e᪸ schwankende Vokalqualität dürfte durch sec. Anglei-
chung an den Ausdruck Heller für die alte Münze, die im alten
Bernerland nicht «geläufig» war, zu erklären sein. ‒ Zu
helderweŋ vgl. G'hiller bei Zs., Gr. u. Gr. S. 326.


Hellsau

heuso᪷u (Dorf, Gde.), in Hellesowe 1275N, Heilsow 1353,
Helsoͧw 1361, von Hellsowe, -wa 1377, helszoͤw 1426U78,



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Sp. 237


helsoͤw 1480/90U44 … Helsauw 1724/26C3, 1734/36C3,
Hellsau 1838D.

i juch heisset die helsowmatten 1480/90U44; helsoͤw wald
15. Jhd.U47, 1480/90U44; an dem helsow weg 1500U48 II
Hells.

heuso᪷uər (Hei.), Hellsauer 1838D II Wynigen.


Zusammensetzung aus einem Grundwort mhd. ouwe (s. Au) und
einem altdt. PN, dessen Vollform kaum noch zu ermitteln ist
(vgl. etwa die modern-schwzdt. Koseform Helli zu Helmut u. ä.).

Hellsauer = alter Familienname, z. B. Helsower 1296, heute †,
ehemals Bürger von Solothurn und Burgdorf (HBLS IV, 136).
Das Heimet Hellsauer ist ein Beispiel dafür, wie ein einstiger Be-
sitzername zum eigentlichen Hofnamen wird.


Helse

helsəmbē᪸rg, u᪷fəm helsəmbē᪸rg (Hei.) V Schatt.


Zu schwzd. Helse(n) ‹Gewölbe, Decke eines Gemachs›, auch
‹Deckel eines hölzernen Gefässes› (Id. II, 1214). Formübertra-
gung wie in Stauf.


Hem- s. Häm-


Hempliger

uf hempli᪷gər (Berggipfel) IV Adelb./St. Steph.


Der Gewährsmann erklärt die seltsame Namenlautung so:
Hempliger m. ist ein Wort der Adelbodener Mundart und be-
zeichnet den Strick, den man dem Stier um die Hörner bindet
und an einem Bein befestigt, damit man ihn gefahrlos führen
kann. Mit dieser Vorrichtung wird der Kopf des Tieres ein wenig
schräg gespannt, so dass das eine Horn höher, das andere weni-
ger hoch aufragt. Diesen Anblick biete die Doppelerhebung mit
dem höhern Albristhorn und dem etwas niedrigeren Hempliger
daneben von der Adelbodner Seite aus.

hempligər ist wohl zu himpe(n) ‹lahm gehen› BO (Id. II, 1301) zu
stellen: e᪸s hempli᪷gət ‹[das Tier] geht lahm› Adelb.


Hengg- s. Hängg-


Hengst/Hängst

he᪸ŋšt (I‒III), heŋšt (III‒V) m. (vz. -ŋk-, vgl. SDS II 135).

A) uf əm he᪸ŋšt (Wa.) II Erisw.; dər ~ (Hügel) II Lütz.; ~
(Hei.) III Eriz; der henngst vnnd der rotacher 1531U97 III
Köniz; ~ III Lind.; dər ~ (Graben, Wa.) III Röth.; heŋšt
(Wei.) III Rüsch.; ~ (K.) IV Kratt.; ~ (Fels) IV Obwil
iS.; ~ (vorspringender Fels) Wimm.; u᪷fəm ~ (Wa.) V
Därl.

B) a) grü᪷əblihe᪸ŋšt (Anhöhe) III Trub; im le᪸tsə heŋšt
(Wei.), der läze Hengst 1845D III Rüsch.; di si᪷bə he᪸ŋštə
(7 Felsköpfe) III Horr./V Beatb.; dər si᪷bərlihe᪸ŋšt (Hü-
gel, Wa.) III Langn./Trub; dər šte᪸xəlek~ (Gipfel) III



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Sp. 238


Trub; dər su᪷nnig heŋšt (Wei.), der rechte Hengst 1845D
III Gugg.

b) von dem hengst agker 1464U38a II Roggw.?; heŋštax-
xər, am Hengstacher 1360 V Leiss.; ~grabən V Haslib.;
de prato an Heygst haltun um 1320, ein juchart under
Hengsthalten 1357, ein guͦt genant die hengsthalta
1412U165, von der henngst haltenn 1515U158 IV Därst.;
he᪸ŋšto᪷uts (Wa.) III Köniz; heŋštxērə (Strassenkurven)
III Rüsch.; ~bax IV Reich. Kienth.; d ~seisə (Zufluss
der Sense) III Gugg./Rüsch.; dər he᪸ŋgšlu᪷n (Talenge der
Hengstsense III Gugg.; dər he᪸ŋštəšpru᪷ŋ (Felswand) IV
Lau.; dər ~waud II Lütz.; ds he᪷ŋštətsǖ᪷gli (Graben) IV
Wimm.

C) ds he᪸ŋštli (Wei., Hütte) III Eriz; ~ (Wei.) III Rüsch.
he᪸ŋštlismatt (; Wa., früher Wie.) I Diessb.

Hieher?: d heŋštərra, u᪷f dər ~ən (Lawinenzug); dər heŋ-
štərrəngletšər (auf dem Siegfriedatlas: Schwarzwaldgl.);
~bo᪷dən (angeblich eine frühere Hengstweide) V Grin-
delw.


Schwzd. Hengst m., Bedeutung wie nhd.; aber auch Name eines
Bergkopfes (Id. II, 1450, Bed. 4). Meist wohl Formübertragung;
teilweise aber möglicherweise auch blosse Klammerform, z. B.
Hengstbach < *Hengst(weid)bach (nach Hubschm., Frut. S. 52).

Hieher?: heŋštərra V Grindelw.; viell. nach einer einst darun-
ter liegenden Heŋšterrə(n)-Weide?; kollektive -āria-Bildung zu
Hengst.


Henige

ds he᪷nigə (Sennhütte, Wei., Wa.) IV Diemt. Oey


«Patronymische» bzw. Sippen benennende -inga-Bildung zu ei-
nem FN Henny (alt belegt in Belpberg und Toffen, FNB III, 68)
oder Hänni (verbreitet im Kt. Bern, FNB III, 21); vgl. auch
Hän(n)i (z. B. Frut.: henishāltə); wohl elliptisch für mhd. «daz
[der] Hennigen [guͦt]» oder ähnlich.


Henk-

Henkrichti, auch: Mühlehalden (Ha.) 1838D II Rüegs.

Henker: i᪷m heŋkxər (Wi., Ha.; steiles Land) V Därl. hei-
xər (Felsen, Graben) V Obried; Henkerhüsi 1845D III
Arni; ds he᪸ŋkxərbrü᪷nnli, bey henkers Brünnli 1771/79C3
III Bern.

Henki: d he᪸ŋkxi᪷, häufiger: hü᪷bəli᪷ (Hei.) II Reisw.; Der
Almend under der garn hencke bim See um 1525U20 I
Lüsch.; ab der garnhenckj 1523U141 III Hilt.; d gē̤she᪸ixi᪷,
dər gē̤she᪸ixi᪷grabə (Graben, Fluh) III Eggiw.; d ro᪷ss-
he᪸ŋkxi (Wa.) II Farn.; ~ II Lyssach.


Schwzd. Henker m. ‹Nachrichter› (Id. II, 1463), Henki f. ‹Vor-
richtung zum Aufhängen› (Id. II, 1465, dort auch bes. Garn-H.).
Der verschwundene Hausname Henkrichti viell. zu deuten mit
dem im Bernischen belegten Richti f. ‹Falle, Dohne, Vogel-
schlag› (Id. VI, 462). Wahrsch. hat die mit Henker und richten in
Verbindung gebrachte Namenlautung bewirkt, dass er unter-
drückt und dann durch das neutrale Mühlehalden ersetzt wurde.




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Sp. 239


Henne

B) ac) s. Finsterhennen.

b) I: 2; II: 2; III: 2; IV: 1; V: 6

Auswahl: ds hennəfi᪷dla (2 Stellen: Läger, Weide, in der
Nähe von kl. bewaldeten Felsen; bewaldeter Nollen) V
Brienz Achsalp; ds hennəfi᪷dla (Wei., bewachsene Erhe-
bung) V Brienz Rothorn; im hẹnnəfi᪷dla (Wa., auch hennə-
wāld) V Brienzw.; im hefuəss (Alp, Wa.), montem qui di-
citur Hennenfuz cum silvis et pascuis 1233, Hehfusz
1845D IV ObwiliS.; he᪷nnənaxxər, Der ober hennenn
acher 1535U101 I Diessb.; ds hennəmōs (Lischenmoos) III
Schangn.; dər he᪸mbu (Hei.), Uolricus de Hennenbuͤl
1295, [hin an den Heimenbuͤl 1320‒1491Rq1,] untz gen
Hennenbuͤl 1481Rq1, an Henbüöl 1548UP, am Hennenbüel
1572Rq1, 1577Sch, Hämbühl 1838D II Erisw.


Schwzd. Henne(n) f. ‹Huhn› (Id. II, 1311f.).
Als Appell. innerhalb des Kantons Bern nur noch im Oberland
gebräuchlich; doch weisen die mittelbernischen Belege wie das
weitere Vorkommen in alpinen Gebieten auf eine ursprünglich
allgemeine Verbreitung hin.

In Hefuess und Hämbu zeigen sich zwei Fälle jahrhundertelan-
ger Namenkontinuität; im ersten Fall auch eine starke Mittelsil-
benkürzung (vgl. Han-/Ham-), im letzteren eine ungewöhnliche
Veränderung der Vokalqualität vom geschlossenen Primärum-
laut -e zum überoffenen e᪸-Laut.


Hentsche/Häntsche

he᪸ntšə, dər fē᪷rdər/hi᪷ŋər/o᪷bər (3 Hei.), an das gütli Jm
hentsch 1569U72, Hentschen, im hintern/vordern/obern/
untern 1838D; -grabə (Seitengraben zum Dürrbach) II
Trachsw.

hentšəmatt (Hei.), hendtschimatt 1591U130, Hentschen-
matt 1766A, 1794C3, 1838D III Rüsch.; ds he᪷ntšəri᪷əd (meh-
rere Hei.), das Handschu-Ried zu Fulensee, Hentschen-
ried 1767C3, 1838D IV Spiez Faul.; d hentšətsu᪷bə (Hei.) IV
Reich.


Vermutlich ein mit dem Suffix -tsch gekürzter PN im sw. Gen.,
viell. (nach Hubschm.) eine Nbform zu Henzo (Heinrich).

Händschueh, Häntsche m., ahd. hantscuoh, nhd. Handschuh
kommt aus semantischen Gründen kaum in Frage.


Henz s. Heinrich


Her(r)

I

A) d hērə (K.) III Landisw.

B) a) (ohne Jung~, s. Junker) I: 1; II: 8; III: 13; IV: 1;
V: 1

davon Zwing~ I: 1; II: 7; III: 7; IV: 1

Auswahl: xō᪷rherəgass III Amsold.; xoufherəwe᪸udli (kl.
Wa.) II Lotzw.; be᪸rgherrənhūs (Alphütte) V Isenfl.; Die
Obere Eÿmatt Sechs meder, sonst genant die Spittals



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Sp. 240


Herrmatt 1677U170 III Bern; dər tswi᪷ŋhēr (Wa.) II Rüegs.;
tswi᪷ŋherəhu᪷bu (Wa.) III Frauenk.; tswi᪷ŋhēr (Burgstelle
beim Fallbach) III Blumst.

b) Herren- (herə-): I: 27; II: 24; III: 36; IV: 6; V: 10

davon: ~acher I: 6; II: 6; III: 1; IV: 1

~gass I: 3; II: 1; III: 2

~holz I: 1; II: 1; III: 3

~matt I: 5; II: 4; III: 5; IV: 2

~boum I: 3; II: 4; III: 3

~wald I: 2; III: 3; V: 1

Auswahl: des herren acher 1409 od. vorh.U1, der Herren-
agker 1427U78 I Kapp.; i juch heisset des herren acher
1480/90U44 II Kopp.; der Herren acher, ist acht khüyen
wintrung 1543U154, 1757A, 1769/70A IV Därst.; herəhouts
(Hei.), zum Herrenholz 1838D III Wahlern; Herrenhub
1776A, 1838D II Dürrenr.; ~matt (, K.), der Herren
mat 1360, herren matt 1542U104 I Diessb./Dotz.; d ~matt
(3 Hei.), Herenmat 1357, 1389, 1432U78 … III Gugg.; d
~mattə (K.), der herren matten 1531U59, 1543U154,
1607/08A IV Wimm.; ds ~me᪸ttəli (Wa., Wi.) IV Wimm.;
herrenboum acher 1607U100 II Bärisw.; d ~re᪸bə (Reben,
Wi.; gehörte früher Berner Patriziern) I Tschugg; i᪷m
~štāu (Wi., Wei.), ii mad Jm helestal 1531U96, Helenstahl
(Namenpause) III Wohlen Murz.; ~šteig (K.), am hernn
stÿg 1531U97 IIII Wohlen Särisw.; ab einem sinem guͦt Jm
herennschwand 1494U95, 1538U148 IV Adelb.; Herren-
schwanden (s. d.); ~waud, o᪷bər/unnər (Wa.) III Obbalm;
~wāld (Bäuertwald, früher Pfrundwald) V Ltbr.; ~tse᪸ug
III Mühleb.

C) -li: das herrly 1551U32 I Bargen; ds lēnherli (Wi., Ha.).
IV Aeschi; ein Juchartten genempt der herrlis acker
1551U32 I Täuff.; herlis acher 1529U92, 1531U60, 1534U100 III
Stettl.

-i: ds lēnheri (Hei.) I Kandergr.; das herrimad 1535U161 V
Matten; j Jsel lit bi Herris matten 1432U78 I Rad. Olt.

Herrschaft: d herrša᪷ft (3 Hei.), uff der Herrschaft 1430Rq8,
1838D, 1850J V Grindelw. Bussalp; Ab Einem acher Jst ii
Jucharten nempt sich unnd Jst ouch der Herschafft acher
1595U54 II Wynigen; herrschafft Wyer um 1525U20 I Er-
lach.

Herrlichkeit: d herləxkxeit (2 Hei.), in der Herrlichkeit
1838D III Ndwicht.

II

ein matbletz in der Hergassen 1332 III Boll. Oster-
mund.; am Niderueld nit dem herweg gelegen 1505U172,
1524‒93U168 IV Frut.; dər herwe᪸g, Einer Gadennstatt uff
Brünigen gelegenn genantt der Heerwäg 1578U163; i᪷m
herwe᪸gwāld (Wa.) V Meir.

III

… ich arbte von Ruͦdolf seligen Herbotten, das guͦt och
heisset Herbotten guͦt 1351, 1356, Herborten guͦt 1356 IV
Ndstock.





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Sp. 241

die selb matt nempt sich herscherin matt die sy geben
hett gan gottstatt 1474U30 I Büet.


I: Schwzd. Hēr, (neuer:) Herr m., mhd. herre, hēre. Bed. wie nhd.,
bes. auch ‹Pfarrer›, ‹Angehöriger der Obrigkeit od. eines höhern
Standes›, ‹Grundherr› (Id. II, 1521ff.). Als FLN laut Id. meist
für ehemalige geistl. od. obrigkeitl. Besitzungen verwendet.

Herren ist als FN im Kt. Bern altbezeugt: Frauenkappelen, Müh-
leberg, Neuenegg, Oberbalm (FNB III, 74). Auch Herrli und
Herri sind als FN bezeugt; vgl. FNB III, 74 (Lyss) bzw. FRB 8
und 9 (1365, 1368 Meinisberg).

Zu Herrschaft u. Herrlichkeit vgl. Id. II, 1554 bzw. 1553, bes. die
Bed. ‹Herrschaftsgebiet›.

II: Schwzd. Her n., Bedeutung wie nhd. (Id. II, 1555), mhd. her;
mhd. herwëc ‹Heerstrasse›.

Bem. zu Hergass: Das Schwäb. Wb. vermutet dahinter Römer-
strassen; öfters würden sie als Weg des ‹wilden Heeres› gedeutet.
Zu Herweg vgl. Br. Boesch, Bl. zur Heimatk. u. Gesch. von Uster,
1949, S. 27; A. Iten, Zuger Namenstudien 1969.

III: Versch. PNN, Heribord u. ä. Fm I, 767, Socin S. 23, FRB 3,
102 (1274). Als FN noch im Kanton Basel-Land (Huport, FNB 3,
74).

Eine herscherra in Büetigen ist schon 1330 bezeugt (FRB 5, 738).


Herb-

Herbis:

i᪷m he᪷rbi᪷s (3 Hei.), dz guͦt und eigen, so da lit in dem Her-
wiss 1349, vom herwis guͦtt 1488U82, im Herwitz 1505UT, im
Herbis 1845D IV Frut.

Herber(i)s:

i᪷ dər he᪷rbərismatt (; K.), herberis matten, herwers
matten 1529U92, uff den herbersmattan 1531U3, herbers
matt 1535U101, die herbels matten 1595Uk2, 1680U100 I Meik.

Herbst:

s herbšbett (K.), ze Hersbet ein juch. 1357, zw herpstbett
1474U30, herbschbett um 1531U34, ein halbe Juchart acher
zum herpst bett um 1532U13, 1540U14 I Lengn.

1 matten an Herbsbuͤl 1357, ein mad genannt der Herbst-
bül 1524‒93U168 IV ObwiliS.

herbstersbach 1532U4, herpstlis bach 1551U32 I Hermr./
Merzl.

Herbstwil: s. d.


Herbis und Herber(i)s sind auf altdt. PN-Formen zurückzufüh-
ren: Herbis- auf Hariwini, mit den durch Fm I, 782 aus St. Gallen
(9. Jhd.) bezeugten umgelauteten Bildungen Herewine und Heri-
wine;
vgl. auch Hubschm., Frut. S. 49: zum PN Herewīn; Her-
ber(i)s:
auf Har(i)pern (Fm I, 765 und 259), nach Kaufmann
S. 175: Hẹri-bern. H. Müller, Obw. gibt Beispiele mit dem PN
Herber oder Herbert.

Herbst- könnte allenfalls auch mit einem alten PN in Verbin-
dung gebracht werden (Heri-bern, -bert?). ‒ Doch ist darin mögli-
cherweise auch einfach die Jahreszeit ‹Herbst› enthalten, wobei
Grundstücke gemeint wären, die erst spät abgeerntet werden.
Vgl. August (ONB I/1, 50).


Herberg s. Herbrig




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Sp. 242


Herbligen

hērbligə (Dorf, Gde.), Herblingen 14. Jhd.UP, 1302, Her-
belingen 1311, 1312, Herblingen 1313, 1325, 1336, 1337,
1338, 1349, 1350, 1353, 1361UT, 1361, 1362, 1365, 1368 …
hermlingen 1529U92, 1531U60, Herblingen 1531U45, 1531U60,
1531U97, 1531U144 … 1838D III Herbl.

Herbligenhubel (Häusergruppe) 1838D III Herbl.


Id. IV, 1569 führt den Namen unter Herberg (> *Herbrigen) auf
(!), obschon die urkundlichen Belege auf -ingen, nicht auf -igen
lauten. Das schaffhausische Herblingen lässt sich aber auf einen
PN zurückführen: 1258, 1281 Herwilingen < Herwilo, vgl.
G. Walter, Die Orts- und Flurnamen des Kantons Schaffhausen
1912 S. 71, wo auf den altdt. PN Herewine SG a. 861, 866, Heriwi-
ne
SG a. 895 (Fm I, 782f.) mit den Diminutivformen Herbilo,
Harwilo
hingewiesen wird. Dieser PN dürfte auch unserem
Dorfnamen zugrunde liegen, ist doch ein Herewine 886 in II
Madw. bezeugt. Vgl. dazu den Namen Chuͦnradus dictus Herbi-
linger
1301, Zeuge in einer im Schloss Uttigen ausgestellten Ur-
kunde (FRB IV, 83, Nr. 74).


Herbrig

A) herbrig, herbərig (3 Hei.), Herbrig 1838D II Affolt.; i᪷
dər he᪷rbrig, he᪷rbrigfe᪸ŋ
(Mad) IV Saanen; i᪷n dər he᪷rbrig
(Hei.), herberg 1535U161, die Herberig 1789A, 1838D V
Därl./Leiss.; an dər hērbri᪷g (Heuland) V Isenfl.

B) a) von der ellenden herbrig, der Ellenden Herberg
1389‒1460Ud, zuͦ der ellenden herbrig 1404Rq1, der ellen-
den Herberg 1528U2, der Spittal Jn der Ellennden herberg
1534U100, von waͤgen der Ellenden Herberg 1535U101 III
Bern; in der kalten Herberig (s. o. A) 1750A II Affolt.;
Kaltenherberg (s. d.) II Roggw.


Schwzd. Herb(e)rig f. ‹Gasthaus, Unterkunft›, ahd. heribërga
(Id. IV, 1566ff.). Übertragung auf Höhlen s. Zs., Gr. u. Gr., S. 71.
Die Elendenherberge in Bern war eine Herberge für durchzie-
hende Pilger, auch St. Jakobsspitel genannt (14.‒16. Jhd., vgl. We
S. 69f.).


Herbstwil

he᪷rbštwị̄ụ (; Wiese, nordöstl. Müliholz), he᪷rbštwịụax-
xər,
im hoͤtzwil 1434U120, im Hettschwyl 1509Rq7, denne die
weid am hoͤtschwil Ein mad, Stost vnnden an Bach oben
an das mu̍liholtz 1531U97, denne im hettschwil ein weid …
Stost obenn an koͤchlis hettschwil, anndersÿt an ru̍ti-
manns hoͤtschwil, vnnd oben an das mu̍liholtz 1531U97,
Jm hettschwÿl, an … remunds Herschwilacher 1531U97,
Jm Hötschwÿl Ein mad 1559‒79U119 III Mühleb.


Herbstwil erweist sich als neuere volkstümliche Umdeutung ‒
das Grundstück soll schattig sein ‒ eines alten -wil-Namens mit
dem kurzformigen altdt. PN Hazo bzw. Hezo; letzterer ist u. a.
968 in St. Gallen belegt (Fm I, 803). Zur palatalisierenden Ent-
wicklung von Hetz- zu Hetsch- (Bach, Dt. Nkde, I, § 100, 1; Hod-
ler, Wortbildung im Berndt. § 38).




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Sp. 243


Hergis-

hergisbē᪸rg (4 Hei.), uff dem Hergisperg 1538Rq1, ab einem
stuck erdterich genant das hergisperg, das hergensperg
1591U130, Hergisperg 1756A, 1760A, 1801A, Hergisberg
1838D III Albl.

Hieher?: he᪸rkisallmi IV Reich. Scharn.


Im ersten Namenglied verbirgt sich ein urspr. mit dem Stamm
HARJA zus. gesetzter altdt. PN, vermutlich das sehr häufige He-
riger
< *hari-gēr (Fm I, 769f.), nhd. Herger; so auch Brandstet-
ter 1919 für Hergiswald LU. Doch wäre auch ein anderes Grund-
wort des PNs zu erwägen, z. B. Heri-goz (Fm I, 770); vgl. Hergis-
wil
LU: 1246 Hergoswile, 1305 Hergotzwile.

he᪸rkis- ist möglicherweise eine affektisch verhärtete Kurzform
zu hergi- (mit Senkung der e-Qualität) oder gehört zu einer an-
dern urspr. PN-Komposition, z. B. zu Hartger (Fm I, 754) u. a.


Hermann s. Herme-


Herme-

hẹ̄rməs, i᪷m ~u᪷s (kl. Weiler), Ann Hermans am buͤchollter
berg 1479‒1563Ar, an Hermos 1547U137, Hermoos 1838D
III Buchh.

Hermans acher um 1531U34 I Safn.; hermans Egerdenn
1518U74, 1573/74U77a II Farn.; an die jermenhalten 1492K3,
Jm cleinen zelglj zuͦ hermanshalten 1531U97 III Worb;
he᪷rmi᪷sbo᪷də, Ein Juchertt, ann dem dyettenbuͤl, Jnn her-
mans bodenn 1518U74, 1573/74U77a, 1719A, 1885Le II
Wiedl.; bi᪷m hermansbru᪷nnə (Quelle), uff dem acher by
hermissbrunnen 1528U2, by hermannsbrunnen 1532U4 I
Lyss; Vf hermansbuͤl ij Juchrten 1531U97 II Urt.; dər
hermasbüəl
(Hei.) IV Reich. Scharn.; hermi᪷štu᪷ụə (Hei.),
[im Herinstalden) 1577‒80C3, Hermistalden 1796A, 1838D
III Langn.; ein acherlÿ vnden am herman schleiff
1531U60, hermischleifacher 1531U97, 1542U104, 1735S III
Boll. Habst.; Hermiswil (s. d.).

Hieher?: Herbmans halden 1530U42 II Rütsch.; hermə-
matt
(Wi.) II Hindelb.; dər hermətsrein (Wi.) II Rum.


Zum PN Hermann (Fm I, 774 < Hariman u. ä.). Der FN Herr-
mann
ist laut FNB III, 74 u. a. bezeugt in Langnau.

[Zu Hermes < Hermannes vgl. auch Kaufmann S. 175f.]


Hermiswil

hērmiswị̄u (Dorf, Gde.), Hermanswile 1272 (kopiert
1289)N, 1289, 1352, von Hermenswile 1361, von Her-
manswile 1371, zu Hermannswyl 1378, 1528, Hermen-
schwyl 1539, Hermiszwyl 1714, Hermiswyl 1784C3, 1838D
II Herm.

d hermiswị̄umattə (K.) II Herm.


Urspr. -wīlāri-Namenkomposition mit dem PN Herman(n); s.
Herme-.




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Sp. 244


Hermiswil b. Kirchenthurnen

he᪷rmiswīu (Weiler), due scopose, quas Cristanus de Her-
manswile colit 1343, von Hermanswile 1350, zu Her-
manswil 1386, 1389‒1460Ud, 1531U97, um 1533U133, ann das
guͦtt von Hermanszwyl 1535U101, Hermiswyl 1577Sch, her-
mannswÿl, Hermiszwÿl 1593U134, Hermannswyl
1783/89C3, Hermannswyl (Hermiswyl) 1838D III Rüml.


Urspr. -wīlāri-Namenkomposition mit dem PN Herman(n); s.
Herme-.


Hermrigen

herməri᪷gə (Dorf, Gde.), Hermeringen 1249, 1261, in villa
de Hermaringen 1293, 1335, Herbringen 1346N, von Her-
maringen 1346, 1355, 1356, 1363, 1370, Hermadingen
1377, Hermeningen 1380, Hermeringen 1390, um
1398U25, den dorflüten von hermaringen 1418C1, ze her-
maringen 1425U78, 1439Rq1 … hermbringen 1519U18, 1521U31,
um 1525U20, herblingenn 1528U2, Hermringen 1529A
Hermbringen 1607UP, Hermeringen 1718/22C3, Hermri-
gen 1838D I Hermr.

am hermbringen acher 1521U31 … I Mör.; i᪷m hermə-
ri᪷gəwaud
(Wa.) I Hermr.


-ingen-Bildung zum altdt. PN Herimar, Hermar (Fm I, 775).


Herolfingen

hero᪷lfi᪷ŋŋə (kl. Dorf), de Herolvingen 1321, in villa et ter-
ritorio de Herolfingen 1329, 1344, 1359, 1360/61, 1376,
1389‒1460Ud … Herrenfingen 1596/99C3, 1635/38C3, He-
rolfingen (Herenfingen) 1838D III Konolf.


-ingen-Bildung mit dem altdt. PN Herolf < *Hari-wulf (Fm I,
784).


Herrenschwanden

herəšwaŋə (Weiler), in Herunswandon 1303, Herren-
swandon, villa Herenswandon 1306, 1333, ze Heron-
swandon 1338, in dem dorf von Heroswanda 1352 … He-
riswand 1389‒1406Ud, 1430R3, von herrenswand 1434U120
Herisz Schwandenn, Heris schwanden, herisz schwandt
1531U96, herenschwanden 1531U97, 1534U100, Heren-
schwand 1535U101, 1576C3, Herischwanden 1601/02C3,
Herrenschwanden 1838D III Kirchl.


Rodungsname. Welcher Herr einst diesen Schwand angelegt
oder besessen hat, ist nicht mehr festzustellen. ‒ Seit 1338 ist ein
bürgerliches Geschlecht der Stadt Bern von Herrenschwand
nachzuweisen, dessen Name auf diese Örtlichkeit zurückgeführt
wird, s. HBLS IV, 198. (Es gibt im Bereich des Weilers auch eine
seit 1531 bis heute belegte Herre(n)matt.)




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Sp. 245


Hert-/Hart-

he᪷rt Adj.

B) b) I: 2; II: 4; III: 4; IV: 1; V: 4

Auswahl: dər hertaxxər (K., schwerer Boden) II Seeb.;
dər hertaxxər, ufəm hertən axxər (Heuland, trocken)
V Gutt.; im hertə houts (Acker), vgl. C) I Meinisb.;
he᪷rtə houts (Hei.), im Hertenholtz 1732A II Sum.; dər hertə
bodə
(Wei.) IV Bolt.; bim hertenbrunnen um 1525U20 … I
Brütt.; hertə brü᪷nnə (K.), hertenn brunenn 1529U93 III
Köniz; he᪷rtweŋ, in he᪷rtweŋŋən (steile Schafweiden) V
Ltbr. Mürr.; herti wẹ̄d (Hei.) III Ueb.

C) Herti (f.)

herti 1528U2 I Büet.; i᪷ dər hērdi, die hertti 1521U31 I Ips.;
uff der herte 1474U30 … I Orp.; d hērdi (Acker, harter Bo-
den) I Piet.; d herti II Obburg.; ~ (Wi.) RöthbH.; ~ (K.,
erhöht, trocken) II RütibL.; he᪷rti (Acker, steinig) II
Schwarzh.; ~ (K.) II Wallwang.; ~ III Belp; ~ (Hei.)
III Herbl.; ~ (K., trocken, härter als das Moos) III
Nofl./Seft.; ann der herdte 1535U101 III Rub. Trimst.; uf
dər hērtị
(Hei.) III Vech.; in dər hertən (Wi.) V Brienz;
i᪷m, am herti (Wi., Acker, kiesige Züge im fruchtbaren
Schwemmland) V Matten/Wild.

Als BW in Zuss.: I, II, III, V: je 1

Auswahl: im hertiaxxər (K., lehmig) II Inkw.; vj Juchart-
ten ligen Jm herttÿ holtz um 1531U34 I Meinisb., vgl. B) b).

Herteli: ds hertəli (K., zäh) II Betth.; he᪷rtəli (Wi., hart) II
Bleienb.

vf der hardbeissigenn matten 1531U97 III Muri.


Schwzd. hert ‹hart› (Id. II, 1641ff.), mhd. herte, ahd. harti, herti.
Die Abstraktbildung Herti f. bezeichnet ‹die harte Beschaffen-
heit des Bodens›; konkret ‹ein Grundstück von solcher Beschaf-
fenheit› (Id. II, 1647).

hartbeiss(ig) ‹zäh, schwer zu bearbeiten› (Id. IV, 1681f.,
Bed. 3. b), die a-Lautung geht auf das Adv.: ahd. harto zurück.

Zur Dehnung und Lenisierung von hērdi im Umgebungsbereich
des BE Seelands s. H. Baumgartner, BSG XIV § 71d) und
§ 134b); das Adj. könnte hier zuerst die Lautung herd angenom-
men haben, und aus ihr wäre die Abstraktbildung erwachsen.


Herteche

i᪷ dər hẹrtəxə (K.) II Madw.; Die hertachenn 1531U97 III
Grhöchst.; hērtəxə (schlechtes, steiles K.) III Landisw.;
st. an Peter Küpfers Hertachem 1646UT III Schlossw.; an
dər hertəxə
(Wi., Wei.), ze Hertachen 1356, ze Herttachen
1360, die hartacha, herrtach 1535U161 V Bön.


Ungeklärt; vgl. -achen, -echen (ONB I/1, 4).


Hertig

i᪷ dər he᪷rtig ni᪷də (K.) II Mötschw.


Möglicherweise zum bernischen FN Hertig (FNB III, 76).




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Sp. 246


Herz s. Härz


Herzig s. Herzog/Herzig


Herzog/Herzig

hertso᪷gənaxxər (K., Ha.), an Benedict honrichs hertzigen
acher um 1530U143, Herzogenacker (Herzigenacker) 1838D
III Sigr. Gunt.; Herzogen-egerde 1273 III Köniz; Her-
zogenbuchsee
(s. d.).

hertsigsaxxər II Langt.; i᪷ hertsigshoštat (Wildheu) V
Därl.; Der ober berg ij Juch. lyt z. Vͦlj Suters hertzigen
matten … 1528U2 I Rapp. Dietersw.; u᪷f hertsigsbodən
(Heuland) V Sax.


FN Herzog (FNB III, 78), alteingebürgert in Wilderswil BE bzw.
Herzig (FNB II, 77), alt in BE Oberaargau.


Herzogenbuchsee

bu᪷xsi (Dorf, Gde.), ad Puhsa 886, [curiam in Herzogen-
Buchsee 1108, (vgl. Quellenangabe in FRB I, 362!)], lo-
cum qui dicitur Buhse 1109, in vico quondam Burgundie
qui vocatur Buhse 1111, Buhse 1194US, Buchse 1220,
1252N, Buchsa 1250‒56, in villa Buxie 1254, de Bucze
1264, Buchse 1275, Herzogenbuhsa 1275N, Buchse ducis
1287, 1296, Herzogenbuchse 1296, 1301, 1304, 1313, ze
Herzenbuchse 1334, ze Buchse 1335, 1346, 1350, ze
Bu̍chse 1356, Herzogenbuchsse 1356, Herzogenbuchsi
1360 … hertzigen buchsen 1480/90U44 … Buchsi 1530U95
II Herzb.

bu᪷xsi᪷fe᪸ud (K.) II Herzb.; bu᪷xsi᪷fe᪸ud II Ndönz/Obönz;
Buchsy Strasz 1595U54 II Seeb.; an der Herzogenbuchsee-
Strasze (Häuser) 1838D II Wangen; buchsy zelg 1531U76 II
Ndönz.

Hieher gehört wohl auch: bü᪷xsəbax, bü᪷xsəl~, der Büsel-
bach 1533 («Die Fryheytten desz Dorffs ze H.»), Büch-
selbach 1584 (Pfrundurbar von H.) II Herzb.


-buchsee ist späte volksetymologische Umdeutung. Der Name
wird allgemein auf lat. buxus f., buxium n. ‹Buchsbaum› zu-
rückgeführt, das als Lehnwort schon vor 600 von den Römern
übernommen worden sein muss (vgl. Kluge, Etym. Wb.). ‒ Orts-
namen mit dem Wort Buchs deuten zumindest häufig auf vor-
deutsche Siedlungen der Römerzeit, und in Herzogenbuchsee
sind bedeutsame Reste römischer Villen zutage getreten (HBLS
IV, 206). Vgl. auch Buchs. Kaum Schwierigkeiten bietet die laut-
liche Erklärung mit dem ältesten Beleg ad Puhsa 886, da es ein
spätlat. buxum n. gibt. Die Lautung Buchse, -i dürfte durch *ad
buxa,
also ‹bei den Buchsbäumen›, eine alem.-deutsche Ablei-
tung mit dem Kollektivsuffix -ahi i. S. von ‹Buchsgebüsch›, er-
wachsen sein, die in früher urkundl. Schreibung oft als -e, später
und mundartlich als -i erscheint, vgl. z. B. Hasli, Hasle.

Die unterscheidenden Zusätze zwischen Münchenbuchsee mit
seinem ehemaligen Johanniterkloster und Herzogenbuchsee, wo
die Zähringer eine Benediktiner Propstei gestiftet hatten, kom-
men bereits Ende des 13. Jhds. auf; Herzogenbuhsa 1275, Buchse
ducis 1287, 1296.




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Sp. 247


Herzwil

hertswị̄u (Weiler), de Herzwilre 1254 oder 1255, in Herts-
wile 1255, 1257, de Herzewile 1267, ad Herzwile 1274, de
Erzewiler, Erzewilr 1282, de Herzwile 1284, 1302, in dem
dorffe zuͦ Hertzwile 1386, Hertzwil 1389‒1460Ud … Herz-
wyl 1838D III Köniz Herzw.

die heretzwÿl acher, die heretzwÿler alment 1671U100 III
Köniz.


-wil(er)-Name mit altdt. PN, möglicherweise *Harti(n)swīlāri zur
Kzf. *Harto aus Wolf-, Magin-hart oder ähnlich; dann kontra-
hiert und primär umgelautet zu *Herz-wilāre.


Hess

hessaxxər (K.) II Münchr.; hessguət (ehem. Hei., über-
baut) III Köniz; hesshụ̄s, fō᪷rdərs/hi᪷ŋərs, d hesshụ̈sər
(2 Hei.), Hessenhof 1838D II Waltw.; hessəmatt(ə) (K.) I
Safn.; hešprg (K.), der zende im Hesseberge um 1350N,
Hessberg 1356, Heschberg 1371, vor dem hesperg
1534U100, hešprgwaud II Jeg.


Besitzernamen; zu dem im Emmental altbelegten FN Hess
(FNB III, 78).


Hettiswil b. Hindelbank

he᪷tiswị̄ụ (; Dorf), Stiftung des Cluniacenser Priorats:
huius loci, Otthonis Villarii 1107 (nach Vidimus 1433), in
villa Hettenswilere 1148, bonum in Hetiswile 1255, Al.
de Hettenswile 1257, Albertus de Hetiswile 1257, Alber-
tus de Hetenswile 1270, Monasterium Hettenswile 1275,
Albertus von Hettiswile 1278, Albertus de Hettiswile
1279, Rodolfus de Hetiswile 1279, Albertus de Hestewile
1279, ad locum dictum Ettiswile 1281, prefatus locus (Et-
tiswile) longo tempore … destructus fuit, tam peri ignem
quam per gentes Allamannorum (jetzt wieder aufgerich-
tet und von Bischof Rudolf von Konstanz neu geweiht)
1291 (nach Vidimus 1433), Ruͦdolfus de Hêtiswile 1297,
Ruͦdolfus de Hettiswile 1298 … Heinricus de Hetiswile
1299, nos frater Petrus, humilis prior de Ettheswile 1301,
Ruͦdolfus de Heitiswile 1303 … dominum Gerardum,
priorem monasterii Ottonis-vilarii, Cluniacensis ordinis
… 1327, in villa et territorio de Hettiswile 1334, de Hettis-
wile 1334, nos, frater Johannes de Schawernes, prior mo-
nasteriorum in Loͤnchessingen (Leuzigen) et in Ottilins-
wilr … in Oetenlinswilr 1350, Ruͦdolf und Hartman von
Hettiswile 1350 … bÿ hettewil 15. Jhd.U47, hettiszwil
1452U79, der probst von Ettiszwil 1468Rq1 … zuͦ Hettiszwil
1531U50, zuͦ Ettiszwil 1531U50 … Ettiswyl 1639A II
Krauchth.


Das kleine Kloster wird zuerst ‒ in der Stiftungsurkunde von
1107 ‒ als Otthonis Villare, wohl nach Otto, einem der mitdotie-
renden Brüder des Heinricus, der da als ‹primus edificator et fun-
dator prioratus huius loci› erwähnt ist, genannt (FRB I, 361). So
heisst das Stift auch noch später (1327, 1350) in Dokumenten,



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Sp. 248


die in diesem Kloster verfasst wurden und offenbar auf das
Gründungsdokument zurückweisen. Hettiswil ist vielleicht der
ursprüngliche Name der Siedlung, der auch im Volke weitertra-
diert wurde; eine -wil-Bildung zum altdt. PN Hatto, vgl. Hatt/
Hätt-
und Hattigen, also ursprünglich *Hattin-wilāri. ‒ Zur Ge-
schichte des Priorats s. HBLS IV, 210f.


Hetz-/Hatz-

Die hatzen Matt 1530U42 II Kldietw.

he᪷tsịštau, i᪷ ~ ụxə (Wa.) I Schüpf.

Hieher?: stost … an den hetzacher 1531U51 III Landisw.

ze hetzelsmatt 1532U4 I Bargen; hetzels matten 1532U125
III Neu.; von einer matten nempt sich hetzels bletz
1452U79 III Kehrs.; he᪷tsụšwenni, uf dər ~ (2 Hei.), he᪷tsụ-
šwenniaumid
(2 Hei.), Hetzelswendi 1390, zuͦ Hetzel-
swendi 1432U78, ich Heini Binden von Hetzelswende
1444‒48M, gegen Heinyn Binden von Hetzelswendi
1448M, hetzels swende 1484U126, Hetzelschwendi 1502A
III Gugg.


Namenzusammensetzung mit dem altdt. PN Hazo (Fm I, 803),
bzw. mit dessen Erweiterung durch -l-Suffix Hazilo, Hezelo (Fm
I, 804). ‒ Zu he᪷tsịštau in Schüpfen: das männliche Geschlecht
spricht eher für ursprünglich ‹Hetzen-Stall› als für ‹Hetzens-
Tal›.
Zu hetzacher in Landiswil: in der Nähe findet sich der Flur-
name Herteche, und vielleicht ist hetz- hier eine Verschreibung
für hert-?


Hetzenwil †

Nit (unterhalb) Hezzenwile zwo jucherte achers in der
Gumma vor 1308, ze Hezzenwile 1323, bona nostra (des
Stiftes Amsoldingen) sita in Hetzenwil in dyoc. Const.
1380, Jenni von Hetzenwile 1397UT, vom guͦt zuͦ etzenwil
1493U84, (eine Matte) Stost … Ein siten an heͤtzawil, So
Fuchsers ist um 1530U142, an Hoff Ätzenwÿl 1542U142, an
Etziwÿl guͦtt 1607 (Urbar Nr. 20, Amt Thun) … vom gan-
zen Guth Ätzenwÿl 1804 (Urbar Nr. 151, Amt Thun) III
Steff.


Der heute unbekannt gewordene Flurname und wohl einstige
Siedlungsname lässt sich in der Gegend der Gumm, östl. des
Dorfkerns von Steffisburg, lokalisieren, wo es heute Bode(n)
heisst. «Die Güter im Boden, welche in den Urkunden bis vor
300 Jahren unter der Ortsbezeichnung Hezzenwil vorkommen»
(Chr. Schiffmann, Gesch. von Dorf und Landschaft Steffisburg
im Laufe der Jahrhunderte, Bern 1917, S. 10).

-wil-Bildung zum altdt. PN Hazo, Hezo, s. unter Herbstwil.


Heu s. Höi


Heubach

dər hö᪷ibax (Wildbach), im hö᪷ibax (Dorf), von hildprantz
matten im höwbach 1484U126, (stösst) vnnden an das
schwartzwasser anndersÿt an hoͤuwbach 1533/42U128, im
Höuwbach 1570C3, im Heüwbach 1577C3





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Sp. 249

hö᪷ibaxmattə, i dər ~ (Hei.), ab den guͤteren genant höu-
bachs matten 1533U129, ab einem stuck erdterich genant
d'hoüwbachmatten 1591U130, hö᪷ịbaxšụ̈̄rli (Hei.) III
Rüsch.


Der Name ist anscheinend eine alte Klammerform, in der das
Mittelglied ausgefallen ist, etwa ursprünglich Heu-(matte)-bach
oder ähnlich, wie etwa Ölblatt für Ölbaumblatt, Bleistift für älte-
res Bleyweissstift, Weissbäcker für Weissbrotbäcker … (vgl.
Kluge, Etym. Wb.).


Heubi s. Höibi


Heustrich- Emdthal

hö᪷ištrix, hẹ̄štrix, hẹ̄štri᪷g (Gebiet am Niesenhang: Hei.,
Bad und Station: Heustrich-Emdthal), Im heinstrich um
1430U78, ann Heynstrick um 1440U78, im heuistrich in der
kilchhöri wimis, im Heistrych, heistrich, hoͤystrich
1524‒80U168, gelegen im heistris, im heistrichs 1538U148, im
heinstrich um 1540U168, im Höuwstrich 1543U154, Eystrich
1558UP, im Höuwstrich 1562Rq3 … im Heistrich 1610UP, im
Höüstrich 1663/64A, im Heüwstrich 1782A, Heustrich
1838D IV Aeschi/Reich./Wimm.

hẹ̄štrix almətli (kl. Wei.), hẹ̄štrixwald IV Wimm.


Etymologie s. Heistri-.
Die urspr. Bed. des Namens muss schon vor Jahrhunderten ver-
lorengegangen sein, worauf er an Heu ‹1. Grasernte› ‒ als Ge-
genbildung zu ebenfalls volksetymologisch aufgefasstem Emdtal
(= âmad, ‹2. Grasschnitt›, s. d.) ‒ angeknüpft wurde.


Hick

dər hi᪷kx, (Grateinschnitt bei der Eigerspitze), im hi᪷kx
(Einschnitt südl. der Wetterhornspitze) V Grindelw.

ge᪸mšhi᪷kx (Couloir) IV Saanen; šāfhi᪷kx (Geländesattel)
IV Lau.


Schwzd. Hick m. ‹Einschnitt› (Id. II, 1118f.).


Hiel-/Hääl-

hịələguət (Hei.), das Hälengut 1845D IV St. Steph.; hēlə-
mattə
IV Zweis. Mannr.; bents hịələs weidli (Vorsass,
Wei.) IV Lau.

heəligə, hi᪷əligə, tsu ~ (Teil einer Bäuert), ab sÿnem guͦtt zuͦ
den heligen, ab den h. 1502U157, von dem guͦtt zuͦ den heli-
gen 1515U158, Häligen 1838D IV St. Steph.


Zum FN Hählen, mdal. Hi᪷ələ(n) ‒ mit diphthongischem Laut-
wert des Umlauts von ahd. im westlichen Berner Oberland (s.
SDS I, 73‒76) ‒ bezeugt vor 1800 in Lenk und St. Stephan, Heh-
len
vor 1800 in Boltigen (FNB III, 19, 56).




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Sp. 250


Hierz

im hiərts (Halde) I Brütt.


Wohl schwzd. Hirz m. ‹Hirsch›, das als einfaches Wort auch in
Flurnamen vorkommt (s. Hirz/Hirsch). Für das BE Seeland ist
die gedehnte Lautung hīrts bezeugt (Baumgartner, BSG XIV,
S. 103). Brechungen von i vor r scheinen hier in der älteren Spra-
che vorgekommen zu sein (ebd. S. 71).


Higgle

hi᪷klə, i dər hi᪷klə (Zimmerei, Wei., Wa.), hi᪷kləhu᪷bu (Ge-
ländevorsprung, höckerig, steil, Gestrüpp, z. T. Wei.),
hi᪷kləwẹ̄d (Wei.) III Horr.



Hilbi

d hi᪷lbi (unterster Teil eines dort flacher werdenden
Nordhangs, an der oberen Waldgrenze) IV Zweis.


Abstraktbildung zum Adj. hilw, hilb ‹geschützt vor rauhem
Wind, mild, warm, sonnig›: Hilwi (Habkern, WS), Hilbi (Berner
Oberland) ‹Obdach gegen Wind; milde, geschützte Lage einer
Gegend› (Id. II, 1245).


Hilf-

d hi᪷lfəna, u᪷f (auch: in) dər hi᪷lfənən (Teil der Bättenalp;
breiter Geländerücken mit NW- und SE-Hang) V
Iseltw.; dər hi᪷ilfənəmbru᪷nnən (Quelle im Felsen) V
Brienz/Iseltw.; dər hi᪷lfənəwaŋ (Wa., Wei. am SE-
Hang) V Iseltw.


Umgelautete und entrundete Pluralbildung zu Hulfi-(Stūd) f.
‹wolliger Schneeball, viburnum lantana› (Id. X, 1354); vgl.
gleichbedeutendes Hulftere(n) f. (Id. II, 1199) und Hulfeni n. Pl.
‹Beeren der Hulfistūde› (Id. II, 1197).


Hilfig-

im hillffing, hillffingg 1529U93 … Stost hindenn an das
holtz genant der hilffing 1531U97, d hi᪷ufige᪸xxər (K.), hi᪷uf-
li᪷gwaud
(Wa.) III Köniz Herzw.; von der matten genant
hilffingen am rein gelegen 1532U125, hi᪷ufigəwaud (Wa.) III
Laup.


-ingen-Bildung zu einem ahd. PN Hilf- (Fm I, 840); vgl. Hilfi-
kon
AG, 893 Hilfiniswilare (HBLS IV, 222).


Hilgger †

min guͦt und eigen … dem man da sprichet «Hilggerz-
matta» (Bestätigung:) sin guͦt und eigen … dem man da
sprichet «Hilggers matta» 1349 III Rüegg.


Zum PN Hiltigêr (nach Fm I, 827 «sehr häufig»), z. B.: Hiltiker
St. Gallen, 8. Jhd.; Hiltger St. Gallen 802; Hildeger St. Gallen 890
u. a.




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Sp. 251


Hiller

dər hi᪷llər (anderer Name: u᪷fəm ble᪸ts; Wiesland,
Scheune), hi᪷llərek (oder hi᪷llərwaŋ; Heuland, Scheune) V
Ltbr. Weng.


Im Wallis gibt es einen Ausdruck G(e)hiller n. ‹Schlucht, Tobel›
(vgl. Zs., Gr. u. Gr., S. 326; in Id. III, 206 fälschlich als Chiller no-
tiert). Falls es zum Stamm *hel- ‹sich neigen› gehört, liesse sich
auch der Name in Wengen daraus erklären (?).


Hilt-

ze der Hiltenfluͦ an dem kilchweg 1423K1 III Obbalm; pra-
tum dictum Hiltenmatta 1334 I Diessb.

ds hī᪷ltigiətli (Heugut) V Grindelw. Bussalp; hi᪷ltimād
(Heumad) V Lütsch.

hi᪷ltbrandshü᪷ttə (Sennhütte) IV Wimm.; an Hiltbrandina
matte um 1530U142 III Sigr. Merl.; hiltbrands matten im
höuwbach 1533U129 III Rüsch.; hi᪷ltbrandsštu᪷ts (Wa.,
Wei.) IV Zweis.

Hieher?: item setondium «ufen Rathilt» 1314 V Wild.


Altdt. PN Hilto (Fm I, 821), teilweise als Kurzform des Namen-
kompositums Hilt(i)brand (Fm I, 825): der Besitzer des Hiltigiet-
lis
in Grindelwald hiess Hiltbrand Brawand. Hildbrand ist auch
FN (z. B. in Wimmis und Zweisimmen).


Hilterfingen

hi᪷u᪷tərfi᪷ŋŋə, ts~ (Dorf, Gde.), patronatus ecclesie in Hil-
tolfingen, … ecclesia Hiltolfingensis … in Hiltolvingen
nach 1175 (Kopie v. 1318), in Hilterfingen um 1190 (Ko-
pie v. ca. 1317), de Hiltolvingen 1231, in Hiltolfingen
1246, de Hyltolfingen 1265 od. 1266, in Hintolfingen
1275, agrum … situm Hiltolvingen zw. 1280 und 1281, in
parrochia de Hiltolfingen 1296, Hiltolfingen, -vingen um
1300, 1309, 1311, 1312, 1314, her Henrich von Schorron,
lu̍priester ze Hiltorfingen 1315, in Hyltolfingen 1319,
(1320‒1353 11 Belege Hiltolfingen), Hiltorfingen 1358,
in der dorfmarch ze Hiltelfingen 1358, in der parrochie
von Hiltolfingen 1360, in der parrochie von Hiltdorffin-
gen 1361 (1363‒1370 Hiltolf- 5 Belege, Hiltorf- 1 Beleg;
1377‒1400 Hiltolf- 4 Belege, Hiltorf- 14 Belege; die Hil-
tolf-
Belege verschwinden ganz im 16. Jhd.) III Hilt.

hi᪷u᪷tərfi᪷ŋŋə-: ~aumid III Thun; ~waud III Heil.


-ingen-Name mit dem altdt. PN Hiltolf. Hiltolf ist in St. Gallen a.
797, 805, 830 bezeugt (Fm I, 839). Seit der 2. Hälfte des 14. Jhds.
setzt sich in unserem ON die Dissimilation von -l- zu -r-, wohl in
Anlehnung an ‹Dorf›, durch.


Himmel

B) a) gẹishiməl (Ziegenweide, junger Name) IV Saanen;
hasəhi᪷mụ (Klee-Wiese) III Langn. Gmünden; roshi᪷mụ
(K.) I Schüpf.; roshi᪷mụ (Stelle, wo tote Pferde verscharrt
wurden) II Krauchth.; roshi᪷mụ (K.) II Limp.; im roshi᪷-



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Sp. 252


məl V Brienzw.; dər roshimməl (Wei., abgelegene šlu᪷əxt)
V SchwandenbBr.

b) dər hi᪷məlraŋkx (Kehre der Sustenstrasse, über i᪷n dər
hell
) V Gadm.; i madt grasz nempt sich das himelrich
1521U31 I Bühl; i᪷m hi᪷murī᪷x (Hei.) I Worben; ds hi᪷murị̄x
(freie Kuppe, K.) II Erisw.; im hi᪷murị̄x (K.) II Madw.;
des vogts matt … genant das himelrich 1437U56, ab einer
matten genant das himelrich, … himellrych 1532U62 II
Utztf.; hi᪷murị̄x (bei hẹụgrabə) III Bow.; Bim himel-
richacher 1534U100 III Kirchd.; hi᪷mụwe᪸ụdli (Wa.) III
Langn.

C) hi᪷məli, i᪷m ~ (Waldlichtung) III Eggiw.


Schwzd. Himmel m. ‹Himmel›, ahd. himil, mhd. himel m. (Id. II,
1290ff.). ‒ In der Toponomastik meist irgendwo als schön oder
angenehm empfundene Örtlichkeiten; oft aber auch blosse Ge-
genbildungen zu als Hell (s. d.) ‹Hölle› bezeichneten Stellen (wie
auch Paradies s. d.). ‒ Die aufgeführten Komposita mit Klein-
tiernamen bestimmen vorzüglich Futterorte, solche mit Ross~
Schinderplätze oder gefährliche Wegstellen.


Hindelbank

hi᪷ŋụbaŋkx (Dorf, Gde.), Hindelwanch 1250‒56, pleba-
nus in Hundelwanc, ecclesia in Hundelwanc 1275, eccle-
sia in Huͤndelwanc 1275, de Hundilwanch 1295, de Hun-
delwanch 1297, Eccardus de Hundelwanch 1299, pleb-
anus in Hundelwank 1306, Nicolaus de Hindelwanch
1306, unam scoposam, sitam apud Hindelwanch 1313, in
dem dorf und dorfmarch von Hu̍ndelwanch 1320, in
Hu̍ndelwang 1328, in Hundulwach 1338 … (bis 1400
Hu̍ndel- 15 Belege, Hindel- 5 Belege; im 15. Jhd. ver-
schwindet die Schreibform Hu̍ndel-; Ausnahme: Hün-
delwank 1434K4) Hindelbank 15. Jhd.U47, Hindelwanck
1452U79 … Hindelwanck, Hindelbanck 1479‒1563Ar, Hin-
dellwanck 1531U97, Hindellbanck 1531U50 (vom 17. Jhd. an
überwiegen die Schreibformen -bank) II Hindelb.

hi᪷ŋụbaŋkštrō᪷ss, hi᪷ŋụbaŋkštrȫssli II Kernenr.; an der
hindel wannck strasz 1531U97 II Urt.


Nach Hubschm., Burgd. 745f. eine Namenzusammensetzung
aus dem altdt. PN Hundilo, Dim. zum Rufnamen Hundo, der a.
828 in St. Gallen bezeugt ist (Fm I, 928; Kaufmann S. 207), und
Entrundung über die umgelautete Form Hündel- zu Hindel- er-
fahren hat, mit ahd. wang m. ‹Wiese, Feld, begraster Hang›
(Kluge, Etym. Wb.; also: ‹Feld des Hundilo›. ‒ Wahrscheinlicher
aber ist, dass im ersten Namenteil der Tiername Hinde f.
‹Hirschkuh›, ahd. hinta f. steckt, dass es sich also ursprünglich
um einen ‹Hang, auf dem Hinden weiden› handelt, vgl. Wie-
sendangen
aus Wisent-wangen. Es muss dann eine Dim.-Form
ahd. *hintila angenommen werden, wie ahd. chizzila ‹Zicklein›
u. ä. (Henzen, Wortbildung § 89), mit sek. Rundung des Stamm-
vokals vor Nasal, wie in rinne(n) > rünne(n) (Belege aus dem
13. Jhd. für diese Lauterscheinung s. K. Weinhold, Alem.
Gramm. § 32; Br. Boesch, Untersuchungen zur alemannischen
Urkundensprache des 13. Jhd. S. 89).

Schon im 15. Jhd. ist das im Mittelalter ausgestorbene, nur noch
in Alpendialekten lebendige -wang (Zs., Gr. u. Gr. S. 340) volks-
etymologisch in -bank umgeformt worden.




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Sp. 253


hinder

hinder, Präposition:

I: 20; II: 10; III: 15; IV: 8; V: 41

Auswahl: hi᪷ndər dər ek (Alpteil m. Hütte), i wolt hi᪷ndər d
ek
V Brienzw.; Grindelw.; Haslib.; Ltbr. Mürren;
hi᪷ŋərəm houts (K.), hinderm Holltz 1533U23 I Sis.; hi᪷ndər
holtsmattən, das išd ~, ər wont
~ (Alpkorporation) V
Grindelw. Holzm.; (wo?) hi᪷ndrən hu᪷blən (Heumahd), i
gān hi᪷ndər d hu᪷bəl
V Gadm.; ein halb Juchertt hinder
dem kru̍tzs 1518U74 II Wiedl.; hi᪷ndər bāx (Dorfkern
Grindelw., Talgüter mit Nutzungsrecht Alp Bach) V
Grindelw. Bach; hi᪷ndərburg (; Alp hinter dem Berg
namens Burg), alpis que dicitur Hinderburch 1275, ein
alpe ist geheissen Hinderburg 1363 … V Brienz.

hinder, Adjektiv:

I: 52; II: 103; III: 145; IV: 47; V: 37

Auswahl: i᪷m hi᪷ŋəraxxər II Thunst.; i᪷m hi᪷ndərārni (Alp)
V Haslib.; hi᪷ŋərek, ann der hindrenn Egck 1518U74 II
Rum.; hi᪷nnərfu᪷utigə, Inderfultingen 1356 (s. Fultigen) III
Rüegg.; ze dem hindern guͦt 1334 III Wahlern; iii
kuͤberg am Hindern Jesen 1524‒93U168 IV Diemt./Frut.;
u᪷fəm hi᪷ŋərbe᪸rg, an dem Hinderberch 1277 II Langt.

Besonders häufig werden unterteilt:

Hinder-

~egg II: 1; III: 5; IV: 2; V: 3

~fäld I: 5; II: 8; III: 6

~gass II: 4; III: 2; IV: 2; V: 1

~huus I: 1; II: 1; III: 3; IV: 1; V: 1

~holz I: 7; II: 5; III: 5

~matte I: 7; II: 10; III: 11; IV: 3

~bärg I: 1; II: 5; III: 5; IV: 5

~dorf I: 2; II: 5; III: 2; IV: 2; V: 3

~zälg I: 3; II: 6; III: 6

Übergänge zwischen Präposition und Adjektiv:

I: 2; II: 4; III: 6; IV: 4; V: 7

Auswahl: d hi᪷ndəre᪷k (), hi᪷ndər dər e᪷k, (wohin?) hi᪷n-
dər d e᪷k
V Günd.; hindərflüə, (wohin?) i ds ~ (K.), den
Berg hinder Derffluͤ 1391Uk2 IV Bolt.; i᪷m hi᪷ndərgu᪷mmli,
hi᪷ndər ds gu᪷mmli, hi᪷ndərəm
~ (Wa.) V Brienzw.; dər
hi᪷ndəršt ku᪷rbs
(Alp), wegen des Bergs hinder Gurbs 1371
… der genempt ist hinder Gu̍rptzen 1386 … IV Diemt.;
hi᪷ndər dər ho᪷štət, d hi᪷ndərho᪷štət (Wiese) V Schwan-
den
bBr.; hi᪷ŋər dər xi᪷lə, (oder:) ds hi᪷ŋərxi᪷ləfe᪸ud II
Lotzw.; uf hi᪷nnərə(m)be᪸rg (Hei.), im almisried hinder
dem berg nach 1429U78 III Gugg.; i᪷m hi᪷ndərši᪷lli᪷g, i᪷m
hi᪷ndərə ši᪷lli᪷g,
hinter dem Schilling 1782A V Interl.; i᪷m
hi᪷ŋərtsụ̈̄nə
(Weiler) III Unterl.

hinderst (Auswahl):

im hi᪷ŋəršt axxər II Herm.; das hinderst Jernet um 1525U20
I Gamp.; im hi᪷ndrišdəm bu᪷səntāl V Ltbr. Gimm.; di᪷ hi᪷n-
dəršti wẹ̄d
IV Bolt.

ds hindərštli (Allmendteil, Wa.) IV Reich. Scharn.





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Sp. 254

Besonderheiten:

dər hi᪷ŋəru᪷ssəgrabə, d hi᪷ŋəru᪷ssəmattə I Treit.;

i᪷n dər hi᪷ndərxa (Steinbruch, zuhinterst im Dorf) V
Ringg.


Schwzd. hinder ‹hinter› (Präp. mit Dat. u. Akk.), ahd. hintar,
mhd. hinter, hinder (Id. II, 1413ff.; vgl. auch Kluge, Etym. Wb.)


Hint-

dər hi᪷ntgrabə (Hei.) III Lind.; dər hi᪷mpərg (Hei.), ze Hin-
perg 1376, Cuͦnrat von Hinpperg 1376, sampt dem
Hypbaͤrg 1530U135, im Himpperg 1559A, im Hyndtberg
1608A, im Himperg 1619A … III Obthal; im Hindonbuͤl
1281, nit dem Hinnenbuͤl 1357, der Hinder buͤl 1520U131,
den hinden buͤl stost an die Gürben 1520 (Urbar der Cor-
dula v. Luternau), heute hü᪷enərhu᪷bu III Belp; hi᪷ntwāld V
Lütsch.

Hieher?: die hinbrätschen 1535U161 V Interl.

hi᪷mpəršbüəu (K.) II Affolt.

bim hi᪷ntilox (Mulde) IV Lenk; hi᪷ntịsats (Felssprung, Ge-
büsch) IV Saanen.

i᪷m hi᪷ntu᪷ (K., Wa.) I Rapp./II Deissw.; i᪷m hi᪷ntu᪷axxər
(oder nur hi᪷ntu᪷) I Rapp.; im hü᪷ntu (Wa.), Jm himpell
1531U97, d hü᪷ntutse᪸ug (K.) II Kirchb.

Hieher?: j Juchertten genant der huͤntteller 1531U59 II Et-
zelk.
hintisberg (Alp), hindissberg 1535U161, am Hintis-
berg und Bättenalp 1540Rq8, hi᪷ntisbe᪸rghorən (od. be᪸rə-
pfadhorən
) V Lütsch.

u᪷f dər hintə (Weiler), uf der Hinten 1547A, die Alp Hind-
ten 1555A, uff der Hindten 1611UP … III Eggiw.

u᪷fəm hintli (Hei.), auf dem Hindtli 1728A III Eggiw.

Hieher?: ufəm i᪷mpərex (K., früher Weide) III Trub.

in də hü᪷ntə (Alp, heute tu᪷ftšteini), Hüntemahd(MW) IV Lau.


Die Komposita mit dem Bestimmungselement Hint-, Himp-
können ursprüngliche Zusammensetzungen mit dem einfachen
Wort Hind(e) f. n. ‹Hirschkuh› (Id. II, 1410) sein, was der Beleg
Hindonbuͦl 1281 noch deutlich zeigt. In einzelnen kann freilich
auch die Kurzform von Hind-Beer, Himperi, Himpi u. ä. ‹Him-
beere›, ahd. hintberi, einem zusammengesetzten Wort, in dessen
erstem Teil ebenfalls der Tiername Hinde steckt (Id. IV, 1467;
Kluge, Etym. Wb.), vermutet werden. Es ist nicht leicht, die ein-
fachen Zusammensetzungen mit dem längst der lebendigen
Sprache entschwundenen Hinde- von denen mit Himbeer- zu
trennen.

In Hintisberg, Name einer grossen Alp nörlich von Lütschental,
steckt wohl ein PN (vgl. Cuntz Hintiner, Amsoldingen 1353,
1389, FRB VIII, X), vielleicht auch im Weilernamen uf der Hinte
mit elliptischer Reduktion: *uf der Hinten [= des Hinto Hütte,
oder ähnlich]; doch ist auch denkbar: *uf der Hinte(n) [= Him-
beeren Höhe
oder ähnlich].


Hinterfultigen s. Fultigen




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Sp. 255


Hinterkappelen

hi᪷ŋərxappələ (kl. Dorf und Neusiedlung), Eÿ by Cappel-
len 1486U81, Cappellen 1479‒1563Ar, Kapplen 1525UP,
genn capellen 1531U60 … Minchencappelen vicus non
magnus ad dextram fere Arolae ripam situs 1577Sch, Hin-
der Cappellen 1677Rq7, Hinter Cappel, Hinter Cappelen
1721Rq1, zu Hinder Kappelen 1730/33C3, Hinterkappelen
(Münchenkappelen) kleines Dorf 1838D III Wohlen.


Etymologie s. Chappele(n).


Hinz-

hi᪷ntsəmat (; K.), die hintzen matten Jm wald iij me-
der 1528U2 I Schüpf.


Wohl Nebenform zum PN Heinz (aus Heinrich).


Hirs-

B) b) hi᪷rs-, hi᪷rš-: I: 6; II: 3; III: 2

Auswahl: Der hirsacher ein halbe Jucharten 1531U97 I
BusswbB.; ein halb juchart genant der hirsacher 1540U14
I Dotz.; hirsacher, i juchart 1528U2 I Graffolt.; hi᪷rse᪸x-
xər
(K.) I Ins; hi᪷ršaxxər I Rapp.; ii juch. lit nitz in der zelg
stosset an den hirsacher 1480/90U44 II Ausw.; der
hirsacher 1531U97, Hirsz acher 1535U101 II Ers.; ein halbe
Juch. enmitten vf der zelg heist der hirsacher 1531U97 II
Kirchb.; der hirsacher ein cleine Jucharten 1531U97 III
Kirchl.; i᪷m hi᪷ršaxxər u᪷ss (K.) III Oppl.

C) -ere:

Ein Bünen, nempt sich die hirserenn 1529U33 I Brügg;
steffen peters hirrsera 1531U97 I Rad.; hī᪷ršərə (Weiler),
auf der Hirseren 1786C3 II Ursenb.; hī᪷ršərə (Hei.), Hir-
sara silvae 1577Sch, die hirszern 1595U54 II Wynigen; d hi᪷r-
sərə
(2 Hei.), an der Hirserron 1336, in Hirsarrun 1349, in
der Hirserren 1360, Jenni von Hirscherron 1374, hirser-
ren 1493U84 … an die hirsera 1530U95 … III Amsold.; die
hirszeren 1435Uk2 III Obhof.; an die hirseren 1533U133 III
Toff.; d hi᪷ršərə (2 Hei.) IV Aeschi; an der Hirserrenn
1502U157, an der hirsserrenn 1515U158 IV Zweis.; ze der Hir-
serren 1360 V Gsteigw.

der hirscherenacher 1528U2 I Schüpf.; hī᪷rsərənaxxər (K.)
II Wynigen; der hirscherennacher 1531U97 III Häutl.;
hi᪷ršərənaxxər, der hirscheracher, das hirscheracherlj, das
hirscher aͤgertlj 1531U97 III Wohlen Särisw.; hi᪷rsərənekə
(Hei.) II Ursenb.; hi᪷rsərəlo᪷x (Wa., K., Graben) II Wyni-
gen;
i᪷ dər hi᪷rsərəlü᪷kxə III Amsold.; hi᪷ršərəbād II Ur-
senb.;
hi᪷ršərəwaud (Wa.) II Wynigen; die Hirscheren-
weid 1784A IV Aeschi; hi᪷ršərəweidli (kl. Hei.) II Ursenb.

Wohl hieher:

die Hirsleren 1791A (Wa., Schlossgut) I Aarb.

hi᪷rštərə, d ~ (K.), Hirsera 1208 (nach FRB I evtl. Fäl-
schung aus dem 14. Jhd.), Hirsch = staren ii meder, Jn



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Sp. 256


der hirscheren 1½ juch., der nider hirscher acher j iuch.,
der vnder hirscheren acher j kl. iuch., von Hans Steblers
hirstun matten 1½ mad 1528U2 Schüpf. Ziegelried.

-er(e)li:

½ Juchertten genant das hirserlÿ, aber ½ Juchertten dasz
klein hirserlÿ acher 1531U59 II Etzelk.; i᪷m hi᪷rsərli (Wohn-
haus) III Amsold.; i᪷m hi᪷ršərli (Wiese, Scheune) IV
ObwiliS.


Schwzd. Hirs m., ahd. hirsi, mhd. hirse stsw. ‹Hirse› (eine Feld-
frucht; Id. II, 1633f.).

Die Bildungen mit dem Kollektivsuffix -ere(n) bedeuten ‹Hirse-
feld›. Ungeklärt bleibt Hirstere(n), das wahrscheinlich auf Be-
einflussung durch Gärstere(n) ‹Gerstenfeld› beruht.

Überhaupt muss die Zuteilung mancher Namen problematisch
bleiben; insbesondere zwischen Hirse (Feldfrucht) und Hirz,
Hirsch
(Wildtier), weil sich durch lautliche Entwicklung die bei-
den urspr. durch verschiedene s-/z-Laute unterschiedenen Wör-
ter berührt und vermischt haben. In den folgenden Belegen lässt
sich mangels historischer Grundlagen nicht ausmachen, zu wel-
chem Sinnbereich die Namen gehören.

zu Hirs- oder zu Hirz/Hirsch?:

heršrụ̈ti, u᪷f dər ~ obə, vz. hi᪷ršrụ̈ti (; Wa., K.) i Jucherte
lidt uff der hirsz Rüdty 1531U76 II Rohrb./Rohrbgr.;

hi᪷ršətšwe᪸ŋŋi, i᪷ dər ~ (Wa.), in der Hirschschwändi 1695A,
in der Hirschetschwendi 1732A, Hirsetschwand 1733A,
Hirschschwendi 1744A, Hirsitschwändi 1767A III Röth.

-i: ds hi᪷rssi, i᪷m ~ (z. T. ebenes K., z. T. steiniger Schaf-
weidhang), an Hirsisblatten 1618Rq8, das Hirsi 1757A V
Brienzw./Meir.; im hi᪷rši (K., Scheune unter Unter-
stockwald; keine Erinnerung an Hirsche; zu hoch für
Hirsepflanzung) V Innertk.

-ig: hi᪷rtsigfe᪸u (Bergrosenfeld, Felskopf) IV Ndstock.;
hi᪷ršigrabə, am Hirsiggraben 1795A III Unterl.

-er: u᪷fəm hi᪷rsərgri᪷nd (Felskopf), ds hi᪷rsərbö᪷dəlli V Wild.

-ere(n): i dər hi᪷ršərə (Wa.) II Madw.; d hī᪷ršərə (Hei.) III
Herbl.; ab dryen mansz medern in der hirscherren
1534U99, stost … an die Dhirscherenn 1535U101, an der
Hu̍rscheren 1535U101 … III Ueb.;

d hīršərə (K.), Jn der hirscheren 1531U97 III Vech.; d hi᪷r-
šərə
(Hei.), zwu̍schen dem feld von mekilchen (Mei-
kirch) vnnd der hirschera, … an die hirscheren 1531U97 III
Wohlen; i᪷ dər hi᪷ršərə (K., steiler Hang) III Zimm.; an der
hi᪷rššərən
(Scheune, Wei.) V Brienzw.;

d hiršərə (Wei.) V Obried.



Hirsch- s. Hirs-


Hirsch s. Hirz/Hirsch


Hirschhorn

hi᪷ršhorn (; Ortschaft), Johannis Fasolt de Hirshorn
1390, zuͦm hirtzhorn 1432U78, ze hirshorn 1484U126, von



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Sp. 257


hirtzhorn 1487K10, Hirshorn 1502A, zuͦ hirtzenhorn
1533U129 … auf Hirschhorn 1792/93C3, uf Hirschhorn,
Firschhorn, z'Firschhorn 1911Fr III Rüsch.


Wohl metaphorische Benennung nach der Bodenform. Der
Name kommt auch im Schwäbischen und in der Pfalz vor
(Schwäb. Wb. III, 1687 und Bach, Dt. Nkde., Bd. 2, § 328).


Hirschmatt (Guggisberg)

hī᪷ršmatt (; Weiler), ab sinenn zweÿenn matten an der
aͤgerden, heist eine die hirsmattenn 1533/42U128, in der
Hirsmatten 1695A III Gugg.


Wohl ‹Matte, auf der Hirsche weiden›.


Hirt

A) dər hī᪷rt (K., z. T. noch Weideland) II Krauchth.

B) Benndicht Schwitzer gitt ab Hirtten husz … 1530U21 I
Erlach; i᪷m xühī᪷rtsbodə (Wei.), dər xüəhī᪷rtər, xühī᪷rtər
(Graben) III Sigr.; im xü᪷ọ̈hī᪷rtəmbodən (ebene Alpwei.)
V Schatt.; geishi᪷rtsble᪸ts (Weidestelle für die eigenen
Tiere des Ziegenhirten) V Grindelw.; bi᪷m ge᪸ishi᪷rtən-
šte᪸in
(Grenzstein für Ziegenweide) V Brienzw.; bi᪷m xi᪷ə-
hi᪷rtəšte᪸in
(Wetterschutz) V Haslib.; hi᪷rtəštet (Wa., Heu-
land; ehemal. Ziegenmelkplatz) V Ltbr. Weng.

C) d hi᪷rtləni (aufstehende Felsspitzen im Grat) IV
Reich./V Ltbr. Gimm.;

dər hi᪷rtli᪷gletšər (unterhalb hi᪷rtləni) V Ltbr. Gimm.


Schwzd. Hirt m., ahd. hirti, mhd. hirte ‹Hüter einer Rind- oder
Schmalviehherde, bes. auf den Alpen› (Id. II, 1647f.); in der
Berglandschaft auch aufragende Wahrzeichen: Stein-Mannli
oder Felszacken (Zs., Gr. u. Gr., S. 324).


Hirz/Hirsch

Fast ausschliesslich als BW in Zuss. hi᪷rš-, hi᪷rts- (K., Wa.,
Gasthäuser).

A) dər hi᪷rts (Bergweide) III Gugg.; bi᪷m hi᪷ršə V Leiss.

B) b) I: 2; II: 12; III: 26; IV: 10; V: 4

Auswahl: hi᪷rse᪷k (; 2 Hei.), bonum situm apud Hirtz-
egga 1331, Vͦlman zuͦ hirszegg 1531U52 … II Heimisw.; hi᪷r-
tsənek
(; Wa.) III Blumst.; i᪷m hi᪷rtsəfe᪸ud (K.), auf
dem Hirzenfeld 1732/33C3 … III Zoll.; hi᪷rtsəfluə IV Saa-
nen;
hi᪷rtsəgau᪷gə (Felskopf, Wa.) III Wattw.; hi᪷ršəgrabə
(Wa., Mulde) I Dotz.; hi᪷rsgrabə II Heimisw./ hi᪷ršgrabə
II Wynigen; hi᪷ršəgrabə III Arni; hi᪷ršəgrabə, uff dem
Hirtzen graben 1530U132 … III Bern; hi᪷ršəgrabə (tiefer
Graben) III Unterl.; hi᪷rtsəgrind (Bergspitze) IV Zweis.;
z'den Hirsgruͦben 1346, zum hirsgruͤben 1488U82, ab ei-
nem guͦt genant zum hirsgruͤben 1500U82 V Innertk. od.
Meir.; hi᪷ršhorn s. d.; hi᪷rtsəle᪸kxi (Leckstelle) IV



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Sp. 258


St. Steph.; i᪷ dər hi᪷rtsəle᪸xxi (sic.) IV Zweis.; das Hirsenlô
1346, an das hirszlo 1531U59 II Iffw.; hi᪷rtsəlo᪷x, hi᪷tsəlo᪷x III
Horr.; im hi᪷rtsəlo᪷x III Oblang.; hī᪷ršmat (K.) I Schüpf.;
hi᪷ršmat s. d.; hi᪷ršmat (Hei.), an Jost hirsz mattan 1531U136
III Langn.; die hirschmatten 1533U129, d hirsmatten
1591U130 III Rüsch.; hirsz mosz 1531U136 III Trub; hi᪷ršə-
mösli
III Bern; ~ III Neu.; hi᪷rsnollən (Alpteil, Felskopf)
V Haslib.; hi᪷ršbax (Weiler), Hirschbach 1526UT, an
Hirssbach 1530UT … III Forst; hi᪷ršple᪸ts (Wei. bei Wa.) II
Rum.; hi᪷rtsbodə (Hei.) III Rigg.; hi᪷ršbödə (Wa.) III
Rüsch.; hi᪷rtsəbo᪷də (Wa.) III Wattw.; hirtsbodə s. d.;
hi᪷rtsəbo᪷də, hi᪷rtsəbo᪷dəgri᪷nd (Grasboden auf Grathöhe
und Felskopf) IV Zweis.; hi᪷rtsəbö᪷dəli (Waldlichtung) IV
Reut.; hi᪷ršbru᪷nnə (tiefer Graben, 3 Hei.), von Hirtzbrun-
nen 1389R2, Hyrsch brünnen 1495Uk2, Hirsbronnen
1520UP, an hirsbrunenn 1569U72 … II Wynigen; hi᪷rtsə-
brü᪷nndli
(Wa., Brunnen) III Ndhün.; ~ III RütibR.;
hi᪷rtsəbrü᪷nnəli (Brunnen) IV Erlenb.; hi᪷rssrein (Wa.) II
Wolfisb.; hi᪷ršriəd (K.) III Laup.; hi᪷ršweid II Heimisw.;
hi᪷ršwẹ̄d III Rub.; dər hī᪷rtsəwe᪷jər (Weiher im Wald) II
Burgd.; hi᪷ršwe᪸ŋibe᪸rg (Alp), an Hirswängi 1623UT III
Schangn.; d hirswe᪷ŋ (Bergmäder) V NdriedbI.

C) -li: hi᪷rtslibo᪷də (K.) II Krauchth.

-i: ob hirtzi moss 1529U93 III Köniz; by Hirtzis brunnen
1528U2, an hirtzis brunnen 1547 (Amt Aarberg, Urbar
Nr. 78) I Schüpf.; zuͦ hirtschis Riedt i Juchart 1521U31 I
Eps.

-ere(n): d hịtsərə (Hei.), Jn der hirtzerenn 1531U97, Hirtze-
ren 1792C3 III Walkr.; i᪷ dər hi᪷rtsərə IV Bolt.; hi᪷ršərən-
grabən
oder ~bax V Obried; hi᪷ršərəmō᪷s III Belp.

-el: hirtsəl-, hitsəl-, hịtsgəl-

-axxərbōdə, Hirzenboden (Namenpause 1937) (Wa.) I
Tüsch.

dər hi᪷ršəl (Wa., Wei., höchster Pkt. im Grat) IV Saanen.

Hieher?: hi᪷ts(waud) (Wa.) II Seeb.; dər hi᪷ts, hi᪷rts
(Scheune, K.) II Sum.; hitsbalm (Fluhband ob Balm) V
Isenfl.


Schwzd. Hirz (älter), Hirsch (jünger), ahd. hiruz, hirz, mhd. hirz,
hir(t)z
m. ‹Hirsch› (Id. II, 1662, bes. 1663). Dieses Wild war frü-
her in der ganzen Schweiz verbreitet und wurde gejagt. Die Kol-
lektivbildung Hirzere(n), Hirschere(n) bezeichnet Örtlichkeiten,
wo sich viele Hirsche aufhalten, s. Szadrowsky, Z. f. Namenfor-
schung XIV (1938) S. 45. In einzelnen Belegen wie Hirtzisbrun-
nen, hirtschis Ried
u. ä. muss mit dem PN bzw. FN Hirsch(i) ge-
rechnet werden.


Hirzboden

hirtsbodə (Schulkreis), Hirsboden 1389‒1460Ud, im hirtz
boden 1505U172, hirszboden 1577Sch, im Hirtzboden
1636/37A IV Adelb.


Wohl Gegend, in welcher Hirsche weiden.




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Sp. 259


Hisbül †

… in den aker der da heisset chanppennen, da dannen
vnder dem Hisbuͤl hin vntz in den eich buͤl in die gezeich-
nete eich 1419UP (Hisbül liegt in der Gegend des heutigen
Kalebüel, Chalchbüel) II Ers.


Im 1. Namenglied His- wird man wohl einen nicht mehr eruier-
baren PN annehmen müssen. ‒ Nur hingewiesen werden mag
auf den Tatbestand, dass für das alem.-nordische Wort, das im al-
pinen Gebiet in der Lautung Hist- ‹Heutrocknungsgestell› vor-
liegt, die altalem. Vorstufe *hiss gelautet haben muss; s. Ed.
Kolb, Alem.-nord. Wortgut, BSM VI, 1956, S. 109; vgl. Stich-
wort-Ansatz Hist-.


Hisenarteswilare †

Dieser Ort ist nicht sicher zu lokalisieren; nach dem Be-
leg von 1608/11 ist er identisch mit dem Dorf Ichertswil
im solothurnischen Bucheggberg: in villa Huningen … et
in villa Obrenwilere, Hisenarteswilare, Iffenwilere, Het-
tenswilere, Reide (= Ried?), Trimestein … 1148, Mai 27,
Martinach.

Hieher gehört auch: Ysertwyl 1608/11C3.


Zusammensetzung von -wilari mit einem altdt. PN, wohl *Isen-
hart,
d. h. also Isenharts-weiler. Lat. Urkunde mit unorgani-
schem (romanischem) H- im vokalischen Anlaut; 979 kommt
der Name in der Lautung Isnardus («Isnardo nomine») vor
(FRB I, S. 280).


Hist-

hi᪷štən, in ~, (wohin?) in d hi᪷sti (Weideland mit einzelste-
henden Tannen, oberhalb von Alphütten) V Brienzw.


Wegen der Höhenlage scheint eine Anknüpfung an das heute
vor allem noch in Deutschbünden, aber auch im appenzelli-
schen Hochland und im vorarlbergischen Walgau belegte Hist
‹Korngalgen, Trocknungsgestell› kaum möglich, obschon dieses
nordgerm.-alem. Relikt einst weiterhin im alpinen Bereich le-
bendig gewesen sein dürfte; vgl. E. Kolb, Alem.-nordgerm.
Wortgut, BSM VI, 1956, S. 107ff.; K. Huber, Histen- und Spei-
chertypen, 1944, S. 108/109; Id. II, 1764f. ‒ Unklar.


Hitler-

hi᪷tlərmedli᪷ (Heumahd) V Günd.


Besitzername. Hittel ist Koseform zu Christian (Id. II, 1771).
Nach Id. II, 1771 üblich in Schwarzenburg und GR; nach Friedli
auch Guggisberg, nach unserm Beleg auch (einzelne Gebiete?)
Berner Oberland.


Hitt-

vom hittenn hüslÿ 1529U93 III Köniz; hi᪷ttəbəx, hī᪷rtəbax
(Einzelhof mit grösserem Umschwung), ein halbe Ju-
chart achers Im hittibach 1530U42, Hittenbachacker,
Kleinhittenbach 1794Jv, Hirtenbach (Hittenbach) 1838D
II Lotz.





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Sp. 260


Der altdt. PN Hitto, z. B. Hito St. Gallen 807, ist nach Fm I, 815
«sehr häufig» und auch in ONN Hittingin, Hittinburg, -hoven
usw. belegt; nach Kaufmann S. 184 sek. aus Hildo entwickelt. ‒
Indes bleibt fraglich, ob wir es in den spätbelegten FLNN noch
mit einer so alten germ. Namengebung zu tun haben und ob
nicht eher eine Kurzform eines Vollnamens anzusetzen ist, vgl.
Hitti B Schwarzenburg (Id.) und weiterhin, wie Hitsch in GR zu
Christian, dazu Hitler- s. d.


Hitz-

hi᪷tsəbərg, i᪷m ~ (Hei.), Hitzenberg, ein mittelmässiges
und zweÿ kleine Güter; Unter Hitzenberg, ein mittelmäs-
siges Gut 1782‒84Reg, Hitzenberg, mehrere Häuser 1838D
II Erisw./Wyss.


Da der FN Hitz im Bernerland nicht altheimisch ist, kommt ein
PN in Frage, eventuell eine Abwandlung Hitz zu Hitt (s. d. und
vgl. Hitsch) oder eine Kürzung von Henz-/Hinz- zu Hitz; s.
Henzischwand, Wahlern, mit der Variante Hitzlischwand. ‒ Die
Möglichkeit besteht aber auch, eine ursprüngliche Partizipialfü-
gung anzusetzen: ‹der hitzend Berg› (vgl. Hou, Bem. zu Hauen-
stein
). Siehe auch Hirz/Hirsch.


Hobacher

hobaxxər (; 2 Bereiche a) magere Weide, b) Wiese
und Friedhof oberhalb des Dorfes) V Bön.; am hobaxxər
(K., Weide, Gebäude, leicht erhöht) V Brienz; am
hobaxxər
(Gebäude, Gärten), im Hobacher (Häuser)
1838D V Gsteigw.; hobaxxər (Dorfteil) V Matten; im
hobaxxər
(Gebäude, K. ob Goldswil) V Ringg. Goldsw.


Der Flurname Hobacher erscheint im Kt. Bern nur im Gebiet
des Brienzersees. Die Belege ausserhalb des Kantons lassen sich
von ahd. huoba, mhd. huobe herleiten mit Monophthongierun-
gen im 1. Kompositionsglied und danach regionaler Senkung
von -u- zu -o- (R. Brandstetter, Geschichtsfreund 44, S. 254). ‒
Die bernischen Hobacher können nicht auf mhd. huobe zurück-
geführt werden, da hier die Senkung unterbleibt und Hubacher
zu erwarten wäre. ‒ Auffallend ist, dass in den Gemeinden Bön.,
Gsteigw., Matten
und Ringg. im 14. Jhd. Hofacker belegt
sind, aber keine Hobacher, und dass in diesen Gemeinden heute
Hobacher bestehen, jedoch keine Hofacher. In Bön. liegt Hofak-
ker
1378 lokal identisch mit einem der heutigen Hobacher.


Hobel-

dər ho᪷buštei (K.) II Inkw.

Hieher?: hobu᪷tsaxxər (K.) II Inkw.


Schwzd. Hobel m., Bedeutung wie nhd., mit metaphorischer
Übertragung auf die Toponymie. In Flurnamen auch Kontrak-
tion aus *Hoch-Büel möglich (Id. II, 945ff.).


hoch s. höch




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Sp. 261


höch

hȫ᪷x I‒III; hȫ᪷i, hē᪷i IV, V, vz. III; ho᪷(n)- I‒V; K., Wa., Ge-
bäude usw. in erhöhter Lage.

A) ds o᪷bər/uŋər hȫ᪷x (Hei.), die obere/untere Höch
(Haus) 1838D II Dürrenr.; ds hē᪷iji᪷, ufəm ~ (Heugut) V
Grindelw. Bussalp, Wärg. (2 loc.); uf dər hȫə (K.) V
Habk.; uf dem Hoͤyen 1305, agrum situm am Hoͤin 1314,
am Hoͤgine 1323, uffen dem Hoͤyin vor dem closter ze In-
derlappen 1349, uff dem Hoͤyen 1385, uff dem Hoͤgin
1387, uf daz Hoͤye 1395, 1397Rq8 … uff daz Hoͤigi 1535U161
(id. mit dem heutigen uf dər höjimattə) V Interl.

das hogyerli 1535U161, das Höÿerli Jm Inneren fäldt
1611U162 V Bön.

B) b) I: 47; II: 103; III: 136; IV: 96; V: 119

davon ~acher I: 4; II: 4; III: 3

~egg III: 7; IV: 7

~fäld II: 2; III: 2

~flue I: 2; IV: 3; V: 9

~fure I: 8; II: 11; III: 24; IV: 8; V: 3

~gant III: 1; IV: 2; V: 1

~grat II: 2; III: 3; V: 2

~liecht IV: 1; V: 2

~mad III: 5; IV: 7; V: 9

~matt I: 1; II: 3; III: 3; IV: 1; V: 2

~niese II: 2; III: 3; IV: 1

~bärg II: 1; III: 3; IV: 2; V: 2

~büel II: 1; III: 5; IV: 3; V: 7

~rein I: 4; II: 12; III: 1; IV: 1; V: 3

~rüti II: 4; III: 7; IV: 1

~wacht II: 3; III: 1

~wald I: 1; II: 6; III: 10; IV: 6; V: 5

~wang III: 1; IV: 2; V: 4

~wart II: 3; III: 1

Auswahl: hö᪷xaxxər (K.), der hoͤch acher 1528U2 I
Schüpf.; der hachacher 1542U104 III Muri; di auti / grōssi
/ hȫ᪷hi / tọ̈̄ffi ho᪷nek, uff der Honegg eggk 1531U143 III
Eriz; ~ Oblang.; ~ Röth.; honek, die hon Egg 1531U136
(Brandischgraben), d höxek (Egg zw. Fankhaus- und
Hüttengraben) III Trub; honek (5 Hei.), an Honegge
1344 … an der huneck 1486U166, an die hunnegk 1498U46
vff der Hundegkh 1535U101 … III Ueb.; honek (älter hōn-
e᪸k), onica 1312V1 … IV Saanen; di hēi e᪷k, u᪷f dər hējən e᪷k
V Gadm.; u᪷f dər hōnek V Grindelw.; uf o᪷bər/u᪷ŋər hōffụ
(Hei.), Cuͤntzi von Hochfelt 1389R2 … zu Hofel 1732A,
ufəm hȫ᪷ffəli (Hei.) III Laupersw.; die hē᪷ji flü᪷ö, undər dər
hē᪷jən ~ (Fluh am Weg z. Stieregg) V Grindelw.; hoflü᪷ö᪷,
~flö᪷ö (Hei.) V Gutt.; ho᪷flü᪷ö᪷ s. Hohfluh V Haslib.; d
ho᪷flu᪷ə (mehrere Hei.), Peter uffen Hoflu 1349 V Iseltw.;
u᪷f dər ho᪷fu᪷rə, am hochfuren 1474U30, uff den hochen fu-
ren 1528U2 I Büet.; ze Hofurun 1312 I Leuz.; i᪷ dər hō᪷fu᪷rə
(K.), zer hohen furre um 1238 I Seed.; ho᪷fu᪷rə (Hei.), in
Hofuron 1312, in Hoͤnfuron 1312, Hochfuren 1316 … III



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Sp. 262


Rüegg.; ze Scharnachtal uf Honfuren 1369N, under
Honfuren 1380 … die hochen furen 1535U161 IV Reich.
Scharn.; ho᪷furəgassə, ze Ofuron 1338 IV Zweis.; dər ho-
gant (), steinige Matt oder Hohgant 1757A, Hohgant
oder die Steinige Matt 1779A, auf das Hochgand 1795Rq8
III Schangn./V Habk.; hogant (Berggipfel), Schwallme-
ren oder Hohgant 1757A, 1784A V Isenfl.; u᪷fəm o᪷bər/u᪷ŋər
ho᪷grāt (), an hogradt 1534 oder 1535 (Dorfarchiv) III
Langn.; Holiebi: s. d.; das Holiecht 1524‒80U168 IV
Frut.; i᪷m hōliəxt (Fluh, Aussichtspunkt) V Brienzw.;
bi᪷m holiəxt (od. mittagšte᪸in, Felsen in südl. Richtung) V
Gadm.; hōmād, pratum dictum Honmat 1311, Homat
1324, 1349 … am hochmad 1493U84 … ab einer matten im
Hochmad 1531U144, das homad 1531U144 … III Thun; im
ho᪷mād (Wa., Wei.), das Homad 1357 IV Diemt.; ufəm
hōmataxxər (K.), die hoͤya matten 1529U92, die hochmatt
1534U100 I Seed.; die hohi matt 1437U56, an die hoͤchy mat-
ten 1437U56 II Utztf.; u᪷f dər höjimattə (s. oben A)), die
Hoͤymatten 1529Rq8, die Högymatten 1532Rq8, die högÿe
matten 1535U161 … die höche matten 1611U162 … V Interl.;
u᪷f dər hē᪷jən mattən (überbautes Gebiet), uf den hoͤyen
matten 1398Uk2 … V Ltbr. Mürr.; i᪷m ho᪷mət, Homberg
1250‒56, (Zins) ab dem honberg 1432U78, honberg 1528U2,
Homberg 1753A, Hommert 1838D I Grossaffolt.; dər
hu᪷mbərg, Honberg 1289 II Bollod./Herm./Ochl./Thö-
rig.; Homberg III Homb. s. d.; dər ho᪷mbərg (K., Wa.), uff
dem homberg 1498U46 … III Konolf./Rub./Schlossw./
Worb; daz holtz ime Hoͤnberg 1378 (heute Glasholz) III
Obdiessb.; hambü᪷əu (Hei.), hambü᪷əuhu᪷bu (Aussichts-
punkt), der Honbuͤl 1350, im Bodenacher under Honbuͤl
1353 … hanbuͤl 1530U95, Honbuͤl, Hombuͤl 1531U144,
Hannbuͤll 1535U101 III Höfen; u᪷fəm hö᪷əjəmbü᪷əl, Hochen
buͤll 1488U156 … IV St. Steph.; ho᪷büəl (Felskopf), an den
Hoͮnbuͤl 1345 … V Interl.; u᪷f dər hobūrg (4 Hei.), Hoburg
1380 III Belpb.; ts (= zu) hö᪷hərād (Weiler), bim Ho-
chenrad 1635/38C3 … auf dem Höhenrad 1785C3 … III
Stettl.; i᪷m o᪷bərə/u᪷ŋərə ho᪷rēn (; Weiler), Honrein
1332, 1364 … II Bang.; Honrein 1360 s. Hondrich;
Höchstetten: s. Grosshöchstetten und Kleinhöchstetten;
Hoch(ge)sträss: s. d.; Hochwald I Seed.; II Dürrenr.; II
Krauchth.; II Lütz.; II Sum.; II Thunst.; dər howaud
(), an miner Herrenn von Bernn ho waldt 1531‒53U70 II
Trachsw.; II WilerbU.; II Zieleb.; III Belp; III Müh-
leb.; dər ho᪷waud (; Staatswa.), an den hochwald
1531U97 III Ndhün.; III Oblang.; III Oppl.; III Röth.;
III Schangn.; III Sigr.; III Teuffenth.; III Trub; III
Wohlen; IV Aeschi; an den howaldt so ouch allmendt
ist 1543U154 IV Diemt.; IV Lenk; IV Ndstock.; IV Reich.;
IV Reut.; V Beatb. (id. mit III Sigr.); V Iseltw.; V Grin-
delw.; V Ringg.; V Wild.; zuͦ hochwart 1531U52 … II Hei-
misw.; ho᪷wart (; Hei.), in Howarta 1287, ze Hôwart
1323 II Ochl.; ze Honwegen 1312, z höchwägenn um
1533U133 III Rüegg.; hōwitwi, ds ~ (id. mit Dündenhorn)



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Sp. 263


IV Kandergr.; ufəm howǖ᪷rts (Hei.), an Howurtz 1371,
das Hochwürtz (Alp) 1556A, das Howürtz 1611UP … III
Eggiw.

Hieher?: ho᪷land (; Hei.) I Schüpf.; i᪷m ho᪷land (Hei.)
IV Adelb.; i᪷m hole᪸ndər (K.) I Brügg; u᪷fəm ho᪷le᪸ndər III
Thun; dər holendər (Hei.) IV Reich. Scharn.; ho᪷le᪸ndər-
me᪸ttəli IV Adelb.

ds hȫ᪷n (K.) III Wohlen Särisw.; Honvarte 1250‒56 II
Wynigen, evtl. II Heimisw. (nicht id. mit Hofere (Hei.)
Heimisw.

C) Höchi

hȫ᪷xi I‒III; hȫ᪷ I‒V; hȫ᪷hi, hȫ᪷ji IV, V; vz. I, III.

CA) I: 20; II: 21; III: 31; IV: 15; V: 9

Auswahl: hinder der hoͤgi … v̍ber die hoͤ, vff der hoͤ
1530U95 I Leuz.; u᪷f hȫ᪷, vff der hoͤchin, vff der hoͤche 1528U2
I Schüpf.; u᪷f dər hö᪷ịji᪷, vff der hoͤche 1529U33 I Stud.; hȫ᪷xi᪷,
vff der hoͤchÿ 1531U59 II Graf.; u᪷f dər hȫ᪷xi (Hei., erhöht),
die hoͤche 1531U97 II Mülchi; u᪷f dər hȫ᪷xi᪷ (K.), vff die
hoͤche 1518U74 II Wiedl.; hȫ᪷xi᪷ (oder što᪷kxərəhö᪷xi᪷), vff
der hochÿ 1531U60, zwu̍schen den hoͤgen 1534U100, uff der
hoͤgyen 1542U104 II Boll.; u᪷f dər hȫ᪷, uf der Hoͤ
1479‒1563Ar, (Zins) ab husz hof vnnd einer matten ist ge-
nempt die hoͤ 1530U95 … III Buchh.; uf dər hȫ᪷xi, die hoͤche
an der halten vnderm gotszhusz 1487K10, die höche
1533U133 III Rüegg.; u᪷f dər hȫ᪷iji᪷ (hl. Hei.), ad pratum …
vocatum hoͤÿe 1425K10 III Rüegg.; u᪷f dər hȫ᪷x (K.), an die
hoͤchi 1531U97 III Zimm.; uff der Hoͤhi 1355, vff der hoͤch
1493U84, 1530U95, uff der Höö 1738/39A (heute: obəri/u᪷ndə-
ri hȫ᪷mattə) IV Aeschi; u᪷f dər hȫ᪷ji (Haus, höchster Punkt)
IV Diemt.; IV Kandergr.; u᪷f dər hȫ IV Kanderst.;
uf dər hü᪷ö᪷ji᪷ (Teil d. Allmend) IV ObwiliS. u᪷f dər hē᪷ji (kl.
Wasserscheide) V Gadm.; u᪷f dər hē᪷hi (Dorfteil), uff der
Hoͤchy 1524U169, uf der Höche 1564U169 V Innertk.

CB) a) I: 3; II: 26; III: 19; IV: 4; V: 4

Auswahl: -hȫ᪷xi: gaugə~ (Wa.) II Krauchth.; vf die gi-
belhöchi 1533U133 III Rüegg.; xrụ̈ts~ (Wegkreuzung;
Vermutung: vorreformat. Kruzifix) III langn.; rōt~
(Aussichtspunkt) II Obburg; u᪷f dər wē᪸ghē᪷ji (Weg, führt
über Höhe) V Meir.

Hieher?: beu᪷tshȫni (Hügel) II Erisw.

ad) u᪷f dər ānhöhi᪷ (Dorfteil) V Ringg.

b) I: 8; II: 11; III: 22; IV: 4; V: 4

CC) ufəm hē᪷jəli᪷ V Gutt.

Hochli: ho᪷xli᪷saxxər, dər ~, ufəm ~ (; K., höchstgele-
gener der umliegenden Äcker), Hochlisaker 1862 (Pri-
vaturkunde) II Aarw. Haldimoos.

höchst:

ufəm hȫ᪷xšt (Berg, Alp), ein weid, genampt das Hoͤscht,
ein weid am Hoͤst, vi küberg ann Hoͤchst 1524‒93U168, ii zi-
ger berg am hoͤchst um 1540U168 IV Adelb.; dər hȫ᪷xšt,
ufəm ~ (Gipfel des Schafbergs) IV Aeschi/Reich.



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Sp. 264


Kienth.; u᪷fəm höxšt (Geländevorsprung) IV Frut.; ufəm
~, uf ds hȫxšt V Habk.; uf hȫ᪷xšt (gebräuchliche Form für
be᪸llənhȫ᪷xšt, Berggipfel s. u.) V Sax.

B) a) dər be᪸llənhȫ᪷xšt (Berggipfel, s. o.), Bellenhöchst
1779Wä, 1850J V Sax./V Wild.; in sungenn höchst
1524‒93U168 IV Reich.

b) hȫ᪷xšt-: ~flu᪷ə IV Reich. Kienth.; ~hora IV Adelb.;
Höchst mad, Hoͤstmad, Hoschmad, Hoszmad
1524‒93U168 IV Adelb.; ~bö᪷də, ~šafbe᪸rg IV Aeschi; dər
hȫ᪷išt šāfbē᪸rg (id. Aeschi) IV Reich.

Hieher?: im hē᪷jətswald, hē᪷itswald (Wa.) V Gadm.


1. Schwzd. hōch, hȫch, höi; mhd. hōch, hō; räumlich ‹gross in
vertikaler Erstreckung› (Id. II; 972ff.). Der Umlaut zu -ö- in wei-
ten Gebieten unserer Mdaa. in Anlehnung an den Komparativ
oder das Abstraktum Höhi. In Flurnamen ist häufig noch die
alte, nicht umgelautete Form neben höch, höi im appell. Ge-
brauch erhalten.

Seltsam bleibt die ntr. Bildung das hȫ᪷x, hē᪷iji᪷, uf daz Hoͤye 1395
usw. Schwer erklärbar auch die Entwicklung von -o- zu -a- in
1353 Honbuͤl …, heute Hambüel (-a- vereinzelt schon seit dem
14. Jhd.).

Zu hoch vermutlich der FN Höyen: stost … ann Willj Hoͤyen
schu̍r, an Willj Hoͤyen dorn acher; Hanns Hoͤyenn, in der kilch-
hoͤrj v̍bistorff 1535U101 III Wahlern Äckematt.

2. Schwzd. Höchi f. ‹Berghöhe, Gipfel› (Id. II, 979), mhd. hoehe;
Adj.-abstraktum zu hoch.

3. Da ein PN Hochli unbekannt ist, darf man annehmen, dass es
sich um einen Acker bei einem Hochli genannten Grundstück
handelt (mit chorographischer Genetivfügung).

4. höchst: Superlativ von hoch; die substantivierten Formen sind
vielleicht aus Ellipsen entstanden.


Höchstetten bei Hellsau

höxštettə (Dorf, Gde.), zuͤ Hoͤnstetten 1360, Hoͤnstetten,
Hoͤnstetlen 1389‒1460Ud, Hoͤnstetten 15. Jhd.U47, ein Mat-
ten … gelegen ze Höstetten 1404K4, ze hoͤnstetten
1480/90U44 … II Höchst.

Der Beleg von 1146: in Honstetten ist nicht lokalisierbar.


Etymologie s. Gross-höchstetten.


Hoch(ge)sträss

das hochgestraͤsz 1531U97, stost … an das höchgesträs
1532U4 I Bargen; hō᪷xštrē᪸ss (oder: Römerstrasse), stost an
das hochgstraͤsz 1528U2 I Bühl; das Hochgsträsz 1528U2,
am hochen gesträsz 1551U37 I Hermr.; die Hochsträss
1739/40A, Hochgsträss 1850J I Kalln.; das hochgesträs
1532U4 I Kapp.; uff dem hochsträss 1474U30, vff dem
hochgsteresz um 1531U34 I Lengn.; i᪷ dər he᪸gštre᪸ss (), dz
hochstret 1480U44, vff dem hochgestraͤs 1530U95, Hägsträss
1850J I Leuz.; auf dem Hochsträss 1850J I Täuff.; hox-
štrē᪸ts (od. rö᪷mərštrōss), das hochgstraͤsz 1521U31 I
Walpw.; ho᪷štre᪸nts, Hochsträss 1500U48, Hochgsträss
1546 (Thorberg Urbar, Schweingruber 1971) II
Krauchth.; a dər hō᪷xštrọ̄ss II Ndönz; uf dər ho᪷štre᪸nts



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Sp. 265


() II Obburg; das hochgestraͤs 1530U95 II Obösch.;
höxštre᪸ss, uff dem hochgstres, hoͤgÿstrës 1542U104 III
Boll.; das Hochgesträss 1571Rq6, ob dem wäg am höch-
strasz 1604U97 (Nachtrag) III Konolf.; die hochstrasz
1534U100 III Lohnst.; an das hochstras 1532U125, der hoch-
strasacher 1532U125 III Mühleb.; u᪷fəm ho᪷xštri᪷əss, ho᪷g-
štrī᪷əss (; Hei., alter Saumweg führte dort durch), auf
dem Hochstrass 1723MW, Hochstress 1726MW IV Lau.;
họ̄gštrē᪸ss, họ̄əštrē᪸ss (Teil der Balisalp) V Haslib.; das
hochsträss 1535U161, hochstres 1535U161 V Interl.


Hochstrasse, nur noch als Flurname, ist Synonym zu Landstrasse
(Id. XI, 2355) und weist z. T. auf alte Römerstrassen hin (Id. II,
976). Vgl. auch Felix Staehelin, Die Schweiz in römischer Zeit,
19483, S. 338, über die Römerstrassen in Helvetien: «Waren die
Niederungen nicht zu umgehen, so wurden die Strassen auf
künstliche Dämme gelegt; daher heissen noch jetzt die Reste al-
ter Römerwege ‹Hochstrasse›, ‹Hochgesträss› u. ä.»


Hochzit-

dər ho᪷xtsịtsrẹin II Berk.


Auf diesem Rain schossen am Abend vor einer Hochzeit die le-
digen Burschen zu Ehren des Paares aus Mörsern.


hock-/höck

ho᪷kxəho᪷rə, Schilthorn (Hockehorn) 1845D (3293 m), ds
xlī ho᪷kxəho᪷rə (3162 m; beides Grenzgipfel Kte. BE/WS)
IV Kanderst.

dər hö᪷kx (Hei. auf Geländebuckel in Hangmulde) II
Wyss.; ufəm hö᪷kx (Hei.), hö᪷kxli (2 Häuser; Geländevor-
sprünge an Hängen, nahe Höck) III Eggiw.


Zu schwzd. hocke(n) ‹sitzen› (Id. III, 1122), evtl. aus Part. Praes.
hockend- entwickelt.

Das Hockenhorn, das auch den Namen Schilthorn trägt, besteht
aus dünnen Dolomit- und Kalkschichten, die auf einem Granit-
sockel «hocken» (GLS II, 569).

Hock, Höck ‹Sitzplatz› meist in Form einer rundlichen Erhe-
bung; auch ‹Haufen, Häufchen› (Id. II, 1120f.).


Hodel

A) dər ho᪷du, im ~ obə (Wei. auf südl. Steilhang mit Stall
auf Vorsprung) III Eriz; dər ho᪷dəl, im ~ (Sennhütte,
Wei., Wa., steiler Osthang; früher: Hodelsweide) IV
Diemt.

B) b) Am hodellacher 1534U100 III Kirchd.; der hodel
acher 1542U104 III Muri; neben hodels gassen 1480U44 II
Alchenst.; stost … zuͦr hodellgassenn 1534U100 III
Kirchd.; Hodelgasse (Ha.) 1838D III Thun Strättl.; ho᪷dụ-
gass III Ueb.; die Hodell strasz 1530U132. 1542U104 III Muri
Güml.; stost … an die hodelstras 1532U125 III Mühleb.;
hinder dem Hodell türlyn 1488‒1514U166 III Ueb.; im ho᪷-
duwaud III Eriz; vff dem Hodell weg ein platz 1535U101
III Ueb.





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Sp. 266

C) ho᪷dlər (Hei.) III Teuffenth.; ds ho᪷dlərwe᪸gli (Förster
Hodler spazierte dort) III RütibR.

hodlərə (Wa.), die Hodleren (Ha.) 1838D III Fahrni; i᪷ dər
hodlərə IV Kratt.; im Hodlerenweg 1785/87C3, im Hod-
lerenweg (2 Häuser) 1838D III Wahlern.

Hieher?: im họdisriəd (; steiler SE-Hang, am untern
Rand des Huswalds) IV ObwiliS.


FN Hodel (FNB III, 96f.) vor allem in BE, LU und ZH verbrei-
tet. Hodel m. ist der ‹Händler, der herumziehende Zwischen-
oder Kleinhändler› (Id. II, 995).

Hodlere zum bern. FN Hodler. Das Appell. Hodler, nomen agen-
tis zum Vb. hodle(n) ‹handeln›, ist eine verächtliche Bezeich-
nung für einen ärmeren Händler (Id. II, 991).


Hof

Übersicht

1. Hof (A, B, C)

2. Hofen (A, B)

3. Ho(f)statt, -stetten (A, B, C)

1. Hof hō᪷f

A) I: 7; II: 13; III: 10; IV: 4; V: 3

Auswahl: i᪷m ~, Gnägis i᪷m ~ (Hei.) I Bellm.; (Bischof Jo-
hans v. Basel verleiht) den hof und ki(l)kensatz ze Dies-
bach 1367 I Diessb.; … fu̍r hundert guldin den hof ze
Ypsach 1381 I Ips.; i᪷m ~ (Dorfteil) I Meinisb.; i᪷m ~
(Sammelname für grösseres Gebiet K.) I RütibB.; ufəm
~ (2 Hei., erhöhte Lage) II Bätterk.; ər wo᪷nt i᪷m ~ (Wei-
ler), Clauͧs Mu̍ller im Hof 1389R2 … Hanns wingistorff
buwtt ein guͦtt, der hoff genantt 1535U101 … II Obburg; im
Hof 1389R2 II Sum.; dər ~, im ~ (Dorfteil), der hoff wul-
fysperg 1518U74 … vonn Tommas guͦtt, So ouch Jnn dem
hoff Lytt 1518U74 II Wolfisb.; dər ~ (2 Hei.), bonum dic-
tum «am Hofe» 1346, mit namen das guͦt am Hofe, das
Peter und Uͦlrich am Hof buwent 1360, 1380 III Belpb.;
dər ~ (nordöstl. Dorfteil), im Hoof zu Signouw 1692A III
Sign.; den zehenden ze Fulensewe, dem man spricht
dero zehent im Hofe 1361 IV Spiez-Faul.; ər wō᪷nt ts ~ uss
(3 Hei.) IV Zweis.; daz guͦt im Hofe 1375 V Beatb.; ~
(Dorfteil), ein Gadenstatt genant Im Hoff 1534U169 … IV
Innertk. ‒ Vgl. auch Büren zum Hof und Berchtorf+.

B) aa) I: 46; II: 97; III: 54; IV: 5; V: 19

Auswahl: au᪷pfələ~ II Attisw.; i᪷m e᪸mmə~ (Häuser-
gruppe) II Utztf.; dər e᪸mmə~ III Laupersw.; ē᪷rlaxər~
(Besitz Familie v. Erlach) III Obwicht.; der Färachhof
1796 II Madw.; frö᪷idə~ (Hei.) III Laupersw.; geis~
(grosses Hei.), Geisshof 1763A … II Erisw.; go᪷li~ (Hei.),
Gohlihof 1765A II Leimw.; dər kü᪷kụ~ (Hei.) II Ndipp;
ku᪷mmə~ (mehrere Hei.) II Huttw.; jerisbē᪸rg~ (Weiler),
der Hof Jerispärg 1563A III Ferenb.; in dem twinge von
Ligartz zuͦ dem Kalchhoff 1416K4 I Lig.; Jm Kalchhof
1574U77a II Wiedl.; den kelnhoff 1414Rq1 II Rohrb.; casale
dictum zem Kilchof 1346 I Eps.; der meygenhof Anf.



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Sp. 267


16. Jhd.U66 II Huttw.; ȫli~ (Hei.) III Rüd.; bəm pān~
(Wegstelle am Waldrand, Treffpunkt vieler Holzschlit-
ten) V Ltbr. Stech.; bu᪷rg~ (Hei.), Burghoff 1529A, 1530U69
II Sum.; neben dem Spylhoff 1522U41 II Aarw.; am spil
hof 1480U44 II Höchst./Kopp.; i᪷m špi᪷u~ (kl. Hei.) III
Eriz; šür~ (Dorfteil), Schürhof 1574C3 … II Aarw.; ein
jucharton achers gelegen in dem Swighof 1360 bei I
Bür.; dər šweikx~ (Weiler), am Sweighof 1389R2, im
Schweikhof 1737A … II Affolt.; Schweighoffen 1495Uk2,
Schweig hoff 1526U68 II Rüegs. (evtl. id. II Affolt.);
šweikx~ (Hei.) III Obwicht.; dər diəssə~ (K., Schlossbe-
sitz), Diesenhofen 1479‒1563Ar III Obdiessb.; in dem
dinghof 1373 I Piet.; der dinkhof ze hertzogen Buchse
1363 II Herzb.; Twinghoff 1518U74 II Wiedl.; werch hof
1534U100, werchhoff 1539Rq1 III Bern; wert~ (kl. Dorf, K.),
ze Oberwerde bi dem hofe 1305 … die hoͤfe von Werde
1343 … die hoͤfe Werde 1349 … auf dem Werthhof 1786C3 I
Kapp.; ein hus da der Ziegelhof ist 1333 III Bern.

ab) I: 6; II: 27; III: 4

ältester Beleg: den hoff ze Thun, genempt Bogkessen hof
1428UT III Thun.

ac) I: 5; II: 19; III: 7; IV: 2; V: 1

älteste Belege: frejə~, in den fryen hoff 1443UT … der
Fryenhoff 1570A … III Thun; zuͦ dem guldinen hof Mitte
15. Jhd.Ch6 IV Spiez; wider den nidern hof (id. mit Werdt-
höfen) 1346 … I Kapp.; dər u᪷ssər~ (westl. Teil d. Dorfes
Affolt.), am Usserhoff 1529A, am vssern hoff 1530U69
II Affolt.

ad) fōr~ (K.) III Rüegg.

b) I: 41; II: 68; III: 70; IV: 16; V: 7

davon ~acher: I: 13; II: 26; III: 28; IV: 8; V: 4

~guet: I: 3; II: 2; III: 6; V: 1

~matt: I: 18; II: 29; III: 28; IV: 4

Auswahl: agrum dictum Hofachur um 1300N II Gond.;
hofaxxər (K.), am Hof-achker 1312, in territorio de Hof-
acker 1316 … III Rüegg.; ein bu̍nden, heisset ze Hof-
acher 1352N III Wahlern; dər hofaxxər (Hei.), ager dic-
tus Hofacher um 1320 … IV Bolt.; u᪷f dər hofaxxərə IV
ObwiliS.; de iugeribus dictis Hofachera um 1320 IV
Därst. od. Umgebung; hofaxxərə (Wohngebiet), an
Hofacher 1374, an Hofachern 1396UT IV Spiez Faul.;
Hofacher 1378 V Bön.; ager dictus Hofacher 1326 V
Matten; ager qui dicitur Hofacher 1309 V Wild.; ze Be-
roswile das Hofguͦt 1353 II Bärisw.; dz hofguͦt 1385 III
Müns.; ans hofs guͦte 1312 III Rüegg.; in loco dicto
Hoffhalta 1381 III Gugg.; das Hoflên 1336 V Beatb.; in
der Hofmatten 1347 II Jeg.; ho᪷fmat (3 Hei.), die Hofmat
1354 III Belp; du̍ Hofmatta zwischent dem Stettbach
und dem Sulgenbach 1339 III Bern; hofmat (Hei.), die
hofmatta 1353 III Boll Ferenbg.; in der Hofmatten 1360
IV Spiez; hōfwị̄gārtə, der Hofwingarten 1373, 1387 … III
Obhof.





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Sp. 268

C) -li: hö᪷fli, hȫ᪷fli: ~ (Stadtteil) I Erlach; i᪷m ~ (Dorfteil) I
Twann; ~ (Wohngebiet) II Lotzw.; Höfli (zwei Äcker)
1876Jv II Ob/Untsteckh.; ~ (2 Hei.) III Konolf.; Höf-
lein (Haus) 1838D III Schangn.; Höflein (Haus) 1838D
III Seft.; im ~ (Hei.) III Thier.; im ~ (Hei.) IV Spiez; ~
V Unters.

-hö᪷fli: II: 8; III: 5

Auswahl: fār~ (ehem. Aarefähre m. Gebäude) II Wall-
bipp; gạumis~ (Hei.) II Ndbipp; kxe᪸ntsi~ (Hei.) II At-
tisw.; nịdek~ (Platz) III Bern; šaxxə~ (Wa.) II Wall-
bipp.

höfli-: III: 1; IV: 1

Hofer: (FN) hofər-: ~axxər II Mötschw.; ~ hị̄sli V Grin-
delw. Holzm.; ~rein II Wynau; ~rẹ̄n III Walkr.;
~šwand V Gutt.

ho᪷fərli III Obdiessb.

-ere: d ho᪷fərə (Hei.), Hofern (Weiler, 7 Häuser) 1838D II
Heimisw.; der Hoferron aker 1373 III Zwies.; zweÿ me-
der genant hoffneren Mattenn 1533U22 I ?Ins.

Hieher?: die hoferinen 1438Rq1 IV Obersimmental.

Besonderheiten: i᪷m hö᪷fər (oder: hōfwaud, Wa.) II Schal.
den aker an der Hofinen 1396UT III Thun Scherz.

uf də höftə (Wa., Heuland), höftəgre᪸bə, höftəxe᪸lə (Heu-
land) IV Kandergr.

ho᪷fit siehe unter Hofen.


Schwzd. Hof m. ‹Bauerngut, Kleinsiedlung im Gegensatz zum
Dorf mit geschlossenen Marken, auch einzelne «Heimet» (Id.
II, 1020ff.), mhd. hof m., mit Grundbedeutung ‹umschlossener
Platz› (Kluge, Etym. Wb.).

Aus den urk. Belegen ist nicht durchwegs ersichtlich, ob es sich
um die appellative Bezeichnung eines Bauerngutes von 40‒50
Jucharten oder eines Weilers als politischen Teils einer Ge-
meinde (Affoltern z. B. besteht aus 16 Höfen) oder um einen Na-
men handelt.

2. Hofen

A) ho᪷fə, ts ~ (4 Hei.), ze Hofen in der kilchoͤri von Wolon
1349, uͦlli von hofen 1432U78, Hoffen 1525UP, die guͤter von
hofen 1531U97 … III Wohlen Illiswil; d hofə (Hei.), ein
stück madtlannd … genemptt inn Hoffen um 1540U168 IV
Reich.

hö᪷fə, u᪷f də ~ s. Höfen b. Thun.

ho᪷fit, i dər ~ (Quartier, Strassenzug), In den Hofen 1838D
IV Wimmis.

B) b) ze hofenholtz 1380U55 II Wynigen; Hofenmätteli
1631 (Pfrundurbar) II Ursenb.; ho᪷fəmü᪷li᪷, ho᪷fəwaud III
Wohlen Illisw.

-hofen: s. Bundkofen I Schüpf.; Kosthofen I Grossaf-
folt.; Oberhofen im Emmental III Bow.; Oberhofen am
Thunersee III Obhof.; Rünkhofen III Bow.; Selhofen III
Kehrs.; Ziegelhofen III Bern.

-inghofen: s. Altikofen III Boll.; Ätzikofen I Meik.; Ber-
ken II Berk.; Blettikofen III Häutl.; Brenzikofen III
Brenzk.; Büelikofen III Zoll.; Bütikofen II Kirchb.;



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Sp. 269


Dennikofen III Boll.; Dessikofen III Freim.; Etzelkofen
II Etzelk.; Günnikofen II Bätterk.; Jetzikofen III
Kirchl.; Plattikon 1487K10 III Ndmuhl.; Uͤttikofen 1389
wo?, III Kirchl.?; Wittikofen III Bern; Zollikofen III
Zoll.

-hofen/-inghofen? zem Kutzkofen 1325 III Bern
(Wankdorf).


Alte, noch umlautlose Dat.-Pl. Form zu Hof (s. d.), die sich vor al-
lem in frühen Siedlungsnamen als «versteinerte Endung» erhal-
ten hat. Deshalb bilden diese -hofen, -(h)ofen, inkl. -inghofen >
-ikon bedeutungsmässig eine eigene Gruppe und werden hier ge-
sondert aufgeführt.

Die -hofen-Namen, eig. ‹bei den Höfen›, reichen auf ihrer ersten
zeitlichen Stufe bis in die frühe Ausbauzeit zurück; die -ing-ho-
fen, erweiterte Bildung zu den -ingen-Namen mit dem Grund-
wort -hofen (z. B. Ätzikofen Atzing-hofen, d. h. ‹bei den Höfen
der Leute des Atzo›) scheinen darauf zu folgen. Beide Typen haf-
ten denn auch heute vorwiegend an grösseren Ortschaften. Doch
gehören einzelne dieser Bildungen noch spätern Siedlungsperio-
den an und erscheinen teilweise bis ins hohe Mittelalter; siehe
Bach, Dt. Nkde. 2,2 § 591.

Auf unserm westlichen Gebiet ist die Reduktion von -inghofen
zu -ikon, -iken viel seltener als in der östlichen Schweiz: -ikon
nur gerade noch urkundlich fassbar, wenn die Schreibweise
Buͤlenkon 1324, 1346 überhaupt Gültigkeit beanspruchen darf,
da dafür später nur -ikofen-Lautungen vorkommen, heute Bühli-
kofen. Die abgeschwächte Endung -(i)ken findet sich nur in dem
am nordöstlichen Rand des Bernbiets gelegenen Berken (1358
Berikofen … 1365 Berikon, 1522 Bericken).

3. Ho(f)statt, -stetten

ho᪷štət, III‒V ho᪷fštat, ho᪷štat; hōfštettə, ho᪷štətə II‒V.

A) I: 7; II: 14; III: 17; IV: 9; V: 19

Auswahl: ho᪷štət, ho᪷štərt (2 loc., K.) II Obburg; ts hōf-
štetə (1 gr. Hei.), von hoffstetten 1495U65 … II Rüegs.; i᪷ dər
obər ho᪷št (K., Kirschbäume), die Hofstatt 1666Le II Wall-
bipp; ts ho᪷štətə (Weiler, 6 Hei.), bonum in Hofstetten
1326, apud Hofstetten 1328, ze ~ 1333, 1347, min guͦt, das
da lit uffen dem Belpberge ze Hofstetten 1348N … Hostet-
ten 1607UP … III Belpb.; d ho᪷fštat (Haus an Junkerngasse,
untenher Erlacherhof) III Bern; hōfšte᪷tə (Quartier), ze
Hofstetten 1372, 1373 … zuͦ Hofstetten in der kilchen wi-
dum zuͦ Thun 1419UT … III Thun; i᪷ dər ho᪷štat (Häuser-
gruppe), Ruͤdinus a der Hofstet … ab der Hofstete 1356,
an der hofstat 1533/42U128, an der Hostat 1752A III Wah-
lern; u᪷f dər hoštat (3 Hei.), die hofstatt des Wissen 1323
IV Frut.; an dər hō᪷štat (älter hō᪷fštat; ; Hei.), Wal. a
der Hofstete 1275, an der Hofstat 1344 … V Grindelw.;
ts ho᪷šte᪷tə s. Hofstetten; i᪷n dər hoštən, d hošta (Hei.) V
Obried.

B) aa) I: 16; II: 15; III: 16; IV: 3; V: 11

Auswahl, älteste Belege: ze Mulidorf an Galgenhofstat
1320‒1491Rq1 III Mühled.; i mans mad lit oben in dem
dorf heisset lederhosen hofstat 1437U56, 1532U62 II Utztf.;
Mulihofstat 1310, 1329 II Jeg.; die Brunenhofstat 1354
Widen (Wüstung bei V Unters.); die Saghofstatt 1360



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Sp. 270


III Rigg./Mühleth.; von der stadelhofstat um 1320 IV
Därst.

ab) I: 11; II: 11; III: 16; IV: 10; V: 13

Auswahl, älteste Belege: Atzmans hofstat 1360 IV Ob-
wiliS.; ze Ellis hofstat 1348/58N … IV Erlenb.; Hamerlis
hofstette 1348 III Hilt.; Hoͤiyen hofstat 1356 V Unters.;
Jordishofstat bi dem sode 1320 III Köniz Schliern; man-
sum quod dicitur Marchwarsthofstat super Herdern
1275 V bei Interl.; Martis-hofstat 1296 V Meir.; Nyfers
hofstat 1345, 1372 V Unters.; Oeschers hofstat 1348 I
Safn.; Bechinon offstat 1348 I Biel; Brendlis hofstat
1379 III Hilt.; Sagerron hofstat 1354 III Steff.; Stu̍chel-
lerin hofstat 1354 III Belp; Weckerlin hofstat 1359 III
Obbalm; Zuͦlofen-hofstat 1296 V Meir.

ac) I: 6; II: 17; III: 18; IV: 1; V: 3

Zahlreiche Belege für obere/untere Hofstatt. Auswahl:
dise hofstat heisset die verlorne hofstat 15. Jhd.U47 I
Leuz.; fịštərhošta V Obried; ein halbe huszhoffstatt ge-
nempt die wysse hoffstatt 1529U33 I Jens; ab einer hofstat
die zechennt hofstat genempt 1534U100 II Jeg.

b) I: 5; II: 18; III: 11; V: 2

C) -li: I: 1; II: 2; III: 4; IV: 3; V: 12

Auswahl: in villa seu confinio de Hofstetilon 1275, de
Hostetlon 1306 III Gugg.?; hö᪷štətli᪷ (Hei.) III Wattw.;
i᪷m hōštetli (Ha.) IV Därl.; ho᪷fštetli (Hei.) IV Zweis.; ds
hōštatli (2 Hei.) V Grindelw.; i᪷m ho᪷fštetli (K.) V Günd.;
in hoštetlənən (Wei.) V Gutt.

ein Mattplaͤtzlj, Das Spÿcher hofstettlj genempt
1573/74U77a II Rum.

-i: Hieher?: ho᪷šteti (; K.) IV Reich. Scharn.

-er: das baͤchlin, so zwüschen Alblingen und Hoffstet-
ternguͤttern in die Sensen rünt 1538Rq1 III Albl.

-ler: (FN) Hofstetlerz acher ob dem reblant 1329, Hof-
stetlers acher 1388 III Bern.

i dər ho᪷štettlərə (Haus, K.) III Rüsch.


Schwzd. Hof-Statt, Hostet u. ä. (Id. XI, 1728ff.); ahd. hofastat
‹curtila, area›; mhd. hove-, hofstat ‹Hofstätte, Stelle, wo ein Ge-
bäude aufgeführt wird; Platz, auf welchem ein Landhof nebst
Garten steht, ländliches Heimwesen mit Umschwung› (in die-
sem Sinne wohl allg. schwzd. auch in FLNN); dann der Wiesen-
platz um das Haus, insbesondere der ‹Baumgarten› (Id. XI,
1738); in letzterer Bedeutung besonders im Kt. BE, teilweise
auch in der Innerschweiz, SO, GL, während sonst dafür ‹Baum-
garten›, ‹Bungert› oder ‹Umschwung› gilt. (Im alpinen Bereich
GR, WS sind Hofstätt vor allem Orte, wo einst ein Bauernhof ge-
standen hat und wo man allenfalls noch Fundamentspuren fest-
stellen kann). Die Verkürzung der Lautform Hofstatt führt auf
unserem Gebiet über Hostat, Hostet mit Abfall des Dentals am
Wortende zu Hosta, in der Hosten. Hofstetten ist im urspr. Dat.
Pl. erstarrt.


Hofen b. Oeschenbach

ho᪷fə (Weiler), zen Hofen 1389R2 (hieher?), Henntz zun



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Sp. 271


Hofenn 1479‒1563Ar, zu Hoffen im Gricht Ursibach
1577A, zu Hofen 1582UP, 1613C3 II Ursenb.


Etymologie s. Hof.


Höfen b. Thun

hö᪷fə, u᪷f də hö᪷fə (Gemeindename, Sammelname), ab den
Höfen 1604A, Petter Garmatter auf den Höfen 1635UT, uff
den Höfen 1688A, auf den Höfen 1689A, auff den Hööfen
1722/24C3, auf den Höfen 1798A III Höfen.


Der Name Höfen ist nicht vor dem 17. Jhd. fassbar. Es wird sich
um eine jüngere Gesamtbezeichnung für die zum Gemeinde-
gebiet gehörenden Einzelhöfe handeln.


Hofmeist †

1 jucherten acher zuͦ oberbu̍ren Jm moss zwischen dem
weg vnd dem Hofmeist (evtl. Hofmerst?) bim roten bir-
boum 1479U11 I Bür.



Hofstetten b. Brienz

ho᪷šte᪷ttə, ts ~ (; Dorf, Gde.) Petrus de Hofsteten 1275
(hieher? Verkauf eines Hofes zu Brienz; übrige Zeugen
aus «Willingen, Wiler, Isinboldingen, Meieringen …»),
daz dorf Hofstetten 1359, die guͤter ze Hofstetten 1359,
dem dorff und dorffmarch, genempt Hofstetten 1361,
des dorfes Hofstetten 1368, 1370, daz dorffe Hofstetten
1370, daz dorf genemmet Hofstetten 1372, 1373, 1374,
zwu̍schend dem dorf und dorfmarch genempt Hofstet-
ten, und dem berg genempt der Bru̍ning 1388, peter staͤli
zuͦ hoffstetten in brientzer kilchheri 1501‒26U85, 1520U84,
1528A, Hoffstetten 1535U161 V Hofst.

im hoštettərbe᪸rgli (Sammelname) V Hofst.


Etymologie s. Hof.


Hofwil

ho᪷fwị̄u, ts ~; älter: dər ho᪷fwị̄u (; die Gwp. weiss, dass
man früher wị̄lhō᪷f sagte; heute höre man es nicht mehr.
Weiler), Buchse, Wiler et Wikeswile 1264, auf dem Wyl-
hoff 1748A, Weil Hof 1767/68C3, Wylhof 1780/83C3, Hof-
wyl (Wylhof) 1838D II Münchb.

ho᪷fwịumōs (K.) II Wiggisw.; ho᪷fwịuwaụd II Münchb.


Hieronymus v. Erlach erhielt 1719 die niederen Gerichte zu Wyl
und Moosseedorf. Der Wylhof blieb bis 1798 ein Herrschaftsgut
mit einem um 1784 von Gabr. Albr. v. Erlach neu erbauten
Schloss. Seit 1799 im Besitz von Phil. Em. v. Fellenberg, der hier
seine berühmte Erziehungsanstalt eröffnete. Seit 1884 bern.
Lehrerseminar (HBLS IV, 268). Namenentwicklung: eine urspr.
bloss Wil genannte Örtlichkeit wurde im 18. Jhd., wohl nach
dem darauf erbauten Herrenhaus, zu Wil-hof erweitert (vgl.
auch Schlosswil, früher nur Wil) und später durch v. Fellenberg
zu Hofwil umgestellt.




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Sp. 272


Hoger

ho᪷gər (= ~) (keine historischen Formen/Belege).

A) I: 1; II: 5; III: 7

Auswahl: hö᪷gər, u᪷fəm hö᪷gər (Moränenhügel) I Büet.; ~
II Affolt.; ~ II Krauchth.; ~ (Wie.) II Mötschw.; ~
(2 loc.) II Obburg; ~ III Bremg.; ~ (K.) III Frauenk.; ~
III Wohlen Mörisw., Särisw.; ~ III Mühleb. Rossh.; ~
III Rüml.; ~, u᪷fəm ~ (Hei., ehemal. Name Krähenbühl)
III Trubsch.

d hö᪷gərə (3 Anhöhen) III Pohl.

B) aa) I: 3; II: 40; III: 45

Auswahl: gaugə~ II Bärisw.; III Sign.; gu᪷ụd~ (gold) III
Mirch.; hu᪷nds~ II RütibL.; xapəli~ III Muri; xlōštər~
II Affolt.; ȫli~ II Berk.; pfarr~ (Halde neben Pfarr-
haus) II Krauchth.; brüəu~ (K.) II Untsteckh.; bū᪷ršt~
III Köniz; re᪸misku᪷mmə~ III Eggiw.; ro᪷sị̄nli~ (Mirabel-
len) II Seeb.; ro᪷sị̄nli~ III Bow.; saffərət~ III Arni; šịbə~
(Scheibenstand) II Heimisw.; šloss~ II Alchenst.;
šloss~ III Langn.; šorə~ II Langt.; tsịbərli~ III Langn.

ab) I: 3; II: 8; III: 5

Auswahl: gle᪸isə~ II Mötschw.; jaki~ III Mühleb.; me᪸l-
xər~ II Wolfisb.; šnị̄dərs~ I Rapp.; tšanə~ I Piet.;
tsi᪷ŋk~ III Mühleb.; tswi᪷ŋhe᪷rə~ II Krauchth.

ac) dər grōss ~ I Leuz.

ad) u᪷fəm khö᪷gər (K., Bodenwellen) II Iffw.

b) ho᪷gər: -lo᪷x II Obburg; ~lo᪷x III Arni; ~bo᪷də II Ob-
burg; ~rein II Grab.; ~rụ̈tinə II Lotzw.; ~sịtli II Ob-
burg.

C) -li: hö᪷gərli III Langn. Bluttenried; de᪷nnlihö᪷gərli II
Langt.; hö᪷gərlirụ̈tinə II Wangenr.


Schwzd. Hoger m. ‹Höcker› (Id. II, 1085f.).
Das Fehlen historischer Belege zeigt, dass der Begriff erst spät,
evtl. vom «Höcker am menschlichen Körper» (Id.) auf die rund-
lichen Geländeformen vor allem im Mittelland (nach Id. AG,
BE, LU, SH, ZH) übertragen worden ist.


Hohfluh s. höch


Höi

höi I‒IV (IV auch höu, höw), he᪷uw V; vgl. SDS I 128, 130.

A) i mans mad zuͦ höüw 1530U21 I Brütt.; i mans madt zuͦ
höüw 1530U21 I Gamp./Treit.; zhoͤüwen im gricht wimmis
1543U154 IV Wimm.

B) b) I: 4; II: 12; III: 15; IV: 31; V: 29

davon: -maad (-medli) IV: 3; V: 3

-matt(en) II: 1; III: 3; IV: 1

-bärg II: 1; III: 1; IV: 11; V: 1

-büel II: 1; III: 2; V: 3

-schleif IV: 1; V: 5

-wäg I: 2; II: 4; III: 1





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Sp. 273

Auswahl: höihuŋ (K.) III Kirchl.; hewwhund (Staub-
und Grundlawine östl. Weiler Morgengabe) V
Ltbr. Stech.; heuwno᪷llən (Wildheuplätze) V Innertk.;
zem Hoͤwberg 1378 IV Erlenb.; untz an den Heuwenbuͤl
1352 I Rapp. Wierezw.; am hoͤuwbuͤl 1547U137 III Eggiw. s.
Heidbüel; höipu, họ̈̄pu (Hei.), die acher im hoͤuwbuͤl
1533U133, Häupel, Höpel 1838D III Rüegg.; hö᪷ibüələ V
Habk.; dər hö᪷ibüəl (Heumäder) V Iseltw.; höuwri᪷ts, i᪷m
~ (Mahd) IV Frut.; he᪷uwšte᪸in (Felsblock, unter dem
früher Heu aufbewahrt wurde) V Innertk.; höišlẹ̄f IV
Zweis.; heuwšle᪸if V Brienzw.; heuwšleif V Grindelw.;
hö᪷wšleif, i᪷m ~ uəhi᪷ V Günd.; heuwwšleif (Rinne zum Heu-
transport) V Obried; i᪷m höišlẹ̄f V Wild.; i᪷m hö᪷ịdo᪷rf (K.,
viel Heuland), in dem höuwdorff, von einem acher gelä-
gen im höuwdorf 1479U11, im Hewdorf zuͦ Buͥrren 1489Rq1
… I Bür.; ds hö᪷wwaksi᪷ od. hö᪷waks (Wei. u. Heuland) IV
Kanderst.; zwo juhart am hoͤwweg 1437U56 II Utztf.;
hö᪷iwē᪸g (Weg), an höüw wäg 1595U54 II Wynigen; d he᪷uw-
wi᪷rf, in he᪷uwwi᪷rffən (Fluhbänder, über die Wildheu in
Seiltüchern geworfen wird) V Grindelw.; am Houzuge
um 1320 IV ?Därst.; höitsūg (Alpwi.) III Pohl.; i᪷m
höuwtsụ̄n (Heuland; Zaun trennt Weide vom Heuland),
ein Stück landts genamptt der hoüw zun 1505U (Land-
buch Frut. Stadtbibl. Thun) IV Frut.

Hieher?: hö᪷ịgrabə (von Gräben durchzogener, steiler
Hangwald) III Wohlen.

C) -i: d họ̈ui, i dər họ̈ui (tiefer gelegene Schneeflucht-
weide) IV Saanen.

-ig: i dər hö᪷ijig (Magerwiese) IV Diemt.; (Zins) von hew-
gen zelg I Schwad.

-er: das heüwerli Ine den Riedren 1521U31, dasz höuwerli
Jn den Ryeden 1530U33, das hoͤwerli In den Ryeden
1551U32 … I Eps.; Ein Stücklj vff dem Höÿerli 1611U162 V
Bön.

-et: d höiwwəta (; Heuland) V Ringg.

Hieher?: Der Hewlicher iiij Juch. (Acker) 1533U133 III
Rüegg.


Schwzd. Heuw ‹Heu, erster Grasschnitt›; mhd. höu(we), ahd.
houwi, hewi, in der Bed. ‹das zu Hauende› oder ‹das Gehauene›
(Id. II, 1815f.; Kluge, Etym. Wb.).


höi s. höch


Höibi-

dər hö᪷ibiaxxər (K.) III Mühleb.


Besitzername; zu dem im bern. Seeland, aber auch in Zollikofen
schon vor 1800 eingebürgerten Geschlecht Heubi, Häubi (FNB
III, 81).




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Sp. 274


hool/Hole
I. hool, Holigass, Holewäg
Hüli/Höli
II. Hole
Holis-, Holen-
Holinger
Holio-
Holete

I.

hool:

den Hemelbach vff vntz an Hollen Achhorn
1320‒1491Rq1, uff zuͦ dem Holen Achorn 1371, untz an
Holenachern 1470Rq1 (Grenze BE‒LU) III Trub; holeix,
zwei meder in der holen eich genant 1532U125 III Müh-
leb. Rossh.; di hōli flu᪷ə (überhängende Fluh) II
Krauchth.; i dər ho᪷ləfluə (Hei. in Felsen gebaut), ho᪷lifluə-
grabə III Eggiw.; dər ho᪷lənö᪷š, am ~ (Hei., hohle Esche)
V Unters.; von dem acher, genant zem holenbom 1492K3
III Worb; ds họli bọ̈ịmi, im họlən ~ (K., hohle Ahorne) V
Haslib. Gold.; dər hō᪷ləštei (ausgehöhlter, errat. Block) I
Twann; in də holə štẹ̄nə (Wildheugebiet, Tuffgestein) IV
Lenk; im holištēini᪷ (grosser Stein, von dem die Neugebo-
renen kommen sollen), das holjsteini 1543U154, das Holi-
steini 1543UP IV Reut.; bi᪷m ho᪷ləštẹ̄ (ausgehöhlter gr.
Stein am alten Talweg) IV St. Steph.; bi᪷m ho᪷lə štein
(Wegstelle) V Grindelw.; bəm ho᪷ləštein V Ltbr.; die ho-
lenn studen 1531U97, an die holi stu̍denn 1534U100 III Vech.
Holigass:

I: 3; II: 8; III: 11; IV: 3; V: 1

Auswahl: i᪷ dər holigass (Hohlweg zw. zwei Hügeln) I
Seed.; an die holen gassen 1480U44 II Alchenst.; nebent
der holengassen 1542U104 II Ers.; die holenn gassann
1531U59 II Iffw.; zwo Juchertten vff der hollenn gassan
1531U59 II Limp.; stost an die stras an die Holy gassen
1530U42 II Thunst.; under der holengassen 1488‒1514U166
III Amsold.; durch die hohlen gassen 16. od. 17. Jhd.U170
III Bern Bümpl.; vier Juchart vff der Holen gassen
1513U57, vff der hollenn gasenn 1531U60 III Boll.; affron-
tat an holgassa 1436U121, an die holengassen 1532U125 III
Ferenb.; ein matten … j mad, stost hindenn an die ho-
lenngassenn 1531U97 III Herbl.; ½ Jucherttenn bÿ der ho-
lenn gassann 1531U51 III Landisw.; hō᪷li gass, Jn der holen
gassen 1534 od. 1535 (Urk., Archiv Langn.) III Langn.;
die holigassen, änet der holenn gaszen (2 loc) 1533U133 III
Rüegg.; d ho᪷ləgassə, a dər ~ (Strasse, Einschnitt), in der
Holengassen 1527UT, 1530U95, 1531U144 III Uet.; die holen-
gassen 1 iuch. 1547U137 III Zäz.; a dər holigass IV Frut.;
in der holun gassun 1348 … IV Spiez; an die Holen Gas-
sen 1488U166 IV Zweis.; die holen gassen 1535U161 V Wild.

Holigässli:

das hollgaͤszly 1531U76 II Ursenb.; das holgäszli, bim ho-
len gäszli 1575U112 III Bern Altenb.; hōlge᪸ssli V Habk.





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Sp. 275

Holewäg:

I: 10; II: 10; III: 10; IV: 2; V: 2

Auswahl: lit am Hoͧlen weg 1390 I Biel; am hollweg, am
holenweg (id. loc) 1532U4 I Bühl; ein Juchart am holen-
weg um 1525U20, ein halb Mannwerck Rebenn am holenn
weg 1533U22 I Ins; i juchert uff dem holweg 1474U30, stost
… uff den hollweg 1521U31 … I Orp.; holəwē᪸g (hohle
Gasse) I Safn.; vom acker Im holen weg um 1426U78 II
Aarw.; by dem holen weg 1480U44, 1500U48 II Kopp.; Ein
Juchertt züm hollenn weg 1518U74 … II Rum.; i᪷ dər ho᪷lə-
we᪸gə (Staatsstrasse), ze Holenwegen 1373, Holenweͣgen
1389‒1460Ud … III Burgist.; dər ho᪷ləwē᪸g, ab einer matten
zem Holenwege … zem Hollenweg 1429U78 III Rigg.; dər
ho᪷ləwē᪸g, ein Jucharten ze holenweg 1531U97 III Vech.; via
dicta «der Hole weg» 1322 … III Wahlern; holəwē᪸g (K.,
Weg), 1½ Jucharten vf dem holennweg 1530U95 … III
Ndwicht.; dər ho᪷ləwē᪸g (Häuser; steiler, eingeschlosse-
ner Weg) IV Bolt.; dər hol wē᪸g, im ho᪷lə wē᪸g (alter Weg,
Scheune), ob dem Holen Weg 1701 (Allm. Buch Saanen
1662) … IV Saanen; im ho᪷ləwe᪸g (Hei.) V Beatb.; am
holəwwe᪸g (Häuser, Wei., Alpgasse) V Brienz.

