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ORTSNAMENBUCH
DES KANTONS BERN

[ALTER KANTONSTEIL]
BEGRÜNDET VON PAUL ZINSLI
I
DOKUMENTATION UND DEUTUNG
HERAUSGEGEBEN VON
PAUL ZINSLI UND PETER GLATTHARD
IN ZUSAMMENARBEIT MIT
RUDOLF J. RAMSEYER, NIKLAUS BIGLER
UND ERICH BLATTER
ZWEITER TEIL: G‒K/CH
FRANCKE VERLAG BERN




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Publiziert mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds
zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen
Bibliothek


Zinsli, Paul

Ortsnamenbuch des Kantons Bern: (alter
Kantonsteil) / begr. von Paul Zinsli. ‒ Bern:
Francke

NE: HST

1. Dokumentation und Deutung /
hrsg. von Paul Zinsli u. Peter Glatthard

Teil 2. G‒K / CH. ‒ 1987.

ISBN 3-317-01630-2


#(C)
A. Francke AG Verlag Bern, 1987
Alle Rechte vorbehalten
Gesamtherstellung: Stämpfli+Cie AG, Bern
Printed in Switzerland




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S. 5*


INHALT

Vorwort

6*

Einleitung

7*

Formale Darstellungsprinzipien

8*

Reliefkarte des Kantons Bern

11*

Geographische Sektorenkarten

12*

Gemeindeverzeichnis

20*

Quellennachweise

31*

Urbare

31*

Urkunden, Chroniken, kirchliche Dokumente

37*

Sekundärliteratur

38*

Sachglossar

42*

Abkürzungen

44*

Signaturen

44*

Dokumentation

G

1

H

171

I

339

J

361

K/Ch

389



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S. 6*


VORWORT

Der vorliegende Band des Ortsnamenbuchs des Kantons Bern (ONB I/2) umfasst ‒ im Anschluss an den ersten, 1976 er-
schienenen ‒ die Namen mit den Anfangsbuchstaben G- bis K-/Ch-, reicht darin also von Gab-/Gäb- bis Chutz.


Die knappe Einleitung und die formalen Darstellungsprinzipien vermitteln dem Benützer ‒ Entscheidendes aus ONB
I/1 aufgreifend und leicht erweiternd ‒ eine Übersicht über die Grundsätze der Anlage des Ortsnamenbuchs. Ferner
enthält es ein Sachglossar zur Erklärung der Bedeutungsangaben wie Heimet, Wintergut, Heumahd u. ä. Auf Wunsch
auswärtiger Leser wurde dem Werk eine farbige Reliefkarte des Kantons Bern beigegeben, die die geographische
Orientierung erleichtert und die topographischen Höhenverhältnisse veranschaulicht.


Als Redaktoren an der Forschungsstelle für Namenkunde wirkten zwischen 1976 und 1986: Prof. Dr. Paul Zinsli;
Prof. Dr. Peter Glatthard; Prof. Dr. Rudolf J. Ramseyer; Dr. Niklaus Bigler und lic. phil. Erich Blatter.

Innerhalb dieser Spanne ergaben sich folgende Mutationen:


1978 trat em. o. Prof. Dr. P. Zinsli als Direktor der Forschungsstelle zurück. Im Einverständnis mit seinem Nachfolger
arbeitete er jedoch bis zum Frühjahr 1983 als mitverantwortlicher Herausgeber weiter.

1978 wurde PD Dr. P. Glatthard als o. Prof. für Dialektologie und Volkskunde der deutschen Schweiz an die Univer-
sität Bern gewählt und übernahm auch die Direktion der Forschungsstelle für Namenkunde. Er legte in der Folge
bereits den Grund für den 3. Band und hat am vorliegenden zuletzt ‒ hierin auch unterstützt von Frau Dr. phil.
E. Waser und Frau lic. phil. B. Künzler-Grossenbacher ‒ systematisch noch die Schlussredaktion durchge-
führt.

1980 wurde Lektor Dr. R. J. Ramseyer, vor allem aufgrund seiner langjährigen Mitarbeit am Ortsnamenbuch, zum Ho-
norarprofessor der Universität Bern ernannt.

1976‒1983 wirkte Oberassistent-Lektor Dr. N. Bigler mit Einsatz und Einsicht am Namenbuch, wechselte dann aber
als Redaktor ans Schweizerdeutsche Wörterbuch (Idiotikon) nach Zürich über.

Seit 1979 arbeitet lic. phil. E. Blatter am Berner Ortsnamenbuch und an der Forschungsstelle mit.


Das Sekretariat betreuten in dieser Zeit Frau Erika Schorno und Frau Angelika Bulicek.


Allen Mitwirkenden danken für ihre andauernde Leistung


                    die Herausgeber
                    Paul Zinsli und Peter Glatthard




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S. 7*


EINLEITUNG

Das Ortsnamenbuch des Kantons Bern (ONB) ist ein Lexikon der Orts- und Flurnamen des deutschsprachigen Teils
des Kantons Bern (ohne Laufental). Das Werk versteht sich als Schlüssel zur umfassenden Namensammlung der For-
schungsstelle für Namenkunde der westlichen deutschen Schweiz, wo die aktuellen Mundartlautungen und die histori-
schen Urkundenformen gesammelt und geordnet sind. Wenn Namen auch in erster Linie sprachliche Gebilde ‒ ein we-
sentlicher Teil unseres mundartlichen Wortschatzes ‒ sind, weisen sie durch ihre Ortsgebundenheit und ihre zeitliche
Kontinuität über das rein Sprachliche hinaus. Daher erschliesst das ONB als wissenschaftliches Grundlagenwerk das
bernische Namengut nicht nur dem Sprachwissenschafter, sondern auch dem Historiker, Archäologen, Geographen
und Volkskundler.

Um dem Benutzer des ONB I/2 den Umgang mit dem Werk zu erleichtern, werden die wichtigsten Darstellungsprinzi-
pien in knapper Form übersichtlich zusammengestellt. Im übrigen verweisen wir auf die grundlegende Einleitung in
ONB I/1.





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S. 8*


FORMALE
DARSTELLUNGSPRINZIPIEN

Das Namenmaterial gliedert sich in einzelne Namenartikel. Elemente eines Artikels sind:


1. Stichwort 2. Belege 3. Etymologie
a) Mundartliche Belege
b) Sachbezeichnungen
c) Historische Belege
d) Geographische Lage
e) Formale Darstellung

ad 1) Stichwort: Es werden drei verschiedene sprachliche Ansätze verwendet:


a) Mundartform: ‒ Die Schreibweise lehnt sich an die mundartliche Namenlautung an. Sie folgt daher
wesentlich den Grundsätzen der eidgenössischen und kantonalen Vorschriften über
die Erhebung und Schreibweise der Lokalnamen von 1948 und 1950, wobei die loka-
len bernischen Lautcharakteristika stärker berücksichtigt werden.

‒ Im Anlaut finden sich B- unter P-, Ch- unter K-, D- unter T-.


‒ Vokallänge (wo notwendig durch Doppelschreibung der Vokale gekennzeichnet) be-
einflusst die alphabetische Einreihung nicht.

‒ Namen mit dem Präfix Ge- (Gfell, Ghürn, Grütt, Gmeis usw.) werden unter der
Stammsilbe dargestellt; Verweise signalisieren das Verfahren: Gfell s. Fall, Ghürn s.
Horn, Grütt s. Rüt, Gmeis s. Meis.

Von diesem Prinzip ausgenommen sind:


‒ die Orts- und Gemeindenamen Gstaad, Gsteig, Gsteigwiler, Gwatt.


‒ Flurnamen wie Gleich, Ghirmi, Gsell usw., deren Stammsilbe nie allein, sondern im-
mer nur mit dem Präfix Ge- zusammen auftritt.

b) Amtliche Form (mit gekennzeichnet):


‒ Offizielle Schreibweise der Orts-, Gemeinde-, Stations- oder Poststellennamen nach
dem Ortsverzeichnis der PTT.

‒ Einreihung streng normalalphabetisch.


c) Historische Form (mit + gekennzeichnet):


‒ Nur urkundlich überlieferte Namen ohne aktuelle Mundartlautung.


‒ Einreihung streng normalalphabetisch.


ad 2) Belege: a) Mundartliche (aktuelle) Belege werden in phonetischer Transkription wiedergegeben. Die phonetische
Notation richtet sich nach dem Transkriptionssystem des Sprachatlas der deutschen Schweiz:

aa) Vokalismus:


‒ Bezeichnung der Qualität:


geschlossen neutral offen überoffen Reduktions-
i i᪷ vokal
ụ̈ ü ü᪷
u u᪷
e e᪷ e᪸ ə
ọ̈ ö ö᪷
o o᪷
a a᪷

‒ Bezeichnung der Quantität: Es wird nur die Länge bezeichnet: ā, ē, ī, ō, ū
usw.

‒ Phonetisches Zeichen und Normalgraphem: e᪸ entspricht dem Normalgra-
phem ä.




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S. 9*


ab) Konsonantismus:


Neben den Zeichen des Normalalphabets werden verwendet:


x entspricht Normalgraphem ch
k gg
kx k/ck
ŋ ng
š sch
ks x
ts z / tz.

b) Sachbezeichnungen erklärt das Sachglossar auf S. 42*/43*.


c) Historische (urkundliche) Belege mit Datierung und Quellensigel.


Für die Aufschlüsselung der Quellensigel sind die S. 31*‒41* zu konsultieren.


d) Die geographische Lage wird durch die Aufgliederung des Kantons Bern in 5 Sektoren angezeigt:


Sektor I Seeland Amtsbezirke Aarberg, Biel, Büren, Erlach, Nidau
Sektor II Oberaargau, Unteremmental Amtsbezirke Aarwangen, Burgdorf, Fraubrunnen,
Trachselwald, Wangen
Sektor III Mittelland Amtsbezirke Bern, Konolfingen, Laupen, Schwarzen-
burg, Seftigen, Signau, Thun
Sektor IV Oberland West Amtsbezirke Frutigen, Saanen, Niedersimmental,
Obersimmental
Sektor V Oberland Ost Amtsbezirke Interlaken, Oberhasli

Die exakte räumliche Aufgliederung in Gemeinden (inklusive deren Abkürzungen), Amtsbezirke
und Sektoren ist auf S. 20*‒30* verzeichnet.


Zur allgemeinen geographischen Orientierung dient die farbige Reliefkarte des Kantons Bern auf
S. 11*.


e) Formale Darstellung der Belege:


A. Simplicia


B. Komposita


Prinzip: Aufreihung nach dem Grundwort.


a) Grundwort


aa) Appellativ, Ortsname


ab) Personenbezeichnung


ac) lokale, qualitative oder temporale Beifügung


ad) Präfix


b) Bestimmungswort


Auswahl der wichtigsten Belege


C. Suffixale Ableitungen


‒ Diminutiva


‒ Kollektiva


‒ Abstrakta


ad 3) Etymologie:

Knappe, möglichst gesicherte Namendeutung nach dem heutigen Forschungsstand.





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                    Reproduziert mit Bewilligung
                    des Bundesamtes für
                    Landestopographie vom 11. 12. 1987
                    Grundkarte:
                    Landeskarte 1:500 000
                    Ausschnitt Kanton Bern
                    Reproduktion 1:600 000




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#(IMAGE)



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S. 12*


SEKTORENKARTEN
Übersicht

#(IMAGE)



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S. 13*


SEKTOR I

#(IMAGE)
1 Biel 23 Aegerten 45 Hagneck
2 Pieterlen 24 Studen 46 Walperswil
3 Lengnau 25 Bellmund 47 Seedorf
4 Arch 26 Büetigen 48 Schüpfen
5 Leuzigen 27 Diessbach b. Büren 49 Gals
6 Meinisberg 28 Ligerz 50 Erlach
7 Leubringen/Evilard 29 Sutz-Lattrigen 51 Bargen
8 Safnern 30 Jens 52 Aarberg
9 Büren a. d. Aare 31 Worben 53 Vinelz
10 Rüti b. Büren 32 Busswil b. Büren 54 Brüttelen
11 Orpund 33 Mörigen 55 Siselen
12 Brügg 34 Hermrigen 56 Tschugg
13 Scheuren 35 Merzligen 57 Ins
14 Meienried 36 Kappelen 58 Finsterhennen
15 Oberwil b. Büren 37 Lyss 59 Kallnach
16 Tüscherz-Alfermée 38 Wengi 60 Radelfingen
17 Nidau 39 Täuffelen 61 Gampelen
18 Schwadernau 40 Epsach 62 Treiten
19 Dotzigen 41 Bühl 63 Niederried b. Kallnach
20 Twann 42 Grossaffoltern 64 Meikirch
21 Ipsach 43 Rapperswil 65 Müntschemier
22 Port 44 Lüscherz




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S. 14*


SEKTOR II

#(IMAGE)



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S. 15*


1 Rumisberg 39 Bollodingen 77 Heimiswil
2 Wolfisberg 40 Bätterkinden 78 Dürrenroth
3 Farnern 41 Wiler b. Utzenstorf 79 Wyssachen
4 Attiswil 42 Zielebach 80 Eriswil
5 Oberbipp 43 Seeberg 81 Grafenried
6 Niederbipp 44 Hermiswil 82 Scheunen
7 Schwarzhäusern 45 Ochlenberg 83 Iffwil
8 Wynau 46 Leimiswil 84 Zauggenried
9 Wiedlisbach 47 Reisiswil 85 Kernenried
10 Bannwil 48 Utzenstorf 86 Lyssach
11 Aarwangen 49 Koppigen 87 Burgdorf
12 Roggwil 50 Willadingen 88 Affoltern im Emmental
13 Wangen a. d. Aare 51 Höchstetten 89 Bangerten
14 Walliswil b. Wangen 52 Hellsau 90 Zuzwil
15 Walliswil b. Niederbipp 53 Ursenbach 91 Jegenstorf
16 Berken 54 Kleindietwil 92 Münchringen
17 Graben 55 Auswil 93 Hindelbank
18 Langenthal 56 Gondiswil 94 Mötschwil
19 Wangenried 57 Rohrbach 95 Rüti b. Lyssach
20 Inkwil 58 Alchenstorf 96 Rüegsau
21 Röthenbach b. Herzogenbuchsee 59 Wynigen 97 Sumiswald
22 Heimenhausen 60 Rohrbachgraben 98 Ballmoos
23 Herzogenbuchsee 61 Huttwil 99 Deisswil b. Münchenbuchsee
24 Thunstetten 62 Limpach 100 Wiggiswil
25 Obersteckholz 63 Schalunen 101 Urtenen
26 Untersteckholz 64 Oberösch 102 Mattstetten
27 Wanzwil 65 Niederösch 103 Krauchthal
28 Niederönz 66 Oeschenbach 104 Oberburg
29 Oberönz 67 Walterswil 105 Lützelflüh
30 Bleienbach 68 Mülchi 106 Diemerswil
31 Lotzwil 69 Büren z. Hof 107 Münchenbuchsee
32 Gutenburg 70 Ersigen 108 Moosseedorf
33 Busswil b. Melchnau 71 Rumendingen 109 Bäriswil
34 Melchnau 72 Fraubrunnen 110 Hasle b. Burgdorf
35 Bettenhausen 73 Aefligen 111 Trachselwald
36 Thörigen 74 Kirchberg 112 Ruppoldsried
37 Rütschelen 75 Etzelkofen
38 Madiswil 76 Rüdtligen-Alchenflüh




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S. 16*


SEKTOR III
#(IMAGE)



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S. 17*


1 Golaten 31 Trubschachen 60 Gelterfingen 89 Seftigen
2 Wohlen b. Bern 32 Clavaleyres 61 Gerzensee 90 Uttigen
3 Kirchlindach 33 Kriechenwil 62 Niederwichtrach 91 Heimberg
4 Zollikofen 34 Laupen 63 Oberwichtrach 92 Steffisburg
5 Bolligen 35 Neuenegg 64 Oberdiessbach 93 Fahrni
6 Gurbrü 36 Englisberg 65 Linden 94 Unterlangenegg
7 Wileroltigen 37 Belp 66 Rümligen 95 Oberlangenegg
8 Bremgarten b. Bern 38 Konolfingen 67 Kirchenthurnen 96 Eriz
9 Vechigen 39 Schlosswil 68 Mühledorf 97 Wattenwil
10 Walkringen 40 Grosshöchstetten 69 Kirchdorf 98 Forst
11 Rüderswil 41 Zäziwil 70 Herbligen 99 Gurzelen
12 Lauperswil 42 Bowil 71 Aeschlen 100 Uetendorf
13 Langnau im Emmental 43 Eggiwil 72 Buchholterberg 101 Schwendibach
14 Trub 44 Zimmerwald 73 Wachseldorn 102 Homberg
15 Ferenbalm 45 Münsingen 74 Schangnau 103 Horrenbach-Buchen
16 Mühleberg 46 Niederhünigen 75 Riggisberg 104 Teuffenthal
17 Frauenkappelen 47 Mirchel 76 Mühlethurnen 105 Längenbühl
18 Bern 48 Röthenbach im 77 Lohnstorf 106 Thierachern
19 Stettlen Emmental 78 Noflen 107 Thun
20 Landiswil 49 Oberbalm 79 Kienersrüti 108 Heiligenschwendi
21 Muri b. Bern 50 Niedermuhlern 80 Jaberg 109 Sigriswil
22 Worb 51 Toffen 81 Kiesen 110 Blumenstein
23 Arni 52 Belpberg 82 Oppligen 111 Uebeschi
24 Münchenwiler 53 Tägertschi 83 Brenzikofen 112 Hilterfingen
25 Köniz 54 Häutligen 84 Bleiken b. Oberdiessbach 113 Oberhofen
26 Kehrsatz 55 Freimettigen 85 Guggisberg 114 Pohlern
27 Rubigen 56 Albligen 86 Rüschegg 115 Höfen
28 Biglen 57 Wahlern 87 Rüti b. Riggisberg 116 Amsoldingen
29 Oberthal 58 Rüeggisberg 88 Burgistein 117 Zwieselberg
30 Signau 59 Kaufdorf




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S. 18*


SEKTOR IV

#(IMAGE)
1 Därstetten 9 Boltigen 17 Kandergrund
2 Oberstocken 10 Diemtigen 18 St. Stephan
3 Niederstocken 11 Aeschi bei Spiez 19 Adelboden
4 Reutigen 12 Krattigen 20 Kandersteg
5 Spiez 13 Reichenbach im Kandertal 21 Lenk
6 Oberwil im Simmental 14 Frutigen 22 Lauenen
7 Erlenbach im Simmental 15 Zweisimmen 23 Gsteig
8 Wimmis 16 Saanen




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S. 19*


SEKTOR V

#(IMAGE)
1 Habkern
2 Oberried am Brienzersee
3 Brienz
4 Schwanden b. Brienz
5 Hofstetten b. Brienz
6 Brienzwiler
7 Innertkirchen
8 Gadmen
9 Beatenberg
10 Meiringen
11 Hasliberg
12 Niederried b. Interlaken
13 Unterseen
14 Ringgenberg
15 Iseltwald
16 Schattenhalb
17 Interlaken
18 Bönigen
19 Matten b. Interlaken
20 Gündlischwand
21 Grindelwald
22 Guttannen
23 Leissigen
24 Därligen
25 Wilderswil
26 Gsteigwiler
27 Lütschental
28 Saxeten
29 Isenfluh
30 Lauterbrunnen




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S. 20*


GEMEINDEVERZEICHNIS DES KANTONS BERN
(alter, deutschsprachiger Bereich)

Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Aarberg Aarb. Aarberg I 52
Aarwangen Aarw. Aarwangen II 11
Adelboden Adelb. Frutigen IV 19
Affoltern im Emmental Affolt. Trachselwald II 88
Aefligen Aeflg. Burgdorf II 73
Aegerten Aeg. Nidau I 23
Albligen Albl. Schwarzenburg III 56
Alchenstorf Alchenst. Burgdorf II 58
Amsoldingen Amsold. Thun III 116
Arch Arch Büren I 4
Arni bei Biglen Arni Konolfingen III 23
Aeschi bei Spiez Aeschi Frutigen IV 11
Aeschlen Aeschl. Konolfingen III 71
Attiswil Attisw. Wangen II 4
Auswil Ausw. Aarwangen II 55
Ballmoos Ballm. Fraubrunnen II 98
Bangerten Bang. Fraubrunnen II 89
Bannwil Bannw. Aarwangen II 10
Bargen Bargen Aarberg I 51
Bäriswil Bärisw. Burgdorf II 109
Bätterkinden Bätterk. Fraubrunnen II 40
Beatenberg Beatb. Interlaken V 9
Sundlauenen Sundl.
Bellmund Bellm. Nidau I 25
Belp Belp Seftigen III 37
Belpberg Belpb. Seftigen III 52
Berken Berk. Wangen II 16
Bern Bern Bern III 18
Bümpliz Bümpl.
Nieder-/Oberbottigen Ndbott. Obbott.
Bettenhausen Betth. Wangen II 35
Biel Biel Biel I 1
Biglen Bigl. Konolfingen III 28
Bleienbach Bleienb. Aarwangen II 30
Bleiken bei Oberdiessbach Bleik. Konolfingen III 84
Blumenstein Blumst. Thun III 110
Bolligen Boll. Bern III 5
Ferenberg Ferenbg.
Habstetten Habst.
Ittigen Itt.
Ostermundigen Ostermund.
Worblaufen Worbl.
Bollodingen Bollod. Wangen II 39
Boltigen Bolt. Obersimmental IV 9
Bönigen Bön. Interlaken V 18




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S. 21*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Bowil Bow. Konolfingen III 42
Bremgarten bei Bern Bremg. Bern III 8
Brenzikofen Brenzk. Konolfingen III 83
Brienz Brienz Interlaken V 3
Achsalp Achsalp
Giessbach Giessb.
Brienzwiler Brienzw. Interlaken V 6
Brügg Brügg Nidau I 12
Brüttelen Brütt. Erlach I 54
Buchholterberg Buchh. Thun III 72
Büetigen Büet. Büren I 26
Bühl bei Aarberg Bühl Nidau I 41
Büren an der Aare Bür. Büren I 9
Büren zum Hof BürzH. Fraubrunnen II 69
Burgdorf Burgd. Burgdorf II 87
Burgistein Burgist. Seftigen III 88
Busswil bei Büren BusswbB. Büren I 32
Busswil bei Melchnau BusswbM. Aarwangen II 33
Clavaleyres Clav. Laupen III 32
Därligen Därl. Interlaken V 24
Därstetten Därst. Niedersimmental IV 1
Deisswil bei Münchenbuchsee Deissw. Fraubrunnen II 99
Diemerswil Diemersw. Fraubrunnen II 106
Diemtigen Diemt. Niedersimmental IV 10
Bächlen Bächlen
Oey Oey
Schwenden Schwend.
Zwischenflüh Zwischenfl.
Diessbach bei Büren Diessb. Büren I 27
Dotzigen Dotz. Büren I 19
Dürrenroth Dürrenr. Trachselwald II 78
Eggiwil Eggiw. Signau III 43
Aeschau Aeschau
Englisberg Englisb. Seftigen III 36
Epsach Eps. Nidau I 40
Eriswil Erisw. Trachselwald II 80
Eriz Eriz Thun III 96
Erlach Erlach Erlach I 50
Erlenbach im Simmental Erlenb. Niedersimmental IV 7
Latterbach Latterb.
Ringoldingen Ring.
Ersigen Ers. Burgdorf II 70
Etzelkofen Etzelk. Fraubrunnen II 75
Evilard s. Leubringen
Fahrni Fahrni Thun III 93
Farnern Farn. Wangen II 3
Ferenbalm Ferenb. Laupen III 15
Bibern Bib.
Finsterhennen Finsterh. Erlach I 58




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S. 22*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Forst Forst Thun III 98
Fraubrunnen Fraubr. Fraubrunnen II 72
Frauenkappelen Frauenk. Laupen III 17
Freimettigen Freim. Konolfingen III 55
Frutigen Frut. Frutigen IV 14
Achseten Achs.
Innerschwandi Innerschw.
Gadmen Gadm. Oberhasli V 8
Nessental Ness.
Gals Gals. Erlach I 49
Gampelen Gamp. Erlach I 61
Gelterfingen Gelt. Seftigen III 60
Gerzensee Gerz. Seftigen III 61
Golaten Gol. Laupen III 1
Gondiswil Gond. Aarwangen II 56
Graben Grab. Wangen II 17
Grafenried Graf. Fraubrunnen II 81
Grindelwald Grindelw. Interlaken V 21
Alp Bach Bach
Bussalp Bussalp
Alp Grindel Grindel
Alp Holzmatten Holzm.
Alp Itramen Itramen
Alp Scheidegg Scheidegg
Alp Wärgistal Wärg.
Grossaffoltern Grossaffolt. Aarberg I 42
Grosshöchstetten Grhöchst. Konolfingen III 40
Gsteig Gsteig Saanen IV 23
Feutersoey Feut.
Gsteigwiler Gsteigw. Interlaken V 26
Guggisberg Gugg. Schwarzenburg III 85
Gündlischwand Günd. Interlaken V 20
Gurbrü Gurbrü Laupen III 6
Gurzelen Gurz. Seftigen III 99
Gutenburg Gutbg. Aarwangen II 32
Guttannen Gutt. Oberhasli V 22
Habkern Habk. Interlaken V 1
Hagneck Hagn. Nidau I 45
Hasle bei Burgdorf Hasle Burgdorf II 110
Goldbach Goldb.
Gomerkinden Gomerk.
Schafhausen Schafh.
Hasliberg Haslib. Oberhasli V 11
Goldern Gold.
Hohfluh Hohfl.
Reuti Reuti
Häutligen Häutl. Konolfingen III 54
Heiligenschwendi Heil. Thun III 108
Heimberg Heimb. Thun III 91




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S. 23*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Heimenhausen Heimenh. Wangen II 22
Heimiswil Heimisw. Burgdorf II 77
Hellsau Hells. Burgdorf II 52
Herbligen Herbl. Konolfingen III 70
Hermiswil Herm. Wangen II 44
Hermrigen Hermr. Nidau I 34
Herzogenbuchsee Herzb. Wangen II 23
Hilterfingen Hilt. Thun III 112
Hindelbank Hindelb. Burgdorf II 93
Höchstetten Höchst. Burgdorf II 51
Höfen Höfen Thun III 115
Hofstetten bei Brienz Hofst. Interlaken V 5
Homberg Homb. Thun III 102
Horrenbach-Buchen Horr. Thun III 103
Huttwil Huttw. Trachselwald II 61
Jaberg Jab. Seftigen III 80
Jegenstorf Jeg. Fraubrunnen II 91
Jens Jens Nidau I 30
Iffwil Iffw. Fraubrunnen II 83
Inkwil Inkw. Wangen II 20
Innertkirchen Innertk. Oberhasli V 7
Ins Ins Erlach I 57
Interlaken Interl. Interlaken V 17
Ipsach Ips. Nidau I 21
Iseltwald Iseltw. Interlaken V 15
Isenfluh Isenfl. Interlaken V 29
Kallnach Kalln. Aarberg I 59
Kandergrund Kandergr. Frutigen IV 17
Kandersteg Kanderst. Frutigen IV 20
Kappelen Kapp. Aarberg I 36
Kaufdorf Kaufd. Seftigen III 59
Kehrsatz Kehrs. Seftigen III 26
Kernenried Kernenr. Burgdorf II 85
Kienersrüti Kienersr. Seftigen III 79
Kiesen Kies. Konolfingen III 81
Kirchberg Kirchb. Burgdorf II 74
Kirchdorf Kirchd. Seftigen III 69
Kirchenthurnen Kirchenth. Seftigen III 67
Kirchlindach Kirchl. Bern III 3
Herrenschwanden Herrenschw.
Kleindietwil Kldietw. Aarwangen II 54
Köniz Köniz Bern III 25
Gasel Gasel
Herzwil Herzw.
Liebefeld Liebef.
Liebewil Liebew.
Mengestorf Mengest.
Mittelhäusern Mittelh.
Nieder-/Oberscherli Ndscherli/Obscherli




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S. 24*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Nieder-/Oberwangen Ndwang./Obwang.
Spiegel Spiegel
Schliern Schliern
Thörishaus Thörish.
Wabern Wabern
Konolfingen Konolf. Konolfingen III 38
Gysenstein Gys.
Stalden Stald.
Koppigen Kopp. Burgdorf II 49
Krattigen Kratt. Frutigen IV 12
Krauchthal Krauchth. Burgdorf II 103
Hettiswil Hettisw.
Kriechenwil Kriechw. Laupen III 33
Dicki Dicki
Landiswil Landisw. Konolfingen III 20
Längenbühl Längenb. Thun III 105
Langenthal Langt. Aarwangen II 18
Langnau im Emmental Langn. Signau III 13
Bärau Bär.
Lauenen Lau. Saanen IV 22
Laupen Laup. Laupen III 34
Lauperswil Laupersw. Signau III 12
Lauterbrunnen Ltbr. Interlaken V 30
Gimmelwald Gimm.
Mürren Mürr.
Stechelberg Stech.
Wengen Weng.
Leimiswil Leimw. Aarwangen II 46
Leissigen Leiss. Interlaken V 23
Lengnau Lengn. Büren I 3
Lenk Lenk Obersimmental IV 21
Leubringen/Evilard Leub. Biel I 7
Leuzigen Leuz. Büren I 5
Ligerz Lig. Nidau I 28
Limpach Limp. Fraubrunnen II 62
Linden bei Oberdiessbach Lind. Konolfingen III 65
Ausser-/Innerbirrmoos Aussbirrm./Innbirrm.
Lohnstorf Lohnst. Seftigen III 77
Lotzwil Lotzw. Aarwangen II 31
Lüscherz Lüsch. Erlach I 44
Lütschental Lütsch. Interlaken V 27
Lützelflüh Lütz. Trachselwald II 105
Grünenmatt Grün.
Ramsei Ram.
Ranflüh Ranfl.
Lyss Lyss Aarberg I 37
Lyssach Lyssach Burgdorf II 86
Madiswil Madw. Aarwangen II 38
Matten bei Interlaken Matten Interlaken V 19




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S. 25*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Mattstetten Mattst. Fraubrunnen II 102
Meienried Meienr. Büren I 14
Meikirch Meik. Aarberg I 64
Meinisberg Meinisb. Büren I 6
Meiringen Meir. Oberhasli V 10
Brünigen Brünigen
Unterbach Unterb.
Melchnau Melchn. Aarwangen II 34
Merzligen Merzl. Nidau I 35
Mirchel Mirch. Konolfingen III 47
Moosseedorf Moosseed. Fraubrunnen II 108
Mörigen Mör. Nidau I 33
Mötschwil Mötschw. Burgdorf II 94
Mühleberg Mühleb. Laupen III 16
Allenlüften Allenl.
Gümmenen Gümm.
Rosshäusern Rossh.
Mühledorf Mühled. Seftigen III 68
Mühlethurnen Mühleth. Seftigen III 76
Mülchi Mülchi Fraubrunnen II 68
Münchenbuchsee Münchb. Fraubrunnen II 107
Münchenwiler Münchenw. Laupen III 24
Münchringen Münchr. Fraubrunnen II 92
Münsingen Müns. Konolfingen III 45
Müntschemier Müntsch. Erlach I 65
Muri bei Bern Muri Bern III 21
Gümligen Güml.
Neuenegg Neu. Laupen III 35
Nidau Nid. Nidau I 17
Niederbipp Ndbipp Wangen II 6
Niederhünigen Ndhün. Konolfingen III 46
Niedermuhlern Ndmuhl. Seftigen III 50
Niederönz Ndönz Wangen II 28
Niederösch Ndösch Burgdorf II 65
Niederried bei Interlaken NdriedbI. Interlaken V 12
Niederried bei Kallnach NdriedbK. Aarberg I 63
Niederstocken Ndstock. Niedersimmental IV 3
Niederwichtrach Ndwicht. Konolfingen III 62
Noflen Nofl. Seftigen III 78
Oberbalm Obbalm Bern III 49
Oberbipp Obbipp Wangen II 5
Oberburg Obburg Burgdorf II 104
Oberdiessbach Obdiessb. Konolfingen III 64
Oberhofen Obhof. Thun III 113
Oberhünigen Obhün. Konolfingen III 46
Oberlangenegg Oblang. Thun III 95
Oberönz Obönz. Wangen II 29
Oberösch Obösch Burgdorf II 64
Oberried am Brienzersee Obried Interlaken V 2




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S. 26*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Ebligen Ebl.
Obersteckholz Obsteckh. Aarwangen II 25
Oberstocken Obstock. Niedersimmental IV 2
Oberthal Obthal Konolfingen III 29
Oberwichtrach Obwicht. Konolfingen III 63
Oberwil bei Büren ObwilbB. Büren I 15
Oberwil im Simmental ObwiliS. Niedersimmental IV 6
Ochlenberg Ochl. Wangen II 45
Oppligen Oppl. Konolfingen III 82
Orpund Orp. Nidau I 11
Gottstadt Gottst.
Oeschenbach Oeschb. Aarwangen II 66
Pieterlen Piet. Büren I 2
Pohlern Pohl. Thun III 114
Port Port Nidau I 22
Radelfingen Rad. Aarberg I 60
Detligen Detl.
Matzwil Matzw.
Oltigen Olt.
Rapperswil Rapp. Aarberg I 43
Bittwil Bittw.
Dieterswil Dietersw.
Frauchwil Frauchw.
Moosaffoltern Moosaffolt.
Wierezwil Wierezw.
Zimlisberg Zimlisb.
Reichenbach im Kandertal Reich. Frutigen IV 13
Ausserschwandi Ausserschw.
Kiental Kient.
Mülenen Mülenen
Scharnachtal Scharn.
Wengi Wengi
Reisiswil Reisw. Aarwangen II 47
Reutigen Reut. Niedersimmental IV 4
Riggisberg Rigg. Seftigen III 75
Ringgenberg Ringg. Interlaken V 14
Goldswil Goldsw.
Roggwil Roggw. Aarwangen II 12
Rohrbach Rohrb. Aarwangen II 57
Rohrbachgraben Rohrbgr. Aarwangen II 60
Röthenbach im Emmental Röth. Signau III 48
Röthenbach bei Herzogenbuchsee RöthbH. Wangen II 21
Rubigen Rub. Konolfingen III 27
Allmendingen bei Bern Allm. Be.
Kleinhöchstetten Klhöchst.
Trimstein Trimst.
Rüderswil Rüd. Signau III 11
Ranflüh Ranfl. Signau
Zollbrück Zollbr.




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S. 27*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Rüdtligen ‒ Alchenflüh Rüdtl. Burgdorf II 76
Rüeggisberg Rüegg. Seftigen III 58
Hinterfultigen Hinterf.
Vorderfultigen Vorderf.
Rüegsau Rüegs. Trachselwald II 96
Rumendingen Rumend. Burgdorf II 71
Rumisberg Rum. Wangen II 1
Rümligen Rüml. Seftigen III 66
Ruppoldsried Rupp. Fraubrunnen II 112
Rüschegg Rüsch. Schwarzenburg III 86
Gambach Gamb.
Rüti bei Büren RütibB. Büren I 10
Rüti bei Lyssach RütibL. Burgdorf II 95
Rüti bei Riggisberg RütibR. Seftigen III 87
Rütschelen Rütsch. Aarwangen II 37
Saanen Saanen Saanen IV 16
Abländschen Abl.
Gstaad Gstaad
Saanenmöser Saanenm.
Schönried Schönr.
Turbach Turb.
Safnern Safn. Nidau I 8
St. Stephan St. Steph. Obersimmental IV 18
Matten Matten
Saxeten Sax. Interlaken V 28
Schalunen Schal. Fraubrunnen II 63
Schangnau Schangn. Signau III 74
Schattenhalb Schatt. Oberhasli V 16
Scheunen Scheun. Fraubrunnen II 82
Scheuren Scheur. Nidau I 13
Schlosswil Schlossw. Konolfingen III 39
Schüpfen Schüpf. Aarberg I 48
Allenwil Allenw.
Schwadernau Schwad. Nidau I 18
Schwanden bei Brienz SchwandenbBr. Interlaken V 4
Schwarzhäusern Schwarzh. Aarwangen II 7
Schwendibach Schwendib. Thun III 101
Seeberg Seeb. Wangen II 43
Grasswil Grassw.
Riedtwil Riedtw.
Seedorf Seed. Aarberg I 47
Frienisberg Frienisb.
Lobsigen Lobs.
Ruchwil Ruchw.
Seftigen Seft. Seftigen III 89
Signau Sign. Signau III 30
Schüpbach Schüpb.
Sigriswil Sigr. Thun III 109
Gunten Gunt.




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S. 28*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Merligen Merl.
Siselen Sis. Erlach I 55
Spiez Spiez Niedersimmental IV 5
Einigen Ein.
Faulensee Faul.
Steffisburg Steff. Thun III 92
Stettlen Stettl. Bern III 19
Studen Stud. Nidau I 24
Sumiswald Sum. Trachselwald II 97
Sutz-Lattrigen Sutz Nidau I 29
Lattrigen Lattr.
Tägertschi Täg. Konolfingen III 53
Täuffelen Täuff. Nidau I 39
Teuffenthal Teuffenth. Thun III 104
Thierachern Thier. Thun III 106
Thörigen Thörig. Wangen II 36
Thun Thun Thun III 107
Allmendingen Allm. Th.
Dürrenast Dürr.
Goldiwil Goldiw.
Gwatt Gwatt
Hünibach Hünib.
Scherzligen Scherz.
Strättligen Strätt.
Thunstetten Thunst. Aarwangen II 24
Bützberg Bützb.
Toffen Toff. Seftigen III 51
Trachselwald Trachsw. Trachselwald II 111
Heimisbach Heimisb.
Treiten Treit. Erlach I 62
Trub Trub Signau III 14
Trubschachen Trubsch. Signau III 31
Tschugg Tschugg Erlach I 56
Mullen Mullen
Tüscherz-Alfermée Tüsch. Nidau I 16
Twann Twann Nidau I 20
Uebeschi Ueb. Thun III 111
Uetendorf Uet. Thun III 100
Unterlangenegg Unterl. Thun III 94
Unterseen Unters. Interlaken V 13
Untersteckholz Untsteckh. Aarwangen II 26
Ursenbach Ursenb. Aarwangen II 53
Urtenen Urt. Fraubrunnen II 101
Schönbühl Schönb. Fraubrunnen
Uttigen Utt. Seftigen III 90
Utzenstorf Utztf. Fraubrunnen II 48
Landshut Landsh.
Vechigen Vech. Bern III 9
Boll Bo.




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S. 29*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Dentenberg Dent.
Sinneringen Sinn.
Utzigen Utz.
Vinelz Vin. Erlach I 53
Wachseldorn Wachs. Thun III 73
Wahlern Wahlern Schwarzenburg III 57
Schwarzenburg Schwarzenb.
Walkringen Walkr. Konolfingen III 10
Bigenthal Big.
Walliswil bei Niederbipp Wallbipp Wangen II 15
Walliswil bei Wangen Wallwang. Wangen II 14
Walperswil Walpw. Nidau I 46
Walterswil Waltw. Trachselwald II 67
Wangen an der Aare Wangen Wangen II 13
Wangenried Wangenr. Wangen II 19
Wanzwil Wanzw. Wangen II 27
Wattenwil Wattw. Seftigen III 97
Wengi Wengi Büren I 38
Wiedlisbach Wiedl. Wangen II 9
Niederwichtrach Ndwicht. Konolfingen III 62
Oberwichtrach Obwicht. Konolfingen III 63
Wiggiswil Wiggisw. Fraubrunnen II 100
Wilderswil Wild. Interlaken V 25
Gsteig Gsteig
Wiler bei Utzenstorf WilerbU. Fraubrunnen II 41
Wileroltigen Wilerolt. Laupen III 7
Willadingen Willad. Burgdorf II 50
Wimmis Wimm. Niedersimmental IV 8
Wohlen bei Bern Wohlen Bern III 2
Möriswil Mörisw.
Murzelen Murz.
Säriswil Särisw.
Uettligen Uettl.
Wolfisberg Wolfisb. Wangen II 2
Worb Worb Konolfingen III 22
Enggistein Engg.
Richigen Rich.
Rüfenacht Rüf.
Vielbringen Vielbr.
Worben Worben Nidau I 31
Wynau Wynau Aarwangen II 8
Wynigen Wynigen Burgdorf II 59
Wyssachen Wyss. Trachselwald II 79
Zauggenried Zaugg. Fraubrunnen II 84
Zäziwil Zäz. Konolfingen III 41
Zielebach Zieleb. Fraubrunnen II 42
Zimmerwald Zimm. Seftigen III 44
Zollikofen Zoll. Bern III 4




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S. 30*


Gemeinde Abkürzung Amt Einteilung
und ausgewählte
Unterabteilungen
Sektor Nummer
im Sektor
Zuzwil Zuzw. Fraubrunnen II 90
Zweisimmen Zweis. Obersimmental IV 15
Blankenburg Blank.
Mannried Mannr.
Zwieselberg Zwies. Thun III 117

Geographische Abkürzungen deutschschweizerischer Kantone und Landschaften


AG Aargau SG St. Gallen
AI Appenzell-Innerrhoden SH Schaffhausen
AR Appenzell-Ausserrhoden SO Solothurn
BE Bern SZ Schwyz
BL Basel-Land UR Uri
BS Basel-Stadt TG Thurgau
FR Freiburg ZG Zug
GL Glarus ZH Zürich
GR Graubünden WS Wallis (deutsches Sprachgebiet)
LU Luzern P Piemont (ennetbirgische Walsersiedlungen)
NW Nidwalden BO Berner Oberland
OW Obwalden




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S. 31*


QUELLENNACHWEISE
A. Urbare
(nach Sektoren und Ämtern geordnet)
Standort der Urbare: Staatsarchiv Bern (StAB)
a) SEKTOR I:
Ämter Aarberg, Biel, Büren, Erlach, Nidau

1. Amt Aarberg
U 1 Bodenzinsurbarlein der alten Herrschaft Aarberg (Urkunden Fach Aarberg) 1409
oder
vorher
U 2 Urbarbuch aller Zinsen und Gülten, Güter, Äcker, Hölzer und Wälder, dem Kloster Frienisberg
zuständig (Nr. 76)
1528
U 3 Urbar des Hauses Tedligen (Detligen) über Grund- und Pfennigzinse, Zehnten usw. (Nr. 56;
2 Ex.)
1531
U 4 Aarberg Bodenzinsurbar (Nr. 1; 2 Ex.) 1532
2. Amt Biel
U 5 Bereinigung der zinspflichtigen Häuser und Güter in Stadt und Herrschaft Biel (Biel, Bözingen,
Leubringen, Orvin, Romont, Plagne, Meinisberg), zugunsten des Klosters St. Johannsen (Nr. 1;
2 Ex.)
1507
U 6 Verzeichnis der durch Hugo Girard eingenommenen Zinse und Zehnten eines Abtes von St. Jo-
hannsen (Nr. 3)
1509
U 7 Ähnliches Urbar aus derselben Zeit (Nr. 4) 1509
U 8 Zinsrodel, was ein Schaffner von St. Johannsen zu Biel beziehen soll (Nr. 5) 1539
U 8a Urbar der dem Gotteshaus Bellelay zuständigen Schupposen, Zinsen, Zehnten und Bodenzinsen
um Biel (Nr. 8)
1553
3. Amt Büren
U 9 Zinsbuch von St. Johannsen, die Gegend von Büren betreffend (Nr. 23) 1435ff.
U 10 Zinsrodel der Schaffnerei Solothurn der Stift in Bern, bzw. früher des Klosters Frauenkappelen,
die Gegend von Solothurn und Büren betreffend (Nr. 18)
1486
U 11 St. Johannsen Urbar, die Gegend von Büren betreffend (Nr. 24) 15./16. Jh.
U 12 Zinsrodel der Stiftsschaffnerei Rütti b. Büren (Nr. 181) 1523
U 13 Urbar von Boden- und Pfennigzinsen sowie von Zinsen des Hauses Oberbüren (Seeland, Kt.
Bern, Nr. 17)
um 1532
U 14 Urbar der Herrschaft Büren (Nr. 1) 1540
4. Amt Erlach
U 15 Zinsbuch des Schlosses und der Herrschaft Erlach (Nr. 1) 1485
U 16 Zinsbuch des Schlosses und der Herrschaft Erlach (Nr. 2) Anf. 16. Jh.
U 17 Lehenerkenntnisse der Leute von Gals gegenüber der Abtei St. Johannsen (Nr. 71) 1509
U 18 Zinsrodel des Schlosses und der Herrschaft Erlach (Nr. 3; Eintragungen von Nikl. Manuel) 1519
U 19 Schlafrodel der Gülten und Zinsen zugehörend den Frauen des Klosters Tedlingen in der Vogtei
und Herrschaft Erlach (Nr. 701)
1523
U 20 Bodenzinsurbar der Herrschaft Erlach usw. (Nr. 4) um 1525
U 21 Urbar des Schlosses Erlach (Nr. 5; 2 Ex.) 1530
U 22 Urbar der zinsbaren Lehengüter zu Ins, vom Kloster St. Johannsen herrührend (Nr. 6) 1533




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S. 32*


U 23 Urbar der zinsbaren Güter zu Siselen, Täuffelen, Epsach, Hermrigen, Bühl und Mörigen, vom
Kloster St. Johannsen herrührend (Nr. 7)
1533
U 24 Urbar der zinsbaren Lehengüter des Klosters St. Johannsen zu Müntschemier, Treiten, Brütte-
len, Finsterhennen (Nr. 75)
1533
5. Amt Nidau
U 25 Zinsurbar des Priorats auf der St. Petersinsel, betreffend die Zinse in der Grafschaft Nidau und in
sämtlichen benachbarten Landschaften (Nr. 114)
um 1398
U 26 Urbar zweier Bodenzinsen zu Lattrigen (Nr. 90) 1432 (Kopie nach
1700)
U 27 Priorat auf der St. Petersinsel. Urbar und Rechnungsbuch betreffend die Herrschaften Nidau,
Aarberg, Biel, Tessenberg; auch die Gegenden von Wohlen, Frienisberg, Büren, Fraubrunnen
usw. (Nr. 115)
1442‒1449
U 28 Priorat auf der St. Petersinsel. Urbar und Rechnungsbuch betreffend Nidau, Ipsach, Bellmund,
Madretsch, Port, Merzligen, Studen, Worben, Lattrigen, Wiler, Mörigen, Jens, Epsach, Bühl und
Tessenberg (Nr. 116)
1452
U 29 Priorat auf der St. Petersinsel, Urbar und Rechnungsbuch, betreffend die Herrschaft Nidau und
Tessenberg (Nr. 117)
1458‒1478
U 30 Gottstatt, Zins- und Zehnturbar (Nr. 28) 1474
U 31 Zinsrodel der Grafschaft Nidau (Nr. 1; 2 Ex.) 1521
U 32 Urbar der Stiftsschaffnerei zu Nidau (Nr. 21)
Einträge von Ludwig Sterner 1524
Einträge von Hanns Glaner 1551
1524; 1551
U 33 Urbar über Zinse, die Reinhard v. Wattenwyl zu Jens, Studen, Worben, Safnern, Lattrigen,
Brügg, Kappelen, Hermrigen, Merzligen, … Büren zustehen (Nr. 118)
1529/30
U 34 Gottstatt, Dokumenten-, Bodenzins- und Zehnturbar (Nr. 29) 1531
U 35 Urbar der Grafschaft Nidau (Nr. 2) 1538‒1551
U 36 Rodel über die Einkünfte des Vogtes von Nidau (Nr. 3) 1538
U 37 Nidau, Bodenzinsurbar (Nr. 4) 1551
b) SEKTOR II:
Ämter Aarwangen, Burgdorf, Fraubrunnen, Trachselwald, Wangen
1. Amt Aarwangen
U 38 Des von Grünenberg Rechtung ze Aarwangen (Nr. 1) 1430
U 38a Urbar Langenthal, ausgestellt vom Kloster St. Urban (St. Archiv Luzern, Nr. 80) 1464
U 39 Rodel verschiedener Bodenzinse zu Bleienbach, Lotzwil, Madiswil, Mettenbach, Melchnau, Rei-
siswil, Altbüron, Langenthal … (Nr. 1)
1465
U 40 Rödel über die Einkünfte des Johanniterhauses Thunstetten (Nr. 221) 1485‒1527
U 41 Zinsbuch der Grafschaft und des Schlosses Aarwangen (Nr. 11) 1522
U 42 Urbar über Rechtsame und Herrlichkeiten des Hauses Thunstetten (Nr. 23; 2 Ex.) 1530
U 42a Urbar Langenthal, ausgestellt vom Kloster St. Urban (St. Archiv Luzern, Nr. 38a) 1530
U 43 Ursenbach, Pfrundurbar; Urbare Hof Richisberg und Hof Hirseren 1532; 1631; 1716
U 43a Urbar des Klosters St. Urban (St. Archiv Luzern, Nr. 14) 1562
2. Amt Burgdorf
U 44 Thorberg-Koppigen Urbar (Nr. 26) 1470‒1490
U 45 Rodel der Thorberg Zinse zu Thun (Nr. 29) 1531
U 46 Thorberg Urbar, betreffend die Gegend zwischen Münsingen und Thun (Nr. 28) 1498
U 47 Thorberg Bodenzinsurbar (auch Urkundenregister und Rechnungsbuch; Nr. 27) 15. Jh.
U 48 Urbar des Gotteshauses Thorberg (Tom I und II; Nrn. 31 und 32) 1500
U 49 Urbar des Schlosses Burgdorf (Nr. 1) 1526
U 50 Hettiswil Rodel. Zinsen des Hauses Hettiswil (im Fach «Mushafen») 1531
U 51 Urbar der Fraubrunnen Schaffnerei zu Burgdorf (Nr. 65) 1531




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S. 33*


U 52 Urbar der Trub Schaffnerei zu Burgdorf (Nr. 66) 1531
U 53 Zehntrodel des Schlosses Burgdorf (Nr. 2) 1574
U 54 Dokumenten-, Dominium-, Bodenzins- und Zehnturbar von Burgdorf (Nr. 3) 1595
3. Amt Fraubrunnen
U 55 Urbar der Zinsen und Gülten des Klosters Fraubrunnen (Nr. 1) 1380
U 56 Urbar des Rudolf v. Ringoltingen über die Herrschaft Landshut (Nr. 32) 1437
U 57 Fraubrunnen Urbar (Nr. 2) 1513
U 58 Zinsurbar des Hauses Münchenbuchsee (Nr. 52; 2 Ex.) 1529
U 59 Fraubrunnen Dominium-, Waldung-, Bodenzins- und Zehnturbar (Joh. Bletz, Zug: Nr. 3; 2 Ex.) 1531
U 60 Urbar, die Gegend von Bern nach Thun und weiter aufwärts betreffend (Nr. 4) 1531
U 61 (id. mit U 51, Amt Burgdorf)
U 62 Landshut, Gerechtigkeit-, Bodenzins- und Zehnturbar (Nr. 33; 2 Ex.) 1532
U 63 Landshut, Zinsbuch der Herrschaft (Nr. 1091) 1532
U 63a Dominium-, Waldung-, Bodenzins- und Zehnturbar (Nr. 6; 2 Ex.) 1585
4. Amt Trachselwald
U 64 Zinsbuch des Hauses Sumiswald (Nr. 24) 1426
U 65 Urbar und Heuschrodel über die Bodenzinse und Gefälle des Frauenklosters Rüegsau (im «Fa-
che Trachselwald»)
1495
U 66 Rodel über die Einkünfte des Hauses St. Johannsen in und um Huttwil (Nr. 112) Anf. 16. Jh.
U 67 Rodel über die dem Haus Herzogenbuchsee bzw. St. Peter auf dem Schwarzwald pflichtigen Gü-
ter zu Huttwil (Nr. 111)
1510
U 68 Bodenzinsurbar der Herrschaft und des Schlosses Brandis (Nr. 16) 1526
U 69 Urbar über alle dem Haus Sumiswald zugehörigen Zinsen und Zehnten (Nr. 25) 1530
U 70 Urbar über die dem Haus und Schloss Trachselwald zugehörigen Bodenzinse und Zehnten
(Nr. 1)
1531‒1553
U 71 Urbar über die dem Schloss und Haus Sumiswald gehörigen Bodenzinse und Zehnten (Nr. 26) 1539
U 72 Trachselwald Urbar (Nr. 2) 1569
5. Amt Wangen
U 73 Zinsrodel der Herrschaft Bipp (im Ämterbuch Bipp A) 1464
U 74 Zins- und Zehnturbar des Schlosses und der Herrschaft Bipp (Nr. 22) 1518
U 75 Urbar der Grafschaft Wangen, herrührend von der Propstei (Nr. 1) 1529
U 76 Urbar über die dem Schlosse Wangen zuständigen Zinse, Zehnten, Renten, Gülten; Korn- und
Heuzehnten zu Rohrbach; dazu Eintragungen betreffend Herzogenbuchsee, Wangen, Deitingen
(Nr. 17)
1531
U 77 Herzogenbuchsee Urbar betreffend die Boden-, Pfennig- und Korngülten, die Korn- und Heu-
zehnten der Propstei daselbst; mit Dorfrecht von Herzogenbuchsee und Einkünfterodel betref-
fend Huttwil (Nr. 13; 2 Ex.)
1533
U 77a Urbar Schloss Bipp 1573/74
c) SEKTOR III:
Ämter Bern, Konolfingen, Laupen, Schwarzenburg, Seftigen, Signau, Thun
1. Amt Bern
U 78 Bernisches Urbar aus dem 15. Jh. (Stadtarchiv Bern, Nr. 525) 15. Jh.
U 79 Rechnungsbuch des Deutschordenshauses Bern (Bern II, Nr. 1) 1452‒1457
U 80 Register der Pfennigzinse, der Fruchtzinse, Einkünfte und Güter des Konvents in St. Michels-In-
sel (Bern-Insel, Nr. 1)
1464




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S. 34*


U 81 Heischrodel des Ammanns der Stift (Bern II, Nr. 2) 1486
U 82 Zinsbuch des Stiftsschaffners zu Thun über die Einkünfte im Oberland (Bern II, Nr. 3) 1488‒1510
U 83 Schlafrodel der Stift über ihre Zinse und Gülten im Oberland (Bern II, Nr. 4) 1491
U 84 Zinsrodel des Stiftsschaffners zu Thun (Bern II, Nr. 5) 1493
U 85 Bern II, Rodel der Ablösungen von Anlagen von Kapitalien durch die Stift Bern. Urbar Nr. 32 1501‒1526
U 86 Zinsrodel des Stiftsschaffners zu Thun (Bern II, Nr. 6) 1507
U 87 Jahrzeitrödel der Stift (Bern II, Nr. 7) 1521
U 88 Prediger oder Dominikaner Zinsbuch (Bern I, Nr. 66) 1521‒1524
U 89 Jahrzeitrödel der Stift (Bern II, Nr. 8) 1524
U 90 Zinsrodel der Stiftsschaffnerei zu Thun (Bern II, Nr. 10) 1525
U 91 Zins- und Gültrodel der von Cantor Martin Läderach gestifteten Pfrund und Caplaney (Bern II,
Nr. 9)
1527
U 92 Bodenzins- und Zehnturbar des St. Johanniter-Hauses in Bern (Bern I, Nr. 42) 1529
U 93 Urbar der Zinsen und Zehnten, dem Hause Köniz zuständig (Bern III, Nr. 1) 1529
U 94 Urbar der Stiftreben zu Oberhofen, Hilterfingen und Spiez usw. (Bern II, Nr. 11) 1530
U 95 Urbar der bisherigen Stiftsschaffnereien Thun, Nieder-Simmental, Rüti b. Büren, Burgdorf, Rü-
derswil (Bern II, Nr. 12)
1530
U 96 Bodenzins-Urbar des St. Johannser-Hauses (Bern I, Nr. 44, 2 Ex.) 1531
U 97 Urbar der Einkünfte der Stift sowie ihrer sonstigen Rechtsame an Gerichten und Hölzern (Bern
II, Nr. 13)
1531
U 98 Rodel der vom Hause Fraubrunnen zum St. Johannser-Hause gelegten Zinse in der Gegend von
Bern und im Oberland (Bern I, Nr. 63)
1532
U 99 Urbar der ablösigen Pfennigzinse des Mushafens (Bern IV, Nr. 21) 1534
U 100 Bodenzins- und Zehnturbar (Bern-Insel, Nr. 2; 2 Ex.) 1534
U 101 Mushafen-Bodenzinsurbar Tom I und II (Bern IV, Nr. 1+2) 1535
U 102 Schlafrodel und Zinsbuch des grossen Almosens (= Mushafen) aus dem Urbarbuch genommen
(Bern IV, Nr. 3; id. U 101)
1535
U 103 Urbar etlicher Grundstücke und Güter zu Ober-Ostermundigen, Kirchgemeinde Bolligen
(Bern I, Nr. 36)
1537
U 104 Urbar der Renten, Gülten, Zinsen und Zehnten des Interlaken-Hauses in Bern (Bern I, Nr. 13) 1542
U 105 Bodenzinsurbar eines Gutes im Dorf Bümpliz (Bern I, Nr. 75) 1544 (Kopie
17. Jh.)
U 106 Bodenzinsurbar eines Lehengutes zu Jegenstorf (Bern-Insel, Nr. 70) 1551
U 107 Erkanntnis von Bodenzinsen zu Jetzkofen Ausserkrankenhaus (Nr. 251) 1553
U 108 Grund- und Bodenzinsurbar über die Besitzung Linden in der Kirchgemeinde Vechigen (Bern I,
Nr. 37)
1554
U 109 Köniz, Bodenzins- und Zehnturbar (Bern III, Nr. 2; 2 Ex.) 1554
U 110 Erkanntnis eines Bodenzinses auf dem Hof im freien Luterbach. Vechigen (Bern II, Nr. 85) 1563
U 111 Urbarbüchlein betreffend einen Bodenzins zu Urtenen (Bern-Insel, Nr. 681) 1565
U 112 Urbar über die Reben im Altenberg, dem Interlaknerhaus zuständig (Bern I, Nr. 85) 1575
U 113 Urbar eines Lehengutes zu Vechigen (Bern-Insel, Nr. 45) 1580‒1746
U 114 Neue Verzeichnung eines Lehengutes zu Oberlindach (Bern II, Nr. 96) 1599
U 115 Urbar des Grund- und Bodenzinses von Gütern zu Nieder-Wangen in der Herrschaft Bümpliz
(Bern II, Nr. 90)
1663
U 116 Pfrund-Urbar Vechigen 1745
2. Amt Konolfingen
U 117 Urbar über Zehnten der von Erlach in der Kirchhöre Grosshöchstetten (Nr. 6; dazu eine Kopie
von 1670)
1544/45
U 118 Urbar eines Lehengutes zu Reutenen (= Rütinen bei Zäziwil; Nr. 71) 1553
U 119 Urbar des Schultheissen Johannes Steiger (Archiv Steiger; dep. Burgerbibliothek Bern) 1559‒1579
Für p. 29‒86 (= Urbar Münsingen-Nieder-Wichtrach) besteht ein 2. Exemplar 1572
3. Amt Laupen
U 120 Rodel und Zinsbuch des Klosters Frauenkappelen (Nr. 40) 1434; 1528
U 121 Bekanntnisbuch der Zinsen und Gülten zu Biberen (Nr. 1) 1436




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S. 35*


U 122 Zinsbuch für W. und J. von Wippingen, die Herrschaften Murten und Laupen betreffend (Nr. 2) 1501
U 123 Zinsbuch der Herrschaft Laupen (Nr. 3) 1502
U 124 Zinsbuch der Herrschaft Laupen (Nr. 4) 1529
U 125 Laupen, Bodenzins-Urbar (Nr. 5) 1532
4. Amt Schwarzenburg
U 126 Zinsbuch der Herrschaft Grasburg (Nr. 1) 1484
U 127 Zinsrodel der Herrschaft Grasburg (Nr. 2) 1512
U 128 Urbar für das Haus Rüeggisberg über Zinse, Gülten und Zehnten zu Guggisberg und Schwarzen-
burg (Nr. 28)
1533‒1542
U 129 Grasburg (Schwarzenburg)-Urbar (Nr. 3; 2 Ex.) um 1533
U 130 Urbar der Herrschaft Grasburg (Nr. 5; 2 Ex.) 1591
5. Amt Seftigen
U 131 Urbar über Einkünfte und Güter der Herrschaft Belp (Nr. 1) 1520
U 132 Urbar für Augustin v. Luternau über Einkünfte in der Herrschaft Belp (Nr. 3) 1530
U 133 Urbar des Hauses Rüeggisberg Bände I und II (Nr. 9 und 10) um 1533
U 134 Erkanntnis über zwei Lehengüter zu Hermannswil und Hasli, Kirchgemeinde Thurnen (Nr. 18) 1593
6. Amt Signau
U 135 Urbar über die jährlichen Zinsen und Gülten, dem Schloss und Haus Signau zugehörig, die Jun-
ker Ludw. von Diessbach an Bern verkauft hat (Nrn. 1 und 2; 2 Ex. u. Konzept)
1530
U 136 Trub Urbar betreffend Renten und Gülten sowie Korn- und Heuzehnten des Hauses Trub
(Nr. 14; 2 Ex.)
1531
U 137 Urbar … der Herrschaft Signau mit den drei Gerichten Signau, Röthenbach und Biglen (Nr. 3) 1547
U 138 Heischrodel und Rechnungsbuch betreffend das Haus Trub (Nr. 15) um 1550
7. Amt Thun
U 139 Zinsrodel von Thun (Nr. 1; 2 Ex.) 1485
U 140 Verzeichnis einiger Güter der Stift von Bern zu Hilterfingen und Thun … (Nr. 321) 1519‒1523
U 141 Zinsrodel der Gemeinde Hilterfingen (Nr. 261b) 1523
U 142 Urbar über Bodenzinse des Interlakenhauses zu Thun (Nr. 19; 2 Ex.) um 1530
U 143 Reb-Urbar von Thun, Steffisburg, Oberhofen, Ansolmingen, Gunten, Aeschlen (Nr. 24) um 1530
U 144 Urbar der Herrschaft Thun (Nr. 3) 1531
U 145 Urbar über verliehene Güter der Erbschaft Scharnachthal zu Oberhofen, Hilterfingen usw.
(Nr. 26)
1542
U 146 Urbar über Herrschaft Pfennig- und Weinzinse (Nr. 261) 1542
U 147 Urbar der Stift von Bern über ihre Zehnten und Reben zu Hilterfingen und Oberhofen, nebst
Gütern zu Spiez und Beatenberg (Nr. 322)
1546
d) SEKTOR IV:
Ämter Frutigen, Saanen, Niedersimmental, Obersimmental
1. Amt Frutigen
U 148 Dominium und Bodenzinsurbar (Nr. 1 und Nr. 2) 1538
U 149 Schloss- und Pfrundurbar (Nr. 3) 1585
2. Amt Saanen
U 152 Urbar der Landschaft Saanen (Saanen, Gsteig, Lauenen; Gemeinde-Archiv Saanen) 1656
U 153 Urbar der «Schulbüechren der Haubt Kilchöri Sanen» (Gemeinde-Archiv Saanen) 1681




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S. 36*


3. Amt Niedersimmental
U 154 Urbar des Schlosses Wimmis (Nr. 1) 1543
4. Amt Obersimmental
U 155 Raronischer Zinsrodel für das Obersimmental (Nr. 1) 1451
U 156 Zinsbuch für das Obersimmental (Nr. 11) 1488
U 157 Zinsbuch für das Obersimmental (Nr. 2) 1502
U 158 Zinsbuch für das Obersimmental (Nr. 3) 1515
U 159 Zinsbuch für das ganze Land Obersimmental (Nr. 6) 1548
U 160 Urbar über Zehnten, Mühlen und Bergzinsen, Pfennigzinsen usw. im Obersimmental (Nr. 7) 1548
e) SEKTOR V:
Ämter Interlaken, Oberhasli
1. Amt Interlaken
U 161 Bodenzinsurbar (Nr. 1; 2 Ex.) 1535
U 162 Bodenzinsurbar (Nr. 2; 2 Ex.) 1611
U 162a Reben-Urbar (Nr. 3; 2 Ex.) 1622
2. Amt Oberhasli
U 163 Pfarrurbar Hasle Nr. 1 im Weissland (Pfrund Meiringen) 1578‒1726
U 164 Urbarium oder Underricht-Buch von dem Amt Oberhasslj (Nr. 1) 1753
U 164a Urbarien Amt Oberhasle (Nr. 1) 1825
f) WEITERE URBARE
1. Mannlehen-Urbare
U 165 Mannlehen-Urbar der Herrschaft Rümligen (Nr. 1) 1412
U 166 Mannlehen-Urbar Spiez (Nr. 2) 1488‒1514
U 167 Oberländische Mannlehen ‹Hinleichungen› (Nr. 1) 1497‒1521
U 168 Oberländische Mannlehen ‹Hinleichungen› (Nr. 6) 1524‒1593
U 168 Oberländische Mannlehen ‹Hinleichungen› (Nr. 2) um 1540
U 169 «Empfahenschafft-Buͦch» vom Amt Interlaken (Nr. 1) 1524‒1580
2. Urbarähnliche Bücher
U 170 Bümpliz Dokumentenbuch (auch ‹Bümpliz Urbar› genannt) (CIB, 72) ab 16. Jh.
U 171 Dokumentenbuch von Frutigen (Regestenwerke Nr. 95) 14.‒18. Jh.
U 172 Landbuch von Frutigen (Stadtbibliothek Thun) 1505ff.
U 173 Landbuch oder Urbahr der Landschafft Oberhasli (Original nicht erhalten; Vid. 1744) 14. und 15. Jh.




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S. 37*


B. Urkunden, Chroniken, kirchliche Dokumente u. ä.
(gedruckte Quellen werden mit ▲ bezeichnet)

A Amtsrechnungen aus dem Kanton Bern 16.‒18. Jh.
Ar Ausburger Rodel der Stadt Bern 1442‒1469, 1479‒1563
ArB Ausburger Rodel der Stadt Burgdorf 1440‒1520
Bod Samuel Bodmer, Marchenbuch, Bd. 1‒4, aufgenommen 1705‒1710, gezeichnet 1714‒1717 StAB 1705‒1710
C 1 Teutsch Spruch Buch der Stadt Bern (oberes Gewölbe) 1411‒1427
C 2 Teutsch Spruch Buch der Stadt Bern (unteres Gewölbe) 1417‒1475
C 3 Turmbücher, Criminal Proceduren (StAB B. IX) 16.‒18. Jh.
C 4 Chorgerichtsmanuale Oberhasli 17.‒19. Jh.
▲Ch 1 Chronik des Valerius Anshelm; hg. vom Hist. Ver. d. Kts. Bern; 6 Bände, Bern 1884‒1901 Anfang Stadt Bern
bis 1546/47
▲Ch 2 Beschreibung des Twingherrenstreites von Thüring Frickart; hg. von G. Studer, Basel 1877 1470
▲Ch 3 Johannis Gruyere narratio belli ducis Sabaudiae et Bernensium contra Friburgenses 1447/48; ed.
von P. Nikolaus Rädle, in: Quellen zur Schweizergeschichte 1, Basel 1877, S. 299‒318
1447/48
▲Ch 4 Chronik des Konrad Justinger; hg. von G. Studer, Bern 1871 Anfang Stadt Bern
bis 1421
▲Ch 5 Chronik des Diebold Schilling; hg. von G. Tobler, Bern 1901 1468‒1484
▲Ch 6 Stretlinger Chronik des Elogius Kiburger; hg. von J. Baechtold und F. Vetter, Frauenfeld 1877 Mitte 15. Jh.
▲Ch 7 Chronik des Bendicht Tschachtlan und Heinrich Dittlinger; hg. von G. Studer, Basel 1877 1424‒1470
▲FRB Fontes Rerum Bernensium; 10 Bände, Bern 1877‒1956 3. Jh. v. Chr. bis
1390
Jv Sammlung M. Javet, Ober- und Untersteckholz 1958
▲K 1 Älteres und jüngeres Jahrzeitbuch von Oberbalm; Archiv d. Hist. Ver. d. Kts. Bern, Bd. XIX,
Bern 1908
1423; 1482
K 2 Jahrzeitbuch der Kirche von Scherzligen (Stadtarchiv Thun) 15. Jh.
▲K 3 Das Jahrzeitbuch von Worb; Archiv d. Hist. Ver. d. Kts. Bern, Bd. IX, Bern 1876 1492
▲K 4 Die Regesten des Frauenklosters Fraubrunnen; bearb. von J. J. Amiet, in: Die Regesten der Ar-
chive in der Schweiz. Eidgenossenschaft, 2. Band, Chur 1854
1246‒1534
▲K 5 Jahrzeitenrodel der Augustiner und Augustinerinnen von Interlaken; Archiv d. Hist. Ver. d. Kts.
Bern, Bd. VII, Bern 1871
um 1350
▲K 6 Älteres Jahrzeitbuch von Jegistorf; Archiv d. Hist. Ver. d. Kts. Bern, Bd. VII, Bern 1871 um 1400
▲K 7 Das erste bernische Pfrundbuch; Archiv d. Hist. Ver. d. Kts. Bern, Bd. XXIX, Bern 1928 nach 1545
K 8 Jahrzeitbuch des Klosters St. Urban (Staatsarchiv Luzern; tw. veröffentlicht im «Geschichts-
freund» (Bd. 16, 26) und in den Necrologia der Monumenta Germ. Historica, Bd. 1, Berlin 1888)
1390
▲K 9 Visitationsbericht des Bisthums Lausanne bernischen Anteils; Archiv d. Hist. Ver. d. Kts. Bern,
Bd. I, Bern 1848
1453
▲K 9a Die Lausanner Kirchenvisitation von 1416/17; Archiv d. Hist. Ver. d. Kts. Bern, Bd. XVI, Bern
1902
1416/17
K 10 Cartulaire du prieuré de Ruggisberg (Kts.- und Universitätsbibl. Freiburg i. Ue.) 1392; 1425; 1487
▲K 11 Das Jahrzeitenbuch von Büren a. A.; Archiv d. Hist. Ver. d. Kts. Bern, Bd. XXXI, Bern 1932 1481
▲M Alte Missiven; hg. von F. E. Welti, Bern 1912 1444‒1448
▲MR Mémoires et documents publiés par la Société d'histoire de la Suisse romande 1838ff.
MW Sammlung Rob. Marti-Wehren, Orts- und Flurnamen in der Landschaft Saanen 1924
N Nachträge zu den Fontes Rerum Bernensium bis 14. Jh.
P Pläne im Berner Staatsarchiv bis 20. Jh.
▲Qw Quellenwerk zur Entstehung der Schweiz. Eidgenossenschaft
Abt. I, Urkunden, Bd. 1, Aarau 1933 bis Ende 1291
Abt. II, Urbare und Rodel, Bd. 2: Engelberger Urbar, Aarau 1943 bis 1400
▲Qs Quellen zur Schweizergeschichte, Basel 1877ff.
Bd. 14 Das habsburgische Urbar, Basel 1894 1303‒1307
Bd. 15 Das Kiburger Urbar, Basel 1899; Registerband Basel 1904 1250‒1256
▲R 1 Die drei ältesten Bieler Stadtrechnungen (E. Meyer), Aarau 1937 1390/91
1399/1400
▲R 2 Die Tellbücher der Stadt Bern aus dem Jahre 1389 (F. E. Welti), Archiv d. Hist. Ver. d. Kts. Bern,
Bd. XIV, Bern 1896
1389




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S. 38*


▲R 3 Die Stadtrechnungen von Bern (F. E. Welti), Bern 1896; 1904 1375‒1384
1430‒1452
Reg Region-Buch des Freystaates und Republic Bern (elf Foliobände) 1782‒1784
▲Rq Rechtsquellen des Kantons Bern 1218ff.
▲Rq 1 Stadtrechte (F. E. Welti, H. Rennefahrt), Aarau 1902ff.
▲Rq 2 Obersimmental (L. S. v. Tscharner), Aarau 1912
▲Rq 3 Niedersimmental (L. S. v. Tscharner), Aarau 1915
▲Rq 4 Frutigen (H. Rennefahrt), Aarau 1937
▲Rq 5 Saanen (H. Rennefahrt), Aarau 1942
▲Rq 6 Konolfingen (E. Werder), Aarau 1950
▲Rq 7 Laupen (H. Rennefahrt), Aarau 1952
▲Rq 8 Interlaken/Unterseen (M. Graf-Fuchs), Aarau 1957
Ry Gehöfte Verzeichnis von Vechigen; V. D. M. David Rytz 1764
S Sammlung K. L. Schmalz, Bolligen 1965
Sch Thomas Schoͤpfius, Inclytae Bernatum urbis 1577
St Sammlung K. Stocker, Boltigen 1969
▲UBS Das bernisch-solothurnische Urbar (Rudolf Baumgartner), Solothurn 1938 1423
Ud Älteres Udelbuch der Stadt Bern 1389‒1460
Uk 1 «Allerhand Bedenken» Sammlung von einzelnen Quellenstücken 12.‒20. Jh.
Uk 2 Pergament- und Papierurkunden im Staatsarchiv Bern 12.‒15. Jh.
UP «Unnütze Papiere» im Staatsarchiv Bern 14.‒18. Jh.
▲US Solothurner Urkundenbuch Bd. 1 (Ambros Kocher), Solothurn 1952 742‒1245
▲UT Die Urkunden der historischen Abteilung des Stadtarchivs Thun (C. Huber), Thun 1931 1236‒1819
V 1 Extenta reddituum castri Vanelli (Transkriptionen von J. R. D. Zwahlen 1947 und J.-P. Chapuisat
1959)
Original im Staatsarchiv Lausanne
1312
V 2 Extenta terrarum et reddituum castri Vanelli (Zwahlen und Chapuisat)
Original im Staatsarchiv Lausanne
1324
V 3 Extractus extente nove de redditibus castellanie de Vanello (Zwahlen)
Original im Staatsarchiv Freiburg i. Ue.
1355
V 4 Zinsrodel von Vanel (Zwahlen und Chapuisat)
Original im Staatsarchiv Lausanne
etwa 1360

C. Sekundärliteratur

ASV Atlas der schweizerischen Volkskunde, begründet von Paul Geiger und Richard Weiss, Basel 1950ff.

Bach, Dt. Nkde. Adolf Bach, Deutsche Namenkunde


Bd. 1 Die deutschen Personennamen, Heidelberg 1952 und 1953


Bd. 2 Die deutschen Ortsnamen, Heidelberg 1953 und 1954


Bd. 3 Registerband, bearb. von Dieter Berger, Heidelberg 1956

Bair. Wb. J. A. Schmeller und G. K. Fromann, Bayerisches Wörterbuch, München 1872‒1877

Bärtschi Alfred Bärtschi, Aus der Geschichte einer Berggemeinde (Adelboden), Bern 19341, 19732

Baumgartner Heinrich Baumgartner, Stadtmundart / Stadt- und Landmundart, Bern 1940

Bloch/Wartburg O. Bloch/W. v. Wartburg, Dictionnaire étymologique de la langue française, Paris 1968


BNF Beiträge zur Namenforschung, Neue Folge, hg. von Rudolf Schützeichel in Verbindung mit Ernst Dik-
kenmann und Jürgen Untermann, Heidelberg 1966ff.

Bosshard Hans Heinrich Bosshard, Mundartnamen von Bäumen und Sträuchern in der deutschsprachigen Schweiz
und im Fürstentum Liechtenstein, Zürich 1978

Brandstetter Josef Leopold Brandstetter, Beiträge zur schweizerischen Ortsnamenkunde, in: Geschichtsfreund Nr. 42,
44, 51, 55, 59, 60, 62, 67; 1887ff.

Braune/Eggers Wilhelm Braune/Hans Eggers, Althochdeutsche Grammatik, Tübingen 1975

Bruckner Wilhelm Bruckner, Schweizerische Ortsnamenkunde, Eine Einführung, Basel 1945


BSG Beiträge zur schweizerdeutschen Grammatik, hg. von Albert Bachmann, Bände 1‒20, Frauenfeld
1910‒1941

BSM Beiträge zur schweizerdeutschen Mundartforschung, hg. von Rudolf Hotzenköcherle, Bd. 1ff., Frauen-
feld 1950ff.

Bu Fritz Burkhalter, Die Orts- und Flurnamen der Gemeinde Belp, Belp 1968





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S. 39*

Buck M. R. Buck, Oberdeutsches Flurnamenbuch, Bayreuth 19312 (18801)


BzN Beiträge zur Namenforschung, hg. von Hans Krahe in Verbindung mit Ernst Dickenmann, Heidelberg
1949‒1965; Register Heidelberg 1969

D s. Durheim


DRG Dicziunari rumantsch-grischun, publichà de la Società retorumantscha, fundà da R. von Planta e Florian
Melcher, Chur 1939ff.

Durheim Carl Jakob Durheim, Die Ortschaften des eidgenössischen Freistaates Bern


Bd. 1 Verzeichnis nach den Amtsbezirken usw., Bern 1838


Bd. 2 Register der Ortschaften und Alpen, Bern 1838


Bd. 3 Supplement., Bern 1845

DWB Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854ff. (Band Z, Leipzig 1954)

Els. Wb. Ernst Martin und Hans Lienhart, Wörterbuch der elsässischen Mundarten, Strassburg 1899‒1907

FEW Walther von Wartburg, Französisches Etymologisches Wörterbuch, Bonn 1928ff.

Fm s. Förstemann

FNB Familiennamenbuch der Schweiz, zweite, erweiterte Auflage, 6 Bände, Zürich 1968‒1971

Förstemann Ernst Förstemann, Altdeutsches Namenbuch


Bd. 1 Personennamen, München 1966 (Nachdruck der 2. Auflage 1900)


Bd. 2 Ortsnamen, München 1967 (Nachdruck der 3. Auflage 1913)


Henning Kaufmann, Ergänzungsband zu E. Förstemann, Personennamen, München 1968

Fr s. Friedli

Friedli Emanuel Friedli, Bärndütsch als Spiegel bernischen Volkstums


Bd. 1 Lützelflüh, Bern 1905


Bd. 2 Grindelwald, Bern 1908


Bd. 3 Guggisberg, Bern 1911


Bd. 4 Ins, Bern 1914


Bd. 5 Twann, Bern 1922


Bd. 6 Aarwangen, Bern 1925


Bd. 7 Saanen, Bern 1927

Gatschet A. Gatschet, Ortsetymologische Forschungen als Beiträge zu einer Toponomastik der Schweiz, Bern 1867

Glatthard, Aare/Saane Peter Glatthard, Ortsnamen zwischen Aare und Saane, Bern 1977

Glatthard, Oberhasli Peter Glatthard, Dialektologisch-volkskundliche Probleme im Oberhasli, Bern 1981

Gloss. Glossaire des patois de la Suisse romande, Neuchâtel 1924ff.


GLS Geographisches Lexikon der Schweiz, hg. von Ch. Knapp u. a.; 7 Bände und Suppl., Neuenburg
1902‒1910

Götze Alfred Götze, Frühneuhochdeutsches Glossar, Berlin 1967

GPSR s. Gloss.


Graff E. G. Graff, Althochdeutscher Sprachschatz oder Wörterbuch der althochdeutschen Sprache, 6 Bände,
Berlin 1834‒1842

Greule A. Greule, Vor- und frühgermanische Flussnamen am Oberrhein, Heidelberg 1973

Grosjean, Kat. Kantonaler Karten- und Plankatalog Bern, bearb. von G. Grosjean, Bern 1960

Guex Jules Guex, La montagne et ses noms, Lausanne 1946


HBLS Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, hg. von H. Thürler u. a.; 7 Bände und Suppl., Neuenburg
1921‒1934

HM s. Howald/Meyer

HOB Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, München 1952ff.

Hodler W. O. F. Hodler, Beiträge zur Wortbildung und Wortbedeutung im Berndeutschen, Bern 1911

Holder Alfred Holder, Alt-celtischer Sprachschatz, 3 Bände, Graz 1961‒1962 (Nachdruck von 1896, 1904, 1907)


Howald/Meyer Ernst Howald und Ernst Meyer, Die römische Schweiz, Texte und Inschriften mit Übersetzung, Zürich
1940

Hubschm., Burgd. J. U. Hubschmied, Über Ortsnamen des Amtes Burgdorf und der Gemeinden Bätterkinden und Utzen-
storf, Heimatbuch Burgdorf, Bd. II, 1938

Hubschm., Frut. J. U. Hubschmied, Über Ortsnamen des Amtes Frutigen, hg. von der Heimatkunde-Vereinigung Frutigen
1940

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J s. Jahn





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Jaccard H. Jaccard, Essai de toponymie; origine des lieux habités et des lieux dits de la Suisse romande. Mém. et
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Jahn, Chr. Albert Jahn, Chronik oder … Beschreibung des Kantons Bern alten Theils, Bern/Zürich 1857

Kluge, Etym. Wb. Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch, Berlin 1910, 1963, 1975

Krieger Albert Krieger, Topographisches Wörterbuch des Grossherzogtums Baden, Heidelberg


Bd. I 1904


Bd. II 1905

L s. Leu

Le J. Leuenberger, Chronik des Amtes Bipp, 1904


Leu Hans Jacob Leu, Allgemeines, Helvetisches, Eydgenössisches oder Schweitzerisches Lexicon; 20 Bde., Zü-
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Lex. Matthias Lexer, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, 3 Bände, Stuttgart 1970 (Nachdruck Leipzig
1872‒1878)

Moser Virgil Moser, Frühneuhochdeutsche Grammatik


Bd. 1 Hälfte 1, Heidelberg 1929


Bd. 3 Teil 3/2, Heidelberg 1951

Mülinen Egbert Friedrich von Mülinen, Beiträge zur Heimathkunde des Kantons Bern


Heft 1 Oberland und Emmental, Bern 1879


Heft 2‒4 Mittelland, Bern 1880, 1881, 1883


Heft 5 Oberaargau, Bern 1890


Heft 6 (fortgesetzt von W. F. v. Mülinen) Das Seeland, Bern 1893

Müller, Obw. Hugo Müller, Obwaldner Namenbuch, Sarnen 1952

Oettli Paul Oettli, Deutschschweizerische Ortsnamen, Erlenbach-Zürich 1945


ONB Ortsnamenbuch des Kantons Bern (alter Kantonsteil), begründet von Paul Zinsli. I: Dokumentation und
Deutung, hg. von Paul Zinsli in Zusammenarbeit mit Rudolf Ramseyer und Peter Glatthard, 1. Teil: A‒F,
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Onoma Onoma, Bibliographical and Information Bulletin published with the assistance of UNESCO, the Belgian
government and the «Fondation universitaire» (Belgium), Leuven (Belgium) 1950ff.

Ortsbuch Ortsbuch der Schweiz, hg. von der Generaldirektion PTT, Bern 1928

Ortslexikon Neues Schweizerisches Ortslexikon, München und Luzern 1983

Paul/Moser/Schröbler H. Paul/H. Moser/I. Schröbler, Mittelhochdeutsche Grammatik, Tübingen 1975


Rebmann Hans Rudolf Rebmann, Ein Lustig und Ernsthafft Poetisch Gastmal und Gespräch zweyer Bergen …
nemlich des Niesens unnd Stockhorns 1605, gedruckt zu Bern 1620

REW Wilhelm Meyer-Lübke, Romanisches Etymologisches Wörterbuch, Heidelberg 19353

Rm s. Rebmann

RNB Robert von Planta und Andrea Schorta, Rätisches Namenbuch


Bd. 1 Materialien, Bern 1939


Bd. 2 Etymologien, bearb. von A. Schorta, Bern 1964


Roth Bruno Roth, Die romanisch-deutsche Sprachgrenze im Murtengebiet während des XV. Jahrhunderts.
Freiburger Geschichtsblätter, Bd. 35, Freiburg 1965

Rutishauser Jörg Rutishauser, Die Namen der laufenden Gewässer im Bezirk Winterthur, Winterthur 1967

SA Topographischer Atlas der Schweiz, Siegfried-Atlas


SAC Jahrbuch des Schweizer Alpen-Club, 1864‒1924; Fortsetzung als «Monatsschrift des Schweizer Alpen-
club» unter dem Titel «Die Alpen», Bern 1925ff.

SAVk Schweizerisches Archiv für Volkskunde, Zürich 1897ff.

Schmid Bernhard Schmid, Das Cistercienserkloster Frienisberg (Aurora) und seine Grundherrschaft, Bern 1936

Schützeichel R. Schützeichel, Althochdeutsches Wörterbuch, Tübingen 1969


Schwäb. Wb. Hermann Fischer, Schwäbisches Wörterbuch, zu Ende geführt von Wilhelm Pfleiderer, Tübingen
1904‒1936

Schweingruber 1949 Max Schweingruber, Siedelungs- und Flurnamen der Gemeinde Krauchthal, Langnau 1949


Schweingruber 1971 Max Schweingruber, Die Flur- und Siedelungsnamen der Gemeinde Krauchthal (mit Ortsgemeinde Lin-
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SDS Sprachatlas der deutschen Schweiz, hg. von Rudolf Hotzenköcherle, Bern 1962ff.


SGNB St. Galler Namenbuch. Romanistische Reihe, hg. von der Arbeitsgemeinschaft für ein St. Galler Namen-
buch

Bd. 2 Wartau, Chur 1981


Bd. 3 Buchs und Sevelen, Buchs 1983





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S. 41*


SLA Studia Linguistica Alemannica, Forschungen zum alemannischen Sprachraum, hg. von Stefan Sondereg-
ger, Band 1ff., Frauenfeld 1973ff.

Socin Adolf Socin, Mittelhochdeutsches Namenbuch, Darmstadt 1966 (Nachdruck Basel 1903)

SOH Studia Onomastica Helvetica, hg. von Stefan Sonderegger, Arbon 1983ff.

Sonderegger, Appenzell Stefan Sonderegger, Die Orts- und Flurnamen des Landes Appenzell


Bd. 1 Grammatische Darstellung, Frauenfeld 1958 (BSM VIII)


SuD Sprache und Dichtung, Sonderreihe: Berner Arbeiten zur Dialektologie und Volkskunde, hg. von Paul
Zinsli, Bern 1959ff.

Stähelin Felix Stähelin, Die Schweiz in römischer Zeit, Basel 19483

Stalder, Id. Franz Josef Stalder, Versuch eines Schweizerischen Idiotikon, 2 Bände, Aarau 1812

Stoffel Georg Stoffel, Topographisches Wörterbuch des Ober-Elsasses, Mülhausen 1974 (Neudruck von 1876)

Stricker Hans Stricker, Die romanischen Orts- und Flurnamen von Grabs, Zürich 1974

Vorarlb. Wb. Leo Jutz, Vorarlbergisches Wörterbuch mit Einschluss des Fürstentums Liechtenstein, Wien 1960‒1965

VR Vox Romanica, Annales Helvetici explorandis linguis Romanicis destinati, Zürich/Bern 1936ff.

Ad. Wäber, Die Bergnamen des Berner Oberlandes vor dem 19. Jh.; Jahrbuch des SAC 28, 1892/93

Wäger Franz Wäger, Geschichte des Cluniac enser Priorates Rüeggisberg, Diss. Freiburg 1917

We Berchtold Weber, Historisch-topographisches Lexikon der Stadt Bern, Bern 1976


Weigold H. Weigold, Untersuchungen zur Sprachgrenze am Nordufer des Bielersees auf Grund der lokalen Orts-
und Flurnamen, Diss. Zürich 1943 (Teildruck); Rom. Helv. 24 (1948)

Wg s. Weigold

Wilmanns W. Wilmanns, Deutsche Grammatik; Gotisch, Alt-, Mittel- und Neuhochdeutsch


Abt. 1 Lautlehre, Strassburg 18972


Abt. 2 Wortbildung, Berlin und Leipzig 18992


Abt. 3 Flexion, 1/2, Strassburg 19062/19092


(Neudruck Berlin 1967)

Z s. Zimmerli

ZDL Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik, Bd. 36ff., Wiesbaden 1969ff.

ZFM Zeitschrift für Mundartforschung, Bd. 11‒35, Halle/Wiesbaden 1935‒1968

Zihlmann, Gettnau Josef Zihlmann, Die Hof- und Flurnamen der Gemeinde Gettnau, Luzern 1968

Zihlmann, Pfaffnau Josef Zihlmann, Das Pfaffnauer Namenbuch, Luzern 1979

Zimmerli J. Zimmerli, Die deutsch-französische Sprachgrenze


Teil I Jura, 1891


Teil II Die Sprachgrenze im Mittelland, in den Freiburger-, Waadtländer- und Berneralpen, Basel und
Genf 1895

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Zinsli, Gr. u. Gr. Paul Zinsli, Grund und Grat. Die Bergwelt im Spiegel der schweizerdeutschen Alpenmundarten, Bern
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Zinsli, Ortsnamen Paul Zinsli, Ortsnamen, Strukturen und Schichten in den Siedlungs- und Flurnamen der deutschen
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Zinsli, Walser Volkstum Paul Zinsli, Walser Volkstum in der Schweiz, in Vorarlberg, Liechtenstein und Piemont, Frauenfeld 19865


Zinsli, Südwalser Paul Zinsli, Südwalser Namengut. Die deutschen Orts- und Flurnamen der ennetbirgischen Walsersied-
lungen in Bosco-Gurin und im Piemont, Bern 1984

ZONF/ZNF Zeitschrift für (Orts-)Namenforschung, hg. von Joseph Schnetz, München und Berlin 1925ff.

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Zw Jan R. D. Zwahlen, Rechtsgeschichte der Landschaft Saanen, Gravenhage 1947

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S. 42*


SACHGLOSSAR

Alp f. Hochgelegene Bergweide, meist mit
Gebäuden, besonders zur Sömmerung
des Viehs.

Alpweide f. Teil einer Alp; s. Weide.


Bäuert f. Wirtschaftlich mehr oder weniger selb-
ständige Fraktion einer politischen Ge-
meinde, meist mit eigenem Grundbe-
sitz an Alpen, Wäldern und Allmend
und dem Recht, Steuern einzuziehen.
Ihre Aufgaben umfassen vor allem die
Besitzverwaltung, den Bau und Unter-
halt von Strassen und von Schulanla-
gen. Im Berner Oberland bestehen in-
nerhalb politischer Gemeinden eine bis
acht Bäuerten.

Bäuerliche Genossenschaft zur gemein-
samen Nutzung von Wald und Weide.


Berg m. Neben der nhd. Bedeutung ‹Berggipfel›
im alpwirtschaftlichen Bereich weitge-
hend identisch mit Alp.

In eingeschränktem Sinn: unter der ei-
gentlichen Alpenregion gelegene, ein-
gehegte, oft auch gedüngte Bergwiese.

Bergheimet n. s. Heimet.

Bergmahd n. s. Heumahd.


Boden m. Kleinere Ebene im sonst hügeligen oder
steilen Gebiet; Wiesengrund, Bergter-
rasse, kleinere Hochfläche.

Burgergemeinde f. Geschichtlich gewachsene, wirtschaft-
lich bedingte Gemeinde alteingesesse-
ner Familien mit Heimatrecht am Ort.
Die Burgergemeinde verwaltet in der
Regel einen beträchtlichen Besitz an
Wald und Allmend.

Bürt f. s. Bäuert.


Fang m. Eingefriedetes, eingezäuntes Stück
Land. Synonyme: In-fang, Bi-fang m.

Felsband n. s. Grasband.

Felssporn m. Kleine, hervorstehende Felszacke.


Felsstock m. Massig-breite felsige Höhe, die sich ke-
gelförmig erhebt.

Fettwiese f. Gedüngte und damit grasreiche Wiese.
Gegensatz: Magerwiese.

Geländesattel m. Senke zwischen Höhen.


Gemeinde f. Politische Einwohnergemeinde mit ei-
gener Verwaltung; umfasst sowohl Bur-
ger (s. Burgergemeinde) wie Einwoh-
ner; s. auch Kirch- und Schulgemeinde.

Grasband n. Schmaler, horizontal verlaufender, ge-
legentlich als Fusssteig dienender Ab-
satz im Felsgebiet, zum Teil kümmer-
lich mit Gras bewachsen.

Grat m. Langgezogene, schmale und höchste
Bergkante.
@@



Gut n. Grundbesitz; Grundstück meist mit
Scheune und Stall. Lokale Bedeutungs-
varianten: Wiesland im Gegensatz zu
Allmend, Berg oder Alp.

Grund und Boden ohne Haus im Ge-
gensatz zu Heimet.


Privates Wies- oder Ackerland im Ge-
gensatz zu Gemeinde-, Burger- oder
Bäuertland.


Hangterrasse f. Schmales, horizontal verlaufendes Ge-
lände im Hang.

Heimet n. Heimwesen mit Kulturland und Wald;
Besitz an Haus und Hof.

Heimgut n. Weitgehend identisch mit Heimet.

Heimwesen n. s. Heimet.

Heugut n. s. Wintergut.


Heumahd n. Fläche, wo das Gras gemäht wird, im
Gegensatz zur Weide, wo man es abwei-
den lässt.

Besonders im Gebirge: magere, im Jahr
nur einmal gemähte, nicht gedüngte
Wiese an Berghängen.


Heuschleif m. Baumfreie Schneise oder Weg, wo das
Heu zu Tale gezogen wird.

Hof m. Bauerngut, Bauernhof; umfasst 30‒50
Jucharten Land und die zur Bewirt-
schaftung notwendigen Gebäulichkeit-
ten.

Hofstatt f. Hofstätte; Platz, auf dem ein Hof mit
Garten steht; ländliches Heimwesen
mit Umschwung.

Hostet f. Mit Obstbäumen bestandene Wiese;
Baumgarten um den Hof.

Hube f. 40‒48 Jucharten Kulturland. Eine
Hube besteht aus drei bis vier Schuppo-
sen.

Hubel m. Breit gerundete Anhöhe.

Hueb f. s. Hube.


Jucharte f. Altes Flächenmass von unterschiedli-
cher Grösse; ursprünglich für das Ak-
kerland verwendet, später auch für
Wald und Rebgebiet; 31,5‒36 Aren um-
fassend.

Känel m. Rinnenförmige Vertiefung im Ge-
lände.

Kirchgemeinde f. Vereinigung von Einwohnern, die der
betreffenden Landeskirche angehören.
In der Regel besteht für jede Kirchge-
meinde eine ordentliche Pfarrstelle.
Räumlich bestehen innerhalb einer po-
litischen Gemeinde eine bis mehrere
Kirchgemeinden; umgekehrt können
auch mehrere politische Gemeinden
eine Kirchgemeinde bilden.




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S. 43*


Kuhheimet n. Kleiner Bauernhof, auf dem bloss eine
oder zwei Kühe gehalten werden.

Kulturland n. Landwirtschaftlich nutzbares Acker-
und Wiesland.

Kuppe f. Buckel, Erhöhung im Gelände.

Läger n. s. Stafel.


Lawinenhang m. Baumfreier Hang, über den jeden Win-
ter mindestens einmal eine Lawine hin-
unterfährt.

Lehengut n. Einem Pächter gegen Zins zur Bewirt-
schaftung auf eine bestimmte Zeit über-
lassenes Heimet.

Magerwiese f. Wiese, die nicht gedüngt wird. Gegen-
satz: Fettwiese.

Mahd n. s. Heumahd.

Maiensäss n. s. Vorsass.

Matte f. s. Wiese.


Mulde f. Wannenförmige Eintiefung im Ge-
lände.

Rebgebiet n. Besteht aus mehreren Rebstücken.


Rebstück n. Grundstück, Parzelle mit Reben be-
pflanzt.

Runse f. Tiefe Schlucht oder ein mit Gehölz be-
standener wasserloser Einschnitt. Im
Gebirge: Wildbach, Schlammlawine
und das Bett, das sich diese den Hang
hinunter ausgefressen haben.

Schafalp f. Sehr hoch gelegene, steile und wilde
Alp, die nur für Schafe geeignet ist.

Schattstall m. Alpgebäude, dient vor allem dem Jung-
vieh als Unterkunft, ohne Hirtenwoh-
nung oder andere Unterkunftsmöglich-
keit für das Alppersonal.

Scheuer f. s. Scheune.


Scheuergut n. Wiese mit Scheune, in der das Heu gela-
gert wird.

Scheuermatt f. Identisch mit Scheuergut; s. Scheune.


Scheune f. Ökonomiegebäude; im Berner Ober-
land mit Heuraum und Stall.

Schneefluchtweide f. Tiefer oder geschützt gelegene Weide,
wohin man mit dem Vieh flüchtet,
wenn die Alp während des Sommers
vorübergehend beschneit wird.

Schulgemeinde f. Vereinigung von Einwohnern zum Un-
terhalt einer Schule. Eine politische Ge-
meinde kann aus mehreren Schulge-
meinden bestehen; umgekehrt können
mehrere politische Gemeinden eine
Schulgemeinde bilden.

Schuppose f. Altes Flächenmass von 10‒12 Juchar-
ten; ungefähr der vierte Teil einer
Hube.

Schür f. s. Scheune.

@@



Sennhütte f. Gebäude auf der Alp, in dem die Milch
verarbeitet wird.

Stafel m. n. Ursprünglich eine ebene Stelle auf der
Alp, wo das Vieh lagert (Läger) und ge-
molken wird. Heute besiedelter Alpbo-
den: Weidegebiet mit Sennhütte, Stall,
Käsespeicher.

Streuegebiet n. Gebiet, das mit Riedgras verschieden-
ster Arten bewachsen ist, welches als
Viehstreue im Stall verwendet, selten
auch als gröbste Sorte Heu und Emd
(Streuheu) verfüttert wird.

Talalp f. Alpbetrieb in einem hochgelegenen
Bergtal.

Talgut f. Identisch mit Heimet.


Vorsass f. n. Scheune, Stall und kleine Behausung
unmittelbar unterhalb der Alp, also hö-
her als das Wintergut gelegen. Früh-
lings- und Herbstweide. Das hier ge-
wonnene Heu dient als Überbrückungs-
futter bei Schnee- und Kälteeinbrü-
chen. Identisch mit Voralp, Vorweid,
Maiensäss.

Weide f. Grasfläche, die nicht gemäht wird, son-
dern dem Vieh zur Nahrungssuche of-
fensteht.

Weiler m. Siedlung; kleine Gruppe von Häusern.


Wiese f. Ebene Grasfläche, besonders im Tal-
grund, die das Heu für den Winter lie-
fert, daher dem Viehtrieb nicht oder
nur im Herbst geöffnet wird.

Wildheugebiet n. Hochgelegener, steiler und schwer zu-
gänglicher Grashang in zum Teil felsi-
gem Gebiet über den Alpweiden, wo
das Wildheu gewonnen und im Winter
auf verschiedene Arten zu Tal gebracht
wurde.

Wintergut n. Scheune und Stall, meist ohne Behau-
sung, zwischen Vorsass und Talgut. Von
diesem aus wird auf dem Wintergut
Heu, zum Teil auch Emd gewonnen.
Das Vieh weidet hier im Herbst und
atzt während eines Teils des Winters
das Heu im Stall.

Winterheimet n. Ganzjährig bewirtschaftetes Heimet
um 1000 Meter über Meer gelegen, vor-
wiegend mit Viehzucht und Milchwirt-
schaft. Im Sommer wird meist mehr
Vieh gehalten als im Winter.

Zug m. Steile, meist begraste Rinne, welche die
Lawine den Abhang senkrecht hinab
gebrochen und ausgeschürft hat.




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S. 44*


ABKÜRZUNGEN

a., ä. alt, älter

Abl. Ableitung

alem. alemannisch

ahd. althochdeutsch

Anm. Anmerkung

Appell./appell. Appellativ/appellativisch

Art. Artikel

asächs. altsächsisch

Bed. Bedeutung

Bs(s)., Bsp. Beispiel(e)

Bel. Beleg

BW Bestimmungswort

Bez. Bezeichnung

dt. deutsch

Dim./dim. Diminutiv/diminutivisch

engl. englisch

Ezgeb. Einzelgebäude

Etym./etym. Etymologie/etymologisch

FN(N) Familienname(n)

FWi. Fettwiese

FLN(N) Flurname(n)

frkpr. frankoprovenzalisch

frz. französisch

gall. gallisch

gallorom. galloromanisch

Gde. Gemeinde

got. gotisch

Gwp. Gewährsperson

GW Grundwort

Ha. Haus

hd. hochdeutsch

Hei. Heimet‒Heimwesen‒Hof

hg. herausgegeben

id. identisch

Id. Idiotikon

idg. indogermanisch

it. italienisch

Jb. Jahrbuch

@@



Jhd., Jh. Jahrhundert

K. Kulturland

kelt. keltisch

Kzf. Kurzform

lat. lateinisch

LK Landeskarte der Schweiz

lomb. lombardisch

MWi. Magerwiese

mhd. mittelhochdeutsch

Mda(a). Mundart(en)

mdal. mundartlich

Nbf., Nbform Nebenform

nhd. neuhochdeutsch

nd. niederdeutsch

ON(N) Ortsname(n)

PN(N) Personenname(n)

Präp. Präposition

RA(A) Redensart(en)

rätor. rätoromanisch

rom. romanisch

schwzd. schweizerdeutsch

s. d. siehe dies

StAB Staatsarchiv Bern

Syn. Synonym

ÜN Übername

ungebr. ungebräuchlich

urk. urkundlich

vz. vereinzelt

vgl. vergleiche

vwdt. verwandt

Verz. Verzeichnis

Wa. Wald

Wei. Weide

wgerm. westgermanisch

Wi. Wiese

Wb. Wörterbuch

Wz. Wurzel

Zus(s). Zusammensetzung(en)


SIGNATUREN

* erschlossene, rekonstruierte Lautform

> wird zu

< entstanden aus

? unsicher, fraglich

ausgestorbene, nur urkundliche Namen werden hinter dem Stichwort mit † bezeichnet


[ ] vermutliche Fehlschreibungen in den urkundlichen Belegen und Namenformen aus gefälschten Urkunden werden in ek-
kige Klammern gesetzt

~ () Wiederholt eine vorausgehende Namenform oder ein Namenglied

/ derselbe Namenbereich erstreckt sich über mehr als ein Gemeindegebiet: louwigraben V Gadm./Gutt.

Amtliche Form





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@@1@

DOKUMENTATION
UND DEUTUNG




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@@1@



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Sp. 1


G

Gab-/Gäb-

B) aa) Zweÿ meder matten … stossent … an die morgen
gabs achern 1551U32 I Bellm.; ein dritteil eines pletzlis Jn
der morgengab 1534U97, das morgengab 1535U101 III
Ndwicht.; von dem gutt genant die morgentgab 1502U157
IV Bolt.; d morgəgāb (kl. Haus) IV Kanderst. Gastern-
tal; d mo᪷rgəgāb (Hei.), auf Morgengab (Haus) 1838D IV
Reich. Faltschen; in dər morgəkāb (Talstück, Häuser), in
der Morgengab (Häuser) 1838D V Ltbr. Stech.

ad) in petia dicta die Vorgäben (Rebgebiet) 1388 I Lig.;
u᪷f dər fōrgāb (4 Hei.), auf der Vorgab 1712MW, 1838D IV
Lau.

b) dər ge᪸baxər (; K. in Mulde) III Längenb.; heist
der gaͤbennacher (K.) 1533U133 III Rüegg.; das gaͤben
baͤchlj 1531U97, an das gaͤben baͤchlin 1535U101 III Köniz;
vff dem gaͤbstalden 1531‒53U70 II Trachsw.

C) d ge᪸bi (früher: saltsge᪸bi, gr. Wi.) IV Aeschi; i᪷ dər ge᪸bi
(früher: sāltsge᪸bi, gr. Hei.) in der Salzgebe 1838D IV Kan-
dergr.; d sāltsge᪸bi (Alpteil Birchloui), sāltsge᪸bise᪷k V
Gadm.; sāltsge᪸bi oder sāltse᪷k V Grindelw. Wärg.


Schwzd. Gaab f. ‹Gabe, Geschenk› (Id. II, 52f.).
Schwzd. Vorgaab f. ‹Gabe, mit der eine Bevorzugung verbunden
ist, donum praecipuum›, z. B. Vorschusszuteilung vor der Erbtei-
lung; (Lexer III, 467; DWB XII, 2, Sp. 1052 mit Hinweis auf die
Strättlinger Chronik:) das gab er in (ihnen) zu einer vorgab ân
alle beswernisz und intrag. (bezieht sich auf Rechte an den 12 Ju-
cherten mit Hushofstatt am Watt. J. Baechtold, 38). ‒ vorgeben
‹einen Vorschuss machen, Geld vorstrecken› (Id. II, 90).

Morgengabe f. ‹die Gabe, welche nach alten Gesetzen der Mann
der neuvermählten Frau am Morgen nach der Hochzeit
schenkte, oft in Form eines Grundstückes (Id. II, 52, 54f.; DWB
6, Sp. 2567f.; Chr. Gottlob Haltaus, Glossarium Germanicum
medii aevi, Leipzig 1758, Sp. 1365f.).

Unmittelbare Ableitungen zum Vb. gë(ben) sind Gäbi f.; örtlich
verwendet in Salz-gäbi ‹Stelle, wo man dem Wild, dem Vieh Salz
zum Lecken gibt›; viell. auch die Vorgäben elliptisch i. S. von
‹die vorgegebenen (Teile)›, eher aber doch ein umgelauteter Plu-
ral zu Vorgaab.


Gabel/Gable

A) ufəm gabu (Häusergruppe) II Bärisw.; dər gabəl, i᪷m
~ (K.) IV Diemt.; gablə (Wa.) IV Kandergr.; i də gablə
(Graben) IV Kanderst. Gastern.

B) a) uf dər mi᪷štgablən (2 Geländevorsprünge) V Brienz;
puntəlgablə (Pass b. Puntel) IV ObwiliS.; tri᪷mmləgablə
(Pass) IV Bolt.

b) II: 1; III: 3; IV: 4.

Auswahl: Gabelfluh (id. Schafarnisch) 1716AW IV Obwil-
iS.; dər gabušpi᪷ts (Alp), der Gabelspitz 1590A, die Alp
Gabelspitz 16. Jhd.UP, 1608A … III Röthenb.





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Sp. 2

C) -li: ds ge᪸bəli (Felsübergang) IV Zweis.; dər ge᪸bəlibān
(Wa.) II Ndbipp;

Jacob thu̍dinger zu gablismatt 1533/42U128 III Gugg.

-er: der gablər (K.) I Rapp.; dər gablər oder gablərbrü᪷nnəllər
(Holzschleif) V Bön.

Gäbel: ge᪷bu, im ~ (K., Weggabelung) III Kaufd.; ufəm
ge᪸bəl (Wildbach- und Lawinenzug) V Hofst.; ge᪸bu- -lox
(Braunloch 1861Jv) II Obsteckh.; -bax (Bach, Hei.), in
Gebelbach 1272 od. 1273, 1481U170 (Kopie 16. Jhd.), am
gebellbach 1530U132 … III Bern/III Neu.; -brü᪷k (Brücke)
IV Lau.; ab dem gutt das Zgebellsteynj genant, … ab dem
gäbelsteinj, das gybellsteyny 1543U154 IV Reut.

šwi᪷tsge᪸blərə (Vorsass) IV Saanen.


Schwzd. Gable(n), mhd. gabel(e) f. ‹Verzweigung von Wegen,
Bachläufen; gabelförmig eingeschnittene Bergpässe; Doppelgip-
fel.›

Gäbel m. in ders. Bedeutung; der Umlaut mit überoffenem ä
könnte samt dem mask. Geschlecht durch Angleichung aus der
Redewendung «mit dem Löffel (leffel) und der Gable» stam-
men oder vom Dim. Gäbeli aus ins einfache Wort gedrungen
sein. Vgl. mda. Gäbel m. ‹Essgabel› z. B. Grindelwald Itramen
(Friedli, Grindelwald 473) und Name für ein Rind mit bestimm-
ter Hornstellung (Id. II, 65).

In einzelnen Fällen (Schwizgäblere) ist Gäbel die mda. Form für
den PN oder FN Gabriel (Id. II, 62). Möglicherweise auch hie-
her: Gäbsch, dər ge᪸bš (Hei.), Gäbscheli 1845D III Schangn., da
Id. II, 62 eine Form Gäbsch für GL zum PN Gabriel bezeugt.


Gabi I

ds gabi, i᪷m ~ (einz. Haus, K., leichte Muldenmulde) IV
Frut.


Nach J. U. Hubschmied (Frutigen, 17) Umbildung von altfrkpr.
*kavja < lat. cavea (it. gabbia, frz. cage) ‹Käfig› zu lat. cavus
‹hohl› wie (al) Gabi am Simplon, auch Gaby Dörflein zw. Issime
und Gressoney im Lystal, wozu das in Oberitalien häufige Gab-
bio.


Gabi II

gabismatə (Wohnquartier; zur Zeit des Abessinienkrie-
ges in Anlehnung an Addis Abeba vom Volkswitz geän-
dert in gabis abēba; heute wieder gabismatə ) II
Langt.


Entweder nach dem FN Gabi, der vor 1800 in Niederbipp be-
zeugt ist (FNB II, 257) oder nach dem gekürzten PN Gabriel (Id.
II, 62).


Gäbsch-

dər ge᪸bš, i᪷m ‒ (kl. Hei. auf Geländevorsprung), das Geb-
scheli oder Häudelj, ein kleines Haus an der … Emme
1782/84Reg, Gebscheli (Haus) 1838D, im Gebscheli (Haus
und Hof) 1845D III Schangn.





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Gabüze

i᪷ dər kabụ̈tsə (; K.), Sur/Sus les Cabuches 1739P
(Herrschaftsplan Grafenried; auf einem entsprech. Plan
von 1699 nicht enthalten), Grundeigentum … gen. Gabü-
zen 1837S, ein Acker auf dem Oberfeld cabuhse genant
1847S, in der cabusze 1855S, ein Acker sur les cabuszes
1862S, Cabuche 1895Z III Münchenw.


Nach Paul Aebischer (Les noms de lieux du Canton de Fribourg,
in: Archives de la Société d'Histoire du Canton de Fribourg,
Vol. 22, 1976, 86) zu pat. kabutse ‹cabane› (HN.). Wahrschein-
lich junge Benennung, da sie erst 1739 erscheint.


gääch

dər gē᪸xxē᪷r (Kehre eines Waldweges) II Dürrenr.; dər
gē᪸xrein, im ~ (steiles Wegstück) II Wanzw.

dər gē᪸igrabə, im gē᪸jə ‒ V Wildersw.

ds gē᪷hi, i᪷ ds gē᪷hi axə; auch: i᪷m ge᪸hi (; K. in Talmulde),
das gut am gechen in dem twing von wil (III Schlossw.)
1426C1, vier Jucharten im gaͤchen 1535U101; die gaͤchittmat-
ten 1534U100 III Konolf. Gys. (nahe Gde. Grenzen III
Rub. und III Schlossw.)