Auswahl aus Zss. mit Holeweg: holəwe᪸gaxxər, der holen
weg acher 1535U101 III Belp/Belpb.; holəwe᪸kassə III
Belpb.; an den holenweg graben 1542U104 III Boll.

hōləwē᪸gli (Verbindungsweg) I Twann.


Schwzd. hol, hōl ‹hohl› (Adj.; Id. II, 1155) ahd./mhd. hol. Hohle
Bäume und Steine waren auffällige Grenzmerkmale, auch «An-
satzstellen» für Sagenhaftes.

Hüli/Höli:

hü᪷li/hö᪷li, i᪷ dər ~ (Höhle, Hohlweg; Hangmulde, von Wa.
umschlossenes Hei.).

1. Hüli:

A) hü᪷li, i᪷ dər họ̈li (Hei. in geschützter Lage am Waldrand)
I Rad.; die hu̍li, ein Juchart um 1525U20 I Treit.; neben
der hu̍lj oder speluncen 1531U97 III Frauenk.; di o᪷bəri/
u᪷ŋəri hü᪷li, i᪷ dər o᪷bərə/u᪷ŋərə ~ (2 Hei., Koord. 625/201),
Hans in der Hu̍li 1389R2, Joh. Bintzenberg in der hu̍li
1389‒1460Ud, Hans Jn der Hu̍lÿ 1479‒1563Ar, In der Hüle
1531‒53U70, in der Hüli 1557A … III Laupersw.; di o᪷bəri/
u᪷ŋəri hü᪷li (2 Hei., Hangmulde dazwischen, Koord.
621/199), zwüschent der hülÿ vnnd Eggell Ried 1530U135,
1547U137 III Laupersw.; i᪷ dər hü᪷li (kl. Hei.) III Wohlen
Murz.; i᪷m hu᪷li (Mulde) IV Erlenb.

B) aa) hegəhü᪷li (30 m langer Tunnel) III Trubsch.

2. Höli:

A) i᪷ dər hö᪷li (Hohlweg) II Affolt.; d höli, batəhöli
(Beatushöhlen), ad specum Sancti Beati, S. Battenloch
vel hüle 1577Sch, Battenberg-Höhle 1783C3 V Beatb.

Hieher?: i᪷n dər ho᪷li᪷ (auch: i᪷n dər ị̄ho᪷li᪷; Wiese b. Egghu-
bel) V Därl.

B) aa) d eigərhẹ̄li (Höhle unterhalb Eigergipfel) V Grin-
delw.; ēsəlhȫli (Höhle am Moosweg; Legende: Rastort



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Sp. 276


der hl. Familie) I Twann; flu᪷ətalhö᪷li (od. šāflo᪷x) III
Sigr.; flu᪷əwẹ̄dhȫ᪷li (schmale, 30 m tiefe Felsspalte) IV
Lau.; fu᪷xsəhö᪷li II Iffw.; gaugəhö᪷li II Melchn.; hoflu᪷ə-
heli V Brienzw.; xri᪷štauhö᪷li IV Därst.; Benegarden-
höhle 1850J V Innertk.; bru᪷nnəhö᪷li (alter Dachsbau) III
Langn.; bu᪷əxəhö᪷li (künstl. Gang in Sandstein) II Lütz.;
tro᪷pfštẹ̄hö᪷li (Tropfsteinhöhle) III Amsold.; tro᪷pfšteihö᪷li
V Beatb.; des Gfellers Weydhöhli 1724U170 III Bern
Bümpl.;

ab) regị̄nahöli (prähist. Höhle; Regina hiess Tochter des
Ausgräbers) I Twann; rẹibərhẹ̄li (Höhle mit Knochenre-
sten und Armbändern) V NdriedbI.; šatsgrabərhö᪷linə II
Krauchth.; šrị̄bərhö᪷li (künstl. Gang im Sandstein, heute
Apfelkeller) II Lütz.; Zwergenhöhle 1850J III Obbalm;

ac) xū᪷rtsi᪷/le᪸ŋi hö᪷li (2 Waldwege) II Rohrb.; le᪸ŋəhö᪷li II
Wolfisb.

B) b) hö᪷ləhouts (Wa.) III Wahlern; hö᪷lisbru᪷nnə (Felsen-
quelle in Muldengraben), ripa que vulgo dicitur «Hölis-
brunno» ad Buron 1270 I Bür,; u᪷fəm hēlišo᪷pf (Felskopf
neben ehemal. Gletscherhöhle) V Grindelw.


Substantivbildung zum Adj. hol ‹hohl›, nhd. ‹Höhle›; verhält-
nismässig jung, da in älteren ONN selten (Id. II, 1157). Die laut-
gerechte Form ist Hüli, s. d. und Kluge, Etym. Wb..

II.

Hole:

A) I: 23; II: 13; III: 28; IV: 1; V: 3

ho᪷lə, I auch hōlə (Gehöfte, K. und Wa. in oder bei Bo-
denmulden, Hangmulden oder Hohlwegen).

Auswahl: Ein halbe Jucharten … vff der Holenn 1533U24 I
Brütt.; das ried … stost … an die hola um 1525U20 I Fin-
sterh.; u᪷f dər ~ (Wa.) I Lengn.; hōlə (Wi.) I Meinisb.; i᪷
dər ~ (4 loc.; Mulden, Hangeinschnitte) I Rapp.; u᪷f dər
~ (Kiesgrube, Moränenhügel) I Sutz; uff dem vo-
gelgsang die hola 1528U2 I Wengi (Janzenhus); i᪷ dər ~n
obə (Hei.) II Huttw.; uff der Holen 1613/17C3 II
Melchn.; ~ (Quartier, Weg), Holen 1631 (Pfrundurbar)
II Ursenb.; ~ (Wa. Hohlweg) II Wynigen; d ~ (Hei. in
Mulde), in der Hollen 1659A III Eggiw.; ze hermligen ob
der hollen 1531U60 III Herbl.; nebent der hola um
1530U142, bÿ der holen 1531U60 III Obdiessb.; i dər ~ (Hei.)
III Röth.; d ~, Christen amanther zuͦ Holen … zuͦ holn uf
waldeck 1524‒80U169, zuͦ holl 1535U161 … V Beatb.; d hola
(Strasseneinschnitt zwischen den Rugen) V Matten; d
~, uf ho᪷lən uəhi (versch. Hei.), ufen Holen 1309, ze Un-
dersewen Holis guͦt vffem Holn 1354, vff Holn 1360 V
Unters. od. Beatb.; vff dem berg genemt Holn an dem
Hubel in der parrochi von Golcwile 1354 V Unters. od.
Ringg. Goldsw.

B) aa) I: 8; II: 12; III: 46; IV: 2; V: 3

Auswahl: i᪷ dər fu᪷xsəbrü᪷x~ (Weg, Fuchsbauten) II
Burgd.; grāt~ (Hei. unterhalb Fluh) III Langn.; in dər



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Sp. 277


kxarhola (steile, steinige Hangmulde) V Habk.; margu~
(kl. Hei.) III Obdiessb.; j Jucherttenn, genannt z mülÿho-
lenn 1531U51 III Landisw.; an der Baͤchlis holen 1533U24 I
Müntsch.; ple᪸ŋkə~ II Melchn.; bru᪷nn~ (Wa., Wasser-
reservoir) III Obdiessb.; saŋ~ (Weiler) II Krauchth.; II
Vech.; söü~ (Graben, ehemals Wildschweine) III Rü-
tibR.; šlūx~ (eingeschnittener Bach im Karrenfeld) III
Eriz; V Habk.; šnē~ (Hangmulde, Schnee bleibt lange)
V Brienz; trö᪷u~ (Wei., Mulde) III Eggiw.; waŋ~
(2 Hei.) III Eriz;

ab) fi᪷šər~ (Mulde im Wa.) V Brienz; frantsōsə~ I Mün-
chenw.; xesslər~ III Obdiessb.; römər~ II Affolt.;
se᪸mələr~ III Langn.; ši᪷ntər~ II Melchn.; ši᪷ntər~ (Wa.)
II Wynigen; tōtə~ (Friedhofweg, steiler Hohlweg) II
Lütz.;

ac) die alti/nöji ~ III Rigg.; fō᪷rdəri ~ III Sigr.; i᪷ dər
xru᪷mmə ~ II Burgd.; II Krauchth.; i᪷ dər le᪸ŋə ~ II Ob./
Untsteckh.; o᪷bər~ II Mülchi; dur d rotə ~ (Wa.) III
Rüsch.


B) b) I: 18; II: 14; III: 21; IV: 4; V: 7

Auswahl: holaxxər, der hol acher 1529U33 I Stud.;
holənaxxər, zuͦ holacher 1480U44, 1500U48 II Alchenst.;
der holennacher 1534U100 III Obdiessb.; zum Hol acher
1535U101 III Ueb.; họlig (Hei.), in der Hohlegg 1838D II
Rüegs.; holəhautə (Teil d. Dorfwaldes), die Hollahalten
1498A III Wahlern; am holennmad, von dem Hollmad,
von den holen medren 1502U157 IV Bolt.; an der Hôlon-
matten 1308 III Frauenk.; i mad genant die holen matt
1531U96 III Wohlen Uettl.; ein guͦt geheissen das Holen-
büel Mitte 15. Jhd.Ch6 IV Spiez Ein.; supra Holn Ru̍finon
1334 V Interl. od. Unters.; von dem hollen stalldenn
1502U157 IV Bolt.; die holenstras 1532U125 III Mühleb.; im
ho᪷ləwwaŋ, Holenwang 1535U161 V Grindelw.; am holen-
weg um 1525U20, 1533U24, s. Hole A), I Brütt.; hō᪷ləwe᪸g od. i᪷
dər hō᪷lə, stost an denn holenn weg 1518U74 II Wiedl.


C) -i: (Holi, Höli n.); ein halbe Jucharttenn nennt sich das
holy 1533U22 I Ins; u᪷fəm holi (K.) I Rapp.; i᪷m holi (K.) I
ObwilbB.; ds ho᪷li, im ~ I Tschugg; ds hö᪷li (Hohlweg) II
Lütz.; im họ̈ụi (Mulde) III Eggiw.; i᪷m họ̈lə (3 Hei.), im
hülÿ 1529U93, in Hühlen 1707A, im Höhlen 1796C3, 1838D
III Wahlern; im hö᪷lị (Graben, keine Höhle), im Höhli
1788A, im Hölibaad 1766A III Zäz.;

rē᪷ho᪷li, i᪷m ~ o᪷bə (Wa.) I Schüpf.; ribihö᪷li (Wegstück) II
Ndösch.; ds dö᪷muhö᪷li (Strassenstück) II Reisw.; ds
do᪷rnho᪷li (K.) III Wattw.; wassərhōlilox (Wasserfall und
-loch) I Twann;

ho᪷lisgārtə (Rebgebiet) I Twann; a dər ho᪷ligass (beim
holi) I ObwilbB.; ho᪷li᪷mat, jnn die holÿ mattan, zwü-
schendt der holÿ mattan 1531U59 II Etzelk.; ho᪷lisbü᪷ksə
(Weide, Wa., früher oft vom Bach verwüstet, jetzt ein
Graben) IV Zweis.





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Sp. 278


Wohl keine PNN, denn Holisgarte in Twann steht neben Hole,
Holestei, Holewägli und Holiloch. ‒ Der Name für den Bachgra-
ben in Zweisimmen ist Einzelbeleg, evtl. mit später eingeschobe-
nem Fugen-s.

Hüli n. hieher? (hü᪷li wird appellat. als ‹kl. Hole› verwen-
det)

šlö᪷iməhü᪷li (Hohlweg) II Burgd.; ds xü᪷ənishü᪷li (Hohl-
weg, FN Kühni), ds ri᪷tərhü᪷li (Hohlweg, FN Ritter) II
Burgd.


Schwzd. Hole(n) f. ‹Einsenkung, Höhlung›, mhd. hole f. (Id. II,
1156). Als Flurnamen besonders häufig im Kt. Bern; aber nach
Id. auch in BL, LU, SH. ‒ Die Aufteilung unseres Namenmate-
rials zu den adjektivischen Bildungen und zu diesem Substantiv
Hole(n) lässt sich nicht überall mit Sicherheit durchführen, viel-
leicht auch gegenüber Hole(n) ‹Halde› (s. d.).

Holis-, Holen-:

Holis guͦt uffem Holn 1354, Hollis guͦt 1357, das holen
guͦt 1535U161 V Unters./Beatb.; an holis holltz 1529U93 III
Köniz.


Möglicherweise ein Dim. zu dem altdt. PN Hol, der in St. Gallen
belegt ist: a. 798 Hvalo, a. 822 Hvolo; oder Kurzform zu einem
ursprünglich zweigliedrigen PN wie Holebert, Holomot usw.
(Fm I, 865).

Holinger:

u᪷fəm ho᪷li᪷ŋər o᪷bə (; Acker, Wiese) I Leuz.

Ab einem guͤtlj genannt Hu̍llinen guͤtlj 1530U95 I Leuz.


Die Gwp. deutet Holinger als ‹hohen Linden(berg)›. Davon ist
wohl der Akzent auf der 2. Silbe beeinflusst.

Denkbar ist, dass sich Holinger aus Húllinen (? PN im Gen.) ent-
wickelt hat.

Der Beleg von 1530 scheint auf einen Personennamen zu deu-
ten. Die heutige Form wäre eine Entstellung im Anschluss an
das ON- oder FN-Suffix -ing.

Holio-:

ab holionen hofstatt 1409U1, ab holionen hofstatt 1427U78 I
Lyss.


Ein PN im Genetiv?

Holete:

uff der holeten i juch. 1528U2 I Graffolt. Kosthofen; das
holettenacherli 1528U2 I Seed. Wiler (Nähe Kosthofen).

die von lobsingen gebent uon der hollenden 1409U1, von
der hollenden 1427U78, ab zweyen höltzernn heist eins die
holetenn 1532U4, gat hindenn an das holtz die holetenn
1534U100, der holetenacher 1528U2 I Seed. Lobs.

d ho᪷lətə, i᪷ dər ~ (Weg in Hangrinne) I Rad. Detl.; ein Ju-
chart der holetten acher genant 1529U92 I Seed. Frieswil
(Nähe Detl.).


Nicht erklärt. Eine -ete(n)-Bildung zum Adj. ‹hohl› ist unwahr-
scheinlich, und das hollenden steht im Verdacht einer schlechten
Schreiberform.


Holänder s. höch




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Sp. 279


Holder

ho᪷ụdər, ho᪷ụtər (I, III), ho᪷ldər (IV, V) ho᪷ụər (I, III), ho᪷ụlər
(II, IV).

A) dər ho᪷ụər, i᪷m ~ (auch: ds houərguət: Hei.) II Erisw.;
i᪷m ho᪷ụər (K.), ze dem Holderen 1367, i juchart lit uff dem
holder 1500U48, bim holder 1531U97 II Ers.; i᪷m ho᪷ụər, ho᪷ụ-
lər (K.) II Utztf.; dər ho᪷uər (Hei.) II Wyss.; in zelga nun-
cupatum zem holder 1436U121 III Ferenb.; pratum dictum
zem Holdern 1313 III Thun (od. Umgebung); dər ho᪷udər
(kl. Hei.) III Wahlern; an hōldər, u᪷fəm ~ (ebene Wi.), an
einen acher heisset der Holder 1370 V Wild.

B) a) Affoltern: s. Affoltern, Grossaffoltern, Moosaffoltern.
Massholder: Zuͦr masholternn, obenn an den masszholter
acher 1534U100 III Kirchd.; ze massholltternn 1533U133 III
Toff.; zuͦ masszholternn iij Jucherten 1531U97, 1534U100 III
Vech.; i᪷n dər massoltrən, d massoltra (; Waldpartie
mit Weg) V Günd.

Reckholder: I: 7; II: 17; III: 12; IV: 1; V: 2

hinder den reckholtern 1531U97, 1532U4 I Bargen; jn den
reckholtern 1531U97, jn reckholter achern 1531U97, in reck-
holter riederen 1427U78 I BusswbB.; re᪸kxholtəraxxər (K.)
I Eps.; re᪸kxholdəraxxər (nicht: -ho᪷utər; K.) I Gals; i dər
re᪸kxhoudərə (K.) I Gamp.; u᪷fəm re᪸khoutər (K.), am reck-
kolter 1530U95 I Leuz.; die Räckholter Matten 1667U100 I
Lüsch.; der reckholter acher 1531U97 I Rad.; re᪸kxho᪷uər
(K.) II BürzH.; i᪷m re᪸kxho᪷utər (K.), i᪷m ~ hö᪷utsli, im Räck-
holter 1562A II Burgd.; dər re᪸kxhoutər (Waldhügel) II
Dürrenr.; Jn den reckholtern 1531U97 II Ers.; re᪸kxho᪷utər
(steiler Wa.), -grabə II Heimisw.; ufəm re᪸kxho᪷ụdərhu᪷bu
(Erhöhung mit Gedenkstein Ulr. Dürrenmatt) II Herzb.;
an den rekholters buͤl, neben dem rekoltersbu̍l 1480U44 II
Kopp.; re᪸kxhouər (K.) II Limp.; dər re᪸kxhoutər (Wa.) II
Lütz.; im re᪸kxhōuər (K.), dər mosre᪸kxhouər (K.), die
reckholtern, der reckholter acher 1565U97 II Mattst.;
re᪸kxhoutər (Wa.) II Obburg; dər re᪸kxho᪷ụdərhu᪷bu
(Kuppe) II Obbipp; der reckholter acher 1530U95 II
Obösch; im re᪸kxho᪷ụdər (K.), am Räckholtteracher
1573/74U77a II Rum.; Reckholter 1532 (Pfrundurbar) II
Ursenb.; u᪷fəm re᪸kxho᪷ụər (K.), jm reckholter 1531U97,
Reckholltter Zaͤlg 1565U111 II Urt.; i᪷m re᪸kxho᪷utərị̄šlag
(Wa.) II Utztf.; re᪷kxho᪷udəraxxər, Recholdrenn 1520U131
III Belp; i juch heist der reckholter 1498U46 III Buchh.;
am re᪸kxho᪷utərhu᪷bu (K.) III Burgist.; der reckholter-
acher 1531U97, 1534U100 III Grhöchst.; jm reckholter Buͤl
1534U100 III Häutl.; der reckholter acher 1531U97, 1535U101
III Köniz; an den reckholttern 1498U46 III Konolf.; vf
dem reckholter 1531U97 III Vech. Radelf.; an die
Rechgholltter 1531U96 III Wohlen Uettl.; bin wegkhal-
ternn 1531U97, under den Reckholtern 1535U101 III Worb
Rich.; der reckholter acher 1531U97 III Zäz.; re᪸kxholdər-
sitə IV Zweis.; re᪸kxholdərfluə V Ltbr. Gimm.; bi᪷m
re᪸kxho᪷ltərtōr V Grindelw.





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Sp. 280

-li: ein Juchartten, heiszt Reckalterlin 1530U42 II Thunst.

-i: im re᪸kxholtəri (K.) IV Bolt.

-eren: re᪸kxhoutərə (K.), hinder der reckholtern 1531U97, in
den/ob dem reckholternn 1534U100 III Boll Habst.;
raxholtərə (Weiler), min guͦt zuͦ Racholtern 1481UT, ein guͦt
zu Racholtren 1496UT, 1530UT III Fahrni; zu Rachholtern
1781A III Homb.; re᪸kxhoutərə III Lind.; zwu̍schenn der
reckholternn vnnd kipfersacher 1531U97 III Müns.;
re᪸kxho᪷utərə III Obbalm; i᪷ dər re᪸kxho᪷utərə III Obwicht.;
ər wo᪷nt ts re᪸kxho᪷utərə (Haus, K.) III Sigr.; fordəri/hi᪷ndə-
ri re᪸kxhoutərə (2 Hei.) III Thier.; re᪸kxho᪷ltərə (Wa.) III
Thun.

Eich~: i dər ei᪷xho᪷utərə (K.), ze eichholtern 1532U4 I Bar-
gen; ze eichholtern 1531U97 III Vech. Dent.

Lück~: lükxhoutərə (K., in Waldlücke eingebettet), ob
der luckholteren 1529U92, ob der luck holtren 1531U60,
item der luͤckhollter acher 1531U60 III Rub. Allm. Be.

Buchholterberg s. d.

Burg~: im burkxhoutər (Wa.) I Schüpf.; burkxhoutərə
(Wa., rutschig) III Langn.

Steck~: am steckholternn, zuͦ staͤckholtern 1534U100 I
Seed. Lobs.

Dachs~: vnnder der tachsholternn 1531U97, an der tachs-
holternn 1534U100, die dächsholltterenn 1580U113, an die
dachszhöltzeren 1685U113 … III Vech.


B) ac) an … Oberholdernn maten 1569U72 II Lütz.; der
lengholder 1531U97 II Ers.

b) I: 7; II: 15; III: 21; IV: 4; V: 3

Auswahl: houəraxxər, am holder acher 1533U23 I Sis.; an
den holderachern 1480U44 II Kopp.; uffem Holder acher
1355 IV Aeschi; im holdərlọ̄b (Gestrüpp mit wildem Ho-
lunder) IV Adelb.; die holdermatta 1437U56 II Utztf.; im
ho᪷uərbru᪷nnə (K., Moos) III Rub.; dər hu᪷ụərbru᪷nnə (K.,
3 Brunnen) III Täg.; bim hollderstock 1532U4 I Bargen.


C) -li: ds họldərli (K., Holunderbüsche) V Gutt.; re᪷kx~
(Vorsass mit Wacholder) IV Saanen; wax~ (Vorsass,
Wacholder) IV St. Steph.

Hieher?: höllerlire᪸bə (K.) I Finsterh.

-i: ds hōldri, i᪷m ~ (Wei., roter Holunder), bi də hōldrifē᪸ll
(Wasserfall) V Ltbr. Stech.

-eren: d houdərə I Gamp.; i᪷ dər ho᪷utərə (Hei.) I Seed.;
hu᪷ụərə, uf dər houərə (mehrere Hei.), von der holdrenn,
Holdrenn 1531‒53U70, guͦt zun Holdern 1569U72, zu Holde-
ren 1647A, Hauleren 1790A III Langn./Laupersw.

ho᪷utərənaxxər I Seed.; houlərəfluə IV ObwiliS.; ho᪷utərə-
grabə I Seed.; houərəgrabə (od. ge᪸bubax) III Bern;
houərəgrabə III Mühleb.; hu᪷ụərə-, hu᪷ụərgrat, an holder
gradt 1534 od. 1535 (Urk. Archiv Langn). III Langn.
hu᪷ụərənöihụ̄s III Laupersw.; Holderwald zun holdernn
1531‒53U70, 1569U72 II Trachsw./III Langn./III Lau-
persw.





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Sp. 281


Schwzd. Holder, Holler ‹Holunder›, Sambucus nigra; daneben
der rote Holder Sambucus racemosa; auch gelegentlich der Ge-
meine Schneeball Viburnum Opulus, vgl. Id. II, 1184ff. mit Hin-
weisen auf die volksmedizinische Bedeutung und den Aberglau-
ben.

Holunder, Holder m., ahd. holuntar, holantar mit Suffix germ.
-dra, -tra, welches letztlich einem Wort für ‹Baum› (idg. *dereu̯,
wonach griech. δόρυ, got. triu, engl. tree) entstammt, (W. Hen-
zen, Dt. Wortbildung 19652 S. 120), und das in Baumnamen wie
Flieder, Heister, Rüster wiederkehrt und in Massholder, Reck-
holder, Wacholder um ein -l- erweitert erscheint, das aus germ.
*apuldra ‹Apfelbaum› übernommen zu sein scheint (s. Kluge,
Wb.).

Affolter, ahd. apholtra ‹Apfelbaum› (s. Kluge, Wb. und unter Af-
foltern oben Bd. I Sp. 10/11).

Mit Umdeutung zur Endsilbe -holder nach Hol(un)der: Masshol-
der ‹Feldahorn›, ahd. maz̧z̧altra, maz̧z̧oltra, vielleicht gebildet
mit ahd. maz̧, got. mats ‹Speise› und Suffix ahd. -tra (Kluge,
Wb.); dagegen aus semantischen Gründen Kluge, Wb.7 S. 305/6
= ungeklärt, < germ. *matlu-.

Reckholder ahd. recolter (Graff IV, 1260) (id. mit Wacholder
ahd. wëchaltar, das nicht schwzd. ist), alem. reckalter, das nach
Kluge, Wb. «mit Anlehnung an das Vb. recken den Wacholder
als seine Triebe überallhin verbreitenden Baum bezeichnet»,
was aber unwahrscheinlich ist, da schwzd. Rëckholter germ. -ë-
voraussetzt; zu vergleichen ist aber ahd. wecholdar, wecholter-
baum ‹iuniperus› (Graff IV, 881)! Rackholter scheint den Vokal
durch Verquickung mit Wacholder erhalten zu haben (Id. II,
1189).

Buochholter ‹wilder Holunder›, ahd. buocholter (Id. II, 1187).
Analogische Bildungen dürften Eich- und Steckholder ‹Stech-
palme› sein, wobei Anschluss an einfaches Holder ‹Holunder›
nicht auszuschliessen ist.

-ere(n): Holdere(n), Hollere/Houere bezeichnet wohl ein ‹Hol-
dergebüsch› (mit dem alten -āria-Suffix) in den zussg. Namen
Burg-, Dachs-, Lückholdere.

Auf andern Ursprung deuten die hist. Belege zu III Langn./III
Laupersw.: hier lag ursprünglich eine einfache Mehrzahlform
vor (zun Holdern), die danach ‒ in Analogie zu gleichlautenden
Gebilden mit der Ableitung -eren wie Boonere, Fröschere … als
Sing. fem. umgedeutet wurde.


Holemätz

holəme᪸ts (hōlime᪸ss nach J. Keller, Örtlichkeitsnamen und
Namengebung in der Stadt Thun im Laufe der Jahrhun-
derte, Diss. [Maschinenschrift] 1972; Fussgänger-Quer-
verbindung zw. Stadtkirche und Berntorplatz), am gess-
lin zer Holon Metzon 1358 (Udelbuch I, Stadtarchiv
Thun), Hohlenmäz-Gässli 1812 (Stadtplan Fisch) III
Thun.


Schwzd. Mätz (me᪸ts) ursprünglich Kosename zu Mechthild (Id.
IV, 611f.). Nach Id. IV, 612 und DWB 6, 2152 auch Geschütz-
name «Frau Metz, die scharfe Metz» im 15. und 16. Jhd.

Justinger 1420 (nach Id. IV, 612) «Der von Bern werkmeister wa-
rend da (1303 vor Wimmis) mit einem werk hiess helmetza (Var.
holmetza)» im Sinne von ‹Höllen-Metze› als Bez. für eine Bela-
gerungsmaschine (s. J. Keller, a. a. O. S. 49).


Hollige

ho᪷lli᪷gə, o᪷bər~, u᪷ŋər~, u᪷ssər~ (; westliches Quartier
der Stadt Bern), šlo᪷ss ho᪷lligə (Schloss in Privatbesitz).





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Sp. 282

Bertoldus von Zimmerwald verkauft «molendinum
suum dictum Hollant» an den Orden der Deutschritter
von Köniz zw. 1257 und 1258, du̍ mu̍li und daz gesaͤsse
und der wiger und boͮngart von Hollanden 1333, wuͦr und
… mu̍linen, gelegen ze Hollanden 1338, uf siner (Peters v.
Krauchthal) mu̍li, gelegen ze Bern oben us, genemmet ze
Hollenden 1366, von dem mu̍slin ze Hollanden 1377R3
als der wuͦr des bachs ze Hollanden zerbrochen was
1378R3, der bach ze Hollanden 1380R3, den wuͦr ze Hollan-
den 1380R3, ze Hollanden 1381R3, ze Hollendon 1389R2, ze
Hollanden vnder dem Statbach 1393Uk2, die Hofmatten
zu Hollendon … den halbteil miner mu̍li ze hollenden
(Testament Ita Reber) 1402Uk2, min teil der mu̍li ze hol-
landen (Testament Petermann v. Krauchthal) ca. 1425Rq2,
wyer vnd wyer Hoffstatt zu Hollenden gelegen 1492 (Ar-
chiv Genossenschaft Sulgenbach), einen vnsern wyer
vnd wyer Statt gelegen zu Hollingen obenvsz vor der statt
Bern 1495 (Archiv G. Sulgenbach), das hus ze Hollingen
mitsampt der mu̍li vnd andern guͤtern darzuͦgehoͤrend
1496 (Archiv G. Sulgenbach; alle 3 Urkunden in:
A. Streit, Geschichte des Schlosses und der Gegend Hol-
ligen, Bern 1864), gen Holliggenn 1529U93, uff dem guͦtt zuͦ
Hollingenn 1534U99, 1534U100, Hollingen 1575C3, zu Holi-
gen 1577‒80C3 … III Bern.

die Holligenmadten 1669U170, 1677U170 III Bern.


Der ursprüngliche Name Hollant ist schwer deutbar: weder ein
hō(ch)- noch ein holl- (zu berndeutsch Holle(n)-land) lässt sich
durch die Realprobe vertreten, da das Gebiet fast eben ist; ein
Bezug auf das Land Holland (urkdl. Holtland) ist in der Zeit der
frühen Belege ebenfalls unwahrscheinlich. Wenn im 14. Jhd. ein
Peter von Hollanden als Spitalmeister des Nidern Spitals ver-
zeichnet wird, dürfte dieser Personenname vom Regionalnamen
herzuleiten sein. Seit Ende des 15. Jhd. (erste Nennung 1459)
wird der Name an die -ingen-Bildungen angeschlossen (nach
‹Vorbildern› wie Bolligen, Detligen, Uettligen, Ostermundigen
usw.), und es entsteht so ein «unechter -ingen-Name».


Höll- s. Hell-/Höll-


Holses

holsəs, hō᪷lsəs, u᪷fəm ~ (Felsvorsprung, Graben; mageres
Land), de Iseltwalt a Grislowinun usque ad Holvnzaisa
1239, [Kopie: die Hohnzaisa 1239UP], usque ad locum qui
dicitur Holsaz … in silva sita inter villam Boͤningen et
Holnsaz 1303, in dem jungen buchwald zwischen Her-
renschwanden und dem Holsaasz 1675Rq8 V Bön./
Iseltw.; holsass graben 1535U161 V Iseltw.


Wenn man den ersten Beleg als Verschrieb betrachtet, ergibt
sich eine Zusammensetzung des Adj. hol ‹hohl› (Id. II, 1155) mit
dem im Berner Oberland wohlbelegten Sāss, Sāsse(n) f., m. ‹Ein-
schnitt im Erdboden, Grundstein, Unterlage, fundamentum›
(Id. VII, 1371), wohl auch ‹Bodenstufe›, vgl. Vor-Sāss (ebd.),
mhd. sâze f. ‹Sitz, Wohnsitz; Versteck, Lauer›. Der Name hätte



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Sp. 283


ursprünglich etwa ûf dera holun sâzun ‹auf der hohlen Berg-
stufe› bedeutet. Zum nicht flektierten Grundelement vgl. Na-
men wie Holen-Eich, Hol(en)-Flueh, Holen-Bach, Holen-Stein
usw. (Id. VII, 1156); allenfalls wäre auch an eine Komposition
mit Hole(n) ‹Hohlweg, Vertiefung› (Id. VII, 1156) im Bestim-
mungselement zu denken.


Höltsch- †

Jnn der hoͤlttschismatt, Lydt … an der Landtstraasz, Jnn
der hoͤlttschen matt … 1573/74U77a II Attisw.


Vielleicht zum Familiennamen Höltsch, Höltschi, der allerdings
vor 1800 nur in Aesch und Altwis im Kt. LU nachzuweisen ist.
Möglicherweise aber mit dem in Attiswil belegten helbschen/
weltschen- in Verbindung zu bringen, s. Welschenmoos.


Holz

A) houts I‒III, holts IV, V.

I: 27; II: 26; III: 26; IV: 4; V: 6

Auswahl: uff einem stu̍cke reben, heisset der Klos zem
Holcze 1387, dicta Cloz de Ligno 1388 I Lig.; das holtz
daz man nemmet daz holtz von Moͤringen 1346 I Mör.;
im houts (K.), zwu̍schen der gassen in das holtz 1531U97 II
Mülchi; an Diepoltzeg bi dem holtz 1355 III Buchh.; im
holts (Wa.), under dem holtz 1342 III Thun; im holts
(Weiler), usser dem Holtz 1353, im holtz 1524‒80U169, das
leen im holtz 1535U161 V Habk.; ager vor dem Holz 1326,
vor dem holtz 1535U161 V Unters.

B) aa) I: 132; II: 183; III: 402; IV: 27; V: 36

Auswahl: Holzarten:

Eich-holz: I: 10; II: 23; III: 25

i᪷ds eiholds (Reben), vinetum nominatum zem Eich-holz
1318 … I Lig.; i᪷m eihouts (Wa.), versus Eicholz 1262 … III
Muri; allodium meum quod dicitur in dem Echeholz
1270, im eichholtz 1464U38a, heute: öutsmattə II Langt.

Hasel-holz: II: 3; III: 9; IV: 1; V: 3

i᪷m hasu᪷houts (Wa.), vff dem Haselholtz 1460U78 II Sum.;
item vnder hasell Holltz 1436U121 III Ferenb.; i᪷m hasəl-
hōlts, underm Haselholtz 1361/69N IV Därst.

Kien-holz: III: 1; V: 3

das kienholtz 1531U97 III Köniz; im xiənholts (K., Wi.), im
Kyenholz 1340, in das Kienholtz 1353 … gelägen in dem
Kienholtz 1524‒80U169, … in das Khünholtz 1615Rq8, Kien-
holz 1838D V Brienz; niden an das kienholtz 1535U161 V
Lütsch.; imm kienholtz um 1430U78 V Ringg.

Linden-holz: II: 10

Buch-holz: I: 9; II: 13; III: 23; IV: 3; V: 6

ob dem Buͦcholtz 1336 I Meik.; von dem Buͦcholz 1380 …
im Buchholz 1771/79C3 II Graf.; ds bụhouts (Hei.), zem
Buͦchholz 1389R2 … II Sum.; silve dicte Buͦchholtz 1305N
III Bern; im buxhouts (K.), ze Buͦcholtz 1347 … III Sigr.;
im buͦchholtz 1391Uk2 V Brienz; ds bü᪷əxholts (K.) V
Gadm.





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Sp. 284

Tann-holz: I: 3; II: 7; III: 7

Dähl-holz: I: 1; III: 2

im dē᪸uhouts (Wa.) I Herm.; an dem telholtz 1531U97 III
Muri; dē᪸ləhouts (Wa.) III Mühleb.

Rodungsnamen:

Brand-holz: I: 5; II: 3; V: 2

Kohl-holz: I: 1; II: 6; III: 5

Schlegel-holz: IV: 2

Schwand-/Schwendi-holz: III: 4; IV: 2

Bemerkenswerte Namentypen:

Dumm-holz

ds du᪷mmhouts (Wa.), sampt dem Thuͦmholtz 1530Rq7
ans Thumbholz 1663U100 III Bern Bümpl.

Muri-holz III: 1

Schweig-holz.

im šweighouts (K.), silva Swecholz 1249, in possessioni-
bus dictis Sweigholz 1301 … I Kapp.

Bann-holz I: 11; II: 11; III: 20; V: 3

Galgen-holz.

nebenn dem gallgennholtz 1530U95 I Leuz.; gaugəhouts-
wē᪸g, vor dem galgenn holtzs 1518U74, das Galgenholtz
1573/74U77a, Galgenholz 1885Le II Wiedl.; ob dem gal-
genholtz 1530U142 III Rigg.

B) ab) I: 21; II: 13; III: 22; IV: 1; V: 1

ac) I: 56; II: 81; III: 76; IV: 10; V: 9

ad) I: 2; II: 3; III: 4; IV: 2; V: 1

b) I: 39; II: 78; III: 80; IV: 30; V: 30

davon: Holz-acher I: 10; II: 21; III: 18; IV: 1; V: 1

Holz-matte I: 13; II: 21; III: 13; IV: 1; V: 2

Holzmühle: houtsmü᪷li (Weiler), Holzmuli 1271, de Holz-
muli 1276 … ze Holzmu̍li 1364 … II Münchr.

Holz-weid II: 1; III: 6; IV: 1; V: 2.

C) Hölzli:

höutsli I‒III; höltsli IV, tw. V; heltsli tw. V.

A) I: 8; II: 16; III: 21; IV: 0; V: 2

früheste Belege: an das hoͤltzlin 1528U2 I Bühl; bim
hoͤltzlj 1531U97 III Müns.

B) aa) I: 100; II: 118; III: 228; V: 6

Auswahl: Egg-hölzli I: 2; II: 1; III: 10

ekhöutsli (Wa.), am eckhöltzlin uffhin 1528U2 I Meik.; ek-
höutsli (Quartier, Wa.) III Bern/Muri.

Eich~ I: 4; II: 5; III: 3

Kilch~ II: 2; III: 4

Müli~ I: 2; II: 4; III: 1

Buech~ I: 3; II: 2; III: 4; V: 2

Büel~ II: 2; III: 7

Stein~ I: 1; III: 3

Tann~ I: 1; II: 3; III: 3

Dähl~ I: 9; II: 4; III: 7

Ziel~ I: 1; II: 1; III: 3

ab) I: 13; II: 8; III: 3

ac) I: 6; II: 8; III: 15; IV: 1; V: 2





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Sp. 285

ad) I: 2; II: 1; III: 1

b) I: 12; II: 8; III: 27; V: 3

davon Hölzli-acker: I: 9; II: 6; III: 13

-i: ds hö᪷ụtsihụ̈si (3 Häuser), Hölzihäusi, Hölzli-Häusi
1838D III Worb; ho᪷utsi᪷mat (); ~waud II Etzelk.

-ach: jn Holltz und mattann zun der Holltzachimm
1530U132 III Muri Güml.; i᪷m holtsax (Hei.), im Holzach
1796C3, Holzach 1838D IV Frut.; Holtzachon 16. Jhd.UP V
Gsteigw.

i᪷m holtsəsekə, holtsəsekəštrē᪸ssli IV Adelb.; Holtz-
achszlen 1535U161, dər holtsaxbo᪷im (K.) V Grindelw.;
holtzachmad 1535U161 V Matten.

-ere: von einer matten Jne der holtzeren 1521U31 I Sutz;
houtsərə (Wi.), die holzerenn ist zweÿ meder 1534U100 II
Jeg.; die dritt zelg under der holtzerren 1480/90U44,
1500U48 II Kopp.; houtsərə (Wa., K.) II Wynigen; ho᪷ltsərə,
in der Holtzeren 1670U152 IV Gsteig; d ho᪷ltsənən (Wa.) V
Schatt.; in dər holtsəxə (K., Wi.) V Ringg.; in dər
geisholtsərrən (Wi.), ein guͦtt genempt die Geiszholtzera
1526U169 V Brienz; inn der Brug Höltzeren 1530U132 III
Muri Güml.

-erli: ts ho᪷ltsərli IV Gsteig; ds holtsərli (Hei.) IV Kan-
dergr.

-ete: d houtšətə I Jens; holtsətbax V Därl.

-lene: d hö᪷utslənə (Hei.) III Rüsch.; bi᪷ li᪷wiholtslənən V
Lütsch.

-ler: dər hö᪷utslər (K.) II Seeb.; dər hö᪷utslər (Hei.) II
Wyss.; dər hö᪷utslər (K.) III Konolf.

-is: i juchert lit ze holtzis 1474U30, 1531U34 I Safn.; vff den
Hoͤltzis graben 1531U34 I Safn.; uff holtzisgraben 1474U30 I
Orp.; vff den holtzis giessen 1531U34 I Safn.; in holtzis
ysell 1521U31 I Orp.; uff den holtzis graben 1521U31 I Jens.

-en: von holtzenn guͦtt 1530U21 I Finsterh.; in der holtzen-
matten 1474U30 I Orp.; vnden an Christen Brünis Holtzen
maten 1586UT III Blumst.; holtsərịəd (Hei.), uff dem holt-
zen ried 1488U156, das holltzenried 1502U157 IV Bolt.

-le: ho᪷utslə (K.), in dem Holtzler Holtzlen 1370, die holtz-
len 1531U34; dər fō᪷rdər ho᪷utsələnaxxər, in holtzlen mad
1531U34, holtzlen matten 1531U34 I Safn.

holtzlis graben 1531U34 I Safn.

-ig: dər hö᪷ltsi᪷g o᪷fə, beym hölzigen Ofen, bey dem hölzer-
nen Ofen 1789C3 III Bern Sulgenbach; ds hö᪷utsigə šlo᪷ss
III Belp.

-er: ds holtsərhorə; ds ho᪷ltsərland (Hei.), am holtzerland
1502U157 IV Bolt.

ze holtzerseich 1532U4 I Bühl; houtsəršflü᪷ə (Hei.), holt-
zers flue 1533U129 … III Gugg.; d holtsəršflu᪷ə IV Lau.;
holtzers gru̍t 1533/42U128 III Rüsch.; holtsərswald IV
Gsteig.

-man: holtzmans leen 1569U72 III Laupersw.


Holz in der Bedeutung ‹Wald› ist heute auf die Flurnamen be-
schränkt, da das Appellativ seit dem 17./18. Jhd. im Abgehen ist
(Id. II, 1246ff.). Bemerkenswert ist die namengeographische



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Sp. 286


Streuung von Holz mit dem Schwerpunkt in den Sektoren I‒III,
wogegen das Etymon im Berner Oberland wenig auftritt.

Die frühesten Belege für die Simplicia reichen in die Mitte des
14. Jhds., jene für die Komposita in die Mitte des 13. Jhds. zu-
rück. Da Wald in den bernischen Quellen erst im 14. Jhd. er-
scheint, wird ‒ was die bisherigen Untersuchungen bestätigen ‒
Holz der ältere, Wald der jüngere Terminus sein.


Homberg

dər hombərg, i᪷m ~ (zerstreut gelegene Siedlung am lin-
ken Hang des Zulgtales), predium … situm in monte
Honberch 1264, in monte qui vulgo Honberg dicitur
1289, daz guͦt am Honberg 1341, 1349, die von Golden-
wile und die am Hoͧmberge 1356, vff dem hon berg
15. Jhd.U47, am Honberg 1431UT, ein guͦt am Homberg
1467UT, 1479‒1563Ar, 1485U139, der hoͤnberg 1498U46, Jn der
schwennde am honberg 1514U95, am Honberg vor 1528UP
… das siechenguͦtt genampt Schwendibach am Honnbärg
1563UT … ab dem Honberg 1711/1712A … Homberg 1838D
III Homb.


Kontraktionsform aus mhd. (an dem) hôhen berge mit Assimila-
tion des auslautenden -n vor Anlaut -b- zu -m-.


Homüedig

dər homüədig (; Wohnquartier auf kl. Anhöhe) zwi-
schent dem Oeheim vnd Thomis guͦt Hormuͤdinges 1352,
denne en matton, heisset der Hornmuͤding 1361, ein halb
mad genant der Hormuͤtig 1535U161 V Unters.


Nach der frühsten Überlieferung ein -ingen-Name (einstige Hof-
siedlung?) mit altem PN gefügt, der nicht mehr sicher zu rekon-
struieren ist, vielleicht *Hor(n)muot; vgl. dazu den FN Hormann
(Hormannsgasse in Bern). Auf einen Sippennamen mit -ing
weist die Wendung von 1352 ‹Thomis guͦt Hormuͤdinges› = des
Hormuͤdings (wie noch heute in alpinen Bereichen: er ist einer
der Bandlig, Testerig, Wyssig …). Der masc. Gen. ‹der Hormuͤtig
kann elliptisch verstanden werden: der Hormuͤtig(hof) oder ähn-
lich.


Hondrich

A) ho᪷ndri᪷x, ts ~ o᪷bə (; Dorf), Ruͦf von Honrich, Ruͦf
von Honrein (Mannlehen-Verzeichnis in 2 Ex.) zw. 1300
und 1335Uk2, Rodulfo de Honrein 1328, Ruͦdolfus de
Honrein 1329, du̍ dorffer Fulensee, Honrein, Wiler 1338,
die jucharten ze Honrein … in Honrein 1. Hälfte 14. Jhd.,
von Hoͮrich 1346, ein Hofstat gelegen an Burcharts guͦt
von Honri mit allem reht … 1348Uk2, von Honrein 1360,
ein teil an dem zehenden von Honrein 1360/80N, Peter
Fu̍rsto gesessen zu Hoͧnrein 1379, ze Honrich 1410UT,
Honrich Mitte 15. Jhd.Ch6, von honrich 1488U82, 1493U82, zuͦ
honrich 1488‒1514U166 … Honrich by Spietz 1589/92C3
in denen peürthen Hondrich 1759Rq4, Hondrich 1838D IV
Spiez; im hō᪷ndrix (K. mit Scheunen), die Matten im hon-
rich 1535U161 V Ringg.





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Sp. 287

B) Hondrichallmend 1784A IV Spiez; under dem hon-
richsberg 1487U82, 1488‒1514U166, 1529U92 IV Spiez;
ho᪷ndri᪷xsbodə (veraltet, heute gmē̤nə) IV Diemt.; ho᪷ndri᪷x-
wa᪷ld IV Spiez.


Wenn man von den alten Belegen mit der Überzahl der Lautung
Honrein ausgeht, lässt sich eine Grundlage *(uf dem) hohenrein
erschliessen, die durch Abschwächung des 2. Namenglieds und
Kontraktion zu honri werden konnte. Für den auffällig früh er-
scheinenden Schlusskonsonanten -ch (schon anfangs 14. Jhd.!)
liesse sich in Spiez an Ablenkung durch benachbartes Heustrich,
im Diemtigtal durch Filderich (s. ONB I/1, 137/138) und Henge-
rich denken. Für Ringgenberg aber sind im nahen Gelände
kaum Parallelformen zu finden. Man müsste appellativische Par-
allelformen wie Wegerich, Fähnerich, evtl. PNN wie Friedrich,
Ulrich heranziehen, die zu einer derartigen Endsilbenentwick-
lung beigetragen haben könnten. ‒ Auch der Honerich auf ei-
ner Bergterrasse in der Gemeinde Sempach LU ist urkundlich
im Jahr 1618 belegt als honrein (s. A. Helfenstein, Namenbuch
der Gemeinde Sempach [1965] S. 92).


Hoonere

i᪷ dər hō᪷nərə, hōənərə (Haus, K., leicht erhöht), die Hone-
ren 1 Haus 1782‒1784Reg, Honeren, Haus bei Aeschlen
1838D III Sigr.



Hop-

der hopacher 1553U107 III Kirchl.

dər hopələmbodə (Wei.) V Leiss.

d hopləmatt IV Kandergr.

zem Hoppel 1344 III Wattw.

s hoppərštəfe᪸ud (K.), Hopperstorff 1558UP, an der Strasz
die gan Hoppersteÿn gadt, am Hopperstorfferwaͤg, am
Hopperstein wäg 1573/74U77a II Attisw.


Der Flurname hoppərštəfe᪸ud gehört zu *Hubersdorf-feld im an-
grenzenden Kanton Solothurn. Die übrigen Hop-Bildungen
bleiben ungeklärt.


Hoopere

d họ̄pərə, i᪷ dər ~ (kl. steile Alp; uneben, steinig) IV
Diemt.



Hopf-

họpflọuwi (Lawinenzug) V Innertk.; d họpflọuwənən
(Weiler), Hopffenlawina vicus 1577Sch, von der Huplou-
winen 1613/17C3, Hopfflauwinen 1753U164 V Gadm.; d
ho᪷pflouwəna V NdriedbI.; an dər hopflouəna, an der
hopfflouwinen 1535U161 V Ringg.

d ho᪷pflọuwialme᪸indli (K.), ho᪷pflouwiwāld V Gadm.

hopfis mü᪷əltən (Lawinenzug) V Gadm.; ds hopfərli (Wei.)
IV Reich. Kienth.


Kaum zum Pflanzennamen Hopfe(n) (s. d.), sicher nicht zum Fa-
miliennamen Hopf, da diese Sippe lt. FNB III, 115 erst seit Ende
17. Jhd. in der Schweiz eingebürgert erscheint.




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Sp. 288


Zu denken ist an eine Verbindung mit dem Verb schwzd.
hoppe(n), vereinzelt auch hopfe(n) ‹ungeschickt tanzen, hüpfen›
(Id. II, 1483f.). Man müsste, wenn man nicht die Grundlage
hopf- annehmen will, von einem *hopp-lauwi ausgehen, das sich
(volksetymologisch?) in Hopf-lauwi verändert hatte = ‹Erd-
schlipf, der hüpfend niedergeht›.


Hopfen

B) b) u᪷f dər ho᪷pfənek (Wa.), ~grabə, ~wald IV Därst./
ObwiliS.; ho᪷pfəšaxə (K., früher zur Bierbrauerei gehö-
rig) II Bätterk.

C) j matten, die heisst Hopherren 1224 (vid. 15. Jhd.), in
der Hopherrun 1273 (hieher?), unz an die Hophferun
1303 (vgl. II Thunst.), ho᪷pfərəfe᪸ud II Langt.; Hopferen
1495Uk2 (wo? evtl. II Trachsw.) Besitz Kloster Rüegsau; i
dər ho᪷pfərə (Hei.) II Seeb.; ho᪷pfərə (K., stösst an ho᪷pfərə-
fe᪸ud II Langt.), in der vordern hopfferen 1530U42, die
hopfferen matten 1530U42 II Thunst.; i dər ho᪷pfərə (Ge-
meindeviertel), ze Hoppherron 1371, von Hopherron
1389Ar, von Hopferen 1442‒69Ar … zuͦ hopffern 1530U69, an
das guͦt zuͦ hopferenn 1569U72 … in der Hopferen 1799C3,
Hopfern 1838D II Trachsw.; i dər ho᪷pfərə, an die hopffe-
ren 1532U125 III Ferenb.; Hopferen 1601/02C3 III Rüd.; in
der hopfferen 1498U46, 1500U48 III Seft.; i dər ho᪷pfərə
(Hei.), die Hopffera 1542A, zu Hopferen 1568C3, in der
Hopferen 1692A, an den hopferenn berg 1547U137 III
Sign.; den vierdten teyl der hoͤltzer … der Hopferen
1501Rq7 III Wilerolt.; ir hopfərə (Wi.), hopfərəbax, hop-
fərəbālm V Bön.


Schwzd. Hopfe(n) m. ‹Hopfen›, mhd. hopfe (Id. II, 1492). ‒ Die
Kollektivbildungen auf -āria/-ere(n) weisen auf Hopfenanpflan-
zungen hin, die nach der Namenstreuung in älterer Zeit auf un-
serem Boden von grösserer Bedeutung waren.


Hor(b)-

A) ze Horw in der parrochia von Ansoltingen 1367 III
Amsold.; von sinem gutt am horw 1502U157 IV Bolt.; i᪷ dər
hu᪷rə (ho᪷rə) (Wi., früher sumpfig, erst durch Aarekorrek-
tion trocken geworden) III Kies.

Hieher?: Eberhardus de Grünenberg dedit nobis univer-
sum predium suum cum hominibus in Huren 1224 (Vidi-
mus 1461), (gl. Stelle in einem Urbar, 15. Jhd.:) alles sin
guott zu Hueren; in Langatun, in Uren, in Ruti 1233, no-
mine dicta de Uren 1239, (entspr. Stelle in einem lat. und
einem dt. Urbar des 15. Jhds.:) domina Adelheidis, soror
nostra in Rotha dicta de Uren; Frouw Adelheit, vnser
schwester, geheissen von Vry.

B) b) II: 2; III: 9; IV: 15; V: 9

Auswahl: họ̄rbaxxər II Bleienb.; umb den horwacher
1348N III Burgist.; ein guͦtt heist der Horwacher 1486U156
… IV St. Steph.; ho᪷rbaxxər (5 Häuser), horwacher



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Sp. 289


1535U161 V Leiss.; an der horgassen 1423UBS, dye horgas-
senn 1518U74 II Ndbipp; an die horgassen 1532U125 III
Mühleb.; die Horgasson 1354, 1530U142, 1643UT III
Steff.; d ho᪷rgassə (Hei.) III Trub; untz in Horkelen 1389
IV Bolt.; i᪷ dər ho᪷rlouənə (Hei.), diu Horlouwi 1352Rq1
IV Frut.; i dər ho᪷rlouənə (Hei.) IV Lenk; in dər họ̄rlouwi
(Alp), an die Horlauwj 1744U173 (Vid. von 1410) V Gadm.;
an dər ho᪷rlouwina (K.), horlouwinen 1535U161 V Grin-
delw.; d ho᪷rmatti (2 Hei.) IV Diemt.; họ̄rmattə (heute: in
dər wị̄di) V Brienzw.; horəbax s. Horrenbach; horbach
1412U165 IV Därst.; horbach 1506U95 IV Diemt.; horbax
(Hei.) IV St. Steph.; ho᪷rbax (Hei. an Alp Scheidegg, Teil
der Alp Grindel), bi dem Horbach 1275, 1344, 1349, bim
horbach, Hornbach 1535U161 V Grindelw.; vom horbach
1488U82, 1500U82 V Innertk.; zuͦ horbachenn 1531U97,
1532U125 III Mühleb.; u᪷fəm ho᪷rbodə (Wirtschaft, Post) IV
Diemt.; horbü᪷əu (Wei., Wa.) III Gugg.; u᪷f ho᪷rbütsə
(Hei.) IV Adelb.

Hieher?: d ho᪷šwe᪷rtsị, ein bletzli zur hochschwertzi
1479U11, lit an der horschwerzi 1532U13, lit an der hor-
schwertze 1540U14 I Bür.; wider dhorschwertzi 1528U2, by
der horschwertzi 1532U4, die hornschwertzi 1532U4 I Lyss;
i᪷ dər ho᪷šwe᪷rtsị (K.) I Rapp.; horschwertzi i kl mad 1528U2 I
Schüpf.; lyt by der Hochschwertzy 1533U23 I Sis.; an der
hoͧchschwertzi 1493U84, an der hochschwertzi, an die
hoffschwertzi 1530U95 III Amsold.; ein Matten die Horn-
schwertze genant 1663U115 III Bern Bümpl.; in der hof-
schwertzi 1531U97, an die hoschwertze, an hornschwertze
1542U104 III Boll. Ferenbg.; ein mad heist die Hoch-
schwertzi 1531U97 III Gerz.; an der hornschwertzi 1531U97
III Wohlen Särisw.


Schwzd. Hor(b)-, nur noch in Ortsnamen, von Gegenden, die ur-
sprünglich sumpfig waren; mhd. hor, -wes n. ‹Kot, Schmutz› (Id.
II, 1592f.).

horw- wird lautgesetzlich zu horb- und erhält sich so in Zss. vor
vokalisch anlautendem Grundwort, z. B. horbacher. Vor konso-
nantisch anlautendem zweiten Namenglied tritt vielfach Assi-
milation ein, z. B. horgassen. Hor kann aber auch die im Namen
erstarrte Nominativform sein (vgl. Schwäb. Wb. III, 1812), dimi-
nuiert z. B. hörli-, mit Genuswechsel ‹i(n) dər ho᪷rə, hu᪷rə›, wohl
aus ho᪷rə-matt oder ähnlich.

Das Namenwort ist früh untergegangen, wie besonders aus den
volksetymologischen Abwandlungen von ursprünglich
ho᪷r(w)-šwe᪸rtsi zu ersehen ist.

Horben:

A) ze horben 1528U2 I Schüpf.; ein acher genant zum hor-
wen 1531U51 II Dürrenr.; hō᪷rbə, fō᪷rbə (Wa.), auf Horben
17. Jhd.UP II Melchn.; das horbe, ein mad 1531U97 II
Scheun.; uf ho᪷rbə (Hei.), Horben 1372, Horbenn 1547U137
… III Eggiw.; im horba 1530U142 III Gurz.; ab der Allpp
Horben 1530U135 III Sign.; hō᪷rbə (3 Häuser), z Horben
1625A … III Unterl.; horbə (Bäuert), von Horwen



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Sp. 290


1348/50N, zuͦ horwn 1497‒1516U167, zuͦ horbenn 1530U95
IV Diemt.


B) a) uf gro᪷shō᪷rbə (Hei.) III Eggiw.

b) der horbenacher 1528U2 I Schüpf.; hō᪷rbərgass, horben
gassen 1528U2, an der Horbengasse 1642UP I Schüpf.;
ho᪷rbəgassə IV Diemt.; Horben Graben 1586U144 IV
Diemt.; ho᪷rbəlo᪷x (Wegpartie) III Eggiw.; ho᪷rbəmatt
(K.), die horben matten 1528U2 I Schüpf.; i də hō᪷rbəmattə
(K.) II Gond.; ho᪷rbənö᪷ihụ̄s (Hei.) III Eggiw.; im Hor-
benbad 1758A III Unterl.; ho᪷rbəbrü᪷k (Hei.), Horbestäg
1838D, im Horbenschachen 1692A III Eggiw.; ds horbə
šuəlhụ̄s IV Diemt.; dər ho᪷rbəšwaŋ (Hei.), im Horben-
schwand 1787C3 III Eggiw.; dər ho᪷rbəwaud, t ho᪷rbəwē̤d
III Eggiw.; hōrbəwaud, hōrbəweid II Gond.


Horben ist die lokativische Dat.-Pl.-Form zum oben dargestell-
ten hor, -wes n., danach wohl auch als Dat. Sg. der sw. Flexion
aufgefasst, z. B. zum horwen.

C) -li: ds hȫrbəli (Wei., Wa., Nähe Grosshorbe) III Eg-
giw.

-i: ds hǖ᪷rbi (K., z. T. drainiert), ab einem guͦtt das hürby
genant 1551U37 I Bellm.; i᪷m hü᪷rbisgrābə, am hirbysz gra-
ben, zuͦm hirbisz graben, der hirwysz graben 1521U31 … I
Bellm./I Jens; Hürbis Matten 1792P, 1809P I Bellm.


Wohl substantiviertes Diminutiv zu horw- ‹Kot, Sumpfstelle›,
mit lautgesetzlich fehlender a-Brechung < ahd. hurw-in, vgl.
mhd. hurwe n. ‹Kot›. (Das Schwzd. in GL kennt auch ein Femi-
nin: die Hürbi ‹Kehrichthaufe› u. ä., s. Id. II 1593.)

i᪷m ho᪷rbi᪷ (K.) II Scheun.; im hōrbi (K.), das horwi 1493U84,
an peter thubachs horwj 1530U95, ein matte genandt dass
horby 1531U144 III Amsold.


Die Lautung mit -o- erweist sich gegenüber Hürbi als sekundäre,
analogische Ableitung zu horw-.

-er/-ler: am horbler 1518U74, am horbler 1574U77a II At-
tisw.; am horber 1533U133 III Toff.; zum horberli 1533U133
III Toff.

-is: im ho᪷rbịs (Hei.) III Lind.

uf dər hō᪷rbisalp V Grindelw.; ho᪷rbisgrabə III Fahrni;
ho᪷rbi᪷smatt (id. mit ho᪷rbi᪷) II Scheun.; horbismadt
1704U170 III Bern Bümpl.; Horwers schupposse 1423K1 III
Obbalm.

-ere: in der horbern 1554U109 III Köniz Wabern; i dər ho᪷r-
bərə, Horberen 1838D III Muri; der horber acher 1542U104
III Muri; das horwer acherly 1531U76 II Rohrb.; an der
horbern guͦt 1534U100 III Belp; i dər hō᪷rbərəmatt (Hei.),
stossent … vnnden an die horbenn mattenn 1531U97 III
Obbalm; an der horweren Rüttÿ 1529U93 III Köniz; vier
manns mad In horuinen gelegen 1497‒1516U167 IV Er-
lenb.

-ige: im hō᪷rbigən (Vorsass), dər hō᪷rbigəwaŋ (Wa., Wei.) V
Brienz.

Hieher wohl auch?: der hörliacher, der klein horliacher,
ann … hörlisacher 1593U134 III Rüml./Rüegg.





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Sp. 291


Horchengut †

Burki Jungen git jerlichen ab Horchengut v schil. pfenni-
gen 1448U78 III Mühleb.



Horep

dər ho᪷rep (Hei. auf Anhöhe) I Rad.; ~ (Abhang) I
Wengi; ~ (Hei.) III Rüegg.


Wohl der biblische Name Horeb ‹Nordgipfel des Sinais›, vgl.
Ararat (ONB I/1, 38) u. ä. ‒ Fraglich, ob das neuere appellativi-
sche ho᪷re᪷p = ho᪷gər, eher spotthaft für eine steile Anhöhe, hier in
der Namengebung mitspielte.


Horet

a horət uəhi (Alp, Wald), in Pfaffon swendi old an Ho-
rant, an Horant, denne an der alpe, die da heisset Hoͧrant
1361, Horret 1779A V Habk.

d horətslouənə V Habk.; horətbalm V Ringg.; dər ho-
rətšöpfəwāld, dər horətwāld V Habk.


Möglicherweise Zuss. aus hoch und Rand, ahd. *hōh-rant, da
Rand nach Id. VI, 1022 auch in Flur- und Bergnamen auftritt. Zu
erwägen ist aber auch der vielfach belegte altdeutsche PN Ho-
rant (aus dem der FN Horat entstanden ist).


Horger

in họ̄rgərs le᪸gərli V Gutt.


Horger ist altes Bürgergeschlecht in Guttannen (FNB III, 116).


Hormann †

domus sita in villa Bernensi in vico dicto Hornmans
1300, in vico Hormanni 1309, an der Hormansgassen zuͦ
Bern 1312, ze Berne an der Hormansgassen 1337 … an
der Hormesgassen 1389R2, an der Hormansgassen
1389‒1468Ud … an der hormassgassenn 1501‒26U85, ann
der hormesz gassenn 1534U99, an der hormansz gassen
hinder der fleisch schal 1534U99 … an der Hormels Gassen
1725/28C3, an der Hormatsgassen 1736/38C3 III Bern.

pratum Hormanesmat 1259/60 III Bern; ein matten der
man spricht die Hormans matten 1368 III Obbalm; hor-
manns öuwli 1528U2 I Worben.


Hormansgasse ist der alte Name der heutigen Rathaus- und Post-
gasse; seit 1619 heisst der obere Teil Metzgergasse, der untere
Teil seit 1798 Postgasse. Das namengebende Geschlecht Hor-
mann ist in Bern zwischen 1224‒1326 urkundlich bezeugt (We
S. 114).


Horn

A) I‒III: hōrn (II auch horn), IV: horə, hōrə, V: horən,
hōrən.

I: 2; II: 4; III: 13; IV: 12; V: 13

Auswahl: horn oder rōtərhorn (2 Hei.), Wernli ze Horn
1389R2, im Horn 1577Sch II Dürrenr.; under dem Horn bi



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Sp. 292


dem Gurten 1379, im horn 1530U132 III Köniz; ufəm hōrn
(Hei.), vffs horn 1531U97 III Mühleb.; das Horn 1350,
zem Horn 1366 III Rigg.; an Horn 1347, allp am horn
1526U169 III Sigr.; zem Horn 1351 III Wattw.; hōrn (K.,
Aussichtspunkt), vff dem horn 1531U97, hinder dem horn
1529U92 III Wohlen Uettl.; ho᪷rə, ii Juch. am horn 1425U78,
von den gutt genant das horn 1502U157 IV Bolt.; am hō᪷rə
(Hornberg), ho᪷rəfluə, horn der fluo 1437Zw IV Saanen;
hi᪷ndərəm họrən (Alp) V Ltbr. Gimm.; bim bẹ̄dən họ̄rən
(zwei Gipfel) V Obried.


B) aa) II: 3; III: 10; IV: 125; V: 129

Auswahl: ekəhorn (Weiler), untz an das Eckenhorn 1360,
1390, an dasz Eggen horn 1531U96 … III Gelt.; flö᪷šhorə,
i½ mad uff flösch … stossen obsich an das flösch horn
1524‒80U169 IV St. Steph./Lenk; ge᪸ltəhōrə, uf der Gelten-
mons 1577MW, Hochgeltenhorn 1716Bd IV Lau.; ds go᪷iho-
rən, das Gouchhorn 1409Rq8, am gouchhorn 1524‒80U169,
das gouchhorn 1535U161 V Grindelw.; gu᪷kəršhorn, gug-
gershorn 1533/42U128 III Gugg.; hanəšri᪷tthōrə, Hahnen-
schritthorn 1760Wä IV Lau.; hi᪷ršhorn (Weiler), de Hirs-
horn 1389, 1390, zuͦm hirtzhorn 1432U78, ze hirshorn
1484U126, von hirtzhorn 1487K10 … von Hirtzhorn 1573C3,
uff Hirsshorn 1630UP … III Rüsch.; ifighorə, Iffigenhorn
1760Wä IV Lenk; xē̤bəhorə, Keibenhorn, Keibelhorn
1360/68N IV Erlenb.; xi᪷ndbettihorə, Kindbettihorn
1760Wä IV Adelb.; am laŋərhorə, an das langerhorn
1497‒1516U167 IV Lenk; lụ̈̄tərārhōrən, Lauteraarhorn
1760Wä V Gutt.; mitaghōrə, Mittagfluhhorn 1716MW, Mit-
taghorn 1760Wä IV Saanen; mu᪷tthōrə, Muzhorn 1716Bd,
Muttenhorn 1760Wä IV Lau.; mu᪷tthorə(n) IV Kan-
derst./V Ltbr. Stech.; oldəhōrə, Oldenhorn 1577Sch, Ol-
denhorn 1716Bd IV Gsteig; ọ̄gšmatthorə, Augstmatthorn
1779A … V Habk.; oukštmathorən V Ltbr.; ougštmattər-
họ̄rən V Obried (id. mit Habk.); balmho᪷rə, das Hohe
Palmhorn 1716Bd IV Kanderst.; sụrəho᪷rn (Dorf), uff dem
surenhorn 1528U2 … I Schüpf.; šte᪸inhụ̈̄shọ̄rən, Steinhaus-
horn 1760Wä V Gutt.; što᪷kxhorn, dem obersten grat dess
Stockhorns 1531U144, vnder dem Stock Hornn 1535U101,
Stockhorn 1561Wä, Stockhorn 1577Sch … IV Därst./Er-
lenb./Obstock.; ši᪷lthorən, Schilthorn 1757A Ltbr.
Gimm.; šrekxho᪷rən, Schreckshorn 1577Sch, Schreckhorn
1779A V Grindelw.; tši᪷ŋəlhorən, Tschingelhorn 1760Wä V
Ltbr. Stech.; tši᪷ŋəlhōrən V Meir.; tši᪷ŋəlo᪷xtigho᪷rə IV
Adelb./Kanderst.; tšịpare᪸lləhorn IV Diemt./ tšiparellə-
hōrə IV Frut.; we᪸ttərho᪷rən, das Wetterhorn 1577Sch V
Grindelw.; we᪸ttərho᪷rən, das Wätter- oder Breithorn
1757A, Lauterbrunner Wetterhorn 1786Wä V Ltbr. Stech.;
Wispilhorn 1716Bd, Spitzhorn oder Windspillenhorn
1760Wä IV Saanen; wị̄šte᪸tthōrə IV Saanen/St. Steph.

ab) IV: 6; V: 5

Auswahl: agassiho᪷rən V Grindelw.; lo᪷ibərho᪷rən V Grin-
delw.





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Sp. 293

ac) II: 5; III: 3; IV: 18; V: 26

Auswahl: fụ̈̄lhorən, Faulhorn 1620Rm V Grindelw./
Iseltw.; rōtho᪷rən, Rothorn 1705Bd, das rothe Horn 1784A
V Brienz; si᪷lbərhorən, Silberhorn 1783Wä V Ltbr. Weng.;
si᪷məlihorən V Grindelw.; šwārtshorə, das swartzhorn
1493U84, dz schwartz horn 1525U90 V Wildersw.; wị̄shorə,
Weisshorn 1760Wä IV Lenk; zum innern horn 1530U69, das
inner Hornn 1539U71 II Dürrenr.; an dem indren horn
1425U78 IV Bolt.; ni᪷dərhōrn III Sigr.; ni᪷dərhorə, Nider-
horn 1276, Nider Horn 1380 … IV Bolt.; ni᪷dərhorə,
Niederhorn 1795Rq8 V Beatb.; obərhorn, uŋərhorn
(2 Hei.), im untern Horn 1790A II Sum.

ad) Ghürn, Hürn:

i᪷m khǖ᪷rn (Weiler), Ghürn 1765A, 1794C3, 1838D; Ghürn-
berg (Hochwacht) 1850J; khǖ᪷rnweid (K.) II Madw.

hǖ᪷rn (Hei.), auf dem Hürn 1838D II Madw.; hǖ᪷rn (Wa.),
Hürnwald 1838D II Melchn.

šte᪸kxhü᪷ttəghü᪷rn (markanter Hügel) III Gugg.

b) I: 4; II: 10; III: 14; IV: 25; V: 11

Auswahl: an hornacher 1528U2 I Meik.; dər hō᪷rnaxxər I
Rapp.; ho᪷rnaxxər II Schwarzh.; am hornacher 1535U101
III Rub. Trimst.; hornacher 1531U97 III Wohlen Uettl.;
hornaxxər, Hornacher 1646UT III Worb; ho᪷rnek (Alp),
von der Hornegge hin 1347, untz an Hornegge 1356 … III
Horr.; bisz in die Hornfluͦ 1509Rq7, Hornholz 1509Rq7 III
Mühleb.; ho᪷rnbax, ho᪷rnbəx, Harnbach 1250‒56, in
Hornbach 1380 … II Sum.; d ho᪷rətụbə IV Saanen; ho᪷rə-
waŋ IV Lenk; ho᪷rnweid II Dürrenr.; ho᪷rnwẹ̄d III Rub.;
horəwē̤d IV Adelb., Kandergr.; hornwē̤d, horəwē̤d V
Därl.


C) -li: Hörnli (hö᪷rn(d)li): I: 1; III: 6; IV: 5; V: 2

Hürli (hü᪷rli, -ǖ᪷-): I: 2; II: 3; III: 12; IV: 18; V: 1

Hüreli (hü᪷rəli): IV: 2; V: 8

Höreli (hö᪷rəli): IV: 8; V: 1

Hürleni (hü᪷rləni): III: 1; IV: 8; V: 2

Auswahl: ds glü᪷tšhö᪷rnli IV Aeschi; ds hu᪷buhö᪷rndli (Alp)
III Sigr.; ds porthörnli (Felskegel) IV Kanderst.; šrị̄-
bərshörnli (früher: šrị̄bərshi᪷rəli) V Grindelw.

dər hụ̈̄rlis (2 Hei.), Hürnlis 1838D II Erisw.; ds hü᪷rli (Fels-
kopf, 3 Hütten) IV Bolt.; ds hü᪷rli (Felstürme, etwas Wa.)
IV Diemt. Zwischenfl.; ekhü᪷rli (Aussichtspunkt) IV
Bolt.; gē̤shü᪷rli (Berggipfel) IV Zweis.; gu᪷kihü᪷rli (horn-
ähnlicher Berg) V Beatb./Habk.; hü᪷rlisaxxər (Hei.), hür-
lisacher 1533U133, 1838D III Rüegg.; hǖ᪷rlisek (3 Hei.),
Hürlisegg 1635/38C3, 1838D III Eggiw.; hü᪷rliek (Felsen),
an Hu̍risegge 1361 IV Erlenb.; hü᪷rlishüsərə (Hei.), des
guͦtes ze Hu̍rlishus 1389, zu Hürlishüseren 1560/61A,
Hürlishäusern 1838D III Horr.; hü᪷rlisbodə (felsiger
Berggipfel, Wei.) III Rüsch.; hü᪷rliwāld IV Därst.

u᪷fəm hü᪷rəli (auch: hörəli; Hei.) IV Adelb.; ds hi᪷rrəlli V
Haslib.; ds hü᪷rəlli (Heumahd) V Ringg.; ds ekhö᪷rəli IV



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Sp. 294


Kandergr.; šni᪷ərnhi᪷rrəlli V Obried; ds tiərhö᪷rəli (auch:
tiərhö᪷ri) IV Adelb.; dər hü᪷rəliwē᪸g IV Adelb.

Hieher?: Hirnlisberg mons 1577Sch IV ObwiliS.

hü᪷rləni (Alpweide) III Rüsch.; i də hü᪷rlənə IV Erlenb.; d
hi᪷rəlləni (Felszähne) V Grindelw.

-i: Hüri (hü᪷ri, hi᪷ri (V)): IV: 2; V: 9

Hüreni (hü᪷rəni, hi᪷rəni (V)): V: 2

Höri (hö᪷ri): IV: 12; V: 2

Hoori (hōri): IV: 1; V: 7

Auswahl: ds hi᪷ri V Innertk.; ds fụ̄l hi᪷rri V Hofst.; ds gē̤s-
hü᪷ri IV Zweis.; ds lo᪷uwihi᪷ri (auch: ds mi᪷ttaghi᪷ri) V
Schatt.

hi᪷əndərhi᪷rəni (Grat am Lauberhorn) V Ltbr. Weng.

ds gị̄rəhö᪷ri IV Diemt.; ds ku᪷kərhö᪷ri IV Wimm.; ds mejəl-
hö᪷ri IV Gsteig; šnịdərš hö᪷ri (Felsgipfel) IV Reich.

ds hō᪷ri, im ~ (Wi.), martis hō᪷ri, be᪸rgərs hō᪷ri, willis hō᪷ri V
Schatt.; ds fọ̄rdər họ̄ri, ds i᪷ndər họ̄ri (Alp) V Gadm.

Vorläufig nicht einzuordnen: im Hornyn 1357, am Horni
1374 IV Bolt.

ho᪷rni, auch ho᪷mi (Hei.) IV St. Steph.

-er: vnnd alp so mann nempt die Hornernn oder zum ach
Hornnen 1519Uk2 (s. Ahorn), von hornneren 1530U69 II
Sum.; von horneren guͦts 1519U18 I Lüsch.; ho᪷rnəršhautə
(Wa.) III Wattw.; i mad heist horners ouw 1532U4 I Wor-
ben.


Schwzd. Horn, Hore(n) n. ‹Horn auf dem Kopf der Tiere›, topo-
nomastisch übertragen auf ‹schroffe, meist kahle, scharf empor-
ragende Felsspitzen›, teilweise auch für ‹eine mit Grün beklei-
dete Pyramide› (Id. II, 1618; Zinsli, Gr. u. Gr. S. 324). Nach
Grimm scheint Horn ‹Bergspitze› nur schweizerisch zu sein
(DWB IV, 1820), vielleicht eher hochalemannisch, da auch das
Vorarlbergische Wörterbuch I, 1444 unter 6) ‹hornartige Berg-
spitze, häufig in Bergnamen› verzeichnet. Sonst bezeichnet
Horn im Gelände eine Landzunge, einen Bergvorsprung, ein
Kap (wie schon im Lateinischen). Historisch sind die Horn-Na-
men spät belegt: fürs Mittelland seit dem 14. Jhd., für den alpi-
nen Raum seit dem 16. Jhd., was jedoch für Gipfelnamen nicht
unerwartet ist. Ghürn ist eine Kollektivbildung. Bemerkenswert
ist die quantitativ starke Vertretung der Diminutive. Im alpinen
Raum finden sich die lautgesetzlichen Formen (Hürli, Hüreli,
Pl. Hürleni, Hüri) neben den Analogieformen (Hörnli, Höreli,
Höri).


Hornuss

der hornussacher 1531U144 III Amsold.; der hornusz
acher 1530U95 III Forst; ein juchertten bim hurnusz boͧm
1531U59 II Graf.; hu᪷rni᪷šboumaxxər (K.), der hürnys-
boumacher, hurnÿszboͧm acher 1531U59 II Graf.

Hieher?: der hurlingsboumacker 1530U33 I Eps.

dər hu᪷rnụssər (schlechtes Land) III Eggiw.; hu᪷rnụssər-
mösli (Spielfeld der Hornusser) III Herbl.; ho᪷rnụssər-
plats (Spielplatz der Hornusser) I Dotz.; ho᪷rnụsserplats
I Stud.

d hu᪷rnụssi II Rüegs.


Schwzd. Hornuss m. ‹Hornisse›, mhd. hornūz (Id. II, 1629). Die
einschlägigen Flurnamen bezeichnen teils Örtlichkeiten, wo



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Sp. 295


Hornissen schwärmen, teils ebene Plätze, auf denen das Hor-
nusse(n)-Spiel, wo der Hurnuss geschlagen und von der Gegen-
partei abgefangen wird, stattfindet oder früher stattfand. Zum
Spiel s. z. B. Masüger, Die schweizerischen Bewegungsspiele.


Horrenbach-Buchen

dər ho᪷rəbax, im ~ (Weiler), horenbach in eritz 1498U46, uf
horenbachU47, an hornbach 1531U144 III Horr.


‹Bach, der viel Schmutz führt›, siehe Hor(b)-.


Horsch- s. Harsch-/Horsch-


Horst-

horštəgrọ̈̄n (Wei.) III Rüsch.


Im BW liegt der für Rüschegg altbezeugte FN Horst (FNB III,
117) vor; für das GW s. Ron-/Rön-. Damit ist die Deutung von
Id. II, 1640 abzulehnen.


Hortin

ho᪷rtin (Siedlung), ho᪷rtinwē᪸g III Thun.

ho᪷rtị̄nile᪷nti I Lig.


Einstiges Besitztum der Familie Hortin, eines alten Bernerge-
schlechts (HBLS IV, 292).


Hösch-

dər hö᪷šəl (Scheune, K.), den halbteil anderhalber jucher-
ten an der Heschinen 1359, ab einer matten, heisset he-
schinen 1493U84, Thoman barban von der hoͤschinen
1525U90, Thoman Barban gitt von der hoͤtschinenn
1530U95, Galli Salzmann (vormals Thoman barben, gibt)
von unnd abe der Hoͤschinen … 1538U148 IV Aeschi.

hö᪷šəliwald (Wa.) IV Aeschi.

dər höšəl (Haus, K.), ein bletzly ann der mad zuͦ Rudlen,
ann der heschen gelegenn 1524‒80U168, ½ Jucherten an
der Heschinenn 1535U168 IV Reich.


Ungeklärt. ‒ Man wird hinter die auf -el abgewandelte Lautung
auf ein einfaches Hesch(i)-/Hösch(i)- zurückgreifen müssen. In
der Form Heschine(n) könnte es sich um den Gen. Sg. Fem. oder
den Gen. Pl. eines PNs (oder Spottnamens) in elliptischer Kür-
zung handeln: *der Heschine(n) [guot]. ‒ Im 14. Jhd. ist im BE
Mittelland der PN Hötschi belegt: FRB V, S. 832 (1331), VI,
S. 327 (1336), vgl. auch Herbstwil ‒ hieher?


Hoschbach

dər ho᪷šbəx (Mühle, Hei., Bach), Hospach 1770A, Hos-
pach 1838D, dər ho᪷šbəxreịn (älter: dər lumpər), dər ho᪷šbəx-
waụd III Walkr.; dər ho᪷šbəxgrabə III Vech.

Hieher?: die Hosennbach Mattann 1530U132 III Walkr.





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Sp. 296


Hose

A) bin də ho᪷sə III Sigr.; d hosa, in dər ho᪷sən (zugespitztes
Land, Bergheu) V Ltbr. Mürr.

B) a) i mans mad lit oben in dem dorf heisset lederhosen
hofstat 1437U56, heist disses halb mad die lederhossen
hoffstatt 1532U62 II Utztf.

B) b) əs ho᪷səmbein, dər ho᪷ssbẹinig (schmales, langes
Grundstück mit Form eines Hosenbeins) V Grindelw.
Bussalp; hosəbe᪸ŋ̄ụriəd, d ho᪷səbe᪸ŋ̄uriədər (K., schmale
Parzellen; meist: d ho᪷səbe᪸ŋ̄u, i də ho᪷səbe᪸ŋ̄u) I Kapp.; dər
ho᪷səbe᪸ndəl (langgestrecktes Grundstück) IV Bolt.; im
ho᪷səsakx (Streue) IV Saanen; hosaštẹin (Fels; s. auch d
hosa) V Ltbr. Mürr.; dər hosətre᪸gər (Wi.) II Lütz.; dər
hosetre᪸gər (K., schmaler Streifen) III Belp; im ho᪷sətre᪸gər
(schmales Bergmahd) IV Saanen; im ho᪷sətre᪷gər
(Scheuergut von schmaler Form; auch: mākü᪷ətli) IV
St. Steph.; hositrē᪸gər (K., schmal) V Brienz.

C) -el: dər hö᪷səl, i᪷m, ufəm hö᪷səl (Wei.) IV Diemt.; dər
hö᪷sugrabə (Graben u. Ha.) II Huttw.

-ere: d ho᪷sərə, i᪷ dər ho᪷sərə (K.) I Täuff.; uf dər hösərə
(Hei.) III Neu.


Schwzd. Hose(n), Dim. Hös(e)li f. ‹Strumpf (ohne Fuss), Bein-
kleid›, metaphorisch verwendet nach der Bodenform (Id. II,
1688ff.). Mit den wohl jüngeren Bildungen Hosenträger werden
schmale, längliche Grundstücke bezeichnet (Id. XIV, 577).


Hosmere

d ho᪷smərə (K.) III Köniz.


Zum FN Hossmann, altbelegt in Englisberg (FNB III, 118).


Hospiz

grimsəl hošpits (früher: ds špittəl; Grimselpasshöhe) V
Gutt.


Lat. hospitium n. ‹gastliches Haus, Quartier, Herberge›.


Hostatt s. Hof


Hotisschopf

uf hotisšopf (Felskopf) V Wild.



Hötsch- †

am hoͤttschen bu̍el, im hoͤttschen bu̍el acher 1528U2 I
Meik.



Hötschige

uf obərhötšigə, uŋərhötšigə (Weiler), Hochingen 1148, in
Hoschingen 1258, von Hoͤtschingen 1320, 1322, 1344 …



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Sp. 297


hötschingen 1452U79 … zuͦ Hoͤtschingen 1531U97 … zu Höt-
schigen 1699A … Hötschigen 1838D III Konolf.

hötšigəbax, hötšigəbexli III Konolf./Mirch.


-ingen-Bildung zu einem nicht sicher zu eruierenden ahd. PN.


Hotz-

in dər ho᪷tsmattən (K.) V Grindelw.; von einer matten
genannt hotzenrüti 1492K3 III Worb; ze dem Hotzzen-
birme 1350K5, zem Hotzzenbirboͮme 1352 V Interl. od.
Umgebung.

Hieher?: ultra pontem Hoͮzpruka 1257 V Interl. od.
Umgebung.


Vermutlich zum ahd. PN Hozo (Fm I, 863; Kaufmann, S. 194).
Für Hotzzenbirme resp. Hotzzenbirboͮme ist ein Zusammenhang
mit schwzd. Hutzelibire f. zu erwägen (Id. IV, 1488, nur für AP,
GRh. belegt).


Hou

A) dər họ̈ụ (Teil des Birchetal-Waldes, ehemals grosser
Holzschlag) V Brienz; im houw (Wa.) V Ringg.

B) a) im xri᪷shou (Wa.) III Fahrni; im kü᪷kihö᪷i, Im guggen-
houw nebent Schotten windshalb vnd stost obenherab
vff den tärtenn um 1532U13, im gugghouw 1540U14 I
Lengn.; dər rü᪷k(x)hou (Teil des Kallnachwaldes) I
NdriedbK.

Hieher?: … litt oben am ghoͤuw 1535U101 III Worb Rüf.

b) ho᪷ụaxxər (K.), hoͤw acher 1518U74, vffem Houwacher
1573/74U77a, auf dem Hauaker 1794A II Rum.; houwacher
1535U161 V Matten; dər houwə-, houwi᪷šlag (Wald-
schneise, Wildheuland) V Brienzw./Hofst.

C) Hauete (ho᪷uətə = ~):

CA) u᪷f dər ~ (Hei.), Hauweten 17. Jhd.UP II Gond.;
~(Hei.), Jenni an Hoͧwetton 1389R2, von höwetten 1495Uk2
… II Rüegs.; ~ (Hei.), houweten 1591U130 III Gugg.; vff
der hoͧwetten, howattenn 1531U96 III Kirchl. Her-
renschw.; ho᪷u᪷ətə (K.) III Sigr.; an der houwettenn
1533U133 III Toff.; i dər ho᪷uətə (Hei.), in Howettenn
1561UT III Uet.; die hoͤuwetten 1531U97 III Vech.; houərtə
(K., Wa.), hoͤwettenn, hoͤuwetten 1531U96 III Wahlern;
In der houwettenn vff dem buͤl ein mad 1531U97 III Worb.;
d ~ (Holzrüstplatz), höuwettenn, hoͮwetten 1502U157 … IV
Bolt.; i dər ~ (Hei.) IV Diemt.; die Houwoten jn der
Gasson 1488‒1514U166 IV Erlenb.; von dem gutt an
metsch, genant die höuwetten … 1502U157 IV Lenk; i dər ~
(Hei.) IV Ndstock.; ~ (steiler Wa.) IV ObwiliS.; die
heuwetten 1524‒93U168, an die Howettenn um 1540U168 IV
Reich.; in der houwetten … 1502U157 IV Zweis.; i᪷ dər ~ V
Beatb. Schmocken; lid obenn an der Höüwetta 1524U169
V Beatb. Waldegg; ~ (Gestrüpp, Wei., Wa.) V Bön.; t
houwəta, i᪷n dər houwətən (Wa., Heuland) V Günd.; an dər



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Sp. 298


houətə V Habk.; in dər ~ (Dorfteil), Haueten 1838D V
Ringg. Goldsw.; ~ V Sax.

CB) a) ½ Jucherten genant die Rissen Houwetenn
1524‒93U168 IV Reich.

b) II: 5; III: 5; IV: 2; V: 4

Auswahl: amm hoͧwetten acher 1531U91 II Graf.; hoͤwet
acher, hoͧwet- 1531U96, Der vnnder hoͤuwenn acher
1531U96 III Kirchl. Herrenschw.; das höüweten zälgli
1593U134 III Rüml.

Hieher?: z höwedt acherly 1531U76 II Rohrb.; ein Man-
werch zuͦ Houwetts mättettlj 1573/74U77a II Rum.

CC) -li: III: zhoͧwettlÿ 1531U96 Kirchl. Herrenschw.;
houətli᪷ (K.) Rüml.; im ~ (Wei., früher Weinpflanzung)
Sigr.; IV: i᪷m ~ (Wi.) Frut.; ds ~ Kandergr.; im họuətli
(2 Hei.) Zweis.; V: ds houətli᪷ (Hei., Wi., Wa.), das hou-
wettli 1535U161, Hauetli 1838D Beatb. Waldegg; am ~
Habk.; im houwe᪷tli᪷ (Wi., Scheunen) Hofst.; u᪷f əm
houwətli᪷ (Wi., Scheune) Innertk.; im ho᪷uətli (Hei.), im
Hauetli 1838D Iseltw.; houətli᪷ (Wi., Scheune) Obried; ~
Schatt.; i᪷m ~ (Wi., Scheune) Wild.

ho᪷uətlirụ̈ti (K.) III Müns.

-ler: ho᪷uwətlər (kl. bewaldeter Graben) V Brienzw.

Houele(n): Hieher? (allenfalls zu Halde oder Hole): u᪷f
dər ho᪷uələ (Hei.), in der Hauelen 1838D II Gond.

Houer: dər šteinho᪷u(w)ər (K., Weidhaus; veraltet, heute:
ufəm bī᪷əl) V Brienz; im šteinhouərbodən (Dorfteil) V
Ringg. Goldsw.; šteihouərbrük (Fundamente einer zer-
fallenen Brücke) V Gsteigw.


Hauenstein

v mansmad zum Houwennstein 1530U95, fünff mans me-
der zuͦ Heuwenstein 1543U154 IV Därst.


Schwzd. Hau(w) ‹Hieb, Holzschlag im Walde› (Id. II, 1801f.),
mhd. hou, -wes m. Als Appell. ist das Wort kaum noch lebendig;
bei den FLN dominiert die Ableitung Houete(n) f.

Güggihöi I Lengn. ist, wie die hist. Belege erweisen, zu Hau(w)
zu stellen und nicht volksetymologisch als Güggi-heu zu verste-
hen. Güggi = in Grenchen alteinheimischer FN (FNB II, 382).

Zum Nebeneinander von hou(w)-/höu(w)- vgl. Paul, Mhd.
Gramm., von Moser u. Schröbler 1975, (§ 18 Anm. 11), wie in
gou/göu, strowen/ströwen usw.; vgl. Höi.

Die Bildungen auf -li (Houwetli) liessen sich allenfalls auch als
Ableitungen zu einfachem Hou(w) mit dem zusammengesetzten
Suffix -etli erklären.

Zu Hauenstei(n) vgl. Id. XI, 829: Namenübertragung von dem
bekannten Pass unwahrscheinlich. Eine Deutungsmöglichkeit
ergibt sich bei Annahme eines abgeschliffenen Part. Praes.; *der
houwend stein wie Schauenburg < *ze der Scouwondin-, Schou-
wenden-burg ‹castellum late spectans› u. ä., siehe Ed. Schröder,
Dt. Nkde 1938, S. 190f.; für solche Mehrdeutigkeit des Part.
Praes. im Mhd. z. B. diu jagende weide ‹die Weide, auf der gejagt
wird› u. ä., s. H. Paul, Mhd. Gramm., von Moser u. Schröbler
1975, (§ 314). Man könnte also an eine Umschreibung des Na-
mens Hauenstein mit ‹der Stein an dem gehauen wird› oder ‹der
Stein(bruch), in dem man haut› denken.




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Sp. 299


Houe s. Huuwe/Houe


Houert-

houərtwaud (Wa.) II Kopp.


Zum FN Hauert (FNB III, 45).


Houeter

i᪷m ho᪷uətərhof (Hei.) II Lütz.; ~šhụ̄s, fo᪷rdər/hi᪷ŋər/mi᪷tlər
(3 Hei.), Hauetershaus, Vorder- u. Hint.- 1838D, ~šhụ̄s-
pe᪸rg (kl. Hei.), ~šhụ̄swẹ̄d (K.) III Langn.


Zum FN Haueter (FNB III, 45).


Houl-

houlmattə (Teil der Brunnmatt, Name ungebräuchlich)
II Kopp.



Houle-/Oule-

(H)oule:

d o᪷ulə (Hei.), Aulen (Ha.) 1838D III Mirch.

ouləgass, im Aulengässli 1797A, Aulengass (5 kl. Ha.)
1845d III Rüd. Zollbr.; Peter Schultheiss in Uwlongra-
ben 1389R2 II Rütsch.?, dər ouləgrabə III Mirch.; ds
o᪷uləne᪸št (Weiler), in villa et territorio de Uwelennest
1325, von Uwlwennest 1389‒1460Ud, Uwlennest 1473Rq6,
das üwlen nest um 1530U142, am Kurtzenbärg zuͦ hüwlen-
näst 1580/81C3, Huwlennest 1591UP, Uelenest 1795C3, Au-
lenäst 1838D III Lind. Ausserbirrm.; o᪷uləne᪸št (3 Hei.),
Wolennest 1257, Uwelunnest 1306 (nicht sicher lokali-
siert), Uwlonnest 1389R2, Uwllennest 1442‒69Ar, üwlen-
nest 1479‒1563Ar, zuͦ ulenest 1486U81, Hu̍wlennaͤst 1530U95,
[vblenaͤst ibid.], Ouwlen näscht 1531U136, z Huwlonest
1558C3, Huwlennest 1566A, Uwlenest 1583A, 1585A, Ulen-
nest 1645A, Aulenest 1791A, 1838D III Rüd.; i᪷m houli᪷št
(Hei.), in der zelga Huwlennest 1356, im huwlennäst um
1533U133, Haulist 1781/83C3, Haulischt 1799C3, Haulist
(Hof) 1838D III Rüegg. Hinterf.; Uwlontal, Uwlental
1389R2, u̍wlental 1389‒1560Ud, ze uwlental 1442‒69Ar II
(Kirchgde.) Erisw.

Houel, Höiel:

dər houəlaxxer (K.) I Rapp. Seewil; harhö᪷iulo᪷x (Graben)
III Wohlen Innerberg.

Houli:

ds ho᪷uli᪷ (2 Hei.), ann das Hu̍wlj 1535U101, z Huwli 1565UP,
Hauli 1838D (Hof) III Ueb.

Hu(u(li:

im hū᪷wli (Wei.) IV Zweis.

hụ̄lisgrabe, Huwlisgraben 1551C3, der Huwligraben
1591U130; hụlimatt (, 2 Hei.), die huwlimatt 1591U130,
Haulimatt (Ha.) 1838D III Rüsch.; hụlištāu, hụ̄lištau



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Sp. 300


(Weiler), de Huwelinstal 1316, Huwlystal 1479‒1563Ar,
1530U132, 1531U97, huwli stall 1535U101, Jm huwlistal
1542U104, Hulystal 1542Rq1, zu Huristall ob Kärsertz
1660/63C3, Huliss-stall 1675/78C3, Haulistall 1722/24C3,
Uolistahl 1740/42C3, [Uhlistald 1750/51C3, Uristall
1761C3], Haulistall 1783/89C3, Uhli Stahl 1784/85C3, Hau-
listahl 1838D (Dörfchen) III Kehrs.; Ober huwlistal
1531U97, hulištāue᪸xxər (K.) III Englisb.; hulištāuhouts
(Wa.) III Kehrs.

Hieher?: am hūwlər (Wei. mit Scheune) V Brienz.


Schwzd. Üwel, Hüwel, Huwel ‹Eule›, ‹Person mit zerzaustem
Haar, dieses Haar selbst›, ‹struppige Tanne› (Id. I, 613, II, 1824),
ahd. (h)ūwila, mhd. hūwel, hiuwel, iuwel, iule; die Formen mit h-
sind bes. alem. (z. B. Notker: hūwela) und stützen sich auf alem.-
fränk. hūwo ‹Uhu› (vgl. Stichwortansatz Huuw-).

Zu den versch. Benennungen vgl. Hugo Suolahti, Die dt. Vogel-
namen (Strassburg 1909), S. 314ff.

Nach den heutigen Formen auf -ū- bzw. (mit Hiatusdiphthongie-
rung im Mittelland) -ou-, ist in unserem Gebiet kein Umlaut ein-
getreten. Einzige Ausnahme bildet der Name harhö᪷iulo᪷x (zu des-
sen Erklärung s. Stichwortansatz Har-) in III Wohlen, dessen
Alter unbestimmt ist. Vereinzelte urkundliche Schreibungen
mit -ü- entsprechen offensichtlich weder den damals noch den
heute gesprochenen Namenformen. Bei einzelnen Belegen muss
auch mit einem PN gerechnet werden, vgl. Willi Huwli, Belp
(1399 und später), Huwelin (o. O., 1380).


Houpt

a) ds hö᪷ipt (= xi᪷ŋštü᪷əl, Berggipfel) V Haslib. Balisalp.

B) ab) ds fro᪷uənhö᪷it, -ho᪷it (Frauengesicht im Fels, am
Gemsberg) V Grindelw.

ac) ds nụ̈̄nhō̤t (2 Hei.), Neunhaupt 1838D III Arni; ds
nụ̈̄nhō̤pt (2 Hei.), das nu̍n hoͧbt 1500U48, dər ~waụd III
Walkr.; Thurs houpt 1543Rq6 (= Dürrengrind) V
SchwandenbBr./Brienz.

ad) Anthoupt. iij pletz heissent die anpthoͤupter 1531U97,
Ann den Anthoͤuptern 1535U101 II Mattst.; d amthȫ᪷tər,
Zun Anthoͤu̍pttern ein jucharten 1535U101 III Seft.; ds
anthoupt, (seltener:) ampthoupt (Scheune, K.) IV Diemt.;
am anthoupt 1524‒93U168 IV Zweis.; dz Anthoͮt 1307 … V
Leiss.

Fürhoupt: due partes agrorum dicte Furhuͤter 1346 I Eps.;
am fürhoupt um 1525U20 I Gamp./Ins; von einer matten
genempt das für houpt 1485U15 I Vin.;

i᪷ dər fǖ᪷rhöi(p)tərə (Acker aus vielen kleinen Stücken) I
Lengn.

b) I: 3; II: 5; III: 3; V: 1

Auswahl: höbt graben, houptgraben oder wassergraben
um 1480/90U44 II Kopp.; họ̄tbo᪷də (Wei.) III Eggiw.; zuo
den hoptstuden 1474U31 I Safn. od. Orp.

Hieher?: Hoͧptenstein 1531U92 II Burgd.?

Hauptmann: i᪷ dər ho᪷upmətsmat (K.) III Mühleb. Rossh.;
bei Hauptmanns Scheuerlein (1964, Nachtrag) III Sigr.





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Schwzd. Houpt n. ‹Kopf›, ‹hervorragender Teil›, ‹Ende›, mhd.
houbet (Id. II, 1495ff.).

Zur Verwendung in der Bergtoponomastik vgl. Zs., Gr. u. Gr.,
51, 324. ‒ Nünhaupt war ein Burgergeschlecht von Burgdorf und
Bern (vgl. z. B. FRB II, III). Zu Ant-/Fürhoupt ‹Kopfende des Ak-
kers›, vgl. Id. II, 1498f.; Anthaupt s. auch ONB I/1, 35.


Houri

I.

A) ds họ̈uri (Vorsass, Ferienhaus) V Brienz.

B) a) ds wị̄dər họ̈uri V Brienz.

b) ds họ̈urigre᪸bli V Brienz; ds ho᪷irilox (K.) V Haslib.
Reuti; ds hourilox V Ringg.; dər hourištein (Felsblock im
Wald) V Isenfl.; họ̈uriwāld V Ltbr.

II.

ze Hoͮrisguͦte 1308 III Steff.; ab der schuͦppossen zuͦ Houͦ-
ris brunnen 1530UT III Fahrni; agri siti under Lêrchen-
felt, dicti Hoͮrisacher 1336 III Fahrni.

Hieher?: u᪷fəm hoụri᪷ (K., früher soll dort ein Haus ge-
standen haben, dessen Besitzer H. hiess) I Seed.


I. Schwzd. Hauri n. ‹Nachteule, Waldkauz› (Id. II, 1519f.; even-
tuell kommt für das Berner Oberland auch die Bedeutung ‹gei-
sterhaftes, aber gutartiges Wesen, das zuweilen in den Lüften ei-
nen Klageruf vernehmen lässt› in Frage).

II. FN Hauri. Heute kein Berner Geschlecht, aber z. B. in FRB V,
690 bezeugt: Uolrich Hoͮri (Jeg.) 1329.


Houssener

dər houssənər (Wei.) IV Reich. Kienth.


Zum FN Haussener (FNB III, 50).


Hube

A) d hụbə (Hügel) II Krauchth.; d hụbə (Wa.) III
Häutl.; d hụbə (2 Hei.) III Herbl.; di oberi/uŋeri hụbə
(K.), die Huba 1378, under der huben 1529U92, die Hu-
benn 1530U95, uff der huben um 1530U142, under der hu-
benn 1531U60, unnder der huben 1534U100, auff der Hau-
ben zu Diessbach 1732/33C3, ab dem Hauben 1795‒97C3
III Obdiessb.; d hụbə (Hei.) III Rusch.; uf hụbə (3 Hei.)
IV Reich. Scharn.; d hụ̈̄bə (kleines Heugut) V Grindelw.
Itramen; ds fūbə (Heugut) V Gsteigw.

B) b) hụbəmatt III Obwicht.; hụbəmōs, auf dem Hau-
benmoos 1740A, auf dem Hubenmoos 1790A, auf dem
Haubenmoos zu Ob. Diessbach 1791C3, das Hubenmoos
1795‒97C3 III Obdiessb.; hụbəmösli II Krauchth.; hu-
benberg 1534U100 III Obdiessb.; t fụ̄bənble᪸tsə (K.) V
Gsteigw.; dər hụbəbodə (Wa.) III Herbl.; hụbesāti IV
Reich. Scharn.; hǖ᪷bənštokx (Berggipfel) V Schatt.; hụbə-
waud III Häutl.; hụbəwaud, Haubenwald 1795‒97C3 III
Obdiessb.; hụbəwaud III Obwicht.; hụbətsụ̄n (kleines
Hei.) IV Reich. Scharn.





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Sp. 302

C) ds hụ̈bli (Wi.) III Obdiessb.; ufəm hụ̈bi (mehrere hoch
gelegene Wintergüter), ds hụ̈bi IV Frut.

dər hụ̈bərịx (K., schmale Egg mit flacher Kuppe) III Ko-
nolf.


Schwzd. Hube f. ‹Haube, Kopfbedeckung› (Id. II, 950); ahd.
hūba, mhd. hūbe. In der Toponomastik in bildlicher Übertra-
gung, wie z. B. Gugel, Gütsch, Chopf.


Hubel

hu᪷bụ, Pl. hu᪷blə (vz. hū᪷blə I Eps.): I‒III; hu᪷bəl, Pl. hu᪷blə
III Obbalm; Sigr.; Thun; Unterl.; Wachs.; Wahlern;
hu᪷bəl (vz. hu᪷bal), Pl. hu᪷blə, älter hu᪷bla, in/u᪷fən hu᪷blən
(vz. hü᪷bəl IV Frut.; IV Spiez; hu᪷bli IV Lau.); im entrun-
denden Gebiet: hi᪷bəl, in hi᪷blən z. B. V Gadm.: IV, V.

A) I: 16; II: 30; III: 85; IV: 32; V: 33

Kl. Auswahl mit allen hist. Belegen 14.‒16. Jhd.; ~ (K.),
bim hubel 1535U101 I Bargen; von einem guͦt genempt ze
hublen 1425U78 I Brügg; d hu᪷blə (K.) I Bühl; ein Juchart-
ten v̍ber z mosz zun hublenn 1533U23 I Hermr. bei Bühl;
In dem dorffe ze Mu̍lnheine … Wernli am Hubel 1381, in
der parrochia von Messen … ze Mu̍lnhein … Wernher am
Hubel 1381, hansz am hubel 15. Jhd.U47, Michel am Hu-
bel, Benedict Jm Hubel 1479‒1563Ar, peter am hubel zuͦ
mu̍lheim 1501‒26U85, Jacob am hubell der amman zuͦ
mu̍lheim 1531U97, 1534U100 II Mülchi; Bartlomes im Hu-
bel wib 1531U97 II Rupp.; ~ (Anhöhe mit Häusergruppe),
vf dem hubel ein halbe Jucharten 1531U97 III Boll. Oster-
mund.; ~, vf an hubell 1531U97 III Englisb.; ~ (3 Berei-
che Hei.), ab einem stuck holtz vnd weydt genannt vff
dem hubell 1591U130 … vff den hublen 1591U130 III Gugg.;
~, uf də hu᪷blən u᪷ssə (K.), vff den hublenn 1531U97,
1599U114, zum stein vf dem hubell (Appellativ?) 1537U160
III Kirchl.; ~ (6 Bereiche), vff dem hubell 1531U97
(Scherli), vff dem hubell 1535U101 (Gasel) III Köniz; ~
(3 Bereiche), ein halb mad in den hublen 1529U92, 1531U60
III Konolf.; vff dem hubell 1534U100 III Lohnst.; ein
rechtsame gegem hubell … an toͤssis hubell (Appellat.?)
1531U97 III Muri; ~ (K.), hubel um 1530U142 III Rigg.; ~,
an hubell 1533U133 III Rüegg.; ~, vff dem Hubel 1535U101
III Rüml.; ~, der hubel 1533U129 III Rüsch.; ~ (Hei.), hus
vnnd hof uf dem hubell 1533U133 III Toff.; ~, obərə/
u᪷nnərə ~ (Hei.), vff dem hubel 1554U109 III Wahlern; ~
(Hei.), der hubel 1534U100 III Wohlen Salvisbg.; vff den
stein (Grenzstein) der vff dem hubell statt 1547 (Amt
Aarberg, Urb. Nr. 78) III Wohlen Innerberg; ~ (5 Hei.),
Hemman Jm Hubel 1479‒1563Ar III Zoll.; (keine hist.
Belege vor dem 18. Jhd. in IV) uf də hu᪷blə (höckeriges
Gelände, Ritzheustellen) IV Bolt.; dər hu᪷bəl (Hei. auf
Kuppe) IV Diemt.; i də hü᪷blə (Heumahd) IV Frut.; d
hu᪷bli, i᪷ də hu᪷bələ, in den Hublen 1710, Hubelen 1722
(Chorgericht, MW) IV Lau.; u᪷f də hu᪷blə (Hei., vormals
Vorsass) IV Saanen; u᪷fəm hu᪷bəl, am Hubel 1535U161 V



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Beatb.; in hi᪷blən, i gān i d hi᪷bəl (Alpgebiet) V Gadm.; d
hu᪷bla, ufən hu᪷blən (mit Geländebuckeln übersätes Li-
sche-Streue-Gebiet) V Grindelw.; u᪷fəm hu᪷bəll (Hei.) V
Habk.; ab dem Hubel, dem guͦt 1367 (? V Lütsch.), an
Hubel 1535U161 V Lütsch.; ein matstu̍kli am Hubel 1360
bei V Unters.

B) aa) I: 56; II: 70; III: 211; IV: 61; V: 155

Auswahl: eiərhu᪷bu (ehem. Brauch Eierlauf) I Rapp.; friə-
səbərg~ (Aussichtspt.) II Wynigen; fu᪷xsə~ II Herzb.; II
Lyssach; II Melchn.; III Boll.; fuks~ V Ltbr.; V Has-
lib.; galgə~ I Bür.; I Gals; I Ins; III Konolf.; III
Müns.; III Sign.; III Wilerolt.; IV Därst.; IV Wimm.;
V Matten; V SchwandenbBr.; ku᪷kihu᪷bel (Gwp.; ku᪷kə
‹schauen›) IV Frut.; ku᪷kən~ V Grindelw.; ku᪷kərhu᪷bu
III Röth.; ku᪷kərhu᪷bel V Haslib.; gü᪷tš~ III Sigr.; hẹ̄ti-
hu᪷bu III Rüegg.; III Rüsch.; III Sigr.; IV Erlenb.; V
Bön.; V Matten; Lätthubel 1728/30C3 III Grhöchst.;
le᪸thu᪷bu (3 Hei.), Lätthubel 1712A III Mirch.; le᪸t~ III Ob-
balm; III Schangn.; III Vech.; li᪷nnə~ III Rüml.; li᪷ndə~
III Thun; li᪷ndə~ IV Därst.; Burghubel 1788A I Aarb.;
tswi᪷ŋherə ~ oder bu᪷rg~ I Büet.; I Walpw.; burghōlts~
(3 Hei.) IV Wimm.; bü᪷rglə~, Bürglen-Hubel 1850J II
Utztf.; riəd~ III Forst; riəd~ (Hei.), Riedhubel 1794C3
III Rüegg.; riəd~ III Täg.; riəd~ IV Saanen; Ried-
acherhubel 1623UP III Boll.; riədərə~ III Steff.; saŋ~ I
Graffolt.; I Gamp.; I Kapp.; I Rad.; II Attisw.; II Bä-
risw.; II Farn.; II Höchst.; II Krauchth.; II
Mötschw.; sannthubel 1531U97 III Kirchl.; ufəm sand~
IV Saanen; d sandhi᪷bəl, ufən sandhi᪷blən V Gadm.; saŋ-
axxər~ I Leuz.; III Ndmuhl.; šaf~ III Gugg.; III
Rüsch.; III RütibR.; III Wattw.; šāf~ V Ltbr. Gimm.;
šloss~ I Arch; I Bür.; I Ins; I Rad.; II Gutbg.; II
Herm.; II Kopp.; II Langt.; II Melchn.; III Wohlen
Murz.; IV Frut.; V Brienzw.; V Haslib. Hohfl.; šlö᪷ssli~
I Safn.; schneggenhubel 1533U133 III Rüegg.; waxt~ II
Rum.; III Eggiw./III Schangn.; waxt~, der Wachthu-
bel 1430Rq4 IV Aeschi; waxt~ IV St. Steph.; IV Zweis.;
waxthūs~ IV Diemt.; Wangenhubel 1688P III Bern; tswi᪷
ŋherə~ I Büet.; II Betth./II Herzb.; II Bätterk.; III
Frauenk.

ab) I: 2; II: 8; III: 19; IV: 7; V: 6

Auswahl: an Gerhartz ‒ hubellon 1336 III Steff.; ufəm
jakxobs~ IV Frut.; der Josthubel 1752C3 III Bern;
Knäüsslis Hubel 1748/49C3, auf dess Knüsslins Hubel,
hinter dem Weissenstein 1761/64C3 III Bern; lē᪷rxə~ (FN
Lerch) III Ferenb.; šne᪸k~ (FN Schnegg) III Boll.

ac) I: 3; III: 9; IV: 3; V: 15

Auswahl: häufig: hi᪷ŋərə/hi᪷ndərə, o᪷bərə, u᪷ŋərə/u᪷ndərə,
u᪷ssərə ~, dər glat ~, bi᪷m glatən ~ V Grindelw. Wärg.; dər
kšu᪷ntnig ~, dər kšu᪷ntə ~, kšu᪷ntnə ~, der geschundene
Hubel 1850J (kl. Kuppe im Bremgartenwald, ehemals ge-
rodet) III Bern; u᪷fəm blu᪷tə ~ IV BolT.; dər šōn ~ V
Brienzw.; V Gadm.; V Innertk.





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Sp. 304

b) I: 16; II: 23; III: 68; IV: 27; V: 21

davon -acher I: 9; II: 13; III: 21

-matte I: 4; II: 2; III: 7; IV: 5

-wald I: 2; II: 1; III: 9; IV: 2; V: 4

-weid II: 1; III: 11; IV: 12; V: 3

älteste Belege: hubellacher 1528U2 I Meik.; am Hubel-
acher 1391UT, 1394UT III Hilt.; ~axxər, im hubelacher
1532U125 III Neu.; ~axxər, ab dem hubel acher 15. Jhd.U47
III Obdiessb.; im hubelacher 1531U97 III Wahlern; hu-
bellmatt 1528U2 I Wengi Janzenhus; die Hubellmatt
1534U100 III Boll.; an der Hubelmatten 1379 III Hilt.;
~mat, in der Hubelmattenn 1531U97 III Kirchl.; ab einer
weydt d hubellsweydt genant ist ungefharlich ein halbe
Jucharten 1591U130 II Gugg.; an die hubel weid 1505U172
IV Frut.

C) -li: hü᪷bəli (hu᪷bəli)

CA) I: 11 (1); II: 26 (1); III: 53 (4); IV: 14 (2); V: 7 (1)

Auswahl, älteste Belege: uff dem hübellin 1479U11,
1539U34 I Bür.; vor dem hübli 1521U31, hüblÿ 1531U34 I
Port; im hü᪷bəli, uf dem hubeli 1547U137, Hübeli 1705A III
Eggiw.; ds hü᪷bəli᪷ (Wohnquartier), uff dem Hübeli 1599A
III Langn.; vff dem Hubeli 1533U133 III Rüegg.; ds hü᪷bə-
li, vff einem hübelin 1558UT IV Diemt.; hü᪷bəli, hubeli
1488U156 IV Zweis. (hier folgen alle heutigen hu᪷bəli-Be-
lege:) I Schüpf.; II Obösch.; III Obthal; III Ueb.; III
Vech.; IV Aeschi; IV Frut.; V Ltbr. Gimm., Ltbr. Mürr.

CB aa) I: 8; II: 9; III: 26; IV: 2; V: 4

-hübəli: gaugə~ I Ndried; I Rad.; III Laup.; III Obhof.;
III Rüd.

xape᪸ụə~ I Kalln.; I Ndried; mördər~ III Köniz Ober-
wang./III Neu.; biər~, auf dem Bierhübeli 1771/79C3 III
Bern; štei~ II Untsteckh.; III Muri.

ab) II: 4; III: 5

martis huͤblj 1574U53 III Heimisw.

ac) I: 1; III: 1

b) Hübeli(s)-: II: 6; III: 10; IV: 6; V: 2

hü᪷bəlisaxər (K.), der hu̍belis acher 1531U97 III Herbl.

-i: ufəm hü᪷bi (Wohnhaus) IV Lau.

-elti: hu᪷bəlti, u᪷fəm ~ (Hei., 2 Stellen) V Haslib.; hu᪷bəlti
(Vorsass) V Schatt.

-er: Hübeler: hu᪷ntshü᪷bəler (K., beim Hübeli) II Hindelb.

-er: Hubler: 1 Juch. heisset der hubler, ist ein matt
1500U48 III Oestertal = zw. Bleik. und Obdiessb.; hu᪷b-
lərswe᪸ŋ (FN) III Sigr.

-ere(n): 1 mans mad an der hubleren 1437U56, die hubleren
ist anderthalb mad 1532U62 II Bätterk.; d hu᪷blərə (hügeli-
ges K.; Scheune) IV Diemt.


Schwzd. Hubel m. ‹kleine runde Erderhöhung, Hügel, Anhöhe›,
spätahd. huͦuel, altndd. huvel; mhd. hubel, hübel zum Vb. heben
(Id. II, 948ff., Zs., Gr. u. Gr. S. 324). ‒ Nicht unmittelbar ver-
wandt mit dem erst durch die Luthersprache bei uns bekannt ge-
wordenen Hügel; aber vielleicht Wechselform unter Annahme
eines ursprünglichen Labiovelars (wie mhd. hover: hoger), s.



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Sp. 305


W. Streitberg, Urg. Gramm. 1896 S. 111. Nach Lessiak, Beiträge
zur Geschichte des deutschen Konsonantismus 1933 S. 235ff. ge-
hört unser Wort unmittelbar zu Hof und seiner Sippe; dies soll
ursprünglich den Düngerhaufen bezeichnet haben und als
schwundstufige Form mit altpers. kaufa- ‹Bergrücken›, lat. kau-
pas ‹Haufe› zusammenhängen.

Hubel war einst in der Volkssprache im obd. u. ndd. Raum weit
verbreitet, wurde aber durch das lutherische Schriftsprachwort
Hügel (s. d.) verdrängt; vgl. K. von Bahder, Zur Wortwahl in der
frühnhd. Schriftsprache 1925 S. 29.

Heute ist Hubel offenbar bei uns (nach den Belegen des Id.) ein
Ausdruck des westlichen Schweizerdeutschen, der auch noch
durch die Zentralschweiz teilweise bis ins Glarnerland reicht
und in Graubünden bei den Walsern anzutreffen ist. Als Flur-
name aber besonders häufig im Kt. Bern, doch auch in LU und
SO.


hübsch

1. Adjektiv:

hü᪷bšek, uf dər ~ (; schön gelegenes Heuland) III
Pohl.; di hü᪷bšịfluə (Fluh) III Gugg.; an die hüpschen fluͦ
1525‒80U168 IV Diemt.; d hü᪷pšəmatten (kl. Böden auf Har-
zisboden = Teil der Bättenalp) V Iseltw.; am hi᪷bšme᪸təl-
li (Wei.) V Brienz; ufəm o᪷brən/u᪷ndrən hi᪷pšəmbo᪷dən V
Brienz; i᪷m hi᪷pšəmbo᪷dən V Grindelw.; u᪷fəm hịbšəmbọ-
dən (ebene Fläche, Teil der Mägisalp) V Haslib.; unser
sunderholtz … dem man spricht der Hu̍bschbuͤl 1374 II
Urt.; ze dien hu̍bschen stiglinon 1354 III Steff.

ds hü᪷pši, im ~ (Alp, Südhang), im Hübschi 1760 (Pfrund-
urbar, Zweis.), Hübschiberg 1845D IV Saanen/Zweis.

2. Personenname:

Hüpschismatten 1539UP II Utztf.; neben hupschlis matt
1532U62 II WilerbU.; uf dər hüpšəmatə (Wi.), zwei stukkli
an Hu̍bschen matten 1356, einen vierdenteil an Hu̍p-
schen matten 1360 V Bön.; hibšəwaŋ, hibšəwaŋgrabən
(vgl. dazu: Wernli Weibel den man nemmet Hu̍pschi
1364 V Unters./Obried) V Obried.

3. Adjektiv oder PN?:

i᪷m hü᪷bšəaxxər, der vorder hupschenacher … Jm hu̍b-
schen acher am Ochtthusz, … vff Clewj martis hu̍bschen
acher 1528U2 I Rapp.


Schwzd. hübsch, wie nhd. sinnlich und moralisch; mhd. hü-
besch, eig. ‹höfisch›, nach frz. courtois zur Ritterzeit gebildet
(Id. II, 964). ‒ Evtl. FN Hübschi (Id. II, 968). Im Simmental
(Bunschen) ist der FN Hübschi im 14. Jhd. belegt, ebenso im See-
land (Erlach-Nidau) und in Unterseen-Oberried.


Hüüchle

d hụ̈̄xlə, i dər hụ̈̄xlə (ebenes K., zw. Feldweg und Wa.) II
Heimenh.


Hauche(n), Hȫchli, Hǖchli und Hü̆chli ‹Haken, Griff an der
Sense› usw. (Id. II, 969, 980) kommt wohl aus sprachgeographi-
schen Gründen nicht in Frage.




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Sp. 306


Huck

hu᪷kx, im hu᪷kx (Hei.), im Hock, Huck (1 Haus) 1845D III
Uet.; hu᪷kxhụ̄s, Huckhus um 1530U142 III Homb.


s. auch Hock.


Hudel

hü᪷dələk, u᪷f dər ~ (Egg, Heuland, bei Chorenegg) IV
Frut.; hu᪷dəlhü᪷ttli III Sigr.; dər hu᪷dləbərg (auch: tann-
mat, Hei.), Hudlenberg, Hudelberg 1838D II Sum.; Hu-
delbäädlein (auch: Kuttelbad) 1845D II Sum.; i᪷m hu᪷dụ-
waud I Meik.

di ghu᪷dli e᪷kə, u᪷f dər ghu᪷dlən e᪷kə (Egg) IV Frut.; ufəm
khu᪷dəlho᪷rə (auch kxu᪷dəlhorə; zerrissener, zerklüfteter
Fels) V Ltbr. Gimm.

ds hụdinọlli (Felskopf u. kl. Acker; Übername der Besit-
zerin: Hudi) V Gadm.


Schwzd. Hudel m. ‹alter Fetzen, Lappen, Lumpen› in zusam-
mengesetzten Substantiven zur Bezeichnung von etwas Minder-
wertigem, Schlechtem (Id. II, 995, vor allem Pt. 4,997); bzw.
Hudi m., n. nach Id. II, 1001 verächtliche Bezeichnung, Über-
name für weibliche Wesen, besonders von Hexen und Gespen-
stern; und Gehudel (Id. II, 998).


Hueb

huəb (Hei., Weiler)

A) I: 5; II: 14; III: 7; V: 2

die Huͦben in loco dicto in der Klose 1376 I Biel; u᪷f dər
huəb I Ips.; vff die huͦb 1530U95 I Leuz.; ab einem stu̍ck re-
ben heisset die Huͦba 1385 I Lig.; huəb, stost bisenhalb
ane die huͦb 1521U31, vff der huͦb um 1531U34, vnder der
huͦb um 1532U13 … I Port; die Huͦbe 1378, zweÿ Man-
werch in der huͦb 1530U42 I Twann; Betzlisperg von der
huͦb 1414Rq1 II Ausw.; ts huəbə (4 Hei), in Du̍rrenrot ze
Huͦb 1363, 1377, ze Du̍rren Rot de huͦba 1385, Uͦlli von
Huͦben 1389R2, zu Huben 15. Jhd. (Kopie von 1339) … die
von huͦben 1441C2 … zuͦ Huͦbenn 1530U69, an die huͦb
1536U69 … II Dürrenr.; d ~, Heinrich in der Huͦba 1343,
in der huͦb 1531U97, 1535U101 II Ers.; uf dər ~, (unterschie-
den in:) i᪷nnəri/u᪷ssəri ~ (5 Hei.), Chuͦnrat an der Huͦbe
(evtl. in II Heimisw.), Hans an der Huͦba 1389R2 (id. mit
gu᪷ụdigə ~, s. u.) II Hasle; d ~ (K.) II Heimenh.; d ~
(4 Hei), Jenni an der Huͦba 1377, vff der huͦb 1531U52 II
Heimisw.; uf dər ~ (Dorfteil), an der Hub 1542UP II
Huttw.; ~ oder ~grabə (Weiler), ze Hu̍be, das gelegen
ist zwischent Torberg und Gerenstein 1338, (bei Unei-
nigkeit sollen die Schultheissen von Bern und Burgdorf)
darumbe tag leisten ze Huͦbe 1340Rq1, in der parrochie ze
Kroͧchtal, ze Huͦba 1389R2, einer schuͦpp. gelegen ze huͦb
15. Jhd.U47, an die zelg von huͦb 1500U48 … II Krauchth.; d
~ (gr. Hei.), Cuͤntzi an der Huͦb 1389R2 II Lütz.; Hans an
der Huͦb 1389R2, Ruͤdi an der Huͦb 1442‒69Ar, Hanns an



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Sp. 307


der Huͦb 1495Uk2 (id. mit dem heut. Brandis~ s. d. oder
Schmids~) II Lütz.; dedimus … Cuͦnradum in der Huͦba
de Graswile 1311? II Seeb.; i᪷ dər ~ obə (Hei.) II Sum.;
Jutzi in der Huͦbe 1335, das huͦb stuk 1437U56, inn der Huͦb
1532U62 II Utztf./II WilerbU.; i dər ~, in der Wisagum
possessiones dicta … an der huͦba 1287, an der Hub
1788/89C3 II Wyss.; ein Mann Mad ze huͦb 1529U92,
1531U60 III Boll.; u᪷f dər ~ (Hei.), jn der huͦb 1531U97 III
Frauenk.; die huͦben 1549 UU97 III Häutl.; possessio
que Huͦba appellatur 1267, an der Huͦbe 1379, Heini von
Huͤoba 1380, ze Huͦbe 1390, Johans von Huͦb 1390, an der
huͦb 1529U93 III Köniz Obwang.; u᪷f dər ~, vff der Huͦb
1509Rq7, 1531U97 III Mühleb.; u᪷f~, sin guͦt, so zum hof von
huͦb ghoͤrt 1531U97, sin hofgut von hub 1531U97 III Nofl.;
terra que Huͦba vulgariter nuncupatur 1259 oder 1260,
evtl. V Bön.; terra que vulgariter nuncupatur Huͦba 1261
V Bön.; uffen huͦben 1535U161 V Lütsch.


B) a) I: 3; II: 12; III: 5; IV: 1

aa) go᪷li~ (laut Gwp. um 1850 Goldihueb) I Wengi;
goli~ mattə, goli~ bax I Grossaffolt.; Herrenhub 1776A
II Dürrenr.; mansus qui vulgo dicitur Holzhuͤba 1276 I
Rapp.; braŋis~, Branndishuͦb 1526U68 … II Lütz.; an des
tufuls huͦba 1308 III Steff.; wịdi~ (K.) II Bleienb.;
wịdịt~ (Hei.) II Rüegs.; i᪷ dər wịdịt~ (Hei.), Jenni an der
withuͦb 1389R2, Nygly an der widtenchuͦb 1426U64, an der
widenhub, widenthub 1528A, widennthuͦb 1530U69, Widit-
hub 1658UP II Sum.; wi᪷dər~ (K., Aussichtspt.) III Gurz.;
uf dər wi᪷dər~ (2 Hei., Nähe v. Gurz., ehemals id.), vff
der widenhuͦb 1498U46, 1500U48, vff der widell Huͦb 1535U101
III Seft.; u᪷f dər wi᪷dər~ (K.), die wyden huͦb 1543U154 IV
Erlenb.; mansus vulgo dicitur Weiphuͦba 1316 II
Melchn.;

ab) Martishuͦba 1368, von martys huͦb 1495U65, der meiger
an Martisz huͦb 1531U52 II Rüegs.; šmī᪷ds~ (2 Hei.),
Schmidts huͦb 1526U68, hi᪷ŋəršmī᪷ds~, Schmidhublehn
1790A II Lütz.; šrị̄bərš~ (2 Hei.), ein guͦt geheissen Schri-
bers huͦba 1365, Schribers huͦb 1442‒69Ar … II Lütz.;

ac) von der verlornen huͦb 1495U65 II Rüegs.; ze Twanne
ob der Guldin huͦbe 1372, in der guldinen huͦb zwey man-
werch 1530U42 I Twann; gu᪷ụdigi ~, die huͦb dero man
sprichet die Guldin Huͦb 1382, daz guͦt, dem man sprichet
du̍ Guldin Huͦba 1382, Guldin huͦb 1526U68 … II Hasle;
die Guldin Hub 1380 III Boll.; i᪷ dər o᪷bərə/u᪷ŋərə ~ III
Zoll.; uŋər~ (K.) III Seft.; vfenderhuͦba 1260 III Nofl.
od. Seft.; vff der nidern huͦb 1400Uk2 … ze vnderhuͦb
1498U46, zuͦ vnder huͦb 1500U48, 1535U101 III Seft.; vff der
wÿszhuͦb 1531U59 II Schal.

b) I: 8; II: 28; III: 17; IV: 1; V. 1

davon ~acher I: 5; II: 6; III: 8

~matt II: 5; III: 6

Auswahl: an dem huͦbackern 1280‒1300N (Kopie 1414,
Kart. v. Bellelay) I Safn.; den Huͦbagker 1363 III Worb;



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Sp. 308


die huͦbmat 1437U56 II Utztf.; an Huͦbmat 1328 III Kies.;
hu᪷əpərg (Weiler), Cuͤni am Huͦberg 1389R2, Peter von
Huͦbberg 1442‒69Ar … II Dürrenr.; u᪷fəm huəpe᪸rg obə
(Hei.), Peter am Huͦberg 1389R2 II Rohrbgr.; in den huͤb-
studen/huͦbstuden 1474U30 … I Safn.

C) -li: huəbli (2 Hei.) II Dürrenr.; im u᪷ŋərə/o᪷bərə ~
(2 Hei) II Heimisw.; ~ (Hei.) II Wynigen.

hüəblife᪸ud, -štrōss I Port; huəbliwaud II Wynigen.

-er: u᪷fəm huəbər (gekürzt für hu᪷əbərhōf) II Dürrenr.;
dər hü᪷əbər (Wohnhaus, K.) II Sum.

Ein Juchertten genant der huͦber acher 1531U59 II Graf.;
huəbərshụ̄s (2 Hei) II Wyss; huəbərmōs (Moos) III Rü-
tibR.; huəbərweid (K.) II Dürrenr.

Hieher?: hu᪷əbərtšwe᪷ŋi (Wa.) III Buchh.


Schwzd. Hueb f., mhd. huebe, ahd. huoba f., nhd. ‹Hufe›, ‹Stück
Land von gewisser Grösse›, ältere Bezeichnung für den Grund-
besitz ‒ Hof und Land ‒ eines Bauern (Id. II, 957ff.); in ältester
Zeit einfach ‹das besetzte Grundstück›. Doch ist Hueb nicht nur
ein Mass-, sondern auch ein Rechtsbegriff, da die Hufe meist als
Handlehen in Abhängigkeit von einer Grundherrschaft stand.
Über Wesen und Funktion der Hueb und die mit ihr verbunde-
nen Abgaben siehe Deutsches Rechtswörterbuch, hsg. von der
Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Bd. V (1953)
Artikel Hufe S. 1581ff.

Unsere Belege sind nicht auftrennbar in Hueb f. ‹kleine An-
höhe› (für BE) und Hueb f. ‹Stück Land› (Id. II, 956 und 957ff.).


Huen

hu᪷ən, Pl. hü᪷ənər I‒III, hü᪷əndər bzw. hi᪷əndər IV, V.

B) a) in villa Freineshun zw. 1212 und 1220, s. Finsterhen-
nen; ein Juchartten genempt Rebhüner, gelegen in der
zellg von toüffellen 1524U32 I Täuf.

b) I: 2; II: 6; III: 19; IV: 19; V: 20 (ausschliesslich Plu-
ralform)

hü᪷ənəraxxər I Bühl; I Meinisb.; hü᪷ənəraup (kl. Hei. an
Halde), Hühneralp 1838D III Langn.; obəri᪷/u᪷ndəri᪷ hü᪷ən-
dəre᪷ka (Wildheugebiet) IV Adelb.; uf dər hü᪷əndərek V
Isenfl.; hü᪷ənərfü᪷dlə (Waldhang) II Burgd.; im hü᪷ənər-
gartə II Obbipp; hi᪷əndərge᪸ssli V Ndried; hü᪷ənərgrabə
(Waldgraben) II Krauchth.; an den huͤnder graben
1531U136 III Trub; hi᪷əndərgu᪷tsgle᪷tšər V Grindelw.;
Hühnerhorn (nördl. Arpelistock) 1760Wä IV Lau.; hü᪷ənər-
hu᪷bu (3 Hei.; soll id. sein mit Hindonbuͤl 1281, Hinnen-
buͤl 1357), Hühnerhubel (Landsitz, Hof) 1838D III Belp;
i᪷m hü᪷əndərhubəl (Wa.) V Beatb.; dər hü᪷əndərhubəl (Dorf-
zentrum) V Iseltw.; hü᪷ənərhü᪷rli (lk. Talseite zw. Gelten-
und Sattelbach) IV Lau.; hü᪷əndərhü᪷rli (kl. Fluh) IV
Zweis.; hi᪷əndərhi᪷rəni (2‒3 kl. Gipfel) V Ltbr. Wengen;
hü᪷ənərhụ̈sli (Hei.), Hühnerhäuslein (Haus) 1838D II
Lütz.; hü᪷ənərhüsli (kl. Hei.) III Trub; hü᪷əndərxnu᪷bla
(Felsvorsprung) V Habk.; Hühnerleiterli (Steghorn)
1760Wä IV Adelb.; hü᪷əndərlox (Wei., felsig) V Isenfl.; hü᪷ən-
dərme᪸ti (Magerwiese) IV Adelb.; hü᪷ənərmōs (Hei. in



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Sp. 309


Röth.), im Hüenermosz 1591A, im Hüner Moosz 1709A
III Eggiw.; hü᪷ənərmōs (Hei.) III Oblang.; i᪷m o᪷bərə
(Hei)/mi᪷tlərə (Hei. abgebrannt)/u᪷ŋərə (Hei.) hü᪷ənərmōs,
im Hüner Mooss 1709A, Hühnermoos (2 Häuser) 1838D
III Röth.; i᪷m hü᪷ənərmōs, Hühnermoos (4 Hei.) 1838D III
Unterl.; hü᪷ənərbax (Weiler), vom huͤnderbach 1531U136,
Hühnerbach (Weiler) 1838D, hü᪷ənərbaxfū᪷rə (gr. Hei.), hü᪷ə-
nərbaxgrabə III Langn.; hü᪷ənərbe᪸rg (steiler Hügel) III
Langn.; hü᪷əndərbē᪸rg IV Lau.; hi᪷əndərbē᪸rgli V Schatt.;
hü᪷əndərbö᪷dəli (K.) V Sax.; bei der Hünerbrüche 1738A
III Köniz Scherli; hü᪷ənərbü᪷əl (Hei.), bim huͤnerbuͤl, hin-
derm huͤnerbuͤl 1531U97, 1531U101 … III Boll.; i᪷ də hü᪷əndər-
büələ (steiles Bort) IV Erlenb.; ufəm hü᪷əndərbü᪷əl (Wa.)
IV Frut./IV Kandergr.; hü᪷ənərrụ̈ti (Besitzer sagt heimə-
rụ̈ti; kl. Hei.), Hünnerreuti im Biglenwald 1789C3, Hüh-
nerrüti 1838D III Arni; ein andre weid … heist der huͤner-
sedel 1530U95 II Obburg; hü᪷ənərse᪸dəl (heute Seftigen-
strasse 9), huͤnersedel 1452U79, Hühnersädel oder der nä-
here Claretsack (Landgut) 1838D (abgebrochen 1883) III
Bern; dər se᪸dụ (Weiler, K.), vff dem hünersedel um
1530U142, vff dem huͤner sedell (Gehöft) 1531U97, blaͤsi
springo vf dem huͤnersaͤdell 1543U100 … III Gerz.; hü᪷ənər-
se᪸dụ (Wa.) III Rüegg.; im hü᪷əndərse᪸dəl (Hei., nicht id.
mit se᪸dəl) III Sigr.; im hü᪷ənərse᪸du obə (Quartierberg),
hinder dem Huͤnrsedele 1308, underm Huͦnrsedel 1358,
das hünersedel um 1530U142 III Steff.; hü᪷əndərse᪸dəl
(Grat) IV Adelb.; im hü᪷əndəršlu᪷pf (Eingang zum Under-
holz) V Beatb.; hi᪷əndəršlupf (kl. Graben) V Obried; hü᪷ən-
dəršnuərekə, hü᪷əndəršnüəreka (Heumäder) IV Adelb.; uf-
əm hü᪷əndəršpī᪷l (Birkhühner dort anzutreffen) IV Bolt.;
hü᪷ənəršpī᪷l, hü᪷əndəršpī᪷l (bewaldeter Felskopf, Bergweide,
Birkhühner) IV Saanen/Zweis.; u᪷fəm grōssə/xlị̄nə hü᪷ənər-
špī᪷l (Bergweide, Birkhühner) IV Saanen Turpach; hi᪷ən-
dərštokx, Hühnerthälistock 1845D (Gipfel zw. Gauli-
und Unteraargletscher) V Gutt./Innertk.; hü᪷əndər/hiən-
dər- ~tal/~tāl/~tellti (Bergtal) V Lütsch.; hi᪷əndərte᪸lli,
~tellti, hi᪷əndərtelltigrē᪸tli V Brienz; im hi᪷əndər-
tellti (kl. Felsental mit štụdhenni) V Gadm.; hi᪷əndər-
tellihōrən, hi᪷əndərtelltijọx (Gratübergang) V Gutt.; hi᪷ən-
dərtellti (vergletschertes Hochtal) V Innertk.; hi᪷əndər-
telltiho᪷rən (nicht id. hi᪷əndərštokx), hi᪷əndərtelltijọ̄x V
Gutt./Innertk.; hü᪷ənərweid (K.) III Neu.; hü᪷ənərwēdli
(Hei.; im schriftl. Verkehr: Heimenrütiweidli) III Röth.;
hü᪷əndərwẹ̄d (Vorsass) IV St. Steph.; hü᪷ənərwẹ̄dli (Wei.,
Wa.) IV Reich. Wengi; hü᪷ənərwị̄laux (kl. Schlucht;
Standort des Hühnerweihs) II Rum.; d hü᪷ənərweŋ (Ge-
röllhalden) IV Kandergr.


C) -li: (Die folgenden Belege umgreifen ein grosses Ge-
biet mit Hei., K. und Wa., in das sich die drei Gemeinden
Muri, Rubigen und Worb teilen.)

im hü᪷ənli (Hei.), Hühnli (Hof) 1838D III Worb Rüfe-
nacht; ~ (Wa.) III Rub. Allm. Be.; ds xlị̄nə ~ (Wa.) III



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Sp. 310


Muri Güml.; das hünle 1470C2, dass Hünlÿ 1530U132, dasz
nider eÿchi stost hinderhin an dasz hunlÿ 1531U60, der altt
aͤgerdten acher … stost an das huͤnli 1535U101 III Muri
Güml./Rub. Allm. Be./Worb Rüfenacht.

hü᪷ənliaxxər (K.; beim hü᪷ənliwaud), der huͤnlis acher
1529U92, der oberhuͤnlis acher, der vorder huͤnlis acher
1529U92, der hunulis acher, der huͤnlis acher 1531U60 III
Rub. Allm. Be.; ~fe᪸ud, dasz Hunlÿ Holltz 1530U132 III
Muri Güml.; i dər ~rüti (K.), die huͤnli strasz 1535U101 III
Worb Rüf.; im ~waud (oder: im hü᪷ənlər), im Hüenli-
Wald 1733/34C3 III Muri/Rub.

hü᪷ənlirein (Hügel im Wa.) I BusswbB.

-ler: dər hü᪷ənlər (für hü᪷ənliwaud) III Rub. Allm. Be.; dər
xlị̄n/grōss hü᪷ənlər (Wa.; abgeschlossenes Waldstück,
östl. hü᪷ənlər) III Worb Rüf.

-dschi: Hüendschihaus 1838D II Erisw.


Schwzd. Huen n., meist pluralisch verwendet Hüen(d)er ‹Huhn›
(Id. II, 1370ff.).

In den untern Sektoren I‒III bezeichnet unser Wort zumeist das
Haushuhn, in den alpinen Sektoren IV und V vor allem das Birk-
huhn, auch das Schnee- oder Auerhuhn, d. h. das wilde Federvieh,
während das Tier auf dem Bauernhof hier meist Henne(n) heisst.
Der Sprosslaut -d- nach -n- tritt fast ausschliesslich in den Sekto-
ren IV und V auf: hüəndər, hiəndər.

Hüenler für Hüenliwald gebildet wie Bremer zu Bremgartenwald,
Bueber zu Buebeseeli usw.


Huer

i᪷ dər huər (Weide) I Seed.


Schwzd. Huer f. ‹Hure› (Id. II, 1589f.). Kann Schimpfwort auch
für Gegenständliches sein, z. B. für einen ‹Steinschlitten›.
Schwäb. Wb. III, 1913 führt eine ganze Reihe von Flurnamen
mit dem Bestimmungswort Hur(en)- auf. ‒ Immerhin bestünde
die Möglichkeit, dass hier im Seeland ein Flurname Hure
(< horwe) gedehnt worden wäre und dies Hūr volksetymologisch
in Huer umgelautet worden wäre.


Huet f.

B) a) lants~ s. Landshut; i᪷n dər wịdəm hü᪷ọ̈d (Dorfquar-
tier) V Meir.

b) ein Juchertten genantt der huͦtt acher 1531U59 II Iffw.;
~axxer III Lohnst.; hu᪷ədaxxərmat (K.) III Wohlen
Mörisw.; ½ mad genant die huͦtt gassann 1531U59 II Et-
zelk.; ~grabə, ~grabəme᪸ttəli, ~grabəwaud, ~grabə-
wẹ̄dli, ~mat (3 Hei.), ~waud, ~wẹ̄d (Hei.), ~wẹ̄dli III
Horr.; ~grabə, ~šwand III Sigr. (benachbartes Gebiet
zu Horr.); ds ~mād (Sömmerung f. Schafe und Kühe)
IV Aeschi; im hu᪷əpmād (Alpweide) V Ltbr. Gimm.; i᪷ dər
~mat (K.), die huͦtmatten ein mad 1529U92 I Meik.; i mad
in der huͦtmatt 1474U30 I Orp.; ~mattə, hu᪷əpmattə, in der
huͦtmatt 1474U30, vff die huͦbmatten 1529U33, Jn der huͦtt
matten um 1531U34 I Safn.; i dər hu᪷əpmat, ~mat (ebenes
K.) II Berk.; ~mat, jn der huͦtt matten 1531U59 II Et-
zelk./II Graf.; die nidermatt oder genant huͦttmatten



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Sp. 311


1510U67 II Huttw.; ~mat III Arni; ~mat (K.) III
Kirchl.; hu᪷əpmat, jn der huͦtmatten 1534U100 III Täg.; i᪷
dər ~mat (Hei.), jn der huͦtmattenn 1531U97, bÿ den Eÿ-
achernn ob den Huͦtmattenn 1563U110, 1569U72 III Vech.;
die huͦtmatten, ein mad 1531U97 III Wohlen Särisw.; i᪷ dər
~mat (Hei. am Hang eines Hubels), stost obenn an
benndict lemans huͦt matten 1534U100 III Worb; u᪷f dər
~matti (Hei., Ende des tafelebenen Mattlandes) IV
Diemt.; hent ir jegklicher an Huͦtmatt 1 tristit 1348/58N
IV Erlenb.; ~me᪸ttəli (K., evtl. huəb?) II Mötschw.;
hüədme᪸tli (Wei.) V Brienzw.

hu᪷əpu᪷ (Wei.), Huepel 1838D, zem Huͦtplet 1351 (id.?) III
Wattw.; zem Huͦtbuͤl 1366 III Kirchgde. Thurnen.


Schwzd. Huet f. ‹Obhut, Wachtplatz, Hüterdienst eines Hir-
ten …› (Id. II, 1793f.), ahd. huota, mhd. huote, stf. ‹Schaden ver-
hindernde Aufsicht und Vorsicht, Bewachung, Behütung› (Le-
xer I, 1394).

Huet f. ist nach Id. im bern. Gebiet nur noch als Warnruf beim
Schlitteln bekannt, muss aber nach dem Zeugnis der Flurnamen
einmal auch als Appellativ bekannt gewesen sein. Von den Zu-
sammensetzungen ist heute noch Huetschaft ‹Aufsicht› in Hab-
kern belegt (Id. II, 1794).

Meist handelt es sich wohl um unter Aufsicht eines Feldhüters
gestellte Fluren.

In Einzelfällen ist es nicht möglich, Huebmatten von Huetmat-
ten zu scheiden.


Huet m.

A) dər hü᪷öd, bi᪷m ~ (Felskopf mit Hutform, auf Arnialp) V
Haslib.

B) aa) harnišhu᪷ət (Hei.), Harnischhut (Hof) 1796/97S,
1838D III Boll.; i᪷m ịsə~ (Hügel) II Ausw.; ịsəhu᪷ət (An-
höhe, K.) II Wynigen.

ab) frantsō᪷səhu᪷ət (Wegkreuzung) III Ndmuhl.; hē᪷rən-
hüəd, herənhuəd (Häuser, Gärten) V Brienz; jakxobshu᪷ət
III Mühleb.; Ysenhuͦtzried 1350N, 1354 (heute: hu᪷əts-
mattə, zum FN Isenhut) III Belp; pfaffənhü᪷əd (Felskopf)
V Gadm./Innertk.

b) hu᪷ətmaxərliaxxər (K.) III Langn.

C) -er(r)en: (Movierung?) wegen des Hüterrenguͦtes 1417
(Wäger) III Gebiet Rüegg.; min halbteil der Huͦterre
boͧngarte 1366 III Brenzk.


Schwzd. Huet m. ‹Kopfbedeckung von Männern und Frauen›
(Id. II, 1783ff.), ahd., mhd. huot m.