Schwzd. gǟch, gǟj; mhd. gaehe, ahd. gāhi ‹jäh; steil abfallendes
oder ansteigendes Gelände›. (Id. II, 101).


Gächliwil-

ge᪸xliwị̄ụmat (; Wiese) I ObwilbB.


Das Grundstück liegt Richtung Gächliwil SO.


Gade

A) bim gadən (Heumad) V Gutt.; uf gadmən Pl.; Vor-
sass), zum Gadmen genantt 1578U163 V Haslib.

B) aa) III: 2; V: 32

Auswahl: im holtsgadə (K.) Holtzgaden 1535U161 V
Habk.; im xarrgadənmad (K.) V Meir.; bi᪷m xi᪷lxgadən
(Scheune) V Grindelw.; das guͦt zem Lengaden 1363 V
Innertk.; am louigadə (K.), an louwi gaden 1535U161 V
Habk.; lu᪷ŋgrātgadə (Weide) III Langn.; ts mosgadən
(Weiler), zum Moosgaden 1838D V Grindelw. Bach; ts
mosgadən (Hei.), im Moosgaden (Haus) 1838D V Grin-
delw. Itramen; im be᪸rəngadən (Hei.) V Haslib.; die
Brunnen gaden 1535U161 V Grindelw.; ufəm büəlgadə
(K.), das Büel gaden ein mad 1535U161 V Habk.; bi᪷m
ro᪷ssgadən (K.), Rossgaden 1535U161 V Grindelw. Buss-
alp; i᪷m šteingadən (K.), zum Stein gaden 1535U161 V
Ringg.; tannigadə (2 Hei.) III Schangn.; u᪷fəm tōrəngadən
(Hei.), zum Dorengaden (Häuser) 1838D V Grindelw.
Scheidegg.

ab) fānərsgadən (Wa.) V Gutt.; mejərsgadən (Hei.) V
Haslib.; ọpersgadən (Weidhäuser) V Haslib.; suppers
gaden 1488U82, 1493U84, von suppers gaden 1501U82 V In-



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nertk.; še᪸rərs gadən (Heugut) V Grindelw. Scheidegg;
hieher? am šwērtsgadən (K. am See) V Iseltw.

ac) ds nọ̈igadə (Scheune, K.) V Beatb.; i᪷m o᪷bərgadə
(Hei.) II Seeb.; ds obərgadə (Wa.; Sandsteinbruch) III
Frauenk.; bi᪷m obərgadən (Scheune, K.) V Haslib. Reuti

b) I: 1; II: 2; III: 2; IV: 1; V: 14

davon gadəštat V: 7; gadəštetli V: 4

C) -li: ds ge᪸dəli (K.) V Beatb.; ds ge᪸dəmli (K.) V Haslib.
-i: ds ge᪸di (Hei.; Dim. zum nahen uf gadmən) V Haslib.
Hohfl.

-er: bey den Reütti Geissgädmeren 1704/19MW V Haslib.;
ge᪸issge᪸dmər, bi᪷n ge᪸issge᪸dmərrən V Innertk.; bin ge᪸isge᪸d-
mərrən (Stück Alpweg) V Brienzw.; medlige᪸dmər (Alp-
hütten) V Gadm.; bin šmallọuwige᪸pmərrən (alte zerfal-
lende Heustadel) V Innertk.


Schwzd. Gadem, Gade(n) m. n., ahd. gadam, -um stn. ‹Stall,
Scheune, kleines Haus› (Id. II, 114f.)

Die Formen auf -er mit Umlaut sind späte Analogiebildungen
nach dem Muster von ahd. lamb/lembir u. ä.


Gadmen

gadmən, ts ~ (Dorf, Gde.), von dem buw imm Gadmen
(auf Rückseite einer Urkunde v. 1382), die Ächer im Veld
zu den Gadmen gelegen 1410U173 (Kopie v. 1744), gelegen
zu den Gadmen, gelegen zu Gadmen 1480U173 (Kopie v.
1744), gelaͤgen zuͦ Gadmen 1526U168, denne kornzenden ze
… Gadmen nach 1545K7 … zu Gadmen im Land Hassle
1577C3 … V Gadm.

gadmər- ~fliə (Gesamtbez. für Flühe ob Gadmen), Gad-
merflühe 1760Wä, ~tal, Gadmenthal 1850J, ~wassər (Tal-
bach), das Gadmer-Wasser 1753U164 V Gadm.


Der ON ist ein Dativ Plural zu Gade(n) s. d. Der ahd. Ansatz
«zuo den gadamun» lässt sich aus den frühesten Belegen (aller-
dings Kopien!) noch ablesen: 1410 zu den Gadmen.


Gafelet †

… an ein marchsteyn, so hinden im graben am Gafelet
waͤg stath, … 1546Rq1, … bisz in den Gaffelet weg 1757Rq I
Lengn.


Wegstück nö. Romont, nw. Lengnau. Dieser «Weg bildete frü-
her den Grenzweg zw. dem Bistum und dem bernisch-solothur-
nischen Ittenberg …» (H. Michel, Arch. Hist. Ver. Bern, Bd. 50,
384.)

Unerklärt. Viell. ein PN.


Gaffertschingge

ufəm kaffərtšiŋkə (; Fluhabsatz, Ruine), Bur. et An-
selmus fratres de Gaverschinken 1278, de prato illorum
et Gaverschinken VIII sol., Item filius P. de Gaver(schin-
ken?) um 1320, Crystan von Gaferschingken 1348/58N,
ein weydli under dem gafer zingen 1524‒93U168, Gafer-



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tschincken 1577Sch IV Erlenb. (werde irrtümlicherweise
«Grafenschlingen» genannt, 1850J).


Möglicherweise eine Zusammensetzung von mhd. kapfen ‹gaf-
fen, Ausschau halten› (Id. II, 127), bzw. zum Nomen ag. Gaffer
‹einer, der Ausschau hält›, mit schwzd. Tschingge(n), ‹Zinke,
Zacke›, also ‹Ausschau-Zacke. (Zur Lautung Tschinggelochtig-
horn s. Hubschm. Frutigen, 25). Dies würde zur felsigen Lage
der Burg auf einem Vorsprung in der Portfluh passen, und auf
diese Deutung könnte auch der volkstümliche Name Lauerhaus
hinweisen (Jahn, 1850, 290). Eine lautliche Schwierigkeit liegt
darin, dass der Anlaut mit G- als mitteldeutsch gilt; das Ober-
deutsche hat K-: Kapfenberg, Burg bei Doppleschwand LU, wie
auch der häufige Flurname Chapf, allerdings neben Gapf. Aber
bekanntlich folgen die hochmittelalterlichen Burgnamen einer
eigenen, überlandschaftlichen Namengebung (E. Schröder, Die
deutschen Burgennamen, in Deutsche Namenkunde, 155ff.).


Ggaffi

kaffihü᪷ttli (; kl. Hütte, Rastort beim Alpaufzug) IV
Bolt.; kaffimü᪷li (Name eines Heilbades) III Rüsch.; ds
kaffi᪷rīədi, bi᪷m ~ (Scheune, Heuwiese; PN) V Grin-
delw. Bach


Ggaffi zu frz. café; frz. -é wird durch -i substituiert.


Gagel

B) a) dər gẹ̄ssgagu (Stall, gute Weide) III Trub

b) am gagellacher 1531U97, 1535U101, 1674U100 III Rub.
Trimst.; gagu-haulə II Rüegs.; ein Jucharten an gagel-
berg 1488‒1514U166 IV Erlenb. Ring.; gagəlbọ̄m III Wah-
lern.

C) -li: der gagelisacher 1531U97 II Mülchi; Gaglis Aker
1666U100 III Zoll.; gagelishoͤltzlj 1531U97 II Mülchi

-er: ufəm gaglər (K., Wa.), am gagler i juch. 1532U4 I
Kalln.; am gagler ein halbe Juch.; der clein gagler
1531U97 II Mülchi; im gaglər obə (K.), der gagler ein Ju-
chart 1513U57, 1531U59 II Zuzw.; stost an den gaglern
1520U131 III Belp; ‒ bÿ der gagler eich 1531U97, 1535U101 III
Bern Matzenried.

Ein Juchartten, was hieuor genempt der gegeller, heyszt
Jetz der faracker 1529U33, der Gäggeler 1628UP I Brügg;
der gegeler zwo Juchart 1513U57, ij Juchertten der gegeller
genantt 1531U59 I Rapp. Bittw.; bim ge᪸gəllər (Quelle mit
wenig Wasser) V Brienzw.;

-eren: an der gaglerenn i juch. 1532U4 I Kalln.; j hofstat
lit in der gegellerrin 1480U44 I Leuz.


mhd. gagel ‹Exkrement von Tier und Mensch; verkümmerte
Frucht, kleines Landstück› (Id. II, 139); abwertende Örtlich-
keitsbenennung. Gäg(g)eler ‹Tändler› (Id. II, 169).


Ggaagg

A) dər kākə, im ‒ (Felsgebiet) IV Gsteig; dər kāk, bim kāk
(Scheune, Heuwiese) V Grindelw.





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B) b) dər kākəxantsəl (Felsnase, von Krähen besetzt) V
Grindelw.; das Gackenlöhli 1728C3 III Worb; dər kākərī
(-rain) IV Zweis.; ufəm kākəšopf (Haus auf Felskopf) V
Ltbr. Gimm.; ds kākəwe᪸ldli IV Saanen; kākəwe᪷ịdli V
Grindelw. Wärg.

C) -i: im kāki (Alpteil) V Grindelw.; uf dər kākisek V
Brienz; ds kākirēnli (Heuland) IV St. Steph.

-er: kākərlox IV Bolt.; kākərme᪸tti (Wiese) IV Adelb.

-eren: i᪷n dər kākərrən (mageres K.), i᪷m kākərrəwẹidli V
Ltbr. Weng.


Schwzd. Ggaagg(e), Ggaagger m., Ggaaggere f. ‹Saat-, Raben-
krähe› (Id. II, 164).


Gägg-:

dər ke᪸kər, ufəm ‒ (bewaldete Kuppe) III Rüsch.

ge᪸klərə (abschüssige Wiese) III RütibR.


Offenbar abwertende Namengebilde zu schwzd. Gägg. Für et-
was Nichtiges, Unbedeutendes (Id. II, 169); vgl. auch Stichwort-
ansatz Gagel.


gääi s. gääch


Gaicht

ts geixt (Weiler), pro vinea que sita est apud Tuanno ac
scoposa Gojacho 1274, vineas dominorum de Tuwanna,
quas colit Cuͦno de Goͤjach 1311, ze Gôiach 1338, ze Goͤ-
yach ein matta, … ein holtz ze Goͤyach ca. 1370, gelegen
zuͦ geigach, von geÿach, ze geÿak (?) 15. Jhd.U47, der Hof
zu Geyach 1529A, Gäich 1563A, Gryach vel Geichen
1577Sch, Geicht, «alte Benennung: Geichen, Greyach,
Gryach» 1845D I Twann

ge᪷ixbe᪸rg (Wa., I Twann; geixtbōdə (Wa., Pflanzland) I
Tüsch. (id. loc.).


Galloröm. -ācum-Bildung *Gavidiācum (zum PN Gavidius) >
*Gaudiācum (vgl. Aebischer ZONF 3 1927 S. 33).

Lautliche Entwicklung über *Gōiācum (mit altrom. Schwund
von intervokal. -d- und Monophthongierung von au > ō) zu
alem. Goiach (1274), mit Umlaut Göiach (1311), entrundet
Geiach (1529), kontrahiert zu Geich (1563) und mit anorgani-
schem -t abgeschlossen in heutigem Geicht (1849), ähnlich wie in
Rüfenacht, Küssnacht. Frz. Namenform Jugy (Weigold 1948,
44f.)


gälb/gälw

u᪷f dər ge᪸lbə fluə IV Därst.; di ge᪸lw flǖ᪷ə, u᪷ndər dər ge᪸lwən
flǖ᪷ə (rötlich-gelbliches Gestein) V Gadm.; di ge᪸lbi fluə
(gelbl. Felskopf) V NdriedbI./V Ringg.; bi᪷m ge᪸lbən
gri᪷nd (Felsturm) V NdriedbI.; di ge᪸lbən xēra (Wegkeh-
ren) V Obried; dər gē᪸u xo᪷pf I Piet.; bim ge᪸lbən no᪷llən
(Felskopf) V Brienz, tsum ge᪸lbən nollən (Felskopf mit
gelben Flechten) V Brienzw.; bim ge᪸lbən be᪸xli (Tuffge-



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Sp. 7


stein) V Brienz; im ge᪸lbən bo᪷dən (gelbl. Gras) V Brienz;
bim gelbenn boͤumlj 1530U95 I ObwilbB.; dər ge᪸l bru᪷nnən,
bim ge᪸lbən ~ (gelbl. Flechten) V Grindelw. Bussalp; an
Gellwen Brunnen 1529Rq8 V Beatb.; im ge᪸lə re᪷in (Rebge-
biet) I Twann; bi᪷m ge᪸lwən ši᪷ld (Bergmad) V Gadm.; bim
ge᪸lwən ši᪷ld (Felsdurchgang) V Gutt.; dər gē᪸u šleif I Piet.;
bim ge᪸lbə šo᪷pf (Felsblock) IV Kanderst.; ~ V Habk.; ~ V
Ringg.; ds ge᪸lb tü᪷rəli (Felshorn), ds ge᪸lb we᪸ssərli V Bön.
uf dər gi᪷lbi᪷ (; gelbl. Fluh) V Lütsch.

hieher? j juch. heisset zuͦr gelwach 1480U44 II Ausw.


Schwzd. gälw, gälb, mhd. gël, gëlwes ‹gelb› (Id. II, 291). ‒ Gilwi,
Gilbi f. ist Adj. Abstraktum auf ahd. -īn, wie Röti, Schwerzi usw.


Galei

ts galei (; Hei. in Mulde) III Konolf. Gysenstein.


Möglicherweise zum PN Gal(l)- s. d.


Galerie

štoubbaxgalerī̤ji (in den Felsen gesprengter Höhlenweg
zum Staubbach) V Ltbr.


Nhd. Lehnwort Galerie aus dem Ital. (Kluge, Etym. Wb.).


Galge

A) j Jüchartt gegen dem galgen um 1531U34, zwo Juchar-
ten, ligen vnder dem gallgen 1537U35 I Biel; by dem gal-
gen 1479U11 I Bür.; dər galgə, (seltener:) galgəhubəl (K.),
ein Juchart vor dem galgen um 1525U20, eine halbe Ju-
chartten nent sich vnder dem gallgen 1533U22 I Ins; dər
gaugə (höchster Pt. auf Längenberg) I Leuz.; bi᪷m gaugə
(heute offiziell, auf Wunsch: su᪷nnhaudə; Wohnquartier)
II Aarw.; by dem galgenn 1518U74 II Attisw.; ein iuchar-
ten lit ze gallgenn 1534U100 II Jeg.; am gaugə (K.), vom
galgen 1530U42 II Rohrb.; die stras bim gallgenn 1533U133
III Rüegg.; ein madstügk genempt zem galgen 1400Uk2 V
Interl. od. Ringg.; bim galgən (am Staubbachgräbli) V
Ltbr.

B) aa) hi᪷rtsəgaugə (Wa.) III Wattw.; am wollff gallgenn
1531U51, der wolffgalgacher 1422Uk2 II Seeb.; wo᪷ufgaugə
(K.), an den wolfgalgen 1513U57, 1531U59 II Zuzw.; dər
woufgaugə (kl. Haus), Wolfsgalgen (Heimwesen) 1838D
III Köniz;

ab) se᪸məlisgalgə (Wegstück) I Twann

ac) bim alten galgen 1553U128 III Wahlern

b) I: 17; II: 34; III: 35; IV: 10; V: 4

Galg-

-acher I: 1; II: 6; III: 5; IV: 1; V: 0

-feld I: 1; II: 1; III: 2

-hoger II: 2; III: 1

-holz/-hölzli I: 1; II: 3; III: 2

-hubel/-hübeli I: 5; III: 8; IV: 2; V: 2





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-matte I: 3; II: 2; III: 2; IV: 1

-büel I: 1; II: 1; III: 2; IV: 2; V: 1

-rein II: 7; III: 4

Auswahl (älteste Belege): im gaugaxər (K.), ein stu̍kly
heisset der galgaker 1423UBS … II Ndbipp; 2 alte (Juchar-
ten) gen. der Galgacher 1380U166 … IV St. Steph.; ob dem
galgenhoͤltzlin 1420C1, 1437U56 … II Bätterk.; am Galgen-
berg 1366, 1370, 1452U79 … III Bern; unz an den alten
Galgenbuͤl 1323 II Burgd.; an dem Galgenbuͤl 1329,
1369, 1371 … III Bern; ds galgštükx (Hei.), von dem Gal-
genstuchin um 1320 IV Därst.

C) -li: gaugəli (Hei.) II Lütz.; i᪷m gaugəli (Wohnhaus, K.)
III Belp; galgəli IV Saanen

-i: ds galgi (Wa.), dər galgiwē᪸g IV Frut.


Schwzd. Galge(n) m. (Id. II, 230); in Flurnamen meist Hinweis
auf eine ehemalige Richtstätte.


Galite

galitə, i᪷ dər ~ (; ; Felsgrat, Alp in Hangmulde)
Galliten, nördlich von der Scheibe, zwischen dieser und
dem Widdersgrind 1845D III Gugg./IV ObwiliS.; i᪷ dər
galitə (; kl. Hei., Hangmulde) III Wahlern.


Galite < lat. galleta, mlat. gallēta ‹Gefäss, Eimer› (REW 3656);
entwickelt unter bes. Akzentverhältnissen im rom.-dt. Sprach-
grenzgebiet, während das allg. deutsche Lautergebnis im Lehn-
appellativ Gelte(n) vorliegt, s. d. (P. Glatthard, Zur Problematik
von Name und Lehnappellativ(-Name) im Sprachgrenzraum,
in: Beiträge zur Schweizer Namenkunde, 1977, 203f.; Glatthard,
Aaare/Saane, 236f.).


Gall- I

ufəm gauuštei (Hei.), in territorio Britellon supra Gal-
stein 1343N, in loco dicto retro dem Galstein 1381, hinder
dem gallstein 1525U20, hinder dem gallstein (1 mal, neben
5mal gallgstein) 1533U24, hinder dem Galsstein 1667U100,
Gallszstein 1786Fr I Brütt.


Schwzd. Galle(n) Id. II, 204) bezeichnet ausser dem Körperorgan
auf anderer etymologischer Grundlage (Kluge, Etym. Wb.) auch
allerlei Verhärtungen, bes. auch mineralische (Id. a. a. O. 4).

a) «Niere im Mineralreiche, eine in einen Felsen eingesprengte,
fremde, harte Gesteinsart» (z. B. BO) … b) «Stelle, wo der Sand-
stein härter ist als ringsumher BE». ‒ Zur Bodenbeschaffenheit
am benannten Ort s. auch Friedli (Ins, 49f.).

Die Möglichkeit volksetymologischer Verbindung des Namens
mit dem «Stein» im menschlichen Gallenweg ist nicht auszu-
schliessen.


Gall- II

B) b) die gallen ägerden i mad 1528U2 I Rapp. Dietersw.;
u᪷f galləmblattən (Wa., altes Wegstück), vff Sant Gallen
blatten 1583Rq1 (Transsumpt v. 1494) V Haslib.

Hieher? Galenweg 1850J (Bergweg) I Biel/Piet.





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Sp. 9

C) ds galli, im ~ (Grundstück) V Haslib.

galliekən, i᪷m ~ (Häuser, K.; FN) V Günd.; Gallihof
17. Jhd.UP, 1838D II Rohrb.; Gallihölzli 1769/71C3 III
Bigl.; gauishu᪷bu III Steff.; ds gauilo᪷x (Hei., K. vertieft),
gauilo᪷xwaud, Galliloch (Haus) 1838D III Arni; gauibodə
II Madw.; Golyszbrunnen od. Gallisbrunnen 1540S II
Seeb.; i᪷ dər gauisrüti (Wa.) II Burgd.; i᪷m galli-
tsị̄ndli (K.; PN), i᪷n dər galli᪷wẹid (K.; PN) V Grindelw.;
galliweidli (nördl. Dorfteil) V Ltbr. Weng.


Unsicher, ob zu Gall I oder II: ab dem gallachermos 1591U30 III
Gugg. PN Gallus, in lat. Urkunden (Socin S. 69, 145, 596/7
u. w.); mit deutscher Form, ahd. Gallo, -in swm., seit mhd. Zeit
im Genitiv Gallen.

Galli ist ein auch im Bernbiet altheimischer Familienname (Eg-
giwil, Horrenbach-Buchen, Lauterbrunnen, Oberdiessbach
(FNB II, 266).


Gallian(d) †

En Praz Gallian 1721S, 1737S, Praz Galliand 1895Z III
Münchenw.


Wohl FN Galliand aus Liddes VS (FNB II, 266).


Galm

A) gaum, (wohin?) i᪷ ‒ hi᪷ŋərə (Feld), im galm ein mad, uf
dem galm 1532U4 I Kalln.; Galm 1603A, uss dem Galm
1611A III (loc.?) Amt Laupen; u᪷fəm gālm (Alpteil), an
dem Galm, … vff dem Galm 1454UT, der Galm 1620Rm IV
Diemt. (Kiley); u᪷fəm galm (Wei.) IV Erlenb.; ufəm galm
(ein Mad Wildheu) IV Lenk; dər galm (Grat, Wei.), von
einem mad genant der Galm 1502U157 IV St. Steph.; dər
galm (auch: fromatgalm; Schafwei.), von dem Galm
1502U157, 1515U158 IV Zweis.

Hieher? uf də galmə, golmə (Grashubel) IV Bolt.

B) aa) aupigləgaum (Gratübergang) III Rüsch.; fromat-
galm (felsige Schafwei.; s. A) IV Zweis.; grenxəgaum
(Wei.) III Gugg.; gre᪸nxəgalm IV ObwiliS.; xu᪷migalm
(Hubel), mu᪷ntikalm (Wei.) IV Zweis.; von dem blangalm
ij tristen 1515U158 IV St. Steph.; ufəm šāfgalm IV Zweis.;
šwartsflu᪷əgalm IV ObwiliS.; drụnəgalm (Wei., Berg-
spitze), Drunengalm 1790Stu IV Diemt./Reich.; min guͦte
genemmet Wichtergalme 1341, den Berg, genannt Wich-
tergalme 1361, 1368, von der alp genant wichtergalm
15. Jhd.U47, 1418Rq1, 1456Rq1, 1498U46, wichtergalm am ye-
sen (Niesen) 1500U48 … IV Aeschi; u᪷f dər wi᪷dərgālm
(Schaf-, Ziegenwei.) IV Bolt.; wi᪷rịəgalm IV Diemt.; wü᪷r-
gigalm IV ObwiliS.

Hieher? im rötigall (Alp) IV Adelb.

ac) dər groəss galm (Heuplätze) IV Zweis.; an Hochgalm
1485UP, von der hochen galm … am Hoch galm gelegen
1524‒93U168 IV Reich.; der clein galm 1532U4, vff dem
lenngenn galm 1532U4 I NdriedbK; ab dem Stotzenden



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Sp. 10


Galm 1502U157, 1515U158 IV St. Steph.; an ussern langalm
1497‒1521U167 IV Bolt.

b) IV: 4; V: 4.

Auswahl: ein mad vff Galmloͮwinen 1454UT, an die Gal-
louwinen 1459UT IV Diemt.; in dər gallo᪷uwi (Wei.) V In-
nertk.; gallo᪷uwištekx (Berggipfel) V Gutt./Innertk.

C) -li: ds gālmli (Wildheumad) IV Lenk; im o᪷bərə/u᪷ndərə
gē᪸lmli (Wei.) IV Reich. Gorneren; das clein galmli ½ mad
1532U4 I NdriedbK.; a də gē᪸lmlənə (Wei.) IV Bolt.


Galm m. ‹Gipfel, Rücken eines Berges WS, bes. sanft auslaufen-
der, BE Simmental› (Id. II, 233), id. mit «lautgesetzlich» gewan-
deltem Gale(n) in Wallis und Innerschweiz (Id. II, 203). Grund-
lage: vorrom. (evtl. voridg.) *kalmis ‹Bergweide›, aus urspr. Bed.
‹Berg, Berggipfel› entwickelt (J. Hubschmied, Alpenwörter,
Bern 1951, S. 11; 47).

Zur Verbreitung und lautlichen Entfaltung im Schwzd. s.
W. Kleiber, Auf den Spuren des voralemannischen Substrats im
Schwarzwald, in: Zeitschrift für d. Geschichte des Oberrheins,
Bd. 108, NF 69 (1961) 305ff. mit irrtüml. Angabe Galetenmoos,
Treiten, Bielersee, da es sich auf LK 1145 um einen Druckfehler
für Golatenmoos handelt, zum Dorf Golaten (P. Zinsli, Die Wal-
serwanderung in Flurnamenspuren, in: Sprachleben der
Schweiz, Bern 1963, 316f.).


Gälmer

i᪷m ge᪸lmər (ehemals Alp, heute Stausee).

ge᪸lmər- ~gassən (gepflasterter Saumweg), ~gle᪷tšər, ~hittə
(SAC-Hütte)

~họ̄rən (ds grọ̄ss ~, di xlị̄nən ~) ~xe᪸llən (Schruns), ~li᪷mi
(Einsattelung zw. kl. und gr. Gelmerhorn), ~bax (Über-
lauf des Stausees), Gelmerberge 1760AW, ~sē, ~štu᪷ts
(Wei., kein Weg) V Gutt.


Nicht sicher gedeutet. ‒ Möglich wäre eine abkürzende -er-Ab-
leitung von Galm ‹Bergweide› (s. d.), etwa in der Bed. Galm-berg
(wie Bremer zu Bremgartenwald). Bedenken erweckt zunächst
die überoffene Qualität des Stammvokals, die aber bei analogi-
schen späten Umlautungen auch sonst im Berndt. anzutreffen
sind, vgl. we᪸ldər ‹Wälder›, we᪸gə ‹Wagen› (Pl.) u. ä. ‒ Anknüp-
fung an Germere(n) f. ‹Nieswurz› (Id. II, 418) ist wenig wahr-
scheinlich, weil die dissimilierte Lautung Gelm- in unserem
westlichen Bereich nicht vorzukommen scheint, vgl. Germere-
wang Gutt., und weil hier der Stammvokal die geschlossenere
Lautung eines Primärumlauts zeigt. S. Stichwortansatz Germer.


Galmis

im gaumis (Weiler), im Galmis 1608Le, Peter Hasz im Gal-
mis 1666 (Urbar Amt Wangen), im Galmis 1760A, Galmis
(einz. Häuser und Höfe) 1838D II Ndbipp.gaumishȫfli
(Hei.), -bexli II Ndbipp.


Nach J. U. Hubschmied (Thun 187) id. mit Galmiz, das aus kelt.
*kalmitio- zu *calmis ‹Bergweide› hergeleitet wird, gestützt
durch den Doppelnamen des Dorfes Charmey/Galmis FR, das
freilich auch Galmiz genannt wird (GLS I, 451). Da ältere urk.
Belege fehlen, ist Deutung als deutsches Kompositum mit abge-
schwächtem -moos durchaus möglich. Das Galmis bei Rütte-
nen SO, die Heimat des Dichters Josef Reinhart, heisst auf äl-
tern Kartenblättern und im Ortsbuch der Schweiz 1928 Gall-



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Sp. 11


moos, auf der neuen LK nach der Mda. Galmis. Ein weiteres Gal-
mis ist für Düdingen FR belegt. Das erste Namenglied dürfte an-
gesichts der Verbreitung des Typus *galma (W. Kleiber, Z. f. d.
Gesch. d. Oberrh. 108, NF 69. Bd. 313) wohl vorrom. *calmis
sein, obschon bei der mangelhaften urkundl. Dokumentation
andere Wortstämme nicht ausgeschlossen werden können; z. B.
keltorom. callis ‹Pfad› oder dt. galt Adj. ‹unfruchtbar, brach›
(Id. II, 236).


Gals

gaus, wo? ts ~ (Dorf, Gemeinde; frz. Chules), Allodium
de Galles 1185, pro allodio Galles 1208 oder 1209, deci-
mam vini et terre de Galles zw. 1212 und 1220, apud Gal-
les 1217, curiam de Galles, apud Galles 1221, decima de
Galles 1225N, Cuͦnradi de Galles 1229/30, de Galles
1232, (in villa) de Gals 1265, 1269, de Galles 1274, Petrus
dictus Prestro de Gals, Johannes Toͧri et dictus Oͤttli de
Gals 1380, Mathias filius Guerardi de Choules 1381,
Galls 1479‒1563Ar, zuͦ Galsz um 1525U20 … Galz 1593UP,
Galtz 1626UP … I Gals.

gaus- ~axər I Müntsch.; ~mōs I Gamp.; ~bē᪸rg, am
galszberg, vff dem galszberg um 1525U20, am galschberg
1530U21 (NW-Teil des Jolimont), am gausbē᪸rgwē᪸g I Gals/
Gamp.; gauswe᪸gli I Erlach.


Vordeutsch. Möglicherweise zu vorrom. *cala, bzw. *calla, das
oft an quellennahen Örtlichkeiten haftet (Vincent, Toponomie
de la France, Nr. 235; kaum zutreffend H. Jaccard 94).


galt

(Zins) ab dem garten in der galten lowinen 1523U141 III
Hilt.; aennett dem Galttennbach 1531U144 III Eriz; gālt-
bax, gālpax (Bergbach) V Lütsch.; kalpaxho᪷rən (;
2 Berggipfel), Galtbachhorn 1777AW, galpaxšte᪸ga (Fels-
durchstieg) V Ltbr. Weng.; ds gāltənrị̄ti, i᪷m gāltərrị̄ti
(Wiese, wenig Humus) V SchwandenbBR.

Hieher als Ableitung? kautərə (Hei., Hangmulde) III
Wahlern.


Schwzd. galt, mhd. galt ‹keine Milch gebend, unfruchtbar› (Id.
II, 237, 3b) übertragen auf versiegende Quellen, Brunnen und
auf unfruchtbaren Boden.


Gält/Gäld

B) a) ds treịxge᪸ụt (magerer Wa.) III Häutl.; trị̄xge᪸lt III
Höfen; im trẹ̄xge᪸ụd (Wa., Sage: einst f. Trinkgeld ver-
schenkt), das Trinkgeld (Wa.) 1838D III Zwies.

b) dər ge᪸ụdaxxər II Rumend.; dər ke᪸ụtaxxər (K.) III
Gelt.; ge᪸ltlox (Höhle, hier grub man nach Schätzen) IV
Ndstock.; im ge᪸ldriəd (; Wei.), ge᪸ldriədwāld V
Brienz.


Schwzd. Gält, Gäld n. ‹Geld, Geldschuld, Zins …› (Id. II, 238ff.).
Trinkgeld (Id. II, 271) in Namen wohl abschätzige Wertung für
Kulturland, Wald.




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Sp. 12


Galuuni

ds galūni, im ~ (; Berggebiet beim hintern Schwarz-
see) IV Zweis.


Möglicherweise zu vorrom. *cal(l)a- s. Gals; s. aber auch die an-
klingenden Namen in GR (RNB II, 703).


Galz †

(Zins) von dem goltzenberg 1528U2, vor dem galtzenn-
berg (Hügel südl. Kallnach, heute Kallnachwald) 1532U4
I Kalln.

Ein Radwendy, stoszt oberwindtzhalb an galtzener stu-
den, … by galtzlers studen 1551U37 I Worben.

uon galtzlis agker 1432U78 I Rad.


Möglicherweise zu schwzd. Galz m. ‹verschnittenes Schwein›
(Id. II, 296); vgl. Schweinsberg FR, Suberg I Grossaffolt., Säu-
berg III Trub.

Vielleicht handelt es sich im 1. Namenglied um einen PN oder
Berufsnamen: Galzer, Galzner, Galzi hiess der Schweinver-
schneider (Id. II, 296). 1302 wird in II Etzelk. ein Burchardus
Golzli als Bebauer zweier Schupposen erwähnt.


Gambach

gambax, ts ~ (; Dorf am gleichnamigen Bach), de
monte, ubi Ganbach oritur, … de monte Ganbach ?1076
(evtl. Fälschung Mitte 12. Jhd.), Ruͦdolf von Gambach
1305, Petrus de Gambach 1312, Joh. Henniqui de Gam-
bach 1356, pratum situm apud Gambach, … ac molendi-
num de Gambach, … in dicta villa et territorio de Gam-
bach 1389, gambach 1425K10, Peter von ganbach, … zuͦ
gambach 1432U78, ze gambach, … von gambachs matten
1484U126, Gambach 1502A, 1533/42U128, im Gangbach
1570C3, Gampach 1635UP, Ganbach 1641UP III Rüsch.

das gambach velld 1533/42U128, gambaxgrabə, die Gam-
bach hoͤlltzer 1533/42U128, gambaxmattə (Hei.), ab einer
matten genant gambachmattenn 1591U130, i᪷ də gambax-
štö᪷kx (Hei.) III Rüsch.


Gambach: assimiliert < *Gand-bach; Etym. s. Gand.


Gamchi

ds gamxi (Alp), in Gamchi 1370, Ganthi 1605R, Gamchi,
auch gampchi und ganthi 1887 (K. Stettler, Das Frutig-
land 1887, 167) IV Reich. Kienth.

gamxi- ~gletšər, ~lü᪷kxə IV Reich.; ~li᪷kxa V Ltbr. Stech.;
~bax, ~balm, Gamchenberg 1845D, ~šāfbē᪸rg IV Reich.


Zum Alpenwort Gand: Gamchi < gall. *ganimâko (Hub-
schmied, Frutigen 7; Pokorny VR 10, 241).

Diese Etymologie setzt die Lautverschiebung voraus, was für
den Namen einer abgelegenen Alp Bedenken erweckt. Ein Deu-
tungsvorschlag wäre *gand-chi(n), d. h. Gand ‹Geröll, Schutt› +
Chinn ‹Schlucht›, was landschaftlich nicht schlecht passte. Be-
denken erheben sich freilich gegen die ungewöhnliche und
schon so früh belegte Assimilation von -ndch- > -mch-.




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Sp. 13


Gamers †

ein stückli lit am gamersz, Heini ruͤflis het wintz halb
daran 1474U30, j stückli litt am gamers Ruͦffli hatt wintz
halb um 1531U34 I Lengn.


Ungeklärt. Anschluss an Gammen kaum möglich, obschon dies
Wort im Dän. dialektisch auch einen Plural auf -er bilden kann
(PBB 70, 435). Möglicherweise einer jener lokaltypischen alten
Namen auf -ers wie Giffers, Vivers, Kerzers. (Zinsli, in: Procee-
dings of the eighth Int. Congr. of Onomastic Sciences 1966, bes.
589ff.) oder eher der elliptische Gen. eines unbekannten PNs;
vgl. Gam- (Fm. I, 591) z. B. in: Gamlikon ZH.


Gamerschal

dər gamməršal, ufəm gaməršāl, goməšāl (; Wildheu-
mäder), anderhalb tristid am Gamerstal 1357, item die
meder an Gamertscha 1438Rq1, in gamerschall 1488U156, im
gamerstal 1497‒1516U167, von eynem mad in Gamerschall
1502U157, von den breitten ritzen in gamersthal 1515U158,
Gamerschal 1524UP, i mad zu gamerschen 1524‒80U168, in
gamerschal um 1540U168 … in Gammerschall 1584/85A
IV Zweis. Betelried.


Die zwar altüberlieferten Lautungen Gamerstal 1357 und
1497‒1516 müssen wohl als eingedeutschte Schreibformen be-
trachtet werden. Zugrunde liegt möglicherweise eine romani-
sche Kontamination *cameraces × *campacea + Suffix -ale; vgl.
auch Gamperschan (Eberhard Tiefenthaler, Die rätoromani-
schen Flurnamen der Gemeinden Frastanz und Nenzing, Inns-
bruck 1968. Romanica Aenipontana 4, 128) und Gamscholis
(Hans Stricker, Die romanischen Orts- und Flurnamen von
Grabs, Zürich 1974, 279/280).

Anklingende Gebilde, in denen sich lat. campus ‹Feld› verbirgt,
sind Camischolas und Campiescha (RNB II, 644f. HN).


Gammen

gammə, ts ~ (Dorf), a vallis dicta Gammya usque ad
aquam dictam Seronam (Sarine, Saane) 1312, inter silvas
et viam de Ulmitz ac stratam de Gammon 1334, Burinus
de Gammon 1385, Gammen 1389‒1460Ud, 1442‒69Ar, an
dem hag ze Gammen ennen der Sanen 1448M, Gammnen
1452U79 … III Ferenb.; an Brulenn matan von gammann
1531U96 Wallenbuch FR (id. loc. III Ferenb.)

i dər gammənou III Ferenb.; gamməmat (; heute:
tū᪷rnəmōs ) III Mühleth./III Noflen; gamatt (;
K.) II Heimisw.


Das Wort dürfte ein alpines Relikt eines vom Nordkap bis in die
Alpen verbreiteten Etymons sein, das heute im Deutschen nur
noch in Spuren nachlebt, im skandinavischen Raum aber noch
volle Lebensfrische hat: anord. gammi m. ‹Erdhütte›, das wohl
noch die Grundbedeutung einer ‹primitiven Schutzhütte› erhal-
ten hat. Weiterhin auf besondere Gebäude oder nur Gebäude-
teile eingeschränkt: so bedeutet Gamme im Märkischen ‹Ziege-
leischuppen›, in ermländisch Ostpreussen ist Gamm f. ‹ein an
der Stuben- oder Stalldecke angebrachter … Bretterverschlag als
Schlafstätte für das Gesinde›. (Vgl. ausführlich über Verbrei-
tung und Bedeutungsentfaltung Hermann Teuchert, PBB Bd. 70,
1948, 435ff.) Hieher gehört wohl auch das aus AP und BO be-



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Sp. 14


legte schwzd. Gämmeli n. ‹kleine Scheune oder Hütte auf Wei-
den› AP, ‹Vorstall bei Alphütten› BO (vgl. Id. II, 299; Stalder I,
419, T. Tobler, App. Sprachschatz 218a; Grimm, Dt. Wb. 4, 1
(2. H.) Sp. 1212).

Es ist kaum als Assimilationsprodukt aus *Gädmeli ‹kleiner Ga-
dem› aufzufassen ‒ wie E. Kolb (BSM VI, 1956, 3) vermutungs-
weise annimmt ‒, sondern es dürfte auch diesem vereinzelt er-
haltenen schwzd. diminuierten Appellativ die verloren gegan-
gene Form Gamme zugrunde liegen. Diese Vermutung wird ge-
stützt durch die Bedeutung eines für den Viehschutz erstellten
Gebäudeteils, vor allem aber durch unsere sonst kaum deutba-
ren Örtlichkeitsnamen auf Gam(men).

Gamatt II Heimisw. wäre Kontraktionsform aus weiterhin be-
legtem gammematt III Noflen.


Gammenthal

gammətə (Weiler), o᪷bər/u᪷ŋər ~ (wo?) ts ~, Heini von
Gametton 1389R2, zuͦ Gammatten, Gamatten 1528A,
zwu̍schett gamattan vnd scherlÿbach 1530U69, zuͦ Gamat-
tann 1530U69, Gamatten 1566A, Gameten 1782‒84Reg, Ga-
meten, Gammenthal 1838D II Sum.

gammətə~ ~lox (Hei.), ~waud II Sum.


Die heutige Lautung Gammenthal ist eine umdeutende Schrei-
berform des 19. Jhds.; ähnlich wie Langenthal aus mda. Lan-
gete(n), urk. (ze) Langatun; also offenbar eine -ata-Bildung zum
substantivischen germ. Etymon Gamm- (Szadrowsky, BSG
XVIII, 1933, 77ff.) etwa in der kollektiven Bedeutung ‹Gruppe
von Hütten›, vielleicht aber auch als urspr. Kompositum von
Gamm(en)matten zu deuten.


Gamp-/Gemp-

ga᪷mpu᪷s, ga᪷mpu᪷ts ( K.) III Ferenb.

jn der Gampellen gelegen 1483U166, 1489‒91U166 III Thun
Allm.

am gampəlli (Wei.) V Brienz

dər ge᪸mpə (Hügel) II Rüegs.; i də ke᪷mpənə, ke᪸mpənə
(Wa., Steingeröll) IV Zweis.

im gempi (Wei.) IV Frut.

dər ge᪸mpu, Gempeli (Haus) 1838D III Röth.

a gempələ, ir gempələnālmi, gempələgrabə, ufəm gempələ-
bē᪸rgli (Alp), ann Gempelen 1505U172, 1615/16A, Gempe-
len 1838D IV Frut. Bäuert Gempelen.

ke᪸mpələršmattə IV Lau.; gempələrsble᪸ts IV Kandergr.
gempələršwẹ̄dli IV Adelb.


Lat. campus m. ‹Feld› mit verschiedenartigen Ableitungen: gam-
pus, -uts < *camp-ellas; vgl. Champel GE (Jaccard 69f., Dauzat-
Rostaing, Dict. étym. 137a). Die Endung -us, -uts ist durch mda.
1 ‒ Vokalisierung von -els, -elz entstanden.

gampele(n) < *camp-ellu-one. gempel, gempele scheinen ‒ mit
nicht lautgesetzlichem Umlaut ‒ Nebenformen zu sein.

gempə < *camp-ania. gempi < *camp- + alem. Suffix -ī(n).
Die ursprünglich romanischen Suffixverhältnisse sind kaum
mehr mit voller Sicherheit zu eruieren.

gempelers- mit -er abgeleiteter PN. Gempeler ist altbelegter FN in
Frutigen, Diemtigen, Wimmis (FNB II, 291).




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Sp. 15


Gampelen

kampələ (, Dorf, Gde.); [Ampelun 993/1010 hieher?]
cum Chuͦnone prefate ecclesie de Gamplunch, … parro-
chianorum de Gamplunch zw. 1225 und 1229, Cham-
plun 1228, ecclesia de Champloun, apud Champlum zw.
1228 und 1229, ecclesia de Kamplunc zw. 1229 und 1230,
in curte que vocatur Jampluns 1236, curatus de Cham-
plon 1285, de Chanplon (Siegel) 1289, Cuͦnone de Gam-
plun 1291, ante villam de Champion, … animalia homi-
num nostrorum de Champion 1303, Chuͦnrat von Gam-
pellon 1312, Chuͦnrat von Gampellen 1320, Conrad von
Gamplon 1327 … (17 weitere Belege 14. Jhd., u. a. Gan-
plon 1346, de Gampuͦl 1348) …, Champion 1428 (Kopie;
Orig. 1179), znöchst by gamppolo 1530U21 … I Gamp.

kampələgassə (Dorfgasse) I Ins.; ~mōs I Gamp.; ~štrōss
I Erlach.


Aus lat. *camp-ellone, dim. Ableitung von campus ‹Feld›, mit
dem nach der zweiten Lautverschiebung zu erwartenden Ersatz-
laut g für lat.-rom. k (c); dt. Gampelen entspricht lautgeschicht-
lich der frz. Namenform Champion (c > tš > šš; pl- > pi-); s.
auch Gamp-/Gemp-.


Gand

A) IV 9; V: 1

gand, ds ~, im ~ (aufgeschüttetes K. an der Simme) IV
Bolt.; ufəm ~ (Hei. auf Schuttkegel), am Gand (Hof)
1838D IV Diemt. Zwischenfl.; ufəm ~, ds ~ (K., ehemals
überschwemmt) IV Kanderst.; ufəm ~ (Hei.) IV Lenk;
ufəm ~ (Wei., Wa.) IV ObwiliS.; ufəm ~ (ehemal. Bach-
bett d. Kander) IV Reich. Kien; ufəm ~ (Wa., Auland) IV
Reut.; im ~ (Wa., Auland) IV Spiez; ufəm ~ (Heuland,
ehemal. v. Simme mit Geröll überdeckt) IV Zweis.; in dər
~ (Geröllhalde) V Bön.

B) aa) IV: 8; V: 1

-gand: ei~ (Wa., Auland) IV Wimm.; ufəm horbodə~
(Bachschutt) IV xappələ~ (K.) IV Aeschi; im xre᪸xli~ V
Brienzw.; mü᪷ntə~ IV Wimm.; ufəm ou~ (Steinwüste) IV
Erlenb.; im ou~ (Wa., Ufergestrüpp) IV Wimm.; brōd-
hüsi~ (Dorfteil) IV Wimm.; i dər brunni~ (Auland) IV
Wimm.

ac) dər hogant (; Bergzug), Hohgant (id. mit Furka,
Furggengütsch) 1651AW, steinige Matt oder Hohgant
1757A, 1779A, hinauff auf das Hochgand 1795Rq8 III
Schangn./V Habk.; ho᪷gant (; Geröllhalde südl.
Schwalmeren), Schwallmeren oder Hohgant 1757A,
Schwallmeren oder Hochgandt 1784A V Isenfl.; stosset
… an den breiten Gand 1459UT IV Diemt.; ds brẹ̄t~ (Ge-
röllhalde) IV St. Steph.; štẹ̄ni~ (Uferwa.) IV Wimm.; di
šwartsən ge᪸ndər (Geröllhalde, Schiefer) IV Gsteig.

b) gand- III: 1; IV: 8; V: 2; gant- IV: 4;

Auswahl, frühste Belege: gantlo᪷uənə (; Alp), ein
mad, Lit an Gamploͧwinon 1374, von der gant lowenen



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Sp. 16


1488U156, in Gamplowinen, … am Berg Gamlowinen
1497‒1516U167, von dem mad in Gantloͮwynen 1502U157
IV St. Steph.

dər gantəgrabə, gantəbax (fliesst ins Gand) IV Frut.

Hieher? ds gantstāu (Wiese), ein Juchart im gantental
1513U57, 1529U92, im gantantal, jn gontental um 1530U142, jm
gantentall 1531U60, jm ganntzenn tal 1534U100, Ganzthal
1838D, Gansthal 1845D III Obdiessb.

C) -li: ge᪸ndli, ds ~, Pl. ge᪸ndləni (3 Hei.) IV Saanen; ge᪸ndli
(K.) IV Zweis.; ge᪸ndlibe᪸xli IV Saanen;

-er: in der Ganders Vorsass 1790/91C3 IV Saanen; gan-
dəršxe᪸lə, -xē᪷lə (Wa., Lische) IV Lau.; gandəršmatə IV
Saanen; gandərəmad IV Lau.; Gandlerey 1774A V Meir.

gandərli, u᪷fəm ~ (Hei.), auf dem Ganderli 1857MW IV
Lau.; ds gandərli (Scheune) IV Saanen;

-ig: i᪷n dər gandi᪷gən (auch: i᪷n dər go᪷lətən) V Brienz; ds
gandig pfād, bi᪷m gandigən pfād V Grindelw.


Vorrom. (voridg.?) *ganda- ‹wüst liegendes Land, Geröllhang›
(Id. II, 336; Zs., Gr. u. Gr. 319, REW 3670).

Nach J. U. Hubschm. (Frut. 6f.) spätgall. Herkunft. Dagegen
J. Pokorny (VRom. X, 241f.) für voridg. Substrat der Michelsber-
ger Kultur. Joh. Hubschm. (Alpenw. 17, 29, 53: voridg. mit weit-
reichendem Beleggut). Die Annahme J. Juds von einer Ost-West-
Wanderung des Etymons in unsern Alpen (VRom. VIII, 75) wird
hier abgelehnt.

Der Auslaut auf -d wechselt im Bergschwzd. mit verhärtetem -t;
ebenso wechseln ein- und zweisilbige Formen.

Die Bildungen Gante-grabe, -bach, -tal könnten aus dem Part.
Perf. des Verbs (ver-) ganden (Id. II; 337) erklärt werden als ‹im
gandete > gante Grabe› usw.; vgl. die hieher gestellte ‹Verganta
Wis› in Parpan (RNB).

Unklar: an Heinis von Ganten guͤtter 1535U101; in dero von Gan-
ten matten 1541U101 (und noch mehrmals) III Ndwicht.; von
Ganten scheint ein Herkunftsname zu sein, der sich auf den Hof
Gantental bei Oberdiessbach bezieht (s. o.). ‒ Die Entwicklung
von älterm Gantental 1513U57 zum heutigen gantstāu kann nur
durch volksetymologische Umdeutung erklärt werden. Vgl. aber
auch: Chuͤntzi Gantze buwet ein guͦt 1341 (nähere od. weitere
Umgebung v. Thun).


gänd-/gäng-

Das Ingenbechli 1379, das ingent bechli 1389, untz in das
Ingendbechli 1420Rq1 III Schangn. (evtl. Marbach LU);
der nider gend acher 1513U57, 1531U59 II Limp.; der dur-
gand acher 1530U132, der durchgenndacher 1531U97 III
Walkr. Big.; i juchart an der v̈bergengen acher 1474U30,
an der vbergenden acher um 1531U34 I Lengn.; ein mad
am v̍bergenden mad 1531U97 III Müns.; der vfgendacher
1531U97 I BusswbB.; der vfgendacher ein Juchrten 1531U97
I RütibB.; ufge᪸ndaxər I Sis.; ein viertel am vfgeenden
acher 1573/74U77a II Attisw.; der uffgend acker 1500U48 II
Hells.; der vff gendt acher 1531U59 II Kernenr.; in den
uffgenden achren 1480U44 II Kopp.; ufge᪸ŋaxər (K.), der
vff gend acher 1513U57, 1531U59, zwüschendt dem bach
vnd den vffgenden achern 1531U59 II Limp.; der uffgend
acher ein Jucharte 1535U101 II Mülchi; der Ufgehend Ak-



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Sp. 17


ker 1532 (Buchsee Urbar) II Münchb.; uff Hensi nesers
uff genden acker 1500U48 II Willad., der uff gend acher
1531U59 II Zaugg.; der vfgendacher ein Juch. 1531U97 III
Boll. Ferenbg.; 1531U97 III Konolf. Gys.; ein halb Ju-
chart heist der vff gend acher 1513U57 III Wohlen Uettl.;
der ufgendach. 1547U137 III Zäz.; dz uffgend acherlÿ
1480U44, das uffgen aͤckerli 1500U48 II Alchenst.; das
vffgendt acherlÿ 1531U59 II Graf.; ein Juchart die uffgen-
den Juchart genant 1529U92 I Rad.

am ụ̄fgē᪸nd (Weiden), am uffgend 1535U161 V Bön.

-er: (subst. flekt. Partizip) dər ü᪷bərge᪸ŋər (s. o.) I Lengn.;
dər ụfge᪸ŋər, im ~, d ụfge᪸ŋərə (K.) I Bellm.; dər ụfge᪸ŋər,
u᪷fəm ~, i᪷ dən ~ I Ins; I Merzl.; I ObwilbB; I Seed.; I
Walpw.


Bildungen mit dem nach dem Zeugnis solcher Namen einst auch
in den schwzd. Mdaa. lebendigen Part. Präs.: ge᪸n(d) < *gān(d)i
‹gehend›; ûfge᪸nd ‹sich bergan ziehend› (vom Gelände; Id. II,
12); nider ge᪸nd ‹bergabwärts› (Id. II, 32); durchge᪸nd ‹hin-
durch …› i. S. von ‹durchlaufend› (Id. II, 35). Die Ableitungen
auf -er wären als personifizierende Kurzformen für die mit dem
Part. Präs. als ūfge᪸nd benannten Äcker zu betrachten. Der Beleg
an der v̈bergengen acher 1474, bzw. an vbergenden acher 1531 für
Lengnau ist syntaktisch undurchsichtig; bedeutungsmässig viel-
leicht anzuschliessen an schwzd. über-gān ‹von Gewässern: aus-
treten, überlaufen› (Id. II, 10ff.; Lexer II, 1614) wegen Lage nö.
der alten Aare-Schleife.


Gang I

A) im gaŋ (Felsdurchgang) V Gadm.; bim gaŋ (Durch-
gang) V Gutt.

B) a) II: 1; III: 6; IV: 10; V: 15.

aa) flȫ᪷balmə- IV Kandergr.; ufəm folləŋ- V Iseltw.; gẹ̄s-
IV Adelb.; geiss- (2 loc.) V Iseltw.; hụ̄s- (K. zw. Wa.) III
Fahrni; xe᪸li- IV Adelb.; le᪸kxi- V Gutt.; be᪸rə- IV Reich.
Kienth.; be᪸r- V Bön.; bụ̈̄l- (Felsdurchgang bei Büüli) V
Gsteigw.; bi᪷tlassən- V Ltbr. Gimm.; raŋki- IV Bolt.;
su᪷mmərštau- III Langn.; bim šāf- V Bön./V Günd.;
drō᪷si- V Gadm.; wendi- V Ltbr. Mürren.

ac) kxuēr- III Sigr.; bim lǖ᪷tərən ~ V Gadm.; dər mittlišt -
III Langn.; im obərštə ~ II Erisw.; im bē᪷sən ~ V Gadm.;
brẹ̄t- (Alp) III Rüsch.; im brẹ̄tə ~ IV Adelb.; obəri/undə-
ri ge᪸ŋ IV Kandergr.; dər šītsli ~ V Gadm.; dər uŋər ~ III
Langn.; undər- IV ObwiliS.; im wị̄tən ~ V Isenfl.; im wị̄-
tən ~ V Ltbr. Gimm.

ad) bim ān- IV Erlenb.; dər mittlər durxgaŋswē᪸g V Leiss.

b) dər gaŋkrabə IV Diemt.


Bergschwzd. Gang m. ‹Durchgang in unwegsamer Umgebung›
(Id. II, 339; Zs. Gr. u. Gr. 319 ‹Felspfad›.


Gang- II †

der Gangolf (Zehntausmarchung zw. Frienisberg und
Gottstatt) 1520UP, ein jucharten acher heist der gangolff
(auch:) ganngolff 1532U4 I Bargen.





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Sp. 18

zuͦ Scharnachthal vff dem gengibuͤl um 1430U78, 1436U78 IV
Reich. Scharn.


Gangolf, Gangulf altdt. PN, Umkehrung von Wolfgang (Fm I,
597); Gengibuͤl < *ganginbuhil, zum PN Gango; vgl. den badi-
schen ON Gengenbach (Roos, Freibg. Bucht 416).


Ganggel-

i᪷ dər kaŋkəlei (; Haus) III Zäz.

Gänggelhübelein 1838D, Ganggelhübelein 1845D (Hei.;
heute: ds hü᪷bəli Hei.) II Erisw.


Angeblich Spottname neueren Datums; evtl. zum Verb gang-
gele(n) ‹hin und her schwanken, müssig herumstehen› (Id. II,
363), bzw. zu gänggele(n) ‹tändeln, naschen› (Id. II, 364).


Gans

gans-, vz. gaus- (I Jens), go᪷us- (I Hermr.), gā̃s- (IV
St. Steph.; IV Zweis.).