Die einschlägigen Flurnamen sind durchwegs metaphorische
Prägungen nach bestimmten Hutformen.


Huuffe

B) a) bi᪷m hē᪸rdhụ̄ffən (Schutt von Tunnelbau) V Obried;
štẹihụ̄ffə (Sammelname für 3‒4 Einzelhöfe in coupier-
tem Gelände), auf dem Steinhaufen 1795C3, Steinhaufen
(Häusergruppe und Höfe) 1838D, štẹihụ̄ffəwaud II
Leimw.; Steinhaufen (Haus) 1838D III Steff.; štẹihụ̄ffə



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Sp. 312


(3 Häuser, Steilhang), Steinhaufen 1838D III Thun; dər
tū᪷rbəhụ̄ffə I Leuz.

Hieher?: šē᪸rhụ̄fərə (K., viele Mäuse), sins bruͦders mat-
tenn heist Jn den Scherhuͦffenn, sin mattenn die scherhuͦ-
fera 1531U97 III Rüml.


Schwzd. Hūffe(n) m., wie nhd. Haufen ‹unregelmässig aufge-
schichtete Masse von Erde, Steinen usw.›, mhd. hūfe swm. (Id.
II, 1043ff.).

Schärhūfere(n) meint die etwa in Wiesen massenhaft auftau-
chenden Erdhäufchen der Schärmus (Maulwurf, Talpa europ.),
eine Klammerform, eig. *Schärmushūfere s. Id. IV, 479 Schër-
mus.


Hug-

ze Hugshalten 1360, ze Hugst-/Hugshalten 1380 III
Belpb.; bisz an toͤssis hugsboumacher 1531U97 III Muri
Kräyigen.

PN?, FLN?: ein Juchartten vnderm Hugman, ein halb
Juchartten am Hugman, acht Juchartten vnnder dem
Hüginer stossennd vor an Bümplitz pfad, hinder an Hug-
man … 1554U109 III Köniz.

Hieher?: pratum an du̍r Hugbretschon 1339 V Interl.

Hugi:

u᪷f dər hụgifluə (auch gụgi-; Fluh) IV Därst.

Uff der Hugis aͤgerdten 1535U101 III Ndwicht.; lit an hu-
gis hoͤltzli 1474U30, an Hügis Höltzli um 1531U34 I Diessb.;
uff vͤllÿ hugÿs mos matt (PN) 1480U44 II Alchenst.; in
Hugisbergli 1650U153, 1654U152, in Hauggisbergli 1665Rq5
(heute: hụgəli) IV Saanen; zu Hugistal 1627/29C3 wo?
(evtl. verschrieben für Hulistal III Kehrs.); hụgiswẹd
(Wei.) III Pohl.

in der Hugenen matt 1573/74U77a II Attisw.

Hug(e)li:

ds hụgəli (Heumahd) IV Gsteig; ds hụgəli (id. mit Hugis-
bergli, s. d.), ~grabə, ~grāt IV Saanen.

Hügli:

ds hụ̈glihụ̈sli (kl. Hei.; ehemal. Besitzer Hügli) II Lütz.;
im Hu̍glisbache (Hof bei Brittern) 1368, vom hüglyspach
1495Uk2, Hüglispach 1796A, 1838D II Rüegs.

Huggli:

hu᪷klimād (Heumahd) IV Adelb.


Zugrunde liegen die altdeutschen PN-formen Hugo und Hugi
(Fm I, 922f., Kaufm. S. 209), die später zu den FNN Hug (BE
Bettenhausen, Ferenbalm, Madiswil, Thunstetten) und Hugi (in
BE ebf. altverbreitet) und damit diminuiert weiterhin zu den
FNN Hügi (BE Niederbipp) und Hügli (BE altverbreitet) geführt
haben (FNB III, 133ff.).

Huggli zeigt affektische Verhärtung (wie in den FNN Hugg(l)er,
Huggenberger).


Hügel

dər hü᪷gəl, (Wa.) IV Diemt.; ufəm ~ (Hei.), auf dem Hügel
1785MW, 1838D IV Gsteig.

grābhü᪷gụ (K., nichts bekannt von Gräbern) III Mühleb.;



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Sp. 313


grābhü᪷gu (Geländebuckel im Schwandwald; prähist.
Gräber?) III Müns.; heidəhü᪷gu (K.) II Bannw.;
brandhü᪷gəl (Sammlg. MW) IV Lau.; Burghügel 1850J I
Arch.; štre᪸tlighü᪷gəl (Hei.) III Thun.

hü᪷gəlfe᪸ŋli, hü᪷gəlfọršəssli IV Gsteig.

Hieher?: ds hu᪷gəli, im ~ (Haus u. kl. Hügel) III Bleik.

u᪷fəm hü᪷gələraxxər (kein Hügel, ebenes K.) I Scheur.


Ein ursprünglich ostmitteldt. Wort, das im liter. Mhd. noch
nicht vorkommt und durch Luther in die Schriftsprache einge-
führt wurde. «Das in den Bibelübersetzungen entsprechende
obd. Wort ist bühel» (K. v. Bahder, Zur Wortwahl in der
frühnhd. Schriftsprache 1925, S. 28ff.). Heute erscheint Hügel
auch schon mundartlich in der deutschen Schweiz, freilich erst
selten in der Toponomastik. Id. II, 1087, erschienen im Jahre
1885, führt das Appellativ ‒ offenbar als unschweizerisch ‒ noch
nicht auf. Bemerkenswert ist der Hofname Hügel 1785 in Gsteig.


Hüginet/Hüginer †

Ein halbÿ Juchertten lidt vnnder dem Hüginett …, Sächsz
Juchertten vnnder dem Hüginer …, an der Huͦb: am Hü-
giner ob dem bir böm …, vnnden am Hüginer …, an Hügi-
nett …, an den Hüggnitt wäg (Belege in ders. Reihenfolge
wie im Urbar) 1529U93, Acht Juchartten vnnder dem Hü-
giner …, denne am Huginer ob dem Byrboum … 1554U109
III Köniz.


Überlieferung unklar; vielleicht auch zum FN Hugi.


hulb †

anderthalb juchart der hulben acher genant 1532U125 III
Mühleb.


Mhd. hülwe, hulwe stswf. ‹Pfütze, Pfuhl, Sumpf-Lache› (Lex. I,
1382); im Schwäbischen in zahlreichen Flurnamen, u. a. auch als
Hülbenäcker, belegt (s. Schwäb. Wb. III, 1860).


Hulderi †

Am Huldery zwo jucharten …, Am Hulderj zwo Juchar-
ten 1535U101, Das vorder Huldrj acherlj ist ein jucharten,
lytt zuͦ einer sidtten an der Hodell gassenn 1535U101 III
Ueb.



Huuli- s. Houle-/Oule-


Hullige

d hu᪷ụigə, i᪷ dər ~ (2 Hei.), Cristenn ze huliggenn 1530U69,
Hulligengut 1793A, Hulligen (2 Häuser) 1838D II Dür-
renr.


Wahrscheinlich ein «falscher», sekundärer -ingen-Name, der
durch Angleichung an gleichgebildete Örtlichkeitsnamen der
nähern und weitern Umgebung von Dürrenroth wie Flückige(n),
Waltrige(n), Heimige(n), Boppige(n) … entstanden ist. Das
Grundelement ist nicht sicher zu fassen; wahrscheinlich ein PN;
möglicherweise auch das Appell. Hole(n) ‹Vertiefung›.




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Sp. 314


Hülsch/Hültsch

d hü᪷ụtšə, hu᪷ụtšə, i᪷ dər ~ (Stück Hohlweg, beidseits mit
Eichen bewachsen) I Rapp. Moosaffolt.

hü᪷utšimat, i dər ~ (K., Talboden zw. Bach und Wald-
rand) II Bollod.

ij juch heisset die hülschbreÿtti 1498U46, 1500U48 III
Brenzk.


Aus semantischen Gründen kommt eine Deutung durch das Ap-
pellativ Hülsch(e), Hultsche f. ‹Hülse, Schale von Früchten› (Id.
II, 1215) kaum in Frage. Hingegen könnte dies bekannte Mund-
artwort auf eine nicht mehr verstandene Namenlautung einge-
wirkt haben. So liesse sich im Hinblick auf die angegebenen
Bedeutungen an eine Vergröberungsform zu Hulle ‹sanfte Ein-
senkung, Vertiefung des Bodens› (Id. II, 1159) denken, und
Hülltschi- wäre das Diminutiv dazu. Doch fehlen uns vorläufig
Belege für derartige feminine Ableitungen auf -tsch-. Holz-schuh
m. war nach Id. VIII, 464 auch im Bernbiet ein Mass für Holz.
Der Ausdruck hat sich mundartlich zu Holtschue, Hol(t)sche(n)
entwickelt und könnte auch über Hültsche durch Einwirkung
des vertrauten Hülsche(n) ‹Hülse› zum fem. Hültsche(n) gewor-
den sein; vgl. Hand-schue zu Häntsche(n), schon mhd. hensche.

Der für das Berner Oberland bezeugte Pflanzenname Holz-
schue für Frauen-Schuh (Id. VIII, 464) ist wohl für die betreffen-
den Mittellandgebiete auszuschliessen.


Humb-

hu᪷mboldsruə (stiller Ort am Kleinen Rugen; neuer
Name, der kaum gebräuchlich ist) V Matten; an Hum-
brechtsswant 1355 (s. Stichwortansatz Hunger) III Eriz;
ein matten heisset du̍ Hu̍nbrechtscha 1370 V Unters.; ze
stockers hu̍srenn, Stost ann hünpperts bodenn …, Jnn
hünpperts bodenn 1518U74 II Attisw.; die hu̍mpell gas-
sen 1535U101 III Köniz Liebew.; die hu̍mpelmatten
1480/90U44, 1500U48 II Rumend.; vff dem humppenn
acher …, Jm humpper acher 1551U32 I Herm.


du̍ Hu̍nbrechtscha 1370 ist eine Femininbildung zu Hunbrecht.
In den kaum sicher zu erhellenden Flurnamen hu̍mpell und
humppenn, humpper könnte auch ein verkürzter PN, etwa Hun-
pold (SG anno 808) oder Humpert (Hunbercht; SG anno 808)
stecken; hu̍mpell könnte aber ebensowohl eine Schrumpflau-
tung von Hund-büel sein.

Vgl. Etymologie zu Hun-/Hün-.


Humel

ij juch. heisset der humelacher 1480/90U44, 1500U48 II Al-
chenst.; ein stuck zum humelboüm, … ein halb Man-
werck, zum hummelboüm 1518U74 II Obbipp; ein cleine
Juch: heist das humel stucki 1531U97, das Humelstuckj ist
ein Kleinj Jucharten 1535U101 II Alchenst.

-ere(n): uf dər hu᪷mlərə (K., breiter, nach Süden abfallen-
der Hang), die erst zelg heisset die hummlerrin, stosset
an den hag an die hummlerrÿ 1480/90U44, die humlerin
1500U48, vf der hu̍mlera 1531U97, Zelg vff der Hunlera
1535U101 II Alchenst.





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Sp. 315


Flurnamenbildungen mit schwzd. Hummel, Humbel m. ‹Hum-
mel›, ahd. humbal m., mhd. humbel, hummel m. ‒ Der Name be-
zeichnet offenbar Orte, wo sich Hummelnester befanden.


Hun-/Hün-

šloss hü᪷nek, hi᪷ndər dər hụ̈nek (); Schloss, Wohnquar-
tier) III Hilt.; bonum dictum Hunisguͦt 1332 V Sax.;
hụ̈nibo᪷də (Wei.) III Heil.; von dem hunenbuͤl 1502U157 IV
Bolt.; dər hü᪷ənštu (Wa.), Hunistal 17. Jhd.UP III Worb.


Zugrunde liegt ein altdt. PN zum Wortstamm Hūn(i)-, dessen
Zuweisung nicht eindeutig zu sein scheint (s. Fm I, 929ff.; II,
1495ff. und 1499ff.). Er wird im allgemeinen vom Volksnamen
Hūn, Hunnus ‹der Hunne› hergeleitet, wobei die frühmittelalter-
liche Benennung später auf die Awaren und andere aus Osten
eingedrungene Völker, nach H. Kaufmann auf die Römer und
die ganze vordeutsche Bevölkerung übertragen wurde, dann
wohl die Bedeutung eines (feindlichen) Riesen, gewaltigen Rek-
kens angenommen hat und in diesem Sinn zum PN germani-
scher Männer wurde (wie auch fremde Stammesnamen Frank-,
Schwab- usw. in Ortsnamen). So dürfte sich der Schlossname
Hünegg erklären. Eine andere ‒ vielleicht parallele ‒ Herlei-
tungsmöglichkeit für Hūni-/Hunno aus germ. Spracherbe gibt
H. Kaufmann S. 207ff. Aus dem PN aber entstand auch ein Bei-
oder Sippenname Hüni; vgl. 1343 Heinrich Hu̍ni (FRB VI, 783),
1303 Chuͦnradus dictus Huni (FRB IV, 170), 1323 Niclaus Huni
(FRB V, 372), alle aus dem Gebiet um Interlaken; damit ist wohl
Hunisguͦt 1332 und Hunistal 17. Jhd. zu erklären.


Hund

A) dər hu᪷ŋ (K., mager, steil) III Langn.; im hu᪷nd (K.) III
Sigr.

B) a) hö᪷ihuŋ (K.) III Kirchl.; he᪷uwhund (Grund- und
Staublawinenzug) V Ltrb. Stech.

b) hu᪷nds-/hu᪷nts-:

i᪷ dər ~axxərwiti (K.), hundtsacher 1609Bu (Pfrundurbar
Belp), ein acher, nempt sich der Hunds-acher 1698UT III
Belp; ~axxer III Mühleb.; ~axxer (Hei.), Hundsacker
1838D III Rüegg.; (hundegk siehe hon-egg III Ueb.); u᪷f
dər ~ek (Wa.) IV ObwiliS.; Hundseck 1850J V Ltbr.
Weng.; d ~eki V Bön.; ~eki (mehrere kl. Eggen) V
Iseltw.; u᪷fəm ~ekli (Heumahd) IV Frut.; ~fluə (Fluh,
Wa.), die obre hundsfluͦ ein mad 1531U97, jn der vndern
hundsfluͦ ein halb mad 1531U97, by der hundsfluͦ ein halb
Juchart acher 1542U104 III Boll. Ferenb./Vech.; bei der
Hundsfluh 1845D II Neu.; vff der hundsfluͦ 1531U97,
1554U109 … III Wahlern; d ~flüə (Felspartie), Hunds-
fluh 1786Wä IV Reich. Kienth.; u᪷f dər ~fluə IV
Reich. Kienth./~flüə (Sg.) V Ltbr. Gimm.; ~flü᪷ö od.
~šepfən (Felsköpfe), Hundsfluh 1760Wä V Brienz; uf dər
~flüö (Felsband, Grenze gegen V Haslib.) V Meir.; uf dər
~flüö (hoher Felsen, Grenze gegen V Grindelw.),
Hundsfluh 1757A V Meir.; ~fotmē᪸dli IV Saanen; ~grabə
(Wa.) II Etzelk.; ~grabə (Wa.) III Köniz; ~grabə III
Obdiessb.; ~grabə IV Adelb.; ~grabən V Sax.; ~grabə-



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Sp. 316


waud (Wa.) III Burgist.; hu᪷ngre᪸bli III Langn.; i᪷m
hu᪷ŋkrāt (Hei.) II Lütz.; an hundtz grad 1531U136 III
Trub; ~gri᪷nd (Felskopf) IV Bolt.; ~gri᪷nd (K., steil) V
Beatb.; ~hogər II RütibL.; ~ho᪷rə IV
Reich. Kienth./~ho᪷rən (Grenzgipfel), Hundshorn 1786Wä
V Ltbr. Gimm.; ~hö᪷rndli IV Lau.; u᪷fəm ~hu᪷bəl V
Ltbr. Gimm.; ~hü᪷bəli (Hei.) I Leuz.; ~hü᪷bələr (K. bei
hü᪷bəli) II Hindelb.; in də ~xērə (Strassenkehren) V Un-
ters.; ~xnu᪷bu (Wa., Felskopf) III Trub; i də ~lo᪷uənə
(Heumäder) IV Reich. Wengi; hu᪷ndlo᪷uwi (2 Lawinen-
züge) V Innertk.; ~mād (Heumahd, ehemals xu᪷əntsə-
mād) IV Wimm.; ~mat (Sumpfland) II Lütz. Lauter-
bach; ab einem stuck erdterich genant die hundtsmatt
1591U130 III Gugg.; ds huntme᪸tli V Brienzw.; ds ~me᪸təlli
(kl. Wiese im Dorfzentrum) V Brienz; hu᪷ndsmu᪷ttə (Häu-
sergruppe auf einem Bödeli) IV Bolt.; ~ō᪷r (mageres,
steiles K.) III Langn.; ~bax, ~baxšụ̈̄r (Scheune) IV
Zweis.; dər ~bax (Bach) V Ltbr. Gimm.; Hundsbachflu
1784A, Hundsbachhorn 1757A (id. mit den heutigen ~flu᪷ə,
~ho᪷rə) IV Reich. Kienth./V Ltbr. Gimm.; am Huntz pan
acher (?) 1535U101 III Konolf. Gys.; lit neben hundsperg
(FN?) 1500U48 II Kirchb.; u᪷fəm hu᪷nšbrg (2 Hei.), vff dem
huntsperg, Cuͦnrat der snider vff hundsperg 15. Jhd.U47,
vff dem huntzberge 1481C1, der meyer vff hundsperg
1500U48, d hu᪷nšbrgaxxərə (K.), vff dem hundtsperg hag
1531U97, ds hu᪷nšbrghö᪷utsli (Wa.), hu᪷nšprgmatə (K.) II
Krauchth.; zuͦ dem Hundbirboͧm 1357 I Lengn.; stost …
an hundt bÿr boͧm 1531U59, iij Juchertten genant hung
bÿrboum 1531U59 II BürzH.; apud arborem dictam Hunt
‒ birboͮme 1328 III Kies.; hundtsbrunnen 1609Bu III
Belp; ~brü᪷nnəli IV Bolt.; am huntbuͤll acher 1531U59 II
BürzH.; am hundts büell 1535U101 III Bern Bümpl.; u᪷fəm
hu᪷mpü᪷əl, uffem Hundbül 1651A, 1784‒85C3 IV Aeschi;
~pi᪷əl V Ltbr. Weng.; ~bi᪷əl (Wa.) V Obried; ~rü᪷k (Bo-
denwelle, K.) III Höfen; u᪷fəm ~rü᪷k (Hei.), ab einem
stuck erdterich genant der hunndtsrugg 1591U130, Hunds-
rück 1838D III Rüsch.; ~rü᪷k (Grat wie Hunderücken),
Hundsrück 1845D IV Bolt./Zweis.; dər hu᪷nsrü᪷k (Schaf-
berg, Hangterrasse), Zins vom Huntz Ru̍gg 1488U156, von
dem Hundsrügg 1502U157, 1515U158 IV St. Steph.; ~rü᪷k,
~rü᪷krabə IV Wimm.; ~ri᪷k (Felsrippe) V Obried; dz
Huntzrüggli 1451UT IV Diemt.(?); ~rụ̈ti (Hei.), Hunds-
rüthi (Ha.) 1838D II Lütz.; hu᪷ŋsịtə (K.) III Langn.;
~špru᪷ŋk IV Gsteig; ~špru᪷ŋ (Fluh, Wiesland) IV Kan-
dergr.; ~špru᪷ŋ V Ringg.; ~štei III Belp; ~štẹ̄ (ehemals
tụ̈fụštẹ̄) III Toff.

Hundschopf, Hundschüpfe:

hu᪷ndšo᪷pf II Lütz.; Hundschüpfen 1543Rq6 (Wa.) III
Bigl.; hu᪷ndšü᪷pfə (Felskopf) III Fahrni; hu᪷ndšü᪷pfəwaud
(Wa.) III Freim.; hu᪷nsšü᪷pfə (Fluh), erdterich genant die
hunndtsschüpffen 1581U130 III Gugg.; hu᪷ndšü᪷pfə (Hei.),
hu᪷ndšü᪷pfəfluə III Heil.; ein holtz ze heimberg bi der
hundschüpfen 1485U139 III Heimb.; i᪷ dər hu᪷ndšü᪷pfə (gros-



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Sp. 317


ser Wa.), die Huntzschüpfen (Hochwald) 1664A III Lau-
pers.; d hu᪷ndšü᪷pfə (Wa.), o᪷bəri, mi᪷tləri hu᪷ndšü᪷pfə (grosser
Wa.), die hundschupfa 1420‒30C2, aber gitt er von der
Hundt schüpffenn 1530U135, Hundtschipffen 1542A, die
Huntzschüpfen (Hochwald) 1664A … III Sign. (südl. III
Laupers.); hu᪷ndšopfwẹ̄dli (K., ehemals Wei.) IV Diemt.;
uf dər hu᪷ndšü᪷pfə (K.) IV Reich. Kien Aris; hu᪷ndši᪷pfən
(Felsköpfe), in hu᪷ndšepfən, hu᪷ndšepfən oder ~flüö (s.
vorne; 3 versch. Stellen) V Brienz; u᪷f dər hu᪷ndši᪷pfi V
Brienzw.; hu᪷ndši᪷pfa oder hu᪷ndšepf (Wa.), an die hund-
schuͤpffen 1535U161 V Grindelw. Bussalp/Itramen; hu᪷nd-
ši᪷pfi (Felsköpfe, schmaler Durchgang), Hundschüpfen
1850J V Innertk.; hu᪷ntšo᪷pf (felsiger Aussichtspunkt) V
Ltbr. Weng.; hu᪷ntšo᪷pf (Alp Breitenboden) V Meir.; d
hu᪷ndšepfən (Fels) V NdriedbI.; i᪷n dər hu᪷ntšü᪷pfə, d hu᪷nt-
šü᪷pfa, die hundschüpffen 1535U161 V Wild.

im hu᪷ntswe᪸ldli IV Gsteig; hu᪷ndstsụ̄n (K., Scheune) V
Ltbr. Weng.


Schwzd. Hund m., Bedeutung wie nhd. (Id. II, 1421ff., bes.
1429). Die meisten einschlägigen Flurnamen erklären sich wohl
aus dem seit dem Altertum belegbaren pejorativen Gebrauch
des Wortes Hund, hier für abgewertete, steile oder unfruchtbare
Grundstücke. Metaphorisch verwendet nach der Gestalt ist das
verbreitete und auch in BE bekannte Hundsrügg (Rücken),
ebenso Hundsgrind u. ä.

Vereinzelt mag hinter dem Ausdruck Hund euphemistisch die
Gestalt des Teufels stecken (vgl. Id. II, 1427q.), was etwa am Bei-
spiel Hundste(in), ehemals Tüfuste(in) von Toffen ersichtlich ist.
Auffällig zahlreich sind Namen für Felsgebiete mit dem Bestim-
mungswort Hund wie Hundsflue, Hundsschopf, Hundsschüpfe.
Hund(s)schüpf(e) f. bezeichnet (nach Hubschm., Thun S. 190)
‹Schluchten, Felsabstürze und Örtlichkeiten, die in der Nähe
solcher Abstürze liegen›. Nach Hubschm. sollen sie auf einen al-
ten Brauch weisen, nach welchem man Tiere über die Felswände
warf, um sie nicht mit dem Messer zu töten, weil man die magi-
sche Wirkung des Blutes fürchtete. Eine Gewährsperson erklärt
denn auch, nach sagenhafter Überlieferung habe man früher
Hunde über die Felswand hinausgeworfen, «gschipft». ‒ Wahr-
scheinlicher ist aber eine nachträgliche volkstümlich-aetiologi-
sche Deutung, indem man eben das Subst. Schüpfe(n) f. verbal
auffasste und es mit dem Sinn von ‹stossen› verband. Auch die
Hunds-schüpfe(n), -schupf, -schopf sind wohl einfach kahle, un-
fruchtbare, unzugängliche Örtlichkeiten, die mit der Namen-
komposition abgewertet werden. ‒ In einzelnen seltenen Fällen
bleibt zu erwägen, ob im Bestimmungswort einschlägiger Na-
men auch ein abgekürzter PN oder der Volksname Hunn(e)
(s. d.) enthalten sein könnte.


Hung-

d hu᪷ŋaxxə, i᪷ dər ~ (K., z. T. überbaut), in hungachen
1530U142, in der hundachen 1534U100 III Obdiessb.

Hieher als Kürzung?: hungla, in der hunglen um 1530U142
III Obdiessb.

vnnder der hungachen 1531U97 III Obthal.

die Hundach aker, vff den Hundach akern 1423UBS II
Ndbipp.

hu᪷ŋaxxər (K.), anderthalbÿ juchertten genant der hung-



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Sp. 318


acher, … radwendent die hung acher all darvff, der Mitt-
list hungacher, der Obrÿst hungacher 1531U59 II Graf.;
Der hungacher 1531U97 III Boll. Ostermund.; der Hung
acher 1531U51 III Landisw.; an Peter Strams Hungacher
1646UT III Obthal; dər hu᪷ŋaxxər (Hei., im schriftl. Ver-
kehr: Sunnacher), der hungacher 1531U97 III Vech.; der
Hung bÿrboum acher 1531U59 II BürzH.; i᪷m hu᪷ŋhafə
(Hei.) IV Lenk; ds hu᪷ŋihụ̈sli (kl. Hei.) II Hasle.


Schwzd. Hung, Hunig m., mhd. hung, Nbf. zu honec (Id. II,
1367). Bezeichnet sind Örtlichkeiten, auf denen Bienenstöcke
stehen; aber auch, da Hung im Volksmund sinnbildlich für gu-
ten Ertrag verwendet wird, besonders ertragreiche Landstücke;
vgl. mdal. es hunget i(h)m ‹ihm regnet es Honig›, es gedeiht ihm
alles gut.

hund- in Niederbipp dürfte durch schon frühe ‹umgekehrte
Schreibung› entstanden sein, in Oberdiessbach wohl blosse Um-
deutung.

Ungeklärt muss der zweite Namenteil -ach(en) neben -acher blei-
ben; vgl. -achen, -echen (ONB I/1, 4).

NB. Ob die Benennung Hungacher (Grafenried) als Gegenbil-
dung zum benachbarten Hungerberg (wie etwa Paradies: Höll)
zu gelten hat oder als kontrahierte Klammerform aus *Hun-
ger(berg)acher, bleibt zu erwägen.


Hunger

A) u᪷fəm hu᪷ŋər (Wei., Wa., steil, trocken, mager) IV
ObwiliS.

B) b) stost an ludi lugenbuͤls hungeracher 1534U100 III
Bow.; hu᪷ŋəraxxər (K., ehemals schlechter Boden) III
Freim.; stost obsich vf an den hungergraben 1464U38a II
Wynau; die hunger halden, … neben der hungerhalden
1480U44, 1500U48 II Alchenst./Hells.; an der hungerhal-
den 1500U48 III Bigl.; an der Hungerhalten 1367, die
hungerhalten 1386, 1388, ein rebstück an der hunnger-
hallden 1493U84 … III Hilt.; die Hunger Hallden 1530U132
III Muri Güml.; vff der hunger halden 1529U92, vff der
hungerhalten 1531U97, hungerhalden nebend dem hunger
hallden loͤlÿ 1531U60 III Wohlen Uettl.; das ried an der
hungerhalden 1492K3 III Worb; dər ~hu᪷bəl V Grin-
delw.; ~hu᪷bəl (Jägerwarte, kl. Erhöhung) V Obried; die
Hungermatt 1529UP, die Hungermatten … gat oben an das
Schwartzmos bÿm wÿer 1545U117 III Bow.; in der hunger-
matten um 1530U142, 1751P, 1838D III Freim./Obdiessb.;
am ~be᪸rg (Dorfteil v. Jens am Jensberg), ine der zelg am
hungerberg 1521U31, 1528U2, vff dem hungerberg 1529U33
I Jens; dər u᪷ŋərbē᪸rg oder u᪷ntərbē᪸rg (3 Hei.), hu᪷ŋərbē᪸rg
(so nennt man diese 3 Hei. in II Etzelk.), dər u᪷ŋər u᪷ntər-
bē᪸rg (2 Hei.), u᪷ntərbē᪸rgwaud, u᪷ntərbē᪸rgmōs oder bereits
u᪷ŋərmōs, bi Froͧwenbrunnen im Hungerberg 1389R2,
1389‒1460Ud, Hünderberg (korr. in:) Hüngerberg
1530‒63Ar, desz Meiersz am hungerberg hoͤltzer 1531U59,
dem wÿer am hunger berg 1531U59, dem weg in hunger-
berg 1531U97, 1560A, an die hungerbergstrasz, an den hun-
gerbergwaͤg 1531U59, Hungerberg 1838D II Fraubr.; hu᪷m-



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bərg (Wa., K., Anhöhe), der Hungerberg ist by zächen Ju-
chartten, stost an das buͦch Holtz 1530U42 II Thunst.; dər
~bē᪸rg (K., Wa.: Besitzer: u᪷ŋərbē᪸rg), vff dem hungerberg
1529U92, 1531U60, 1534U100, 1838D III Aeschl./Obdiessb.;
Hieher oder zu hung?: vf dem hungenberg 1531U97 III
Boll. Worbl.; d ~ble᪸tsə (Teil der Alp Entschligen) IV
Adelb.; ~bru᪷nnə (Quellfassung, K.), bim hunngerbrun-
nenn 1530U95 I Leuz.; im hungerbrunnen (Heuland)
1500U48 II Kopp.; ~bru᪷nnə (fliesst selten, nur in trockenen
Perioden (!); sein Fliessen kündet Krieg), ein halb Ju-
chertt zum hunger Brunnen 1518U74 II Obbipp; ~bru᪷nnə
(K., früher moosig), vff dem hungerbrunnen 1 Jucharten
1531U97, 1534U100 (hieher?: im hungbrunnen 1542U104 III
Boll. Habst.); die zünj machenn … vor vnnd vmb das
Holtz vonn Hungerbrunnen vnntz gaͤgen Teÿszwÿl
1441C2 III Muri Güml. od. III Boll. evtl. III Stettl.; dər
~rẹ̄ (Rain, Weideplatz mit geringem Futter) IV Adelb.;
der hungerstein ein halb mad 1531U97, 1534U100 III Woh-
len Mörisw.; d ~šlu᪷əxt (K., schlechter, durchlässiger,
«hungriger» Boden), die Hungerschluͦcht 1547U137 III
Arni; die hunngerzellg 1533U133, an die hunger zelg
1542U104 III Ndmuhl.

i᪷m hu᪷ŋərt obə (Hei., heute: tannaxxər) III Kehrs.

Hieher?: der Hungriger, am Hungricher 1535U97 III
Kirchl.


Schwzd. Hunger m., Bedeutung wie nhd. In Flurnamen oder Na-
men von Quellen, Brunnen und Bächen sinnbildlich für ‹mage-
ren, schlechten Ertrag, «hungrigen», durchlässigen Boden, für
zeitweise versiegenden Wasserfluss› (zu letzterem vgl. HDA
Bd. I, 1675; IX, 175ff.). Hunger-Namen sind weitverbreitet, z. B.
allein für Württemberg gibt es nach Schwäb. Wb. III, 1902/03
volle 113 Flurnamen mit Hunger als Beiwort, dazu 36 Hunger-
brunnen, 35 Hunger-berge, zahlreiche Hunger-acker, -feld, -gra-
ben …; vgl. hiezu auch K. P. Roos, Die Flurnamen der Freibur-
ger Bucht, Freiburg i. Br. 1967 S. 189f. Wandlung von hu᪷ŋər zu
u᪷ŋər (Hunger zu unter) durch die allgemeine Tendenz zu Namen-
aufwertung.

Hungert zeigt wohl anorganisches -t wie in niemert (niemand),
gestert (gestern), Göllert (lat. collarium) u. ä., vielleicht ebenfalls
zur verunklärenden Aufwertung statt Im Hunger.

Zu Hungriger vgl. immerhin den alten -ingen-Namen Hungerin-
gen ca. 1350, jetzt ON Humbri(n)ge(n) ZH.


Hungerschwand

dər o᪷bər/u᪷ŋər/fō᪷rdər hu᪷ŋəršwaŋ (auch u᪷ŋəršwaŋ; Hei.,
ehemals Sennerei), an Humbrechts swant 1355, an die
Alpmarch hungerschwand 1531U144, am Hungerswang
1616A, Hungerschwand 1739A III Eriz.


Der frühe Beleg von 1355 erweist, dass hier ein alter PN Hum-
brecht, dessen 1. Glied Fm II, 1505 auf den Stamm Hūn- zurück-
führt (*Hūn-berht), zugrunde liegt.


Hünglis-

hüŋlisaxxər (K.), Hungichacher 1531U97, hungeracher



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Sp. 320


1531U97, hungichacher 1531U97, clein hungichacher
1531U97, klein hunnich acherli 1535U101 III Kirchl.


Wohl volksetymologische Umdeutung eines ungeklärten Be-
stimmungswortes.


Hünibach

hụ̈ni᪷bax, ts ~ (Dorf, auf dem Schuttkegel des gleichnami-
gen Baches, zu drei politischen Gemeinden gehörend),
an dem Hu̍nibache (Bach) 1340, von Hu̍nibach har 1345,
ein matten zwu̍schent dem Hu̍nibach und Wernhern
Hu̍rnin du̍renweg 1369, ein jucherten im Hu̍nibache
1385, (hieher?) die ehaftigi im Hu̍ribach, die matte ze
Hu̍ribach 1394UT, von dem hu̍nibach ist ze wu̍ssen
15. Jhd.U47, aber von hu̍nibach 1489U82, ein matten im
hu̍nibach 1493U84, wa die strasz in dz Hünibach geitt
1523U141, ein hoͤltzly zuͦ Hünybach 1525UT

Hunibachsz matten, So Schuͤppach wasz 1523U141, im
hụ̈nibaxwaud (Wa.) III Heil./Hilt./Thun.


Die unveränderten historischen Belege weisen am ehesten auf
einen alten PN im Bestimmungswort: ahd. *Hunin-bach zu
Hun(n)o, also ‹Bach des Hun(n)o (vgl. Fm I, 930); vgl. aber auch
Kaufmann, Ergänzungsband S. 207f., der die Huni-Namen von
der Benennung des Völkerstammes trennt und germ. Bildung zu
erweisen versucht.

Die frühen Formen Hu̍ni- verbieten einen Zusammenhang mit
schwzd. hüne(n) ‹heulen›, auch vom Sturm, mhd. hiunen, etwa
auf der Grundlage *‹der hiunend bach› anzunehmen, da der
Dentalschwund und die Mittelsilbenerhöhung zu -i- wohl in spä-
tere Zeit fällt.


Hünicher s. Hünig-


Hünig-

i᪷ dər hü᪷nịgə (Heimet), Klein Hünigen 17. Jhd.UP, zu Hüni-
gen (3 Häuser) 1838D II Gond.

i᪷m hụ̈ni᪷xər (K.), der grossacher … stost an waͤg gan wolen,
hinden an huninger 1531U97, der vnnder hininger, vor
dem obern Hu̍ninger 1531U97, der nider huniger ist holtz
vnnd vaͤldtt, der ober huniger anderthalbe Jucharte
1535U101, der ober Hünicher acher 1622 (Bern II, Urb.
Nr. 19) III Wohlen Oberdettigen.

hụ̈nigəršhūs (4 Häuser, 2 Heimet), Hüningershuss
1635/38C3, by Hünigershaus 1707A, i᪷m hü᪷nigərsu᪷nnbe᪸rg
(Heimet), hụ̈nigəršǖrli, hụ̈nigərweidli II Sum.

ds hụ̈nighụ̄s (Wohnhaus, K.), Hünigshaus (Haus) 1838D
IV Aeschi.


Zum in BE alteinheimischen Familiennamen Hünig (FNB III,
130).


Hünigen, Nieder- , Ober-

Heinricus de Huningen 1240, zwischen dien guͤtern Cuͦn-
rat des smides von Hu̍ningen 1351, dorf und dorfmarch



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Sp. 321


ze Hu̍ningen 1355, 1361, 1364, ze Hu̍ningen 1382,
1389‒1460Ud, ze hüningen 1399Uk2, apud Huͦnigen 1425K10,
Hüningen 1542Rq1, Hünigken 1617‒22C3, Heünigen 1701A,
Heüningen 1710Rq6 III Ndhün./Obhün.

ni᪷dərhụ̈nịgə, hụ̈nịgə (Dorf, Gde.), quicquid habetis in
villa Huningen superiori et inferiori 1148, ze Niderhu̍ni-
gen 1367, nider Hu̍nigen, nider Hu̍ningen 1389‒1460Ud,
Apud niderhunigen 1425K10, Hu̍ningen, Niderhu̍ningen
1442‒69Ar, Nider Huͤningen, Niderhüningen, Niderhüni-
gen 1479‒1563Ar, Hüningen um 1530U142, an die acher von
huningenn 1531U60, … III Ndhün.

o᪷bərhụ̈nịgə (Dorf, Gde.), quicquid habetis in villa Hunin-
gen superiori et inferiori 1148, Oberhu̍ningen 1374, ober
Hu̍ningen 1389‒1460Ud, Oberhunigen 1425K10, Oberhüni-
gen 1479‒1563Ar, zu OberhuinnigenRq6, … III Obhün.

šloss hünigə (urk. zuerst im Besitz der Senn v. Münsin-
gen, von 1588 bis 1924 der von May. Zwingherrschaft
über Niederhünigen und Freimettigen) III Konolf.

hünigəbax III Konolf./Ndhün.


In ONN, die im ersten Element alte Volksnamen enthalten, hat
man früher Ansiedlungen von fremden Stammesangehörigen
vermutet, später aber erkannt, dass es sich in vielen Fällen dabei
um einen nach einem Völkernamen gebildeten PN eines Germa-
nen, bzw. bei uns eines Alemannen, handelt. Da die -ingen-Bil-
dungen meistens mit einem ahd. PN gefügt sind, ist Hünigen als
Siedlung eines Alemannen Hun(n)o bzw. Huni (belegt in SG
anno 779, 809 … Fm I, 929ff.) zu deuten.


Hunne-

hu᪷nnəfluə, an dər ~ V Günd./u᪷f dər hu᪷nəflu᪷ə (Felswand
zw. Wengen und Weisser Lütschine) V Ltbr. Wengen;
die hunen fluͦ 1535U161, Hunnenfluh 1777Wä, 1850J V
Günd./V Ltbr. Wengen.


Wahrscheinlich besteht die volkstümliche Deutung zu Recht,
die in der Bildung den Volksnamen der Hunnen sieht: die wilden
Hunnen seien bei ihrem Einfall nur bis zu dieser Fluh gekom-
men. Jedes von Osten eingefallene Volk wurde im frühen Mittel-
alter als Hunnen bezeichnet. Doch dürfte es sich hier um eine
volksetymologische Umdeutung einer *Hund(e)flue auf die in
Erinnerung weiterlebenden Awaren handeln.


Hunz-

A) dər hu᪷ntsə, i᪷m ~ (Hei.), Hunzenhof (Hof) 1838D II
Kldietw.; dər hu᪷ntsə, im Hunzen 1838D (Wa.) II Madw.

B) hu᪷ntsən: ~axxər II Leimw./II Madw.; ~gü᪷tš (stei-
ler, bewaldeter Hügel) II Madw.; Hunten mu̍li 1361,
Huntzenmühli 1570 (Sammlg. Petitmermet) II Münchb.;
~riəd (K., Wa.), vier zächen Juchartten heiszt das
huntzen Ried 1530U42, das kleine Huntzenriedt 1630UP II
Thunst.; ~rụ̈tinə (K.) II Madw.; ~waud (Wa.) II
Kldietw.





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Sp. 322

C) -ingen: Hunzige s. d.

-inghofen: u᪷fəm hu᪷ntsikxər (K.) II Rüdtl.

Hieher?: Hünzelen (Ha.) 1838D III Konolf. Stalden.


Offenbar ist als Grundlage anzunehmen die Kurzform Hunzo
(belegt in SG anno 822, 830, 886) zu einer zweigliedrigen Bil-
dung wie Hunibald, Hunfrid oder ähnlich, deren erstes Namen-
wort altdt. Huni/Huno ist (Fm I, 929 bzw. 931). ‒ Wenn der Flur-
name von Rüdtligen jung ist, könnte die scherzhafte Benennung
Hunziker für den ‹Hund› dahinterstecken.


Hunzige

hu᪷ntsi᪷gə, ts ~; vz. hu᪷ntsi᪷kxə (Weiler m. Mühle), locum in
pago Aregeuwe, nuncupatum Huncinga 982 (hieher?),
Huntzingen 1389‒1460Ud, 1442‒69Ar, 1479‒1563Ar,
(Hennsli Hagi) mu̍ller gesin ist zuͦ Huͦntzingen 1492UT,
Huntzigen 1528UP, Hanns schmid von Huntzingen
um 1530U142, zuͦ Hunzigen 1570C3, Huntzigen 1577Sch
1580/81C3, 1602/03C3, by dem fahr by Huntzickhen
1609Rq6, Huntzigcken 1635/38C3, Hunziken 1707A, 1838D
III Rub.

hu᪷ntsi᪷gə-: ~guət, i᪷ dər ~nou, ~brü᪷k (hölzerne Aare-
brücke), ~rụ̈tị (K.) III Rub.


-ingen-Name zu einem alten PN in der Kurzform Hunzo; siehe
Hunz-; vgl. Fm I, 931 mit Hinweis auf ONN Huncinga, Huncinc-
hova. Wohl kaum mit Hund als PN zu verbinden, wie es Fm II,
1506 versucht.


Hupf-/Hüpf- s. Hupp


Hupp

Huppe/Hupp-

A) hu᪷pə, i᪷ dər ~ (K.), stost … an die huppenn 1535U101, 2½
Jucharten die huppen 1595Uk2, 1680U100 I Meik.; dər hu᪷pə
(K., Anhöhe), vff der Crützzelg genant in der hupp
1529U92, an die huppenn 1531U3 I Rad.; uf dər hu᪷pə
(Kuppe im Wa.) I Seed.; ein halbsz mad vff der huppen
1531U59 II Zuzw.; uf dər hu᪷ppə (kl. Hei.), bonum in Hup-
pon 1321 II Reich. Scharn.; huppən (Bergmahd) V
Obried.

B) b) von dem huppacher um 1480/90U44, ein cleins pletzli
am huppelacher 1531U97, am Hu̍ppel acher ein kleins
pletzlin 1535U101, hu᪷paxxərəwē᪸g, hu᪷paxxərətse᪸ụgli II Al-
chenst.; der huppacher 1542U104 II Ers.; dər hu᪷pax-
xər (Hei.), der Jnner hupp acher, der vsser hupper/hüp-
per acher 1531U59, der Hup/Hüp acher 1531U59 II Et-
zelk.; hu᪷ppəngrind (Felsklotz) V Obried; Hu̍pphanen
III Trubsch. s. unter Hupf-; ds hụphe᪸ni, im ~ (; Wa.,
K.), im huphänni, Hupphäni 1719/44 (Chorgerichtsma-
nual Oberhasli), in Huphäni 1746/48A V Meir.; von der
Huplouwinen 1613/17C3 V Gadm. s. unter Hopf; i᪷ dər hupə-
mat (Hei.), Huppenmatt (Hof) 1838D II Lütz. Enklave;



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Sp. 323


hupəmatẹ̄d (Hei.) III Walkr.; by dem hupböm, der Hup-
böm acher um 1480/90U44 II Kopp.

Hieher?: dər hụppərg (K., lehmiger Boden) II Wall-
wang.


Huppi/Hüppi

ufəm hü᪷pi (Hei.), auf dem Hüppi 1810P, im Hüppi (Hei.)
1838D III Obbalm, ds hü᪷pi (Hei.) III Zimm.; ds hụ̄pi, hụpi
(Wiese) IV Frut.; im hü᪷pi (Wa.) IV Zweis.; bisz auf den
Lägerhuppihubel 1795Rq8 V Habk.; ds reŋkhu᪷ppi/ri᪷ŋk-
hu᪷pi (kl. Hügel, oberster Punkt von Hinterringg) V
Obried.

dər hü᪷piwald, d hü᪷piwē̤d IV Zweis.

Hüppelihäusli 1838D III Konolf. Stald.


Hüppel/Huppel

A) dər hü᪷pu (Weide), der hu̍ppell ein Jucharten 1531U97,
Jm huppell ij meder 1531U97, 1532U4 I Rad.; am holtz so
sich nempt der huppell 1528U2 I Rapp. Zimlisb.; zelg vor
dem huppell 1531U97 III Mühleb. s. unter Hüpf-.

Hieher?: d hü᪷pla, u᪷f dər hü᪷plə (Dorfgasse) V Ringg.

B) b) ein Juchart genant der huppelacher 1529U92, 1531U97,
hu̍ppelacher 1531U97, ij jucharten am huppelacher 1532U4
I Rad.; huppelmatt I Graffolt. s. unter Hupper; d
hu᪷pumattə II Fraubr.; ds hü᪷pube᪷xli I Rad.


Hupper

A) dər hupər, im ~ (überbautes Gebiet) I Biel Madretsch.

B) b) der Hüpper acher ist iiij Juchartten um 1531U34 I
Piet.; hupərəkə I Biel Madretsch; hupərgruəbə (Grube z.
Ausbeutung von Hupperstein und -erde) I Lengn.; hupər-
lox I Piet.; huppermatten ist iij meder 1528U2, stost bisen-
halb an huppelmatt 1528U2 I Graffolt.; hụpərein (Bu-
chenwa., gelbl. Lehmboden, Gewinnung von Huper-
Erde) I Brügg.; hupəršleif I Piet.

C) ein klein halb juch. heisset im huperlin um 1480/90U44
II Seeb. Grassw.


Huppers-

an dem hupperspach 1498U46, zum Huperszbach 1535U101
III Ueb.; Huppersru̍ti 1389‒1460Ud (wo?); huppers
Swendli 1497‒1516U167 IV Diemt.


Huppold

in Hupoltboel; Hupoltzbuͤl a viculo qui dicitur Riede
(Wa., nördl. Strasse Langt.‒St. Urban LU) 1260 II
Langt.





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Sp. 324

ze Oberhu̍ppelt stu̍kki 1357, zuͦ obernhuppolt stucki
1497‒1516U167, zuͦ Obern Huͤppolstucki 1531U168 IV Er-
lenb.


Hupf-/Hüpf-

hu᪷pfənaxxər (K.), hu᪷pfəwaud, hu᪷pfəweid, vor dem hup-
pell 1531U97, 1561U97, vor dem huppe, an den huppen, bim
huppen 1532U125 III Mühleb.

u᪷f hü᪷pfə obə (Hei.), auf Hüpfen (5 zerstreute Häuser)
1838D, hü᪷pfəbo᪷də (Hei., Käserei), hü᪷pfəhü᪷tli (gr. Hei. mit
viel Weide), das Hüpfenweidli 1750A III Trubsch.

Lokal identisch mit hü᪷pfe Trubsch. ist hu̍pphanen: v̍ber
die Eck die Sunnhaltten vf an hu̍pphanenn, … dadennen
an die scheideck 1547U137 III Trubsch.


Die hier unter Hupp- vereinigten Namenlautungen sind kaum
sicher zu deuten. Den meisten liegt wohl ein *hub- (wie in Hubel
usw. zur Wurzel von heben) zugrunde, das affektisch zu *hup(p)-
verhärtet wurde (Intensivbildung), so auch Id. II, 1487. Meist
von rundlichen Gegenständen (Quasten, Haarbüschel usw., Id.
II, 1486), auf Bodenformen mit verschiedenen sprachlichen
Lautungen übertragen.

In Hupper dürfte teilweise der PN Hubert stecken, allenfalls
aber auch Hueb-erde > Hupert, Hubert (s. Id. II, 955).

Zweifellos ein altdt. PN ist Huppold aus Hugibald, in SG a. 860
schon als Huppold bezeugt (Fm I, 923).

Urk. Hupp- entwickelt sich sekundär ‒ viell. in Anlehnung an
schwzd. hupfe(n) (Id. II, 1492f.) zu Hupf-, Hüpf-.


Hurd

hū᪷rd, hu᪷rd f.

A) Ein Juchart by der hurd um 1525U20 I Brütt.; u᪷f dər
hū᪷rd (Wa., kein Gewässer) I Diessb.; ein Egerden by der
Hurd um 1525U20 I Gamp.; der acher by der hurd (Zelg vff
der Bürglen) 1528U2 I Schüpf.; von einer matten nempt
sich by der hurd 1474U30, bÿ der hürtt um 1531U34 I
Schwad.; by der hurd um 1525U20 I Treit.; i᪷ dər hu᪷rd (K.)
II Ers.; vnden an der hurt 1531U97 II Hindelb.; bÿ dem
yszren wasen bÿ der hurt, an den bruͤl vszhin zuͦ der hurd
1480U44, 1500U48 II Kopp.; ij Juch. in der sencky … stosset
gegen der hurd 1500U48 II Krauchth.; bÿ dem bach oben
bÿ der Hurtt 1466UT III Eriz; bÿ den matten bÿ der hurd
zuͦ Roszhu̍sernn 1555U97 III Mühleb.; vor der hurt ½ mad
1531U97 III Obthal; i᪷ dər hu᪷rd (Hei.) III Rüsch.; bÿ der
Hurdtt 1535U161 III Ueb.; an die hurd 1500U48, nebend der
Lengen mad hurd 1554U108 Vech. Linden; jn der vszern
matten bÿ der hurd vnnderm weg, der acher bÿ der hurt
1531U97, 1534U100 III Zäz. Lenzligen.

B) aa) an das holtz wider möringer hurdt 1521U31 I Eps.;
bÿ der bachhurt 1531U97 III Ndhün.; bÿ der buͦchhurt, …
an die buͦchhurt 1531U97, 1535U101 III Bern Ndbott.; bÿ der
Rÿedtt hürd 1518U74 II Obbipp; ob der Roshurd 1554U109
III Köniz Schwanden; lÿtt zuͦ … der Rume hurdt 1530U42



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Sp. 325


II Lotzw.; su᪷mərhū᪷rd (K. am Waldsaum) III Sigr.; bÿ
der Schaͤff hurdtt 1532U62 II Utztf./WilerbU.; bÿ der
vͦcht hurdt 1531U97 II Urt.; der wasenhurdt acher 1531U59
II Zaugg.; die Zylhurd (Wa.) 1623UP III Boll. Habst.

ab) Hieher?: die kriegmatten … stost an die krieghurt
1531U97 II Rupp.

ac) di obri/u᪷ndri hu᪷rt, in dər obrən/u᪷ndrən hu᪷rt (Heuland,
Wei.) V Isenfl.; an die breitti hurt 1531U97, 1534U100 III
Vech. Littewil.

b) hu᪷rd-: u᪷fəm ~axxər I Graffolt.; der hurdacher ein
jucharten 1528U2 I Seed. Baggwil; an den Hurtt Acher
1531U51 II Rumend.; ~axxər III Gol.; ein mad ze hurd-
acher 1531U97, 1534U100, das hurdacherli 1531U97, 1534U100
III Wohlen Möriswil; der hurdacher, vff den Hurd-
achern 1535U161 V Interl./Matten; ~axxər (ehemals Ak-
ker) V Isenfl.; hurd grabenn 1531U59 II Kirchb.; an
die hurtt matten 1532U62 II Bätterk.; die hurd-/hurt-/
hurtt-/hurdt-/hürt-/hurst- mattan 1531U59 II BürzH.;
Hurdmatten 1530U42a II Langt.; i᪷ dər ~mat (K. in Tal) II
Seeb.; die hurtmatte 1535U161 V Ringg.; bÿ der hindern
hurdtzün/hurd zun 1531U59 II BürzH.


Schwzd. Hurd f. ‹Flechtwerk aus Ruten› (Id. II, 1603); für die
Toponomastik in Frage kommen Bedeutungen wie ‹versetzbarer
Zaun gegen die Saat, Abgrenzung von Privatgütern, Beunden;
Gattertüre am Zaun›. In Gewässern ist Hurt ein senkrecht ange-
brachtes Flechtwerk zum Fischfang.


Huri

dər hu᪷ribo᪷də (Hei. auf kl. Ebene) IV Lau.


Der Hurri m. ist nach Id. II, 1584 eine kleine hölzerne Kugel, die
auf einem ansteigenden Brett mit einer Rute fortgeschlagen und
von der Gegenpartei mit (einem) Brettchen abzuwehren ver-
sucht wird. Dies Hurren genannte Spiel (Id. II, 1583), eine einfa-
chere Vorform des Hornussens, wurde im Berner Oberland bis
gegen Ende des letzten Jahrhunderts gepflegt. Auf dem Huribo-
den wurde wohl einst so mit dem Huri gespielt, falls nicht ein-
fach Mittelsilbenerhöhung: Hurrenbode(n) zu Hurribode(n) vor-
liegt.


Huuri

B) b) hụ̄ri-: ~e᪷kə (Kuppe, in Waldnähe) III Ueb.;
~grabə III Köniz (2 versch. Stellen: Liebew., Gurten-
täli); ~grabə (Wa., Graben) III Laupersw.; ~grabə III
Vech.; ~ho᪷gər (Wa.) III Trubsch.; ~bo᪷də (Wa.) III
Langn.; ~se᪸dụ (abgelegenes K.) III Bow.; ~waud III
Eggiw.; ~we᪸ụdli III Eriz.

Hieher? (mit sek. Kürzung und Vokalöffnung) hu᪷rfluə
(Fels mit Höhlen und Felslöchern; nach Gwp. zu Huuri)
III Thun.


Schwzd. Huuri ‹Nachteule› (Id. II, 1582).


Hürn s. Horn




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Sp. 326


Hürnberg

dər hǖ᪷rnbərg (Weiler, bewaldeter Höhenzug), ze Hu̍rem-
berg 1339, Hu̍rnberg 1361, 1369, 1371, 1372, Hu̍remberg
1373, Hu̍rnberg 1375R3, 1377, Hu̍renberg 1378, 1379 …
Hu̍rnnberg 1531U97, Hu̍rrenberg 1534U100 … hirnberg
1577Sch, Hürenberg 1578Rq6 … Hürnberg 1838D III Ko-
nolf. Gys.

hǖ᪷mbərgaxxər (Hei.), Hürnbergacker 1838D III
Grhöchst.; am hu̍rnberg veld 1531U97 III Grhöchst.; d
hǖ᪷mbərgho᪷lə (Weg) III Konolf.; Jn den hu̍rnberg mat-
ten 1531U97 III Konolf.; dər hǖrnbərg, hǖ᪷mbərg(waud)
(bewaldeter Höhenzug), Hürnbergwald 1838D III
Grhöchst./Konolf./Schlossw.; hǖ᪷mbərgtse᪸ug (K.),
die hu̍rnberg zelg 1531U97, hu̍renberg Zelg 1535U101 … III
Grhöchst.


Das am Fusse des Hürnbergs liegende Ursellen, 1148 Hurnesel-
don, legt für das Beiwort in Hürnberg den ahd. PN Hurn- nahe
(Fm I, 867; Kaufmann, 193; Krieger I, 1072: Belege für den
süddt. Raum, vgl. auch den FN Hurni BE). Die Lautungen
Hüümbärg-acher, -hole, -wald, -zälg weisen satzphonetische Assi-
milation von -rn- in mehrsilbiger Komposition auf.


Hurni

i᪷m hū᪷rni(waud) (Wa., in Meik. auch Hei.) I Meik./Seed.
hū᪷rnisgö᪷i (K.), Hurnis Gaͤuw 1792, 1809P I Bellm.; d
hū᪷rnimattə I Safn.; hūrnimattə (K.) I Stud.; dər hū᪷rnis-
bax (Bach), hürlisch Bach 1532U63, Hürlispach 1567A,
1582A II Zieleb.; i᪷m hū᪷rniweidland (K.) I Meik.

hornis acher 1529U92 I Rad.

hu᪷rnərə (K.) I Rapp.

Hieher?: hurlisbuəxə (K.), ein halb juchart genant hurlis-
buochen 1532U125 III Neu.


Hurni ist in zahlreichen Berner Gemeinden ein alter FN, so z. B.
in Studen (FNB III, 142).


Hurst

A) dər hū᪷ršd (Wa., Sumpf), Hurst 1838D, 1850J II Hin-
delb./Kernenr.; i᪷m hu᪷rš (K.), hurst 1534U100 II Jeg./
Münchr.; Ein Juchertt, Jnn denn hu̍rstenn 1518U74 II
Wiedl.; das holtz genant der Hurst 1561U170 III Bern
Bümpliz; vnnder dem hurst 1534U100 III Köniz Ndwang.
(vgl. B) a)).

B) a) Ghüürsch(t): i᪷m khǖ᪷ršt (K.), Bim ghu̍rschtt 1535U101,
ghürst 1551U106 II Jeg.; i᪷m kxǖ᪷rš (Hei.) II Iffw.; tredecim
jugera im Gehu̍rste 1324 III Köniz Obwang.; vor dem
ghu̍rst 1534U100 III Köniz Ndwang.; i᪷m khǖ᪷ršd (Wa.,
auch: dər ~waud), das ghu̍rst 1535U101, 1559‒79U119 III
Rub.

i᪷m hi᪷ŋərə khǖ᪷rš (K., auch: i᪷m gfü᪷uər) II Iffw.

dər khü᪷ršwald (Wa., urwaldähnlich) IV Adelb.

b) I: 3; II: 10; III: 3; IV: 2

Auswahl: hurst acher 1521U31 I Eps.; hǖ᪷rštaxxər, hurst



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Sp. 327


acher 1529U92, 1531U3 I Rad.; Hurtz acher, Hursz acher
1531U51 II Ndösch; Hurst acher 1531U51 II Rum.; hu᪷ršgass
(mehrere Hei.), Hurschgasse 1838D III Amsold., Thier.,
Uet.; hū᪷ršthūs (Hei.) II Wynigen; hu᪷ršmat (, K.), die
hurstmatten 1531U97, 1534U100 II Hindelb.; ab der hurst-
matten oder spicher maten 1543U154 IV Reut.

C) -(e)li: i᪷m hǖ᪷ršəli᪷ (K.) I Eps.; s hǖ᪷ršli (Wa.) I Rad.

-i: i᪷ dər hǖ᪷rši II Langt.; ds hū᪷ršti (Hei.), ein weid Jm hu̍r-
sti 1531U97, Hursti 1838D III Vech.

Hieher?: hu᪷rsaxxər (K.) V Ltbr. Wengen; hū᪷ršəmatt
(, K.) II Mötschw.


Schwzd. Hurst m., f., n. ‹Strauch›, ‹Gebüsch› bzw. Gehürst n.
‹Gesträuch›, ‹Gestrüpp› (Id. II, 1640f.). Aus dem mittel- bzw.
niederdeutschen Sprachbereich stammt die schriftsprachliche
Lautung Horst m. ‹Strauchwerk›, ‹Raubvogelnest› (Kluge,
Etym. Wb.).

Zu den Komposita: Bei den Belegen aus Niederösch und Wyni-
gen scheint der FN Hurst (FNB III, 142, altbezeugt in Nieder-
ösch) hineinzuspielen.


Huus

Übersicht:

A) Huus/Hüser

Husen (A, B)

Hüseren (A, B)

B) a) -huus

Ableitungen von -huus

b) Hus-

Hüser-

C) Hüs(e)li (CA, CB)

Hüsi (CA, CB)

Husi

Hüsel

Hüslen

Hüsler

Huser(e)

A) Huus:

o᪷b əm hụ̄s (Hei.) I Meik.; hi᪷ŋərəm ~ (Dorfteil) I Vin.; o᪷b
əm ~ (K.) III Wohlen Mörisw.; u᪷f əm ~ (K.) IV Erlenb.;
bim hụ̈̄s (K.) V Gutt.

Hüser:

hi᪷ŋər də hụ̈sər (K.) I Bür.; I Erlach; (Rebgebiet) I Lig.;
bin hị̄sənən (versch. Heuschober) V Ltbr. Gimm.; u᪷ndər
də hụ̈̄sərə V Unters.

Husen (husə, hūsə (V)):

A) husə (2 Ha.), von Huson 1389, Hausen (Husen) 1838D
III Sigr.; hụ̈̄sən (Dorf), de Husen (1. Hälfte 13. Jhd., Zu-
gehörigkeit unsicher), Heinrico von Husen 1346, bi den
dorffmarchen Hu̍sen und Wilerbru̍gg 1362, Husen 1368
… Hausen 1838D V Meir.





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Sp. 328

B) a) I: 1; II: 5; III: 11; V: 4

Auswahl:

aa) ze Manshusen 1360 III Gerz.; Schafhausen im Em-
mental (s. d.); i᪷m šafhụsə (K.) III Sigr.; i juchert lit zuo
tuellern husen 1474U30, zuͦ dülleren husz um 1531U34 I Orp.

ab) Heimenhausen (s. d.); Bettenhausen (s. d.); ru᪷əfshụsə
(Weiler), Ruͦdolfshusen 1002/24 (Zugehörigkeit nicht
ganz sicher), apud Rodolfshuzen 1101‒03US, um 1224Le,
ze Rufzhuͤsen 1320, Ruͦfshusen 1331, 1339, Rufshu̍sern
1389‒1460Ud, Ruͦffshu̍szren, Ruͦffshusen 1421Rq1 … Ruͦfs-
huszen 1577Rq1 … Rufshausen 1838D II Schwarzh.

diəpətshụsə (Weiler), ze Diepolzhusen 1337, 1348, 1349,
1353, 1354, 1372, Diepoltzhüsern 1452U79, Dieboltshusen
1479‒1563Ar … Dieboldshausen 1838D III Vech.

ac) gu᪷ətəhūsə (2 Ha., K.), ze Guͦtenhusen 1305, 1535U161 V
Unters.; o᪷bərhusə (Ha.), ze Obrenhusern 1321, Ober-
hausen 1791A, 1838D III Sigr.

Zuordnung unsicher: wo᪷ufhusə, Wolffhusen 1464U38a,
1530U42, [Wolhusen Matten 1530U42] II Langt.; wo᪷lhụsə,
wo᪷u~ (Wohngebiet) III Thun; Johans von Wolhu̍sen
1390, 1435Uk2 III Obhof.

b) III: 2; V: 2

Auswahl: u᪷f dər hụ̈̄sənək (, Alp), hụ̈̄sənflü᪷ö (Wa.,
Wei.) V Haslib. Hohfl.

Hüseren (hüsərə = ~):

A) ~ (Hei.), zen hu̍sern 1380, 1389R2 … Häusern 1838D II
Rüegs.; Jegkli ze Hu̍sern am Knoͧibuͤl 1389R2 II Sum.; ~
(Hei.), de Hüsirn 1275, de Huͤsurn 1278, ze Hu̍sern 1389R2
… Häusern 1838D II Wynigen; ~ (2 Hei.), Das Guͦtt zun
Husernn 1531U136, Hüssren 1573A III Trub; ~ (Weiler),
hu̍sern 1531U97 … Häusern 1838D III Wahlern; ~ (2 Hei.),
ein guͦt zen Hu̍sern 1348/58N … IV Diemt.; bi də ~ IV
Kanderst. Gastern; ~ (Bäuert), ze Husern 1347, dictam
zen Hu̍sern 1356, 1396, 1397 … Häusern 1838D IV
St. Steph.; zun Hüseren 1558/59A V Grindelw.

B) a) I: 1; II: 15; III: 15; IV: 3; V: 1

Auswahl: (hüsərə = ~)

aa) šwi᪷g~, šwọ̈g~ (Hei.) zuͦ Sweighüsren 1432U78, 1484U126
… III Gugg.

ab) eklịs~ (2 Hei.), [Egglishu̍ren 1389‒1460Ud], Zegglys-
hüsern, Eglishusern, Egglyshüsern 1479‒1563Ar III
Lind.; etis~ s. Et-; Lanzenhäusern (s. d.); o᪷kə~ (Hei.)
Toggenhu̍szren 1423UBS, 1518U74 … Oggenhäusern 1838D II
Ndbipp; bre᪸xərš~ (Weiler), de Brecholshusern 1312, bre-
chershusen 15. Jhd.U47, Brechershussren 1529/30A … II
Wynigen; re᪸ŋərs~ (einige Hei.), ze Reingershusern 1317,
rengershüssrenn 1485U40, gan Renggerszhüssern 1530U42
… II Thunst.; ri᪷ffərš~, de Ripfershusen 1262, von Rif-
fershu̍sern 1369, 1371, 1373 … Riefershäusern 1838D II
Hasle; Rosshäusern (s. d.); šö᪷rlis~ (2 Hei.), Schörlishaü-
seren 17. Jhd.UP, zu Tschörlishäusern 1772C3, Schörlis-
häusern 1838I II Grab.





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Sp. 329

ac) Mittelhäusern (s. d.); ni᪷dər~ (Hei.), von nidern
Hu̍sern 1479‒1563Ar, 1487K10, zuo niderhüsern 1533U133,
Niederhäusern 1838D III Rüegg. Hinterf.; ni᪷dər~ (Wei-
ler), zu Nidernhu̍sern, Niderhu̍sern 1388, ze nidrenhüs-
ren 1434U120 … Niederhäusern 1838D III Zimm.; o᪷bər~
(2 Hei., Schulhaus), in Oberhusern 1326, 1328, 1333, ze
Obrenhusern 1347 … III Belpb.; ze Obern hu̍ssern 1359,
de Obrinhusern 1368, von Obrahu̍sern 1378 IV Reich.;
Schwarzhäusern (s. d.)

Hieher?: obərhị̄sri, ds ~ (mehrere Hei.) V Haslib. Was-
serwendi.

b) (Vgl. auch Häusernmoos) II: 4; III: 3; IV: 4


B) a) -huus (hūs = ~)

aa) I: 39; II: 55; III: 97; IV: 20; V: 33

Auswahl: ds fe᪸uhūs (Hei.) II Dürrenr.; Freiburg-
haus (s. d.); 1 acher ze holtzhus 1425U78, Jm holtz hus
um 1531U34 I Orp. oder Safn.; xabis~ (Hei.), Kabishaus
1838D II Heimisw.; land~ (neuerer Hof) I Worben; das
matthusz 1530U95, 1560/61A III Homb.; o᪷fəhūsaxxər II
Lütz.; o᪷fəhūsmattə III Clav.; o᪷u~ (2 Hei.) III Belp;
bad~ (Wirtschaft, früher Bad), Badhus 1567C3, Baad-
hauss 1724/25C3, 1838D III Boll.; bi᪷m pfār~ (Dorfteil) I
Kalln.; bru᪷nə~ (Hei.) Brunnenhaus 1838D IV Bolt.; an
der fluͦ genant zum Ru̍tty Husz 1531U136 III Trub; im Salz-
haus (Hof) 1790C3, 1838D III Schangn.; Ein Jucharten,
genant zum Siechenhus 1533U22 I Ins; siəxəhusmatt, j
mad ze siechenhusz 1528U2, die siechenhusmatten ibid. I
Schüpf.; siəxə~ (Hei.), Siechenhaus 1838D III Wahlern;
štẹ̄~ (mehrere Hei.), Steinhus 1432U78, 1448M, 1484U126
III Wahlern; den acher ze storchen husz 1409 od. vor-
herU1, 1427U78 I Aarb.; šaxxə~ (Hei.), Schachenhaus
1788C3, 1838D; šaxxəhūsbrü᪷k III Trubsch.; ši᪷ndlərə~
(Hei.), schindlerrenhus 1484U126, 1533/42U128, Schindlern-
haus 1838D III Rüsch.; waxthusaxxərə (K.) II BürzH.;
Waldhaus II Lütz. (s. d.); weiər~ (Hei.), Weyerhaus
1784C3, 1838D II Huttw.; wöšhūsmattə (K.) II Burgd.;
tsiəgu~ (2 Hei.) Ziegelhaus 1838D III Wachs.; tso᪷u~
(Hei.) I Gals.

ab) I: 12; II: 94; III: 91; IV: 18; V: 17

Auswahl: zu der ow zuo vischershus 1502U123, 1529U124 III
Neu.; Gassershuss 1635A, Gassershauss 1794C3, 1838D III
Obbalm; gruəbərs~ (2 Hei.), Groͮbershus 1425K10, gruͦben-
hus 1487K10, 1533/42U128, gruͦbershus 1533/42U128, Gru-
bershaus 1838D III Gugg.; he᪷imə~ (s. d.); he᪸nslis~ (Hei.)
II Sum.; jantsəhūs (Weiler), ze Joͧnzenhusen 1371, der
hoff zuͦ Jontzenhus um 1430U78, Jantzenhus 1479‒1563Ar,
janntzenhüsenn 1528U2, Jantzenhusen 1529A, Iantzenhus
viculus 1577Sch, Janzenhaus 1788C3, 1838D; jantsəhūsmattə
(K.) I Wengi; xašpərs~ (Hei.), Kasparshaus 1771/72A,
1838D II Wyss.; hindər bhends hūs (Wi.) IV Reich.; rē᪸ss~
(Hei.), Räshaus 1838D III Schangn.; ds rü᪷ödihụ̈̄s (3 Hei.),
Rudihaus 1838D V Grindelw. Itramen; Springen husz ist



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Sp. 330


ein mad 1535U101, Springenhaus (Hof) 1838D III Belp;
šte᪸gəršhūs, dər bo᪷uwər, Stegershaus 1780A, Bohlershaus
1790A, Bollershaus (3 Ha.) 1838D II Sum.; Ein Juchart ge-
nant z stockis husz um 1525U20 I Brütt.; Stuckishaus
(s. d.); suttərš~ (3 Hei.), apud villam ze Sutershus 1425K10,
1484U126, 1533/42U128, Sutterhaus 1711A, Sutershaus
1785C3, 1838D, suttəršhūsšür, suttəršhūswẹ̄d (Hei.) III
Rüsch.; dīslis~ (Hei.), Dyslishaus 1776A, Deislishaus
1838D II Sum.; Thörishaus (s. d.); von einem mattbletz
heisset vnfridsz husz 1500U48 II Krauchth.; wagnerš~,
o᪷bər/u᪷ŋər (2 Hei.), ze Wagners hus 1352, 1369, Wagners-
haus 1838D II Trachsw.; wi᪷lis~ (K.), Williszhusz 1593U134
III Rüml.

ac) Lage: I: 3; II: 9; III: 27; IV: 4; V: 7

davon: hinger~ I: 1; II: 1; III: 3

nider~ I: 1; II: 2; III: 3; V: 1

ober~ I: 1; II: 2; III: 12; IV: 4; V: 4

unger~, under~ II: 1; III: 6; V: 1

usser~ II: 2; III: 2; V: 1

Auswahl: (hūs = ~): hi᪷ŋər~ (Hei.), Hinder-Haus 1796S,
1838D III Boll.; von dem guͦt genant zum inneren hus
1533U129, 1591U130 III Gugg.; ds o᪷bər~ (Hei.), das ober-
husz mit der hoffstat 1531U97 III Muri; ober husz 1531U97,
1534U100 III Wohlen; u᪷ŋər- (Wi.), underm Hus, Diesbach
1442‒69Ar, undrenn Husz 1539Ar, Unterhaus (Hof) 1838D
III Obdiessb.; Das vsser husz Sampt der hofstatt 1531U97
II Rupp.; i᪷m u᪷ssər~ (Hei.), Ausserhaus 1838D II Wyni-
gen.

Beschaffenheit: I: 13; II: 67; III: 76; IV: 14; V: 17

davon: alt~ I: 4; II: 11; III: 6; IV: 3; V: 10

gross~ I: 1; II: 2; III: 2; IV: 2

neu~ (s. u.) I: 7; II: 47; III: 63; IV: 5; V: 5

Auswahl: (hūs = ~): aut~ (Hei.), althus 1533/42U128,
Althaus 1838D III Gugg.; Husz Hoff unnd Hoffstatt, so
man nempt zum allttenn Husz 1524‒80U169 V Beatb.; bi᪷m
fərbru᪷nnən hụ̈̄s (2 Hei.), Bei'm verbrannten Haus 1838D
V Grindelw. Scheidegg; xlei~, i᪷m o᪷bərə/u᪷ŋərə (Hei.),
Kleinhaus 1838D II Oeschb.; bu᪷~, o᪷bər/mi᪷tlər/u᪷ssər/
fo᪷rdər (Hei.), zem Buͦchen huse 1378, Das Guͦt zum ni-
dern Buͦchinen Husz 1531U136, ober buͦchisz husz 1531U136,
Buchenenhaus 1838D III Trub; rot~ (Landsitz), Rhot-
hus, Rothhaus 1577Sch, dem Rohten Hauss 1728/30C3,
Rothaus 1796/97S, 1838D, 1850J III Boll. Ostermund.;
bi᪷m šte̤nigə ~, das steinig Haus 1850J IV St. Steph. Mat-
ten.

Neuhuus:

A) I: 6; II: 20; III: 47; IV: 5; V: 5

B) a) II: 24; III: 14

b) I: 1; II: 3; III: 2

Auswahl: (hūs = ~): nö᪷i~ (2 Hei.), Neuhaus 1838D I
Wengi; nö᪷i~, zu Neüwhaus 1736A, 1788‒89C3 II Erisw.;
nö᪷i~ (Hei.), Neuhaus 1838D II Ochl.; nö᪷i~ (Quartier),



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Sp. 331


Nüwhusz 1577Sch, Neüwhaus 1796/97S III Boll. Oster-
mund.; nö᪷i~, o᪷bər/u᪷ŋər/hi᪷ŋər (Hei.), Neuhaus 1838D III
Eggiw.; nö᪷i~ (Hei.), Das nu̍whus 1533/42U128 III Gugg.;
nö᪷i~ (3 Hei.), Neühaus 1778Rq7, 1838D III Neu.; nö᪷i~
(Hei.), Nu̍wshusz 1530U95, Neuhaus 1838D III Rüd.; i᪷m
nöiə ~ (Hei.), Husz Hoff unnd Hoffstat ze schwandenn
so man nemptt zum Nüwenn Husz 1524‒80U169, nüwen-
hus 1524‒93U168 V Beatb.; ds nụ̈̄~ (Landeplatz, Gast-
haus), das Neüwe Hauss 1716/17A, 1724A, 1757A, beym
Neuhaus 1757Rq8, 1789C3, 1838D V Unters.

aumišbərg nö᪷i~ (Hei.), Almisberg-Neuhaus 1838D II
Rüegs.; autəneišǖrlinöi~ (Hei.) III Langn.; eixnö᪷i~
(Hei.), Eich-Neuhaus 1838D II Rüegs.; lo᪷xnö᪷i~ (Hei.),
Loch-Neuhaus 1838D II Rüegs.; šufubüəunöi~ (Hei.),
Schaufelbühl-Neuhaus 1838D II Lütz.

B) a) Zuordnung unsicher: I: 4; II: 11; III: 6; IV: 2


Ableitungen von -huus

-er: dər authusər (Wei.) III Gugg.; gantzenhuser pfad
1474U30, um 1531U34 I Diessb.; hö᪷xhusər (Hei.) II Wyss.;
nöihusər (2 Hei.), Neuhäuser (Neuhäusershaus) 1838D II
Wyss.; tannhusər (Hei.), Tannhausershaus 1776A, Tann-
häusershaus 1838D, (Id. II, 1744) II Sum.

-ere: in dər šteinhūsərən V SchwandenbBr.

B) b) Hus-: I: 21; II: 59; III: 82; IV: 27; V: 15

davon ~acher I: 2; II: 15; III: 6; V: 1

~yschlag I: 1; II: 1; III: 7

~matt(e) I: 13; II: 33; III: 46; IV: 8; V: 8

Auswahl: j Juchertten genant am husz acher 1531U59 II
Bürz H.; hụsaxxer, Husacher 1480/90U44 II Rum.; hụ̈̄sek,
Huseck 1577Sch, Hauss Egg 1554 (vid. 1744)U173, 1750Rq1,
1750‒52A V Gutt.; i᪷m hūsgaŋ (schmales Wiesenstück im
Wald) III Fahrni; hụsmatt (), Jnn der Huszmatt
1573/74U77a, 1885Le II Wiedl.; husmattə, ab der Huszmat-
ten 1493U84, 1530U95 IV Spiez.

Hüser-:

Häusereck ob Scheidegg 1796A II Rüegs.; hüsərək (;
Wa., Felsbänder) IV ObwiliS.; ~rütinə (K.) II Schal.;
~waud II Schal.

C) Hüs(e)li:

CA) ds hüsli (Bauernhaus) I Biel; zem hu̍slin 1357 (vid.
1417), zuͦ den huslin 1474U30, Zuͦ dem hüszlÿ um 1531U34 I
Lengn.; s hü᪷sli II Iffw.; hüsəli (3 Ha.) II Oeschb.; im
Hüssle 1551A II Trachsw.; i᪷m hüsəli (Ha.), Häuseli 1838D
III Gurz.; hụ̈səli (Hei.) III Sign.; i᪷m hüsəli᪷ (4 Hei.), Häu-
seli 1838D IV Därst.; ds hụ̈səli (Hei.) IV Diemt.; zuͦ den
huslinen 1488U156, 1502U157 IV Zweis.; bi᪷m hụ̈̄sli (Alphütte)
V Brienzw.; bi᪷m hị̄sli (Hei.) V Grindelw.; bi᪷m hüsli V
Habk.; ze den Huslinon 1338, zuo den hüsslinen 1535U161
V Ltbr.





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Sp. 332

CB) aa) I: 10; II: 85; III: 49; IV: 1; V: 4

Auswahl: (hüsli = ~): i᪷m flüəhüsli (Hei.), Fluhhäuslein
1838D II Hasle; grabə~, Grabenhäüslin 1792A, 1838D II
Sum. Hornbach; ds hüənər~ (Hei.), Hühnerhäuslein
1838D II Lütz.; am Cruͤtzhüslj 1573/74U77a II Attisw.;
bụ̄xi~ III Rüd.; šaxxə~ (Hei.) II Sum.; šloss~ (Hei.),
Schlosshäüslein 1787C3, 1791C3, 1838D III Laupersw.; Ein
Jucharten heist der wolfhu̍szljacher 1531U97 III Wohlen
Uettl.

ab) I: 4; II: 69; III: 15; IV: 3; V: 5

Auswahl: (hüsli = ~): i᪷m hagər~, das sog. Schnid- oder
Hager-Haüsli 1790/92C3 II Bätterk.; ein cleins pletzli
änet der gassen heist das mätzennhüsli 1533U133 III
Rüegg.; še᪸ŋkx~ II Huttw.; ein pletzlj heist teckenn
hu̍szlj 1531U97 I Rad.; dre᪸iər~ (Hei.), Dräherhäuslein
1838D II Heimisw.; we᪸bər~ (Hei.), Weberhäusli 1838D II
Rüegs.

ac) II: 7; III: 4; IV: 2; V: 1

Auswahl: authüsli (Ha.) II Dürrenr.; by hoͤyenn huszli
ein grosse Jucharte 1535U101 III Wahlern.

Zuordnung unsicher: I: 1; II: 20; III: 8; IV: 1; V: 1

b) Hüsli-: I: 6; II: 11; III: 25; IV: 6; V: 3

Auswahl: (hüsli = ~): ~axxər (K.) II Iffw.; ~mād (Hei.),
ab dem huslimad 1543U154, Hüsslimad 1543UP, Häuslimad
1838D IV Obstock.; die hüszlis matt 1529U92, hüslysmat-
tan 1531U3 I Rad.; ~matt (Hei.), hu̍szlimatten 1531U97,
Häuslimatt 1838D III Obthal; i᪷ dər ~štet (2 Hei.), häüsli-
stätt 1780A, Häuselstatt 1784A, Hüslistätt 1838D III
Rüsch.; zer Hu̍slistet 1356, 1360, zun hüsslistetten
1535U161 V Bön.

Hüsi:

CA) (hüsi = ~): ~ III Aeschl.; ~ III Bigl.; ds ~ (Hei.)
III Bleik.; im ~, Hüsy 1796/97S, Häusi 1838D III Boll.;
~ III Englisb.; ~ III Freim./Konolf.; ~ (3 Hei.), Häusi
1838D III Köniz; ~ (Hei.) III Obthal; ~ III Rub.; ~ III
Rüegg.; ~ III Seft.; ~ III Sign.; ~ III Stettl.; ~ (K.) III
Wohlen Innerb.; ds ~, im Häusi 1838D IV Zweis.; ~ V
Beatb.; hīsi V Ltbr. Gimm.; i᪷m hụ̈̄si V Sax.

CB) aa) II: 1; III: 47; IV: 3; V: 1

ab) II: 3; III: 16

ac) II: 2; III: 5

unsicher) II: 1; III: 5; IV: 1

b) III: 5; V: 3

Auswahl: ds ašpihüsi (Hei.), Aspihäusli 1838D III Lan-
disw.; Chüderhüsi (s. d.); Brodhüsi (s. d.); ds šlo᪷shüsi
(2 Hei.) III Bow.; šwartshüsi (kl. Hei.) III Zäz.

Husi:

husi (Ha.) III Gugg.; ds gị̄rənhūsi V Obried.

Hüsel:

dər hụ̈su, im Hüsel (Ha.) 1845D III Langn.

i᪷m se᪷hü᪷su (Wa., Wei.) III Sigr.





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Sp. 333

hụ̈suaxxər (K.) II Zieleb.; der hüselacher 1498U46, 1500U48
III Gurz.; hüsəlaxxər (Hei.), Häuselacker 1838D; hụ̈su᪷-
fe᪸u (K.); hụ̈su᪷matt (Wi.), hu̍sellmatten 1531U97 III Müh-
leb.; ein huszhoffstatt genant hüszels matt 1529U92 I
Rad.; die hu̍selmatt 1480/90U44, 1500U48 II Hells.; hu̍ssel
matt 1518U74 II Ndbipp; hüsumatt (K.); huselberg
1532U125, hụ̈su᪷weid (K.) III Kriechw.; hụ̈su᪷mattə (Hei.)
III Langn.; an der Hu̍selmatten 1365, Hu̍selmatte ze
Symnegg 1367 IV Bolt.; hu̍sel berg 1500U48 II Hasle.

Hüslen:

uf hụ̈slə (Wi.); hụ̈slərē̤n III Sigr.; i᪷ dər hụ̈sləmattə (K.) I
Lengn.; hụ̈sləbax (Weiler), Huslibach 1442‒69Ar, Huͤsly-
bach 1479‒1563Ar, 1516UP, 1530U135, 1544U117, 1547U137,
1644A, Heüsslibach 1701A, Hüslibach 1743A, Häuslibach
1772A, im Häüsslenbach 1788C3, 1838D III Obthal.

Hüsler:

i᪷m hü᪷slər (K.) II Inkw.; hüslər (Wei., Wa.) III Langn.;
hīslər (Wei.) V Brienz; Hüszlers Hoffstatt 1524‒93U168 IV
Diemt.; d hị̄slərei (Hei.), die Häüsslerey 1776A V Meir.

Huser:

hụsərs hag (K.), huszers hag um 1525U20, 1533U22 I Ins;
husərwē̤d (Wei.) IV Adelb.; in də husərlə (Wi.), in den
Häuserlen (Ha.) 1838D IV Adelb.

husərə (K.) III Burgist.


Schwzd. Hūs n., Bedeutung wie nhd. (Id. II, 1700ff., zu den
ONN bes. 1704; vgl. auch die zahlreichen Zuss. 1704‒39).

Von den erstarrten Formen des Dat. Pl. ist Husen älter als Hüse-
ren und auch in ONN früher bezeugt; vgl. Zs., Ortsnamen,
S. 40‒42, Abb. 5. In einzelnen Belegen sind die beiden Grund-
wörter untereinander ausgetauscht oder wechseln mit -hus, vgl.
z. B. die Belegreihen Ruͦdolfshusen … Ruͦfshusen, Rufshu̍sern …
Ruͦffshusen; Ripfershusen, Riffershu̍sern; Joͧnzenhusen, Jontzen-
hus … Jantzenhusen, Iantzenhus.

Zum Suffix -el s. O. Hodler, Beiträge zur Wortbildung und Wort-
bedeutung im Berndeutschen, 1911, S. 123, § 37.

Eigenartig ist die Form hụ̈sləbax, da die urkundlichen Belege bis
ins 18. Jhd. hinein auf eine -li-Diminution deuten.

Der FN Huser (FNB III, 143) bzw. Hauser (FNB III, 48) ist im
Kt. Bern in vielen Gemeinden altbezeugt, so auch in Ins und
Häusler im Schwarzenburgerland; dagegen fehlt die Mundart-
lautung Hüsler im Kantonsgebiet als FN.


Husar

ds husārə fri᪷dhof (K.) V Brienzw.; ds husārəlo᪷x (,
ehemaliger Hohlweg) III Blumst.


Schwzd. Husar () ‹(Ungarischer) Dragoner›, ‹mutiger Mann›,
‹Mannsweib› (Id. II; 1750f.).

Das Motiv der Namengebung wäre für jeden Fall besonders zu
untersuchen; in Brienzwiler trug eine Familie den Übernamen
ds Husaaren, angeblich, weil ein Angehöriger bei den Husaren
war.


Hutte

A) (hu᪷ttə = ~): d hu᪷ttə (Wohnquartier, früher Stock) II
Aeflg.; i dər ~ (Hei.), im Huttengut 1838D III Höfen/



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Sp. 334


Ueb.; ~ (Hei.), Badweid (Hutten) 1838D III Homb.; i᪷ dər
~ (Alp), Heinrich Flagertzin weyd, die Hutta genant
1543U154 IV Därst.; d ~ (Hei.), in der Hutten 1838D IV
Diemt.; ~, di o᪷bəri/u᪷ndəri (Alp, Hütte), Hutten 1838D IV
Wimm.

B) a) d handhu᪷tt (Wohnquartier); d handhu᪷ttəmattə IV
Reich.

b) III: 4; IV: 10; V: 3

Auswahl: uf dər hu᪷ttənek (, Weide) V Leiss.; bim
hu᪷ttənesəl (Schleif, Felspartie) V Ltbr. Gimm.; d
~mattə (Hei.) IV Saanen; huttenbach 1543U154 IV Wimm.;
~rẹ̄n (K.) III Uet.; ~tsụ̄n (Wei.), Hüttenzaun-Geländt
1845D IV St. Steph.

C) -(e)li: ds hu᪷tli (Hei.), dər hu᪷tliwaud (Wa.) II Sum.; i᪷m
hu᪷təli (Vorweide, Ha.) IV Därst.

-i: u᪷f əm hu᪷tti (2 Hei.), Hutti 1838D I Lyss.

hu᪷ttibuəx (Hei.), Das guͦtt zuͦ Hüttÿbuͦch 1530U135, 1541A,
Huttibuͦch 1547U137, Uttibuch 1578A, Huttibuch 1645A,
1838D III Sign.; dər hu᪷ttibüəu (K.) III Konolf.; hu᪷ttibüəu
(K.); ds hu᪷ttibüəuwe᪸udli III Obthal; Huttirain 1850J I
Lyss.


Schwzd. Hutte f. ‹geflochtener Rückentragkorb›, ahd. hutta (Id.
II, 1778, Schwäb. Wb. III, 1935, Els. Wb. I, 389).

In unsern Namen scheint Hutte gelegentlich mit Hütte (s. d.) be-
deutungsgleich zu sein. W. Wiget vermutet (Z. f. d. M. 19, 1924,
S. 252f.), dass die umgelautete Form als Entlehnung eines bau-
techn. Terminus ins Schweizerdeutsche gelangt sei, während
Hutte hier die «lautgesetzliche» Form darstelle. Ähnlich urteilt
auch Hubschm., Frutigen S. 38.

Ein Huttenesel ist ein Gestell für das Beladen der Hutte, nicht
ein Beschneidesel (so Id. I, 519).


Hütte

hü᪷ttə (= ~)

A) zun hu̍ttenn j Juchrten 1530U95, bÿ der huttenn 1531U59 I
ObwilbB.; bi dər ~ (Rebberg), vinea que dicitur zem hut
Wingarten 1255/56, von der Huͦtte 1267, vinea sita apud
Duanne que dicitur ce der Huton 1274, die Hu̍tta 1351,
1390 I Twann; u᪷f dər ~ (2 Hei.), Hütten 1838D II Ochl; i᪷
dər ~ (K., früher Hei.), Hütten 1838D III Fahrni; i᪷r ~
(Hei., früher Ziegelhütte) III Jab.; ~ (Hei., heute: Badhu-
bel) III Rüsch.; ~ (Hei.) III Thun; ~, di o᪷bər/u᪷ŋər/
hi᪷ŋər (Alp, Hei.), zur Huͤtten 1479‒1563Ar, 1569C3, 1838D
III Trub; ~ (2 Hei.), Hütten 1838D III Zäz.; ~, d hü᪷tti
(Grundstücke) V Habk.; bi᪷r hü᪷ttən (Alpstafel) V Isenfl.;
bin hi᪷ttən (Alphütten) V Ltbr. Gimm.; bin dər ~ (Wei.) V
Leiss.

B) aa) I: 16; II: 27; III: 67; IV: 31; V: 52

davon: Forst~ I: 4; II: 1; V: 1

Glas~ II: 4; III: 2; V: 2

Chäs~ II: 4; III: 4

Bräch~ I: 2; II: 3; III: 3





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Sp. 335

Ziegel~ I: 5; II: 3; III: 4

(Klubhütten SAC) IV: 10; V: 21

Auswahl: (hü᪷ttə = ~): d e᪷ŋəlhorənhi᪷ttən (SAC) V
Schatt.; ab dem gutt genant Gerenhütten 1502U157 IV
Lenk; d glashü᪷ttə (K.), von der matten in der glashütten
1529U75 II Wallwang.; i᪷ dər glas~ (3 Hei.), in der Glas-
hütten 1728A, 1838D III Eggiw.; i dər xnu᪷bu~ (Sennhütte)
III Eriz; xou~ (Hei.), Kohlhütte 1838D III Gerz.; d
mōs~ (Alpbetrieb) III RübibR.; d blüəmlisalp~ (auch:
hotürli~; Hütte der Sektion Blüemlisalp des SAC) IV
Kanderst./Reich.; d bre᪸x~ (K.; dort stand früher die
Brechhütte zur Flachsverarbeitung) I Wengi; bụ~, di
fo᪷rdəri/hi᪷ŋəri (2 Hei.), Buchhütten 1838D III Schangn.;
štiərə~ (Alphütte) III Rüegg.; d štokx~ (Hei., mit gr.
Steinblock vor dem Haus), die Stockhütten 1606UP III
RütibR.; bir šāf~ (Schafweide) IV Zweis.; d šo᪷u~ (K.),
Ein Manwerch, ze schollenn hu̍ttenn 1518U74, 1573/74U77a
II Farn.; d šwand~, im šwand (Alpstafel) V Schatt.;
d tū᪷rbə~ (Scheune) III Schlossw.; tsiəgu~, Ziegelhütte
1838D I Gals; tsiəgu~ (Hei.), Ziegelhütte 1838D III
Wattw.

ab) I: 1; II: 6; III: 4; IV: 7; V: 4

Auswahl: d gi᪷mməlshü᪷tta (Alphütte) V Habk.; xe᪸puhü᪷ttə
(Waldlichtung, Hütte steht nicht mehr) II Dürrenr.; i᪷
dər kxobuhü᪷ttə (unbewohntes Haus), Kobelhütten 1838D
II Sum.; auf Rubishütten 1757Rq2, IV Bolt.

ac) III: 1; IV: 1; V: 4

ad) d fōrhü᪷ttə (Hei.) III Trub.

b) Hütte- I: 4; II: 4; III: 16; IV: 7; V: 5

Hütt- I: 1; II: 1; III: 3; IV: 4; V: 2

Auswahl: (hü᪷ttə = ~): die huͤtten acher, am hüttell acher
1531U59 II BürzH.; dər ~grabə, Hüttengraben 1838D III
Trub; Z hu̍tten holtz 1529U92, 1531U3 I Rad.; i᪷ də ~me᪸dər
IV Lenk; i᪷m hu᪷ətəmatt (, Hei., auch: gu᪷ətə~), von
Hüttenmatten 1502U157, Hüttenmatt 1838D IV Bolt.; dər
~bodə (K.) III Rüsch.; i᪷m ~rein (Hei.), Hüttenrein 1838D
III Fahrni; ~waud (Wa.) II Ochl.; dər ~tsū (Hei.), im
Hüttenzaun 1838D V Habk.

hü᪷tt-: hü᪷tte᪸xxər (K.), der hu̍ttacher 1530U95 I ObwilbB.;
der Hu̍tt acher 1360 III Amsold.; i᪷m hü᪷ttaxxər (2 Ha.,
K.), der Hu̍tagker 1348/58N IV Erlenb.; dər hü᪷ttwāld
(Wa.) IV Saanen.

Hieher?: i᪷m hü᪷pax (Ha., Wiesen), beim Hüpach 1838D;
hü᪷paxgrabə; hü᪷paxwē̤d IV ObwiliS.

C) Hüttli:

ds hü᪷tli (Hostet, Wi.) III Aeschl.; beim Hüttli (Hä.)
1838D III Eggiw.; hü᪷ttli III Seft.; hü᪷ttli, ds fō᪷rdər/hi᪷ŋər
(Hei.) III Trub; hü᪷ttli (Ha.) III Utt.; tsu᪷ də hü᪷tlənə
(2 Ha.), bei Hüttlenen 1838D V Habk.

Zuss.

-hü᪷tli I: 1; II: 11; III: 42; IV: 5; V: 19

hü᪷tli- I: 1; II: 3; III: 3; IV: 2; V: 3





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Sp. 336

Auswahl: (hü᪷ttli = ~): ds farnekhü᪷tli, Farnegghütte (1 kl.
Geschicklein) 1838D III Sign.; bi᪷m flụ̈gər~ (Peilstation)
II Kernenr.; im ke᪸tsištī᪷u~ (Scheune, K.) III Eggiw.; ds
šāfhitli (Heuland) V Ltrbr. Gimm.; bi᪷m fi᪷ššərhü᪷tli (Ha.)
IV Erlenb. Stocken; šü᪷ts~ (Hei.) II Sum.; bim āltən hi᪷tli
(zerfallene Sennhütte) V Gadm.; bim undrən hü᪷tli (Wei.)
V Sax.; dər hü᪷tliaxxər (K., früher mit Scheune) II Bigl.;
dər ~bi᪷ts (K.) II Mattst.; hi᪷tlible᪸ts (Bergheuland, keine
Hütte) V Schatt.; dər hü᪷tlirē̤ (Wei.); ~stāldə (2 Hütten,
Läger) IV Bolt.

-ler:

dər hü᪷tlər (Felskopf, auf dem eine Hütte gestanden sein
soll) V Därl.; authü᪷tlər (Weidestall) III Langn.; xüəhü᪷t-
lər (K.) II Alchenst.; dər pu᪷ufərhü᪷tlər (Acker) III
Langn.

-er:

dər bu᪷xü᪷ttər, bu᪷hüttər (Ha.) III Schangn.

Hieher?: d hü᪷tləweid (K., Plan: Hurdlenweid) III Woh-
len Murz.; den Hüttibuͤl dritthalb meder, sampt husz
vnd hoff 1575UP III Thier. od. Ueb.


Schwzd. Hütte f., Bedeutung wie nhd., bes. auch ‹Alp-, Senn-
hütte, Käserei› (Id. II, 1781), mhd. hütte, ahd. hutt(e)a < germ.
*hudjōn-, zu einer idg. Wz. *(s)keu- ‹bedecken› (Kluge, Etym.
Wb.).

Falls sich erweisen sollte, dass in einzelnen Namen eine ur-
sprünglich umlautlose Form erhalten wäre, müssten einige
Belege unter Hutte (s. d.) hieher gestellt werden, etwa di o᪷bəri,
u᪷ndəri huttə (Alp und Hütten) IV Wimm. u. ä.


Huttwil

hu᪷ttụ (kl. Stadt, Gde.), Huttiwilare 841‒872, uicum Utte-
wilare vocatum 1109, de Hutewile 1185, 1221, Hutiwile
1270, de Utwile 1275, de Hutwile 1280, Huͤtwile 1291Qw,
ze Huttwyle 1313, ze Huͦtwile 1316, ze Hutwiler 1326, ze
Hutwile 1332, Huttwil 1346, ze Hutwile 1363, Huttwil
1363, 1375, 1378 … Hutwilr 1416Rq1, Hutwil 1416Rq1,
1437Rq1 … Huttwil 1442‒69Ar, 1467Rq1, 1479‒1563Ar,
1480/90U44, 1539U59, Huttwyl oppidulum 1577Sch, Hutweil
1780C3, Huttwyl 1838D, 1850J.

ni᪷dər hu᪷ttụ (Dorfteil), Nider Huttwil 1442‒69Ar.

huttwil veld 1533U77, dər hu᪷ttụbē᪸rg (K.); i᪷m hu᪷ttụwaud II
Huttw.

dər hu᪷ttụbo᪷də (Wa.) II Rohrbgr.

von huttwiler guͦt um 1426U78, ein matten heisset hutwilers
guͦt 1465U39, ein Matt heisset Huttwils guͦt 1522U41 II
Bleienb.


Zum PN Hutto u. ä. (Fm I, 921: Hutti, Huto, Hutto). Im alem. Be-
reich bezeugt durch St. Galler Urk. aus dem 9. Jhd.; vgl. auch
Häutligen.


Hutz-

j Juchart acher Jm beyach zuͦ hutzen eich 1521U31 I
Walpw.





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Sp. 337

ds hu᪷tsli (Hei.), ucyli 1324Zw, hucilins 1351Zw, 1355MW,
Huzligut 1838D IV Saanen; under hutzlinen stadel
1488‒1514U166 IV Zweis. Mannr.

i᪷m hu᪷tsi, Huzi (Hei.) 1838D; hu᪷tsifluə; hu᪷tsigrabe III
Langn.

j Juchertten genant das hützers acher, (auch:) hutzers
acher 1531U59 II Etzelk.

Hieher wohl auch: ds hü᪷tštāldəmād (Heuland), von dem
Hutzstalden, Jm Hutzstalldenn 1502U157 IV Bolt.


Den Flurnamengebilden liegt ein PN zugrunde. Huzo, Huzi u. ä.
sind für das Alem. seit dem 9. Jhd. belegt (Fm I, 863).

Hutzli ‒ altbezeugter FN in Saanen, Zweis. (FNB III, 144). Ein
Mann namens Hutzer ist zu Ende des 14. Jhd. in Oberram-
sern SO bezeugt (FRB X, 102).

Am Übergang von Hutzstalden zu Hütt~ in Bolt. könnte neben
der Konsonantenvereinfachung auch eine Ablenkung durch
den benachbarten Hüttlistaalde schuld sein.

Hutzeneich könnte möglicherweise auch zu schwzd. mhd. hut-
zen ‹sich schaukelnd bewegen›, evtl. auch ‹zerzaust aussehen›
(Id. II, 1838) gestellt werden, wenn man in der Bildung ein urspr.
Part. Präs. hutzen(d) annehmen will (nach Ed. Schröder, Dt. Na-
menkunde 1938, S. 187ff. Das Part. Präs. in Ortsnamen).


Huuwe/Houe

houə, hūwə (IV, V)

A) hu᪷uə, dər o᪷bər/u᪷ndər (Alp), uff dem hüwen, von
dem huwenn 1502U157 IV Bolt.; dər hụwwe (Mahd) IV
St. Steph.

Hieher?: d ho᪷uə (Hei., K. an versch. Stellen) I Schüpf.

B) dər ho᪷uənaxxer (K.) II Wallwang.; d houəflu᪷ə
(2 Hei.), Huwenfluͦ 1389R2, 1426U64, 1529A, 1530U69, zu
Hauenfluh unweit der Schonegg 1780/82C3, Hauenfluh
(2 Höfe) 1838D; Hauenfluhloch (Ha.) 1838D; ds houəflu᪷ə-
bö᪷dəli (kl. Hei.) II Sum.; by huwen grat 1531U144 III Thun;
ein mad genant die huwen matt, ein bletz zuͦ Huwenmatt,



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Sp. 338


… um 1525U20 I Gamp.; houəmattə (K.), Huwen matte
um 1525U20 I Lüsch.; houəbüəu(waud), [an den Heuwen-
buͤl 1352, als von der hoͤltzer vnd welden wegen ze
Weratzwile, mit namen des … Hugenbuͤls 1353],
Huwenbuͤl 1353, 1364, 1528U2, Am huwennbuͤl ein
Juchrten 1531U97, Hauenbühl (Taglöhnerhaus) 1838D I
Grossaffolt./Rapp. Wierezw./Schüpf.; huwenbuel-
matten i guott mad 1528U2 I Rapp. Wierezw.; von dem hu-
wenbuͤll 1488U156 (s. o.) IV Bolt.; dry Mannwerch rëben
genant huwen rëben um 1525U20 I Tschugg; i dər houə-
šluəxt (Hei.), Huwisz schluͦcht 1531‒53U70, Houwenen-
schlucht 1645A, zu Hauwischlucht 1756A, Hauken-
schlucht (Hauenschlucht) 1838D III Laup.; Jr weid das
huwenthal 1531U97, im houə təwaud, houətuwaud (Wa.) II
Hasle; houətal (Hei.), im Hauenthal 1838D III Wahlern.


C) -ene:

vonn Eynner Ru̍tte, Jst vyer Juchertt, lytt ann denn hu-
wynenn 1518U74 II Ndbipp; d houənə (Hei.), Jn der huwi-
nen 1531U96, in der Hauenen 1838D III Gelt.; houənə,
o᪷bər/u᪷ŋər (Hei.), Oberhouwen 1543A, Oberhuwinen
1553A, uff Hauwenen 1645A; houənənek (, Hei.) III
Trubsch.


Schwzd. Huw, Hou m. ‹Uhu›, auch ‹Eule› (Id. II, 1822); ahd.
hūwo, mhd. hūwe (Schwäb. Wb. III, 1230: Hau II; Suolahti, Die
dt. Vogelnamen S. 310).

Das nach der Hiatusdiphthongierung im Mittelland dominie-
rende Houe- ist nur aufgrund der alten Belege von Hau- (s. d.) zu
trennen; im Emmental wird das Wort ausserdem oft mit ‹Halde›
(hu᪷uwə u. ä.) verwechselt, z. B. in II Hasle, wo houətuwaud als
Haldentalwald aufgefasst wurde.

Huwo als PN (Fm I, 1220) könnte in einzelnen Fällen auch eine
Rolle spielen: Im Zusammenhang mit Huwenmatt, houəmattə (I
Gamp., Lüsch.) ist ein Beleg aus Ins: Ruͤdi Huwen um 1525U20 zu
erwähnen; ferner Huwener ze Mu̍lidorfUT [auch Houe-štei
könnte auf huwen- zurückgehen, s. d.].




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Sp. 339


I

Ibach I

ị̄bax (Grenzgewässer zw. BE und LU), von da dannen an
das Eschibechli ab in den Ybach 1470 (Rq des Kts. Aar-
gau, Rechte der Landschaft, Bd. I), vom Ibach ab untz
gen 1409 oder 1425, vid. 1481Rq1, Im Ybach 1577Sch II
Gond./Huttw.; ibax (Bach; auch ịbaxbexli) u. ị̄bəx
(Hei.) von ybach 1495U65 II Rüegs.; im Ibach 1574A,
1770A, 1838D (Hof) II Sum.; dər ị̄bəxgrabe (Tal), ds
ị̄bəxgrebli (Bach), i᪷ dər ị̄bəxmatt (Hei. am Bach), Ibach-
matt (kl. Hof) 1838D, dər ị̄bəxwaud (; Wa.) II Rüegs.


Zuss. von I(j)e ‹Eibe› mit -bach, d. h. ‹Eibenbach›; ein auch wei-
terhin verbreiteter ON. In einzelnen Fällen könnte aber auch
eine altdt. Kollektivbildung *īw(e)-ahi in der Bedeutung ‹Eiben-
hain› zugrunde liegen, vgl. Heister- u. ä. Hieher?: Iberach (Haus)
1838D II Lütz.


Ibach II b. Wangelen

ībəx (Weiler), ni᪷dər~ (Hei.), in Ybach 1250, ze Ibach
1378, 1380, 1388, Jbach 1389‒1460Ud, das guͦt von ÿbach
1498U46, z ybach 1547U137 …, zu Ybach 1677A, Ibach im
Buchholterberg 1790A III Buchh.; ibəxgrabə (Graben)
III Bleik./Buchh.; i᪷baxhu᪷bu (Hei.) III Buchh.


Etymologie s. Ije.


Ibur- †

Heini Lesers iiii schil. von Iburszhalten 1432U78 III Gol.


Ibur: wohl PN (Socin, Mhd. Nb. verzeichnet S. 380 u. 421 einen
Ibuchs und dessen Frau, die Ibuchsin).


Ielis-

īəlismatt (; K.), vͤlisz mattan 1531U59 I Rapp.


Zus. mit PN Ueli (Kurzform zu Ulrich) > umgelautetem Üeli >
entrundetem Ieli.


Iepe

īəpə, d īəpə, i dər ~ (kl. Haus mit etwas K.), Jeppen
(1 Haus) 1845D III Rüsch.


Viell. zu schwzd. Juppe(n) ‹Kleidungsstück›, von Id. I, 365 mit
Verweis auf III, 53 auch in der Lautung Ipe(n) für Schwarzen-
burg und Freiburg belegt. Möglicherweise aber ein (unbekann-
ter) Personenname: ‹des Jeppen (Haus)›? Vgl. den ahd. PN Ippo,
in St. Gallen 746 belegt (Fm I, 942).


Iesch-

im i᪷əšbərg (Wa.), i᪷əšbərgtse᪸ug (K.), im mÿestberg, im
miestberg, an die muͤsperg zelg, an den müstberg, am uͤst-
berg 1480/90U44, im myestberg 1500U48 … Jm mieszberg



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Sp. 340


1531U97 … [Mierstberg 1577Sch], Mieschbärg 1595U54 II Al-
chenst.


-i᪷əš ist nach dem Zeugnis der historischen Belege eine degluti-
nierte Form von schwzd. Mies, Miesch, mhd. mies m. n. (Id. IV,
467); siehe auch Miesch.


Ifang s. Fang


Ifarene †

… ad particulam dictam Ifarene (!) 1388 I Lig.



Ifertsche

ifərtšə (K., sonnig, steinig) I Piet.



Iffigen (-alp)

i᪷m i᪷fi᪷gə (Iffigenalp, Wei., ganzes Iffigental), an Ifigen
1427U78, an yffygen 1488U156, der Berg an Iffigenn 1502U157,
Ifingen 1517Rq2, Der Berg Jffingen 1548U160, An ÿfingen
am hindern berg, ebd. Nachtrag zw. 1566‒1606, uf den
bergen … und Ifingen 1694/1700Rq2 IV Lenk.

šti᪷ərəni᪷fi᪷gə (A Wei.) IV Lenk.

bim i᪷fi᪷gfāl (Iffigwasserfall), ufəm i᪷fi᪷ghorə (zuhinterst auf
dem Hohberg), Iffigenhorn 1760Wä; ufəm i᪷fi᪷gle᪸gər (ebe-
ner, gedüngter Alpteil); i᪷fi᪷gbax (Seitenfluss der Simme),
In der oͤy, Im yffigbach …, stosszt an yffenbach
1497‒1516U167, … stost ann den Iffibach inn der Ey, … nid-
sich an yfig bach (1535), ann den Iffig bach (1531), Im
yfibach 1525‒80U169, nitsich an Jfigbach 1548U160, an Ifig-
bach (Mannlehen im Simmental) 17. Jhd.UP; Yfisberg
(Sam. Bodmers Bezeichnung für das Gebiet des Wild-
strubels) 1716Wä, Iffigberg 1709‒10A, i᪷fi᪷gsē̤ə (See) IV
Lenk.


Offenbar, da die Gegend kaum vor dem 9. Jhd. verdeutscht
wurde, ein später -ingen-Name zu einem ahd. PN, evtl. Iffo (im
8. Jhd. belegt, Fm I, 947); vgl. Iffwil.


Iffwil

i᪷fwị̄u (; Dorf, Gde.), Iffenwilere 1148, Iffiwiler
1261‒63, de Ifwile 1284, de Ifwiler 1289, in villa de Yffe-
wile 1310, villa dicta Oberifwile 1310, 1315, apud supe-
rius et inferius Yffwile 1332, die zenden ze beiden Yfwi-
len vor 1357N … von Ifwile 1367 … Huser von Iffwile
1389R2, Jffwil 1442‒69Ar, zuͦ Iffwyl 1486Rq7 … dero von ÿff-
wÿll guͤtternn 1531U59 … Yfwyl 1577Sch, Ieffwyl 1728A; i᪷f-
wị̄uštrō᪷ss, ~wē᪸gaxxər II Iffw.


-wilāri-Ausbauname zum PN Iffo (Fm I, 947; II, 1547), der auch



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Sp. 341


schon in dem ältern -ingen-Typus vorkommt, vgl. Iffigen. ‒ Par-
allelname Ifwil TG.


Ifinhoͤfzerit †

Ifinhoͤfzerit 1250‒56Qs XV/1, Chozinchoven scoposa I soli-
dos V. Kaltenbrunnen scoposa I solidos VII. Homberg
solidos VI. Ifinheustzerit solidum I. 1250‒56 I Umge-
bung von Lyss.


Nicht sicher zu deuten, da die Form wohl verdorben. Möglich
wäre: Ifinhof ze Riet (A. Gatschet, Anzeiger f. Schw. Gesch. und
Altertumskunde, 1865, S. 17).


Igel-

i᪷gu᪷rein (; Wi., K., rauher Boden), i᪷gu᪷mattə (K.) I Ra-
delf.

Hieher?: wi᪷ntəri᪷gu (schattige Waldecke, wo der Schnee
lange bleibt) II Kopp.


Schwzd. Igel (Tiername) Id. I, 149.


Igetschli

im i᪷gətšli᪷ (; Wa., Ka.) II Wolfisb.


Schwzd. Iggesli, Igetschli (z. B. Attisw.) u. ä., eine der vielen
Spielformen zum Tiernamen ‹Eidechse›, mhd. egedëhse f. (Id. I,
94).


Ihalte s. Halde


Ije

d ịjị, uf den ijə (waldiger Bezirk), ịjəgrabə (Seitengraben),
ds ịjəmōs (‹zügiges Wegstück›) IV Lau.; ị̄i᪷smattə V Habk.


Schwzd. Iwe(n), I(j)e, Ī ‹Eibe›, ahd. īwa, mhd. īwe f. (Id. I, 612f.).
Hieher angeblich: d ị̄xe᪸lə IV Bolt. (wo die Eibe dər ī heisst), wohl
auch im jéholts (ziemlich ebenes Grundstück mit Haselstauden)
V Obried; zur Akzentverschiebung vgl. mhd. ie, nhd. je u. ä.

Hiezu auch die verbreitete Namenkomposition Ibach.


Il †

an einem ortt geheissen die Il 1525UP III Wicht.

Der Illacher iij Juch, an … den Ÿllacher 1534U100 III
Wicht.



Ilfis

d i᪷u᪷fi᪷s (Bach, entspringt im Kt. Luzern an der Schratten-
fluh und wird im Kt. Bern zum rechtsseitigen Nebenarm
der Grossen Emme, in die er bei Emmenmatt mündet. In
Langnau bezeichnet i᪷u᪷fi᪷s auch ein Aussenquartier), Ilfis
1371, da der Kenelbach in die Ilfis gat 1371, ze Illvis
1376, Ilfis 1400, vid. 1467Rq, in der ilfyss 1417C2, ab in Ilvis



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Sp. 342


1418Rq, ze Ilfis 1446Uk2, die Ylfis 1470Rq, Ilffis
1320‒1491Rq, zuͦ yllffis 1530U135, an die yllfis 1531U136, Ylvis
1576A, zuͦ Ilffis vicus itidem dispersus ad eandem partem
Ilffis positus 1577Sch, Schützhausen zu Illfes 1542A, Ilfis
1569U72, Ilfis 1788C3 … III Trub/Trubsch./Langn.
i᪷ufi᪷sgrabə (2 Hei. und Seitental), an Ilfis grund 1569U72,
i᪷ufi᪷sbodə (Hof), i᪷ufi᪷sbụ̈əu᪷ (Hei.), i᪷ufi᪷sšaxə (Hei., K.), im
Ilfis schachen 1569U72, yllfis stäg 1531U136, i᪷ufi᪷sštrand
(neues Wohnquartier an der Ilfis), i᪷ufi᪷sštu᪷ụə (2 Hei., K.),
auf dem Ilfisstalden 1796A, i᪷ufi᪷swaud (Wa.), [an die yliffs
(sic) weid 1531U136] III Lang.


Sicher vordeutscher Gewässername; er geht nach Hubschm.
Burgd. S. 712 und VR III, 83 «wohl auf den Namen einer gall.
mātronā (Göttin, Fee) zurück, der identisch ist mit dem bezeug-
ten Frauennamen Elvisia oder Elvissa, zum selben Stamme wie
ahd. els, schwzd. elw, elb ‹fahlgelb› (Id. I, 211) …»; die Ilfis wäre
demnach ‹die Blonde›. ‒ Man könnte das vordeutsche Grund-
wort aber wohl auch einfach auf die Farbe des Wassers beziehen
(vgl. die Grüne, die Rot u. ä.). ‒ Entsprechend erwägt St. Son-
deregger, den Flussnamen Ilfis allenfalls zur Sippe Albula/
Aubonne zu idg. alb- ‹weiss› zu stellen (in: Zürcher Student,
Jhg. 43, 1966, Nr. 8, S. 15).


Illant † s. Irlant †


Illiswil

ịlịswị̄u᪷ (Weiler), de Igliswile 1269, 1275, von Igelisswyl
1284, de Igilswile 1297N, von Ygiswil 1332, von Yglizwile
1333, ze Igliswile 1354, 1360, ze Igswile 1360 … ähn-
lich bis 1386, Jlliswil, Jgliswil, Ygriswil, Jlliswile
1389‒1460Ud, ze igliswil 1434/1528U120, von igliswil
1452U79, zuͦ ylliswil 1486U81, … Ilyszwil in der kilchhöri
wolenn 1535U102, Iliswyl pagus 1577Sch, die herrschaft Il-
liszweyl 1721Rq1 …, Jlliswyl 1850J, ịlịswị̄u᪷waud (Wa.) III
Wohlen.


Mit erstaunlich vielen alten Belegen trägt dieser kleine Weiler
einen frühen -wilāre-Namen. Im ersten Teil steckt ein bei uns
seltener ahd. PN, offenbar eine Diminutivbildung zum einfa-
chen Igo, (Fm I, 947) Igil- erscheint in ONN wie Igilsbuͦch
(8. Jhd.), mit konsonantischer Umstellung wie in unseren Bele-
gen in Iglistruoth (11. Jhd.). Kaufmann, (Erg.-bd. S. 214) neigt
ebenfalls zur Annahme eines Vollnamen-Primärstamms Ig-:
«Wie die ON-Belege (Fm ON I, 1548) zeigen, war neben der
Kurzform Ig(g)o besonders die Koseform *Igil beliebt. Ein-
wandfreie Zusammensetzungen mit diesem PN, wie: Igil-ingin,
Igils-Heim, Igels-ruit usw. bestätigen, dass Fm (Sp. 947) wohl im
Recht ist, wenn er auch *Igilisstruot so deutet.»


Ilm-

i᪷m i᪷u᪷maxər (K.) III Ndmuhl.; ilmaxər (Hei.), im Ilm-
acher 1754Ar, Ilmacker 1838D III Wahlern; von dem ilm
acher 1515U158 IV Zweis.; i᪷llmənšte᪸in (Alp) V Innertk.


Lautlich abgewandelte Form zu Elm ‹Ulme›, s. Elm.




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Sp. 343


Imb-/Im-

a) An den Jmbelen j Juchrten 1530U95, nempt sich der ÿm-
bel acher um 1531U34 I ObwilbB.; an die Imÿ mattann
1531U59 II Rüdtl.; die matta, der man spricht Imbismatta
1346 III Burgist.

b) i᪷mi᪷, i᪷m ~, [uf dem inni iiii juch: zwüschen der dorff all-
mennd unnd dem grossen ynni] um 1533U133, ~hu᪷bu᪷,
Immi-Hubel 1850J (soll überwachsene Ruine tragen) III
Ndmuhl.; i᪷mmibo᪷dmən, ər wont ts ~ () V Grin-
delw.

i᪷mịšmatt, i᪷mšmatt (K., 3 Hei., ziemlich eben), Ymmisi-
matt 1529UP, Zimschmatt 1544U117, zuͦ Imschmatt 1547U137,
Impschmatt 1558A, zu Imschmatt 1769A, imšmatthu᪷bụ
(2 Hei., Grat) III Bow.

c) daz do heisset Immen guͦt 1353 I Rapp. Zimlisb.; ein ju-
hart in ymen sluocht 1437, am imen schluocht 1437U56,
Jtem im Jmen schluechtt II Utztf.

iməne᪸gərtə, auch siməne᪸gərtə, an ein matten heist immen
ägerden 1547U137, an Petter Wantzenriedts Imbschmattt
1650U100 III Bow./Sign.; am Imbtsluss 1356 IV Bolt.

d) i᪷mmərmatt (K.) I Eps.; immərtswe᪸udli (Wa.) I Erlach
(Enkl.); ~ I Gals; dasz Jmer bodenn stücky … 1531U59 II
Etzelk.; i dər i᪷mmərsmatt (Acker), die Immersmatt
1666Le II Ndbipp.

circa fontem beati Ymergii 1360, ze Erlach in der stat vor
sant Imers kappellen 1363, ein guͦten gsellen mit namen
Immer Wyn von Erlach 1526 (Weinbrief des Niklaus
Manuel, Ed. Bächtold 1878 S. XXXII) I Erlach; sant
immərre᪸bə (Reben), vinetum dictum sancti Ymerii 1324 I
Lig.


Zu a) schwzd. Imb m. (n.) ‹Bienenschwarm, -stock›; Imbe f.
‹Biene› (Id. I, 233ff.).

Zu b) imbe > imme mit Assimilation von -mb- > -mm-, wie
mhd. lember > nhd. Lämmer usw.

Zu c) Wahrscheinlich enthalten diese Belege aber einen PN im
Genetiv, der den einstigen Besitzer bezeichnete: ahd. Immo
(häufig, auch in St. Gallen, z. B. Abt Immo 976‒984, Fm I, 949).
Ein Grundherr Immo (auch Imino) ist anfangs 13. Jhd. Stifter
des Klosters Fahr; hieher auch etwa Immensee SZ (Iten 1969,
S. 107ff.).

Zu d) Familienname Immer von Oberhofen und Thun, bzw.
Imer von Neuenstadt (HBLS IV, 334), an verschiedenen Orten
als einstige Grundbesitzer bezeugt, z. B. Gals, Ndbipp. In alten
bernischen Dokumenten kommt Imer auch als PN vor.

Heiligenname St. Imerius: als Patron einer Kapelle in Erlach,
der Kirche in Ligerz, eines Altars in Biel usw., s. A. Moser in: Z.
f. schweiz. Kirchengeschichte 52 (1958) S. 44.


Imbärg s. Bärg


in/i(n) (Präposition)

Peter vnnd Bitzius vischer gebruͤder Im Bach, Ab dem
guͦt Im bach 1531U97 III Obbalm; zuͦ Sanen gelegen In der
bissen genempt 1531U144 IV Saanen; ine᪸bnitstrog (;
Trog, Land) V Sax.





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Sp. 344


In den meisten Belegen ist in die ortsbestimmende Präposition
auf die Frage ‹wo?›; Fälle wie In der Valcheren V Schatt., voca-
tur Im Buochli III Konolf.-Gys. und entsprechende werden
demnach hier nicht aufgeführt.

in, Präp. mit Dat. u. Akk. (Id. I, 286).

ufəm i᪷mfərd, (K.) I Sutz-Lattr. s. Jänfer(t)

inn ‹in, darin; innen› (Id. I, 290f.): innən im grīdən (Be-
zeichnung eines öst. Teils des grị̄dwāld) V Gadm.

inner, wie nhd. (Id. I, 294): ob dem Jnnern bruch holtz
1528U2 I Schüpf.; im ussren und im inndern Schlünde
1524UP IV Bolt.



in-/i- (Partikel)

Auswahl: heyst der yn acher, das unnder yn acherly
1531U59 II Etzelk.; ịde᪸ntšətə, ịde᪸ntšə, i᪷ dər ~ (Wa., Stelle
an Bach, wo ein alter Weg ịde᪸ntšət ‹eingebrochen› ist) I
RütibB.; Ifang s. Fang (ONB I/1, 116); an der Jnfart
1531U97 I Bür.; ịfart (Hei., mit Einfahrt, die über die
Strasse geht) III Köniz-Liebew.; bim ị̄ghāgətə lō᪷x (Loch
mit unterirdischem Gletscher) V Grindelw.; Ihalte s.
Halde; in der ị̄holi (Wi.) V Därl.; ī᪷xraxxə (Hei. bei stei-
lem Graben) III Rüegg.; dər ị̄lās (; steiles Hei. mit
Mulde), im Einlasz 1838D IV St. Steph.-Fermel; Imbärg
s. Bärg; ibrux (Wa.) V Brienz; Jm Jnscheller um 1531U34 I
Safn.; Ischlag s. Schlag; dər ị̄šni᪷t (Wa., K.) III Buchh.;
īšni᪷t IV Aeschi; īšni᪷t IV Spiez; īšni᪷t V Gsteigw.; im rọ̄ten
i᪷šni᪷t (; Einschnitt im Fels unter dem Grimsel-Pass,
neuer Name) V Gutt.; ikšwe᪷n(d) (Wei.) IV Erlenb.; i᪷tu᪷ə-
ble᪸ts (; Wei., nicht mehr genutzt) V Gsteigw.; inwē᪸g
(2 Hei., K., «diesseits» des Wegessenweges) II Hasle;
im Inweg 1794A III Wahlern; an die Innwäggaszen
1735S III Boll.

īn-hin ‹hinein, einwärts› (Id. II, 1335): i᪷nhi᪷šliəfən V
Hofst.; im dōrf i᪷nnhi᪷ (Dorfzentrum von) V Ringg.; e᪸m
blattən i᪷nnhi᪷ (Land am See mit Platten am Ufer) V
Ringg.


ī(n) ‹hinein› (Id. I, 291ff.): in der Nominalkomposition
schwankt die Quantität zwischen ī und i; die meisten Namenbil-
dungen sind aus der Verbalzusammensetzung zu erklären. Es
handelt sich in diesen Fällen meist um Eintiefungen, besonders
etwa bei Imbärg; vgl. im übrigen auch Ein (ONB I/1, 72), wo 2‒4
möglicherweise hieher gehörten. ‒ In einzelnen Fällen könnte
vielleicht auch eine Komposition mit I(j)e, Iwe ‹Eibe› (Id. I, 612)
im Bestimmungselement vorliegen.


Indrist-

di i᪷ndrịštweid (Wei., Scheunen), i᪷m i᪷ndrištən (Heuland,
Wa., Scheunen) V Ltbr. Weng.


Superlativ zu innər (Adj. wie nhd.) Id. I, 294.


Industrie-

indu᪷štrị̄kxuartiər (; Wi.) I Piet.; i᪷ndu᪷štrị̄ nöihōf



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Sp. 345


(Gebiet Altwiderüti bei Neuhof) II Kirchb.; ~plats II
Langt.; i᪷ndu᪷štrīriŋ I Lyss; ~štrāss (Quartier) II Thunst.



Ingel-

i᪷ŋudsmōs (2 Hei., K.), im ingelsmos ii meder 1528U2, im
ingoltzmos 1532U4 I Bargen/Kalln.; hinder an ingolds
moͤsle, an ingelds mesle 1518U74 II Wiedl.; lyt vnder des
Sigristen Jngelsperg 1528U2, vff dem Ingelsperg, vf dem
Jnglisperg … 1531U97, der klein Ingelsperg 1528U2, der in-
gelspergacher 1528U2 I Rapp.; in i᪷ŋəlšwandən (Vorsass),
zu Ingeltswant 1367, die Ingeltzlam 1535U161 V Wild.


PN Ingolt bzw. davon herstammender, im Bernerland weitver-
breiteter Familienname (FNB III, 153).


Ingenberg †

uf dem Jngenberg 1547U137 III Buchh.


Am ehesten zu einem ahd. PN Ingo (Fm I, 960)


Inger s. Änger

ONB I/1, 84



Inkwil

i᪷ŋkxwị̄u, i᪷nkxbụ (Dorf, Gde.), Cuͦno de Inchwile 1262, R.
de Ingwile 1263, Chuͦno de Incwile 1268, apud Ingwile
1286Qw1, Dom. de … Inggwil um 1300N …, de Ingewile
1332, ze Ingwile 1349, Ingkwile 1363, 1377 …, ze Inggwile
1389 …, der se ze inkwil 1430U38, Jnggwil, Jngwil 1464U38a,
Inckwyl 1574C3, 1577Sch …, Inquil 1630A, zu Zinckweil
1704/11C3, Burg Inkwyl 1850J; die Inggwil aͤggerden, das
Inggwil holtz 1516Rq1, i᪷ŋkxwị̄lərsē, i᪷ŋkxwị̄uərsē II Inkw.


-wilāri-Zuss. mit einem nicht mehr leicht verifizierbaren germ.
PN aus der Grundlage Ingvi (Fm I, 959ff.), mit Inlautverschär-
fung g > k, (vgl. die Anmerkung bei H. Kaufmann Ergänzungs-
band S. 216.) ‒ Möglich wäre, einen urspr. zweigliedrigen PN
Ingwalt in der Kurzform *Inggo anzusetzen, und es ist auffal-
lend, dass der Familienname Ingold (< *Ing-walt) in der Ge-
meinde Inkwil alteingebürgert ist und noch heute von einem
grossen Teil der Einwohner geführt wird.


Inneberg

dər i᪷nnəbərg (Alpbetrieb), im Innerberg 1724A, Innen-
berg 1727A, Jnnenberg (zerstr. Häuser) 1838D III Eggiw.;

dər i᪷nnər i᪷nnəbərg (Hei.) III Eggiw.;

u᪷f əm i᪷nnəbərghụ̈si (Hei.) III Eggiw.; dər i᪷nnəbərgwaud
III Eggiw./Schangn.


Schwzd. inne(n), ahd. innan, ä. innana, mhd. innen ‹innerhalb›
(Id. I, 293).




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Sp. 346


Inner-

I: 8; II: 19; III: 37; IV: 20; V: 38.

Auswahl: im i᪷nnərērits (Schulkreis) III Eriz; an zinder
väld 1531U59 II BürzH.; ds i᪷ndərfē᪸ld V Sax.; dər i᪷ndər
gletšər (oberer Grindelwaldgletscher) V Grindelw.;
zwoͤi mansmeder im inren grund 1394UT III Wattw.; an
dem berck und alp an inndren gwinden 1488‒1514U166,
1524‒1593U168 IV Reich. Kienth.; innərxandərgrund (Tal-
schaft) IV Kandergr.; i᪷nnərbe᪸rg (s. d.); ds innərbe᪸rgli
(Alp), u᪷fəm i᪷nnərbē᪸rgligrat V Habk.; indərbe᪸rgli (zwei Al-
pen), Jnderberg 1526/27UP, Jnderberg oder Tägerfeld
1532Rq8 … Jnnerberg 1751/52A V Sax.; der berg die inre
Blattenheit 1348, ze Bluͦmenstein, ist genemt die Inder-
blattenheit 1361 III Blumst.; Jm Jnnern oder vordern
ried 1533/42U128 III Gugg.; die Jnnerschwendi
1524‒93U168 V Iseltw.; an Jnder-Tegerfelt 1351, An jnnar
degerfeld 1488U82, An Inder taͤgerfellde 1493U84, An Inner
taͤger feld 1507U86 V Sax.; i᪷nnərdiəpuswị̄u (Hei.) III Eg-
giw.; bi᪷m i᪷nnərə tōr (Schlucht) IV Erlenb.; i᪷nnərdorf
(Häusergruppe), Vͦllj mistler Jm Jnnerdorff 1533/42U128,
1687A, 1778A, 1838D III Wahlern; Am Jnnern vsser velld
ij Juch 1534U100 III Boll. Habst.; an der indren Wisgi 1386
V Ltbr. Weng.


Schwzd. inner, inder (wie nhd.) Id. I, 294f.


Innerberg b. Säriswil

i᪷m i᪷nnərbe᪸rg (Dorf), Jm Bärg, ein dörflj von 5 tauwner-
heüseren 1677Rq7, Jnnerberg (Häuser) 1838D III Wohlen.


Die Zus. wurde wohl sekundär, als Gegenstück zu u᪷ssərbe᪸rg ge-
bildet: Neben Bärg gibt es in der Quelle von 1677 auch «Jm Us-
zeren Berg, 3 heuser».


Innereriz s. Eriz und Inner-


Innertkirchen

innərkxi᪷rxən (Gde.), Jndrunt dem kÿrchen ze Winkel vnd
ze Brugge in der perrochie ze hasle 1393Uk2, inet dem Kir-
chen 1623C4, 1628C4, 1629/31C4, Jnner-Kirchet, Jnnert-
Kirchet 1838D V Innertk.


Zu schwzd. inner(t), innet, mhd. inner, inrent ‹innerhalb› (Id. I,
295). Innertkirchen hiess früher «Hasle im Grund» (vgl. z. B.
Durheim 1838); die heutige Bezeichnung, welche vereinzelt
schon früh belegt ist, bezieht sich auf die Lage «innerhalb»
(taleinwärts) des Kirchet (s. d.).


Inntz- †

Jtem michel zuͦ Inntzenboumen am stalden gesessen jn
toͤuffental … hus hoff hoffstat zuͦ Inntzenboumen gelegen
1488‒1508U166, um 1491U166, an das guot das da heist zin-
zunböumen 1498U46, vff dem guͦt Jnntze bowmer 1515U166
III Teuffenth. (od. evtl. Horr.).





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Sp. 347


Trotz dem Einzelbeleg zinzun-böumen liegt kaum eine degluti-
nierte Form zum altbelegten PN Zinzo, Zenzo (Fm I, 1674,
urdkl. in St. Gallen 905 belegt) vor. Mit grösserer Wahrschein-
lichkeit ist eine Agglutination der Präposition ze an einen auf I-
anlautenden PN anzunehmen (ze inzun- zu zinzun-), wofür die
übrige Dokumentation spricht. Der ursprüngliche PN ist frei-
lich nicht sicher zu eruieren; vgl. Fm I, 955/6 IND, mit Belegen
Inzo 8. Jhd. und gleichzeitigen ONN-Bekundungen: Inzingon
und Inzinmos (loc.?). Möglich scheint auch eine lautliche Ent-
wicklung mit dem altdt. PN Imizo (884 in St. Gallen belegt, Fm I,
952) wie in oberösterr. Imizinisdorf zu Inzersdorf (Fm II, 1563).


Ins

eiss (Dorf, Gde.), (in villa nomine) Anestre 1009, Girar-
dus d'Anes 1171N, (Inter) Anes 1179, Cono d'Anes 1180N,
(de) Ins 1181 oder 1182, (de) Hyns 1182‒1187, (de) Anes
1185, (curia de) Anesi 1185, Girardus de Anes um
1188/90N, (de) Anes 1192, 1214, 1221, 1223, (de) Hanes
1224 oder 1225, Chuno de Anes 1225N, Uldricus de Anes
1228N, Anes 1228 (Kirchenverzeichnis), (in villa de) Anes
1228 (Bericht über Ereignis von 851; beides im Cartular
von Lausanne), (de) Ins 1243, (de) Anes 1245 oder 1246,
(de) Hanes 1246 oder 1247, Anes um 1250, (de) Hanes
1265, (in villa de) Ins 1265, in villa de Anes 1296, ze Ins
1337, de Anes 1339, 1354, dorfmark von Ins 1360, Ins
1366, 1367, Yns 1370, 1377, von Ins 1372, de Aynes 1372,
de Anes 1376, de Agnes 1376, gen Ins 1376R3, parrochie
de Annes 1379, apud Anes 1380, parrochie de Yns 1385,
ze Ins 1388, de Annes 1417Lausanner Kirchenvisitation 1416/17, ze Ins
1439Rq1, de Anes 1443Rq1, s. capellam de Anez 1453K9, Inss
1476Ch5, das far zuͦ Ins 1485Rq1, zu Innsz 1512Rq1, Innsz um
1525U20, Inns 1530U21, Ins pagus magnus 1577Sch, zu Ysch
1596/99C3, au village d'Annes 1654/55Rq1, zu Insz 1731Rq7,
Ins 1838D I Ins.

eisfē᪸uwē᪸g (neuer Weg), denne ein Juchart zum Innszhag
genant zum wolff hag um 1525U20 I Vin.; am eisswē᪸g (Wi.,
früher Reben), Ein bletz Acher am Inszweg gelegen um
1525U20 I Tschugg.


Die Sprachgrenzlage ist am dt.-rom. Doppelnamen Ins/Anet
und am Wechsel der dt.-rom. Urkundenformen ablesbar. Ety-
mologische Grundlage ist die rom. Form Anes, die Hubschmied
(VR 3, 125) auf gall. *anās ‹bei den Sümpfen› zurückführt. Die
an den heutigen topographischen Verhältnissen orientierte
These ist zu überprüfen, da neuere archäologische Forschungen
für die Zeit der Kelten das Seeland als trocken und fruchtbar er-
kennen lassen; die Versumpfung tritt erst im Mittelalter ein (vgl.
H. Schwab, Die Vergangenheit des Seelandes in neuem Licht,
1973, S. 141ff.). Problematisch bleibt, die dt. Lautform Ins aus
rom. Anes zu erklären, wenn man nicht mit Hubschmied gall.
*anisia zur Grundlage nimmt. Die lautliche Entwicklung wäre
demnach so zu postulieren: gallorom. *anes > ahd. *anis/enis
> alem. ins. Die Veränderung *anes > *anis liesse sich mit Par-
allelfällen stützen, wo rom. Nebensilben-e im Alem. zu -i erhöht
wurde, vgl. Tanni, Matti usw. (vgl. Stucki, BSG X § 93 und
W. G. Moulton, Swiss german dialects and romance patois, Yale-
Diss. 1941 S. 71). Diese Entwicklungen haben jedoch keinen
Umlaut mehr bewirkt. Man ist deshalb gezwungen, noch andere



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Sp. 348


Lautwandlungsmöglichkeiten zu erwägen, die man wohl im frü-
hen Sprachmischungsgebiet zu suchen hätte. Zur Wandlung
*enis > ins wären Parallelen wie altrom. *felicaria > altalem.
*fillggera (ONB I, 175); altrom. fenile/feniles > altalem. finel/
Vinelz (ONB I, 139f.) zu vergleichen. An Fälle zu denken wie lat.
census > ahd. zins, lat. menta > ahd. minza ist schwierig, weil
diese Entwicklung schon in voralthochdeutsche Zeit fällt. Doch
darf darauf hingewiesen werden, dass die alten Seeländer Mdaa.
das Primärumlaut -e vor Nasalverbindung nicht zu e᪸ senken wie
ihre mittelbernischen Nachbarn (H. Baumgartner, BSG XIV
§ 66 Anm.). Diese hätten die (relativ) geschlossenen e-Laute
leicht als i᪷-Qualitäten auffassen können wie in den übernomme-
nen französischen Lehnausdrücken (excusez > eksgüssi; café >
kaffi usw.), dann eben auch *Ens > Ins. Im einzelnen bleibt Un-
geklärtes, doch ist an der These eines alten Doppelnamens Anes/
Ins mit rom. wie alem. eigensprachlicher Entwicklung kaum zu
zweifeln.

J. Stadelmann (Neues Berner Taschenbuch 1905 S. 242) leitete
die deutsch-französischen Doppelformen Ins/Anet von einem
röm. PN Anicius «lautgesetzlich» ab. Doch bleibt fraglich, ob
ein blosser PN zum ON geworden ist.


Inschberg s. Einisberg


Insel

A) I: 19; II: 4; III: 9; IV: 4; V: 3.

I: Unter dem Namen Insel/Isle(n) versteht man im Ber-
nerland weitherum einfach die Petersinsel im Bielersee
(s. d.); i᪷su᪷, i᪷ dər ~ (K., sumpfig, hufeisenförmiges Stück
Land, einst umgeben von breitem Sumpfgraben) Aeg.;
Anthonii abbatis Insule sancti Johannis 1448, vid.
1452Rq1, an dasz kloster gan Santt Johanisen Jnsel zuͦ er-
lach um 1531U34, unser amptman in der Insel 1533Rq1,
St. Johannsinsel 1557A, St. Johanss Insul 1729/32C3 Gals
(zu dem zw. 1093‒1103 gegründeten Kloster St. Johann-
sen (s. d.), das unserer Benennung nach zu schliessen, ur-
sprünglich auf einem von Wasser umgebenen Landstück
lag, s. HBLS VI, 72f.); Jn der Jsel j vierteil dingkel
1409U1, In der Isel 1427U78 Lyss; i᪷su᪷ (K., wird bei Hoch-
wasser überschwemmt), o᪷bər i᪷su᪷ (Giesse dafür nicht
mehr gebräuchlich; Lischengras, vereinzelte Fälbäume;
Gegenstück zu u᪷ŋəri᪷su᪷), ab einem acher lit in der ysel
1474U30 Orp.; von der Iszell … Stost … gegen biszen an das
groszried 1529U92 Rad. Ostermanigen; i᪷slə, i᪷ dər ~ (Wa.,
K. an Bach grenzend, seltener i᪷sləmat) Rapp.; Aber ein
viertelj vf der ÿnsel 1531U97 RütibB.; by der byschofs
ysela nach 1280N (vermutlich Grenzinsel gegen Bistum),
ein juchert in der Isel 1370, in der obren ysel 1474U30, stost
vff die ysel 1474U30, vff die Jsel um 1531U34 Safn.; ab der
mosmatten die man nempt die ysel 1474U30 Scheur.; e᪸ịsu᪷
(K., trockenes, gutes Land, erhöht, bei Überschwem-
mungen wurde dies Land nicht überflutet und bildete so
eine Insel), von Enslon 1373, von Eynsel 1375, 1378, von
Enslon 1381, ab der ensel 1474U30, vff der ensel 1529U33



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Sp. 349


Schwad.; e᪷isu᪷, 1 mansmatt In Baldenwegs Isel 1425U78
Stud.; Jn den Jnslen 1544U97 Wengi; in der Steni Isel
1425U78, von der vogty Insel gütter 1551U37 Worben; II: im
isu᪷ (heute dər obər tsịəguaxxər) Huttw.; insu (Wi.) Limp.;
i᪷nsu (Kanaleingang mit Häusern) Wangen; ein Juͦchar-
ten vff der ÿssel 1573/74U77a Wiedl.; III: eịssu᪷ (Hei., grie-
nig), ze Belp in der isel 1349, uff den ensel 1520U131, einsÿt
an miner hern wald genant der Ensel 1534U100, Vor dem
Aͤnsell ein halb Jucharte … lytt gaͤge bisen am holtz aͤnsell
1535U101, Eyssel 1609Bu, im Eissel, Meyssel 1716/18C3
Belp; i᪷nsəl, i᪷nsụšpitāu (Spital, früher an Th. Kocher-
gasse, ursprünglich auf einer Aarehalbinsel), sorores de
Insula 1330, 1347, der … geistlichen frowen in der Insel
1457Rq1, Bern an die Häuser … Insell 1479K4, den froͧwen
zuͦ der ÿssell 1531U60, Die frouwen in der Insell 1534U99, Jn
das Closter zur Jnsell 1534U100 Bern; Jn ruflis eÿ heist die
ÿnsel gegenn ennge, Loufft die ar darumb 1531U97 Boll.
Worbl.; nemus dictum die halda ob der ysell 1436U121, in-
ter pascua ville nuncupata die ysel 1436U121, sita inter ne-
mus et ouw nuncupata ysell 1436U121, namlich die Ysel
mit dem giessen 1478UT Ferenb.; d islə (eine grössere und
zwei kleinere Inseln, heute unter Wasser), i᪷ dər i᪷su᪷ u᪷ŋər
(Wi.) Frauenk.; d i᪷su (K., mehrere Gebäude), die Insel
um 1530U142, an die Jnsell 1534U100, in der obern und un-
tern Insel (3 Häuser) 1838D Kirchd.; novales dicti «zem
insle» 1274 Köniz; Körsts Rüti In der Isel 1432U78, aͤn-
ennthalb an der ÿnsell 1531U97 Mühleb. Marfeldingen; d
i᪷səl, i᪷nsəl (K., 2 Hei., zu beiden Seiten Bäche) Sigr.; IV: i᪷
dər i᪷səl (2 Hei.), in der Isla um 1320, Roto de insula um
1320, Isel (Häuser) 1838D Därst.; dr insəl (frühere Insel
in der Kander, verschwunden durch Korrektion) Kan-
derst.; uf dər i᪷slə (kl. Hei., wozu d i᪷sləmattə) Reich.; d i᪷səl
(Hei. in Nähe der Simme) Wimm.; V: ufəm insəl (Boden
im Aaredelta, weniger sumpfig), insəl (Sumpfgelände in
Nähe der Kirche) Brienz; u᪷f dər i᪷sslən (Wi.) Gutt.; insəl
(Land am Saxetbach, das aussieht wie eine Insel) Sax.


B) aa) I: 25; III: 1; V: 1.

I: genempt die almed Isel 1425U78, genant die almendt
Isell: lyt zuͦ burglon 1521U31 Brügg; in eglerren isel
1409U1, Ineggleron Isel 1427U78, die eglerenn insel 1532U4
Lyss/Worben; e᪸ntəni᪷nsu, u᪷f dər obərə, uŋərə ~ (Wa.,
Reisgrund) Kapp.; in der var isel 1409U1, 1427U78 Kapp.;
holtz Insel 1551U37 Safn.; xre᪸jəninsəl (z. T. K., z. T. Grien,
neuer Name) Aarb.; xü᪷ŋəliinsəl (anderer Name für die
kl. Petersinsel) Twann; die mülysel von brügg 1474U30,
Ine der müliysell, neben der Zyll 1521U31 Brügg; dər
bāxi᪷nsəl, -i᪷nsụ (im Gebiet der alten Aare zw. Kappelen
und Lyss) Kapp.; In baldenwaͤgs Isell 1521U31 Schwad.;
heist banyseli 1532U4 Rad.; oberwindtzhalb an ban ysell
1529U33 Stud.; Jn der brugk ysell 1529U33, in der Bür Insel
1551U37 Brügg; bǖri᪷nsu (im Auwald bei der alten Aare)
Dotz.; ~ (K.) Schwad.; bu᪷rgi᪷nsu (K.), zwüschen der



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Sp. 350


breitten Isell und der burg Isell 1521U31 Brügg; heist rek-
kennynsell 1532U4 Rad.; Ine der Steinysell 1521U31 Aeg.;
in der stygelynsell 1532U4 Lyss; die lange schragen isell
1521U31 Schwad.; schragenn-innsell 1532U4 Worben; in
der dornysel 1409U1, 1427U78, windshalb an dornisel
1528U2 Lyss/Kapp.; i dər tụ̈̄fu᪷si᪷nsụ (K., heute Autofabrik)
Stud.; dər wi᪷udi᪷nsəl, -i᪷nsụ (Gebiet an der alten Aare zw.
Kappelen und Lyss) Kapp.; III: die Hoͤuw Iszel 1520U131
Belp; V: hasəninsəl (Erlenwald) Meir.

ab) I: 7; II: 0; III: 1; IV: 0; V: 1.