Pl. gens- (I Finsterh.; I Lüsch.; I Schüpf.; I Treit.; III
Eggiw.; III Köniz; III Langn.; III Rigg.; III Vech.; III
Wahlern)

Pl. ge᪸ns- (I‒V); vz. ge᪸isə- (II Grab.).

Histor. Belege: gans(z)-, gaus(z)- (1502 IV Zweis.; 1642 I
Schüpf.)

Pl. gens(z)-

B) b) I: 20; II: 18; III: 24; IV: 9; V: 5

davon ~axxər I: 4; II: 4; III: 5; IV: 3

~mattə I: 4; II: 2; III: 5; IV: 1

~mōs I: 2; II: 0; III: 5; IV: 0

~weid I: 2; II: 3; III: 3; IV: 1; V: 2

Auswahl, älteste Belege: an dem gensacker 1474U30 I
Dotz.; der Gansacher 1394UT, 1396UT IV Spiez. Faul.;
mons de Gensalba (Alp) 1254 (Besitz d. Klosters St. Ur-
ban); uf gensxe᪸rnə (; Hei.), ze Genskernen ein guͦt
1376 III Langn.; das gennsen mad 1493U84 … IV Reich.;
am Gansmatten 1312, Gamsmatta 1354 … die Gansmatt
1419 (Wäger), die gensmatt 1487K10 III Rüegg.; das
gennszen mad 1493U84 … IV Reich.; von gulmuͤs (PN)
gans matten 1488U156 … IV St. Steph.; von der gens weid
1488U82, in der gennszweid 1493U84 III Obhof.; gansweid
(Scheune/Stall), Pasquier deys oyes 1312V1, 1324V2, vff
der Gansweyd 1562A … IV Saanen.

C) -i: gensihubəl, -bodən, der Gensiboden 1780A, die Gen-
sibodenweid 1734A Ltbr. Weng.

-er: ein guͦtli gnemt [Gamser], Ganser 1364 III Belp;
gausser 1531U97 III Boll. Habst.; gousər (Wei., Wa.; frü-
her Gansmatt) III Gugg.;

das ganserli 1532U4 I Ndried; am gensərli, das genserli
(K.) 1528U2 I Rapp.

ler: der gensleracher 1531U59 II Grafenr.; der gensler
1534U100 III Kaufd.

-eren: hinder der gansera, vor der ganseren, hinder der



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Sp. 19


gauserenn 1532U4 I Kalln.; die grose/cleine ganseren
1532U4 I NdriedbK.; i dər gansərə, an die ganserenn, Jnn
der Gaͧnserenn 1531U52, in der Ganszeren nach 1545K7 II
Obburg; die Gouseren, eine Matte 1627UP III Landisw.

Hieher? gesəlmattə IV Zweis.


Schwzd. Gans f. ‹Gans› (Id. II, 369), in Namen Hinweis auf die
einstige weitverbreitete Gänsehaltung (falls nicht auf Wildgänse
bezogen).

Lautliche Reliktformen mit Staubschem Gesetz sg. gās / pl.
gous, ge᪸isə. Ganser 1364 in III Belp wohl schon personifizie-
rende Kurzform wie gousər in III Gugg.; nicht Ganser m. ‹Gän-
serich› (Id. II, 374).


Gäntel

im ge᪸ntəl (Talname), -hi᪷tti, -wassər oder dər ge᪸ntlər
(Bach), an der dritton alp, der man spricht in Geltal 1323,
in Geltaͧl 1377, das gendtel 1486U173 (Kopie v. 1744), im
Gändtel 1719/44 (Chorger. Manual v. Oberhasle) V In-
nertk.


J. U. Hubschmieds kühne Deutung als *Gānti-tal = ‹Tal der
*Gantja, die Gehende›, alem. Übersetzung von gall. *Andekin-
gilâ (Geogr. Helvetica 8, 1953, 52‒54) wird hinfällig, wenn die
frühesten Belege von 1323 und 1377 berücksichtigt werden.
Nach Ausweis der Mda. mit überoffener Qualität ist germ. ë an-
zusetzen, weshalb für das 1. Namenglied weder Gelte(n) s. d.,
noch ein PN mit Primärumlaut oder Entwicklung aus -ai- (Fm. I,
567) in Frage kommt. Möglich bleibt die Erklärung mit dem
Adj. gël(w) (Id. II, 291), also Gelbtal, vgl. Rottal BE Saanen u.
Interl.; Grünthal ZH (3mal), SG (2mal), TG (2mal), Gelbberg
SZ (Schübelbach), SG Pfäfers.


Gänterli

ge᪸ntərli I Rapp.; (Ackerland im Wa.) II Wyn.


Schwzd. Gänterli n. ‹Schrank, Kasten; Kästchen zum Aufbewah-
ren kleinerer Gegenstände, Wertsachen› (Id. II; 381). Metapho-
rische Übertragung auf Geländeform oder Metapher für wert-
volles Ackerland.


Gantrisch

dər gantriš ; älter: dər gantnəriš (Alp, Berggipfel), 1314
Cantroz, später Gantrost (savoyische Rechnungen
1314‒1423), Gantroͤst, Gamptrost (freiburg. Notarregi-
ster in: Burri, Arch. Hist. Ver. Bern 33, 1935, S. 6); in
montibus … de Nuynium et de Gamptrost 1331, denne an
Garntrost … 1345N, usque ad summitatem montis dicti
Gamtroͤsch 1356, gantrast 1484U126, zwuͥschen den bergen
Gantrest und Nuͥninen 1490Rq1, Gantrest 1529Fr, berg
gantrist 1533U129 … III Rüsch./Rüegg. (Enklave) ‹den
äbena Gantnerist›, ‹Gurnigel ‒ Gantnerist› (Friedli,
Guggisbg. S. 40).

gantriš-/gantnəriš- ~hüttə, ~xumməli, ~bē᪸rg, ~sēli, ~seisə
(~sense, Zufluss) III Rüsch.; ~bödə III Rüegg.

gantərišt (Alpweide, südl. Bolt.) VI Bolt.





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Sp. 20


Etymologie ungesichert.
Im ersten Namenelement steckt zweifellos das prärom. Gand(e),
Gant ‹Schutthalde› s. d. ‒ Eine deutsche Herleitung mit dem
Lehnwort, wie sie Friedli (Guggisberg 40, Anm.) nach Täuber
aus einer Gen.-form Ganteris(t) versucht, scheitert schon an den
ältesten Belegen. ‒ Nach J. U. Hubschmied (Arch. Hist. Ver.
Bern 1935, 6f.): «Die erste Silbe deutet möglicherweise auf die
Geröllhalde (gand) hin, die den Fuss des Berges umkleidet, die
zweite aber scheint mehr auf die Weide (gallisch rosto) und da-
mit auf die Alp hinzuweisen …». Ob der an verschiedenen Ge-
genden haftende Name Gantrist ‒ auch jenseits der Kantons-
grenze im Kt. Freiburg eine Alp Gantrist ‒ überall unmittelbar
auf die Frühsprache zurückgeht, oder ob bloss Übertragung von
dem bekannten Alpgelände im Einzugsgebiet der Kalten Sense
vorliegt, ist schwer zu entscheiden.


Gantrischhütte s. Gantrisch


Ganz

am gantzenacher 1518U74 II Ndbipp; uf dem gantzen hof
1569U72 II Wyss.; stost an gantzenhuser pfad 1474U30, stost
an Gantzenhüser pfad um 1531U34 I Diessb.; ufəm gansə-
bərg (3 Hei., K., Wa.), ze Ganzenberg 1328, 1330, Uͤlli
von Gantzenberg 1389R2, ze Gantzenberg 1414Rq1, 1452R3,
der hoff Gantzenberg 1531U76 … II Rohrbgr.; ds gantstāu
(Wiese) s. Gand.

Hieher? (Grenzbeschreibung:) an die Ganz(t)e Fluhe,
allwo am scherm in die Ganze Fluhe ein X geschlagen
1788Rq V Beatenb.; gantsəllouwinən (wo?) ts ~, (wohin?)
gən ~ (Gwp.: die Lawine überschüttete dieses Gebiet in
ganzer Breite) V Grindelw.


Kaum zu ganz i. S. von ‹totus›, sondern Komposita mit einem
altdt. PN Ganzo, Kzf. mit z-Suffix zu Vollformen wie Ganthar,
-ulf u. ä. (Fm. I, 594), vgl. auch die PNN Ganso 793, Ganspald
8. Jhd. (Fm. I, 597) mit Hinweis auf ONN wie Gensingen, Gent-
zingen


Gapp-

uf dər fordərə/hiŋərə gappə (Hei.), an die almend die gap-
pell 1493U84, an die allmennd gheissenn die gappell
1530U95, gappa almend um 1530U142, almend geheissen die
gappen 1531U144, die Gappen am Homberg 1788C3, vor-
dere/hintere Gappen 1838D III Homb.


Wahrsch. ein PN in elliptischem sw. Genetiv: (des) Gappen (All-
mende). Hubschm. (Thun 184) schlägt den germ. PN *Gappo
(expressive Gemination zum PN Gabo Fm. I, 561) vor.

Die nicht überlieferte Namenform *Gappo lässt sich rekon-
struieren aus ON-Belegen wie Göppingen (Württemberg), 1154
Geppingen (Fm. II, 977) < *Gappingum; Gettnau LU, 893 Ke-
pinhova, 1189 Geppenowo (HBLS III, 501) < *Gappinouwa.
Viell. ist aber für die Spätsiedellandschaft von Homberg nicht
mit einem altgerm. PN mehr zu rechnen; es könnte sich viel-
mehr um einen Übernamen oder eine spätere Kurzform, etwa
zu Kaspar, handeln (Gäppi ist für WS in Id. II, 388 bezeugt).




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Sp. 21


Gäppiswang

ge᪸ppiswaŋ (Aufforstung; Lawinenverbauung) V Obried.


PN Gäppi, evtl. zu Kaspar (von Id. II, 388 für Wallis bezeugt).


Gärb-

Gärbi

gē᪸rbi, i᪷ dər ~, das iš kē᪸rbi (Wohnhäuser, Hei. anstelle
oder in der Nähe einer ehemal. Gerberei)

A) I: 2; II: 14; III: 11, IV: 8; V:6

I: Erlach; Grossaffolt.; II: 1573/74U77 Attisw.;
BusswbM.; zur gaͤrwy 1530U169, zuͦ der Gerbi 1539U71 Dür-
renr.; Etzelk.; Hells.; Huttw.; Krauchth.; Langt.;
Melchn.; Ndbipp; Ndönz; Trachsw.; Waltw.; III:
Belp; Bow.; Eggiw.; in die gerbi 1569U72 Langn.;
Oblang.; Rigg.; Rüd.; Schangn.; Sigr.; Wahlern;
Wattw.; IV: Adelb.; Frut.; Lenk; ObwiliS.; Reich.;
Saanen; St. Steph.; Zweis.; V: Brienz; Grin-
delw. Bach; Haslib. Reuti; Meir.; SchwandenbBr.;
Wild.

B) a) nöišwaŋgē᪸rbi (Hei.) III Eggiw.; nịffugē᪸rbi II
Huttw.; di auti gē᪸rbi III Belp; III Laup.; III Worb.

b) I: 4; II: 21; III: 7; IV: 1; V: 0

C) gē᪸rbəli, ds ~ (K.) II Untsteckh.; im gē᪸rbəli (Hei.) II
Wyss.


Gärber

1) Gerwengassen 1562U43a II Langt.; die gerber gassen
1531U76 II Ursenb.; gē᪸rbərəgass III Thun; ge᪸rbərəgrabə,
der gerwer graben 1379, in der gerwer graben 1389R2,
Gerwergraben von Marsiletor har fu̍r in die Nu̍wenstat
1389‒1460Ud … III Bern; domus mea dicta in vulgari daz
Gerwehus 1320 III Bern; by dem Gerwhus 1502U157 IV
Zweis.; ein stu̍ck reben … gelegen vor der gerwer kru̍tze
1481U30 I Biel; gē᪸rbərlo᪷ubə III Bern;

2) gē᪸rbər, der ~, ufəm ~ (Schafberg) IV Gsteig/IV Saa-
nen; ge᪸rbəraxər II Krauchth.; Gerwenacher 1562U43a II
Langt.; der gerw acher 1513U57, 1529U92 III Konolf.; von
dem Gerwacher 1502U157 IV Bolt.; an gerbers graben
1530U42 II Lotzw.; in gerwersz guͦtt um 1540U168 IV Lenk;
gē᪸rbərhōf (Hei.) II Attisw.; gē᪸rbərhụ̄s (Hei.) III
Schangn.; stost vff gerwersz mattan 1531U59 II Graf.; die
Gerbersmatt 1666Le II Ndbipp; von der Gerwmattenn
1502U157 IV Bolt.; gē᪸rbərmatta V Leiss.; im gē᪸rbərme᪸ttəli
(K.) IV Bolt.; ab dem guͦtt der gaͤrwaͤr buͦll genant
1543U154 IV Reut.; Gerberrain 1885Le II Wiedl.; im ge᪸r-
bərswị̄xəl (K., Wa.) V Meir.

ge᪸rbərlihogər II Berk.


Schwzd. gärben < mhd. gerwen < garawen (*garwjan) ‹bereit-
machen, Leder zubereiten› (Id. II, 488).

-i: schwzd. Gärbi f. ‹Gerberei›, Verbalabstraktum zu gerben:
mhd. gerwe f. < ahd. garawî f. ‹Zubereitung, Gerberei›. Die



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Sp. 22


grosse Zahl von Gärbi-Namen belegt die frühere weite Verbrei-
tung dieses wichtigen Gewerbes.

-er: schwzd. Gärber ist nomen agentis zu gerben: mhd. gerwaere
m. Für 1) ist wohl der Berufsname, für 2) wahrscheinlich der FN
anzunehmen.


Garbe

B) aa) der matten, der man spricht die Lantgarbe 1364,
dicitur vulgariter Lantgarb 1380 I Ins; zwo Juchart …
stosend … an der Landtgarben, … der landtgarben guͦt
1529U92 I Rad.; … dem landtgarben guͦtt 1528U2 I Schüpf.;
die sogenante Landgarben 1724U170 III Bern Bümpl.
(Forst); die lantgarb ob Habstetten 1345 III Boll.
Habst.; laŋkārbə (Weiler), … bonis dictis zem Schorren et
Lantgarba ante Forestam 1359, von der lantgarben
1429U78, die Landtgarben 1524Rq7 … III Neu.; i᪷ dər laŋgār-
(Hei.), in der Landgarben (Haus) 1838D III Wahlern;
u᪷f dər laŋkārbə (ehem. Hei., jetzt Quartier), neben der
Landgarben 1599U114, 1602UP, uff der Landtgarben 1613C3
…, Stossent die Lanntgarbenn acher daran 1534U100 III
Zoll.

ac) zwo juchertten zun sibengarben 1531U59 II Graf.


Schwzd. Garb f. ‹Garbe› (Id. II, 412).
Landgarbe: mhd. lantgarbe ‹Zinsabgabe›; Abgabe an die Grund-
herrschaft, gewöhnlich bestehend in der 7. (5., 6.) Fruchtgarbe,
welche nach Ablieferung des Zehntens verabfolgt werden
musste (Id. II; 413).


Garbis- †

die garbishalldenn 1532U4 I Kalln.; 1 agker stosset an
garbis brunnen, 1 mettellin lit zuͦ garbis bru̍nnelin 1432U78
I Rad. (evtl. id. loc. Kalln.; möglich ist ein Zusammen-
hang mit dem heutigen krabi᪷shö᪷ụ, i᪷ dər ~ Hei. I Rad.)


FN Garbis; vgl. Henslinus Garbis de Golaton parrochie de Kert-
zers 1390.


Gard- †

zuͦ ligricz … uff eim stu̍k heisset gardinsz (?gardimsz) lit
in wÿtschotten 15. Jhd.U47 I Lig.


Wahrscheinlich zu frz. jardin, wobei das anlautende g- durch
graphischen Einfluss von mhd. garte(n) zu erklären wäre. (M.)
Oder es handelt sich um eine elliptische Fügung mit einem PN:
gardinsz stu̍k.


Garf

karfə, (wo?) ts garfə, (wohin?) uf garfə (Hei.), jn der mat-
ten zuͦ Garfflenn, … von drithalber Juchartten zuͦ Garf-
flen, … aber von nidren Garffenn 1502U157, fu̍nff iuhartten
zuͦ garfflenn 1515U158, Garfen (Hof) 1838D IV Bolt.

garfbax (od. sịtəgrabə); ds gārfli, i᪷m ~ (Haus südl. Garfe)
IV Bolt.





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Sp. 23


Kaum zu rom. *grava ‹Kies, Schutt› (REW3 3851), da eine Meta-
these hier unwahrscheinlich ist. Vielleicht zu calvus ‹kahl›
(REW3 1532), resp. *calva ‹Schädel›, was mit frkpr. Lautwandel
l> r vor Labial tsarva ergibt (FEW 2, 106a; GPSR 3, 466). Der
Typus calva/tsarva ist in der alpinen Suisse romande auch topo-
nomastisch für ‹abschüssiges, kahles Gelände› belegt (GPSR 3,
466; E. Tagmann, Miège, S. 13). Trotz lautchronologischen
Schwierigkeiten (anl. Ga- < lat. ca- und frkpr. l> r-Wandel vor
Labial mit umstrittener Datierung ist eine Zuordnung von Garfe
zum rom. Typus calva aus namengeographischen Überlegungen
wahrscheinlich.


Garn

B) a) agellum dictum «der Tretgarn», situm ante villam
Inderlappen bi dem Gurgen 1320 V Unters.

b) under der garn hencke bim See (?Name) um 1525U20 I
Lüsch.; ab der garnhenckj 1523U141 III Hilt.; gārnbụ̄xi
(Hei.) I Schwad.; bim gārəwi᪷ndšto᪷kx (Wa., Wurzeln ei-
ner gestürzten Tanne erinnern an Garnwinde) V Grin-
delw. Wärg.

Hieher? an garen statt (verschrieben für gadenstatt?)
1535U161 V Leiss.


Schwzd. Garn, Gare(n) n. 1) ‹gesponnener Faden, bes. von Hanf
oder Flachs›; 2) ‹Netz z. B. zum Fischfang› (Id. II, 419/420).


Garneul

im garnö᪷ụ (; Weiler), (6 Schupposen) die da ligent ze
Curnoͤl 1347N, (die folgenden Belege aus Hubschm.
Burgd.:) Gurnäl 1358, Kornel 15. Jhd.; Garnöil 1456,
Garnöl 1487, Garnöüll 1533, Garnöw 1534, Garnöül
1558 …, Garneüwel 1729C3 … II Heimisw.

garnö᪷ụ- ~šǖr (Hei.), ~weid (Wa.), Garnäülweid 1796A II
Heimisw.

garnöjəl, garnöjụ, dər ~, im ~ (; K., ehemals Sumpf-
land) II Fraubr.


Nach Hubschm. (Burgdorf 726f.) aus westschweiz. und savoy-
isch kornöla, kornöüla, lat. *cornea + Dim. ‹Kornelkirsch-
baum›; frz. cornouille (Kluge Etym. Wb.).


Gärnistal s. Gerhart


Garra †

anderthalb Juchart genant garra, ein Juchart genant der
garren um 1525U20 I Finsterh.


Wohl zu quadrus ‹viereckig› bzw. zum Subst. Quadra ‹Acker-
feld› (FEW II, 1405, 1406; RNB II, 276f.) P. Roth (Freibg. Ge-
schichtsbl. 53 1965 89, 91) verzeichnet für Büchslen 1484: eis car-
ron < *quadrone; Zimmerli (I 1891) fand seinerzeit dafür noch
die Lautung Garren.




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Sp. 24


Gärst-

I. B) a) höugē᪸rštə, (seltener:) d he᪷ugē᪸rštə (K.) III Uet.

b) i də gē᪸ršte᪸xxər, stost uf die gerstacher 1532U4 I Barg.;
an gersten acher 1531U97 III Boll. Worbl.; stost ans Gerst-
acher 1492K3 III Worb; gē᪸rštəgrabə III Eggiw.; dər gē᪸rštə-
grabə (Hei.), im Gerstengraben 1479‒1563Ar, im Gärsten-
graben 1635/38C3, im Gerstengraben 1645A III Trub; ds
gē᪸rštəgrē᪸tli (Hei.), bis an den Gersten graͧd 1470Rq1, Ger-
stengrätli 1838D III Trub; zuͦ Gerstenkrütz um 1530U142 III
Oppl.; heist die gersten matten 1513U57, 1531U59 II Et-
zelk.; das Gerstenmätteli 1666Le II Schwarzh.; ge᪸ršmat
III Trub.


C) -ere: gē᪸rštərə (Hei.), gē᪸rštərəwaud, die gersterenn
1533U133 III Rüegg.; uf dər gē᪸rštərə (Hei.), ~grabə III
Sigr.; i dər gē᪸rštərə (Alphütten in Fangweid und Chlus),
an der gersterren 1425U78 IV Bolt.; i dər gē᪸rštərə (Hei.),
guesterra 1312V1, guestera 1324V2, in der Gersteren
1702U157 … IV Saanen; d gē᪸rštərə (Hei.) gelegen an Ger-
sterren 1502U157, 1515U158, ~wald, ~wẹ̄d (Hei.) IV Zweis.

ge᪸rštərli (Hei.) III Rüegg.; gē᪸rštərli (Wei.) IV Saanen.

-ler: gē᪸rštlər (Hei.), ~höutsli, aus dem Gerstler 1792C3 II
Heimisw.

II. ds ge᪸rištport (Alpweide) IV Kanderst.

III. A. dər gē᪸ršt, ufəm ge᪸rštən (Gipfel) V Meir./
Brienzw.; im gē᪸rštən (Wei. unter Gerstenhorn) V
Brienz; ds gē᪸ršti (Wei.) V Grindelw.

B. a) dər wildge᪸ršt(ən), ufəm wilkē᪸rštən (Gipfel) V
Brienz/ V Brienzw./Grindelw./Meir.

b) uv dər kē᪸rštek (; Wei.) V Grindelw.; gē᪸rštənek
(Felsplatten), von der blatten obsich dem Rand nach biss
auf den Graad und stosst sonnenhalb der Gersten Egg
nach von der Ahr obsich biss auf den Graad 1554, (Ko-
pie 1744U173), ge᪸rštəngletšər, gē᪸rštəngrāt V Gutt.; dskē᪸rštən-
hō᪷rən V Brienz/Brienzw./Gutt.; ds gē᪸rštxrụ̈̄d (Alp) V
Meir.; ds ge᪸rštəlē᪸gərli V Gutt.; d'gē᪸rštəlli᪷kxən, älter
d'gē᪸rštəlli᪷mi (Übergang zwischen Wildgerst und Ger-
stenhorn) V Brienz/Brienzw.; gē᪸rštəmbax, gē᪸rštəsị̄ətə
(Wei.) V Gutt.



Die Grundlage der Gärst-Namen ist nicht durchwegs sicher zu
bestimmen: unter I wird i. a. die Getreidebezeichnung: Gerste
(hordeum) vorliegen; auch in Bildungen mit dem Kollektivsuf-
fix -aria/-ere.

II. zu Gërrisch, Gerst dem anscheinend für BO und WS charakte-
ristischen Wort für Meisterwurz (imperatoria ostruthium,
astrantia maior u. ä.). Doldengewächse, die in der ältern Volks-
medizin eine bedeutende Rolle spielten (HDA VI, 126ff.; Id. II,
404; vgl. auch Astränze Id. I, 577). Hieher wegen der hohen Lage
wohl auch Gärstchrüd, Alp V Meir., Gärstere, Name eines Alp-
geländes in IV Bolt. und möglicherweise auch andere -ere-Ab-
leitungen unter I.

III. Der Typus gē᪸ršt/gē᪸rštən für hochgelegene Weiden und Berg-
gipfel scheint nur in BO und WS aufzutreten. Falls diese Namen
nicht ebenfalls mit der Bezeichnung für die ‹Meisterwurz› zu-
sammengebracht werden können, wäre ein vordeutsches, laut-



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Sp. 25


lich mit den übrigen Gärst-Namen zusammengefallenes Sub-
stratwort zu vermuten, zu einer idg. Wurzel g̑hers- starren, vwdt.
lat. horreo, ‹rauh sein, starren› (J. Pokorny Idg. etym. Wb. 445).


Garstatt

gārštat, i wolt a ~ (; kl. Dorf und 3 Hei.), Husz und
Hoff mitsampt einer Juchharten ärtrich daran gelägen an
der gartstatt 1524‒80U168, in der Gartstatt 1524UP, an der
gartstat 1557U160, an der Garstatt 17. Jhd.UP, an der Gar-
statt 1648/49A, in der Garstadt wohnhaft 1743/44C3 IV
Bolt.; die gartstat nid dem wege und ob dem wege 1352
(Herrschaft Mülinen) IV bei Reich.; in dər gārštət (kl.
Wiese) V SchwandenbBr.


Zugrunde liegt gart(en)statt f. ‹eingezäuntes Pflanzland› mit as-
similatorischem Schwund des t vor s (Id. XI, 1727; s. dazu auch
K. S. Bader «stat» ‒ Kollektaneen zu Geschichte und Streuung
eines rechtstopographischen Begriffs in Bl. f. dt. Landesge-
schichte 101, 1965, 25).


Garte

gārtə, im ~, ufəm ~ m.; Pl. gē᪸rtə, i(n) ~, i(n) də ~; vz.: uf də
gārtə, d gārti (IV Lenk).

Garten, K., Weidland, Alp, Dorfteil (III Watt.)

A) I: 1; II: 1; III: 2; IV: 3; V: 8.

Auswahl: (frühe Belege) de agro sito in Garten 1354, ein
mattenn heist der garttenn 1533U133 III Rüegg. Nd-
bütsch.; under dien garten 1352 IV Diemt.

B) aa) I: 53; II: 47; III: 85; IV: 42; V: 53.

Auswahl: agrum am Hanfgarten 1309 V Matt.; hārətek,
Hargartegg 1403Rq1 II Sumisw.; ob dem Kirsse-garten
1328 V bei Interl.; uffen dem boͮngarten vor Burgtorf
1343 II Burgd.; boumgārtə (K.), in villa Bongarten 1276
II Grab.; im böingārtən, Boumgarten 1322N (Kopie v.
1562) V Haslib. (vgl. auch Bangerte, Boumgarte, Bun-
gerte); im bremgārtə, im brēmər, silvam, que dicitur Bre-
megarto 1218 III Bern; bremgārtə, Purchardus de Bre-
mecart 1180 (Kopie v. 1350), Borcardus de Bremegart
1228 III Bremg.; in Ruͤbgarten agrum 1312 I bei Leuz.;
Ruͤbgarten 1331 III Rüegg.; im sigart (; Hei.), der si-
garte 1533U133 Siegart, Siegert (Hof) 1838D III Toff.; dər
sigārtə (; Haus), von dem Siggartt 1502U157, im Siggar-
ten 1592/93A Sieggarten (Hof) 1838D IV Bolt. (vgl. Sig-);
wīŋgārtə (Weiler), allodium … quod dicitur Wingarton
1216 I Graffolt.; vinea qui dicitur zem hut Wingarten
zw. 1255 u. 1256, vineam … dictam Bruke-wingarte 1273,
vinetum … dictum der Groswingarto 1301, unsern win-
garten ze Twanne, der da heisset der Lang-wingartu̍ 1316
I Twann (und Umgebg.); unz an den wingarthen 1270
(Appell.?) II Wiggisw.; im wīŋgārtə, de agro dicto im
Wingarten 1327 III Sigr.; item agrum zem Zwigarten
1326 V Unters.





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Sp. 26

Verbreitung mehrfach belegter Composita auf -garten

Flachs- III: 2; IV: 2; V: 2

Hanf- II: 1; IV: 1 Dim.; V: 4

Har- II: 2; III: 6; IV: 1 + 1 Dim.

Moos- I: 7; III: 2

Baum: I: 13 + 1 Dim.; II: 23 + 3 Dim.; III: 24 + 6 Dim.;
IV: 11 + 2 Dim.; V: 12 + 5 Dim.

Reb- I: 1; II: 1; III: 3

Rosen- II: 1; III: 1; IV: 1; V: 1

Ross- I: 3; III: 2; IV: 1

See- III: 1; IV: 2; V: 5

Tier- I: 3; II: 6 + 1 Dim.; III: 6; IV: 3; V: 1

Zwi- I: 1; III: 5; IV: 4 + 1 Dim.; V: 4

Win- I: 11; II: 5; III: 9; IV: 2 + 1 Dim.; V: 3 + 2 Dim.

ab) I: 3; II: 1; III: 2; IV: 4; V: 8

Auswahl: genampt der Gilian garttenn 1497‒1516U167 IV
St. Steph.; am Hanisgarten 1387 V Grindelw.; an Chês-
lis garten 1326 V Matten; im rīhəgārdə, zem richengar-
ten 1391Uk2 V Unters.

ac) I: 0; II: 3; III: 0; IV: 1; V: 2

b) I: 5; II: 6; III: 12; IV: 6; V: 11

davon Gart(en)acher: I: 3; II: 5; III: 6 + 1 Dim.; IV: 1;
V: 1

Auswahl: ager dictus der Gartacher 1307 V Matt.; uf
gartek, apud Gartecha 1274, in Garthegge 1276 III
Langn.; ufəm gārtšopf V Ringg.

C) -li (Gärt[e]li, Gart[e]li) CA) I: 1; II: 0; III: 2; IV: 1;
V: 1

CB) a) I: 3; II: 5; III: 8; IV: 8; V: 12

b) I: 1; II: 0; III: 3; IV: 1; V: 3

-i (Garti gārti) CA) IV: 1; V: 1 (im gārti Hei. V Haslib.)

CB) a) IV: 2; V: 2

b) IV: 1

Gartnerli: ein halb Juchart genant das gartnerli 1529U92
III Wohlen

Gärtner: im gē᪸rtnər (2 Hei.) II Lütz.

Gärteler: by dem gertteller 1521U31, by dem gärtteller
1530U33 I EPS.; im gē᪸rtələr (K.) I Rapp.

als PN: ein unser schuͦppossen … die etwenne bute Gar-
terra von Utzingen 1385, Gartensägerten 1764Ry III Vech.


Schwzd. Garte(n) m., ahd. garto m., ‹Garten; mit Zaun, Hag,
Weidegeflecht eingefangener Platz, worin man Flachs, Hanf
und Kartoffeln zieht; Pflanzland› (Id. II, 432f.).


Garwiid

Vf mu̍nsingen veld Ze garwidenn ½ Jucherten 1531U97 III
Täg.; im karwị̄di (ehem. Schafweide), di ụ̈ssər/indər gar-
wị̄dilimmi᪷ (Übergang) V Gutt.


Bedeutung nicht geklärt. ‒ Die Namenbildung ist nach dem
Siegfr. Atlas vereinzelt auch über das schweiz. Mittelland ver-
streut: Garwyden (Wohlen AG), Garwied (wohl -wīd), Gartweid
1593, in garwidon 1346 (Dürnten ZH), Garwiden (Oensin-
gen SO), was wohl auf eine alem. Prägung schliessen lässt. Doch



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Sp. 27


befriedigen die bisherigen Deutungen mit ahd. garawa ‹millefo-
lium, Schafgarbe› und Weide ‹Futterplatz› (so schon H. Meyer,
ONN Kt. ZH 1849, Nr. 1593) nicht, da altdt. -ei- zu erwarten
wäre und wide sich nur auf den Weidenbaum beziehen konnte.


Garzen

dər gārtsən, ufəm ~ (Felsgipfel, geformt wie Zahn an
Säge; anderer, älterer Name für: Schwarzenberg), Gar-
zen 1757A, 1760AW, 1845D V Brienzw./Meir.

Garzenscheer (Vorberg des Grindelwalder Schwarz-
horns; id. mit Garzen) 1904 (GLS), gārtsəweŋ, in ~ən V
Meir.; garsplatti, seltener: gartsplatti (; schräge Fels-
plattenschichtung mit runden, abgeschliffenen Ober-
bauten) V Innertk.


Substantivbildung ahd. *garzo swm. zum Vb. garzen (Friedli,
Saanen 549), Intensivbildung von garren ‹emporragen› (Id. II,
399); vgl. auch Garzer m. ‹Finger› IV Saanen (Id. II, 449; Friedli,
Saanen 574). Eine Konsonantenerleichterung von Garz- > Gars-
platte ist wohl denkbar.


Gas

dər gasgrabə (; Graben in der Nähe eines ehemali-
gen Köhlerplatzes) III RütibR.


Nach Mitteilung des Gewährsmannes soll hier irgendwie
(Gas-?) Licht für das Gurnigelbad gewonnen worden sein. ‒
Wahrsch. aber volksetymologische Umdeutung aus Gass-graben
mit Spiranserweichung im 1. Namenglied, vgl. rosgrabə
(Rüegg.), rosgrind (Unters) zu ‹Ross›, und Entsprechendes
weiterhin. Eine Stelle südlich des ehemaligen Gurnigelbads mit
einem Wirtschaftsgebäude heisst auf dem Namenplan des Geo-
meters von 1933 Gassenscheune (nach SA 349 II).

Die Benennung setzt eine Örtlichkeit Gasse(n) voraus. Neben
dieser Gassenscheune entspringt einer der 3 kleinen Zuflüsse des
Gasgraben-Bachs. Möglicherweise wurde urspr. nur dies oberste
Stück als Gas(se)grabe bezeichnet; denn auf dem Plan Seftigen
AA IX Nr. 11 des Berner Staatsarchivs von 1779 heisst der ganze
Bachlauf noch Kleiner Dürrbachgraben (Kleiner Dürr Bach Gra-
ben), was immerhin auch nur eine «Erfindung» des damaligen
Geometers A. Lanz zum Grossen Dürrbachgraben, in den er
mündet, sein könnte.


Gaasche

i᪷ dər kāšə (Schattstall aus Naturstein, in den Hang ge-
baut, Luchernalp) IV Bolt.


Der stimmlose Reibelaut š verbietet eine Herleitung von lat.-
afrkpr. casa, wie im Walsergebiet für Gäschi ‹kleines Haus› an-
genommen wird (Id. II, 479; Zimmermann, Die Orts- und Flur-
namen des Vispertales im Wallis, 1968, 35). Da das Gebäude in
unmittelbarer Nähe der Sprachgrenze liegt, ist die Auffassung
des örtlichen Gewährsmannes nicht abwegig, dass es sich um
entlehntes frz. la cage ‹Hütte, Käfig› handelt.


Gäschu

dər ge᪸šu, i᪷m ~ (K., Bodenmulde), der gaͤshellacher j
Jucharten 1595U54 II Thörig.





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Sp. 28


Ungeklärt; kaum zu lat. casa ‹Hütte›, das diminuiert im Wallis
als Gäschi bekannt ist (Zimmermann, Visperterminen 1968,
S. 35; Id. II, 479; RNB II, 412), da solch ein rom. Substrat im
Oberaargau nicht zu erwarten ist.


Gasel

i᪷m gasu (; Dorf), hieher? Rodulfus de Casale
1238/39MR, Uolricus de Gasilo (Zeuge) 1273, den vierden
teil des zekenden (sic) von Tofen und von Gasle 1302, de
Gasle 1320, u̍nser guͤtli Buͦcholtz, gelegen ze Gasle 1331,
Rudolfus de Gasle (Zeuge) 1333, 1334, Johans von Gasle
buwet … du̍ rieder ze Gasle, … u̍nser rieder ze Gasle 1346,
(stosset) an das holtz von Gasle 1352, Gasel 1360, Johans
von Gasel, burger ze Berne 1385, 1388, … lantgericht in
der lantgraffschaft von Sternemberg ze Gasel vnder der
grossen eich 1420Rq1 (weitere Belege aus dem 15. und aus
dem 16. Jhd.) III Köniz.

gasu- ~mattə, ~mōs, ~bax, Gasell zelg 1535U101, ~wẹ̄d III
Köniz.


Gasel aus lat. casale ‹zum Haus gehörig, Landhaus› (Hub-
schmied VRom. III, 81). ‒ Übernahme nach der 2. Lautverschie-
bung, aber vor der roman. Palatalisierung von ca- zu tša-; mit
deutscher Erstsilbenbetonung.


Gäserz

gē᪸səts, gē᪷səts (Weiler), seu in Nugerols, seu in Kesas
1182, de Kesarts 1233, curtem nostram de Gesarz 1250,
de Gesharse 1250, de Gasar 1381. Gaͤssertz 1485Rq1, …
Gäsertz 1530U21, … I Brütt.

gē᪸səts- ~mōs, ~brü᪷u, ~tsēntə (K.) I Brütt.


Wenn unsere älteste Belegzuschreibung stimmt ‒ in Kesas 1182
(FRB I, 469) ‒ dann dürfte der Auslaut ursprünglich kein -r- ent-
halten und der Name sich erst später ‒ allerdings bereits 1233 ‒
dem im Seeland verbreiteten ON-Endungstypus auf -rs ange-
schlossen haben.

Das Etymon Kes-/Ges- dürfte vordeutsch sein.


Gasse

gassə, gass f.; i(n)/a(n) dər gassə/gass; V: gassa, in (dər)
gassə(n).

A) ausserhalb der Siedlung I: 6; II: 21; III: 31; IV: 12;
V: 6

innerhalb der Siedlung I: 2; II: 1; IV: 1; V: 4

Lage nicht ersichtlich I: 2; II: 2; III: 2; V: 1

Total I: 10; II: 24; III: 33; IV: 13; V: 11

Meist bietet die Gasse eine Orientierungsmöglichkeit;
deshalb werden oft Präpositionen verwendet: I‒III: in
(5), an (5); IV + V: in (6), an (5), ob (5), zer, zur (4), under
(2), hinder (2), nid (1), von (1).

Auswahl: a dər ~ (Dorfteil) I Safn.; i dər ~, Kuͤntzli in
der Gassen 1386 III Burgist.; zer ~, hinder der ~, ob der



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Sp. 29


~, 1502U157 IV Bolt. 1 juch. zer ~, 1348/58N IV Därst.; i
dər ~ (Wegstelle) IV Frut.; gassa, an dər gassə uehi
(Dorfteil) V Gsteigw.; i gan an d gassən (= Dorf Meirin-
gen), von der Gassen 1704/19C4 V Meir.; (wo?) ən gassən
(K.), zuͦ Gassen 1535U161 V Ringg.


B) aa) ausserhalb der Siedlung I: 36; II: 76; III: 118; IV:
69; V: 24

innerhalb der Siedlung I: 7; II: 21; III: 44; IV: 11; V: 27

Total I: 43; II: 97; III: 162; IV: 80; V: 51

Mehrfach belegte Komposita:

Allmend- III: 7; IV: 1

Alp- IV: 2; V: 3

Hor- I: 2; II: 1; III: 3; IV: 1; V: 2

Kilch- I: 1; II: 11; III: 13; IV: 3; V: 4

Kreuz- III: 5; IV: 7; V: 4

Moos- I: 8; II: 6; III: 5; IV: 1

Mühle- I: 3; II: 3; III: 3

Brunn- I: 1; II: 2; III: 5; V: 6

Stein- II: 5; III: 2

Vieh- I: 2; III: 3; IV: 1; V: 2

ab) ausserhalb der Siedlung I: 12; II: 8; III: 7; IV: 2; V: 1

innerhalb der Siedlung I: 2; II: 2; III: 10; IV: 2; V: 1

Total I: 14; II: 10; III: 17; IV: 4; V: 1

ac) ausserhalb der Siedlung I: 10; II: 19; III: 15; IV: 10;
V: 6

innerhalb der Siedlung I: 7; II: 7; III: 7; IV: 2; V: 13

Total I: 17; II: 26; III: 22; IV: 12; V: 19

Mehrfach belegte Komposita:

alte II: 3; III: 1; IV: 2;

V: 1

vordere II: 1; III: 3; IV: 1; V: 1

hintere I: 2; II: 4; III: 3; IV: 3; V: 2

hohle I: 4; II: 7; III: 8; IV: 3

lange I: 2; II: 3; III: 4; IV: 1; V: 2

obere I: 1, II: 2; III: 1; V: 4

untere I: 1; II: 4; III: 1; V: 5

ad) im obgassəwẹ̄dli V Lütsch.

b) ausserhalb der Siedlung I: 15; II: 19; III: 27; IV: 23,
V: 8

innerhalb der Siedlung II: 1; III: 1; V: 1

Total I: 15; II: 20; III: 28; IV: 23; V: 9

Mehrfach belegte Komposita:

-acher I: 11; II: 14, III: 19; IV: 4

-matte I: 1; II: 2; III: 4; IV: 9; V: 1


C) -li (ge᪸ssli) Wegstellen, K., Hei., Dorfteile

Präpositionen: im (25), am (3), ufem (1)

Gässli ausserhalb der Siedlung I: 4; II: 10; III: 24; IV: 3;
V: 1

innerhalb der Siedlung I: 3; II: 9; III: 8; IV: 1; V: 10

Lage nicht ersichtlich II: 1; III: 3; V: 1

Total I: 7; II: 20; III: 35; IV: 4; V: 12





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Sp. 30

Auswahl: ein stras das Gessly genant 1527UT III Uet.; am
ge᪸ssli IV Lenk; im ge᪸ssli (Dorfteil) V Bön.; V Brienz; V
Brienzw.; V Günd.; V Gutt.; V Ltbr.; V Obried; V
Wildersw.

fe᪸dərəge᪸ssli III Bern; beim verlohrnen Gässlin 1768A II
bei Utztf.

-i (gassi) IV: 4

im gassi (Hei.) IV Adelb.; das Gassi 1502U157 IV
St. Steph.; 1502U157 IV Zweis.

-ge᪸ssli ausserhalb der Siedlung I 5; II: 20; III: 14; IV: 47;
V: 17

innerhalb der Siedlung I: 1; II: 16; III: 18; IV: 14; V: 35

Total I: 6; II: 36; III: 32; IV: 61; V: 35

Mehrfach belegte Komposita:

Mühle- I: 2; II: 4; III: 5; IV: 2; V: 1

Reb- III: 3

Schul- IV: 2; V: 2

ge᪸ssli- ausserhalb der Siedlung I: 6; II: 7; III: 7; IV: 2,
V: 4

innerhalb der Siedlung: keine

Total I: 6; II: 7; III: 7; IV: 2; V.4

Mehrfach belegte Komposita:

-acher I: 2; II: 3; III: 3

-matte I: 1; II: 3; III: 1; IV.1

-er (FN Gasser) I: 1; II: 3; III: 2; IV: 3; V: 1.

Auswahl: gassəršguət IV Lenk; Gasseren hoffstatt
1539U79 II Dürrenr.; gassəršwaŋ, gassəršwaŋfluə V Bön.

-ler: Der gaͤszler ein Jucharten 1531U97 II Mülchi; ein
halb Juchartten am Gaͤszler 1573/74U77a II Wiedl.; ufəm
xüəge᪸sslər (K., an Gasse stossend) I Hermr.

-lere: hieher? i dər gaslərə (von Wegen durchzogener
Hang bei Weiler Gassen) III Blumst.

zu Gasse?: i ge᪸ssəriəd (K.), Gässenried (einz. Haus)
1838D IV Spiez.


Schwzd. Gass f. ‹Durchgang zwischen Häuserreihen; Feldweg
zwischen Zäunen, Mauern, Böschungen; Dorfteil. Dorf› (Id. II,
449).


Gast

von gastmatten 1464U38a II ?Wynau; bim gastnuszboum,
der gast Nuszboum acher 1530U95 I Leuz.; gašwandi,
(wo?) am ~, (wohin?) a ds ~ (; Heuland am Berg-
hang, bei Gartschopf), zuͦ gast schwandi 1535U161 V
Ringg.


Die Belege von Wynau und Leuz. enthalten wohl im 1. Teil den
FN Gast, zum altdt. PN gast, evtl. gekürzt aus Arbogast u. a. (Fm
I, 604; Id. II, 486); vgl. «Albertus dictus Gast» 1274, unter Mitge-
nannten von Langenthal, Oensingen, Wynau (FRB III, 86, 95,
104); in Grenchen SO ‒ 6 km von Leuz. ‒ ist der FN Gast vor
1800 bezeugt (FNB II, 279). Vgl. dazu auch Fischer (Schwäb.
Wb. III, 84) mit Flurnn. wie Gast, Olgast; Gastäcker, -breite,
-rain, -wiesen. Wahrscheinlich also auch gašwandi, gast schwandi
Ringg. hieher gehörig.




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Sp. 31


Gastere

gaštərə, (wo?) i᪷ ~, (wohin?) i᪷ ~, (jünger:) i᪷ ds ~ (innerer,
oberer Teil des Gasterntales), usque ad … niveos montes
in Gastron 1352, gesessen in Gastron, … gelegen und ge-
heissen in Gastron 1374, Also zoch man in gastron
um 1420Ch4, durch Gastron 1445M, (…) uss Casteren
1601/02A IV Kanderst.

gaštərə- ~allmi, ~holts (Wa., Wei.), Gasternholz (Alp
südl. Fisistock) 1845D, ~tāl (Gesamtbez.), Gasterenwäl-
der (Staatswald) 1838D IV Kanderst. an den gasteren
1488U156 IV Zweis. Betelried.


Nach Hubschm. (Frut. 17f.) lat. castra, bzw. *castrono/castrona
‹Lager, Hirtenquartier, Alphütte›; vgl. das BO-Lehnappellativ
Gastere(n) f. ‹Verschlag unter dem Dach der Alpensennhütte,
wo die Hirten ihr Nachtlager haben›. (Id. II, 486). ‒ Allenfalls
könnte als Grundlage einfaches castra angesetzt werden, wobei
es sich bei den Formen auf -ere(n) um den obliquen Casus han-
delte. Lat. castra (Pl. von castrum) wäre im Rom. als fem sg. *ca-
strā aufgefasst worden, dies im Alem. übernommen > altdt.
*Gastra > gastera, mit -e-Sprossvokal; vgl. dazu astricus > ahd.
esterich, schwzd. Esterig (Id. I, 579); *austrō > ahd. ōstarun,
schwzd. Ostere(n) (Id. I, 580).


Gästler/Gestler

dər ge᪸štlər, geštlər (dt. Name für Juragipfel Chasseral) I
Biel; I Ips.; Gästeler, Gästler, Gäschler (šš; Friedli Ins,
Twann), die almend von dem Geͣschler herab 1453 (Arch.
bourg. Neuveville N 14), bisz an die hoche des bergs von
der Zasserallen genempt der Geschler 1535Rq1, Geschtler
mons 1577Sch I Ins; I Twann und weiterhin im BE See-
land.

ge᪸štləre᪸xxər (K.) I Bargen.

d ge᪸štlərə, di Gästlere(n) (Friedli, Ins), ij Juchart genempt
Zer geschleren 1458 (Kopie 1531U29), Ein Juchrten zuͦ ge-
schleren 1531U97, in der gestlerenn 1532U4 I Bargen; ge-
gen gestlara um 1525U20 I Finsterh.; genannt geschleren
1533U22, auf der Gästleren 1895Z I Ins. die geschleren
matten 1531U97, in der gestlerenmatt 1532U4 I Aarb.; ob
der geschleren mattenn 1533U22 I Ins; im ge᪸štlərəwaud
(Wa. am Hang) III Wohlen.

Richtung: Bëttart (hat) gaͤszlerenhalb daran um 1525U20 I
Ins; Hans Brunnen hat Gäszleren halb daran 1667U100 I
Lüsch.


Ursprünglich wohl im Seeland allgemein der deutsche Name für
den heute durchwegs Chasseral genannten Juragipfel. Wahr-
scheinlich eine vordeutsche Bildung lat. *castellare zu castellum
‹Burg› (vgl. Gastlosen u. ä.). Das Schwanken der Lautqualitäten
zwischen e᪸ und e ist seltsam. Geschler dürfte sekundäre Assimila-
tionsform sein.

Die Form auf -ere(n): Gestlere(n) erweist sich als moviertes Femi-
ninum, zuerst wohl nur die Alp am Gestler bezeichnend, später
aber auch für den ganzen Berg verwendet, wie es die im Seeland
urkundlich häufigen Richtungsangaben gestlerenhalb d. h.
‹nordwärts, gegen den Chasseral gelegen› erweisen; (vgl: Friedli,
Bd. 4, 272:) «Private Bergweiden … gibt es an der Gästlere(n)».
Schon 1606 sehen wir die Alp Gestler, den Geschler Berg oder
kurz den Geschler besetzt …».




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Die deutschsprachige Benennung Gestler ist heute fast unbe-
kannt geworden. Noch vor dem 2. Weltkrieg war er bei ältern
Leuten in Biel geläufig. Im letzten Jahrhundert findet er sich so-
gar in französischsprachigen Werken verzeichnet: 1845 Chasse-
ral, Gestler (Liste alphabétique des villes … de la Suisse, nom-
mées différemment en français et en allemand, Berne 1845,
p. 10, 25); Marc Lutz, Dictionnaire géographique et statistique de
la Suisse, nouv. éd. 1859, p. 178, und die offizielle Siegfriedkarte
von 1871 haben (bis 1937) die Bezeichnung Chasseral-Gestler.

Was das etymologische Verhältnis zwischen frz. Chasseral und
dt. Gestler anbetrifft, so scheint kein Zusammenhang zu beste-
hen. Während die Alemannen den alten rom. Namen bewahr-
ten, den sie bei ihrer Ankunft im 8. Jhd. übernommen hatten, er-
setzten die einheimischen Bewohner diesen ursprünglichen ‒
wie Wulf Müller, Boudry, in seinem Kongressvortrag vom
28. 8. 1975 «Un toponyme jurassien de tradition bilingue: Chas-
seral/Gestler» ausführte ‒ im Laufe des Hochmittelalters durch
Chasseral (1368 Schasseralez, FRB IX 106). Hierbei handelt es
sich um eine feminine Ableitung von chasse ‹Jagd› mittels der
Suffixe (lat.) -ariu und -ella. Anscheinend hatte das Bergmassiv
für die Bevölkerung eine grosse Bedeutung als Jagdgebiet gewon-
nen.


Gastlose

d gaštlosə ()/Les Chatalles (Felsmassiv und Alp an
Grenze zw. BE und FR) IV Saanen.

In Jaun: dər gaššləsə (BSG X, 251).


Kaum deutschsprachiger Herkunft mit Los f. ‹sors› (Buck, Ober-
deutsches Flurnamenbuch 1931, 79). Buck weist auf eine würt-
tembergische Ortschaft Ganslosen hin, die ehedem Gastlosen
hiess. ‒ Vielmehr zeigt der Parallelname auf frz. Sprachgebiet
Les Chatalles, dass, wie schon Gatschet (Arch. Hist. Ver. Bern,
1880) vermutet hat, eine Grundlage von lat. castellum anzuneh-
men ist, die dann im Deutschen als Gastlosen im Hinblick auf
das unwirtliche Turmgebirge umgedeutet ‒ vielleicht sogar einst
als ‹die Gastlosen› im Sinn bergmythologischer Gestalten ‒ wor-
den ist (s. auch Glatthard 1977, 285).


Gastor

dər kaštōr (; Bergspitze) V Schatt.


Castor und Pollux heissen zwei Bergspitzen in der Mittelgruppe
der Engelhörner, in Anlehnung an das Sternbild. Vgl. die Zwil-
lingsgipfel Castor und Pollux in der Monte Rosa-Gruppe (GLS I,
426; IV, 6).


Gattafel

gatāfəl, ufəm ~ n. (; Hei., Wa. mit Fallholz) IV Bolt.;
i᪷m katəlfāl, katlfāl (; Haus), Gattelfall (Haus) 1838D
IV Därst.; im gatafəl n. (; Alp, Wei. in Wald-
schneise), Gattafel (Alp) 1845D am gatafəlgrabə IV
Wimm.; am gatafəl (; Haus, Wiese) V Därl.; am
katāfəl (; alter Holzschleif) V Innertk.; einer khuͦ
Winterung gen. der gattaffel 1535U161 V Leiss.; im kxarta-
fəl (; Wiese, Ende einer Holzleite) V Schatt.; i᪷m
gatāfəl (; K. im Haltenwald), wegen eines guͦtes ge-
nempt der gattafel 1396Uk2, ein Stücklj genant der gattafel
1535U161 V Wild.





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Sp. 33

Hieher? i᪷m katəfe᪸ld (Haus), i᪷m katəfe᪸ldwāld (Wa.) IV Er-
lenb.


Lehnappellativ. Lat. *catabulum (Nebenform zu lat. catabula)
‹Niederwerfen, Windbruch, Holzschneise› > altrom. *cadāvel
> (mit Lautsubstitution und Lautverschiebung d > t) altalem.
*Gattafel (s. P. Glatthard, Name und Lehnappellativ(-name),
XII. Int. Kongress f. Namenforschg 1975, 204; P. Zinsli, Fest-
schrift Ad. Bach 1965, 346, nach J. Hubschmid; REW3 1756).

katəfe᪸ld () IV Erlenb. beruht auf volksetymolog. Anleh-
nung an Feld; kxartafəl () V Schatt. ist offenbar volkstümli-
che Umgestaltung des Namens mit Erhaltung des ursprüngli-
chen rom. Akzents, viell. unbewusst an «Karte» und «Tafel» an-
gelehnt. ‒ Immerhin gibt es auch weiterhin solche sekundäre
Entwicklungen eines -r- zwischen Vokal und -t-, z. B. im Bern-
deutschen sporadisch «kartholisch» statt «katholisch» (Id. II,
561).


Gatter

A) ein halb Juchartten bim Gatter 1573/74U77a II Attisw.;
ein Juchertt zuͤn gatren, … zuͤm gatter 1518U74, zuͦnn Gat-
teren 1573/74U77a II Rum.

B) aa) -gattər: bi᪷m ei~ (K.) I Lengn.; … vonn dem fluͤolin
Jnn denn Nydrenn kylch gatter 1518U74 II Wolfisb.; löš~
(K.) I Piet.; brüəu~ we᪸g I Erlach; bi᪷m rōtmə~ (= Rot-
mund/Romont) I Lengn.; šloss~ I Bür.; ū᪷rtənə~ III
Boll.

ab) hieher? xaši~ (bei xašishụ̄s) II Dürrenr./Sum./
Wyss.

b) gattər: ~axər I Müntsch.; ~matt, Gattermatt 1792A II
Rum.

C) -li: ge᪸ttərli I Biel; hōmatt~, ši᪷ụd~ III Langn.; ~lo᪷x,
~bo᪷də III Langn.

gatteren: ein bletz genant zum katterden boumgarten; …
ein halb Juchart zuͦ gätterten Bomgarten um 1525U20 I
Brütt.


Schwzd. Gatter n. ‹Gittertüre aus Latten an Stellen, wo der Feld-
zaun durch eine Strasse oder einen Weg unterbrochen ist.› (Id.
II, 495)

zum katterden boumgarten ‹zu dem mit einem Gatter versehe-
nen Baumgarten›; schwzd. Vb. gattere(n) (Id. II, 495) mit dem
Beleg: Ein g'gatterter Weg.


Gätting †

Die ruͦfmatten … stost an die gassen gan nider ried …
vnnden an den getting So Niclausen Jst 1531U97, Jnn Ni-
claus Ränttschen gaͤttings ein bletzlin, Jnn vͦlj Raͤnnt-
schen gaͤttings aber ein bletzlin (Der Entwurf zu diesem
Urbar-Eintrag lautet:) Item in Vͦlj raͤntschen Matten gaͤt-
tings genant ein bletzlin 1535U101 (Entwurf 1535U102) III
Bern (nördl. Matzenried).