PNN: by der byschofs ysela ca. 1300N I Safn.; 1 agker in
der Clewin(e?) Isel 1427U78 I Lyss; an grauen mans Jssel
um 1531U34 I Scheur.; in der kenelsysell 1502U123 I Rad./
Olt.; uon Riedren in Simans ysel 1409 od. vorh.U1,
1427U78 I Lyss.

PNN?: an dere von wichtrach almentt Balmisz Isell ge-
nantt 1535U101 III Ndwichtr.; lytt In holtzis ysell 1521U31 I
Orp.; In perrotzey vaggen Jsel 1409 od. vorh.U1, (die)
waggen Isel 1427U78 I Kapp.

ac) Denne die grosse ÿnsell 1531U97 I Rad.; in der cleinen
isel 1409U1 I Lyss; die cleine ÿnsell 1531U97 I Rad.; Jn der
obern Jssel um 1531U34 I Orp.; du Ober Isel 1343 I Kapp.;
o᪷bəre᪸ịsu᪷ (K., trockener Boden) I Schwad.; zwüschen der
breitten Isell 1521U31 I Brügg; u᪷ŋəri᪷su᪷ (K., bei Über-
schwemmung entstand früher da eine Insel) I Orp.


B) b) I: 20; II: 6; III: 12; IV: 0; V: 1.

d e᪷isụaxxərə I Schwad.; i᪷suaxər, der ÿsellacker 1533U23,
genant das klein ÿsell aͤckerlÿ 1533U23 I Sis.; der ÿnsel-
acher 1531U97, der Jnselacher 1534U100 II Hindelb.; eịssu᪷-
axər (K.), der Eÿszel Acher 1520U131 III Belp; «Iselallme
heisst noch heute eine Allmeine im B Amt Erlach» (Id. I,
346); i᪷m e᪷isəlekə (K., halbinselförmig von Graben umge-
ben, id. mit e᪸ịsu᪷ I Schwad.) I Stud.; Inselgiebel (ein mit
Reben bepflanzter Hügel) 1850J III Thier.; ensell giessen
1521U31 I Brügg.

Inselgau «hiess vormals das B Seeland, als von Gewäs-
sern überall umgeben» (Id. I, 346); Hiselgove 1258, Ysel-
gou 1335, Yselgoͤ 1336, in dem Yselgoͧwe 1353, in dem
Iselgoͤwe 1377, in dem Iselgow 1381, terras daz Yselgoͤw
vulgariter nuncupatas 1382, genant Siselgoͤw 1385, ge-
nant daz Iselgoew 1385, umb dz Siselgoͤw, das Iselgoͤw
1395/96Rq1, … (nach HBLS IV S. 355 scheint der Name
mit der Insel im See [Inselgegend] in Zusammenhang zu
stehen. Er bezeichnet kein karolingisches Gut, sondern
eine Gegend! Identisch damit sollen die Namen Irlant,
Illant sein, s. d.).

… gheissen das ÿnsel guͦt 1531U97 III Wohlen Oberdett.;
ab dem Ensel hoff um 1531U34 I Schwad.; Inselhof (auch
Rieselhof) 1838D II Wiedl.; daz Ysel holtz 1360 I Safn.;
an das Innsel Holtz 1573/74U77a II Wiedl.; Jn der Jnsell
mattenn 1530U33 I Eps.(?); i᪷nsụmat (grenzte früher ans
Bachbett, ausgetrocknet), isellmatt ii meder 1528U2 I



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Sp. 351


Grossaffolt.; insu᪷mattə (nicht mehr im Gebrauch; soll
früher dem Inselspital gehört haben (?)) I Müntsch.; die
yselmatten 1474U30, ab der Jssel matt um 1531U34 I Orp.;
i᪷su᪷mattə (Wi.) I Rapp.; In der ysellmattenn 1533U23 I Sis.;
die Jnselmatt 1534U100 I Wengi; d i᪷nsumat (K. zw. Bach
und Hügelzug) II Hasle; Inselmatte 1850J III Bern;
i᪷sụmattə (Wi. an Aare, heute unter Wasser), in der Isel-
matten 1308, die Inselmatt 1638UP III Frauenk.; die in-
sellmatt 1533U133, die beid ÿsellmattenn 1533U133 III
Rüegg.; Ab der Jsel mülÿ um 1531U34 I Aeg.(?); yselbach
1535U161 III Sigr.; i᪷su᪷rein (Mattland längs des Spittel-
bachs) I Wengi; am Jselreÿn 1573/74U77a II Attisw.;
i᪷surein (Wa., steil) III Frauenk.; i᪷nsurü᪷tinə (K., sumpfig,
von Wa. umgeben) II Wangenr.; i᪷nsu᪷štü᪷kx I Safn.; von
dem Isel Schuͦpposzlin 1463U78 III Wohlen Oberdett.;
Bussalp, Steinalp und Iselthal 1620Rm V Grindelw.; dər
i᪷nsuwaud (Wa., ehmals Besitz des Inselspitals) III Kö-
niz; neben enslelweg uff der gouchheit 1474U30, neben
dem Ensel weg um 1531U34 I Worben; ẹịssəwē᪸g (früher
Eisselweg), ịssəlwẹịd III Belp; das ÿnsellweidlj 1534U100
III Kirchd.; Vff der insellg Zelg 1533U23 I Sis.


C) I: 20; II: 4; III: 13; IV: 4; V: 7.

-li: i᪷nsəli᪷ (urbarisiertes Ackerland) I Arch.; i᪷səli᪷ (K.,
einst von Aareläufen umflossen) I Büet.; ~ (K.) I Bür.;
i᪷nsəli (Wa., Graben) I Diessb.; ~ (zw. alter Aare und Ei-
chibach), von … dem yszelj ist ein Sandtwurff stost an die
langetten 1523U12 I Dotz.; insəli (am alten Lauf der Zihl),
genant das klein yseli 1540U14 I Meienr.; Das clein Jsely
ein cleines pletzlj 1531U97 I Rad.; i᪷səli᪷ (K.) I RütibB.; e᪷isə-
li (K.), lyt vorm [ÿsell] 1533U23 I Sis.; i᪷m i᪷nsəli (Moosland)
I Treit.; ịsəli, das Jseli (Ha.) 1845D II Huttw.; i᪷nsəli (K.)
II Kirchb.; ~ (zw. Langeten und Sagibach) II Lotzw.; ~
(Halbinsel im Rotbach) II Untsteckh.; Inseli (Ha.)
1838D III Bern; insəli (Hei.), ~waud, ~mö᪷sli III Bow.; ~
(K. um Baumgruppe) III Konolf.; ~ (Stauden, Ablage-
rungsplatz), Inseli (Ha.) 1838D III Langn.; ~ (Wohnvier-
tel, altes Taunerhaus am Schachenrand) III Laupersw.;
~ (Strassengabelung, 1721: Es Hermindres) III Mün-
chenw.; i᪷nsəli, ufəm o᪷bərə, ufəm u᪷ntərə ~ (kleine Aarein-
seln) III Thun; ufəm ịsli᪷ (K.), auf dem Issli (Häuser)
1838D IV Frut.; ịsəli (Häuser am Bach und Heimkuh-
weide am Türpachbach) IV Saanen; insəlli (Ha.) V
Brienz; ~ (Heugut, vor 60‒70 Jahren gerodeter Erlen-
wald) V Grindelw.; ~ V Iseltw.; i᪷nsəlli (Ha., Garage,
formt Insel), das Inseli (Schlossgut zu Unterseen) 1765A
V Unters.; insəli (Wi. am Ufer der Lütschine und Insel
zwischen Lütschine und Kanal) V Wildersw.

das brandt Isely neben dem giessen 1521U31 I Brügg;
fāri᪷nsəli, umgeformt in farməri᪷nsəli᪷ I BusswbB.; gru᪷ndər
i᪷nsəli (Wohnsitz des Dichters Karl Grunder) III Thun;
xne᪸xtəni᪷nsəli (Standort des Rest. Dählhölzli) III Bern;
xo᪷xəri᪷nsəli᪷ (K., von alter Aare umflossen, nach PN Ko-



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Sp. 352


cher) I Büet.; šne᪸kəninsəlli (Insel) V Iseltw.; tüfəlsi᪷nsəli᪷
(Stein im Wa.) I Bussw.

ds i᪷nsəlibād (Inseli in der Matte), Inselscheuer (Stadtgut)
1838D III Bern; dər ị̄slišopf (Felsband) V Iseltw.; isəli-
wāld (Wa.) IV Erlenb.; ịsəlitse᪸ugli (K.) II Rüdtl.

-elti: Item So ligent dise meder nid dem Dorff In dem
yseltin 1450U78 I Rad.

-ere(n): ī᪷slərə, i dər ~ (Sandgebiet im Moos, K.), auch ri᪷slə-
(aus: i dər i᪷slərə), hinden in der Iszleren am Steinweg
1525U20, denne an der iszleren 1530U21 I Gamp./Ins; i᪷ dər
islərə (Wi., früher vom Wasser umgeben, heute oft über-
schwemmt), genant in der Iszleren 1529U92, wider isleren
1531U3 I Rad. Oberruntigen; ịslərəgra᪷bə (Wa., Gebüsch,
Graben) I Rad.; ịslərəhö᪷utsli (3 bewaldete Hügel) I Ins;
islərəkxanau, ~kxanal I Gals/Gamp.; i᪷slərəteilə (Gemü-
segärten) I Gamp.

-ele(n): i᪷ dər i᪷nsələ (Hei., auf einer Hangegg), in der Inse-
len 1838D III Thun Goldiwil; i᪷sələlox (K.) I Müntsch.

i᪷m ịsəli III Thun Goldiwil dagegen ist Familienname (s.
Iseli).


Schwzd. Insle(n), Isel, Eisel f. (Id. I, 346, mit der Bemerkung, das
fremde Wort sei vorwiegend in romanischer Nachbarschaft auf-
gekommen, sonst stehe dafür Auw(e) f.) mhd. insel(e) zu lat. in-
sula; vorher war aus roman. Formen ahd. īsila, frühmhd. īsele
entlehnt (Kluge, Etym. Wb.19 S. 327). An unsern Belegen lässt
sich ‒ sofern nicht da und dort die ahd.-roman. Lautung īsel an-
zunehmen ist ‒ die mundartliche Lautentwicklung von ins >
īs(is) > eis ablesen. Da aber der Ausdruck mehr ein erstarrter
Name als ein Appellativ ist, hat er diese nicht überall folgerich-
tig mitgemacht (s. dazu Id. a. a. O. in der Anm.).

Seltsam und schwer erklärbar ist das masc. Geschlecht in eini-
gen Belegen.

Insel bedeutet in unserm Namenbereich nicht nur das von Ge-
wässern ganz oder dreiseitig umgebene Gelände, sondern auch
ein von zwei Bächen eingerahmtes Gelände oder oft eine trok-
kene Stelle im Sumpfgebiet, selbst noch auf heute drainiertem
Boden.

Besonders auffällig sind die vielen Inselnamen im früher stark
überfluteten Berner Seeland, das vormals möglicherweise wegen
dieser kleinen Inselwelt der Inselgau hiess.


Interlaken

i᪷n̄dərlaxə, ä. i᪷n̄dərlappə, hi᪷ndərlaxə (Dorf, Gde., Sitz ei-
nes im 12. Jhd. gegründeten Augustinerklosters), (beata
Maria) Interlacus 1180 oder 1181, (monasterium) Inter-
lacense zwischen 1181 und 1218, (monasterii) Interla-
censis 1183, (prepositus) Interlaci 1219, (prepositura) In-
drellappa 1228, (de) Inderlapon, (in villa) Inderlapen
1239 …, Inderlappen 1256 …, (in) Hinderlappun 1266, (in
villa) Inderlappon 1275 …, in loco quodam, quem habet
inter lacos 1279, oppidum nomine Jnderlappon 1280,
(daz gothuz von) Inderlappen 1281, 1283, (datum) Inter-
lacus 1284, (burgere ze) Inderlappen genant Underse-
wen 1291, das kloster von Hinderlappen 1300, von Hin-
derlappon 1300 …, von Inderlappen 1306, de Interlacu



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Sp. 353


1318 …, oppidum nomine Inderlappen 1334 …, von Hin-
derlappen 1351 …, der herren guͦt von Inderlappen 1389,
1400, ze Hinderlappen 1402K4, ze inderlapen 1425C1 …,
des gotzhuses Inderlappen 1451UT, gotzhus zuͦ hünder-
lappen 1452U78, Inderlappen 1460UT, von hinderlappen
1464U38a, zuͦ Inderlappen 1471Rq2, 1486U81 …, von hinder-
lappen 1500U48 …, ze inderlappen 1526U169 …, im dorff In-
derlappen 1535U161 …, ‹Ein … closter genennt Inter Lacos
in latin, auf welsche spraach Interlac. Diser welsch
namm wirt in teütscher spraach verbösert, und Interlap-
pen geheissen› (Stumpf 1548, II, S. 220), Interlacus, ger-
manice scribitur Jn der lappen … Jnn der lappen sedes
huius praefecturae 1577Sch, kloster Hinderlappen 1590UT,
in der Herrschaft Interlacken 1599/1600A …, schaffnery
Inderlacken 1622UT, Hinderlachen 1663/70C4, Interlap-
pen 1726/29C3, Interlacken 1838D V Interl.; im Interla-
ker-Mätteli 1743/44C3 III Bern; Denne gebessert vom
Inderlapperhusz ze Thun nach 1545K7 V Interl.; vnsers
schaffners des Inderlapper huss zuͦ Thun 1589UT III
Thun; Stost … an das Inderlapper guͦt 1529U92 III Rub.
Allmendingen; in̄dərlaxnərẹi (; ehem. Golf-, heu-
tiger Flugplatz), in̄dərlaxnəre᪸ndərbe᪸rg (; Wa.)
V Matten.


Ausführlich mit weiterem Beleggut zur Namengeschichte J. U.
Hubschmied in: VR III, 52‒58: Inderlappen ist der alte volks-
tümliche Name, der in deutschverfassten Urkunden von 1228
bis Ende 16. Jhd. vorherrscht, latinisiert Interlacus, verdeutscht
Undersewen (mit der altdt. Präposition under ‹zwischen›, wie
etwa in Unterwalden). Mit dem Namen in der Grundbed. ‹zwi-
schen den Seen› bezeichnete man seit frühster Zeit das sog. «Bö-
deli», d. h. das Land zwischen Thuner- und Brienzersee, sodann
auch das vor 1133 gegründete Kloster, das daranliegende Dörf-
lein und das Städtchen Unterseen. Zum Teil können also einige
der hier unter Interlaken aufgeführten Belege auch in die Ge-
meinde Unterseen fallen. Die altbodenständige Lautung Inder-
lappen erklärt J. U. Hubschm. in VR III, 55 durch ein gallisches
Wort *lokwā- ‹See›, später aber nimmt auch er offenbar die ein-
stige Existenz eines einfachen gall. *lopā neben *loku (air. loch)
an; vgl. J. Pokorny in: VR X, 238. Da das Keltische eine genaue
Entsprechung von lat. inter, ahd. unter ‹zwischen› besitzt, wird
‹zwischen den Seen› gall. *enter lopās gelautet haben, woraus im
alem. *Interlappun > Inderlappen wurde. Sporadisch volksety-
mologische Angleichung des 1. Namenglieds Inder- an dt. Hin-
der-.

Mit dem Aufkommen des bekannten Fremdenverkehrsortes
wurde die latinisierte und offenbar von Mönchen urkundlich
angewandte Form Interlaken seit 1891 zum offiziellen Namen.
Mundartlich ist im weitern Oberland Inder- oder Hinder-lachen
gebräuchlich, und P. Schild hat 1891 (Brienzer Mundart I, 58)
noch aus dem Volksmund die Lautung Hinderlappe(n) aufge-
zeichnet.

Die Namengleichung Inderlappen ‒ Interlaken ‒ Undersewen ist
ein weiterer sprechender Beleg für die Kontinuität aus gallischer
Frühzeit bis in die germanisch-deutsche hinein. Wenn das seit
alters als fremd empfundene Interlaken eine bloss künstliche
Latinisierung, die verschobene Mundartform -lache(n) bloss se-
cundäre «Einlautung» ist, dann müsste die Übersetzung von
kelt. *enter lopās durch dt. under-sewen ‒ mit J. U. Hubschm. ‒
für einstige unmittelbare Berührung von Kelten und Aleman-



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Sp. 354


nen in diesem Raum zeugen. Vgl. aber die ablehnende Kritik
von L. Weisgerber, Die letzten Kelten in der Schweiz, in: Zur
Sprachenkarte Mitteleuropas im frühen Mittelalter (Rheinische
Vierteljahrsblätter 9 [1939] S. 23ff. bzw. S. 43‒51). Dagegen zählt
der sonst gegen Hubschm. sehr kritisch eingestellte Keltist J. Po-
korny, in Keltologie, Wiss. Forschungsberichte, Geisteswiss.
Reihe Bd. 2, Francke-Bern 1953 S. 173 die Herleitung von Inder-
lappen aus dem Gallischen in die «Reihe neuer, überzeugender
Etymologien», die Hubschm. gefunden hat, und gesteht zu,
«dass das Keltische in abgelegenen Gegenden viel länger gelebt
hat, als man bisher angenommen hatte».


Ipsach

i᪷psə (Dorf, Gde.), de Ipzacho 1265/66, in Imzach 1284,
in Ybsach 1294, de Ibzacho 1308, ze Ypzach 1332, 1335,
ze Ipsach um 1370, ze Ypsach 1381, ze Ippsach, ze Ypp-
sach 1425U78, in ipsach 1425U28, Yppsach 1551U32, Ipsach
1585C3 … Ipsach 1838D I Ips.

i᪷psənaumeli᪷ (Wa.) I Sutz; i᪷psemō᪷s I Ips.; i᪷psə re᪸bə (K.) I
Bellm., i᪷psəwaud (Wa.) I Bellm.


Gallorom. -ācum-Bildung < *Ebetiācum mit dem lat. Gentilna-
men Aebutius, Ebetuis oder Ebidius (P. Aebischer, Sur les noms
de lieu en -acum de la Suisse alémanique, ZONF 3, 1927, S. 33,
34).


Yretes †

joria de yretes (der Wald von Yretes auf der Grenze ge-
gen Ormont) 1441Zw, yretes, mons, prata, joria de yretes
(Alpweide am Pillonpass) 1441Zw, apud Les Yretes, loco
dicto en Larsa 1441Rq5, pascua et montes de Yserin et
Yretes, theothonice Eslis und Billen 1474Rq5 IV Saanen.


Diese hist. Belege sind identisch mit dem heutigen Ertets ‹pâtu-
rage à Ormont-dessus (VD), frontière bernoise› (Jaccard, 153).

Dim. zu lat. area ‹freier Platz, Fläche›. Im Wallis häufiger ON,
vgl. GPSR 1, p. 229; Jaccard, s. aire, p. 5. Die Schreibung mit Y-
könnte vom sg. eyreta stammen: l'eyreta. Darauf Deglutination:
le yreta > neue Pluralbildung: Les Yretes.


Irfig

dər i᪷rfig (stiller Bach durch den ebensten Teil des Tales,
kommt vom Fisi, durchfliesst das Gelände im Weichel
und mündet bei der Brücke der Bahnhofstrasse in die
Kander) IV Kanderst.



Irlant †

de toto allodio quod habet seu habere debet in Hyrlant et
in villa de Hanes (Ins) 1265, parrochia de Irlant 1274, et
tota terra de Illant 1376. Weitere genannte Orte: Cerlye
(Erlach), apud Teylam (?Zihl) I.


Ungeklärt. Nach FRB II, S. 628: «Nicht mehr identifizierbarer
Ort, vermutlich in der Nähe von Erlach.» Siehe auch Insel (In-
selgau) und HBLS IV, 355.




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Sp. 355


Irr †

Aber ‒ i Juchart das Irr acherlin 1521U31 I Brügg.


Schwzd. irr, irrig ‹bestritten, von Sachen; irreführend›, vgl. ‹Ir-
rige Ort, avia loca› (Id. I, 410).

Offenbar ein vom Weg abgelegenes Äckerlein.


Irtschelen

in dər i᪷rtšəle᪷n (unterster Stafel der Gibelegg) V Schwan-
denbBr.


Evtl. zu lat. urtica ‹Brennessel›, mit frkpr. Formen urtšya (FEW
14, 67) und entrundend zu Irtschelen.


Isach-

ts ịsaxli (; Wintergut, früher ein Mad) IV Zweis.


Taufname Isak, schwzd. auch Isach (Id. I, 536); vgl. Sondereg-
ger, Appenzell, S. 364: Isachen Haüsli (1779).


Iisch

A) ị̄š (wo? ts ị̄š, wohin? gən ị̄š; Hei., nicht besonders kalt,
aber «zugig»), Ruͦdolfus de Yse 1275, zu Ysch in Grin-
delwald 1751A V Grindelw.; ị̄š, ufəm ị̄š (Häuser auf einer
Terrasse, fast senkrecht über dem Brienzersee, im Früh-
ling lange schneebedeckt), C. de Ysch 1259 (loc. hier?),
das guͦtt genempt z ysch 1526U168, Im nideren ysch
1524‒80U169, im nidren yschi 1524‒93U168, im oberysch
1524‒93U168, ein gadenstat im Enderysch, … das ännder
ysch 1524‒80U169, zu Ysch 1596‒99C3, auf Ysch 1838D,
Ysch oder Eis (auf dem)GLS VI(1910), ds ị̄šli᪷, ufəm ~ (K.) V
Iseltw.

B) a) ho᪷nị̄š, bi᪷m ~ (; Hängegletscher nordöstl. Eiger-
spitze) V Grindelw.

b) der ÿschacher ein juch 1533U133 III Rüegg. Tromw.; ị̄š-
flü᪷ö᪷, in ị̄šfliənən (Felsköpfe, Wa.) V Brienz; uf dər ị̄šflua
(Wei.), stost unden uf die yschfluͦ 1524‒80U169 V Iseltw.;
dər ị̄šgrabə (schattig, kalt) III RütibR.; ị̄šhü᪷ttli (Hei.,
schattig) II Affolt.; bi᪷ də ị̄šlöxər (2 kleine Löcher im
Bergsturzgeröll, wo oft im Mai noch Eis verbleibt) III
Ndstock.; īšmattə (Wiese, tiefste Stelle, wo sich das
Wasser sammelte und im Winter gefror) II BürzH.; ~ II
Jeg.; ịšmatt (K., Häuser) II Thunst.; d ị̄šmatta (Hei.) V
Iseltw.; ị̄šmēr, ds o᪷bər, ds u᪷ndər ~ (oberer, unterer Teil
des Unteren Grindelwaldgletschers) V Grindelw.; d
ị̄šorgələ (Fluh, Wa., nass, lange Eiszapfen) III Trub; ein
weid im obren grund genampt das yschbein 1524‒80U168
IV Reich.; ds ị̄šbe᪸xli (Bach, von Isch her fliessend) V
Iseltw.; ufəm ị̄špfād (breites Felsband, Wildheu) V
Grindelw.; īšblekx (Stelle am Gadmerwasser, wo im
Frühling Eisblöcke krachen, id. xraxxəšte᪸g) V Gadm.;
ị̄šbo᪷dən (mehrere Vorsassen, guter Boden, Sage!), in
Ispodeme 1227, Yhspodeme 1238, Walter de Ysbodme



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Sp. 356


1275, 1302, Uͦlrich ze Ischboden 1349, ysch boden
1535U161, im Ischboden 1850J V Grindelw.; dər ị̄šwald
(Wa. bei Isch) V Iseltw.; bi᪷m ị̄šwẹjər (ehemals kleiner
Weiher, wo Eis gebrochen wurde) II Langt.; ~ III
Thun; im ị̄štsụ̈̄n (; Wohnquartier), im Ischzaun
(2 Häuser) 1838D V Grindelw.

ị̄ššəšlag (Felsabsatz mit Wasser, das im Winter vereist);
ị̄ššəšlaghu᪷bəl V Ltbr.; īšəmatt (K.) II Iffw.

C) -ere(n): ị̄šərə, i dər ~ III Lohnst.; ị̄šərra, in dər ị̄šərrən
(Rinderalp, Wa.-Teil) V Grindelw.; ị̄šnərra, i᪷n ị̄šnərrən
(steile Waldpartie mit Wasser, Eis) V Isenfl.

-(e)le(n): die yschlen 1535U161 V Grindelw.; d ị̄ššələ (steile
Weide) III Häutl.

-er: ị̄šərhu᪸bu᪷ (K.) II Melchn.; pratum dictum «Yschers-
mat» 1320, prato dicto Yschersmadd um 1350 V Un-
ters.; ds ị̄šərli (2 Häuser, K., kalt) II Wangenr.; dər
ị̄šərlịwē᪸g (Weg durch Moosacher, wo es immer kälter sei)
II Wangenr.

(eine matte) lit vnder an Ischis matten 1425U78 I Täuff.

Der Familienname Ischer, der aber nicht hieher gehören
muss (vgl. Id. I, 547), ist in Grossaffoltern und Blumen-
stein altbelegt: FNB III, 155.

Hieher?: Ein weid Im guͦt zuͦ Ilfis genempt das Ischpi …
1569U72 III Langn.


Schwzd. Is, Isch n. ‹Eis› (Id. I, 534). ‒ Für unser Gebiet ist der š-
Laut charakteristisch, der sich bei altem s auch in Miesch ‹Moos›
vorfindet; zur räumlichen Verbreitung vgl. SDS II, Karte 144.

ị̄ššə- in ị̄ššəšlag ist eine Substantivbildung ị̄šša f., pl. ị̄šši᪷ ‹grosser
«Brocken» Eis›.

Die Namen bezeichnen meist schattige Geländestellen, an de-
nen im Frühling noch lange Schnee und Eis verbleibt, spotthaft
auch schattige, kalte Örtlichkeiten.

Laut Angabe einer Gewährsperson soll Ischere(n) im Gürbetal
auch eine (abkürzende?) Bezeichnung für Ischlag sein.


Ischering s. Esel (ONB I/1, 101)



Ischlag s. Schlag


Ise-

Anderthalb Juchart uff dem gertysen 1542U104 III Muri;
der acher, dem man sprichet Brennisens halde 1337 I
Bür.; Stost … an Brennysen mattbletz 1542U104 III Muri;
ds rō᪷sịsə (Geröll, Ritzheu, in Hufeisenform) IV Bolt.;
dər rosisəxẹ̄r (Kurve in der Gurnigelstrasse, wie ein Ross-
eisen) III RütibR.; ds šindəlịsə (Felspartie an der Bire)
IV Kandergr.

u᪷f ịsəne᪸rts (; Schafbühl, Wildheu; wo der Weg von
der Eisengrube talwärts durchführe) V Haslib. Arni; ịsə-



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Sp. 357


fluə V Isenfl. (s. d.); d ịsəgass, die giselgassen 1542U104,
die Geiszel Gaszen 1720S, in der sogenannten Gyselgas-
zen 1769S (s. auch Gisel) III Boll.; Jn der Jsen gru̍penn
ein clein halb mad 1531U97, in der ysengrippen 1542U104 III
Boll. Ferenbg.; ịsəgru᪷əbə (2 Hei.), Petri von der Ysen-
gruͦbon 1356, 1357, Cristanus de Ysengroͧben, parrochie
de Gugkasperg 1372, 1373, Ze Isengruͦben 1432U78, ze
ysengruͦben 1484U126, Yssengruben 1503, Yssgruben
1511A, 1533/42U128, Eysengruben 1789C3 III Gugg.; stos-
set an Isen guͦt von Bollingen 1430U78 III Köniz; ds i᪷sə-
guət (ehemaliges Armengut) IV Kanderst.; i᪷m ịsəgüətli᪷
(Pflanzland) IV Frut.; isəgüətli (Wiese) IV Kandergr.;
ịsəhag (K.), an den Jsen hag 1528U2 I Schüpf.; i᪷m isəhuət
(K., Name einer Hügelkuppe beim Heimwesen «Hän-
seli», früher hiess das ganze Heimetli so) II Ausw.; isə-
hu᪷ət (K. auf Anhöhe) II Wynigen; von dem hus genant
ysenhuttsmattenn 1502U157 IV Bolt.; isennhutsried
1532U4 I Lyss; ein matten gelegen ze Belpe, dera man
spricht Ysenhuͦtzried 1350, Ysenhuͦtz Riet 1354, (heute
huətsmattə) III Belp; ịsəkxue᪸uə (; mineralhaltige
Quelle, läuft frei, nicht gefasst) III RütibR.; Jtem von
ÿsenmatten 1464U38a II Steckh.(?); ts ịsəmō᪷s (Hei.,
schwarze Erde), das ÿsenmosz 1531U97, 1534U100, Eisen-
moos 1838D III Täg.; Im Isen buell vier iucharte 1535U101
III Wohlen Oberdettigen; das ÿsenschmitd-holz genant
1663U100 III Köniz Wangen; By der Jsen schmitten ein
bletzlj 1528U2 I Schüpf.; ob der ÿsenschmitten 1531U97 III
Boll. Worbl.; zur Isenschmitten im Mülithal 1592/95C3 V
Innertk.; Eisenschwendi (Haus) 1838D III Sigr.
Aeschlen; i᪷m ịsəwẹ̄dli᪷ (Wei.) IV Adelb.; ịsəwēidli (Wa.
mit Stauden) V Lütsch.

PN: die müly In ysen bolsru̍ty … um 1435U78 IV Diemt.
Oey.

-ig: biss zu der Eisigen Hand 1735A, bei der sog. Eisernen
Hand 1740/42C3, im Forstwald bei der Isigen Hand
1755A, eisernen Hand 1779/80C3 (Wegweiser; s. Hand),
Eisighandholz (Wa.) 1838D III Köniz; stoszt an ysibach
1497‒1516U167, ann den yssig bach 1524‒80U168 IV Lenk
Pöschenried.


Schwzd. Ise(n) n. ‹Eisen› (Id. I, 536ff.).
Die Namen enthalten teilweise Formvergleiche mit Geräten aus
Eisen (Rosseisen, Schindeleisen usw.), teilweise weisen sie auch
auf alten Eisenbergbau hin. Wo der Zusammenhang mit dem
Metall nicht erkennbar ist, mag der altbelegte PN Iso (Fm I, 970)
in sw. Gen. vorliegen, etwa in Isen-guet u. ä.

Isehuet kann eine metaphorische Benennung sein für eine An-
höhe in der Form eines Helms. Es gibt aber auch einen Sippen-
namen Jsenhut, vgl. Rudolf Ysenhuͦt 1341 (FRB VI S. 603), der im
Belper Flurnamen Ysenhuͦtzried (1350) vorliegt.

Seltsam sind die in unserem Gebiet verhältnismässig früh beleg-
ten Adjektivableitungen auf -ig (ị̄sig), da sonst für Stoffe altes -īn
gilt (īsīn, hulzīn usw.).


Isel- s. Insel




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Sp. 358


Iseli

stossent … zuͦ andern an yselisz acher von Ried 1531U59 II
Fraubr.; i᪷m ịsəli (kl. alleinstehendes Gebäude, s.
Hubschm., Thun S. 184) III Thun-Goldiwil.


Familienname.


Iselt-/Islet-

(vom Acker) dicto die Jseleta sito in medio rerum publi-
carum de Biello et Madretsch um 1350N I Biel-Ma-
dretsch; d ịsəlt (K., am Rande des Gadmerwassers, frü-
her im Bachbett) V Gadm.; i᪷səlta, i᪷nnər, u᪷ssər ~ (Teile der
Alp Iselten), situm in alpe Ysiltun nuncupata 1261, al-
pem Yseltam 1275, super alpem Ysellton um 1350K5, an
Iselten 1367, 1368, alpes Yselton 1370, Jtem an ÿselten
1488U82, an Yselten 1528A, … an Iselten 1532Rq8, Iselten
1535U161, der Isletenberg 1685A V Günd.; u᪷f dər i᪷səltərrüti
(Wie.) V Bön.

Denne das ÿsetlj ein mad zwu̍schen dem giessen vnnd
Brocher 1531U97 I Rad.; Ab dem Jsentli gegen unserer
pfÿsterÿ an grauen mans Jssel Stost an dasz wierlÿ gegen
Schüren um 1531U34 I Scheur.

ịsəltwāld V Iseltw. (s. d.); i᪷sətwāld (Alp, sumpfig), Isent-
wald 1776‒78A, auf dem Isentwald zu Oberhasle 1782,
1798A, Isetwald 1838D V Meir.


Zugrunde liegt ein romanisches isoletta, Diminutiv zu isola ‹In-
sel›, afrkpr. isla, afrz. isle, lat. insula.


Iseltwald

ịsəltwāld (Dorf, Gde.), et quartam partem fundi in Iselt-
walt 1146, 1173, silva, que dicitur Iselwalt 1183, in Isen-
walt 1220, de Iseltwald 1231, in Iselwalt 1238, in Yselt-
walt 1252, nemus Yseltwalt 1280, die luͥte von … Iseltwalt
1349Rq1, Iseltwalt 1357, 1367, 1368, 1389, ze Ysentwalt
1410UT, in Iseltwalt 1411 vid. 1412Rq1, isentwalt 1423C1,
ÿsentwalld 1493U84, ÿsentwald 1500U82, zuͦ Issetwald, in
Iselltwald 1524‒80U169, Jn der bergstat ÿsentwald 1525U90,
ze isenttwald 1528A, Jsenntwald, Jsettwald 1530U95, yset-
wald 1535U161, Iseltwald pagus 1577Sch, Iseltwald 1838D V
Iseltw.


Die Formen der Urkunden schwanken, aber eine Grundlage
iselt- scheint gesichert. Bezeichnet wurde ursprünglich der ne-
mus ‹Wald› bei dem Inselchen. Dieses *isəltə war wohl die in
den See vorspringende Halbinsel, nicht das unscheinbare
Schnäggeninseli. Es kann nicht eine Ableitung zu dem frühent-
lehnten ahd. īsela sein, sondern es muss vordeutsche Herkunft
vermutet werden: rom. isoletta, Dim. zu isola ‹Insel› (frkpr. isla)
zu alem.-mundartlich isəltə. In der Komposition islətə-wald ist
der Fugenvokal der Mittelsilbe geschwunden, und *isle- ist zu
isəl assimilatorisch umgestellt worden.


Isenbolgen

ị̄sənbo᪷lgən, ər wōnt ts ~ (Dörfchen bei Meiringen), de
Isinboldingen 1275, de Ysenboldingen 1309, 1327, die



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Sp. 359


von Isenboldingen 1372, Ÿszenbolgen 1372U173, vid. 1744,
gelegen in der Dorfmarch von Ysenboltingen 1392UT, ob
Yszenbolgen 1506U173, vid. 1744, Isenbollingen vicus
1577Sch, Ysenboldingen 1629/31C4, zu Isenbulgen
1682/91C4, Isenbolgen 1838D V Meir.


PN Isenbold (ahd. Isanbold, 811 und 824 in St. Gallen belegt, Fm
I, 973) mit Ableitung auf -ingen.


Isenfluh

ị̄səfluə (Dorf, Gde., bes. der untere Dorfteil), ab Ysenvlo
1319, uff Ysinfluͦ 1356, ab Isenfluͦ 1381, ab, uff ysennfluͦ
1524‒80U169, auf Eisenfluh 1751A, Isenfluh 1838D.

u᪷ndər-, obər-ị̄səfluə (unterer, oberer Dorfteil) V Isenfl.

d ị̄səfluə (Felsabsturz, Gemeindegrenze) V Isenfl.; i᪷m ị̄sə-
fluəwāld (gemeinschaftlicher Wa. mit Isenfluh) V Wild.


Das Dorf hat seinen Namen von dem (offenbar) eisenhaltigen
Felsband, über dem es liegt.


Ite-

Jn ÿtenn ebnet gelegenn … 1479U95, gat in ytten ebnet
1538U148 IV Aeschi; Ein guͦt heiszt Ittenegck 1497‒1516U167
IV Diemt.; an Arwanger pfad ob dem Itenveld 1470, vid.
1481Rq1, aus dem Itifeld 1757A (id. mit heut. Witifeld?) II
Schwarzh.; an Jtten mad, ob Jtenn matt um 1531U34 (id.
mit heut. Witenmatt?) I Safn.; von einer matten, Yta
matt 1539U8 I Meinisb.; ịttəmatt III Thier.; ittəbē᪸rg (Wa.,
Hügelzug), in loco dicto der Itenberg, Jacobus dictus ab
dem Itenberg 1331N, Chuͤntzi Ytenberg, burger ze Byelle
1367N, Cuͦni an dem Itemberg 1357, der Yttenberg 1574A,
Itaberg mons dimidius 1577Sch, im Yttenbärg 1594Rq1, der
Yttenberg 1660A, Ittenberg 1755A I Lengn.; ịtəswē̤d
(Wei., id. mit Weid) IV Reut.

Itenhu̍senn 1363, … Ittishäusern 1838D, heute etishüsərə,
(s. Et-).

Hieher wohl?: In Ittschis matten 1521U31, in Ittiszen
matte um 1525U20 I Täuff.





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Sp. 360


Iten ist der sw. Gen. eines altd. männlichen PNs Ito (belegt z. B.
in St. Gallen 895) oder Ita (Idda) s. Fm I, 943ff.; fraglich bleibt,
ob beim Fehlen einheimischer Patrozinien der Name der
Hl. Idda, Gräfin von Toggenburg (s. E. A. Stückelberg, Die
schweiz. Heiligen des Mittelalters, Zürich 1903, S. 91f.; Id. I,
602) noch eine Rolle spielen könnte.

In den jüngeren Flurnamen steckt jedenfalls der Familienname
Itten, der im Berner Oberland (Aeschi, Spiez) alteingebürgert ist
(s. FNB III, 160; HBLS IV, 375).


Itramen

ịtramən (; Bergschaft, Alpkorporation, Alp mit
4 Stafeln), an ịtramən (auf der Alp), ər wont hi᪷ndər ịtramən
(im Dorfteil Grindelwald), die bergteilen der alppe In-
tromen von Grindelwalt …, die bergteilen der vorgesei-
ten alpe Intromen mit ir vich 1398Rq8, Intramen 1620Rm,
im Boden hinter Itramen 1787‒88C3, Itramen 1838D,
1850J.

dər ịtramənbē᪸rg (Gesamtbezeichnung von Männlichen-
spitz bis Arshubel südl. von Burglauenen), ịtraməsāgi
(Sägerei, ehemals Schlegelsaagi), ịtraməwāld (Wa.) V
Grindelw.


Konstruiert scheint die Erklärung von Gatschet (Jb. SAC 18
S. 498) und danach Studer (1896, S. 134) aus lat. inter amnes ‹zwi-
schen den Wassern›. Unser rom. Helfer schlägt als Möglichkeit
vor: inter + monte > Entremonte > entremon > intromen (mit
Metathese).


Ittigen

i᪷tti᪷gə (Dorf), in Yttingen 1318, villa de Ittingen 1326, It-
tingen 1358, 1369, ze ittingen 1380, Jttingen 1389‒1460Ud,
1442‒69Ar, 1529U92, 1531U60, 1576C3, Hittingen pagus
1577Sch, Yttingen 1584/85C3, Ytigen 1786/97S, Ittigen
1838D.

Vf dem Jttingen veld 1531U97, Uff dem Itting veld 1542U97,
am Ittigen Holtz 1675S, i᪷tti᪷gəmö᪷sli (K., ehemals Moos),
an die ytting stras 1542U97 III Boll.


Alemannische -ingen-Bildung mit dem altdt. PN Ito (belegt in
St. Gallen 895 Fm I, 943).




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Sp. 361


J

Ja-/Jag-

ds jakmōs (auch einfach: ds mōs; K.), Jm Setibuͦch ein
Jucharten … stost an das Jagmosz 1531U97 III Köniz Men-
gest.; die Jagbalm 1355 IV Reich. Kienth.; ufəm jabē᪸rg
(auch jabē᪸rgli; , ; 2 Hei.), stost … an jaggberg
1498U46 III Unterl.

(den Rebberg zu Oberhofen, genannt) der Jagberger
1397UT, den wingarten genempt Jagberger 1400UT III Ob-
hof.

PN: i bletzly lit zuͦ einer siten an Jabergs guͦt, … an Jag-
bergsz guͦt 1500U48 III Brenzk.


Kompositionen mit stammhaftem jag- (zu jagen) viell. aber mit
dem Subst. mhd. jage f. ‹Jagen, Verfolgung›, wozu auch jage-
bühse, -horn, -hunt
u. ä. (Lex. I, 1466); vgl. schwzd. Jag m. (Id. III,
15).


Jaberg

jābərg, im ~; im fōrdərə/hi᪷ŋərə jābərg (Gde. im Amtsbez.
Seftigen, mit Ruine des namengebenden Schlosses; be-
steht aus zwei Weilern), unam scoposiam Ruti sitam in-
fra Jagberc et Kilctorf 1259, Martinus de Jagberc, Jag-
berch 1259, Burcardus de Jageberc 1273, Chuͦnradus de
Jagberc 1284, Ego Heinricus faber de Jagberg … dedi et
do … totam aream, quod habui et habeo in oppido dicto
Jagberg, destructo 1299, Chuͦnradus de Jagberg, residens
in Esche, Burchardus de Jagberg, pater … Chuͦnradi
1307; weitere Belege mit derselben Namenform: 1312,
1317, 1322, 1325, 1326, 1327, 1328, 1336, 1349, 1352,
1367; Jagberg 15. Jhd.UP, Jaberg 1479‒1563Ar, Jaberg um
1530U142, 1531U144, an der von Jaberg meder 1537UT III Jab.

dər jābərgaxxər (K.), im jābərgwaud, gat der Jagberg weg
vornen durch die acher 1534U100 III Jab.


Schlossname auf -berg, was nichts anderes als ‹bergender, schüt-
zender Ort› bedeutet. (Zum Typus s. Heinr. Boxler: Die Burgna-
mengebung in der Nordostschweiz und in Graubünden, Frauen-
feld 1976, S. 79ff. bzw. S. 90f.) Weitere Etymologie s. Ja-/Jag-.


Jag- s. Ja-/Jag-


Jagdburg

rụịnə jagdbu᪷rg (ehem. Jagdburg des Kuno v. Stocken),
Jagdburg am Binseren-Hubel (Schlossruine) 1845D,
Jagdburg od. Jagdberg 1850J III Höfen.


Namenkomposition mit Jagd, mhd. jaget, Verbalabstraktum zu
jagen: abgelegene Burg als Ausgangsort für die Jagd.


Jagg-/Jägg-

ds hansjaki (Scheunengut) IV Saanen.

jakis-: Jacisacher 1531U97 I BusswbB.; der Jagis eichacher,



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Sp. 362


Jagkiseichacher 1531U97 III Wohlen Särisw.; ~ foršəs
(Vorsass) IV Saanen; jē᪸kli jākis fuəterland (Mad) V
NdriedbI.; vnden an Jaggis gassen 1532U62 II WilerbU.;
jākisgassə IV Spiez; an Jaggisgraben 1554U170 III Bern
Bümpliz; das holtz der Jaggisgrabenn … stost oben an
die hochliebe 1531U97, an den Jaggis grabenn rein 1531U97
III Mühleb.; jm Jagkis halden 1542U104 III Ndmuhl.; ein
juch. an Jakis Halten 1394UT III Wattw.; jakiho᪷ger III
Mühleb. Ledi; Lienhard Zenders Jaggismatt 1671U100 III
Köniz Liebew.; im jaki᪷smād (Heumad) IV Frut.; jaki-
matt
(K.) II Teuffent.; i᪷m jakisbāx (; Weiler, 5 Hei.),
allodium apud Jacobumpachi 1241, in bonis Chuͦnonis
de Jacobespach 1274, bonum … in Jacobespach 1279, ze
Jachobsbach 1302, ein schuͦpossen ze Jacobzbach 1333,
in dem dorf und dorfmarch von Jagesbach 1345, Henrici
de Yacospach 1346N, gelegen ze Jacobspach 1366, ze
Oberniakobspach 1368, ze Jacobspach 1379, ze Jagkys-
pach 1381, enend Jaggisbach 1414Rq7, Jaggispach 1434U120
(id. Rq7), 1473Rq7, 1479‒1563Ar, Jagkispach 1497Rq7,
Jaggispach 1531U97 … III Frauenk.; i dər jakišbāxou, in
der ouw zuͦ Jaggispach 1610Rq7, in der Jaggisbach Auw
(zwey Haüser) 1783/84Reg, 1838D III Frauenk.; die Jag-
gispachmatten 1531U97 III Mühleb.; (March:) vntz an Ja-
cisbirchen 1533U133, ein weid z Jaggisbirchen 1533U133 III
Rüegg.; Jaggisboden (Häuser) 1838D IV St. Steph.; jē᪸kli
jākis tsị̄lən riəd
V NdriedbI.


Jaggen

von einem guͦtt genant Jaggen Guͤttli 1502U157 IV Zweis.;
Jagge hallm oder Jage matten 1542U104 III Ndmuhl.; d
jakəmattə
IV Gsteig; jakištü᪷kxi (Scheune) IV Zweis.;
jakiwẹ̄dli (Hei.) III Teuffent.; ufəm jākiweidli V Grin-
delw.
Grindel.

jakənəbē᪸rgli (Vorsass, Wei.; auch, jünger: ds jakəli) IV
Saanen; Hodels guͦt genant Jackina bletz um 1530U142 III
Oppl.

jakənər (unprodukt., stein. Gebiet) IV St. Steph.


Jaggeli

im o᪷bəre/u᪷ŋərə jākəli (je 1 Hei.), Jaggeli-Häuser (2 Häu-
ser und Höfe) 1838D III Schangn. Bumbach; ds jakəli
(s. o. jakənəbe᪸rgli) IV Saanen.

hansjākəli (Vorsass, ehem. pfundsweidli), jakəlimattə
(Hei.) IV Saanen.


Jaggeler

in jākələrslexli (Streumad, kl. Bodenvertiefung, Loch) V
Gutt.

Jaquet/Jacket

ein halb mad genant Jacketz matten um 1525U20 I Fin-
sterh.;
Jaquettymatten 1895Z I Vin.; ab eÿnem acher bÿ



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Sp. 363


Jacketz mosz 1519U18, zwo Juchart genant Zeiacketz
mosz, an Jacketz mosz um 1525U20 I Vin.

Jägg-

Jäggisacker 1666Le II Wallbipp.

ds je᪸kəli (Haus) III Gugg.; je᪸klisglu᪷ntə (Wasser im alten
Aarelauf) V Brienz; jē᪸kəliswẹ̄d (Hei.) III Sigr.; jē᪸kli jākis
fu᪷ətərland, jē᪸kli jākis tsị̄lənriəd
V NdriedbI.

im jē᪸kụ (schriftl. Verkehr: Jossscheune; Hei.) II Hasle;
im jē᪸kụ (Hei., K.) III Rüd.


Schwzd. Varianten zum PN Jakob (Id. III, 24), in der umgelaute-
ten Form auch mit verächtlichem Nebensinn; z. T. als FNN be-
legt (FNB III 165f.).


Jägi/Jegi

d jegəni, i jegənən (Jagdgebiet, Felsbänder) V Ltbr.
Gimm.; di fō᪷rdər/mitlišt/hindər hōje᪷gi, in der fō᪷rdrən/
mitlištən/hindrən
~ (begraster Westhang der Engelhör-
ner, Gemsgebiet) V Schatt.; uf dər hōje᪷gibūrg (schroffes,
breites, aufgestocktes Bergmassiv) V Innertk. (id. je᪸gi-
būrg
V Schatt.); ds o᪷bər je᪸gi, im o᪷brə ~ oder (id.) ds
je᪸gigrē᪸tli
(Felsgrat) V Grindelw.; ufəm jegiho᪷rə (bei
jegənən) V Ltbr. Gimm.; je᪸gibūrg, (seltener: hōje᪸gibūrg V
Innertk.) V Schatt.


Schwzd. Jagi f. (Id. III, 19) und Jägi f. (Id. III, 21) ‹Jagd›.


Jakob

Caplany zuͦ sant Jacob an der Zul 1505UT III Thun (? eher
III Steff.).

jakxobs-: ~ek (Bergheumad) V Gutt.; ~hu᪷bəl (zw.
Metschhore und -egga; ehemals Feuer am Jakobstag,
25. VII.) IV Frut.; ~hü᪷bəli (Aussichtspt., Pavillon), Ja-
cobshübeli 1815‒17P III Thun; ~hu᪷ət (erhöhter Pt. südl.
Wohlensee) III Mühleb. Buttenried; iacobs matten
1529U75 II Wangen; ~matt Mühleb. Rossh.; Jakobsberg
1838D II Moosseed.; ~ble᪸ts (Wei.; am Jakobstag wurde
mit Weiden begonnen) IV Saanen; ~ple᪸ts (Fels, Stau-
den) IV Wimm.; ~brü᪷ndli (Quelle) II Kopp.; i᪷ dər ~ruə
(Ruhebank) III RütibR.; u᪷f dər ~weid (Wei., am Jakobs-
tag bestossen) IV Lau.; ~weidli IV Zweis.

ein Juchartten nempt sich Jacober 1551U32 I Bellm.; ein
Jucharten heist der Jacober boumacher 1531U97 III Müh-
leb.
Ey.


Zum PN und FN Jakob, in FLN häufig im Zusammenhang mit
dem Gedenktag und den Volksbräuchen um den Apostel Jako-
bus d. Ä. (Id. III, 32).


Jammertal †

Die slachte im jamertall (1298) 1420Ch4, und kamen mit
inen ze vechten in dem jamertal (1298) 1420Ch4 III Bern.


Zu mhd. jâmer m., n. ‹Schmerz, Klage, bejammernswerter Zu-



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Sp. 364


stand› (Id. III, 41), wohl in ironischem Sinn (Id. XII, 1329); Ge-
gendarstellung zum verbreiteten Rüwental (s. d.).


Jampen-

stost … vff Jampen acher um 1525U20 I Vin.; i də jampə-
mattə
(K.), Jampenmatten 1895Z I Brütt.; di hi᪷ŋərə jam-
pəmattə (Acker) I Müntsch. (grenzt an Brütt.).


FN Jampen, in Müntschemier vor 1800 bezeugt (FNB III, 169).


Jan I

dər leŋ jān, im leŋən ~ (langer Lawinenzug, bis auf Bär-
egg) V Grindelw.


Schwzd. Jān, Jōn ‹schmaler Streifen› (Id. III, 43f.); mhd. jân
stm. ‹Reihe gemähten Grases, geschnittenen Getreides› (Lex. I,
1472).


Jan- II

i də jašö᪷pf (; Wa.; ehemaliger Besitzer Peter Jahn) IV
Ndstock.

janigüətli IV Lau.

Jans-

jọusaxxər (; 2 Hei.), Jans acher 1409U1, ab hasenried
vnd Jans acher 1427U78, v jucharten acher heist janns-
acher 1532U4 I Graffolt.; i juch heisset janschacher
1480U44, jansch acker 1500U48 II Alchenst.; jans acherli
1437U56 II Bätterk.; Jn der Alckeren stost an den Jans
giessen um 1531U34 I Worben; i də jaussmattə (K.), Jans
mattenn 1530U95 I RütibB.; die Jausenmatt 1666LE II Ob-
bipp;
ein stuck, hinder dem Türnn, vnnder der Berg hal-
denn, heyst Janssenn boden 1518U74, ein Juchartten Jm
Jaussenn boden 1573/74U77a II Wiedl.

jausiaxxər (K.) II Mattst.; von dem acher genant Jaus-
sisacher 1502U157 IV Bolt.

ds jausseli (K.) II Krauchth.

Hieher?: Jm iaszacher 1534U100 I Seed.

Janz-

jantsəs ẹị (meist nur: i dər ẹị) IV Bolt.; bÿ Jantzengassen
1666A I Wengi; ts jantsəhụ̄s, uf ~ (Weiler), apud Joncen-
husen 1265, pratum meum situm in Jonzenhusen 1277,
iren hoͧve ze Joͧnzenhusen 1371, Jegli Hoffmans von
Juntzenhus 1389‒1460Ud, der hoff zuͦ Jontzenhus um
1430U78, Jantzenhus 1479‒1563Ar, janntzenhüsenn 1528U2,
Jantzenhusen 1529Ai᪷ də jantsəhụsmattə (K.), im Jant-
zenhusswald 1636A I Wengi; jantsishūs (MW) IV Saa-
nen; der Janntzennweg acher 1534U100 I Wengi.

stost an janntzelis gassen 1532U4 I Kapp.


Kurzformen zum PN Johannes (Id. III, 29), z. T. als FNN belegt
(FNB III, 167f.). Durch Nasalschwund vor Spirans und Diph-
thongierung entstand aus Jans die lautgesetzliche Variante Jaus.




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Sp. 365


Jän-/Jen-

uf jenis (kl. Hei.) IV Kandergr.

Jennis acher 1331 II Aarw.; Jennisgraben bey Flugbrun-
nen 1824S III Boll. Flugbrunnen; Jennigut (Haus) 1838D
I Schüpf.; i᪷ dər je᪸nəmat (K., ehemals Sumpf) I Aeg.; an
Jennis matten 1544U117 III Bow.; jennimattə (K., nach
ehem. Besitzer) III Mühleb. Buttenried; die strasz so von
Jenniszboͧm vffhin khundt 1531U59 II Iffw.; je᪸nnis wẹd
(Wei.) III Eggiw.

-li: i᪷m je᪸nəli (K.) V Sax.; i᪷m jēndli (Haus) III Obhof.; vj
manmad … genant Jennelis boden 1567U160 IV Lenk; ein
mad nempt sich Jennelis gletti 1567U160 IV St. Steph.

Hieher?: aber vyer Juchertt … anwandett vff Jenslys
Lenn 1518U74 II Ndbipp.


Kurzformen zum PN Johannes (Id. III, 29), heute z. T. nur noch
als FNN belegt (FNB III, 179‒181).


Jänfer(t)

u᪷fəm i᪷m(p)fərd (K.), ein Jucharten auff dem Jenffet
1432U26 (Kopie von 1728), Zälg hinder dem dorff vff dem
Jänffert genambt 1432/1728U26, vnder den Jennffere ein
Juchartten 1529U33, Jn der Zellg genempt der Jennfferen
1529U33, vff dem Jennffert 1553U8a I Sutz; u᪷fəm je᪸mfər (K.)
III Gurbrü.

Hieher?: 1 agker ze Janiffreyt, Im Janffreit, 1 Juch. ouch
Im Janfreyt 1430U78, im janffried 1532U125 III Kriechw.



Jans- s. Jan- II



Jänti

im je᪸nnti᪷ (Südosthang, z. T. Weide, südl. des Übergangs
zwischen der Berner Engstlenalp und der Obwaldner
Tannenalp) V Innertk.



Janz- s. Jan-


Jänz-

dər je᪸ntsaxxər (K.), der Jenzacker 1666Le II Ndbipp.; s.
auch Jenk.


Wohl zu schwzd. Jänz ‹Besenstrauch, sarothamn. vulg.›, der
zum Einwanden benützt wurde (Id. III, 52 mit Verweis auf Id. II,
327 Genester). S. auch Durheim, Pflanzen-Idiotikon, S. 79/80:
‹Spartium scoparium = Besenginster, Besenkraut›.


Jänzene/Enziane

dər je᪸ntsənemble᪸ts (oder: ds bri᪷t; Bergmad unter dem
Wärmüetenschopf) V Bön.





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Sp. 366

entsiānəbö᪷dəli (oder älter: pfaffəxu᪷ttəbö᪷dəli) IV Zweis.

je᪸ntsənərs faltšə V Gsteigw.; je᪸itsənərs te᪸tš (Wei.) V
Gutt.


Jänzene(n) im ält. Schwzd. für Enzian, gentiana lutea (Id. III,
52).

Pfaffe(n)chutte(n): nach unserer Gwp. in Zweisimmen noch üb-
licher Name ‒ bei älteren Leuten ‒ für den blauen, stengellosen
Enzian (s. Id. III, 574).

Jänzener wird urspr. ein Enzian-Wurzelgräber gewesen sein.
Jäizener ist möglicherweise Herkunftsname von Jäizenen WS.


Jänzer-

je᪸ntserlox (K., Mulde) II Krauchth.


Im Kt. BE alteingebürgerter FN Jen(t)zer (FNB III, 181).


Jaar-

dər guətjāršto᪷kx (altes Taunerhaus am Schachenrand)
III Rüd.; das grosz mos, … stost … an die Jar Zÿtt matten
1554U109 III Mühleb.


Das Guetjār ist ein Geschenk zu Neujahr (Id. III, 58). Mit dem
Ertrag der Jahrzeitmatte finanzierte man die kirchliche Gedenk-
feier für einen Verstorbenen.


Järb-

je᪷ərblo᪷x (Wa., Hangterrasse, Sennhütte) IV Zweis.


Schwzd. Järb ‹Formreif des frischen Käses› (Id. III, 68).


Järi-

je᪸risbē᪸rg (Burgerwald) I Bellm.


Kzf. zu einem nicht mehr bestimmbaren ahd. PN.


Jas-

i᪷ dər jāsxē᪷lə (Wei., Geröll, Felsabsturzgebiet, grosse
Mulde) IV Lau.



Jassbach

jassbax, ~bəx, jāsbax, ~bəx (Weiler, Tal; Bach, Oberlauf
id. mit Chaltebrunne), im Jaszbach um 1530U142, Jassbach
1542A, dadennen in Jaszbach 1547U137, im Jasbach by der
mu̍li 1547Rq6, im Jassbach 1565C3, im Jaussbach 1566A, im
Jaschbach 1580/81C3, Jassbach 1619UP, Jasstbach
1660/63C3 … III Lind./III Röth.

jassbax-: ~ho᪷lə (Hei., schattig), ~hu᪷bu, ~mü᪷li (urk.
Steinmattmühle) III Lind.


Zweifellos bezeichnet der Name ursprünglich das Gewässer,
dann die daran gelegene Siedlung (GLS II 645). Id. III, 73 ver-
zeichnet das schwzd. Verb jëse(n) ‹gären›, das ahd. jësan stv.,
mhd. jësen lautet und zu einem idg. Verbalstamm *i᪷es- ‹wallen,
schäumen› gehört. (Kluge, Etym. Wb.). Von dieser Grundlage ist



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Sp. 367


jas- als ablautende Form zu betrachten: der Jasbach wäre also
der ‹schäumende Bach›.


Jaun

von dem Grissbach uf untz an die herschafft von Ioune
1397 und 1398MR, aquam dictam Ioun 1457MR IV Saanen.

jọungrund (Alp), jọunbax (s. jöündli) IV Saanen; jọun-
pass (Einheimische: dər bru᪷x; Passhöhe), jošāfbe᪸rg IV
Bolt.

ds jȫ᪷n(d)li, jöündli (Bach; Auswärtige sagen: jọunbax) IV
Bolt./Saanen.

der boden vf den hofstettenn zu grubenwald stost …
Jnnwertt an Jouneren gut 1548U160 IV Zweis.


Wahrscheinlich der alteuropäischen Hydronymie zugehörig: n-
Ableitung zur idg. Wurzel *jeu- ‹bewegen› > galloroman.
*Jounā > alem. Jaun/frz. Jogne (A. Greule, Vor- und frühger-
manische Flussnamen am Oberrhein, 1973, S. 121ff.). Aus laut-
lichen Erwägungen ist Hubschmieds These (J. U. Hubschmied,
Festschrift Bachmann, 1924, S. 179, Anm. 4) Jaun < gall. *Ja-
gona
‹die Kalte› < gall. *jag- ‹Eis, Kälte› abzulehnen.


Jaus- s. Jan- II



Jegenstorf

ị̄əgištōrf (), bei Ortsfremden je᪷gịštorf (Dorf, Gde.),
Ottone et Chonone de Igistorf ca. 1131, Uldricus de
Equestor ca. 1165N, Hugo de Igistorf 1175, Hugo de Egis-
tor 1177 od. 1178, Petrus (sacerdos) de Eigistorf 1180,
Hugone de Jgistorf 1181 od. 1182, Hugone de Jegistorf
1182 od. 1183, Hugone de Eigistorf um 1182, Uldricus de
Eguestor, miles um 1188/90N, Uldricus miles de Egestor
1192, (von den rund 100 Belegen aus dem 13. Jhd. folgt
hier eine kleine Auswahl:) U. de Hegestorf 1218, Hicgues-
tort 1218, Cuͦno de Jegistorf 1220, dominus Cono de
Egestorf 1223, dominus C. de Eigestorf, scultetus de
Berno 1226, Cono de Hegestorf 1228, Cono de Eguestor
1228N, Cuͦno et Uolricus milites de Jegestorf 1228, de Ye-
gistorf 1229 od. 1230, de Hyegesstorf 1233 od. 1234,
Chuno et Ulricus de Jegistorf 1235, W. plebanus de Jegis-
torf 1239N, Hugo de Hegestors, abbas 1246N, bonum in
Jegistorf 1255, de villa in Yegestorf 1257, Wernherus
plebanus de Jegistorf 1261, in villa Yegistorf 1275, in Jes-
torf 1275N, Hugo domicellus de Egistorf 1286, in territo-
rio ville de Jegenstorf 1299, … item ze Jegistorf nebent
der burg zw. 1320 und 1491Rq1, in der parrochia von Jegis-
torff 1374, in der parrochia ze Jegistorf 1389R2, von Ye-
gelschdorff 1400K4, zu Jegistorff 1487Rq1, die ander zellg
wider Jegennstorff 1531U59, der Erbar Gabriell stoͤrchj
zuͦ Jegistorff seszhafft 1551U106.

In yegenstorffs holtz 1521U31, an die Jegestorff strasz
1531U59, vff der Jegistorffer Zelg 1565U111 II Jeg.





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Sp. 368


Die ältesten Formen mit dem ersten Namenglied Igis-, Egis- deu-
ten auf einen alten PN im stark flektierten Genetiv hin, dessen
urspr. Lautung jedoch kaum fassbar wird. Der bei Fm I, 947 er-
wähnte Name Iglo (vgl. dazu Kaufmann S. 214) musste Ende des
12. Jhds., schwach gebeugt, wohl Igin(s)dorf ergeben haben. Wie
in manchen andern frühalemannischen Siedlungsnamen ist
auch hier der Name des Gründers oder späteren Sippenältesten,
nach dem das Dorf benannt wurde, nicht mehr urkundlich über-
liefert.


Jeger

i᪷m je᪷gər (K.) I Stud.

je᪷gər-: ~heim (vz. je᪸gərheim, gekürzt je᪸gi; Hei., Restau-
rant), Jägerheim 1886Bu III Belp; je᪸gərheim (Haus; 1. Be-
sitzer ein Jäger, neuer Name) III Kirchd.; ~hụ̄s (Arbei-
terhei.) III Trubsch.; ~hüsi (ehem. Behausung des
Schlossjägers) III Rüml.; ~hü᪷tli (Hei.) III Trubsch.; je᪸-
gərxu᪷xxi
(Stelle im Wa.) V Bön.; ds ~lē, ịəgərlē (grosses
Hei.), Jegerlehn (Gut) 1458 (Kopie von 1648 Dok. bücher
Brandis 54), Jeggerlen 1526U68, Jegerleen 1560A, 1586A,
ịəgərle-: ~šụ̈̄r (Hei.), ~waud, ~wẹ̄d (Hei.) III Walkr.; ii
jucharten an dem Jegerbuel 1423UBS II Ndbipp; je᪸gərštei
(Steinblock) IV Lau., jegəršte᪸in (Felsblock) V Gutt.;
~štein (Felsblock, Gems-Anstand) V Ltbr. Stech.; ~tossə
(ehem. Schafberg) IV Kanderst.

i də jegərəbödə (Wa.) III Rüsch.; gegen der Jägeren
Boum 1530U42 II Lotzw.

ds jegərli, im ~ (Scheune, K.) IV Aeschi.

PN? sin erben gebenn järlich von Jegers guͦt 1519U18 I
Gamp.


Schwzd. Jeger m., wie nhd. Jäger; Nomen agentis zum Vb. jagen.
(Id. III, 20).


Jegi s. Jägi


Yelerzreit †

(Verkauf von Gütern:) an Yelerzreit ein helbu̍ juchertu̍
1343 I Büet.


Yeler ist evtl. entrundetes Ueler zum PN Ulrich/Ueli. -reit bedeu-
tet möglicherweise -ried, da in derselben Urkunde auch Speiss
steht für Spiess.


Jenet

ds jē᪷nət, je᪸nət, i᪷m ~ (K.), von eynem Stuck acher litt zum
Jernnett 1519U18, ein halb Juchart im Jernet, ein halb Ju-
chart hinder gërnet, Jm gërnet, Jm Jernet, im Jernit, ein
bletz uff der Jerlet, ein halb mad das hinderst Jernet ge-
nant um 1525U20 I Gamp.

Järnetmatten 1895Z, i də je᪷nəteilə (Gemüseland, versch.
Besitzer), dər je᪷nətwe᪸g (Weg bei je᪷nət) I Gamp.





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Sp. 369


Jenk-

je᪷nkxənaxxər (K.), untz gan Jentzen acher 1525Rq7 III
Mühleb. Rossh.


Zum FN Jenk (FNB III, 179). Anpassung des ehemaligen Na-
mens Jen(t)zer (s. dort) an einen späteren Besitzer?


Jenn- s. Jänn-


Jenner-

je᪸nnəršhụ̄s (Hei.), Jennershaus (Hof am Gurten) 1838D
III Köniz; jenneršpi᪷tāu (Kinderspital, Stiftung der Sa-
lome Julia von Jenner ?1860) III Bern.


Die Familie Jenner stammt aus Kirchdorf (Seftigen), wo vom 14.
bis 16. Jhd. die Namensformen Gyner, Jinner und Jenner vor-
kommen (HBLS IV, 396ff.).


Jens

je᪸iss (Dorf und Gde. in der Pfarrei Bürglen), Iens (Kir-
che) 1228, ze Jensse 1335, in dem dorf und dorfmarch
von Jens 1337N, den acher ze Gens 1342, twing und
banne ze Gens 1349, ze Yenss 1353, ein schuͦpessen, die
gelegen ist in twing und banna des dorfes von Jens 1364,
… Wernlini dicti Hagniger de Gens 1376, zwo schuͦpos-
sen und ein mu̍listat ze Gens, … bi der selben mu̍li ze
Gens 1377, item totam villam de Gens 1382, daz manle-
hen dez zehenden von Genns in der parrochya von Bu̍rg-
lon 1387, apud yens, apud hyens um 1398U25, der almend
zinsz von Jens, … in dem Dorff ze Jens 1425U78, Grewi
uon Jens 1427U78, Jenns 1430HBLS, Hensli Graͤwis von Jeͣns
1439Rq1, ine der dorff march von Jenns 1521U31, … Ben-
dicht gugger von Jaͤnsz Jn der kilchöre von Bürglen
1529U33, … Ieins vicus 1577Sch, zu Jäyss 1610A, 1627/29C3,
Jeüss 1685A, Jeyss 1717A I Jens.

Denne ein mad lyt In der alkera, stoszt an Jännsz gyessen
1551U32 I Worben; je᪸issmattə (K.), je᪸issbax (Dorfbach) I
Jens; ufəm je᪸isbē᪸rg, je᪸issbē᪸rg (bewaldeter Hügelzug zw.
Bellm. und Stud.; in Bellm. Name eines Hei.), Im Jänns
bärg 1551U37, Jäusberg in der Graffschafft Nydouw
1576C3, Ieins vicus adiacens pedi meridionali montis Ie-
insenberg 1577Sch I Aeg./Bellm./Port/Stud.; vi meder
ligennd aneinandern stoszent windshalb an dero Jens
buggleren 1551U32 I Worben.


Die gleichartigen historischen Belege erlauben keine sichere
Deutung. Gatschet S. 277/8 setzt unseren ON in Parallele zu
Jeuss FR, sö. von Murten, das 1340 belegt ist als Jentes, Juentes.
Er betrachtet die Bildung als elliptischen Besitzernamen Johan-
netus. Jentes
wäre in dt. Mund zu *Jents geworden, dann mit
Verschlusslösung zu Jens und durch das Staubsche Gesetz und
Diphthongierung zu Jeuss. Die Verkürzung des PNs wäre aller-
dings für den Seeländer Ort erstaunlich früh (1228) eingetreten.
J. U. Hubschmied und nach seiner brieflichen Mitteilung dann
Paul Oettli stellen den Namen zu einem lat. jenua, janua ‹Türe›,



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Sp. 370


afrkprov. *jenneo, asavoyisch gena (1566) und nehmen eine Bed.
‹Gittertor› an.

Das waadtländische Yens bei Morges (1059 Hiens) scheint nicht
hieher zu gehören, sondern auf eine -ingen/-ens- Grundlage
zum PN Icco, Igo zurückzugehen (s. Gatschet S. 278; Jaccard
S. 531).


Jen(t)zer s. Jänzer-


Jeper-

i᪷m je᪷pəršgrabə (steiler Wald), Niepersgraben (Grund-
buch) IV ObwiliS.



Jeps s. Gips


Jericho-

je᪷rri᪷xo᪷pi᪷ntə (Bauernhaus, ehem. Wagnerei) II Wynigen.


Spottname für Versammlungsort einer relig. Gemeinschaft; frü-
herer Name u᪷ndəri xrụ̄sə.


Jerisberg

īəri᪷šbē᪸rg (, älter), jeri᪷šbē᪸rg (, jünger), u᪷f ~ (Wei-
ler), ze yriszberg 1432Uk2, apud gerosperg 1438U121, Girs-
perg 1452U79, Girsperg 1456Rq7 Jerysperg, Dierÿsperg
1479‒1563Ar, zuͦ Jeriszberg 1490Rq7, Jegersberg 1497Rq7,
Gerysperg 16. Jhd.UP, zuͦ jerisperg 1501U122, Jerisperg
1502Rq7, in Gerisperg 1502Rq7, Gierisperg 1516Rq7, Gerys-
perg 1529Rq7, Jriszberg 1531U97, Jarisperg 1534Rq7, Jeris-
perg um 1536Rq7 … Iirischber(g) 1619A III Ferenb.

dər īəri᪷šbərghō᪷f (älter), jeri᪷šbe᪸rghō᪷f (jünger; ehem. Ein-
zelhof, jetzt Weiler westl. v. Jerisberg), der Hof Jerispärg
1563A III Ferenb.


Namenkomposition mit einem nicht sicher eruierbaren PN im
1. Glied. Wenn man vom frühsten Beleg mit ī-im Anlaut aus-
geht, kommt man am ehesten zu einem Grundelement Ir-, das in
der Kzf. Iro in St. Gallen zwischen 825 und 893 dreimal bezeugt
ist (Fm I, 967). Die spätere Diphthongierung des i vor r bereitet
kaum Schwierigkeiten (vgl. mda. miər < mir, biəre < bire). Das -s
wäre sekundärer Einschub in der Kompositionsfuge bei urspr.
schwacher gen. Flexion: Irin- > Irins-.


Jerusalem †

(heute unbekannt), Jerusalem (dreÿ Häüser) 1782‒84Reg,
Jerusalem 1819P, 1819P, Jerusalem (mehrere Häuser;
oder: der obere Rehhaag) 1838D, Jerusalem 1870 (Siegfr.
Atlas 319) III Bern Bümpliz.


Biblischer ON wie Bethlehem in der gleichen Gemeinde.




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Sp. 371


Jetlismatt †

Denne ein Jucharten, heist der Jetlismattacher 1531U97 I
Bargen.


Namenkomposition mit einem Besitzernamen Jetli, einer Kzf.
zu einem nicht mehr bestimmbaren PN.


Jetzikofen

jẹtskxo᪷fə, i᪷ ~ (Weiler), in villa Jetchoven 1249, in Etzcho-
ven 1294, apud Borusriet, Lindenach et Jetchofen 1303,
unam scoposam sitam Jetkofen 1314, apud Jetkoven
1321, mit Jedkoven 1386, Jetzkoven, Jetkofen
1389‒1460Ud, Jetkofen 1442‒1469Ar, zuͦ Jetkoffen 1471K6,
Jetzkofen, Jetzkhoffen, Jessigkoffen 1479‒1563Ar, zuͦ
Jetzkhouenn 1537U100, der Erbar Hanns schnell zuͦ
Jetzkhofenn 1553U107, Jetziigkhoffen 1635/38C3, an die
strasz da man gan Jetzigkofen gaht 1674U100 III Kirchl.

jetzhofenstig 1528U2 I Meik. (bei Jetzikofen), Jetzigkofen
Waldt, Jetzigkofen Zelgg 1674U100 I Meik./III Kirchl.


-inghofen-Bildung eines ahd. nicht näher bestimmbaren PNs in
der Kzf. *Jet-.


Joch

A) Uf Joch montis summum iugum vocatur (Sustenpass)
1577Sch V Gadm.; u᪷f jōx, u᪷bər jōx ụ̄f (Wegstück in Gelän-
deeinschnitt) V Günd.; das Joch (heute Jochpass, s. B)
b)) 1718A, wegen der Landmarch auff Jochen 1730/31Rq1
V Innertk.; u᪷fəm jọ̄x (Geländesattel) V Ltbr.; tswi᪷ššə jọ̄x
u᪷ šlāfbi᪷əl
(Wei. zw. 2 Gratzügen) V Ltbr.; i᪷m jọ̄x (ortsübl.
für Jungfraujoch) V Ltbr. Weng.; allodium quod emi …
quod dicitur ufun Johc (sic) 1242 V Lütsch.; u᪷f jōx
(Wei.) V Sax.

B) aa) -jōx: i᪷m e᪸bənəfluə~ V Ltbr. Stech.; u᪷fəm sụ̈̄dləxə/
nö᪷rdləxə eiger~
(2 Grateinsattelungen zw. Eiger und
Mönch) V Grindelw./Ltbr. Weng.; ds frü᪷ndə~ (Berg-
übergang) IV Kanderst.; u᪷fəm gle᪷tšər~ V Ltbr. Stech.;
bi᪷m grassən~ (auch: wasəho᪷rə~) V Gadm.; grü᪷öbən~ V
Gutt./Innertk.; hi᪷əndərtellti~ V Gutt./Innertk.;
junkfröu~ (meist: i᪷m jōx) V Ltbr. Weng. le᪸mərə- (Läm-
mernjoch) IV Lenk; lụ̈̄tərār~ (neuere Bez.: lụ̈̄tərārsattəl)
V Grindelw./Gutt.; u᪷fəm o᪷brən menxs~ V Grindelw.;
ne᪸ssi~ V Grindelw./Gutt.; obərār~ V Gutt.; obərtāl~
V Gadm.; o᪷ksə~ V Grindelw.; ö᪷ši~ (seltener: ö᪷šinə~) V
Kanderst.; be᪸rgli~ V Grindelw./Innertk.; breitho᪷rə~
V Ltbr. Stech.; re᪸nfə~ V Innertk.; šmadri~ V Ltbr.
Stech.; u᪷fəm šnịdə~ IV Lenk; tị̄fəls~ V Schatt.; fō᪷r-
dərs/hi᪷ndərs tịtlis~
V Gadm.; u᪷fəm gwe᪸xtə~ V Grin-
delw.;
wendən~ V Gadm./OW.

ab) agassi~ (Louis Agassiz) V Gutt./WS; šö᪷ixtsər~
(Joh. Jak. Scheuchzer) V Gutt.; o᪷bərs/u᪷ndərs štụ̈ədər-
(Gottlieb und Bernhard Studer) V Gutt./WS.





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Sp. 372

ac) i᪷m grō᪷ss~ V Ltbr. Stech.; u᪷fəm fị̄štər~ V Grindelw.;
obər~ V Grindelw.

B) b) jox-/jọ̄x-: ~gletšər, ~pass, Jochpass 1548 (Chronik
J. Stumpf) das Joch 1718A, wegen der Landmarch auf Jo-
chen 1730/31Rq1, Jochberg 1845D V Innertk.; des weidlis
im Jochboden 1497‒1524U167, des weidlis zum Jochboden
1524‒93U168 (heute:) i᪷m ~bö᪷dəli (Sennhütte, Alp) IV
Diemt.; ein halbe Juchartten genant d joch schwertzÿ
1533U23 I Sis.; ~što᪷kx (Gipfel südl. Jochpass) V Innertk.;
üox~, üöxwāld V Brienzw.; am ~waŋ (ehemal. Wei.,
steil) V Günd.

C) u᪷fəm joxli (Alpstafel, Hangterrasse) V Ltbr.

ds obrišt ju᪷xli (Gebirge), ds u᪷ndrišt ju᪷xli (Wei.), von dem
obren Juchlj 1554 (Vid. 1744)U173, (hieher?) uf dem Juchli
1635/38C3 loc.?; Juchli (Kristallfundort) 1745‒46A V
Gutt. Grimsel; ds ju᪷xli, im ~ (Übergang) V Haslib.
Hohfl.

juxli᪷xe᪸llən, Jauchliberg 1760Wä, Juchlisberg 1845D (id. mit
dem folgenden:) juxlištọkx, Juchlistock 1760Wä V Gutt.

Jucherenhorn (Grenzgipfel BE‒WS; evtl. id. mit juxli-
štọkx
V Gutt.) 1779A V ?Grindelw.


Schwzd. Joch n. in toponomastischem Sinn ‹Berggipfel› oder
‹Einsattelung, Bergpass›, amhd. joh, joch, urvwdt. mit lat. iu-
gum,
das auch schon Berghöhen bezeichnet. (Id. III, 6f.; Zinsli,
Gr. u. Gr. S. 325.)


Jochem

ds jo᪷xəm, dü᪷rs ~ hi᪷ŋərə (Wa.), Joachimswald (Grund-
buch der Gde.) II Sum.


Name des (einstigen) Besitzers: Joachim.


Joder

St. Joder

dər sant jo᪷dəl, bi᪷m ~ (Hei., ehem. Standort einer Ka-
pelle), ein acher by Sant Joder dem hag nach um 1525U20,
lÿtt vnnder Sant Joder vffem leÿmerberg 1533U22, lÿtt
vnder Sannt Jodell bim stein 1533U22, ein Jucharttenn
hinder Sannt Joder stoszt an die Cappell 1533U22, St. Jo-
del 1722/26C3 I Ins; Sant Joder am Gsteig 1647U152 IV
Gsteig.

zwen mattbletz vor dem Dorff hilterfingenn, da sannt Jo-
ders Cappelj gestannden Jst 1530U95 III Hilt.; sant jo᪷-
dəlwē᪷g
I Ins.

Joder

im jo᪷dər (hochgelegene Lichtung) IV Ndstock.

ds jo᪷dərhẹiti (Hei.) IV Gsteig; ufəm joderšhu᪷bu (Hei.),
Jodershubel (Wei.) 1838D III Eggiw.; ds jọ̄dərhi᪷tli (kl.
Behausung eines Schuhmachers), d jọ̄dərlikxa (Beginn
des Almiswegs) V Grindelw. Holzm.; d jodərble᪸tsa (oder
id.) d jodərri᪷əmleni (schmale Landstücke auf dem Mösli)
IV Gsteig.





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Sp. 373


St. Joder ist die mdal. Namenform des «Walserheiligen» Theo-
dul,
der bereits anno 381 als «Theodorus episcopus Octoduren-
sis» belegt ist und dessen Kult in die entlegenen Walserkolonien
mitgetragen wurde, s. P. Zinsli, Walser Volkstum, 4. Aufl., 1976,
S. 127f. und S. 462‒464. Seine Verehrung strahlte aber auch
nordwärts über den Alpenkamm ins Bernerland und in die In-
nerschweiz, s. E. A. Stückelberg, Die schweizerischen Heiligen
des Mittelalters, Zürich 1903, S. 111ff., und P. Engelbert Bucher,
St. Theodul, in: Wir Walser 1966, S. 2‒17 (beide mit Kulturaus-
breitungskarten).

Joder ist Besitzername.
Die Form Jodel erklärt sich als Endungsvariante r/l wie Kan-
der/Kandel, Marmor/Marmel usw.; vielleicht aber mit volks-
etymologischer Anlehnung an Jodel m. ‹Jodelruf› (Id. III, 11).


Jogg-

jo᪷kaxxər (Friedhof) II Rohrb.; jo᪷ksbo᪷də (Wa.) II Madw.

bautsjoki (; K., Weg) II Leimw.; jo᪷kisaxxər (K.) I
Schüpf.; rōtjo᪷kiaxxər (K.) I Gals; u᪷fəm jo᪷kigri᪷ŋ (Wald-
kuppe) II Burgd.

jo᪷kəlisgrabə (Wa.) III Boll.; jo᪷kəliweid II Aarw.

jö᪷kiaxxər (ehem. K.) III Bern; jö᪷kəlishụ̄s (gr. Hei.) II
Rüegs.; bi᪷m sennjö᪷kụ obə (Hei.), sennjö᪷kụwaud II
Madw.


Schwzd. Varianten zum PN Jakob (Id. III, 25), im Diminutiv
auch mit verächtlichem Nebensinn.


Johannes

iij juch. nempt sich sant johanns acher 1532U4 I
BusswbB.; (ein Acker) vnder dem forst stosset an belt-
zers acher vnd sant Johans acher 1430U78 III Neu.; Zins
vonn Eynnem Manwerck Matten Jn dem Mosz, heyst
Sanntt Johanns Matt 1518U74 II Wiedl.; Sant Johanns
matten (Pfrundgut) 1532/33A V Brienz; stost … ann santt
Johanns stucke; Ein halb Juchertt heyst Santt Johanns
stucky 1518U74 II Attisw.; ein stuck ob dem Mosz Bruͤn-
nen, oben ann Sannt Johanns Stuck 1518U74 II Obbipp.

dər tsantihansər, i᪷m ~ (; Wa.) u᪷f dər tsantihansər-
mattə,
Sant Johanns matte 1547 (Pfrundurbar Rüegsau;
Grundbuch što᪷kxmattə) II Rüegs.

in st. Johannser husz (das 1529 säkularisierte Sässhaus
der Johanniter Komturei von Münchenbuchsee in Bern)
1585UT III Bern.


Zum Heiligennamen Johannes des Täufers oder Johannes des
Evangelisten.


St. Johannsen

ts hansə ni᪷də (zu St. Johannsen; Erziehungsanstalt), (ab-
batia) sancti Johannis Baptiste 1185, Ecclesiae B. Johan-
nis Baptistae Herilacensis 1225N, Hellacensi abbatie
1227N, (abbas) sancti Johannis 1255, Nos Johannes de
Verneto, abbas monasterii Erliacensis sancti Johannis
1413Rq1, [Gott-Haus St. Johanns zu Erlach 1448Rq7], das



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Sp. 374


gotshusz zuͦ Sant Johans 1519U18, der vogtt zuͦ sant Johans
1530U21, Santty Hans 1542A, Sancte Hannsen 1566C3 … I
Gals.

Anthonii abbatis Insule Sancti Johannis 1448 (Vid.
1452)Rq1, (Abgabe) an dasz kloster gan Santt Johanisen
Jnsel zuͦ erlach um 1531U34, unser amptman in der Insel
1533Rq1, St. Johannsinsel 1557A, St. Johanss Insul
1729/32C3 I Gals.


Die ehemalige Benediktinerabtei war dem Hl. Johannes dem
Täufer geweiht (HBLS VI, 72f.).


Jöich-

dər jö᪷ịxhart, jọ̈ịhart, jọịhart, am ~ (trockener, nur mit
dünner Erdschicht bedeckter, nach Süden exponierter,
im Gelände sich heller abhebender Hubel) V Grindelw.



Jolimont
Die Belege zu diesem Artikel sind einer Zusammenstellung von
Dr. Hermann Specker entnommen: «Der Name des Jolimont im
Wandel der Zeit», 1971.

u᪷fəm šo᪷limō̃ (bewaldeter Hügelzug zw. I Erlach und I
Gamp.), Vff dem berge von Erlach 1360, ze Erlach vf dem
berge 1364, dessus le mont de Cerlier 1491/94Uk2, sur le
mont de Cerlier 1524Uk2, vff dem berg by Erlach 1528 (Er-
lach Urbar), Sullemundt, Sullymundt, Sus le mont
1571Uk2, Sülemont, der berg ob Erlach, sus le mont
1573Uk2, Suslemont, Schulemont 1583 (Erlach Urbar),
Schulemund 1592 (Ämterb. St. Johannsen B.), Tschu-
lemundt 1616 (Wachtfeuerakten), … Tschulimont, Schu-
limont 1658 (Man. d. dt. Venner-Cammer), … Julimont
1702 (Wachtfeuerakten), Choulimont 1711P, … Julimont
1786P, Jolimont 1791 (Man. d. dt. Venner-Cammer), Joli-
mont 1793 (Erlach Urbar), Sus le mont 1806 (Erlach Ur-
bar), … I Erlach.

šo᪷limō̃štrō᪷ss I Erlach.


Die Bezeichnung vff dem berge entwickelt sich von frz. sus le
mont
über Schulemont (dt. Tschulemundt) zu Julimont und er-
fährt dann durch welschsprechende Deutschberner die Umdeu-
tung zu Jolimont (nach Hermann Specker: Der Name des Joli-
mont im Wandel der Zeit, in: Berner Zeitschrift für Geschichte
und Heimatkunde 33, 1971, H. 2, S. 95).


Jome

dər jo᪷mə, ufəm ~ (ehemals Hei., jetzt Bauland) IV Saa-
nen.


Einzelbeleg. Erinnert an den Namen des Col de Jaman VD, der
auf deutsch dər jo᪷mə heisst; s. Jaccard S. 214.


Jon-

ds jōni, u᪷fəm ~ (Hei.), Johnifang 1953MW IV Lau.

ein bletz matten nempt sich Jonis kremli 1521U31, 1530U33 I
Eps.





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Sp. 375

ds jonəli, im obərə/u᪷ŋərə ~ (je 1 Hei.) III Horr.; ds jōnəli,
im
~, Grundbuch: Johni-Vorsass (Alpweide) IV Saanen;
jonəlisštükx (Wi.) IV Zweis.; jonəlis wẹ̄d (Heuland) IV
Lenk; jonəlis wẹ̄d (Wei.), Jonelis weid 1548U160 (Heinrich
Joneli Anf. 16. Jhd.) IV Zweis. Mannr.

Hieher?: Jonners ebnid 1524‒80U168 IV Bolt.

d jōnərə (Hei.), Joneren (Haus) 1838D III Sign.


Die meisten Belege deuten auf einen (bisher unerschlossenen)
PN, möglicherweise eine Kzf. zu Johannes. Vgl. die walserdeut-
schen FNN Joan (Issime), Juon (WS, GR).


Jonti †

Bartlome Schmidt (gibt Zins) So vor Michell Jontj geben
hatt … Darumb Jn gesetzt sÿn alte Huszmatten genant
Jontisz Mattan, ist vier khüÿen wintrung 1543U154 IV
Diemt. Narrenbach.


Heute nicht mehr bekannter PN Jonti.


Jop-

ds jọphūs (Haus im Dorf), ds jọpmād (Wiesland) V Ltbr.
Gimm.; Hanns Wänngers branndt, so vorhin Jopp-
branndt genempt worden 1593U134 III Rüml. Hermiswil.


Kzf. zum PN Jodocus (Id. III, 53) oder Josef (Id. III, 76), mögli-
cherweise aber eine Umgestaltung von Hiob.


Jör s. Jörg/Jör


Jordan

im jōrdə (Teil des Grossen Bremgartenwaldes) III Bern.

Der Jordan acher … stost … abhin an das Eich holtz
1535U101, auf dem Jorden hübeli 1762U170, der Jorden
Bach 1762U170, vom Jordenbrunnen 1508U170 (Kopie
16./17. Jhd.), samt dem Jordans Brunnen 1708U170, die
Wässerung aus Jordans Brunnen 1741U170, dər jōrdə wejər
(Sammelbecken Mühle Eymatt; westl. jōrdə) III Bern
Bümpl.

dər jō᪷rdi (auch jō᪷rdisbē᪸rg; K., Wa., Anhöhe) II Oeschb.;
jo᪷rdi᪷e᪷k (Wa.) III Wattw.; jō᪷rdi gü᪷ụə (kl. Tümpel neben
Aare, Badeplatz Fam. Jordi) III Belp; (area dicta) Jor-
dis ‒ hofstat bi dem sode in Slierron 1320 III Köniz
Schliern; jō᪷rdisbē᪸rg s. jō᪷rdi; jō᪷rdi᪷sbo᪷də (Wa.) III Rü-
ti
bR./Wattw.; jō᪷rdi᪷bru᪷x (Rutschgebiet) III Wattw.


Die Belege von Bern-Bümpliz gehen auf den PN bzw. späteren,
in der welschen Schweiz beheimateten FN Jordan (FNB III, 188)
zurück. Jordi ist eine Diminutivform und schon vor 1800 im
Oberaargau als FN belegt.


Jörg/Jör

St. Jörg/St. Georg

vff sanct Joͤrgen oder dem Goͧchrein 1470 (Vid. 1481)Rq1 II



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Sp. 376


Bipp; lit bÿsen halb neben sant joͤrgen acher 1480/90U44 II
Kopp.; das holtz von Langathon, das da heizet sent Ge-
orgien-holtz … dz vorgenant sant Georgen-holt … sant
Jorgien-holtz ze Langaten … sant Jorgien-holt 1314, Sant
Joͤrgen holtz 1464U38a II Langt.

Jörg

von einem acker heisset Joͤrgen breiten 1452U79, ab einem
acher heist Joͤrgenn breita 1531U97, stoszt … an Geörgen-
breitacher 1672U100 I Seed. Frieswil; jö᪷rgə emils wẹ̄dli
(Wei. benannt nach dem Besitzer) IV Zweis.

im jü᪷rgliaxxər (K.; Grundbuch: Jörgliacher; soll früher
Jureliacker geheissen haben) I Gamp.

Jör

jö᪷r (kl. Hei.), [Jöszheimath 1838D], Jöhrheimath 1845D II
Ursenb.

jȫrhụ̄s oder ~hüsli (Haus), Jörhaus 1838D II Erisw.;
jȫrmattə II Jeg.; dər jȫrbe᪸rg (Hei.), Jörberg 1838D II
Trachsw.

Jörishaus (Haus) 1838D III Eggiw.; jö᪷rime᪸ttəli (K.) I
Tschugg.


Kzf. zum Heiligennamen Georg (Id. II, 51).


Jos/Joss

ds jo᪷sshụ̈si (unbewohntes Haus), d jo᪷ssšụ̈r (id. mit dər
jē᪸ku,
s. Jakob; Hei.) II Hasle.

im jōsəli (Wei., Quellgebiet) IV Frut.; ds jōsəli (Scheune,
K.) IV Kandergr.; ds jo᪷səli (Scheune, K.) IV Saanen,
Schönried; ds jō᪷səli (Scheune, K.) IV Saanen, Grund/
Wispile.

im jōsəli᪷sgārtə (Wi.) IV Frut.

im josli (Hei., ehem. šeliskummə) III Rüd.

josi (Wi.) IV Zweis. Reichenst.; jo᪷səmattə (Scheune, K.)
IV Saanen; im josis mattli (Wi.) IV Frut.; jo᪷siswẹ̄d od. jo᪷-
siwẹ̄d
(Wei.) IV Adelb.; jō᪷sis we᪸gli (Weg) IV Kandergr.
Jm Joszis graben 1535U161 V Interl./Matten; an Mel-
chor Josszis mad 1535U161, i᪷n dər jossiweid (Heumad) V
Grindelw.

dər jö᪷suəli (Hausname, veraltet, dafür dər šte᪸ffə) II Ur-
senb.

Hieher?: i᪷ dər jōsəna (kl. Berg, Alp) IV Frut.


In den überwiegenden Fällen Kzf. zum PN Jodocus (Id. III,
74f.); doch wird gerade für unser Gebiet (nach Id. III, 76) Jōs,
Joss
mit Dim. Josi als Rufname und als FN zum PN Josef ge-
stellt. I der Jōsena mag eine Ellipse sein, die etwa durch ‹Berg,
Alp› ergänzt werden müsste.


Josef-

uf josefs grind (Fels) V Sax.; josefsweid (Vorsassweide,
Wa.) IV Saanen Schönried.

josepgiətli᪷ (Wi., Wei.; heute meist nur giətli᪷) V Lütsch.


Besitzername Josef (Id. III, 76).




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Sp. 377


Joss s. Jos/Joss


Jost

St. Jost

Zelg by Santt Jost, Zelg Sant Jost 1532U62, zelg vor Sant
Jost um 1532U13, oben ann Santt Jost vaͤldtt 1532U62, nebent
sant jos matten 1437U56, an Santt Jost mattenn 1532U62,
St. Jostenmatte (älterer Name der Kautzenmatte) 1850J,
an Santt Jost stuckj 1532U62, in sant jost zelg 1437U56, zuͦ
Santt Jost zelg 1532U62 II Utztf.

Jost

die helsowmatten lit … neben jostshalden (?FLN) 1480U44
II Hells.; Jostshaus (Haus) 1838D II Erisw. (Kirchgde.);
Josthaus (Haus) 1838D III Belpb.; Josthubel 1752C3, das
Jost Hubelhölzli 1752C3 (ausserh. Ob. Tor) III Bern; jošt-
matt
(K.) II Wolfisb.; Jostsmatten (Haus) 1838D III
Röth. Oberei.

i᪷m jȫ᪷štlər (Hei.), im Jööstli (Hof) 1838D III Schangn.;

i᪷m jo᪷štər (K.), der Josterer radwanget daruff (K.) 1521U31 I
Eps.


PN Jōs mit angetretenem t als überwiegend vorkommende Kzf.
zum PN Jodocus (Id. III, 74); als FN alt belegt (FNB III, 190f.).
St. Jost, 12. Dez., ist Schutzpatron gegen Engerlinge und Käfer.


Jötz- †

Ein Egerden oben am Holz, Stost … bisenhalb an Hanns
webers Joͤtzlis acher, (Hanns Weber zinst von) Dem
Acher genant Joͤtzlichs acher (Urbardoppel: Joͤtzlis
acher) ist ein voͤllige Jucharten um 1525U20, anderthalbe
Juchartten genannt Joͤtzlis acker 1533U24 I Brütt.


Einsilbige Kzf. eines kaum eruierbaren PNs, gebildet wie Fritz,
Benz, Heinz.


Ju †

Jn der Ju, j Juchart Jn der Ju 1543UP III Bern Bümpliz.



Jubel-

i dər jubəlei (Hei., hochgelegen), Jubeley (Haus im Em-
menviertel) 1838D II Lütz.



Juch/Guch/Güch

jụ̄x n., Pl. jụ̄xə; historisch: vor dem Juch, an den Juchen;
aus der Pl. form wurde ein Fem. gebildet: a dər jụ̄xə. Ne-
benform: gụ̄x, gụ̈̄x n.

Meist K., übertragen auf Hei. und Dorfteile.

A) I: 4; II: 7; III: 10; IV: 5

I: ein Jucharten vor dem Juch 1531U97, 1532U4 Bargen;



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Sp. 378


Zelg am Juch wider Bittwÿl 1528U2 Rapp. Dietersw.; a dər
jụxə
(Dorfteil), eine halbe Jucharttenn Lyt am Juch
1533U23, ein halbe Jucharttenn Lÿt an den Juchen 1533U23,
Juchen (Teil des Pfarrdorfes) 1838D Sis.; ds jụ̄x, im ~ (K.)
Sutz.

II: u᪷fəm jụ̄x (Hei.), auf dem Juch 1766A, 1781A, 1790C3,
Juch (grosser Hof) 1838D Affolt.; u᪷fəm jụxə (ehem.
jụ̄xəhu᪷bu), Juchen 1532 (Buchsee Urbar) Diemersw./
Münchb.;
vff der Jüch …, ab der Juch 1533U77, auf der
Uech 1765C3, in der Uech 1774A Huttw.; in juhen an den
studen …, in Juhen … stoszet uszhin an den hag 1480U44
Kopp.; ds gụ̈̄x (auch: gjụ̈̄x; K.), ein halb Juchartten Jm
Güch …, zwo Juchartten Jm Güch 1573/74U77a Rum.; ein
viertel einer juhart an den juhen 1437U56 WilerbU.; am
jụ̄x
(Dorfteil), im Jauch (Häuser im Dorf) 1838D Zaugg.

III: ager «an den Juchen» 1336, ij iuch. achers vff den
Juchen 1493U84, vff den Juchen 1½ Jucharttenn 1530U95,
vff dem Juchen 1531U144 Amsold.; im Iuch 1663U115 Bern
Bümpl.; ds gụ̈̄x, im ~ (Herrschaftssitz), vff dem guch, vff
dem Juch um 1530U142, untenher Gerzensee beym Güch
1796/97C3, im Geuch (id. mit Freudheim, Landsitz) 1838D
Gerz.; jụ̄x (Hei.) Gurz.; am Juchen 1328 Kies.; ein
acher den Juchen nach 1531U97 Kirchl.; ds obər/uŋərə
jụ̄x, i᪷m obərə/u᪷ŋərə
~ (K.), vff der zelg Jm Juch 1531U97,
1534U100, im Jauch (Haus) 1838D Köniz Ndwang.; 1½ ju-
chart achers ze Juchen 1353 Ueb. (id. Amsold.?); d jụ̄xə
(K.), die Juchen 1534U100 Vech. Sinn.; im jụ̄x (Hei.)
zwu̍schen dem Juch 1531U97, im Jauch (2 kl. Häuser)
1838D Wohlen Särisw.

IV: u᪷fəm jụ̈̄x (K., eben), von der Rütte vff Juch 1502U157, ½
Jucharten lands vff dem Juch 1524‒93U168, ein gut sind dru̍
stuck erdtrichs genant Ju̍ch 1548U160, vff Jüch 1574U160
Bolt.; zwo Juch. genemt an Ju̍chen 1348/58N ? Erlenb.;
im Juch … stost an totbach um 1502U166 Erlenb.; ufəm jụ̈̄x
(Hei., mässig steil), am Bu̍lachen am Gegu̍ch ein juchart
1357, stoszt an die Jüch 1543U154, auf dem Jüch (Haus)
1838D ObwiliS.; i dər jụ̈̄x (K.) Reich. Kien-Aris; üəx
(Hei.), gelegen ze Fu̍lense … an den Ju̍hen 1375, 1 stuck
in der Burck zelg gelegen, genant an Ju̍ch 1487U166, die
Ju̍ch zuͦ Fulensee 1534U99, Jüch (Hof im Dorf Spiez)
1838D Spiez.

B) ab) Schneuwlis Juch 1533U23 I Sis.

ac) ein Juchartten … genant das Gros Juch 1533U23 I Sis.;
die Juch ist ein mad stost … an die groszen Juch 1535U101
III Vech. Sinn.; le᪸ŋjụ̄x (K.), ein Juchartten, nent sich das
lenng Juch 1533U23 I Sis.; am lenngen Juch j Jucherten
1531U97, 1559‒79U119 III Müns.

ad) i᪷m gjụ̄x (Quartier und versch. Hei.), Gjuch 17. Jhd.UP,
auf dem Gjuch 1737A, Gjuch (mehrere Häuser) 1838D II
Melchn./BusswbM.; gjụ̄xhȫ᪷xi II Melchn.; am Gegu̍ch
1357 IV ObwiliS. (s. oben A)).

b) i᪷ də ~e᪸xxərə I Bargen; ~axxər (auch nur: jụxər),
~acher 1528U2, 1531U97 I Rapp.; ~aker 1423UBS, Jüch acher



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Sp. 379


1518U74, 1573/74U77a, II Attisw.; am Jü acher, Jüw acher
1531U59, der grosz/klein Jü acher (mehrmals; auch Jüch
acher) 1531U59 II Limp.; der Juchenacker 1802, 1816
(Sammlg. Petitmermet) II Münchenb.; ein Juchart am
~acher, lytt zwischen Hoffers ~acher 1530U42 II
Rütsch.; die ~acher 1531U97, im ~ acher 1535U101 III
Boll. Deissw.; ~acker (Haus in Obergurzelen) 1838D III
Gurz.; an den ~achern …, der ~acher 1531U97, ein Ju-
charttenn genempt der ~acher 1599U114 III Kirchl.; ein
Jucharten Lit Jm ~acher 1531U97, 1534U100 III Köniz. Nd-
wang.; der ~acher 1546U147 III Obhof.; das Juchen
acherli 1535U101 III Kirchl.; die Juchen aͤgerdten 1532U62
II Utztf.; ~graben (Haus; auch Sackgraben) 1838D II
Affolt.; i᪷n dər jụhei (; ebenes K.), in der ~ey 1535U161
V Matten; an juhen hag 1480U44 II Kopp.; i dər jụ̈̄xhāltə
(Hei.), in der Juchhallttenn 1502U157 IV Bolt.; auf dem
Juchhoof 1794C3 II Affolt.; jm ~holtz 1531U97 III Woh-
len
Särisw.; jụ̄xəhu᪷bəl II Münchb.; die ~matten 1528U2,
1531U97 I Rapp. Frauchw.; ~mat (K.), i man mad genant
die Jüch mattan / juch mattan 1531U59 II Limp.; die
~matta gelegen in der dorfmarch ze Syneringen 1381,
1388 III Vech. Sinn.; die Juchmatt, Jauchmatt od. Juchi-
matt (Häuser) 1838D Vech. Utz.; ds ~me᪸ttəli I Rapp.
Frauchw.; das Juch maͤttelÿ, Jüch matteli 1531U59 II
Limp.; ~bru᪷nnə (Brunnen im Wa.) II Steckh. (Jv);
~brunnə (K., Quelle) III Wohlen Innerb.; ~rein (Rain
gegen Urtenen) II Zaugg.; ~schnabel (heute: Schnabel)
1838D II Affolt.; ein juchart an den ~stüken 1423UBS II
Attisw.; gụ̈̄xštü᪷tsli III Gerz.; wider die Juchen zelg
1493U84, 1530U95 III Amsold.; an der Ju̍ch zelg 1548U160 IV
Bolt.

Hieher?: Die Jug matt ist ein mad 1535U101 III Belp.

Jucher (z. T. Kontraktion, z. B. aus Juchacher; keine ei-
gentl. Ableitung) ufəm ju᪷xər (K.), auf dem Jucher 1688A,
Jucher (auch Mucher, Dörfchen) 1838D I Rad.; jụxər (für
jụ̄xaxxər s. B) b)) I Rapp.; 1 man mad lidt nebendt dem
Bach Jucher 1531U59 II Rüdtl.; Jucherenhorn (Grenzgip-
fel BE/WS) 1779A V ?Grindelw. s. Joch.

C) -li; 1 mad heist im juchlÿ … vnd stost an die stras
1498U46, 1500U48 III Gurz.; ǖəxli᪷ (Häuser und K., bei üəx)
IV Spiez; u᪷əxlisbe᪸rg (K., Hügel und Senke) II Jeg./Urt.
-i: Vor Juchi 1531U97 III Obthal; Peter Strams Juchiacher
1646UT III Obthal; jụxịmat (Hei.) III Vech.


Zu mhd. jiuch stn. ‹Joch Landes, eigentlich soviel Land, als ein
Joch Rinder an einem Tag umzuackern vermag› (Lex. I, 1481);
nur als FLN (Id. III, 8). Bei der Auszählung der Belege zeigt sich,
dass die Benennung im gebirgigen Sektor V nicht vorkommt,
seltsam ist aber die verhältnismässig kleine Zahl in den Sekto-
ren I und II. Das Streuungsverhältnis wird nur wenig korrigiert
durch das erweiterte Jucharte (s. dort).


Jucharte/Juferte

ju᪷xartə, jụxərtə, jụhərtə, vz. jụfərtə f.; meist K., vz. Hei.





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Sp. 380

A) i᪷ dər jụxərten obə (K.) II Rumend.; vff den Jucherten
1493U84, vf den iucharten 1530U95 III Amsold.; i᪷ dər jufərtə
(Scheune; ehem. Rebgebiet) III Sigr.; u᪷f dər jụfərtə
(Wei.) IV Bolt.; u᪷f dər jụfərtə (Hei.) III ObwiliS.; ju᪷xartə
(Ackerland, ehem. Rebberge) IV Spiez; i᪷ dər jụhərtə
(Wohnhaus) IV St. Steph.; d jụfərtə (Wi.) IV Zweis.


B) aa) j jucharten achers heisset der Kilchen iuchart, ist
genembt die wartt 1493U84, 1530U95 III Forst; u᪷f də mē᪸sju-
xərtə
(K.), ii Juchart nempt sich mesz Juchart 1521U31,
1529U33 I Brügg; die maͤsz Jucharten 1531U97 I Rad.; oben
an der maͤsz Juchartten 1530U42 II Thunst.; ein grosze
Jucharten … heist die Berg Jucharten 1531U97 III Müh-
leb.;
bu᪷rgərjụxərtə (Acker) I Graffolt.; riədjuxərtə,
Riedjucharten 1360, Riedjucharten 1520U131 III Belp; ein
Jucherten heist die steltz Jucharten 1531U97 II Ers.; die
Stutz Jucherten 1542U145 III Obhof.; die Jucherten Räben
so man nempt die Wyer Jucherten 1542U145 III Obhof.;
die Zimmel Jucharten 1535U101 III Stettl.

ab) heist die fu̍rst Jucharten 1531U97 II Mattst.; an
Moͤschings jucharten 1502U166 IV Erlenb.; ein juchart re-
ban … die man da nemet Schillings juchart 1351 III Ob-
hof.

ac) d se᪸xsjụxərtə, (wir gehen) i d ~ (gutes K., lang und
schmal) I Jens/I Kapp.; in den sechs Jucharten 1666Le II
Ndbipp; vj Jucherten heissent die sechs Juch. 1531U97 II
Rupp.; i᪷ də si᪷bəjụxərtə (Acker, grösser als 7 J.), … stoszent
an die Siben Jucherten 1531U97 I Seed.; drÿ Juchertten ge-
nant zuͦ sÿben Juchertten 1531U97 II Graf.; dreijuxərtə
(K.) I Rapp.

ein halb Juchart in den veiszten Jucharten 1529U92,
1530U95, Jn den feissen Juchartten 1531U60, Jn der veistenn
Jucherten 1531U97, Jnn veisz Juchartten 1535U101 III
Ndwicht.; di grō᪷ssə juxərtə III Belp; Halbjucherten
1876P II Willad.; ein Jucharten heist die cleine Juchar-
ten 1531U97 II Rüdtl. Alchenfl.; die cleine Jucherten
1531U97 III Mühleb.; die krumen Juchertten, die krumy
juchertten 1531U59 II Aeflg.; krumme Jucharten 1531U97
III Obbalm; i᪷ dər xu᪷rtsjụxərtə (K.), ein Jucharten, heist
die kurtzi Jucherten 1531U97 II Kirchb.; d le᪸ŋjụxərtə (K.) I
Rapp.; die lengÿ Juchertten 1531U59 II Aeflg.; die lengi
halb Jucharten 1500U48 II Alchenst.; die lengi Jucharten
1531U97, die Leng Jucharten 1535U101 II Ers.; die lenngi
Jucharten 1531U97 II Hindelb.; di᪷ə le᪸ŋi jụxərtə, die lenngi
iucharten 1531U97 II Kirchb.; i᪷ dər le᪸ŋjụxərtə II Wyni-
gen;
j Juchertten genant die Lenge Juchertten 1531U59 II
Zaugg.; unam posam terre vocatam die lingi jucharta
1436U121 III Ferenb.; die Lennge Jucharten, stost … an
adam ru̍timans acher 1531U97 III Mühleb.; vor dem Rein
die leng Juchartten ist ein jucharten 1535U101 III Müns.;
die Lenge Jucherten 1530U142, 1542U145 III Obhofen; leŋ-
juxərtə
III Rüegg.; zwo Jucharttenn nid dem mosz heis-
sennt die Lennge Juchartenn 1531U97 III Zimm.; i᪷ dər nassə



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Sp. 381


jụxərtə II Kirchb.; die boͤse Juchertten 1531U59 II Aeflg.;
die breÿttÿ Juchertten 1531U59 II Zaugg.; ein juchartten
genant die sÿwele juchartte …, aber die Sÿwelen Juchert-
ten 1531U59 II Graf.; die spitzig Juchert 1531U32 I Wor-
ben;
ein Juchart die uffgenden Juchart genant 1529U92 I
Rad.; die mittliste Juchertten, die nidriste Juchertten, j
Juchertten genant die obrÿ Juchertten, die Jnner Juchert-
ten, die uszren Juchertten 1531U59 II Aeflg.; ab einem
guͦtt … die vor Jucharten genant 1533U22 I ?Ins.

b) der Juchert Thürlj-acher 1735S, das Stützlein im Ju-
chartthürlin 1833S III Boll.

C) -li: halbjụxərtli II Graf.; ein Jucharten, heist das cru̍tz
Juchartlj 1531U97 II Hindelb.; dz kurtz Jucherttlÿ 1531U59
II Rüdtl.; le᪸ŋjụxərtli II Graf.


Spätahd. jūhhart, mhd. jiuchart, jûchart, jûchert stn., f. ‹Acker-
mass› (Id. III, 8f.), gleichbedeutend wie Juch n. (s. dort). Vgl.
Kluge, Etym. Wb.: Das Grundwort erinnert an das mhd. ëgerte
‹Brachland›, der Stamm an das urvwdt. lat. iūgerum ‹Morgen
Landes› (von da ū). Ungesichert ist die Annahme einer Kompo-
sition von Juch mit Art ‹Pflügung› (Id. I, 473).


Juchli-

ju᪷xxli᪷shụ̄s s. d.; Juchlis weg 1509Rq7, gan purttennried
vnnd Juchlis weg 1531U97 III Mühleb.


Im 14. Jhd. ist das Geschlecht der Juchli als Burger von Bern be-
zeugt: Petrus Juchli 1316 (FRB IV, 696), Uolrich Juchli 1349
(FRB VII, 410), Cunrat Juchli 1375 (FRB IX, 475) usw.


Juchlishaus

ju᪷xxli᪷shụ̄s, ju᪷xli᪷shụ̄s, uf ~ (; weit zerstreute Einzel-
höfe), Juchlishus, Juchlishusen 1389‒1460Ud, von einem
wiger by Juchlis hus 1429U78, ze Juchlis hus, von den
guͤtern ze Juchlishus 1430U78, Juchliszhusz 16. Jhd.UP, ze
juchlishus 1502U123, Juchlishus 1526Rq7, ze Jüchlisz hüsz
1529Rq7, juchlishus 1532U125, 1539Rq7 … Juchlishusz im
Forst 1633UP … Juchlishaus (14 weit zerstreute Häuser)
1838D III Mühleb.


Etymologie s. Juchli-.


Juchte

i᪷ dər jụxtə (K.) II Kopp.; u᪷f juxtə, jūxtə II Seeb. s. d.


Etymologie s. Juchten.


Juchten

juxtə, jūxtə, u᪷f ~ (Weiler in Hangmulde), Cuͤntzi Treijer
von Junchten 1389R2, Hanns Loͤwennberg von Jauchten
1479‒1563Ar (Grafschaft Wangen, also wohl hierher),
Juchten 1706/07A, 1784C3, (11 zerstreute Häuser und
Höfe mit Loch) 1838D II Seeb.

ju᪷xtəne᪷k (Hei., Anhöhe), Juchtengraben (od. Mutzgra-



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Sp. 382


ben) 1838D II Seeb.; Juchten bach, … inn dem Juckten
Bach 1595U54, bÿ dem Gibell gadt an Juchten Rein 1595U54
II Wynigen (b. Seeb.).

Moͤschler ze Junchton 1389R2 II (loc? wohl hieher).


Kontraktionsform von Jucharte? (s. dort). Dagegen spricht frei-
lich der n-haltige erste Beleg Junchten 1389 und wohl auch
Jauchten 1479‒1563 (nach Staubschem Gesetz, da im 15. Jhd.
kaum mit der nhd. Diphthongierung zu rechnen ist).


Juck

A) Im Juck ein halbe Jucharten um 1525U20 I Finsterh.;
dər ju᪷kx (Hei.), Abjuck (Haus) 1838D III Eggiw.

dər fōrdər/hi᪷ŋər ju᪷kxə, u᪷fəm fōrdərə ~ (3 Hei.), u᪷fəm hi᪷ŋə-
~ (2 Hei.), Liechtenfels, Juken Mu̍lenstein vnd roten-
ek, … von dem berg mu̍lenstein, iuken 15. Jhd.U47, vf
dem Jücken, vf dem jucken 1479‒1563Ar, Uͤlli uffem Jug-
ken 1389R2, Jucken 1500U48, 1527UP, 1529/30A, der Hoff
Jucken 1547UP II Krauchth.; vff dem Jucken 1659A II
?Leimw.; Vͤlli vnd Ruͤfli schaffer hant enpfangen den
berg genemt Jucken vor 1429U78, der Berg Jucken 1489A,
1533U129, ab dem Berg Juckenn Stost einsÿth an gantrist
anndernsÿth an Allbbiglen 1586 (Pfrundurbar Guggis-
berg), der Berg Jucken 1643UP, (der Pfarrer zu Guggis-
berg hat das Recht) 6 Rinder in dem Berg Juken und
1 Rind in dem untern Berg oder Stierenmoos zu besetzen
1665 (Dok. Schwarzenburg 28. Feb. 1665), Juken oder
Schwebelberg 1745 (Pfrundurbar Wahlern), desz Schwe-
belbergs ehemahls Juken genant 1778 (Pfrundurbar
Guggisberg), Schwefelberg (Juken) 1845D III Rüsch.

B) ac) fōrder/hi᪷ŋər ju᪷kxə II Krauchth. s. o. A).

ad) Abjuck III Eggiw. s. o. A).

b) ju᪷kxəgrabə II Krauchth.; uf dər jụkxlo᪷uwi (K.) V
Gadm.; ju᪷kxəbərg (Hei.), Jukenberg 17. Jhd.UP, Jucken-
berg 1771A, 1838D II Leimw.; ju᪷kxəštrāss II Krauchth.

C) -er: Ein Zillige Juchartten, genant der Juckher, ein
Jucharten ackers, genant der Jucker 1533U24 I Finsterh.;
ab dem Jucker 1773A I Rad.

(Zins) ab Juckersz Husz 1530U21 I Erlach.


Schwzd. Juck m. ‹Sprung in die Höhe, Anlauf, Satz› (Id. III,
36f.). «Es scheint auch für Juck eine Bed. ‹anspringende, steile
Höhe› angenommen werden zu dürfen, zu welcher der fem. ge-
bildete Flurn. ‹Jucken› (1450 Schw Tugg.) gehören würde.»
(Nach Id. III, 37 Abjuck). Abgesehen davon, dass unser Name
masc. ist, besteht das sprachgeographische Problem, dass die
westlichen schwzd. Mdaa. das Etymon nicht kennen und dafür
gumpe(n) u. ä. haben. Es erhebt sich deshalb die Frage, ob der
Name nicht zu Joch zu stellen ist wie Juch, Jucharte.


Jud

dər jū᪷d, i᪷m ~ (2 Jucharten sehr steiles K.) II Obburg; viij
Juchertten genannt der Juden acher 1531U151 II Rumend.;
dər ju᪷dəfri᪷dhōf (israelit. Friedhof), area, que quondam



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Sp. 383


fuit cimiterium Judeorum (zw. äusserer und innerer
Mauer) 1323 (2 loc.) III Bern; in nova villa in vico Jude-
orum (= Judengasse) 1307, an der Judengassen 1354,
1362, 1367, 1389R2, 1390 … (später Insel-, heute Theodor-
Kocher-Gasse) III Bern; dər ju᪷dəxantsəl (Felsvorsprung
im Wa.) V Ringg.; Ein manwerch der Juden matten
1422Uk2 II Seeb.; bi᪷m ju᪷dəbru᪷nnə (Quelle im Wa.) II
Lotzw.; porta dicta porta Judeorum (Torturm Westende
d. Judengasse) III Bern; am judəwaŋ (Hei.), am Juden-
wang 1838D (Haus), ju᪷dəwaŋbri᪷k (Brücke über Schwarze
Lütschine) V Grindelw.

Hieher?: i᪷m ju᪷də (Hei., K. am Hang), auf dem Juden
1845D, im Judin 1915MW IV Lau.


Bezeichnungen im Zusammenhang mit schwzd. Jud ‹Israelit›
(Id. III, 12f.) oder im übertragenen Sinne für ein zu teuer ge-
kauftes oder ein schwer bebaubares, wenig Nutzen abwerfendes
Stück Land. Kaum in Betracht fällt der in der Ostschweiz und in
Graubünden alt bezeugte FN Jud (FNB III, 193) oder der Zu-
sammenhang mit dem ahd. PN Judo (Fm I, 981f.). Doch vgl. Ju-
denböhl
AI aus *Juditenbüel (Sonderegger, Appenzell S. 461).


Judas- †

nit wyth vonn Judas Brunnen 1595U54 II Wynigen.


Zum PN Judas.


Juferte s. Jucharte


Juhee

i᪷m jụhē (; höchstgelegenes Hei. der Gde., dazu abgele-
gen mit schlechter Zufahrt) III Buchh.


Freudenruf und scherzhafte Bezeichnung für Hochgelegenes,
z. B. den obersten Sitz einer Kutsche, die oberste Galerie im
Theater (Id. II, 848f., 854). Im Kt. BE noch lebendige Redensart:
e᪸r wont i᪷m jụhē. ‹Er wohnt abgelegen, hoch oben.›


Jül †

Ein Jucharten vff Ju̍l, stost einthalb an die strasz, ann-
dersÿt an des sigristen geheissen das spennd guͦt 1530U95,
vier Jucharten aneinanndern vf Ju̍l stost einthalb an die
allmennd, anderthalb an meÿenn acher 1530U95 III Am-
sold.



Jumpfere-

ju᪷mpfərə-: ~naxxər (Burgerland, ehemals Besitz der ledi-
gen Burgerinnen) II Schwarzh.; ~ge᪸ssli (auch: hü᪷bəli-
ge᪸ssli
) IV Reich. Scharn.; ~hegli I Piet.; ~lox (Ereignis-
name) III Belp; ~bli᪷kx (auch: ju᪷ŋfərəbli᪷kx; Hei.; Aus-
sichtspunkt) II Wynigen; ~bli᪷kx IV Gsteig; Jungfern
Brünli 1771P (Karte Thunersee, J. J. Brenner) V Beatb.;



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Sp. 384


~špru᪷ts (nur zeitw. fliessender, einer Höhle entspringen-
der Bach) V Meir.; ~waud II Roggw.

ds jü᪷mpfərli (Felskopf, Kletterberg; eigentlich xemifluə)
IV Bolt.


Assimilierte Form zu Jungfrau (Id. I, 1246).


jung

junckacher … hinder dem zelgli von heymenhus 1528U2 I
Meik.; Jungen egg 1529U92 III Aeschl. (s. Junt-); i᪷m ju᪷ŋə
hāg
(K.), ein Jucharten bim Jungen hag 1531U97 I Diessb.;
i᪷m fo᪷rdərə/hi᪷ŋərə ju᪷ŋə bān (grosser Aufwuchs) I Bür.;
dye Junck rüttÿ 1518U74 II Ndbipp; ju᪷ŋwaud (Aufwuchs in
Rutschgebiet), Jungwald 1838D III Wattw.; ju᪷ŋkwald
(Wa.), der Jungwald 1838D V Ltbr. Gimm.; Jungenzelg
(auch Hungerzelg) 1838D III Ndmuhl.

Hieher?: Jungiwengen (Wa.) 1838D V Grindelw. Buss-
alp.

Jungfrau

ij Juch heisset die junkfröwen … j Juch heisset die jung-
fröw … die ober junkfröw 1480U44, 1500U48 II Willad.;
d ju᪷ŋfrou (Felswand) V Bön.; d hasli ju᪷ŋfro᪷u (so benen-
nen die Haslitaler ds we᪸ttərhorən), die Hasli Jungfraw
(Vorderes Wetterhorn) 1620Rm, 1845D V Grindelw.

ein Juchertt zur Junckfrowenn acher 1518U74, ein halb Ju-
chartten zun Jungkfrouwen acheren 1573/74U77a II Rum.;
Jungfrauenacker 1876P (Gde.-Plan) II Willad.

Jungfrau in den Berner Alpen:

d ju᪷ŋkfro᪷u, u᪷f dər ~, Iunckfraw mons et altissimus nivi-
bus et glacie rigens perpetuis … hinc Incolae fingung no-
men virginis quasi intactae ipse contigisse 1577Sch, die
Jungfraw 1620Rm, die Jungfrau (Grenze BE‒WS) 1779A,
1845D V Ltbr. Stech.

d weŋən ju᪷ŋfro᪷u (Vorgipfel der Jungfrau, von Wengen
her sichtbar), anterior Iunckfraw 1577Sch, die Jungfrau,
die auch Rothberg genannt wird (Vordere Jungfrau oder
Schwarzmönch) 1760Wä, Posterior et occidentalior mon-
tis Iunckfraw vertex 1577Sch V Ltbr. Stech., Weng.

ju᪷ŋkfro᪷u-: ~jōx (Sattel zw. Jungfrau und Mönch),
~nordwand (alpinist. Bez.), ~blatti, uf dən ~blattə (plat-
tenartige, geneigte Felswand) V Ltbr. Stech.; ~blikx
(Aussichtspunkt; Einheimische sagen: fogəlfallə) V
Gsteigw.; ~we᪸udli (3 Baumgruppen; Ausblick auf Ei-
ger, Mönch und Jungfrau) III Gurz.; -we᪷štwand (alpi-
nist. Bez.) V Ltbr. Stech.

Jungholz/Junkholz

ju᪷ŋkxho᪷uts = ~: im ~ (Wa.), ze wyler am Jung holtz
1529U33 I Orp.; ein holtz mit namen des Jungholzzes 1346,
zwischent dem Jungholtz und dem Hard 1352, 1353, mit
namen des Ju̍ngelholtzes 1364 I Rapp. Wierezw.; im ~
(2 Hei.), im Jungholtz 1432U78, Junkcholtz 1460U78,
Jungck holtz 1526U68, zuͦ Eggelldinggenn vnnd Junck



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Sp. 385


holtz 1530U69, der hoff Jungk holtz 1539U71, ab dem guͦt zuͦ
Junckholtz 1569U72 … Ober/Unter Junkholz (Hof) 1838D
II Affolt.; Jn dem Junck holtzs 1531U59 II Graf.; im ~
(4 Hei.), im Jungholtz 1432U78, Junckholltz 1479‒1563Ar,
Jost Lerch von Junck Holtz 1531U51 … Junkholz (7 Häu-
ser) 1838D, ~weid (Hei.), Junkholzweid (2 Häuser) 1838D,
~hȫxi II Heimisw.; in villa Jungholz zw. 983 und 1002,
Otrabach, Juncen, Schmidigen 15. Jhd. II ?Affolt. od.
?Heimisw.; vor dem jung holtz heisset der jungholtz-
acher 1480/90U44, Jm Junckholtz 1531U51 (heute: ho᪷utsax-
xər
) II Rumend.; im o᪷bər ~, im u᪷ŋər ~ (Wa.), Junkernholz
1881 (Kataster) II Scheun.; im ~ (Staatswa.), im Junk-
holz (Wa.) 1797A, 1838D (bei Zimmerzey) III Eggiw.; das
Junkholz 1838D III Frauenk.; im ju᪷ŋhouts (Hei., Wa.) III
Gurz.; bim Jungkholtz 1531U97, bim Jungkh holtz
1535U101 (evtl. id. mit heiməhusəwaud) III Kirchl.; im
Jungholtz 1434Rq7, im Junckholtz 1509Rq7, im Jungkholtz
1530Rq7, an das Junngkholtz 1531U97 III Mühleb.; im ~
(Wa.), ~axxər, der Jungholtzacher Stost … an Jungholtz
1542U104 III Muri; ~ (früher Herrenwald, jetzt Privat-
wald) III Röth.; ~ III Rüsch.; das Junkholz 1838D III
Schlossw. (s. Junt-); ~ III Wahlern; ~ (Wei.), ~gre᪸bli,
von eynem guͦtt genant das Jungholltz 1502U157 IV Zweis.;
im ju᪷ŋhōlts (Scheune, Wei.) V Gadm.; im ju᪷ŋholts (Auf-
forstung nach Kahlschlag der Eisenwerke) V Innertk.

ju᪷ŋhö᪷utsli III Obbalm.

PN Jung

ds ju᪷ŋbrü᪷nnli (gestiftet von Oberförster Jung) II
Krauchth.; ds ju᪷ŋə wẹ̄dli (Wei. mit einem Besitzer Jun-
gen) IV Frut.


Schwzd. jung, Adj. (Id. III, 46), z. T. mit Verhärtung von ng zu
nk.

Der Berg Jungfrau wurde nach der Alp Jungfrauenberg in Wen-
gen, die den Augustinerinnen im Kloster Interlaken gehörte, be-
nannt (Müller, Obw. S. 58).

Jungholz/Junkholz bezeichnet häufig eine ehemalige Rodung
oder einen Aufwuchs.


Junker

Peter ze juncheron 1488U82, Peter ze Junckherrenn
1493U84, Peter zuͦ Junckern 1507U86, Peter z Junckerenn
1530U97 V Därl.; ju᪷ŋkxərrə oder ju᪷ŋkxərrənbru᪷nnən
(heute auch: platsli; Dorfteil mit Platz und Brunnen) V
Obried; obəri ju᪷ŋkxərə (Wei.), u᪷ŋəri ~ (Hei.), Junkeren
1782C3 III Eggiw.

ju᪷ŋkxər-: ~axxər (K.) I Safn.; ~axxər (K.) I Walpw.;
~əgass, an der Junckeren Gassen 1736/38C3 III Bern;
Junkerngasse (Teil des Dorfes Schwarzenburg) 1845D III
Wahlern Schwarzenb.; ~hāg (K.) I Finsterh.; ~əhouts
(Wa.) I Twann; ~əhouts (Wa.), an dem holtz … dem man
spricht das Jungholtz 1374 II Urt.; Junkernholz 1838D
III Köniz Schliern; i᪷m ~əho᪷uts (Wa., ehemals Patrizier-
besitz) III Steff.; an junckerenmatt 1528U2 I Seed. Lobs.;



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Sp. 386


~mat (K.) III Konolf.; ~mattə (auch: ju᪷ŋxmattə;
Scheune und K.), auf der Junkernmatten (Haus) 1838D V
Habk.; i᪷n də ~bö᪷də (Wei.) V Leiss.; ~ənbru᪷nnən oder nur
V Obried; ~trimaxt (?) I Rapp.; ~əwaud (Wa.) II
Urt.; ~əwaud (Staatswald) III Köniz; ~əwẹ̄d (Wei.) IV
Erlenb.


Aus Jungherr mit Verhärtung von ng zu nk (Id. III, 49f.); s. auch
Fankhaus. Als FN im Kt. BE alt belegt (FNB III, 197).


Junkholz s. jung


Junt-

uf dər ju᪷ntənek, üəntənek (; Hei.) ein mad heiset Jun-
gen egg 1529U92, 1531U60, vff der Juntenegg 1531U144, 1586A,
auf der Juntenegg 1688A, Jüntenegg (Hof) 1838D III
Aeschl.

ds ju᪷ntho᪷uts (grosser Wa.), das Jundholz 1763C3, das
Junkholz 1838D III Schlossw. (Encl.).


Nach den ältesten historischen Belegen zu schliessen, handelt es
sich hier um dissimilierte Formen zu jung, bei Juntenegg mögli-
cherweise mit späterer Anlehnung an einen PN Junta, seit etwa
1280 Kzf. zu Judenta (Socin S. 58).


Junz-

in dər ju᪷ntslən (ebenes, mageres K., ehemals Erlenwald,
von Giessen durchflossen) V Meir.

in dər jüöntslən, u᪷f ~ (Hangalp, sumpfig) V Meir.



Jur-

d ju᪷rənə, i᪷ dər ~ (Scheune, K., steil), ds ju᪷rəli, i᪷m ~
(Scheune, K., Halde) IV ObwiliS.


Möglicherweise zu schwzd. jurre(n) ‹brausen, wirbeln› bzw.
Jurre(n) m. ‹Sturmwind› (Id. III, 68), falls nicht ein PN ange-
nommen werden muss, z. B. Nbf. zu Jöri.


Jurte

d jū᪷rtə, u᪷f dər ~, u᪷f ~ (Alp, Geländekessel, z. T. steinig),
Jurten (Alp) 1838D III Schangn.; Jurten 1635UP III Woh-
len.

ju᪷rtə-: bi᪷m ~nahorn (Wei., 1000jähriger Ahorn, unter Na-
turschutz), u᪷fəm o᪷bərə/u᪷ŋərə ~ne᪷kli (je ein im Sommer
bewirtschaftetes Hei.), Jurteneggli (Alp) 1822 (Alpver-
zeichnis Schangn.), 1838D, ~flu᪷ə (Fels am Hogant), ~tọ̈̄ffi
(Abhang, Geröll) III Schangn.; ~waud (Wa., Hügel),
Jurtenwald 1838D III Wohlen.


Nach Aebischer, Paul: Les noms de lieux du canton de Fribourg,
Fribourg 1976, S. 139, und Hubschmied, J. U.: Festschrift Bach-
mann, 1924, S. 189 zu gall. *jurettos, Ableitung zu *juris ‹Berg-
wald›, s. auch Gurten.




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Sp. 387


Jüsi-

u᪷f jü᪷sishu᪷bəl (Hei.), Hubeli oder Jüsishubeli (Haus)
1845D IV Aeschi.


Der FN Jüsi ist vor 1800 in Aeschi b. Spiez belegt (FNB III, 194);
vgl. Niggli Ju̍si in der Ru̍ti 1466UT III Riggisb.


Jussli

jussli (Wei. von Bach umflossen) IV Wimmis.



Just-

i᪷m jü᪷šti, i᪷ ds ~ (2 Hei., Scheunen, K.) Justiwald 1838D V
Iseltw.

Justiberg im Uestenstahl (= Justistal) 1792A III Sigr.

i᪷m ü᪷eštistāl (; Ortsfremde sagen:) jụštistāl (Talalp), …
vendiderunt alpem Justistal 1253, die alp Justistal 1343,
die march zwischen Justistal und dero ehafti von Sygris-
wile 1347, im Justistal 1531U144, uestistahl 1744A, Jüstes-
tall 1757A, Wüstistahl 1770A, Ististahl 1770A, justiberg im
Uestenstahl 1792A III Sigr.

Justusthalberg, vorderste/hinderste (Alp) 1845D III Sigr.


Kzf. zum Heiligennamen Justus (Id. III, 82). Zu Justistal s. GLS
II, 711.




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Sp. 388


Jut-

am ju᪷təmbiəl (Hei.) V Haslib.

ds juti, i᪷m ~ (grosser Wald südl. der Strasse Brünig‒Has-
liberg) V Meir.


Juten-: sw. Gen. eines PNs Juto, in St. Gallen bezeugt 797 und
833 (Fm I, 981) oder eines PNs Juta (Socin S. 59).

Juti könnte dazu eine diminutivische Kzf. sein.


Jutz-

i᪷m jụtsgənaxər (K., schwache Erhöhung) III Muri;
jụtshu᪷bəl (Aussichtspt.) I Biel.

Jm Jutzatal …, das mad Halben genant Jutzatal
1524‒93U168 IV Aeschi od. Reich.

ds jụtsilox (Graben, FN Jutzi) II Heimisw.; dər jụtsibē᪸rg
(Hei.), Juziberg (Hof) 1838D, Jüziberg 1845D II Lütz.; in
Jutzi studen 1554U109 III Köniz Obwang.

Juzelers-Mühle (Mühle) 1838D III Wahlern.


Meist Örtlichkeiten, an denen man Freudenrufe ausstösst,
schwzd. jūchze(n), jūchzge(n) (Id. III, 10). Zum Juzhubel ober-
halb von Biel vgl. Bieler Jahrbuch 1927, S. 38f.

Jutzi und Jutzeler sind als FNN im Kt. BE alt belegt (FNB III,
198).




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Sp. 389


K/Ch

Chäb-

in dər sāltsxe᪸ba (enger Graben mit kl. Weg) V Iseltw.


Gewährsmann in Iseltwald: xe᪸ba f. ‹Kerbe, Einschnitt› (appell.).


Chabis

u᪷fəm sụ̄rxabi᪷s (kl. Anhöhe bei Weier) II Affolt. Spott-
name, wohl in Anlehnung an Kabisberg in Nachbarge-
meinde Dürrenr.

xabisgass (Dorfstrasse in Hettiswil, heute Schulhaus-
strasse) II Krauchth.; vornen an kabisgumacher 1528U2
I Aarb.; xabis-ho᪷gər (Wi.) III Langn.; ~hūs (Hei.), Ka-
bishaus 1838D II Heimisw.; ~hūs (Ha.) II Ursenb.; ~hüsli
(Ha.) II Erisw.; xabisxopf (K., kl. Anhöhe), die reben zuͦ
hilterfingen gelegen genempt der kabis kopff 1530U94, ge-
nannt der Chabis Chopf 1546U147 III Obhof.; xabismatt
(K.) II Alchenst.; ds xabismōs V Matten; xabisbē᪸rg
(; 3 Hei., K.), Kabisberg 1755C3, ~ 1760A II Dür-
renr./Waltw.;
xabisrein (kl. Hei., steil) III Walkr.; bir
xabisšị̄r
V Ltbr.


Schwzd. Chabis m. ‹weisser Kopfkohl› (Id. III, 98f.), ahd. cha-
puz,
mhd. kabez̧ m. aus lat. caput ‹Kopf›. ‒ In Örtlichkeitsnamen
z. T. auf Felder bezogen, auf denen Kohl gepflanzt wird, z. T.
aber metaphorisch auf eine runde Erhebung weisend.


chäch

i dər xe᪸xmattə (K.) I Täuff.; ds xe᪸xmōs (kl. Landstück)
III Kirchd.; zuͦm kech brunnen …, i Juchart by dem
Kechbrunnen 1521U31, ~ 1529U33, bim ~ 1533U23, Im ~
1551U37 (K.) I Merzl.; xe᪸xbrunnə (Wi.), Jm kaͤchbrunnen i
Juch 1534U100 III Obdiessb.; Bim kaͤch brunnen 1535U101,
Kächbrunnen 1780A, Kächbrunnen (Hof) 1838D III Wah-
lern-
Steinenbrünnen; xe᪸xbrunnə (steile Wiesen mit
Quelle), bisz in den Kechbrunnen zuͦhindrest in der
Goldey 1515Rq8, Kächbrunnen 1779A (Grenzort des Am-
tes Unterseen) V Unters.

uf əm xe᪸xbrunnaxər (K.), Aber ein Jucharten lyt ob den
kechbrunnen Achern 1529U33 I Merzl.; Clewy kaͤchen
brunnen acher 1531U59 II Iffw.; Der kaͤchbrunnen acher
1531U97 II RütibL.; ~ 1555U97 III Mühleb.; das Käch-
brunnen mosz 1533U133 III Rüegg.; zuͦ der kech brünnen
stüden um 1531U34 I Merzl.; xe᪸xbrünnliaxər (K.) I Gals;
uff dem kächenbül 1480/90U44 II Ers.; der kaͤch zug
1529U92 I Meik.; by der kaͤch zuben 1535U101 III Wohlen.

i juch: heist kächlins brunnen 1532U4 I Graffolt.


Schwzd. chäch ‹lebendig, frisch›, mhd. këc, quëc, ahd. chëc, chëh
(Id. III, 120f.) mit dem Hinweis auf «Kechbrunnen Aa; B; G; Sch
= mhd. quëc-brunnen, nd. ‹Quickborn›, eig. = lebendiger
Quell» (vgl. nhd. keck).

FLNN wie Clewy kaͤchen brunnen acher, aber auch kächenbül,



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Sp. 390


kaͤch zug müssen wohl mit dem FN Käch (alteingebürgert in
Gampelen, Täuffelen, Münchenbuchsee s. FNB III, 199) zusam-
mengebracht werden.


Chachle

xaxxufiərtu (K.) II Zieleb.; xaxxəlxuxxi᪷ (Abfallplatz un-
ter Fluh) IV Kratt.; Kachelhäuschen 1838D III Eggiw.;
xaxxuhüsli (kl. Hei., K., Wa.) III Laupersw.; ~hüsi
(Hei.) III Oblang.; ~hüsi (kl. Hei.) III RütibR.; ~be᪸ŋkx
(K.) III Wattw.; ~šaft (Parzelle, wahrscheinlich bei frü-
herem Kehrichtablagerungsplatz) I Twann.

xaxxəli-hẹu (Geschirrablagerungsplatz unter dem Weg),
~hüsli (hier wohnte ein Chacheler) II Krauchth.; ~hüttə
(Ha., dort soll Geschirr gebrannt worden sein) III Albl.;
~hüttə (Ha., wohl ehemalige Töpferei), Kachelhütte
1845D III Belp; ~šwand (Wa.) III Horr.


Schwzd. Chachle(n) f. ‹Schüssel, Geschirr› (Id. III, 118f.), ahd.
chachala ‹irdenes Gefäss›, mhd. kachel(e) f., aus vulgärlat.
*cac(c)ula ‹Kochgeschirr›. ‒ Die Örtlichkeitsnamen beziehen
sich wohl meist auf Töpfereien, teilweise aber auch auf Ablage-
rungsplätze von Geschirr und Kehricht.


Chächle

dər xe᪸xləwaŋ (Weide am Fusse der Fisialp; reicht in den
Talgrund) IV Kanderst.


Die Zuordnung zu Chäch ist lautlich wie semantisch schwierig.
Nach Angabe der Gwp. hat der Besitzer auf diesem Grundstück
«viele Scherben», mda. «Chachle», gefunden.


Kachsi †

ein mad, lit an Gamploͧwinon, gnemt daz Kachsi 1374,
Ruͦff Harÿs (zahlt Zins) vom kachsin 5½ d 1488U156 IV
St. Steph.



Chäder

xe᪸dərekə (Name eines ehemaligen Landgutes nördlich
der Freiburgstrasse), der Kädereggen in Bern 1788/95C3,
Kädereken 1811P, Kädereggen 1838D, Käderegg oder
Kleine Länggass 1857Jahn, Chr. III Bern; xe᪸dərekəwē᪸g (Kä-
dereckenweg. Bis 1929 offizieller Name des Weges über
das Galgenhübeli. Der um 1790 erbaute Herrenstock ist
niedergerissen worden und das Landgut wie der Weg
sind in der Überbauung des Inselspitals aufgegangen)
III Bern.

Im Käderspach um 1530U142, Jm kaͤderschbach 1534U100 III
Obdiessb.; in dər xe᪸dərštat, i xe᪸dərštetən (Heugut) V
Grindelw.





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Sp. 391


Schwzd. chädere(n) ‹schreien wie eine Elster› («Käder m. ‹El-
ster› B», Id. III, 147), ‹keifen, zänkeln› (Id. III, 147). Evtl. ono-
matopoetisch.


Kaderen †

an Ruͤflisachker zuͦ der Kadren 1357 (vidimus 1417),
denne ein halb Juchart zur kaderen um 1532U13, zur kade-
ren 1540U14 I Lengn.; Item ein halb Juchartten achers uff
der kaderen gelägen, lytt oben an Hans Brüchis acher,
uff der kaderen 1530U42 II Rohrb.


Die beiden kaderen-Belege von Rohrbach finden sich nur ein-
mal ‒ gleich hintereinander ‒ im Urbar von 1530 und sind viel-
leicht als Verschreibungen für den in der Gemeinde Rohrbach
häufig belegten Hofnamen Chasere anzusehen.

Zu lat. quadra ‹Ackerfeld›, unter der Voraussetzung, dass der ro-
manische (frankoprovenzalische) Name früh übernommen wor-
den ist, als lat. -dr- noch spirantisch als -đr- erhalten war und dies
đ- im Alemannischen zu -d- wurde (entsprechend rom.
v(ƀ) > alem b, etwa in *ruvina > schwzd. Rubi, gall. *arwa >
schwzd. arbe …, vgl. Hubschm. VR III, 83).


Chadle-

xadləmə, im ~ (3 Hei., K.), im Kadelmann (zehntpflichti-
ges Gut) 1728A, ~ 1766A, Kadelmann, Vorder, Hinter und
Mittler 1838D III Eggiw.



Chäfer

xe᪸fər (der NW-Zipfel des «Wellenachers» (Hei., K.)
heisst dər xe᪸fər) V Unters.; xe᪸fərgruebə (Grube, wo die
Maikäfer verbrannt werden) V NdriedbI.

ob dem keferenweg I Bargen.


Schwzd. Chäfer m., wie nhd., meist wohl auf den Maikäfer als
Ackerschädling bezogen (Id. III, 160).


Chaisch-

dər xaišbu (kl. Hei., auf älteren Plänen und Karten: Rog-
gengrat) III Trub.



Chal-/Chall-

ds xāu (K.) III Herbl.; i də xālənə (heute unbekannter
Name für ein Mattland mit Obstbäumen, früher Reben,
das jetzt i dər guldigə heisst) I Tschugg.

in dər xalənek (mehrere Hei.), ein weid kallenegken ge-
nampt 1530U95, kallenecken genempt 1538U148, im xalən-
ekwẹ̄dli
IV Frut.; am xalənek (Heuland) V Gadm.; xalə-
gruəbi᪷
und xaləsgruəbli᪷ (Scheuermatte) IV Reich.; ge-
nant kallen hoffstatt 1524‒80U169 IV Lenk; xaləmād (Heu-
ung) IV Bolt.; … hatt empfangen kalo matt under
gonngg … 1524‒80U169 IV Frut.; xaləmattə (Scheuer-
matte), heist kallamattenn 1493U84, kallamattenn 1530U95,



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Sp. 392


kallamattenn 1538U148 IV Reich.; xaləbodə (Heumahd) IV
Kanderst.; xaləbüəl (Wei.), Kallenbühl (Ha.) 1838D IV
Adelb.; i᪷m xaləbru᪷nnə (Weidhütte) IV Reich. Faltschen;
ein weyd heisst kallenswand 1497‒1516U167 IV Lenk; xalə-
wa᪷rt
(, Wa.; id. Alimanwaud), nemus dictus Kalen-
varte 1278, an der Kalawart 1335, vf an stein in der ka-
lennwart 1537U100 III Kirchl.; xaləwẹ̄d (Wei.) IV Adelb.
by kalysz acher 1530U21, xālibax (Bach) I Gamp.; xālire᪸bə
(Hofstatt, Mattland), Denne under Kalis lengen rëben
um 1525U20 I Gamp.

ds xalli, im xalli (hochgelegenes Staudengebiet, ehemals
Arvenstöcke, jetzt Schafweide, westl. des untern Glet-
schers), locus qui dicitur Challi 1252, dər xallifī᪷rən
(Schneefeld, neuer Name), ds xalliband (Fels, lk. Rand
des Fieschergletschers) V Grindelw.


Die Deutung der wohl verschiedenartigen Chal(l)e-Namen ist
schwierig. Die im Berner Oberland verbreiteten Namenkompo-
sita mit Chal(l)en- hangen zweifellos mit dem Familiennamen
Kallen zusammen, der in Frutigen alteingebürgert ist (FNB III,
206).

Das schon 1252 als Grenzpunkt bezeugte Challi bei Grindelwald
dürfte jedoch auf lat. callis zurückgehen, «ein Wort, das in ver-
schiedenen Patois der französischen Schweiz mit der Bedeutung
‹Bergpfad›, ‹Fussweg, durch den Schnee getreten› belegt ist»
(W. Bruckner S. 31, S. 8), wobei freilich der Lautverschiebungs-
stand (k zu x) und die alemannische Diminutivendung zu verra-
ten scheinen, dass es bereits als deutsches Lehnwort in die Alpen
hineingetragen worden sein muss (zu callis s. Walde-Hofmann,
Lat. Etym. WB I4 S. 140; REW3 Nr. 1520; FEW 2, 98f.).

Ob jedoch die Namen Chall, Challene(n), Chali in Herbligen,
Tschugg und Gampelen, welche Matt- und Rebland bestimmen,
denselben Ursprung haben, bleibt fraglich. Für Gampelen ist
auch an den Familiennamen Kalli zu erinnern, der 1519U18
mehrfach bezeugt ist (git Immer kalis; Item tschan kali …). Doch
wird vielleicht die topomorphologische Sinndeutung doch ge-
stützt mit der Deutung «zweier Kall (s'Chall) genannter Berg-
pässe im Jura (südl. von Eptingen und von Metzerlen)» durch
W. Bruckner (a. a. O.). Diesen Namen können wir aus unserm
Material noch die zugehörigen, im Laufenamt, aber leider ohne
urkundliche Unterlagen aufgenommenen Prägungen xa᪷lhȫ᪷xi
(Wa.) bei Burg und Röschenz, xa᪷lhólə (Wa.) bei Laufen und
Röschenz, xalmət (Wa.) bei Brislach beifügen. Auch in ihnen
kann kaum schriftdeutsches ‹kahl› (vgl. Kahlschlag) stecken,
wohl aber muss auch mit Chal(ch) ‹Kalk› gerechnet werden, s. d.


Chalb

im xalbər (Wi. zw. Kiene und Kander: wohl elliptisch für
xalbəraxər) IV Reich. Aris.

am kalberacher 1528U2 I Wengi Scheunenberg; xaubər-
axər
II Dürrenr.; II Reisw.; u᪷f dər ~ek (Höhepunkt),
früher Kalbereggknubel III Eriz; ~ekə (K.) II Ballm.;
xalbərfad (Wildheuplatz) V Haslib.; ~falli (kl. Alpteil) V
Grindelw.; ~gadən V Haslib. Hohfluh; ~gārtə (Wei.,
Schürguet), der Kalbergarten im Grund 1719MW IV Saa-
nen;
~grabən (steiler Graben mit kl. Bach) V Schatt.;
~grind (Felskopf) V Ltbr. Gimm.; ~grund (Wei., Wa.) V
Gsteig; ~gutš (Mahd) V Obried; ~hākə (Höhe, Heu-



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Sp. 393


land) IV Därst.; ~hạls IV Adelb.; ~höutsli (K.) III
Heimb.; im xalbərhöni («Pürt»), Carberorny, carbery-
ceini, Carbroniy, Calbronny, Cauberloni, calbroyni
1312V1, in calbreonny a rivo de ruoblo usquaz ad montem
prioris superius, Couberenny, Cabreonni, Carberony,
Kabrehenny 1324MW, Kabrehenny 1355V3, calbreyni su-
pra lo. grant terranz 1360V4, In Kaͤlberhoͤuen pagus
1577Sch, im Kalberhöni 1654U153 … Dürriberg im Kalber-
höni 1731Spit. Buch 1688, … im Kalberhöni 1790A, das Chalber-
hööniFr, xalbərhönibax (Bach) IV Saanen; ds xalbərhorə,
häufiger: ~hö᪷ri (Gipfel) IV Diemt.; bim xalbərhu᪷bəl
(Alpwei.), ~xe᪸li (Runse In de Weng) III Sigr.; ~xre᪸xli᪷
(Einschnitt in Felsen) V Brienzw.; ~lē᪸gər (Heuland) IV
Obstock./Pohl.; ~lox (Graben) I Schüpf.; ~ II
Trachsw.; ~mād IV Frut.; ~medi (kl. Heuhüsi) IV
Lenk; xaubərmattə (K.), an die kalbermatten 1530U95 I
Dotz.; xaubərsmatt (K.) I Schüpf.; xalbərmattə (K.) II
Roggw.; ~matt (Hei.) II Sum.; ~ III Eggiw.; Aber ein
stu̍ck lands heist kalbermatten IV Reich.; ~me᪸ttəli (Heu-
plätz) IV Erlenb.; ~no᪷llən (Felskopf) V Innertk.; bÿsz
an den kalberbach 1531U59 II Schal.; ~be᪸xli (kl. Bach) V
Grindelw.; ~pfād (Weg für Kälber) IV Bolt.; ~bodə
(Ha., K.) III Trub; ~ IV Kanderst.; ~ (Alpteil) V Grin-
delw.;
~ V Günd.; ~ (Allmendstück) V Sax.; ~prẹ̄x
(Vorsassweide) V Ltbr. Weng.; ~rein (Wa., steil, früher
Kälberweide) II Heimisw.; ~ (Wa.) IV Wimm.; ~rits IV
Gsteig Olden; ~ (Wei.) IV Saanen (= 2 Loc.: Stalden
und Meiel); ~ (Wildheuplatz) IV St. Steph.; ~špi᪷ssi᪷
(Wei.) IV Kanderst.; ~štall (Wei., Heuland) IV Kratt.;
~štand (Stand, Anhöhe) IV Zweis.; ~štei (Wi., steinig),
kalberstein 1493U84 IV Spiez; ~štǖu᪷ (Tälchen) II Melchn.;
~štuts (Wei.) V Ltbr. Gimm.; ~šwand (Wei.) IV Er-
lenb.;
~ (Wa.) IV Lau.; ~tri᪷tt (Wegstelle) IV Wild.;
~wē᪸ldli (Alpteil) V Grindelw.; ~waŋ (Wildheuberg) III
Sigr.; ~ (Wei.) IV Frut.; ~ (Wei., Bergheu) V Günd.; ~
(Allmend, steil) V Gutt.; ~ (Wei., Heumeder) V Iseltw.;
~ (jetzt = Moulerhubel) V Ltbr. Mürr.; ~ (Wei.) V
Obried; ~ (Wei.) V Sax.; ~wẹŋ (Wei., Wa.) III Sigr.; ~
(Wei.) V Brienz; i xalbərweŋən (Wei.), und Kalberwänng
1580Spruchbrief V SchwandenbBr.; ~weŋli (Lawinenzug) V
Grindelw.; ~ (Wildheu) V Sax.; ~weid (Wa., Wi.), an
der kalberweid 1532U4 I Aarb.; ~ (Wei.) I Biel; ~ (Wi.) I
Eps.; ~ (Wei.) I Graffolt.; ~ (K.) I Lyss; ~ (Hostet) I
Meik.; vff die kalberweid um 1531U34 I Orp.; ~ (Wi.) I
Piet.; ~ (K., Wi.) I Rapp.; ~ (2 Loc.: 2 Hei. u. Wi.), Kal-
berweid 1627A I Schüpf.; ~ (K.) I Schwad.; ~ (Wei.) II
Affolt.; ~ (Wei.) II Bang.; ~ (4 Hei.) II Erisw.; Jnn der
Kalberweÿd 1573/74U177a II Farn.; heisset die kalberweid
1470U44, ~ 1500U48 II Hells.; xaubərweid (K., steil) II
Krauchth.; ~ (K.) II Lyssach; neben der kalber weid
1531U76 II Ndönz; ~ (K.) II Ndösch; ~ (Wei.), Jn der kal-
ber weÿd 1531U52 II Obburg Rohrmoos; an der Kalber-
weÿd 1573/74U177a II Rum.; an die kalberweid 1531U97 II



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Sp. 394


Rupp.; Item die kalber weidt 1530U41 II Thunst.; xaubər-
weid
(Hei.) II Wangenr.; ~ (K.) II Wolfisb.; ~ (Wi., K.)
II Zaugg.; ~ (Ha., K.), von der kalber weid 1491U82, ~
1493U84, ~ 1530U95 III Amsold.; an die kalberweid 1534U100
III Bern; in der kalberweid um 1530U142 III Gerz.; in der
kalberweydt 1591U130 III Gugg.; ein kalber weid 1500U48
III Herbl.; ~ 1531U97, ~ 1535U101 III Kirchl.; ~ 1531U97
III Köniz Scherli; xaubərweid (Wi.) III Kriechw.; kal-
berweid 1531U97 III Mühleb.; i dər xaubərwẹ̄d (Wei.,
Wa.) III Rigg.; ~ (Hei.) III Rüegg.; ~ (1 Hei., K.), die
kalberweid 1548U128 III Rüsch.; xaubərweid (K.) III
Wohlen Särisw.; kalber weid 1500U48 III Seft.; xaubər-
wẹ̄d
(K.) III Sigr.; ~ III Steff.; i mad heist die kalber-
weid 1498U46, ~ 1531U97 III Täg.; kalber Weid um 1530U142,
~ 1668UT III Thun; xaubərwẹ̄d (2 Hei., K.), die Kalber-
weid 1742A III Ueb.; xaubərweid (Hei., K.) III Vech.; die
kalber weid 1531U97 III Zimm.; xalbərwẹ̄d (Wei.) IV
Adelb.; ~ (Hei., K.), von der kalberweyd 1502U157 IV
Bolt.; xalbərwẹ̄d (Heuland, Ried) IV Därst.; an die kal-
berweid 1530U95 IV Diemt.; xalbərwẹ̄d (Wintergut, Wei.),
an ülli trachssels kalber weid 1524‒80U169, ~ 1567U160 IV
St. Steph.; xalbərwẹ̄d (Hei.), an hansz fafris kalber weid
um 1540U168 IV Zweis.; ~ 1535U101 V Beatb.; xalbərweid
(Wa.) V Brienz; xalbərwe᪸id (Sommerweide) V Gadm.;
xalbərwẹ̄d (Wei., 2 Loc.) V Reich.

der kalberweidacher 1532U125 III Neu.; xaubərwẹ̄dhö᪷utsli
(Wa.) III Rigg.; Jm Kalberweÿdlj 1573/74U77a II Farn.;
xalbər-, xaubər-/-weidli, -wẹ̄dli II Herzb.; II Melchn.; II
Ndbipp; II Thörig.; das Kalberweÿdlj 1573/74U77a II
Wiedl.; xaubərwẹ̄dli III Amsold.; dasz Kalper Weidlÿ
1530U132, xalbərweidli III Belpb.; III Burgist.; III
Frauenk.; III Köniz; III Konolf.; (2 Loc.) III Müh-
leb.;
III Rüegg.; III Rüml.; III Rigg.; III Stettl.; III
Trub; IV Adelb.; IV Diemt.; IV Kandergr.; (2 Loc.) IV
Lenk; IV Wimm.; IV Zweis.; V Därl.; V Gadm.; (2 Loc.)
V Grindelw.; V Hofst.; V Isenfl.; V Obried; V
Schatth.; xalbərwẹ̄dlimād IV Lenk; ~šlupf V Obried;
~wāld V Hofst.; unden an den kalberzun 1444UT, der
Kalber Zun 1531U144 III Hilt.; xalbərtsūn (Hei., Wi.) III
Sigr.

-li, -tschi: uf xaubli᪷matə (Wi., K.) I Treit.; xalbšismōs
(Hei., K.) IV Bolt.

-ler: xe᪸lbəllər (langer Stein) V Brienzw.



Schwzd. Chalb n. ‹junges Rind, Kalb› (Id. III, 215ff.); der um-
lautlose Plural ist für unsere Gegend charakteristisch.

Die Häufigkeit der Chalberweiden-Namen verrät die allgemein
verbreitete Viehhaltung auch schon in älterer Zeit, da es urkund-
lich einschlägige Namen gibt, wo sie heute fehlen.

Am reichsten sind die Belege im Sektor III (Mittelland/Emmen-
tal) mit 37 Belegen, während die vieh «züchterischen» Alpentä-
ler hier seltsamerweise weniger stark vertreten sind (Sektor IV:
15, V: 15). Das Zahlenverhältnis ist offenbar wenig aufschluss-
reich.




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Sp. 395


Chalch-

xalx- axər: an die kalchacher 1532U4 I Aarb.; neben Jent-
zers kalchaker 1423UBS II Ndbipp; im xālaxər (K., felsiger
Grund) II Wynau; xauxaxər (K.), Chalchacker 1777Bu,
Kalchmat 1681Bu III Belp; der kalchacher 1531U97 III
Boll. Worbl.; i᪷m xauxaxər (K., z. T. überbaut), Kalchak-
ker 1723, Kalchacker (Ha.) 1838D III Bremg.; an den
kalch acher 1531U96 III Gelt.; der kalchacher 1531U97 III
Gerz.; am kalchacher 1498U46, 1500U48, im Kalkaker hin-
ter Gurzelen 1792A Kahlacker 1838D III Gurz.; xauxaxər
(K.) III Mühleb.; der kalchacher 1533U133 III Rüegg.;
der kalchacher 1531U97 III Schlossw.; 1670U100 III Worb;
heist das kalchacherly 1497‒1516U167, heist das kalch
acherli 1524‒80U169 IV Zweis.

-ek: d xalxek, Kalchegg, Kalcheggüter (Moräne zwi-
schen Burgernziel und Brunnadernstrasse), in Kalkuneg,
in Kalkunegga 1285, an Kalchunegge 1297, in loco dicto
Kalchenecca 1301, Kalchenegge 1336, 1363, 1366,
1436Rq1, Kalhenegk 1529U93, Burgerenzyl zu Kalchenegg
1569UP III Bern; xauxfluə (Fels) III Blumst.; xalxfluə
(Felswand) IV Zweis.; xauxgrabə (sehr steiler Graben,
Wa.) III Landisw.; ~ (oberster Teil des Fambachgra-
bens) III Röth.; ~ (Hei., Wei.) III Trub; an die kalch-
gruͦben 1432UT, von der kallchgruͤben 1491U83, die kalch-
gruͦben ze Thun 1493U84, die kalchgruͦb 1501‒26U85, Kalch-
gruͦben um 1530U143 III Thun; dr xauxhōf (K., Sandstein-
boden) I Gals; xauxhu᪷bu (Wa., Wei.) III Gugg.; ~ III
Rüsch.; xauxmād (Teil des Riedernwaldes), die kalch-
meder 1493U84, zuͦ kalchmad 1530U95, das Kalchmad
1531U144, Kalchmaad (Ha.) 1838D III Amsold.; xauxme᪸də-
(3 Hei.) an die kalchmeder 1493U84, 1530U95, 1531U144,
1543U154 III Zwies.; xalxmattə (heute Wa., ehemals Wi.),
xalxmattəgrābə (kl. Bach) I ObwilbB.; die kalch mattan
1531‒53U70, die kalchmaten 1569U72 II Trachsw.; Kalch-
matt 1716Urb. II Ursenb.; d xauxmatt (Wi.), xauxmatt-
waud
(Wa.) III Köniz; xauxmatt (Dorfviertel von Zoll-
brück), in der Kalchmatten 1563A, 1569U72, Kalchmatt
villa 1577Sch, Kalchmatten 1645A, Kalchmatt (Weiler)
1838D, xauxmattəbē᪸rg (steiler Wa.) III Laupersw.;
xalxmatli (Scheune, Matte) IV Aeschi; bim xa᪷lxno᪷llti᪷
(heruntergerollter Kalkblock im Wald) V Innertk.;

-ofen: gägen dem kalchofen 1479U11, by dem Kalchoffen
1481K11 I Bür.; xauxofə (Platz bei Ländte), a furno subtus
Lieresia 1234 oder 1235, locus, qui dicitur «li Fornes»
1285, vff einem stugk in dem twinge von Ligartz zuͦ dem
Kalchhoff 1416K4 I Lig.; i᪷m xauxo᪷fə (K.), Ein Acher
Nempt sich der Kalchofen 1674U100 I Meik. Aetzik.;
xauxo᪷fə (ehm. Kalkbrennerei) I Piet.; zem kalchofen
1425U78, ab eynem madt grasz, Nempt sich der kalgoffenn
1521U31 I Sutz; Peter Husers kalch ofen 1528U2 I Schüpf.;
by den kalchofen 1480/90U44 II Alchenst.; By dem kalch
offenn 1518U74, bim Kalchofen 1573/74U77a II Attisw.;
xauxofə (Quartier), Jm tschachen bim Kalchofen 1531U52,



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Sp. 396


1783Cr, 1798Cr, 1838D (Häuser) II Hasle; ob dem kalch of-
fen 1518U74 II Obbipp; xauxo᪷fə, -öfəli (K., kl. Ha.) II
Rüegs.; xauxofə («Chüeheimetli»), Kalchofen (Ha.)
1838D II Sum.; ~ II Ursenb.; Jm Kalchhof 1573/74U77a II
Wiedl.; der acher zem Chalchofne 1320, Bim kalch offen
1535U101 III Belp; bi dem kalchofen 1364, Kalchofen ze
Bern vor dem obern tor 1367 III Bern; xauxofə (Wa.),
Bim kalchofenn 1531U97, bim khallchoffen 1559‒75U119,
Zellgg nieder Bolligen bym Kalchoffen 1735S III Boll.
Habst.; der Kalchofen (Wa.) 1545UP III Bremg.; vff dem
kalchoffen 1531U97, 1535U101, 1542U104 III Englisb.; bim
kalchofenn 1531U97, 1534U100, Kalchofen (Hof) 1838D III
Grhöchst.; xauxo᪷fə (K.) III Häutl.; ob dem Kalch
ofenn 1529U92 III Köniz, ob dem kalchoffen 1542U104 III
Laup.; bey dem alten Kalchofen 1771A III Laupersw.;
xalofə (K.) III Neu.; xauxo᪷fə (3 Hei., K.), Kalchofen
(2 Häuser u. kl. Gütchen) 1838D III Ndhün.; Kalchofen
(Ha.) 1845D III Rüd.; Kalchofen (Ha.) 1838D III Rüegg.;
xauxofə (K., früher Kalk gegraben) III RütibR.; an
kalchofen by dem Benbrunen 1547U137 III Sign.; bem
xalxo᪷fə
(Steinbrennofen, steht noch) III Sigr.; xaụxofə
(K.) III Täg.; ussrent dem kalchofen 1405UT III Thun;
xauxofə (K.) III Toff.; ~ III Trubsch.; ~ (Wa. mit
Brücke) III Unterl.; xaụxo᪷fə (K.) III Vech.; ab einem
stuck erdterich genampt kalchoffen 1591U130 III Wah-
lern;
ze Chalchofne 1322, im kalchofen 1500U48 III
Walkr.; xauxo᪷fə (Wa.) III Wattw.; xalxofə (Platz, wo
früher Kalk gebrannt wurde) IV Aeschi; ~ (Ha., ehmals
Kalkbrennerei) IV Bolt.; ~ (Ha.) IV Diemt.; ~ (Matt-
land) IV Erlenb.; Denne ein acher und ein weid daran
gelegen zum kalchoffen 1534U99 IV Frut.; xalxofə (Wald-
bödeli, Kiesgrube) IV ObwiliS.; xauxo᪷fə (Wa., Gebüsch,
fr. Kalkbrennerei) IV Obstock.; ~ (Gemäuer noch sicht-
bar), zem kalchofen 1412Uk2 IV Reut.; xalxofə (Wei., wo
man früher Kalk brannte, um die «Stafel» zu bauen) IV
Saanen; ~ (1 Hei.), Kalchofen (Häusergr.) 1838D IV
Spiez; ~ (Brennstätte) IV Zweis.; ~ V Beatb.; ~ (Wi.) V
Bön.; ~ (östl. Quaianlage, alter Versammlungsort) V
Brienz; ~ (kl. Lichtung, wo früher Kalk gebrannt
wurde) V Brienzw.; … umbe den stoss des kalchofens
1385, Kalchoffen 1535U161 V Interl.; xạlxo᪷fən (alter
Kalkbrennort) V Iseltw.; ~ (noch Gemäuer sichtbar) V
Isenfl.; ~ (ehmals Kalkbrennerei im Trögenwald) V
Obried; ~ (ehmals Kalkbrennerei ausserhalb des Saxet-
walds) V Sax.; ~, der Kalchofen (Ha. u. Gütlein) 1845D V
Schatt. (N. B. auch das franz. Neuveville hatte einen
Kalchofen 1838D).

Kalchofenacher 1735S III Boll.; kalchoffennacher
1533U133 III Rüegg.; xaụxofəaụmịt (K.) III Ndhün.; vom
kalchofen guͦt 1522U41 II Bannw.; xalxofəxe᪸lə (Heuschleif,
Lawine, am Ausgang früher ein Kalkofen) IV Därst.;
dər xalxofəlās (Vorsprung im Gelände, ə xalxgrind, mit
Kalkofen) IV Diemt.; xalxofəle᪸nti (Ländte) I Lig.; xalx-



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Sp. 397


ofəloux II Farn.; an die kalchoffen matten 1531U97 III
Englisb.; xalxofəbexli (Bach) III Neu.; ~bodə (Gras-
stelle und Wa.) IV Erlenb.; ~rụ̈tị III Ndhün.; ~rị̄ti᪷
(Heuland, fr. Kalkbrennerei, heute überbaut: bi᪷m obərə
tōr
) V Hofst.; ~waụd (Wa.) III Häutl.; ~wẹ̄dli RütibR.

xalxöfəli (Wi.) IV ObwiliS.; xauxofərshūs (2 Hei., K.,
Wa., auch s xe᪸šbərli), Kalchofershaus 1838D II Sum.

xauxəbodə (Weiler), im Kalchboden 1754A, 1758A, Kal-
chenboden (Ha.) 1838D III Rüsch.; der Kalchboumacker
1532Buchsee Urb. II Münchb.; das Mättellj bÿ denn kalchböü-
men 1531U97 III Konolf.; zem Kalchbrunnen 1388 III
Stettl.; kalchbrunnenweg 1528U2, 1534U100 I Seed.; kxalə-
bü᪷əl
(K., Wi., kaum erhöht), an dem Kalkenbuͤl 1367, uff
dem kalchenbuͤl um 1480/90U44, 1500U48, uff dem kalchi
buͤl 1500U48, Vff dem kalchennbuͤl 1531U97, Vff dem Kallen
Buͤel 1535U101, Vff dem kalchenbuͤell 1535U101 II Ers.; d
xalxsāti
(aufgeteiltes Burgerland) IV Reich. Scharn.;
xalxšte᪸in (gr. Kalkstein) V Gadm.; Kalchstetten III
Gugg. s. d.; Nicli von Kalchtal 1389R2 II Rüegs.; xalxtal-
li᪷mi
(Übergang ö. Chalchtalfirn) V Gadm.; xalxweidli᪷
(Wei., Wa., alter Kalkofen an der Strasse) V Günd.

ruederswilkalchen 1486U81 III Rüd.

-ere(n): xauxərə (K., grienig), an der kalchernn 1533U133
III Ndmuhl.; xau᪷xərə (Hei., K., schlechter Boden), Kal-
chern, obere und untere, 1838D III Vech.; in der Kal-
cheron 1371, gelegen zuͦ engkostein an der kalerron
1492K3 III Worb Engg.

Kalchelachera um 1530U142, Jn den taͤgermatten … j mad,
Stost an die kachlera 1531U97, Ob der kalcheren
1559‒79U119 III Müns.

Kalcherron guͦt 1356 III Gugg.; xaụxərəhu᪷bụ (kl. Hei.,
K., an Seite viel Tuft) III Vech.; am kalcherenweg 1532U4
I Bargen.

litt oben an der kalchteren 1539U71 II Trachsw.; xauxtərə
(1 Hei., K., Wa., nirgends Kalkgrube), [Kalchtallerenn
1526U68], zu Kalchteren 1682A, 1796A …, Kalchtern 1838D
(Hof) II Rüegs.

der Kalchterenacker 1532Buchsee Urb. II Münchenb.; lidt
zwüschendt dem kallcher matt acher (2. Expl. kallchter-
matt acher), zwüschendt der kallchtrenn mattan 1531U59
II Etzelk.; xauxtərəwaud (Wa.) II Rüegs.

Hieher?: xauxgrabə (Tal des Dorfbachs), de Kolchental
rivo 1321, ij Jucharten holtz Jm bann uon buͤttingen bi
dem bach so vsz dem kolgraben gat 1409 od. vorherU1 I
Büet.


Schwzd. Chalch m. ‹Kalk›, ahd.-obd. chalch, mhd. kalc m. < lat.
calcem (Id. III, 229). Das in Flurnamen häufige Wort bezieht
sich meist auf die Bodenbeschaffenheit, auf Gruben, wo Kalk
gewonnen wurde, teilweise vielleicht auch auf die Düngungs-
weise (Chalchacher).

Weitverbreitet waren in früherer Zeit die Kalköfen, die oft nur
noch durch die weiterlebenden Namen Chalchöfe(n) (Id. I, 111)
und Chalch-daare(n) > Chalchtere(n), eig. ‹Ort, wo Kalk «ge-
dörrt» wird› (Id. XIII, 1004ff.) bezeugt werden. (Chalchöfen



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Sp. 398


noch 57 mal, Chalchteren 4 mal). Solche Kalkbrennereien wur-
den immer wieder neu angelegt, wo Mauerwerk nötig war, beim
ältern Strassenbau in bestimmten Abständen, ja sogar auf Al-
penhöhe beim Errichten neuer Stafel.

Der Schwund des -ch- in der Verbindung von Liquida und guttu-
ralem Reibelaut (Chalch- > Chal- wie Chilche > Chile-, Walch-
> Wal- bzw. Birch- > Bir(r)- u. ä.) machen die Unterscheidung
von andersartigen Chal-Namen gelegentlich schwierig (s. Chal-).
Volksetymologisch scheint vereinzelt Chalchof(en) zu Chalch-
hof
umgedeutet worden zu sein.


Kalchstätten

xauxštetə (Weiler, Käserei, Schulhaus), Kastelstetten
1357, de Kastelstetten 1357, 1372, 1373, de Castelstetten
1390, zuͦ Kastelstetten 1432U78, ze castelstetten 1484U126,
Kastellstetten 1489A, zuͦ castellstetten 1512U127, zuͦ kastel-
stetten 1533U129, Castelstett pagus magnus 1577Sch, Kos-
selstetten by Gugesperg 1587/89C3, Kasselstätten 1668Kar-
te Franc. Petra
, Kahlstetten 1673A, Kalchstetten 1685A, Kalstett
1698A, Kahlstätten 1708A, Kaltstätten 1750A, Kastelstät-
ten 1770A, Kalchstetten 1838D, 1850J; xauxšte᪸ttəpu᪷ku (Hü-
gel, K., Wa.), wozu im Urbar von 1591 noch castellacher
und -büell III Gugg.


Eindrückliches Beispiel für Wandlung und Umdeutung eines al-
ten Namens. Die ursprüngliche Bedeutung ‹Kastell-stätte›, d. h.
‹Burgstelle›, verblasst offenbar schon vor dem 17. Jhd. und wird
danach über offensichtlich unsichere Schreiberlautungen (Kas-
sel-, Kahl-, Kalt-)
in Kalkstätte(n) umgeformt.

Vgl. Glatthard, Aare/Saane S. 282 und Stichwortansatz Chastel.


Chäle(n)

A) xe᪸lə (kl. Einschnitt im Sigriswiler Grat) III Sigr.; in dər
xe᪸lə
(Wi., Vertiefung) IV Adelb.; i dər xe᪸lə (Haus, K.),
vff den, von der kellen 1502U157 (2 loc) IV Bolt.; i dər
grossə xe᪸lə
(K., Scheune, Wildheuplatz), denne 1 matten
ze Kelon 1348/58N, zuͦ Kelen vff der Fluͦ 1488U166, in der
kälen 1534U154, vff dem guͦtt die käla genant 1534U154 IV
Därst./Erlenb.; das guͦt in Walthers kelon 1352 IV
Frut.; «in der kählen 1437» (auf Grenze gegen Ormont
und Iserin)Zw IV Gsteig; i dər xe᪸lə (Mulde) IV Kratt.; xe᪸lə
(Hei., muldig), in der Kählen 1719C, Kählmatt 1744C IV
Lau.; von den kellen 1502U157, in den källen 1569U160, in
der Källen 1644‒45A IV Lenk; xe᪸lə (Scheuermatten), hin-
dersich an die kelen 1524‒80U168, in die kelen 1540U168 IV
Reich.; i də xe᪸lə (mehrere Hei., westl.), in der Kählen bei
Saanen 1701MW, in der Kählen 1733U153, in der Kählen nid
dem Dorff 1748MW; ge᪸gə d xē᪸lə (Wintergut in Mulde,
südl. der Saane), t xe᪸la (bei Abläntschen), i dər xe᪸lə
(2 Hei. im Aebnit), in də xe᪸lə (Wintergut i. Turpach,
Gstaad) IV Saanen; von einem medlin vff den kellen
1488U156, ab den kellen 1502U157, in der Källen 1644‒45A IV
St. Steph.; ein mad in der kälenn im heystrich 1543U154 IV
Wimm.; i dər xe᪸lə (Wei., Wa., Allmend), an heimers mad



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Sp. 399


ob der kellen 1502U157 IV Zweis.; in der kelon 1356, 1360
V Bön.; uf dər xe᪸lən (Wei.) V Brienzw.; in dər xe᪸lən
(2 Gebäude, Bussalp), in dər xe᪸lən (Heugut, Alp Bach) V
Grindelw.; … permutavi unum «stavel» situm in alpe
Ysiltun nuncupata, cognomine in der Kelun 1261, in der
kelun an der Alp IseltenUP, Kop. 16. Jhd. V Günd.; uf ən e᪸llən
(Felsgebiet) V Gutt.; xe᪸lə (mehrere Grundstücke = xe᪸li)
V Isenfl.; acher in der kelen 1397Uk2 V Ringg.-Goldsw.


B) aa) xe᪸lə = ~: abšwuŋ~ V Gutt.; e᪸rbs~ (Wi., Wa.) IV
Zweis.; fār~ (waldige Mulde) IV Saanen; ~ IV Bolt.;
fār ~wald IV Zweis.; gẹ̄ss~ (Wei.) IV Erlenb.; ge᪸iss~ V
Gutt.; ge᪸lmər~ (Lawinenzug) V Gutt.; gū~ (steiler
Felszug) IV ObwiliS.; gu᪷fər~ (= Rödispitzgraben) V
Gutt.; gummi~ (Geröll) V Gutt.; gu᪷ntu᪷~ (Runse, durch
die Blöcke mit dem Guntel befördert werden) III
Blumst.; gubi~ (Eintiefung beim Gubihubel) IV Lau.;
heŋərt~ (Wa., Wei.) IV Erlenb.; höftə~ (Heuland) IV
Kandergr.; holts~ IV Saanen-Gsteig; Horkelen 1389
IV Bolt.; hō᪷ri~, hō᪷rlo᪷uwi~ (Rinnen) V Gadm.; ī᪷xe᪸lə (La-
winenzug) IV Bolt.; iās~ (Wei., Mulde in Felsgebiet) IV
Lau.; juxli᪷~ V Gutt.; xalxofə~ (Heuschleife) IV Därst.;
xátsə~ (Lawinenzug) V Gutt.; xinə~, xinə ~ balm IV Ob-
wil
iS.; xiŋšpi᪷ts~ (Felskamin) V Schatt.; lö᪷ib~ (Rinne) V
Gadm.; lö᪷ib~ V Gutt.; löxərə~ (‹Gräbli› zw. Ob. Laue-
nen u. Grat) IV Kandergr.; mejəl~ IV Saanen; mi᪷lx~
(‹Allmi›, wo die Milch gemessen wird) IV Zweis.;
nakxi~ (am Weg vom Steinig Nacki) IV Erlenb.; not~
(id. mit Notgraben) III Blumst.; oxsə~ (Alpweide) III
Rüsch.; bē᪸rg~ (Ritzheu) IV Zweis.; bi᪷rgli~ (Graben),
bo᪷kx~ (Runse mit Gemsen) V Brienz; rāmss~, Ramss-
kählen 1677N. All. B. Saanen, in der Ramskählen 1711U152, Rams-
kählen 1759C3 … IV Saanen; rindərštain~ V Gutt.; sat-
təl~
(Weide, muldig) IV Zweis.; sẹə~ (Weide) IV
St. Steph.; sụ̈̄rələ~ (Alpweide) IV Zweis.; šloss~ (Fels-
einschnitt, Holzschleif) III Rüegg.; šọ̄ss~ (steiles Fels-
gebiet) V Gadm.; an Schoͤiben kelen 1357 IV Erlenb.;
štand- (Wald, Weide) IV St. Steph.; štoffəlšte᪸i~ (Berg-
heumahd) V Gutt.; štiərə~ (Wildheuplanke) IV Därst.;
štrāl~ V Gutt.; trọgwẹ̄dli~ (steile Mulde) IV Frut.; von
der Tuffenkelen 1427U78 IV Zweis. Betelried; Waldeli-
chähleZw IV Gsteig; von den wasser kellen 1488U156 IV
Zweis.; Wildkehle (ö. von Gummberg u. Col de Jable)Zw
IV Saanen; i᪷n dər wi᪷ntərxe᪸lə IV Lenk‒Pöschenried.

ab) brü᪷kərsxe᪸lə (Wei.) IV Kanderst. (FN Brügger);
fịlịsandxe᪸lə (Mulde, Heuland, Wald) IV Kandergr.
(zum PN Fülizand, vgl. Nicl. v. Mülibach gen. Fu̍lizant
1366UT, 1374UT); gandəršxe᪸lə (waldige Streueplätze) IV
Lau. (FN Gander); i᪷ riədərš xe᪸le (Holzschleif) IV Därst.
(FN Rieder); dọkxtərsxe᪸lə IV Zweis.; denne des guͦtes in
Walthers kelen 1360 IV Reich.

ac) i dər ahorni᪷gə ~ IV Därst.; i dər fẹištərə ~ IV Lau.; i
dər fẹištərə
~ IV Saanen; fīštəri ~ IV Zweis.; di fordəri, di



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Sp. 400


hindəri ~ IV Zweis.; i᪷ dər xlị̄nə ~ IV Erlenb.; xru᪷tigi ~ IV
ObwiliS.; le᪸ŋi ~ IV Saanen; li᪷ndi ~ IV Lenk‒Pöschen-
ried; obri᪷, u᪷ndər ~ V Isenfl.; brẹiti ~ IV Saanen; brẹ̄ti ~
IV Zweis.; ab der Schönen kellen 1502U157 IV St. Steph.;
in dər šlimmən ~ V Gutt.; di što᪷tsənd ~ V Gadm.; von
töiffen, von tieffen kellen 1488U156. U157 IV St. Steph.; i dər
wārmə ~ IV Saanen; di wildi ~ IV Saanen.

ad) hi᪷ndər dər xe᪸lən (Waldport) V Brienzw.


b) Auswahl: xe᪸lforšəs, die Kehlvorsass ob der Matten
1790/91C3 IV Gsteig; xe᪸ləngrabə V Obried; Källauwinen
1757A, Kähllauwenen 1779A V Beatb.; xe᪸ləmād IV
Adelb.; xe᪸lmad, ein mädly, genampt das kaͤll mad
1524‒80U169, im Kählmaad 1718‒19A IV St. Steph.; xe᪸le-
mād
IV Zweis.; stost obisch ann die kelenschür
1524‒80U169 IV Lenk; an die kelen schuir um 1540U168 IV
St. Steph.; das Kälscheürlein hinter dem See 1723C3 IV
Lau.; xe᪸lətōr (oberster Teil der Horichälen) V Gadm.;
xe᪸lətōr V Grindelw.; xe᪸lwẹ̄d IV Saanen; xe᪸ləwẹ̄d, die
Kälenweyd 1558UP IV Zweis.; xe᪸ləwe̤dli IV St. Steph.;
xe᪸ləweidli V Gadm.

C) Auswahl xe᪸li: ~, Der kaͤliacher ein Juch 1531U97 III
Vech.; ~, im Kelli (Haus) 1838D IV Adelb.; ~ IV Bolt.;
~ IV Därst.; ~ IV Diemt.; ~, obenn an theus Joͤnelis
weid das kaͤlj 1551U160, Kelli 1838D IV Lenk; ~ IV Saa-
nen;
~, inhinwert ann das keli, … uszwärtt an das käli
1524‒80U169 IV St. Steph.; ~ V Beatb.; ~ V Bön.

gẹis~ IV Saanen; xalbər~ III Sigr.; i᪷m le᪷tsə ~ IV Reich.;
im oberen Käly 1535U161 V Beatb.; ts obərišt, mitlišt, und-
rišt
~ IV Gsteig.

~gaŋ IV Adelb.; ~grabə V Gsteigw.; ~hag IV Zweis.;
das Käli mad 1535U161, die Käli meder 1535U161 V Beatb.;
~mattli IV ObwiliS.; Källi Bergli 1710Contr. Prot. IV Adelb.;
~rē̤n IV Lenk.

ds bȫ᪷s xē᪸lti (Fels, kleine Mulde) IV Saanen; i᪷m halbxē᪸lti᪷
(Heumahd) IV Frut.

Hieher?: i ds kxe᪸ltli (Heimwesen) V Habk.


Schwzd. Chäle(n) f. ‹Kehle, Schlund›; in topon. Übertragung
bes. ‹steile Runsen im Gebirge›; mhd. kël(e) f.; auch schon in der
Bedeutung ‹Rinne› belegt; s. Id. III, 198/9; Zs., Gr. u. Gr. S. 325.

Als charakteristisch alpines Namenwort erweist sich Chäle(n)
durch das Übergewicht seines Vorkommens in den Sektoren IV
(westl. BO) und V (östl. BO).

Simplex III: 1; IV: 16; V: 7
Grundwort (Baa, ab, ac zusammengefasst) III: 4; IV: 56; V: 19
Diminutiva (C zusammengefasst) III: 2; IV: 17; V: 7

Zuweisung zu Chelle(n) oder Chäle(n) unklar:

Aber j Juchertten genannt Jm kelacher 1531U59 II
Zaugg.; Der kellacher 1531U97 III Köniz; Der kellacher
1531U97 III Vech.-Radelf.; Der kellacher 1531U97 III
Vech.-Sinn.; Kehl-Acker 1745Pfrund-Urb. III Vech.-Menzi-
wil; von dem kelacher 1502U157 IV Lenk-Gutenbr.; vff
dem Kelvaͤld 1531U51 II Ndösch; vff dem kelfeld 1532U63
II Utztf.; Jn der kaͤll matten 1531U59 II Graf.; die zwöy



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Sp. 401


meder dkelmatt 1553U107 III Kirchl.-Jetzikofen; kxe᪸lre᪸bə
I Gamp.; kxe᪸lweid IV Saanen.


Zu erwägen ist bei einzelnen Kel-ächern auch der Bezug auf ei-
nen Kel(n)hof, den Sitz eines Verwalters grundherrlicher Ein-
künfte; vgl. Item den kelnhoff ze Rorbach, in Buͥrgenden gele-
gen 1414Rq1, 4 und Id. III, 204‒205, ferner Schwäb. Wb. IV Sp. 321.


Kaleb

ds kxale᪷phụ̈sli (Ha., K.) III Huttw.


Vorname kxale᪷p, Kaleb. Name eines der zwölf Kundschafter,
die Moses nach Kanaan sandte (4. Mose 13/14).


Kaliforni

im kxalifō᪷rni, kxalifo᪷rnịə (, Quartier zwischen
Bahnstation und Aare) III Heimb./Steff.


Benennung nach dem ungerodeten, wilden Gestrüpp jenes Au-
gebiets durch einen heimgekehrten Amerika-Schweizer.


Chäller

A) i᪷m xe᪸uwər (K.) II Waltw.

B) a) gitsixe᪸uwər (versch. Höhlen in der Westerfluh) I
Piet.; biərxe᪸uwər (Liegenschaft, ehemals von Büren-
brauerei benützt) I Dotz.; biərxe᪸uwer (Kellereien für
Obst- und Kartoffellagerung, früher Bierkeller der
Brauerei Schüpfen) I Schüpf.; tosslixe᪸llər (Quelle im
Bergheumahd Tossli) V Ringg.; iij juch. heisset der win-
keller 1480/90U44 II Alchenst.

b) xe᪸uwər, xe᪸uwəraxər (K.) II Waltw.; xe᪸uwəraxər (K.,
früher Wohnhaus, verbrannt), der kelleracher iiij Juch:
Einsyt an dem telholtz 1531U97 III Muri Kräyigen; xe᪸u-
wəraxər
(Hei.) III Seft.; xe᪸uwəraxər (1 Hei.), der käller
acher 1529U93 III Wahlern Steinenbrünnen; xe᪸uwərhaus
(ansteigender Hohlweg im Wald) III Blumst.; xe᪸uwər-
houts
(Wa.) III Nofl.; xe᪸uwərhouts (Grube, bei der frü-
her Sandstein gebrochen wurde) III Seft.; xe᪸uwərhu᪷bu᪷
(Hei., K.) III Vech.; xe᪸uwərhüsli (Hei.) III Rohrbgr.;
xe᪸uwərhüsli (altes Taunerhaus am Schachenrand) III
Rüd.; xe᪸uwərlox (Wa. in Mulde) III RütibR.; xe᪸uwər-
mād
(kl. Bergwiese) V Ringg.; die keller Matten um
1525U20 I Brütt.; kellermatt 1528U2 I Seed. Lobs.; die kel-
ler Matten 1530U42 II Thunst.; die Kellermatten 1646UT
III Schlossw.; die Keller matte um 1530U142 III Steff.;
an welti schlappachs kellermatte 1547U137 III Zäz.; xe᪸llər-
mattə
(Hei.) IV Adelb.; xe᪸llərmattə (Hei.) IV Frut.; xe᪸l-
ləröi
(Wa. am Bach Oey), in der Kelleröüw 18. Jhd.C3 IV
Lau.; im Keller bletz vnd ist der Keller bletz ein matten
… 1535U101 III Mühleth.; xe᪸lərbödə (Schneeweide) IV
ObwiliS.; xe᪸llərwē᪸g (steiler Weg) I Tschugg; xe᪸llərwẹ̄d
(heute unbekannt) IV Reich. Wengi.





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Sp. 402

C) -li: ladəršxe᪸uwərli (Höhle in Ladefluh) III Gugg.

FN? xe᪸llərsek (K.) V Iseltw.; wider der kellerin zuben
1528U2 I Schüpf.; Denne dz källerhusz 1607U100 II Bä-
risw.;
xe᪸llərhūs (Hei., K.), Käler-Haus 1796S (gehörte
früher einem Besitzer Keller) III Boll.; Kellerhausmatte
(Wässermatte am Gerbibechli; einst Besitz eines Kellers,
eines Kellerhals?) II Lotzw.


Schwzd. Chäller ‹Keller› (Id. III, 203f.), mhd. keller m. aus lat.
cellarium. «Keller heissen auch Gräben, Schachte, Gewölbe …»!
Doch bezieht sich die Namengebung wohl meist auf ein unter-
kellertes Gebäude. Immerhin dürfte der im Kanton Bern nur
sehr vereinzelt alteingebürgerte Familienname Keller (FNB III,
221) ausser in den herausgehobenen noch in manch andern un-
serer Namenbelege beschlossen sein.

Kaum hieher?: im xe᪸uwər (K.), ‹Im Norden, östlich von
einem senkrechten Felseinschnitt, vom Volke «Keller»
geheissen, liegt ein schmaler, gemauerter Durchpass
1904Le, dər xe᪸uwəraxər (K.), xe᪸uwərrein (Wa.), Ein Bletz
vnnden am Kellen Rein 1518U74, der Kellerrain 1666Le,
Kellenrain 1885Le II Bannw./Wallbipp/Ndbipp/
Wiedl.;
xe᪸uwəreingass (Weg südl. Meienhubel) II Ob-
bipp.


Wohl secundäre Umdeutung aus urspr. xẹllə-axər, s. Stichwort-
ansatz Chelle(n).


Kallnach

xaunəx (Dorf, Gde.), de Callaho 1225, apud Calnachon
1231, de Calnach, de Kalnache 1241, B. de Chaltach
1248, de Kalnah 1253, de Calnacho 1255 oder 1256, de
Chalnahe 1256, de Chalnach 1257, de Kalnacho 1262, de
Kalnach 1263, de Kallacho 1264, de Kaltnach 1266, de
Kalnach 1266‒69N, de Challacho 1269, Ruͦf von Kalnach
1364, Choͧchignie 1369, de Kalnach 1385, 1389, ze kal-
nach 1409 oder vorherU1, Chouchignie 1410Arch. Frib., ze
Kalnach 1427U78, 1434U120, Kal(l)nach 1442‒1565 (mehr-
fach)Ar … Kalnacht ca. 1528UP, 1556A, Kalnach 1575C3,
Chalnach pagus 1577Sch, Kalchnach 1718C3, Kallnach
1838D I Kalln.

xaunəxkxanāu (nördl. Teil des Kanals von Kallnach‒
Hagneck), xaunəxwaud (Waldbezirk, in NdriedbK.,
auch Oberholz genannt) I Kalln.

nebenn dem kalleren weg … 1531U97, Im kallneren wäg
1551U37 I Bargen.


Kallnach ist eine seit prähistorischer Zeit besiedelte Örtlichkeit
(Funde aus der Hallstattzeit, römische Villa, in deren Ruinen
sich frühgermanische Gräber fanden, HBLS IV, 441ff.).

Keltorom. -ācum-Name, wahrscheinlich nach dem Zeugnis der
franz. Lautung Chouchignie ursprünglich *Calcaniācum zu ei-
nem PN Calcanius, wie in Chauchigny (Aube).

Mit dem urspr. gall. Adj.-Suffix -ākos, latinisiert -ācus wurde in
röm. Zeit zu einem PN ein Flurname gebildet, der ein Grund-
stück als zum Besitz der betreffenden Persönlichkeit gehörig be-
zeichnete, so etwa *fundus Rufiniācus ‹Gut eines Rufinius›.
Aber das Substantiv wurde dann als überflüssig empfunden und
weggelassen. Deshalb heute nur Rüfenach(t). So eben auch Kall-



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Sp. 403


nach, Wichtrach, Erlach (s. d.); vgl. etwa A. Bach, Dt. Nkde II, 1
§ 249 S. 221/2; W. Bruckner, S. 18ff.

Seltsam bleibt bei der Deutung von Kallnach, dass der zweite pa-
latale Verschlusslaut in der zahlreichen deutschsprachigen
Überlieferung seit 1225 nirgends erscheint ‒ Kalchnach 1718 ist
wie Kalnacht ca. 1528 secundäre Volksetymologie. Es muss sich
also um sehr frühe Ekthlipsis handeln wie in Kelter (ahd. kelk-
tra, lat. calcatura), Mulde (ahd. muoltera, lat. mulctra). Vgl. dazu
P. Aebischer, ZONF 3 (1927/28), 34; P. Glatthard, Aare/Saane,
S. 87, 150.


Chälpech

im xe᪸lpəx (ebenes Gebiet, Wässermatte, auch der Bach-
lauf selbst), … das was wassers lu̍ff ab den matten in den
Kelbach 1444J. R. Meyer, … vntz zuͦ dem Kelpach v. 1464U38a,
Keltpach 1530U42, Kelbach, Kelpach 1562U43a, im Kehl-
pach (Chelpech; «der Sage nach ein Städtchen gleichen
Namens und eine Burg, später der Sitz der von Luternau
1165») 1850J II Langt.

Kaltpachgassen 1562U43a II Langt.


Nicht sicher zu deuten. Nach der Annahme von Jahn, für die
aber keine genügenden Anhaltspunkte zu finden sind, müsste es
sich um einen gallo-röm. -ācum-Namen handeln. Der erste Beleg
von 1444 mit der Lautung «in den Kelbach» scheint eher darauf
hinzuweisen, dass es sich um einen in einer Chäle(n) verlaufen-
den Bach handelt; doch spricht die Realprobe nicht dafür.


Chälperg

ufəm xe᪸upərg, auch xa᪷upərg (2 Hei.), jus advocacie boni
in Kelperch 1299, ze Kelchberg, Kelkberg 1346, bi dem
Kelperg 1361, Cuͦntz von Kelberg 1389, uf gen Kelberg
1400/Vid. 1467Rq1, Kaͤltberg 1442/69Ar, von dem kelberg
1495U65, Kaͤllberg 1526U68, … stost … an kaͤlt berg 1539U71,
am Kälberg 1607/27A, 1641A, Kältberg 3 Häuser (Kelt-
berg) 1838D II Lütz.

xe᪸upərgwaud (Wa.), xe᪸upərgšǖr (Hei.) II Lütz.

Keltbergerhaus 1838D II Obburg.


Die ältesten Namenformen ohne abschliessenden Dentallaut im
Bestimmungselement legen einen Anschluss an Chäle(n) (s. d.)
nahe, schliessen einen Bezug auf Chelle(n) (s. d.) wegen des über-
offenen e᪸-Klangs eher aus. Die Realprobe erweist, dass nördlich
von der Örtlichkeit sich zwei tief eingeschnittene, bewaldete
Gräben absenken, die wohl als Chäle(n) hätten bezeichnet wer-
den können.

Die Lautung Chauperg scheint eine Umbildung neuern Datums
zu sein, mit volksetymologischem Bezug zu kalt. Eine Gewährs-
person: Man habe früher immer Chäuperg gesagt, jetzt aber, we-
gen der Bise, Chauperg (Kaltberg).


chalt

xa᪷utaxxər (; K., den Winden ausgesetzt), bym Kalt-
aker 1781/83C3, im Kaltacher bey Heimiswyl 1786C3 II
Heimisw.; ~ II Mötschw.; ~ (K., Scheune) II
Trachsw.; ~ (3 Hei., Schnee bleibt hier lange) II Wyni-



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Sp. 404


gen; ~ (K., windausgesetzt), der kallttenacher, [Kelttenn-
acher] 1533U133 III Rüegg.; in der kalten Ebni 1348/58 IV
Erlenb.; an … kalltÿ aͤgerdenn 1531U52, an … kaltaͤgerden
1552U52 III Walkr.; Kaltennegg 1574U53 II Hasle (lok.?);
1743A, Kaltenegg 1838D II Huttw.; d xautənek (3 Hei.),
von Kaltenegg 1414Rq1, zuͦ kalteneck 1530U42, Der hoff zuͦ
kalltenn egg 1531U76, zu Kaltenegg 1584UP … Kaltenegg
1838D II Rohrbgr.; an der kalteneck 1569U72 II
Trachsw.; bis an Kalteneck 1563U110 III Vech.; von dem
berg der da heisset kalten egg 1500U48 III Walkr.; daden-
nen an kalttennegk 1531U97 II Obburg-Tannen; Kalten-
egg (Weiler) 1838D II Rohrb.; xautənekwaud (Wa.) II
Rohrbgr.; Der kaltt eich matt acher 1535U101 III Woh-
len;
bim Kalten fritag um 1530U142, Ob dem kalten Frytag
1535U101 III Müns.; xautəgrabə (Bach und Umgebung)
III Grhöchst.; dr xaụt grabə (Graben, Wa.) III Ko-
nolf.;
xautəgrabə (Wassergraben), obenn In kallttenn
graben 1531U136 III Langn.; xaụtəgrabə (nö. Teil Brandis-
wald), ~wē᪸g III Walkr.; von Kalthauers guͦt um 1426U78
(evtl. bloss PN?); xa᪷utəhē᪷rbərig II Roggw. (siehe Artikel
Kaltenherberg); in der kalten Herberig zu Affoltern
1750A II Affolt. (siehe Artikel Herberge); di xauti hẹu
(Wa., «wüstes» Gelände) III RütibR.; xauthü᪷tli (Punkt
auf Knubelegg, keine Hütte mehr) III Eriz; im xauthü᪷ttli
oder xauthü᪷ttlisịtə (Teil des Staatswaldes, früher hier
Gusti gesömmert), ~grabə (Graben) III Röth.; im xāltə
xē᪷r
(unt. Kurve der Grimselstrasse, windausgesetzt) V
Gutt.; di xauti xi᪷mpetti (kl. Bucht am Thunersee), Kalte
Kindbette 1771P III Sigr.; Die kalte Kintbetj (östl. Dü-
bensee) 1716Bodmer, Marcheb. 2, Kalte Kindbetti = Kindbetti-
hornWä (?), «Um die Weihnacht 1656 steht der nachma-
lige Statthalter Alenbach ‹by der kalten Kindbeti› Wa-
che»Bärtschi IV Adelb./Kanderst.; bir xaltə xi᪷mmpe᪷tti
(Wegstück, alter Weg gegen Kaltbach) V Habk.; xautə-
bax
(; K., Tälchen mit ehmals kleinem Bach, heute
eingelegt), lit z. dem Kaltenbach vnd hasismatt 1528U2, I
Seed.; xaupax (Nebenfluss des Wannenfluhbaches)
II Lütz.; von dem kalbach 1529U75 II Wangen; xaupax
(Graben, mündet in Zulg) III Eriz; xaubax (Bach, mün-
det in Gürbe), am ~ (Wa.) III RütibR.; ~ (Seitengraben
zur Emme) III Schangn.; dər xoutəbax (Graben, Hei.), …
kalltte bach 1531U136, Kaltenbach (Gütchen) 1838D III
Trub; stost hinden an Kalten Bach 1582UT (heute nicht
mehr bekannt, aber in Akten mehrfach erwähnt) III
Uet.; a᪷m xau᪷təbax III Wattw.; xāltbax (Bergwei., Wa.),
von der weid genant kaltbach 1502U157 IV Bolt.; dər xālt
bax
(Bach) V Brienz; ~ (Bach, Wa.) V Habk.; xalpax
(Wi.), vom kaltbach medly 1488U156, von dem kaltbach
medlin 1502U157 IV Zweis.; zwüschent die kaltenbäch
1531U144 III Eriz; bim xaltə be᪸xli (Bächlein) V Sax.

xaupe᪸rg (Weiler), auff dem Kaltberg 1722/24C3, [ab dem
Kallenberg 1740C3], Kaltberg (kl. Dörfchen) 1838D I
Schüpf.; Kältberg (Hof) 1838D II Lütz. Grün.; im xāltə



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Sp. 405


bōdə I Ins; xautəbrü᪷nnə (Weiler n. ö. von Grossaffol-
tern), Kaltenbrunnen 1250‒56, Kalttenbrunen
1479‒1563Ar, gan kaltenbrunnen 1528U2, 1531U97, kalt-
tennbrunnenn 1532U4, zu Kaltenbrunnen 1585A, 1592UP,
1635UP, Kaltenbrünnen 1757A, Kaltenbrunnen 1788A,
Kaltenbrünnen 1790A, Kaltenbrünnen 1838D, heute: Kal-
tenbrünnen, xautəbrü᪷nəfe᪸u (K.), xautəbrü᪷nəwaud (Wa.) I
Graffolt.; xaltəbru᪷nnə (Wei.), ~wẹ̄dəni (Wei.) I Ob-
wil
bB.; die matten by dem kalten brunnen 1470U44, zum
undren kalten brunnen 1470U44, die zelg heisset im kalten
brunnen 1500U48 II Alchenst.; xa᪷utəbru᪷nnə (Wa., gute
Quellen), xautəbrunəhöutsli᪷ (Wa.) II Heimisw.; lit bym
kalten brunnen 1470U44 II Höchst.; lit zum kalten brun-
nen … 1464U38a II Langt.; xautəbru᪷nnə (; Hei., Quel-
len) II Oeschb.; Kaltenbrunnen (Hof) 1838D II Rohrb.;
~ (Hei., Quelle), züm kalttenn brünnen 1518U74, zum
Kaltenbrunnen 1573/74U77a II Rum.; bim xautə bru᪷nnə II
Sum.; ~ (Wa., K.), an kalten Brunnen 1595U54 II Wyni-
gen;
i᪷m xautəbru᪷nnə (Wa., Graben) III Blumst.; der
brunne, den man sprichet der Kalte-brunne, der inn dem
Forste lydt 1336 III Gugg.; xautəbrü᪷nnə (3 Hei.), Die
weid uff Bulis landt … am kalten brunnen 1535U101, bim
kalten Brünnen 1741A, im ~ 1781A, Kaltenbrunnenhof
1838D III Köniz; xautəbrunnə (Quelle, Bergseite b. Läng-
grat) III Langn. Gmünden; xautəbru᪷nnə (Tal und Bach
aus Richtung Schlegwegbad) III Linden; xautəbrü᪷nnə
(K., Quellen), bi dem kalltenbrunnen 1478Uk2, an den
Kaltenbrunnenn 1533U133, genant ze kalten brunnen
1542U104 III Ndmuhl.; i də xautəbrü᪷nnə (K., einst Haus;
kaltes Wasser. Heute dafür Schufelacher s. d.); der kallt-
tennbrunnen 1533/42U128, 1591U130, im Kaltenbrünen
1714A, im Kaltenbrunnen 1785C3, Kaltenbrünnen (Haus)
1838D III Rüsch.; xautəbrunnənek (Wa., Egg, sehr kaltes
Wasser) III RütibR.; da dannen Inn kalltenn brunenn In
Siglispach 1530U135, 1547U137 III Sign.; an den kalten
brunnen 1396UT III Utt.; dər xāltə bru᪷nə (Quelle, Wa.) IV
Bolt.; 1 egerdli ze Kaltenbrunnen bi dem hu̍sli zw.
1361/69 (Kopie um 1467)N, zuͦm Kaltenbrunnen
1488/1514U166 IV Erlenb.; xaltəbrunə (Vorsass, mit viel
Wasser) IV Lenk; ~ (Scheuermatt) IV Reich.; ~ (3 Hei.),
zu Kaltenbrunnen 1380; lit ze kaltenbrunnen 1427U78,
1486U166, ein mad in kalten Brunnen 1488U156, so gein Kal-
tenbrunnen gat … 1488U156, im Berg kaltten Brunnen ge-
nant 1502U157, im Kaltenbrunnen 17. Jhd.UP, xāltəbru᪷nə-
grabə
(Graben), stost an kaltten Brunnenbach 1502U157 IV
Zweis.; xāltənbru᪷nnən V Bön.; xaltəmbru᪷nnənho᪷rən
(Gipfel, id. mit Älgäuhoren) V Brienz; xāltənbru᪷nnən
(Quelle, eiskaltes Wasser) V Brienzw.; Kalten brunnen
1372, Kaltenbrünnen 1838D V Haslib.; dər xālt brunnən
(Quelle, eiskalt) V Ltbr. Stech.; xaltəbrunnə (Teil in
Brunnialp) V Leiss.; xāltənbrunnen (Mad, keine Quelle!)
V Obried; uf xaltəmbru᪷nnən (Alp), zen Kalten brunnen
1372, die Alp Kaltenbrunnen 1792‒93C3, Kaltenbrünnen



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Sp. 406


1838D, xāltəbrunnəsāgi (unten im Rosenlauital, keine
Säge mehr), xaltənbrunnəntor, xaltənbrunnəweŋ (steil) V
Schatt.

ds xaụtə brü᪷ndli᪷ (Brunnen im Wa.) III Eggiw.; an das
Kaltbrünlj 1644UT III Eriz; ds xautbrü᪷nnli (Wa., kein
Brunnen, nur «Deucheli» eingelegt) III Ndwicht.; ds
xautəbrü᪷nnəli
(kalte Quelle) IV Bolt.; ~ (Brunnen,
Chlüsli) IV Zweis.

Under Kalten Riett 1370 I Biel Mett; dər xāltšmī᪷d (Wei.
im Spiggengrund), die Alp Kaltschmid 1759C3 IV Reich.
Kienth.; im xautwē (Wa., ehmalig. Vorsass, aufgeforstet)
III Rüsch.; xauti tsu᪷bə (Wa. mit Quelle) III Horr.; im
Steinkaltewald 1788C3 IV Reich.


Schwzd. chalt (Adj.) wie nhd. (Id. III, 239ff.).
Die als ‹kalt› bezeichneten Örtlichkeiten sind entweder dem
(Nord-)Wind ausgesetzt oder schattig, so dass oft der Schnee da
noch lange haften bleibt. ‒ Auffällig sind die zahlreichen ‹kalten
Brunnen›; es handelt sich um Quellen, deren Wasser besonders
kalt (und damit besonders gut) ist, weil es aus grosser Erdtiefe
hervordringt.

Die vielen heute vergessenen, nur noch dokumentarisch beleg-
ten ‹Kalten Brunnen› mögen bezeugen, wie wichtig das Wasser
an Ort und Stelle für die frühern Siedler und Hirten gewesen ist.


Kaltacker s. chalt


Kaltenherberg

xa᪷utəhē᪷rbərig (; Weiler mit bek. Gasthaus), Kalte
Herberg 17. Jhd.UP, die kalte Herberg 1725A, Kaltenher-
berg 1838D, Gasthof zur Kaltenherberge 1979Tel. buch, um-
gangssprachlich: i᪷ di xaụti, i᪷ dər xaụtəli II Roggw.


Es gibt auf gesamtdeutschem Bereich zahlreiche «Kalte Herber-
gen». Kalt bedeutet in diesen Namen soviel wie «ohne Feuer, er-
loschen», von einem Gebäude, das verlassen, ausgestorben da-
liegt. Es muss sich also um zeitweilig aufgegebene Gaststätten
gehandelt haben; vgl. W. Laur, Namenetym. u. Namenbed., in:
Jb. des Ver. f. ndd. Sprachforschung 1975/6 S. 154ff.


Kamel

kxamēụ (; Wa., steiler Hügel) III Wattw.; ds kxamēl
(Pt. 3067 m. ü. M., ungebräuchlich, von Bergführern ge-
prägt) IV Reich.; bi᪷m kxamēl (Form einer Kuppe, ähn-
lich einem Kamel) V Bön./Gsteigw.; kxamē᪷lsgrind (= ə
tu᪷rə,
Felskopf am Schwarzen Mönch, geformt wie der
Kopf eines Kamels) V Ltbr. Stechelberg; im kxamẹ̄lbodə
(Wei.) V Beatb.


Nhd. Kamel n., mhd. kembel, kemmel n., aus griech. kámēlos
(κάμηλος) < arab. gamal ‹Höckertier› (Kluge Wb.); die boden-
ständig-schweizerdeutsche Lautung Chämbel ist nur erhalten im
Namen einer ZH-Zunft und einem Hausnamen (Id. III, 248).

Unsere Flurnamen erweisen sich also als verhältnismässig junge
Bezeichnungen, die die Bodengebilde nach der Form des Tier-
körpers, teilweise vielleicht humoristisch-abwertend (Kamel-bo-
den)
bestimmen.




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Sp. 407


Chamm-

… dann gerichtis uͥber in die egg, genannt die Kammen
oder das Duͥrrhorn … 1470, vid. 1481Rq1 II Bipp; xammə,
dər fōrdər, hi᪷ŋər
(2 Hei.), fons (der Wyssachen) est in
monte Cham … 1577Sch, auf dem Kommen 1750A, der hin-
tere Kammen 1792‒93C3, auf dem Kammen 1793A, Kam-
men, Vorder- und Hinter-, (5 Häuser), Kammen-Klö-
sterli 1838D II Sum.; dər xammə (Hei.), … ein Juchart Am
kammen 1529U92, 1531U60, Kammen (Haus) 1838D III
Stettl.; im xa᪷mm (Grat) V Gutt.; Kammen 1535U161 V
Wild.; he᪸uštəttxammə (Wa., Höhe, selten gebraucht) III
Gugg.

xammənek (K., Wa.) II Trachsw.; uf dər xammek (Wei.)
V Gutt.; xamməflu᪷ə (Fluh, wie ein Hahnenkamm) V Un-
ters.;
xamməhü᪷ttə (Hei.) II Sum.; xa᪷mmlọuwəni᪷, i᪷
xa᪷mmlọuənən
(kl. Felsabstürze) V Innertk.; ein acher-
stu̍k Kamenluss 1385 V Wild.; xamməme᪸ttəli (K., früher
ein Haus darauf: xamməhụ̄s) II Gond.; xamməbē᪸rg,
xamməbē᪸rgli᪷
(Hei.) II Sum.

hi᪷ndərəm xammli᪷ (Schafweide hinter dem Chammligrat),
xammli᪷ek (Egg zw. Chammligrat und Gauligletscher),
xa᪷mmli᪷grād (Felsgrat von Hangendgletscherhorn herun-
ter), Kammlihorn (id. mit Kammligrat?) 1760Wā, xa᪷mmli᪷-
ba᪷x
(Bergbach) V Innertk.; xe᪸mmlisek (Hügelzug, Alp
Itramen), xe᪸mmlisek (Egg im Wald, Alp Wärgistal),
xe᪸m(ə)lisek (kl. Egg am Faulhornweg, ‹ubər kxe᪸mmrisek›)
V Grindelw.

FN: dər xamaxər (Scheuergut und Vorsass) IV Gsteig;
uszhin an kammacharo guͦt …, … nitzich an kameren weid
…, nidsich ann kommachers weid 1524‒80U169, nidsich an
kammachersz weid um 1540U168 IV St. Steph.

(zu dem in BE Lenk alteingebürgerten Familiennamen
Kammacher, s. FNB III, 209).


Schwzd. Cham(b), Chamme(n) m., mhd. kamp stm., kambe swf.
‹Haarkamm›; auf die Bodengestalt übertragen Chamme(n) m.
‹Bergrücken, Kuppe auf einem länglichen Berge› (Id. III, 296f.).


Chämm-

xe᪸mmaxxər (K.), Kämmacher, Im Kemmacher um
1530U142 III Oppl.; i də xe᪸mmatə (K.), Kennmatten
1513Zryd, … stost … wintzhalb an die kenn mattan, an den
kenn mattan (id. mehrfach) 1531U59, in den kännmattan
1531U59, von der kenn matten, von sinem theill dyser kaͤm
mattan 1531U59, Kemmatten 1585Zryd, Kämmatten 1657Zryd,
Kemm-Matten 1749Zryd II Fraubr.

Aber j Juchertten der kaͤmit acher, der vnnder kaͤmit
acher, Jm kaͤmit boden, Jm kaͤmlin boden 1531U59 II
BürzH.

Zu diesen Formen wohl: apud Cheminatum 1258 (ver-
mutlich in der Gegend um Fraubrunnen).

Hieher?: j manwerk höws gelegen in der kendmatten
1480‒90U44 II Kopp.(?).





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Sp. 408


Die mehrsilbige Lautung kaͤmit, wie wohl auch das umgedeutete
xe᪸mmattə, kämmatten wird zu lat. caminata, eig. ‹Raum mit ei-
ner Kamin-Heizung› zu stellen sein (s. J. F. Niermeyer, Mediae
Latinitatis Lexicon Minus S. 120). Schon früh erlangt caminata
aber auch die Bedeutung ‹freistehendes, gemauertes Gebäude›,
vgl. ‹Solamen ante domum cum caminata ibidem sita› anno 766
(Mohr, Urk.). Im Mhd. ist kemenate nicht nur Wohnraum, son-
dern auch schon Wohnhaus. Dazu verzeichnet Id. III, 261 eine
Anzahl weiterhin in der deutschen Schweiz verbreitete Flurna-
men.

Interessant ist die so frühe Entstellung eines Namenworts, das
sonst als Lehngut noch über die mhd. Sprache hinaus im Ge-
brauch stand, vgl. DWB V, 527f.


Chammer

xammərə (Hei.) III Langn.

fe᪸nnərxammər (Wei.) I Eggiw.

… heiset der acher ouch der kammer acher 1529U92, Der
khammeracher 1531U97 I Rad.; der Kamersacker 1532Buch-
se Urbar (Petitmermet)
II Münchb.; bÿ kammers grabenn 1533U22 I
Ins (?); xammərgrāt (Hei., am Egg-Grat), xammərshụ̄s,
fordər, mittlər, hiŋər
(Hei.), Kamers Husz 1531U136, Kam-
mershus 1645A, zu Camershuss 1564A, xamməršhusgrabə
(id. Sottachengraben), ~metlə (kl. Hei., auch Steinerli ge-
nannt), ~šǖr (2 Hei.) III Langn.; in Kamberslen 1257
(gehörte der Abtei Trub, nicht genauer lokalisierbar); …
genannt kamersz mad 1531U52 II Hasle; xammərmād IV
Diemt.; Denne ein Mattbletz nentt sich Cammers Mat-
tenn 1533U22 I Ins; Kammersmatt 1532Buchse Urbar (Petitmermet) II
Münchb.; xammərə nö᪷ịhūs III Langn.; xammərəwaud II
Huttw.

kamermanns guͦtt 1531U136 III Langn.; kammərmahogər
III Röth.; under kämerlis acher 1479U11 I Bür.


Schwzd. Chammer f., nhd. ‹Kammer› (Id. III, 248f.). In Flurna-
men kann das Wort ein besonders an abgelegenen Orten erstell-
tes primitives Gebäude bezeichnen. Unsere Belege deuten aber
wohl meist auf den Familiennamen Kammer, der im Bernbiet
alteingebürgert ist in Diemtigen, Lauterbrunnen, Wimmis (FNB
III, 208).

Hieher?: Chammeri/Chemmeri:

i᪷m xammri᪷ (Wa., rings durch steile Hänge eingeschlos-
sen), xammeribodə (Waldwiese), ~wāld (Wa.) V Wild.;
xe᪷mməri (enger Graben) II Wynigen; xemməri, di obər
(Hütte, Ställe, Wa., K.), di uŋər (1 Hei.), die kemer 1379,
die Kamer 1380, die Kemmer 1389, die Kemmer har duͥr
1420Rq1, … von wyssenfluͦ, Die khemmer hardurch
1569U72, in der Kemmeri 1785C3, Kemeri, obere u. untere
1838D III Schangn.

xemmərilox, ds obər (Stall, Wa.), ds uŋər ~ (Stall, Wa.,
Wei.), Kemeriloch 1838D III Schangn.; xe᪷mməribe᪷xli
(Bächlein) II Wynigen; xemməribodə (Wei., Wa., K.),
Kemeriboden 1838D, xemməribodəfluə (Felsen, Wa.),
xemməribodəbād (Bad, Eisen-, Schwefelquellen, s. GLS
II, 734), xemməritsopfə, Kemeriweidli 1838D III
Schangn.





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Sp. 409

u᪷fəm xemmərli (1 Hei., K.), Kämmerlein 1838D, xemmər-
lixopf
(Waldkopf, abfallende Egg) III Schangn.


Die Bildung ist kaum mit J. U. Hubschm., Burgd. S. 713 zu einem
germ. PN *Gamal-rīch zu stellen. Dies verbieten die für Schang-
nau alten Belege von einfachem kemer, die erst seit Ende 18. Jhd.
ein -i am Namenende aufweisen. ‒ Möglicherweise bezeichnete
der Name ein ‹eingekammertes› Gelände, was die Realprobe für
die verschiedenen Örtlichkeiten bestätigen würde. Ungeklärt
bleibt der Umlaut in kemer. Das späte Final-i in Chammeri/
Chemmeri
ist vielleicht als Analogieform zum charakteristi-
schen fem. -i-Plural (vgl. Tanni ‹Tannen›) zu beurteilen. Zu er-
wägen ist zumindest für das Gebiet im Schangnau auch Kam-
meri
f. ‹Amt des Stiftskämmerers› (Id. III, 255).


Kamorez †

die matten an der Kamoretz (?) 1357 I Lengn.



Champ-

bi᪷m xampax, auch: xanntbax (Grenzbach zwischen Saus
und Suls) V Isenfl.

dər xampə (Ha., Stall), xampəxnu᪷bu (Aussichtspunkt) III
Trub.



Champ-

in franz. Namen wie champ, Champagne … s. unter Sch-.



Champf/Chempf

i᪷m xampf (Wa., angeblich in Beziehung zur Teufelsburg
oder Burghubel) I Arch.

xu᪷dərxa᪷mpf (Wa.) I Bargen.

ab dem kampfacher 1502U157, von dem kampfacher
1515U158 IV Bolt.; dər xampfgrāt (rundliche Erhebung,
K.), Der acher im kampfrad(!) 1531U97 II Krauchth. Die-
tersw.;

ds xampfi (steile Liegenschaft links der Simme, Häuser-
gruppe südlich Weissenbach) IV Bolt. (offenbar id. mit
den urkdl. Belegen kampfacher).

PN: im xe᪷mpf (Mähder unter Albristhorn), … stost an der
Kempffinen guͦt 1488‒1514U166 IV St. Steph.; ein guͦt zem
Kamphon lande 1373, ob dem Kamphen stadel 1373 V
Unters.

dər xe᪸mpfbax (Bach, vom Guetisberg herab) II Heimisw.


Schwzd. Champf, meist aber als Lehnwort aus dem Nhd.
Kchampf m. ‹Kampf, Streit›, auch nur ‹Wortgefecht› (Id. III,
307, ohne Flurnamen-Belege). Die altdeutsche Bedeutung von
ahd. champf, mhd. kampf m. n., aus lat. campus ‹Schlachtfeld› (s.
Kluge, Etym. Wb.) ist «(herausgeforderter) Zweikampf, Kampf-
spiel», während für den Krieg eigene germ. Ausdrücke galten
wie hadu-, hilti-, wīg-

Die Erklärung unserer Flurnamen ist deshalb schwierig:
Champf, Champfacher könnten Örtlichkeiten sein, an denen
einst ein Zweikampf stattfand. So deutet z. B. K. P. Roos, Die



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Sp. 410


Flurnamen der Freiburger Bucht 1966 S. 345 die Belege kampf-
acher
1492 für Ehringen, uf der kampf egerden 1341 für Bahlin-
gen.

Für Chuderchampf ergibt sich eher eine andere Erklärung: nach
DWB V. S. 102 gab es im Ahd. auch eine Nebenform champf zu
kamp, -bes ‹Kamm› (s. Graff 4, 403 und auch Id. III, 298 Anm.);
der Name bedeutete also eig. ‹Flachskamm›. Hiezu gehört mög-
licherweise auch Champfrad, umgedeutet in Champf-grat
(Krauchthal); vgl. Id. VI, 489 Chamb-Rad ‹Rad mit einer
Kamme in einem Mühl- oder Uhrwerk, nhd. Kammrad, mhd.
kamprat, s. auch DWB V, S. 133.

Die Flurnamen mit Umlaut Chämpf- sind wohl zu dem in Sigris-
wil altbezeugten und von dort weiter verbreiteten Familienna-
men Kämpf zu stellen (FNB III, 201), der auf ahd. champf(j)o,
mhd. kempfe ‹der Kämpfer› zurückgeht. Doch scheint auch um-
lautloses (oder ohne Umlautzeichen geschriebenes) Champf
(evtl. ahd. champfo) ein PN gewesen zu sein.


Kanal

A) kxanāu᪷ (; Aarekanal) I Aeg.; ~ (dass.) I Brügg; ~
(dass.) I Bür.; ~ (Durchstich Heidenweg) I Erlach; ~ I
Ins; ~ I Kalln.; ~ I Meienr.; ~ I Merzl.; ~ I
Müntsch.; ~ I Nid.; ~ I NdriedbK.; ~ I Sis.; ~ I Wor-
ben; ~ II Bannw.; ~ (Önzkanal) II Herm.; ~ (Aare-
kanal) II Wallbipp; am ~ (Ha.) II Zaugg.; ~ III Kie-
nersr.;
~ (auch sāgibax) III Konolf.; am ~ (Häuser) III
Sign.; ~ III Nofl. Stoffelsrüti; ~ (Gebiet um Schiffs-
werft) III Thun; ~ III Utt.; kxanāl (Abwasserzug des
entsumpften Landes) IV Lenk; ~ (Fortsetzung des Oult-
schibachs) V Brienz; ~ (Schiffahrtskanal) V Interl.

B) aa) I: 46; II: 13; III: 13; V: 11. (Auffällig ist das vielfa-
che Vorkommen des Namens im wasserreichen See-
land.)

Auswahl: bim eikxanāl (Kanal seit der Entsumpfung
1914) IV Lenk; eiheidlikxanāl V Meir.; kwe᪸rbkxanāu II
Kirchb.; hakni kxanāu I Walp.

ab) mosimākxanāl (Benennung zur Erinnerung an den
ehemaligen Witzwiler Aufseher Mosimann) I Ins.

ac) dər aut kxanāu I Müntsch.; dər innər ~ I Finsterh.;
dər nöi ~ I Täuff.; dər ussər ~ I Finsterh.

ad) e᪸nət əm kxanāu I Safn.; ē᪸nənəmkxanāụ I Sis.

b) Kanalhäuser (alter, längst verschütteter Kanal aus
dem Murtensee in die Aare, der unterhalb Aarberg bei
den sog. Kanalhäusern ausmündete) 1850J I Aarb.;
kxanāumattə I Finsterh.; ~mattə II Ndösch.; ~müli
(Hei. u. Hof, früher Mühle) I Treit.; kxanālpromənādə
(Spazierweg am Kanal) V Interl.; kxanāubrü᪷kli᪷ (bei
Heidenwegdurchstich) I Erlach; ~bụ̈̄nə (lehmiger Ak-
kerboden) I Müntsch.; ~štrȫ᪷ssli (Weg am Kanal) II
Lyssach.

C) tre᪷itəkxanē᪸li᪷ (id. mit Stägemattkanal) I Müntsch.


Schwzd. Kanal = nhd. ‹Kanal› m., schon ahd. chanali (pl.) aus
lat. canalis ‹rivus, Rinne›, s. DWB II, 604; jedoch in dieser Form
jüngere Benennung künstlich angelegter Wasserläufe, die bo-



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Sp. 411


denständig entwickelte schwzd. Lehnwortlautung ist Chän(n)el,
s. d.


Kander

xandər, an dər xandər (in der jüngern Generation auch
schon tw. schriftsprachlich angelehntes kxandər) f. ‹die
Kander› (Flussname) III Thun; IV Aeschi; IV Frut.; IV
Kandergr.; IV Kanderst.; IV Reich.; IV Reut.; IV
Spiez; IV Wimm.

Historische Formen: aqua, que vocatur Chandra 1301,
von Kander har 1328, Kander 1334, Kander 1336, 1345,
1354, 1360, 1361, 1368, zwischen der Kandern 1371,
Kander 1377, 1390, mit der Cander 1441Rq3, an die kann-
der 1493U84, enendt der kander 1500U48, Jn die khander
1530U95, die kander 1538U148, über die kandel, Cander
1540Rq3, Kandel 1577Sch, Cander, Kander 1695Rq3.

B) b) kxandərge᪸ssli᪷ IV Reich. Kienth.; ~gletšər IV Kan-
derst.;
xandərgriən, auf dem Candergrien (alter Aare-
lauf bei Thun) 1727A, 1750A, Kandergrien 1751A, Kander-
grien (Ha.) 1838D III Thun Strätt.; xa᪷ndərgri᪷ən, im o᪷bərə,
im u᪷ndərə
(K., Wa., steinig) IV Spiez; xandərgri᪷ənwaud
(Staatswald) III Uet.; ~wald (Wa. an der Kander) IV
Aeschi; ~, obərə, u᪷ndərə III Thier.; ~, obərə, u᪷ŋərə III
Thun; xandərgrund, auf dem alten Candergrund (Kan-
dergrien) 1738A III Thun; xandərgru᪷nd III Uet.; ~
(auch: ds grịən; Wa., alter Kanderlauf) III Zwies.; xa᪷ndər-
ha᪷ltə
(Wa., Geröll) IV Spiez; ob dem kannderholtz
1493U84 III Amsold.; xandərmatt (K.; Name nach dem
Kanderlauf vor 1712!) III Thier.; die Kandermatten
1623UT III Thun; i dər xandərmatt (Quartier) III Uet.;
xandərmattə (K., alter Kanderlauf) III Uet.

a xandərmatti (Gehöft), an Kandermat 1365, uss der
Cander Matten 1715/18C3, das Kandermätteli 1782A,
Kandermatten (Häuser) 1838D IV Frut.; uff der Cander-
matten 1534U99 IV Wimm.; ds xandərmattli᪷ (kl. Mattland
an der Kander) IV Kanderst.; xandərme᪸ttəli IV Reich.;
das alte Canderbeth (= Kandergrien) 1739A III Thun;
xandərbort (Wa., steil) III Zwies.; ~bō᪷rt (Wa., Geröll) IV
Spiez; uff der Canderbrügg bey Strätligen 1693A III
Thun Strätt.; vff der Kanderbrugg 1488Rq1, an der nüwen
bruck am Zwyselberg über die Kandel 1539Rq3, die nüw
gemachte brück am Zwyselberg an der Cander 1540Rq3,
an der Kanderbrugk 1570Rq3, Kanderbrügg 1759Rq4 III
Zwies.; xa᪷ndərbrü᪷k (K., Wohngebiet, Brücke) IV Spiez;
Cander reiss grund 1739UT III Thier.; xandəršpi᪷ts (Zus.-
fluss der Kander u. Entschligen, Wa.) IV Frut.; xandər-
tāl
(Talname) IV Kanderst./Kandergr.


Nach Hubschm. Thun S. 170 gall. *Kandara, Substantivierung
zum Adj. *kando- ‹weiss› bzw. zu dessen abgeleiteter Form
*kandaro; «*kandara hiess also die ‹Weisse›».

Es gibt im süddeutschen Bereich verschiedene Wasserläufe mit
dem Namen Kander, u. a. den am Blauen entspringenden Fluss,
der durch das Kandertal (Kr. Müllheim) fliesst; vgl. Albrecht



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Sp. 412


Greule, Vor- und frühgermanische Flussnamen am Oberrhein,
Beiheft 10 der BZN, NF, Heidelberg 1973 S. 199 mit Belegen und
Deutung: «Aus [kelt.] *Kandarā entstand nach vollzogener Laut-
verschiebung *Chantara, mit Lenisierung von nt (1155) Chan-
dero,
mit unverschobenem Anlaut (ad.a. 790) Cantara. Gall.
*kandaros, wie *Kandara r-Ableitung von kelt. *kando- ‹weiss›
(IEW. 526), wird für einige roman. Appellativa vorausgesetzt,
vgl. Th. Geiger, BNF 16 (1965) 115»; s. auch Fm II, 1642 KANT-
(mit nicht überzeugender Zusammenstellung).


Kanderbrück

xandərbrü᪷k (Dorf, Bäuert), kanderbrugg 1452U79, zuͦ kan-
derbru̍gg 1505U172, bÿ der kander bru̍gck 1524‒93U168, ze
Kanderbrügg 1525UP, petter jungo zuͦ kanderbrugk geses-
sen 1538U148, die von Kanderbrugg 1543Rq4, an der Kan-
derbrüg 1624/27C3, die Bäurt Kanderbrugg 1783Rq4, Kan-
derbrügg (Dorf, Bäuert) 1838D IV Frut.

xandərbrü᪷k-almi, an der kanderbrügg veldt 1524‒93U168,
~wịdi (K.) IV Frut.


Dorf südöstl. Frutigen; ehemaliger Etappenort an der Handels-
strasse Bern‒Wallis. Diese führte hier über die Kander (GLS II,
722).


Kandergrund

xandərgrund (Dorf, Gde.), per fundum … dictum «den
Kandergrund» 1352, 1389‒1460Ud, Im kandergrund
1505U172, In dem Candergrundtt 1534U99, im kander grund
1538U148, um 1540U168, Bäurt Kandergrund 1783Rq4, 1838D
IV Kandergr.

innərxandərgrund (Talschaft, grosser Bezirk), innərxan-
dərgrundallmi
(Wa., Wei.), ussərxandərgrund (Talschaft)
IV Kandergr.


Schwzd. Grund ‹Talgrund, -sohle, Niederung, Ebene› (Id. II,
772).


Kandersteg

dər xandərštē᪸g (Dorf, Gde.), de Kanderstege 1336N, Kan-
dersteg 1368, am Kandersteig 1380, an dem Kandersteg
ca. 1430U78, in Kandersteg 1446Rq1, am kannderstaͤg
1505U172, 1524‒80U169, 1538U148, Kandelsteg pagus 1577Sch,
am Kanderstäg 1578‒79A, Candelstäg 1587C3, am Khan-
dersteg 1589/92C3, Der Candersteg 1620Rm, unfern von
dem Cander steg 1688Rq1, am Kandersteg 1783Rq4 IV Kan-
derst.


Name vom alten Übergang über die Kander, der zum Gemmi-
und Lötschenpass geführt hat.


Chänel

A) i dər xe᪸nnlə (wo künstliche Wassergräben zu einer al-
ten Mühle führten; heute zugedeckt) I Lengn.; im xe᪸nu
(Wa., K., 6 Quellen) I Tschugg; ein mat bletz gelegen in



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Sp. 413


der dorfmarch von Yegestorf, lit zem Kenelle 1347 II
Jeg.; Jnn dem kenel 1518U74, Aber ein stuck Matten, Jm
kennel 1518U74, drü manwerch vffem Känel 1573/74U77a II
Rum.; Ein halb Manwerch Naͤbenn denn kennlen 1518U74
II Wiedl.; Zelg zum Känel um 1530U142 III Oppl.; Kanel
by Wyssenburg 1575C3 IV Därst.; ein aker, lit am kenele
1324, an Kenel 1394UT IV Diemt.; Inne an die kenel
1505U172 IV Frut.; i də xendlə (frühere Wasserleitung,
jetzt eingedeckt) IV Kandergr.; bonum ze dem Kenel
1321 IV Reich.; bim xe᪸nəl (Ha.) V Bön.; dər xe᪸nəl (natür-
licher Graben, steil, 2mal) V Brienz; ein guͦte heiszet der
kenel 1397 (STA BE, F. Interlaken), die kenella 1493U84,
die kenella 1530U95 V Därl.; im xe᪸ne᪷l (Bergheumahd) V
Gutt.; ufəm xe᪸nəl (Haus neben ehemaliger Wasserzulei-
tung) V Obried; bi xe᪸nnlən (früher lange Holzkännellei-
tung, Waldband) V Ltbr. Weng.


B) aa) geissxe᪸nəl (Wa., Lischen) V Obried; gle᪸kxxe᪸nnlən
(Salzstreustelle mit Salzkännel) V Grindelw.; roməxe᪸nəl
(Heumäder) V Ndried; lamməršlüöxtxe᪸nəl V Haslib.;
lindəxe᪸nəl (Wa.) V Obried; lindəxe᪸nnəllẹwi᪷, auch: špị̄xər-
ralī᪷wị
(Ruheplatz) V Obried; Im loübenn kennell 1518U74
II Attisw.; me᪸ssxe᪸nəl (Wa., Wei.) V Obried; rumpfəlxe᪸nəl
(Graben) V Obried; štẹ̄xe᪸nu (Wassergraben, verschalt),
urk. Steinschalengraben III Obhof.; štẹ̄xe᪸nəl (Graben
unter Niesenspitze), štẹ̄xe᪸nəlgrabə (steiniger Graben am
Niesen), štẹ̄xe᪸nəlweŋ (steile Wände am Niesen) IV
Wimm.

ab) bịšofxe᪸nu (Hof) I Biel Madretsch.

ac) im gri᪷ənə xe᪸nnəl (Bergheu) V Gutt.; hoxe᪸nel (langer
Gratzug) V Ringg.; rōtxe᪸nəl, dər rōtəxe᪸nnəl = ä. Leute
(Graben, Rinne) V Obried; tswiššəxe᪸nnlən, auch bi xe᪸nn-
lən
(früher lange Holzkännelleitung, Waldband ober-
halb der Wasserleitung) V Ltbr. Weng.

b) Auswahl: xe᪸nəl, xe᪸nu = ~: ~axxər I Port; an den ke-
nelachren 1480/90U44 II Kopp.; der kaͤnell acher 1531U59 II
Limp.; Der kaͤnelacher 1531U97 III Obthal Möschberg;
xe᪸nnlənek (Rinnsale), uf dər xe᪸nnəlek (Felsrücken) V
Grindelw.; ~gass (Weg) III Zoll.; ~grabə (kännelar-
tige Rinne im Abhang) III RütibR.; genantt kenell holtz
mattann 1531U59 II BürzH.; ~hü᪷ttli II Langt.; ~xēr
(Wegkehre) III Eriz; ~lox (K. in Form eines Kännels) II
Rum.; das Känellmadt 1621UP II Lotzw.; ~matt(ə) I
Aeg.; I Bür.; I ObwilbB.; I Piet.; II Grab.; II Jeg.; II
Kopp. (in der kenelmatten 1480/90U44, in der kenel mat-
ten 1500U48); Die kaͤnellmattenn 1534U100, Kaͤnelmatten
1573/74U77a II Rum.; xe᪸numat (, Quartier), Känelmatt
1885Le II Wiedl.; lit neben der kenel matten 1500U48, Kä-
nelmatt (K., heute Holzmatt) 1821/22Plan Hopf II Willad.;
xe᪸numat (Wi.) II Zaugg.; Denne die kaͤnelmatten 1531U97
III Köniz Oberried; t xe᪸numat (K. an Hang bis Graben),
Die kaͤnelmatten 1531U97, Känel-Matt 1745 (Pfrund-Ur-
bar) III Vech. Utzigengraben; xe᪸numatgrabe (Graben,



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Sp. 414


Wa.) III Vech.; … da der Kenelbach in die Ilfis gat 1371,
kaͤnelbach 1531U136, kaͤnelbach 1534/35 (Arch. Langnau),
an kenelbach 1569U72 III Langn. Bärau; Die kleine kä-
nellmat 1668U100 II Münchr.; zu dampfwyl am Känell
berg 1531U97 I Seed.; die Känel-Beunden 1761A II Aarw.;
im xe᪸nelbüəl (Wi.) IV Erlenb.; an den känelbuͤl 1543U154
IV Diemt.; xe᪸nəlšluəxt (Holzschleif), zwuschent der Ke-
nelschluͦcht … 1408Rq. II. 6. die känel schluͦcht 1535U161 V
Ltbr.; ds xe᪸nətu᪷ (Grundbesitz in Form eines Kännels),
OV: Käneltal III Obthal; xenələwẹ̄dli (Wei.) IV Frut.;
xe᪸nəlwẹ̄dli (Wei., Wa.) IV Obwil; xe᪸nəlwē᪸g (Waldweg) I
Twann; ds xe᪸nəlwē᪸li (Wa.) V Sax.

C) -i: xe᪸nəl(l)i (Mahd in Kännelform) V Brienz;, xe᪸nəlli
(Wi., Ha.) V Därl.; xe᪸nəlli (kleiner Kännel) V Schwan-
den
bBr.

-ələ: xe᪸nələ (K.), ein acherbletz zur Känelen um 1530U142,
Jn der kaͤnelenn 1531U97 III Gerz.

Abe Känels guͦt um 1525U20 I Treit. (und weitere Zuss. mit
-acher, -bach, -schür im weitern Bereich des Seelands,
wohl Besitzernamen und tw. appell. gebraucht).


Schwzd. Chännel m. ‹rinnenförmige Vertiefung, meist künstli-
che Wasserleitung, Kanal›, mhd. kanel, kenel, ahd. chanali aus
lat. canalis (Id. III, 310). Tw. in Zuss. mit Besitzername Känel
(besonders in Bargen BE), s. FNB 3, 201f., evtl. auch von Känel
(alteingebürgert in Aeschi b. Spiez und im Kandertal (FNB VI,
128).


Chänerech

dər xe᪸nərəx (tief eingeschnittener Seitengraben, der sich
als Talbach durch verschiedene Gemeindebereiche hin-
durchzieht und in die Ösch mündet) II Heimisw./
Ndösch/Rum./Wynigen;
Känerech (Taglöhner-Ge-
schick) 1838D, Känerich (Hof) 1928 Ortsbuch der
Schweiz II Heimisw.

xe᪸nərəxbax (Bach) II Wynigen; das Känerechbächlein
1782‒84Reg III Heimisw. Kaltacher; xe᪸nərəxrein (steile
Weide) II Wynigen.


Nach Hubschm. Burgd. S. 731 eine kollektive -ahi-Bildung zu
Chänner, Nbf. von Chännel ‹Wassergraben›, mit der Bed. «Ge-
gend mit den Wassergräben». Die Schwierigkeit dieser Deutung
besteht darin, dass im Kt. Bern (im Gegensatz zur Ostschweiz ‒
schon mhd. ist kener in St. Gallen belegt ‒) die Lautung Chänner
nicht bekannt ist und dass das längst unproduktive Kollektivsuf-
fix -ahi meist bei Pflanzennamen erscheint, jedenfalls kaum bei
spätern Lehnwörtern.

Anstelle des Suffixes -ahi wäre wohl eher das Namenglied -aha
‹Bach› anzunehmen.


Channe

Item ein halb Jucharten under der kannen … 1500U48 II
Krauchth.

Item ii Juch heisset der kann acher 1500U48 III Lind.; an
die kan mattan 1531U59 II Graf.; beim Kannenbaum



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Sp. 415


1666Le II Ndbipp; xannəboum (K.) II Wolfisb.; xannə-
bọ̄m
(Weg, id. mit amslər) III Belpb.; ~ (K., Bort) III
Rüml.; xannəbo᪷umaxər (K.) I Schwad.; ~ (K.) II
Aeflg.; ~ (K.) II Krauchth.; xannəbọ̄maxər (K.) II
Wiggisw.; xannəboumaxər (K.) III Gurbrü; ~ (K.) III
Kirchl.; ~ (K.) III Rüegg.; ~ (K.) III Zimm.; Martj
Kindtlers Kannenbirbaumsacherlj 1735S III Boll.; xan-
nəbodə
(Hei., K.), im Kannenboden im Kältberg 1791A,
Kanneboden (Hof) 1838D III Lütz. Grün.; dər xannəbụ̈əụ
(Hei., K.) III Häutl.; ann Heini kisers kannenbu̍ell
1535U101 III Ndwicht.; xa᪷nnəmbi᪷əl (Wa., Wie.) V Ltbr.

im xe᪸nnlər (K.) II Inkw.


Schwzd. Channe(n), Chante(n) f. ‹Kanne› (ahd. canneta, chanta,
Id. III, 373). Einfaches Kanne in Flurnamen vielleicht nach der
Form, vielleicht aber bei einer Channe(n) genannten Wasserfas-
sung oder einer Schenke? ‒ Channeboum ist eine Klammerform
aus Channe(n) [-birn-]boum, vgl. DWB V, 166.

Channe(n)boum-acher usw. sind Klammerformen zur Vollform
Channe(n)bir(n)boumacher usw. Die Kannenbirne ist eine alte
Birnensorte, die nach der Form einer Kanne benannt worden
sein soll.


Kanone

dər kxạnu᪷nnəhu᪷bəl (Geländevorsprung; ehemals militär.
Musterungsplatz in Erlenbach-Au, evtl. Exerzierort der
Kanoniere) IV Diemt.; kxano᪷nəxēr (Wegstelle; vor Jahr-
zehnten ist hier im Militärdienst eine Kanone über den
Strassenrand hinabgefallen) III Sigr.; i᪷m kxanōnərōr
(Passage zw. zwei Felsen zw. Muttlerenhorn und Wirzel-
egg) V Ltbr. Mürr.


Schwzd. Kanone ‹Kanone› (Id. III. 309). ‒ Als jüngere Namen
verraten sich diese Gebilde schon durch den Anlaut kx- statt x-.


Chäntsch-

xe᪸ntšibodə II Jeg.; Item by dem kaͤschen thurli ein halb
Jucharten … 1535U101, by dem Kenntschen türle 1565U111 II
Urt.


Evtl. zum PN Kentzen/Känzig.


Chanzel

ufəm xantsu᪷ (Aussichtspunkt) I Twann; dər ~ (Kuppe
wie Kanzel, bewaldet) II Krauchth.; ~ (Anhöhe im
Hinterdorf) II Erisw.; ~ II Wallwang.; ~ (K.), auf'm
Kanzel 1838D II Wynigen; ~ (kl. Hei., K.), Kanzel 1838D
III Eggiw.; ~ (Fluh im Walde) III Langn.; ~ III Müh-
leb.
Ledi; ~ (Fels in Form einer Kanzel) III Rüsch.;
xantsəl (Felskopf) IV Reich.; ~ (Alpenrosen-Vorsprung)
V Brienz; ufəm xantsəl (Erhebung am Gyglimad) V
Grindelw.; ~ (kanzelartige Felsstöcke) V Gutt.; ~ (Fel-
sen in Kanzelform) V SchwandenbBr.; uf dər xa᪷nntsəl
(Felsform im Grat des Wetterhorns) V Ltbr.

dər fu᪷xsəxantsu (Waldteil, ehemals Fuchsloch) II Herm.;



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Sp. 416


dər kākəxantsəl (natürliche Fels-Kanzel, oft von Krähen
besetzt) V Grindelw.; dər ge᪸isxantsəl (vorspringender,
bewaldeter Punkt) V Gadm.; dər bu᪷əxbodəxantsu (Egg,
Hügelzug im Buechboden) III Trub.

xantsəle᪷k, selten uf dər xantsəl (Heulandstreifen, der auf
eine Fluh herabreicht) IV Lenk; an der Kanzelegg (heute
unbek.) 1778A V Unters.; d xantsəlfluə (Fluh, von Wald
umgeben) IV Kandergr.; xantsugrabə (Fluhabsturz) III
Belp; xantsəlgre᪸bə V Bön.; ~grāt (Berggrat) III Rüsch.;
~grind (Fels, sieht aus wie eine Kanzel) V Gsteigw.;
~me᪷dli᪷ (Vorsprung wie Kanzel) IV Adelb.; ~tannə
(Waldecke) IV Zweis.

-li: xe᪸ntsəli᪷ (Felsen im Wald) II Farn.; ~ III Sigr.; xe᪸nt-
səlli
(Felsstock) V Schatt.; xantsəli᪷ (kl. Bödeli oben im
Gehrichumm) IV Kratt.; ~ (kl. Felskopf) IV Zweis.; ~
(steiler Fels in Form einer Kanzel) V Matten.

-əlti: xantselti᪷, u᪷f əm ~ (Felsstock in Staldifluh) V
Brienzw.; ~ (Felskanzel nördl. der Hütten von Bühlen)
V Brienzw.

-ələr: xantsəllər, bi᪷m ~ (grosser Stein) V Schatt.


Schwzd. Chanzel m., f. (ahd. chancella f. < lat. cancelli (pl.)), ei-
gentlich ‹Chorschranken›, mhd. kanzel ‹Altarplatz›, meist aber
schon erhöhter Sitz des Predigers in der Kirche; vgl. Id. III, 377f.
In Flurnamen auf kanzelähnlich erhöhte Bodengebilde, meist
felsige Erhebungen übertragen.

Die ältere Sprache weist männliches und weibliches Geschlecht,
oft nebeneinander auf. Im Schwzd. ist Chanzel als Masc. auf die
innern und westl. Mdaa. beschränkt. Wenn in unsern Namen
«die Chanzle(n) vorkommt, handelt es sich wohl um jüngere Be-
nennungen, wie z. B. die touristisch interessante Felsform im
Wetterhorngrat.


Känzig-

Denne ein halbe Juchartten Jn der kleinen Ruͤtj, Stostz
windtshalb vff Hanns Kentzig den Jungen … 1573/74U77a
II Obbipp; gegenn der kentzen haldenn 1518U74, vnnd der
kenntzen haldenn 1518U74 (mehrfach) II Wiedl.; im
kxe᪸ntsihọ̈̄fli
(Hei.) II Attisw.; kxe᪸ntsighöutsli, das Kän-
zigshölzli 1666U77a, kxe᪸ntsigbo᪷də, der Känzigsboden
1666U77a, im Känzigsboden 1790A II Obbipp.

Hieher?; Item ein studt weydt am kaͤnnser 1531U76, Känn-
ser 1532, Kentzer 1631 (Pfrundurbar) II Ursenb.


FN Känzig, alteingebürgert in BE Oberbipp und Wiedlisbach
(FNB III, 202).


Chap-/Chäp-

dər xe᪸p (Hei.) II Affolt.; dər xe᪸p (kl. Hei., auch: Wildis-
bärgmoos
) II Waltw.; xe᪸phüsli (kl. Hei.) II Leim.; xapər-
matt
III Bow.; xapihụ̄s (Hei.) II Affolt.; dər xe᪸pi᪷hof
(1 Hof) II Wyss.; xe᪸piwẹ̄d (Wei.) IV Kanderst.

dər xe᪸plər (Hei.) II Affolt.; xe᪸plərgfē᪸u (Hei.) II Sum.;
xe᪸pləršpits (Wa., wenig K.) II Sum.





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Sp. 417

Hieher?: Kappishaus 1838D, im Kappisberg, Kappis-
bergweid 1796A II Erisw.


Kurzform zum PN Kaspar (Id. III, 403).


Chapf

dər xa᪷pf (Wi.) I Rad.; ufəm xapf (Hei., hochgelegen), vi-
netum dictum «der Kapph» 1347, «der Caphf» 1348, der
acher am Kaphe 1358, uff dem Kaff, genemmet den
Kapf 1386, ir guͦt vnd reben, genemet der Kaphff 1399K4,
ab dem kapff um 1532U13, 1561A, 1564A, 1585UP, auf dem
Kapf zu Twann 1780C3, Kapf (Rebgut mit Gebäuden)
1838D I Twann; dər xạpf (Häuser, Anhöhe) II BürzH.; ~
(Wald), uff dem kapff 1518U74, der Kapf 1666Le II Obbipp;
lit neben dem kapfen 1480/90U44, 1500U48 II Willad.; in
der Kapfen 1528A II Sum. (nicht lok.); dər xapf (Weiler,
K., auf Höhe), genampt der Kapf 1526, 1530Rq1, auf dem
Kapf 1775A, Kapf, Hinter- (Heimath) 1838D III Arni/
Obthal;
dər xapf (Wei., 2 Ställe und Schule: uf fordər~,
hiŋərxapf
), Kapf 1542A, Kapf, Vorder- u. Hinter- (2 Häu-
ser, 1 Hof) 1838D III Eggiw.; ~ (Hei., K.), Der Kapf ist
ouch ein bÿfan̄g vj Juchartten stost vnden vf die schluͦcht
1533/42U128, genant der kapff 1591U130, im Kapf (Ha.)
1838D III Gugg. Schwendi; xa᪷pf (Hei., Käserei), Im
Kapff (ob der Landstras) um 1530U142, im Kapf (Ha.)
1838D III Gurz.; Vf dem kapf 1531U97, 1561U97 III Müh-
leb.;
dər xapf (Hügel mit Gehöft, Kuppe bewaldet), die
holieba am kapf vor dem vorst kurz nach 1430U78, uff dem
Kapf 1665Rq7, aufem Kapf 1699A, 1770A, Kapf (Ha.) 1838D
III Neu.; Kapf, hinter u. vordere (Häuser) 1838D III Ob-
thal;
Der kappff: dise Allpp 1530U135, uf dem kapf
1547U137 III Sign.; am kapf ii jucharten 1533U133 III Toff.;
dər xapf (Hei.), am kapf am Gybell 1502U157, von der weid
im kapff 1515U158, Kapf (Hof) 1838D IV Bolt.; ein guͤtlin,
genemt am Kapphe 1348/58N, am Kaph 1360/68N, am
Kapff 1486U166, am kapff gelegen zuͦ eschlon
1488‒1514U166, Der kapff, stosszt einthalb an loͤwimat
1497‒1521U167 IV Erlenb.; u᪷fəm xapf (Hei., Kuppe) IV
Frut.; dər xapf (Heuland, Wa.) IV Kandergr.; im xapf
(einige Hei., mässig steil, in Bäuert Hintereggen), gnemt
der Kappf 1357, 1524‒80U168, 1543U154, am Kapf (2 Häu-
ser) 1838D IV ObwiliS.; i᪷m xapf (Ha., K.), usserthalb Port
bÿ dem Kapf gelegen 1441Rq3, waͤgsame im Kapf 1505Rq3,
1510UP, an dem kapff 1543U154, Kapf bei Reutigen 1587C3,
1624/27C3, wohnhafft im Kapff zuͦ Röütingen 1630UT, im
Höchen Kapf 1681Rq3, im Kapf 1710Rq3, im Kapf (4 Häu-
ser) 1838D IV Reut.; dər xapf (Bergheu, unter den Pla-
nene) IV Saanen; xapf (Allmend, leichter Hubel), uff
dem kapff 1488U156, von der weyd im kapf 1502U157, von
dem kapff 1515U158 IV St. Steph.; dər xapf (Heu-, Weid-
land auf Felskopf) IV Zweis.; i᪷m xapf (Alpstafel) V Bön.;
dər xapf (Wohnsitz, Heugüter auf Geländevorsprung) V
Grindelw.; ufəm xapfən (Felsköpfe am Blattenstock) V
Innertk.





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Sp. 418

B) aa) eixapf (Scheune) IV ObwiliS.; frouəxapf (Reb-
land) I Twann.

ac) uf fordər~, hiŋərxapf III Eggiw.; im Höchen Kapf
1681Rq3 IV Reut.; Der spitzkapf 1531U97 I Rad.; u᪷ssərxapf
(Hei., K., Wa.) III Eggiw.

b) vff dem kapff acher 1518U74 II Obbipp; der kapfen
acher 1531‒53U70 II Trachsw.; an kappff 1480‒90U44, am
kappffacher um 1470‒90U44, am kapff acker 1500U48 II
Willad.; kapffacher 1591U130 III Gugg.; 1534U100 III
Gurz.; 1532U125 III Mühleb. Mauss; 1502U123, 1532U125 III
Neu.; xapfaxər IV Saanen; das kapfacherlj 1531U97 I
Rad.; die Kopf-Allment hinter St. Steffen (sic) 1785C3 IV
Zweis.; xapfek (bewaldeter Abhang) V Bön.; in der zelg
… genant kappveld (sic) 1532U125 III Mühleb. Mauss;
xapfgrabə (auch xrapfə-, xarpfə-) IV Saanen; Kapfgut
1787A IV Obwil; xapfhansə wẹ̄dli IV Diemt.; xapfhouts
(Wa.) III Neu.; ~hụ̈si (Handweberei) III Eggiw.; ~hüttə-
šleif
(Schleif im Wa.) V Bön.; ~hü᪷ttli (Hei., K.), Kapf-
hüttli (Ha.) 1838D III Eggiw.; ~mād (Wildheu) IV Saa-
nen;
~nasə (Staatswald), un̄der der kapfnaszenn durch
1547U137, Kapfnasen 1607/08A III Eggiw.; xapfbax
(Bach, Graben) IV St. Steph.; xapfbax V Bön.; ~plattə
(Felskopf) I Twann; ~plattə (Felswand an der Strassen-
biegung) IV Reut.; ~bodə (Rain und ebener Boden) IV
Reut.; ~brunnəšleif (Holzschleif) V Bön.; ~riəd (heute
nicht mehr bek.) III Neu.; ~šuəụhūs (Schulhaus) III Eg-
giw.;
~šwaŋ, dər obər, dər uŋər ~ (versch. Hei., Käserei,
Wa.), im Kapfschwand 1760A, Kapfschwand (3 zer-
streute Häuser) 1838D III Eggiw.; by dem kapfturlj
1543U154 III Reut.; xapfwaxt (höchster Punkt des Chapf)
III Eggiw.; ~wau᪷d (Wa. über Chapfplatte) I Twann;
~waụd III Obthal; usz dem kapfwalld 1547U137 III
Röth.; dər xapfwaud (grosser Wa.) III Sign.; im Kapf-
wald (bei Thun) 1567C3 III Thun; ~wald (Wa.) IV
St. Steph.; ~we᪸ụdli᪷ (kl. Wa.) III Arni; ~wē᪸g (Weg zum
Chapf) I Twann; ~wēd (Wei., Wa.), ~wedli (Wei., Hütte)
I ObwilbB.; ~weidləni (pl.) (Heuland) V Unters.; ~wị̄tə-
šleif
(Schleif im Wa.) V Bön.

C) -li: xe᪸pfli᪷ I Twann; ~ (2 Hei., K.) III Arni; ds ~ (Ha.)
III Gurz.; ~ (auch: kxapfi᪷; Abhang) IV Frut.; xe᪸pfli᪷
(Wi.), im Käpfli (Ha.) 1838D IV ObwiliS.; zwo juchart uff
dem kapffiberg 1540U14 I Arch.

-ere: xapfərə, fordəri, hi᪷ŋəri ~ (Höhenzug mit 3 bzw.
1 Hei.), die hohwelde von Kappherron 1344Rq1, in der
kapfferen 1531U144, an der Kapfferenn gegen der Lan-
genegck 1577‒80C3, an der Kapferen im fryen gricht Ste-
vissburg 1592A, 1637UP, 1699A, Kapfern (10 Häuser)
1838D III Eriz; an die kapferregg 1531U144 III Eriz; xapfə-
rəmōs
(1 Hei., K.) III Oblang.; am kapferstalden um
1530U142 III Steff.

-i(n): bÿ dem kapfin am holtz, bÿ dem kappfi, zuͦ dem
kappfin; uff die kappfin gruͦben, by der kapfis gruͦben



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Sp. 419


1480/90U44, by der kapfis gruͦben 1500U48, bÿ dem kapfen
weg, u̍ber den kapfin weg 1480/90U44 II Kopp.

PN: von demselbigen an Hannss Kapffers guͦtt 1646UT III
Obthal Möschberg.


Schwzd. Chapf m. ‹rundliche Kuppe, Bergvorsprung, Aussichts-
punkt›, ahd. chapf ‹Ort, von dem man ausschaut›, mhd. kapf (Id.
III, 407).

Zu ahd. chapfēn, mhd. kapfen ‹schauen, bes. verwundert
schauen›; also eigentlich ‹Ort, wo man Ausschau halten kann›.
Vgl. Zs., Gr. u. Gr. S. 325, und zur Verbreitung, vorwiegend in
der voralpinen Schweiz: ders. in Alem. Jahrb. 1962/63 S. 272,
mit Streuungskartenskizze. Verbreitet auch im Schwäbischen, s.
Schwäb. Wb. IV, 201.


Kaplan-

an der Capplany guͤtter von Schadow 1500U48 III Thun;
… stost … an der Caplani guͦtt 1535U101 III Worb.


Mhd. kaplânîe f. ‹Kaplanei›, zu mhd. kapellân (aus lat. capel-
lanus) ‹Kaplan›.


Chappe(n)

xa᪷ppə (Rebberg, erhöht) IV Spiez; uf dər xappən (Rücken
einer Fluh, Alpweide) V Meir.; stost fürhin uff die kappa
um 1525U20 I Brütt.

xappənaxər (K.) I Erlach; xappəhu᪷bu (Kuppe, K.) II
Farn.; ~mō᪷s (Hei.), im Kappenmos 1344, in dem Kap-
penmoss 1351 III Wattw.; ~re᪸be (K., auf Kuppe) I Fin-
sterh.

-i: ds xü᪷jərxe᪸ppi (waldloser Buckel oben in den Guglen)
V Bön.; im štrumpfxe᪸ppi (früher Wei., jetzt überwaldet,
Form eines «Strumpfchäppi») IV Saanen.


Schwzd. Chappe(n) f. ‹Mütze von verschiedener Form: Kapuze,
Haube› (Id. III, 383ff.). Ahd. cappa, mhd. kappe, aus volkslat.
cappa ‹Mantel mit Kapuze›, landschaftlich übertragen auf «kap-
penförmige» Bodenerhebungen.


Chappele

hinder der Cappellenn von Valmbringen 1553U8a I Biel
Falbringen; bÿ dem grossen stein bÿ dem Capellen heist
Jn der loͤtschen 1474U30 I Büet.; under der capellen zuͦ
oberbüren 1479U11 I Bür.; Vff den cappellenn ein … Ju-
charten 1531U97; by der Cappellen 1530U33 I Eps.; bÿ der
cappellen 1533U24 I Finsterh.; by der Cappelen um
1525U20 I Gamp.; i dər xappələ (Reben), bÿ der capellen
15. Jhd.U47, Ein Stuck Räbenn bÿ der Capalan genannt
1530U132 I Twann; bÿ der Cappellen 1531U59 I BürzH.; ge-
gen der Kappelen 1531U59 II Graf.; scoposa dicta de Ca-
pellis 1325 II Iffw.; gegen der Cappellen 1531U59 II Ker-
nenr.(?);
by den capellen 1480/90U44 II Kirchb.; nid der
capellen 15. Jhd.U47 II Kopp.(?); Capelen 1495Uk2 II
Rüegs.; Käppel (Ha.) 1838D II Trachselw.; by der ka-
pellen 1437U56 II Utztf.; xapələ (Weiler, bei Wynigen),



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Sp. 420


Capella 1250‒56, in villa de Capellis propa Vriesemberg
1320, Cappell 1353, Ober/Nider Cappelen 1574U53,
Obercappelen pagus ad dextram partem rivuli … situs
1577Sch, Nidercappelen pagus filialis ad eiusdem rivuli
dextram partem situs … 1577Sch, Ober-/Nieder-Kappelen
1838D (Weiler samt Schulhaus) 1850J II Wynigen; d
kxape᪸ụə
(; Kapelle) III Arni; in der capellen uffen
unserm gebein (Beinhauskapelle) 1342 III Bern; xappələ,
in der Kapellen 1789A, 1838D, i(n) der Chappela usse(n)
(Häuser) 1911Fr III Gugg.; via de Chapellon 1274, Käp-
pelein, Capelle (Hof) 1838D III Köniz; d xappələ (K.) III
Konolf.; ob der kappellen 1531U51 III Landisw.; die
Kappelen 1794C3 III Rüsch.; uf dər xappələ (Dorfteil),
Kappelen (9 Häuser) 1838D III Seft.; d kxape᪸ụə (Metho-
distenkapelle) III Sign.; an dem rinder merigte vor der
capellen ze Thun 1361, dz liecht der capell uf der toten
gebein 15. Jhd.U47, an das … guͦtt der cappell Vffem Bein
1494UT, die cappel zuͦm Crütz vor der statt Thun 1537UT III
Thun; denne dri hofstette, heissent ze der Capel 1352,
zur Capellen 1533/42U128, Kappelen (Theil des Dorfes
Schwarzenburg) 1845D III Wahlern Schwarzenb.; an die
capell zuͦ wikerswil 15. Jhd.U47 III Walkr.; stost an die
kappellen 1492K3 III Worb; i dər xappələ (2 Hei., K.), ca-
pella de Rinkembach (Reichenbach) membrum predicte
parochialis ecclesie de Eschy 1453Rq4, Kapelle (1 Ha.)
1845D II Aeschi; ab dem fluͤlin by der Cappellen 1502U157
IV Bolt.; Chapelle templum … ad dextram Sanae ripam
positum 1577Sch IV Saanen Gstaad; Kappelen, obere u.
untere 1838D III Saanen Abl.; an dər xappəllən (Häuser,
ehem. Frühmesskapelle) V Meir.

B) aa) Ze Blachen Cappelen 1485 (Eintrag
16./17. Jhd.)U170 III Bern Bümpl.

ab) vor sant Imerskappellen 1363 I Erlach; Bleüers-Ka-
pelle (auch Kapelle U. L. Frau zu den sieben Eichen ge-
nannt, rechts am Weg von Mullen nach Ins) 1850J (s. Sie-
ben Eichen) I Ins Mullen; vonn Sanntt Catrynenn Capel
waͤgenn … 1518U74 II Wiedl.;

ac) zuͦ der Nidren kappellen 1378, an die nidren cappel-
len ze Thun 1440UT, zuͦ der nidren capell 15. Jhd.U47 … der
obren capellen 15. Jhd.U47, Die obrenn Gapell ze Thunn
1531U45 III Thun.

b) xapu᪷axər (K. u. Hostet), Vff den cappellenachern
1531U97, Der cappelacher 1531U97 I BusswbB.; ~ I Eps.; ~
I Finsterh.; der Cappell acher 1529U92, der capelenacher
1531U3 I Rad.; der cappelacher i jucharten 1528U2 I Rapp.;
xapụaxər (K.), der cappelacher 1528U2, Cappellacher
1642UP I Schüpf.; ~ I Treit.; ~ I Vin.; genant der cappel-
len acher 1531U59, Cappell acher 1531U59 I BürzH.; der
kappellacher 1531U59 II Kernenr.; xapəlaxər (K.) II
Limp.; Der capellenn acher 1534U100 II Münchr.; der
kappell acher 1531U70 II Trachsw.; der Capelaker 1658UP
II Wyss.; am Cappelacher 1534U100 II Grhöchst.; der



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Sp. 421


cappelacher 1531U97 III Kirchl.; xappələnaxər (K.), Der
Cappell acher 1535U101, Capelacher 1554U109, 1671U100 III
Köniz Liebew.; Kappelenacker (Bauerngut) 1838D III
Müns.; Der cappellacher 1531U97 II Wohlen Oberdetti-
gen; der Cappellacher 1666U100 III Zoll.; xappəllənaxər
(K.) V Gadm.; Der vnnder cappellacher 1531U97 I
BusswbB.; (am) schwartzen Capellacher 1569U72 II
Trachsw.; das cappellacherlj 1530U95 I Diessb.; Cappell
acherli 1535U101 III Stettl.; xa᪷pələfē᪸u (K.), uff dem cap-
pellennveld 1532U4 I Aarb.; ~ I Walp.; ~ III Frauenk.;
an das cappellen velld 1533/42U128, das cappelenvelld
1591U130 III Gugg.; ~ III Wohlen; xappələgand IV
Aeschi; der Capellengarten 1687UT III Thun; xapu᪷gass,
an der cappelgassen 1531U97 I BusswbB.; an der capell-
gassen 1531U97 III Muri Kräyigen; der Kappelengraben
1770/92C3 II Wynigen; an cappellgraben 1493U84, Capel-
graben 1525U90, 1530U95, 1538U148, im Cappellen-Graben
1787C3 IV Aeschi; Cappelengraben in der Föütersöy
1656U152 IV Gsteig; xappələgriən I BusswbB.; nebent
dem Capell hag um 1525U20 I Treit.; Das Cappelenn
holtz 1531U97 III Muri Kräyigen; ds xape᪸lləhü᪷bəli (Wa.,
keine Spuren einer Kapelle) I Kalln.; ds kxape᪸uəhü᪷bəli᪷
(keine Kapelle mehr) I NdriedbK.; xapu᪷hüsli II Wyss.;
xa᪷pələxē᪷r, am cappellkher 1532U4 I Aarb.; am cappel-
lennkher 1532U4 I Kapp.; xapələmat (K.) I Hermr.; ~ I
Tüsch.; xappələmatt (Hei., K.), die Cappelenmatt 1755A
II Sum.; dər xapələmatštu᪷ts, die kappen stallden mattann
1531‒53U70, die Cappenstalden matt 1569U72, Kappelen-
stalden 1885 (Siegfr. Atlas) II Trachsw.; peter mosers
Capellen mat 1569U72 III Laupersw.; ~ III Seft.; ~ III
Wohlen; ~ IV Reich.; ~ IV Saanen; das Kappelen moss
um 1530U142, das Cappellen mosz 1607 (Amt Thun, Urbar
Nr. 20) III Steff.; xapələbād (Häuser, früher Bad) II Wy-
nigen; xapələ bax (id. mit Wynigenbach) II Wynigen;
das guͦt in den Riedern an dem Cappelberg 1370, 1376 III
Bern Bümpl.; Cappellenberg 1554U109 III Frauenk.; un-
der dem Kappelberg 1452U79 III Obdiessb.; xapələnbodə
V Brienz; xa᪷pələša᪷nts (Wi. künstliche Schanze, jetzt ein-
gedeckt) I Aarb.; Kappelenschmitten am Kaufflisbach
1753Spit. Buch, 1785C3 II Saanen; die cappellen schuͦpossen
1531U97 I Diessb.; xapələštaulə (Hei., steil) II Wynigen;
Kappelenstalden 1838D IV Reut.; xappələštu᪷ts (Strassen-
teil) III Frauenk.; xappələšụ̈̄rli (Hei.) III Gugg.; xappə-
ləwald (Wa.) IV Aeschi; den Cappelen wäg 1526, Eintr.
17. Jhd.U170 III Bern Bümpl.; Cappell zelg 1528U2 I Bühl;
vf der Cappellen zelg 1534U100, 1544U117 III Grhöchst.;
uff der dorffzelg sonnst genampt capellenzelg 1591U130
III Wahlern.


C) bim capeli als man gan liss gat 1532U4 I Aarb.; xapəli᪷
(ä. Teil vom Ausserdorf) I Büet.; am Capplj 1528U2 I
Bühl; xapəli᪷ (Hei.) I Diessb.; bim kappeli um 1525U20,
bim Cappellj 1533U24 I Finsterh.; im xe᪸ppəli᪷ (K., nichts



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Sp. 422


von Kapelle bekannt) I Kalln.; zum cappelin vfhin
1531U97, änet dem capelin 1532U4 I Lyss, xe᪸pəli (Wi.), das
mattetli bim cappeli 1532U4 I NdriedbK.; neben dem ca-
pelli 1528U2 I Rapp.; hinderm cappellj 1530U95, capelj
1531U97 I RütibB.; hinder dem kappellj 1528U2, By dem
Kappilj 1528U2, käppili 1528U2 … das Kappeli 1850J I
Schüpf.; xe᪸ppəli I Vin.; ufəm xappəli᪷ (Wegkreuzung) II
Ausw.; bÿ dem Kraͤÿenn brunnen am Kaͤpelÿ gelegenn
1531U52 II Burgd.; Cappellÿ 1531U59 II Graf.; xapəli
(Wa., ehemals Kapelle) II Heimisw.; am Cappelj 1534U100
II Jeg.; i᪷m xapəli (Hofst., evtl. früher Kapelle) II Ker-
nenr.; by dem cäppellin 1500U48 II Kirchb.; by dem ca-
pellin 1480/90U44, by dem Cäppelli 1500U48 II Kopp.; by
dem cappelÿ, kappelÿ 1531U59 II Limp.; xa᪷pəli᪷ (K.) II
Lyssach; im Cappeli 1794/98C3, Käppeli, Weiss- oder
Neu- (Häuser) 1838D II Münchb.; by dem keppenlin,
ann das keppenly 1518U74 II Ob/Ndbipp; ds xappəli II
Rüegs.; ~ (kl. Hei.) II Sum.; Bim Capellj 1532U62 II
Utztf.; bey dem Käppely 1526 (Eintrag 16./17. Jhd.)U170
III Bern Bümpl.; ans cappellj 1531U97 III Bern Matzen-
ried; vnnder dem cappilÿ 1531U60, Hinder dem capelin
1534U100, bym Kappeli 1735S III Boll. Habst.; xe᪸pəli (ehe-
mals Kapelle?) III Gol.; xappəli (Ha.) III Gugg.; ~ (frü-
her Kapelle?) III Gurz.; 1838D III Kirchl.; Käppeli
1838D Köniz Schliern; by dem cappellin 1502U123 III
Mühleb. Gümm.; xappəli (Wa.) III Muri; xe᪸ppəli (K.) III
Neu.; ~ (K.) III Rub.; ufəm xappəli (3 Häuser), im Kap-
peli beym Lindengraben 1785C3, im Kapeli bey Emdorf
1790A III Sigr.; bÿ dem cappeli 1531U60 III Stettl.; xe᪸pəli᪷
(K.), bÿ dem cappelin 1531U60, hinder dem caͤppelj
1531U97, bim cappelj 1534U100 III Wohlen; xappəli (7 Häu-
ser) IV Kanderst.; ~ (Schürguet, Spuren einer einstigen
Kapelle) IV Lau.; ~ (Wi., K.) IV Reich. Wengi; ~ (2 Hei.
bei der Brücke über Chouflisbach, links über der
Strasse), ~ (im Turpach am Weg von Gstaad nach Lenk),
~ (in Abläntschen) IV Saanen; im xappəli (Pflanzblätz)
IV Zweis.; xapəlli᪷ (Pfarrhaus; ehem. Kapelle), bei'm
Cappeli (Häuser) 1838D V Bön.; xappəlli᪷ (2 Häuser), auf
dem Kappeli 1850J V Ltbr. Gimm.: bi᪷m xe᪸ppəlli᪷ (Scher-
men u. ‹Ghirmi› am Aufstieg ins Urbachtal), das Kap-
peli (ein Haus in Unterstock, das auf das einstige Dasein
einer Kapelle schliessen lässt) 1850J V Innertk.; ds xap-
pelli᪷ (am alten Weg im Rosengarten, wo in kathol. Zeit
eine Kapelle stand) V Obried; ~ (Ha. mit Scheuer: d xa-
pəllišụ̈̄r) V Ringg.; Denne vnnder Loͤtschers cappelj
1531U97 III Boll.; vor dem Dorff hilterfingenn, da sannt
Joders Cappelj gestanden Jst … 1530U95 III Hilt.

Kappeli(s)-, Käppeli(s)-: ~acher: ~ I Aarb.; ~ I Fin-
sterh.; ~ I Kapp.; der kappelis … acher 1529U92 Rad.; der
Cappelÿ acher 1531U59 II BürzH.; ~ II Ers.; der Cappel-
lisacher, Capplisacher 1531U59 II Graf.; ~ II Kernenr.;
~ II Lotzw.; der Cappelisacker 1529/32U58 II Münchb.;
Der Kappelisacher 1668U100 II Münchr.; der Käppelisak-



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Sp. 423


ker 1666Le II Nd/Obbipp; durch den Kappelis Acker
1724U170, 1762U170 III Bern Bümpl.; xapəlisaxər (3 Hei.),
der Cappelisacher 1675S, Kappelis Acker 1725/28C3
1850J III Boll. Itt.; Burgist.; ~ III Muri; ~ III Neu.; ruͦf
Loupers cappelisacher, caͤppelisacher 1531U97 III Woh-
len Särisw.; xe᪸ppəlise᪸xər (Äcker) III Wilerolt.; xappə-
li᪷e᪷kə (K.) I Schüpf.

~fäld: Vff dem Capellj vaͤltt 1528U2 I Bühl; ~ II Herzb.;
~ II Utztf. (früher Kapelle); i dər xe᪸ppəlisgass (Dorfteil)
II Ndbipp; ~grabə I Erlach; III Sigr.; ~hogər III Muri;
heist das capelj hoͤltzlj 1531U97 II Obburg; Kappelihölz-
chen 1850J III Muri; Käppelihubel (Fundstelle röm. Al-
tertümer) 1850J III Vech.; ~hüsli II Heimisw.; Kappels-
häusli 1838D III Langn.; ~lox (kl. Hei.) II Sum.;
~matt(e): ~ III Gol.; ~ III Laupersw.; ~ III Wilerolt.;
~bụ̈̄ndə I Erlach; ~šụ̈̄r (Scheune bei Haus xapəlli) V
Ringg.; ~štu᪷ts (an alter Staatsstrasse) III Wild.; ~wāld
IV Zweis.; Vff der Cappellj zelg 1532U62 III Utztf.; Cäp-
pelj zelg 1531U97 III Wohlen Särisw.; Cappelis zenden
1458, Abschrift um 1531U34 I Bargen.

-el: i᪷m xe᪸ppu᪷ (Hei.) II Ochl.; dr xe᪸ppu (kl. Hei., K.) II
Trachsw.; xe᪸ppugrabə III Langn.; ~hüttə II Dürrenr.;
~wald III Langn.

-er: PN: Denne ein Juchart uff den flüen … nebent kap-
peler miner herrn hoff um 1525U20 I Brütt.; Item durs
studly git i lib von cappelers matten 1529U75 II Wangen.


Ahd. kapëlla < mlat. capella, Dim. zu cappa ‹kleiner Mantel›,
nach dem Mantel des Hl. Martin, dem Nationalheiligtum der
Franken (Kluge Etym. Wb.). Nhd.: Kapelle. Das Wort wird ins
alem. Schwzd. übernommen als kxappe᪸llə u. ä. (). Die altein-
heimische Lautung mit Reibelaut xappələ () findet sich fast
nur noch erstarrt in ONN, s. Id. III, 382 Chappel. Örtlichkeitsbe-
nennungen kxape᪸llə (mit anlautender Affrikata und Zweitbeto-
nung) weisen auf einen neuern Kapellenbau hin, im Kanton
Bern meist auf das Versammlungs- und Gotteshaus einer Sekte.
Die lebendigen und historischen Belege werden hier voll ausge-
breitet, weil sie beredtes Zeugnis für längst entschwundene Rea-
litäten sind: sie bezeugen den Kanton Bern gleichsam noch als
eine vorreformatorische «Sakrallandschaft».

Freilich bleibt nicht völlig ausgeschlossen, dass in einzelnen un-
serer Belege auch eine PN-Kurzform (zu Kaspar) oder der Fami-
lienname Käppeli (in BE Wynau alteinheimisch) bzw. Kappeler
(in BE Wattenwil altbelegt) verborgen sein könnte.


Kappelen b. Aarberg

xapələ (Dorf, Gde.), Capella 1228, ecclesia de Capellis
1236, de Chapellon 1247 oder 1248, de La-chapela 1255
oder 1256, in villa Chapellon prope Arberc 1259, de Cha-
pellun 1262 … de Capellis 1270 … ze Kappellon 1305, ze
Kappelle 1323 … de Kappellen 1355 … ze Cappel 1367,
wider die Capellen 1377, mit den doͤrffern … Capel 1377
… daz dorf ze Cappel 1380 … in capellis um 1398U25 … gen
Cappellen 1409 oder vorherU1 … zuͦ Cappellen 1427U78
zehenden ze capellen ca. 1450C2 … ze Cappellen 1492UP
Cappellenn 1551U32, zu Cappellen 1575C3 … Cappelen …



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Sp. 424


ad sinistram Arolae partem 1577Sch … Kappelen 1838D I
Kapp.


Nach der Volksüberlieferung stiftete hier bei den Werdthöfen
die Königin Bertha eine längst wieder verschwundene Kapelle.
Der Name Kappelen beruht auf der syntaktischen Grundlage
mhd. ze der kapëllen.


Käppeli b. Nessental

im xe᪸pəlli, i xe᪸ppəllənən (Weiler, ehem. Standort einer
Kapelle, von der nichts mehr bekannt ist), Käpeli, Cä-
pelli 1845D, Cäpelli (beim Wirtshaus im Nessenthal)
1850J V Gadm. Ness.

xe᪸pəllixēr, dər xēr (Strassenkehre der Sustenstrasse; vgl.
xērlis im xēr) V Gadm. Ness.


Diminutiv zu Chappel ‹Kapelle› (Id. III, 382).


Chäps-

bi᪷ dər xe᪸pslərə (ehemalige Zündkapselfabrik), Käpselifa-
brik 1858 (Plan E. Beck), Kapselfabricke 1870 (Plan der
Stadt Bern), Kapselfabrik 1882 (Siegfr. Atlas) III Bern.


Ehemalige eidg. Zündkapselfabrik im heutigen Hunzikergut.
Diese Zündkapseln bestanden aus kupfernen Hütchen und der
hineingepressten, aus Knallquecksilber und Salpeter bestehen-
den Ladung. Die Fabrik wurde 1876 dem Eidg. Laboratorium
Thun angegliedert. Sie ist heute samt dem Namen verschwun-
den. Ehemalige Lage Koord. 598 300 / 198 250.


Kapuziner

dər kxaputsịnər, kxapitsịnər (; nach der Form be-
nannte Bergspitze auf dem Grat zwischen Zuckerspitz
und Dent de Ruth) IV Saanen.



Char/Charr/Charre(n)

Eine gesicherte Trennung dieser sinnverschiedenen Na-
men mit -a- und -ā- ist schwierig, da meist ältere Belege
fehlen und die Gewährsleute auch nicht Auskunft wis-
sen. Die Aufteilung geschieht hier vorwiegend nach der
Realprobe im Gelände.

I Char

A) Char 1312VI IV Saanen; im xār, dir ts xār ụ̈̄si (Wa.,
überwaldeter Fels) V Grindelw.; im kxār (felsiges Tal) V
Schatt.

B) aa) Jtem ein stu̍ckli heisszet das loͤffelkar 1493U84, das
Loͤffelkhar 1530U95 V Därl.; dər to᪷tsxarr (Schleif) V
Iseltw.

ac) im i᪷nnərə kxār (Geländemulde, wo früher Heu ge-
wonnen wurde, heute überwaldet) / im u᪷ssərə kxār (Ge-
ländebuckel und Steinrinne; beide Orte zw. Leide-
schwand und Chapf) V Bön.; ds o᪷bər xār (zerrissenes,
zerklüftetes Gestein, Bach) / ds u᪷ndər xār (Kar, ohne
Bach) V Isenfl.





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Sp. 425

b) bi᪷m kxārhe᪷gli (ehemals Hag, der die Geissen im Och-
sental einschloss, Zaun, um die Schafe zu schützen in
Nähe von Kar) V Schatt.; in dər kxarhola (steile Hang-
mulde zw. vorderm und hinterm Hohgant) V Habk.; ts
kxarhü᪷ri, ~hōrə (bewaldeter Felskopf) V Gsteig; ts kxar-
blatti (, Felsgebiet) V Gsteig; kxarple᪸tsə pl. (zwei be-
wachsene Stellen, westl. v. Kar) V Schatt.; xarrwaŋ
(Grashang, rechts unter der Sichlen im Justistal) III
Sigr.

II Charre(n)

xarrəfe᪸ud (ufəm, im) (oberster Teil der Gemeinde gegen
die 7 Hengste; Karren) III Eriz.

III Charre(n), Charr

(Der) karren acker bergshalb 1533U22 I Erlach; Gitt ab
Karrenn guͤtternn 1530U21, uf karrer halden um 1525U20,
vff karren halden 1533U22 I Ins; xarrgadənmad, auch
~medər (K., heute Stelle im Flugplatz) V Meir.; kxar-
houts, ~acher (Wa. u. K.), zwüschendt dem karren holtz
1531U59 III Limp.; xarrhouts (auch: ‹kxeihö᪷utsli᪷), uffy an
das karren holtz, genannt zkarren holtz acher, genant
karren fluͤ holtsz 1531U59 II BürzH.; xarhoutsbodə (kl.
Ebene im Wa.) III Belpb.; im xarhouts (Wa., gegen Gur-
nigel) III Gurz.; xārmatt (K. mit Karrweg) I Seed.;
stost an die karmatten 1502U123 III Neu.; nebenn karren
matt, vor an karreren mat 1530U95 I Büet.; xarrbrü᪷k (stei-
ler Karrweg, der mit Knüppeln belegt, «brügglet», war)
II Krauchth.; … ann die karren strasz 1535U101 I Lyss; an
der karren stras 1480/90U44, karren sträsz 1500U48, vnnd
der karrstrasz 1531U97 III Ers.; nebent der karren strasz
1437U56, die Karrenn strasz 1532U62, an die karr strasz
1532U62 II Utztf.; an die Karrstrasz, Karren strasz 1532U62
WilerbU.; gat die karrstras darüber 1532U125 III Müh-
leb.; xarrwē᪸g (von landwirtschaftl. Fahrzeugen benütz-
ter Weg) II Krauchth.; Teufels-Karrweg oder Fahrweg
(Felsschichten: Sage) 1850J; xarəwē̤dli (Scheuer mit Um-
land, in Wäresweid) IV Zweis.

xarərhụ̈sị (Hei., K.) III Walkr.

Item ii Jucharttenn Stost ouch an karrachs acher …
1531U76 II Wangen.


I: Nhd. Kar n. als geomorphologische Bezeichnung für ‹Gebirgs-
kessel, Mulde› (Kluge, Etym. Wb.; DWB V S. 264) ist dem
Schweizerdeutschen im Gegensatz zum Bair.-Österr. fremd (vgl.
O. v. Greyerz, Sprache, Heimat, Dichtung, 1933, S. 105). Hinge-
gen kommt occasionelle Übertragung der im Berner Oberland
geläufigen Benennung Char n. für ein ‹hölzernes Gefäss, wie
Trog, Kübel› in Frage (Id. II, 420; Zinsli, Gr. u. Gr. S. 325). Die
Lautung kxār steht im Verdacht, von ndh. Kar beeinflusst zu
sein.

Zumindest im Volksbewusstsein scheinen einzelne Char-Namen
mit Charre(n) ‹zerklüftetes Felsgestein› (s. d.) in Verbindung ge-
bracht worden zu sein, z. B. in Isenfluh.

Im Namen kxarhüri, ~hōrə ‹bewaldeter Felsblock› (Gsteig), das
ein Gewährsmann als Ghar- transkribiert, steckt wahrscheinlich
das Adj. g(e)-hār ‹mit Haar bzw. Flaum, Flechten bewachsen›
(Id. II, 1510).




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Sp. 426


II: Charre(n) ‹Gebiet kahler, ausgelaugter Kalksteinflächen im
Gebirge, Felsrippen›. Id. III, 422 nennt als Beleggebiete AP; GL;
SG; SZ; UR. Obschon als Synonym zu Schratte(n) (s. d.) nicht
reich belegt, dürfte es sich doch um ein altes schweizerdeutsches
Mundartwort handeln, das bereits bei Stalder II, 87 verzeichnet
ist und auch von der wissenschaftlichen Geologie aufgenommen
wurde.

Die Deutung in Grimms DWB Bd. V, 223 bzw. 204 im Zushg.
mit Char, nhd. Kar ‹Bodensenke im Gebirge› (s. d.) ist unhalt-
bar. Wahrsch. ein vorrom. (kelt.?, vorkelt.?) Alpenwort *kar(r)
‹Stein›; s. Zinsli, Gr. u. Gr. S. 325 mit der Etymologie J. U. Hub-
schmieds.

III. Schwzd. Charre(n) m. ‹zwei- oder vierrädriges Fuhrwerk›
(Id. II, 422), ahd. karro, mhd. karre m. < lat. carrus ‹Wagen›. ‒
karrachs, ‹Karrenachse› (schon bei Maaler) s. DWB V, 227.


Chärb-

i dər xē᪸rbə (Hei.; schattige Mulde) II Rüegs.; xē᪸rbə (id.
mit Schmidige-Mösli) II Waltw.

das Kerbenhäuslein hinter dem Wasen 1791A II Sum.
Hornbach; tsum xe᪸rbəštẹ̄ (grosser Felsblock im Wald) I
ObwilbB.


Schwzd. Chërbe(n) f. ‹Kerbe, Einschnitt› (Id. III, 450).


Karbid

kxarbidwē᪸g (; früher ein Weg bei einer nun abgegan-
genen Karbidfabrik) II Langt.; kxarbị̄ti (Karbidfabrik;
im Volksmund: d fleišderri, weil die grosse Hitze dort die
Arbeiter ausdörrt) V Meir.



Chärchel

im xe᪸rxəl (Wa., Felsen) V Obried; gịtsị(k)xe᪸rkxe᪷r (Fels-
kessel, wo man Gitzi einsperrte) V Obried (Aussprache
nach Gemeindebesprechung!).


Schwzd. Chärchel m. ‹Kerker›, mhd. karkaere, karkel; kerkel
früh entlehnt aus lat. carcerem (gesprochen karkere), als das lat.
c- auch noch vor Palatal die k-Aussprache hatte (s. Kluge, Etym.
Wb.; Id. III, 457).


Chärder

xē᪸rdər (Bergmahd) V Obried.

xē᪸rdərbē᪸rg (Wi.) V NdriedbI.


Schwzd. Chärder m. eig. ‹Köder›, dann aber im BO und weiter-
hin auch ‹Regenwurm› (Id. III, 458); toponomastisch auf längli-
che Formen übertragen.


Chäret-

i᪷ dər xē᪸rətšwe᪸ŋi (kl. Hei.), Kehretschwendi 1838D, xē᪸rət-
šwe᪸ŋigrabə III Langn.





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Sp. 427


Charge

uf dər hiŋərə, uf dər fordərə xārgə (K., nördl. vom Hof
Bätzibode); darüber dər xārgəwaud (Wa.) III Obthal.


Unklar, evtl. Zusammenhang mit Char im ersten Glied?, vgl.
aber auch karg f. ‹Gewichtslast, Frachtbrief›, ital. cargo; Goetze,
Frnhd. Glossar S. 131.


Karl

kxarlsru᪷ə (Wa., Fels, Aussichtspunkt) III Bern; xarlị-
matt (2 Hei.), genant die karlismatten 1591U130 III Gugg.;
kxa᪷rlištuts (steile Wegstelle) V Gutt.; i dər kxarimatt (K.,
früherer Besitzer hiess vermutlich Karl) I Büet.; ds
kxārisbē᪸rgli, wo?: a kxāris bē᪸rgli (Alp, Wa.; Besitzer:
Karl Reichenbach) IV Saanen; xārləs šmittə (Schmitte,
nach dem heutigen Besitzer) IV Zweis.; xārləwē̤d (K.;
zum FN Karlen) IV Zweis.


PN Karl bzw. FN Karlen, meist Besitzerbenennungen.
Im Karlistutz in Guttannen soll nach unserm Gewährsmann
eine mundartliche Wendung verborgen sein: «Karl» bedeute so-
viel wie ‹Überanstrengung›; e᪸r kxārligət ‹er mag nicht mehr›.


Chärn-

Genskernen s. diesen Stichwortansatz; wassərxē᪸rnə (K.) I
Rapp.

xe᪸rnho᪷uts (Wa. bzw. K.), das kernn holtz 1521U31 I Orp./
Safn.; dər xē᪸rnəšpịxər (Hei.), Kernenspeicher 1838D II
Obburg; xē᪸rnəweid (Vorsass) V Brienz.

dər xe᪸rnəfaŋ (Wei., Wa.), Kernen Fang 1488U166, zwei
Mannsmad Jn kernen vang 1497U167, im Kernenwang
1524UP, in kernen vang 1524‒93U168, um 1540U168, 1548U160,
Kernenfang (Hof) 1838D; xe᪸rnəfaŋmād (Wi., Wa.); xe᪸rnə-
faŋwē̤dli (Wi., Wa.) IV Zweis.; xe᪸rnə betštat (felsige Weg-
stelle) IV Bolt. Schwarzenmatt; dər xē᪸rnəbodə (Wei.) IV
Diemt.