Wohl elliptischer Genetiv eines PNs Gätting, etwa < Gättings
(matten); ‒ patronymische -ing-Ableitung zum in bernischen
Quellen durch die Jahrhunderte bezeugten PN Getto, *Gätto
(vgl. Fm. I, 563).




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Sp. 34


Gätzi

ds ge᪸tsi, i᪷m ~ (2 Hei.), Gäzistihl od. Gäzi (2 Häuser)
1838D III Landisw.

ge᪸tsihụ̄s (Hei.), ge᪸tsibrü᪷nnə (Brunnen mit angeketteter
Schöpfkelle) III Ndmuhl.; dər obər/u᪷ŋər ke᪸tsištī᪷u (Hei.),
Gätzistihl 1728A, auf dem obern und untern Gätzistihl
(2 Häuser) 1845D, ke᪸tsištī᪷uhü᪷tli (Scheune) III Eggiw.


Schwzd. Gätzi n. ‹metallene Schöpfkelle für Wasser mit Stiel›;
Lehnappellativ aus volkslat. cattia (Id. II, 572).


Geburt

dər gebū᪷rtsgrabə (Graben, Gemsgebiet; dort wurden Ge-
burten von Gemsen beobachtet) V Bön.


Schwzd. Geburt wie nhd.; Verbalabstraktum zu gebären (Id. IV,
1634).


Gegafer †

die strass untz an den Gegafers bach 1357 bei I Lengn.


Wahrscheinlich ein PN; nach dem Güterverzeichnis liegt dieser
Gegafers bach «wider Grenchen». Nun bebaut 1359 ein Heinrich
Geggafuͦs eine Schuppose in dem Bann von «altruwe ze der
Eych» (FRB VIII, S. 290), heute Eichacher, Koord. 600/225;
6 km östl. von Lengnau. Evtl. besteht ein Zusammenhang zwi-
schen beiden Namen.


Gei

uf dər gei (2 Hei.), auf der Gey 1838D, uf dər li᪷ššəngei
(; Heugut) V Grindelw. Itramen.

uf keie᪷kən (; Berggipfel in Dreiergruppe) V Iseltw.

Hieher? bin dər geišị̄r (Hei.), evtl. geisšị̄r? V Grindelw.
Itramen.


Denkbar wäre eine entrundete Form von schwzd. Gäu, ahd.
gawi, mhd. göu, n. ‹Gau, Gebiet, in sich abgegrenzte Gegend›
(Id. II, 38f.). Doch müsste mit einem Genus-Wechsel gerechnet
werden: z. B. in elliptischem Gebrauch: d gei(-mattə). Eine Deu-
tung als Kollektiv zu Ey ‹Aue›: *ge-eye, das sonst nicht bekannt
ist (G. Saladin, Zur Sprachgeschichte des freiburg. Sensebezir-
kes, 1923, 122), müsste dieselben Schwierigkeiten wegen des
gramm. Genus bereiten.


Geich

dər gẹix, im ~; vz. dər geix; älter geiax (Wa., sanfter Ge-
ländebuckel, Mulde), Ein Juchart zum gÿach, stost … an
die gÿach um 1525U20, wider bÿsen ann das gÿoch 1533U22,
wider bysenn vffs gÿgioch 1533U22, Geyach 1568Fr, ein Ju-
charten Acher Jm Geÿach 1667U100 (Nachtrag), im Geyig
1895Z, der Gäich, der Geijig (Ellipse f. Gäichwald und
-berg) 1914Fr I Brütt./I Ins.

gẹjigaxxər, ufəm ~, oder: im gẹjig; ufəm geixbe᪸rg, am
gÿach berg um 1525U20, vffem gÿgiochberg 1533U22; i də
gejigštūdə (Wa.), in den Geychstauden 1722/24C3, die
Geienstauden 1727Fr; stost … an gÿach weg um 1525U20 I
Brütt./I Ins.





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Sp. 35


Ungeklärt. Die urkdl. Grundlage dürfte Gyach sein, das sich erst
durch Hiatusdiphthongierung zu geyach und weiter zu geijig
entwickelt hat (vgl. Esterich > Esterig, billich > billig). Die
Überlieferung verbietet so eine Gleichsetzung mit Gaiach (s.
Art. Gaicht), auch wenn römische Funde in der Nähe an eine
entsprechende Deutung mit -ācum denken lassen. Abzulehnen
ist Friedlis Vermutung (Ins, S. 247), Geich gehöre zu ‹Eich(e)›,
ahd. *gi-eih-ahi, da der urspr. Vokal eben ī ist und sich mit dem
kollektiven Suffix -ahi kaum ein Kollektivpräfix gi- verbindet.


Geidel

dər geidəl (Egg zwischen Lawinenzügen), ~grabən V
Grindelw.


Zum Wortstamm schwzd. Gaudel m. ‹wellenförmige Bewegung›
bzw. zum in Grindelw. entrundeten Vb. gäudele(n) ‹aufwallen,
überlaufen› (Id. II, 121). Gwp.: der Bachlauf geidəɫət ‹windet
sich›.


Geidi

gẹ̄di, i dər ~ (Wei., Wa.), Geidi (Vorsass, Wald) 1845D, gẹ̄-
dibü᪷tši (Wa. in der Geidi) IV Kandergr.



Gejisried

im gejịsriəd (; schwacher Hang, grosses Gebiet) I
Biel.


Zss. mit einem örtlich nicht zu belegenden PN Gaio (Fm. I, 622).
Da andere Teile dieses wohl spät urbarisierten Ried-Gebietes
mit Familiennamen benannt sind, z. B. Kellersried, ist wohl auch
eher mit einem FN zu rechnen.


Geil- I

A) uf gī᪷ls, gi᪷ls (Heumähder), auf seinem Heumaad an
Geils zu Adelboden 1792/93C3 IV ADELB.

B) uf gī᪷ls, gi᪷ls-: Geilshorn (id. mit Regenbolshorn)
1577Sch, ~xumi (Alp), ~medər, ~bax (auch ~be᪸xli),
~brükli, ~büəl (Alp), ~we᪸ldi (Wa.) IV Adelb.

im gi᪷lbax, uf dər gilbaxekə, in geilbach gelegen 1505U172,
von einem guͦtt … inn geilbach gelägen 1538U148, secunda
pirt dicitur Geilszbach 1577Sch, im Geilbach 1688/89A,
[Giessbach 1783Reg], Gilbach 1838D IV Adelb. (Bürt Sti-
gelschwand und Gilbach)

gẹ̄le᪷k, gi᪷le᪷k, an dər ~ (Scheune, K.), gẹ̄le᪷kmād (Mager-
wiese), ds gi᪷le᪷kli (K.) V Habk.



Geil- II

uff Geylfuren 1348/58N IV Erlenb.

-li: ds geilisguət, ts ~ obə, Geilisgut 1645A, 1838D II
Trachsw./gẹ̄lisguət (K.) II Rüd.

geilisguətwaud II Laupersw./II Trachsw. (Dreigemein-
den-Ecke).





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Sp. 36


Heute heisst Im Gilbach der untere Teil des Geilsbachtales, und
es ist schwierig, die Namenlautungen mit -i- und -ei- völlig zu
trennen und für beide Benennungen verschiedene Etyma anzu-
setzen. Das nimmt E. Kolb aber als wahrscheinlich an, indem er
Gilbach dem Geländewort Gil(len), (s. Artikel Güll-/Gill-) und
Geilbach mit J. U. Hubschmied einem germ. PN Geil- zuschreibt
(BSM VI, 64‒65).

J. U. Hubschmied (Frut. 52/53) glaubt dagegen in beiden Lautge-
bilden den PN Geil- zu erkennen, bei Gilbach mit schwachem,
bei Geilsbach mit starkem flektiertem Genetiv; in Gil- wäre das
ursprüngliche -ei- mundartlich in der Zusammensetzung mo-
nophthongiert und gekürzt worden.

Tatsächlich weisen die ältesten Belege auf -ei- hin, schon 1505 ‹in
geilbach›, wo nhd. Diphthongierung eines Schreibers noch
kaum in Frage kommt. Die Möglichkeit gil-/geil- als Ablautfor-
men aufzufassen, verwirft Kolb (65 A. 1), obschon solche Ablaut-
bildungen im Norden, aber eben nicht bei uns, nachweisbar
sind; denn es sei unwahrscheinlich, «dass ein seltenes Namen-
wort auf so engem Raum gleich zwei Varianten aufweist».

Man wird aber doch für alle Adelbodner Belege die Grundform
Geil- annehmen müssen; so dass der Gedanke einer ablautenden
Bildung nicht ganz von der Hand gewiesen werden kann. Die an
sich auch mögliche Deutung mit einem PN Geil- krankt daran,
dass dieser Name altd. Gailo, Geilo (FM I, 567) in unsern Gegen-
den nicht vorzukommen scheint.

Einzelne Belege wie gẹ̄lek V Habk. werden auch mit dem mhd.
Adj. geile ‹üppig aufschiessend und auswachsend› in Verbin-
dung stehen.


Geils / Geilsmäder s. Geil- I



Geisel

dər geisuaxxər (K. in Waldeinschnitt) II Hindelb.; die
geislen matt 1486U166 IV Zweis.


Schwzd. Geisle(n) f. ‹Peitsche› (Id. II; 465); Benennung wohl
nach der länglichen Form.


Geiss

geiss, Pl. geissə; in Composita auch geis-, geisə, I‒V

gẹ̄ss, Pl. gẹ̄ssə; in Composita auch ges-, gis-, I‒V ge᪸iss,
Pl. ge᪸issə V

A) geiss, d ~ (Hei.), Geis (Haus) 1838D II Erisw.; uf dər
geis (Berggipfel) V Günd.

B) b) I: 11; II: 30; III: 60; IV: 60; V: 101

davon: ~acher I: 2; II: 3; III: 4; IV: 2; V: 1

~egg III: 4; IV: 2; V: 3

~hubel II: 1; III: 3; V: 3

~loch III: 1; IV: 1; V: 5

~matte I: 2; II: 2; III: 4; IV: 3

~moos II: 1; III: 4; IV: 2

~bärg I: 1; II: 4; III: 2; IV: 1; V: 2

~bode III: 1; IV: 2; V: 3

~büel II: 3; III: 1

~rügge II: 3; III: 8; IV: 5; V: 9





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Sp. 37

~schür III: 1; IV: 1; V: 9

~wäg II: 1; III: 1; IV: 2; V: 4

~weid I: 1; II: 1; III: 1; IV: 2; V: 4

Auswahl: gẹsālp, die geis alpp 1488U82 IV Wimm.; dər
gẹ̄sgaŋ (Weg) IV Adelb.; geissgaŋ (Weg) V Iseltw.;
gẹ̄ssgassə (Zickzackweg) IV Zweis.; gẹ̄sgassa (Weg,
Dorfteil) V Obried; dər geissgrōt (Wa., ehem. Wei.), an
Geysgrat 1379, 1389, … II Sum.; im ge᪸isufər (Geröll) V
Gutt.; gẹ̄she᪸ixigrabə (Graben, Fluh) III Eggiw.; gẹ̄sshe᪷ụ
(Graben, v. Felsen überragt) II Krauchth.; gẹishe᪷llhubəl
(bewaldete Anhöhe) V Schatt.; gẹishiməl (Wei.) IV Saa-
nen; im gẹisho᪷lts (Bäuertgde.), Wernher ab Geisholtz
1322, ze Geissholtz 1559UP … V Schatt.; in dər geisholtsər-
rən (Wiese), ein guͦtt genempt die Geiszholtzera, … in der
matten geyszholtzer genant 1524‒80U169 V Brienz; geiss-
xilhli (Felszahn aus Tuffstein) IV Lau.; die geisloͮwinō
1397Uk2 V Kirchgde Gsteig; dər gẹ̄ssmə (Hei., Wa.), Peter
Geisman, Jenni vffem Geisman 1389R2, von dem halben
berg geis man 15. Jhd.U47, Geissmand 1574A, vff Geiss-
mont 1575A … II Krauchth.; geismād (Weide), geissmad
1535U161 V Unters.; geiszmatten 1521U31, 1528U2, 1529U33
(evtl. id. mit: i də je᪸issmatə) I Jens; kẹsmat (Weiler), in
der Geismatten 1547Rq6 … III Lind.; gẹsmatə (Hei., steiler
Rain), die Geismatta 1480U166, an die geissmatten
um 1540U168 … IV St. Steph.; gẹismōs, mares chievres
1312V1, 1324V2 IV Saanen; dər gẹisbalm IV Gsteig; V
Bön.; V Günd.; bi᪷n dər ge᪸issbalm (Felskopf, Balm) V In-
nertk.; dər geissbu (3 Hei., Wa.), Hans von Geisbuͤl
1389R2, Geyszbuͤll 1531‒53U70 … III Laupersw.; gẹssətāu,
geissitāl, manlehen … in geͥssental nach 1316N, Jacob im
Geisental 1332 … III Thun Goldiw.;

Jn geiszpeters graben dry Juchrten, gestru̍pp vnnd weid
1531U97 III Köniz Oberried.

C) -li: stost an das geyszly 1531U76 II Ursenb.;

-er: i mad … heisset geissers acher 1480U44 II Kopp.; geisər-
mat II Lotzw.

-eler: geissələr, im ~ (Wa.; früher: gẹissəštẹ̄ig), ~flüə
(40 m hohe Flühe) III Kehrs./Köniz.


Schwzd. Geiss f. ‹Ziege› (Id. II, 454ff.); in den Namen stecken
Hinweise auf die einstige weitverbreitete Ziegenhaltung; teil-
weise sind es aber auch Bezeichnungen von steilem, wenig er-
tragreichem Gelände.


Geissbärger

d geịssbe᪸rgər (errat. Blöcke) II Attisw.; ~ (errat. Blöcke)
III Boll.; bin ge᪸isbē᪸rgərən (Gebiet mit errat. Blöcken) V
Brienzw.


Appellativ für Granitfindlinge und gleichzeitig Stellenbezeich-
nung. (Zu Geissbärger s. Id. IV, 1558).


Geissholz s. Geiss




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Sp. 38


Geist

dər gẹ̄št, gī᪷šd (Siedlung, K.), daz seweli daz man nemmet
der Geist 1344, einen dritteil des sewlis genemt der Geist
1362, … genemt der Geyst 1388, mit dem sewlin genant
der geist 15. Jhd.U47, 1500U48, … Vͦllj Hagdorn vffem Geist
1583UT, Fellix Heimj vfem Geyst 1590UT … auf dem Geist
(Bäuert) 1838D III Gurz. ii juch. im hindren geist 1498U46,
1500U48 III Gurz.

gẹ̄staxər (Hei.) III Gurz.; bim geÿstboum 1554U109 III
Köniz; gẹ̄štsē᪷ (kl. See) III Gurz./Längenb.


Geist m. (Id. II, 489), wohl hier i. S. von ‹Gespenst, Dämon›, vgl.
Hubschm. (Thun 169) ‹Orte, wo es nicht geheuer ist.›

Geringe Möglichkeit besteht für eine Deutung von Geist mit
Geest f., einem Wort der Nordseeküste für ‹hochliegendes Hei-
deland im Gegensatz zur flachen March› (Kluge, Etym. Wb.).
Zwar reicht dieses nördl. Wort Geest in der Lautung Geist mit
Flurnamenresten südwärts nach Westfalen und bis ins Rhein-
land (H. Dittmaier, Rhein. Flurnamen 84f.). Aber für die An-
nahme eines alpinen Randworts liegen hier zu wenig Anhalts-
punkte vor.

Heiliger Geist

In der usren Nu̍wenstat, zem heiligen geist 1342, 1344,
daz tor ze dem heiligen geist 1357, an der Spital gassen
zem heiligen geiste 1359 III Bern.


Orden vom hl. Geist, gegr. 1178. Um das Jahr 1233 war auch in
Bern ein Klösterchen und Spital dieses Ordens vorhanden (Hs.
Morgenthaler, Bilder a. d. ält. Gesch. d. Stadt Bern, Bern 1924,
83).


Geiz

geitsmatə, i də ~ I Hagn./I Täuff.; i᪷ dər geịtsmat (;
schattig) II Bang.; an der goͤutzmatten 1513U57, 1529U92,
1531U60, die geitzmattenn iiij meder, darinn hatt er die
bu̍nden 1531U97, benndict bergmanns geitzmatten
1534U100, die geitz matten 1542U104, die Getz Matt 1735S,
Geizmatt 1767S III Boll. Habst.; geịtsmōs, gi᪷tsmōs (Wa.,
K.) II Bang./II Deissw./II Zuzw.


Kaum als bildliche Übertragung zu schwzd. Geize(n) f. ‹Pflug-
sterz› (Id. II, 576), einer -jōn- Fem. bildung zu Geiss (Kluge,
Etym. Wb.). Es ist aber möglich, dass einst auch für das Haustier
die durch eine Dental-Gemination bewirkte Lautung Geiz als af-
fektische Spielform bestanden hat, vielleicht unter Einwirkung
von Gitz(i) n. (Id. II, 577), nhd. Kitze ‹junge Ziege›, ahd. kizzī(n)
n. < germ. *kittīna- (Kluge, Etym. Wb.). Geizmatt wäre also
möglicherweise doch eine Geiss-matt(e).

Gitzmoos liegt neben Geizmatt und wird lautlich sekundäre Kür-
zung sein.


Gel- I

Ab einer weid … genempt Sewel boden … Stost obenn an
gelberg 1530U95, ab eÿner weÿd Sinwell boden genant,
stost … obnen an die Eegehaͤfftige vff gelbell genant
1543U154 IV Erlenb. (zu Sewel, Sinwell: heute Seewlen,
westl. Erlenb.)





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Sp. 39

gelbe᪸rg-, u᪷f dər ~ālmi, bi᪷m ~tǖ᪷rli, i᪷m ~wāld, u᪷f dər ~wẹ̄d
IV Erlenb.


Zu Gell m. ‹durchdringender Schrei›, bzw. zum Vb. gelle(n)
‹durchdringend tönen, rufen›. Der urspr. Stammvokal ë er-
scheint sec. auch als e-Umlaut, nach dem sw. Verb (Id. II, 208).


Gel- II

gelismatt, i᪷ dər ~ (; 2 Hei.), Gehlismatt 1838D III
Gugg.

Hieher? von j acker dem man spricht gels acker 1464U38a
II Langt.


PN/FN Ge(h)l (Id. II, 208). Kzf. zu Angelus, Aegidius od. Ga-
briel?


Gelte

A) ge᪷ltə, ge᪸ltə, u᪷f dər ~ (Alp), geltenberg 1357Zw, uf der
Gelten mons 1577Sch, Geltenberg 1665Rq5, auf der Gelten
1729MW, 1731MW, 1745MW, Geltenberg 1845D IV lau.

B) ac) ụssəri ge᪷ltə, a dər ụssərə ~ (steile Alp) IV Lau.

b) ge᪷ltə-/ge᪸ltə- ~gle᪸tšər, ~hōrə, Geltenhorn od. Wild-
horn 1845D, Hochgeltenhorn 1716MW, ~hü᪷ttə, ~lü᪷kxə
(Pass ins Wallis), ~bax (Ausfluss d. Gletschers), Gelten-
pass 1845D, ~šu᪷ss, (älter:) ~šu᪷ts (Wasserfall), ~tri᪷tli
(Felsstufe, -durchgang) IV Lau.

ge᪷utəmōs (Wa., ehem. Wei.), ge᪷utəmōsgrabə III Wattw.

C) -li: im schlatt ½ mad Jm gelltli 1528U2 I Schüpf.

-i (hieher?) ge᪷ltigrabə IV ObwiliS.; geltibax IV Kan-
derst.


Gelte f. ‹Gefäss, Kübel›; als roman. Lehnappellativ < mlat. gall-
ēta > ahd. gellita mhd. gelte, auch auf muldige Bodenformen
übertragen (Id. II, 282).


Gelterfingen

ke᪸utərfi᪷ŋŋə, ts ~ (; Dorf, Gde.), Ruͦdolfus de Gel-
tolfingen (Bebauer eines Landstückes) 1345, dem zehen-
den von Gelterfingen 1364, ein matten gelegen ze Geltor-
fingen 1373, von Gelrolfingen 1389 (Kopie 17. Jhd.),
Geltorffingen 1389‒1460Ud, Gelterfingen 1442‒69Ar … zuͦ
gaͤlterfingen 1527U91, 1531U96 … III Gelt.


Eine -ingen ‒ Bildung zum germ. PN Geltolf mit Dissimilation
Geltolfingen > Gelterfingen wie z. B. in Hilterfingen < Hiltol-
fingen s. d. Der PN Geltolf ist in frühen alem. Siedlungsnamen
weiterhin im südd. Raum belegt: Geltolfingen im Bez. Straubing
in Nd. bayern 1074 (Fm. ONN I, 991); vgl. auch Geltolfeshusen in
Baden 806 (Krieger I, 731).


Gemein(d)

A) In der gemeinen ze vnnderst 1531U97 III Obthal; i dər
gmẹ̄nə (Hei.), Bendicht Murers gmeynen 1674U100 III
Rub.; gmẹ̄nda, i dər gmẹ̄ndə (Wei.) IV Adelb.; gmẹ̄nə



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Sp. 40


(K.), a kmẹ̄nə (Hei.; id. loc.), gelegen an Gemeiinen
1482U166, sin gut genampt an gmeinen 1543U154 IV Diemt.;
(wo?) uf dər gmeində, (wohin?) uf gmeinda (Scheune in
gemeins. Besitz) V Grindelw. Bach; i᪷n dər gme᪸indi (Hei.)
V Haslib. Gold.

B) ac) i᪷m axt gmẹ̄nəwaud, ds axt gmẹ̄nəhü᪷ttli (Besitz v.
8 Gden.) III RütibR.

b) I: 25; II: 30; III: 73; IV: 15; V: 14

davon: -acher I: 2; III: 2

-allmend II: 2; III: 5

-holz I: 4; II: 1; III: 7

-mad I: 1; III: 1; V: 5

-matte I: 7; II: 12; III: 12; IV: 2; V: 1

-moos, -mösli I: 2; III: 8; IV: 1

-ried III: 6; IV: 1

-rüti II: 3; III: 2

-weid, -weidli II: 3; III: 1; IV: 4; V: 2

C) -li: im gmẹ̄nəli (K.), ~lās IV Diemt.

-er: dər gmeindər (Wi.) V Grindelw.

-ete: i dr gmei᪸nətə, ii man mad genant die gmeinette
1531U59, die gmeinetten 1535U101 II Iffw./Jeg./Zaugg./
Zuzw.; iij meder Jn den nidern mattenn heist die gemei-
netten 1531U97, 1534U100 III Zäz.


Schwzd. g(e)mein ‹allgemein, gemeinsam› (Id. IV, 299ff.), Adj.,
häufig als Namenattribut für gemeinsam genutzte Grundstücke
wie etwa di gmeini liššə IV Diemt.; wo 3 Eigentümer das Ried ge-
meinsam besitzen, oder wie pleonastisch die gemein almende
1385 Thun usw. Bes. zahlreich vertreten in Namenzuss. wie
gmein -guet, -acher … s. u. B b).

Das Adj. gmein ist in den Belegen tw. schwer abzuheben von der
substantivischen Abstraktableitung auf -ida, ahd. gimeinida
‹Gemeinde› (Kluge, Nom. Stammbldg. § 122ff.; Etym. Wb.).
Das Schwzd. kennt diese auch in der Bed. ‹Allmende, Genossen-
schaftsgut› (Id. IV, 301, bes. Anm. Sp. 302), weitverbreitet in der
um den Dental verkürzten Lautform Gmei(n). I dr gmẹ̄nə III
Rub. z. B. könnte zwar als elliptische Fügung i. S. von ‹In der ge-
meinen (Matte)› oder ähnlich verstanden werden, mag aber
doch eher als ursprüngliches ‹In der Gemein› aufzufassen sein,
wie eindeutig etwa der axt gmẹ̄nəwaud III RütibR, der 8 Ge-
meinden zusammen gehört.


Gemen/Gimen

gi᪷mənalp (grosse Alp) V Beatb.; gemənauphō᪷rn III
Sigr./gi᪷mənalphorə V Beatb.; Sevelt (Seefeld) vnd Gem-
menalpa 1281, von einer alp genembt gemenalp, … 25 Pf.
blosz guͦt zigers ab gemmen alp 1493U84, Gemmenalp
1533/34A, an der Gemmenalp 1535U161 … V Beatb.


Nach J. Hubschmied (Thun, 172) altrom. (rätorom., lombard.)
*camanna, Nebenform zu lat. capanna ‹Hütte› (REW 1624).
Doch ist im Frankoprovenzalischen nur capanna belegt; vgl.
Chavannes, häufig in der Normandie, Schafis/Chavannes bei
Neuenstadt. ‒ Zu erwägen wäre ein etym. Anschluss an dt. Gam-
men (s. d.), wenn auch der Umlaut vorläufig ungeklärt bleiben
muss; vgl. aber anord. gammi m.




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Sp. 41


Gemi

uf der gẹmi (Hei.) III Laupersw.; u᪷f gemi (Alp), o᪷bəri ~
(Alphütte, Wei.), u᪷ŋəri ~ (Wei.) III Schangn.; d'gemi
(Wei.) IV Kandergr.; d'gemi (Pass), uff den berg Gemmi
1367, Gemmi 1495AW … IV Kanderst.


Der Übergang vom Rhonetal ins Kandertal, der schon in prähi-
stor. Zeit begangen war, scheint im Laufe der Jahrtausende ver-
schiedene Namen getragen zu haben; nach Hubschm. (Frut. 7)
früher d'Dube, was aus gall. *dubis ‹schwarz› auf eine schwarze
weibliche Dämonengestalt zurückgehen soll. Spätere Benennun-
gen sind dt. Gornigel, Crumyll 1547, Crinill 1608, Gurnigel 1598
< lat. corniculum ‹Hörnchen›, auch für eine dahinterliegende
Alp: 1232 Gurnigulum, eine Namenform, die sich in frz. Urkun-
den als Gurmiltz, in monte de Curmyz 1318, planum de Gurmiltz
1252, spiegelt (HBLS III, 431, mit Hinweis auf L. E. Iselin in:
ASG 1907 Nr. 1).

In Urk. des 15. u. 16. Jhds. aus dem frz. Wallis heisst der Pass
(nach Hubschm. a. a. O.) kurzweg le chymyng ‹le chemin› oder
chemin vallis de Bois ‹der Weg des Waldtals› 1402. «Im Deut-
schen wurde das Wort feminin (die Gämmi Tschudi 1538); Gru-
ner braucht 1760 Gemmi meist als fem., doch auch 1, 137, als
masc.; fem. wohl in Anlehnung an das Geschlecht der Abstrakta
auf -i (ahd. hōhī, ‹Höhe› usw.)»

Nach Ausweis der heutigen Mda. ist das stammhafte e aller
Gem(m)i-Prägungen von geschlossener Qualität.

Eine Deutung aus dem Germ. bleibt bei der Verbreitung der
Gem(m)inamen bis ins Emmental nicht ausgeschlossen, vgl.
Gamme(n).


Gemp- s. Gamp-


Gemse

B) b) I: 0; II: 0; III: 4; IV: 9; V: 10

Auswahl: ge᪷mšfed, i᪷m ge᪷mšfedgrabən V Innertk.;
gemšfluə (grosse Fluh) III Rüsch.; ~ IV ObwiliS.;
gemšgrabə (Gemsgebiet am Hogant) III Schangn.; gemš-
grat (schroffer Grat), Gemsengrad 1577Sch IV ObwiliS.;
ge᪸mšhikx (Couloir), ge᪸mšle᪸gər (Schafweide) IV Saanen;
gemšbē᪸rg (Schongebiet), Gemsberg 1786Wä V Grindelw.;
bi᪷m ge᪷mššpru᪷ŋ (Wildheugebiet, Gemsen springen über
Fluh hinab) V NdriedbI./V Ringg.; gemšštuba (steiler
Hang) III Gugg.; ge᪷mšwe᪷ŋa V Bön.; im gemšwaŋ (Wa.)
V Brienz; in gemšweŋən (Steilhang) V Brienzw.; ~
(Wei.) V Gutt.; im gemšwaŋ (steiler Waldhang) V
Iseltw.

Gemschi: I: 0; II: 1; III: 3; IV: 0; V: 10

Auswahl: im gemšši (Wa.) III Blumst./III Pohl.; uf dər
gempšiflu᪷ə III Sigr.; ge᪷mšixi᪷lxa (Balm), ge᪷mšibo᪷dən V
Bön.; gemšibuəxə (hier wurde um 1880 eine G. erlegt) II
Dürrenr.; gemšisats (Felsvorsprung) V Gadm.; bi᪷m
gemšišpruŋ V Brienz; bim ge᪷mši᪷šte᪸in V Brienzw.; gemši-
wārt (Anstand für Jäger) V Ltbr. Stech.


Schwzd. Gams, Gemsch, Gems f. (Id. II, 321), ahd. gamez̧, gamiz̧a
mhd. gams; (vor-)lat. camox, -ōce (REW3 1555), mit versch. Deu-
tungsversuchen (vgl. dazu J. Hubschmid, Alpenwörter, 19/20);
vorrom. Wort, welches das Tier, wohl als Tabubezeichnung der
Jägersprache, nach den Hörnern benannte.




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Sp. 42


Gen-

‒ i mattbletz ze gennhartz furt 1409U1, ein madbletz ze
gennhartz furt 1427U78 I Lyss.

Hieher? ab einer matten heist gann Hitz furt, 1532U4, Ma-
theus clenntschi von worben gitt ab gann Hitz furt 1532U4
I Worben (nördl. von I Lyss).

Gen(n)i: stost an den geniss giessen 1474U30 I Worben
(s. o.); die Gennis Matten 1530U42 II Thunst.; gensmatt,
genšpərg, am genisperg 1529U75 II Wangen; stost … an
Gennis Brunnen 1530U42 II Thunst.;

dər gēništadəl V Haslib.


Zum altdt. PN Genhart (Fm. I, 628 Genard, 1353 in III Bern be-
zeugt, noch 1528 in I Lyss: Peter genetz); gann Hitz mit dems.
zweiten Teil -furt aus dem nördl. an I Lyss grenzenden I Wor-
ben klingt lautlich (als schlechte Hör-/Schreibform?) an Gen-
hart an und ist wohl mit obigem identisch. Geni, Genni können
als zugehörige Kurzformen oder viell. als lautl. Varianten zu
Jenni gestellt werden (Socin, 25); vgl. z. B. Genf nb. Jenf ‹Genêve›
u. a.

In gēni- steckt mögl. weise der PN Eugen.


Gendarme s. Schandarm


Gens-chärne(n)

uf gensxē᪸rnə (Hei.), ze Genskernen ein guͦt 1376, Gäns-
kernen (Haus) 1838D III Langn.; ds gensxē᪸rnəwẹ̄dli
(auch:) ds nö᪷jorkxli᪷ (Haus) III Eggiw. (id. loc. Langn.)


Der Hofname ist nach Lautung und Grundsinn nicht sicher zu
erhellen: seltsam bleibt die geschlossene Qualität des -e- in
gensxē᪸rnə in einer mittelbernischen Gegend, die allg. e vor Na-
salverbindung zu -e᪸- senkt. Wollte man im 1. Namenglied eine
umgelautete Form von Gans ‹anser› sehen, müsste man anneh-
men, dass der ursprünglich helle Primärumlaut aus «dissimila-
torischen» Gründen gegenüber dem offenen germ. ë im xē᪸rnə
des 2. Bestandteils oder als Reliktlautung im erstarrten Namen
erhalten geblieben wäre.

Doch drängt sich eher eine Deutung mit einem PN auf: im Udel-
buch der Stadt Bern 1389, 205 wird ein domus Entzen Kernen des
schniders erwähnt, und der Name Kern(o) erscheint um diese
Zeit noch mehrfach. Das 1. Namenglied Gens- könnte auf die
Nbf. Genni zum Vornamen Jenni zurückgehen; vgl. z. B. Genni
Kerket von Zernols … und Genni unser sun 1364 (FRB VIII 539).
Der Name wäre dann als Ellipse *Genn(i)s Kernen(hof) zu fas-
sen. ‒ Immerhin ist auch auf das mhd. Wort gense-korn n. ‹tip-
sana, ptisana› hinzuweisen (Lexer I 863; Benecke-M. 862a), pti-
sana f. bedeutet (nach Joh. Frisius, Dictionariolum … 15683, 501)
‹Gerstenmuͦsz …/Kochete Gaͤrsten›; (nach Habel-Gröbel Mittel-
lat. Glossar Sp. 320 u. 402) ‹Gerstengrütze›; gensxē᪸rnə könnte
eine schwzd. Parallelbildung dazu sein, da Chern im Schwzd.
auch mit ‹Korn› identifiziert wird und im 16. Jhd. die Bedeutung
von ‹Weizen› trägt.

Aber besonders die geschlossene -e-Qualität machen den Bezug
auf den erwähnten Namen Jenni, Genni doch wahrscheinlicher.


Gental s. Gäntel


Georg s. Jör(g)




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Sp. 43


Geppenmüli †

Ein halb mu̍li vnd mu̍lihofstat … genempt Geppenmu̍li
1389 III Bern, Sulgenbach.


Zum altdt. PN Geppo, Keppo; bezeugt in St. Gallen 827, 831 …
(Fm. I, 631).


Gepse

d we᪸šge᪸psə (Seelein) IV Saanen

im gepsli (Wei.), im Gebsli (Alp) 1796C3, Gepseli (Alp)
1845D III Schangn.


Schwzd. Gepse f. ‹Gefäss, Zuber›; roman. Lehnappellativ < lat.
gabata > ahd. gebiza; auf muldige Bodenformen übertragen
(Id. II, 393).


Ger(e)

I: 8; II: 17; III: 5; IV: 3; V: 8

A) zem Gern 1343, der ger 1528U2 I Büet.; gē᪷r (dreieckiges
K.), am Geren 1343 … I Bür.; bim ger ein cleine halbe
Juchrten 1531U97 I BusswbB.; der gere 1532U4 I Lyss; im
ger 1528U2 I Meik.; anderthalb juchart acher genant der
geer 1540U14 I ObwilbB.; der Ger 1528U2 I Schüpf.; hie-
her? ein jucherte der man sprichet zem gernne 1381 I
Lengn.; im gē᪷r, i juch. am geren 1480U44 II Alchenst.;
ufəm gē᪷rə, vff dem Gern 1570C3 II Erisw.; im gē᪷r (K.), jm
ger ein mad 1531U97 II Ers.; die erste zellg Jm geren
genant 1531U59 II Graf.; gat in den Geren um 1400K6 II
?Jeg.; i᪷m gēr (K.) II Kernenr.; gērə, zuͦ geren 1480U44 II
Kopp.; gē᪷rə (Hei.) II leimw.; dər gē᪷r, ein halb Juchart am
ger 1513U57, 1531U59 II Limp.; ein juchart zem Gern
1423UBS, am gerrenn 1518U74 II Ndbipp; gērə II Ndösch;
dər gērə, im ~ (K.), ein halb Manwerch am gerren 1518U74
II Obbipp; im Geeren 17. Jhd.UP II Rohrb.; ½ mad ge-
nandt der ger 1531U59 II Rüdtl.; die zellg Im geren
1530U42 II Thunst.; am gern, i juhart an geren 1437U56 II
Utztf.; am ger 1531U59 II Zuzw.; ein mad heist der ger
1531U97 III Bern Riedbach; am ger 1534U100, im ger
1542U104 III Boll. Habst.; am ger 1531U97 III Kirchl.; gērə,
locus dictus «zem Gern» 1322 III Obhof.; am ger 1531U97
III Wohlen; gẹ̄ərə (steiles Wäldchen) IV ObwiliS.; a gērə-
(Alp am Arisberg), am berg Gerenden 1497‒1516U167,
an gerennden um 1540U168, am berg gerenden 1524‒93U168
… IV Reich.; das guͦt genant der gerenn 1543U154 IV
Reut.; an gērən (steile Wei., Wa.) V Brienz; i᪷n gērən (Alp
zw. 2 spitz zusammenlaufenden Bächen) V Grindelw.;
dər gērə, i᪷m gērən (Heuland) V Gsteigw.; uf gērən (Alp-
weide) V Günd.; ufən gē᪷rən (Haus, Scheune, K.), ein
acher genant der gern, genempt der ger 1524‒80U169 V In-
nertk.; dər gērən (Halde, Heuland), stost … an den geren
1524‒80U169 V Iseltw.; dər gērən, im ~ (Haus, K.), Johans
im Gern 1391Rq8 V Ltbr. Gimm.; an gērən (Häuser, K.) V
Sax.





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Sp. 44

B) aa) uf bruxgērə (Alp), an Bruͦchgeren 1357, an dem
berg Bruͦch gern 1486U166 … auf Bruchgehren 1794C3 IV
Diemt.

ab) j mad bim engelger da der engelger brunnen ent-
springt um 1530U142, 1531U97 III Müns.; apud Martinsgê-
ren 1339 I Diessb.

ac) guͦt zun vnnder gerenn 1533/42U128 III Gugg.; a u᪷ndər/
obər gē᪷rənə (Alp) IV Frut.; dər undər gērən (K.) V
Ltbr. Gimm.

b) I: 10; II: 30; III: 9; IV: 10; V: 12

davon Komposita mit

~acher: I: 8; II: 15; III: 5; IV: 1; V: 0

~matte: I: 1; II: 2; III: 2; IV: 0; V: 0

~wald: I: 0; II: 2, III: 1; IV: 1; V: 2

Auswahl: ds gērihorə IV Reich.; d'gērəllamm V Ltbr.;
gērməswẹ̄dli IV Reich.; gēritsubə, unser matten, genempt
Gerenzuben 1364 IV Reich.; in Gernwalde 1361 IV
Frut.

C) -li: das gerli 1532U4 I Kalln.; das Gerli 1642UP I
Schüpf.; ds gērəlli V Innertk.; ober vnnd vnder gerli
1531U97 III Wohlen Särisw.

-i: ds gēri II Höchst.; ufəm gēri (K.) V Iseltw.; ds
undrišt/mitlišt/obərišt gēri (3 steile Alpen) IV Diemt.;
gēriho᪷rə IV Frut./IV Reich.; gẹri᪷xu᪷mm IV Kratt.

-ī(n): uf dər gēri, auf der Gehri 1780A II Huttw.

Hieher? uf dər gērxə (betont: gērixə) (Hei.), dər gērxəgra-
bə, Gerchen 1838D II Lütz.


Schwzd. Gēr(e) m., mhd. ger(e) m. ‹Wurfspiess; keilförmiges
Stück›; in der Mda. verschiedenartige zugespitze Geräte, Flä-
chenwinkel usw.; bes. auch ‹spitzer Streifen Landes, dreiwinkli-
ger Acker› (Id. II, 400f.).

Gerihorn < *Gerenhorn; Alpname Gerenen analog der nahe ge-
legenen Alp Giessenen (Hubschmied, Frutigen, 36) gebildet.


Gerbel

gē᪷rbu, kē᪷rpu, dər ~, bī᪷m ~ (Kurve einer ansteigenden
Strasse, Wa.), Gerpel 1631 (Pfrundurbar) II Ursenb./II
Waltw.; Hus Hofstatt der Gerbel gnampt, … hinden an
Baldenwegs Gerbell 1621 (Urbar Burgerspital), dər
gē᪷rbuaxər (Quartier, ehem. K.) III Boll.

Hieher? ein matten im Gerplin 1348N IV Erlenb.


Vielleicht aus Ger-büel zu Ger ‹Winkel› s. d.; möglicherweise zu
Gerbel m. ‹Schafgarbe, Garbenkraut› (Id. II; 415).


Geret s. Gerhart


Gerhart

B) b) uff einer matten gnemt Geratzeich 1360 III Gelt.;
an Gerhartzhubellon 1336 III Steff.; ein halb mad heis-
set gerhardsz loch 1500U48 III Krauchth.; gērhardsmat I



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Sp. 45


Orp.; Gerhartz Stalden 1354, 1356 III Buchh.; gē᪸rni᪷šdau
(Hei.; Gwp.: der Hügel wolle «gerne ins Tal»), in Ger-
hartztal 1351 (vgl.: Gerhart von Wattenwile, Burger ze
Thun 1374), Gernetstall 1838D III Watt.

(Gehret FN): gē᪷rətsforšəs (Wei.) IV Saanen; kxobi giərəts
bo᪷də, ~ brü᪷k IV Lau.; ds giərətli (Vorsass) IV Gsteig.

ge᪷rịsaxər I Rapp.; an gerisacher 1528U2 I Seed.; Gerismatt
1716C3 II Ursenb.; gē᪷ršbərg, dər o᪷bər/u᪷ŋər ~ (2 Hei.), Ge-
risperg 1569U72, 1612A … II Wyss.; gērisbodə (Wa.) V Sax.

kērigaxər, ds kērighụ̈sli, das gerre hüsli 1432U78, Gehrig-
häuslein 1838D II Lütz.; gērigmattə od. xrụ̈tsmattə III
Belp.


Zum PN oder FN Gerhart, -hard > Geri, Gerig, Geret (Id. II, 400,
404).


Geri-, Gerig- s. Gerhart


Geristein

gērištei, (wo?) u᪷fəm ~, (wohin?) u᪷fə ~ (Dorf, Burgruine),
Aimo de Garastan 1139 (Vid. 1290N), Otto de Gerenstein
1146, Hupoldus de Gerenstain 1146, Emmo de Garesten
1157, de Garestei zw. 1159 und 1177, Otto fon Gerenstein
1180, Heimo de Gernstein 1208, Haimo de Gerensten
1218 …, Bertoldus de Gerinstein 1256 … (13. Jhd.: 10 Be-
lege), (Grundpfand:) einen dritteil der burg Gerenstein
1343 … Gerenstein, Geristein 1389‒1460Ud … (14. Jhd.:
9 Belege), Geristein 1500U48 … III Boll.

an das Geristein Holtz 1735S, gērištei᪷waud III Boll.


Im ersten Namenglied steckt entweder die altdt. PN-Kzf. Gero
(Fm. I, 573 mit Hinweis auf ONN wie Gerinpach, Gerenrod, Ge-
ronstat …), also ‹Stein = Berg eines Gero› (vgl. zum Burgnamen
‹Stein› E. Schröder, Dt. Nkde, 158f.); oder: das Wort Ger, mhd.
gêr(e) swstm. ‹Wurfspiess, keilförm. Stück› (Lexer I, 869), also
‹Spitzer Stein›.


Gerlafingen s. Gerolfingen


Germer

d germəra, i᪷ dər germərə (Hei.), u᪷f dər germərə (Wi.) IV
Frut.; dər germərrənhubel V Gadm.; germələhü᪷ttə III
Rüsch.; germələbo᪷də IV Zweis.; germərəwaŋ (Wi.) V
Gutt.

im germəli᪷ (Wi.) IV Lenk; ds germi (Wi.) IV Kandergr.


Schweizd. Germere(n) f. ‹weisse, auch schwarze Niesswurz›, eine
vom Vieh gemiedene Alpenpflanze, die in der Volksmedizin
Verwendung findet (Id. II, 418, mit lautlichen Abwandlungen),
ahd. germarrun (s. Vorarlbg. Wb. I, 1135). Die Endung wurde of-
fenbar als kollekt. -āria-Bildung aufgefasst und konnte so Stellen
des häufigen Vorkommens benennen.

Germele(n) beruht auf dissimilatorischem Wandel.




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Sp. 46


Gern- †

zuͦ gernnen Brunnen ½ Juchart 1521U31, zuͦ gernen brun-
nen 1551U37 I Eps.


Möglicherweise zum PN Gerinon, Gerinen; vgl: Symon gerinon
von yfwile, Symon gerinen 1389Ud, Cuͤntzi Gerinon, Lobsigen
1380; mit Synkopierung der Mittelsilbe.


Gerolfingen

ge᪷rləfi᪷ŋə, ts ~ (; Dorf), in decima de Gerolfingen
1322, ze Gerlafingen 1335, ze Ober, ze Nider Gerolfin-
gen 1347, Gerlavingen 1350, Gerlafingen 1370, 1377,
1390, apud gerlefingu, in gerlafingen, in villa et territorio
de girofflens um 1398U25, an der tannen zuͦ nider gerlofin-
gen bÿ der eselfallen, … under der eichen zuͦ ober gerlo-
fingen 1419UP, ze Gerlafingen 1425U78, Gerolffingen
1452U79, gerlafingen 1521U31, Gerlafingen 1530U21, (…)
Gerlefingen 1750C3 (…) I Täuff.


‒ingen ‒ Bildung zu einem germ. PN Gerolf (Fm. I, 588); vgl. ge-
rolffs Hoffstat 1524U169 IV Reich.; mit derselben Metathese von
Gerolf ‒ Gerlof / Gerla- wie im solothurnischen Gerlafingen:
1278 Gerolvingen.


Gert- †

anderthalb Juchart vff dem gertysen 1542U104 III Muri; z
gertzen zstapffen studen; zgerten zstapffen studen, Jn
der gaͤtÿ staͤpffen studenn 1531U96 III Kirchl. Her-
renschw.


Gerteisen, Garteisen m. ‹Stachel, Angel› (Fischer, Schwäb. Wb.
III, 72). Gertisen ist aber auch PN in der Herrschaft Spiez,
1. Hälfte des 14. Jhds. (FRB VI, 442). ‒ Völlig unklar in der Über-
lieferung bleibt zgerten/zgertzen/gaͤtÿ stapfen. Nach Lage und
Besitzernamen handelt es sich um dasselbe Grundstück.


Gerte

d špi᪷llgerte (Berggipfel), di fo᪷rdəri ~, di hindəri ~, fe᪸rməl
~ (Grat) IV Diemt./IV Zweis./IV St. Steph.

uf gertələ (Wi.), vor der gertala um 1525U20, ein halbe Ju-
charttenn Lÿt zuͦ gerttellenn 1533U24, gertələteilə I Fin-
sterh.


Schwzd. Gert m., Gerte f. ‹Rute, Stecken› (Id. II, 440). Der Berg-
name Spillgerte(n), fälschlich als Spielgerte wiedergegeben, be-
deutet gemäss überlieferter Deutung Spindel = Spille (Id. X, 329,
335). Gerte (Id. II, 442) von der fingerartigen Form der obersten
Spitze (D. Gemperli 1914, 16). Unser Gwmann von St. Stephan
vergleicht den gezackten Grat des Berges mit der Spilgerte, der
gezackten Rute am Spinnrad, die den Faden hält, damit er
gleichmässig auf die Spile gespult wird.


Gertel-

dər gē᪷rtụšwaŋ, i᪷m ~ (Dorfteil von Bärau), Gertelschwand
(1 Haus und Hof) 1838D, Gertelschwand 1928 (Ortsbuch
d. Schweiz) III Langn. Bärau.


Schwzd. Gertel ‹Haumesser zum Abschneiden von Reisig und
Ästen im Wald› (Id. II, 443).




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Sp. 47


Gertrud

ge᪷rtrudšpi᪷ts (Gipfel) V Schatt.


Erstbesteigung durch Miss Gertrude Bell, 3. Sept. 1901.


Gertsch

ge᪷rtšmattəne᪷k (), ge᪷rtšme᪸tli V Lutsch.; gertschen-
bach 1535U161 V Leiss.; ge᪷rtšə šwe᪷ndlə (Wei.) IV Reich-
.Scharn.; ge᪷rtšweid V Grindelw. Bussalp; gē᪷rtšlimatta V
Ltbr. Wengen.


zum FN Gertsch; s. Gerz-


Gerz-

ge᪷rtsmatt, ge᪷rtsmattwē᪸g (Hei.), inn der gertzs Matt,
gerttsz Matt 1518U74, Jnn der Gertzmatt 1573/74U77a, in
der Gerzmatt 1791A, 1838D, 1885P II Wiedl.

ge᪷tsəriəd (Wa.), im Gertzenried 1509Rq7, im Gerzenried
1530Rq7, an das Gertzenried 1531Rq7, das getzenried
1531U97, das Gerzenried (Buchwald) 1838D III Mühleb.

Hieher? Marchbeschreibung: … bisz an Bendichts vff
langenegk weid, … bisz Jnn gertzifinnis graben … 1534
od. 1535 (Archiv Langnau) III Langn.


Kzform Gerzo < Gerhard. Als FN kommt Gerz (wohl als Vor-
form zu Gertsch?) urkundlich im Gebiet von Lauterbrunnen
und Gsteig vor: a Burchardo Gertzon 1335 V Ltbr.; an Heinrich
Gertzen, Sohn Wernhers Gertzen 1359 ebd.; zwischen dien guͤ-
tern Heinrichs Gerschen 1360 V (Parrochie) Gsteig.


Gerzensee

ts ge᪷rtsəsē (Dorf), dər ~ (See), Gercentse 1228, de Ger-
zinse 1254, in Kerzense 1259, de Gerzense 1265, de Guer-
cesel 1285, daz dorffe von Gertzensewe 1299, de Ger-
cense 1300 … lacus de Gerzense 1334 … Gertzense 1452U79
… Gertzensee 1530U142 … III Gerz.

die gertzen see matten 1531U96 III Gelt.


Offenbar mit den andern Gerz- Zuss. zum swflektierten alten PN
Gerzo < Gerhard, also urspr. der See eines Gerzo.


Gesigen

ge᪷sigə, (wo?) ts ~ (Weiler), Wernheri dicti Katerli de Ge-
singen 1297N, das guͦt vnd den hof … ze Isingen, den Her-
boto vnd Wolrich von Fulense hein 1302, de Gesingen
1336, 1338, 1389‒1460Ud, … Gesingen 1452U79, Bürcki zuͦ
gesingen 1525U90, in der dorfmarch ze gesingen 1538U148,
… Gesigen 1738A, … IV Spiez.

pratum dictum Gesingoͮwe 1336, die Gesinger oͮw 1338,
vnder dem gesingen stalden 1538U148 IV Spiez.


-ingen ‒ Bildung zu einem vorläufig nicht belegten germ. PN
*Ges-


Gessler †

Gessler-Stock (Dorfteil) 1838D II Moosseed.


Deutung schwierig: zu Gestler? zu Gasse? ein Übername?




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Sp. 48


Gestelen

ge᪷štələ, i᪷ dər ~ (Wa.) bÿ der gestali um 1530U142 III Jab./
III Kirchd.; a ge᪷štələ, u᪷fəm gö᪷štələ, dər o᪷bər / dər u᪷ndər
ge᪷štələ (Alp), in locis dictis Gestellun 1276, (Zins:) de
Gestellun um 1320, de monte dicto Gestellun um 1320,
ein matt vor Gestellon gelegen 1360N, Gestellon
15. Jhd.UP, rinderweyd am gestelen, … Rinderweid gele-
gen Jn gestellen 1497‒1516U167, an Gestellen 1502U157 … IV
Diemt./IV Zweis.

u᪷fəm ge᪷štələgrāt, gö᪷štələgrāt; uf dem Gestellenberg
1643‒44A, in der landmarch ligenden Gestellenberg
1757Rq2 IV Zweis.


Nach Hubschmied (Frut., 18) zu roman. *castelliône (lat.-rom.
castellum + -ione); übertragen auf mächtige Felsköpfe, Gipfel,
wie Turm, Burg u. ä. (Zinsli, Gr. u. Gr. S. 52 u. 320). Der Anlaut
G- für roman. Fortis ca- weist auf Übernahme nach der 2. Laut-
verschiebung, aber vor der roman. Weiterentwicklung von ca-
> tša- hin, wie im ON Ober-, Niedergestelen VS (vgl. Rübel,
BSM II, S. 133).


Getter †

Von des ussern amptz wegen, das man nemmet Getterlis
ampt 1385 (Wernherus dictus Katterlin 1323, mit dem u̍s-
sern ampte des Wernher Katterli enphliget 1323 (…)) III
Thun.

Hieher? ein bletz genant zum katterden boumgarten, …
ein halb Juchart zuͦ gaͤtterten Bomgarten um 1525U20 I
Brütt.


Zum PN Katter / Getter < ? PN Katharina, Dim. mda. kxe᪸ttərli.


Getz-

dər getsịlō᪷n (K.), im getzelo 1518U74 II Obbipp; an getzlis
boden 1518U74 II Wiedlb.


Zum PN Getzo oder Gerzo; vgl. Gerzenried > getsəriəd III
Mühleb.; Getziloon liegt südlich der Lorüti und der Abiloon-
matte II Ndbipp.


Getzeried s. Gerz-


Gewil

i᪷m gewị̄u (; Hei.), Gewil 1876 (Siegfr. Atlas), Gewyl
Matt 1819P I Graffolt.


Vermutlich ein -wilare ‒ Name mit einem nicht mehr zu eru-
ierenden ahd. PN.


Geyer †

ein guͤtli nempt sich Geyers guͤtli; nempt sich geyers guͦt;
die obgeschribn guͤter nem̄ed sich geyers guͤtli 1474U30 I
Orp.


Offenbar PN Geyer, der zwar als Fam. Name vor 1800 im Kt. BE
(ausser im Laufenamt) nicht belegt ist.




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Sp. 49


Gfell s. Fall

ONB I/1, 110



Ghei- s. Hei(e)-


Ghiller s. Heller / Hiller


Ghirm-

ghi᪷rmelli᪷, bi᪷m ~ (; Unterstand mit Dach am Weg) V
Brienzw.; ho᪷ltsfadghi᪷rmi᪷ (Steinplatten zum Ausruhen
an Weggabelung) V Innertk.; dər khi᪷rmi᪷šte᪷in, bi᪷m ~
(Steinplatte am Weg) V Brienzw.


Schwzd. Hirmi, Ghirmi ist Verbalabstraktum zu hirme(n),
ghirme(n), mhd. hirmen ‹ruhen, rasten›, ‹Ort, wo man auszuru-
hen pflegt; z. B. ein Stein, auf den man seine Last abstellen kann›
(Id. II, 1608). Vgl. P. Zinsli, Wort und Flurname als Zeugen für
die volkstümliche Lage Deutschbündens, Schweiz. Archiv für
Volkskunde 55 (1959) S. 74f., SDS IV, 113.


Ghudel- s. Hudel


Ghürn s. Horn


Ghürst s. Hurst


Gib-

gịbirein II Bussw.; dər gịbəlirẹin I Ins.

Hieher? dər gịbər, dü᪷r ə ~ ụ̄f (steiles K.) II Waltw.


Zu schwzd. Gibe f. ‹Ziege; Hornschlitten› (Id. II, 97). Giber ist
evtl. eine umgangssprachliche Verkürzung mit -er Suffix; vgl.
berndt. Famer < Familienbad; Bueber < Bubenseelein; Bremer
< Bremgartenwald u. a.


Gibel

dər gi᪷bu I‒III; dər gi᪷bəl IV, V (Hügel, Wa., Hei.).