Schwzd. Chërn(e) m. ‹Kern›, mhd. kërne, kërn swstm. (Id. III,
465). Die Zus. Wasserchärne könnte auf die (allerdings in Id. III,
310 für BE nicht belegte) Nebenform Chärnel zu schwzd. Chän-
nel ‹Wasserrinne› u. ä. zurückgeführt werden.

Der FN Kernen ist im Simmental altbezeugt (FNB III, 229;
HBLS IV, 477).


Karolina

i᪷ dər kxaro᪷linə, heute angeschrieben: Aarolina, im An-
klang an Aare (längliches Gebiet mit einigen Häusern,
Sportplatz; Namenherkunft dem Gewährsmann unbe-
kannt) I Aarb.; i dər kxarlinə (trockenes, steiniges Land)
I ObwilbB.; kxarolịnəwāld (Wa., steil) IV Diemt.


Offenbar weiblicher Besitzername, da der PN Karolina im
19. Jhd. im Kt. Bern ziemlich häufig war.


Charpfe

xārpfəgrabə (K.; früher Graben mit Karpfen) I Safn.


Schwzd. Charpfe(n) m. ‹Karpfen› (Id. III, 477).




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Sp. 428


Charr/Charre s. Char


Chärscheli

i᪷m xē᪸ršəli᪷ (Wei., Wi.), Kärselen (Ha.) 1838D IV Därst.; ~
(Sennhütte, Wei., Wa.) IV Diemt.


Etymologie s. Kärselen.


Kärselen

i dər xē᪸ršələ (Weiler), vnder der Kescherren 1402UT, Zuͦ
Kersellen 1535U101, in der Kerseren 1697A, in der Kärselen
1780A, Kärselen 1838D III Ueb.

kxe᪸ršələhubəl III Thier.; xē᪸ršələmō᪷s (K., früher Moos)
III Längenb./Ueb.; i᪷m xē᪸ršələšlatt (Häuser) III Blumst.


J. U. Hubschm., Thun S. 178 führt Kärselen, gesprochen Chär-
schele, zurück auf ein altromanisches *karežera ‹Riederen›, Ab-
leitung mit -era < āria von kareš < lat. cārex, Akk. cāricem
‹Riedgras›; ebenso P. Glatthard, Aare/Saane S. 82. Nach roma-
nistischer Auffassung (N) ist allerdings der altrom. Ansatz *kare-
žera nicht gesichert: suffixale Ableitung von carice ergäbe
*karets-eárea > kartsiaria < kartsiera. Für den Germanisten
bleibt es fraglich, ob daraus im alem. Mund xē᪸ršərrə, dissimiliert
xē᪸ršələ, werden konnte.


Kartafel s. Gattafel


Charter-

xārtərwe᪸udli, xārtərwāud (Wa.) II Ausw. Aerbolligen.


Nach Gewährsmann: «Wald des Karters»; Charter war der
Übername eines Karten-Machers zum Wollekämmen (vgl. Id.
III, 491).


Kartüser

dər kxartü᪷sər (; Wa., gehörte früher dem Kloster
Thorberg) II Krauchth.; Der Carthu̍ser acher 1531U97,
vom Carthüser acher 1659U100 III Vech. Sinn.; an der kar-
thuser guͦtt 1488‒1514U166 III Blumst./Thun; an der Kar-
tüseren guͦtt nach 1523U141 III Hilt.; an der karthuser guͦt
1529U92, chartuser guͦtt 1531U60, carthuser hoffstad 1531U60,
an der Carthuser holtz 1529U92 III Konolf.; vnnd karthu-
sers matten 1522U41 II Aarw. oder Umkreis; der Cartüse-
ren reben 1579UT III Thun.


Kartäuser ‹Orden der italienisch eremitischen Reformbewegung
des 10./11. Jhds., dessen Wiege die 1084 vom Hl. Bruno gegrün-
dete Grande-Chartreuse in der Dauphiné war›. Das bernische
Kloster Thorberg war eine Kartäuser-Stiftung; vgl. HBLS IV,
457/8. In Reblandnamen kann auch die Bezeichnung Kartüser
für eine Weinsorte stecken; vgl. Id. III, 492 «in der Umgegend
der ‹K.› gewachsener Wein».


Chas-

im kxasər, kxāsər, xasər (Hei.) II Madw.; der Kaserhoof



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Sp. 429


1794A II Ndbipp (hiezu evtl. auch der folgende Beleg: ii
jucharten an der Gaserren 1423UBS II Ndbipp.).

xasərə (K.), Kasern (Haus, zu Garneul gehörend) II Hei-
misw.; xasərə (Weiler), ein halbe Juchart genant die khä-
sera 1530U42, Jn der kaserenn, vff der Gasaran zelg
1531U76, Kasern 1838D II Rohrb.

xasərəhö᪷utsli (K.), xasərəbē᪸rg (K., Wa.) II Rohrb.


Kaser als FN (FNB 3, 212: Niederbipp und Thunstetten) liegt bei
Kaserhoof II Ndbipp sicher, bei den andern Namen wahrschein-
lich zugrunde. Chasere ist umlautlose Form zu Chäsere ‹Ort, wo
Käserei getrieben wird› (Id. III, 513).


Chäs-

Übersicht:

Chäs, Chäser, Chäsere

Chäs:

B) b) II: 7; III: 10; IV: 6; V: 5

Auswahl: dər xe᪸saxxər (K.) III Belpb.; le᪸bər xe᪸shü᪷ttə
(Käserei) III Eggiw.; xe᪸shü᪷ttəho᪷gər (Wi.) III Langn.; ds
xe᪸smi᪷uxgre᪸bli (Bach) III Eriz; xẹəsmilxrē̤ (Wei.) IV
Zweis.; xē᪸sbo᪷də (Wi., Wei.) III Homb.; ds xẹ̄sbö᪷di (Alp)
IV Wimm.; dər xē᪸sšleif V Matten.

Hieher?: ds xe᪸sətụ (Hei.), im Käsenthal 1794A, 1838D III
Arni.

C) Chäsi: xe᪸si (Käserei) III Langn.

Chäserei (xe᪸sərei, xe᪸serī; ) kl. Auswahl: bi᪷r ~ (Käse-
rei, K.) III Wattw.; buəmbəxe᪸sərei, šopf~, waud~ III
Schangn.; auti ~ (Wi.) II Kernenr.

~axxər (K.) III Konolf.; xẹsərị̄gü᪷ətli (Schürguet, früher
Bäuertkäserei) IV Saanen; xịəsərị̄brü᪷k IV Lau.

Chäser:

A) dər xe᪸sər (Hei.), Käser 1838D II Wyss.

B) b) I: 3; II: 6; III: 1; V: 5

Auswahl: dər xē᪸sərhōf (Hei.) II Kldietw.; xe᪸səršhūs
(Weiler), [zu Käsertzs 1604UP], Käsershaus 1785A, 1838D;
xe᪸səršhūsgass (Hei.) II Leimw.; xe᪸səršhushȫ᪷xi (K., An-
höhe) II Leimw./Ursenb.; Käsershauswald 1838D II
Leimw.; in dər xe᪸sərmad (Alp) V Haslib. Hohfl.; xe᪸sər-
matt (, K.), uff den Keserennmattenn 1532U4, vff der
kesermattenn 1533U23 I Bühl; i᪷m xe᪸sərbē᪸rgli (Wa.) II
Rüegs.; xē᪸sərbo᪷dən (Wi. mit Scheune) V Ltbr. Weng.;
xe᪸sərštatt, štatt (Alp) V Haslib.; du̍n vlaͤchken zder
Kaͤserstatt 1344 V Ltbr. Weng.

Hieher?: xe᪸səlaxxər (K.), am käsellacher 1533U III
Rüegg.

C) ds xē᪸sərli (Wa., Alp) V Meir.

Chäsere:

i᪷ dər xe᪸sərə (K.), Keserren 1362, 1370, 1377, 1422C1, das
mösli by käsern 1420/30C2, ze keseren 1425U78, 1521U31, iij



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Sp. 430


meder vff der keserenn 1531U97, zuͦ ober kesernn 1535U101 I
Bargen/Walpw.; xe᪸sərə (K.), xe᪸sər I Schwad.; i dər
xe᪸sərə, xēsərə (Wa., Gestrüpp) III Gugg.; j mad Jn der
kesera 1531U97, Jnn der kaͤseren 1535U101, 1674U100 III
Rub. Trimst.; in territorio de Kheserron 1316, ze keseren
1419Uk2, 1419Wäger III Rüegg.; ~ (Hei.), Käsern (Alp)
1838D III Trub; xē᪸sərrən (Alp), o᪷bər ~ V Hofst.

Hieher?, allenfalls zu Kaiser: i᪷ dər xẹ̄sərə (Hei.), Kaisern
1838D III Zimm.

xe᪸sərənek (), ~fluə, uffy an der kässeren fluͦ 1531U136
III Trub; ~matt (K.) I Walpw.; xe᪸sərəbrü᪷nnli, xēsərə-
brü᪷nnli III Gugg.; i᪷ dər xe᪸sərə tšants (Ecke Kanal-Rö-
merstrasse, Schanze) I Bargen; xe᪸sərədǖ᪷rli II Ursenb.;
keseren weg, kaͤser weg, keserweg 1531U97 I Bargen; ke-
serennweg 1532U4, käser weg 1551U32 I Kapp.; xe᪸sərəweid
(Wa.) II Ursenb.


Schwzd. Chǟs m. ‹Käse› (Id. III, 502); in FLNN kann sich das
Wort auf Grundstück-Abgaben beziehen (Id. III, 513).

Schwzd. Chäsi ‹Käserei› (Id. III, 513). Chäsere ‹Ort, wo Käserei
getrieben wird› (Id. III, 513) entweder aus spätlat. cāsāria ‹chau-
mière, hutte› (Jaccard, 86), wahrscheinlicher aber aus spätlat. cā-
seāria ‹Käserei› (Hubschmied Burgd., 722).


Chäs und Brot

xē᪸s u brōt (Weiler), zwischen Käss- und brodt 1668P, Käs
und Brod, ein Dörflein 1782‒84Reg, Hans Kornmann zu
Käs und Brod 1806 (Dok. buch Bern Nr. 12), Käs und
Brodt 1838D III Bern Obbott.


Nach der volksläufigen Deutung soll der Name sich auf den
kriegerischen Auszug der Berner nach Laupen beziehen, bei
dem sie sich am 20. Juni 1339 hier ausgeruht und mit Käse und
Brot gestärkt hätten. Doch handelt es sich zweifellos um eine
aetiologische Sage, die durch keine historischen Dokumente be-
legt und wahrscheinlich jüngern Datums ist. Justinger verzeich-
net das Ereignis 1420 nicht.

Die gleiche Namenfügung kommt in der Schweiz und im
deutschsprachigen Ausland auch weiterhin als Örtlichkeits- wie
als Personenname vor: die Freiburger etwa nennen ihr Mittel-
land (Tafers, Düdingen, Heitenried) scherzweise Zwischen Käse
und Brot. Im Rheinland kennt man neben andern einschlägigen
Benennungen nach dem Molken den Flurnamen am Käs und
Brot in Dür-Froitzheim, «Käsenbrot» in Wupp-Lützenkirchen
(s. H. Dittmaier, Rhein. Flurn. 1963, S. 133a). Sogar im ehemals
noch rätoromanischen Chur des 14. Jahrhunderts wird uns ein
Beleg Vial da Paun a Caschül überliefert, den das RNB II,
S. XXIV freilich eher auf einen Mann dieses Namens beziehen
möchte. Ein miles dictus Kese und Brot wird uns urkundlich
1290 aus Basel bezeugt (A. Socin, Mhd. Namenbuch, S. 305, 464),
einen gleichnamigen Mann verzeichnet Schwäb. Wb. IV, 244,
und nach W. H. Riehl «Land und Leute» (1861, S. 322) soll ein
Würzburger Bischof Heinrich von Osterberg seinen Hofhalt so
kümmerlich ausgestattet haben, dass man ihm den Namen Käs
und Brot gegeben hat.

Auch wenn man in unserm Weilernamen einen Bezug auf
grundherrliche Abgaben erwägen mag (vgl. etwa Finsterhen-
nen), machen es die angeführten Belege doch wahrscheinlicher,
dass wir es mit einem Spottnamen auf eine vielleicht kleine und
wenig ertragreiche Bauernsiedlung zu tun haben.




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Sp. 431


Vgl. dazu noch Id. III, 503/4 und A. Iten, in «Schweizer Volks-
kunde», Korrespondenzblatt der Schweiz. Ges. f. Volkskunde 35
(1945) S. 76ff.


Chaslepalg

i᪷m xasləpalg (Alp, ca. 30 Kuhrechte, privat), Kaslupp-
balg, im (Berggeländ) 1845D IV Lenk.


Schwer, sicher zu deuten! Vielleicht ursprünglich *xāslabalp
bzw. *xāsluppalp zu Chäs-Lab, -lapp, -lupp n., mhd. kaeselap
‹Lab für das Gerinnen der Käsemasse› (Id. III, 952); -alg statt
-alp wäre durch Dissimilation in dem nicht mehr verstandenen
Namen zu erklären.


Chasper

dər xašpər (Hei.) II Erisw.; ~ (Vorsass) IV Lau.; xaš-
pəraxər II Lütz.; xašpərgri᪷nd (Felsen, der ein Gesicht
bildet) V Lütsch.; xašpərshūs (Hei.), im Kasparshaus
1771/72A II Wyss.; v̍ber Caspars müszlj 1537U100 III
Kirchl.; in dər xašbri᪷bəwē̤d (Wei. des Kaspar Rieben)
IV Lenk;

xe᪸šbərli (id. Chalchofershus) II Sum.; xašpərli IV Lau.; ds
xašpərli (Scheuergut), xašpərlimād (Wildheumad) IV
Saanen; xe᪸špi᪷hūs, xe᪸špi᪷hụ̈sli (Hausbezeichnungen) II
Affolt.; xašpismōs (Wa.) III Hilt.

xašpərə II Grab.


Besitzername Kaspar (Id. III, 532/533).

Hieher?: xašigattər (Aussichtspunkt, Grenztreffpunkt
von Dürrenroth, Wyssachen und Sumiswald, Weid-
grenze) II Dürrenr.; xašishūs (2 Hei., K. u. Wa.; das
obere Haus, auch sennburəhūs genannt), Kaschishaus
1838D II Sum.


Wahrscheinlich die Kurzform eines PNs im 1. Wortteil, viel-
leicht zu Kaspar? ‒ Nach Gwp. soll Kabisberg (s. d.) ursprüng-
lich xašisbe᪸rg gelautet haben.


Kasse-

kxassəland (K., der Nutzen floss in die Forstkasse) I
Rapp.; kxassəmattə (überbautes Gebiet, das der Spar-
und Leihkasse gehört) III Steff.


Schwzd. Kasse ‹Kasse, Sparkasse, Bank› (Id. III, 501).


Chaste(n)

A) dər xaštə (Wa., eng), stosset an den Castel 1500U48, Ka-
stenholz 1838D II Krauchth.; im mittlərə, uŋərə xaštə (ei-
nige Häuser), im Kasten 1520UP, Claus im Castell 1526U49,
Jm Castenn 1574U53, Huic adduntur Casten vicus …
1577Sch, von dem oberen Berg Casten 1595U54, im Kasten
underhalb Burgdorff 1635/38C3, im Kasten 1790/91C3, im
Kasten (die «Alte Strasse» heisst hier «Kastenstrasse»)
1840J II Seeb.; dər xaštə (K.) III Vech.; xaštə (Wohnge-



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Sp. 432


biet, erhöht), Kastel, Ober u. Unter Kastel (Name von
Rebbezirken) 1850J IV Spiez.

Unsicher, da nicht mehr zu bestätigen: nach Jahn, Kt.
Bern 1850, S. 336: «Ein anderer alter ‹Kasten›, das
heisst: Kastell soll im Dorf Meyringen auf dem Platze,
wo es ‹an der Rudenz› heisst, gestanden haben»; nach
dem «altvolksthümlichen Namen ‹Kasten›» scheine es
«ein römisches Kastell gewesen zu sein».

B) aa) dər fuksxaštə (Schürgut, schattig; dort war wohl ə
fukslo᪷tsi ‹Lauerstelle der Fuchsjagd›) IV Saanen;
wassərxaštə (Ortsbezeichnung bei der Wasserfassung in
der Allmend) V Ltbr. Weng.

ac) dər ruotəxaštə (Fluh, Ziegen-, Schafweide), über die
Roten Schu̍pfen 1518Rq1, Rothenkasten = Rothefluh
(Schöpf) 1716 in Sam. Bodmers MarchbuchWä IV Bolt.

b) hinden am Casten acher 1646UT III Konolf. Herolfin-
gen; Zelg an kastenn fluͦ 1535U101 II Obburg; xašdəngüöd
(Hei. in Mulde) V Meir.; im xaštəhouts (Wa.), Kasten-
holz 1838D, 1850J II Krauchth.; xa᪷štəhüsli (kl. Hei.),
xa᪷štəmattə (Wi.), xa᪷štəre᪷in (K., steil) II Seeb.; von dem
kastenstalden 1502U157 IV Zweis.; tsem xaštəštein
(Hei., Wegstelle mit Felsblöcken) V Grindelw. Bussalp;
xaštəwaud (Wa.) II Seeb.; II Wynigen; III Vech.


Schwzd. Chaste(n) m. ‹Trog, Schrank›, übertragen wohl für ‹eng
eingeschlossene Örtlichkeiten›, ahd. kasto, mhd. kaste m. ‹Be-
hälter› (Id. III, 535). Nach Id. gehören manche mit Kasten- ge-
fügte ONN zur Bed. ‹Truhe, in der wichtige Schriftstücke aufbe-
wahrt werden, Archiv› oder ‹Gebäude zur Aufbewahrung des
Gült- oder Zehntengetreides›. Die besonders in östl. Mdaa. be-
kannte Bed. ‹Felswand› dürfte erst aus Namen für Gebirgsfor-
mationen abstrahiert sein.

Doch kann in Kasten-ONN allenfalls auch ursprüngliches Cha-
stel (s. d.) vermutet werden, was offenbar durch den Hinweis von
Gewährsleuten auf Ruinen nahegelegt werden sollte.


Chastel

A) an die gassen, die in castell get 1528U2, Im Castell ein
Sateli 1535U101 I Lyss; das Guͦt am Kastell 1520U131 III
Belp; ufəm xaštəl, xaštəltu (Häuser, ebenes Land), Ab Si-
nem guͦt gheissen am castell 1530U95, Am Castel 1531U144,
der Kastel («schanzenartiger Hügel unterhalb Sigris-
wil …») 1850J III Sigr.; bim xaštəl (‹alte Burgstelle›), am
Kastel 1348/58N, Kastel («gewaltige Erdwerke, jedoch
ohne Burgruine») 1850J IV Erlenb. Latterb.

B) b) der castellacher 1532U4 I Lyss; Kastelacker 1895Z I
Treit.; castellacher 1591U130 III Gugg. Kalchstätten;
xaštəlaxxər, xaštuaxxər (Hei.), der Castell acher 1531U136,
bisz an Castelacher 1534 oder 35Arch. Langn., Kastelacker
(2 Häuser) 1850J III Langn.; xaštuou (), lit ze Kastel-
ouwe 1353 III Belp; xe᪸štlifurə, denne uf der castelfurenn
1533U133, Kästlifurren (Hof) 1838D, 1850J (das «kastellar-
tige» Erdwerk aus unbekannter Zeit, das ca. 200 m vom
Hof entfernt liegt, heisst heute Bufelhölzli, vgl. Burgen-



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Sp. 433


karte der Schweiz I, S. 21) III Rüegg.; xaštu᪷hu᪷bu᪷ (Wald-
teil), castellmatten 1528U2 I Seed. Baggwil; xaštumatt, Ca-
stelmat 1609, Kastelmatt 1886Bu III Belp; underm Ka-
stelbuͤle, Kastelsbuͤle 1356, an die allmendt genant ca-
stellbüell 1591U130, Kastelbühl (Stelle eines ehemaligen
Kastells, Hügel seitwärts von Kalchstetten) 1850J III
Gugg.; Kästelrain (Waldung bei Oltigen) 1850J I Rad.;
Zuͦ Kastellstetten (Hof) 1512U127 III Gugg.

Chastelen: xaštələnek (Egg, Strassenbiegung; ) III
Gugg.; Kastellen-Hubel 1707A, Kastelenhübel (höchste
Spitze des Frienisberges) 1850J I Seed.

C) -er: im xaštələr, xaštələrbē᪸rg (Hei.) II Kldietw.; xaštə-
lər (K. am Wa.) III Konolf.; das Kastellera (was sind
zwo matten) 1531U144 III Thun; xaštələrwaud (Wa.) II
Rohrb.

Castels: Des Ersten Ein halb mad mattenn lytt zuͦ Castels
1533U24 I Treit. (? vgl. Kastelacker 1895); xaštuts, auch:
xarštuts (K., steiles Weideland), ab dem castels ist zwei
meder 1532U125, in Kastels (auf halber Höhe des Gümme-
nenstutzes heisst es ‹im Kastels› …) 1850J III Mühleb.
Mauss.; zwo juchart genant der kastelsacher stosend bi-
senhalb an das narrenmos 1532U125 III Mühleb. Mauss.


Schwzd. Chastel n. ‹Schloss, Burg› (allg. nur noch Name) (Id. III,
534f.). Vor der 2. Lautverschiebung entlehntes Wort zu lat. ca-
stellum. Unsere Namen gehen zweifellos nicht aufs Frühmittel-
alter zurück, sondern sind später mit diesem verschobenen
Lehnwort Chastel gebildet worden. Die ältesten castellum-Na-
men im alpinen Raum erscheinen mit der «Ersatzlautung» G-
wie in Gestelen / frz. Châtillon WS; vgl. auch unsere Artikel
Gastlosen und Gestler.

Problematisch ist die Lautung Castels: wenn der Beleg zuͦ Castels
1553 wirklich in Treiten lokalisiert werden muss und mit dem
dortigen Kastelacker 1895 zusammengebracht werden muss,
dann dürfte in der Endung -els einfach die im Seeland analogisch
verbreitete Namensuffixgestalt auf -s angenommen werden (vgl.
P. Zinsli, Eine Suffixlandschaft im westschweizerdeutschen
Ortsnamenbereich, Den Haag 1956), wie wohl auch die verschie-
denen Kastels in Düdingen, Bettlach und Grenchen und sicher
auch die mit der Endung -s versehenen Kastels, Castels in Grau-
bünden häufig bloss romanische Ortsnamen im deutschen
Mund mit dem analogisch verbreiteten «ON-Suffix» sind, vgl.
H. Schmid, VR 12 (1951), 21‒81.

Ursprünglicher könnte vielleicht die Lautung Kastels im Be-
reich von Mühleberg Mauss sein, wo schon sehr alte Verkehrs-
wege durchgingen. Wenn man nicht eine Übernahme von lat.
castellum am Ort annehmen will, darf vielleicht eine altromani-
sche fem. Nbf. angenommen werden, die RNB II, 84a vorsichtig
erwägt bei der urkdl. Lautung castellas 1576 für Malders.


Kasthofer

kxaštho᪷fərplats, kxaštho᪷fərštei (schöner Aussichtsplatz
mit Gedenkstein zu Ehren von Albrecht Ludwig Kastho-
fer 1777‒1853) II Langt.


Albrecht Ludwig Kasthofer, 1777‒1853, Forstmeister des Kan-
tons Bern (HBLS IV, 461).




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Sp. 434


Casti- †

uf eim Stein, hiesz der castinen-stein 15. Jhd.Rq4 IV Kratt.


Nach unserer Quelle ist hier um 1400 der Junker Petermann von
Krauchthal zu Gericht gesessen «umb einen totslag». Der Her-
ausgeber der Rechtsquellen zitiert mehrere Zeugenaussagen aus
dem 15. Jhd., wonach sich in Krattigen ein Gerichtsstuhl befun-
den habe. Die Örtlichkeit ist heute nicht mehr bekannt; von den
damals in diesem Zusammenhang genannten Orten existiert
noch der Sennstalden (an der Grenze gegen Leissigen gelegen).
Ob castinen auf lat. castigare ‹züchtigen› zurückgeht, wie der
Herausgeber vermutet, muss aus lautlichen Gründen fraglich
bleiben.


Kastlanei

kxaštlanẹi, auch: i᪷ dər xaštlanị̄ (; Bauerngut) IV Saa-
nen.


Kastlanei f. ‹Amtsbezirk eines Kastellans›. ‹Die 4 Castlaneien
Saanen, Ösch, Rötschmund und Rosigniere› 1623 Rq (Id. III,
535).


Chastona †

subtus la chastona in la louwina 1312Zw (am alten Sträss-
chen zwischen Stalden und dem Oberdörfchen Laue-
nen; an dieser Stelle heute zwei Bauernhäuser, genannt
Schlössli; das benachbarte Staldenhaus besitzt schloss-
artigen Unterbau mit Gewölbe) IV Lau.



Kastor

dər kxaštōr (Zwillingsbergspitze zu Pollux; Engelhörner,
ohne Namen im Siegfried-Atlas und in der neuen Lan-
deskarte) V Schatt.


Früher scheinen die benachbarten Spitzen von Bergsteigern ein-
fach als die Zwillinge bezeichnet worden zu sein; der südöstliche
wurde 1901 erstmals bestiegen und danach «gewöhnlich Kastor
genannt» (Hochgebirgsführer durch die Berner Alpen von
H. Dübi). Die Namen Kastor und Pollux sind sekundär in Anleh-
nung an die Monterosa-Gipfel gegeben worden, die früher auch
volkstümlich die Zwillinge hiessen.


Kater-

ultra pontem de Quatrowa, Quatrowaz, Quatrowac
1312V1 joria de quatrowac 1312V1, in fine de quartowac
1324V2, in joria de quatrowaz 1324V2, iuxta rivum de «Ka-
ter Walt» 1341 (FONTES RERUM BERNENSIUM
fälschlich «Kacer Walt»), quatrewac 1355V3, ultram pon-
tem de quatrewac 1360V4, kxatərəwē᪸g (; heute auch
e᪸bnitke᪸ssli), kxatər(ə)we᪸gbrü᪷k (heute meist nur noch: d
brü᪷k) IV Saanen.



Katharina

von Sannt Katharinen 1553U8 I Lengn.; vonn Sannt Ca-
trynenn Capel waͤgenn 1518U74 II Wiedl.; in capella …



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Sp. 435


beate Katherine 1453Rq7, sannct Katherinen 1479C1 III
Laupen.

der acher …, dem man sprichet «sant Katherinon acher»
1337 I Bür.; an sant katherinen guͦt von thun 1500U48 III
Herbl.; an Sannt katrinen pfruͦnd matten 1493U84, an
Sannt Cathrinen pfruͦnd matten 1530U95, 1531U144 III
Thun.

bi᪷m kxatšhụ̄s (Wohnhaus und Grundstück beim Staub-
bach; kxatš ist Familienzuname, z. B. kxatšadolf usw.,
insgesamt diə kxatšiga, nach der Urgrossmutter Katha-
rina) V Ltbr.

Hieher?: dər kxe᪸təllər (Hei.) V Grindelw.; von dess us-
seren Amptz wegen dass man ketterliss ampt nempt
1531U144 III Thun.


Katarine (Id. III, 560f.) mit dem volkstümlichen Namenbeleg
Kättler (verächtlich) aus AP; zu ketterlis ampt vgl. jurisdictione
exteriori, quam Wernherus dictus Katterlin tenet 1323, mit dem
u̍ssern ampte, des Wernher Katterli phliget 1323, Thun. Zu den
Patrozinien der Hl. Katharina von Alexandrien im Kanton Bern
vgl. Andres Moser, Die Patrozinien der bernischen Kirchen im
Mittelalter, Z. f. schweiz. Gesch. Bd. 52 (1958) S. 27ff., bes. S. 44.

Hieher?: dər kxe᪸tər (Hei.), dər hi᪷ŋər ~ (Hei.), Käterhaus
1838D II Wyss.



Katsch- s. Katharina


Chatz

A) xats (steiles K.; früher Haus) II Waltw.; xats u mụ̄s
(2 Felsen, Sage!) III Pohl.; d xats (Scheune) III Trub; ~
(Bergspitze, Form einer Katze) IV Saanen; ~ (Felsband
im Wald) V Obried.

B) b) I: 9; II: 14; III: 44; IV: 18; V: 15

davon: ~loch I: 1; II: 2; III: 9; IV: 4; V: 1

~steig, ~stiig I: 3; II: 1; III: 11; IV: 1; V: 1

Auswahl: xatsaxxər (K.) ii juch heisset der katzacher
1480/90U44 katzenn acher 1531U45 II Rumend.; xatsəfad
(Weg) V Brienz; ~ge᪸ssli (Weg) III Konolf./Ndhün.;
bysz in katzen grabenn 1531U136, katz graben 1534 oder
1535 (Gde'archiv) III Langn.; dər xatsəgrabə (Felscou-
loir; wurde früher beherrscht von einer Felspyramide,
die wie eine Katze aussah) IV Lau.; ~grāt (kl. Hei.), im
Katzengrat 1702A, 1838D III Langn.; dər xatsəgriŋ (Wa.),
hieher wohl auch: im Katzenanttlit 16. Jhd.UP III Eriz; u᪷f
em ~ (Waldkopf, Egg) III Schangn.; xatsəgrind IV Ob-
wiliS.; bim katzen lo 1542U104 III Boll.; xatsəlox (K., kl.
Mulde) II Krauchth.; ~ (Gebiet mit viel Schachtelhal-
men) III Blumst.; ~ (Wei., vertieft), das katzenloch ist
ein Jucherten 1593U134 III Rüml.; ~ IV Diemt.; ~ (Heu-
land, Mulde) IV Erlenb.; xatsəllox (Wei.) V Innertk.;
xatsmatt (K.) katzen matten 1480/90U44, 1500U48 II Ru-
mend.; xatsbəx, obər/uŋər (2 Hei.), Katzbach 1838D;



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katzbach grabenn 1531U136 III Langn.; xatsbach (Hei.)
Katzenbach 1676A, Katzbach 1838D; Katzbach acher
1530U132, 1531U97 III Vech.; Katzenberg (Wa.) 1838D III
Zimm. Obermuhl.; xatsəpfād (Weg) IV Gsteig; ~ V
Ringg.; xatsbru᪷nnə (Hei.), Katzbrunnen 1838D II Hei-
misw.; katzennbuͤl 1533/42U128, 1591U130, 1630UP, 1838D III
Rüsch.; xatsəšpru᪷ŋ (Felswand, Weg) IV ObwiliS.; dər
xatsəštāldə (Wintergut), katzen stalden 1488U156, 1502U157,
17. Jhd.UP, 1838D IV St. Steph.; xatsəšte᪷i (errat. Block,
Wi.), zem katzenstein 1391Uk2 IV Spiez; iuxta viam, que
dicitur Chazzunstaga um 1131, Chatzenstage 1362, 1390
I Seed.; xatsəštị̄g (K., Wa.), am katzennstÿg ij Juchrten
1531U97; Katzenstygacher, katzensteigacher 1735S; Kat-
zensteigwald 1838D III Boll.; xatsəštị̄g (K.), i juch am
katzenstig 1498U46, 1500U48 III Brenzk.; ~ (3 Hei.), Kat-
zennstÿg 1533/42U128, 1530UP, Katzensteig 1798A, Katzen-
styg 1838D; xatsəštịghu᪷bu (Hei.), ~rẹ̄n III Wahlern; der
Katzenstyg (Pfrundgut) 1532/33A V Brienz; xatsəštī᪷u
(Wa.), Katzenstiel 1838D I Kapp.; dər xatsəšwants (3 Hei.)
V Meir.; ~šwe᪸ixi (Graben) III Fahrni; bi᪷m ~tri᪷tt (Weg-
stelle) V Grindelw.; die matten im katzenzagel 1528U2 I
Lyss.

C) -li: ketzlibrunnacher 1531U97, kätzlin Brunnacher
1670U100, die ketzlin brunnen matten 1535U101 III Worb.

-i: in kaͤtzy mosz 1531U136 III Trub; xatsimatt, auch xat-
sə~ (Wa. von minderwertiger Qualität) III Wohlen.

-er: dər xatsər (Ha.); d xatsəršwaŋ (Wei.) II Sum.

-ere: i᪷ dər xatsərə (K.) II Iffw.; ~, die Katzeren 1535U101
III Lohnst.

katzerenn acher, katzerenn holltzs 1531U59, xatsərəwaud
(Wa.) Katzerenwald 1838D II Iffw.


Schwzd. Chatz f. ‹Katze›, bes. das weibl. Tier (Id. III, 582).
Chatz- als BW kann die schwierige Gangbarkeit eines Pfades
oder den geringen Wert eines Landstückes anzeigen; in vielen
Fällen bleibt das Benennungsmotiv undurchsichtig.


Chätzer

xe᪸tsərsgrabə (Waldgraben) I Tschugg, xe᪸tsərs xrattə
(Stelle, wo mehrere Lawinenzüge zusammentreffen) V
Bön.

Jn der ketzerÿ ein Juchrten, neben der gassen 1531U97 II
Ers.


Schwzd. Chätzer m. ‹Häretiker, verwünschter Mensch›, beson-
ders auch (ohne religiösen Beiklang) Chätzers ‹verwünscht, ver-
flixt› (Id. III, 596).


Chauf-

im xaufə (K., schattiger Hang), KalfenacherP III Englisb.


Etymologisch vielleicht mit lat. calvus ‹kahl› (REW3 1532, FEW
2, 106a) zu verbinden, dessen toponomastischen Reflexe in der
alpinen Suisse romande für ‹abschüssiges, kahles Gelände› be-
legt sind (GPSR 3, 466).




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Kaufdorf

xoufdərf, xọ̄fdərf (Dorf, Gde.), Cuffedorf 1148, de Koͮf-
dorf 1319, 1344, … denne twing vnd ban ze Koͮffdorf
1345N, Kofdorf 1356, 1357, 1361, von Koufdorf 1367Rq1
kouffdorff 1501‒1526U85 … Kaufdorf 1577Sch, Kaufdorf
1838D III Kaufd.

xọ̄fdərf (Wa.), xọ̄fe᪷k, ob dər xọ̄fe᪷k, xọ̄fmō᪷s (Wa.) III
Wattw.


Da andere Anknüpfungspunkte zu fehlen scheinen, ist Kaufdorf
am ehesten als ‹Ort, wo man einkaufte›, zu deuten, obschon von
einem alten Markt nichts bekannt ist; vgl. Kaufbeuren in Bay-
ern, das ursprünglich nur Beuren hiess, aber seit 1301 den Unter-
scheidungszusatz Kauf- erhielt, nachdem die Stadt als Mittel-
punkt der Umgebung Bedeutung erlangt hatte (s. Hist. ON-Buch
von Bayern, Stadt und Landkreis Kaufbeuren 1960 S. 34, wo
auch auf die gelegentliche Schreibunsicherheit Kuf- hingewie-
sen wird). Auch im sächsischen ON Kaufungen u. ä. steckt die
Bed. ‹Kaufstelle, Handelsplatz› (Bach, Dt. Nkde II, 1 S. 168).

Das Grundelement -dorf könnte durch blosse ‹Ablenkung› nach
den verschiedenen ‹Dorf›-namen der Umgebung zugewachsen
sein; das Bestimmungsglied aber ist mangels früher urkundli-
cher Belege kaum anders zu deuten.


Chefi(g)

A) Bi dər xefi᪷ (Stück Land) III Belp; Kefie, die an der
Ringmur, die alt Kefie, genempt der nu̍w thuren, die nu̍w
Kefye 1389‒1460Ud III Bern; d kxefi (Wa.) III Vech.; kefi
1590, keffie (Gefängnisturm) 1665Rq5 IV Saanen; d xebi
(Schrund, Graben) V Brienz.

B) xefige᪸ssli III Belp; xefigge᪸ssli᪷, Kefich Gässli 1764C3 III
Bern; xefigrabə (steiler Graben) IV Lenk; xefitūrm III
Belp; xefigtū᪷rm, an vnser alten kebyen turn 1413Rq1 III
Bern.


Schwzd. Chefi, Chebi n., f. ‹Käfig›, später ‹Gefängnis› (Id. III,
162/4); ahd. chevia, mhd. kevje, aus lat. cavea, vulgärlat. cavia
(Kluge, Etym. Wb.).


Chegel

A) Stost Schattenhalb uff kegel … 1529U92 I Rad.; dər xẹgụ
(Ladeplatz für Holz) III Ndhün.; dər xe᪷gəl (Gratfluh ob
Letschberen) V Bön.; dər xegəl, xegəlmād (Boden im
Mürrenberg) V Ltbr. Mürr.

B) der keigelacher 1531U97 III Wohlen Mörisw.; item
agrum dictum der Chegelacher 1314 V Wild.; ufəm xe-
gəlmād, dər xegəl, dər xeglər (ebenes Stück Wiesland, so-
gar zum Kegeln geeignet) V Ltbr. Mürr.; xẹ̄guplats (Platz
im Chatzestigwald) III Belpb.; xe᪷gəlbo᪷dən (muldenför-
miges Wiesland) V Brienzw.; xe᪷gəlbo᪷dən (Stück ebenes
Land in Allmend) V Därl.; xegəlrein (Wei.) IV Lau.; im
xeigureis (früher Kegelplatz) III Frauenk.

C) xeglər s. xegəlmād.


Schwzd. Chegel wie nhd., ‹besonders der Spielkegel, auch sonst



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Sp. 438


von kegelförmigen Gebilden› (s. Id. III, 179f., wo zur Lautung
Cheigel neben Chegel gehandelt und auf ONN hingewiesen
wird). ‒ Chegel- -maad, -rein, -boden u. ä. Namen weisen meist
auf (ehemalige) Kegelspielplätze hin.


Kehrsatz

xe᪸sits (Dorf, Gde.), curia dicta Cerrisaz 1270, curia sita in
Kesaz 1277, de Kersaz 1281, an die marche von Kersaz
1281/82, in banno ville Kercerren 1282, in Cherzaz 1284,
von Kersatz 1293, 1295, enzwüschent Wabern und Cher-
satz 1318N, Kersatz 1326, 1334, 1357, 1364 …, Kaͤrsatz,
Kaͤrsetz, Khersatz 1479‒1563Ar, Kersetz 1520U131 Kärsetz,
Kersertz 1529U93 …, Kersertz 1574C3, Chersatz 1577Sch,
Kersatz 1577C3, Kärsatz 1577C3, 1582/83C3 …, Käsertz
1756Rq1, Kersatz 1759/62Rq1 …, Kehrsatz 1838D, 1850J III
Kehrs.

an die Kaͤrsatz matten 1535U101, xe᪸sitstāu (auf der LK:
Gurtentäli) III Kehrs.; under dem Kersatzweg 1379 III
Köniz.

Hieher?: xe᪸(r)si᪷tswẹ̄d (; Hei., heute: šwann) III
Rüegg.


Die Herkunft des Namens ist umstritten. Eine Möglichkeit be-
steht in der lat. Grundlage ceresētum ‹Kirschbaumhain›, wo mit
Lautverschiebung von anlautend k- und postvokalischem -t zu
rechnen wäre. Dabei müsste -ē- schon sehr früh zu germ. -ā- ge-
worden sein wie in Suēbi > Suābā, -mēr(us) in latinisierten PNN
zu -mār.

Kaum annehmbar ist die Herleitung aus casalita ‹Wohnungen,
Wirtschaftsgebäude oder Ställe› (Gatschet, in: Arch. d. Hist. Ver.
des Kts. Bern Bd. 9 S. 380) wie auch die Deutung als ‹der Satz, die
Terrasse am Kehr› (J. U. Hubschm. in: VR 3, 75; Schweiz. Leh-
rerzeitung Bd. 78 (1933), 40).


Cheib

A) dər xẹ̄b (Strasse von Tanne bis Längacher; bei der Ein-
weihung Brünnlirain (brü᪷ndlirẹ̄n), dann auch Brunne-
stutz (bru᪷nnəštu᪷ts) genannt, heute aber allg. Cheib geheis-
sen; passartiger Übergang mit gefährlich nach aussen
neigenden Kurven; Sage mit Teufelsstein) III Arni; ufəm
xe᪸ibən (Kuppe, licht bewaldet) V Innertk.

B) an keibenacher 1532U125 I Rad. Olt.; an … keibenacher
1529U92, an keybenacher 1531U3 I Seed. Frieswil; der key-
benacher 1531U59 II Aeflg.; an die keiben acher 1531U59 II
BürzH.; xeibaxxər (K., ursprünglich Schindanger, heute
überbaut) II Jeg.; xeibenaxxər II Langt.; der keyben
Acher 1520U131 III Belp; der keyben Acher 1498U44 III Ko-
nolf. Ursellen; xeibəge᪸ssli (Gasse) II Attisw.; im Kei-
bengässli 1666Le II Ndbipp; xeibəgrābə (träger Bachein-
lauf in die Aare, wo Tierkadaver angeschwemmt wer-
den) I Bür.; xeibəgrābə (Graben öst. vom Dorf) II
Farn.; xi᪷bəgrabə (Ausbuchtung in den Flühen, wo frü-
her die toten Tiere hinuntergeworfen wurden) III



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Gugg.; xeibəgrabə (Graben) III Kriechw.; Im keyben
graben 1531U136 III Trub; fürhin an keyben hag 1531U59 II
BürzH.; zer Keibhalden 1370 I Meinisb.; xeibholə (Wa.,
id. mit Hebammewäldli), an der Keib haltten um 1531U34
I Safn.; xeibhōlə, xeibələrein (Wa.) I Meinisb.; xeibə-
hö᪷utsli᪷ (Wa.) II BürzH.; xẹ̄bəhorə (schwieriger Kletter-
berg), Ruͤdi Jennis von Balzenberg hat … Keibenhorn
halber an Nider Stogken ein mes, daz Keibelhorn, Key-
bel horn 1300/68N IV Diemt./Erlenb.; xeibəllexxər (Wa.,
Löcher) V Meir.; Inn der Keyben mattann 1530U132 III
Muri Güml.; d xe᪷ibənou (Wa.) III Thun; bi dem keib
birboum 1437U56 II Utztf.; der keyben bletz, genannt das
keyben bletzly 1531U59 II BürzH.; by dem keib boüm um
1531U34 I Biel; 1 Juch zum Keibenboum 1454S, der Kei-
benbaumacher 1735S III Boll.; vnnder dem keibenboͮm
1531U97 III Boll. Deissw.; der keyben boum acher 1531U59
II BürzH.; am keyb buͤll acher, an den keybbuͤll bletz
1531U59 II BürzH.; im Keibenriet 1308, an Keibenried
weg um 1530U142 III Steff.; an Keybstalden 1542Rq6 III
Schlossw.; der kheibenn stalldenn 1534U100 III Wicht.;
Jm kheibennzyl ij Jucherten 1531U97, Am keibennzilhag
1531U97, 1535U101, 1559‒79U119 III Müns.

C) -(e)len: xe᪸ibəllən (Wa., wüste, steile Wei.) V Gadm.;
xe᪷ibellek (Wa., steil) V Ringg.; Keibelhorn s. Keibenhorn.
-eler: dər xeibelər (Acker), Keibeler 1802, 1816Petitmermet, ds
xeibələrsaxxərli II Münchb.; stost vfhin an keibeler
1531U97, 1535U101 II Rupp.

-et: Jm keybett zwu̍schen der Brünn Matten vnnd desz
Spyttels Mattenn 1518U74 II Wiedl.; der keitbetacher
1529U92 III Wohlen Uettl.


Schwzd. Cheib m. ‹Aas›, mhd. keibe m. ‹Leichnam, Aas› (Id. III,
100ff.). In ONN meist in bezug auf einen Schindanger oder eine
Stelle, wo Aas hingeschafft bzw. durch Wasser herange-
schwemmt wird, vereinzelt auf eine ehemalige Gerichtsstätte.

Einigen Namen, besonders steilen Strassenstücken oder schwer
zu bearbeitendem Gelände liegt aber Cheib affektisch als
Schimpf-, Fluchwort zugrunde; vgl. die Erklärung des Gewährs-
manns von V Ringg. zu dem steilen Waldhang Cheibelegg: əs išt
ən xeib da u᪷əfhi ts xō᪷! Ob unsere Keibenbaum-Belege ‒ Id. III,
103 nennt auch einen Keiben-Birnbaum für LU Sempach ‒ mit
den durch Id. IV, 1289 erwähnten Kîb-Bäumen erklärt werden
können, ist wegen den schon sehr früh verzeichneten Diphthon-
gen mehr als fraglich. Eher dürfte es sich um Bäume einer alten
(Birn-)Fruchtsorte handeln.


Cheiser

A) von einem acher genant der Keyer 1528U2 I Piet.; xei-
sər (K.) I RütibB.; xeisər (kl. Ha.) II Ursenb.

B) an … keyser acher 1531U76, 1532, 1631 (Pfrundurbar) II
Ursenb.; xẹ̄səre᪷k, … montem nuncupatum Keiserecka
1390 (Gipfel westl. von IV Bolt.) IV Bolt./Plaf-
feien FR; xeisərgri᪷ən (Gelände an alter Aare, das an ei-
nen ehemaligen Magistraten namens Kaiser erinnert) I



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Sp. 440


Dotz.; gitt von keiserin guͦtt 1485U15 I Ins; xẹ̄sərhüsli᪷
(ehemaliges Schachenhäuschen, nach Brand neu aufge-
baut) II Utztf.; Jm keisers mu̍szlj 1534U100 III Burgist.;
ze keisers boum 1484U126, ze keysersboum 1533U129, Zuͦ
Lanngenwyl Jm bodenn keisers boum 1533/42U128 III
Wahlern Schwarzenb.; genant keyseren ried um
1525U20, genempt der keyserin Riedt 1530U21 I Ins; xei-
sərštu᪷əu (Aussichtspunkt auf waldiger Rippe, Grauholz)
III Boll.; xeisərštuəl (Heumahd, kanzelartige Fluh) V
Ndried.

C) ds xẹisərli (Hei.) IV Saanen; xẹiserlis mattə (K., heute
unter Wasser) II Frauenk.; xeisərlimat (K.) III Köniz.

ufəm xeisərlər (Wildheugebiet) V Brienz.


Schwzd. Cheiser m. wie nhd. das Haupt eines Kaiserreichs, ahd.
kaisar, frühstes Lehnwort < lat. Caesar.

Ausser Cheiserstuel und vielleicht dem Bergnamen Cheiseregg
dürften die meisten unserer Örtlichkeitsbenennungen auf einen
Besitzernamen zurückgehen. Als Familienname ist Kaiser im
altbernischen Gebiet allerdings nur in Herzogenbuchsee altbe-
legt (FNB III, 204), Keiser überhaupt nicht (FNB III, 219).


Cheist-

dər xe᪸ištən (Hei., Bergecke) V Innertk.

xe᪸ištəllamm (Graben des Gadmerwassers), von wegen
der Keisten Brügg … über die Ahren 1618, vid. 1744U173 V
Innertk.

im xẹ̄štli (Hei.) III Teuffenth.; im obərə xẹ̄štli, Keistli
1838D (Hei.; auch ds pfị̄ffli, Pfeiffli 1838D), xẹ̄štlištē᪸g (Steg
über die Zulg), xẹ̄štliwaud (Wa.), xẹ̄štliwẹ̄d (Wei.) III
Eriz/Horr. Buchen; im xeišti (Tagweide) V Brienz.


Schwzd. Cheist, Cheiste(n) m. ‹Schoss, Keimling› von Kartof-
feln, auch von Getreide (Id. III, 543). Nach DWB V, 499 nur
schwzd.

Eventuell zum Verb keisten ‹keimen› (Grimm) als eine Örtlich-
keit, wo die Pflanzen im Frühling zuerst keimen?


Kel- †

de pecia zem Kelbuzbome um 1320 IV Därst. (oder Um-
gebung).



Kelch- †

an Hanns Rüffenacht Kelchmad 1646UT III Obthal
Möschberg; gelegen an guͦtten Brunen stost an kelch ak-
ker 1497/1516U167 IV Lenk Gutenbrünnen.


Kaum zu Chelch m. ‹Kelch›, das im Schwzd. wenig üblich ist (Id.
III, 229); eher verschrieben für Chilch- ‹Kirch-›.


Chelle(n)

A) d xẹuwə (Vertiefung im Wald) I Bargen; ~ (K., Hohl-
form, in der sich bei starkem Regen Wasser sammelt), ob



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Sp. 441


der kellen 1529U33 I Jens; an Niclaus Suris kellen 1528U2 I
Rapp.; ~ (K.) I Worben; an das guͦt heisset die kellen
1500U48 II Hasle; xeuwə (K., Mulde) II Heimisw.; ~ (kel-
lenähnliches Tälchen) II Krauchth.; ~ II Ursenb. Hof
Richisberg, Bongarter der Brunmeister git von dem güt-
lin In der kellen ii mütt dinckels 1429U78 loc. III Bern?; in
der Kellen 1728A, 1790A (zinspflichtiges Gut) III Eggiw.;
i dər xeuwə (Hei.), Kelle 1838D III Grhöchst.; xeuwə
(Wa., an Lichtung Chelle anschliessend) III Häutl.; uf
der kellen 1531U96 III Kirchl. Herrenschwanden; xeuwə
(Hei.), in der Kellen 1790A, Kelle (kl. Hei.), in der Kellen
(Ha., Hühnerbach) 1838D III Langn.; xeuwə (Hei.), in
der Kelle (Ha.) 1838D III Obdiessb.; i dər xeuwə (Hof,
ohne besondere Lageeigenschaft, wogegen ein Hof i᪷ dər
xeuwəwẹ̄d deutlich in einer Mulde liegt), die kellen, un-
der der kellen 1533U133 III Rüegg.; i dər xellə (Ha., K.) III
Thier.; xeuwə (kl. Hei., Gelände formt eine «etwas hol-
perige» Kelle), in der Kellen 1790A, Kelle (kl. Gütchen),
in der Kellen (Ha.) 1838D III Trub; xeuwə (Hei. in Wald-
mulde), bisenthalb an die Kellenn 1533/42U128, in der
vordern, in der hintern Kellen (Höfe) 1838D III Wahlern
Schwarzbg.; xellə, in dər xellən (Alpwei., Scheidegg) V
Grindelw.

B) aa) gịbuxeu᪷wə (; Hei. südl. des Gibelwalds) III
Langn.; milxxe᪸lə (Alp, Sennhütte, Wei., Wa.), von dem
fang in milchkellen 1502U157, in milchkëllen 1515U158 IV
Zweis.; i dər mụ̄xẹuwə (K., nördl. abfallend) I
Müntsch.; bụ̈əu᪷xeuwə (Hei. an steilem Abhang), bụ̈əu᪷-
xeuwəweịd (Hei. mit Zugütlein) III Langn.; aber van
nesa nünhoupten zinsz van den wasser kellen ii sh
1488U156 IV Zweis. Oberried.

b) xellə-, xeuwə-, xel-: ~axxər (K.) II Krauchth.;
~höutsli (Wa.) I Jens; ~hü᪷bəli III Thier.; ~mat (Ha., K.)
III Thier.; ~mōs (K.) III Wahlern; das Buͦcholz, daz da
heisset Kelenbach 1336, ~rein (Wa.) I Meik.; ~re᪷in (Wa.)
I RütibB.; ~waud (Wa.) II Heimisw.; ~wẹ̄d III Rüegg.

C) i, -li: Im kellin (K.) 1549U59 II Zaugg.; im xeuwi (Hei.)
III Eggiw.; im xelli (Rodung am Hang mit kellenförmi-
ger Eintiefung), das holtz gnempt im kellin 1411UT, … von
dem tu̍rlj vf vff dem Kelli 1488UT, im Kelli 1710, 1738,
1740, 1775A, Kelli (Hof) 1838D III Hilt.; im xeuwi (Heu-
land mit Scheuerlein) III Sigr.; xe᪷lli (Rebberg) IV Spiez.

xellifluə (Fels) III Hilt.; xelligrabə (Einschnitt) III Hilt.;
Kellihölltzli 1573UT III Thun Strättligen; xeuwihu᪷bu
(Wei.) III Eggiw.; xeuwiwand (Fels, Schiefer bei Chelli)
III Sigr.; xelliwē᪸g (Weg) III Hilt.

Einschlägiges Diminutiv oder Personenname?: Item die
proͤpst ze Wangen hant vor ziten von vnserm gotzhus en-
phangen … j Scoppñ. dicta kelis Scoppñ … ein acker ge-
nant kelis acker ist ij Juchart … v. 1464U38a II Wangen
(vgl. aber auch Kelnhof, s. unter Chäle(n)).


Schwzd. Chelle(n) f. ‹Kelle, Küchengerät zum Rühren und



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Sp. 442


Schöpfen›, ahd. kella, mhd. kelle ‹Schöpflöffel› (Id. III, 199). Die
einschlägigen Namen mit Primärumlaut -e und geminiertem -ll-
sind durchwegs ‒ ausser dem einzigen Beleg in Grindelwald ‒
aufs voralpine Gebiet beschränkt, während sich Chäle(n) (s. d.)
als typisch alpine Benennung erweist. Nicht ausgeschlossen wer-
den kann aber hie und da bei derselben allgemeinen Bedeutung
von ‹Bodenvertiefung› ein volksetymologischer Ausgleich in
der Lautung.


Chelsi-

… vnd ein halbes mans matt in Gurtzellen inn Gu̍rn mat-
ten vff den Kelsen … 1433UT III Gurz.

xeusi᪷mat (Hei.), am Celsingen, an Chelsingen 1312, ein
matten zuͦ kellsinge, kellsimatten 1533U133, Kelsimatt
1838D III Rüegg.

xeusimatgrabə (Bächlein) III Rüegg.



Chelte-

xe᪸utəhu᪷bu᪷ (Wa. mit keltischen Ausgrabungen) I Piet.; ds
xö᪷utəhü᪷bəli (prähistorische Grabstelle im Badwald) II
Herzb.


Namen neuerer prähistorischer Fundstellen. Hinweise auf die
Kelten.


Kem- †

Vff dem khem j Juch 1531U97 III Vech. Dent.; … bis an das
türli so gen Ringgortzwil get, vnnd an das kem vnd vff
das kem, von kem bisz an den lengen acker … 1472C2 (=
March der Herrschaft Oberhofen zwischen Eichfuren
und Melbäumen) III Sigr./Obhof.

Hieher?: Im liechttxerswyl der kembs acher 1547U137 III
Sign. der kemlisacher 1480/90U44, vom acher vff dem
kemlislo 1470U47, i juch am kemlitz slo 1470U47, lit vff dem
kempflislo 1470U47, am kemlitz schlo 1500U48, uff dem
kemlitz lo 1500U48 II Kopp.


Wohl PN, z. B. Kurzform *Kemi zu Kaminolf, das in St. Gallen
839, 874 belegt ist (Fm I, 593).


Chemi

im Kemin (wo?) 1479‒1563Ar; Kemi 1479‒1563Ar II
Höchst.; xemi (Landstück, «Wüeschti») III Langn.;
xemi (2 Hei. auf Anhöhe), Kemi 1628UP III Mirch.; xemi
(K., steil) III Vech.; xemi IV Gsteig; xemi IV Saanen;
xemi (steiler Weg) IV Zweis.; im xemi (Übergang vom
Kleinen Gletscher zum Titlisjoch), bi᪷m kxamin (, en-
ger Durchpass, Stück des Triftgletschers, von den Ein-
heimischen Im Stock genannt) V Gadm.; Kemmi (Grenz-
ort zw. Amt Interlaken und Thun) 1757A V Interl.

xemifluə (Felsen, Wa.) IV Bolt.; xemiwaud (steiles
Waldstück) II Rüegs.; xemiwe᪸udli (Wa.) III Vech.





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Sp. 443

xeməli (Scheuergut, steiler, unten zugespitzter Rain) IV
Lau.

Wohl hieher?: dər xemis (K., Wa.) II Bow.; dər xemisbodə
(Alp) IV Kandergr.


Schwzd. Chemi, Chämi n. f. ‹Kamin, Rauchfang›; aufs Gelände
übertragen auch «dem Innern eines Kaminschlotes vergleich-
bare enge, steil ansteigende Felsschlucht bzw. durch eine solche
Schlucht führender Steig» (Id. III, 257, 259; Zs., Gr. u. Gr.
S. 325). Der Chemis ist wohl als elliptisches Relikt aufzufassen,
vielleicht Chemis(boden)?


Kemmeriboden s. Chammer


Kemp- †

In den Kempen 1370 I Biel oder Safn.; … windshalb uff
urss niclis heist der kamptacher 1528U2 I Aarb.


Zu lat. campus bzw. campitum.


Chempf s. Champf


Kenen- †

Item der Acher in dem Kenenstal … um 1400K6, item ein
Jucharten Jm keinstal … 1534U100 II Jeg.



Cheer

A) im Kehr zu Gümmenen 1653A I Gümmenen; Ze dem
Kere 1312, Denne vor dem kher 1530U95 I Leuz.; im xēr
(K. bei Aarebogen) I Meinisb.; Aber am kerr ein fiertelli
1521U31 II Walp.; im xēr im bidmə (älter nur Bidme) II Af-
folt.; im xēr hiŋə (mehrere Häuser), Kehr (2 Häuser)
1838D II Heimisw.; xēr (Hei.) II Ursenb.; xēr (Hei., steil,
viele Kurven), im Kehr (Häuser) 1838D II Wynigen; im
Keer 1577‒80C3 das mattbletzlj vnnderm kher 1531U97 III
Frauenk.; dər xēr (Hei.), im Kehr (Ha.) 1838D III Gerz.;
xēr (Strassengebiet) III Gurz.; xēr (2 Häuser, K.) III
Heimb.; zem Kere 1340 III Hilterf.; xēr III Kehrs.; Am
kher ein Jucharte 1535U101 III Köniz Liebewil; xēr (Hei.)
III Konolf.; xēr (Hei.) III Längenb.; xēr (Quartier), bisz
an den ker vnnd ob dem ker 1534/35Archiv, Kehr (2 Häu-
ser) 1838D III Langn.; xēr (Hei.) III Mirchel; xēr III
Oblang.; xēr III Rub. Trimst.; xēr (3 Häuser), im Kehr
(3 Höfe) 1838D III Rüegg.; Denne ein matten heist Jm
ker … ein weidlj 1533/42U128 III Rüsch. Bärenwart; ge-
nant der ker in der worblen gelegenn 1529U92, … der ker
ist ein Bletz matten 1531U60 III Stettl.; xēr (1 Hei. und
Wohnhäuser) III Thier.; die rormatten … lit oben am
kher 1533U133 III Toffen; im xēr (2 Hei.) III Uet.; xēr



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Sp. 444


(Hei.), Kehr (Ha.) 1838D III Vech.; dər obər xēr (kl. Hei.),
ab zweyen mdern in der keren 1533U129, im Kehr 1752A,
im Kehr (zerstreute Häuser) 1838D III Wahlern; xēr
(Hei.) III Walkr.; xēr (auch: vorem Bach; Dorfteil), im
šattigə xēr (K., schattig), im Kehr (Häuser im Dorf) 1838D
III Wattw.; xēr (Hei.) III Zäz.; im xēr (Wohnhäuser, K.)
IV Aeschi; von eyner Juchartten der ker (evtl. appell.?)
1502U157 IV Bolt.; xēr (Hei.) IV Diemt.; im xēr (Weg-
kehre) IV Frut.; in də xērə (Wi., Wei. am kurvenreichen
Bergsträsschen) IV Frut.; sitis an Obervelde post do-
mum Johannis zem Ker in valle de Frutingen 1315N IV
Frut.; xie᪸r (Hei.), im Kehr (Ha.) 1838D IV ObwiliS.; von
sinem guͦtt genent zuͦ dem ker 1502U157 IV St. Steph.; im
xēr (2 Häuser an Kehre der alten Strasse) IV Reich.; im
xēr (Kehre der Sustenstrasse) V Gadmen; im xēr (Stras-
senanfang des Endwegs), ufən xērən (Wegkurven zwi-
schen Unter und Ober Lauchbühl, Alp Scheidegg), xēr
(ehemals Weg bei Schluecht, Bussalp), das guͦt vnd lene
zum kere in der schluͦcht 1391Urk., nemlich Truben hofstat
in Kere … 1409Rq8, stost an Ker 1535U161, im Kehr (Ha.)
1838D V Grindelw.; i᪷ xẹ̄rən (Strassenkehren) V Gutt.;
i᪷m xẹ̄r (Wi., Biegung nach Süden im alten Aarelauf) V
Hofst.; d xẹ̄ra (Wegkehren zwischen Lauterbrunnen
und Wengen) V Ltbr.

Durheim 1838 verzeichnet den Namen Kehr durchwegs
für Häuser, ausserdem noch in den Gemeinden Stadt
Bern, Oberbalm, Höchstetten, Münsingen, Walkringen,
Zimmerwald, Eggiwil, Schwarzenegg, Thierachern
(2mal).


B) aa) ab) ac): I: 5; II: 9; III: 17; IV: 6; V: 42.

aa) Auswahl: ~ = xēr im Grundwort

alọ̄s~ (Strassenkurve im Wald) I Lengn.; aŋkxə~ (Stras-
senkurve, von wo einst eine Wasserleitung zum Anknen
in die Käserei führte) II Wyssachen; ẹ̄xa~ (K., wo
grosse Eiche gefällt) II Krauchth.; fị̄ršlaxt~ (Kehre in
Gridenstrasse) V Gadm.; fliətəli~ (ən) V Brienz; gömfi-
tụ̈̄rə~ (ein Arbeiter beim Wegbau bewahrte dort Konfi-
türe auf) V Wild.; he᪸ftli~ (an der alten Sustenstrasse) V
Gadm.; kxanōnə~ (Wegstelle, wo dem Militär eine Ka-
none über den Strassenrand gefallen ist) III Sigr.; xapələ
~, ii jucharten am cappellkher 1532U4 I Aarb./Bargen;
kxatsəxẹe᪸ra IV Adelb.; xraxə~ V Obried; balm~ V
Obried; bō᪷nə~ V Ringg.; bürštə~ III Blumst.; sidələr~
V Gutt.; šlatti~ V Brienz; im Schaufelcher zu Amsol-
dingen 1795A III Amsold.; tụ̈fəls~ (Kurve der neuen
Strasse) V Günd.; wagə~ (früher die Stelle, wo Eisenerz
mit Zweiräderwagen geladen wurde) V Innertk.; wal-
lis~ (am Gemmipass) IV Kanderst.; wildsou~, wöšhafə
~ III Blumst.

ab) flijərgrīt~ (Frau Zurflüe von Niederried hat hier ei-
nen Weg machen lassen) V Obried; balmərs~ (Wegkehre
im Guferwald, wo Balmern der Schlag traf) V Isenfl.;



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Sp. 445


baltsərs~ V Habk.; ši᪷ntər~ III Schangn.; tietri᪷xs~ (Ort,
wo sich ein Mann namens Dietrich erhängt hat) V
Brienzw.; tsūngret~ (Kehre bei der Zaungrete) V
Obried.

ac) e᪸bənə ~ V Matten; feištə ~ II Krauchth.; fịštər ~ III
RütibR.; ge᪸x ~ II Dürrenr.; he᪸rdigə ~ V Ltbr. Gimm.;
zuͦ Hinderkeer vff Voglersholtz 1538Rq1,4 III Albl.; im xāltə
xē᪷r V Gutt.; di lụ̄tərə xẹ̄ra IV Gsteig/Saanen; i᪷m bȫ᪷sə ~
I Seed.; su᪷nnəg ~ V Gadmen; šwartsə ~ V Isenfl.

B) b) I: 6; II: 7; III: 19; IV: 11; V: 9.

b) xēraxxər I Leuz.; der keracher 1531U59 II Graf.;
xēraxxər II Wynau; xēraxxər, an Lienhard Zenders
Kehracher 1671U100 III Köniz Liebewil; keracher 1533U133
III Rüegg.; xērek V Gadmen; xērgrabə III Gerz.;
xērgrabə RütibR.; xērgrāt III Langn.; xērhouts, xēr-
höutsli III Frauenk.; xērhöutsli, Kehrhölzli 1838D III Kö-
niz; xērhubu III Obhof; xērhubəl V Grindelw.; Kehrhü-
beli 1838D III Köniz; oberes, unteres Kehrhaus (2 Häu-
ser) 1838D III Gerz.; xērhüsli, Kehrhüslin 1647A, Kehr-
häusli 1838D II Lütz.; oberes, unteres Kehrhäusi (Land-
gut) 1838D III Bern Bolligen; xērhüsi III Obbalm; Kehr-
häusi (Ha.) 1838D III Zimmerw.; xērlišən V Brienz; xēr-
lox I Bussw.; an das ker mad 1524‒80U169 IV Frut.; xēr-
matt, die khermatten xvj meder 1534U100, Kehrmatt (Ha.)
1838D III Konolf. Hürnberg; an ker matten 1524‒80U100
IV Frut.; xērmōs III Konolf.; xērmü᪷li, die Kehrmühle
im Guggisberg 1794/8C3, bei'r Kehrmühle (Ha.) 1838D III
Gugg.; xērbits II Obburg; xērplats; xērbodə; xērbē᪷rtər;
ager in «Keresbru̍clon» 1312 I Leuz.; xērwē᪸g; xērwald,
xērwaud (6mal): xērme᪸dli; xērwẹ̄d; xērwẹ̄dgrabə; xēr-
wẹ̄dli; xērwe᪸gləni; xērweŋən; ze Cherwile 1257 II ? (nicht
zu lok.); Kehretschwendi (Ha.) 1838D III Langn.

C) -i, -li: im xēri (Gebiet an steilem Fussweg, Heimwesen)
V Habk.; im Kehrli (Ha.) 1838D IV Diemt.

wagəxēri (Wegstück) III Köniz; WässercheriJv II Unt./
Obsteckh.; xērigrabə (alter Graben für Bewässerung der
Wässermatten) II Rohrb.; xēr-, xērigrabə (id. mit Wäs-
sercheri) II Unt./Obsteckh.; i dər xērimattə (K., Strasse
mit Haarnadelkurve) IV Bolt.

PNN: xē᪷rseka (Wi.; FN Zumkehr), xērliaxxər (K.) II Zie-
leb.; Kehrlishaus (Ha.) 1838D III Schangn.; Kehrlisbo-
den (Ha.) 1838D III Schangn.; xērli᪷šlupf (Rinne) V
Obried; xērliwald (Wa.) V Brienz; xērlisxēr, xērliswaŋ V
Gadm. ‒ In Wengen; xērlishof (Hei.) III Schangn.; die
weid ze kerliss brunnen 1529U93 III Köniz (PN?).

Hieher?: ennent den Kerlossen 1357 I Lengn.


Chēr, Pl. Chēre(n) m. ‹Wendung, Wegkehre›, syn. ‹Rank›, mhd.
kēr m. (Id. III, 430); chēri f., Verbalabstraktum, örtlich-konkret
verwendet (wie Schmelzi, Risi u. ä.). Ahd. *chērīn, mhd. kēre f.
(Id. III, 441). Das Wort ist auch appell. lebendig, und es ist
schwer zu entscheiden, wo es nun völlig zum Namen erstarrt ist.

Seltsam ist immerhin das Überwiegen der Namenbelege im ge-
birgigen Sektor V für Fügungen mit Chēr als Grundwort.




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Sp. 446


Ker- †

die Kertt Mattann 1530U132 III Belp; ein juchart genant
kerata 1540U14 I Arch.; duas posas sitas ze ritzembach zer
kereton 1436U121 III Ferenb. Rizenbach.


Kertt Mattann wohl ‹gekehrte M.›; kerata, Dat. -on, wohl -āta
Verbalabstraktum zum Verb kehren i. S. von ‹zum zweiten Mal
pflügen› oder von ‹wenden des Grases beim Heuen› (Id. III,
435). Die Chērete(n) ist die Handlung des zum zweiten Mal Pflü-
gens, dann eben auch örtlich verwendet; vgl. dazu Id. III, 434ff.


Kernenried

xē᪸rnəried (; Dorf, Gde. ehem. Burg), castrum Ker-
renriet infra decem dies a Bernensibus fuerat destructum
1318, in Riede 1321, in villis et territoriis de Riede, inter
Kerrenriet et Gravenriet 1329, Kaͤrrenriet 1329, ze dem
dorf ze Kerren Riede 1336, de Kerrenriet 1337, 1345,
1376, ze kernenriet 1380U55, Kerrenriet 1380, Riede 1381,
…, ze Kerrenriet 1389R2, 1389‒1460Ud, 1434K4, Kernenried
1442‒69Ar, Kerrenried 1452U79, 1466UT, zuͦ kaͤrnen ried
1531U59, Kernnenriedt vel Kerrenriedt 1577Sch … Kärnen-
ried 1584/85C3, Kernenried 1838D.

xē᪸rnəriədwaud II Kernenr.


Nach Hubschm. Burgd., S. 744f. gehört der Beleg ad Riete von
894 (FRB I, 256) wahrscheinlich auch hieher; indessen ist eine
Zuordnung dieses und anderer Belege mit dem einfachen Wort
Ried kaum mehr möglich, da Grafenried, Zauggenried und Ker-
nenried aneinander grenzen. Die Burg Kernenried war Stamm-
sitz des Rittergeschlechts der Kerren, Dienstleute der Kyburger
(Mülinen V, 104; HBLS IV, 478).

Belege und Erklärungen zum Namen Kerro bei Hubschm.
a. a. O. Zur Kerrenburg s. besonders Burgenkarte der Schweiz,
Blatt 1, Text S. 27.


Kerren- †

ze Kerrenmatt 1387, 1466UT II Hindelb.


Zum PN Kerro, wie auch das räumlich anschliessende Kernen-
ried (s. d.).


Kerz- †

zwu̍schen kertzmatten vnd den wechselmatten 1531U97,
1534U100 II Hindelb.


Vgl. evtl. Gertzmatt II Wiedlisbach.


Cherzers-

xẹ̄rtsər-, xẹ̄rtsərsštrāss (Strasse, Hausparzellen) I
Müntsch.; kertzersweg 1532U4, von eim gstud heist kert-
zerszyl 1532U4 I Kalln.


Zum ON Kerzers FR.


Kesler †

Anderthalb Juchertt am gesler bi dem bloͤwenn Hag, ein
Halb Juchertt zum gesler, Lÿtt am ketzler, im gaͤsler, ein



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Sp. 447


Juchertt heyst der ketzler 1518U74, am Kaͤtzler 1573/74U77a
II Wiedl.

stostt an kesler acher, .. ann denn kesler grabenn, .. an
das kesler brünly 1518U74 II Attisw./Rum./Wiedl.

Jn der kesleren, .. an dye kesleren 1518U74, Jnn der
Kesszleren 1573/74U77a II Attisw./Wiedl.

Stostz an Kesszleren graben 1573/74U77a II Attisw./
Wiedl.; llytt vntten an der kesleren matt 1518U74, an die
Kesszlern matt 1573/74U77a II Rum./Wiedl.


Die historischen Lautformen sind so verschiedenartig, dass der
Namenursprung kaum zu erkennen ist. Nach den späteren
Schreibungen wohl Anschluss an Chessler m. eigentlich ‹Kalt-
schmied, Spengler›, dann aber volkstümlich ‹Fahrender, Bettler
…› (Id. III, 522), so in manchen Flurnamen der dt. Schweiz.


Chessel, Chessi

A) xe᪷ssu (Mulde), den halbteil des kessels 1361 III
Blumst.; i᪷m xe᪷ssu (K.) III Frauenk.; xe᪷ssu (Wa.,
Schlucht) III Langn.; dər xe᪷ssu (Scheune, K.) III Röth.;
xe᪷ssəl III Sigr.; i᪷m xe᪷ssu (ehem. Scheune) III Trub; von
dem kessell 1502U157 IV Bolt.; i᪷m xe᪷ssəl (Alp), Kessel
1845D IV Därst.; dər xessəl (Hei.), im Kessel 1786‒87C3,
Kessel 1838D IV Diemt. Oey; xessəl (Schürgut) IV Gsteig;
i də xe᪸sslə, das mad gnemt der Kessel 1357 IV ObwiliS.;
uf də xesslə (Alphütten) IV Saanen Hornberg; di innərə
/ussərə xesslə (2 Hei.), von zwöy Jucharten in kesslen ob
den studen 1488U156, 1502U157, ann die keszlen 1524‒93U168,
um 1540U168, Kesslen 1838D IV St. Steph.; dər xe᪷ssəl (Wa.)
IV Zweis.

B) a) III: 3; IV: 5; V: 1

b) I: 1; II: 1; III: 10; IV: 14

Auswahl: a) he᪸ksəxessəl (s. Artikel Häx); i᪷m poxtəxessəl
(Schlucht) IV Adelb./Frut.; dər obər trifdxessəl (grosse
Gletschermulde) V Gadm.; dər nass/troxə xessəl
(2 Trichter im Wald) IV Zweis.

b) uf dər xessuek (Wei., Stall); xessuekwe᪸udli (Wa.) III
Eggiw.; dər xessugrabə (Seitengraben der Emme) III
Eggiw.; xessəlgrabə IV Wimm.; xessulox (Wei.) III
Frauenk.; d xessəlmattə (Hei.), in der Kesselmatten
1838D IV Gsteig; d xe᪷ssụou (Au, K.; früher gab es bei den
Giessen drei tiefe Löcher) III Müns./Ndwicht.

C) -li: bim xessəli IV Lenk Hohberg.

xessəligri᪷ndə (Felsköpfe im Wald) V Habk.; xe᪷ssligruəbə
III Köniz Obwang.; xe᪷ssəlibax I Rad.; bi᪷m xessəllištẹi
(Allmendstück) V Därl.

Chessi: i də xessənə (Wei., felsig, mit Vertiefungen) IV
Bolt.; Jm kesi 1530U95 IV ObwiliS. (vgl. A)); xessiaxxər
II Ndösch; xessiloxek (; Wa., Wei.) III Schangn.;
dər xessibax (Bach, der in eine Felsmulde fällt) V Grin-
delw.; undəri/obəri xessibi᪷dmər (Felspartie) V Gutt.;
xessisbodə (Hei.), Kessisboden 1838D II Sum. Hornbach;



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Sp. 448


xessibodə (Wa.), bey den Kessisboden Güdteren 1554U170,
Kaissise boden 1688P (Willomet), Kessisboden 1762U170
III Köniz Obwang.; der hinder kessibodenn, der nider
vnnd ober kessibodenn 1531U97 III Frauenk.; in də
xessibödə (Wei. mit lochartigen Vertiefungen) V Leiss.;
xessištei (runder Felsblock) V Bön.; xessištē̤ IV Adelb.
Stigelschwand; xessitulə (Läger, vertieft) IV Bolt.; im
xessiturə (Felskopf), Kessiberg 1716Bd (laut Wä.) V Gutt.

Chessler: im xe᪷sslər (Wa., in dem sich angeblich Kessel-
flicker aufgehalten haben) II Zieleb.; i᪷m xesslər (Ha.) IV
Frut.; dər xẹsslər (Wei.) IV Saanen.

Chessler-: I: 3; II: 5; III: 7; IV: 1; V: 1

Auswahl: Kesslersfang 1691MW, Kässlersfang auf den
Möseren 1694U152, in Kesslers Fängen (Ha.) 1838D IV Saa-
nen Schönr.; xesslərgass, Kesslergass (Gütchen) 1838D,
1850J III Boll. Itt.; xesslərgrābə (Wa., Graben; war frü-
her Aufenthaltsort der Kesselflicker) I Bür.; di obəri/
uŋər xesslərhü᪷ttə (Hei.), Kesslerhütten 1838D II Wyss.;
xesslərlox (Wa.), Kesslerloch 1798A II Sum. Hornbach;
Kesslerschachen (7 Häuser) 1838D III Langn.

Chesslere: i᪷ dər xe᪷sslərə (Hei.), Kessleren 1838D II
Reisw.; xesslərə (Kesslergasse) V Matten; uf dər xesslər-
ra V Ringg.


Schwzd. Chessel m. wie nhd., besonders auch ‹runde Bodenver-
tiefung›, oft bei Wasserläufen (Id. III, 516).

Während dieses Wort eine gemeingerm. Entlehnung aus lat. ca-
til(l)us darstellt, geht ahd. kezzī(n), schwzd. Chessi (Id. III, 518)
auf das verwandte lat. catīnus zurück (Kluge, Etym. Wb.); da
sich die Bedeutungen von Chessel und Chessi nicht unterschei-
den, wird hier beides in einem Artikel vereinigt.

Die Berufsbezeichnung schwzd. Chessler (Id. III, 522) ist auch
im Kanton Bern zum FN geworden (FNB III, 230). Als Chessler
wurden aber seit alter Zeit auch die nicht-zünftigen herumzie-
henden Kesselflicker bezeichnet; sie erscheinen in abschätzigen
Namen für deren zeitweilige Aufenthaltsorte.


Cheste-

am Kestenholzweg 1666Le II Ndbipp; annderthalbe Ju-
charttenn bim koͤstenn boum 1533U23 I Mör.; dər xö᪷šti-
bọ̄m (Wi.) IV Zweis.; xeštələboummattə (K.) I Mör.


Schwzd. Cheste(le) f. ‹Kastanie›, mhd. chesten(e) (Id. III, 541).
Wie die Zusammenstellungen der bernischen Bezeichnungen
bei H. H. Bosshard (Mundartnamen von Bäumen und Sträu-
chern, Zürich 1978, S. 195, 165) zeigen, können damit sowohl
Rosskastanie (Aesculus Hippocastanum) als auch Edelkastanie
(Castanea sativa) gemeint sein.


Chestel

dər xe᪷štu᪷ (steiles Waldstück), vom Ried am kestel gele-
gen 1529U92, 1531U3, der Kästelrain 1838D I Rad. Olt.


Wohl Chastel (lat. castellum) doch mit schwer erklärbarem Um-
laut wie in Gestelen WS und weiterhin.

Chestel (bewaldeter Bergrücken) ist auch in Liesberg BE (Lau-
fental) belegt.




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Sp. 449


Chetti

šperxö᪷ttiwaud (Wa.) III RütibR.; šperxö᪷ttiwē᪸g (steiler
Waldweg) III Wattw.

bi᪷r xe᪷ttišmi᪷ttə (Kettenschmiede) III Rüml.


Schwzd. Chetti, Chötti f. ‹Kette› (Id. III, 563). Sperchötti bedeu-
tet eine Kette zum Hemmen der Wagenräder oder Schlittenku-
fen und weist damit auf steiles Gelände hin.


Chieffere

di obəri/uŋəri xịəffərə (2 Hei.), Kiefern 1838D; xịəffərə-
waud III Belpb.


Von der Lage her ist der Name zu erklären als «Ort, bei dem
viele Kiefern wachsen» (vgl. die Ableitungen Farn-ere, Ärbs-
ere). Allerdings fehlt im Schwzd. das Wort Kiefer zur Bezeich-
nung der Waldföhre (Pinus silvestris); im Kanton Bern heisst
der Baum Dähle. Trotzdem könnte hier Kiefer aus dem nhd.
Fachwortschatz entlehnt worden sein (vgl. die entsprechenden
Belege bei Bosshard, Mundartnamen bei Bäumen und Sträu-
chern, S. 142ff., Karte 4) mit diphthongischer Aussprache des
geschriebenen Namens, wie sie im 19. Jhd. noch üblich war.


Chieli-

dər xiəligrabə (Bachgraben), den kieligrabenn 1547 (Aar-
berg, Urbar Nr. 78), Kuͤlingraben 1577Sch, Kieligraben
1788C3, Kühligraben 1794/98C3 I Seed.; xüəli᪷mattə (Wei.,
Wi.), by der ku̍elj matt 1547 (Urbar Nr. 78); xüəli᪷matre᪷in
(Wa.) I Schüpf.; dər xüəlibax, xiəlibax (Bach, Graben,
K.), am kielibach, by dem kielenbach 1528U2 I Schüpf./
Meik.; kielebach acher 1528U2 I Schüpf.; Kühlewil III
Englisb. (s. d.).


Alle Namen sind im selben Raum Seedorf/Meikirch/Schüpfen
zu lokalisieren; dazu kommt wohl auch der Siedlungsname Küh-
lewil am Längenberg.

Das gemeinsame Element ist wahrscheinlich ein PN Kielo u. ä.
(Fm I, 986). Belegt ist dieser Name offenbar nur in ONN, aber
jedenfalls auch in solchen des weitern obd. Raumes (wie Chie-
lendorph, Elsass, 8. Jhd.). Vgl. auch Kieligen GL (ze Kielingen
1518), das von Zopfi, Glarner Gemeinden (S. 66) ebenfalls zu
Kielo gestellt wird.

Die Formen auf -üe- sind demnach sekundär entstanden, offen-
bar in volksetymologischer Anlehnung an schwzd. chüel ‹kühl›
oder allenfalls schwzd. Chüeli ‹Kühlein›.


Chien

xiə (Dorf, Bäuert Kien-Aris), Henricus de Chine 1175, de
Cheina 1181/82, de Kiene 1220, Kena 1226, de Chieno
1226, 1228, de Chiene 1228, de Kyna 1232, de Chenis
1233, de Kieno 1233, de Cheine 1234, de Chieno 1236, de
Chienis 1236, de Kine 1242, (12 weitere Belege bis 1300,
immer mit de:) Kyena, Chiena, Chyno, Chyene, Chino,
Kieno, Kienis, Kiena, Kyene, Quina, Quiena, Kyeno, de
Kien 1306, ze Chien 1317 … zuo kien 1538U148 … die Bäurt
Kien 1783Rq4, 1838D IV Reich.

Chiene IV Reich (s. d.).





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Sp. 450

hoxiə (Alp), Hochkien 1438Rq1, 1485UP, am Berg
Hochkhyen 1603/04A, Hoch Kien 1620Rm, 1783A, 1838D
IV Reich.

kienacher 1531U97 III Köniz Mengest.; d xiəne᪷k (Grat,
Weide), [Kronegg 1757A,] Kienegg 1784A IV Reich./V
Isenfl.; dər xiənekhaŋ () IV Reich. Kient.; Kieneÿ,
Küneÿ 1535U161 V Lütsch.; d xiəgassə (Weg), an die kien
gassen 1524‒93U168, um 1540U168 IV Reich.; kienholtz
1531U97 III Köniz Mengest.; Kienholz V Brienz (s. d.);
kienholtz 1535U161 V Lütsch.; kienholtz um 1430U78 V
Ringg.; u᪷f əm xịəhorə (Berggipfel, bewaldet; es sollen
dort früher Kienfackeln hergestellt worden sein) IV
Bolt.; Heinricus de Kienlowinon 1299, 1303, das guͦte ze
kienloͮwinon uff den fluͤn in der parochie sant Beaten ge-
legen 1383Uk2, 1535U161 V Beatb.; Kien louwinen 1535U161 V
Lütsch.; an die khien mattan 1531U59 II Rüdtl.?;
xiənbax (Bach, Wa., Wei.), ze Kienbach 1381, 1385, 1399,
1535U161 V Günd./Lütsch.; xiənbaxwe᪷idli᪷ (Wi.) V Günd.;
xiənbe᪸xli (Heuland, Wei., Wa.) V Günd.; i᪷m xịəmbe᪸rg
(Wa.), Kienberg 1838D IV wimm.; Kienberg 1563U144 IV
Diemt.; xi᪷ənbē᪸rg (Wa., mit viel harzigem Föhrenholz),
dem kyenberg holtze 1391Uk2, Kienberg 1515Rq8, 1529U169,
1535U161, 1568U169, Kienbergwald 1747A, Kienwald 1838D V
Unters.; bi᪷r xiəbrü᪷k (überbautes Land) IV Reich. Kien-
Aris; ds xiəbru᪷ni (Schafberg) IV Reich. Kient.; Kien-
schafberg 1786C3 IV Reich. Kient.; Kiental IV Reich.
(s. d.); Kienwald 1838D IV Reich. Kien-Aris; xiənwāld IV
Zweis. Blank.

Hieher?: uff einem agker, genempt zem kÿenbirboum
1419C1 III Hilt.

C) -er: dər xịənər (Hei.; häufiger: gẹ̄ssbe᪸rg) III Ndhün.;
kieners acher 1533/42U128 III Wahlern Schwarzenb.; d
xi᪷ənəršflu᪷ə (Wa., Felsen) II Krauchth.; dər xịənərgri᪷ŋ
(Wa., Geländevorsprung) II Krauchth.; Kienershaus
(Neubruch) 1838D III Freim.; ds xiənərhüsli (Hei.), Kie-
nerhäusli 1838D II Lütz. Enkl.; ds xiənəršmōs (K.) III
Uet.; Kienersrüti III Kienersr. (s. d.).

Hieher?: die khienntershalldenn 1531U97 III Muri Kräyi-
gen.

-ere: xi᪷ənərəhö᪷utsli, die gemeine kienera 1531U97, an die
Khieneren 1554U109, Kieneren (Tannwald) 1838D III Kö-
niz Gasel.

-erli: ds xịənərli (K., Scheune) IV Aeschi.

-i: im xi᪷əni (Wa./2 Hei.), Kienÿ 1435 (Kopie 17. Jhd.)Uk2,
im Kieni 1703A, 1780/81A, im Kieni (Ha.), unterm Kieni
(Tannwald) 1838D III Obhof./Sigr.

uf dər xi᪷əniek (bewaldeter Fels) III Sigr.; o᪷bər/u᪷ndər
xiəniekšopf III Sigr.; xi᪷ənigrabə III Sigr.; Chienibach
1546U147, Kienbach 1435 (Kopie 17. Jhd.)Uk2, Kienerbächli
oder Marchbach 1780/81A III Obhof./Sigr.


Schwzd. Chien m., n. ‹Holz der Waldföhre (pinus silvestris)›,
z. T. auch der Baum selbst, der aber im Bernbiet normalerweise
Dähle oder Föhre heisst (Id. III, 320). Zu den endungslosen



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Sp. 451


Baumnamen in ONN vgl. die Anm. zu Eich (ONB I/1, 70).

Zur Bezeichnung des Baumes s. auch H. H. Bosshard, Die Mund-
artnahmen von Bäumen und Sträuchern (Zürich 1978), S. 28
(Karte) und 142ff. Kiener als FN (FNB III, 233) ist in vielen ber-
nischen Gemeinden altbezeugt; bis ins 18. Jhd. gab es in Bern
auch ein Burgergeschlecht Kienberger.

Chieni: wohl eine ahi-Bildung (Kien-ahi ‹Ort, wo es viel Kien-
holz oder Föhren gibt›).


Chiene

d xiənə (Fluss), lit im Kiental, stosszet an die kienna
1493U84, 1530U95 … an kienen um 1540U168 IV Reich.

xiənigrabə (Graben mit Fluss, Wa.) IV Reich. Kien-Aris;
ds xiənəwē̤dli (Heugut) IV Reich. Kient.


Etymologie s. Chien.


Kienersrüti

xiənəršrüti (: Weiler, Gde.), Kienersrütte 1676A,
Kieners Rütti Gerichts Kirchdorff 1739/40C3, Kieners-
reuti 1838D III Kienersr.


PN als Besitzername oder Berufsbenennung Kiener (FNB 3,
233).


Kienholz

xiənholts (Weiler), im Kyenholz 1340, in daz Kienholtz
1353, 1363, ob dem Kyenholtze 1374 … Kienholz (Kien-
holz-Allmend) 1838D, 1850J V Brienz.


Kienholz ‹Kienwald›; der so benannte Weiler wurde mehrmals
durch die Wildbäche verschüttet. Von einer Burg Kien, die laut
Jahn im Raum Kienholz gestanden sein soll, weiss die neuere
Fachliteratur nichts.


Kiental

xiəntəl (Seitental der Kander; Dorf, Bäuert Kiental), de
Kyental 1305, ze Kiental 1311, im Chiental 1317, von
Kiental 1349, 1354, 1360, 1368, 1379 … Kuͤnthal, per
quam fluit rivus Kuͤn appellatus 1577Sch … Kienthal 1838D
IV Reich.

im kientall grund 1524‒92U168, um 1540U168, 1758C3; xiəntəl-
štrāss, i᪷m xiəntəlwāld (Wa.), Kienthalwald 1838D IV
Reich. Kient.


Etymologie s. Chien.


Kieris- †

von einer hoffstat genempt In kieriszbechli um 1430U78,
Im kierisz bechli 1436U78, im Kierisz Bechli nach 1436U78
IV Reich. Scharn.



Kiesen

xi᪷sə (Dorf, Gde.), Chisun 1236, in Chison/Chisun 1250,
de Kison 1253, Chison 1257, Kison-Chison 1299, in Ky-



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Sp. 452


son 1305, von Kisen 1313, villa de Kyson 1335, ze Kysen
1343Rq1, Kyson 14. Jhd.UP zu Kisen 1358, 1361, zu Kiesen
1368, von Kyson 1372, 1375‒77, 1380, 1383‒85, 1388,
1390, Kisen/Kison/Kysen 1389‒1460Ud, ze Kisen 1423C1
… von Kisen 1527UT, Kÿsen 1530U142 … Kisen 1587/89C3,
Kiesen 1838D III Kies.

ds xi᪷səšlo᪷ss, dər xi᪷səwaud III Kies.


Etymologie s. Chise.


Chifel

u᪷fəm xi᪷fu (Geländevorsprung mit Häuschen), Kiffel
1838D III Röth.; dər o᪷bər/u᪷ndər xịfəl (Fluh) V Brienz.


Schwzd. chifel m. ‹(Unter)Kiefer, Kinn; Fruchthülle› (Id. III,
175 ohne Hinweise auf toponomastische Verwendung).

Vgl. zum Brienzer Beleg (-ị-) noch P. Zinsli, Das Berner Ober-
land …, in: Festschrift A. Bach S. 342: evtl. zu lat. cubulum >
schwzd. Güfel, Gifel, Chobel, Chufel.


Chil-

d xi᪷lei (Talgebiet, Alp), des berges Kyley 1357, 1367, …,
Kiley 1449UT, an dem berg Kyleie 1455UT, …, im alten und
nu̍wen berg an Kiley 1489UT, …, Kuͤeley 1608UT, uff Kiley
1617/22C3, Chiley 1620Rm, … Kiley 1838D IV Diemt.
Schwend.; xi᪷lbodə (Wei.) IV Saanen; uf əm xi᪷ləbodə
(Wei.) IV Zweis.; xi᪷ləbödə, xilbödə IV Zweis.

d xi᪷llərə (Wei. in Gorneren) IV Reich. Kient.


Schwzd. Chil(l)e f. ‹Alpenampfer (rumex alp.), Eisenhut› (Id.
III, 206).


Chilch-/Chirch-

xi᪷uxə, xi᪷lxə (I‒V) xüuxə (II)

xi᪷lhə (IV), xi᪷lə (II), xi᪷rxə (vz.)

Zur Verteilung der verschiedenen Formen s. SDS II, 110
und V, 39.

A) a) xi᪷rx (Hei., Wirtschaft; angeblich Kirchenraum zur
Neutäuferzeit), Kirch (Häusergruppe mit Schule) 1838D
III Bleik.; i᪷ də xi᪷lxə (Wa., Fels) IV ObwiliS.; d xil(x)a
(Felskegel von der Form eines Kirchturms) V Iseltw.;

b) bei: bir xi᪷uxə (Dorfteil) I Kalln.; bir xi᪷uxə, bei der Kir-
che (Häuser) 1838D II Fraubr./Graf.; bir xi᪷uxə II Jeg.;
bei der Kirche (Dorfteil) 1845D II Kopp.; bir xi᪷uxə (Quar-
tier mit Kirche im Zentrum), bei und hinter der Kirche
1838D II Moosseed.; bei der Kilchen (Ha.) 1838D II
Waltw.; bir xi᪷uxə III Blumst.; bir xi᪷uxə (Dorfteil) III
Thier.; bir xi᪷uxə (Hof), bei der Kirche 1838D III Zimm.; bi᪷
dər xi᪷lxə, bi᪷r xi᪷lxə (Umgebung der Kirche) IV Adelb.; IV
Frut.; IV Kanderst.; bei der Kirche (einige Häuser)
1838D IV Lau.; bi᪷r xi᪷lxə(n) V Beatb.; V Brienz; V Grin-
delw.; V Habk.; V Meir.

c) hinter: hi᪷ŋər dər xi᪷lxə I Erlach; I Ligerz; hi᪷ŋər dər
xi᪷uxə (Dorfteil) I Rapp.; die erst zelg hinder der kilchen
1480/90U44 II Kopp.; hi᪷ndər dər xi᪷lhə (Wi. mit Scheune),



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Sp. 453


hinter der Kilchen 1713MW IV Lau.; hi᪷ndər dər xi᪷lxən
(Wohngebiet) V Grindelw.

d) weitere Präp.; ob der Kirche (Häuser) 1838D III
Wattw.; ob dər xi᪷lxə (2 Hei.) IV Saanen; ob dər xi᪷lxə V
Leiss.; uf dər xilxən (Wei.) V Sax.; ob der/bei der und
hinter der Kirche (Dorfteil) 1845D I Lyss.


B) aa) d gemšixi᪷lxa (Fels, auf dem die Gemsen herum-
klettern) V Bön.; bedəllixi᪷lxən (Felskopf oberhalb Bö-
deli) V Brienz; Thalkirche (turmhohes Felsstück) 1850J
IV Frut.; to᪷kəlisxi᪷lxə (Höhle) 1850J IV Bolt.; to᪷kəlixi᪷lxə
(Fels) IV Zweis.; Ruͤdolfus minister in Waltkil 1261, ca-
pellam Walkilche 1262, Waltkilch 1269, 1274, in Wal-
chilche, de Waltkilche 1274, Waltkilch 1295, Rector ec-
clesie Walchilch 1302/04N, Waltkilch 1312, 1332,
1423UBS, ze Waltkilchen 1464U73, waldkylch 1518U74, Walt-
kilch 1530A, Waltkirchen 1638UP; waudxi᪷uxəfe᪸ud (K.)
1609Le, 1666Le, 1850J; Waltkilch weg 1423UBS, waldkyl-
chenn weg 1518U74 II Ndbipp; u᪷f dər wi᪷rtnərəxiuxə (Grat
und Spitze) 1850J III Blumst.; tswe᪸rglixi᪷lxə IV ObwiliS.

ab) d wi᪷lhe᪸lmsxi᪷lxa (zerklüfteter Fels) V Günd./
Ltbr. Weng.

ac) die alte Kirchen (Ha.) 1838D III Konolf. Ursellen; di
dị̄tši xi᪷lxa (Felsblock mit Wald) V Grindelw. Bussalp; di
u᪷ŋəri xiuxə (K.) I Täuff. Vgl. auch den Artikel Meikirch.

b) I: 97; II: 167; III: 178; IV: 39; V: 36

davon: -acher(li) I: 26; II: 40; III: 42; IV: 6; V: 1

-gass, -gässli I: 2; II: 16; III: 13; IV: 5; V: 4

-matt(e) I: 12; II: 25; III: 19; IV: 2; V: 1

-büel II: 2; III: 12; V: 3

-wäg I: 25; II: 37; III: 31; IV: 7; V: 4

Auswahl: xi᪷uxaxxər (K.), i juch heisset der kilchacher
1480/90U44, an negelisz kilchen acher 1531U51 II Rumend.;
xi᪷uxaxxər (K., z. T. überbaut), der Kilchacher 1334 III
Belp; de agro dicto Kilhaker um 1320, Kylchacher 1357,
kilchacher 1524‒93U168 IV Erlenb.; xilxek (Wa.) V
Gsteigw./Matten; xi᪷lxfluə (Berggipfel, Übergang Hoh-
kien-Saustal), Kirchfluh 1779Wä IV Reich. Kient./V
Isenfl.; ds xi᪷lxəguət (K.) I Gamp.; xirxhaudə (Hei.), Jn
der kilchhallden 1531U97, 1534U100, 1544U117, an der
Kirchhalten 1838D III Grhöchst.; casale dictum zem
Kilchof 1346 I Eps.; i᪷m xi᪷uxəho᪷lts (K.), das Kylhenholtz
16. Jhd.UP, Kirchenholz (Ha.) 1838D I ObwilbB.; xi᪷lxho᪷rə
(Berggipfel) IV Frut./Kandergr.; j Jucharten achers
heisszet der kilchen iuchart 1493U84, 1530U95 III Forst; an
der kilchen Loͤlj, dem kilchloͤlj 1531U97 III Wohlen Uettl.;
von der Kilchmatten 1426U78 III Burgd.; xi᪷uxmatt (K.),
Die kilchmatten 1531U97, 1535U101, kilchmattacher 1531U97
II Mülchi; xiuxmatt (Hei.), Die kilchmattenn 1534U100,
Kirchmatt 1838D III Vech.; xi᪷lxmōs (Wei., Moos, Winter-
gut), vff kilchmos 1425U78, Kilchenmoss 1655/56A IV
Bolt.; Kilchbach 1533/42U128, kilchbechlj 1542U128 III
Rüsch.; i᪷m xiuxəban (Wa.), im Kilchenbahn 1748A, Kir-



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Sp. 454


chenbann 1850J III Röth.; dər xi᪷lxbe᪸rg, xi᪷uxbe᪸rg, xi᪷ltbe᪸rg
(K.), am kilchberg um 1525U20, 1533U22, an dem kilberg
1533U22 I Ins; xü᪷upərg, xi᪷upərg (2 Häuser), Kiltberg
17. Jhd.UP, Kilperig 1790C3, 1850J II Roggw.; im xi᪷lxbo᪷dən
(Hei.), Kilchboden 1838D V Grindelw.; xi᪷upu (2 Hei.),
zem Kilchbuͤl 1304, 1354, 1380, von Kiltbuͤl 1389R2, 1641A,
Kilchbül 1650A, Kiltbühl 1796A, xi᪷upuweid (Wi.) II Af-
folt.; dər o᪷bər/u᪷ŋər xi᪷uxbu (2 Hei.), Kilchbül 1646A,
Kilchbühl 1699A, Kirchbühl 1699A, Kirchbühl 1737A,
1838D III Schangn.; xiuxrē᪸bə (Reben) I Lig.; xi᪷lxštaldə
(Hei.), am Kilchstalden 1726A, 1787C3, 1838D III Fahrni;
an dər xi᪷lxštatt (Dorfteil), 1838D V Ltbr. Gimm.; dər xi᪷lxə-
štein (Felsblock, bei dem angeblich in Pestzeiten Gottes-
dienst gehalten wurde; gilt auch als Herkunftsort der
kleinen Kinder) V Ltbr. Weng.; dər xi᪷uxštị̄g (K.), i bletz
heist am kilchstig 1498U46, Kilchstygenacher 1646UT III
Konolf.; d xi᪷lxstirən (türartige Einbuchtung im Fels) V
Gadm.; xi᪷uxwe᪸gaxxər (K.), j Juchartt litt am kilchweg
gan oberwil um 1531U34 I Diessb.; dər xi᪷uxwe᪸g (Ha.), am
Kirchweg 1838D II Rüegs.; xi᪷uxwē᪸g (Hei.), Kilchweg
1838D, 1845D III Buchh.; im xi᪷uxwē᪸g (K.), ob dem kilch-
weg 1346, 1530U95 III Sigr.; am xi᪷lxwe᪸g (Wi. mit Scheu-
nen) V Hofst.; ds xi᪷lhəwẹidli (ehemals Wei., jetzt über-
baut) IV Saanen; xi᪷uxətse᪸ug, xi᪷uxtse᪸ugaxxər (K.) III
Rigg.

Kilchfultigen III Rüegg. s. Fultigen; Kilchmühleberg III
Mühleb. s. Mühleberg. Vgl. auch die Artikel Kirchberg,
Kirchdorf, Kirchlindach, Kirchenthurnen.


C) -li: xi᪷uxli (K.) I Wengi; xi᪷uxli (Gupf) III Blumst.;
xi᪷uxli (Felskopf) III Gugg.; ds xi᪷lhli (Fels) IV Lau.; bim
xi᪷lhli IV Lenk; i᪷m xi᪷lxli (Fels); i᪷ də xi᪷rxə, xi᪷rxləni (hohe
Flühe) IV ObwiliS.; ds xi᪷lxli (Stein auf einer Alp) V Bön.

gẹ̄ssxilxli III Eriz; ds geissxi᪷lhli (Felszahn) IV Lau.

dər xi᪷lxligle᪷tšər IV Lenk; dər xi᪷lxlištokx (Berggipfel), die
Kilchleni 1760Wä V Gadm./Gutt.

-ere: d xi᪷uxərə (Hei., unterhalb der Kirche) III Rüsch.

Kilch-Weih > Chilbi: xü᪷ubi᪷plats (Wi.) II Melchn.

PN) Kilcher: Kilcherslehn (Ziegelhütte, Hof) 1838D III
Rüegg.; d xi᪷uxərmatt (Hei.), neben der kilcher matten
1533/42U128, Kilchermatt 1838D III Wahlern.

xi᪷uxmeiər (K.) III Rub.

xi᪷uxəmāwaud (Wa.) II Herzb.


Schwzd. Chilche f. ‹Kirche›, mhd. kirche swf. ahd. chirihha mit
alem. Nbf. chilihha, chilcha f., in der Toponomastik oft Name
von Bergen, Felsen (Id. III, 229).

Da die Kirche meist den Mittelpunkt eines Dorfes bildet, bezie-
hen sich die Namen von Dorfteilen häufig auf ihre Lage zur Kir-
che: bei der Kirche, hinter der Kirche usw.

Die Zus. Toggelichilche bezeichnet meist den Aufenthaltsort von
Zwergen (Toggeli) im Gebirge (Id. III, 236).

Chilcher bedeutet ursprünglich ‹Kirchgänger› (Id. III, 236),
kommt aber westlich der Aare auch als FN vor (FNB III, 235,
z. B. Gde. Wahlern); Kilchenmann ist ein FN aus dem nordöstl.
Kantonsteil.




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Sp. 455


Chilcheri

i dər xi᪷lxəri (K., Wohngebiet) III Obhof.


Schwzd. Chilch(e)höri f. ‹Kirchgemeinde, Pfarrei›, mhd.-alem.
kilchhoere (Id. II, 1577).


Chilt-

xi᪷utbexli (Hei.), im Kiltbächlin 1698A, im Kiltbächli
1729A, Kiltbächlein 1838D II Waltw.


Da der Hof angeblich an einem alten Kirchweg liegt, ist eine
Entwicklung Kilch- > Kilt- denkbar (vgl. Kilchbühl > xi᪷upu,
z. T. Kiltbühl geschrieben). Eine Zus. mit schwzd. Chilt ‹nächtli-
cher Besuch von Burschen bei Mädchen› (Id. III, 242) scheint
weniger wahrscheinlich, ist aber auch nicht auszuschliessen.


Chimis-

ximi᪸sbendər, ximəsbendər (Grasbänder); ximi᪸sblatti᪷
(Grasbänder) V Ltbr. Gimm.


Örtlichkeiten, an denen der in Küche und Volksmedizin be-
kannte ‹Kümmel›, schwzd. Chümmi, entrundet Chimmi m. ‒
eine Bezeichnung verschiedener Pflanzen ‒ wächst (Id. III,
294f.); mhd. kumin, kümel, ahd. kumil m., aus dem Semitischen
über das Romanische ins Deutsche gelangt (s. Kluge, Etym.
Wb.). Id. verzeichnet allerdings aus dem Einsiedler Klosterar-
chiv um 1500 auch einen PN Kümi Töuber.


Chimmer-

xi᪷mmərsbo᪷dən (Waldwiese mit Scheune) V Brienzw./
Hofst.



Chind-

B) b) ein hoͤltzlj heist der khindennholtz 1530U95, Kinden-
hölzlein 1838D I Büet.; xi᪷ndərhubəl (kleiner Felskopf,
von wo aus Kinder dem ‹Bärgdorfet› zuschauen.) IV
Saanen; zer Kindenmat 1329, zwey meder genant die
kinden matt 1542U104 III Walkr.; d'xi᪷ndbetti᪷ V Hofst.; di
xauti xi᪷mpetti (Bucht) III Sigr.; Kalte Kindbetti 1716Bd
IV Adelb./Kanderst.; bir xaltə xi᪷mmpe᪷tti᪷ V Habk.;
Kalte Kindbette 1771P V Beatb.; xi᪷ndbettihorə, Strubel
mit dem Kindbettihorn 1760Wä IV Adelb./Kanderst.;
xi᪷ndbe᪷tti᪷hu᪷bel V Brienzw.; xi᪷ndbe᪷tte᪷rsek V Hofst.;
xi᪷ndbettərəštē̤ IV Bolt.; xi᪷ndbettərəwē᪸g II Krauchth.

C) -li dər xi᪷ŋli᪷štẹi (errat. Block) I Dotz.; bim xi᪷ndli᪷štē̤
(Findling) III Amsol.; xi᪷ndlištei (Felsnase) V Matten.


Schwzd. Chind ‹Kind› (Id. III, 336ff.) ‒ Einesteils Bezüge zum
Appellativ Chind, anderseits evtl. Umdeutung aus Chinn
‹Schlucht› (s. d.). ‒ PN Kind für BE nicht altbelegt.

Chindbetti: meist Ereignisname; so z. B. di chalti Chindbetti in
der Gde. Sigriswil, wo vor ca. 80 Jahren die Merliger eine Frau
gefunden haben, die dort auf einem Kahn ein Kind geboren ha-
ben soll. ‒ Chindlistei: im allgemeinen nach dem Volksglauben
ein Stein, bei dem die kleinen Kinder gefunden werden; so z. B.
in der Gde. Dotzigen, wo man berichtet, dass dort die Kindlein



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Sp. 456


unter dem Chindlistei hervorgeholt wurden. Hingegen wird in
der Gde. Boltigen überliefert, dass dort vor Zeiten ein Mädchen
Zuflucht gesucht und ein Kind geboren habe.


King

dr (k)xiŋ oder (k)xiŋšpi᪷ts, d xiŋšpi᪷tsxe᪸lən V Schatt.


Benannt nach dem englischen Erstbesteiger Sir H. S. King.


Chinn

A) xinəni, i də xinənə (steiles Waldstück) IV ObwiliS.

B) a) ds bu᪷səxind (Felseinschnitt mit Bach) V
Ltbr. Gimm.; Der Schneeberg Drimelkind genant
(Schlucht des Trümmelbaches) 1620Rm, 1716Bd V Ltbr.;
ds bo᪷txənxinni (Geröll, Wa.) V Brienz.

b) xingrabə (Schlucht); xinguət (Wintergut); ximpax
(Wildbach); xinbodə; xinbodəwē̤d(-li) IV Lenk; i᪷m xi᪷nriəd
(Wei.), zwischent dem Kinden Riede 1357 IV Därst.;
xi᪷fluə; xi᪷fluəbodə (Wei.) IV Zweis.; im xindwāld, d
xindwe᪸ld (ehemaliges Wildheugebiet, jetzt aufgeforstet);
xindwaldmē᪸dər V Ringg.; xinəxe᪸lə, xinəxe᪸ləbalm IV Ob-
wiliS.; d xi᪷nəwē̤d (Wei.) IV Reich. Kient.; ds xi᪷nəwē̤dli
(Vorsass) IV Lau.; xi᪷nigrabə (Graben; auf der Karte:
Chieni-) IV Erlenb.; xi᪷niri᪷tsa (Wildheugebiet) IV Zweis.


Schwzd. Chinn, vereinzelt Chi n. ‹enge Schlucht, Felsspalte› (Id.
III, 320). Da der appellativische Sinn in weiten Gebieten erlo-
schen war, wurden manche Chinn in Namen volksetymologisch
zu Chind ‹Kind› umgedeutet.

Die Lautformen Chinni sind wohl nicht mit schwzd. Chinni
‹Kinn› zu erklären, da dies Wort in der Toponymie kaum zu be-
legen ist. Chin(n)i wie auch Chinneni dürften als Plurale der neu-
tralen -ja-Stämme anzusehen sein.

Zur Verbreitung des typisch westschweizerdeutschen Bergworts
vgl. die Streuungskarte in Zinsli, Walser Volkstum 1968, 19764
S. 184 mit Anm. 158a.

Die Etymologie ist noch umstritten: J. U. Hubschmied vertrat
burgundische Herkunft. ‒ Wahrscheinlicher ist Zusammenhang
mit ags. cinu f. (ô-Stamm), cine (ôn-Stamm) ‹chink, fissure,
depth, cavern›; neuengl. chine mit besonderen Bedeutungen wie
‹a fissure in the surface of the earth›, ‹a deep and narrow rawine›
… (The Oxford Dictionary of English Etymology 1979 S. 170);
dial. dän. kin ‹Spalte› (Walde-Pokorny I, 544); neuniederl. keen,
mnl. kene ‹barst, kerf, kloof›, s. J. W. Muller, Over twee oude wa-
terloopnamen: Loos en Kin, Kene, in: Nomina Geographica
Neerlandica, Xde Deel, Leiden 1936, besonders S. 39ff., wo zahl-
reiche Ortsnamen wie Kene, waterloop op Walcheren («aquam
que vocatur kene et perfluit ad aquilonem» 1190); Kortekene
1217, Cortekine 1271, heute Kortjèn in Noord-Beveland usw. mit
Schreibformen kin(e)-, kinne-, kene-, kenne- angeführt werden.
J. W. Muller bezeichnet kin als einen «Ingwaeonschen Water-
loopnamen». Zur geschichtlichen Herkunft s. J. Pokorny, Indo-
germanisches Etymologisches Wörterbuch, Bern 1948‒52 S. 355:
id. Wurzel gei-: gi- ‹keimen, sich spalten›; got. keinan, ahd. kī-
nan. Der Ansatz für das alpine Wort Chinn mit doppeltem Nasal
kann auf sekundärem Angleich an ‹Kinn› (Gesichtspartie, got.
kinnus, ahd., asächs. kinni n.) beruhen oder teilweise bloss als
Schreibform gewertet werden, da ja auch die nördlichen Belege
sporadisch als kinne, kenne im Schriftbild erscheinen.




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Sp. 457


Chinz-

B) b) obre kintzenmatt 1531U97 III Kirchl.

C) -li: das kintzlimoss 1531U97 III Häutl.

-i: i᪷m xi᪷ntsi᪷ (Weiler), das ku̍ntzi 1531U97, das kintzi
1535U101, im Kinzi 1838D, u᪷fəm xi᪷ntsi᪷axxər, xi᪷ntsi᪷axxərfē᪸ụ,
das kintzi holtz 1531U97, 1535U101, Kinzihölzlein 1838D II
Rupp.

-ig: i᪷m xü᪷ntsi᪷g (Alpweide), Kinzigmäder 1878/1935Siegfried-
blatt IV Frut.


Die hier zusammengestellten Namenformen sind schwer zu
deuten und vielleicht nicht einheitlich.

Am naheliegendsten wäre es, einen PN Chuonz(o) als Grundlage
anzunehmen (Kzf. aus einem zusammengesetzten Namen mit
dem Bestimmungswort ahd. kuoni ‹kühn›). Indessen wäre zu er-
warten, dass in unsern Mdaa. der Diphthong erhalten geblieben
wäre (vgl. etwa den bern. FN Künzi, mdal. Chüenzi s. Id. III,
379f.) und es ist schwer, eine Entrundung zu -i- anzunehmen in
Gebieten, die diese Lauterscheinung nicht kennen.

Verlockend wäre aus rein lautlichen Gründen die Annahme ei-
nes Zusammenhangs mit dem auf südlichem deutschem Sprach-
gebiet verbreiteten Gewässernamen Kinzig, der nach Th. Gei-
ger, Die rechten Nebenflüsse des Rheins, Wiesbaden 1963 S. 68
bzw. BzN 16, 244 zur alteuropäischen Hydronymie gehört.
Kinzge, auch Kinz, ist im benachbarten Breisgau auch Flurname
und vor allem noch teilweise lebendiges Appellativ für
‹schluchtartige Hohlwege› (es wurden da rund 170 verschiedene
Kinzigen gezählt). Vgl. dazu A. Bach, Dt. Nkde. II § 438, der Kin-
zig anscheinend irgendwie zu unserm Chinn stellt mit der Be-
merkung «im Oberwallis und in Graubünden meint es schlecht-
hin ‹Schlucht›»(?). K. P. Roos, Die Flurnamen der Freiburger
Bucht 1966, S. 67‒71 verzeichnet eine Überfülle historischer
Formen mit Kinzeg, die er alle, auch mit den einfachen Lautun-
gen Kinze, Kinz zur alten Gewässerbenennung stellt, z. B. auch
einen kinzen acker 1341 u. ä.

Dem gegenüber rechnet A. Bach jedoch auch mit einem anders-
artigen Kinz: Kinzheim im Elsass geht auf Kuningishaim zurück;
aber einen eindeutigen PN bringt er nicht bei.

Entscheidend bleibt gegenüber den Kinzig-Namen im angren-
zenden Norden, dass unsere bernischen und die übrigen entspre-
chenden schwzd. Namen ‒ ausser dem Kinzigpass (UR) ‒ kein
g/k-Suffix aufweisen; vgl. zu unsern bernischen Belegen noch
etwa Kinzen GL, LU, ZH … und Zuss. wie Kinzhalden, Kintzhu-
sen AG, Kinzengraben LU u. a., die doch auf einen heute nicht
mehr eruierbaren alten PN in der sw. Gen.-form schliessen las-
sen. Nach den Überlegungen von Fr. Zopfi für xintsœ/Kinzen
‹Weide und Wald unweit des Unterstafels der Altenoren› ist die
Stammsilbe aus deutschem Wortgut nicht zu deuten, hingegen
ergibt die Annahme eines vordeutschen *kint- oder *kent- eben-
falls Schwierigkeiten (Fr. Zopfi, in: Jahrbuch des hist. Vereins
des Kts. Glarus 1941 S. 74 mit Anm. 2).


Chipf-

xi᪷pf, xü᪷pf

A) i᪷ dr xi᪷pf, in der Küpf 1529A, Jnn der kipff … huß vnnd
hoffstat, genempt Jnn der kipff 1530U69 II Dürrenr.; d
xi᪷pf II Heimisw.; an der kûpf 1423UBS II Ndbipp.; i᪷ dər xi᪷pf
(engste Talstelle), Jnn der Kÿpff 1531U52 II Obburg; von



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Sp. 458


der kypf 1495U65 II Rüegs.; ein hushofstat in der kipf
1437U56, in der Kypff 1532U62 II Utztf.

B) b) der Kipfacker 1802P II Münchb.; der kypff acher
1518U74, der Kipfacker 1666Le II Ndbipp; Kipfacherli
1802P II Münchb.; a᪷ dr xü᪷pfga᪷ss I Lengn.; i᪷m xi᪷pfgrabə
II Heimisw.; a᪷m xi᪷pfəllā᪷nd V Ltbr. Weng.; d xi᪷pfmat,
Kipfmatt 1802P II Münchb.; an der kipf matten 1423UBS,
ann der küpf matt 1518U74 II Ndbipp; Stost vnndenn an
die Kipffmattann 1531U52 II Obburg; xi᪷pfbē᪸rg (Hei.), i᪷m
xi᪷pfbē᪸rg (Wa.) II Heimisw.; xi᪷pfənštọkx V Innertk.; dr
xipfštuwə III Laupersw.

C) FN: -ər: xü᪷pfəraxər III Arni; kipfersacher 1531U97 III
Müns.; ds xi᪷pfərweidli oder ds xü᪷pfərweidli II Erisw.


J. U. Hubschm. Burgd., S. 728 hat den Namen auf lat. cippus bzw.
*cippa ‹Pfahl› zurückgeführt und als frühe Entlehnung ins Ger-
manische erklärt, wo es über die Bedeutung ‹Stemmpflock, Wa-
genzunge, eichelförmiges Krummholz am Wagen› im Oberdeut-
schen auch auf gipfelförmiges Gebäck übertragen worden sein
soll und schliesslich in ONN ein sichelförmiges Grundstück be-
zeichnen soll.

Er hat sich dabei möglicherweise auf eine frühere Auflage von
Kluges Etym. Wb. gestützt, wo «Kipfel, dial. auch Gipfel, Wei-
zenbrot in Form eines zweigipfeligen Weckens» gedeutet wird
mit der Bemerkung: «Vielleicht verwandt mit ahd. kipfa mhd.
kipfe f. ‹Wagenzunge› (Quelle lat. cippus)».

Es mag jedoch fraglich bleiben, ob eine solche Entlehnung bis in
die römische Kaiserzeit zurückreicht, wo c- vor Palatal noch als
reiner Verschlusslaut zu gelten hat wie in Fällen von Kiste (lat.
cista), Kirsche (lat. cerasum) und wenigen anderen. Noch mehr
Bedenken erweckt der semantische Wandel von klass.-lat. cippus
‹Spitzsäule, Grenzpfahl, Verschanzungspflock› zu ‹Wagen-
zunge›, dies zu ‹gipfelförmigem Gebäck› und schliesslich zur
Benennung einer Bodenform.

Obschon eine tragbare Brücke dazu nicht gefunden werden
kann, scheint schwzd. Chipf doch am ehesten deutscher Her-
kunft zu sein und mit dem Typus Gupf, Gipf(el) verbunden wer-
den müssen. Vgl. auch die Flurnamen Kipfbichel, Kipfenberg,
Kiphinhalden 1260 beim Schwäb. Wb. IV, 387.

Der FN Kipfer ist im Emmental altbeheimatet (in Langnau, Lau-
perswil, Lützelflüh, Signau, Sumiswald; vgl. FNB III, 237; mit
der Form Küpfer in Arni, Bäriswil, Oberdiessbach, Schlosswil,
Worb; FNB III, 301).


Kir(en)bach †

in dem Kircbache 1356?, Apud kyrenbach 1425K10, zuͦ ki-
renbach 1487K10, Jm Kirbach 1533/42U128 III Gugg.

Kaum hieher?: ab der müli im kielbach 1591U130 III Amt
Schwarzenburg.


Die Belege sind zu verschiedenartig, um eine eindeutige Etymo-
logie festzulegen. Wenn man für das Gotteshaus nicht die alt-
alem. Lautung Chilch- voraussetzen müsste, wäre Kirch(en)bach
zu erwägen; vgl. Birch > Bir … vgl. z. B. Birizug, Birrhard, Birr-
feld, Birr (A. Iten, Zuger Namenstudien [1969] S. 115). Bach, Dt.
Nkde. II § 527 verzeichnet einen ON Kirberg < Kirchburg.
Wenn man von Kiren- ausgeht, könnte es sich um einen alten
Gewässernamen handeln, der heute im ON Kirn (Kreis Kreuz-
nach) weiterlebt (Bach, Dt. Nkde. II, 410, 3), der jedoch nicht ge-
deutet wird; vgl. Chirel.




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Sp. 459


Eine eindrückliche, aber wenig gesicherte Erklärung böte sich
mit got. (asilu-)qairnus ‹Eselsmühle›, aisl. kwern, as. quern, ahd.
quirn, chwirna ‹Mühle› (S. Feist, Got.-etym. Wb.3 S. 59), also
‹Mühlebach›. Vgl. Buck S. 135: Kirnbach, Kürnbach zu ahd.
quirn ‹Mühle› (ohne Ortsangabe).


Kirchberg

xi᪷upərg (Dorf, Gde.), Kyrchberc 994 (Kopie v. 1266)
de Chilhberch 1182/83, de Chilichperc vor 1203, de
Chilhperc 1208, de Chilperch/Chilhberch 1227, curtem
Kyrchberc 1266 … in Kilchperg 1278, in Kylchberg
um 1300, in Kilperg/Kilchperg 1303 … de Kylchberg
1342 … ze Kilchberg 1426U78 … zuͦ Kilchperg 1481Ch5
Kÿlchberg 1531U59 … Kilperg 1592/95C3, Kylberg
1627/29C3, Kiltberg 1639A, 1683A …, Kirchberg 1838D II
Kirchb.

xi᪷upərgštrōss, Kilchperg strasz 1532U62, am xi᪷upərg-
štrȫ᪷ssli, i᪷m xi᪷upərgwaud, an dem kilchbergen weg 1437U57,
ann kilchperg weg, an dem kilchperger weg 1531U62 II
Kirchb.


Das hohe Alter der Siedlung wird durch die dem Hl. Martin ge-
weihte frühmittelalterliche Kirche bezeugt.

Zum Problem der Namen auf -berg s. Glatthard, ONN zw. Aare
und Saane S. 326ff.


Kirchdorf

xi᪷u᪷tərf (Dorf, Gde.), Chilthorf 1228, de Chiltorf 1229,
apud Kyltorf/Kylhtorf 1250, Kilctorf 1259, in Chilctorf/
Chilchtorf 1260, de Quirtorf 1285, de Kilchtorf 1293, de
Kilchdorf 1307, … gegen Kilchtorf/Kilchdorf 1336, 1368
… von Kilchterf 1352, Kilchdorf/Kilchdorff/Kiltdorf
1389‒1460Ud, … Kilchdorff 1479‒1563Ar … Khilchdorff
1586/87C3, zu Kiltdorff 1605/07C3, … Khilchdorff 1632A,
zuͦ Kildorff 1672UT, Killtorff 1704/19C4, Kirchdorf 1838D
III Kirchd.


Die Kirche, die dem Dorf den Namen gab, wird erstmals im Lau-
sanner Kartular von 1228 genannt.

Zur Frage nach Alter und Bedeutung der Namen auf -dorf s.
Bach, Dt. Nkde. 2, 2 § 598/599.


Chirchen

dər xi᪷rxən oder xi᪷rxəd (Talriegel), Der Kirchen monticu-
lus 1577Sch, Kirchet 1850J V Innertk.

innərkxi᪷rxən, Jndrunt dem ky̍rchen 1393Uk2, … inet dem
Kirchen 1629/31C4 V Innertk.


Chirchet, häufig volksetymologisch verändert Kirchen, wird von
J. U. Hubschmied (VR III S. 82) auf lat. circinus bzw. circātus
‹Kehr› zurückgeführt. Dies Lehngut muss allerdings auf eine
frühe Zeit zurückgeführt werden, wo im Romanischen k vor i
noch nicht zu geworden ist; weiteres s. ebd. S. 77.

Gatschet versuchte, wohl dieser Schwierigkeit wegen, den Na-
men zu ahd. chirchôdi ‹Kreis, Umzäunung› zu stellen (Jb. SAC
IV S. 500).




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Sp. 460


Kirchenthurnen

xi᪷uxətū᪷rnə (; Dorf, Gde.), Roͮdolfus de Thornon
1201, Tornes 1228, Henricus vicarius de Turindon 1262,
de Turnden 1318, Turndon 1325, in dem dorfe ze
Kirchturnden 1349, ecclesia de Turdon/Turden 1351, ze
Turndon 1357, 1358, 1363, in Turnen 1360, in der Paro-
chie Thorndon 1360, dorf und dorfmarch von
Thur(n)don 1360, in der parrochie von Thurondon 1361
… ze Kilktu̍rndon 1362, im kilchspel Turnen 1371, zu
Kilchturnen/Kilchturndon 1373, der zenden ze Kilch-
turndon in der parrochie von Turndon 1373, Kilch-
tur(n)den 1389‒1460Ud … in der barrochy von Turndun
1397UT, … Kilchenturnden 1479‒1563Ar … Einem kilche-
renn zuͦ Tuͦrnenn 1488‒1514U166 … Jn der Kilchhoͤrj turn-
nenn 1531U97 … dess gerichtzs zuͦ Kilchdu̍rnen 1535UT … zuͦ
Kilchenthurnen 1559‒79U119, Kilchthurnen 1572C3, Kilch-
thurnen 1577C3, quinta parochia est Turnen 1577Sch, Kir-
chenthurnen/Thurnen 1838D III Kirchenth.

xi᪷uxətū᪷rnəwaud III Rigg.


Nach Hubschmied VR III, 77 ist romanische Herkunft wahr-
scheinlich: < rom. *tornes ‹Kehren›. (Vgl. auch P. Glatthard,
Ortsnamen zwischen Aare und Saane, 1977, p. 97ff.)

Durch «moderne» Schreiber ist im 1. Namenglied altalemanni-
sches Chilch- in schriftsprachliches Kirch- verwandelt worden. S.
auch Mühlethurnen.


Kirchlindach

li᪷ŋəx (Dorf, Gde.), Lindenacho 1185, Lindenacho 1221,
Lindnacho 1255, ze Chilchlindnacho 1305, villa de
Kilchlindnach 1317, in dem dorf ze Kilch-Lindnach
1341 … Kilchlinnach 1389‒1460Ud, Kilchlindnach
1442‒69Ar … Kilchlindach 1531U97, zuͦ kilchlindnach
1534U100 … pfarre Kilchlindach 1579Rq1, Vff der Kilchlind-
nach Zellg 1599U114, Kilchlindach 1637Rq1, Kirchlindach
1838D, Kirchlindach 1850J III Kirchl.

am grossen kilchlindnach wald 1534U100 III Kirchl.


Kirchlindach ist offenbar das Lindach bei der Kirche. Ein früh-
mittelalterlicher Kirchenbau des 8. Jhds. aus Holz und seit dem
10. Jhd. ein Steinbau ist hier gesichert, wo die Abtei St. Johann-
sen schon vor 1185 Güter besass (HBLS IV, 498f.; Kunstführer
der Schweiz III, 344ff.).

Der Name wird von P. Aebischer nicht als dt. Lind(en)ach(e)
‹Lindenbach› gedeutet, sondern als gallorom. *Lentiniâcum
zum lat. Gentilnamen Lentinius gestellt (ZONF 3 (1927) S. 34).

Vgl. dazu den Namen Lindach bei Burgdorf.
Zur Streuung der möglichen -ācum-Namen in unserem Bereich
s. Zinsli, Ortsnamen 1975, Tafel I, und Glatthard, ONN zw.
Aare und Saane, Karte 2 S. 94.


Chirel

A) Fluss: a᪷ dər xi᪷rəl, unser berg gelegen an Kirle 1352,
kirlenbach 1524‒80U169, ad sinistram ripam occidentalio-
ris Chirlen 1577Sch IV Diemt.





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Sp. 461

Alp: dər xi᪷rəl, i᪷m ~, i᪷ ga i᪷ ~ (Wei., Wa.), an Kirl 1561‒62A,
die march vnd zil der dryer bergen Kyley, Vildry vnd
Kirly 1534UT, Chirieli, Chirlin 1620Rm, zu iren bärgen …
Kirli 1641Rq3, Kihrel, Kihrle 1838D IV Diemt.

B ab) ērbs xi᪷rəl (Wei., Wa.), wī᪷smü᪷llərs xi᪷rəl IV Diemt.

ac) enətkxi᪷rəl, enent Kilr 1357, Enetkirle 16. Jhd.UP, enet
kyrlj 1543U154, Enethkirel 1568UT, enətkxi᪷rəlāllmi, ~ mattə
IV Diemt.

b) dər xi᪷rəlgrāt, ~sāgi, ~šāfbē᪸rg, ~we᪸g IV Diemt.


Bisher ungeklärt; wohl vordeutsch.


Chirgeli

ds xi᪷rgəli (Wei., Wa.), an Kirgily 1534UT, das Kirgely
1539UT, Kirgeli (Alp) 1845D IV Diemt.

d xi᪷rgəlišịbə (Felsgipfel, Pass), xi᪷rgəliwāld IV Diemt.



Kirmer †

iii Juchart nempt sich der kirmer ane dem loͤli 1521U31, der
kyrmer an dem lölin 1530U33 I Eps.



Kirn †

ein juhart zuo kirn gerten studen 1437U57 II Utztf.


Vgl. die Bemerkungen zu Kir(en)bach.


Chirsi/Chriesi

a. Chirsi:

A) An der kirsi 1531U97 I Rad.; vnden an die kirsi 1531U97
III Englisb.; an die kirsj/an das kirsi 1531U97 III Zimm.

B) b) der kirszacher 1531U59 I ObwilbB.; xi᪷ršaxər III
Belp; ~, Der kirsacher 1547U137 III Zäz.; der krepsenn
kirsiacher/die krisiacher 1531U97 III Zimm.; der kyrsen-
acher 1538U148 IV Aeschi; an [kuirsen] acher 1540U168 IV
Reich.; d xi᪷ršaxərə, der kirsz acher um 1540U168 IV Zweis.;
xi᪷ršgā᪷rtə, der kirsgart 1405UT, bim kirszgarte 1530U94, bim
Kirsgarten 1546U147, Kirschgarten 1838D IV Spiez; ob dem
Kirsse-garten 1328 V Interl.; der Kirsgarten 1351 V Un-
ters.;
xi᪷ršigra᪷bə (Wei.) III Blumst.; xi᪷rsəmattə I Vin.;
xi᪷rsimatən V Brienz; dər xi᪷ršịbe᪸rg, Kirschenberg 1838D
III Bigl.; dər xi᪷ršịbo᪷də III Eggiw.; ~ Trub; Kirschbo-
den 1838D Mühleth.; dər xi᪷ršibodəgrabə III Trubsch.

Chirsboum: Im kirszboum um 1536U20, am kirszboum
1533U24 I Finsterh.

zum wilden kirsboum 1528U2 II Büet.; beim Stumpen-
kirschbaum 1666Le II Ndbipp; zuo dem wilden kirsboum
1437U57 II Utztf.; vnder dem kirszboumen 1531U60 III Ob-
diessb.;
zum kirsböum 1498U46 III Seft.; Kirszbouͤme
1534U99, zuͦ Kirszboͤumen 1535U101 III Ueb.





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Sp. 462

xi᪷ršbo᪷umaxər I Schüpf.; der kirsboum acher 1470U44 II
Ausw.; an den kirsbōmakerr 1423UBS II Ndbipp.;
xi᪷ršboumaxər II Wiggisw.; ~ Zaugg.; xi᪷ršbọ̄maxər,
Kirschbaumacker 1732 III Belp; xi᪷ršbọ̄maxxər III
Brenzk.; xi᪷rsbo᪷umaxər III Gol.; der wild kirszboum
acher 1533U107 III Kirchl.; xi᪷ršbo᪷umaxər III Mühleb.;
Im kirszboum acher 1535U101 III Rub. Trimst.; kirszboͧm-
acher 1531U96 III Wohlen Murz.; xi᪷ršbọ̄maxər III
Zimm.; xi᪷ršbo᪷ume᪸gərtə (K.) II Zaugg.; dər xī᪷rsbo᪷umme-

dər V Unters.; xi᪷ršbo᪷ummattə, die Kirszboum Matten
1667U100 I Lüsch.; die kirszboum maten 1595U113, die
Kirschbaum matten 1680U100 I Meik.; xi᪷ršbọ̄mbe᪸xli᪷ (Wa.
u. Bach) III Wattw.; i᪷ də xī᪷rsbo᪷umrē᪸bə I Tschugg; d
xi᪷ršbǖ᪸mwē̤d IV Reich. Wengi.

Chirsboumere: xi᪷ršbọ̄mərə (Hei.) III Kienersr.; i᪷ dər
xi᪷ršbo᪷umərə
III Thier.

dər xi᪷ršbüəl (Alp) IV St. Steph. s. Körst; xi᪷rsiburšt I
Grossaffolt.; xi᪷ršsu᪷pəhüsli II Kirchb.; u᪷f dər xi᪷rsdö᪷rri V
Bön.; die Kirss'töri 1726A V Ringg.

C) xi᪷ršərə III Obdiessb.

b. Chriesi:

B) b) ab dem kriesacher 1591U130 III Albl.; i᪷m xrēsaxər,
der Kriesacher 1368 IV Därst.; Kriesihüttli (Gut) 1838D
II Sum.; ab dem kriesbifang 1533U129 III Wahlern.

-bo᪷um: Jm krieszboum 1531U97 III Bern; i᪷m xri᪷əspō̤m/
xrẹ̄sbō̤m,
zum krieszboumen 1524‒80U169, zum Kriess-
baum 1575/76A, beym Kriesbaum 1779A, im Kriessbaum
1789‒90C3, Kriesbaum 1838D IV Frut.; zem Kriesboum
1488‒1514U166 IV Spiez; ufəm xrē̤sbọin (K.) V Gadm.; der
Krieszboum 1535U161 V Matten; Kriessboum 1535U161 V
Unters.

-bo᪷umə: xri᪷əsbọ̄mə (Weiler), Kriespoumon 1356, de
Kriesboͧmen 1390, zem Kriesboͧm/ze kriesboͧmen
1432U78, ze kriesboumen 1484U126, zu Kriessboumen
1489A, Zuͦ Kriesbomenn 1512U127, zuo Kriessböumen
1554U109, zuo Chriessbeümer/zChriessbeimer 1577Sch,
Kriesbaumen 1708A, Kriessbäümen 1739/40C3, Kriess-
baumen 1740/42A, ~ 1796C3, Kriesbaumen 1838D III
Gugg.; by den Kriesboumen 1532U125 III Mühleb.

-bo᪷umaxər: krÿszboͧm acher, kreyszboͧm acher,
krieszboum acher 1531U59 II BürzH.; Kryesboumacher
1520U131 III Belp; vff dem krieszboumacher 1531U97, Der
krieszboum acher 1535U101 III Köniz Liebew.; der kries-
boumenn acher 1533U133 III Rüegg.; der Krieszboum
acher um 1530U142 III Wattw.; der krieszboumacher
1531U97 III Zimm.; am Krieszboum acher 1534U99 IV
Aeschi; an Kriesboͧmen acher 1360 IV Reich.; Nider-
/Ober krieszboumacher 1531U97 III Englisb.; xri᪷əsbọ̄mən-
aumid
(Hei.) III Gugg.; Jm kriesboum krommen 1531U97
III Zimm.; die krieszboͧm mattann 1531U59 II BürzH.;
xri᪷əsbo᪷uməšụ̈r (Hei.) III Gugg.; ds xri᪷əswassərmedli᪷ V
Ringg.





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Sp. 463

C) ds xrịəsərlị (Hei.), im xrịəseršbodə III Gugg.; am
kryesler 1518U74 II Wiedl.


Schwzd. Chirsi/Chriesi ‹Kirsche›, mhd. kërse, kirse, ahd. kirsa
(Id. III, 478ff.). Zugrunde liegt der griech. Name kerásion für die
von Lucullus im westlichen Römerreich eingeführte Stein-
frucht, latinisiert cerasus f. ‹Kirschbaum›, cerasum n. ‹Kirsche›,
mdal. Chirsi. Auf der vulgärlat. Lautung ceresia beruht das eben-
falls vor dem Wandel von c zu ts übernommene oberrheinische
krēsia mit Diphthongierung des ē zu ie (wie spēculum > ‹Spie-
gel›, tēgula > ‹Ziegel›; Kluge, Etym. Wb.), mdal. Chriesi.

Über die geographische Verteilung der beiden Lautformen im
Kanton Bern s. P. Zinsli, Berndeutsche Mundart, 1957, S. 107
(mit Streuungskarte).


Chiis

bi᪷m xī᪷sfaŋ IV Lenk; xī᪷sgruəbə I Lyss; xī᪷sgru᪷əbə III Kö-
niz;
s (k)xī᪷swe᪸rkx II Ndbipp.


Schwzd. Chis n. ‹Kies› (Id. III, 523). Neuere Anlagen zur Gewin-
nung von ‹Kies› (Chisfang, Chiswerk) und dessen Lagerung
(Chisgruebe). Der bodenständig-mundartliche Ausdruck wäre
Grien (s. d.).


Kiischleen

ds kxị̄šlēn (Hei.), am Chịịschlehn 1908Fr, [auf dem Kislig
(viell. Kisslen) 1698/99A], in der Keüschlen 1775/77C3,
am Keuschlehn (Hä.), am Kischlen 1838D V Grindelw.


Schwzd. Lehe(n), Leen n. ‹Pachtgut› (Id. III, 1231ff.), verbunden
mit einem schwer identifizierbaren Besitzernamen (Keusch
FNB III, 231, altbelegt nur im AG; Keusen alt in BE Riggisberg,
ebd. S. 232). Friedli, Grindelwald S. 539; «am Chiischlehn hatte
ein Asket als Lähenmaan … e᪷s lähen empfangen» (?). Ein Ge-
währsmann behauptet, es habe am Ort ein ausgestorbenes Ge-
schlecht Kysch gegeben.


Chise (Fluss)

A) d xi᪷sə III Bow.; Freim.; Herbl.; Konolf.; Mirch.;
Ndhün.; Obdiessb.; Oppl.
(hier auch Hei.); Zäz. Kysen
1577Sch, Kisen 1771A III Bow.; kisen 1531U60 III Freim.;
kisen, kisenn 1531U97 III Herbl.; an die Kissen, zuͦ Khi-
sen, Kysen, Kisen, Kisenbach 1405‒1609Rq6 … III Kies.;
in der kÿsen 15. Jhd.U47 … an die Kisell 1531U60 III Ko-
nolf.;
der kisen 1542U97 III Mirch.; an die kisenn
1534U100, an der Khysen 16. Jhd.UP III Obdiessb.; der khy-
senn 1535U101, an die kissen 1547U137 III Zäz.

B) ac) e᪸nə(t)xi᪷sə (K.) III Freim.

b) der kiszacher 1631U97, das kis acherly 1498U46, das kisz
acherli 1500U48 III Herbl.; dər xi᪷sənaxər, der Kÿszacher
um 1530U142 III Kies.; d xi᪷sənou (Wa.), die Kiesenauw
1788A III Kies.; d xi᪷smat, an den kiszmatten 1531U97 III
Herbl.; d xi᪷səmattə III Kies.; xi᪷səme᪸təli᪷ III Mirch.; xi᪷sə-
mō᪷s
III Konolf.; xi᪷səbrü᪷k III Mirch.; der Kÿsen steg
um 1530U142, Bim Kisennstaͤg 1531U97 III Ndhün.; d xī᪷s-
wẹ̄d,
Kiesenweid (Ha. mit Land) 1838D III Oppl.





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Sp. 464

C) -ere: bÿ der Kÿsera um 1530U142 III Oppl.


Mit H. Krahe in BzN 1 (1949/50), 38 am ehesten zu der einstäm-
migen fem. -a-Bezeichnung ahd. *kisa ‹die Kiesige, die Kiesfüh-
rende› zu stellen; möglich wäre auch, *kisa formal als kontra-
hiertes *kis-aha aufzufassen. Der Flussname ist auf die Siedlung
übertragen worden, vgl. den auch formal analogen Fall Jona/Jo-
nen
SG (H. Greule, Vor- und frühgerm. Flussnamen, 1973,
S. 120f.).


Chislig

xi᪷sli᪷gho᪷uts (Wa., Hang gegen den xi᪷sli᪷ggrābə), zwey me-
der … stossent … an kysernn holtz 1551U32, fo᪷rdərə/hiŋərə
xī᪷sli᪷ggrābə
(Gräben im Wald. Als Fortsetzung: aumə-
lịgrābə
) I Bellm.; kxi᪷sslịŋsmattə/(k)xi᪷slịgsmattə (K.) I
Tschugg; xi᪷sli᪷gssāt, xi᪷sli᪷gsmattə (Saat gebräuchlicher)
IV Reich.

Kislegg 1389‒1460Ud II Krauchth.


Die unter sich verschiedenartig gebildeten Belege von Bellmund
gehören offenbar als verschiedene Ableitungen zu schwzd. Chis
n. ‹Kies› (= Grien) (Id. III, 523), zu welchem kysernn eine kol-
lektive -aria-Fügung wäre, während Chislig- eine andere Ablei-
tung mit derselben Grundlage darstellt; vgl. Chisli(n)g m. ‹Kie-
selstein› (Id. III, 524), in Bellmund auch ‹grosser, runder Stein›
bzw. das Adj. chislig ‹kiesig, vom Erdboden› (ebd.). Die Benen-
nung Chislig für ‹kiesreiches Gelände› findet sich auch weiter-
hin in Flurnamen, z. B. in Küsnacht ZH.

Kislegg könnte zu schwzd. Chisel m. (Id. III, 523) + Egg gestellt
werden, falls es sich nicht um eine entstellte Schreiberform von
Chislig handelt.

Die übrigen Belege sind Zusammensetzungen mit dem im Kan-
ton Bern alteinheimischen FN Kisslig/Kissling (FNB III, 240).


Chiste

A) i᪷ də xi᪷štə IV Kanderst.

B) b) d xi᪷štəfabrịk III Konolf.; xi᪷štəfluə, Chistenflue
1911Fr III Gugg.; dər xi᪷šti᪷hubəl IV Reich. Kienth.


C) -li: im Keistli/Kistli 1688A, 1732A III Unterl.

-ərə: i᪷ dər xi᪷štlərə (Hei.), an die kistlerren 1493U84, die
Kistlerenn 1531U144, in der Kistleren 1838D III Höfen.

-ler: kistlers matten 1500U48 III Müns.


Schwzd. Chiste(n) ‹Kiste, Truhe, Kasten› (Id. III, 543): mit meta-
phorischer Übertragung auf Boden- und Bergformen; vgl. Ki-
stenpass
(RNB II, 441).

Chistler ‹Kistenmacher›, als FN alt in BE Aarberg und Hasle bei
Burgdorf (FNB III, 240); dazu Chistlere als Bildung für Grund-
stücke zu Besitzernamen auf -er; vielleicht ursprünglich
Gen. Pl.-Formen.


Chläbi

xle᪸bi (K., Hang) III Konolf.; xle᪸bi (Hang) III Langn.; ds
xle᪸bi
(Hei., Hang) III Lind.; ds xle᪸bi (Wa., steiler Hang)
III Muri; xle᪸bi (K., Hang) III Vech.; d xle᪸biek III
Ndhün.; xle᪸bi᪷šo᪷pf (Felskopf) V Ltbr. Weng.





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Sp. 465


Volksetymologisch als Verbalabstraktum zu chläbe ‹kleben› um-
gedeutet, etymologisch aber eher mit ahd. klëb n. ‹promonto-
rium, Vorgebirge, Bergvorsprung› (Graff, Ahd. Sprachschatz 4,
546; Sonderegger, Appenzell, 67; Zopfi VR XII, 310 A.; Schwäb.
Wb. IV, 464; Buck, 139) zu verbinden, das im Alem. als Klëb n.
‹steiler Uferhang, Felswand›, im Nd. (und entlehnt ins Hd.) als
Klippe f. (Kluge, Etym. Wb.), im Engl. und Skand. als cliff appel-
lativisch und toponomastisch als Relikt in germ. Randwortposi-
tion erscheint.


Chlack

B) a) dər fū᪷rkəxlak(x) (Bergübergang; id. mit Furgge-
lücke
), dər brūštxlakx (Spalt im Felsen) V Bön.

b) der klagk acher 1521U31 I Eps.; xlakxaxxər, der klack
acher genantt, stost vffhin an denn hag vnnd abhin vff
die mattann (id. mit Längjucharte) I Rapp.; gegen der
clackenden fluͦ 1530U132 I Biel Böz.

C) -i: ds xlekxi (Vorsass), dər xklekxibrunnən (Seitenbach)
V Grindelw. Scheidegg.

-ərə: ds xle᪷kxərəwē̤dli (auch: xle᪷kxərwī᪷dli᪷) (Wei.) IV
Zweis.

-lər: im xlekxlər (Wi. + Acker), der kleckler 1528U2,
1531U97 I Rapp.; zem kleckler 1436U121 III Ferenb.


Schwzd. Chlack m., mhd. klac m. ‹Spalte, Riss, Erdschrunde›
(Id. III, 639; Zs., Gr. u. Gr., S. 327). Die Umlautformen können
sich auch auf das Verbum chlecke(n) ‹zerspringen, bersten, Spal-
ten bekommen› beziehen (Id. III, 640).


Chläf- s. Chlef-


Klaff-

der klaffenacher 1528U2 I Meik.; zu den klaffenden [blak-
ken], von klaffenden blaten 1488U156, zu der klaffenden
blatten, ab den klaffenden Blatten 1502U157, zuͦ den klaf-
fenden blatten 1515U158 IV St. Steph.

-ərə: kxlaffərə (K.), Clafferen 1532Buchser-Urbar II Münchenb.


Schwzd. Chlaffe(n) f., Chlaff m. ‹Spalte, Riss›, mhd. klaf(f) m.
‹Knall, Krach› (Id. III, 625, bes. 626ff.; Zs., Gr. u. Gr. S. 327).
Der Klaffenacher und das Kulturland mit der -ere(n)-Bildung
verlangt eher nach einer Deutung von Chlaffe(n) f. als Pflanzen-
name ‹Klappertopf, Hahnenkamm› u. ä. (Id. III, 626).


Chlammer-

d xlammərsgassən (Wegabschnitt durch das Stolli [Fels-
gebiet], klusartiger, enger Durchgang) V Brienz.


Der nach seiner Bildung nicht durchsichtige, schwer erklärbare
Name gehört zweifellos zu einer Grundlage, die im spätmhd.
Adj. klam(m) ‹eng› vorliegt (Id. III, 644; Kluge, Etym. Wb.) und
mit schwzd. Chlamm m. ‹Spalte› (Id. III, 643 f.; Zs., Gr. u. Gr.
S. 327) zusammenhängt, weiterhin mit der Sippe von klemmen;
vgl. auch die Parallele von norw. klamber ‹Felskluft›. Ein Besit-
zername Klammer ist unbekannt.




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Sp. 466


Chläntschi-

dr xle᪸ntšiaxxər, xlö᪷ịtši᪷axxər (K.) I BusswbB./Kapp.


Zum FN Kläntschi (alt nur in Aarwangen, Rapperswil BE,
Schüpfen s. FNB III, 241).


Chlapf

dər fordər/hiŋər xlapf (Hei.), du̍ gu̍ter, gelegen zem
Klappfe 1360, uff dem klapff 1452U79, am Klapff
1479‒1563Ar, Klapff 1530U142, im Klapf Kirchhöre Ger-
zensee 1760C3, im Klapf ob Gerzensee 1785A, vorderer/
hinterer Klapf (Häuser) 1838D III Gerz.

Hinter=Klapf (Ha.) 1838D III Belpb.; dər höhəxlapf (Wa.,
Strassenstutz) III Gerz.

das Clapfgut 1531U97 III Gerz.


Schwzd. Chlapf m. eigentlich ‹Knall, Krach› u. ä. (Id. III, 669ff.;
DWB V, 953ff.); doch wie bei Chlaff-, mit dessen Stamm Vermi-
schungen eintreten, auch das Ergebnis eines ‹Klapfs›, eine
Spalte, eine aufliegende Masse, z. B. Schnee, evtl. auch Erde.
Nach DWB V, 955 ist Klapf im Bairischen ein ‹abschüssiger Fels,
ein jäher Absatz›. In schwzd. Flurnamen offenbar verschiedene
Bodenformen, z. B. im rapəxlapf oder rapəxlaff eine ‹schief an-
steigende, längliche Abplattung im Hang des Buchberg›, s. wei-
teres bei M. Koch, Die Flurnamen der Gemarkung Thayngen,
Bern 1926, S. 101.


Chlapper-

xlappərgass (Weg im Dorf) II Ers.; Klappergasse (einige
Häuser mit Land) 1845D IV Reich. Scharn.; xlappərlö᪷ibli
(Nydeggstalden 32‒38) III Bern; auf dem Klaperplatz
1714A, Klapperplatz 1776A (mehrere Häuser und Zoll-
statt) 1838D II Lütz. Ranfl.; xlappərplats (s. Platzbrüggli)
III Rüd. Zollbr.


Schwzd. chlappere ‹klirren, klappern; schwatzen, plaudern› (Id.
III, 663ff.).


Klar- †

clarenmatten 1436U121 III Ferenb.


Zum weibl. PN Chlara ‹Klara› (Id. III, 685).


Klaret

i᪷m kxlarētsakx (), der Klaretsak 1789‒90C3, Claret-
sack (Landgüter, Geb.) 1838D III Bern.


Schwzd. Klarēt m. ‹ein besonders in BE hergestellter, aber auch
weiterhin bekannter Gewürzwein› (Id. III, 685; DWB V, 999f.).

Vielleicht ein Gut, auf dem besonders süsser Wein gedieh, eher
sicher Spottname. Nach B. Weber, Hist.-topogr. Lexikon der
Stadt Bern S. 59 «Claretsack. Bis in die Mitte des 19. Jhd. Name
des Rest. Schönegg, Seftigenstr. 99; Claretsack, Näherer. Zu Be-
ginn des 19. Jhd. Name der Häuser Friedheim und Hühnersä-
del».




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Sp. 467


Claus

A) Niklaus

in quo loco ad honorem Dei ecclesia constructa beatis-
simi Nicholai 1115/1312Rq5 IV Saanen.

Sankt Niklaus/(St.) Klaus

B) a) u᪷f sandi᪷kxlaus (Hei.; ⅔ zu Merzligen) I Bellm.; ein
vierteil einer Jucharten by Sant Niclaus um 1536U20, ein
grosz Manwerch Rebenn gelegenn bÿ Sannt Niclaus
1533U22, der Simbell acker bÿ Sant Niclaus 1533U22 I Ins;
sant ni᪷kxlaus (Quartier von Merzligen, St. Niklaus (Häu-
ser)) 1838D I Merzl.; St. Niklaus (kl. Dorf; die Häuser
auf der Nordseite gehören zu Nid.) 1838D I Nid.; Sant
Niclausen nach by Wenge 1561C3, Inter hunc (= Janzen-
haus) et parochiam est etiam alius parvus vicus, qui dici-
tur Sanct Claus 1577Sch I Wengi; ein Juchartten bÿ Sant
Claus 1573/74U77a, zu St. Niklaus 1574U77a II Attisw.; der
wirt ze sant Niclauͧs 1389R2, die herberg zuͦ sant Niclaus
15. Jhd.U47, vͤllÿ kaderlÿ der wirt zuͦ sant niclaus 1470U44, ze
sant niclaus i juch, in der dritten zelg hinder sant niclaus
im bruel 1470U44, Sant Niclaus 1500U48, Sant Niclaus by
Coppingen 1532U62, von der matten ze Sant Niclaus nach
1545K7, Sannt Clausen 1575C3, Sanct Claus. Villa dicta
apud Sanctum Nicolaum 1577Sch, zu St. Klausen
1584/85C3, zu St. Niclausen 1613/17C3, St. Niklaus 1757A,
St. Niklaus (5 Wohnhäuser mit 5 Nebengebäuden) 1838D
II Kopp.; i᪷m santịkxlaụs (K.), vnnder Sanntt Nyclaüsen,
anderthalb Juchertt, By sanntt Nyclaüs 1518U74, St. Ni-
klaus 1666Le II Obbipp; ein Juchertten achers bi sant
Nicklaussen 1520U131, In der zellg Bÿ Sant Nÿckläwsz
bÿm Chrütz 1530U132, bÿ Sannt clausen 1534U100 III Belp;
zwuschenndt sant nicklaussen 1531U60 III Boll.; Zuͦ Sant
Nicklausen 1530U142, Ein Jucherten bim Sami niclaus
1531U97, Zelg by Santt Niclau̍s 1535U101 III Müns.; bi᪷ tsan-
tiglā᪷uwsə
(Gebiet und Brücke; massiver ‹Schwy-bogen›;
vorm. Nikolaus-Kapelle), d santi᪷klā᪷uwsən brịk V
SchwandenbBr.; santiklousə/tsanti᪷kxlousə (Hei.) V Un-
ters.

meisxlausme᪸ttəli (Wi.) I Grossaffolt.; dər rigləxlaus (id.
mit rịguaxxər s. d.; K., sandiger Boden) II Bärisw.

B) b) heiset san Niclaus acker, gelegen vor Berne niden
uss 1385 III Bern; sant Nicklaus acher 1531U60 III Boll.;
der acher … sant Nyclaus-acher 1328 V Unters.; an Sant
Niclaus guͦt 1529U92, zwuschenndt sant Nicklaus guͤtren
1531U60 III Boll.; ds ni᪷xsəhö᪷utsli (Wa.) III Neu.; ni᪷-
kxlousəs land
(Hei.) III Rub.; zwuschent … sant Nicklau-
sen matten 1531U60 III Boll.; Jn niclaus bomgarten ein
halb mad 1531U97, Ein Bletzly genant Niglysz Boͤmgartly
1531U96 III Wohlen Uettl.; nikxlousšpịts (Felsspitze) V
Schatt.; zu dem St. Niclausen thürlj 1774Rq8 V Unters.


Schwzd. Chlaus, Kzf. des Vollnamens Nikolaus. Id. III, 687‒697
zeigt mit der Bedeutung dieses Namens im Volksleben auch die
mannigfachen Abwandlungen in unsern Mundarten. Sie spie-



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Sp. 468


geln sich z. T. auch im bernischen Flurnamengut. Dabei ist oft
kaum zu entscheiden, wo mit dem Familiennamen Niklaus
(FNB IV, 202), Klaus (FNB III, 242), Glaus (s. d.) (FNB II, 325f.)
und wo mit dem blossen Vornamen zu rechnen ist.

Die überaus zahlreichen St. Niklaus-Namen gehen auf die ka-
tholische Zeit zurück, wo sie an Kirchen und Kapellen und de-
ren Gütern hafteten, und erweisen die hohe Verehrung dieses
Heiligen auch in unserem Bereich.


Klärihüsli

kxlē᪸rihüsli (Hei. u. K.), Klärehäusli (1 Ha. zu Doggel-
brunnen) 1845D III Rüd.


Dim. zum PN Chlara ‹Klara› (Id. III, 685).


Chlätt-

einem garten Im kletnow 1537U35, ab Irem garten Im
Clettnouw 1551U35, Sechs gärtten In der Klättnouw
1551U37 I Nid.; klettenguͦt 1448U78 III Mühleb. Gümm.;
xle᪸ttəhof (Hügel und Höfe) III Ueb.; Klettenholtz
1433UP, vͤlÿ wengers Jm kletten holtz 1488U82, Christann
wenngers Jm klettenholltz 1493U84 … Im Klettenholtz/
Klättennholltz 1531U144 … Klettenholtz vicus exiguus
haud procul a lacu Anseltingensi positus 1577Sch … Klet-
tenholz (Weiler) 1838D III Thier./Ueb.; d xle᪸ttəmatt
(Hei.), Klettenmatten (Hof) 1838D IV Bolt.; ein stuck im
kiental genempt das klettenᷠ mad, klätten mad
1524‒80U169 IV Reich. Kient.; Cletten reben 1419UT III
Thun.


Schwzd. Chlëtte(n) f. ‹Pflanzenname, Arctium lappa›; ahd. clë-
tha, clëtto,
mhd. klëtte f.; weitere Flurnamen s. Schwäb. Wb. IV,
486.


Chlaue

bärəxlauə (Felssporn, der von Strasse durchschnitten
wird), Klauen Flúo = Rochers de Klauen (ongles) 1725P,
Bären≈klauen≈flue 1734P, 1736P, In der Bärenklauwen
fluh 1753P, Bärenklauen (Buchwald) 1838D III Neu.


Wahrscheinlich nicht zum Pflanzennamen ‹Bärenklaue› (He-
racleum sphondylium; Id. XII, 1751); eher metaphorische Be-
nennung nach dem überhängenden Felssporn, der mit einer
Tierklaue verglichen wird (Id. III, 705ff.).


Clavaleyres

klawalē᪷r (; älter:) klawalẹirə (; Dorf, Gde.), ein
guͦt … genant Klafalery 1495Rq7, unsere herrschaften …
und Clavaöiere 1535Rq7, 1539Rq7, freres de Clavallieres,
Clavalleres 1542Rq7, 1566Rq7, 1590Rq7, 1591Rq7, Clavalery
16. Jhd.UP, zu Clavallery ob Murten 1576C3, Clavaleyres
1838D III Clav.


Zugrunde liegen dürfte frkpr. clavalèire ‹chicorée sauvage; ci-
chorium intybus sylvestre L., Zichorienwurzel›; in der Suisse ro-
mande öfters belegt (Gloss. IV, 100). Nach Durheim (Schweiz.



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Sp. 469


Pflanzen-Idiotikon 1856, 23) wird mit diesem Begriff die Feld-
wegwarte bezeichnet, im Bernbiet auch als Sunnewirbel be-
kannt. (Vgl. auch Nomina popularia plantarum medicinarum
1963, 87).


Chlee

Kleeacker (Ha.) 1838D I Piet.; Im klee acher 1535U101 III
Belp; dər xlēaxxər (K.) III Belpb.; dər xlēaxxər (Hei.) III
Köniz; dər xlēaxxər III Mühleb.; der Cle acher 1529U92,
der chle acher 1531U60, der cleacher 1534U100 III Stettl.;
kle acker 1497‒1516U167, kleacher 1502U157 IV Zweis.;
xlēaxxərhöutsli (Wa.) III Belpb.; ds xlēfē᪸u II Krauchth.;
ds xlēfe᪸ud, Kleefeld 1838D III Bern Bümpl.; i᪷m xlēfe᪸ud
III Köniz Gasel; dər xlegartə (Hei.), Kleegarten 1838D
III Wahlern; xlēhansətə I Finsterh.; ufəm xlē᪷hōf II
Kirchb.; xlēmattə, In der Clematte 1525U20 I Täuff.; xlē-
mat
II Kirchb.; xlēma᪷tə III Kaufd.; xlēmat III Rüd.;
xlēmat, Kleematt 1838D III Sign.; xlēmatwē᪸g II Kirchb.;
xlēme᪸təli IV Frut.; xlēble᪸ts V Isenfl.; xlēbodə IV Därst.;
i᪷m xlēwē̤dli IV Därst.; i᪷m xlēwē̤dli IV Frut.


Schwzd. Chlee m., ahd. klēo, obd. chlēo, -wes, mhd. klē, -wes m.
‹Klee› (Id. III, 607ff.). Bestimmte Klee-Arten wurden im Acker-
gebiet als Futterpflanze angebaut.

Von Anfang an setzte sich die 1759 gegründete Ökonomische
Gesellschaft des Kts. Bern ein für eine Verbesserung der Land-
wirtschaft: Kunstgräser und Sommerstallfütterung sollten die
Heuerträge vergrössern. 1765 wandte sich J. R. Tschiffeli mit sei-
ner «Nachricht an das Landvolk von dem grossen Nutzen des ro-
ten Klees und dessen Anbau». Bald drängten ausgedehnte Klee-
graswiesen den Ackerbau und damit die alte Dreifelderwirt-
schaft zurück.


Chleebe

A) xlẹ̄bə (K.), im Kleben 1651/59A, 1838D II Bannw.;
xlēbə (Quartier, Hei., haldig), auf den/m Kleben 1838D,
1865Jv II Ob.- u. Untsteckh.

B) b) xlēbənaxxer(-li᪷) II Ob.- u. Untsteckh.; kleber acher
1531U96 III Wohlen Uettl.; xlẹ̄bəhōf (Hei.), der Kleben-
hof 1666U77a II Bannw.; Lütis Klebenhof 17. Jhd.UP II
Aarw.; xlēbəštrōss II Ob.- u. Untsteckh.



Chlef-

A) i᪷ dr xlefələ (Hei.), auf den Kleffelen 1728A, auf der
Kläffeley 1765A, Klefelen (Höfe) 1838D III Eggiw.; d
xle᪸ffəllən
(Weg) V Brienz.

C) -er: ein halb juchart zem Kleffler 1423UBS II Ndbipp.


Der Name des Hofs in Eggiwil wie der Acker zem Kleffler in Nie-
derbipp bezieht sich wohl auf Chlaffe(n) f. als Benennung von
Pflanzen, deren Samen zur Zeit der Ernte in den Hüllen klap-
pern: ‹Klappertopf›.

Der Brienzer Beleg mit der steilen Wegstelle lässt sich leicht mit
Chlaff, pl. Chläffe(n) m. ‹klaffender Spalt, Riss (z. B. in einem



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Sp. 470


Felsen, in der Erde bei grosser Trockenheit)› zurückführen (Id.
III, 626/627). Gwm.: əs xle᪸fəllət ‹es ist trocken, gufrig›, d. h. kies-
artig, so dass es unter den Schuhen knirscht.


chlei s. chlii


Kleindietwil

xlị̄dịətu (Dorf u. Gde.), in Diotinwilare zw. 816 und 837,
in Dietwile 1287, ze Dietwil 1316, under dem doͤrflin zu
Dietwill 1377 (in Kopie 1464), Dietwil 1456Rq1, ze Tiettwil
1464U38a, cleinen diettwil 1485U40, zu Thietwyl 1575UP,
Kleinendietwyl 1577Sch, von cleinen Diettwyl 1598A, zu
kleinen Diettwyl 1612UP, Klein-Dietwyl 1838D, Klein-
Dietwyl 1850J II Kldietw.

von kleynen dietwil berg 1530U42 II Kldietw.


wilari- Zusammensetzung mit dem ahd. PN Dioto sw., Kurzform
zu Dietrich, -helm oder ähnlich.

Die Bestimmung als Klein-Dietwil erscheint erst Ende 15. Jhd.


Kleine Scheidegg

di᪷ xli᪷n šeidek (šeitek) (Passhöhe, -übergang) V Grindelw.
Wärg., xlị̄nnị šẹidek (), älter: šẹitek V Ltbr. Weng.


Etymologie s. Scheidegg.


Kleinhöchstetten

ts xlị̄hȫ᪷xšte᪷tə (; Weiler mit Kirche) Luzilinstetten
1250‒56, in dem dorf und dorfmarch von Hoͤnstetten nit
Alwadingen 1348, (Kirche) Honstetten 1353, ze Hoͤnstet-
ten 1380 (wohl hieher, weil zinspflichtig an Frauenklo-
ster Fraubrunnen; s. unten 1531), (Klein- od. Grosshöch-
stetten? ze Honstetten 1380, ze Hoͤnstetten 1388), Klein
Hoͤnstetten 1442‒69Ar, 1479‒1563Ar, Cleinen-Hoͤnstetten
1479‒1563Ar, zuͦ hoͤnstetten 1501‒26U85 (hieher?), vnser
frowen (von Fraubrunnen) guͦt zuͦ kleinen hoͤnstetten
1531U60, von kleinen Hönstetten 1535U101, …, Klein-Höch-
stetten 1838D III Rub. Klhöchst.

xlị̄hȫ᪷xšte᪷ttənou (Schilf, Wasser, Sumpf, Gebüsch, Au-
land) III Rub. Klhöchst.

Nicht sicher zuzuteilen: in Honstetten 1146, entw. Höch-
stetten b. Koppigen, Gross- oder Kleinhöchstetten.


Eine der ältesten Ansiedelungen der Aaregegend mit frührom.
Kirche und Resten einer Burg (HBLS IV, 503).

In der Folge der Belege ist es interessant, dass die erste Nennung
1250‒56 noch mit dem Adj. ahd. luzzil, mhd. lützel verbunden
ist, während die späteren Namenformen mit dessen Ersatz
‹klein› gebildet sind.

Zur Namendeutung s. Grosshöchstetten.


Klemlis †

i Juchart In klemlis/klemlins riedt 1521U31 I Brügg.





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Sp. 471


Kaum mehr sicher deutbarer PN eines einstigen Besitzers; vgl.
aber «Klämi B Frut.» (Id. III, 687).


Chlemm- s. Chlemp-


Chlemp-/Chlemm-
1. Chlempe

A) d xle᪷mpa (Wa. im westl. Stockerbärg, beim Chlempe-
schleif) V Bön.; in/bi᪷n dər xlempən (Enge, Schlucht;
Weg eingeklemmt) V Gadm.; in/uf dər xlempən (Waldbe-
zirk, eingeklemmt) V Iseltw.

B) a) d botxənxlempən (ausgefressene, ausgewaschene
Runse, Klamm) V Brienz.

b) d xlempənek (Egg), dər xlempəgrabən (Graben) V
Iseltw.; xlempəšleif (Schleif) V Bön.; xlempəteil (s.
xlempi gleiche Gde.) V NdriedbI.; dər xlempəwaŋ (enger
Durchpass wie zwischen 2 Türpfosen) V Gadm.

C) -i: xlempi (Bergmad) V NdriedbI.; xlempigrabə (Gra-
ben ohne Wasserlauf) V Unters.



2. Chlemmi

A) in dər xle᪷mmi (felsiger Waldzug über Geislüüwi) V
Bön.

B) b) xle᪷mmitü᪷rə (turmartige Felsen in der Chlemmi), dər
o᪷brišt/mi᪷tlišt/u᪷ndrišt xle᪷mmišlẹif
V Bön.

C) -li: ds xlemməlli (Wa. beim Grebischleif), d xlemməl-
lišleifə
(heute gre᪸bišleifə) V Bön.



3. Chlemmer

dər xlemmər (Weg, der in ein Bachtobel führt) III Lan-
disw.


Die Flurnamen führen auf eine Grundlage germ. *klimm-/
*klamm- bzw. auf *klamb- im Sinne von ‹eng, eingezwängt› zu-
rück (Kluge, Etym. Wb.; Id. III, 647f.; RNB II, 442). ‒ Volksety-
mologisch werden diese Namen teilweise mit der fürs Berner
Oberland gebräuchlichen Bezeichnung Chlempe f. ‹Ameise› in
Verbindung gebracht.


Kleopatra

kxleopātra (; Zahn im Grat) IV Reich.


Von Bergführern nach der ägyptischen Königin geprägter
Name.


Chlepf- s. Chlopf-


Chlew-

Cleweᷠ guͦtt, Clewenn guͦtt 1530U21, ze klewen wëg, am



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Sp. 472


klewo weg, am kleuwen weg 1536U20 I Brütt.; in der Cle-
wine Isel 1427U78 I Lyss.

-ərən: in dər xleuwərrən (Scheunen u. K.) V Meir.; bey
der Klöüweren 1724‒26A V Meir.

Hieher? Klüwenzuhn 1647Bärtschi IV Adelb.


Alte bernische Namenabwandlung von Nikolaus (s. d.). Clewe
Pfluͦg
ist auch eine Gestalt in Manuels satirischer Dichtung (Id.
III, 687ff.; Socin, Mhd. NB S. 7 Clewin).


chlii/chlei

xlị̄(n) Sektoren I‒V; xleị(n) Sektoren I, II, III, vereinzelt
IV, V.

B) b) Total I: 77; II: 114; III: 151; IV: 31; V: 25

davon: -acher I: 3; II: 4; III: 6

-feld I: 3; II: 7; III: 4

-holz I: 1; II: 4; III: 2

-matt I: 3; II: 3; III: 3

-weid II: 3; III: 5; IV: 3

-zelg(-li) I: 4; II: 10; III: 12; IV: 2

Älteste Belege: im kleinen feld 1357 I Lengn.; Kleinguͦt
1342 III Bern.

Auswahl: Der clein galm, Das clein galmli 1532U4, Die
cleine ganseren 1532U4 I NdriedbK.; das klein gouchettli
1529U92 I Rad.; ds xlị họ̄le᪸si (Wei.) IV Zweis.; das klein
Hanff mattelti 1535U161 V Ringg.; bi dem kleinen loelin
1437U56 II WilerbU.; Hinder dem cleinen loͤlÿ 1531U97 III
Grhöchst.; xlīnlölišbe᪸rg (Wa.) III Köniz; im xle̤mbax
(Hei.), der Kleinbach 1348, zem Kleinen bache 1359,
zem Kleinbach 1508UT … IV Aeschi; von dem kleynen
buͤlti Anf. 16. Jhd.U66 II Huttw.; ufəm xlị̄nnən bīəlti (Heu-
land) V Gutt.; xlị̄rōt (Häuser), Kleinroth (Dörfchen)
1838D II Untsteckh.; xlẹrō᪷t (Weiler), im Kleinroth
1646A, Kleinroth (3 Hei.) 1838D, xlẹrō᪷twaud (Wa.) III
Arni; Inn der kleinen toͤuffe 1535U101 III Köniz Gasel;
dər xlị wịnngartə (Gärtnerei) I Ins.

C) -ər: dər xlị̄nndər štelli᪷grabən (Bachgraben) V Hofst.

-i: j mad heisset cleine 1470U44 II Seeb. Grassw.; u᪷f dər xlẹ̄-
ni᪷
(Hei.) IV Frut.; xlei᪷lị (K.) I Bür.

PN?: xlịni᪷smā᪷d (3 Häuser, K.), im Kleinismadt 1594A,
Kleynissmatt 1624/27C3, im Kleinismad 1632UP, im Klei-
nissmad 1680UT, im Kleinismaad 1688A, Kleinismatt
(Gut) 1838D III Längenb.


Toponomastische Zusammensetzungen zur Unterscheidung
gleichnamiger Örtlichkeiten nach ihrer Grösse.

Ahd. kleini, mhd. kleine, urspr. ‹rein, fein, zart›, dann anstelle
von lützel als Gegenbegriff zu gross entwickelt. Schwzd. chlii(n),
das heute chlei(n) weitgehend verdrängt hat, wird in Id. III, 653f.
wie auch (nach Mitzka) in Kluge, Etym. Wb. als Ablautform be-
trachtet. Nach einer andern Erklärung handelt es sich aber um
eine sekundäre «Alemannisierung» des ursprünglichen Di-
phthongs (vgl. zum Problem: R. Hotzenköcherle, Alemannisch
klin/klein, Die Geschichte einer Regression, in: Festschrift
Fr. Maurer, S. 118‒137 [1963]).

Zur appellativischen Verbreitung s. SDS IV, Karte 163.




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Sp. 473


Chlinge-

B) b) der klingelsacher, das klingels acherly 1528U2 I
Schüpf.; Klingelacher um 1530U142, klingellacher 1531U97
III Gerz.; von dem klinchelfus 1502U157, von dem clingel
fuͦs 1515U158 IV Bolt.; ds xliŋəllo᪷x (Höhle; Steine, die man
hinunter wirft, tun lange xliŋlə) IV Gsteig; ds xliŋəllo᪷x
(Loch am Schafgalm) IV Zweis.; die klingels matten
1528U2 I Schüpf.; dər xli᪷ŋụbo᪷də (Ebene im Wa.) III Arni;
dər xliŋəltsbrü᪷nnə (Hei.), Im klingeltzbrunneᷠ um 1536U20,
am klingelszbrunnen um 1536U20, bim klingen prunnen,
bim klingels brunnen 1533U22, Der Klingelzbrünnen 1648
(laut 1914Fr/Ins) I Ins; Klingelbrunnen 1554U109, in Klingel-
brunnen 1554U170 III Bern Bümpl.; bim clinge turly
1531U96, bim clingenn tu̍rlj 1531U97, das klingen tu̍rlj
acherlj 1531U97 III Wohlen Uettl.

C) -ər: xli᪷ŋələr (K.) I Schüpf.; by clinglerseich 1532U4 I
Kapp.


Schwzd. Chlinge(n) f. ‹Tiefe, aus der es herauf klingt, tiefe Stelle
im fliessenden Gewässer, Bergbach ‒ wohl auch Quelle›. Ahd.
chlingo m., chlinga f., mhd. klinge f. ‹Abfluss des Wassers, Tal-
schlucht›; vgl. das Verb mhd. klingen ‹von fliessendem Wasser:
rauschen, plätschern› (Lex. I, 1625/6; Id. III, 657; Zs., Gr. u. Gr.,
S. 327; RNB II, 442).


Clistra †

curatus de Clistra 1361 III Thier.?


Einzelbeleg; vgl. Müller, Obw., S. 26: Chlister ‹Alp, wo Grasflä-
chen von Felsbändern eingehegt sind›. Auch Alp Chlisterli. <
rom. *clustrum ‹eingehegtes Stück Land›.


Klob- †

kloben acher 1531U60, Der kloberacher, Jn der kloberen
1531U97 III Wohlen Uettl.


Einzelbeleg; möglicherweise zu Chlobe(n) m. ‹hölzernes Gerät
zum Einklemmen, Verpflöcken› usw. (Id. III, 617ff.). Eher aber
zu einem heute nicht mehr identifizierbaren Besitzernamen.


Chlofe

dər xlo᪷fən (Felsgrind) V Grindelw.


ə xlofən, pl. xlefən m. ist in Grindelwald ein geschmiedeter Ha-
kennagel; im Hausbau ‹ein vorspringender Balkenkopf mit ge-
meisselter Durchhöhlung› (Friedli, Bärndt. II, 416). Nicht im
Id.; wohl Nbf. zu Chlobe(n).


Chlöi

ds xlö᪷i (kleines Wohnhaus. Früher Bauernbetrieb. An
sonnigem Port oberhalb des Dorfes gelegen) III Sign.


Kaum als Spottname zu schwzd. Chläue(n), Chleue(n) m. f.
‹Kerngehäuse›, synonym Grübschi (Id. III, 706).




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Sp. 474


Chlopf-/Chlepf-/Chlöpf-

B) a) ho᪷ltsxlo᪷pfər (Fluhgrind bei der Moosfluh) IV Reut.

b) stost hin uff in den klepffberg neben ann die keszlen
1524‒80U169, iiii mansz mad im schmidsried gelegen stost
hin uff in den klopffberg um 1540U168 IV St. Steph.; ds
xlepftü᪷rli
(ehem. Umzäunung mit Gatter, welches von
selbst zugefallen ist und dabei ‹geklepft› haben soll.
Heute Kulturland bzw. Wegstelle im Rothwald) II Dür-
renr.

C) -ər: xlepfərmȫsli (Sumpfgebiet im Wa.; s. rō᪷tmōs gl.
Gde.) II Huttw.

-i: xle᪷pfimōs (Schilfland, Wi.) II Obönz; xle᪷pfimōs (ehem.
Moos. Heute entwässert und Teil des Burgerwaldes) II
Wallwang.; xlepfibērimōs (Sumpf; kant. Naturschutz-
gebiet) II Ndönz.

-li: xlö᪷pfli᪷mō᪷s (ehem. Sumpfgebiet. Heute Wi. u. Häuser;
auch Turbenmoos genannt), das klepfflimossz 1530U42 II
Thunst.; von zwöy Jucharten in kesslen ob den studen
lit ob dem klepfflis bach 1488U156 IV St. Steph.; em
xlö᪷pfli᪷sbē᪸rg
(Schilfbezirk, Moor), Klopflisberg (Gelände
mit Ha.) 1838D IV Lenk; u᪷f xlö᪷pfli᪷sbe᪸rg (steiles Hei.), in
den kesslen ob den Studen by dem klepflisberg 1502U157,
Klöpflisberg (2 Häuser) 1838D IV St. Steph.; em
xlö᪷pfli᪷sbe᪸rgmōs
(id. mit Klöpflisberg) IV Lenk.

FN: u᪷f dər xlo᪷pfərmatə (Wi.) IV Frut.; xlo᪷pfəštē̤smattə
(1 Scheuer unten auf Aegerten) IV Lenk; xlo᪷pfəšte̤mattə
(Teil eines Grundstückes, des Wilen- Hei.) IV Reich.


Bildungen zu schwzd. chlopfe(n) (Id. III, 680ff.) bzw. chlepfe(n)
(Id. III, 671ff.) ‹einen Chlapf verursachen; knallen, klatschen›.
Chlepfer, Chlepfe(n), Chlepfi (Id. III, 678ff.) ‹Name von Pflan-
zen bzw. der knallenden oder zum Knallen oder Klatschen ver-
wendeten Teile derselben›.

Besitzernamen: Klopfer (FNB III, 249); auch Geschlecht von
Kandersteg. Klopfenstein: Name verbreitet im Berner Oberland
(FNB III, 249).


Klori-

im Klory 1780A, Klori/Clori (Ha.) 1838D, ds kxlō᪷riweidli
(heute Wa.; Weidli am Verschwinden) II Sum.



Chloos

Chloos I:

A) xlō᪷s (Klosweg im Rebberg, von Mauern umgeben), in
dem Klos 1376, ein stu̍gk reben, lit in dem Klos 1389,
zweÿ manwerch Rebenn gelegenn Jm Closz 1553U8a I
Biel; iii manwerck lit Im closz by der alten reben 1519U18,
räben Im Klosz gelegen um 1536U20, dry manwärck rä-
benn litt im Closz 1530U21 I Gamp.; i᪷m xlō᪷s (Häuser;
Friedhof; früher Reben mit Mauern eingefasst), Ein
manwertt Rebenn Im Clossz 1530U21, Jm klossz 1533U22,
1536U20, im Clos (Fundstätte röm. Altertümer) 1895Z I



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Sp. 475


Ins; le Klos (Gehölz) 1358, 1383, 1388 I Lig.; scoposa
que dicitur ‹der Clos› 1349 I Mör.; der Kloss 1381 I
Nid.; ein pletzlin in dem kloss 1474U30 I Orp.; j matt bletz
Jm Klosz um 1531U34 I Safn.; xlō᪷s (Reben), vineam dictam
‹den chloz› de Alphermme 1276, in den Reben gen. der
Kloss 1374, Chlos/Chlös 1895Z I Tüsch.; i᪷m xlō᪷s (Reb-
berg), vinetum … vulgo dictum Klos 1311, u̍nser re(b)stu̍g-
ke, genempt der Klos 1406Erblehenbrief Kloster Engelberg, Im Klosz
(Rebgut) 1530U132 I Twann.

B) a) Fletschelet Klos 1365, eyn unser reben genant Flet-
zeletz closs 1374, Le Petit Clos 1382 I Lig.

b) Jm Closszacker 1533U22 I Ins; u᪷f əm xlō᪷saxxər (K.) I
Kapp.; xlō᪷saxxərə (K.) I Mör.; Klosz acher um 1531U34 I
Safn.; klossmatt 1528U2 I Jens; zu closboum 1532U4 I Bar-
gen; die clossz Rebenn 1533U22 I Ins; Maritz niclaus ab
closis Ried 1551U37 I Täuff.

C) -li: i᪷m xlö᪷sli᪷ (K.; Wohnquartier), Jn dem Klöszli
1531U34 I Safn.


Chloos II:

A) xlō᪷sə (Hei.), Klosen (Ha. u. K.) 1838D IV Diemt.

B) b) Jm Kloszacher 1631U97 III Wohlen; vom Klosen-
acher 1543U154 IV Diemt.; ds xlō᪷sənekli (Scheune u. K.),
dər xlō᪷səgrabə (Waldhänge) IV Diemt.; d xlō᪷səmattə
(Wohngebiet) III Thun; ds xlō᪷səbe᪸xli (Seitenbach des
Kirel; tiefe Schlucht) IV Diemt.

C) -ere: d xlōsnərə (Wei., Vorsass) IV Reich. Kient.


Chloos I: Begriff der Rebkultur; vgl. Weigold, S. 126‒128: Mit
Chloos < lat. clausu war ursprünglich ein durch hohe Qualität
ausgezeichnetes und deshalb von der allgemeinen Nutzung los-
gelöstes und jederzeit abschliessbares Grundstück bezeichnet
worden.

Chloos II: ebenfalls zur lat. Grundlage claus- (claudere), etwas
Abgeschlossenes bezeichnend: mhd. klōse, klōs ‹Klause›, auch
‹Felsspalt, Kluft› (Lexer I, 1630), in der Toponymie wohl auch
‹eingeschlossenes Grundstück›; vgl. dazu Sonderegger, Appen-
zell, S. 140ff.

Chloosnere: Zum BO Familiennamen Klossner (alt in Diemti-
gen).


Chloster

A) xlōštər (Gotteshaus u. Scheune) I Twann; i᪷m xlōštər
(Hei.), Kloster (Hof) 1838D II Affolt.; ds xlōštər (Häu-
ser, Wirtshaus), Hanns Ffankhuser im Closter 1618A, im
Kloster zu Erisweil 1783C3, im Kloster (Hof) 1838D II
Erisw.; dasz Closter … mit sinenn Murenn …, Sampt
dem Gasthusz vnd dem garttan … vnd Ein spicher dabÿ
1531U59 II Fraubr.; von dem Boͧmgartten hinder Closter
1531U50 II Krauchth.; zwu̍schen der Barfuͦssen closter
und kilchoff ze Berne 1380 III Bern; das closter 1531U97,
des closters ze Kappellen, sant Augustines ordens um



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Sp. 476


1611Rq7 III Frauenk.; xlō᪷štər (ehem. Kloster) III Rüegg.;
Kloster (Höfe) 1838D III Schang.; im Kloster 1779A,
Kloster (Ha.) 1838D III Trub; i᪷m xlōštər (Hei.), (am) Klo-
ster (Häuser) 1838D IV Därst.; Kloster (Häuser) 1838D IV
Aeschi; xlō᪷štər (Dorfteil) IV Kratt.; bi᪷m xlō᪷štər (abge-
brochenes Melkhaus; Felsblöcke; erinnert an Klosterbe-
sitz Interlaken) V Grindelw. Bussalp/Scheidegg; das
Closter Interlacken 1324UP, das Spüli (ein Bach), so
durch das Closter laufft 1630/31A V Interl.


B) ad) hi᪷ŋər əm xlō᪷štər (wenig gebräuchlich. Dafür:
fe᪸uaxxərli) I Orp.

b) xlōštəraxxər (s. wịtəbe᪸rg gleiche Gde.) II Graf.; Clo-
ster acher 1670U100 II Münchb.; ein Jucharten heist der
closteracher 1531U97, der closter acher 1531U59, i juchert-
ten so man nempt das klein Closter acherly 1531U59 II
Rüdtl. Alchenfl.; Klosteracker (Benediktinerkloster z.
hl. Kreuz) 1850J III Trub; xlōštəralp (Heimwesen, zum
Kloster Thorberg gehörend), Klosteralp 1838D (Ha. u.
Alp), Klosteralp 1850J II Krauchth.; d xlōštərek
(Scheune, Wei., Wa.; Kloster stand in der Nähe), Kloster-
egg (Gütchen) 1838D III Trub; bim closter vaͤldt 1531U59
II BürzH.; xlōštərfē᪸u II Rüdtl.; die closter gassan
1531U59 II BürzH.; Chlostergass (Strasse nach St. Urban)
1958Jv II Obsteckh. u. Untsteckh.; xlōštərgass (Weg) IV
Kratt.; xlōštərgass (im Dorf Matten) V Matten; desz
Klosters giessen um 1531U34 I Safn.; xlō᪷štər go᪷tštatt
(ehem. Kloster, heute Wohnsiedlung), xlō᪷štərguət (K.
mit ‹Hoschtet›) I Orp.; ein mansmad … stost an des klo-
sters guͦt 1500U48 III Gurz.; Klostergut 1767/69C3, Klo-
stergut (Hof) 1838D III Trub; ein Jucharten … stost un-
den uff an desz klostersz guͦtt 1488‒1514U166 IV Er-
lenb.
Ring.; xlō᪷štərhogər (s. xlōstərxnu᪷bu) II Affolt.; die
Klosterhohlen 1794C3 I Orp. Gottst.; xlō᪷štərholə (Wa.;
Hohle früher Klosterbesitz) I Safn.; ds xlōštərhö᪷utsli
(Staatswa., vorm. zum Kloster gehörend) II Krauchth.;
ein stük wald vnd holtz genant das Klosterhölltzli 1678UT
III Steff.; Klosterhubel (steiler Hügel) 1850J I Safn.;
xlōštərhu᪷bu (Wa., mit schöner Aussicht) I Schüpf.;
xlōštərxnu᪷bu (höchste Erhebung) II Affolt.; die closter-
mad 1533U133 III Rüegg.; clostermad (Matte) 1493U84,
1530U95 IV Frut.; Hanns bouderschis Clostermatten
1533U24 I Brütt.; xlō᪷štərmattə (K.), kloster matt
um 1531U34 I Safn.; xlō᪷štərmatə (Pl.), Closter mattan
1531U59 II Fraubr.; i᪷ dər xlōštərmat (K., gehörte zum
Frauenkloster), die clostermatten … stost … an das clo-
ster 1531U97 III Frauenk.; clostermatten 1531U59 II Graf.;
xlōštərmatə, die Clostermatt 1759A II Münchb.;
xlōštərmatt (ehem. zum Kloster St. Urban gehörend) II
Roggw.; iiii mannsmeder … in der klostermatten
1488‒1514U166 III Thun Allm.; xlōštərmatə (Hei.) IV
Därst.; ds xlō᪷štərmōs (K., ehem. Moos), xlō᪷štərmü᪷li (K.;
vormals Klostermühle) I Gals; Klostermühle (Mühle)



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Sp. 477


1838D I Gamp.; Klostermühle (Häuser) 1838D V
Gsteigw.; xlōštərbax (Bach), der Closterbach zu Där-
stetten 1683‒84A IV Därst.; xlōštərbodən (Alpwei.-Teil,
ehem. Hüttenplatz) V Lütsch.; xlō᪷štərrein (K. zu Kloster
Frienisberg gehörend) I Seed.; Klosterschwendi (Lehen-
gut) 1838D II Krauchth.; xlō᪷štərštē᪸g (Bahnübergang im
Rebhaldengraben) I Seed.; d xlō᪷štəršteigruəbə (vorm.
ausgenützte Steingrube im Schoneggwald) II Wynau;
die closter strasz 1531U59 II BürzH.; closter strasz 1531U59
II Graf.; closter strasz 1531U59 II Zaugg.; xlō᪷štərwaud
(Wa., vorm. Kloster St. Johannsen), der Klosterwald
1771A I Gals; xlō᪷štərwē᪸g (durch ehem. Klosterwald) II
Fraubr.; Closter waͤg 1531U59 II Graf.; xlō᪷štərwē᪸g (Weg
Utzigen‒Thorbergschwendi) II Krauchth.; Closter waͤg
1531U59 II Rüdtl.; Closter waͤg 1338, 1493U84, 1535U161 V
Matten.

C) -(l)i: xlȫ᪷štərli (Dorfteil. Früher Kloster, heute Wirts-
haus Löwen) I Piet.; Klösterli (Ha.) 1838D I Rad.; s xlȫ᪷-
štərli
(auch xammexlȫ᪷štərli, Hei.) II Sum.; ds xlȫ᪷štərli
(2 Hei.), Klösterli (Ha.) 1838D II Trachsw.; xlȫ᪷štərli
(kleines Hei.), im Klösterli (Häuser) 1838D II Wynigen;
Klösterli (Taverne; 2 Häuser) 1838D III Bern; xlȫ᪷štərli
(Ha.) III Eggiw.; xlȫ᪷štərli (Wohngebiet, früher Kloster
Interlaken), Klösterli bei Oberhofen 1780A III Oberh.;
xlȫ᪷štərli (im Zusammenhang mit Kloster Rüeggisberg),
Klösterli (Ha.) 1838D III Röth.; ds, im xlȫ᪷štərli (Ha., K.),
im Klösterli (Hof) 1845D III Schangn.; ds xlȫ᪷štərli
(Landwirtschaftsbetrieb), in der Litschere oder sog. Clö-
sterli 1767C3, im Klösterli 1789A, 1790C3, (Ha.) 1838D III
Wahlern; Klösterli (Wirtshaus) 1838D III Worb; ds xlȫ᪷-
štərli
(Stelle am Weg von underm Birg nach dem hinde-
ren Entschligberg) IV Adelb.; ds xlȫšti (Mattland, jetzt
Rest.; gehörte früher dem Kloster Interlaken) IV Kan-
dergr.;
ds xlȫ᪷štərli (Wirtschaft), Klösterli (Häuser)
1845D IV Saanen.

-ərə: d xlō᪷štərə (Wa. und überbautes K.; ehem. Besitz
Kloster Interlaken, Rebgebiet) III Steff.


Schwzd. Chloster n. ‹Kloster› (Id. III, 700); ahd. klōstar, mhd.
klōster volkslat. *clostrum, zur lat. Grundlage claud- ‹abschlies-
sen›.

Die Namen weisen auf ehemalige Klöster oder auf Grundstücke
in vormals klösterlichem Besitz hin.


Chlötzhüsli

xlötshüsli (Ha., K.) III Boll.


Zum FN Klötzli (FNB III 249).


klueg †

von Ruͤfli Gruͤbers guͤt dem man spricht kluͤg 1427U78 IV
Zweis.


kluͤg wohl Spottname ‹der Kluge›; mhd. kluoc ‹fein, zierlich,
zart›, schwzd. chluech, chlueg. Im Ahd. schon vor Einsetzen der



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Sp. 478


Denkmäler ausgestorben, lebt aber in der höfischen Dichtung
und z. T. noch in alem.-schwzd. Mundarten nach (Id. III, 622;
Kluge, Etym. Wb.).


klugk- †

untz an die klugkleren 1420C1, und dem hag nach untz in
die Klugklerren 1458Rq1 II Bätterk.


Zu schwzd. Gluggere(n), Ggluggere(n) f. ‹Gluck-, Bruthenne› (Id.
II, 620)?

Chluck m. ‹Schlag, Streich› (nur GR Avers); vgl. aber mhd. kluc,
-ckes
stm. ‹Bissen, losgespaltenes Stück›, belegt auch beim Zür-
cher Frisius (Id. III, 642; Lexer I, 1635).


Chlummere

xlu᪷mmərə (K., Wohngebiet), in der Klumeren (Ha.)
1838D III Thun.


Nach Hubschmied, Thun, S. 175 zu lat. columbarium ‹Tauben-
schlag›, ‹Friedhof mit Aschenurnen›; vgl. Zinsli, in: Festschrift
A. Bach, 1965, S. 340 (mit Angabe weiterer Namen).


Klün- †

stost … an klu̍n Acher 1659(Seftigen Urbar), an der klünhalltten
iii juch 1533U133, an der khlün Halden 1659(Seftigen Urbar) III
Rüegg.


Schwzd. Chlǖne(n) f. ist im Baselland eine Wiesenpflanze =
Chlaffe(n) (Id. III, 656; 626, 3); hiezu?


Chluus

A) i᪷ dər xlūs (Wi.), in der Clus (Häuser) 1838D I Eps.; in
der Clauss 1767C3, in der Clus (Höfe) 1838D I Täuff.; i᪷ dər
xlūs
(Hei.), Jn der clus 1533/42U128, in der Klaus (Hof)
1838D, in der Klaus oder in der Klus 1850J III Gugg.;
kxlūs (Loch; wildes Gelände) III RütibR.; i᪷ dər xlụ̄s
(Hei.), in der Klus (Höfe) 1838D III Rüegg.; die Klusz
1530U142 III Steff.; in der Cluss 1752A, in der Clus 1784C3,
in der Clauss 1795A, in der Klus (Höfe) 1838D III Wah-
lern;
in der Klus 1850J IV Bolt.; Klus 1850J IV Erlenb.;
d xlụ̄sə (Eingang zum Gasterntal) IV Kanderst.; d xlụ̄s
(Wa., Wei.) IV St. Steph.; d xlụ̄s (Wei.; Wa. gegen Kal-
tenbrunnengraben), in clus 1502U157, in kluss 1515U158, in
Clus 1548U160 IV Zweis.; in der xlǖ᪷s (Unterführung) V
Gadm.

B) aa) hāklixlụ̄s (Schlucht) IV Därst.

ac) gro᪷ssi/xli᪷ni xlụ̄s (Talverengung; Kluse wurden früher
zum Stauen des Wassers gebraucht, um das Holz ein
Stück weit zu flössen) III Langn.

b) kxlụ̄salp (Alp), xlụ̄sfluə (bewaldete Fluh), in den
Klausflühen (Wa.) 1778‒79A IV Bolt.; dər xlụ̄sgrabə
(Graben mit bewaldeten Seitenhängen) II Krauchth.;
dər xlụ̄sgrabə (Gewässer bei unter Rafrütti) III Langn.;



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Sp. 479


xlụ̄sgrabə (früher wurde hier Wasser zum Flössen ge-
staut, «kxlụ̄sət») IV Saanen; xlụ̄sho᪷rə (Berggipfel) IV
Bolt.; cluslutermatten 1591U130 III Gugg.; xlūsmedli
(Heugelände) IV Lenk; Clusenbach 1577Sch IV Erlenb.

C) -i, -li: i᪷m xlụ̄si (Privatberg) IV Adelb.; obər/u᪷ndər xlụ̄si
(K.) IV Erlenb.; ds xlụssli (Hei.; Fels bis an die Saane),
ausser dem Kleüsli 1684Chorg. IV Gsteig; ts xlụ̈sli (Wei.) IV
Zweis.; ds xlụ̄si (Lawinenzug und Pfad) V Bön.; ds xlụ̄si
(enge Stelle, Klus) V Brienz; i᪷m xlụ̈̄si (enge Stelle;
Wohnquartier), im Klusi (kleine Häusergruppe) 1838D V
Grindelw.; dər xlụ̄sigri᪷nd, dər xlụ̄siri᪷tt V Bön.; xlụ̈̄si sāgi
(Sägerei), dər xlụ̈̄sištadəl (Heugut), bim xlǖ᪷sitri᪷t (gefährli-
che Weidstelle; Fels) V Grindelw. Grindel u. Scheidegg.
-ər: xlụ̄sər (Egg Nähe Gyrsgrat) III Eggiw.; dər xlụ̄sər
(Streuestrich, Land) III Gugg.; xlụ̄sər (Grat bei Kurhaus
Blappach) III Trubsch.


Schwzd. Chlūs f. ‹Engpass, Schlucht, Runse; grosse Schleuse in
einer Schlucht, wo der Abfluss des Wassers so lange versperrt
wird, bis der Durchbruch stark genug ist, eine Menge aufge-
wahrten Holzes mitzureissen› (Id. III, 699). Ahd. klūsa, mhd.
klūse f. ‹Felsspalte, Kluft, Engpass; Schleuse; Einsiedelei›. Zu
lat. claudere ‹schliessen›, wobei das Wort in der alten Sprache
auch die Bedeutung ‹eingehegtes Grundstück› gewonnen hat,
die möglicherweise auch einigen unserer Flurnamen zugrunde
liegt.


Chlütte

xlü᪷ttə (Bauernhof im Herrengraben) II Affolt.


Möglicherweise Spottname; vgl. die Sippe Chlütter, -ere(n),
Chlütti,
die etwas Plumpes, Unordentliches bezeichnet (Id. III,
705).


Chnab-

A) ein juchert acher … zwüschen kraetzers knaben
1474U30 I Lengn.; die knaben an der Kumme 1348 IV
Aeschi.

B) b) dər xnābənaxxər (K.) II Seeb.; an der Knaben
hallde 1530U132 III Belp; das guot heisset knabenhusen
1498U46 III Homb.; Knabenhütten (Alp) 1838D III Gugg.;
in deren Knaben matten 1577Sch II Gond.; xnābənburg
(kleiner Platz; Aussichtspunkt) V Matten; xnabəried
(Ha.), das knabenried um 1533U133 III Rüegg.

Bergknappenloch (Mine) 1850J III Thun Strätt.


Schwzd. Chnab m. ‹Kind männlichen Geschlechts, lediger Bur-
sche›, spätahd. knabo, mhd. knabe m. ‹Knabe, Jüngling, Jungge-
selle› (Id. III, 709ff.); in der heutigen schwzd. Mda. dafür durch-
wegs Bueb-, während die ONN den alten Ausdruck erhalten,
z. T. wohl im Zusammenhang mit knabenschaftlichem Brauch-
tum. Vgl. dazu die ONN mit Bueb-.

Im Bergbau behauptet sich die Nebenform Knappe für den Mi-
nenarbeiter (Id. III, 743; Kluge, Etym. Wb.).




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Sp. 480


Chnächt

dr xne᪸xtaxxər (Scheune, K.) IV Aeschi; ds xne᪸xtsguət
(2 Hei.) IV Reich. Scharn.; ds xne᪸təni᪷nsəli (Standort des
Rest. Dählhölzli), Knechten-Inseli (Ha.) 1838D III Bern;
der knaͤchtten boͧmgartten 1531U59 II Fraubr.; Jn knecht-
ten zelg 1542U128 II Rüsch.

-li: ds xne᪸xtli (K.) IV Aeschi.


Schwzd. Chnëcht m. ‹Knabe, männliche Person in dienender
Stellung, besonders landwirtschaftlicher Angestellter›, mhd.
knëht ‹junger Mann, Knappe, Held› (Id. III, 720ff.).

Für unsere Flurnamen ist aber der PN Knecht für einstigen Be-
sitzer zu erwägen (für BE alt in Gsteigwiler u. Kirchlindach,
FNB III, 252); altbezeugt als PN bei Socin S. 260 Chnectelin anno
894. S. 479 Jenninus dictus Knechli anno 1292.


Chnali

i᪷m xnali᪷ (Bergli auf ca. 1700 Metern mit 11‒13 Kuhrech-
ten) IV Reich. Wengi.


Nach Gewährsmann soll sich der Name auf die Donnerschläge
beziehen, die hier besonders stark widerhallen. Vgl. Id. III, 738
Chnall m., Widerchnall = Widerhall.


Chnaschlerre

d xnašlərra (Bergmad) V NdriedbI.


-aria-Ableitung von der Substantivierung des obd. bzw. alem.
Verbes chnaschle(n) ‹krachen, knattern› (Id. III, 763); vgl. ‹ein
gereusch, knaschlen oder getös› Fris., Mal.; also ‹Ort, wo es
kracht, tost›, vgl. M. Szadrowsky, ZNF 14 (1938), 53.


Chnebel

d xnebəlbri᪷k (Brücke aus Knebeln) V Meir., d xnebəlbri᪷k
(Brücke aus Rundhölzern) V Schatt.; d xne᪷bụbū᪷rg (Rui-
ne; heute Wa.), Kenebelsburg (Eichen-/Tannenwald)
1838D, Knebelburg 1850J I Bellm./Jens.

PN: der grosz/klein kneblis acher 1528U2 I Meik.


Schwzd. Chnebel m. ‹Sparren, Knüttel, Bengel›, ahd. knẹbil,
mhd. knẹbel m. (Id. III, 713).

PN vgl. Socin, 424: Cuͦnrat Knebel von Lanser; dictus Knebelin
usw.


Chneispe

dər xneišpənaxxər od. ds xneišpərli (K.) III Rub.



Chneuw s. Chnöi


Knobloch †

die knoblocheren matte, lit nebent glotzen Knoblichs
matten um 1536U20 I Ins.


Schwzd. Chnoblech u. a. ‹Knoblauch›, ahd. chlovolouh, mhd.
knobelouch m. (Id. III, 1006). Als FN ist Knobloch mitteldeut-



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Sp. 481


schen Ursprungs, nach Fm II, 1557 allerdings bei uns 1408 im
Zürcher Steuerbuch und in zwei AG-Gemeinden schon vor 1800
bekannt. Es könnte sich aber in dem singulären Beleg von Ins
auch um einen Übernamen handeln.


Chnochestampfi

xno᪷xxəštampfəli᪷ (Ha.) III Obbalm.


Schwzd. Chnoche(n)stampfi f. ‹Knochenstampfwerk, auch Kno-
chenmühle› (Id. XI, 484).

Eine betagte Frau aus dem Dorf erinnert sich, dass sie früher
Knochen in die ‹Stampfi› gebracht hat, wo diese zu Mehl gemah-
len und dann als Dünger verwendet wurden.


Knoden †

ein Juchart In knoden um 1536U20 I Müntsch.


Schwzd. Chnode(n) m. ‹Gelenkknoten, Knöchel, Knorren›,
mhd. knode m. (Id. III, 734f.): «Der Flurname ‹Im Knoden› (Zug
Hünenberg) mag auf Vergleichung eines hervorragenden Stei-
nes oder Hügels mit einem Knochen beruhen».

Zu erwägen ist auch ein Familienname: ‹In Knoden(acher)›:
vgl. Socin, 424: Wernher Knode («Knöchel»).


Chnöi

A) ds xnö᪷i (kleines Hei., knieförmig), Knie (Ha.) 1838D II
Seeb.; ufəm/am xne᪷uw (Häuser; Wi.- u. Weideland), uf
dem Knoͤwe 1275, uf dem Knoͤwe (Gut) 1303, am Knöwe
1338UP, Walter uf dem Knoͮwe 1347, uffem Knöuwe
1535U161, auf dem Kneu (Ha.) 1838D V Ltbr.

B) a) e᪸mməxnö᪷i (Strasse, Kurve und Kreuzung) III Rüd.

ac) Ober Kneuwen 1550Ar II Sum.

b) j Jucherttenn Genannt der Knoͤüw acher 1531U51 III
Landisw.; dər xnö᪷ie᪸kxə (K.) II Kirchb.; xne᪷ụgra᪷bən (tie-
fes Bachtobel, bewaldet), Kneuwgraben 1535U161 V
Ltbr.; uff denn knöüw grad 1531U136 III Trub; by dem
Knöubach 1535U161, am Kneubach (Ha.) 1838D V Ltbr.;
Knoͤbos (ehem. Waldbezeichnung bei Laupen) 1358 III
Laup.; dər xnö̤ibu᪷oəss (Sennhütte; Boden knieförmige
Erhebung) IV ObwiliS.; i᪷m xnö᪷ibōs (Wa. aufgeforstet) V
Bön.; i᪷ dər xnö᪷ibre᪸xxi (steiler Weg) I Lengn.; xnö᪷ibre᪸xxi
(Weglein bei kath. Kapelle) I Piet.; xnö᪷ibre᪸xxi (Wi., sehr
steil) I Safn.; d xnöibre᪸xxə (Waldweg) II Dürrenr.; von
der knêbrechen 1329, ein garten, gelegen oben ûss ze
Berne uff der Knoͤbrechen 1349, von der Knoͤibrechen
hin (Abhang der Grossen Schanze gegen die Stadt) 1388,
die knoͤuwbraͤchenn 1531U97, uf der Knüwbrächen 1577C3,
die Kneüwbrechen bei der Schanze in Bern 1732/33C3,
Kniebreche 1850J III Bern; xnö᪷ibre᪸xxi (s. badštubər glei-
che Gde.) III Laupersw.; xnö᪷ibre᪸xxə (Wa., steil, Weg
führt hinauf), knoͤuw braͤchenn 1530U95, Vff der knoͤwbre-
chen 1531U97, vff der knüwbrechen 1531U60, Uff der knu



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Sp. 482


braͤchen 1535U102 III Ndwicht.; xnöibre᪸xxi (steiler Weg)
III Obbalm; xnö᪷ibre᪸xxə (K.; Abhang mit Weg), uff der
knöbrechen 1531U144 III Obwicht.; d xnö᪷ibre᪸xxi (Wa.;
Rücken und sehr steiler Weg) III RütibR.; xnö᪷ibre᪸xxi
(Wa., sehr steiles Stück) III Schlossw.; d xnö᪷ibre᪸xxi
(steile Halde; auch xnö᪷ịbre᪸xxəwe᪸gli; Ha.), uff der Khnü-
brechi 1566C3, Kniebrechen (Häuser) 1838D III Steff.; d
xnö᪷ibre᪸xxi (steiler Fussweg) III Rüd.; dər xnẹuwbre᪸xxər
(kleiner Weg gegen Feld hinauf) V Grindelw.; xnẹu-
bre᪸xxi᪷štu᪷ts (Wegstelle) V Ltbr. Gimm.; xnẹuwbre᪸xxə
(Stück Weg am Berg, Kurve) V NdriedbI.; xnẹubre᪸xxən
(Saumweg, Wegkurve alter Scheideggweg) V Schatt.;
der Kneüwbrechen-Rein in Bern 1727/29C3 III Bern; ts
obər/u᪷ŋər xnȫ᪷iu (Weiler, 2 Hei.), Jegkli ze Hu̍sern am
Knoͧibuͤl 1389R2, Heyni kupferschmid von obere knoͤbel
1426U64, Hans ze knöbül 1440‒1520A, (Nidern) Knöwbuͤl
1479‒1563A, Ober- u. Niderknüwell 1528A, Claus zuͦ ober
knuͤbuͤl, Bastian zuͦ nider knuͦwaͤl 1530U69, Oberknübel
1548A, Oberkneibüel 1576A, Kneübühl 1791C3, Kneubühl
(Ob. u. Unter) (Höfe) 1838D II Sum.; Knoͤbu̍l 1442‒68Ar
III Rüd.; Kneubühl (Ha.) 1838D III Thun Goldiw.; dər
xnö᪷ịbụ̈əụ (Hei.; knieförmige Anhöhe), Kneubel, Kneu-
bühl (Hof) 1764Ry, Kneubühl (Ha.) 1838D III Vech.; uff
knüwbüll 1543U154 IV Diemt.; xnọ̈ibüələr (Hei.) I
BusswbB.; xnö᪷ibüələrlo᪷x (K., gehörte einem Kneubüh-
ler) II Krauchth.; xnö᪷ịsitə (Wei. b. Hinter Hohmatt) III
Langn.; d xnö᪷iwē̤d (Wei. im Spiggengrund) IV Reich.
Kient.; d xnö᪷iwē̤d (2 kleinere Wei., knieförmig), Kneu-
weid, Knieweiden (Alpen) 1838D IV Reich. Wengi;
xneu᪷wē̤dli᪷ (Wei. u. 2 Häuser; steil) V Ltbr. Weng.

C) -li: bu᪷kxnö᪷ili (Auwald; volkstümlich. Sonst bokxəgriən
s. d.) I NdriedbK.; ds xne᪷uwli᪷ (Wi. mit 3 Häusern und
3 Scheunen. Fast zusammenhängend mit Kneu) V
Ltbr. Weng.; xneuwlisek (Waldsaum, Kuppe) IV Lau.;
xnö᪷ilimattə (Wi., K.) II Bleienb.


Schwzd. Chnöi (mit Hiatusdiphthong aus Chnǖw) n. ‹Knie›, ahd.
kneo, kniu, mhd. knie, -wes n. ‹Knie; knieförmige Ein- und Aus-
biegung› (Id. III, 774). In den Flurnamen als Geländeform eine
knieförmige Erhebung oder die Biegung eines Gewässers, Weges
usw.

Chnöibrechi f. Bezeichnung steiler Wege, schlechter Bergpfade,
meist nur in Lokalnamen (Id. V, 315). Dasselbe bezeichnet der
altertümliche Name Chnöibōs, -buoz, ahd. kniubuoze zum Verb
bōzan ‹stossen›, ‹Knieanstoss› (DWB V, 1426). Vgl. schwzd.
bōsse(n) ‹stossen› (Id. IV, 1728).


Chnolle

xnouwə (Hei.), der knollen ist ein weydt 1531U76,
Knoll(en) 1532U43, 1631U43, Knollen (Hof) 1838D II Ur-
senb.; auf'm Knollen (Ha.) 1838D II Wynigen.


Schwzd. Chnolle(n) m. ‹Knollen, Klumpen, Erdscholle›, mhd.
knolle m. (Id. III, 740). Verwandt mit ahd. knol ‹rundliche Erhe-
bung›, schwzd. Nolle(n).




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Sp. 483


Chnopf

-li: vor dem knoͤpfflis hoͤltzlin 1535U101 II Jeg.; bim knoͤpf-
flis hoͤltzlin 1535U101 II Urt.

-(l)er: knopferacker 1436U121 III Ferenb.; Knöpfershölzli
(Wa.; heute verschwunden) 1840P, xnö᪷pflərshö᪷lzliaxxər II
Urt.


Anscheinend Besitzername, doch sind die Familiennamen
Knöpfer, Knopfer in BE nicht alt belegt. Vielleicht Spottname
(Id. III, 750). Vgl. under knöpflins halde 1423 Köndringen, in:
K. P. Roos, Die Flurnamen der Freiburger Bucht, 1966, S. 88.


Knör-

kxnȫ᪷rsaxxər (Acker, Wi. als Waldlichtung) I Leuz.

kxnörihu᪷bu (K., Wa.; das Hei. heisst hü᪷bəli), Knöris-Hü-
beli (Hof) 1838D III Worb.


Familienname einstiger Besitzer: Knörr, altbelegt im Kt. SO:
Gossliwil, Nennigkofen, Lüterswil (FNB III, 256) bzw. Knöri, alt
in BE Boltigen, Urtenen, Zweisimmen (FNB III, 255).


Chnördere

xnȫ᪷rdərə (unteres Haus der Hulimatt) III Rüsch.



Chnubel

xnu᪷bəl, xnu᪷bu m.

A) am xnu᪷bu (K.) II Alchenst.; xnu᪷bu (2 Hei.) II Dür-
renr.; xnu᪷bu (Ha.), Knubel 1838D II Erisw.; xnu᪷bu᪷ (Wa.)
II Ers.; xnu᪷bu (Hei.), Knubel 1838D II Heimisw.; xnu᪷bu
(Hügel) II Lütz.; Vff der zellgk am knubell 1531U59 II
Obösch; xnu᪷bu II Rüegs.; xnu᪷bu (K.) II Seeb.; de bono
dicto knubel 1464U38a II Steckholz?; xnu᪷bu (Hei.), Knu-
bel 1838D II Sum.; xnu᪷bu (4 Hei.), auf dem Knubel im
Dürrgraben 1766A, 1791C3, 1838D II Trachsw.; xnu᪷bu
(K.) II Wangenr.; xnu᪷bu (Wei.) II Wynigen; xnu᪷bu (K.)
III Brenzk.; xnu᪷bu (Gemeindebezirk), Knubel 1838D III
Eggiw.; dər fo᪷rdər/hi᪷ŋər xnu᪷bu (Hei.), Knubel 1531U144
III Eriz; xnu᪷blə (K.), Knublen (Ha.) 1838D III Gugg.;
xnu᪷bu (Hei.), hinder dem knupell 1531U136, 1567A, 1838D
III Langn.; Chnuͦbuͦl 1250‒56, uff dem Knubel 1542A III
Laupersw.; xnu᪷bu (Hei.), am knubel 1500U48, 1838D III
Linden; xnu᪷bu (Wa.) II Ndhün.; xnu᪷bu (Taunerhaus),
Knubel 1838D III Rüd. Zollbr.; xnu᪷bu, auch hu᪷bu (An-
höhe im Wald) III Schlossw.; xnu᪷bu (Wa.), Das Husz
uff dem knubell 1530U135, 1547U137, 1838D III Sign.; xnu᪷bu
(Hei.), auf dem Knubel (Ochsenknubel) 1838D III Vech.;
dər xnubəl, ē᪸rmikxnubəl (breiter, felsloser Bergstock) IV
Kandergr./Reich.

B) aa) II: 35; III: 17; IV: 2; V: 3

ab) III: 5

ac) II: 4; III: 2; IV: 1; V: 1

b) I: 1; II: 7; III: 17





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Sp. 484

Auswahl: aa) dər eixxnu᪷bu (Wa., K.) III Walkr.; ein
halbe Juch am gruͦbenn knubell 1531U97 II Urt.; Ober-
/Unter Hasenknubel (kl. Gütchen) 1838D III Langn.; d
hü᪷əndərxnu᪷bla (Felsvorsprung) V Habk.; dər
hundsxnu᪷bu (Wa., Felskopf) III Trub; dər li᪷ŋŋəxnu᪷bu
(Hei.) II Erisw.; o᪷bərbü᪷əuxnu᪷bu (Aussichtspunkt) II
Wynigen; Buochchnubel 1631U43 II Ursenb.; burgknu-
bel 1480/90U44, 1500U48 II Ers.; burgxnu᪷bu (Hei.), Burg-
knubel 1838D III Laup.; rossxnu᪷bu (Hügel, Wa.) II Af-
folt.; ruͤbennknubell 1531U97 III Obthal Möschberg; uf
əm sāltsxnu᪷bəl (weisse Bergspitze) V Ltbr. Stech.; dər
šāfxnu᪷bu (Wa., Schafweide) II Krauchth.; šwaŋxnu᪷bu
II Hasle; šteixnu᪷bu (Wa.) II Obburg; dər štọ̄ffəxnu᪷bu
(Hei.) III Trub; wannixnu᪷bəl (bewaldeter Felskopf) V
Interl./Ringg./Unters.

ac) dər rōtxnu᪷bu (Gipfel) II Sum./III Langn.

b) der knubellacher 1531U97 III Zimm.; u᪷f dər xnu᪷buek (be-
waldete Höhe) III Eriz/Röth.; xnu᪷buhü᪷ttə (Sennhütte)
III Eriz; xnu᪷bumatt (Hei.), Knubelmatt 1645A, 1838D III
Langn.; dər xnu᪷bubē᪸rg (Hei.), Knubelberg 1838D II
Trachsw.; xnu᪷buwe᪸udli (Wa.) II Ausw.; xnu᪷buweid (K.)
II Gond.

C) -li: Das knubelj. ein pletzlj zwu̍schen dem zil vnnd der
Saltzmatten 1531U97 I Rad.; uf əm xnü᪷bəli (Hei.), Knübeli
1838D II Hasle; ds xnü᪷bəli, dər hoxnu᪷bu (K., Wa.) II
Rohrb.; xnü᪷bəli (Wei., Wa.) II Wynigen; xnü᪷bəli (Wa.),
die Weydt am Knübelin 1621UP, Knübeli (Alp) 1838D III
Eriz; xnü᪷bəli (mehrere Hei. auf kleiner Anhöhe) III Ko-
nolf.; uf əm xnü᪷bəli (runde Waldkuppe) III Oblang.; ds
xnu᪷bəli (Alp) III Trub; xnu᪷bəli (K.) III Wahlern.

-chnübeli (II u. III: je 4), Auswahl: gaugəxnü᪷bəli (Hügel,
auf dem früher ein Galgen gestanden sei) II Oeschb.;
be᪸rhegəxnü᪷bəli (Aussichtspunkt, Standort eines Wacht-
feuers, sagenhafte Burgstelle), Bärhegen-Knubel 1850J II
Sum./Wyss.; j Juch zwu̍schen dem rossenn knu̍beli vnnd
dem weg 1531U97 II Häutl.; söibərgxnü᪷bəli (Hei.), Säu-
bergknubel (Wei. mit Hirtenwohnung) 1838D III Trub.

-ere: by den knublern (mad) 1474U30 I Büet.; i dər xnu᪷b-
lərə, xnu᪷bəlswē̤d (Wei.) IV Zweis.


Westschwzd. Chnubel m. ‹kleinere rundliche Bodenerhebung›,
allg. knollenartiges Gebilde, z. B. auch Wucherung an Baum-
stämmen (Id. III, 717; Zs., Gr. u. Gr. S. 328, 39).

Chnublere, Chnubelsweed in Zweis. bezieht sich auf den Sim-
mentaler FN Knubel (FNB III, 256).


Chnuchel

i᪷m xnu᪷xuhụ̄s (Hei.), Knuchelhaus 1838D I Grossaffolt.


Zum nordbernisch-solothurnischen FN Knuchel (FNB III, 256).


Chnüd- s. Chnütt-




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Sp. 485


Chnuppe

dər xnu᪷ppə II Rüegs.; d xnu᪷ppə (2 Hei.), auf der Knup-
pen 1788A, 1796C3, 1838D III Linden; bim Knupenbrün-
nen 1681Bu III Belp.


Schwzd. Chnūp, Chnuppe m. f. ‹rundliche Erhebung›, knollenar-
tiges Gebilde›; d. h. im wesentlichen wie Chnubel (s. d.), nach Id.
III, 745 aber im allgemeinen etwas grösser.


Chnüsli

xnụ̈sli᪷hu᪷bəl, Knäüsslis Hubel 1748/49C3, auf dess Knüss-
lins Hubel hinter dem Weissenstein 1761/64C3, Knüslis-
hubel 1838D, Knüslihubel 1976We III Bern.


Gerodeter Teil des Steinhölzlis, auf dem die Handwerkerfamilie
Knüsli von 1656 bis 1759 ein Gütchen besass (Weber S. 135).


Chnütt-

u᪷f, i᪷ dər xnü᪷di (K.) I Schwad.; ds xnü᪷ttəli (Hei.) III Sign.;
i᪷ dər xnü᪷tlərə (Wi., Wa.), knuttlersmatt 1528U2 I Seed.;
xnü᪷tələrfe᪸ud (Wi.) I Büet.


Das Schwzd. Wb. (Id. III, 736f. bzw. III, 766f.) verzeichnet zahl-
reiche ähnlich lautende Wörter für knotenartige Gebilde: Chnü-
der(i), Chnüdi; Chnotti, Chnütti, Chnotter, Chnüttel. Da auch die
Bedeutung ‹verwachsener oder dicker Mensch› oft belegt ist,
könnten einzelne Ortsbezeichnungen auf dem Umweg über eine
Personenbezeichnung entstanden sein.


Chnutti

xnutti (Ha.) III Arni.


Bezieht sich wohl auf einen Besitzer. Knutti ist ein altes Simmen-
taler Geschlecht (FNB III, 257).


Kobeisse

i᪷ dər kxobeissə (Hei.), Kobeisen 1875 (Gde.-Plan) II Wy-
nigen.


Möglicherweise liegt in irgendeiner Form der Vorname Kobi zu-
grunde (Id. III, 109).

Vgl. auf Blatt S. A. Nr. 75 die Kobesenmühle in Niederhelfen-
schwil SG (732/259).


Kobel

i᪷ də kxobu᪷flüə (Fluh) II Heimisw.; ~hüsli (Haus) II
Wyss.; Kobelhäusli (Hof) 1838D III Laupersw.;
kxobu᪷hü᪷ttə (Haus), Kobelhütten 1838D II Sum.; ~hü᪷tli
(kl. Hei.) III Langn.; kxo᪷bu᪷we᪸udli, kxo᪷bu᪷ II Reisw.


Kobel: FN aus dem Emmental (altbezeugt z. B. in Langnau, Lau-
perswil; FNB III, 257; auch Id. III, 109). Schwzd. Chobel II m.
‹überhangender Fels› < lat. cubulum (Id. III, 109) ist aus namen-
geographischen Gründen auszuschliessen; vgl. P. Scheuermeier,
Einige Bezeichnungen für den Begriff der Höhle, Halle 1920,
S. 100‒101.




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Sp. 486


Kobi

A) bi᪷ kxo᪷bis (Hei.) II Affolt.; Kobi (Ha.) 1838D III
Walkr.; Kobis (Ha.) 1838D IV Diemt.

B) kxobi brands foršəs (Vorsass) IV Saanen; kxobis ge᪸ssli
II Rüdtl.; khobislegi (Teil einer Alp) IV Kanderst.; Ko-
bismätteli 1802 (Slg. Petitmermet) II Münchb.; Cobisz
mattan 1531U59 II Zaugg.; kxobi gịərəts bodə (Wi.); kxobi
gịərəts brü᪷k IV Lau.; kxo᪷birẹ̄n (Hei.), Kobirain 1838D III
Vech.; kxöbisšöpf III Sigr.; im kxo᪷bitsụ̈̄n (Heugut) V
Grindelw. Scheidegg.

C) i᪷m kxo᪷bəli (Hei.) III Thun; i᪷m kxo᪷bəli (Alp) IV Frut.;
ds khöbəli (Wi. mit Scheune) IV Kandergr.

Köbelihäusli (Ha.) 1838D II Wynigen; am kxö᪷bəlištu᪷ts IV
Frut.

i᪷ dər kxöblərə (Wintergut) IV Frut.

Hieher?: d kxobənə (Wei.) IV Kient.


Schwzd. Variante des verbreiteten ‒ ursprünglich hebräischen ‒
PNs und FNs Jakob (Id. III, 32, 109).


Kobolt- †

vyer meder matten genempt kobolts matten 1551U32 I
Bellm.


Alter, erloschener FN aus Biel (erwähnt bei W. Bourquin, Alt-
Biel, S. 11). Von den lebenden FNN ist Kobelt in SG, Koblet in
ZH beheimatet.


Choch-

xo᪷xaxxər (k.) II Obösch; Kochsmatta 1357 IV Därst.

Chocher: xo᪷xərhöutsli (Wa.) I Port; xo᪷xəri᪷nsəli (K.) I
Büet.; xo᪷xərəmatt (K.) I Hermr./Merzl.

Chöch-: xö᪷xu᪷ (Haus mit Umschwung) II Leimw.; xöxlər
(K.) III Gol.; xö᪷xlərə (Wi.) III Gurbrü; koͤchlisacher
1531U97 III Mühleb.


Zusammensetzungen mit Koch-(er), kaum als Berufsbezeich-
nung, wahrscheinlicher durchwegs als FN: Koch (einst auch
Bernburger), Kocher (FNB III, 260), Köchli (FNB III, 261).


kögg- †

koͤggen acher 1529U92, 1531U60 III Rub. Allm. Be.


Wohl zu schwzd. Chog, Pl. Choge(n), Chöge(n) m. ‹Aas› (Id. III,
183ff.). Der Chögen-Acher wäre der ‹Schindanger›. Der Doppel-
buchstabe -gg- dürfte aufs Konto blosser Schreibtradition gesetzt
werden.


Chol-

1. Chol

B) b) I: 20; II: 48; III: 64; IV: 16; V: 15

davon: ~acher I: 3; II: 3; III: 5

~grabe I: 1; II: 1; III: 8





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Sp. 487

~gruebe I: 6; II: 12; III: 11; IV: 2; V: 3

~holz I: 1; II: 7; III: 5

~platz I: 2; II: 11; III: 7; IV: 8; V: 7

~bode I: 1; II: 3; III: 6; IV: 3

Auswahl: xo᪷laxxər (Hei.), Kohlacker 1838D I Schüpf.; ~
(K.), i juch heisset der kolacher 1480/90U44 II Alchenst.;
~ (Hei.), Kohlackerhölzlein (Buchenwald) 1838D III
Ndmuhl.; xo᪷le᪷k (waldige Erhebung) III Obhof./Sigr.;
xo᪷le᪷i, in dər o᪷bərən/u᪷ndərən (K.), Kohl Ey 1771U164 V
Meir.; dər xo᪷ugrabə (Wa., Graben), koll graben 1535U101,
Kohlgraben 1838D; xo᪷ugrabəbax, xo᪷ugrabəplats (Holzla-
gerplatz; früher sei dort gekohlt worden) III Vech.;
xougruəbənaxxər (Wi.), ii Juchart nempt sich kollgruͦben
1521U31 I Mör.; d xō᪷ugruəbə (Hei. am Wald), dye kolgruͦb
1518U74, Jnn der Kholgruͦben 1573/74U77a, 1838D II Rum.;
~ (Hei.), kol gruͦb 1530U69, Kohlgruben 1777A, 1838D II
Sum. Hornbach; xōugruəbəhouts (Wa.), ein stu̍cklj hoͤltzlj
Jn der kolgruͦbenn 1534U100 III Kirchl.; xo᪷uho᪷uts (Wei-
ler), Kohlholz, Bauern~, Unter~, 1838D II Diemersw.;
he᪷rəxo᪷uho᪷uts (Hei.), Kohlholz, Herren~, Ober~ 1838D
III Kirchl.; ds xōulox (Wa.) III Trub; d xo᪷l~, xō᪷ubetti
(K.), die kolbette 1464U38a II Wynau; dər xōuplats (K. am
Waldrand) II Krauchth.; bi᪷m xōlplats (Wei. im Wald)
IV Erlenb.; ~ IV Zweis.; ~ V Meir.; i᪷n xōlple᪸tsə (Wa.,
ehemaliger Köhlerplatz) V Wild.; i᪷m xoubodə (Wei.) III
Blumst.; xo᪷ubö᪷dəli (Waldlichtung) III Linden; u᪷f dər
xo᪷urụ̈ti (Hei.), einen acher, spricht man die Kolru̍ti 1373
I Leuz.; die kolru̍ti holtz vnd veld 1531U97, 1543U100 III
Walkr.; xo᪷ušwann (K., Häuser), Kohlschwand 1526UT,
um 1530U142, 1647UT, 1838D III Forst; Kohlschwärtzi
1735S III Boll. Ferenberg; dər xo᪷lwị̄ər (selten: xo᪷lə~;
Waldsee mit schwarzem Boden) V Grindelw.

2. Chole

brūnxo᪷ləgru᪷əbə (K., Grube) II Gond.; štē̤xo᪷ləbalmə (Bal-
men in der Nähe des Kohlenbergwerks) IV Kandergr.;
ds xo᪷ləbē᪸rgli (Sömmerung) Kohlenberg 1838D IV
Aeschi/Reich.; dər xoləbē᪸rg (Schafberg), Kohlenberg
1788C3 IV Reich. Kienth.; u᪷f dər xo᪷ləšwande᪷k (Wei.) III
Sigr.; xo᪷ləwe᪸udli (Wa.) II Rum.; xoləweiər (Weiher; wäh-
rend dem 1. Weltkrieg wurde dort Braunkohle abgebaut)
II Gond.

3. Choli

dər xo᪷li (K., Wa.) II Dürrenr.; u᪷f əm ~ (K.) II Rumend.;
dər ~ (Wei., Wa.) II Sum.; i᪷m ~ (Hei., Wi.), im Kohli
1838D III Schwendib./Thun; ds ~ (Wei.) V Sax.

colis acher 1531U59 II Graf.; kolisz acher 1488‒1514U166 IV
Diemt. Bächlen; xo᪷lis foršəssli (Vorsass); uf ~ grind IV
Saanen; xo᪷li᪷shūs (3 Hei.), Kolishauss hinter Thörigen
1787C3, 1838D II Ochl.; ein juch. heist kolis juchartten
1533U133 III Rüegg.; xolilox (Wa.) III Rüegg.; u᪷f xolisbi᪷əl
(Hei.) V Grindelw. Bussalp; bis in kolis brunnen
1478Uk2, 1533U133 III Ndmuhl./Rüegg.; xo᪷li᪷bu᪷əx (K.) III



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Sp. 488


Ferenb.; xo᪷lišwand (Heugaden); xo᪷lišwaŋgri᪷nd (bewal-
deter Felskopf) V Gadm.; xọli᪷šwand (Wa., Wei.) V In-
nertk.; xoliswē̤d (Wei.) IV Lenk; i dər ~ (Wintergut) IV
Zweis.

4. Choler(s)‒

I: 1; II: 8; III: 11; IV: 3; V: 6

Auswahl: xolərsaxxer (Hei.), Kohlersacker 1838D III
Wahlern; die Kohlersfluh am Lombach 1741A V Habk.
oder Unters.; Kolerzguͦt, Kolerzhus 1334 III Wahlern;
Kolers huse 1373 III Bern; xo᪷lərhüsli (Hei.), Kohler-
häusli 1838D II Wynigen; im xolerlox (Wa.) IV Adelb.;
ein halb mad an der weitzmaten oder kolers ried 1531U97 I
Seed. Dampfwil; dər xọləršlag (Alpweide); xọləršlag-
wāld (Wa.) V Gadm.

5. Cholere

i᪷ dər xo᪷lərə (K.), die kolera 1531U97 II Kirchb.; ~ (waldige
Schlucht, Häuser, K.), koleren 1531U144, Kohleren, Koh-
lerenwald 1838D III Heil./Hilt./Thun; i᪷ dər xo᪷uərə
(Hei.), Kohleren 1838D III Langn.; d ~ (Wa.), die Kohle-
ren (Tannwald) 1838D III Ndhün.; ~ (2 Hei.), Kohleren,
Vorder~ und Hinter~ 1838D III Trub; ~ (K., Wa.) III
Vech.; d xolərə (Wa.) IV Diemt.; i dər xo᪷llərə (Wei.) IV
Reich. Kienth.; ~ (Heumad) IV Reich. Scharn.; in dər
xollərən V Sax.

Cholere-:

Auswahl: uff der Colorn Egg; Jn Collorn graben 1631U136
III Trub; Kohlerenbachwald (Tannwald) 1838D IV
Adelb.; xo᪷lərəšlu᪷xt III Heil./Thun.

Cholerli:

xo᪷lərli (Hei.) III Heil.; xouərli (Hei.), Kohlerli 1838D III
Horr.


Schwzd. Chol(l) m., n.; Chol(l)e f. ‹Kohle, Kohlenmeiler›, Id. III,
207; dazu Chol(l)er ‹Köhler›, auch als verbreiteter FN (FNB III,
267: Kohler).

Choli kann Dim. sein; es kann als Mask. auch ‹schwarzes Tier›,
besonders ‹Pferd›, bedeuten. Im westl. Oberland ist es ein alter
FN (FNB III, 268: Kohli).

Cholere: Ort, an dem Kohle gebrannt wurde, evtl. Besitz eines
Mannes namens Kohler.

Die zahlreichen Flurnamen beleuchten die wirtschaftliche Be-
deutung des Herstellens von Holzkohle, teilweise auch der Ge-
winnung von Steinkohle in früherer Zeit in unseren Gegenden.


Chööl

B) xö᪷lfē᪸l, xö᪷lfəl, xö᪷lfu (K.), am Kelvelt 1367, 1368, die
dritt zelg am koellveld 1480/90U44, am koͤl veld 1500U48,
koͤlfaͤld 1531U59, vf dem khoͤlveld 1531U97 … II Ers.;
xö᪷ufu (K.), die ander zelg heisset am köllveld 1480/90U44,
khoͤlfeld 1530U95, 1531U59 II Obösch; i᪷m xȫ᪷u᪷fu᪷ (K., zwi-
schen zwei Wäldern), vff dem khoͤl vaͤldtt zwo Jucharten
1532U62, Kohlfeldmatten 1794C3 II Utztf.





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Sp. 489

C) im xȫ᪷li (Hei.) IV Saanen Turb.; im Köhlisaker 1796A II
Amt Sumiswald; xȫliəkə (Weg) I Sis.; koͤllys byfanng
1518U74 II Ndbipp.


Schwzd. Chȫl, -i m. ‹Kohl› (Id. III, 212). Die Namen unter C)
dürften teilweise auf Personenbezeichnungen zurückgehen;
Köhli als FN ist im Seeland beheimatet (FNB III, 263).


Cholb-

A) ab einem stück Landtz Zkholben 1543U154 IV Reut.

B) xo᪷ubaxxər (K.), i juch nempt sich der Kolbacher
1532U4 I Bargen; xo᪷ubaxxər (K.) II Inkw.; ein agcher ge-
nemmet Kolbs agcher 1351 III Amsold.; xoubsgü᪷tš (Wa.)
II Ursenb.; ds xo᪷lbmād (Heumahd) V Grindelw.
Scheid.; die matten genemet Kolben matta 1351 III Am-
sold.; xoubəmōs (sumpfige Wiese), kolbenn mosz
1518U74, 1537A, 1573/74U77a, 1666Le II Obbipp; xōlbəbē᪸rg
(steile Allmend, Wa.) IV ObwiliS.; Ein Juchertt am kol-
benn bruoͤll 1518U74 II Attisw.; Ein halb Manwerck Jm
kolbenn bruͤll, kentzings kolben Bruͤl 1518U74 II Obbipp;
xolbrụ̈ti (K.) III Vech.; im xoubəšụ̈̄rli᪷ (Heuland), ab sim
gut genant kolbennschür 1543U154 IV Reut.; i dər xolbštiərə-
wē̤d (Weide, Heuland) IV Diemt.; i᪷m xolbəwē̤dli (Heu-
land) IV Frut.

C) -i: ds xo᪷ubi (Hei.), das kolbj 1493U84, 1530U95, Kolbi
1838D; das vsser kolbj (Wi.) 1493U84, 1530U95, 1531U144; am
kolbin acher 1493U84; ds xo᪷ubimōs (K.), Kolbimoos 1838D
III Amsold.; xo᪷ubi (Hei.), kolbi 1531U144 (hieher?), Kolbi
1845D III Pohl.

-ere: Jn den kolberen um 1532U13, 1540U14, ein halb mad
mattenn zur kulberenn 1553U8a I Lengn.


Kolb ist als FN im 14.‒16. Jhd. an verschiedenen bernischen Or-
ten bezeugt, so in der Gegend von Aarberg und von Amsoldin-
gen, vor 1800 auch in BE Lütschental und Oppligen (FNB III,
269).

Als Appellativ ist schwzd. Cholbe m. von ganz verschiedener Be-
deutung: ‹Keule, Pflanzenteil› usw. (Id. III, 225). Eine wichtige
Rolle spielt bei den Namen wohl die Bedeutung ‹spät kastrierter
Ochse›, die für den Beleg aus Diemt. (s. B)) sicher zutrifft; vgl.
16. Jhd.Rq4: «der geheilten kolbstieren».


Chöldrist

i᪷m xö᪷ldrištmād, xo᪷ldrišt (Wi.), vj manmad am keldrisch
Jm Oberried 1551U160 IV Lenk.


Möglicherweise mit PN zusammengesetzt; zur Lautung vgl. An-
drist (ONB I, 32). Denkbar wäre Verschleifung einer ursprüngli-
chen Namenform wie Kellhalder (Socin S. 381 u. 574)?


Kolmar †

ein hofstatt heisset kolmars hofstatt 1465U39; kolmars
matte 1522U41 II Madw.; von Kolmars schuͦppuss, von
1 schuppuss genant Kolmer schuppuss 1414Rq1 II
?Rohrb.





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Sp. 490


Wohl ein Herkunftsname; vgl. «ze Rôrbach fu̍nf schuͦpassen,
der buwet einen Uolrich Kolmer» 1330 (FRB V, 699).


Kolonei

kxo᪷lo᪷nei (), i᪷ dər ~ o᪷bə (Hei.), May Colonie 19. Jhd.
(v. Fellenberg-Archiv, Bern) I Meik.


Auf bisher unfruchtbarem Land liess hier im Mai 1826 Phil. Em.
von Fellenberg einen Bauernhof einrichten, auf dem heimatlose
Burschen ihren Lebensunterhalt verdienen konnten; es war ein
Ableger, eine Kolonie, seiner Hofwiler Anstalt. Vgl. K. Guggis-
berg, Ph. E. v. F. und sein Erziehungsstaat, II, 29ff.


Chom-

dər xo᪷mbərg (3 Hei. auf Anhöhe), am Kornberg 1591A, im
Kornberg 1772A, 1782‒84Reg, 1838D; xo᪷mek, xo᪷mwe᪸udli,
xo᪷mwe᪷iər III Schlossw. Oberhünigen.


Chom- ist durch Dissimilation aus Chornbärg (s. Chorn) entstan-
den.


Komet-

ds kxo᪷mē᪷təllo᪷ch (; trichterartige Vertiefungen an
zwei verschiedenen Stellen) V Bön.



Kommandant-

kxomadantəme᪸ttəli (Wi.) II Jeg.


Soll einem Kreiskommandanten gehört haben.


Chommet-

i᪷m xo᪷mətaxxər (K.) II Madw.; i᪷m xo᪷mətbo᪷dən, xo᪷məpo᪷-
dən (Bodenmulde in Form eines Pferdekommets) V
Ltbr. Pletschenalp.


Schwzd. Chommet, Kommet m. n. ‹Geschirr des Zugpferdes›, all-
gemein ‹Halsjoch für Zugtiere› (Id. III, 287). Nach Kluge, Etym.
Wb. kommt das Wort über den norddeutschen Osten seit dem
Hochmittelalter in unsere Sprache und erreicht sehr spät erst
oberdeutsches Gebiet. Hier seltene Übertragung aufs Gelände
wie Sattel, Joch u. ä.


Comp- †

iij Juchertten an der Compenien, ij Juchertten genant der
Compengen 1531U59 II Etzelk.


Wohl rom. Lehn- (Fremd-)Wort, am ehesten frz. campagne, das
aber seinerseits erst im 16. Jhd. aus dem Italienischen übernom-
men worden ist. Die entsprechenden schwzd. Belege sind denn
auch viel jünger (Id. III, 305).


Komtur-

j acher … nempt sich desz komethürs acher 1531U34 I Orp.
oder Umgebung; kxomtūrəwaud (Wa.) III Köniz.





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Sp. 491


Schwzd. Komtūr (mhd. komentiur) ‹Vorsteher der Niederlas-
sung eines Ritterordens› Id. III, 287 (Comendur). Die Deutsch-
ritter hatten ihren Sitz in Köniz.


Congli- †

die Conglimatt 1382 IV Kratt.



Könidei

kxö᪷ni᪷dẹi (Weiler, heute eher ẹigənaxxər genannt), Kü-
nidey 1690Oppliger, im Künidey 1708A, im Küridey 1748A,
Künidey 1838D I Lyss.


Nach E. Oppliger, Lyss, Seine Geschichte, Biel 1948, S. 10, gehö-
ren von der Bildung her die beiden Weiler Künidey (Ey des
Kueri) und Niggidey (Ey des Niko) zusammen. ‒ Schwierigkeiten
bietet allerdings das verbindende -d-. Vielleicht ist Niggidey ur-
sprünglich die ‹Ey eines Nikodemus› (s. Nikedē Id. IV, 714).
Durch sog. Ablenkung wäre dann Künidey aus der Grundlage
‹Ey eines Chueri oder Chueni› erwachsen, wobei die Aussprache
mit anlautender Affrikata entweder durch Assimilation des Ar-
tikels d Chueri-, d Chueni-Ey oder durch Einfluss der Schrifttra-
dition zu erklären wäre.


Köniz

A) xü᪷nịts (Dorf, Gde.), in villa Chunicis 1011‒16 (nach
einer Kopie), [Chunil 1208], prepositus Cunicensis 1221
od. 1222, 1224, 1226, in Cunicensi loco, Cuniensem lo-
cum 1226, Cuniz prepositura et parrochia 1228, eccle-
siam de Kunits 1229, Kunecz 1232, Kuniz 1235, Kunytz
1235, Chuniz 1256, 1257, Chunis 1257, Chiuniths 1258,
Cunitz 1263, Chüniz 1267 … Könitz 1368, ze Ku̍nitz 1368,
1370, 1373 … Kuͥnitz 1491Rq1, Chunitz 1529U93, Chünytz
1530U132, Kunitz 1531U60, Kinytz 1533A, Cünitz nach
1545K7 … Könitz 1838D III Köniz.

B) Chüniz- (Auswahl): dər xü᪷nịtsbe᪸rgwaud, des Kuͥnitz-
berges 1307‒1403Rq1, 1375R3, 1379 … III Köniz; die koͤniz
buͦchen am bach 1520U131 III Kehrs.

C) ku̍nitzers guͤtter 1500U48 III Gurz.


Noch nicht gedeuteter, aber zweifellos vordeutscher Name einer
an urgeschichtlichen Funden reichen Gemeinde (vgl. HBLS IV,
525). Koenizer, Koenitzer: ausgestorbenes Geschlecht der Stadt
Bern und altes Geschlecht von Uebeschi bei Thun (HBLS IV,
525).


Konolfingen

xo᪷no᪷ufi᪷ŋə, xo᪷nufi᪷ŋə (Dorf, Gde., Amtsbezirk), Cho-
nolfingen 1148, 1226, Chuͤnolvingen 1240, Koͤnolvingen
1309, Kuͦnolfingen 1320, Konolfingen 1321, Chuͦnelvin-
gen, Chuͦnolvingen 1322, Konolfingen 1334, Chuo-
nolfingen 1337K5 … Konolfingen 1529U92, von grosen hön-
stettenn gen konellfingenn 1530U135, Chonolfingen das



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Sp. 492


landgricht 1577Sch, Konellfingen 1580/81C3, Konolfingen
1838D III Konolf.

ds xo᪷nufi᪷ŋəmōs (K., entsumpft) III Konolf.


-ingen-Bildung zu einem ahd. PN *Chuonwolf (vgl. Chonulf
(Fm I, 374), Cunulf (Fm I, 383)). Die Kontraktion von Chuon- >
Chon- ist lautgesetzlich schwer erklärbar, doch ist auf ahd.
St. Galler Schreibformen wie Chonrat für Chuonrat, aber auch
auf Kurzformen wie Cono für Cuono und Chuono hinzuweisen.


Konrad

bi᪷m kxonradštei (erratischer Block, Gedenkstein für den
Oberförster Max Conrad, 1881‒1930) II Burgd.



Konvent

kxonwe᪸ntsmattə (; K.) I Gals.


Die Benennung bezieht sich auf das nahegelegene Kloster St. Jo-
hannsen.


Kopenhagen

kxo᪷ppəhāgə II Ndönz.


Diese scherzhafte Bezeichnung des Dorfteils Eggen hat offenbar
die Häufigkeit des FN Kopp (s. d.) zur Ursache.


Chopf

A) i᪷m xo᪷pf (2 Hei., Anhöhe), im Kopf 17. Jhd.UP, 1838D II
Madw.; auf dem kopf 1668UT III Thun; in də xe᪷pf (kopf-
ähnliche Felsbrocken) V Ltbr. Stech.

B) aa) I: 3; II: 6; III: 6; IV: 1; V: 3

ab) III: 1; V: 1

ac) II: 1; III: 1; V: 1

b) II: 3

Auswahl: a) u᪷fəm gansəxo᪷pf (Wa.), der ganskopff z. den
birchen 1528U2 I Meik.; i᪷ də hö᪷rndli᪷xö᪷pf (Wa., Fels) III
Sigr.; rappəxopf (Wa., Anhöhe) II Lotzw.; Ratten kopff
1595U54 II Wynigen; tiərhagxopf (Teil des Dorfwaldes)
III Wahlern; tšo᪷lixo᪷pf (Wa.), der Schöllikopff 1530U42 II
Thunst.; šwartsxo᪷pf (waldige Anhöhe) III Boll.;
(Spionskopp s. Spion).

b) xopfaxxər obər/u᪷ŋər (2 Hei.), Kopfacher 1838D II
Waltw.; xo᪷pfrein (Wa.) II Seeb.

C) i᪷m xö᪷pfli (Waldteil) I Leuz.; xö᪷pfli I Schwad.; zwey
Manwerch, Lygen in den köpflinen, stost … oben an die
kepflin fluͦ 1530U42 I Twann; xö᪷pfli (Wa., kl. Anhöhe),
Köpfli 1850J II Bannw.; am Köpfli 1794A II Ndbipp Wal-
den; i᪷m xö᪷pfli (K., Wa.) II Reisw.

-chöpfli I: 1; II: 4; IV: 1

Chöpfli- I: 1; II: 1; III: 1

Auswahl: fennəršxö᪷pfli (Felsgrind) IV Saanen; im weijər-
xö᪷pfli (Wa.) II Madw.; am Buchlisköpfli 1666Le II



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Sp. 493


Ndbipp; ab einer weydt genannt kopfflisbüellweydt
1591U130 III Rüsch.

Hieher?: xopfəŋgrabə; i᪷m xopfəmbodə (Wa.); xopfətsand
(Graterhebung) V Därl.


Schwzd. Chopf m. ‹Kopf›, in der Toponomastik häufig für ‹Fels-
vorprung, rundliche Erhebung› (Id. III, 408; Zs., Gr. u. Gr. S. 48,
328).

Die wenigen Namen im Oberland sind nicht alt; dort dringt das
Wort eben erst ein und ersetzt älteres Haupt (SDS IV, 1).


Kopp-

Kopp:

an dem guͦt gnemt Koppenlen 1349 III Steff.; kxoppən-
biəl V Schatt.

-li: ds xọpli (K.) V Gutt.

Koppi:

ds xoppi (Heuland, Scheunen), im Koppi 1838D V Hofst.;
kxo᪷ppis, im u᪷ŋərə/o᪷bərə (Hei.), gegen dem guͦt koppis ge-
nant 1531U144, im Koppis 1693A, 1838D III Horr.; dazu, gl.
Gde.: kxoppiswe᪸udli, ~höutsli (Wa.); ds ~we̤dli (Hei.).

uf dər kxo᪷ppisek (Geländevorsprung) V Brienz; kxo᪷ppis-
brü᪷k (Holzbrücke über die Zulg) III Eriz/Horr.


Kopp: alter FN in den Gemeinden Niederönz, Ochlenberg,
Wiedlisbach (FNB III, 273). Vgl. Kopenhagen. Offenbar war der
Name früher auch im Oberland verbreitet.

Koppi: Diminutivische Nebenform zu Kopp.


Koppigen

xo᪷ppigə (Dorf, Gde.), Ruͦdolfo de Chopingen 1181 od.
1182, 1182 od. 1183, Choppingen 1275, Koppingen 1313,
Coppingen 1324, 1328, Koppingen 1334, 1360, 1363,
1364 … Koppigen 1838D II Kopp.

in der zelg ze koppiken weg, nid dem koppeken weg
1437U56, Coppinger weg 1532U62; Coppinger weg acher
1532U62 II Utztf.; Coppinger zelg 1532U62 II Utztf.


ingen-Name zum ahd. PN Coppo, Choppo (Fm I, 371; Kauf-
mann 83/84).


Chor-

i᪷n dər xo᪷rbālm (Felshöhle), Chorbalm 1850J; xo᪷rbalm-
be᪸xli V Ltbr.

Chorherr, Chorrichter: xō᪷rherəgass III Amsold.; ds
xo᪷rixtərš lo᪷x (Hei.) III Zimm.


Schwzd. Chor n. m. ‹vorderster, erhöhter Teil des Kirchen-
raums› (Id. III, 444).

Der Name Chorbalm scheint sein Bestimmungswort nach der ge-
wölbten Form erhalten zu haben; Amsoldingen war im Mittelal-
ter Sitz eines Chorherrenstiftes.


Korante

i᪷ dər kxorantə (), kxərantə, kxrantə (3 Hei.), Curren-



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Sp. 494


ten 1838D II Wyss.; dər gụrantihubəl (Alpteil zu Hinder
Bultschnere) IV Bolt.


Romanisches Lehngut? Die beiden Belege sind wohl zusammen-
zustellen, wobei der Affrikata-Anlaut kx- durch Agglutination
des bestimmten Artikels erwachsen wäre: d korantə. Auf ur-
sprünglich nicht affrizierten Anlaut deutet die Schreibung Dur-
heims 1838 mit C-; dies und der Akzent verraten fremde Her-
kunft. Grundlage?


Chorb

A) xorb, i᪷m grossə/xlinə xorb (2 Felskessel, Wa.) IV Er-
lenb.; dər xō᪷rb (Wei. mit Geländehöcker von der Form
eines umgestürzten Korbes) V Grindelw.

B) a) dər brō᪷kxō᪷rb (K.), im Brodtkorb 1792A II Attisw.;
dər brō᪷kxō᪷rb (K., Weg) II Dürrenr.; dər brō᪷kxō᪷rb (K.),
Brotkorbmatt 1802Slg. Petitmermet II Münchb.; dər brō᪷kxō᪷rb
(Mulde von der Form eines Brotkorbes) II Rüegs.;
Brodkorb 1840Kataster II Urt.; dər brō᪷kxō᪷rb III Arni; dər
brō᪷kxō᪷rb (Wei., Wa.) III Langn.; dər brō᪷kxō᪷rb III Ob-
diessb.; dər špịsxorb (Hei.), im Speisskorb 1754/55A IV
Zweis.

b) xo᪷rbme᪸ttəli, Korbmätteli 1531U43 II Ursenb.; u᪷fəm
xo᪷rbi᪷əl (Wei.) V Grindelw.; xorbwāld (Wa.), im Korb-
wald 1749/50A, 1838D IV Därst./Erlenb.

C) ds xȫ᪷rbli, xǖ᪷rbli (K., 2 Stellen), von eym gutt genampt
im körblin, von dem kurblyn, dz körbly 1502U157, 1515U158
IV Bolt.

i᪷m xlịnə xörbli (Schafberg, Felskessel) IV Därst.; ds xlịnə
xörbli (Schafberg, Mulde) IV Zweis.

xörbəlihorə (Horn) IV St. Steph./Zweis.; xörbli᪷slouənə
(Lawinenzug) IV Därst.

Hieher?: xörbərslox (Wa.) I Tüsch.


Schwzd. Chorb m. ‹Korb› (Id. III, 451).
Brot-, Speisekorb beziehen sich auf die äussere Gestalt, allenfalls
aber auch auf den Ertrag (wie Hunghafe(n) usw.).

Chorber, Chörber m. ‹Korber› (Berufsname; Id. III, 455). Einen
Chörberacher gibt es auch in Wenslingen BL und in Pfaff-
nau LU (bei letzterem handelt es sich nach Zihlmann S. 164 und
311 um die Berufsbezeichnung des Korbers als Übername).


Kordeli- †

die Kordelismatt 1780C3, Cordelismatt 1795A, Kordelis-
matt 1885Le II Wiedl.


Zss. mit PN im ersten Namenglied: Cordula (?).


Chorn-

u᪷f dər xorənek (Hei.) IV Frut.; dər xo᪷rəneka (K.) IV
Frut.; d xōrənflü᪷ö (K., Felsband) V Haslib. Reuti; xo᪷rəl-
legi (Wi. mit Scheune) V NdriedbI.; korn matte 1531U144
III Amsold.; Ann der khornn matten vier meder 1535U101
III Pohl.; an der khornmattenn 1534U100 III Täg.; xo᪷rə-



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Sp. 495


ma᪷ttə (K., Wohngebiet) IV Spiez; korn Berg 1530U135,
1547U137 III Sign.; am kornberge 1391Uk2 V Brienz; Korn-
berg s. auch Chom-; ds xo᪷riəd (, mehrere Hei.), Korn-
ried 1838D IV Aeschi; xorsakx, xornsakx (Hei.), im Chor-
sack 1838D, 1911Fr III Wahlern; xornšwertsi (K.), ein Ju-
chartten ackers nent sich korn schwertzy 1533U23 (vgl. die
Belege Hochschwertzy 1533U23, s. Horb-); xo᪷rəwe᪷idli (K.,
Wohngebiet), Kornweidli 1838D IV Spiez; khornn zelg
1554U108 III Vech. Linden.

PN-Bildungen:

ein mad heisset kornmans matt 1480/90U44, kormans
matt 1500U48 II Willad.; xornərmattə (K., der einstige Be-
sitzer soll Gormann oder Kormann geheissen haben) I
Gals.

Hieher? kornismatten 1531U97 I BusswbB.


Schwzd. Chorn n. ‹Korn, Samen, Getreide› (Id. III, 469); im
Oberland mit Sprossvokal: Chore(n).

Das Bestimmungswort Chorn- bezieht sich wahrscheinlich in
der Regel auf die Bewirtschaftung; möglicherweise auch etwa
auf Abgaben.

Der FN Kormann eventuell aus Korn-mann hervorgegangen) ist
im Kt. Bern altbezeugt (FNB III, 274: Bern, Gerzensee).


Körst †

in den matten zem Choͤrste 1321, zem koͤrst 1391Uk2, ein
stügk zem koͤrst 1396Uk2 V Interl.; einen acher Ze siben
koͤrsten 1370 V Wild.; dər xi᪷ršbü᪷əl (Alp), uff körstbull
1502U157, ein mad uff den linsen … stost obsich ann
körschsbuͤl 1524‒93U168, kuͤrschsz buiel um 1540U168 IV
St. Steph.


Westschwzd. Körst m., ein altes Getreidemass; entsprach wie
Chor < mlat. corus dem Malter, seltener auch ein altes Acker-
mass (dem Joch entsprechend) (Id. III, 487 bzw. 445).

Körst ist auch als FN bezeugt, so um 1400 im Älteren Jahrzeit-
buch von Jegenstorf (K6); wahrscheinlich geht der Name aus
St. Stephan auf diesen FN zurück.


Köscherren †

den aker vnder Kescherren 1402UT III Thier.; so denne ze
Koͤscherren 1429UT III Buchh. Heimenschwand.



Chossi

i᪷m xossi (Wi., Ha.), ein matten, gelegen am Stoffelberg,
genant das Koͤssi 1361, das guͦt in der Kossinon geheis-
sen 1394Uk2, Kossini 1535U161 V Därl.

Hieher?: i᪷m xosər (Industriegelände); xosərfe᪸ud (K.);
xosərrein (steiler Waldstreifen) II Burgd.


Schwzd. Chosi n. ‹Durcheinander, Schutthaufe› (Id. III, 525).
«Wenn ein Bergbach ausgetreten ist, bleiben Choseni (Ge-
schiebe) in der Wiese liegen» (BO); vgl. auch Chosenmätteli
(H. Müller, Obwaldner Namenbuch 1952 S. 142). ‒ Ungeklärt
bleibt die Verschärfung des s-Lauts.




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Sp. 496


Kostara †

drü meder Jn Kostara (2. Ex.: in Koszhara) 1535U161 V
Leiss.



Kosthofen

xo᪷štho᪷fə (Dorf), de Gozechofen 1226, Gozekoven 1227,
Coczekoven 1233, Chozchoven 1249, Chozhoven 1250,
Chozinchoven 1250‒56, Chozkoven, Chozchoven 1262,
Gozchoven 1263, Kotzkofen 1337, von Kotzekofen,
Kotzkoffen 1350, Kotzkoven 1351, 1367, 1376, 1378,
Kotzkofen 1432 … kotzkhouen 1532U4, Kotzhoffen 1559C3
… zu Kotzhofen 1605/07C3, Kosthofen 1771/79C3, 1838D,
1850J I Grossaffolt.

Hieher?: das kotzgraben acherlj 1528U2 I Schüpf. Ziegel-
ried.


-inghofen-Bildung mit einem PN, der im Bereich Basel‒Freiburg
seit Beginn des 13. Jhd. als Chozzo, latinisiert dictus Kozze (Socin
S. 148) erscheint.

Ungeklärt bleibt der sekundäre Übergang unseres ONs von
Chotz- zu Chost-; wahrscheinlich (amtliche?) Verschönerung.


Chotz-

ds xo᪷tsị (K.; Nachbargrundstück: xụtsə), Der acher Jm
kotz, Jm kotzi 1531U97, Jm kotzi 1534U100, Der kotzacher
1531U97, 1563U97, Das kotzacherlj 1531U97 III Vech.

das kotzgraben acherlj 1528U2 I Schüpf. Ziegelried.


PN; vgl. Kosthofen.
Der Name Kotz erscheint im süddeutschen Gebiet um Freiburg
urkdl. mehrfach. K. P. Roos, Freiburger Bucht, erklärt, Kotz sei
ein reichbegütertes breisgauisches Adelsgeschlecht gewesen
S. 419 A. 1. Verf. gibt u. a. folgende Belege: Gundelfinden 1341 in
kozzen, Eichstetten 1451 ob des kotzen matten, Merzhausen 1482
by kotzen acker.


Chouf-

xoufaxxər (Hei.), Kaufacker 1838D II Wyss.; Am khouf-
acher bru̍ndli j Jucherten 1531U97, German Sifridts
Khouffacher 1646UT III Obthal Möschberg; kouffacher
1502U157 IV Bolt.; Kaufdorf III Kaufd. (s. d.); xoufherə-
we᪸udli (kl. Wa.) II Lotzw.; xọ̄fmattli (Wi.) IV Reich.; am
khouffweg ein juch 1533U133, Kaufweg (Ha.) 1838D III
Rigg.

Kaufmann: xo᪷ufmə (Hei.) II Ursenb.; xo᪷ufmənsgārtən
(Garten) V Iseltw.; xo᪷ufməsmatta (Wi.) V Günd.

Chouflis-: xouflisaxxər (K.) III Frauenk.; xọuflisbax
(Bach), rivum de coufenbac 1312V1, 1324Zw, Koufflis bach
1470Rq5, 1641U152, 1669U153, 1695MW IV Saanen.

Hieher?: der kuͦff acher 1500U48 III Bigl.; Die Köüfferen
1646A III Schangn.


Schwzd. Chauf m. ‹Kauf, Handel› (Id. III, 164ff.), wohl Grund-
stück, das gekauft oder verkauft wurde.

Schwzd. Chauf-Ma(n) bedeutet im Gegensatz zum Nhd. laut Id.



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Sp. 497


IV, 265 ‹Käufer›; unsern Namen liegt aber wohl Kaufmann als
FN zugrunde, das in mehreren bernischen Gemeinden (z. B.
auch Iseltwald; FNB III, 214) seit langem beheimatet ist.


Chräbs/Chrebs

A) dər xre᪷bs (Wei., Hütte) IV Diemt.

B) krepsacher 1531U97 III Wohlen Särisw.; xre᪸bsgrabə II
Roggw.; xre᪸bsəgrabə (Bach, Graben) III Schlossw.;
xre᪸bsəgrabə (Waldbächlein) III Steff.; j Juchertten am
Krebsz holtz 1531U51, kreps holtz 1595U54 II Seeb.; das
krepshus ein mad 1533U133 III Rüegg.; ds xre᪸bslox (Hei.),
Krebsloch 1838D; xre᪸bsloxaxxər II Krauchth.; xre᪸bsbax
(Bach, früher reich an Fischen und Krebsen), krebsbach
1528U2, 1529U92, 1531U96, krepsbach, krepsenbach 1531U97,
… I Meik./III Kirchl./Wohlen/Zoll.; dər xre᪸bsbax
(Bach) II Wangenr.; Krepszbach um 1530U142 III Gerz.

C) i᪷ dər xre᪸bsərə (K.), krebsserren 1422Uk2, krepseren
1595U54; xre᪸bsərəbax II Seeb.; xre᪷bsərə (Wi.) III Belp;
xre᪷bsərə (K.), [die kraͤpfferen] 1531U96, Krebseren um
1670Urbar Bern I Nr. 47 III Gelt.; xre᪷bsərə (Wa., früher Ha.),
Krebsern 1838D III Rüegg.; xre᪷bsərə (K.) III Toff.


Schwzd. Chrebs m. ‹Krebs›, mhd. krëb(e)z (Id. III, 781). Neben
dem Tier ist in einzelnen Namen wohl der im Amtsbezirk Sefti-
gen besonders häufig beheimatete FN Krebs (FNB III, 283) ent-
halten.


Chrache

A) dər xraxxə (K., Wa., Graben), krachen 1535U101 II
Urt./Wiggisw.; dər xraxxə (Wei.) III Blumst.; dər
xraxxə (Hei.), krachen 1591U130, 1684UP, 1723A, 1838D III
Gugg.; dər xraxxə, xraxxəsitə (steiler Waldgraben) III
Langn.; xraxxə (Ha.), im Krachen 1838D III Mühleb.;
Jm krachen ein mad 1535U101 III Ndwicht.; i᪷m xraxxə
(Bergspalte) III Sigr.; xraxxə (Hei.), im Krachen 1838D
III Wahlern; ein mattenn … heist der krachenn 1531U97,
1542U104 III Zimm.; i᪷m xraxxə (Hei.) IV Frut.; i də xre᪸xxə
(Bergheu) IV Saanen; dər xraxxən (Lawinenzug), Kra-
chen (Tannwald) 1838D V Grindelw.; u᪷fəm xraxxən
(Wegstück) V Günd.; xraxxən (K., Wi., Wa.), Ein vor-
sasszli genant der krachen in der bürd Jseltwald
1524‒80U169 V Iseltw.; im xraxxən (Ha.) V Ltbr. Gimm.;
im xraxxən (Wa., Wi.) V Obried.

B) aa) holdərxraxxən V SchwandenbBr.; holtsxraxxə
(Waldgraben) II Ers.; i᪷m ī᪷xraxxə (Hei.), Weinkrachen
1838D III Rüegg.; xrụ̈tsfluəxraxxə (verlassener Sand-
steinbruch) II Krauchth.; dər löwəlixraxxə IV Saanen;
mittəlki᪷fərxre᪸xxə IV Saanen; balmxraxxən (Bergheu-
mahd) V Ringg.; dər bo᪷txənxraxxən (steiler Graben,
Schleif) V Brienz; brandxraxxən (Wa.) V Wild.; d bü᪷əl-



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Sp. 498


xre᪸xxə (Felsschöpfe, Runsen) IV Lau.; i᪷m būšəxraxxə
(Tal) IV Därst.; tālxraxxən (bewaldete Eintiefung mit
Weg) V Ltbr. Stech.

ab) Der Cunikrachen dise halbe Juch. 1671U100 III Köniz
Liebew.; ȫrlis xraxxə (Wi.), rütələršxraxxə IV Gsteig;
ann Suri krachenn 1535U101 III Bern.

ac) im fīštərə xraxxə (Lawinenzug) IV Gsteig; im šwārtsə
xraxxə IV Saanen; šwārtsxraxxə (Fels) IV St. Steph.; im
wi᪷ldən xraxxən/im tsamən xraxxən (Fad, Unterbrechung
eines Felsbandes; 2 Stellen) V Brienz.

B) I: 1; II: 1; III: 6; IV: 3; V: 11

Auswahl: xraxxənek (Wi.) V Ltbr. Weng.; krachenn gra-
benn 1531U136 III Trub; xraxxəgrabə (steiler Graben) IV
Reich.; xraxxəmattə II Madw.; im xraxxəmōs (Hei.) IV
Aeschi; im xraxxəbrand (Teil der Allmend) IV Ob-
stock.; xraxxəšleif (Wa.) I Biel; bi᪷m xraxxənšte᪸g (Stelle
am Gadmerwasser, früher Brücke) V Gadm.; dər xraxxə-
wald (Wa.) V Beatb.; im xraxxəwāld (Wa.) V Wild.

C) -li: ds xraxli IV Adelb.; xre᪸xli (Heuschleif) V Bön.;
bi᪷m xre᪸xli (Kamin) V Brienzw.; im xraxli (Wei. u. Berg-
heu, Lawinenzug) V Gutt.

xalbərxre᪸xli (Felseinschnitt) V Brienzw.; xre᪸xligand
(Schuttfeld) V Brienzw.

-i: ds xraxi, im xraxi (Wei.) IV Bolt.

xraxigrabə, xraxihorə (felsiger Gipfel) IV Bolt.; in dər
xraxiwe᪸id (K.) V Haslib. Hohfl.

-ler: dər xraxlər, xraxələr (K., Wa.), ein halb Juchartten
Jm Krachler, lÿdt bÿsenhalb an der Wulffispergeren ei-
nig hag 1573/74U77a II Rum./Wolfisb.

Hieher?: i᪷m xraxxəndən (Schuttkegel) V Innertk.


Schwzd. Chrache m. ‹(tiefe, enge) Schlucht, Felskluft› (Id. III,
783; Stalder, Id. II, 126; vgl. auch Zs., Gr. u. Gr. S. 99).


Kraft- †

Ein Juchrten heist der krafftacher 1531U97, 1543U97, Die
krafftenmatt 1531U97, 1534U100, 1535U101, 1745U116, Der ober
krafftt und matt acher 1535U101, Krafftenmatt acher
1659U101 III Vech.

Hieher?: der krefft acher 1531U59 II Iffw./Zuzw.


Kraft steht hier wohl als FN. Ein Heini Krafft ist z. B. 1464 in
Langenthal bezeugt; heute existiert der Name noch in mehreren
Gemeinden ausserhalb des Kantons Bern (FNB III, 279) als Bür-
gergeschlecht.


Chrage

dər xragən (Egg, kragenförmig) V Brienz; dər xragən
(enge Rinne, Wi., Wei.) V Gadm.; uf əm xragə (Felskopf)
V Gutt.; dər xragən (Ausläufer einer Schlucht) V
Schatt.

im medərxragən (Wi.) V Brienz; i᪷m tši᪷ŋələxragən (felsi-
ges, enges Tälchen) V Ltbr. Mürr.





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Sp. 499

ds xragəwe᪸lli (schmaler Waldstreifen) V Gadm.


Schwzd. Chrage m. ‹Hals, Schlund, Gurgel; Kragen› mhd. krage
swm. ‹Hals von Menschen und Tieren, Nacken› (Id. III, 789).
Für die meisten Flurnamen ist von der Grundbedeutung ‹Hals›
auszugehen in Übertragung auf enge Stellen (Zs., Gr. u. Gr.
S. 323).


Krähling s. Chreelig-


Kräiligen

xrē᪸iligə (Weiler), Chreulingen 1250‒56, in Krewilingen
1275, ze Krewlingen 1329, 1389R2, 1437U56, Krawlingen
1510Rq1, Kraͤuwlingen, Kraͤiwlingen 1532U62, Chräüwlin-
gen 1559A, Kraͤingen vicus exiguus 1577Sch, Kräwlingen
1582/83C3, Kräuwligen unver Bätterkhinden 1587C3,
Kräüwlingen 1624A, 1626UP, Kräüwligen 1644/47C3,
Kreylingen 1726/29C3, Krayligen 1838D II Bätterk.

i᪷m xrē᪸iligəfe᪸u (K.) II Bätterk.


Alte -ingen-Bildung mit einem germanischen PN, der urkund-
lich nicht mehr belegt ist.


Chräje

A) d xrē᪸iə (Hei.), Krayen 1838D III Trub; d xrē᪸iə V Beatb.

B) a) dər hōxrē᪸jən, undərəm hōxrē᪸jən (Alpgebiet) V Grin-
delw. Itramen.

b) I: 14; II: 17; III: 16; V: 5

davon: ~acher I: 1; II: 3; III: 2

~bärg I: 10; II: 4; III: 2

~büel II: 2; III: 5; V: 2

Auswahl: j Juchertten genant der krÿ acher 1531U59 II
BürzH.; kreienacher, kreÿenacher 1480/90U44, 1500U48 II
Hells.; krÿenacher 1668U100 II Münchr.; krÿacher
1531U97 III Boll. Habst.; krÿacher um 1530U142 III
Sigr. Merligen; ds xre᪸ihouts (Wa.), am Kreyenholtz 1387,
bim kräholtz 1528U2, vorm kreÿholtz, vor dem kraͤyenn-
holtz 1531U97, krÿholtz 1534U100 … Krayholz 1838D II Hin-
delb./Mötschw.; xrē᪸jəmatt, die krÿenmatt 1531U97, um
1532U13 II Mülchi; das Krÿen mosz 1412U165, 1535U101 III
Amsold./Ueb.; am knubel am krijen bechly 1500U48 III
Linden?; xre᪸jəbē᪸rg (bewaldete Anhöhe), an dem
Kreyenberg 1341, an dem Kregenberge 1347, im Krei-
genberg 1464Rq1, Kraͤgenberg 1486Rq1, kreyenberg 1521U31,
krÿenberg, kregenberg um 1531U34, Kräÿen berg 1533U132
I Biel; uf əm xre᪸iəbē᪸rg (K.), vff dem krienberg um 1525U20
I Brütt.; xrē᪸iəbe᪸rg (K., teilweise Reben), Kryenberg
1355, Krigenberg 1417Uk2, im Kreyenberg hinter Erlach
1791A I Erlach; xrē᪸iəbe᪸rg (K.), am krienberg, kryenberg
um 1525U20, am krienberg, khrienberg, krigenberg 1533U22,
Kreÿenberg 1786P I Ins; xrē᪸iəbe᪸rg (Wohnviertel), Kreien-
berg, Kregenberg, Krienberg 1357, kreienberg 1474U30,



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Sp. 500


krÿenberg um 1531U34 I Lengn.; kryenberg 1521U31 I Sis.;
krÿennberg, krÿenbergacher 1531U97 II Mülchi; xrē᪸iəbərg,
xrē᪸ibərg (K.), am Kreyemberg dritthalb Jucharten ackers
1434K4, kriegenberg, kregenberg 1480/90U44, kregen berg
1500U48, Kräyenberg 1531U51, 1595U54 II Seeb.; Krienberg
um 1530U142, kryenberg 1535U101 III Rub.; xre᪸iəmble᪸ts (kl.
Acker) V Ringg.; bÿ dem Kraͤÿenn brunnenn 1531U52 II
Burgd.; xrē᪸iəbru᪷nnə (Hei.), Krayenbrunnen 1838D III
Vech. Utz.; u᪷ssər/i᪷nnər xrē᪸iəbüəu (K.), uff dem kreyen
buͤl 1518U74, 1666Le II Obbipp; ds xre᪸iəbüəu (Ha., Scheune),
Kräyenbühl 1788A, 1838D II Sum. Hornbach; Krayen-
bühl-Leist (Gesellschaftshaus mit Anlagen) 1838D III
Bern; xrē᪸ibụ (Hei.), z kräiennbül 1547U137, 1788A, auf dem
Kraybel 1790/92C3, Krayenbühl 1838D III Zäz.; xre᪸iənbiəl
(Anhöhe), am Krayenbühl (Ha.) 1838D V Brienzw.; ds
xrē᪸iəmbi᪷əl (Geländevorsprung) V Grindelw.; uf dər xre᪸i-
jəmburg (höchster Punkt des Kirchet) V Innertk./
Schatt.; kraͤyenn Spitz 1531U136 III Trub; ds xre᪸iəwe᪸udli
(Wa.) III Bow.

C) -li, -i: ds xrē᪸ili (Wei.) III Trub; i᪷m xrāji᪷, xrē᪸ji᪷ (Wi. mit
Scheune) IV Adelb.; xrē᪸ji᪷ IV Frut.

-er: xrē᪸iər (Wa., Fels); d xrē᪸iərlouəna; dər xrē᪸iəršlu᪷pf;
xrē᪸iərwāld V Bön.

-ere: d xrē᪸iərə (Hei.), die kraͤuwera 1533/42U128, kraͤibera
1547U128, kräüwerenn 1591U130 III Rüsch.; d xrē᪸iərə (Wei.)
III RütibR.; d xrē᪸iərən (Alp) V Haslib.

Hieher?: xriənbax (K.), neben dem krienbach 1528U2 I
Schüpf.


Die aktuellen Namenbelege deuten auf einen Anschluss an
schwzd. Chräje(n) ‹Krähe, Rabenkrähe›, ahd. chrāja, mhd. krae-
je, scheinen also Örtlichkeiten zu bezeichnen, wo sich gerne
Krähen niederliessen. Dieser Deutung widersprechen jedoch die
zahlreichen urk. Belege auf kry(en), die sich nach der Hiatus-
diphthongierung von ī > ei offensichtlich mit Chräje(n) misch-
ten. Zur Erklärung dieses überlieferten kry(en) kommt der aus
altschweizerischen Wörterbüchern bekannte Ausdruck kry für
‹Kranich› in Frage (Id. III, 803f.; Paul Zinsli, Über Ortsnamen
im Amt Erlach, in: Aus der Geschichte des Amtes Erlach, Biel
1974, S. 81f.).


Chräjel

A) d xre᪸ilə (K.), zwo Juchart genant der kreüwel um
1525U20, Chrääilenachere 1914Fr I Finsterh.; ufəm xre᪸uwəl
(Hei.) IV Adelb.; dər xre᪸wəl (Hei.) IV Saanen; dər xre᪸jəl,
xre᪸üəl, xre᪸wəl (3 Scheunen), von dem gutt am kravel
1502U157, am kraͤwel 1515U158 IV Zweis.

B) krewelsz acher 1488‒1514U166 IV Zweis.; Krauvels
metteli um 1530U142 III Steff.; Kreüwel weyd 1725 (StA
Luzern) II Sum. Hornbach.

C) krauwlis büchlis acher 1532U125 III Mühleb.


Schwzd. Chräuel, Chraiel m., ahd. chrawil, chrowil, mhd. kröu-
wel, krewel m., mit verschiedenen Bedeutungen, besonders



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Sp. 501


‹Kralle, Gartenwerkzeug mit 2‒3 gebogenen Zinken› (Id. III,
920f.). Wahrscheinlich meist Formübertragung auf ausgezackte
Landstücke. Belege wie krewelsz acher und ähnliche Fügungen
im Berggebiet könnten als genetivische Zuss. erklärt werden (s.
M. Szadrowsky, Eine hochalemannische Ortsnamenfügung, in:
ZONF 5, 1929, S. 44ff.) legen aber auch die Vermutung eines
heute unbekannten Besitzernamens nahe (vgl. Chrouwilo im
ON Chrouwillingen 11. Jhd., Fm I, 367); J. L. Brandstetter deutet
in «Der Geschichtsfreund» Bd. 74, Stans 1919, S. 16 den Flurna-
men Kreuel, Hof an der Halde westl. von Horw LU, mit einem
PN Krewilo, der zwar nicht belegt ist, den er aber aus den Fami-
liennamen von Kräulingen (1352), Krewlinger (1443) erschliesst.


Chräjige

xre᪸jigə (Dorfteil), in Mure, Chreingen 1240, ze Kregin-
gen 1258, apud Kreginen 1259, de Krengen 1295, Krein-
gen 1297, 1310, de Kraingen 1317, de Kraͤngen 1343, ze
Krengen 1353, von Kreyngen 1369, Kreingen 1375,
Kriengen (sic, hieher?) 1388, Kreygingen 1452U79, Kraͤyn-
gen, Kraͤyingen 1479‒1563Ar, kreygen 1492K3, Kräÿgenn
1530U132 … Kräyigen 1722/24C3, Kräylingen bey Muri
1739/40C3, Krayigen 1838D III Muri.

xre᪸jigəfe᪸ud (K., Häuser), kraͤichennbuͤl 1531U97 III Muri.


Alte -ingen-Fügung mit einem nicht mehr erschliessbaren PN;
einen «procurator (von St. Blasien) dictus Kreia 1261» verzeich-
net Socin S. 575; vgl. auch Crailine (Fm I, 376).


Krall s. Chrauere


Chräller

i᪷m xre᪸llər (Wi.) IV Frut.



Chram-

Jennis Kremers in der Kramgassen 1379 II Burgd.;
xrāmgass (Gasse der Altstadt, laut Weber erstmals 1667
so genannt) III Bern; xrā᪷mlọ̄bəwē᪸g (Holzerweg) III
Wattw.; xrāmbrü᪷k (s. Chramburg).


Chramer- Chrämer-:

xrē᪸məraxxər (K.) II Rohrb.; Chrämeracher 1876Jv II
Steckh.; xre᪸mərsaxxər (K., Ha.) IV Därl.; Kramers-
acherli 1532Slg. Petitmermet II Münchb.; kremers eich 1474U30,
kraͤmers Eÿch um 1531U34 I Orp.; ds xrē᪸mərge᪸ssli (Weg)
III Konolf.; Cramers grabenn 1518U74, Kramers graben,
ein halb Manwerch am Kromersgraben Jnn Wiettlispa-
cher Einig 1573/74U77a II Wiedl.; Krämerhaus 1838D II
Affolt.; xroməršhūs (Weiler), Der hoff Kramers husz
genant 1539U71, Kramershauss 1678A, 1838D, xromərš-
husbē᪸rg (K.), im Kramershausberg 1780/82C3, 1838D,
xroməršhusšaxxə, im Kramershausschachen im Dürrgra-
ben 1791C3, 1798A, 1838D, Kramerhauswald (Tannwald)
1838D II Trachsw.; Krämerhaus (Ha.) 1838D III Langn.;



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Sp. 502


Krämerhaus (Ha.) 1838D III Röth.; xrē᪸mərhūs III
Schangn.; Krämerhaus (Ha.) 1838D III Toff.; ds xramər-
hụ̈sli (Hei.), Kramershaus 1786C3, 1838D II Heimisw.;
Krämerhäusi (Ha.) 1838D III Rub.; xrē᪸mərsmattə (K.,
Ha.), i madt grasz In kremers madt 1521U31, Kremer mad,
kraͤmers matten 1531U34 I Safn.; xrōməršmatt II Iffw.; an
der kramern maten 1569U72 II Lütz.; Kramersmatt
1532Slg. Petitmermet II Münchb.; xrē᪸mərmattə (Wi.) II
Münchr.; xrāmərbax (Hei.) II Trachsw.; Krämerberg
(Ha.) 1838D II Trachsw.; xramərbodə (Hei.) II
Trachsw.; xrē᪸mərsriəd (Hei.), Krämersried 1838D I Orp.

xrē᪸mərei (; Hei.), in der Krämerei 1838D; xrē᪸-
məreigrabə (Graben) III Thun.

Hieher?: die kramen matten 1480/90U44 II Alchenst.


Schwzd. Chrām m., im nördlichen Verdumpfungsgebiet Chrōm
‹Krambude, Krämerware› mhd. krâm(e) (Id. III, 809) bzw. Chrä-
mer m. ‹Kleinhändler› mhd. krâmaere (Id. III, 814).

Zu Chramer: In der älteren Sprache und damit auch in den Na-
men kommen viele umlautlose Formen vor. Der FN Kramer ist
laut FNB III, 280 auch im Emmental beheimatet.


Chramburg I

xrāmbərg (Weiler, Burgstelle am südwestl. Abhang des
Belpbergs, ehem. Stammburg der Freiherren von K.),
Heinricus de Chraunburc 1224, Cranburc 1225, Crahen-
borhc 1231, Kramburch 1232, Chranburch 1240, Chram-
burch 1240, Cronburch 1241, Cranburc 1241, Chraburc
1245, Chramburc 1249, Chranburc 1249, Kramburc
1252, Cranburc 1268, Crambor 1275 (nach einer Kopie),
Crhaemburch 1279N, Kranburch 1287, 1288N, Kramburg
1289, Kranburg 1300, Chramburg 1317, Kranburg 1322,
Kramburg 1331, 1354, 1360, Kranburg 1360, 1367,
Kramburg 1373, ze Kronburg 1381 … Kramberg
1544/45A, Chramburg 1577Sch, Kramberg 1721/22A,
Kramburg 1838D III Gelt.

xrāmbərgfluə (Felswand), xrāmbərg, xrāmbərgwaud
(Wa.), an buͦch walld Der Sich nempt der kranberg
1531U96, Kramburgwald (Buchenwald) 1838D III Gelt.


Das BW dieses Burgennamens könnte mit Kran-, mhd. krane
‹Kranich› erklärt werden, das durch Assimilation an -burg zu
Kram- wurde. Vgl. Burgennamen mit ähnlichen BWW wie Fal-
kenstein, Greifenburg. Die ältesten Belege deuten jedoch auf eine
genitivische Komposition mit ahd. krā, krāwa, mhd. krâ, krâwe
‹Krähe› hin; s. dazu Sonderegger, Appenzell S. 209ff. Über die
Vertauschbarkeit von -burg und -berg s. Heinrich Boxler, Die
Burgnamengebung in der Nordschweiz und in Graubünden,
1974, S. 79ff.


Chramburg II

u᪷f dər xrāmburg (ehem. Burg südöstl. von Gstaad, im
14. Jhd. von Joh. von K. erbaut; Mauerreste erhalten),
crambor (cranbor?) 1312V1 IV Saanen Gstaad.





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Sp. 503

xrāmbrü᪷k (Brücke unterhalb der ehem. Burg), Krambrüg
1491Zw, 1605U152, Krambrugg, Krambrügg 1676MW, Kram-
brug 1730MW, Krambrugg (Häuser) 1838D IV Saanen
Gstaad.


Etymologie s. Chramburg I.
Zur Ruine Chramburg s. Zwahlen, J. R. D., in: Berner Zeitschrift
für Geschichte und Heimatkunde 21 (1959) S. 116 u. 123.

Chrambrügg ist als Klammerform Chram(burg)brügg zu verste-
hen.


Kramer s. Chram-


Chrampf-

xrampfəlēn (Hei.), im Krampfenlehn hinter Sumiswald
1792/93C3, 1838D II Sum.; der krampfel acher 1529U92,
1531U3 I Rad. Ostermanigen.


Zugrunde liegt wohl ahd. chramph ‹gekrümmt, schmal, einge-
zwängt› (O. Schade, Altdt. Wb. Bd. I S. 510).

Zur entstellten Schreibform Krampfgrat (Anhöhe über Dieters-
wil) II Krauchth. (Hubschm., Burgd. S. 736) s. Champf-.


chrank-

xraŋkxəmbe᪸xli, xraŋkxəngre᪸bli (Graben mit Schmelzwas-
ser) V Ltbr.


Schwzd. chrank ‹krank, schwach, gering› (Id. III, 833).


Chrankwil

i᪷ ds/im xraŋkxwīl (; Rebberg), K(r)ankwile 1369, uff
unserm rebstu̍gke allem genempt Krankwile 1372, ze
Kranchwile 1373, Kranchwil 1378, Kranchwile 1386, zuͦ
der burg so genant ist granwil, die altÿ burg genempt zuͦ
granwiler 15. Jhd.U47, grandwyler 1427Wg, granwÿler
1440Wg, (zu der Burg) granwiler 1481Wg, (die alte Burg)
granwÿler 1511Wg I Twann.


Als Bestimmungswort ist ein altalem. PN anzunehmen, evtl.
*Kranko ‹der Schwache, Geringe›, zum Adj. mhd. kranc
‹schwach, gering› (vgl. den Beleg für einen PN aus Erlach von
1485 krouchs erben, oder FNB III, 279 Kräuchi).

Die erst im 15. Jhd. auftretenden Lautungen Gran(d)- scheinen
später unter roman. Einfluss entstanden zu sein. H. Weigold,
Rom. Helv. 24 (1948) S. 131 nimmt im Gegensatz zur histori-
schen Überlieferung ein ursprüngliches Grandvill(i)er, frz.
grand+willare an. Die einst auch so bezeichnete Burg scheint
den Namen des Geländes übernommen zu haben, wie etwa Eich-
stalden bei Boltigen i. S., Ruine Aris bei Reichenbach, Burg Rap-
perswil (Kt. Schwyz), vgl. Heinrich Boxler, Die Burgnamenge-
bung in der Nordostschweiz und in Graubünden, 1976, speziell:
Sekundäre Burgnamen S. 66ff.


Chranz

dər rō᪷səxrants (K. auf einer Erhebung; beim Pflügen
wird im Kreise gefahren) III Arni.





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Sp. 504

Hieher?: am krentzbuͤl 1487K10 III Wahlern?


Schwzd. Chranz m., wie nhd. (Id. III, 837).
Offenbar wird auf den Rosenkranz, die zu einem Kreis geschlos-
sene Gebetschnur der Katholiken, angespielt.


Chrapfe-

Krapfenacker 1689MW, Krapfengässli 1709MW, Krapfen-
heimweid 1732MW, Krapfenbrügg 1662MW IV Saanen;
xrapfəlū᪷swẹid (Heuland) V Ltbr. Wengen.


Die Belege scheinen auf einen Besitzernamen hinzuweisen. So-
cin, S. 424, verzeichnet fürs Elsass vom 13. Jhd. an verschiedene
Krapho, Craphe; als FN ist Krapf in der Ostschweiz (TG, SG) alt
belegt (FNB III, 281). Doch könnte auch schwzd. Chrāpf(en) m.
f. ‹Haken, gekrümmter Gegenstand überhaupt› in metaphori-
schem Sinn für etwas Gekrümmtes zugrunde liegen (Id. III,
842); mhd. krapfe, krape swm. ‹Haken, Klammer› (Lexer I,
1712). Inwiefern Chrapfe(n) als ‹Backwerk mit Füllung› in Frage
kommt, muss offen bleiben; vgl. Müller, Obw., 186 Chrapfen-
zug.


Chratte

A) xrattə (K.) II Kopp.; xrattə (Wa.) III Obdiessb.; dər
xrattə (K.) III Zimm.; xrattə (bewaldeter Fluheinschnitt)
IV Ndstock.

B) a) xe᪸tsərs xrattə (Stelle, an der mehrere Lawinenzüge
zusammentreffen) V Bön.; dər loubxrattə (Ha.), im Laub-
kratten 1797A, 1838D III Zäz.; im sịtxrattə (Scheune mit
Wiese) IV Zweis.; šteixrattə (K.) III Wohlen Innerberg;
i᪷m tālxrattə (Alp, Schafberg) IV Därst.; im tsịtxrattə
(Wei., Wi.) IV Saanen.

b) xrattənaxxər (K.) I Finsterh.; xrattənaxxər (K.) III
Obwicht.; xrattəfluə III Obdiessb.; xrattəgrabə (Gra-
ben) III Eggiw.; xrattəried (K.) III Kriechw.

C) -li: ds xre᪸tli (2 Hei.), Krättli 1838D III Eggiw.; ds xre᪸tli
(Wa.) III Gugg.; ds xre᪸tli (kl. Hei.), im Krätli 1838D III
Wahlern.


Schwzd. Chratte m. ‹kleiner, bauchiger Korb› (Id. III, 869). In
Ortsnamen: ‹trichterförmige Senkung im Erdboden, Talenge,
Schlucht ohne Ausgang› (Id. III, 871).


Chrattige

xrattigə (Hei.), Kratigen 1838D III Laupersw.; Krattigen
IV Kratt. (s. d.).

xrattigmattə (K.) IV Kandergr.

dər xra᪷ti᪷gər (K.) I Walpw.; Kratingers hofstatt 1531U144
III Amsold.


Ein PN Krattiger ist in Schüpfen vor 1800 eingetragen (FNB III,
282), daneben im Kt. Freiburg.


Krattigen

xratti᪷gə (Dorf, Gde.), de Krattingen 1295, um 1300Rq4, das



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Sp. 505


dorf von Kratingen 1302, Krattingen um 1320 … Kratti-
gen 1838D IV Kratt.

i᪷m xratti᪷kgrabə (tiefer Bachgraben, Wa., Fels, Wi.), Krat-
tigengraben, Krattig-Graben (Ha.) 1838D IV Kratt./
Spiez Faul.; xratti᪷ghāltə IV Kratt.


Hubschm., Frutigen (S. 28, Anm. 62) postuliert einen PN
*Kratto, der aber nicht zum Förstemann-Beleg Crato, Gradu (I,
665) passt. Dass ein alemannischer Name Kratto u. ä. aber exi-
stiert, scheint aus dem ON Krattenhofen (Krieger, Topographi-
sches Wb. Badens, Sp. 1256) hervorzugehen.


Chratz

A) dər xrats (steiles Weglein) III Röth.; dər xrats (kl.
Hei.) III Sign.; im xrats (Wei.) V Brienzw.

B) a) i᪷m hanəxrats (K.) I Rapp.

b) II: 1; III: 4; IV: 3; V: 9

Auswahl: kratz acher 1531U76, 1532U43 II Ursenb.; im
xratsfa᪷d (Wa. mit Felsstufen) V Gutt.; Kratzhalden
1538UT III Wachs.; i᪷m xratsxu᪷mi (Alp), Kratzkummi
1838D IV Frut.; dru̍ mans mat an Kratzmatten 1393UT,
xratsmattigrabə (tief eingeschnittener Bachgraben),
xratsmattiwāld (Wa.), Kratzenmattwald 1838D IV
Diemt.; xratsbax, Kratzbach 1416UT, 1493U84, an kratzen-
bach 1500U48, kratzbach 1530U95 … III Thun; am xratsbịəl
(K., Scheune) V Haslib. Reuti; dər xratswāld (Wa. mit
Geröll) V Gadm.; in xratswē᪸ldən (Wiese, Weide) V Gadm.