A) I: 1; II: 4; III: 19; IV: 11; V: 5

Auswahl: im ~, am weg der in gibel gat 1535U101 II Bä-
risw.; dər ~, ein matten heist der gibell 1534U100 III Bow.;
~, decimam feni ville de Langenowe et ville dicte Ghi-
buln 1297, ze Giblen 1446Uk2, gut zum gybel 1531U136 … III
Langn.; im ~ (Hei.), Hans losseneggers gybell 1535U101
III Ueb.; im ~, den agker am Gibel 1363 III Vech.; im ~,
in dem Gibel 1351, im Gibel 1366 III Wattw.; am gibell,
zuͦ giwell 1535U101 III Worb; gi᪷bəl, gi᪷bu (K.), der gibell
1531U97 III Zimm.; i dər gi᪷blə(mattə), vff ried zu giblen
1525U90, vff ried in gyblen 1538U148 IV Aeschi; ~, der Gi-
bell 1502U157 IV Bolt.; bona an dem gibele um 1320 IV



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Sp. 50


Därst. od. Umgebg.; hinder dem Gibel 1348N, im gibel
1488U166 … IV Erlenb.; ufəm ~, vom gybell 1488U156 IV
St. Steph.; uf də gi᪷blə, vff dem gybel 1398Uk2 … IV Zweis.;
im ~, am gibel 1526U169 V Beatb.; zuͦ gibel 1535U161 V
Ringg.

B) a) Inselgiebel 1850J III Thier.; uf šāf ~ IV ObwiliS.

b) II: 8; III: 25; IV: 7; V: 14

-acher II: 2; III: 7; V: 1

-egg III: 5; IV: 1; V: 3

-matte II: 3; III: 1; IV: 2

-bach III: 2; V: 1

Auswahl (älteste Belege)

der gibellacher 1531U97 III Häutl.; gibelacher 1534U100 III
Vech. Bang. 1531U97 III Vech. Rad.; im gibelacher
1531U144, 1535U101 II Ndwicht.; 1531U97 III Zimm.; gi᪷bəle᪷k,
von der Gibelegg 1377R3, klein vogel als buchfinkel vnd
flugen von der gibeleg herus um 1420Ch4, In der Gibelegg
1429U78 … III RütibR.; i᪷ dər gi᪷bəlek (Hei.), an die gibeleck
1524‒80U168, 1543U154 … IV Diemt. Schwend.; vf die gibel-
höchi 1533U133 III Rüegg.; dasz gybell holltz 1531U136 III
Langn.; an die gibellmatten 1531U97 II Krauchth. Diet.;
das gibell mattely 1531U76 II Ursenb.; gi᪷bəlbax (K.), infra
rivulos Putelspach et Gibelbach 1260, 1346 III Burgist.;
gibelbach 1493U84, 1525U90 … III Hilt.; bim gibellboum
1531U97, 1534U100 III Wohlen; ein medli genant gibelsbo-
den 1524‒80U169 V Beatb.

C) -li: ab dem Gibellyn 1502U157 IV Bolt.; am Gybelli
1348/58N IV Erlenb.; im gi᪷bəli IV Frut.; IV Reich.; gi᪷bə-
libē᪸rg II Aarw. die Gibeliweid 1788/89A IV Reich.;

-e: ze gibellen 1427Uk2, an der gibala 1530U142 … III Rigg.

-ere: gi᪷blərə IV Saanen.


Schwzd. Gibel m. ‹Gipfel, spitziger Hügel, Berghöhe›, auch
‹winkelförmiger Einschnitt in eine Wiese BR› (Id. II, 97; Zs., Gr.
u. Gr. 320); urspr. Hausgerüst, wo die Firstpfette aufliegt; Haus-
giebel; ahd. gibil, gibilla; mhd. gibel ‹Schädel› (Kluge, Etym.
Wb.).


Giberech

dər gi᪷bərəx, dü᪷r e ~ ụ̄f (steiles K.) II Ochl.


noch ungeklärt.


Gibisnüt

i᪷m gi᪷bịsnụ̄t (; K.) III Heimb.; i᪷m gi᪷bịsnụ̈̄t (;
Wald) III Obdiessb.


Imperativname für unfruchtbare, öde Grundstücke (Id. II, 96).


Giblitz

im gi᪷blits, i ds ~ (; Weiler), Jm Giblitz (etwelche Häu-
ser), das Giblitz Brügglj 1782‒84Reg., Gieblitz (Dörfchen)
1838D III Uet.





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Sp. 51


Nach J. U. Hubschmied (Thun 184) zum PN Gibler, aus ellipt.
Gen. *Giblers. Hubschmieds Hinweis auf den entfernten Beleg
in Aeschi «stosst an Giblers guot» 1505 ist nicht überzeugend, da
dort eine Ableitung zum FLN zuͦ Giblen vorliegt: vff ried zu gi-
blen 1525U90.

Es handelt sich offenbar um eine der schwer durchschaubaren
Analogiebildungen auf -itz in einer entsprechenden Suffixland-
schaft (P. Zinsli in: Proceedings of the 8th Int. Congr. of Onoma-
stic Sciences 1966, 581, mit Karte 585).


Gid-

gị̄dəse᪷k, an dər ~ (Geländevorsprung) V Ltbr.; i᪷n dər
gị̄dəsflue᪸, gị̄di᪷sflue᪸ (Fels mit Grasbändern) V Ltbr. Stech.

gị̄disdorf, (wo?) ts ~, (wohin?) gən ~ (Dorfteil), de Gu-
distorf 1275, von Gu̍distorf 1302, de Gu̍disdorf 1304,
1341, 1345, vssen an güdistorff (4 mal), gündistorff (1
mal) 1535U161 (zinspflichtiges Gut) V Grindelw. Holzm.

gị̄dəsdorf, i᪷m ~, possessiones nostras in Gu̍disdorf 1338,
Güdistorff 1535U161 (zinspflichtiges Gut) V Ltbr. Stech.


Namenbildungen mit einem nicht näher zu bestimmenden ahd.
PN im 1. Glied; vgl. die Parallele im Badischen: Giedensbach b.
Oberkirch, 1386 Guͤdespach (Krieger I, 715).


Giegg- s. Güegg-


Giesenen

dər o᪷bər, u᪷ndər giəsənə, am o᪷bərə, u᪷ndərə ~ (Alp), an dem
berg unnd alpp so man nempt giesenen 1538U148, Alp Gie-
sinen 1612/13A, [Giesingen 1620R,] … Giesenen 1782A …,
IV Kandergr.

giəsie᪷ka, giəsənəne᪷k; giəsigrāt, giəsənəgrāt; giəsənəxnu᪷bəl;
giəsənə xüəbe᪸rg; giəsənə šāfbe᪸rg IV Frut./Kandergr./
Reich.


1) Durch J. U. Hubschmied (Frut. 18 u. Anm. 53) zum Pflanzen-
namen Enzian, schwzd. Jenzenen (Id. III, 52) gestellt unter An-
nahme einer Entwicklung lat. gentiāna ‹Enzian› rom. *jentsāna
und *jensāna schwzd. *jensen(en). Durch n-Schwund und «Er-
satzdehnung» mit Diphthongierung zu *jeis- (BSG 16 § 17), jei-
sener ‹Enzene›, ‒ über jiəs- zu -iəs (vgl. die Deutung des Namens
Niesen!). Anlautendes j- müsste sich aber zu g- «rückentwickelt»
haben wie in Jenf zu Genf, Julian zu Gilgian u. ä., so dass
schliesslich die Lautung Giesenen = ‹in den Enzianen› erwach-
sen wäre.

2) Andere Erklärungsmöglichkeit: Ableitung auf -ina zu lat.
casa ‹Hütte› mit frührom. Vokaldehnung in offener Silbe > cā-
sina; vgl. schwzd. Gāschi ‹Hüttchen, kl. schlechtes Haus› (GR;
WS; Id. II, 479). Im Schwzd. also mit «Ersatzlaut» G- und Um-
laut von im westlichen BO zu gēsənə und späterer charak-
teristischer Diphthongierung dieses ē-Lauts zu -ie (vgl. SDS I, 73:
šträälə(n)/štriələ (n); 74 chääs/chiēs) zur Endlautung bi də giəsə-
nə.


Giessbach s. Giesse




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Sp. 52


Giesse

gi᪷əssə f., m. (Bach; Wasserlauf neben Fluss; Sumpf; K.)

A) I: 12; II: 1; III: 8; IV: 3; V: 3.

Auswahl: i᪷ dər ~, stost an giessen 1479U11 I Bür.; zwu̍-
schen dem giessen 1531U97 I BusswbB.; stost vf den gies-
sen 1532U4, by der Giessen 1631/32C3 I Lyss; von des gra-
fen giessen 1425U78 I Stud.; die Ysel mit dem giessen
1478UT III Ferenb.; i᪷m ~ (Hei., steil), locus qui dicitur
«von den Gyezen» 1264, agellus zem Gyezen um 1320 IV
ObwiliS.

B) a) I: 17; II: 1; III: 5; IV: 1; V: 4.

Auswahl: aa) dem engell giessen der lengi nach 1521U31 I
Brügg; i᪷ dər faxgi᪷əssə ni᪷də (Geländemulde), an dem
vachgiessenn 1532U4 I Kapp.; stost ane den Mor giessen
1521U31 I Brügg; am mortgiessenn ij clein Juchrten
1531U97 I Bür.; i᪷ dər mü᪷ligi᪷əssə (Schachenwald), an den
mu̍li giessen 1474U30 I Stud./I Worben; Mu̍ligiessen
1535U161 V Interl.; an den ru̍tigiessenn 1532U4 I Rad./
1531U97 III Mühleb.; 2 manne mad gelegen am Stafel-
giessen 1358 V Unters.

ac) di i᪷nnəri/ü᪷ssəri ~ III Müns./Ndwicht. particula flu-
minis Aralini dicitur «Rotengiezo» 1271 V Därl. od. V
Unters.; ab dem toͤben giessen 1409U1, an dem toben
giessen 1427U78 I Kapp.

b) I: 9; II: 5; III: 9; V: 4.

Auswahl: bi᪷m gi᪷əssbax, stosset … an den Dyesbach 1357,
giessbach 1535U161, am Giessbach 1688/89A V Brienz.

C) -li: gi᪷əssəli (alter Aarelauf) I Kapp.; i᪷m gi᪷əssli (K., Wa.)
IV Obwilis.; das klein giessli 1535U161 V Interl.; gi᪷əssli-
axər III Ndwicht.


Schwzd. Giesse(n) m., ahd. giozo m. ‹Wasserfall, Sturzbach›,
auch ‹Seitenarm, Nebenrinnsal eines Flusses› (Id. II, 470f.).


Giesser

giəssərxnu᪷bu III Laupersw.

gịəssərei III Boll.; gịəssərei (früher Maschinenfabrik), ts
gịəssərli (Hei., früher Giesserei) III Sign.


Schwzd. giesse(n) wie nhd. (Id. II, 468).


Gifer

A) ki᪷fər, (wo?) ufəm ~, (wohin?) uf ds ~ (Berghang und
-gipfel), der Gifer 1605R, im Gifer 1727MW, Gifer (Schaf-
alp), Gifferhorn 1845D IV Saanen.

B) a) im fordər/mi᪷ttəl/hi᪷ndər ki᪷fər IV Saanen.

b) ki᪷fər- ~ e᪸k, ~ flüə, ~ hü᪷t (Schäferhütte), ~ bodə, ~ rein,
~ ri᪷ts, ~ špi᪷ts IV Saanen.


Etymologie s. Gufer.




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Sp. 53


Giige

A) d gị̄gə, u᪷f dər ~ (Berghei.), Geigen (Alp) 1845D III
Gugg.

B) b) gị̄gəgrabə III Gugg.; gị̄gəbo᪷gə (K.) I RutibB.; dər
gị̄gəmbo᪷gen, gị̄gəwweŋ V Meir.

C) -er: ein boumgertli stost an giger um 1525U20 I Gamp.;
dər gị̄gər (Hei.) II Sum.; gị̄gər ufəm bu᪷tsə (steiles Rutsch-
gebiet) IV Aeschi; im gị̄gər (Wei.) IV Lenk; dər gị̄gər
(Fang) IV Saanen; gị̄gər (einige Hei.) IV Spiez.ho᪷gị̄gər
(Steilhang, Heuland) V Ltbr. Weng.; gịgər-/gịgərs-: I: 2;
II: 3; III: 1; IV: 6; V: 7.

Auswahl: u᪷f dər gị̄gərek IV Därst.; ds gị̄gərhụ̈sli (Haus),
Gygerhäuslein (Haus) 1838D II Ausw.; im gị̄gərsbiəl (K.,
Wa.) V Brienz; ufəm gị̄gəršte᪸in (3 m hoher Stein) V
Brienzw.; gị̄gərštuəl (Hei.) III Unterl.;

-erli: ds gị̄gərli (Hei., Vorsass) III Eggiw.; Geigerli 1838D
IV Saanen; -ler: ufəm gị̄glər (K.) I Safn.; vff den acher
der da gad an den gigler 1480U44, 1500U48 II Hells./Seeb.;
gygleren iii meder, giglerin i iucharten 1528U2 I Seed.

-ere: gị̄gərə (K.) I Bellm.; in dər gị̄gərrən (K.) V Meir.;
gị̄gərrən (Fluh), gị̄gərrəmandli (Figur in der Fluh) V In-
nertk.; gị̄gəri᪷mattə (K.) I Finsterh.; i dər gị̄gərəmattə
(K.) I Sis.

Hieher wohl: gị̄gụmat (K.), die gÿgelmatten 1513U57, die
gigell mattan 1531U59 II Limp.


Schwzd. Giige f. ‹Geige› (Id. II, 148); nach der Form des Instru-
ments in Namen auf Bodengebilde übertragen (Keinath 52 und
197; Sonderegger, Alpstein 1967, 54).

Giiger/Giigler, mit -er/-ler ‒ Suffix; ‹Geigenspieler› als Zu- oder
Familienname. Der FN Gyger ist in BE altbezeugt (FNB II, 401).

Giigere: moviertes Fem. vom Zu- oder Familiennamen Gyger;
zum Stammauslaut -ere < *arja s. Szadrowsky (ZNF XIV, 1938,
31ff.).

Giigu-/gygell- mit Wandel von auslautendem -er > -el, wie in
Kander > Kandel, Marmor > Marmel; also ursprünglich Giiger-
matt(en).


Gigetschi

dr gi᪷gətšibe᪸rg (Hei.), Gigetschiberg 1845D II Huttw.


Gigetschi n. ‹Kernhaus im Obst› (Id. II, 153), offenbar jüngerer
Spottname; heute für das Heimwesen auch Trüsselsbärg (Besit-
zername) gebräuchlich.


Giggere

gi᪷kərə, in der Giggeren 1788C3, Giggeren 1838D III Wah-
lern.


Entschwundener Name eines abgebrannten Gasthofs. Das
Heimwesen heisst heute Neuhus; vgl. Friedli (Guggisberg 295)
mit Erklärung durch ein im italienischen chichera ‹Tasse› sich
spiegelndes Patoiswort (mit weitern volksetymol. Deutungen).

Wohl eher Spottname mit Umlaut zum Vb. gugge(n) ‹neugierig
schauen› (Id. II, 182), bzw. zum zugehörigen Subst. Gugger I
‹Guckfenster› (Id. II, 183) oder zu Gugger II ‹Kuckuck›, wobei u



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Sp. 54


(ü) durch i ersetzt wird wie offenbar in Giggernillis m. (Id. II,
176) zu Guggernell; kaum zum PN Giger mit affektischer Ver-
härtung.


Gigi- †

Gigisacker 1865Jv II Obsteckh.; an gigisberg 1529U92
I Meik.; uff dem gigisberg 1525U20 I Ins.


Zum BE Fam.-namen Gygi, der vor 1800 ausschliesslich in den
Gden. Bargen, Kappelen und Seedorf belegt ist (FNB II, 401).


Gigli

A. uv gi᪷glị (Alp) V Gadm.; uv dər gi᪷gli, uvən gi᪷glịnən (Pl.)
(Wei.) V Grindelw.; uv gi᪷gli᪷ (Alp) V Gutt.; ds giglị
(Wei.) V Haslib.

B. b) gi᪷glị- ~ek, ~gletšər, ~štokx V Gadm.; ~mād V Grin-
delw.; ~bē᪸rg, ~bodən, ~wāld V Gutt.; ~wāld V Haslib.


Kaum zu Gīge(n) s. d., obschon Kürzung des Stammvokals im
Dim. möglich wäre, vgl. Pfiil/Pfili; Muul/Müli; Huus/Hüsli
u. ä. Zugrunde liegt wohl vordeutsch-mlat. cuculla ‹Kapuze›, das
auf Bodenerhebungen übertragen zu dem Namen Gugel,
Gugle(n) führt, schon in Urkunden aber auch mit Umlaut als Gü-
gel erscheint, z. B. heisst die Güglen bei Giswil OW 1314 vf
Gvglen (Müller, Obw. Nb. Nr. 163). In entrundenden Mundart-
gebieten wie dem östlichen BO muss der Name Gigel, bzw. dimi-
nuierend Gigli lauten; so gibt es etwa bei Sarnen ein Gigeln (Iten
73), in Lütoldsmatt ein Gigi < Gügi (Müller, Obw. Nb. Nr. 163).
Der Typus Gugel/Gügel hat eine charakteristische zentral-
schweiz. Verbreitung (AG, OW, SO, SZ nach A. Iten, Zuger
N'studien 73), in die sich auch das urspr. mit der Innerschweiz
eng verbundene Hasligebiet einfügt.


Gigon

dər gịgõŋ (; Hei.), Güygong 18. Jhd. IV Gsteig.


Zum frz. FN Guigon, vor 1800 in Genf und in Ormont-Dessus
(VD) bezeugt (FNB II, 391).


Gigrel †

prope fontem dictam Gigrel 1310, bi Gigreltzbrunnen
1329 II Jeg.


Vgl. dazu den entsprechenden Flurn.-beleg aus Altreu SO «in
dem Bann von Altru̍we ze der Eych und ze Gigerel» 1359 (FRB
VIII, 290).


Gigrig- †

an gigrigbach, gigribach, an gigrichgraben um 1530U142 III
Obdiessb.


Möglicherweise zum FN Giger, bzw. zur zugehörigen Patrony-
mikalbildung Gigerig(e) ‹die Sippe der Giger›; vgl. A. Bach-
mann über einschlägige Patronymikalbildungen (in Festgabe f.
A. Kaegi 1919, 218ff.) und dazu etwa den Namen der Alp Tscheu-
rig zum FN Tschöri GR, Safien (RNB II, 602).




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Sp. 55


Gilg-/Gill- †

1 tristid vff Gilyan gartten 1425U78, ein mad … genampt
der Gilian garttenn 1497‒1515U167, der Giliangartt 1524UP,
ein mad … genant der gillian gart 1524‒93U168, ein medli
genant der gilgen gartten um 1540U168 IV St. Steph.; Gil-
gians Haus 1838D IV Diemt.; an gilgenn matten 1530U21 I
Täuff.; ein Mannwerch genant gilgen rëbli um 1525U20 I
Tschugg.


Zum PN Gillian, Gilgian, Gilg < Julian (Id. II, 213; hier bezeugt
für Frut.) oder zum PN Gill, Gilg < Aegidius mit der Neben-
form *Aegilius (Id. II, 213).


Gill- s. Güll-


Gilome

im ki᪷lo᪷mə, im ki᪷lo᪷mi (), ds ki᪷lo᪷məli, im ~ (Waldwie.)
III Steff.


FN Gilomen; vor 1800 in I Lengn. und I Wengi bezeugt (FNB
II. 314).


Gilsen- †

den Halbteil einer Halben Jucherten agkers zem gilsen-
brunnen 1359 IV Aeschi.


Zum PN Gils < Aegidius (Ad. Bach, Dt. Namenkunde I, 34).


Gimel

ki᪷məlshü᪷ta (Einzelgebäude auf Habchegg), gi᪷məlmād
(K. Heuland) V Habk.


Zum FN Gimmel, vor 1800 in Beatenberg bezeugt (FNB II, 314).
Vgl. auch: gymels vnd wischis reben 1500U48 IV Kratt.

Hieher? der gimmacher (evtl. gu̍nnacher) 1531U97 II Mülchi.


Gimen- s. Gemen-


Gimmela

ki᪷mməlla, i᪷n dər gi᪷mməllən (; Stufenhang, Heuland,
Gebäude), i᪷m ~wẹidli, i᪷n ~we᪷ŋən V Ltbr. Gimm.; gim-
melbach 1535U161 V Ltbr.

Herkunftsnamen von Personen im Zusammenhang mit
der Alp Sefinen, 2 km südwestl. von Gimmela: Heinrico
Gymelere 1295; Uolricus Gimeller, Henricus Gimeller
1323; Heinricus Gimeller, Nicolaus Gimeller 1328.


Vorläufig ungeklärt; die frühen Belege auf -i- verunmöglichen
eine Herleitung aus entrundetem *Gümmele, Diminutiv zu
Gumme ‹Mulde› (P. Zinsli, Festschrift Bach, 1965, 336f.).


Gimmelwald

giməlwāld, uf ~ (Dorf), Gymelwalt 1244, min lu̍te, die ge-
nemmet sint die Loͤtscher, und gesessen sint ze Gimel-
walt 1346, ze Gymelwalt 1349, 1395Uk2, gelegenn uff gi-



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Sp. 56


mellwald 1524‒93U168, 1526U168, Gimmelwald 1528A
1535U161 … V Ltbr. Gimm.


Der Wald unterhalb der Gimmela.


Gimmerz

i᪷m gi᪷mərts, gi᪷məts (wohin?) i᪷ ds ~ (Dorfteil) I Kalln.;

gi᪷mmi᪷ts (Weiler), im xlị̄ gi᪷mmits (Häusergruppe), Jm
gimmers ½ Juch. 1532U4 I Walpw.

uf dər gimmə(r)tə (Dorfteil) I Lüsch.


J. U. Hubschm. (brieflich) vermutet einen germ. PN *Gimmert,
aus Gimbert in elliptischer Fügung = ‹(Hof) des G.›. ‒ Da aber
der Bereich des Seelands eine Streuungslandschaft zahlreicher
vordeutscher ONN auf -erz ist wie Tüscherz, Ligerz, Lüscherz,
muss eher an ein vorläufig nicht verifizierbares rom. Etymon ge-
dacht werden, das in der spätern Überlieferung nur noch zer-
schlissen, und vielleicht den entsprechenden Prägungen se-
kundär angeglichen, fortlebt (P. Zinsli, Eine Suffixlandschaft im
westschwzd. Ortsnamenbereich, in: Proceedings VIII. Int.
Congr. of Onom. Sciences, Den Haag 1966, S. 581‒595).


Gimmiz s. Gimmerz


ginen †

(Grenzbeschreibung:) … vntz an den ginenden stein vnd
von dem ginenden stein vntz an die schermtannen
1427Uk2 III Rigg.; ein stein Jnnerthalb dem zun heist der
ginend stein 1531U144 III Zweis.


Schwzd. gīne(n), ginne(n) ‹bersten, klaffen› (Id. II, 328f.). Mhd.
ginen ‹das Maul aufsperren, gähnen› (Lex. I, 1017f.).


Ginggen-

gi᪷ŋkəmattə (Wei.) IV Zweis.; gi᪷ŋkəwẹ̄d IV Bolt.; in dər
gi᪷ŋkəwẹ̄d, Ginggenweid 1845D IV Zweis.; gi᪷ŋkəwẹ̄dli IV
St. Steph.


Zum FN Ginggen, vor 1800 in Zweis. belegt. Bart(o)lome Gin-
gen, staathalter 1529Rq2 IV Lenk.


Ginsch-

ki᪷nšmatta, i᪷n dər gi᪷nšmattən (; Heuwiese, Scheune),
ki᪷nšwẹ̄idli Ltbr. Weng.


FN Günsch vor 1800 in Lauterbrunnen bezeugt (FNB II, 383).


Gin(i)schbärg

im gịnišbe᪸rg (K.) I Jens; im o᪷bere/u᪷ŋərə gi᪷nšpərg (2 Hei.),
Jm Geinisperg sind 2 tagwner Häuszli 1654 (Ämterbuch
Brandis), im Geynisperg 1677Fr, auf dem Obern Geinis-
perg, im Obern Ginsperg 1783C3, der ober/unter Geinis-
perg 1783 (J. J. Hauswirth, Topogr.) … II Lütz.


Wahrscheinlich steckt im 1. Namenglied ein PN zur altdeut-
schen Wurzel gin (Fm. I, 641f.). Die diphthongierten Formen im
17. und 18. Jhd. stehen unter Einfluss der Schriftsprache.




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Sp. 57


Gipf- s. Gupf


Gipfel

dər mi᪷ttəl gi᪷pfəl, dər we᪷štki᪷pfəl (neuere, differenzierende
Bezeichnung beim Wildstrubel-Massiv; Gesamtbenen-
nung: dər štru᪸bəl) IV Lenk.


Wie nhd. Gipfel ‹oberster Teil einer Erhebung› (Id. II, 390);
spätmhd. Dim. zu gupf(e) m. güpfel mit ostmd. Entrundung Gip-
fel (Kluge, Etym. Wb.).


Gippe

dər ki᪷pə, u᪷fəm ~ (Hei.), von dem gutt uff Gippenn
1502U157, von dem gippenn 1515U158, stost obsich an … die
gippa (Hof) um 1540U169, uffem Gippen (Mannlehen)
17. Jhd.UP, Gippen (Höfe) 1838D IV Bolt.

ds ki᪷pị (Hügelkuppe, Felssporn), ds röuftki᪷pị (Gipfel-
punkt, östl. Giessbach) V Brienz.

von gippers vanng 1515U158 IV Bolt.


Gippen bei Boltigen nach J. U. Hubschm. (Z. f. dt. Mdaa. 19,
1924, 190) zu juppe, jüppe, jippe ‹Alpenrose› mit Anlautentwick-
lung von J- > G-, wie Genf < Jenf, Gurten < gall. *jur- usw.

Ein Zusammenhang mit dem lat. Wort cuppa ‹Becher›, der hier
wegen der Kuppenform des Geländes naheläge und aus dem
schwzd. Gupf ‹runder Bergipfel›, wie auch der Name der Glar-
ner Guppen-alp erklärt wird (Zinsli, Grund und Grat, 323), darf
wegen der frankoprovenzalischen Lautentwicklung nicht in
Frage kommen.


Gips

Jenni Posso (besitzt) ze Diemtigen die Gippse 1348/58N
IV Diemt.; zwo Juchertt ann der gyps haldenn 1518U74 II
Obbipp; ịəbsbo᪷də (lockerer Moräneboden), ịəpsšüpfə, di
xlị̄ni ~, di grō᪷ssi ~ (Felswand, Gips) IV Lau.


Gips, Jips, Jeps m. ‹Gips› (Id. II, 394; Id. III, 56); spätahd., mhd.
gips n. < lat. gypsum < gr. gypsos.


Gir

B) a) II Stuck in der dorffmarch zu Balm genempt der
Alpgir 1423K1 III Obbalm; ufəm allgị̄rən (; Mager-
wiese im Allmendland) V Innertk. Urbachtal.

b) Girisacker 1866Jv II Obsteckh.; dər gị̄ršgrāt, i᪷m ~
(Grat, 2 Hei.) III Eggiw./III Trubsch.; bÿ der Gÿrsz gruͦ-
ben 1535U101 II Jeg.; u᪷fəm gị̄rəhọərə, gị̄rəhö᪷ri (hornart.
Felsgipfel) IV Diemt./IV Zweis.; gị̄ršhu᪷bəl (Felsstock,
wald. Grat) IV St. Steph./IV Zweis.; gị̄ršhü᪷bəli, giəršhü᪷-
bəli IV Zweis.; das girhus i jucharte 1532U4 I Kalln.; jm
girhus j mad 1559U97 III Herbl.; Girhauss 1757A, uff dem
Gyrhausz 1795Rq8 V Beatb.; ds gị̄rənhụ̄si, giərənhụ̄si (Ad-
lerschiessstand) V Obried; gị̄rhụ̈sliaxər (K.) I BusswbB.;
bir gị̄rəmbālm (überhäng. Felsen) V Gutt.; uf dər gị̄rəm-
be᪸itsi (kl. Felskopf) V Gadm.; gi᪷ri᪷šbē᪸rg (K.) I Aarb.;



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Sp. 58


gị̄ri᪷šbē᪸rg (K. Hang), von einer halden am girsperg 1540U14
I Dotz.; am rein am girisperg 1534U100 I Lyss (evtl. id.
Aarb.); ufəm gịri᪷šbe᪷rg, u᪷ŋərəm ~ (K. Hang) I Sis.; dər
gị̄rišbərg (Höhenzug) I Walpw.; gị̄ri᪷sbərg (Hei. am
Waldrand), Girisberg (Hof) 1838D II Burgd.; Gyrisperg,
Gyresperg 1595U54 II Herzb. (Kirchgde.); gị̄rịsbe᪸rg II
Jeg.; gị̄ri᪷šbərg (K.) II Kirchb.; i᪷m gị̄rišbərg (Hei.), Gyris-
berg (Haus) 1838D II Lütz.; ufəm gị̄rišbe᪸rg (Grat, Weide)
III Blumst.; gị̄rišbe᪸rg (Wa.) III Rüegg.; gị̄rəmbịəl (Alp,
kl. See) V Haslib.; gị̄ri᪷šaxə II Burgd.; gị̄ri᪷šnabəl (Fels-
kopf) IV Kandergr.; u᪷fəm gị̄rəšpru᪷ŋ (Felsenkuppe, Ad-
lerstand) V Meir.; gị̄rəšpru᪷ŋ (Alpweide, felsig) V
Schatt.; bi᪷m gị̄rəntō᪷ər (Wa.) V Brienz.


1) Mhd. gīr stswm. ‹Geier›, aber tw. im Schwzd. jeder grosse
Raubvogel, insbesondere der Adler.

2) In einzelnen Belegen, wie z. B. bei Gīrhūs …, kommt auch ein
PN Gīr (Socin, Mhd. Nb. 416, 458, 667) in Frage, der sich zum
(freilich für BE nicht belegten) FN Gyr weiterentwickelt hat
(siehe FNB II, 401).

3) Vereinzelt wäre auch der etym. andersartige Pflanzenname
Girsch ‹Giersch, Kälberkropf›, mhd. gires, girst, gers … möglich;
siehe Id. II, 404 Gërrisch, mit Lautung Girsch in BE, BO (Kluge,
Etym. Wb. unter Giersch m.).


Girgel

i᪷m gī᪷rgu (MWi. mit Felsnasen) II Hasle.


Vielleicht zu schwzd. Girgel m. ahd. girgila f. ‹Zuckerwurzel, rü-
benartiges Gewächs›, übertragen auf Menschen und Tiere von
langer, hagerer Gestalt (Id. II, 417). Hier im Sinne von ‹unge-
freutes Land›.

Ein Girgels verzeichnet auch RNB II, 709 ohne Deutung für
Scuol mit der Vermutung auf tirolische Herkunft.


Giriz-

Vff der gritzenn ein Jucharttenn ackers 1533U24 I
Müntsch.; ein halb mad genant die gritzen 1559‒79U119
III Wohlen Uettl.; gịrịtsəmōs (od. ērlaxmōs) I Gamp.;
gi᪷ri᪷tsi᪷mō᪷s II Limp.; gịrịtsəmōs, grịtsli᪷mōs III Aeschl.;
gịrịtsəmōs, grịtsəmō᪷s, grịtsəmọ̄s, grịtsịmōs III Längenb./
Uet.; gritsəmō᪷s III Oppl.; ds grịtsịmōs IV Bolt.


Schwzd. Giriz m. ‹Seeschwalbe, Lachmöwe, Kibitz› (Id. II, 407).
Girizemos n. ‹nach dem Volksglauben der Aufenthaltsort alter
Jungfern, die zur Strafe ihrer Ehelosigkeit in Kibitze verwandelt
worden sind› (Id. IV, 470f.). Nach Id. IV, 470 ist die synkopierte
Lautung Gritzi- nur fürs Bernische belegt.


Girschene

d gi᪷ršənə, die Gü᪷ü᪷rschene entsendet hin und wieder eine
gewaltige Wassermasse 1914Fr, der Auslauf der Gi᪷i᪷r-
schene, Gi᪷i᪷rschine (zwei Quellen und Wasserfälle) 1922Fr
I Twann.


Wie Gursch- (s. d.) zu lat. gurga/gurges ‹Wasserstrudel› (REW
3921; FEW 4, 330) mit Umlaut und Entrundung des Stammvo-
kals.




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Sp. 59


Gis-

A) gịsa, u᪷f dər gịsə (Hei.) auf der Gysen (Haus) 1838D IV
Adelb.;

B) b) gịsəbərg, ufəm o᪷bərə/u᪷ŋərə ~ (2 Hei), uff dem Gys-
senberg 1661A, auf dem Gysenberg 1728A III Eggiw.; dər
gịsəbo᪷də (Alp) IV Lenk; i᪷m gịsəbụ̈əu (4 Hei.), Gyssen-
büel 1491 (Kopie 17. Jhd.)UP, am Gysenbühl 1688A, Gy-
senbühl (2 Häuser) 1838D III Eriz; ein Juchrten Jm gi-
sennbuͤl 1531U97, am grossenn gisennbuͤlacher 1531U97 III
Wohlen; Gysen Bühlj 1745U116 III Vech.; tsən gị̄sibī᪷ələn,
ufən ~ V Grindelw. Itramen; Jm Gysisall zwei meder
1535U101, im gịsịsāuwe᪸ụdli (Wa.) III Ueb.; i dər gịsịštẹ̄wẹ̄d
(Alp) III Schangn.; das lëchen gisenstein 1535U161 V
Grindelw.; i᪷n dər gị̄siwẹ̄d (Alp) V Därl.

gịsflü᪷əli (kl. Fluh im Wald), die Gÿszfluͦ, Geyszfluͦ
1573/74U77a II Attisw.; gịshaulə (Wa.) II Obönz; gịsho᪷lə
(K.) I Leuz.; unz an die Gisnowe 1323, vnder der Gis-
noͧwa 1345N, ze Burgdorf in der Gisnoͧwa 1360, 1370 …
gịsnouflü᪷ə II Burgd.; u᪷fəm gị̄ssbərg (flache Kuppe), vf
dem giszberg 1531U97 II Hindelb.;

du̍ Sezzi ze Gisrotzhein/Gisretzhein 1331N II Scheun.

C) gịsi, ds xli ~ (Hei.) IV Adelb.; gisinenacher 1532U4 I
Lyss; gị̄slibo᪷dən, im ~ (Hei.) V Haslib.; dər gịslịbüəl
(Wa.) IV Bolt.; iii juch. heist gislis zun 1498U46 III
Buchh.; gyszlina boumgarta 1526U169 V Wild.


Möglich, dass hinter einigen Gebilden wie u᪷f dər gịsə oder gịsə-
bərg, gịsəbodə ein vordeutsch-romanisches *dyisa < lat. *jacita
‹Vorsass›, im freiburgischen Patois dzīsə (La Gissaz) steckt (s.
Hubschm. Frut., 18). Die meisten Namen ‒ wie sicher die im
letzten Abschnitt ‒ dürften jedoch mit dem germ. PN Giso (für
SG bezeugt anno 817, Fm. I, 644) zusammenzustellen sein, bzw.
zum spätern FN Gysi, z. B. gisinen acher. Bei der Lautung gīsi-
könnte in der Kompositionsfuge aber sog. Mittelsilbenerhöhung
vorliegen: gisi-bie᪷l, ~štẹi, ~weid < gisen-bie᪷l etc. wie in ONN
Bluemistei(n) < Bluomen-stein, Alisbach < Allenspach, Etzi-
kofen < Etzenkofen, Appizäll < Appenzell u. ä. Eine Namen-
komposition liegt vor in Gisrotshein, einem alten ON auf -heim,
wohl zu altdt. *Gisrat, eventuell kontrahiert aus Gisalrat (Fm. I,
665).


Gisel

A) dər gịsəl, i᪷m ~ (Hei.) IV Reich.; mattland genant gisla
um 1540U169 IV Zweis.

B) i᪷ dər gi᪷səlei (Hei.) IV Bolt.; die giselgassen 1542U104,
die Geiszel Gaszen 1720S, in der sogenannten Gyselgas-
zen 1769S (heute: ịsəgass) III Boll.; gịsəlgassə IV Reich.;
gi᪷suguət (Hei.), Gyszlen guͦtt 1539U71, Gyselgut 1643A … II
Trachsw.; Gislon guͦt 1357 V Unters. (evtl. Beatb.; gi᪷-
sugrōt (Hei.), Gyselgrat (Haus) 1838D II Trachsw.; i᪷m gị̄-
səlmād (Heuland), an Gislenmad 1378, Gislen mad
1486U166, 1502U166; ein matten genempt Gislen matten
1360/68N, Gislon matte 1360/70N … IV Erlenb.; die gi-



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selmatten 1542U104 III Boll.; z gysslenn weg 1533U133 III
Rüegg.;

C) -er: gịsələr (K.) IV St. Steph.

-ere: i᪷ dər gịslərə (2 Hei.), gisleren iii meder 1528U2, in der
Gyssleren 1770A … I Graffolt./I Seed.; gịslərəmat (K.),
neben gislerinmatt 1528U2 I Lyss.


Die mit Gisel- zusammengesetzten Namen lassen sich wohl
meist auf schwzd. Gīsel m. ‹Bürge, Geldschuldner› zurückfüh-
ren (Id. II, 467), tw. auch auf einen PN, wie die Giselmatt in
Oberägeri, die Alb. Iten mit einer Besitzerin Gisela urk. in Ver-
bindung bringt (Zuger Namenstudien 1969, 317f.). Das einfache
gisel, bzw. gisela, könnte elliptisch die Reduktionsform einer gi-
sel(a)matte sein.

Gīsler m. ist der ‹Schuldeneintreiber› (Id. II, 468), aber auch ein
FN, mit dem die scheinbare -ere(n)/-āria-Ableitung in Zusam-
menhang stehen könnte. So ist Gislerinmatt wohl movierte Fe-
mininbildung zum FN Gisler.


Gisshübel

i᪷m gi᪷sshü᪷bu᪷ (K.) I Eps.; dər gịshu᪷bụ, i᪷m gi᪷shü᪷bụ (Weiler,
K.), Gyszübel 1587 (Taufrodel), gysübell 1653P, gysübell
1654P, Gysz-Hübel, Giesz-Hübel 1765P, ab dem Geiss-
hübel 1791‒93C3, auf dem Gyshubel 1825P II Heimenh./
Herzb.; u᪷fəm gẹ̄shu᪷bu᪷ (jünger: geịshu᪷bu᪷, Hei., K.),
Gisshübel 1639A III Zoll.


Nur auf dem weiten hochdeutschen Sprachgebiet verbreiteter,
nicht sicher gedeuteter Flurname. Nach Ed. Wallner (Giszübel
und Ramsau 1940) ein Ort, der im Zusammenhang mit einem
Gewässer steht. Ableitung von einem Wort Giss- mit einem Suf-
fix -ubil; ahd. *gizzubil; als Örtlichkeitsname «erst in der Zeit
des mittleren Landausbaus, etwa um 1100 im Oberdeutschen
entstanden», mit Streuung bis in spätverdeutschte Alpentäler (s.
RNB II, 417). Frühste Belege seit Mitte 13. Jhd. Wallner vermu-
tet in Giss- ein nicht belegbares Verb gîzan, das neben giozan
‹giessen› bestanden haben soll. Vgl. dazu die Diskussion W. Kas-
pers, Ed. Wallner, Jos. Schnetz, zum Gissübel-Problem in: ZNF
XVIII 1942 31‒47, wo Schnetz den Namen auf eine idg. Wurzel
*g̑hĭd- oder *ghĭd- zurückführt, mit der bairisch Gäss ‹vom
Dach rinnendes Wasser› zusammenhängen soll. (Vgl. ferner
Bach II 182; Id. II, 949 mit irriger Deutung). Der unverständlich
gewordene Name wurde im 2. Teil volksetymologisch umgedeu-
tet auf ‹Hubel› und im 1. Teil durch Schreiber auf ‹Geiss› (Ziege).


Gister

ki᪷štərhu᪷bəl, bim ~ V Ltbr. Gimm.


Mda. in Gimm. ds Gischter für ‹Kehricht›; schwzd. Güster (Id.
II, 494).


Git-

kịpme᪸ttəli (Hei.) III Bow.; dər gịtsakx (K.) I Walpw.


Schwzd. Gīt m., mhd., ahd. gît m. ‹Geiz, Habsucht› (Id. II, 505);
hier pejorativ verwendet für wenig ertragreiche Grundstücke.


Gitter-

gi᪷tərmašt (K. bei Mast der Hochspannungsleitung) I
Bühl.





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Gitzi

B) b) I: 2; II: 8; III: 5; V: 14.

Auswahl: gi᪷tsị- u᪷fəm ~ek (Wei.) V Brienz; dər ~fad
(Weidegebiet im Felsen) V Gadm.; in ~fe᪷dən (Grasbän-
der) V Gutt.; ~grabə II Hasle; ~xe᪸uər (Felshöhlen) I
Piet.; ~(k)xē᪸rkxər (Felskessel) V Obried; ~nollən (Fels-
kopf) V Innertk.; gi᪷tsbālm (überhäng. Felsen) V
Ltbr. Weng.; ~ble᪸ts V Gadm.; ~rịti (Lawinengebiet) V
SchwandenbBr.; ~šö᪷pf (Wa., Felsen) III Sigr.; bi᪷m
~štẹị III RütibR.; bi᪷r ~štu᪷bən V Ltbr.; bi᪷m ~tri᪷t V
Wild.; ~waŋ III Sigr.

C) -li: min guͦt dem man spricht Gitzlisguͦt III Grhöchst.

-er: dər gi᪷tsər (für gi᪷tsərre᪷in; steiler Graben im Wa.) II
Affolt./II Wynigen; dər gi᪷tsər (für gi᪷tsịxnü᪷bəli; Kuppe
im Wa.) II Sum.;

-eler: gi᪷tsələr (Fussweg) II Untsteckh.


Schwzd. Gitzi n.; mhd. kiz, kitze; ahd. chizzi n. ‹Zicklein›, auch
von Rehen und Gemsen (Id. II, 577).


Giuw, Giw siehe Güw


Gjöik

ds kjö᪷ikx, gjö᪷ükx (Bergwei. zuoberst am Saligrabe) IV
Gsteig.


Verbalabstraktum zu schwzd. jöikxə ‹jagen, stark treiben› von
Tieren. Intensivbildung zu mhd. jöuchen, jouchen swv. ‹treiben,
jagen› (Lexer I, 1483).


Ggju

ds kjụ̄; i᪷m kjụ̄; i᪷m kjụ alap, kjụəlap (; nach Gwp. Clos
à l'Abbé), i᪷m kjụkaŋ (; nach Gwp. Clos au comte),
Clos du Comte 1895Z I Lig.


Mdal. Lautung von frkpr. Clos (< lat. clausu), ursprünglich «ein
durch hohe Qualität ausgezeichnetes und deshalb von der allge-
meinen Nutzung losgelöstes und jederzeit abschliessbares
Grundstück.» (Weigold 1948, 126). ‒ «Im Seeland gehören die
vielen als Clos benannten Reben zu den besten des ganzen Wein-
berges.» (Weigold 127). ‒ kjụ̄ ist die Form im spätverdeutschten I
Ligerz.


Gjuch s. Juch


Ggjutrif s. Gloderife


Glägni s. Lägni


Gläis s. Glaus




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Glameli

ds glāməli (Wei., Mulde) IV Kanderst.



Glängge s. leng/läng


Glänk- s. leng/läng


Glans-/Glanz-

in der glans matten 1542U104 III Boll.; glantsməs šopf
(Felskopf) V Sax.


Wohl zum Adj. schwzd. glanz ‹glänzend, hell› (Id. II, 637), mit
Verschlusslösung > glans, wie etwa Grënse(n) neben Grënze(n)
(Id. II, 785). FN Glanzmann ist im Kt. Bern altbelegt in Burgdorf
und Trub (FNB II, 324).


Glar †

Der schönen glar acher j Jucht. z. (zwischen) der Stifftt
von Bern guͦtt vnd dem obern Holtz; Im schoͤnen glar j
Jucht. lit z. des stifftts guͦt vnd dem drÿwaldtt; Der scho-
nerglar acher … lit z. dem Drÿwald vnd des Stifftes guͦtt
1528U2 I Rapp.



Glaari s. Glööri


Glarner

glārnərsgrabən V Gadm.


FN Glarner vor 1800 u. a. bezeugt in V Haslib. und V Meir.
(FNB II, 324).


Glas

B) a) ts štuŋklās (Wei., 1 Stunde von Zweis.) IV Zweis.;
štuŋglāsaxərə I Täuff.

b) I: 1; II: 9; III: 13; IV: 1; V: 2.

Auswahl: Glashütten 1788C3 II Ochl.; t'glashü᪷ttə (K.),
von der matten in der glashütten 1529U75 II Wallwang.;
ob der glaszhuten 1518U74 II Wiedl.; glashü᪷ttə, vonn der
glaszhu̍tten 1518U74 II Wolfisb.; die Glashütte 1788‒95C3
II Wynau; glashü᪷ttə (Hei.) II Wyss.; i dr glashü᪷ttə (Hei.),
glashü᪷tli (Hei.), in der Glashütten 1728A III Eggiw.;
glashü᪷ttəbodə (K.) III Schangn.; glāshü᪷tli (Hei.) III
Wahlern; glashi᪷ttən V Brienzw.; an dər glashü᪷ttən
(Quartier) V Iseltw.; glasxrētsə (Hei.) IV Saanen; an
hanns schmids Classmatenn 1569U72 II Trachsw.;
glasmattə (K.), die glaszmatten 1531U97 III Frauenk.

im glašpə (Wi.), im Glasbach 1322N, von dem Glaschbach
1400K6, Der Glastbach (Hei.) 1466UT, ab dem Glasspach
1493K6, … bim glaszpach bechlin 1535U101 II Jeg./Zaugg.;



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dr ni᪷dər, obər glāšbəx (Hei.), de Glasbach, de Glasebach
um 1262N, im Glasbach um 1300N, im Glasebach 1328, …
Ober Glassbach 1479‒1563Ar, im obern, im nidern glast-
bach 1530U42 … Glaschbach 1585‒86C3 … II Rohrb.; glās-
bax (Bach), aͤnet dem glasbach 1531U97, aͤnet dem
glaszbach 1534U100 III Kirchl./Wohlen; das Schneitter
glaszbechlin 1535U101 III Wahlern.

dr glāsbru᪷nnə (Brunnen mit Trinkglas) III Bern.

C) -er: dr glasər (Hei., K.) II Trachsw.; III Röth.; III
Trubsch.; IV Diemt.; Zusammensetzungen: Glaser-
I: 1; II: 3; III: 1; IV: 0; V: 2. s glā᪷sərli᪷ (Hei.), ~ waud II
Ausw.

‒ere: t glāsərə (Wei.) IV Saanen.


Glas n. ‹Glas als (harter), durchsichtiger Stoff› (Id. II, 643f.);
Glashütte-Namen bieten wirtschaftsgeschichtliche Hinweise
auf die frühere Glasherstellung; Benennung (glas)klarer Bäche
als Glasbäche, mit lautgesetzlicher Palatalisierung von -sb- >
-šb-/-šp- in Glaschbech, Glaschpe.


Glatsch †

funffthalb Mannwerch rëben genant glatsch rëben
um 1525U20 I Tschugg.


Evtl. PN Glatz, vor 1800 in St. Imier bezeugt (FNB II, 325); s.
Glotz-.


glatt

B) II: 1; III: 6; IV: 6; V: 17.

Auswahl: zwo iucherten heissent der Glatacher 1367, der
Glat acher 1368, am glatt acher 1531U59 II Kirchb.; u᪷f dər
glattəne᪷k (Alp, schlüpfriger Hang) V Bön.; j mad heist
das glatt mad 1531U97, 1534U100 III Zäz.; ds glatmād (Berg-
heumad, frei von Steinen) IV Lenk; im glatmād (;
Wildheumad ohne Steine) IV Saanen; im Glatpach
1572C3 III Langn.; am glattə be᪸rwaŋ (ehem. Wildheuge-
biet) V Brienzw.; bi᪷m glattən ble᪸ts (Wei.) V Brienz; ge-
gen dem Glatten Schleiff 1675Rq8 V bei Därl.; i᪷m glatšleif
(ehem. Holzschleif) V Ltbr. Stech.; i᪷m glattə waŋ (Heu-
mad) IV Frut.; im glattə waŋ (am Nordhang des Eigers)
V Grindelw. Wärg.; im glatweŋli (Heuland) V
Ltbr. Gimm.

C) -i: im glatti (Streueland) IV Gsteig.

uf dər gletti (ebene Alpwei.) IV Adelb.; i dər gletti (Flühe)
IV Reut.; gletti (Mad), ein mad nempt Sich Jennelis
gletti 1567U160 IV St. Steph.; uf dər gletti (Alp, nicht steil)
V Lütsch.; bundərgletti (Ebene, neben bundərmedər) IV
Adelb.; glettišo᪷pf (Heuland auf Fluh) V Obried.

gle᪸tti (Bergwei., wenig Steine) IV Saanen; gle᪸ttimü᪷li (K.)
III Steff.

-er: am glattərli (K., eben) V Wild.





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Schwzd. glatt ‹eben; steil (Fels, Wang); ohne Steine (Weide,
Heumad)› (Id. II, 652ff.) ‒ Gletti: -î(n) ‒ Adjektiv-Abstraktum.
Glätti: ‹Glasur›; Glättimühle ‹Mühle zur Bereitung des Glasur-
mehls› (Id. IV, 189). Glatti: allenfalls ellipt. Adjektiv: di glatti
(mattə) oder ähnlich?


Glau-

glāumattə () oder: ds glāumatli, i᪷m ~ (; K.) IV
Bolt.; glāuət, glē᪸uət, dər ~, i᪷m ~ (Wiese, ehem. Moos),
Glauet 1882 (Gemeindeplan), Glauetmatte 1838/40
(Geometerplan) II Bleienb.


Ungeklärt; evtl. zum PN Glaus < Nikolaus?


Glaus

Vffgangs an Lienhard Zehnders Glauszacher 1671U100 III
Köniz; glē᪸saxxər (K.) III Obbalm; glöusfu᪷rən (Dorfteil),
Glausfuhren (3 Häuser) 1838D V Ltbr. Weng.; gle᪸isəho᪷-
gər II Mötschw./RütibL.; glausmatte 1530U142 III Rub.;
glausweid (K.) II Walt.; glousəwē̤d (Wei. am Fuss der
Bire; Vorsass) IV Kanderst.

C) -ər: dər glausər (Hei.) II Sum.; glausərhüsi (wohl ehem.
Pförtnerhaus der Kartause Thorberg; später Spital,
heute Werkzeugkammer) II Krauchth.; glausərmat
(; K.) III Worb; dər gle᪷islər (Vorsass, zw. Uf der Flue
und Hotel Axalp) V Brienz.


Glawis-

em glauisguət (Hei.) IV Lenk; i᪷m klaui᪷smatli (Scheuer-
matte) IV Frut.; d glāwəmatə (Hei.; Schürgüeter), in der
Glauwen Matten 1685MW, in Glawimatten (Ha.) 1838D IV
Gsteig; glauisbodə (Scheuermatte mit etwas Wa. im Tal-
grund) IV Reich. Scharn.; i᪷r glauiswē̤d (Wei.) IV Frut.

C) -ənə: glauwəna, gla᪷uwənə-/glo᪷uwənəbrü᪷k (Brücke
über den Spiggenbach) IV Reich.; i᪷ dər klouənə/klauənə
(Wei. im Spiggengrund) IV Reich. Kient.

-li: ts glāwəli (Schürguet d. h. Wi. mit Scheune) IV
Gsteig.

Hieher?: in glöibəfad, dər gloibəfad (Fusspfad südl. des
Oltschikopfes) V Brienzw.


PN und FN Glaus zum PN Niklaus mit Erweichung der Affri-
kata zu G- (vgl. chlinge ‒ glinge, Chlucker ‒ Glugger, Chlungele ‒
Glungele), entrundet zu Gläis. Neben dem sw. Genitiv Glausen
muss die st. Dekl. form *Glausis angenommen werden. Durch
Dissimilation und in Anlehnung an die wa-/wô- Stämme ent-
steht Glauwis. Rückbildung zum Nominativ ergibt Glauwi, ge-
schrieben Glawi, mit dem sw. Genitiv Glauwen.


Glauw-/Glaw- s. Glaus




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Sp. 65


Gleich-

glē᪷xləni, i də glē᪷xlənə (etw. sumpfiges Weideland) V
Leiss.


Schwzd. Gleich n. in der Bedeutung ‹Stengel an Pflanzen, Kno-
ten an Halmen und Rohren› (Id. II, 591f.).


Gleimet s. Leim-


Gleje s. Glöje


Gles-

gle᪸si, ds ~, d gle᪸səni Heumad) IV Saanen;

gle᪷sixopf (Wohngebiet), Gläsikopf (Haus) 1838D, gle᪷si-
xopfwaud III Obhof.; gle᪸sime᪸dər IV Saanen, Glesis-
matth, Glesimatth, ab glesisz mattan, an Hans Schwenn-
dimans glesi mattenn 1543U154, die Glysimatt zu Stocken
1595UP IV Reut./Stock.


Glesi = diminuierte KF zum PN Nikolaus, Chlaus (vgl. Id. III,
687, wo für BE die lautnahen Formen Gläus, Gläis angegeben
sind). Als FN ist Glesi mehrmals belegt in den FRB, zufrühst
1295: Joh. Glesi ist einer der 200 von den Sechzehn erwählten
Burger in Bern. Der überoffene Vokal -e᪸- (gle᪸sime᪸dər) in Saanen
ist lokale Sonderentwicklung (s. SDS I, 15ff.).


Gletscher

A) gle᪷tšər, ält. Bez. gle᪷tšnər oder ds grōss īš (id. štru᪷bəlgle᪷t-
šər) IV Adelb.; ufəm gletšər (Gesamtbez. für ammərtə~,
rī᪷əssligletšər und Plaine Morte), usque ad montes dictos
«glaciers» Vallesii, qui theotunice vulgariter dicuntur
«Gletscher» 1353 IV Lenk.

Hieher?: denne an dem agker zem Gletschrer 1355 III
Buchh.

B) aa) IV: 25; V: 49.

Auswahl: gọụwli~, stost … hinderscich(sic) an gletscher
1524U169 V Innertk.; trift~, bis in Trifft zum Trifft Glet-
scher 1553 (Vid. 1744U173) V Gadm./Gutt.

ab) am rī᪷əssli~ oder ri᪷ətsli~, Räzlisberggletscher 1845D
IV Lenk.

ac) dər e᪸bən ~ (Teil des Triftgletschers) V Gadm.; dər fụlə
~ IV Kanderst.; dər haŋənd ~, Hangendgletscherhorn
1790Wä, 1845D V Innertk.; dər i᪷ndər oder o᪷bər ~, dər ụ̈̄ssər
~, ad glaciem inferiorem 1146, usque ad alpigulum et ad
glaciem inferiorem 1173Uk2 V Grindelw.

b) IV: 1; V: 10.

Auswahl: ~gartə (Wa. Findlinge) V Bön.; stost oben an
gletscher weg 1535U161 V Grindelw.

C) gletšərli, bi᪷m ~ (Heugüter) V Grindelw.; ds xlị̄n ~,
ufəm xlị̄nən ~ V Gadm.; ds blāu ~, blauwer Gletscher
1757A V Brienz/Grindelw.





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Sp. 66


Schwzd. Gletscher m. ‹Eis, Eisfläche› und wie hd. (Id. II, 655);
aus lat. *glaciārium, Weiterbildung zu lat. glacies ‹Eis› (Kluge,
Etym. Wb.). Ursprünglich typisches, aus rom. Nachbarmundar-
ten entlehntes schwzd. Bergwort. Es bedeutete zunächst in be-
stimmten Gegenden wie das einfache Gletsch bloss ‹Eis, Glatteis
u. ä.› und wird dann gleichbedeutend wie das altererbte Firn
‹ewiger Schnee, Gletscher›. Das Appell. Gletscher gelangt aus
dem Bergschwzd. noch mählich in die gemeindeutsche Hoch-
sprache. «Es handelt sich … offenbar um rätorom. Erbgut», d. h.
um eine Frühentlehnung im alträtischen Gebiet (vgl. rätorom.
Glatscher); denn Übernahme aus dem Frankoprovenzalischen
wäre nur auf einer sehr frühen altrom. Stufe *glacér möglich
(siehe Jon Pult, Die Bezeichnungen für Gletscher und Lawine in
den Alpen, Samedan‒St. Moritz 1947, 29/30).


Gliif-

ds glī᪷fi Hütte, Wei.), uf də glī᪷fə (Plur.; Heumäder) IV
St. Steph.; dər glī᪷fəwaŋ (Schafwei., Gemsgebiet) IV
Kanderst.


Zu amhd. gleif ‹schief, schräge› (Lex. I, 1031) mit Monophthon-
gierung von ei > ī᪷; vgl. schwzd. Gleipf n. ‹Abschrägung von
Wandöffnungen› (Id. II, 639) und Hohgleifen Berggipfel westl.
Bietschhorn WS (GLS II, 583).


Glinck- †

iij Juchart acher Oben an glincken Hag, … Aber vnder
glincken Hag 1521U31 I Eps.


Möglicherweise ein PN, evtl. ÜN, etwa Glünggi (Id. II, 634) mit
ehemals ortsüblicher Entrundung von ü > i. Vgl. dazu den aus
dem Gebiet I BusswbB., I Schüpf. stammenden Zeugen: H. dic-
tus Glunco 1316.


Gling(g)e

gli᪷ŋəmōs (Moos) IV Ndstock.

ds gli᪷ŋi, gli᪷ŋgi, im ~, gli᪷ŋgiwẹdəni, i də gli᪷ŋgiwẹdənə (Wa.,
Wei., Sumpfgebiet) IV ObwiliS.

kli᪷ŋkime᪸tli (Scheune, Graben), kli᪷ŋkərra (Scheune, K.) V
Ltbr.


Mhd. klinge f., m. ‹Gebirgsbach, Wasserfall, Talschlucht› (Lex.
I, 1624f.) ‒ Chlinge, Glinge m., f. ‹Schlucht; eig. = Tiefe, aus der
es klingt› (Zs. Grund u. Grat, 327). ‒ Glinge, Chlinge m. in IV
Ndstock. Appellativ f. ‹Bach, Quelle›; ebenso in V Grindelw.:
ən gli᪷ŋən m. ‹Pfütze, kl. See›. (vgl. auch Friedli, Grindelwald,
37). Dazu auch Glingg, mhd. klinc m. ‹Klang›.

S. auch Glinck- und Chlinge.


Glisch s. Lisch-


Gliissen

glị̄ssən, ts ~ (Weiler), ze Glisen 1407Qw, Gliszen (einz.
Haus) 1838D, im glị̄ssəmme᪸te᪷lli (), ufəm glịssi᪷bax
(Bach und angrenz. Weid), glị̄ssəlli (K.) V Schwan-
denbBr.





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Sp. 67


Schwzd. Glīsse(n) f. Pflanzenname: ‹Hahnenfuss, Benennung
vom Glanze der goldgelb schimmernden Blüten› (Id. II, 648);
ebenso Gliisseblüemli ‹Gänseblümchen› und Gliisschlee ‹Weiss-
klee› (Nomina pop. plantarum medicinarum 1963, 23, 30). ‒
mhd. glîssen ‹leuchten, glänzen› (Lex. I, 1036) und mhd. glin-
zen/glinsen ‹glühen, schimmern, glänzen› (Lex. I, 1034).


Glob-

globlịsaxərli (K. von geringem Wert) II Kernenr.


Vielleicht Besitzer ÜN Globli zu Chloben von Menschen und
Tieren mit gedungenem Körperbau (Id. III, 619) oder Dim. zum
PN Nikolaus.


Glockental

klo᪷kitāu, klo᪷kətāu, ds ~, i᪷m ~ (Quartier, ehemals Stand-
ort einer Kapelle), in Gloggental I jugerum 1308, den
acher im Gloggental 1356, im Gloggental zwo jucherten
1357, 1358, das Gloggen Tal guͦt mit 8 juch. 1399UT,
4 jucharten ackers im Gloggental 1419UT, 1493U84, ab der
matten im gloggental 1500U48, 1531U144, Gloggithal 1723A,
Gloggithal 1741A III Steff.


Nach Hubschm. (Thun, 184) zum FN Glogg, der aber im Bern-
biet nicht heimisch ist. Eher möglich ist ein Bezug auf die
Glocke der Kapelle.


Glod-

glodəshüsliaxər I Brügg.


Der FN Claude ist u. a. auch im Berner Jura altbelegt (FNB I,
386).


Gloderife

glodərịfə (), älter kjụtrīf, Cloz de Rifa 1388Wg, Clos
de Rive 1756Wg I Lig.


Clos de Rive (Rebstück). Zu Deutung siehe Ggju.


Gloodi

ds glō᪷di, i᪷m ~ (nach Südosten neigende Hangalp, unten
begrenzt vom tief eingeschnittenen Buuschenbach) IV
Därst.


Noch ungeklärt. Vielleicht Zshg. mit Glooten (s. d.), wobei aber
die Lenis -d- Schwierigkeiten bereitet (vgl. auch Id. II, 606 mit
Hinweis auf den PN Claude).


Glogg

B) a) tsịklo᪷kə- ~họlə, bi᪷m ~štẹ̄ (Felswand, Sage Pestzeit)
IV Diemt.

B) b) II: 1; IV: 4; V:8.

Auswahl: glog acher 1488U156, von dem Gloggacher
1502U157 IV St. Steph.; u᪷fəm glo᪷kho᪷rə (Felszahn) IV
Wimm.; klo᪷ghụ̈̄s (Berggipfel) V Gutt./Innertk.; ds



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Sp. 68


glo᪷khụ̈s, u᪷fəm ~ (höchster Berg der Gemeinde; Form ei-
nes Glockenstuhls), Glockhaus 1845D V Haslib. Mägis-
alp; d glo᪷khị̄sər (Felsstöcke) V Brienzw./Hofst.; dər
glo᪷khị̄sər (Felsstock) V Gadm.; u᪷fəm glo᪷pē᪸rg, der
gloggberg annderthalb Juchart 1513U57, 1531U59 II Iffw.;
ab dem Glogberglin 1502U157 IV St. Steph.;

C) -li: i᪷m klö᪷klitāl (Wei.) IV Frut.

-ere(n): d glöklərə (K.), die Glöggleren drü Meeder
1674U100 III Rub. Trimst.


Glogg f. ‹Kirchenglocke, Kuhglocke, Pflanzenname (Cam-
panula)› (Id. II, 609), Glogg(en)hūs n. ‹Glockenstube im Turm›
(Id. II, 1710), mit bildlicher Übertragung auf Gipfelformen. Die
Belege unter C) können sich auf Kuhglocken oder Glockenblu-
men beziehen.


Glöib s. Loub


Glöje/Gleje

von gleyen matten 1435U78 I Aeg.; dər glȫjə (Wa.),
Gläuen, Gleuwen 1783Reg II Krauchth.


Gleyen matten AEG. enthält den Namen des Besitzers: Gleye
(evtl. < Eligius, Bach I, 26); vgl. die grawen roͤgke die man …
Gleyen und Swab von Safnerron geben hatt 1390R1; Hubschmied
(Burgd., 727) führt glȫjə Krauchth. auf mhd. gleie, gloie f.
‹Schwertlilie› (Lexer I, 1038), roman. glaie, lat. gladiolus zu-
rück. Im BO wird die Gartenlilie Glejele, Gleie f. benannt (Id. II,
585f.).


Glööri/Glaari-

ds glȫ᪷ri, i᪷m ~ (Wa., auch:) glō᪷riawaud, Glörien (Buchen-
wald) 1838D, u᪷f dər glȫ᪷rihȫ᪷xi (Waldhöhe) II Burgd.; glā-
riwald IV Gsteig.


Im ältern Schwzd. glorie, *glörie, glori f. ‹Harz, insbes. Lärchen-
harz› (Id. II, 642); < mlat. clara(ovi) ‹Eiweiss› (Hubschm.
Burgd. 727).


Clos s- Ggju


Gloosere

glọ̄sərə, glūsərə, i᪷ dər ~ (Hei.), 1 mad an Glunserron, vff
der Glunseron iij Jucharten, iiij mansmad an glunseron
1425U78, von sÿnem teil der Glunserrenn, von der Obern
Glumserren 1502U157 IV Bolt.


Möglicherweise zu schwzd. Glunse(n), Glūs(s)e(n) ‹Feuerfunke,
glühende Asche› (Id. II, 629), mhd. glunse f. ‹glühende Asche,
Funke› (Lex. I, 1040). Entwicklung glunse > glūse > glouse >
glōse (Monophthongierung).


Glooten

glọ̄ta, in dər glọ̄tə (Hei.), ein guͦtt genempt Glotta, die
glota, ein weidlÿ ob der glotten 1526U169, die glota



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Sp. 69


1535U161, in der Gloten (unbewohntes Haus) 1838D V
Iseltw.

glọ̄tənekən (Landvorsprung in See), glọ̄təmbo᪷dən, glọ̄tə-
šwe᪷li (Ort am Seeufer) V Iseltw.

glo᪷tri᪷, i᪷m ~ (; Wei.), vom klottÿ 1488U82, von eim guͦt
heisszet das klotti 1493U84, vom clottÿ 1507U86, im glotten
1535U161 V Wild.


Vordeutsch; vgl. dazu auch Gloten, 882 Gloton Sirnach TG und
allenfalls auch das noch ungeklärte Kloten ZH, mdal. xlōtə.

Nach J. U. Hubschm. (VRom. III 1938, 85) handelt es sich bei un-
serem BO-Namen um eine Ableitung von spätgall. *klaudono-
< *klādo-. Gegen diese Herleitung aus lautgeschichtlichen
Gründen O. Bandle (Sprachleben der Schweiz, 1963, 266; s. auch
P. Zinsli in: Namenforschung, Festschrift A. Bach, 1965, 346).

Zum Element glōt- in Flussnamen wie Glotter (Landkreis Frei-
burg i. Br.), Gladder (Worcestershire) u. ä., s. W. Kleiber, Die
Glotter (Z. f. d. Gesch. d. Oberrheins, Bd. 111, NF 72. Bd.); er er-
schliesst ein ahd. *glōt, das auf unverschobenes vordt. *clōt- zu-
rückgeht, und knüpft es an die idg. Basis *kleu-, *klū-, *kleud-
‹spülen, reinmachen› (299) an. ‒ Dagegen B. Boesch, Grundsätz-
liche Erwägungen zu den nichtdeutschen Orts- und Flurnamen
am Oberrhein und im Schwarzwald (Z. f. d. Gesch. d. Ober-
rheins, Bd. 113, NF 74. Bd.; Sep. 24) mit Hinweis auf eine deut-
sche Erklärungsmöglichkeit. ‒ Nach A. Greule, Vor- und früh-
germ. Flussnamen am Oberrhein, Heidelberg 1973, 196‒198,
kommt für die erwähnten Gewässerbenennungen eine germ.
Wz. *glauđ‒, Ablautform zu idg. *ghleudh- ‹glänzen› (?) mit ei-
ner r-Erweiterung in Frage. ‒ Beide genannten Autoren beschäf-
tigen sich ausschliesslich mit den Flussnamen, ja Kleiber macht
sogar Vorbehalte gegenüber dem Identifizieren unserer Ortsna-
men mit dem von ihm erschlossenen Etymon (a. a. O. 300).

Semantisch würde auch nur die Deutung Greules einigermassen
passen. Grössere Wahrscheinlichkeit besitzt jedoch der An-
schluss an ein vorrom. Wort, das uns als rom. clota erhalten ist
(vgl. P. Scheuermeier, Einige Bezeichnungen für den Begriff
Höhle in den rom. Alpendialekten, Halle a. S. 1920, 47, mit Bele-
gen, die ‹fosse, cave›, aber auch ‹dépression; pente› bedeuten).
Die Etymologie dieser Lautung als Kreuzungsprodukt von
crypta+clausum (Meyer-Lübke) oder crypta+cochlea ist nicht
gesichert. REW3 4717 u. FEW II, 796 nehmen eine selbständige
gallische Grundform *klotton- ‹Höhlung› an, deren Verbreitung
von Südfrankreich über die Westalpen bis ins Wallis reicht.
Während der Typus clota (> Gloote) in den frkpr. Patois zu feh-
len scheint, ist klot m. ‹trou, ravin, pente› appellativisch und to-
ponomastisch im roman. Mittelwallis gut belegt (vgl. Tagmann,
Toponymie de Miège, 17). Immerhin erwägt REW3 4717 noch
für unsere Grundlage clota: «Ob die a-Form ein kollektives
N. Pl. ist oder auf crypta beruht, ist nicht zu sagen». Schwierig-
keiten bereitet hier allerdings die für unsere deutschsprachigen
Namen bezeugte Länge des Stammvokals, da eine altromanische
Entwicklung von o zu ō nicht bezeugt ist. Am ehesten liesse sich
der Langvokal mit der Monophthongierung von crypta+clau-
sum bei Übernahme auf früher Stufe erklären.

In Glotri V Wild. ist nicht eine alte r-Erweiterung zu sehen, son-
dern eher ein Kompositum, vielleicht ursprünglich Glote(n)rain.


Glottü-

i də klotụ̈mattə (; K.) I Gals.


Zum FN Clottu, der in der neuenburgischen Nachbargemeinde
Cornaux altbezeugt ist (FNB I, 389).




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Sp. 70


Glotz- †

Den vierden teil in glotzen rein um 1525U20 I Ins.


Zum FN Glotz; vgl. 1519U18 in Ins: Mathis glotzo, Hanso glotzo
saͤligen Sun; von vͤli vnd nickli glotzen guͤttren; peter glötzli.
Wohl alte Verdumpfung von kurz a zu o im Seeland
(Heinr. Baumgartner BSG XIV § 23) und damit zu dem weiter
verbreiteten FN Glatz (FNB II, 325).


Glous-

ds glo᪷usit, glo᪷usik (ehemals versumpftes, etwas tiefer lie-
gendes K.), vff dem glauset, im glauset um 1525U20, im
Glausit 1774Fr, Glaussit 1783Fr I Vin.


Nach den älteren Belegen kaum eine -ing-Ableitung zum PN,
bzw. FN Glaus, eher dazu ein in die Flurnamenlandschaft auf -it
abgelenktes Gebilde (P. Zinsli, Über Ortsnamen im Amt Erlach,
79. ‒ Kaum annehmbar: Friedli, Bärndütsch Ins, 296 zu lat. clau-
dere).


Glück-

ds glü᪷kxəli, i᪷m ~ (Hei. auf Sonnseite) III Schangn.; i
juch heisset der glukler 1480U44, der glu̍ckler 1500U48, j
juch … heisset dz glu̍klerlÿ 1480U44 II Alchenst./Kopp.


Wahrscheinlich zu dem in Schangnau schon vor 1800 bezeugten
FN Glücki (FNB II, 329) zu stellen.


Glumme

glu᪷mmə, i᪷ dər ~, das i᪷š klu᪷mmə, [dedicatio ecclesie seu ca-
pelle de Fullemsel 1361], zuͦ der capellen sant Columben,
zuͦ sant Columben bi Fulensee Mitte 15. Jhd.Ch6, Item
eadem die visitarunt capellam be (= beate) Columbe (…)
que quasi venit ad ruinam 1453K9, Denne vff vnd abe ei-
nem minem guͦt zuͦ Fullensee geleggen, so vsz der Cap-
pellen die Sancta Colomba geheyszen, gemachet vnd er-
buwen ist … 1585Uk2 IV Spiez Faul.


Name der ehemaligen romanischen S. Columba- (nicht Colum-
ban) Kapelle auf einer Anhöhe bei Faulensee, die 1892 wegen
Baufälligkeit abgetragen wurde. 1960 wurden bei der Errichtung
einer neuen Kirche die Fundamente wieder freigelegt und da-
nach teilweise zerstört.

Lautentwicklung: Columba > dt. glumbə > glummə. ‒ (Her-
mann Specker, Das Patrozinium der Schlosskirche Spiez, in: Al-
penhorn, Sonntagsbeilage zur Berner Zeitung No. 7, 16. Februar
1974).


Glungge

A) i dər klu᪷ŋkə (K.) I Ins; byr Glunggen 1735A, 1845D I
Kalln.; stost an die matten gluncken 1535U101 II Bä-
risw.; bÿ der glunggen Jn hofmatten 1531U97 III Kirchl.;
iij meder heist die gluncke 1531U97 III Konolf.; glu᪷ŋkə
III Mirch.; kluŋka (Bergmad) V Obried.





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Sp. 71

B) aa) zum Faverglunggen 1507Rq7 III Ferenb.; bir xudər-
klu᪷ŋkə (Teich; Nähe Seilerei) II Lütz.; si᪷mpələgluŋkə I
Safn.

b) der ouwacher (jüngere Hand über ouw-:) glungg-
1531U97 I BusswbB.; ein Juchart genant glunggen acher
1532U125, glunggen acher 1542U104 III Neu.; i᪷m klu᪷ŋkənax-
xər III Vech.; klu᪷ŋkəmat I Kapp.; die glunck matt
1535U101, die glungs matten 1565U111 II Mattst./Urt.; ds
klu᪷ŋkəme᪸ttəli, ~weid III Neu.


Schwzd. Glungge(n) f. ‹Vertiefung in Fluss- oder Bachbett; An-
sammlung von Wasser, Teich, Pfütze› (Id. II, 315, 635).


Glunte

A) Glunten (Haus; Schluchtteil) 1838D III Gugg.; dər
gluntə, im ~, beim Glunten 1838D (Hei.) V Beatb.; bir
gluntə (Quelle) V Bön.; bi᪷n dər glu᪷ntən V Haslib.; bi᪷r
glu᪷ntən V Innertk.; glunta (Bergmad) V NdriedbI.;
(siehe Glungga Obried).

B) aa) bin dər faksglu᪷ntən, fi᪷šli~ V Brienzw.; naguklu᪷ntə
III Wahlern; dirrəfluə~ V NdriedbI.; be᪷ndliglunta
(Quelle unter Bendli) V Bön.; bi᪷tši᪷~ V Obried; bir
wanni᪷glu᪷ntən V Brienzw.

ab) jē᪸klis~ V Brienz.

ac) di blāuwi glunta, bi᪷r blāuwən gluntən V Iseltw./V
Lütsch.

b) V: 4

C) -i: ds glu᪷nti (Alp) III Schangn.

-li: glü᪷ntli III Sigr.


Glunte(n) m. u. f. ‹Ansammlung von Wasser, kl. Teich, Lache,
Tümpel›; Id. II, 384 belegt Glunte(n) nur für BE. Offenbar
Gunte(n) beeinflusst von Glungge(n) s. d.; vgl. auch das Neben-
einander von Gumpe(n) und Glumpe(n), letzteres auch in BE (Id.
II, 315).


Gluure

i᪷ dər glụ̄rə (Hei. leicht nach SW abfallend) I Meik.; iii Ju-
chart nempt sich der fudtgluren acher 1521U31 I Aeg.; ein
Juchart genant der glur acher 1529U92, i juchertten der
gluracher 1531U3 I Meik.


Zum schwzd. Pflanzennamen Gluure f., galeopsis tetrahit (Id.
III, 1379f.), die in Getreide- und Kartoffeläckern wachsende
Hanfnessel, ein lästiges Unkraut, wie der Schimpfname fudtglu-
ren acher beweist. Der FN Glur ist vor 1800 nur in II Roggw., in
II Wynau und im angrenzenden aargauischen Gebiet belegt.


Gluuri

ds glụ̄ri, im ~ (Wa., Heuland, Wei., steil) V Gsteigw.; ds
glụ̄ri, im ~ (Wa., Felsband) V Iseltw.

dər glụ̄rišo᪷pf (Felsband) V Iseltw.


Verbalabstraktum zum schwzd. Verb gluure(n) ‹scharf sehen,
ausspähen, lauern› (Id. II, 1377); ein Ort, wo man z. B. auf Wild
lauert.




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Sp. 72


Glurri-

dər glu᪷rrišlu᪷pf oder glu᪷rrišpalt (Spalte im Gand, unter-
halb Flösche) V Bön.


zu g'lūren ‹scharf sehen, ausspähen, lauern› (Id. III, 1377); mit
Mittelsilbenerhöhung (*glurənšlupf > glurišlupf) und Vokalkür-
zung in der Stammsilbe des Kompositums.


Glütsch

Glütsch, an der ~ 1531U144, lÿt (liegt) an der glütsch
1543U154, 1560/61A, ad sinistram Glitschen rivi ripam
1577Sch … (heute allgemein:) dər glü᪷tšbax III Amsold./III
Thier./III Thun/III Uet./III Utt./III Zwies./IV
Reich./IV Reut.; dər glü᪷tštu᪷ts III Zwies.

glü᪷tš, a dər ~ (2 Hei.), inter Anseltingen et vicum Glitsch
situs 1577Sch, Glütsch 1794Rq3, an der Glütsch (5 Häuser,
Bad, Wirthshaus) 1838D III Zwies.; a dər glü᪷tš (Haus),
Glütsch (einz. Haus) 1838D IV Reut.

glü᪷tš, (wo?) a glü᪷tš (Alp), Glv̍tsch, der Berg 1317N, an
Glu̍tsch 1 kes 1438Rq1, Gluͤtsch 1620Rm IV Reich. Kienth.

glü᪷tš,- ~hö᪷rəli, das Glütschhorn od. Hohganthorn
1783Wä, ~nessli (od. undərglü᪷tš), ~što᪷kx (vierkant. Berg),
~u᪷ršəl (Schafberg, Teil d. Alp Glütsch) IV Reich. Kienth.


Bachname; Hubschm. (Thun, 189) erklärt Glütsch mit einer ro-
manischen Wurzel *glutšja oder *klutšja als ‹die Glucksende›.
Möglich wäre wohl auch eine deutschsprachige Herleitung zum
lautnachahmenden mhd. Verb klutzen, klützen ‹glucken› (Lexer
I, 1641) mit Übergang von -tz- zu -tsch- wie bei klatschen, quet-
schen, quietschen, rutschen, zwitschern u. a. (Herm. Paul, Dt.
Gramm. 1916, 1, 351). Id. II, 656 bezeugt die Lautung glutsche
‹glucken› wenigstens für GR.

Die Alpbenennung a glü᪷tš, an Glu̍tsch 1438 im Kienthal
(Reich.) spricht für primäre Bezeichnung des Baches. Damit
wäre auch hier dieselbe Etymologie möglich. Sollte die Alpbe-
nennung primär sein, müsste eine andere (romanische?) Wurzel
angesetzt werden.


Glutz †

Die mittlist mattan Stost … bÿsenhalb an den glutzen
1531U59 II Zaugg.; ab einem stuck erdterich genant der
glutzacher 1591U130 III Gugg.


Zum FN Glutz, der allerdings vor 1800 nur im Kt. SO belegt ist.
(FNB II, 329). Eher zu (ge-)lotze(n) ‹schauen, auflauern› (Id. III,
1528), vielleicht unter Einfluss von lūsse(n) ‹lauern› (Id. III,
1455).


Gmeis s. Meis


Gming- †

Der gmingacher zwo Jucharten Stost an das ribwagholtz
vnnd fu̍rher vff die fluͦ 1531U97 III Mühleb. Marfeldingen.



Gmünde s. Mund




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Sp. 73


Gmür

gmụ̈̄rš heịmət, ~foršəs, ~wẹid IV Saanen.


FN Gmür; in Saanen seit 1920 eingebürgert (FNB II, 329).


Gnagi

gnagihalla (Wa.) V Sax.


Zu schwzd. g(e)nage(n) ‹nagen› (Id. IV, 695) gebildetes -ī(n)-Ver-
balabstraktum G(e)nagi n. ‹Knochen zum Abnagen› (Id. IV,
697), dann wohl allgemein etwas kahl-Abgeräumtes, und hier
scherzhafte Bezeichnung für den sog. «abre᪸štəplats» im Wald,
auf dem Restenholz und Rinde bis zum Abtransport aufgesta-
pelt sind.


Gnappe

dər gnappə, i᪷m ~ (Hei. auf Hangterrasse), Ruͤdi am
Gnappon 1389R2, am gnappen 1528A, Ernÿ am gnappen
1530U69, stost … an gnappenn 1539U71, am Gnappen 1567A,
Gnappen (Hof) 1838D II Lütz.


Mit der vorsichtigen Wendung «Hieher viell.» stellt Id. II, 668
den wohl fälschlich als Fem. notierten Namen unseres Hofes zu
schwzd. gnappe(n) ‹hin- und herschwanken› (Id. II, 666), mhd.
gnappen (Lex. I, 1041) ‹wackeln, hinken›, vermittelt jedoch für
dies Verb keinen appellativischen berndt. Beleg; vgl. dazu die
sinnentsprechenden Gnepfi, Gnippe(n), Gnupp. ‒ Möglich wäre
auch, in Gnappen den elliptischen Genitiv eines sw. gebildeten
PNs bzw. ÜNs zu sehen, etwa *des Gnappen (Hof oder Berg).
Ein Gnapper ist im St. Galler Rheintal ‹einer, der langsam geht
oder arbeitet› (Id. II, 668).


Gnepfi

gnepfị, u᪷f dər ~ (Hei. auf Hanggrat), Gnepfi 1838D III
Langn.


Schwzd. Gnepfi f. ‹schwankende Lage›, Verbalabstraktum zu
mhd. gnepfen ‹sich neigen, hinken› (Id. II, 670f.; Lex. I, 1042).


Gnippe

an dər gni᪷ppən (Hei.), ~we᪸id V Haslib.; ds gnịppị (K., Hü-
gelrücken), bis vfhin an das gnippi, ist holtz und velld iiij
Juch. 1533/42U128 III Gugg.


Kaum bildliche Übertragung von der Gnippe(n) f., dem halb-
mondförmigen Wiegemesser, wohl eher vom wiegenden Knei-
pen im selben «abstrahierten» Sinn wie Gnepfi ‹auf schwanken-
der Lage zwischen zwei Abseiten› (vgl. Id. II, 669).


Gnoll s. Nolle


Gnupp

ds knu᪷p, u᪷fəm ~ (Hangvorsprung, Aussichtspunkt; auch
hübšek, ) III Pohl.

ds knü᪷ppi (Aussichtspunkt, z. T. im Wa.), knü᪷ppihu᪷bu,
knü᪷ppiwe᪸ụdli III Wattw.





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Sp. 74


Lautlich an gnuppen, im Ablaut zu gnappen und gnippen anzu-
schliessen (Id. II, 670); semantisch jedoch eher zu Chnuppe
‹rundliche Erhöhung, Auswuchs› (Id. III, 745) zu stellen; zum
Anlaut vgl. Gnippe; Chnipe (Id. III, 743), Gippi: Chipf (P. Zinsli,
Festschrift f. Ad. Bach 1965, 349).


Gob-

Gobis guͤter 1407 (Urkunde Kloster Engelberg
20. I. 1407) V SchwandenbBr.; Goblismatt 1758A I Rapp.
Zimlisb.

Hieher? dər gö᪷bəl (Hei.) IV Adelb.


Zum FN Gobi, im 14. Jhd. Burger von III Thun, u. a. wohnhaft
in III Obhof.: «Cuͤnrat Gobi, gesessen zuͦ Oberhofen», mehr-
mals genannt zw. 1353 und 1390. Der FN Gobeli ist vor 1800 in
den Gemeinden IV Bolt. und IV St. Steph. bezeugt (FNB II,
331).


Goderi/Caudrex

go᪷dəri, im ~ (; Hei.), Caudrex (amtl. Bez.) III Clav.



Gofer s. Gufer


Goger-

go᪷gər (Anhöhe), ~we᪸ldli IV Spiez.


Möglicherweise Kreuzungsprodukt von Hoger (Id. II, 1085) mit
Guger Name für Anhöhen (s. d.) oder Gugere f. ‹Eiterblatter› (Id.
II, 158), eventuell Einfluss des berndeutschen Verbs gogere(n)
i. S. von ‹kraxeln, klettern›, von Kindern (Id. II, 137; 154).


Göggel-

gö᪷kụaxxər I Kalln.

gọ̈kələraxxər I Brütt.


Schwzd. Göggel m. ‹dummer Kerl› (Id. II, 172); da der Ausdruck
im Kt. BE vorläufig nicht nachgewiesen ist, muss auch mit Güg-
gel m. ‹Hahn› gerechnet werden, das als Simplex auch in BE
FLNN vorkommt (Id. II, 193). Dabei bleibt die ö-Lautung selt-
sam; vgl. auch nhd. Göckelhahn, im Faustbuch 1587 göcker
(Kluge Etym. Wb.).


Gohl

gọ̄u, i᪷ dər ~ (kl. Dorf, Bach), das Gut in der Goldt
1531U136, in der Gold 1564A, in die gold 1569U72, vss der
Goll 1576C3 … in der Gaul 1629‒30C3, in der Gold 1645A
III Langn.

xu᪷rtsəgọ̄u, ts ~ (Hei.), das gut ze Kurtzengold 1358, Jo-
hans von Kurtzengolde 1373, Kurtzengold 1442‒69Ar,
Kurtzengoll 1479‒1563Ar, dasz guͦtt genant kurtzenn
goldt 1531U136 … zu kurtzen Goul 1613/17C3 III Langn.

o᪷bənịgọ̄u (; Hei.) an dem gut gelegen oben in Gol-
den 1370, zuͦ Oben Jnn Gold 1573U59; o᪷bənịgọ̄u,- ~hụ̈si
(Hei.), ~šụ̈̄rli III Langn.





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Sp. 75

gọ̄ugrabə (Tal der Gohl), am gollden grundt 1531U136, im
goldengrund änet der gold 1569U72 … aus dem Gaulen-
grund 1641C3, im Gollengrund 1764C3, im Goldengrund
1781C3 … III Langn.


Etymologie siehe Gol.


Gol

A) im gō᪷ul IV ObwiliS.; im kọl (Felsabbruch) V Gadm.;
i᪷m kō᪷l (Wa., mit Felsblöcken) V Iseltw.

B) b) item die kolaten matt … stosset an Peter Cristans
golacker 1500U48 II Alchenst.; am gollacher, vff den
gollachernn, am gollacherlj 1531U97, der goll acher
1535U101 III Bern Ndbott.; der Goll acher 1535U101 III
Müns.; golek-gletšər, ~họ̄rən, ~ba᪷x V Gutt.; [der Gaul-
gschick 1769C3] III Lütz.; ds gōuhus, zuͦ golsrein 1532U4 I
Bargen; untz an golenwäg 1420C2 II Bätterk.

Hieher?: ds göuhüsli, im Göllhäuslein 1782A II Rüd.; goͤ-
lan rein 1525U20 I Ins.

C) -i: go᪷li᪷huəb (K.), ~matə, ~bax I Wengi/Graffolt.;
go᪷li᪷hō᪷f (Hei.), der Gohlihoof 1765A, go᪷li᪷we᪸udli II Leimw.;
ab einem acher genant das göli 1591U130 III Gugg.

-ere: von einem gutt genant Gollera 1502U157, 1515U158,
Kolis gut genannt Golora 1548U160, (s. goldərə) IV Zweis.

-et: i᪷m kolət (Haus, Steinwüste) IV Erlenb.; dər ko᪷lət
(Wei., Steintrümmer) IV Gsteig; im go᪷lət (Heuland,
Wa.) IV Kandergr.; im golət (Holzlass, steinig) IV
Reich.; ko᪷lət (Graben), ~grabə/~gre᪸bli IV Wimm.; kolət-
lü᪷kxənaxər (K.) I Brügg.

-ete: i᪷ dər golatə, in der Golleten 1596 I Biel; ob der gola-
ten, in der golothen 1480U44, 1500U48, die gollaten 1531U97,
die gollatten 1535U101 II Alchenst.; go᪷lətə (Wa.), die Gol-
latten 1573/74U77a II Attisw.; daz hus und hofstat … du̍
Colata 1364, an der Colaton 1370 II Burgd.; i dər golətə
(K.), an die gollentten 1531U96 III Belpb.; in der Golatten
1347, in der Colaton 1360, 1383, in der Golleten 1483Ch3,
ein rebacher Jm altenn Berg … genempt die gollattenn
1534U100 III Bern; golətə (K.) III Mühled.; i dər go-
latə/golətə (Hei.) III Neu.; die golleten 1591U130 III
Rüsch.; go᪷latə (Wa.) III Steff.; i dər kollətə (Hei.) IV
Bolt.; in dər ko᪷lətə (Wei.) IV Zweis.; in dər ko᪷lətən V
Brienz.

ē᪸rkələngo᪷lətən V Brienz; ane dem Sew Golata 1521U31 I
Tüsch.; kolatənaxər, kolatəhö᪷utsli III Obbalm; die kola-
tenmatt 1480U44, 1500U48 II Alchenst.; iuxta Golatunmat-
tun 1279, wider die Golatenmatton 1349, an Golatten-
matt(en) 1363, 1364, Golottenmattengassen 1404Rq1, an
gollaten matten gassen 1452U79, … ann der golattenmatt
gassen 1534U99, die Goltamattgassen 1566C3, Goldenmatt-
gassen 1567C3, an der Gollatsmatgassen 1585C3, in der
Goldenmadtgassen 1599C3, Goldamatgassen 1616UP, an



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Sp. 76


der Golden Mattgassen 1734C3 III Bern; golətərịəd IV
Zweis.; d'golatəšte᪸gə I Biel.


Schwzd. (z. T. noch appell.) Gōl, Goll ‹grober Steinschutt› (Id. II,
216). J. U. Hubschm. (VR III, 136) erschliesst als Grundlage ein
spätgall. *kowlo-n, älter *kom-lo-n ‹Ansammlung›.

Es handelt sich jedenfalls um ein vordeutsch-vorrom. Etymon,
das noch kaum geklärt ist und das im BO und angrenzenden Ge-
bieten noch heute lebendig ist, aber auch toponomastisch auf die
westliche deutsche Schweiz beschränkt zu sein scheint (vgl. He-
len Probst, Gold, Gol, Goleten, Diss. Freiburg i. Schweiz 1936;
ferner Zinsli, Gr. u. Gr., 1946, 320).

Unter den Ableitungen ist Gol(l)ete(n), das als Appell. für einen
‹Haufen unförmlich übereinander liegender Steine, Geröll-
halde› noch im BO bekannt ist (Id. II, 216), in Strassennamen
aber in verschiedenen Schweizerstädten vorkommt, besonders
verbreitet ‒ eine denominative Kollektivbildung auf ahd. -āta zu
Gōl wie Steinete(n), Guferete(n) zu Stein, Gufer usw. (Dazu vgl.
M. Szadrowsky, BSG XVIII, § 32, bes. S. 78ff.; Weinhold, Alem.
Gramm. 209).

Die Herleitung der Goleten-Strassen aus mlat. collāta ‹Abgabe›
(vgl. Id. II, 216) ist für keine Schweizerstadt nachweisbar (Helen
Probst, a. a. O., 36ff., bes. 53).

Gol(l)era ist eine entsprechende Kollektivableitung auf ahd.
-arrā, einem frühen Lehnsuffix, das auf lat. -âria zurückgeht. Es
bezeichnet zu einem sachlichen Grundwort den räumlichen Be-
reich, in dem diese Sache in Mengen vorkommt: Golere(n) also
den Ort, wo sich viel Gol ‹Geschiebe› angesammelt hat, Chal-
chere(n) wo reichlich Kalk gefunden und gebrannt wurde, usw.
Sehr häufig sind solche Ableitungen von Pflanzennamen: Gär-
stere(n), Lischere(n), Bruuchere(n) …, aber auch von Tierbezeich-
nungen: Fuchsere(n), Hirzere(n), Wolfere(n)

Bei persönlichem Grundwort bezeichnet die Bildung den Wohn-
ort oder Besitz einer Familie, Gemeinschaft oder Gemeinde An-
kere(n), Junkere(n), Laupere(n) ‹Gut der Familie Anker, Hof ei-
nes Junkers, Grundstück, das zu Laupen gehört …›.

Über Herkunft, Verbreitung, Weiterbildungen und Abgrenzung
dieses für den schweizerdeutschen Raum charakteristischen
Lehnsuffixes sowie über einschlägige Literatur vgl. Manfred
Szadrowsky, Lateinisch -âria in der alemannischen Schweiz, in:
Zeitschrift f. Namenforschung XIV, 1938, 31‒55; ferner Sonder-
egger, Appenzell 1958, 471ff., § 249. Suffix lat. -âria, ahd. -arrā.

Die zahlreichen Goldere(n) (s. d.) scheinen in der Überzahl die
volksetymologische Umbildung einer urspr. Golere(n) zu sein.

Hieher, wenn nicht eher ein nicht mehr fassbarer Personen-
name?: golisfluə, gǖlisflüə I Biel; gulisbe᪸rg V Meir./Schatt.;
gulisriəd (Hei.), Gulisried 1838D III Vech.; ze Goͤlisriet 1367 III
loc.? ev. Vech.

Gōuermatt III Brenzk. Möglicherweise steckt im 1. Glied ein
mit -er von Gōl abgeleiteter PN wie Gander zu Gand, Balmer zu
Balm u. ä. Vgl. auch den Artikel ‹Gold›.


Golart †

(Zins) von vnnd abe dem golart acher 1525U20 I Vin.



Golaschen †

ein halb Jucharten … stost bisenhalb vff golaschen, vff
der golaschen um 1525U20, … stost windshalb an die gole-
schenn 1533U22 I Ins/Brütt.





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Sp. 77


Zu lat. colum ‹Seihgefäss› oder zum Deverbale colare ‹fliessen,
rinnen› (RNB II, 103/104) mit einer Grundlage lat. *cōlātīcīa
‹Rinne› (Hubschm. Frut. 19).

Vielleicht ursprünglich bedeutungsgleich mit «Folle» ‹Milch-
sieb› ‒ ‹Geländeeintiefung›, s. d.


Golaten

go᪷lətə (, Dorf, Gde.), in villa que dicitur Gulada zw.
983 und 993, apud … Golatun 1277, in villa et territorio
de Guolathun 1287, apud Golaton 1340, Golaten
1389‒1460Ud, de Golaton, de Goloten 1390, von Goloten
1413Rq1, zuͦ Colaten 1432U78, zuͦ golotten 1434U120 … Gola-
ten, Golletten 1479‒1563Ar, von golottenn 1486U81, zuͦ gol-
latten 1501‒26U85 … Golleten 1572A … Golaten 1786C3 III
Gol.

golətə- ~īšlag, ~xü᪷əwe᪸g, ~mōs I Kalln./NdriedbK.


siehe Gol.


Gold/Guld

B) b) I: 7; II: 11; III: 13; IV: 5; V: 4.

Auswahl: ii Juchart nempt sich der gold acher 1521U31 I
Jens; genempt der goldacher 1532U4 I Lyss; Goldacker
1838D II Heimisw.; am gold acher 1529U93 III Köniz; am
goldacher um 1530U142 III Müns.; ds gọudaxərli (kl. Ak-
ker) III Mühleb.; in dər gọ̄ldei (; Hei.) V Meir.; di obə-
ri/u᪷ndəri gọ̄ldei (Quartier), der boͮngart, dem man spri-
chet daz Goldoͤya 1345, in der Goldeya 1361, Golteya
1364 … V Unters.; scoposa que dicitur Coltgruͤb 1349 I
Mör.; ds gọu᪷dlox (Felsspalte) II Farn.; dər ku᪷ụpəx
(Bach), i᪷m ku᪷ụpəxšaxxə (Dorfteil), zuͦ Gollpach 1467Rq1,
im Goldbachschachen 1701A II Lütz.; dər gọụpəx (Hei.,
Bach), das gut In der gold 1432U78, Goltbach Schachenn
1569U72 II Sum.; dər go᪷ụpəx (Bach), ts o᪷bərgo᪷ụpəx (Dorf;
s. Obergoldbach) III Landisw.; dər ku᪷ụpəx (Bach) III
Rüd.; golpəx, go᪷u᪷pe᪸xli (Bach), Goldbächli 1780/81A III
Obhof./Sigr.; i᪷m kọụpax (Hei.), den gold bach 1531U136
… III Trub; goldbax (Bach), nider an goltbach 1530U95 IV
Bolt.; dər golpax (Bach, «bringt gutes Wasser») IV
Diemt.; ds ko᪷lpe᪸xli IV Reut.; bÿ der gold brug 1518U74,
am gold Buͤll 1518U74 … II Obbipp/Wiedl.; ii jucherten
underm goldrein 1532U4 I Bargen; bi᪷m gọldšats (Stelle
im Wa.; Sage) V Gsteigw./Günd.; gu᪷ụdšụ̈̄r (Haus, teuer
im Unterhalt) II Heimisw.;

C) -īn: in der Guldin-eiiu 1343, in der Guldin Eija 1382 …
in der guldinen ey 1528U2, 1530U95, Jn der güldin Eÿ
um 1531U34 … I Büet.; zuͦ dem guldinen hof Mitte
15. Jhd.Ch4, vorzeit im Guldenhoff genant 1620Rm … IV
Spiez; ob der Guldin huͦbe 1372, in der guldinen huͦb
1530U42 I Twann; die Guldin Hub 1380 III Boll; zu dem
guldinen luft Mitte 15. Jhd.Ch4 III Thun; das guldi Mann-



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Sp. 78


werch 1525U20 I Gamp.; an der goldinen matten 1528U2 I
Graffolt.; dər goldəm ble᪸ts V Brienz; ds gōldəm bri᪷nnəl-
li (Quelle) V Brienz; bÿ der güldinen/guldinen Buͦchen
1531U59 II Graf.; ab den guldinen ried 1530U21 I Ins; i dər
gü᪷udənə tsē᪸ug (Wa.) I Piet.; vff der guldinen zelg 1521U31
I Jens;

-ig: i dər gu᪷udigə (Rebgebiet) I Tschugg; di gūldig e᪷k
(Wei.) V Brienz; di gu᪷udigi hu᪷əb (5 Hei., heute nur
noch:) u᪷f dər hu᪷əb, die huͦb, dero man sprichet die Guldin
Huͦb 1382, gulden huͦb 1526U68, gu̍ldina huͦb 1531U52, gul-
dine huͦb 1574U53 … II Hasle; i᪷ dər gu᪷udigmat (; K.) I
Brügg; i᪷ dər guldigə mattə IV Lenk; i᪷m gu᪷udigə bö᪷dəli
III Nofl.; dər goldig ri᪷ts (Wei., steinig) IV Zweis.;

-eli: i᪷m gu᪷ldəli᪷ (Wei.) IV Frut.; ds gu᪷ldəli IV Kandergr.;

-er: gelegen zwischent Loͧwenberg und Golder 1363, in
golders hegli 1531U97 II Ers.

Hieher? ev. PN? ab dem golldisacher 1533/42U128 III
Rüsch.; u᪷fəm gu᪷ldise᪷kli (), j juchart an Guldisegga
1357 IV Erlenb.; dər gu᪷ụdišbərg (Hei.), gu᪷ụdišbərgwaud
II Ochl./Seeb.


Schwzd. Gold n. ‹Gold, aurum› (Id. II, 224).
Die Namen beziehen sich nur selten auf das Vorkommen des
Edelmetalls. Meist wird damit das Angenehme, Beglückende ei-
ner Örtlichkeit ausgedrückt, in Einzelfällen aber auch euphemi-
stisch das Gegenteil, ‒ der Goldig Ritz IV Zweis. ist eine ‹stei-
nige Wiese›. In einzelnen Namen steckt in guldig auch Spott
über den rothaarigen Besitzer.

Sehr häufig liegt aber auch volksetymologische Umdeutung ei-
nes ursprünglichen Namens mit Gol ‹Schutt, Geschiebe› (s. d.)
in Gold vor, besonders etwa bei ‹Gold-bächen›, die keineswegs
immer goldführende Gewässer sind. Zu diesen Bedeutungsent-
wicklungen vgl. die linguistisch allerdings nicht ganz zuverläs-
sige Freiburger Diss.: Helen Probst, Gold, Gol, Goleten, Studien
zu Schweizerischen Ortsnamen, Freiburg i. Ü. 1937.


Goldbach

gu᪷ụpəx, gọụpəx (Dorf), Goldbach 1139 (Kopie 2. Hälfte
15. Jhd.), apud Goltpach 1275, pratum Golpachz 1299,
de Goltpach 1322, de Nider-Golpach 1323, 1327, in dem
dorfe ze Goltbach 1350, von Nidern Golpach 1355, zu
Goltpach 1374, 1380, ze Golpach 1381, 1388, Goltbach
1389R2, ze Golpach 1389R2, nider Goltbach 1389Ud, Golt-
pach 1400Rq1, Goldbach 15. Jhd. … Golldbach 1526U68
zu Goldbach 1783C3 II Hasle.


Nach den alten Lautformen und dem Tatbestand, dass im Em-
mental «ehemals aus dem Sand Gold gewaschen worden ist»
(Friedli, Lützelflüh 1905, 54), kann dieser Name wohl zu ‹Gold›
(aurum) gestellt werden, ohne dass freilich ein ursprüngliches
*gol-bach völlig auszuschliessen wäre. Die beiden in FRB aufge-
führten Belege: 1241 vineam Goltbach (II, S. 222) und 1155 eccle-
siam in Goltbach (I, S. 436) sind hier nicht aufgenommen; der er-
ste scheint sich auf Goldbach bei Rüti ZH oder auf Goldbach-
Küsnacht ZH zu beziehen und der zweite entspricht dem heuti-
gen Goldbach bei Überlingen.




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Sp. 79


Goldere

gō᪷ldərə, i dər ~ (auch: go᪷ldərli; (Hei.) IV Aeschi; d go᪷l-
dərə (Geländekopf), von der Goldernen 1502U157 IV
Bolt.; i᪷ dər go᪷ldərə (Wei.) IV Erlenb.; i᪷ dər go᪷ldərə, i᪷r
go᪷ltnərə (Heuland, Wei.) IV Frut.; i᪷m goldərnə (Wei.,
sumpfig, Dotterblumen), einen berg gen. Golderon
1317N IV Lenk; goldərə (Wei.), in der Goldren 1623Rq4,
go᪷ldərəho᪷rə, Golderenhorn 1790AW, 1845D, go᪷ldərəwāld
(steil, steinig) IV Reich. Kienth.; d go᪷ldərə (Wei.), Gol-
lera 1502U157 (s. unter Gol) IV Zweis.; gọldərbịəl (Hei.) V
Haslib.

go᪷ldərli (Hei., s. o.) IV Aeschi; ds goldərli (Wei.) IV
Reich. Kienth.; ds gö᪷ldərli, (Alp), gö᪷ldərlifluə IV Zweis.


Meistens als -āria ‒ Bildung zu Gōl (s. d.) mit volksetymologi-
schem Anschluss an Gold zu beurteilen; in einzelnen Fällen ist
auch mit Goldere f. ‹Türkenbund, Pflanze mit goldgelber Zwie-
bel, von Alchimisten gesucht› (Id. II, 226f.) zu rechnen.


Goldern

gọldərən (Dorf), de Golderron 1244 (vermutlich hieher),
de Golderron 1309, Johans von Golderron 1322N, in der
Golderun 1358, Golderen 1559UP … bey Golderen
1825U164a V Haslib. Gold.

ds go᪷ldərəmbe᪸xli (Bach) V Haslib. Gold.


siehe Goldere(n) bzw. Gol-.


Golderswil

ts go᪷ụdəršwị̄u (Hei.), Golderswyl 1838D III Bigl.


Die Form des altdt. PNs ist nicht sicher zu bestimmen. Gold-her
vgl. goltherinen halde 1364 in Köndringen bei Freiburg i. Br.
(K. P. Roos, 1966, S. 87), oder Kzf. *Golder zu Golderich u. ä.?
Eine sehr späte Bildung nach dem Familiennamen Golder, wie
in Witz-wil, ist unwahrscheinlich, obschon der Hofname nur
spät belegt ist.


Goldi

dər gō᪷ldifăd, i᪷m ~ (; terrassenförmige, z. T. bewal-
dete Halde) V Meir.; dər gōldigrabə (; Wildbach-
bett) V Iseltw.; im go᪷lde᪷wwaŋ (steile Halde, ehemals
Wildheugebiet) V Brienzw.


Gōldi f. Sg./Pl. ‹wildwachsende Feuerlilie› Lilium bulbiferum,
candidum (nach W. Höhn-Ochsner, Bilder aus der Pflanzenwelt
des Haslitales, Meiringen 1930, 39). Vergleich der Blütenfarbe
mit Gold.


Goldiwil

go᪷ldiwị̄l, go᪷udiwị̄ụ (; Dorf), Uolricus de Goldenwile
1308, manlehen … am Goldenwile nach 1316N, mediam
partem prati siti in Goldenwile 1322, Uolrich Schilling
von Goldenwile, burger ze Thune 1340, an Goldenwile
die wuͦri mat um 1340, min guͦt gelegen am Goldenwile, …



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Sp. 80


min guͦt an Goldenwile 1349, … gemeind von Goldenwil
1362, … da man an daz golden wil gat 1425UT, … in das
Golden will 1515UT, Goldenwil gitt den haber 1531U144, …
Goldiweil 1734/36C3, … Goldiwyl 1838D III Thun.

go᪷udiwị̄ụ- ~e᪷k, ~bān (Wa.), ~štrāss, die Goldjwÿlstrass
1582UT, 1594UT III Thun.

im goldiwị̄l (kl. Wi.) IV Adelb.


Zum altdt. PN Goldo: *Goldinwilare Fm. I, 664; Hubschm. Thun
182, Zinsli Jb. Thuner- und Brienzersee 1956, 43).


Goldswil b. Interlaken

goldswị̄l (Dorf), ecclesia de Goldewilere, in Goldeswile
1240, Goldeswile 1241, 1248, 1254, 1256, 1258, in Golts-
wiler [Golterswiler; wohl Ablenkung durch das in ders.
Urkunde stehende Sigerswiler] 1275, des dorffs Goltzwil
1291 … de Golzwile 1333 … in Goltzwile 1411Rq1 … zuͦ
goltzwil 1535U161 … V Ringg.

goldswị̄l- ~almi, ~hu᪷bəl, ~mattə, ~rụị̄nə V Ringg.


Wohl zum altdt. PN-typus Gold-, aurum (Fm I, 663).


Golitsche

golitšə, a dər ~ (; gr. Alp), Golletschen 1620Rm, Gol-
litschen 1845D IV Kandergr.

golitšhorə () IV Kandergr.; u᪷fəm koli᪷tšəhöri (kl.
Gipfel) IV Frut.; die Goletschmatten im Kanderstäg
1681/82A IV Kanderst.; dər golitšbax () IV Kan-
dergr.; (Spruchbrief) wegen dem Göllitsch berg 1630Rq4
IV Kanderst.


Aus lat. *cōlātīcia ‹Rinne›, etym. identisch mit frz. coulisse
(Hubschm. Frut. 19).


Göllert

dər gö᪷ụərt, u᪷fəm ~ (K.) III Bigl.


Zu Göller n. ‹Halsbekleidung, -kragen› (Id. II, 217), bildliche
Übertragung. Das masculine Geschlecht wohl aus *der göller
acher; «anorganisches» -t wie bei gestert, Puffert (Id. II, 219).


Golo(n)z- †

Inn der golotz mattan 1529U93, in der Goletzmatten
1554U109 III Köniz Oberwangen.

Vgl. dazu: in Gundolsmat, … prati Gundolsmattun 1272,
prati Gundolsmata 1273, im Gundolfsmat 1324, in prato
dicto Gundolfzmatta 1332 III Köniz Oberwangen.

In loco dicto «under Golunz-buͤl» 1323 IV Frut.


Golotz, Golunz: vielleicht zerschlissene Genitiv-Formen des ur-
kundlich im 13. Jhd. in obigen Flurnamen belegten PNs Gun-
dol(f); s. dazu Guntels-.




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Sp. 81


Golperloui

golpərlọuwi (Lawinenzug), über den Golperlauebach der
Golperlauestäg 1783Reg V Gutt.


Vielleicht zum durch Id. II, 234 aus NW bezeugten Verb golpe(n)
‹vom Schall einer sich hin und her bewegenden Flüssigkeit›,
‹auch vom Plätschern der Wellen …›. Das -r hätte sich als Über-
gangslaut vor der Liquida l entwickelt. ‒ Ein Gōlberg oder Gold-
berg in der Nähe ist nicht bekannt.


Golpisberg

dər ko᪷ụpịšpərg, gu᪷ụpịšpərg (2 Hei., steiles K.), ab golggis-
berg 1389‒1460Ud, Golgisperg, Gollpisperg 1479‒1563Ar,
dem hoff … genant golggisperg 15. Jhd.U47, Golgensperg
1500U48, an den gollpisperg so den Carthusren zinset
1513U57, an golgisperg 1529U92, Golgysperg 1529/30A, an
das guͦt von golggisperg 1531U97, an den gollpisperg
1531U60, Golpisperg 1618UP, Goldpisberg 1739A … III
Walkr.; an die gollgisperg matten 1531U97, go᪷ụpịšpərg
nö᪷ịhụ̄s (Hei.) III Walkr.


Auszugehen ist von der Grundlage Golg(g)-; Golp- scheint eine
frühe Dissimilationsform zu sein.

Golgge(n) m. ist im Schwzd. u. a. auch ein Schimpfname für ei-
nen ungezogenen, läppischen Jungen; also vielleicht hier Über-
name des Besitzers (Id. II, 233).


Goltbarlor †

ein stu̍ck heisset vff dem goltbarlor 1493U84, vff dem
goltbarlor 1530U95 (wörtl. Kopie von 1493), drü manszme-
der gelegen vffen gölberlö 1538U148 IV Aeschi.



Gomerkinden

go᪷mərxi᪷ŋŋə, (wo?) ts o᪷bər/u᪷ŋər ~ (; 2 Weiler), in Co-
mirichingun (Schenkung an das Kloster St. Gallen) 894,
Gomurchingen, Gomirrchingen (Lesart U 176) 1250‒56,
quinque scoposas terre sitas apud Gomerchingun 1294,
ze obern Gomerchingen 1341, Mechthild von Gomerkin-
gen, gesessen ze Berne 1349, 1355, dorf und dorfmarch
von Gomerchingen 1360, Minnon von Gomerchingen
1361, Mechthilt von Gomorchingen 1362 … Chomer-
chingen, Comerchingen 1389‒1460Ud, ze ober gomerkin-
gen 1418C1, Gomercingen matten 1480U44, Gomerkinden
1500U48, Stost gan gomerkingen … an dero von go-
merckingen guͤter 1531U97, Gomerkinden, Gunerkhinden
1635/38C3, Gommer-Kinden 1728/30C3 … Gomerkinden
1838D II Hasle.