C) -i: ds xratsi (Alp) IV Reich. Wengi; ds xre᪸tsi (Wei.,
Häuser) IV Wimm.

Chratzere:

j Juchertten vff der Kratzeren 1531U51 II Wynigen; xratsə-
III Bow.; xratsərə (K., steil) III Englisb.; xratsərə
(Wi.), an der Kratzerron 1352, Kratzerenn 1529U93 … III
Köniz; die kratzeren 1530U135, 1547U137 III Sign.; i dər
xratsərə (steiler Wald) III Vech.; xratsərə (Teil einer
Bäuert) IV Frut.; xratsərə (Wi., Wa.) IV ObwiliS.; xratsə-
(Hei.) IV Reich. Kien-Aris; xratsərrə (Wi.) V Bön.; d
xratsərrən (Geröllhalde), an Kratzara 1535U161 V Brienz;
in dər xratsərrən (Heugüter) V Grindelw.; uf dər xratsərrə
(Wi.), an Kratzeren 1535U161 V Leiss.; d xratsərra (Wi.,
z. T. Wa.) V Obried; d xratsərra V Sax.

Chratzere-: II: 2; III: 2; IV: 4; V: 3

Auswahl: xratsərəgrabə (Bach), kratzgraben 1505U172 IV
Frut.; Kratzerengrat um 1600Wä V Bön.; Kratzren grath
1620Rm V Leiss.?; i᪷m xratsərəmād (Scheune) IV Erlenb.;
Kratzerenwald (Tannwald) 1838D III Köniz.

Hieher?: im Kratzer berg 1529U93 III Köniz.

Chrätzere:

xrē᪸tsərə (K., auch: xrattə), die ander zelg heist in der krat-
zerren, jn der kratzerrin, in der kratzerrÿ 1480/90U44, ii
juch. ligent in der kratzeri, in der kratzeren 1500U48 II
Kopp.; xrē᪸tsərə (Wa., vom Vorigen jetzt durch die Auto-



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Sp. 506


bahn getrennt), xrē᪸tsərəīšlāg (Wa.) II Utztf.; i juch in
der kretzerrin bym alten holtz 1480/90U44, in der kratze-
ren 1500U48 II Willad.

Chratzmann:

dər o᪷bər/u᪷ŋər xratsmə (2 Hei., schlechtes Land), im
Krazma 1765A, Kratzmann 1771A, Kratzmatt 1838D,
xratsməgrabə (Bachgraben), xratsməštu᪷ts (Wegstück) III
Landisw.; xratsmə V Schatt.

Chratzers-:

Kratzersgraben 1647Kirchen- u. Pfrundzinsrodel IV Adelb.; Chrat-
zershus 1953MW IV Lau.; Kratzerswand bei Diemptigen
1389‒1460Ud, kratzers Swand 1497‒1521U167, kratzers-
schwand 1524‒93U168, um 1540U168 IV Diemt.; xratsərswē̤d
(Wei.) IV Frut.; kratzers zun 1538U148 IV Frut.


Schwzd. Chratz m. ‹Felsrinne›, evtl. auch ‹enger Raum, Durch-
gang› (Id. III, 928; s. auch Zs., Gr. u. Gr. S. 328, und Sondereg-
ger, Appenzell S. 54f.).

Chratzere f. ‹Gelände mit vielen Einschnitten, z. B. Bachrun-
sen›; -aria-Bildung zu Chratz, teilweise mit Umlaut.

Die Namen auf Chratzers- erinnern an den bes. im Oberland hei-
mischen FN Kratzer (FNB III, 282).


Krauchthal

xrọuxtu, xrọ̄xtu (Dorf, Gde.) de Crouchtal 1108/22N,
Crochtal 1181/82, Crohtal 1208, 1218, Chrochtal 1224,
Chrohtal 1227, Kroͧchtal 1227‒49N, Chroͮctal 1244,
Chrohctal (so FRB) 1245, Crochtal 1250, Krocthal 1256,
Kroͮchtal 1273, Crochtal 1275N, Chrochtal 1281, Kroͮch-
tal 1282, Krouchtal 1293, Kroͮhtal 1295, Crouchtal 1299,
Krochtal 1299, 1301, Chroͮchtal 1301, Crouchtal 1310,
1315, de Krouchtal 1343, von Kroͮchtal 1344, Krouchtal
1346, 1347, Kroͮtal 1349, Kroͮchdal 1350, Crochtal 1350 …
Kroͧchtal 1500U48, 1529U92 … Krauchthal 1577Sch, 1735A,
1790C3, 1850J II Krauchth.

dər xrouxtu᪷bē᪸rg, xrọ̄xtu᪷bē᪸rg (K.), krouchtalweg 1531U97 II
Krauchth.


Zu schwzd. Chrank, Chrauch m. ‹starke Biegung, Wegkrüm-
mung› (Id. III, 835); s. auch Chrouch-.


Chrauere

d xrāuərə (Hei.) II Iffw.; uf dər xrāuərə (Hei.), in der
Kralleren 1796A, 1838D III Eggiw.

Hieher?: genempt kröwers guͦtt 1551U32 I Bellm.


FN Krall; vor 1800 in Eggiwil heimatberechtigt (FNB III, 280).


Chrääze

glasxrētsə (Hei.) IV Saanen.

xrē᪸tsəlox (Mulde) II Dürrenr.

xrē᪸tsli (K.) II Limp.; ds xrē᪸tsli (unbewohntes Hüttchen)
III Eggiw.





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Sp. 507

xrē᪸tsərə II Kopp./Utztf. (zu diesem Namen, der nach
den historischen Belegen nicht hieher gehört, s. Chratz).


Schwzd. Chrǟze f. ‹Rückenkorb›, ‹Traggestell› u. a., mhd. kretze,
krenze f.; im heutigen Berndeutschen besonders auch ‹(Vo-
gel)Käfig, abschätzige oder scherzhafte Bezeichnung einer
menschlichen Behausung› (vgl. auch Chrutzli) (Id. III, 924). In
unseren Flurnamen: Formübertragung nach dem Tragkorb und
zweifellos auch Spottname. Nach Id. Zusammenhang mit
chräze(n) ‹mühsam tragen›.


Chrebs s. Chräbs


Chreg-

uf əm xrēgbodə, dər kxrēgbodə (Wi.), dər kxrēgwāld, dər
kxrēg (Wa.) IV Diemt.



Chreelig-

Kreligs Fang 1663U153 IV Saanen; xrẹ̄əligsfluə (Felswand)
IV Zweis.; von dem krelingsboden 1502U157 IV St. Steph.;
xrẹ̄əligswē̤d (Wei., Vorsass) IV Zweis.


FN Krähling, heimatberechtigt in Boltigen (FNB III, 278). Ein
Spengler namens Cuͦntz Krêling ist z. B. in Thun 1362 bezeugt.


Krenger-

krengers matten 1531U144 III Thun; d xreŋərə (kl. Hei.) III
Ndmuhl.; d xreŋərə (Bauernha.) III RütibR.


FN Krenger, heimatberechtigt in Rüti b. R. (FNB III, 286); vgl.
auch: dem Hentzman Krenger, sigristen zu Scherzlingen 1503UT.


Chresse-

ds xre᪷ssəmmōs (Allmend), Kressichbrunnen 1535U161 V
Ringg.


Schwzd. Chresse(ch) ‹Kresse›, mhd. kresse m. f. (Id. III, 852).


Kreuter s. Chrut


Kreuzweg

xrụ̈tswē᪸g (Weiler) III Unterl.


Etymologie s. Chrüz.


Chride-

ds xridəbrü᪷nnəli IV Saanen; xrīdələ (K.) II Melchn.


Schwzd. Chrīde(n) f. ‹Kreide› (Id. III, 787). Im Berndt. ist das
lange ī weit herum gekürzt worden. Hier vielleicht auf den weis-
sen Kalkrückstand bezogen?

Chrīdele vielleicht durch Dissimilation aus Chrīd-ere entstan-
den.




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Sp. 508


Chriech-

B) b) kriechen acher 1530U42 II Lotzw.; j Juchertten ge-
nant der kriechen acher 1531U59 II Rüdtl.; Kriechen
hölltzlÿ 1542U146 III Obhof.; i jucherten by den kriech-
böumen 1532U4 I Bargen; kriechboumacher 1528U2 I
Büet.; Stost zuͦ Einer sitten an den kriechboͧm, j Juchert-
ten genant der kriechboum acher 1531U59 II BürzH.;
kryech boum acher 1518U74, 1666Le II Wolfisb.; posses-
siones … dictas Kriechbuͦme 1316 III Belp od. Umge-
bung; Kriechenried 1542U146 III Obhof.; i᪷m xri᪷əxəwaud
II Gond.; Kriechweg, Kriegweg 1535U161 V Ltbr.; Krie-
chenwil III Kriechw. (s. d.).

Hieher gehört wohl auch: ein bletz acher bim
kriegszboum um 1525U20 I Ins.

C) ds xri᪷əxli (Hei.), Kriechenloch 1838D II Wyss.

Hieher?: dər xri᪷əxen (mit Erlen aufgeforstetes Rutschge-
biet, durch das sich ein Pfad hinaufwindet), xri᪷əxəmbe᪸xli᪷
V Ltbr. Weng.


Schwzd. Chrieche(n) f. ‹eine Art Pflaumen, Kriechen-Pflaume,
prunus insititia› (Id. III, 785), ahd. kriach-, crieh-boum, mhd.
krieche swf. ‹Pflaumenschlehe›, rôte kriechen ‹Vogelkirschen›
(Lexer I, 1727), auch ‹wilde Schlehe, prunus spinosa› (DWB V,
2205).

Krieche f. wird meist erklärt als eine ‹früh aus Griechenland im-
portierte Frucht›; ahd. chriah ‹der Grieche›. Nach Kluge, Etym.
Wb. beruht die Lautung, da ein entsprechendes mittellat. Wort
fehlt, auf der Umdeutung eines verschollenen germ. Ausdrucks.

Belege wie kriechenacher können leicht als Klammerformen
kriechen(boum)acher verstanden werden. Doch liesse sich auch
an einen alten Besitzernamen Kriech denken. So gehörte Krie-
chenried 1542 III Obhof. wohl jenem 1175 erwähnten Kriech de
Oberhoven. Vgl. auch Kriechenwil.


Kriechenwil

xri᪷xəwīu (; Dorf, Gde.), uf dem dorff ze Kriechen-
wile 1357, Jn der digki vnd ze kriechenwil 1430U78, crie-
chenwil 1434Rq7, Kriechenwil 1479‒1563Ar, 1502U123
Griechwyl vicus exiguus 1577Sch, Kriechiwyl 1664A
Dikki oder Kriechenwyl 1838D III Kriechw.


Namenkompositum von -wil(er) mit dem PN Kriech (auch latini-
siert Graecus), einer Herleitung vom Volksnamen wie Frank.

Ahd. chrea(c)h, mhd. Krieche ‹der Grieche›; die Formen mit G-
sind erst im Humanismus aufgekommen (Fm I, 377; II, 1733; So-
cin S. 424, 554). Hist. PN-Belege aus dem Bernbiet: Günther der
Kriech 1422 (Deutschordenskomtur zu Sumiswald), H. dictus
Kriech de Obernhoven 1175 (FRB I, 456), her Hans der Kriech
1363 (FRB VIII, 507).


Chrieg-

Chrieg(s)-: xriəgaxxər (K.) I Bür.; xriəgaxxər I Meik.;
kriegacher 1528U2, kriegacherli 1528U2 I Schüpf.; kriegak-
ker 1533U24 I Treit.; xriəgaxxərə, kriegacher 1480/90U44,
1500U48, an den kriegachern 1531U97 II Ers.; u᪷fəm xriəg-
axxər II Kirchb.; xriəgaxxər II Ndösch; Kriegaker



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Sp. 509


1423UBS, 1518U74 II Ndbipp; xriəgaxxər (K.) II Rüegs.;
kriegacher 1534U100, 1535U101 III Grhöchst.; Krieg acher
1390 III Obbalm; xriəgaxxər (K.), kriegacher 1531U97,
Krieg-Acker 1745U116 III Vech.; Kriegsegerdon 1360 III
Gerz.; xriəgge᪸ssli II Obburg; Kriegs-Gässli 1745U116 III
Vech.; dər xriəgsgrabə IV Gsteig; d xriəgshaudə (Wa.) I
Leuz.; xriəgsho᪷uts (K.) I Rapp. Dietersw.; xriəgsho᪷uts
(Wa.) II Bärisw.; Kriegsholz 1838D II Obösch; benndict
meÿers krieg holz 1531U97 III Kirchl.; Krieghubel (Ha.)
1838D III Müns.; die krieghurt 1531U97 II Rupp.; Krieg-
haus (2 Ha.) 1838D II Obburg; xriəgslü᪷kxə, kriegs lu̍k-
kenn 1535U101, 1850J III Rub., im kriegmad 1502U157 IV
Zweis.; xriəgsmād (Schafberg) V Ltbr. Stech.; d xriəgs-
mattə (Wi.), kriechmatt 1528U2 I Meik.; die kriegmatta,
der kriegmatten 1432U78, an die kriegsz matten 1529U92,
1531U3, an die kriegmaten 1560U97 I Rad.; xriəgsmatt I
Walpw.; xriəgmatt (K.) II Deissw.; Kriegmatt 1423UBS II
Ndbipp; xriəgmattə II Rüegs.; d xriəgsmatt (K.), krieg-
matten 1531U97, 1535U101 II Rupp.; xriəgsmattə (K.), krieg-
matt 1493U84, 1530U95, 1531U144 III Amsold.; xriəgsma᪷tt
(K.) III Kriechw.; xriəgmōs (K.) I Finsterh./Sis.; xriəgs-
mōs (Wi.), kriegmosz 1425U78, 1502U157 IV Bolt.; ab dem
krigblezze um 1320 IV Erlenb.; kriegsz bodenn 1531U136
III Langn.; xriəgsriəd (K., Ha.), Kriegsried 1850J III
Forst/Wattw.; xriəgsri᪷tsə IV Lenk; eyner halben schuͦ-
possen hat sich etwa kriegs Schuͦpossen genempt 1521U31
I Jens.

-li: ds xriəgli (Ha.) III Muri.

-er: dər xriəgər (K.) III Arni; xriəgeršhūs (2 Hei.), Krie-
gershaus 1789A, 1838D II Sum. Schonegg.


Schwzd. Chrieg m. ‹Zwist, Streithandel; Prozess; Krieg› (Id. III,
793). In vielen Fällen dürfte die Benennung auf einen Rechts-
streit zurückgehen; Chriegacher ist somit ein Acker, um dessen
Besitz gestritten wurde. Diese Auffassung vertritt auch
Hubschm., Burgdorf (S. 737) und verweist auf den Parallelfall
schwzd. Strit-.

Daneben kann aber auch der FN Krieg namenbildend gewirkt
haben, der z. B. in der Gemeinde Muri beheimatet ist; vgl. FNB
III, 288.


Chriesi s. Chirsi


Chrinne/Chrinde

A) i dər xri᪷ndə (Bergsattel) III Eriz; i dər xri᪷ndə (Hei.), in
krinnen 1531U144 III Sigr.; u᪷f dər xri᪷ndə (Einschnitt) IV
Frut.; dər xri᪷nə, u᪷bərə xri᪷nə (Alp, Übergang), Chrinnen
1577Sch, zur Krinnen 1715MW IV Gsteig/Lau.; die kren-
nen um 1540U168 IV Reich.?; d xri᪷nnən, di᪷r d xri᪷nnən (Weg
durch Felsband) V Brienz; di xlị̄n/grō᪷ss xri᪷nna (je zwei
Einschnitte beim Schwarzhorn und beim Krinnenhorn)
V Grindelw.; bir xrinnən (Übergang) V Ltbr. Mürren.

B) aa) fu᪷rkixri᪷ndə, fu᪷rkəli (Übergang) IV Adelb./
St. Steph.; mittagsxri᪷nnən V Brienz; bu᪷ndərxrində



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Sp. 510


(Passübergang) IV Adelb./Kanderst.; bu᪷rgxri᪷nnən
(Einschnitt) V Brienzw.

ac) di lụ̈̄terri xri᪷nnən (Einschnitt) V Brienzw.

b) IV: 2; V: 9

Auswahl: dər xri᪷nnəfi᪷rə, xri᪷nnəŋgletšər V Grindelw.;
xrinnəngrē᪸tli (Felsvorsprung, Bergheu) V Obried; i᪷m
xri᪷waŋ (Bergheu), Kringwanng 1524‒80U169 V Ltbr. Mür-
ren; Krindenweid 1665Rq5 IV Gsteig.

C) ds xri᪷nnị (Weg, K., Wa.) III Vech.; i᪷m xri᪷ndi, u᪷fəm
xri᪷ndi, u᪷f dər xri᪷ndi (Pass, Alp) IV Erlenb./Reut.

xri᪷ndigrabə (Graben) IV Reut.; Krinnimos 1546U147 III
Obhof.

Hieher?: xrenəmatt (Wi.) I Rapp.


Schwzd. Chrinne, Chrinde f. ‹längliche Vertiefung, Einschnitt,
Kerbe›, ahd. chrinna, mhd. krinne (Id. III, 827; Zs., Gr. u. Gr.
328); zur Etymologie vgl. auch DWB V, 2318f.; Hubschm., Frut.
S. 5, 56 (A. 22); Hubschm., Thun S. 174 mit kelt.-idg. Bezug. Be-
merkenswert ist die Häufung dieses Namentypus im alpinen
und voralpinen Gebiet.

Die Zugehörigkeit von xri᪷waŋ, Kringwanng 1524‒80, (Mürren)
zu unserem Wort geht weniger aus den sprachlichen als aus den
örtlichen Gegebenheiten (xri᪷nnə in der gleichen Gemeinde) her-
vor.


Chriis-

d xri᪷sek, xri᪷sekəni (Vorsasse), crissegk, Krissegk 1535U161,
dər xri᪷sekrabən (Graben), xri᪷sekštu᪷ts (Wegstelle) V Grin-
delw.; uf dər xri᪷seklə (; 3 Hei.), [krigleck
1479‒1563Ar], vff der kriszeglen 1529U92, 1531U60, Vf der
kriszecklen 1534U100, Kriesegglen 1838D III Obdiessb.; ds
xrī᪷sfiərtu (Ort, an dem Tannäste zurechtgeschnitten wur-
den) I Nidau; im xrī᪷sfiərtəl (Dorfteil) V Brienz; i᪷m
xressgrabə, xrī᪷sgrabə (Hei.), im Kreesgraben, xressgrabə-
waud (Wa.) II Rüegs.; xrī᪷sgrōt (Waldgrat) II Dürrenr.;
in dər xri᪷shālta (Heuland mit Stauden und Nadelbäu-
men) V Gsteigw.; im xri᪷shau (Wa.) III Fahrni; ii juch lit
am krisbuͤl 1498U46, 1500U48 III Gurz.; am kriszbuͤl wider
Hursselden vsz 1498U46 III Konolf.; dər xri᪷sbụ (Hei.),
Kriesbühl 1838D III Linden; dər xri᪷swē᪸g (Hei.), Kriesweg
(Kreisweg) 1838D III Arni; xri᪷sweid (Hei.), under der
Krisweid 1714MW IV Lau.; xrī᪷swē̤dli (Wei., Wa.) IV Ob-
wiliS.


Schwzd. Chrīs n. ‹Reisig, besonders von Tannen› (Id. III, 853),
ahd. hrīs, mhd. rīs. Dient in getreidearmen Regionen auch als
Streue, wird sonst verbrannt oder zum Ausebnen von Fahrwe-
gen verwendet.


Christ-

Christen:

Der cristan acher, Cristans acher 1531U97 I Rad.; xri᪷štən-
axxər (K.) I Rapp.; xri᪷štəsaxxər (K.) I Schüpf.; xri᪷štəhōf
(2 Hei.) II Berk.; xrištəlö᪷ffu᪷ (K.) I Mör.; genempt Cri-



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Sp. 511


stans matte 1389 III Stettl.; xri᪷štisbē᪸rg (2 Hei.), Ulrich
Kristansberg ze Obern Gummen gesessen 1378, Cristen-
berg 1479‒1563Ar, Christis bärg 1531U136, Christes Berg
1645A III Trubsch.; xrištərits (Alpweide) IV Gsteig; von
dem gut uf Kristans siten 1374Qw V Innertk.; xri᪷štətsụ̄n
(Burgerland) IV Reich.

Christeli:

bo᪷ttxri᪷štəlihụ̄s (Ha.) III Rüd. Ranfl.; i᪷m xri᪷štəligrabə
(Waldgraben) II Hasle.

Chrigel(i):

Kriegelhaus (Ha.) 1838D, xri᪷gəshuswē̤d (Wei.) III Trub;
ds xri᪷guhụ̈slị (kl. Hei.) III Walkr.; Criglenbach 1543U154
IV Därst.; Krigeli (Ha.) 1838D, xri᪷gəligrabə (K.) III
Röth.; xri᪷gəligre᪷bi (Bach) III Langn.

Christoffel:

xri᪷što᪷ffəlplats (; alter Name des Bubenbergplatzes)
III Bern (s. die weiteren Zuss. bei B. Weber, Hist.-Topo-
graph. Lexikon der Stadt Bern, Bern 1976).

Weitere Bildungen:

dər xri᪷štələr (Waldplatz) II Dürrenr.

d xri᪷štələmattə (Wi. mit Scheune) IV Diemt.; xrištələrbo᪷də
(Wei.) V Leiss.

dər xri᪷štigər (kl. Hei.) II Trachsw.

xri᪷štli᪷xərein (K.), Cristinen rein, Cristina rein um 1525U20,
Cristina Rein, Christina Rein 1533U24, Christinen Rein
1667U100 I Brütt.


Schwzd. Christ(en) (Id. III, 868), männlicher Taufname Chri-
stian; dazu die Nebenform Chrigel (Id. III, 793) bzw. Chri-
stoph(el) (Id. III, 869), volkstümlicher Name des Heiligen, des-
sen Standbild am Christoffel-Turm in Bern angebracht war.

In Lenk und Saanen sind Christeler bzw. Christeller alteingeses-
sene FNN (FNB I, 379). Christen kommt laut FNB I, 380 in vie-
len bernischen Gemeinden als FN vor.


Christall-

bi᪷ dər xri᪷štālhọ̈li (Höhle) IV Därst. Walalp.


Schwzd. Christall, wie nhd. (Id. III, 868).
Das Wort scheint aber in der Mundart nicht sehr bodenständig
zu sein, da hier Strāl- gilt.


Chrom(m)e/Chrum(m)e

xrom(m)ə, xrum(m)ə m. (vz. f.)

A) im krommen i juch 1532U4 I Bargen; i᪷m xru᪷mmə (K.) I
Bellm./Sutz; xro᪷mmə (K.) I Bühl; in loco ubi dicitur
zem Krommen 1328, [krunnen um 1531U34] I Diessb.; i᪷ dər
xro᪷mmə (K.), ein Mad Im krummenn genempt 1529U33 I
Eps.; i᪷m xru᪷mə (Häusergruppe), Krumma 1572A, Krum-
men 1635UP, 1788C3, 1838D I Grossaffolt.; xru᪷mmə (K.) I
Hagn.; xru᪷mmə (K.), ii Juch heist der krummen 1521U31,
1528U2, 1529U33 I Jens; im krommen i mad 1532U4 I Kapp.;
xru᪷mmə (K.), in dem krummen 1528U2, Jm krommen



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1531U97, 1532U4 I Lyss; i᪷m xru᪷mmə (K.), den krumen um
1531U34 I Orp.; xru᪷mmə (K.) I Scheur.; xru᪷mmə (K.), ne-
ben dem krommenn, Jm Krummenn 1529U33 I Stud.; a dər
xro᪷mmə (K.), im krommen 1532U4 I Walpw.; im kromen
1437U56, Khrommen 1532U62 II Bätterk.; im Krommen
1538Rq1, Kromen (2 Häuser) 1838D III Albl.; xrumə (Wi.),
Kromme (Hei.) 1845D III Aeschl.; im xro᪷mə (Hei.),
1 mansmad im Krummen 1486U166 III Blumst.; dər xro᪷mə
(K.), zwo Jucharten heist der krommen 1531U97 III Eng-
lisb.; in Kromon 1389‒1460Ud, im kroma, der kromo
1436U121, der krommen 1532U125 III Ferenb.; xro᪷mə (Hei.)
III Forst; der Kromo 1357, der krommen (K., s. u. Chru-
menacher) III Gugg.; den agker genempt hinder der kru-
men 1419C1 III Hilt.; drÿ Jucharten Stossent ob sich an
den krummen 1531U97, der krommen 1532U125 III Müh-
leb.; by dem kromen 1430U78 III Neu.; der krommen ein
mad 1533U133 III Ndmuhl.; xromə, Krommen (Hof),
Krummen 1838D III Rüegg. Hinterf.; zem Kromen 1347,
Kramen 1356 III Sigr.; an krummen (korr. zu:) krom-
men 1493U84 III Thun; Jm Krommen 1563U110 III Vech.;
xromə (Wi.), ab … dem biffanng hinder dem hus genampt
der krommen 1591U130 III Wahlern; xro᪷mə (Hei.), ze wat-
tenwil in dem nidren kromenn 1493U84 III Wattw.; ab ei-
nem halben mad im kromen 1529U92, nebem krommen
1531U97 III Wohlen; dər xrọmə (K., Scheune) IV Bolt.;
i᪷m xromə (Weiler), ufem Kromen 1370, 1502U157, Sin guͦt
der krommen Jm boͤschenried 1548U160, das Krommen-
guth 1789A, Krommen 1838D IV Lenk; kromen, krommen
1543U154 IV Reut.; dər obər/undər xromən (Wi.) V
Obried; im xromən (Wi., von Steinmauer umgeben) V
Schatt.; ein matstügk genempt die krumma 1395Uk2 V
Wild.


B) aa) Entlenkrummen 1448U78 III Mühleb.; gē̤ssxrọmə
(Wa.) III Gugg.; vor dem hasen krummen 1521U31,
1529U33 I Eps.; Jm kriesboum krommen 1531U97 III Zimm.;
lo᪷ubxru᪷mə (K., von Wald umgeben) III Rüml.; blakxromə
III Zimm.; weid krumma 1542U104 III Englisb.

ab) ds mūrərs xromen (Hüttchen) V Obried.; Ruͤdis
Krummen 1535U101 III Ueb.

b) I: 2; II: 3; III: 9; IV: 4; V: 6

Auswahl: krom acher, krumen acher, krum acherlÿ
1531U59 II Iffw.; xru᪷mmaxxər (K.), der krommacher
1531U97 II Mattst.; krommen acher, der krumenacher
1531U97 III Bern; am kromo acker duas posas terre
1436U121, der krummacher 1532U125 III Ferenb.; dər xru᪷mən-
axxər (Hei.), der Krumacker 1356, am krummenacher
1591U130, 1674A, Krummacker (Krummenacker) 1838D III
Gugg.; krommenacher, krummenacher, krumm acher
1531U97 … III Wohlen; dər xru᪷mmənaxxər (Wi., Scheu-
nen), kromacher, krumacher, krumenacher 1502U157,
krummenacher 1548U160 IV Bolt.; die krommen aͤgerden
1531U97 III Wohlen; xru᪷mməhūs (Hei.) III Mühleb.;



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Sp. 513


xroməxe᪸nəl (Heumähder, Heuschleif) V NdriedbI.; kru-
menbach 1437U56, Krombach matten 1532U62 II Bätterk.

C) -li: xrö᪷mli I Bühl/Hermr.; Jne den kremlinen 1521U31,
krummelle, krümle 1529U33, kromli um 1531U34 I Eps.; ds
xrö᪷mli (Hei.) I Täuff.; ds xrü᪷mli (Wi.), j mad bletz genant
das kremlÿ, am kroͤmlÿ, am kremlin 1531U59 II Limp.; des
müllers kroͤmlÿ 1480/90U44 II Ndösch.; biffang genannt
im vorderen krümli 1591U130 III Gugg.; im xrö᪷məli (Hei.),
im Krömelen 1838D III Nofl.

hüənərxrömli IV Saanen; ein bletz matten nempt sich Jo-
nis kremli 1521U31, Jonis krämli 1530U33 I Eps.; eyner mat-
ten, nempt sich retzen kremli 1521U31 I Täuff.

xru᪷mlimatt I Rapp.; xrü᪷mlisbax II Bätterk./Fraubr./
Schal.

-i: xromi (Mauern, früher als Gehege für Pferde) IV
St. Steph.

-et: im xro᪷mət (Wohnquartier), Jnn der obren Krom-
mett/Jm nidern Krommett 1532U62 II Bätterk.; am Ester
im Niederkrummet 1646Le, im Krumet 1721A II Wiedl.;
dər xromət, ds xroməthouts (Wa.), uff dem Kromett
1529U93, krommet 1529U92, Kromett 1531U60, Kromet
(Tannwald) 1838D III Köniz; xro᪷mət, xramət (K.) III
Mühleb.; xromət (Hei.), Krometh (Kromatt, Krommen)
1838D; xromətaxxər (K.) III Neu.; i᪷m xru᪷mmət (K.), in
dem kromet 1529U92, krumett, krummet 1531U96, kromat
1531U60, Der krommetacher 1531U97 III Wohlen.


Schwzd. Chromme(n), Chrumme(n) m. ‹Bretterverschlag, beson-
ders im Stall oder im Keller, abgeteilter, enger Raum, eingezäun-
tes Stück Weideland› (Id. III, 8181f.). Da ein lautlicher Zusam-
menfall mit dem Adj. chrumm eingetreten ist, konnten unter B)
b) nur die einigermassen sicher (z. B. aufgrund von historischen
Schreibungen auf -o-) zu bestimmenden Fälle aufgenommen
werden.


Chrone

A) xrō᪷nə (Zunfthaus), zur Chronenn 1561UT III Thun.

B) xro᪷nek (; Burgruine, Hei.), die Chroneck 16. Jhd.UP,
im Kroneggli (Hof) 1838D IV Diemt.; xro᪷nekgrabə (Bach-
graben, führt an der Ruine vorbei) IV Diemt./Wimm.;
xronekwāld, xronekwē̤də (Wa. bzw. Wei.; die urk. Belege
lauten auf Fronegg, s. Fron-) IV Erlenb.; dər obər/unnər
xrōnəbē᪸rg (Wei.), Kronenberg (Berg) 1845D III Gugg.;
Kronenburg itidem castrum dirutum 1577Sch Kronberg
1618/19A, Kronenburg (id. mit Greifenstein) 1850J IV
Diemt. Oey.

C) xrȫ᪷nimatt (K.) II Obersteckh.


Schwzd. Chrōn(en) f., Bedeutung wie nhd. (Id. III, 828).
Neben dem bekannten Attribut königlicher Würde könnte bei
uns vor allem die Krone als Münze und Wertangabe eine Rolle
spielen; bei den Burg- und Hausnamen stehen wohl heraldische
Motive im Vordergrund.

Vgl. auch die FNN Kronegg, alt in der Gemeinde Lenk (FNB III,



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Sp. 514


290), und Kröni, alt in der Gemeinde Teufenthal AG (FNB III,
289).


Chropf

A) xro᪷pf (K.) III Wohlen; ein stügk genemt der kropf
1398Uk2 V Interl.

B) a) dər tụ̈̄bəxro᪷pf (K.), tụ̈̄bəxro᪷pfhu᪷bəl V Gadm.; tụ̈bə-
xro᪷pf (kl. Gut, Wa.) V Haslib.

b) kropfacher 1534U100 II Obburg; kropffacher 1531U76,
1631 (Pfrundurbar) II Ursenb.; kopfacher 1531U97 III
Wohlen; das kropff guͦtt 1531‒53U70 II Trachsw.; xropf-
höutsli, Kropfhölzlein (Buchenwald) 1838D III Neu.;
kropfmatten 1531U97 III Wohlen; Kropfbrunnen 1554U170
III Bern; xropfwẹ̄d III Rüegg.

C) -li: ein Juchartten nempt sich am kröpffli 1551U32 I
Worben; von dem gutt genant kropflismatta, kropflinen
matten 1502U157 IV Zweis.; ds xrö᪷pfliwē̤dli IV Kienth.

-ene: i᪷n dər xropfəna (Wei.) IV Frut.

Hieher?: ze kropshalden 1436U121 III Ferenb.


Schwzd. Chropf m., mhd. kropf (Id. III, 847) ‹Auswuchs am Hals
des Menschen, verkrüppeltes Ding, Auswuchs an Bäumen, am
Brot›, übertragen auf rundliche Geländeerhebungen. In einigen
Belegen kann ein FN stecken. Im FNB III, 289 und 291 sind die
FNN Kropf, Kropfli und Kröpfli belegt.

Schwzd. Tūbe(n)chropf kann nach Id. III, 848 verschiedene
Pflanzen bezeichnen, im Oberland offenbar besonders die Stern-
miere.


Chros

A) Vff der krosen j Juch 1532U4 I Kalln. (s. u.); i᪷ dər xrōs
(Rebberg), kross 15. Jhd.U47, Niclaus in der kross um
1532U13, die Kross 1748A, Kros (Häuser) 1838D I Twann.

B) am xrō᪷sərein (Dorfteil) I Kalln.; xrōsbrü᪷nnəli, xrōs-
rein (Wi.), xrōswē᪸g I Twann.

C) -li: xrȫ᪷sli (Rebberg), das Kroslin 1316, kröszlin 1427Wg,
anderthalb Manwerch Jm kröszlin 1530U42 I Twann.

-el: xrö᪷suaxxər (K.) I Lüsch.

-ete: xro᪷sətə (Wi.), in der crosaten 1528U2, xrō᪷sətənaxxər
(K.), crosatacher 1528U2, Crosetacher 1534U100 I Seed.
Lobs.

-er: Krosers matt ein mad 1532U4 I Kalln.


Zugrunde liegt altrom. *crosu ‹hohl›, das im Frz. als Creux Mul-
den, Täler und Schluchten bezeichnet (Weigold S. 83f.).

Der verschobene Anlaut und das o, das sonst im Frkpr. in dieser
Lautumgebung diphthongiert ist, weisen auf eine frühe Über-
nahme ins Dt. hin. S. auch Gröis-/Gröisch-.


Chrösch

A) dər xrȫ᪷š (Hei.), Krösch 1838D, xrȫ᪷šwaud (Wa.), xrȫ᪷š-
wē̤dli (Wei.) III Horr.





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Sp. 515

B) die kroschmattan 1531U59 II Graf.; pratum dictum
zem kroͤsschbroͤnnen, kroͤsschbrunnen 1392K10 III Rigg.;
xrȫšəbrunnə III Trub s. Kröschenbrunnen; uff den Bö-
denn in kröschbrunnen, kröschwäg 1502U157 IV Bolt.

C) -er: dər xrö᪷ššər (K.), Kröschara, Kröschin um 1530U142
III Kirchd.

-ere: kxrö᪷šərə (Hei.), Kröscheren 1838D, kxrö᪷šərəmö᪷sli III
Bleik.; kröscharen matt 1532U125 III Mühleb.; kxrö᪷-
šərətse᪸ug (K.), 3 juch. acher, vor der Chroͤschara genant
1527UT, an die Kroͤscharn 1537UT III Uet.; i᪷ dər xröššərə
(Wei.), von der Kröscheren march heinyn 1496Rq3, Jn der
kroͤschera 1530U95, Krüscherenwald (Korbwald) 1838D,
die kroͤscher weid 1530U95, Kröscherenweid 1779/80A,
1795A IV Därst./Erlenb.


Schwzd. Chrȫs n., eigentlich ‹etwas Krauses›, besonders ‹die
Halskrause der alten Tracht›, aber auch ‹Masse von Algen und
andern Wasserpflanzen in Brunnen, Teichen› (Id. III, 859f.).
Nach Hubschm., Thun (S. 179) ist Chröschere ein Ort mit viel
Chrotte-Chrösch.

Chrotte(n)-Chrȫs: ‹Froschkraut›, eine schlüpfrige Alge in Brun-
nen und Gräben. (Id. III, 860); Kleine Wasserlinse, lemna minor
(Durheim, Schweiz. Pflanzen-Idiotikon S. 44).


Kröschenbrunnen

xrȫšəbrunnə (Weiler), possessionem dictam Chroͤsschen-
brunnen superius 1306, von Kroͤschenbrunnen 1342,
1345, 1368, 1375, Chroeschenbrunn viculus ad dextram
Ilffis 1577Sch, Kröschbrunnen 1774Rq1, 1790/91C3, Krö-
schenbrunnen 1838D (s. auch die Belege unter Frösch) III
Trub.


Etymologie s. Chrösch.


Chrosel-/Chrösel-

xrȫsuaxxər (K.), Cröselacher 1534U100 III Lohnst.;
xrosuaxxər (K.), an den kroschel achern 1529U92, krosell-
acher 1530U95, 1531U97, 1531U144, kroschel acher 1531U60,
krosel acher 1535U101 III Ndwicht.; das Kroselmätteli
bim Schloss 1740/41A, 1757/58A IV Zweis.



Chrott-

dər xrottəfaŋ (Wi.) IV Gsteig; ds xrottəge᪸ssli III Boll.;
krottengäszlin 1669U100 III Worb; ds xro᪷ttəngre᪸bli (Bach-
graben) V Bön.; i᪷m xrottəlox (sumpfige Waldstelle) III
Burgd.; i᪷m xrottəlox (Ha.) III Mühleb.; xrottəmatt (K.),
xrottəbax, Krottenbach (Krottenmatt) 1838D III Rigg.;
xro᪷ttəbax (K.) III RütibR.; xro᪷ttəweiər (Feuerweiher) II
Roggw.

ds xro᪷tti (Wi., heute Wa.), crotea 1312, croteya 1324,
krodtenberg 1437, ad alium parvum saxum in pede de les
luex qui theotonice vocatur crottemberg 1441 (alle Be-
lege nach Zw.) IV Gsteig.





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Sp. 516


Schwzd. Chrott f. ‹Kröte›, mhd. krot(e) (Id. III, 876).
Ob Chrotti eine Dim. Bildung ist oder Nachwirkung altbezeug-
ter Lautung crote(y)a, vielleicht Chrott-ey bleibt fraglich.


Chrouch-

xrouxtal (Hei.), Kroͤchtal 1420Rq2, ober Krouchtal
1543U154, Krauchthal 1838D IV ObwiliS.; xrouxtalwē̤dli
(Wei.) IV ObwiliS.; Krauchthal II Krauchth. s. d.

PN: kröchtals ru̍tÿ um 1480/90U44, kroͧchtals ru̍ty 1500U48
II Willad.

kxre᪸uxərə (K.; häufiger: turnəmōs) III Nofl.


Zu schwzd. Chrank, Chrauch m. ‹starke Biegung, Wegkrüm-
mung› (Id. III, 835).


Chrück-

d xrü᪷kxhautə (Wa.), Krückhalden 1838D III Obwicht.


Schwzd. Chrücke(n) f. ‹Krücke, Schürgerät› u. ä. (Id. III, 806).
Das Schwäb. Wb. verzeichnet entsprechende Namen wie ‹Krük-
kenholz› u. ä.; ob sich die Benennung auf krumm gewachsene
Stämme bezieht?


Krugel- †

j Juch. heisset der krugel acker, … an Ruͤdÿ pfiffers krugel
acker ij Juch. am krugel acher, … den halben krogel acker
1500U48 II Krauchth.; der krugelacher 1529UP III Ko-
nolf.; am Krugelacher um 1530U142 III Obdiessb.


Schwzd. Chrugel m. ‹Kugel, klumpige Masse› (Id. III, 799ff.).
Nach Durheim, Schweiz. Pflanzen-Idiotikon, S. 27 auch ‹Flachs-
seide›. Die Äcker dürften nach den schweren Erdschollen be-
nannt worden sein.


Chrum(m)e s. Chrom(m)e


Chrumm

A) i᪷m xru᪷m (K.) I Meik.; u᪷f əm xru᪷m (K.), von einer mat-
tenn genempt die Krumy 1530U21 I Müntsch.

B) b) I: 41; II: 40; III: 51; IV: 19; V: 12

davon: ~acher I: 23; II: 15; III: 18; IV: 9; V: 2

~ägerte II: 2; III: 5

~fure I: 3; III: 2

~matt I: 6; II: 9; III: 4; IV: 1; V: 1

~bach III: 2; IV: 1; V: 2

Auswahl: dər xru᪷mmaxxər (K.), im krummenacher ein
bletz um 1525U20, der krum acker, am krummen acker
1533U22 … I Ins; dər xru᪷mmaxxər (K.), an den krummen
acher 1474U30, 1531U34 I Safn.; dər xru᪷mmaxxər (Hei.),
Hans lantz am krumenacher 1479‒1563Ar, Krummacker
1838D, der vordere Krumackerberg 1772A II Huttw.;
xru᪷mmaxxər (K.), ein halb juhart am krumben agker



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Sp. 517


1437U56, am Krummen acher, Der Stadacher, jetz Krumm-
acher 1532U62 II WilerbU.; am Krummenacher 1312,
krummacher, krummenacher 1533U133 III Rüegg. Vorder-
fultigen; gnempt der Krumbacher 1357, krumacker
1524‒93U168 IV ObwiliS.; an den Krummen ahorn 1518Rq1
IV Lenk; xru᪷mme᪸gərtə (K.), die krummen aͤgerden
1531U97 III Wohlen Murz.; in dər xru᪷mmənei (Wi., Häu-
ser), in Krumeneye 1411Rq4, inn der mattenn genant kruͦ-
menney … krummeney, das guͦtt genempt krumenneya …
krumennöya 1524‒80U169 V Brienz; xru᪷mmənek (),
uff dem guͦte ze Krummenegge 1350, 1354, Krumenegg
1479‒1563Ar, 1558Rq7, 1577Sch, 1617/22C3, Krummenegg
(Weiler, Wa.) 1838D III Köniz; vff dem krumen faͤldt
boum, der krum faͤl boum acher 1531U59 II BürzH.; ds
xru᪷mhouts (Hei.), Krumholz 1791A, 1838D II Trachsw.;
ein matten ze Borisried, heisset die krum jucharta 1423K1,
die krumi jucharta 1482K1, krumme Jucharten 1531U97 III
Obbalm; xru᪷mmimattə, Ein mad In der krummen mattan
um 1525U20 I Gamp.; xru᪷mmatt (K.), ij meder heissen die
kromattmatten 1530U95 II Obösch; i᪷m xru᪷mmōs (mehrere
Hei.), Krummoss 1529U93, 1759A, 1797A, 1838D, im xru᪷m-
mōshu᪷bu (2 Hei.), xru᪷mmōsbo᪷də, Krumm-Moos-
Boden (Ha.) 1838D, xru᪷mmōsštö᪷kxə (Hei.) III Wahlern;
xru᪷mmbax (Tal, Hei.), im Krumbach 1597Urbar Nr. 5, 1722A,
1761A, 1838D, xru᪷mmbaxhu᪷bu (Hei.) III Eggiw.; xru᪷m-
məbax (2 Hei.), Krummenbach 1779A, 1838D III Rüsch.;
an die krummen birchenn an marchstein 1547U137 III
Röth. Sign.; xru᪷mštü᪷kxi (K.), das krum stücky 1533U23 I
Sis.; xru᪷mštü᪷kxi (Hei.), uff dem Krummstu̍cklin um
1530U142, krummstu̍gki 1531U97, Krummstücki 1838D III
Gerz.; da man sprichet undder dem krummen weg 1348,
Krummenweg (Ha.) 1838D IV Aeschi; die Krummweyd
1732U170, 1743U170 III Bern.

C) -i: xrü᪷mmi (K., Weg), Jn der krumbi 1464U38a, 1715Jv II
Untsteckh.; (hieher gehört wohl auch:) die Krumme
1790A II Ndbipp.

-el: ein iucherten genempt der krumbelacher 1395Uk2 V
Leiss.; dər xrü᪷mubax, xrü᪷mu (Bach), stosset an den kru̍-
mel, … an den bach den man nempt den alten kru̍mmen
1480/90U44, (beide Belege ebenso) 1500U48 II Hells./
Höchst. Seeb./Willad.; i᪷ də xrü᪷məlwe᪸gə, xrü᪷muwe᪸gə
(Alp, Weg mit vielen Biegungen), Krümmelwegen(weid)
1845D III Pohl./IV Därst.

-eler: xrü᪷mələr (K.), der krummeler 1528U2 I Büet.

Hieher?: dər xrü᪷mig (Häuser) IV Kratt.; dər xrü᪷mig
(Wohngebiet), im Krimig 1543U154 IV Wimm.; ein Juchar-
ten am krimmelenn zwu̍schenn peter peiers vnnd vinis
krimmelen 1530U95, 1531U144, der Krumler 1537UT III Uet.


Etymologie s. Chrump.
Namen auf Chrumm- können auch auf ein anderes Wort zurück-
gehen; so gehört zu xrummatt II Obösch der historische Beleg
kromattmatten 1530 (vgl. Chrom(m)e/Chrum(m)e).

Krumm und Krummen sind bernische FNN (FNB III, 292; Ge-



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Sp. 518


meinde Linden bzw. Ferenbalm, Mühleberg); in älteren Belegen
erscheinen die PNN Krum, Krumo, Krummenacher an verschie-
denen Orten des Kantons.


Chrump

xru᪷mp I Dotz.; dər xru᪷mp (Häusergruppe), Krummacker
1838D II RöthbH.; xru᪷mp (Strassenbiegung) III Gerz.;
xru᪷mp (K., Anhöhe) III Konolf.; xru᪷mp (Wegstelle) V
Ltbr.

auf der Krümpen (Hei.) 1845D II Hasle Goldb.; ein ju-
chart achers, gnemt die Kru̍mppa 1368 IV Därst.; uf dər
xri᪷mmpən (Ha.) V Innertk.

-li: Jm kru̍mplj ein juchrten; kru̍mplis acher 1531U97 III
Bern Ndbottigen.

-el: dər fo᪷rdər/hi᪷ŋər xrü᪷mpu (Bach, 2 Hei.), die Alp
Krümppell 1629/30C3, xrü᪷mpugrabə (stark gewundener
Graben), d xrü᪷mpuhü᪷ttə (Hei.), Krümpelhütten 1645A,
1838D, ds xrü᪷mpuhü᪷ttəmö᪷sli (Hei.), ds xrü᪷mpuhü᪷tli, ds
xrü᪷mpəli (Hei.), dər xrü᪷mpušē᪸rm (Unterstand) III
Trubsch.

-ler: dər si᪷bəxrümplər (kl. Erhebung), Siebenkrümpler
1844Plan im Gemeindearchiv II Fraubr.


Schwzd. chrumb, chrumm ‹krumm›, mhd. krump (Id. III, 820),
dazu das Substantiv Chrump, Chrumm m. ‹Krümmung› (Id. III,
822) und die Ableitung Chrümpel m. ‹verkrümmter Gegen-
stand› (Id. III, 823).


Chrüpfe

Nicli in der Kru̍phon (Ortsname?) 1389R2 II Obburg;
o᪷bərxrü᪷pfə, i᪷ dər o᪷berxrü᪷pfə (Dorfteil), zuͦ Oberwil In dem
krupff gelegen um 1532U13 I ObwilbB.; zwen mattpletz
genant die kripffenhalden 1532U125 III Kriechw.


Schwzd. Chripfe(n), Chrüpfe(n) f., ahd. chripfa, mhd. kripfe (ne-
ben krippe) ‹Futterkrippe› u. a. (Id. III, 845).

In ONN übertragen verwendet für ‹längliche Vertiefung auf
dem Feld, Bergsattel, Einschnitt in einem Bergrücken oder
Grat› (so im Pomatt); Zs., Gr. u. Gr. S. 329.


Chruus-

xrūsə (Hei.), in der Krausen 1838D II Wynigen; xrusəhūs
(Hei.) II Affolt.

ds xrụ̄si (Hei.), dər xrụ̄siho᪷gər (Anhöhe, K.) III Lind.;
Krusishäusli (Bauernwohnung) 1838D I Biel Mett.

Hieher?: xrü᪷šəbe᪸rəmattə (K.), Chruschenbeermatte
1895Z I Gals.


Unsere Belege scheinen sich auf einen Besitzernamen Krus(s) zu
beziehen; vgl. 1582 Dauidt Kruss, burger vnd vmbgältters der
statt Bern, Thun (UT S. 514); 1587 Dauidt Khruss, burger zuͦ
Bern, d. z. schultheis zuͦ Thun (UT S. 518).

Schwzd. Chrūsel, auch Chrūse(n) bezeichnet einen ‹Krug mit
weitem Bauch› u. ä. (Id. III, 861), was übertragen auch für eine
Geländeform gelten könnte. Volksetymologische Anlehnung an



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Chrusle(n) ‹Stachelbeere› erweist vielleicht die späte Namen-
form Chruschenbeermatte 1895 aus Gals.


Chrüsp-

xrü᪷špənaxxər (K.) III Rüegg. Bütschel.


Möglicherweise lautnachahmend, zu schwzd. chrispele(n) ‹kni-
stern, leises Geräusch machen› (Id. III, 865).


Krüssel- †

j man mad genant die krüssell mattan, Sÿn krÿssel mat-
tan 1531U59 II BürzH.; uff den krüssell graben 1531U136 III
Trub.



Chrut

A) … mad, sind beide das krut genant 1559‒79U119 III
Mühleth.; usque ad crutes (Alp) 1324Zw, crut 1360Zw IV
Saanen.

B) a) ds gē᪸rštxrụ̈̄d (Alp) V Meir.; ze Rottcrut 1224
(15. Jhd.), ze Rôtkrut ein guͦt 1347N, am Rokrutt 1426U64,
an der Rotkru̍tern gemeinen weid 1547U137, Rothkraut
(Berggelände mit den Höfen Vorder- u. Hinter Oltern)
1850J, Rothkraut (Teil der Herrschaft Schweissberg)
1857J III Sign.; im wi᪷ntərxrut (mehrere Hei., Schattseite),
winter krut 1533/42U128, Winterkraut 1705A, 1838D III
Rüsch./Wahlern.

b) I: 2; II: 4; III: 2; IV: 1; V: 8

Auswahl: ager dictus Cruthacher 1269 II Wiggisw.; zuͦ
loupenn an der krutgassenn 1531U97, 1532U125 III Laup.;
d xrụtmatt (K.), die krutmatten 1531U97, 1534U100, Krutt
matt 1535U101, krutmattacher 1534U100 II Jeg./Mattst.;
xrụ̈̄dmattən (Alpteil) V Grindelw.; dər xrụtbax, xrụppax
(Bach) V Beatb.; dər o᪷bər/uŋər xrụpərg (2 Hei.), Hinter-
und Vorder Krautberg 1838D III Obthal; bi᪷ xrǖ᪷dšte᪸inen
(Alpteil) V Schatt.; dər xrụ̈̄tsụ̈̄n (Vorsass) V Grindelw.
Scheidegg.

C) -li: ds xrụ̈tli (Alp) III Rüsch.; xrütliaxxər (K.) II
Ndösch.

-ere: d xrụ̈̄tərrən (Pass gegen Sörenberg) V Brienz; d
xrụ̈̄tərrən (steiles Heuland) V Innertk.; d xrụ̄təra, d xrụ̄tə-
rəmbendər (Wa., Felsen), dər xrụ̄tərəntri᪷t (Weg durch die
Felsbänder), xrụ̄tərəšwand (Wei.), xrụ̄tərəwald (Wa.) V
Iseltw.; in dər xrụ̄tərən (Graben), im indrən/ussrən xrụ̄tə-
rəngraben V Ltbr. Mürren; i᪷n dər xrụ̈̄tərən (Alpstafel),
xrụ̈̄tərəngrabən (Holzschleif), xrụ̈̄tərənle᪸gər V Schatt.

Kreuter (FN): xrütərsbrü᪷nnə (Wa., Quelle) III Wahlern;
(hieher wohl auch:) d xrütərə (Hei.), Chrütera 1911Fr III
Gugg.

chrutig: Kruttigenegg 1389, von der Hapck Egg an mitz
vntz an die Krutingen Egg (Grenzpunkt zwischen Bern



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und Luzern) 15. Jhd.Rq1, die Krutenegk 1470Rq1, an der
Hapch- oder Krutingen Eck 1567UP, krutignegger 1569U72,
des Stuck walds vnnd schwandts, an der Kruttingen Egg
1569UP III Schangn.; di xrutigi xe᪸lə (Wa.) IV ObwiliS.;
dər xrụtig lās IV Zweis.; i᪷m xrụ̄tigə šle᪸if (ehemaliger
Holzschleif) V Brienzw.


Schwzd. Chrūt n. ‹Kraut›, hier besonders i. S. von ‹Grünfutter,
Graswuchs› (Id. III, 883); dazu das Adj. chrūtig (Id. III, 917). Der
FN Kreuter ist in FNB III, 287 für Wahlern als altes Geschlecht
bezeugt.


Chrutz-

xru᪷tslilox (Graben, K.), xru᪷tsliwe᪸udli (Wa.) II Rohrbgr.


Schwzd. Chrutz(en), dazu Dim. Chrutzli ‹enger Raum›, beson-
ders auch ‹enges, baufälliges Häuschen, alter Kasten› u. ä. (Id.
III, 937).


Chrüz

xrụ̈ts, vz. xrụ̈̄ts, xrị̄ts n.

A) I: 14; II: 12; III: 16; IV: 4; V: 7

Auswahl: in loco qui dicitur zuͦ dem Cru̍ce 1298, bi dem
cru̍ce 1390 I Biel; ds xrüts (Hei.), ein halb Juch zum krütz
um 1525U20, bim crütz 1533U24 I Brütt.; ze Lygertz under
dem cru̍tze 1384 I Lig.; i juchertten im Crütz, im Chrütz
1531U59 II Aeflg.; xrụ̈ts, dz kru̍tz, j juch. lit oben uff dem
kru̍tz 1480/90U44 II Kopp.; anderthalb Juchertt, vff dem
Cru̍tzs, hinder dem kru̍tzs 1518U74, vffem Cruͤtz
1573/74U77a II Wiedl.; u᪷f əm xrụ̈ts, (2 Hei.); bÿm Chrütz,
bim Crütz 1530U132, 1534U100 … auf dem Kreuz 1838D III
Belp; die ander zelg heist die obry zelg uff dem crütz
1498U46, 1500U48 III Gurz.; jugerum zem Kru̍tze 1312 III
Rüegg.; vier juchart achers, gelegen ennont dem kru̍tz
1342, unser hofstat, gelegen ze dem cru̍tz 1348, zem cru̍tz
1365, … III Thun; i᪷m xrụ̈ts (Hei.), campo sito zem Cru̍tz
1425K10, auf dem Hohlen-Kreuz 1838D III Wahlern; ds
xrụ̈ts (Hei.), 1 juch. achers uffen Cru̍tz 1486U166, auf dem
Kreuz 1838D IV Diemt. Oey; die stat, du̍ da heiset das
Kru̍ze 1304 V Därl; bi᪷m xrị̄ts (Ha.) V Innertk.; bim
(mattə-) xrǖts (Dorfteil), zum Krütz 1535U161 V Matten.

B) aa) I: 2; II: 4; III: 4

ab) I: 3; II: 2; III: 1

ac) I: 2; II: 3; III: 5; IV: 1; V: 3

b) I: 40; II: 53; III: 84; IV: 24; V: 25

davon: ~acher I: 16; II: 20; III: 25; IV: 3; V: 2

~fäld II: 8; III: 2

~gass III: 5; IV: 9; V: 5

~matt(e) I: 1; II: 4; III: 7; IV: 1; V: 1

~wäg I: 8; II: 10; III: 16; IV: 3; V: 5

Auswahl:

a) bi᪷m he᪸ŋələxrüts (Wegkreuzung) II Burgd.;
bo᪷tsxrütsaxxər (K.), i Juchart zuͦ Bocks krütz 1521U31 I



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Sp. 521


Eps.; Bim Stettlen kru̍ts ij Juch 1531U97 III Boll. Oster-
mund.; bim Wätterkrütz 1544U105, bey dem Wetter Creütz
1677U170 III Bern Bümpliz; ein stück reben sint zwey
mannwerch gelegen vor der gerwer krütze 1481U30 I Biel;
j mad litt bÿ der weberen krütz um 1531U34 I Biel; der vor-
genantten Strasz nach bisz an Willisz Krütz vnnd an die
landt strasz 1531U52 II Burgd.(?); ein capellon in iro par-
rochie an der statt, der man spricht daz ellende kru̍tze ze
Berne 1365, das Elende Kreuz 1857J III Bern; wider het-
tÿswÿl: Nebem heilig cru̍tz weg vff 1531U97 II Hindelb.;
die capellen uor v̍nser statt, wider das Schertzling tor
hinuss genempt zum Heiligen Cru̍tz 1448UT, dem Helgen
Cru̍tz 1493UT, … III Thun; disent dem nechren heiligen
kru̍tze 1385 (Wegkreuz westlich der alten Stadt; damit
identisch:) hinder dem innren Krütz 1452U79 III Bern;
bi᪷m swārtsə xrüts (Wegstelle, früher ein Kreuz) II
Kirchb.; wị̄ssxrụ̈tsgrāt (Felskopf im Hohgant) III
Schangn.; ts wị̄ssən xrītsən (Wegstelle) V Grindelw.
Scheidegg.

b) xrütsaxxər (K.), der cru̍tzacher 1532U4, 1533U23 I
Hermr.; xrütsaxxər (K.), an den crütz agkren 1437U56,
1532U62 II Bätterk.; i Juch heisset cru̍tz acher, … stost an
die frowen von hinderlappen 1500U48, 1531U97 II Mülchi;
krützacher 1533U129, 1591U130, Kreutzacker (Ha.) 1838D III
Albl.; am Kru̍tzacher unam posam 1312, crützacher um
1533U133 III Rüegg.; xrụ̈tsẹix, am weg der zur Cru̍tzeich
vfhin gat 1534U100, Kreuzeich (Häuser) 1838D II Jeg.;
xrütsfe᪸u (, K.), vf dem kru̍tzvelld 1561U97 III Mühleb.;
d xrụ̈tsgass, de vico crucis supra 1309, in der Cru̍tzgassen
1343, 1344, 1347, … III Bern; uf xrụ̈tsgassə (Weiler), an
der Kreuzgass 1785A, 1838D IV ObwiliS.; ein Jucharten,
heist das cru̍tz Juchartlj 1531U97 II Hindelb.; d xrụ̈tsmatt
(2 Ha.), Creützmatt 1750A, Kreuzmatt 1790A, 1838D III
Bigl.; zem Cru̍tznusbom 1354 V Leiss.; zem krützbir-
boͧm 1391Uk2 V Interl. od. Unters.; ij acherli bin Cru̍tz-
boͤumen 1531U97, zuͦ der Kru̍tzbuͦchen 1343 I Rad.; du̍
matte, du̍ da heisset du̍ Kru̍tzbuͦche 1390 III Obbalm; Ir
guͦt die Cru̍tzbuchen zuͦ röutingen 1543U154, UP IV Reut.;
xrụ̈tsbü᪷əl (Hei.), Crützbühl 1721A, Creuzbühl 1757Rq2,
1838D IV ObwiliS.; xrụ̈tsrẹin, ein Juchartten achers vff
em Cruͤtzrein 1573/74U77a, 1885Le II Wiedl.; xrụ̈tsštett
(Hei.), uf der crützstatt iii juch 1533U133, Kreuzstatt 1838D
III Rüegg.; xrütswē᪸g (Wegstelle), [zem] Cru̍tzwegen
1339 I Diessb.; am xrütswē᪸g (K.), ein Acherli am krütz
weg wider wind an der Strasz gelegen um 1525U20, 1533U22
I Ins; u᪷f əm xrụ̈tswē᪸g (Häusergruppe an Strassenkreu-
zung) III Oblang.; u᪷f əm xrụ̈tswē᪸g III Unterl. (s. Kreuz-
weg
); am xrị̄tswē᪸g (3 Hei.), Kreuzweg 1838D V Grindelw.
Bach; uf der Crützzelg 1529U92 I Rad.

C) -li: bi᪷ də drei xrụ̈tslənə, (id.) drüxrütslər (Felswand) IV
Erlenb. ds xrị̄tsli (Heuland) V Gutt.; ds xrütsli V Leiss.;
ds xrǖtsli (Wi.) V Ringg.





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Sp. 522

Cru̍tzlisacher 1534U100 II Jeg.; Crützlis mad 1531U96 III
Gelt.; xrụ̈tslitse᪸ug (K.) II Kirchb.

-i: i᪷m xrụ̈̄tsimād (Wi., Dorfteil), Krüzimad 1532/33A,
Kreuzimad 1838D V Wild.

-er: xrütsər (Hei.) III Buchh.; xrütsərhūs III Boll.

-ler: drüxrütslər, (id.) bi᪷ də drei xrụ̈tslənə IV Erlenb.

Hieher?: i᪷m xri᪷ts (Dorfteil) V Hofst.

Kritzelmatton 1367, kritzlisz mattan, krützlisz mattan
1531U59 II Bätterk. od. Limp.


Schwzd. Chrüz n. (Id. III, 938) ‹Kreuz› besonders als: ‹Symbol
des Christentums›, ‹Wegkreuz (besonders dort, wo jemand um-
gekommen ist, oder an Rastorten bei Leichenzügen), Grenzzei-
chen (Steinkreuz oder auf Bäume aufgemalt), Haus-, besonders
Wirtshausname, Wegkreuzung, Abzweigung (in der Zuss.
Chrüzwäg)›; dazu die Ableitung schwzd. Chrüzer m. (Id. III, 944)
‹Kreuzer› (geringe Münze). Chrüzer in III Buchh. gehört aber
wohl zum FN Kreuzer, der nach FNB III, 287 in der Gemeinde
Fahrni alteinheimisch ist. Die Berner Kreuzgasse hat ihren Na-
men laut B. Weber, Hist.-Topograph. Lexikon der Stadt Bern,
Bern 1976, S. 140 evtl. von einem Marktkreuz.

Das «Heilige Kreuz» war Patrozinium vieler bernischer Kir-
chen, Kapellen und Altäre, so z. B. in Hettiswil, Ligerz und
Thun. Für das Kreuz als Grenzzeichen spricht z. B. die Textstelle:
«… denne dem weg nach zwu̍schen denen von Moͤkilchenn ann
stein der am weg stat, von dannen nidtsich ab wider die landt-
strasz, Da dannen zum Cru̍tzstein an der landtstrasz, demnach
…» 1547 (Urbar Amt Aarberg Nr. 78).

Die zahlreichen Zuss. von Kreuz- mit Baumnamen (s. B)b), Aus-
wahl) lassen entweder an Grenzzeichen denken oder an vorre-
formatorische, an Bäumen befestigte Kruzifixe.

Im einzelnen Fall ist es schwierig, die ursprüngliche Bedeutung
von Kreuz zu bestimmen. Jedenfalls überzeugen die heute oft
vorgebrachten Erklärungen (nach der Form eines Grundstücks,
nach einer Wegkreuzung) nicht immer; es scheint, dass der Ka-
tholizismus im Namengut des Kantons Bern noch zahlreiche
Spuren hinterlassen hat; vgl. etwa Chappele(n).


Chübel

dər xü᪷bəl (Wi.; Vorsass) IV Gsteig; i᪷m xi᪷bəl (ehem. Wei.,
jetzt Gestrüpp) V Brienzw.

xü᪷busaxxər, der ku̍blersacher 1528U2 I Rapp.; xü᪷busrein
(od. tšanəho᪷gər) I Piet.

-i: i᪷m xü᪷bəli (Vorsass), cubilins 1324MW. Zw (südöstlich
Schönried), i᪷m xü᪷bəli (Hei., südöstlich Gstaad) IV Saa-
nen;
ds fō᪷rdər/hi᪷ndər xü᪷bəli (Alp) IV Zweis.

xü᪷blisek IV Lau.; xü᪷bəlihü᪷ttə (Klubhütte SAC) IV
Zweis.; ein bletzli heisset cu̍bly matt 1480U44, xü᪷blismōs
IV Gsteig; ze Ku̍blisbach 1382 III Belp; Küblisbad
1838D V Unters.; u᪷fəm xü᪷blisbo᪷də (Hei., steil), im oder
auf dem Küblisboden (Ha.) 1838D IV ObwiliS.; xü᪷blis-
riəd
(K.; vgl.: bi dem acher kuͦn kuͤblis 1354), ob kuͤrblis-
ried 1529U92, j jucherttenn lidt ob kürblisried 1531U3 III
Wohlen Illisw.; xü᪷blisri᪷əd (K.), ze Ku̍blisriet 1380, stost
… an die ku̍blisrieder 1531U97, das ober ku̍blisried ist zwo
Jucherten, … stost … an der krepsen ku̍blisried, … das
vnnder ku̍blis ried ist 10 Jucharten 1531U97 III Zimm.; Kü-



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Sp. 523


blisweid 1671Chorgerichtsmanual Gsteig IV Gsteig; Küblisweid
1681U153 IV Saanen.

-er: dər xü᪷blər (K.), der ku̍bler, v Jucharten, lit zwu̍schen
zweien hoͤgenn, stost vfhin an brunnacher, … der brunn-
acher stost vnden an die ku̍blera 1531U97 II Rupp.; dər xü᪷b-
lər
(K.) III Wattw.; dər xü᪷blər (runder, kübelförmiger
Hügel, Fels) IV Bolt.; die breita … stost … vf scherers ku̍b-
leracher 1531U97, 1535U101 II Rupp.; dər xü᪷blərgrabə III
Wattw.; die ku̍blers matten 1528U2, cleuwj martis ku̍b-
lermatten 1531U97 I Rapp.; ii schuͦposzen gelegen ze
melchnoͤw … die heissend ku̍blers schuͦpposzen 1465U39 II
Melchn.

-ere: xü᪷blərə (K.) III Gugg.; die ku̍blera 1531U97 II Rupp.
(id. mit dər xü᪷blər s. o.).


Schwzd. Chübel m. ‹kleines Gefäss aus Holz› (Id. III, 110ff.),
ahd. *chubili, belegt in miluhchubili n., mhd. kübel, zu mlat. cu-
pellus, -a
‹Getreidemass, Trinkgefäss› (Kluge, Etym. Wb.). Meta-
phorisch für Geländeeinsenkungen in der Toponymie wie
Muelte(n) (Mulde), Napf, Chessel u. ä.

Ein Teil unserer Flurnamen steht aber zweifellos in bezug zum
FN Kübli, altbezeugt in IV Gsteig, IV Saanen, V Matten b. Inter-
laken und V Unterseen (FNB III, 295).

Chübler kann Berufsname sein, doch kann auch der Anwohner
eines als Chübel bezeichneten Geländes so genannt werden.


Chuchi

A) Kuchi (Wa.) 1580A II bei BusswbM.; j Juchertten,
heist die kuchinenn 1531U59 II Obösch.

B) aa) ē᪸rbsxu᪷xxi (K.) IV Kandergr.; gẹissxu᪷xxi (kl. Rinn-
sal, Kochstelle des Ziegenhirten) V Ltbr.; xaxəlxu᪷xxi
(Wegstelle, Felsen) IV Kratt.

ab) i᪷n dər eŋəlxu᪷xxi (steiler Wa. bei Engelhorn) IV Reich.
Scharn.; je᪸gərxu᪷xxi (Stelle im Tüüscherwald) V Bön.;
be᪸tlərxu᪷xxi (Strassenstelle an Gemeindegrenze, überhän-
gender Fels), auti/nö᪷ji be᪸tlərxu᪷xxi II Attisw./Farn.;
be᪸tlərxu᪷xxi (Kochstelle der Fahrenden in Kiesgrube) II
Kirchb.; be᪸tlərxu᪷xxi (Bodenmulde vor Wa.) III Mühleb.
Buttenried; bi᪷n dər be᪸tlərxu᪷xxi (Höhle am Seeufer, Bi-
wakplatz der Fahrenden) V Därl.; be᪸tlərxu᪷xxi (Felsbalm
bei Pfingstegg) V Grindelw.; be᪸tlərxu᪷xxi (Höhle unter
Stein) V Isenfl.; se᪸məls xu᪷xxi V Bön.; santšis xu᪷xxi
(überhängender Fels, Ereignisname) IV Zweis.; tụ̄fụs-
xuxxi
(schluchtartiges Stück des Flusses Zulg) III Eriz;
tụ̈̄fụsxu᪷xxi (kl. Schlucht) III Obdiessb.; tụ̈̄fụsxu᪷xxi (Wa.)
III RütibR.

ac) di šwarts xu᪷xxi (Wa. mit Hausruine) I Biel.

B) b) xu᪷xxiaxxərli (K.) II Obbipp; xu᪷xxifaŋ IV Bolt.; ein
wald … stost an den kuchÿ grabenn 1531U52 III Walkr.;
xu᪷xxihaulə, die kuche halden 1542U104 II Ers.; xu᪷xxilox
(K., Wa.) II BusswbM.; xu᪷xxilo᪷x (Felskessel wie ein
Wohnraum) II Wolfisb.; die kuchinmatten stost …
windshalb an das closter 1528U2 I Seed. Baggwil; i᪷m xu᪷xxi-



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šaft (überhängende Fluh wie eine Schranköffnung),
xu᪷xxišaftgrabə II Krauchth.; im xu᪷xxišleif (Holzschleif-
runse und Kochstelle der Holzer) V Wild.; xu᪷xxitü᪷rli,
xu᪷xxiwaud II BusswbM.

C) -li: i᪷m saŋxu᪷xxəli (kleine Sandgrube im Wald) I Büet.;
tụ̈̄fəlsxu᪷xxəli (Probestollen im Sandstein) III Boll.

ds hi᪷ndər/u᪷ssər xu᪷xxəli (K., Wa.) V Sax.; xu᪷xxəligrabə
(Graben, Bach) IV Reich.

Hieher?: dər xü᪷xxụ, i᪷m xü᪷xxụ (Ha.) II Trachsw.


Schwzd. Chuchi ‹Küche›, ahd. chuhhina, mhd. kuche(n) f. aus
volkslat. coquīna, vulgärlat. cocīna (Id. III, 129ff.; Kluge, Etym.
Wb.; Zs., Gr. u. Gr. S. 329).

Küchenähnliche Höhlen oder Kochstellen in geschütztem Ge-
lände (an Seeufern, in Felsnischen oder in Höhlen) werden als
Chuchi bezeichnet. Bettler hausten etwa in der Nähe von Ho-
heitsgrenzen (II Attisw./Farn.) und entzogen sich damit bei
Bettlerjagden der Verfolgung.


Chuder

i᪷m xụdər (Wa.) III Gugg.; dər xụdər (Hei.) IV Bolt.

xụdərklu᪷ŋkə (Teich; Nähe einer Seilerei) II Lütz.; xụ-
dərhụ̈si
(K.), Kuderhäuschen (Ha.) 1838D III Eggiw.; xụ-
dərhụ̈si
III Neu.; xụdərhụ̈si III Röth. (s. Chuderhüsi); i᪷
dər xụdərhü᪷tə
(altes Gebäude) II Wyss.; Im kuderspach
um 1530U142 III Obdiessb.; xụdərbe᪸rg (Hei.; heute: xrō᪷-
mərshụ̄sbē᪸rg
) II Trachsw.


Schwzd. Chūder m. (Id. III, 151). Abgang von dem gehechelten
Hanf oder Flachs; es sind kurzfaserige, holzhaltige Fasern, die
von ärmern Leuten in mühseliger Arbeit versponnen wurden.
Während Chuderglungge mit der Nähe einer Seilerei «erklärt»
werden kann, wird es sich bei den Chuderhüsi um Gebäude är-
merer Leute gehandelt haben, in denen Chuder gesponnen
wurde. Später wird Chuder zur spöttischen Bezeichnung für
Minderwertiges.


Chuderhüsi

i᪷m xụdərhụ̈si (Kurhaus), Kuderhäusi (2 Häuser, auch:
Buchenegg) 1838D III Röth.


Etymologie s. Chuder.


Küdlingen †

Ein matten, gelegen enent dem mos, dera man spricht
Toͤffenmatta vnder am Ku̍dlingen 1365Uk2 III Walkr.



Chue-

fast ausschliesslich in der Pluralform Chüe-

B) b) I: 16; II: 55; III: 63; IV: 46; V: 51

davon: ~acher I: 1; II: 5; IV: 2

~allmend III: 1; IV: 2

~gass(e) II: 3; IV: 1

~gässli I: 1; II: 2





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~holz II: 1; III: 1

~loch III: 3

~louene III: 2; IV: 1; V: 6

~mad V: 4

~matt(e) I: 4; II: 3; III: 5; IV: 2; V: 6

~matti IV: 3; V: 2

~moos I: 1; II: 4; III: 5

~bärg I: 1; II: 4; III: 5; IV: 2; V: 2

~bode II: 2; III: 3; IV: 3

~bodmi IV: 1; V: 1

~rein I: 2; II: 6; III: 2

~schatte II: 2; III: 3

~wald IV: 2

~wang IV: 1; V: 5

~wäg I: 2; III: 2; V: 3

~weid II: 12; III: 11; IV: 4

Heimchueweid IV: 2

Heimchueweidli IV: 5

dər xü᪷əaxxər I Schwad.; II Bleienb.; II Inkw.; II Lütz.;
II Seeb.; II Wynigen; de agro dicto Chuͤacher um 1320,
Hanns wolf (zinst) ab einem Sinem guͦt genant die kuͤ-
acher 1530U95, das guͦtt die khüy acher genant, ist zächen
khüyen wintrung 1543U154 IV Därst.; ein guͦtt die khüy-
acher genant ist fünff guͦtter khüyen wintrung 1543U154 IV
Wimm.; in der Kühenau 1780/81A III Thun Strätt.; xü᪷ə-
aumid, di o᪷bəri/u᪷ndəri xü᪷əaumid
III Uet.; i᪷ dər hẹ̄mxuə-
allmi
(Schattstall, Allmende für Kühe, die nicht auf die
Alp getrieben werden) IV Diemt. Schwend.; xü᪷əallmirẹ̄n
(ehemals Weide, heute Wa.) IV Ndstock.; i᪷m xü᪷əalpligə
(Alp) IV ObwiliS.; xü᪷əe᪸pnit II Erisw.; xü᪷əe᪸bnit (K. bei
xü᪷əbərg) III Walkr.; i᪷m xü᪷əekə o᪷bə (K.) II Mattst.; ein
mad der Chuͤferrich genant 1527UT III Uet.;

bi᪷m xü᪷ọ̈fe᪸rrix (Wa.) V Meir.; i᪷m xịəfọ̄rsəs (Vorsass zu
Alpligen) V Gadm.; a dər xü᪷əgass II Erisw.; vnnder der
Khuͤgassen … 1573/74U77a II Farn.; stost ann dye kuͤgas-
senn 1518U74, an der Khuͦgassen 1573/74U77a II Rum.; xü᪷ə-
gass
IV Saanen; xu᪷əge᪸ssli II Reisw.; Khuͤgessli 1631Pfrund-
urbar
II Ursenb.; u᪷fəm xụəge᪸sslər (K. über das die Kühe
zur Weide getrieben wurden) I Hermr.; xü᪷əgrabə (Bach)
III Schangn.; IV Wimm.; xü᪷əgwi᪷ndli (Alp), 1½ kuͤberg im
kuͦgwinden 1524‒93U168, 3½ kuͤbaͤrg an kuͤgwinden um
1540U168 IV Reich. Kient.; xü᪷əhī᪷rtər (Graben), xü᪷əhī᪷rtsbo᪷də
(Wei.) III Sigr.; ufəm xü᪷ọ̈hī᪷rtəmbodən (ebene Alpweide)
V Schatt.; bi᪷m xi᪷əhi᪷rtəšte᪸in (überhängende Felsplatte,
bietet Hirten Wetterschutz) V Haslib.; xü᪷əho᪷lə (Wi.) III
Langn.; xü᪷əho᪷uts (Wa.) II Diemersw.; xü᪷əhoutsaxxər
(Waldweide) III Wohlen Illisw.; xü᪷əhö᪷utsli III Wattw.;
xü᪷əhu᪷bəl IV Kanderst.; xü᪷əhụ̄s (Hei.) III Vech.; xü᪷əhü᪷tə-
grō᪷t
(unbewaldeter Grat) II Sum.; xü᪷əhü᪷tlər (K.) II Al-
chenst.;
xü᪷əxnu᪷bụ (Wei., Aussichtspunkt) II Erisw.; xu᪷ə-
ladə
(Wa.) III Gugg.; xü᪷əlegi III Konolf.; ufəm xü᪷əle᪸gər-
li
(ehem. Wei.; Wa.) V Gadm.; xü᪷əlo᪷x (Waldgraben) III
Langn.; III Obthal; xü᪷əlo᪷x (K., Mulde) III Vech.; xuə-



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louənə (Grat) III Pohl.; grō᪷ssi/xlị̄ni xü᪷əlo᪷uənə (Lawinen-
gebiet) III Rüsch.; u᪷f xuəlouənə (Grat), uff Kuhlouwe-
nen 1643UP IV Därst.; xü᪷əlouənə (2 Hei.) V Beatb.; xü᪷ə-
louəna
V Bön.; u᪷f xi᪷əlọuwənən (Schafweide, Gras und
Fels) V Innertk.; i᪷ xi᪷əlouwənən, xi᪷əlouwəna (Wei.; Lawi-
nen) V Ltbr. Pletschenalp; xi᪷əlouwəna (ehem. Durch-
gang für Vieh; einmal Kühe von Lawine erfasst) V
Ltbr. Wengen; xü᪷əlouəlli (Wi., Wa.) V Bön.; am xi᪷əmad
(Alpstafel, 3 loc.) V Brienz; xi᪷əmad V Haslib.; xu᪷əmat,
an der kiematten 1521U31, die ku̍e mattenn 1528U2 I Bühl;
xu᪷əmataxxərə, vff der kuͤmatt 1528U2 I Hermr.; vff der kuͤ-
matten 1528U2 I Jens; xü᪷əmat, vff der khuͤmattenn 1532U4,
1551U37 I Kapp.; xü᪷əmat, druͤ meder grasz genempt kuͤ-
matt 1551U37 I Merzl.; xu᪷əmat (Hei.) II Bannw.; xü᪷əmattə
II Dürrenr.; xu᪷əmattə, ab einer matten heist die kuͦ
Matt 1464U38a II Roggw.; xü᪷əmat III Kirchd.; xü᪷əmattə,
an dess amans Messerlis von Rümlingen Kühematt
1686UT III Lohnst.; xü᪷əmattə, Kuͤmatten zu Turnen
1537UP III Mühleth.; uf dər xü᪷əmattə (Bergweide) III
Sigr.; die kuͤ matt ist ein halb mad 1535U101 III Worb; xü᪷ə-
matta, i᪷ dər xü᪷əmattə
(Hei., Wintergut) IV Adelb.; von
der kumatten 1502U157 IV Lenk Aegerten; xü᪷əmattə (Alp-
stafel Gemmenalp), uff kü matta 1524‒80U169 V Beatb.; uf
xi᪷əmattən
(Alpteil Holzmattenalp) V Grindelw.; u᪷f dər
xü᪷əmattə
(Alpgebiet) V Isenfl.; u᪷f xiəmattən (K.), ein
medlin uff kuͤmatten 1524‒80U169 V Ltbr. Gimm.; uf xiə-
mattən
(schönes Alpläger) V Lütsch.; xuəmattənekləni,
xuəmattəwāld
V Sax.; i᪷m xü᪷əmatti (Alpteil) IV Adelb.; a
xü᪷əmatti
(Wa., K. am Oeschinensee) IV Kanderst.; i᪷m
o᪷bərə/u᪷ndərə xü᪷əmatti
(Alpgebiet) IV Reich. Kient.; xi᪷ə-
matti
V Ltbr. Wengen; xü᪷əmatti (Wei.) V Sax.; uf dər
xü᪷ọ̈me᪸ttəliflü᪷ọ̈
(Fluh) V Meir.; xü᪷əmördər (Wa., steiler
Graben) II Hasle; xü᪷əmōs I Walpw.; xü᪷əmōs (Hei.) II
Dürrenr.; xü᪷əmōs (K.) II Erisw.; das kuͤ Mosz 1530U42 II
Kldietw.; xü᪷əmōs (K.) II Urt.; III Pohl.; xü᪷əmōs (K.
drainiert) III Schlossw.; xü᪷əmōs (Hei.) III Wahlern;
xü᪷əmōs (K.) III Wohlen; xü᪷əmōs (K.) III Worb; xü᪷ə-
mö᪷sli
III Schlossw.; bi᪷m xü᪷əbax III Schangn.; xü᪷əbax
oder xü᪷əbe᪸xi (Hei.) IV Adelb.; xü᪷əbalm V Bön.; bi᪷n dər
xü᪷əbalm
(Fluh, Balm) V Iseltw.; in dem Küenberg 1372
I Leuz.; im xü᪷əbərg (2 Hei.) II Hasle; i᪷m hi᪷ŋərə/fōrdərə
/mi᪷ttlərə xü᪷əbərg,
früher: gassərxü᪷əbərg (3 Hei.), auf
dem Kühberg 1783C3 II Rüegs.; am Khuͤberg 1573/74U77a
II Rum.; der küeberg zenndett der pfruͦndt 1531U76 II Ur-
senb.;
i᪷m xü᪷əbərg (Hei.) III Laupersw.; xuəbe᪸rg (K.), der
khüeberg Acher 1674U100 III Rub. Trimst.; im xü᪷əbərg (kl.
Hei.) III Rüd.; xuəbe᪸rg (Alp), küberg 1533U133 III
Rüegg.; xü᪷əbərg (Hei., steil) III Walkr.; stost an kuͤberg
1524‒93U168, Vilderich khuͤe bärg 1672UT IV Diemt.; giəsənə
xü᪷əbe᪸rg
IV Kandergr.; xiəbē᪸rg (2 loc. Alp Lütschental,
Alp Tschingelfeld) V Brienz; xü᪷əbe᪸rgli (2 loc.; Teil der
Steinalp und Felskopf) V Gadm.; xü᪷əpfad (Weg zur
Weide) IV Bolt. Schwarzenmatt; o᪷bəri/u᪷ŋəri xü᪷əbi᪷se᪷k



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Sp. 527


(Hei. auf Egg, der Bise ausgesetzt) II Sum.; xü᪷əble᪸ts (Wi.)
II Aefl.; Aeffligen Kühplätzen 1844Gemeindeplan II Fraubr.;
xü᪷əple᪸tš (flache Stelle, ehemals Läger) IV Saanen; xü᪷ə-
bodə
(flache Waldstelle) II Burgd.; xü᪷əbodə (K.) II
BusswbM.; III Sigr.; xü᪷əbodə (Hei.) III Walkr.; xü᪷ə-
bodə
(Hei.) III Wattw.; xü᪷əbodə (flacher Weideboden)
IV Kanderst.; xü᪷əbodə (Wei.), ein mad vff dem kuͤboden
1497‒1516U167, von dem kuͤboden 1502U157, 1524‒93U168 IV
St. Steph.; xu᪷əbodə (Wei.) IV Zweis.; xü᪷əbodəli (sonni-
ger Vorsass) IV Saanen; i᪷m xü᪷əbodmi, xü᪷əbopmi IV
Adelb.; i᪷n dər xü᪷əbodmi (Wei.) V Isenfl.; xü᪷əbrü᪷k
(Brücke über Geltenbach), xü᪷əbrü᪷kwald (Wa.) IV Lau.;
xu᪷əbrü᪷k, die Khubrüggen 1566A III Thun; xü᪷əbrü᪷nnə
(K.) III Mühleth.; i᪷m xü᪷əbu᪷dəl (mageres Wiesland,
Loch) V Leiss.; xü᪷ərein (Wi.) I Rad.; xü᪷ərein (K.) I Seed.;
xu᪷ərein (K.) II Aarw.; xü᪷ərein (K.) II Münchb.; im xü᪷ə-
rein
(K.) II Ndbipp; xü᪷ərein II Obburg; xuərein II
Rüegs.; im xü᪷ərein (Wa.) II Wynau; xü᪷ərein (Wi.) III
Gurbrü; xü᪷ərein (K.) III Kirchl.; ds xuəri᪷əd (Wa., K.),
ds xuəri᪷ədhö᪷ụtsli III Buchh.;

xu᪷əsi᪷ts (Wa.) II Obburg; dər xü᪷əšattə, im xü᪷əšattə (Hei.),
im Kühschatten 1730/33C3, im Kühschatten (Ha.) 1838D
II Hasle; dər xü᪷əšattə (Wa.) II Krauchth.; xü᪷əšattə
(Wa.) III Köniz; xü᪷əšattə (Tannen am Waldrand), xü᪷ə-
šattəhubəl
(Wa.; id. loc.) III RütibR.; xü᪷əšattə (Wa., K.),
xü᪷əšattəwaud (Wa., id. loc.) III Wattw.; xü᪷əšlẹ̄f (Holz-
schleif) IV Wimm.; xü᪷əšo᪷pf (Schafweide) IV Ndstock.; uf-
əm xiəšo᪷pf
(Felskopf) V Ltbr. Gimm.; xü᪷əšü᪷pfəmad IV
Gsteig; ufəm xiəšpi᪷ts (Läger) V Ltbr. Gimm.; bi᪷r xịəšị̄r
(Hei.) V Grindelw. Bach; bi᪷r xü᪷əšụ̈̄r (Scheune, Wa.) V
Habk.; denne der kue schwand 1524‒93U168, usin an
kuieschwand um 1540U168 IV Diemt.; ufəm xü᪷əštau (K.) I
Brütt.; Gemmenalpkuhstandt 1757A V Beatb.; ufəm xü᪷ə-
štand
(Geländevorsprung) III Sigr.; xi᪷əštand (Alpweide,
Läger) V Brienz; xu᪷əšteli (K.) I Orp.; xu᪷əšte᪷lli II Langt.;
xü᪷əštẹli (K., Wa.) III Buchh.; im xü᪷ətāl (Alpweide, klei-
nes Tal) V Grindelw.; im obərə/u᪷ndərə xi᪷ətāl (lagemäs-
sig kaum Kuhweide) V Gutt.; die dackte brügg bim Kü-
thor 1587A, vor dem Kühethor 1713UT III Thun; bi᪷r xụ̈ə-
trē᪷xi
(ehem. Tränkestelle, kleine Bucht) III Obhof.; bi᪷r
xuətre᪸ŋkxi
(ehem. Weide, flache Stelle am See) V Därl.;
u᪷fəm xü᪷ətu᪷ŋəl (grosse Alp, weite Mulde), Khüetungel
1665Rq5, Kühtungel 1718Chorgerichtsmanual, Kühe-Tungelberg
1789MW IV Lau.; xü᪷əwald (Wei., Wa.) IV Zweis.; xü᪷əwāldi
(Wa.) IV Adelb.; i᪷m xü᪷əwaŋ (steile Weide) V Bön.; am xiə-
waŋ, dər ālt xiəwaŋ
(2 loc.; Wei.) V Brienzw.; xü᪷əwaŋ,
xü᪷əwaŋšlu᪷pf
(Heumähder) V Iseltw.; xiəwaŋ (Wei.,
Heuland) V Obried; xü᪷əweŋləni (Alp) IV Kandergr.;
ni᪷dərriədxü᪷əwē᪸g I Kalln.; kuͤweg 1452U79 III Bern; xü᪷ə-
wē᪸g, xü᪷əwē᪸gpōrt
III Langn.; xi᪷əwe᪸g V Gadm.; im xü᪷əwe᪸g
(Grundstück) V Iseltw.; golətəxü᪷əwē᪸g (Waldweg) I
NdriedbK.; xiəwē᪸g (Weg) V Obried; xü᪷əweid II Aarw.;
xü᪷əweid II Burgd.; xü᪷əweid, Jnn der kuͤweyd 1518U74,



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Sp. 528


1573/74U77a II Farn.; xü᪷əweid (Hei.) II Hasle; xü᪷əweid
(Hei.), Kühweid 1838D II Kldietw.; xu᪷əweid, stossennt …
vnnden an sin kuͤweid 1534U100 II Obburg; xü᪷əweid
(Hei.), Kühweid 1838D (Hof) II Rohrbgr.; inn der kuͤ-
weyd 1518U74, 1573/74U77a II Rum.; Khüeweyd 1631Pfrundurbar
II Ursenb.; xü᪷əweid II Waltw.; xü᪷əweid II Wangen; xü᪷ə-
weid
II Wiedl.; xü᪷əwẹ̄d (kl. Hei.) III Gurz.; xü᪷əwẹ̄d (K.)
III Köniz; xü᪷əwẹ̄d (Hei.), Kühweid (Ha.) 1838D III
Nofl.; xü᪷əwẹ̄d III Obbalm; xü᪷əwẹ̄d (Hei.; 2 loc.), Küh-
weid (3 Höfe, 2 loc.) 1838D III Rüegg.; xü᪷əwẹ̄d III Rü-
ti
bR.; xü᪷əwẹ̄d (Wa.) III Seft.; xü᪷əwẹ̄d (Hei., Moos),
Kühweid 1838D III Sign.; xü᪷əwẹ̄d (Hei.), Kühweid (Ha.)
1838D III Wahlern; xü᪷əwẹ̄d (Hei.), Kühweid (Hei.)
1838D III Zimm.; u᪷f dər xü᪷əwẹ̄d (Alp, Sennerei) IV Bolt.; i᪷
dər u᪷ndərštə/mi᪷tlištə/o᪷bərštə xü᪷əwẹd
oder: i᪷ də xü᪷əwẹ̄də-
nə, d xü᪷əwẹ̄dəni
(mehrere Sennhütten und Alpweiden) IV
Diemt.; xü᪷əwẹ̄d (K.) IV ObwiliS.; xü᪷əwẹ̄d (Wei.) IV
Reich. Arisberg; xü᪷əweidli I Lengn.; Kühweidli (Hof)
1838D III Rüegg.; hẹ̄mxuəwẹ̄d, in der Heimkuhweydt
1622/23A IV Zweis.; heimxuəweid IV Saanen; i᪷m hẹ̄mxuə-
wẹ̄dli
(Hei.) IV Därst.; IV Diemt.; IV Lau.; hẹ̄mxuəwẹ̄dli
(kl. Hei.) IV St. Steph.; IV Zweis.; i᪷m xi᪷ətsapfən (evtl. zu
Kien-; steiniger Lawinenhang, Wa., Gras) V Innertk.;
i᪷m xü᪷ətsī᪷l (Wa., westl. ri᪷ndərtsī᪷l) II Erisw.

C) xụ̈əjərgrabə III Laupersw.; xụ̈əjərhu᪷bu III Rüsch.;
xụ̈əjərhụ̄s II Affolt.; xụ̈əjərhụ̄s (Hei.) II Heimisw.;
xụ̈əjərhụ̄s (Hei.) II Krauchth.; xụ̈əjərhụ̄s (Hei,) II Ur-
senb.;
xụ̈əjərhụ̄s (K., Ha. abgebrannt) II Rigg.; Küher-
haus 1764Ry III Vech.; xụ̈əjərhụ̈sli (Hei.) III Laupersw.;
xụ̈əjərxe᪸pi (waldloser Buckel) V Bön.; xụ̈əjərmi᪷ụpax III
Trub; xụ̈əjərblapax III Trubsch.; xụ̈əjərrẹ̄n (Hei., steil)
III Walkr.

d xụ̈əjəre (Scheune, K.) IV Reich. Faltschen.


Schwzd. Chue f. ‹Kuh›, amhd. kuo, chuo f. (Id. III, 85ff.). Der
Reichtum der Chue-Namen kennzeichnet auch das ganze Bern-
biet als einstiges Bauernland.

Chüejer: Besitzer einer Kuhherde, der sommers im Voralpenge-
biet eine Alp gepachtet und winters im Mittelland Heu kauft,
vor allem Mitte 17. bis Mitte 19. Jhd.; vgl. R. J. Ramseyer, Das
altbernische Küherwesen, Diss. Bern 1961.


Chüebi

i᪷m xụ̈̄əbi (Hei.) III Walkr. Bigenthal.



Chueche

B) a) i᪷m pfannxu᪷əxə (K., sehr klein) I Tschugg.

b) xu᪷əxəbi᪷ts (dreieckiges Waldstück) II Bärisw.

C) -li: di fōrdəri/hi᪷ŋəri xü᪷əxlimattə (K.) I Ins.

-ler: dər xụ̈əxlər (für ehemal. xụ̈əxlirein; Hang) II Ur-
senb.;
le᪸bxi᪷əxlər (kl. Stück Wiesland) V Ltbr. Wengen.

PN: Küchlis len 1535U161 V MattenbI.





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Sp. 529

Hieher?: i᪷ dər xụ̈əxụmat (Wi.), vff der Kuͤchell matten ist
achtt zechen meder 1532U62, vff küchell matten 1565U62,
die Kuchelmatten 1566A, die Kiechelmatten 1574A, die
Küchelmatten 1790A II Bätterk.; ein matten … der man
sprichet du Chuͤchelmatta 1342, nebent der kuͤchel mat-
ten 1437U56, iiij meder genant die kuͤchlÿ mattan, … die
kuͤchlen mattan 1531U59, dero von Ried khuchell mattan,
… khuͤchell mattann 1531U59, ein Mattann heist die ku-
chell mattann, … kuͦchellmattan 1531U59, v man meder ge-
nant die kuͤchell matten 1531U59, Jm Ried zuͦ frouwen
brunnen neben der kuͤchell matten 1532U62 II Fraubr.


Schwzd. Chueche(n) m. ‹Kuchen›, im Dim. Chüechli ‹Schmalz-
backwerk verschiedener Art› (Id. III, 131ff.). Für einzelne Be-
lege ist auch an einen Besitzernamen Küchli zu denken (FNB III,
294f., alteingesessen nur in der Nordostschweiz). Der PN Küech-
lin
kommt in Urk. des anschliessenden süddt. Raums mehrfach
in FLNN des 14./15. Jhds. vor, z. B. kuͤchlinsholz, kuͤchlinsmatte
(s. K. P. Roos, Freiburger Bucht, 1967).

Der Name Chüechelmatt (vom Dorf entfernte Wiese, auf der ge-
gessen wurde) II Zaugg. wurde volksetymologisch mit Chüechli
in Verbindung gebracht. Diese Deutung wird jedoch von der
sprachlichen Form her nicht gestützt.


Chüefer

A) dər xü᪷əfər, uf em Chüeffer 1925Fr (Hei.), auf dem Küef-
fer II Ausw.; u᪷fəm xü᪷əfər, im Chüeffer 1925Fr (Weiler) II
Gond.; i᪷m xụ̈əfər (kl. Hei.) II Wyss.

B) b) xü᪷əfərsaxxər I Eps.; i᪷m xü᪷əfəraxxər (K.) I Tschugg;
II Krauchth.; xü᪷əffərsaxxər (K.) II Wangenr.; xü᪷əfəre᪷kə
II Rupp.; xü᪷əffərhu᪷bu (Wa.) II Krauchth.; xü᪷əffərhụ̄s
(Stelle eines zerfallenen Hauses) II Affolt.; i᪷m xü᪷əfərš-
hụ̄s
(Hei.), Küefferhaus (Ha.) 1838D II Trachsw.; i᪷m
xü᪷əffərhụ̈sli
(2 kl. Hei.), Küferhäusli (2 Hei.) 1838D II
Erisw.; Küferhäüslin bym Kaltaker 1781/83C3 II Hei-
misw.;
Küferhäuschen (1 kl. Haus) 1845D II Reisw.;
Küefferhäusli (Ha.) 1838D III Rub.; Küferhäusli (kl. Ha.)
1845D III Vech.; i᪷ dər xü᪷əffərmattə (K.) I Gals; xü᪷əffər-
mat
II Lotzw.; Kiefermatt 1885P, Chüeffermatt 1925Fr II
Wiedl.; ein bletz genant küffersbrunnen um 1525U20 I Ins.

C) -li: xü᪷əfərli III Blumst.; xü᪷əfərli (Hei.) III Eggiw.;
xü᪷əfərli (Hei.) III Sign.


Schwzd. Chüefer m. ‹Böttcher, Küfer›, allgemein ‹Holzbinder
von Geschirr›, mhd. küefer stm. (Id. III, 178f.) bzw. FN Küffer
(altbelegt in BE in Ins, Obersteckholz, Täuffelen, Tschugg; FNB
III, 295).


chüel/chuel

Das kuͤlhusz ein mad, … denne aber Jm Kuͤlhusz 1½ mad,
… stost an sin vorgeschriben kuͤlhusz 1531U97 III
Kirchl. Heimenhaus; die kuͤle mattenn 1529U93 III Kö-
niz;
xü᪷əube᪸xli (Bach, Graben), ab eim halbenn mad im
Kuͤlbach 1533/42U128 III Gugg.; an den kuͤlennbrunnen
1547U137 III Röth.; Küelebrunnacher 1719A II Rum.





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Sp. 530

Hieher?: ts xuəlibru᪷nnə (K.) V Habk.


Schwzd. chüel, chuel Adj., wie nhd. von der Temperatur, mhd.
küele, küel. Nach Id. III, 214 im Berner Oberland ohne Umlaut,
sonst chüel.


Chüeli- s. Chieli-


Chuen-

u᪷fəm xuənaxxər (K.), an den khuͦn acher 1531U59 I Rapp.
Bittw.; der kuͦn acher 1531U96, 1535U101 III Köniz Liebew.;
ChueneneggMW, auf der Kuhneegg 1760MW IV Lau.; im
Kunenfang 1728MW IV Lau.; das khuͦn holltz 1531U59 I
Rapp.; u᪷fəm kxu᪷ənhu᪷bụ II Obsteckh.; von kuͦn bodem
1488U156 IV St. Steph.; der brunnacher by kuͦn brunnen
1480U44 II Willad.; ze Kunsbrunnen um 1320 IV
?Därst.; xu᪷rịəd, kxu᪷rịəd (Häusergruppe und 3 Hei.), Bu-
rinus de Chuͦnried 1390, Paulin von Cunried 1448M, Cuͦn-
ried 1452U79, cunoried 1467C2, Cuͦnried 1467Rq1, cunoried
1476C2, ab sinem guͦt zuͦ cuͦnried 1533U129, dero von Cuͦn-
ried weyd 1538Rq1, Curied 1785/86C3, bei Kurried
1789/90C3, Curried (Dörfchen) 1838D III Albl.; Cuͦnried
1534U99 IV Aeschi; stosst an Cuͦnenried 1543U154 IV
Därst.; j zendli lit zuͦ Cuͦnotz schu̍r 1409U1, 1427U78 I
Kapp.; bonum dictum Chuͦnen-swendi 1309 III
Oblang.; xụəntāụ (Tal im Toppwald) III Ndhün.; in
Kühnens-Weid (Ha.) 1838D V Grindelw. Bach.


Chueni

xụənisaxxər (K.), der Cuͦnis acher j grosz Juch., stost … an
Clewj martis Cuͦnis achern 1528U2 I Rapp. Wierezw.; Cuͤ-
nis agker 1360 III Gerz.; ein Juchart genant Cuͦnis hal-
den acher 1542U104 III Muri; im xuənishansriəd V Isenfl.;
xü᪷önishu᪷bəl (Wa.) V Grindelw. Bach; xü᪷ənishü᪷li (Hohl-
weg) II Burgd.; Kühnihäusli (Hof) 1838D III Lau-
persw.;
xuənihüsli, Kühnishäusli (Ha.) 1838D III Rüd.;
xụ̈əni᪷hü᪷tli᪷ (Hei. und Alpwirtschaft) III Langn.; der Cu-
nikrachen, dise halbe Juch. habend die erkennere nir-
gend gewuszt 1671U100 III Köniz Liebew.; Cuͦnismatt
1531U97 I Rad.; xuənisbād (eines der 4 sog. fetten Bäder)
III Rüsch.; ufəm xu᪷ənisbē᪸rglị (Bergweide) IV Adelb.;
xụ̈əni᪷brü᪷kli᪷ (anderer Name für xrụ̈tsbrü᪷k, nach Hand-
lung Kühni) III Langn.; Cuͦnisried zweÿ cleine meder
1531U97 I Rad.

xụ̈ənəli (Ha.), xụ̈ənəliaxxər (K.) III Langn.

xonisrụ̈ti, xonisrụ̈tiwaud II Obburg.

xuəndərisbodə (K.), IV Bolt.; i᪷m xü᪷ənərixsbodən (Teil
der Gummenalp) V Haslib.

Chuenz

i᪷m xu᪷ənts (kl. Hei.), Kunz (Wohnhaus) 1838D III Rud.

kuͦntzenacker 1533U23 I Sis.; u᪷f dər xuəntsənek (Heuberg)
IV Därst.; Kunzhäuser (Häuser) 1838D III Vech. Utz.;



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Sp. 531


xuəntsəmād (heute: hu᪷ndsmād) IV Wimm.; von der Cuͤnt-
zell matt 1528U2 I Schüpf.; ər iš i᪷ xu᪷əntsəmatli (Scheune,
K.) IV Diemt.; xụəntsbē᪸rg III Vech.; xuəntsrein (K.) III
Boll.; die burglehen sint genempt Kuͦntzes riett 1381 I
Nid.; uf xü᪷öntsəntenndlən (Alp) V Gutt.; xüöntsweid V
Grindelw.

-i: im xüəntsi (Hei.), Küenzi (Hof) 1838D III Laupersw.;
im xü᪷əntsi (Hei.), Kunzi (Ha.) 1838D III Rüd.; ds xu᪷əntsi
(kl. Wi.) IV Adelb.; in dər xi᪷əntsən (Wei.) V Brienz; a
xie᪸ntsən
(steile Wei.; in Gemeindeakten: Chüenzis Wen-
gen) V Brienzw.

genant Kuͤntzis acker 1533U23 I Sis.; stossennt … an das
ku̍ntzis holtz 1531U97 II Rupp.; im xüəntsismād (K.) IV
Adelb.; xüəntsisbrunnə (Wa., Wasserstollen) III
Frauenk.; im xụ̈əntsisrịəd (K.), im Cuͤnzisried 1353,
1360, im Chuͤntzis riede 1369, kuͤntzis ried jst ein matten
1530U95, 1531U144 III Amsold.; Michell ku̍nng gitt ab Einer
Schuͦppossen … heist kuͤntzis Schuͦpossen 1531U97 I Rapp.;
i᪷m xüəntsištē᪸g IV Frut.; xi᪷əntsəšte᪷kx (Felsköpfe ob Chien-
zen
) V Brienz; xü᪷əntsịšwaŋ (K.) III Wattw.; xi᪷əntsən-
wāld
(Wa., unterhalb Chienzen) V Brienz; xü᪷əntsịs wẹ̄dli
(Wei.) III Schlossw.

-li: xu᪷əntslị (Berghei.) III Gugg.; xu᪷əntsli (Hei.; heute
eher: dər hi᪷ŋər grabə) III Trubsch.

ds xüəntsəli (Hei. im Talgrund) IV Kandergr.; i᪷m
xü᪷əntsəli᪷
(Wi.) IV Reut.

-lən: u᪷f dər xü᪷əntslənalp (Alp; Gesamtbezeichnung) Teil-
gebiete: xü᪷əntslən alpi᪷glə, xü᪷əntslən le᪸gər, xüəntsləšwand
(und: xü᪷əntsli᪷šwand), alpes Yseltam et Künzlam
1275/76, an der alp an Ku̍ntzlon 1378, an der alp Kuͤnt-
zen 1535U161, an Busen und Kuͤntzlen 1540Rq8, Künzlen
1845D V Bön.

-lərə: xüəntslərə (Hütte) III Blumst.


Kurzformen zum PN Chuenrat ‹Konrad› (Id. III, 335). Chuenz
ist Koseform (Id. III, 397f.). Die FNN Künzi, Kuenzi, Kuentz,
Küenzi, Kunz
usw. sind im Kt. BE altbelegt (FNB III, 295ff.).


Chueret

i᪷m xu᪷ərət (K.; selten) II Leimw.; i᪷m xu᪷ərət (Wohnhaus;
ehemals xu᪷ərətšwaŋ), Conradschwand (Alp) 1793A, Chu-
retschwand (Wei. mit Winterwohnung) 1838D, xu᪷ərəthü᪷-
bəli
(Waldkuppe) II Sum.


Zum PN Chuenrat ‹Konrad› (Id. III, 335).


Küffer s. Chüefer


Chugel-

dər xu᪷guaxxər (K., an Moos grenzend; kugelige Steine)
III Ndhün.; iarzit vom Boͮmgarttenn genannt kugel-
holtzbletz 1493U84, ab einem boumgarten zuͦ fulennsee ge-



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Sp. 532


nannt kugellholtz bletz 1530U95, 1538U148 IV Spiez; xu᪷gu-
waud
(Wa., Ort, wo mit Steinkugeln gespielt wurde) I
Safn.


Schwzd. Chugle(n) f. ‹Kugel, Spielkugel›, mhd. kugel(e) f. (Id.
III, 187ff.). Der Ausdruck bezieht sich bei uns auf Spielkugeln
und andere Kleinformen, nicht auf Geländeerhebungen.


Kühlewil

ts xü᪷li᪷wị̄ụ (; Weiler) Chullenwilare 1148, Thoman
von Ku̍llenwile 1369, Thomat von Ku̍llenwil (gefallen im
Guglerkrieg bei Fraubrunnen) 1375 III Bern; Jenni von
Ku̍llenwile 1380 III Belp; Ku̍llenwil 1389‒1460Ud, vff sin
gutt czu Kuliwill 1423K1, von küllenwil 1452U79, Ku̍-
liwyl 1479‒1563Ar, Bitzius vnnd hanns ballsinger zuͦ kuͦl-
lenwÿl 1531U97, von küllawil 1533U133, Benndict ballsinger
gitt ab sinem guͦt zuͦ küllawÿl 1534U100, zuͦ Külywyl 1542Rq1,
Kuͤlenwil 1542U104, vf dem lenngenberg ob ku̍llawÿl
1548U97 … III Englisb.

xü᪷li᪷wị̄le᪷k (K.), an die khuͤlen wil stras 1542U104 III Eng-
lisb.;
xü᪷li᪷wị̄uwaud, i᪷ dər xü᪷li᪷wị̄uwẹ̄d III Zimm.


Namenkompositum auf -wīl(are) zum ahd. PN Kul(l)o, s. Kul(l)-.


Kul(l)- †

Kulacher 1633UP II Trachsw.; külacher 1609(Pfrundurbar Belp),
1681Bu III Belp; Kullenmat 1360/68N IV Erlenb.

Kullisried (Ha.) 1838D III Vech.; ku̍llys Ru̍tty, ku̍llys
Ru̍tte so vor zyttenn hu̍gysz was 1518U74 II Rum.


Zum erschlossenen ahd. PN Kul(l)o (Fm I, 377; Kaufmann, 84).
Im süddeutschen Raum erscheinen: Burchart Ku̍llo 1357 (Klo-
ster Fraubrunnen); Burchardus Chu̍lla 1262 (Socin 596); Küls-
heim,
villa in Kulshem 1248 (Krieger I, 1278).


Chülber-

xü᪷ubərsmatt (K., teilweise überbaut), Kilpersmatt (Ha.)
1838D II Wangen.


Kaum zu schwzd. Chilber ‹weibliches Schaf, Lamm› (Id. III,
225); eher ein PN, etwa Kilwart < *Kilch-wart ‹Kirchenaufse-
her› (Socin 478, 630, 675).


Külder

i᪷m kxü᪷ldər, kxọ̈ldər, i᪷ ds kxü᪷ldər (Gemeindewald) V
Günd.


Vermutlich identisch mit dem im WS Lötschental bezeugten
Ghilder n. ‹durch Dickicht überwachsene Örtlichkeit, wilde
Schlucht›, wohl zur Grundlage *hel-, *hal-, ‹sich neigen› in ahd.
hald ‹geneigt›, halda f. ‹Berghang› usw.; vgl. Zs., Gr. u. Gr.
S. 319 u. 326. (In Id. III, 206f. wohl mit unrichtigem Anlaut als
Chille(n) n. verzeichnet.)


Kuule

kxụ̄lə, i᪷n dər kxụ̄lən (Wohnhaus, K.) V Günd.


Id. III, 213 kennt Chulle(n) f. ‹Kule, Külle, längliche Vertiefung›



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Sp. 533


und weist auf das mit unserm Beleg besser übereinstimmende
mdal. Kul(e) ‹Kaule, Grube› (DWB V, 348ff.). Die Affrikata
bleibt ungeklärt, auch wenn man im Anlaut agglutinierten Arti-
kel d'Chule(n) annehmen möchte.


Kulm

Kulme, den berg und alpe, so da heisset Kulme (Nähe
Walalp) 1349 IV Därst.; ufəm kxu᪷lm (Spitze Brienzer-
rothorn) V Brienz.

dər hārdr kxu᪷lm (Spitze des Harder) V Unters.; niəse-
kxulm
(Spitze des Niesen) IV Wimm.

Kulmhubel (Hei.) 1663Jv II Steckh.

Hieher?: cum parte alpis que vulgariter Chulmbo nuncu-
patur 1260 III Seft. oder III Wattw.; super partem agri
sitam in dem Kümbelen um 1400K6 II wo? (Nähe Ur-
senb.
).


Schwzd. Kulm, Chulme(n), Gulm(en) f. (m.) ‹oberste Bergkuppe›
zu lat. culmen ‹Gipfel, Bergkuppe› (Id. II, 233; Zs., Gr. u. Gr.
S. 329). Unsere Belege mit Anlaut kx- deuten auf junge Entleh-
nung.


Chümi-

i᪷ dər xü᪷migass, xü᪷mmigass (Wegstück, wenig gebräuch-
lich), in der Kümmigassen 1792/93C3, Kummigasse (Ha.)
1838D III Seft.


Schwzd. Chümmich, Chümmi u. a. (m.), Pflanzenname: ‹Wiesen-
kümmel›, mhd. kumin m. (Id. III, 294/5).


Chummer-

xu᪷mmərrein (steiles Strassenstück, soll den Fuhrleuten
Kummer bereitet haben) I Dotz.

die eichmatt .. stosset vff die kumer matten 1500U48 II
Willad.; der Sittenboden oder Kummersband 1767/68C3
IV Frut.; i᪷ xu᪷mmərsweid (2 ehemalige Heugüter, jetzt
Hei.) V Grindelw.


Schwzd. Chumber, Chummer m. ‹Not, Bedrängnis› (Id. III,
300f.). Im Mhd. bedeutet kumber auch noch ‹Schutt, Unrat›, was
in Flurnamen weiterlebt. In unseren Belegen dürfte aber auch
der in BE heimische FN Kummer enthalten sein: vor 1800 in II
Aarw.; II Höchst.; II Limp.; II Ndbipp; II Seeb.; II Utztf; IV
Kratt. (FNB III, 305).


Künd- †

stost … neben den kündin acher 1518U74 II Wiedl.; der
ku̍ndigen lëchen (Titel einer Urbarseite) 1535U161 V Grin-
delw.


Wohl kaum noch verifizierbare PNN; vgl. dazu Künti. Der FN
Kündig ist in BE nicht heimisch, und es dürfte sich in Grindel-
wald um eine selbständige patronymische -inge(n)-Bildung han-
deln.




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Sp. 534


Chüng/Chünig

A) dər xü᪷ŋg (Hei.), Küng 1838D II Erisw.; dər xü᪷ŋ
(Scheune, K.) III RütibR.; dər xü᪷ŋg, u᪷fəm xü᪷ŋg (Gelän-
dekopf; Wei., Wa.) III Schangn.; dər xü᪷ŋ(g), i᪷m xü᪷ŋ(g)
(Wei.) V Beatb.

Der hof im wienbach … als die strassz zuͦ den heiligen drÿ
ku̍ngen uber die egg gatt 1500U48 II Hasle; in dem Forste
ze den heiligen drin ku̍ngen 1364, ob den Heiligen dry
ku̍ngen 1527Rq7, gat … bisz zun helgen drÿ ku̍ngen 1531U97,
die marchenn zwuͤschen beidenn gerichtenn Cappellen
vnnd dero von Buͦch … angefanngen bÿ den heiligenn drÿ
ku̍ngenn 1531U97 III Mühleb./Frauenk.

B) b) xü᪷ŋkaxxər (K.) I Graffolt.; ein halb Juchart rëben
… genant küngs acher um 1525U20 I Ins; i᪷ xü᪷ŋgaxxər ụxə
(K.) I Schüpf.; der khüngst acher 1531U59 II Kernenr.;
jnn Ku̍ngs aͤgerdtten 1535U101 III Ueb.; der küngsz grab
acher 1531U59 II BürzH.; von küngs guͦtt 1485U15 I Ins; dər
xü᪷nigshōf
(Hei., FN König) III Rub.; Küngsholtz 1577Sch
II Affolt.; xü᪷nigəhūs (Hei.), Königenhaus 1838D III
Wahlern; xü᪷ŋghụs (Hei.), Künghaus 1838D III Walk.;
von einem halben mad genant der küngst matten 1542U104
III Englisb.; küngsmatte um 1530U142 III Oppl.; xü᪷ŋgs-
mat
(K.), in siner küngsmatten 1533U133 III Rigg.; xü᪷ŋ-
mattə
IV Reich.; ein manwerch der küngspergs acher
1530U42 II Rütsch.; ein halbe Juchrten … bim ku̍ngsbirr-
boum 1531U97, 1534U100 III Wohlen; by dem wildenn
künngboum 1532U4 I Kapp.; kungsboumacher, kunst-
boumacher 1528U2, ij Juchertten der khunst acher 1531U59,
ku̍ngsboumacherli 1531U97 I Rapp.; stosset vff Burkis
Cuͦntzen Ku̍ngstbom aker 1423UBS, am ku̍ngst boüm
acher 1518U74 II Ndbipp; am ku̍nigs boͮm acher 1422Uk2 II
Seeb.; das ku̍nngsboumacherli 1533U133 III Ruegg.; den
ku̍ngsbrunnen gen Bern in die stat … leiten (Quelle im
Köniztal) III Köniz; xi᪷ŋštü᪷əl (Berggipfel) V Haslib.; uf
xüŋštuəl
(steiles mageres Allmendland im Wald) V Leiss.;
dər xü᪷ŋwald (Wald mit Weidezügen) V Beatb.

C) -er: der Könger (Wa.) 1838D (evtl. id. mit xü᪷ŋwald) V
Beatb.


Schwzd. Chüng, Chünig m., mhd. künic, künec ‹König, Haupt-
person, Oberhaupt, Leiter› (Id. III, 326ff.).

Ausser mit den ‹Heiligen Drei Königen› lassen sich einige unse-
rer Namen auch mit dem Herrschertitel verbinden, z. B. Chüng-
stuel.
Die meisten gehen auf die vorwiegend im Kt. BE schon vor
1800 verbreiteten FNN Küng und König zurück (FNB III, 298 u.
264).


Chüngel-

der Ku̍ngel acher 1535U101 III Belp.

Küngelisacher 1622Urbar Hettiswil, Köngeli Garten 1784Ämter-
buch Hettiswil
, xü᪷ŋgelihüsli, Küngelihüsli 1780/81Krauchth. Almosenrodel
II Krauchth.; Küngelishaus (Ha.) 1838D II Sum.; xü᪷ŋgə-
liinsəl
(Teil der St. Petersinsel) I Twann; xü᪷ŋgəlimattə,
Küngelimatte 1790Ämterbuch Hettiswil II Krauchth.





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Sp. 535


Schwzd. Chüngel, Chünnel zu gr.-lat. cuniculus ‹Kaninchen› (Id.
III, 326).


Chüngi/Chüngeli

u᪷fəm xü᪷ŋi (2 Hei.), Küngeli (Hof) 1838D IV Lau.; ds xü᪷ŋi-
lox
(Loch im Felsen) IV Gsteig.

Hieher?: stost … an der ku̍ngin guͦtt 1488‒1514U166 IV
Zweis. Betelried.

ds xü᪷ŋəli (Wei.) IV Reich. Kient.; xü᪷ŋgəliho᪷rə (Berggip-
fel) IV Frut.


In den Kantonen AG, BS, BE, LU, ZH (Oberland) bezeugte
Kurzform des Namens Küngolt; vgl. Id. III, 363f.: «Nach zahl-
reichen Angaben = Kunigunde; doch muss gesagt werden, dass
die schweiz. Kalender ‹Chüngolt› (10. März) von ‹Kunigunde›
(3. März) scheiden …»

Zu erwägen ist, ob der auch in BE beheimatete FN Küng, Chüng
(FNB III, 298) in einer dieser Prägungen steckt; s. Chüng/Chü-
nig.


Chunkle

Kunklen (Ha.) 1838D III Gugg.; kxu᪷ŋkxu᪷riəd (Wi., etwas
sumpfig), zwo Juchart genant kuchlen ried 1529U92, ge-
nant kuchlenried 1531U3, genant khuchersried 1531U3 I
Rad. Oberruntigen.

i᪷m xū᪷xali, xọ̄həli, i də xū᪷xlə (Heumahd), dər xūxəlišpis IV
Frut.


Den Anschluss an rom. concha, conchilla ‹Muschel, Mulde› ver-
bietet die durchgeführte Lautverschiebung. Deshalb müssen wir
an einen Zusammenhang mit schwzd. Chunkle(n) f. ‹Spinnrok-
ken›, mhd. kunkel, ahd. chunchela aus mlat. coluncula zu colus
‹Spinnrocken› denken (Id. III, 364).


Künst-

kxü᪷nštaxxər (K.) II Höchst.; kxü᪷nštaxxər II Urt.; ein
stuck by dem ku̍nschboum 1518U74 II Attisw.; zem
künstboum 1436U121 III Ferenb. Bib.


Kǖsch-baum m.: nach Id. IV, 1240 = Abrahams-baum, Id. IV,
1234 = Schāf-mūl, Id. IV, 181 = Keuschlamm- oder Keuschbaum
(vitex agnus castus). Nach DWB V, 654 ist der Keuschbaum ei-
gentlich «ein strauchartiger baum im südlichen Italien hei-
misch, dessen same wegen seiner zusammenziehenden kraft zur
bewahrung der keuschheit gebraucht ward (Adelung)». Das
Adj. keusch, mhd. kiusche, ahd. chûsci hat im Alemannischen
schon seit mhd. Zeit die Nebenform chiunsch, künsch. Der
künš(t)axxər lässt sich leicht als Klammerform aus Kü(n)sch-
baumacher
erklären.


Künti-

kxü᪷ntigruəbə (Kiesgrube) III Bern.


Künti ist der FN des Pächters; der FN selbst ist vor 1800 in Mei-
kirch bezeugt (FNB III, 299).




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Sp. 536


Chüpf- s. Chipf-


Chupfer-

xu᪷pfərē᪷rli (Erlenwäldchen beidseitig des xu᪷pfərbe᪸xli,
s. u.) V Ltbr.; die kupfergassenn 1503U95, 1531U144 III Ob-
hof.;
ein halb hus gelegen in der Kuphergassen 1358, in
der kuphergassen 1404UT, 1571A, ein behausung an der
Kupfergassen 1682UT III Thun; i᪷n dər xu᪷pfərgassə (Dorf-
teil) V Wild.; i᪷m xu᪷pfərhü᪷tli (Alphütte, Alp Bohl) V
Habk.; xu᪷pfərbe᪸xli (kl. Bach neben Staubbach) V Ltbr.;
i᪷m xu᪷pfəršmī᪷d (Hei.), xu᪷pfəršmī᪷dwald IV Reich. Kien;
xu᪷pfəršmī᪷dsge᪸ndli (Hei.) IV Saanen; i᪷ dər xu᪷pfəršmi᪷tə
(Rebgebiet) I Biel.

ein acher heisset Kupherlis zune 1353 V Unters.

xu᪷pfərə, die Kupffer gassen 1535U161 V Matten.


Schwzd. Chupfer n., wie nhd. (Id. III, 419). Chupfergasse(n) sind
Strassen, an denen Kupferschmieden liegen. Zu einzelnen Na-
men dürfte die rote Farbe des Metalls die Anregung gegeben ha-
ben.


Kuppel

dər kxu᪷pụ, u᪷fəm kxu᪷pụ (K.; «Kuppelform, von unten ge-
sehen»), ds kxu᪷pụhö᪷utsli (Wa.), zweÿ hu̍ser … Stossennt
hindenn an das Hoͤltzlj die Cuppell genannt 1531U97 III
Gerz.; Die Kuppell vnd der fu̍rsoum, … vnd der kuppell
litt zwu̍schenn dem margel acher vnd vͦlj von Ru̍ffen-
nachts guͤtter, … der Stock acher zwo Jucharten stost das
nider anthouptt an vͦlj schaffers kuppellen, … der Kup-
pell acher ein halb Jucharten, … Kuppell acherlj ein halb
Jucharten litt zwu̍schen Bendict ru̍fennachs kuppel
acher vnd Gum acher 1535U101 III Worb Rüf.


Mit hd. Kuppel f. ‹Gebäudewölbung› kaum zu verbinden, da die-
ses Wort nach Kluge, Etym. Wb. erst nhd. aus it. cupola entlehnt
ist und DWB V, 2773 keine Belege vor den Klassikern kennt. Es
muss irgendwie zu Chuppel, Chuppele(n) (Id. III, 405f.) gestellt
werden, das ‹zusammengebundene, zusammengekoppelte
Dinge›, aber auch ‹zusammengedrängte Menge›, nach DWB
auch ‹Band› bedeutet. S. noch Chuppe(n) f. (Id. III, 406u.).


Kursanen †

Ein Juchart, lÿtt Neben am Holtz, stost hinderhin an kur-
sanen, … ein Juchart ob dem Offen, zwischen dem Holtz,
stost an den waͤg so Man vff kursanen gatt 1530U42 II
Rütsch.



Chürsi

kürsy, ab einem stuck erdterich genant die kürsy 1591U130
III Gugg.

ein Juchart der kürsy acher 1529U92, i jucherttenn der kür-
syacher 1531U3 I Meik.; xǖ᪷rsiaxxər (K.) III Mühleb.





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Sp. 537


Kürs(i)ner †

Ein schuͤposen genempt ku̍rsines schuͤposen 1501U11 I
Bür.

dry Juchart genant der ku̍rsiner 1542U104 III Muri; vier
Jucharten heissennt die ku̍rsner aͤgerdenn, … stost … vor
an cristans von ey ku̍rszners aͤerden 1531U97 III Mühle-
b.
Ey.

am ku̍rszler zwo Jucharten 1531U97 III Mühleb. Butten-
ried.


Schwzd. Kürsener, Kürsiger m. ‹Kürschner› (auch FN), mhd.
kürsener stm. (Id. III, 484). Als Besitzername vgl. Hans Schinz,
Orts- und Flurnamen von Oberrieden (ZH) 1968, S. 41: ein Reb-
berg heisst 1440 in Horgen «am Kürsner».


Kurt-

i᪷m kxu᪷rtlox (kl. Hei.), Kurtloch 1852Jv II Obsteckh.


Zum FN Kurt; nach FNB III, 311 vor 1800 im benachbarten
Langenthal bezeugt (ebenso in Attiswil und Rütschelen).


churz-

xu᪷rts, xū᪷rts, xü᪷rts

B) b) I: 18; II: 28; III: 34; IV: 5; V: 4

Auswahl: xū᪷rtsaxxər, der kurtz acher 1528U2 I Schüpf.;
xürtsaxxər (K.), der khürtz acher 1531U59 II Etzelk.; der
kurtz acher 1500U48 II Krauchth.; 1531U97 II Mülchi; an
kurtzen acher 1531U144 III Amsold.; 1532U125 III Ferenb.;
stost an kurtzenacher 1493U84, 1530U95, um 1530U142 III
Forst; an den kurtzenachern 1531U97 III Mirch.; der
kurtzenacher 1531U97 III Wohlen Oberdettigen; der
kurtz acher ein halbe guͦtte Jucharte 1535U101 III Worb
Rüf.; Kurtzenacher 1535U161 V Leiss.; fō᪷rdəri/hi᪷ŋəri xu᪷rt-
sənei
(; 2 Hei.), von kurtzerneÿen 1530U69, In kurt-
zenn oͤÿen 1530U69 II Sum.; der kurtz eych acher 1531U59 II
Limp.; ein juchart die kurtzen furen genant 1532U125 III
Ferenb.; an der Kurtzengassen 1389R2 (zw. Bubenberg-
rain und Aare) III Bern; stost an die kurtze gassen so Jn
die zelg gat um 1532Amt Büren, Urbar Nr. 17 III Mühleth.; xu᪷rtsə-
gọ̄u
(Hei.), das guͦt ze Kurtzengold 1358, Johans von
Kurtzengolde 1373, Kurtzengold 1442‒69Ar, das guͦtt
kürtzenn Goldt 1531U136, zu kurtzen Goul 1613/17C3 III
Langn.; dər xu᪷rtsəgrabə, an den kurtzenn grabenn
1530U69 II Sum.; das kurtz haldlin 1528U2 I Schüpf.; ein
weidli genempt die kuͦrzehallta 1533U133 III Rüegg.; i᪷m
xu᪷rtshans
(Heumahd) IV Lau.; das kurtzhofacherlj
1530U95 II Obösch; ein matten, genampt die kurtze hoff-
statt 1607U100 II Bärisw.; zwüschen dem grafenwald und
dem kurtzen holtz 1437U56, dasz kurtzholltz 1531U59 II
Bätterk.; vor dem kürtzen holltz, die kurtzÿ holltzmat-
tan, Jn kurtzenn holltzmattan 1531U59 II Rüdtl.; das
kurtzholtz 1537U100 III Kirchl.; am kurtzen hoͤlltzlÿ
1531U59 ii Rüdtl.; ein Jucharten, heist die kurtzi Juchar-



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Sp. 538


ten 1531U97 II Ers.; von dem guͦtt genant der kurtzluss
1502U157 IV Zweis.; an gilgenn matten … stost die kurtzen
mattenn 1530U21 I Täuff.; genantt die kurtzenn mattann
1531U52 II Obburg; die kurtzenmatt, ein mad 1531U97,
1534U100 III Vech.; das kurtzmos ii meder 1533U133 III
Ndmuhl.; das kurtz mosz acherlj 1532U62 II WilerbU.;
der kurtz mu̍ntzersacher 1531U97 III Muri; dər xu᪷rtsəbe᪸rg
(Hügelzug), in dem Kurtzenberg 1361, am Kurzenberg
1378, 1389‒1460Ud, 1442‒69Ar, 1479‒1563Ar, 1531U144 … III
Lind.; der kurtz birch acher 1535U101 I Diessb.; der kurtz
Boden acker 1533U22 I Ins; ein Juchartten, genant die
kurtze brejttj 1533U23 I Sis.; j matt bletz Jm kürtzen bruͤl
um 1531U34 I (Amt Nidau) ?Safn.; zem Kurtzenbuͤle 1390,
Kurtzenbuͤll 1479‒1563Ar, 1531U97, der kurtzbuͤl 1½
Juch(a)rten 1531U97 I Rad.; der kurtzbuͤlacher 1530U95 II
Obösch; xū᪷rtsrü᪷ti (K., zwischen 2 Wäldern), jn der kurt-
zenn Ru̍ti 1534U100, an die … kurtzi ru̍ti 1534U100 III Bur-
gist.;
der kurtz steinacher 1531U97 III Muri; im kurtzen
Stucke ein halb mad, … in den kürtzen Stücke um 1525U20
I Gamp.; der kurtz talacher 1530U95 II Ndösch; bim kurt-
zen thu̍rli 1535U101 I Diessb.; zuͦ dem Kurtzen weg 1367 II
Ers.; der kurtz wid acher 1531U59 II Limp.

PN: Kurtzinen guͤter 1535U161 V Ltbr.; stosset fürhin an …
kurtzen matten 1480U44 II Alchenst.; aber z kurtzisbrun-
nen ij Juch. 1533/42U128 III Wahlern Schwarzenb.; ist
genempt kurtzen hoffstatt 1409U1, von einer hus hofstatt
genemt kurtzen hofstatt 1427U78 I Lyss.

Hieher?: im kxü᪷rts (Heuland und Wei.) IV Frut.

Ein Juchertt am goldbuͤll, heyst der ku̍rtzler 1518U74, ein
halb Juchartten am Kuͤrtzler 1573/74U77a II Wiedl.


Schwzd. churz ‹kurz, klein›, ahd. kurz, frühentlehnt aus lat. cur-
tus
‹kurz, eigentlich abgeschnitten› (Id. III, 496ff.). Kurz als FN
ist in BE altbezeugt (FNB III, 312). Es kann sich in Einzelfällen
aber auch um den possessiven Genetiv des Vornamens Kurt han-
deln.


Kurzenei s. churz-


Chürzi

xü᪷rtsi, xǖ᪷rtsi f. meist K., aber auch Hei.

A) I: 24; II: 14; III: 12; IV: 10

Auswahl: die ku̍rtzi ist zwo Juchartenn 1535U101 I Bar-
gen;
i᪷ dər xü᪷rtsi, ii Juchart an ku̍rtzi 1521U31, zuͦr Kürtzi
1529U33 I Brügg; zer Kurzi 1343, die kürtzi i jucharten
1528U2, 1530U95 I Büet.; stost … an ku̍rtzj 1528U2 I Bühl;
xü᪷rtsi (2 Hei.), zer Kurzi 1328, zer Kurzu 1344 I Diessb.;
zwey meder, genempt Jn der ku̍rtzi 1529U33 I Eps.; u᪷f dər
xü᪷rtsi
(K.), kürtzi, wider affholtern kürtzin 1528U2 I Graf-
folt.;
d xǖrtsinə (K.), die ku̍rtzinenn ist ii jucherten
1532U4 I Hermr.; i juchartenn hindenn an der kürtzi
1532U4 I Kapp.; (auf einem Acker von zwei Jucharten, ge-



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Sp. 539


nannt) die Ku̍rtzi 1390, an Ruͤflis Ku̍rtzi 1357 (Vid. 1417),
die kürtzi um 1531U34 I Lengn.; ij Jüchartt mad vnd acher
nempt sich die kürtzÿ stost an die goüchheitt um 1531U34,
1533U23 I Mör.; die kürtzi 1532U4 I NdriedbK.; an der
ku̍rtzi 1530U95 I ObwilbB.; ii jucherten nempt sich kurtzi
1474U30 I Orp.; u᪷f dər xü᪷rtsi, i Ju̍chartten … stost Zu̍m
ku̍rttzen (?) um 1531U34, ein Juchartten achers … Ist ge-
nempt die kurtze 1553U8a I Piet.; an der ku̍rtze vnderm
holtz 1531U97 I Rad.; a dər xü᪷rtsi (K.), ij meder stost an
das holtz die ku̍rtzi 1531U97 I Rapp. Frauchw.; i᪷ dər xü᪷rtsi
(K., Hofstatt), ij Jüchartt nempt sich Kürtzi … stost an die
strasz um 1531U34 I Safn.; an der kürtzi ii iuch. 1528U2 I
Seed.; ein Juchartten nent sich die kürtzy 1533U23 I Sis.; i᪷
dər xü᪷rtsi
(K.), 1 matten genempt die kürtzi 1425U78, 1432
(Vid. 1591)U26, ab eyner matten, Nempt sich die ku̍rtzi
1521U31 I Sutz; ein Juchart genant kürtzi um 1525U20 I
Treit.; ii juch. heisset die kürtz 1480U44, 1500U48, die ku̍rtzi
ein Jucharten 1531U97, 1535U101 II Alchenst.; ii juhart in
der ku̍rtzi 1437U56, die Ku̍rtzj 1532U62 II Bätterk.; Die
Ku̍rtzj ist ein Jucharten 1535U101 II Ers.; i᪷ dər xü᪷rtsi (K.),
ij Juchertten genannt Jm kurtze 1531U59 II Kernenr.; ii
jucharten an der Ku̍rtzy 1423UBS, 1518U74 … II Ndbipp;
xǖ᪷rtsi (K.), 1½ man mad Jn der Kurttzÿ 1531U51 II
Ndösch; an acher so Man nempt die kürtzin 1530U42 II
Rohrb.; ½ Juchertten genant die kürtzÿ 1531U59 II
Rüdtl.; i juchert heisset die kürtzi 1480U44 II Seeb.
Grassw.; in der kürtzi 1437U56, 1532U62 II Utztf.; i᪷ dər
xü᪷rtsi
(kurze Ackerstücke), stost ann … ku̍rtzy 1518U74
II Wolfisb.; die Kürtzÿ 1530U132 III Belp (od. Kehrs.); an
der ku̍rtzi 1534U100 III Boll. Habst.; u᪷f dər o᪷bərə/u᪷ŋərə
xü᪷rtsi
(2 Hei.), ab der Kürze 1773A III Eriz; denne die
kurtzi ein halb mad 1531U97, vff der Kürtze 1599U114 III
Kirchl.; i᪷ dər xü᪷rtsi (Weiler) III Lind.; die kürtzi ein
iucharten 1533U133 III Ndmuhl.; die Ku̍rtzi j Jucharten
1531U97 III Nofl.; die kuͤrtze ein mad 1529U92, 1531U60 III
Rub. Allm. Be.; an der Kurzi 1312, die kürtze zwey iu-
charte 1533U133, an der kürtzi (Rohrbach), die kürtzi ii ju-
charten (Riedhubel), die kürtzi ein iucharte (Oberbüt-
schel) 1533U133 III Rüegg.; die ku̍rtzi 1533/42U128 III
Rüsch. Gamb.; die kürtzi ii juch. 1533U133 III Toff.; ein
halb juch. genemet die Ku̍rtze 1348/58N IV Diemt.; u᪷f dər
xü᪷rtsi
(Heulager und Weide), an der Kurtzi 1378, an der
Ku̍rzi um 1378N … IV Erlenb.; u᪷f dər xü᪷rtsi (Hei., 3 Häu-
ser), das stuckli … genant die Ku̍rtzi 1485Rq1, von siner
kurtzy 1502U157 … IV St. Steph.; das stu̍cklj … genant das
ku̍rtzi 1548U160 IV Zweis.

B) a) i dər brandxürtsi (Rodung, K.) II Hasle.

b) I: 5; II: 2; III: 4

Auswahl: der Kürtzi vnnd Bodenacher, sind beid drÿ Ju-
chertten 1593U134 III Rüml.; j Jüchartt nempt sich die
kürtzi füren um 1531U34 I Mör.


Feminines Adjektivabstraktum auf -i wie Breiti. Im übrigen s.
churz-.




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Sp. 540


Chüscher-

i᪷ dər xüšərmat (K.) III Belpb.



Küssebärg

u᪷fəm kxü᪷ssəbē᪸rg (runder Hügel östl. Seed., weit nach
NW abfallend), mitt stock und galgen uff dem Ku̍ssen-
berg 1386, der Küssenberg (Ackerland) 1528U2, ij Ju-
chartten gnampt der küssenbärg 1584 (Amt Aarberg, Ur-
bar Nr. 80) I Seed.


Der Name hat volksetymologische Deutungen erweckt: der Hü-
gel habe die Form eines Kissens, schwzd. Chüssi; auf der An-
höhe soll einst eine Gerichtsstätte mit Galgen gestanden haben,
wo die Verurteilten den Boden küssen mussten.

Wahrsch. aber Zuss. mit dem altdt. PN Cus(s)o (Fm I, 383 u.
Kaufmann S. 87), der auch in ONN wie Cusinhusin 11. Jhd. (Fm
II, 1, 1763f.) oder ‒ abgeleitet ‒ im elsässischen Cussilbrunnin a.
1100 (Krieger I, 1159f.) steckt.


Küsterei

kxüštərẹi, kxüštərẹiwē᪸g (überbautes Gebiet und Strasse
westlich der Stadt) II Wangen.


Amtswohnung des Kusters, mhd. kuster m. ‹Aufseher, kirchli-
cher Beamter› (Id. III, 557 bzw. 556).


Chutt-

xu᪷tugrabə (rechter Seitengraben zum Kurzeneigraben),
Kuttelgraben 1703A, 1707A, der Kuttelgrabenwald
1780/82C3 II Sum.

xu᪷tubad (ehemals Heilbad), im Kuttelbad 1788A, Kutt-
lenbad (Ha.) 1838D II Sum.

u᪷f dər xu᪷tlərə (Fluh), xu᪷tlərəwāld (Wa., Felsgrat) IV Bolt.


Kaum zu Chuttle(n) f. ‹Eingeweide von Tieren› (Id. III, 574f.),
eher Bildungen zum Verb chūte(n) ‹tosen, brausen, rauschen …›,
das teilweise auch gekürzten Stammvokal aufweist (Id. III,
570ff.), vielleicht mit volksetymologischer Anpassung an das in
Redensarten geläufige Chuttle(n).


Chutte-

xu᪷təfe᪸kxə (K., Form eines Rockschosses) II Kirchb.


Schwzd. Chutte(n) f. ‹Kleidungsstück, Kittel› (Id. III, 573) und
schwzd. Fäcke(n) m. ‹Flügel; Zipfel des Kleides, besonders des
Männerrocks› (Id. I, 728f.). Vgl. ONB I/1, 122 Fäcke.


Chuttere

i᪷ dər xụtərə (Wegkreuzung im Wald, dem Winde ausge-
setzt), Kutteren (Ha.) 1838D III Albl.


Zu schwzd. chūte(n), chutte(n) ‹rauschen, brausen› (Id. III, 570).
Vgl. ONB I/1, 17 All- I.




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Sp. 541


Chüttige-

xü᪷ttigəmattə I Lüsch.

Ein Juchartt, heyst der ku̍ttinger acher, lytt an dem dyet-
tenn buͤll 1518U74 II Wiedl.


Heute unbekannter Besitzername in der sippenbezeichnenden
Ableitung auf -ing; vgl. Küttigen AG.


Chuttlet

dər xu᪷tlət, u᪷fəm xu᪷tlət (schmaler Hügel zwischen Strasse
und Bahn), Kuttlet 1886Plan Gemeindeschreiberei III Walkr.


Das Grundstück war schon 1886 im Besitze einer Grossmetzge-
rei. Vielleicht eine der Bildung nach schwer deutbare volkstüm-
lich-heitere Benennung in bezug auf Chuttle(n) ‹essbare Einge-
weide›.


Chutz

1. xụtse᪸xxər (K., id. mit xụtsəmatt) I Wengi; xutsəgrabə
(Waldgraben) II Burgd.; xutsəhū᪷s (Hei.) II Zaugg.;
xụtsəli᪷ndərein (Wa.) II Wynau; xụtsəlo᪷x II Farn.; i dər
xutsəlo᪷uələ
(Wa., Erdrutsche) II Mattst.; xụtsəmatt (id.
mit xụtse᪸xxər) I Wengi; xutsəmōs (K., bei xutsəhụ̄s) II
Zaugg.; u᪷f dər xụtsəbrü᪷k (Brücke über Limpach-Kanal)
I Wengi; xụtsəried (K.) I Jens; xutsəšpi᪷ts (K., von Wa.
umgeben), xutsəšpi᪷tswaud (Wa.) II Kernenr.; xụtsə-
we᪸udli
(Wa.) I Lyss; xutsəwe᪸udli (Wa.) II Berk.; xụtsə-
we᪸udli
(Wa.) III Köniz.

2. dər xụts oder xụtsaxxər (K., FN Kauz) III Arni; xụtsə-
heim
II Langt.; i᪷m xụtshụ̈sli (Ha., ehemaliger Besitzer
Joh. Kauz) II Rüegs.

Hieher?: zem Kutzkofen 1325, gelegen ze ku̍tzkofen
1366 III Bern Wankdorf.





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Sp. 542

3. xụts (Wi. bei Rütihöchi) I ObwilbB./I RütibB.; dər
xụts
(Hei. bei Lueg) II Heimisw.; i᪷m xụts obə (Anhöhe,
Fluh, Wa.) II Ndbipp; u᪷fəm xụtsə (Hei.) III Belpb.; xụtsə
(höchster Punkt des Schwarzkopfgebiets) III Boll.; i᪷m
xụtsə
(Hei.) III Bremg.; bey dem Kautzen 1752C3 III Kö-
niz;
dər xụ̄tsə (kleiner runder Hügel am Hang) III Neu.;
xụtsə (Hügel bei Vechigen; Nordseite: xo᪷tsi!) III Vech.;
bi᪷m xụtsə oder u᪷fəm xrụ̈ts (Wachthubel) IV Diemt.

xụtsənaxxər (K., leicht erhöht) III Gurbrü; xutsaxxər III
Mühleb.; xụtsənaxxər (K. bei xụ̄tsə) III Neu.; xụtsəgu᪷et
oder le᪸ntulusgu᪷ət (Standort: Mon Repos) III Bern; xụtsə-
ho᪷lə
III Bremg.; xutsəhu᪷bụ I Seed.; xụtsəhubel, Kautzen-
hubel 1850J III Bern; xutsəmatə (K., ehemals Frühlings-
feuer) I Piet.; die Kutz Mattann 1530U132 III Belp; Kaut-
zenmatte 1850J III Bern; u᪷fəm xutsəplats V Wild.; In die
Chuttzbuͦchen 1530U132 III Belp; xụtsərein (Wa., bei xụts;
es soll dort auch viele xụtsə = Vögel geben) II Heimisw.;
xụtsəšụ̈̄r (Ha. bei xụtsə) III Bremg.; xụtsitū᪷rm (Wehr-
turm) III Thun; xụtsəwaud (bei Lueg) II Heimisw.; xụtsə-
wẹ̄d
(ehemals ein Chutzen dort) III Gugg.


Schwzd. Chūz, Chutz m. (Id. III, 601ff.).
Die sachliche Zuteilung der Chutz-Namen richtet sich nach den
Angaben der Gewährsleute oder nach geschichtlichen und geo-
graphischen Kriterien, darf jedoch nicht durchwegs als verbind-
lich angesehen werden:

1. Kauz, Eule, besonders Schleiereule, vgl. auch Kluge, Etym.
Wb.: «Für die Eulenart ulula tritt im Dt. erst im 15. Jhd. die Be-
zeichnung (stein-)kūz(e) auf, die sie von der Ohreule (asio) schei-
det».

2. Familienname (FNB III, 217), Spottname. Vgl. Kluge, Etym.
Wb.: «Der Name des bei Tag unsichern scheuen Vogels er-
scheint seit dem 16. Jhd. als Schelte des Sonderlings».

3. Wachtfeuer-, Signalstellen auf Anhöhen, wo Holzstösse er-
richtet und zu bestimmten Zeiten entzündet wurden.




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