~grabə (Hei.), ~bē᪸rg (Wa.) II Hasle.


-ingen ‒ Bildung zu einem altdt. PN Gomarich (Fm. I, 692,
Hubschm. Burgd. 717); die seit 1500 auftretende Schreiberum-
deutung -kingen, -kinden beruht auf volksetymologischer Anleh-
nung über die mundartlich velarisierte Lautung Ching an allg.
schwzd. Chind (nhd. Kind).




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Sp. 82


Gomfitüre-

go᪷mfitụ̈̄rəxēr (Wegstelle) V Wild.


Zum frz. Lehnwort Konfitüre f. ‹Saft, Marmelade›.


Goon

im gōn (Wi.) V Hofst.

əs gō᪷ni V Iseltw.

Hieher?: anderthalb jucharten im gonerlin 1538U148 IV
Spiez (vielleicht aus Dim. *gōnelīn?). Ghon Engi III
Gugg. (nur bei Schöpf 1577).


Schwzd. Gōn m., Dim. Gōni n. ‹rundes Schöpfgefäss› (Id. II,
330), toponomastisch auf eine muldenförmige Bodenform über-
tragen, vgl. Napf, Gelte, Muelte u. a. (RNB II, 418).


Gondiswil

gu᪷miswị̄u (Dorf, Gde.), iuxta Cundolteswilare zw. 841
und 872, apud Gundoltiswillare 1194, villa que dicitur
Gundolswil 1236, in Gundolswile 1263, ze Gundolcwile
um 1270, in Gundolzwile um 1300, in villa Gundolzwile
1309, de Gundoltzwile 1321, zuͦ Gundolswile 1333, in
Gundolzwile 1334, in Gundolswile 1363, 1375, … in Gun-
dolswil 1385, ze Gundiswil 1416Rq1, ze Gundiswil 1409
oder 1425Rq1, Gundißwil 1442‒69Ar, gundiswil 1465U39,
Gundiszwyl 1522U41, Gündiswil 1540UP, Gundißwil nach
1545K7, Gundiswyl 1577Sch, Gündissweil 1718‒22C3, Gun-
dischwyl 1726/29C3, Gundiswyl 1738/39C3, Gondisweil
1782‒84Reg, Gumiswyl (Gondiswil) 1838D II Gond.

gu᪷miswi᪷ụərweidə (Wa.) II Melchn.


-wil-Name gefügt mit einem ahd. PN Gund-wald (bezeugt für SG
Cundolt 809, 830, 851, 896; vgl. Fm I, 710).

Bemerkenswert deutlich lässt sich die lautliche Abschwächung
des 2. PN-Namenglieds -wald(es)- in den Urkunden verfolgen:
-oltes > -olz- > -ols- > -is-.

Gumiswil ist Assimilationsform < Gundiswil, die erst bei Dur-
heim erscheint, sonst weisen die urkundlichen Belege stets die
von der Schreibtradition gefestigten Formen Gundiswil auf.

Die heutige offizielle Schreibung Gondiswil dürfte die nhd.
(omd.) Senkung von u vor Nasal analogisch widerspiegeln nach
Mustern wie Sunne: Sonne, Summer: Sommer. Der erste Sen-
kungsbeleg findet sich im Regionenbuch, das allgemein in den
ON stark verneuhochdeutscht: Madisweil, Roggweil, Wallisweil
etc.


Gonzebach

go᪷ntsəbaxgiəssə, a dər ~ (Au), ~we᪸udli (Wa.) III Muri.


Zum FN Gonzenbach; Bernburger Familie, 1853 aus St. Gallen
nach Bern gezogen (FNB VI, 127).


Gopital

gọ̄pitāl, i᪷m ~, dur ds ~ ụ̄f (nach SW abfallende, hufeisen-
förmig von Felsbändern eingefasste Mulde; Gems-
jagdgebiet) V Habk.





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Sp. 83


Gopplismatt

goplịsmat (wo?) tsu᪷ ~ (wohin?) u᪷f ~ (; 3 Hei.), von
goplismatten 1484U126, uff gopplismatt 1533U129, Goplis-
matt 1696A, Gopplismatt 1784C3, 1794C3, in Gopplismatt
(Häusergruppe) 1838D III Gugg.

goplịsmat- ~grabə, ~bexli, ~riəd (K.) III Gugg.


FN; möglicherweise eine affektierte Form zum FN Gobeli; s.
Gob-.


Gor †

Usque on (? ou) gor aqua que dicitur tina 1348N IV Saa-
nen od. IV Lau.


Gor wohl zu westschwz.-rom. gor, gour ‹Strudel, Schlund, La-
che› (FEW IV, 330b), lat. *gurgus, klass. lat. gurges, -itis (HN; Id.
II, 409).


Gorch-

gō᪷rxə, i᪷ dər (Wiese mit Gräben) III Sigr.



Gorfis- †

(Ein Rebstück) stat ein birboum darinn heist der Corfiser
1377, ab u̍nserm stu̍ckin reben dem man spricht Rafen
rebe, … und stat in dem selben stu̍kin ein birboͧm, heis-
set der Gorfiser 1378 I Lig.; an gilgen tirenwechters an-
wanger genant der gorfiszlen 1532U125 I Rad. oder III Wi-
lerolt.


Evtl. die Herkunftsbezeichnung einer speziellen Birnensorte?
In Lig. ist um dieselbe Zeit der FN Fisen belegt: Haus des Heinri
Fisen 1382, Katherina Fysen von Lygertze 1377.


Gorgen s. Gurgen


Gorlo- s. Gurlo-


Gorn-

corna dou fellyn 1360Zw, usquz ad montem dictum corna
1360Zw IV Saanen.

ds gōrni, im ~ (Heugut) V Grindelw.

d gōrnərə (Alpweiden), (des Gutes von) Gornerron 1364,
an Gorneren, der Spillmannsboden ze Gornerren 1485UP,
iii küe weid an gerneren (od. garneren), ein weidly gelä-
genn an gornerenn, ein weydli an garneeren 1524‒93U168,
iii kuieweid an gorneren um 1540U168 IV Reich. Kienth.

gōrnərə- ~gru᪷nd, ~bax, am ~wassər (Talbach) IV Reich.


Zu lat. roman. cornu ‹Horn, Felskopf›; vallis oder alpis *cornāria
‹Felsental, -alp› (Hubschm. Frut. 19).




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Sp. 84

gō᪷rnərmād, u᪷fəm ~ (Heumad) V Grindelw.; von einer
mattenn heist gornarsz mad 1493U84 V Unters.; im gō᪷r-
nərweidli (Heumad) V Grindelw.


Nach dem Flurnamen gebildeter FN Gorner; 1615 Hans Gorner
(nach mdl. Überlieferung auch Hansi Gorni), Grindelwald
(Friedli, Grindelwald, 249).


Gornemuuse

go᪷rnəmụ̄sə, i᪷ dər ~ (; ehemal. Scheune, Reben,
Wiese), Corne-muse 1825Fr, Gornemausen 1864Fr, Gor-
nemuse 1895Z I Biel.


Frz. cornemuse f. ‹Dudelsack, Sackpfeife›; an der Gemeinde-
grenze bei Vingelz sollen in einer Scheune oberitalienische Du-
delsackpfeifer eine Zeitlang gewohnt haben. (Weigold, 140, be-
zieht sich auf Friedli, Twann, 182.)


Gorpeli

ds gorpəli, gōrpəlli (kl. Hei., K.), (Zins) von den Gorpel-
lin, (Zins) von zwöyen Juchartten genant das Gorpelly
1502U157, von dem gorppellj 1515U158, Gorpellj (zweÿ Häu-
ser) 1782‒84Reg, Gorpeli (Hof, 2 Häuser) 1838D IV Bolt.
Schwarzenmatt.


Deutung ungesichert. Möglicherweise identisch mit franz. cor-
beille und corbeau, zu denen sich in Gloss. 4, 303 anklingende
Formen finden (HN). Die toponomastische Benennung ‹Korb›
ist naheliegend, trifft man doch in Boltigen noch ein eindeutiges
Chörbli (und ein vielleicht hiezu gehörendes Chürbli), aber auch
weiterhin ist das Etymon für Bodeneintiefungen bekannt, wie
Wanne(n), Chrääze(n) u. ä. (RNB II, 445).


Gorz †

(Eine Wiese stösst) an Christen Nier Gortzs maten
1586UT III Blumst.


Wohl die z-Kurzform eines Personennamens; vgl. Diez, Henz,
Götz u. a.


Gös- †

Ein juherten lit ze goͤslis egerden underm hag 1437U56 II
WilerbU.; ii schuͦpp(osen) … heisset goͤsis guͦt 1500U48 II
Willad.


PN Gos, Gös im Dim.; evtl. als 1. Namenglied zu Gospert a. 762
St. Gallen, Cospret a. 813 St. Gallen und damit zum vorahd.
Stamm Gauta gehörend (Fm. I, 611).


Göschenen

gö᪷šənə, ts ~ I Meik.


Da der von den Alemannen geschaffene Name Wahlendorf auf
eine länger bestehende Siedlung von Romanen/Walen hindeu-
tet, wäre es möglich, dass Göschene(n) der ursprünglich romani-
sche Name des Dorfes gewesen ist zur Grundlage von ital. ca-
scina ‹Hütte› < *capseum (RNB II, 77). Allerdings besitzen wir



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Sp. 85


keine ältern Belege, und so wäre die Deutung durch einen Ein-
wohner nicht auszuschliessen, es handle sich um eine Übertra-
gung des Ortsnamens Göschenen UR, weil Wahlendorf auch der
oberste Ort im Tal sei.


Göscher

dər gö᪷šər, i᪷m ~ (Einzelhof; zuunterst auf flach auslaufen-
dem Südhang), Göscher 1928 (Ortsbuch d. Schweiz) III
Röth.


Kurzform auf -er eines nicht mehr restituierbaren Flurnamens
männlichen Geschlechts, möglicherweise eines PNs. Nach An-
gaben des Besitzers steht Göscher auch in Kaufverträgen Ende
des 19. Jhds.


Goose

gō᪷sə, im ~ (Quartier) II Wynau.


Benennung nach der aus dem Alten Testament bekannten Land-
schaft Gosen in Unterägypten.


Goss- †

Ein halb Juchart der gossenberg genant 1529U92, j Ju-
chertten in dem gossennberg 1531U3, an dem gossenberg
1532U125 (abgegangener Name; Gebiet zw. Oberruntigen
und der Aare) I Rad. Oberruntigen.


Im 1. Glied von Gossenberg steckt die PN-Kurzform Goszo im
Genitiv. Vgl. bereits a. 795 Adalgoze in II Rohrb. (FRB I, 216).
Gossenegg bei Baar ZG kann urkundl. auf Goszo und Goshelm
(für dieselbe Person) zurückgeführt werden. (A. Iten, Zuger Na-
menstudien 1969, 71).


Gosset

gossətgu᪷ət (ehemal. Landgut, heute Quartierbezeich-
nung) III Köniz Wabern.


Philipp Charles Gosset, 1838‒1911, Mitarbeiter von Oberst Sieg-
fried am Topogr. Atlas 1:50 000. Gosset gründete in Wabern
eine kanadische Baumschule (HBLS III, 609).


Gost-

dər göštụ, i᪷m ~ (Quartier), Gostel, Ober- und Unter-
(Häuser) 1838D I Erlach; in loco qui dicitur Costel 1267
I Ins; ds ko᪷tẹ, (neuer:) ds ku᪷ti (Rebstück), Nicollet filz de
Johan de Costel demorant a Gleresce (Ligerz) 1358, von
Costel 1379, 1380, 1381, 1383, reben ze ligricz … geheis-
sen en costel 15. Jhd.U47, en Costel 1435Wg, en costel
1623Wg, Clos de Costellas 1639Wg, à Cote 1678Wg, à Coté
1685Wg I Lig.; im Gostel (Dorfteil) 1895Z I Treit.; go᪷štəl,
go᪷štụ (Dorfteil), Gostel (Häuser) 1838D, 1895Z I Vin.

-ele: ko᪷štələ, d ~ (K.), (ein Gut genannt) Gostala 1529U58 I
Rapp. Moosaffolt./I Schüpf.





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Sp. 86


Gehört nicht zu lat. castellum, sondern zu lat. costa ‹Seite,
Rippe›, abgel. mit dem Dim. suffix -ellu (REW3 2279, FEW II;
1245). Das Wort ist vielfach ins roman. Namengut eingegangen
und benennt die Hanglage. Nach H. Weigold 1948, 97, bezeich-
net frz. côte die Waldungen an den Steilhängen der Jurazüge,
den dortigen ‹Bergwald›: «*costellum war somit ursprünglich
die Benennung eines Wäldchens über dem Dorf Ligerz», heute
Rebland. ‒ Den im ebenen Lande gelegenen Flurnamen Gostel
wird aber der jurassische Wandel von ‹Seite, Hang› zu ‹Wald›
nicht zugrunde liegen. ‒ In dem spätgermanisierten Ligerz
wurde romanisches *costell- offensichtlich schon im 17. Jhd. zu
neufrz. côté und dann in dieser Lautform eingedeutscht. (Vgl.
auch P. Zinsli, Über Ortsnamen im Amt Erlach, in: Aus der Ge-
schichte des Amtes Erlach, Biel 1974, 75f.; Friedli, Bd. 4, Ins,
76/77, wo der Name allerdings mit spätröm. costa, dt. ‹Küste,
Ufergegend La Côte› verbunden wird).


Gote s. Gost-


Götsch-

Goͤtzschis-fluͦ (Grenzpunkt) 1323 II Burgd.; Götschis
ried in der Rüschen halden Mitte 15. Jhd.Ch6 III
Sigr. Merl.

götšməsriəd (Hei., Häusergruppe), Johannes Guͤtschman
de Gutschmansriet 1346N, de Goͤcmans ried 1379, Johan-
nes dictus de Goͤschtzmansriede 1384, Goͤtschmansried
1452U79, 1467C2, zuͦ Götzmansried 1486U81, Alblingen vnd
goͤtztschmans ried 1531U97 … III Albl.


Zur Kurzform Götz; s. d., mit Palatalisierung des Suffixes ts zu
tš. Vgl. Dietz ‒ Dietsch(i), Fritz ‒ Fritsch(i) und die FN Durtschi,
Santschi, Üeltschi … (Ad. Bach, Dt. Namenkunde I, § 100).


Gott-

go᪷tsgü᪷ətli (; K.) IV Kratt.; zwo Juchart genant got-
tenruͤtiacher, … genant Am goͤtzen ruͤti acher 1542U104 III
Muri.


Gottsgütlein waren in IV Kratt. Armengüter, die um einen Got-
teslohn verliehen wurden.

Die Doppelform gottenrüti/götzenrüti in demselben Urbar gibt
entweder die verschiedene Benennung des Besitzers Gott- wie-
der oder drückt die unterschiedliche Wertung eines Heiligenbil-
des aus.


Gotthard

go᪷thard (; 2 Häuser, K.) I Schüpf.; Heinricus a dim
Gozharte 1275 Gebiet II Münchb.; I Schüpf.

dər go᪷thard (grosser Felsstock auf Grat), i᪷m go᪷thard
(Felsgebiet um den Stock) V Günd./V Lütsch.


Gotahard altdt. PN (Fm. I, 680); im Gebirge wohl Namenüber-
tragung aus dem Zentralmassiv St. Gotthard.




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Sp. 87


Götti-

Min ried mit reben … vndder Goͤttisfluͦ har ab 1414UT III
Thun Goldiw.; gö᪷tibax (Bach), am Goͤttibach gelegen
1407UT, vndder Goͤttisfluͦ har ab … bi dem Goͤttisbach
1414UT, Göttibach 1702A, 1790A, Göttibach (5 Häuser)
1838D III Thun Goldiw.


Kurzform zum PN Gottfried u. a. (Hubschm. Thun 184, Id. II,
527).


Göttiswil †

Im goͤttiswil 1531U97, ein weid Im goͤttiszwil 1542U104, ob
dem brunnen Im goͤttiszwil 1542U104 III Boll. Ferenbg.


Nach Präposition und Artikel zu schliessen ein ‒ heute unbe-
kannter ‒ Hofname mit der Kurzform Götti zu Gottfried u. ä. im
ersten Glied. Die wenigen Belege lassen offen, ob es sich um ei-
nen alten Siedlungsnamen handeln könnte.


Gottstatt

xlō᪷štər go᪷ttštat (; ehemal. Kloster; Wohnsiedlung),
Graf Rudolf von Neuenburg: dedi Locum Dei, qui anti-
quitus Stadholz vocabatur, ordini Premonstratensi …
1247 od. 1248, … dedimus … Locum Dei, antiquitus dic-
tum Stadowe … ordini Premonstratensi 1255, dedimus …
domui Loci Dei … duas colunnias terre … 1255, zw. 1255
und 1256, 1258, abbatem et conventum monasterii de
Loco-Dei 1270, frater Henricus … abba Loci-Dei 1270,
ecclesia Loci-Dei 1270, viris religiosis abbati et conven-
tui Loci-Dei 1276, 1279, ecclesie beate Marie Loci-Dei
1289, abbatis de Gotstat 1290, … sigillum abbatis de Got-
stat 1293, nos abbas et conventus monasterii Loci-Dei
1293, (rund 35 Belege im 13. Jhd.), der apt von Gotstat
1339, von Gotzstat 1340, des Closters ze gottstatt guͤtter
1528U2 I Orpund.

go᪷tštattərhụ̄s (ehemaliges Besitztum v. Gottstatt) I Biel;
an der Gottstatter strasz 1551U37 I Nid.


Gottstatt, ‹Gottes Stätte›, Übersetzung aus dem lat. Locus Dei.
Graf Rudolf I von Neuenburg-Nidau gründete die Prämonstra-
tenserabtei Gottstatt als gräflich-nidauisches Hauskloster um
1247 vorerst vergeblich. Nach dem zweiten Stiftungserlass 1255
begann der Klosterbau. (HBLS III, 615f.).


Götz

Ein cleins pletzlj heist der goͤtzmans pletz 1531U97 III
Boll. Ferenbg.; anderthalb Juchart genant Am goͤtzen
ruͤti acher, … genant gottenruͤtiacher 1542U104 III Muri.

dər ȫ᪷lgö᪷ts (Brunnen an der Hauptstrasse) V Bön.

dər getsəmbālm (steiler, felsiger Waldhang) V Brienz.


Götz: alter PN, Koseform für verschiedene Namen, deren erster
Bestandteil das Wort Gott ist, besonders für Gottfried (Id. II,
582). Für Brienz ist die Annahme nicht von der Hand zu wei-
sen, dass in dem von Fluhbändern unterbrochenen Waldhang
sich möglicherweise vor der Reformation eine Felshöhlung mit
einem Heiligenbild befunden haben könnte.




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Sp. 88


Gou (grössere Gebiete)


Inselgau: (Graf Rudolf von Neuenburg überlässt der Ab-
tei Erlach) molariam suam in alodio suo in Hiselgove
1258, der guͤtern …, du̍ ich hatte in dem Yselgoͮ 1335, die
von dem Yselgoͤ 1336, in dem Yselgoͧwe 1353, ze Bu̍lle in
dem Iselgou 1363, in dem Iselgoͤwe 1377, 1381, 1382, Si-
selgoͤw 1385 … I (Gebiet in der Landgrafschaft Nidau am
und beim Bielersee; Teil des heutigen Seelandes).


Oberaargau: In Argouwe (Gegend v. Spiez, Scherzligen)
761‒762, in pago nuncupato Arageuvi 816‒837, in supe-
riori pago Aragauginse (Gegend v. Langenthal) 861, in
pago Arageuve 886, in comitatu Epurhasci (Eberhard) in
superiore Argowe 891, in superiori Aragouve in comitatu
Hebarhardi 894, in pago Aregeuwe 982, infra comitatum
superioris Aragaugensis 993‒1010, Kyrchberc in Ar-
gauwe situm 994, in comitatu Oberargeuue 1040US I‒V
(urspr. Gebiet rechts der Aare).


Buchsgau: in comitatu Buxcouue 1040US, in pago
Buhsgowe 1080, in Bûchsgoͤw 1302, die lantgrâffschaft in
Bussgow 1315, in der lantgrafschaft in dem Buchsgoͤwe
1318, in dem Buchsgoͤwe 1319, S'. COMITAT'.
BVCHSGAVDIE (Siegel) 1319, in der lantgrafschaft in
dem Buchsgaw 1323 … im Buchsgoͧwe 1380, in dem Goͤw
1385, 1388 II (Gebiet zwischen Jura und Aare, Kte. BE
und SO).


Ufgau: Oudendorf et Windemis in Ofgauwe 994, in pago
nomine Uffgowe 1076 I‒IV (urspr. Gebiet links der
Aare).



Gou(w), Göi (kleinere Flurbereiche)

A) I: 11; II: 1, III: 3; IV: 0; V: 1

i᪷m gö᪷ị (flaches K.) I Aeg.; ~ I Bellm.; ~ (Häuser, Hof-
statt) I Diessb.; ~ I Eps.; ~ I Finsterh.; ~ I Graffolt.;
~, ein matten genempt dasz göw sind acht Juchartten
1529U33 I Jens; ~ I Ins; ~ I Lüsch.; ~ I Schwad.; ~ I
Vin.; i᪷m gö᪷i (Hei., K. Wa.) II Waltw.; ~ (2 Hei., K.) III
Köniz; ~, im Geüw 1726/29C3 III Mühleb.; ~ (Hei.) III
Wahlern; i᪷m gö᪷uw (Vorsassen und Alp) V Brienz.

B) a) I: 1; II: 0; III: 1; IV: 0; V: 3

aa) an e᪸llgöi, (V Habk.) / e᪸llkeuw (V Obried), in alpe que
vocatur Elchowe 1261, an der alp gnemet «Elggoͤ» 1352,
an der alpe, der man sprichet Elggoͤwe 1367, ällgoͤüw,
Elgoͤuw 1524‒80U169, 1588U161 … Vogtelgöw (Alp) 1529A,
Vogtsällgöüw 1779A, 1796C3, an Bösalpgeüw 1540Rq8,
Böössällgöüw 1765A, 1779A. ‒ Elgöwalp 1531/32A V
Habk./Obried/Brienz/ III Schangn.; e᪸lkeuwho᪷rən (od.
xaltəmbru᪷nnənho᪷rən) V Brienz/Obried.

ab) i᪷m hu᪷rni᪷sgö᪷i (K.), Hurnis Gaͤuw 1792P, 1809P I Bellm.

ac) Plangäu (hieher?) 1850J V Brienz.

b) göi-: ~axərə I Merzl.; gougassən V Brienz; gọ̈̄m̄əhüsi
(Hei.) III Eggiw.; i᪷ dər ~mattə II Rütsch.; ~bān (Bahn-



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Sp. 89


linie Herzb.‒Solothurn) I BusswbB.; gọusband, gọuwāld
(Fluhband und Wa.) V Brienz; am Goͧweg 1359 IV
Aeschi; ~wẹ̄d IV Adelb.; in dər gọusweid (K., Heuland,
Wa.) V Brienz.

C) -li: an gọụwli, gọuli (Alpgebiet), die allp göuwlj, die
allpp genempt Göwly … 1524‒80U169 V Innertk.; ds gouli
(K. im Wa.) V Unters.; e᪸lgöili (Alp) V Habk.

gọụwli-/gọụli-: ~alp, die Gouwlialp 1670/81MW, ~gle᪷tšər,
~hi᪷ttən (SAC-Hütte), ~bi᪷əl (Vorsprung im Hang),
~šāfbe᪸rg (Wei.) V Innertk.


Schwzd. Gäu n.; mhd. göu(w), gou(w); ahd. gewi, Gen. gouwes
‹bestimmtes politisch-geographisches Gebiet; Land im Gegen-
satz zur Stadt; Flachland im Gegensatz zum Gebirge: in sich ab-
gegrenzte Gegend überhaupt› (Id. II, 38f.).

Die Namen Gousband, Gousweid V Brienz sind im Zusammen-
hang mit Gouw ‹Alp, Vorsass› am ehesten als ‹chorographische›
Genetivkomposition, evtl. Genetiv-Verbindung zweier selbstän-
diger Ortsvorstellungen vom Typus Seelis-Berg, 1490/1600
Se(e)wlisberg (M. Szadrowsky, Z. f. ONfschg. 5, S. 44‒51) zu be-
urteilen, wenn auch Gous- lautlich zu Gans gestellt werden
könnte (vgl. SDS II, 130).


Gouch I

A) W. L. gebürtig aus der Gauch (sic, evtl. für Gol) 1737C3
III Langn.; im kö᪷üx (Scheunen, K.) IV Saanen.

B) ab) gandərš kö᪷üx, tswaləs ~ usw. (Scheunen, K.) IV
Saanen.

b) von dem Gouchsacher 1502U157, 1515U158 IV Zweis.; uf
dər gọ̄xe᪷k (; Alpteil), gọ̄xe᪷krabə (Wa.) V Leiss.; göuxek
() V Ltbr. Weng.; die gouch erlen 1530U132, vff der
Goucherlon 1554U109 III Bern Obbott.; von dem gutt ge-
nant der Gouchenfang 1502U157, genamptt der goͮchenn
vanng 1515U158 IV Zweis.; gọ̄xgrabə (wüster, bewald. Gra-
ben), im gouchgraben 1392K10 III Rigg.; ds go᪷ihorən, im
~ (Vorsass), von eines guͦtes wegen genempt ze goͤchhorn
1400Uk2, das gu̍ttli, genempt das Gouchhorn 1409Rq8,
1524‒80U169, 1535U161 V Grindelw. Bussalp; gouxmat (;
K.) III Uet.; Goͧchrein 1470 (Vid. 1481)Rq1 II Bipp; in gou-
chenried 1436U121 III Ferenb.; go᪷uxə-/go᪷uhərụ̈ti (Wei.) V
Iseltw.; ein Juchartten genampt der Hogengouch
Acher, … Hoggengouch acher 1599U114 III Kirchl.

C) -eren: gọ̄xərə, u᪷f dər ~ (Weiler), Gaucheren (6 Häuser)
1845D; gọ̄xərə-/gọ̄hərəwaud III Röth.


Mhd. gouch m. ‹Kuckuck; Bastard; Tor, Narr›. Im Schwzd. lebt
die erste Bed., neben Gugger, appellativisch nur noch in Zss. wie
Gugg-, Gutzgouch (nach Id. II, 105). In Flurnn. aber ist der alte,
viell. urspr. Sinn mit der Bezeichnung des Vogels wohl in den
meisten unserer Belege noch erhalten.


Gouch- II

I: 9; II: 1; III: 8; IV: 4; V: 2.

Ein mad matten Jn der gonhart um 1532U13, in der gou-



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Sp. 90


hart, in der gouchheit 1540U14 I Arch; i gouxərt I Kalln.;
i᪷ dər gouxərt, die Goͧcheit 1360, die goüchheitt um
1531U34, 1533U23 I Mör.; die Goͤchheit 1381 I Nid.; go᪷uxət
(Wa.), von der matten zer goͤcheit 1432U78 I Rad.; obəri/
u᪷ŋəri gouxərt (K., ehem. Stauden), vff der gouchet 1529U33,
1551U32 I Stud.; i dər gouxərt (K.) I Täuff.; i gauxətə (jün-
ger: gouxətə; Rebgebiet), zwei stu̍ki reben, den man spri-
chet du̍ Goͧchheit 1357, die Gogheit, Goyheit 1372,
stu̍ck Raͤbenn genannt die goucheÿtt, ab der goucheÿtten
1530U132 I Twann; i dər gọuxərt (K., ehem. Schachen-
wald), vff der gouchheit 1474U30, die goucheit 1521U31, vff
der gouchet 1529U33, vff der gouch heid um 1531U34 … I
Worben; i dər gouxərt (K.) II Ndösch; vnder der gou-
chart, in der goucheit 1436U121 III Ferenb.; i dər gọ̄xit
(3 Hei.), von der Goͧchheit 1356, in der Goucheit 1383,
von der goucheit 1484U126, sampt dem stuck erdterich ge-
nant in der gouheit 1591U130 … III Gugg.; gouxheit (Häu-
sergruppe, heute eher: i᪷m gri᪷xt), die Goucheÿt 1554U109,
Gauheit 1838D III Köniz Ndscherli; kọuxit, kọ̄hit (;
K., Wa., Graben), vff der gouchheit 1513U57, 1529U92,
1531U60 … III Ndwicht.; gouxhẹ̄t (sic.; Wei.) III Rüsch.;
in der gouhitt ein pletz 1533U133 III Toff.; gọ̄xheitə (Pl.,
jünger; älter: ds gọ̄xləti; Hei., Wa.) III Uet.; i᪷ dər kọ̄hẹ̄t
(Alpwei.) IV Aeschi; in der goͧchheit 1515U158 IV Bolt.; in
der Gōcheit 1314, area dicta in der Gaucheyt um 1320 IV
Därst. od. Umgebg.; i dər gọ̄hẹ̄t (Wa.), die allmendt, die
goͮheyt genant 1543U154 IV Wimm.; ein mad In der Go-
cheid 1427U78 IV Zweis.; die gouchheit 1535U161 V Ltbr.

Hieher? in dər ko᪷ihi᪷t (2 Vorsassen) V Grindelw. Scheid-
egg.

Ein Jucharten der gouchart acher um 1532U13, 1540U14 I
Arch; der lenngacher oder gouchet acker 1533U23 I
Mör.; ein Juchartten vff der gouchetten acker 1551U32 I
Täuff.; ga᪷uxətəfluə (Wa.) I Twann; gọ̄xitsgrabə (Bach,
Graben) III Gugg.; i᪷m gọ̈higrabə IV Lenk; i də go᪷uxət
matə (K. mit viel Buschwerk) I Arch; ein mad matten ge-
nempt gouchet mattenn 1551U32 I Täuff.; ein platz mat-
tenn am gouchit pfad 1532U4, dər go᪷uxətrein (Hangwa. an
Aare), gouhitt rein 1531U97 I Rad.

C) -li: das klein gouchettli ein mad 1529U92 Rad.

ds gọ̄xləti (jünger: gọ̄xheitə [Pl.] Hei., Wa.) III Uet.


Gouchheit, Gouchet u. ä. ist eigentlich die Heide, auf der der Kuk-
kuck ruft (P. Zinsli, Gauchheit, in: Festschrift Hans von
Greyerz, Bern 1967, 749ff.).


Gouderli

ds gọudərli᪷ (Wa., Wei.), dər gọudərli᪷grābə, a gọudərli᪷s
grābə, Gaudard- oder Gauderlibach, d's Gauderli (FR,
Saanen).


Ungeklärt. Nicht abzuweisen ist die Verbindung mit dem FN
Gaudard, der in drei Freiburger Gemeinden westlich und süd-
westlich Bulle (Sâles, Semsales, Vaulruz) und auch im Waadt-
land vor 1800 belegt ist (FNB II, 280).




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Sp. 91


Gouer

i᪷ dər gọ̄uərmat (K.) III Brenzk./III Herbl.

i᪷ dər go᪷uərə (K., geschrieben stets: Gollere) I Wengi.


Ungeklärt; evtl. zu Gol.


Gougg-

Gaugenbach 1798A III Wahlern; dər kọ̄kəbe᪸rg, im u᪷nnə-
rə/obərə ~ (2 Hei.), zuͦegoͧggenberg 1432U78, ze gouggen-
berg 1484U126, zu Gockenberg 1497A, in gougenberg
1533U129, Gaugenberg 1798A, im Gauggenberg (Höfe)
1838D III Wahlern/III Rüsch.

gouklərə, i᪷ dər ~ (K.) III Burgist.; d gọ̄klərə (Hei.,
Mühle) III Wattw.; an der gougleren um 1530U142,
vnnden an der gouglerenn 4 meder 1534U100, in der
Gouglleren by Burgenstein 1617/22C3, Gauggleren
(Mühle) 1845D III Burgist./III Wattw.

Gauggleren Mühle 1781A III Wattw.; gouklərəsāgi III
Burgist.


Gougg ist möglicherweise Übername, Zuname eines Besitzers,
evtl. gebildet als Kontraktion von Guggauch ‹Kuckuck›. ‒ Goug-
glere kann -aria-Ableitung zum FN Gaugler sein, der zwar für
BE nicht alt belegt ist. Doch werden Mühlen, Walken oder Wirt-
schaften oft von Ortsfremden betrieben. In Thun ist Rudolf
Gaugler 1664 Stadt- und 1678 Landschreiber (Huber, Urkunden
Thun).


Gouler-

ds go᪷ulərhụ̈sli (Wohnhaus) II Lütz. Grün.


Zum FN Gauler (FNB II, 281); ein nicht mehr ortsansässiges Ge-
schlecht, welches das Bürgerrecht im 19. Jhd. erworben hatte.


Gous-

gọ̄sweid, gọussweid, i᪷n dər ~ (neuer Dorfteil) V Wild.


Möglicherweise Gansweide?


Gous- s. Gans


Gout-

i᪷ dər gọutəmatt, i᪷ dər gọụtə (K., unruhiges Kiesgelände,
abfallend) II Wallwang.

goutərbodə (Wa.) I Schüpf.

i dər go᪷utərə (K.) II Alchenst.


Ungeklärt. ‒ Nicht unmöglich wäre eine Grundlage rom. *co-
lata (St. Sonderegger, Appenzell I, 346, Golterberg) oder zu dt.
golətən, s. Gōl, mit Kontraktion und 1-Vokalisierung. Dagegen
spricht, dass das berndeutsche Appellativ durchwegs golətə mit
Erstbetonung ohne -e-Synkope lautet; doppelte Kollektivsuffi-
gierung -ata + -āria, wie sie für go᪷utərə anzunehmen wäre, ist
kaum denkbar.




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Sp. 92


Grab

A) ds grāb (K., errat. Block) III Belpb.; Greber (Alp)
1845D IV Aeschi; ein hofstat genempt zen Grebern
1348‒58N, ze Grebern 1357 Erlenb.; uf də grebər (höcke-
riges Gebiet) V Beatb.; (wo?) u᪷fən gre᪷bərə, (wohin?) uf
kre᪷bər (Wa., wellenförm. Gelände) V Habk.; (wo?, wo-
hin?) u᪷f kre᪷bər (Wei. in welligem, zerrissenem Gelände),
Greberen 1845D V Leiss.

B) aa) he᪷idəgre᪷bər II Thunst.; kxeltəgrāb I Dotz.; kxeltə-
grebər I Ins; das zelgli grab 1535U101 III Bern.

ab) botisgrāb (Hünengrab, mit Sage) III Boll.

ac) Steinig Grab 1850J Leuz.

b) III: 2; IV: 4.

Auswahl: an Greberacher 1357 IV Herrschaft Erlenb.;
grebər-: ~allmi, ~e᪷k IV Aeschi.

C) -er: grebəršbru᪷nnə IV Aeschi.

-eren: gre᪷bərə, das i᪷š ~ (Weg) III Thier.


Zur Sippe grabe(n) ‒ Grab n. (Id. II, 683 bzw. 677). Die meisten
Belege dürften auf prähistorische Gräber oder auf längst verlas-
sene Bestattungsstellen hinweisen.


Graben

grabə, dər ~ I‒IV, tw. V; dər grabən tw. V; dər grābə tw. I
und II. ‒ Pl. gre᪸bə, i də ~ I‒IV, tw. V; gre᪸bən tw. V; grē᪸bə
tw. I und II. ‒ Einzelne Bss. für Varianten: i də gre᪸bənə
IV Kandergr.; in gre᪸bnə V Obried; in gre᪸pnən V
Ltbr. Gimm.

Frühste Belege: Apud Grabon unum molendinum 1269 I
Seed.; Heinricus in dem Graben 1275 V Grindelw.

Zusammenstellung der Auszählungen:

A) I: 15; II: 24; III: 59; IV: 21; V: 22

B) aa) I: 100; II: 244; III: 663; IV: 304; V: 302

ab) I: 5; II: 16; III: 37; IV: 24; V: 6

ac) I: 12; II: 12; III: 47; IV: 22; V: 28

B) b) I: 23; II: 36; III: 69; IV: 30; V: 9

Total I: 155; II: 332; III: 875; IV: 401; V: 367

B) aa) Gliederung nach dem Inhalt des Bestimmungs-
wortes:

‒ Die Bezeichnung hebt Form und Besonderheiten des
Grabens hervor I: 9; II: 15; III: 53; IV: 27; V: 39

  (davon Lawinengräben:) III: 11; IV: 8; V: 12

‒ Benennung nach Quelle, Bach oder See I: 2; II: 19;
III: 47; IV: 12; V: 8

‒ Benennung nach der Vegetation I: 4; II: 14; III: 29;
IV: 3; V: 5

‒ Benennung nach Tieren I: 5; II: 25; III: 47; IV: 14; V:
16

‒ Benennung nach der benachbarten Flur I: 62; II: 94;
III: 305; IV: 206; V: 194





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Sp. 93

‒ Benennung nach einem Einzelgebäude (Gehöft, Kir-
che, Kapelle, Burg) I: 4; II: 40; III: 107; IV: 11; V: 12

‒ Benennung nach einem Weiler, Dorf oder einer Stadt
I: 6; II: 11; III: 23; IV: 8; V: 3

‒ Benennung nach einem Gewerbe (Mühle, Öle, Walke,
Stampfe, Säge, Schmiede …) I: 3; II: 15; III: 17; IV: 5;
V: 3

‒ Benennung nach (sagenhaften) Begebenheiten I: 1;
II: 4; III: 6; IV: 1

‒ Grenzen I: 3; II: 5; III: 13; IV: 7; V: 6

‒ Andere Benennungen I: 1, II: 2; III: 5; IV: 2; V: 4.

C) -li: grebli: I: 3; II: 18; III: 29; IV: 1; V: 4

gre᪸bli: I: 0; II: 1; III: 24; IV: 40; V: 47.

-i: grabi: II: 2; V: 1.

grebi: III: 3; IV: 1; V. 2.

gre᪸bi: III: 1; IV: 1.

-eren: in der halden-graberen 1300 I Kapp.

-ete(n): (< -ata oder Part. Perf. zum swv graben) Jn der
grabattenn Matten; Jnn der grabatt Matten 1533U22, Jn
der grabaten Mattenn 1533U24 I Brütt./I Ins; das grabat
mettetlin 1521U31 I Ips.; bisz an die grabaten 1513U57 II
Limp.; i dər grabətə (K.), an des meyers matten von tscha-
lunen heisset grabeta 1437U56, 1513U57, die grabett mat-
tann by tschalunen 1531U51, stost … an die Grabetten desz
meyers zuͦ Schalunen … 1532U62 II Äflg./II Rüdtl./II
Schal.

-ene(n): (Part. Perf. zum stv graben) die grabne matten
1525U20 I Erlach; i də grapnə (Häuser, Bauland) II Ers.

-ler: ufəm greblər (Allmendstück) V Därl.; dər indər/ụ̈̄s-
sər troggre᪸blər (Waldgraben) V Gadm.


Schwzd. Grabe(n) i. S. einer tal- oder schluchtartigen Gelände-
vertiefung ist ein typisch westschwzd. Ausdruck; nach Id. II,
676: BL; BE; P; UW; WS (gegenüber östlichem Tobel, Täl(l)i
u. ä., vgl. Zs., Gr. u. Gr., S. 320).


Graben bei Herzogenbuchsee

grābə, ər wōnt i᪷m ~ (nicht: ts ~; Weiler, Gde.), im graben
um 1430U78, Graben (Gde.) 1838D II Grab.


Etymologie s. Graben. Im 13. und 14. Jhd. treten urkundlich an-
stelle des Gemeindenamens noch häufiger die Namen der be-
nachbarten Weiler Baumgarten und Stadönz auf.


Grächwil

gre᪸xwị̄u (), ts ~ (Weiler), B. de Grechwile 1311, in villa
et territorio de Gerchwile 1343, Grechwil 1389‒1460Ud,
Grechwyl 1479‒1563Ar, Grewil, Grechwil 1528‒29UP,
Grächwil 1529U92 … der Hof Grächwyl 1621UP I Meik.


Kaum ‒ wie Id. II, 701 annimmt ‒ zu einem Appell. Grëch n.
‹Alphütte mit Stall›. Vielmehr wird auch im 1. Glied dieses -wil-
Namens ein ahd. PN zu vermuten sein, der aber kaum mehr zu
fassen ist; vgl. immerhin Gracco, Graculf bei Fm I, 665.




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Sp. 94


grad

dər gradaxxər, im ~ II Inkw.; gradəfu᪷rənaxxər, gradə-
fu᪷rəwē᪸g I Vin.; gradi mattəlouəna V Ltbr. Stech.; dər
gradwē᪸g I Leuz.

Wohl hieher: usgrabmattə (K.), Verzeichnis der Ge-
meinde: Ausgradmatte II Deissw.


Schwzd. grad, mhd. gerat, -de; Gegensatz zu krumm (Id. VI,
497ff.); vgl. z. B. in Ltbr. Stech. di xru᪷mi mattəmbaxlouəna.


Grädel

dər gre᪸duaxxər (K.) II Grab.; gre᪸dụsho᪷št (K.) II Inkw.;
gredellsz müly mattan 1533U77 II Huttw.; ds gre᪸du᪷we᪸udli᪷
(K.) II Grab.

-li: Cuͦnrad am gredelysperg 1526U68 II Rüegs.; dər gre᪸də-
lịšbē᪸rg (Hei., K.), Clewi ze gredlisperg 1513U57, Hans z
gredlÿspergsz, Gredlÿsperg 1531U51, Gredlisperg
1611‒12C3, im Grädelisberg 1786A III Landisw.


FN Grädel, z. B. in BE Huttwil alteingesessen (FNB II, 348); zum
ahd. PN Grado (Fm I, 665).


Graf I

ds grafi, im ~ (kl. Weide) V Sax.

Hieher?: d grāflimattə oder d grāflərə (K.) IV Reich.


Kaum zu dt. Graf als Standesbezeichnung, eher zu Graf als Fa-
milienname (alteingebürgert in Aeschi); möglicherweise aber zu
vorröm. *grava ‹Kies›, s. J. U. Hubschmied, Zeitschr. f. roman.
Philologie 62 (1942) S. 133; J. Hubschmid, Alpenwörter 1951
S. 10; Id. II, 708; dazu RNB II, 165: rätor. grava ‹Flussgeschiebe,
feines Geröll in den Bergen›; REW 3851; FEW 4, 254; Zinsli, Gr.
u. Gr. S. 321, 154; Jud, VR 8, 44.


Graf- II

grāf(ə)- (nur in Composita), vz. groffən- I Schwad.

B) aa) (evtl. ab)?) dər xatsəgrāfgrabə III Ndhün.

b) I: 15; II: 5; III: 9; IV: 4; V: 3 (davon ~acher I: 3; III:
1; ~matt I: 2; II: 1; III: 1; IV: 1; V: 1).

Auswahl, früheste Belege: guͦt gelegen ze Hannenbuͤl …
gnempt Grafen guͦt 1358 IV Diemt.; des graffen holtz von
Nydoͧwe 1361 I Biel; groffəmat (K.), prope Gravenmat
1343 I Schwad.; dər grafbüəu (Weiler) die hoͤff ze Gra-
fenbuͤl 1473Rq … III Linden; im grafəštēi (Hei.), unser
guͦte, dem man spricht ze Gravensteine 1376 IV Diemt.;
zwo schuͦpossen … heissent Grafenschuͦpossen 1337 I
Diessb.; grafəšǖrə (Hei.), ze grafen schu̍r 1447 (Zinsro-
del, Burgerarchiv Burgdorf), zu Graffenschür 1567A … II
Burgd.; im grafəwaud, den grafenwald uff 1420C2,
1437U56 … II Bätterk.

C) -i: bim grē᪸fihǖs V Grindelw.; hieher?: von der Grefi
losz 1427U78 IV Zweis.


Graf m. ‹Graf; vornehmer, reicher Herr› (Id. II, 707). In ON
meist als Hinweis auf ehemaliges gräfliches Besitztum zu verste-



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Sp. 95


hen, z. B. für grafəšǖrə II Burgd. mit dem Beleg von 1403 ‹zer
Schüren, so ze ezlichen ziten waz der herschaft von Kyburg›
(Hubschm. Burgd. 721; GLS II, 386).

In einzelnen FLNN wird auch mit dem für den Kt. Bern häufig
auftretenden FN Graf zu rechnen sein, der im Kt. Bern weit-
herum altbezeugt ist (FNB II, 347).


Grafenried (Amt Fraubrunnen)

grafəriəd, (; Pfarrdorf, Amtsbezirk Fraubrunnen);
Rudolf von Bechburg verkauft der Abtei Fraubrunnen
omnes possessiones in villa Gravenriet 1258, Rudolf,
Graf von Thierstein, verkauft der Abtei Fraubrunnen
omnes possessiones nostras … sitas in Riede 1262, in villa
que dicitur Grave-Riede 1274, apud Gravenriet 1282, in
territorio ville dicte Gravenriet 1300, in villa dicta Gra-
vun-Reide 1306 … 1379 ecclesia Riedensi II Graf.

Hieher?: in locis nominatis, id est ad Riete et in Utingun
et in Pigiluna et in Lihsacho 894, P. plebanus in Riede
1256, ecclesia de Riede 1275, Graf Eberhard von Habs-
burg entsagt sechs Schuposen apud Riede zugunsten der
Abtei Fraubrunnen 1275.


Es scheint, dass der Ort ursprünglich bloss Ried geheissen hat
(wie Grafenried b. Thörishaus zu ahd. *riod ‹Rodung›). Verschie-
dene andere urkundliche Ried-Belege könnten sich allenfalls
auch auf dies Dorf beziehen. 1258 erscheint erstmals die Benen-
nung Gravenriet und wird so meist weitergeführt. Diese Präzisie-
rung mit dem BW Graf soll nach HBLS III, 626f. mit dem ur-
sprünglich gräflichen Besitztum zusammenhängen: 1262 ver-
kauft Graf Rud. von Thierstein seine Güter in (Grafen-)Ried
dem Kloster Fraubrunnen.


Grafenried bei Thörishaus

grafəriəd, i᪷m ~ (; Weiler), in Gravenriet et in Bulcin-
gen (bei Mengestorf) 1267, ze grafenried 1425C1 III Kön.

Erwähnung des Ortes: in Oberwangen area super quam
magister Uolricus de Gravinriet residens fuit, … et aream
quam Chuͦno de Gravinriet habuit 1272, Symon de Gra-
venriet 1312, Peter von Grafenried 1430U78, grafəriəd-
höutsli᪷ (Wa.) III Kön.


Zugrunde liegt ahd. *riod (< *reoth) ‹Rodung› (Id. VI, 1731ff.).
Es ist nicht leicht, alle Belege sicher (nach diesem Ort) hieher
oder nach Grafenried bei Fraubrunnen heimzuweisen. ‒ Nach
diesem Weiler Grafenried bei Thörishaus führt das bekannte
Berner Geschlecht von Grafenried seinen Namen (HBLS III,
627). Die gräflichen Beziehungen im ON sind bisher nicht ge-
klärt.


Graffat, Groffot †

Denne ein Halb Juchart Jm graffát (Parallelexempl. des
Urbars: Jm grafazt), Denne zwo Juchart Am groffot um
1525U20, Jm grafat, Jm graffatt 1533U24, Jnn dem graffatt,
Jm grafat 1533U22, im Grafat 1895Z I Ins/Müntsch.


Möglicherweise zu *grawa- ‹Kies› (s. d.); Gravaz bei Daillens
heisst 888 Gravatum (H. Jaccard, Essai de top. 1906, S. 200).




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Sp. 96


Graagg

bim krākətōr (Felstor, Wei.), es krākənre᪸xtli (id. loc.; K.,
das einem einzelnen für eine bestimmte Zeit zugeteilt
wird) V Ringg.

-i: ds krāki, im ~ (Schafwei.) V Gadm.; i᪷m krāki᪷ V
Schatt.

krāki-: ~gletšər (jetzt weggeschmolzen), ufəm ~hubəl, in
dər ~lamm, ~sattəl V Gadm.; ~štein (Felsklotz) V
Schatt.


Schwzd. Grāgg m. f. ‹Krähe› (Id. II, 725; vgl. RNB II, 419).


Grähi

i᪷ dər gre᪸hi, u᪷f dər ~ (Hei.), Grächi, 1 Haus 1838D, Grähi
1845D III Oblang.


Abstraktbildung auf -i (mit konkreter Bed.) zum Verb schwzd.
grëche(n), mhd. gerëchen ‹zubereiten, rüsten› (Id. II, 702), wohl
‹Stelle, wo etwas zugerüstet wird›, z. B. Holz, Steine u. ä.


Gramm-

i᪷ ds grammərt (Wa.), [vorm gremmatt] 1533U24, im Gram-
mert 1895Z, von der halden genant grammert halden
1525U20, Ein Juchartenn vorem gramberg 1533U24, i᪷m
grammətwaụd I Finsterh./Treit.


Bewaldeter Höhenzug zwischen den Gemeinden Finsterhennen
und Treiten, in dem die östliche Anhöhe auf LK 1:25 000
Bl. 1145 heute Grammert, die westliche Grammetwald heisst.

Möglicherweise urspr. *Gran(d)-mont (vgl. dt. Gramberg 1533),
in alem. Mund > grammət und mit Einfügung in die seeländi-
sche Suffixlandschaft auf -ert > grammərt. Mont- wie Berg- für
die kleine, heute bewaldete Anhöhe bezeichnete ursprünglich
wohl die ‹Bergweide› (s. P. Zinsli in: Aus der Geschichte des Am-
tes Erlach, Biel 1974, S. 80).


Grän

ufəm gre᪸n, am ~, dər ~ (Steilhang auf Alp) V Brienz; gre᪷-
nig, am ~, dər ~ (ansteig. Weg Dorf Faulensee‒Bahnsta-
tion) IV Spiez.

Jn gräns acher 1479U11 I Bür.; ager situs in territorio ville
de Anes … vulgariter appellatur Grenacher 1323 I Ins.


Vermutungsweise zu einer vorromanischen Grundlage, zu der
auch der Pass- und Landschaftsname Greina (Somvix) wie die
Alp Grē, rätor. Alp Grein, dt. auch Grennerberg, gehören; vgl.
dazu RNB II, 715 (HN).

Für den Seeländer Beleg ist ein PN zu erwägen: 1270 wird auch
in Büren ein C. dictus Grans urkundlich erwähnt (FRB II, S. 751;
derselbe Name nochmals 1264 FRB II, S. 613, III, S. 47). ‒ Der
FN Grenacher steht deshalb nicht in Frage, weil diese Familie
erst Ende 19. Jhd. aus Deutschland eingebürgert ist (FNB II,
358).


Granegg

u᪷f dər grane᪷k, (; mehrere Hei.), die Granegg neben
dem Schwartzwasser 1617/22C3, auf der Granegg



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Sp. 97


1789/90C3, 1793A, ab der Granegg 1794C3, auf der Gran-
egg 1838D, Grüneck 1850J III Wahlern.

grane᪷k-: ~lox (Hei.), Graneggstutz (2 Häuser) 1838D,
~waud III Wahlern.


Etymologie nicht gesichert. Granegg < mhd. uf der grâwenegg
(Grauegg)? Ebenso wenig wahrscheinlich eine Mischform
gran(d)egg wie Granfelden/Granval (Jura) oder Gran(d)berg/
Grammot s. d. Schwäb. Wb. III, 789: «Gran- in Ortsnamen; Ur-
sprung unbekannt.» Hier wird auch Graneck als mehrfach be-
zeugter Name von Bergvorsprüngen und Burgen aufgeführt. ‒
Granegg heisst ein Gutshof bei Kreuzlingen TG.


Gräng-

gre᪸ŋbax (zum Ortsnamen Greng FR) III Clav.



Gräniche s. Grenche


Grans-

graussaxxər (and. Bez. mu᪷ni᪷mat), ein Juchart Jm Schlatt
der granszacher um 1532U13, der gramsacher 1540U14 I
Arch.

Denne ein halbe Jucharttenn bÿ der granseren 1533U23 I
Eps.


Schwzd. grans(en) f. ‹Schiffs-Schnabel, Fischbehälter, Fischer-
kahn mit Fischbehältern›; mhd. grans ‹Schnabel, Rüssel› (Id. II,
782f.). In Flurnamen in übertragenem Sinn von Bodenflächen
oder vorspringenden Bergformationen, z. B. Graus m., Name ei-
ner Egg zwischen der Kl. Fontannen und dem Flüebach.


Grant-

dər grantmā, grampmā, uf ~ (; magere Weide, Rutsch-
gebiet), vendidimus … pratum nostrum dictum Grant-
mon 1331, ab einer weid grandman 1528 (Zins- u. Gült-
buch Frutigen, fol. 3), (Lawinen haben) an Grantmann,
in Achseten und im Kandergrund bis auf 28 Gemächer
vertragen 1720U172, Grantmann (Alp) 1845D, unser guͦt ze
Frutingen, gnemt Grantmatta 1350; gantəbax (älter:)
grantəbax, gantəbrü᪷k, Grantenbrügg 1775/1777C3 IV
Frut.

Grantenhubel 1845D (Gebiet Homad; lokal id. mit)
gụrantihubəl (Alpteil) IV Bolt./IV Zweis.

-i: im granti, ds ~ (Magerwiese, auf und am Bachgeröll),
im grantiwāld (K., Wa.) IV Frut.


Die etymologische Bestimmung der vielleicht nicht einmal ein-
heitlichen bernischen Flurnamen ist schwierig; vielleicht zu
amhd. grant, grandes stm., Pl. grende ‹Trog, Behältnis für Flüs-
sigkeiten, Vertiefung› (Graff IV, 330; Lex. I, 1069), das im Bairi-
schen noch als Appellativ vorkommt (Schmeller I, 1003), im
Schweizerdeutschen aber fehlt.

Förstemann (I, 109) erklärt die bairischen Flurnamen Grant-
perch ‒ heute Kramberg ‒ und Grantowa, Belege aus dem
11./12. Jhd., vorsichtig mit dem nur nd. bezeugten ahd. grant
‹Kies, Sand›. Möglicherweise ein Randwort?

Ein Bezug auf frz. grand ‹gross› ist unwahrscheinlich.




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Sp. 98


Gräntschel

am gre᪸ntšu᪷, (auch gre᪸ŋtšu᪷, K., Halde), Jm lÿsz Wald j
Juch. am grentschel vor dem wÿer … Jm grenntschel
1532U4, im Gräntschel, Grentschel 1650A, 1704A, Grent-
schel 1838D (12 Häuser) I Lyss.

am ~bax, im ~waud I Lyss.


Rom. *granicellu, zu lat. granica ‹Scheune› FEW IV, 225. Seman-
tisch: Wiese bei der Scheune? Vgl. FEW IV, 226: grandžaso, pré
autour de la cabane au bétail. (HN).


Granwil s. Chrankwil


Gränz-

gre᪸ntswē᪸g I Vin.; gre᪸ntswē᪸g II Dürrenr.

Schwzd. (spät) Grënze(n) ‹Grenze› (Id. II, 785).



Grapfa †

u̍nser reben genemmet die Grapfa 1386 I Twann.



Gräppe s. Greppe


Grappi

d grapi (, Mulde) V Grindelw.


ə grapa ist in Grindelwald das bodenständige Mundartwort für
den Eindruck eines Tierhufes im weichen Boden.


Gras-

B) b) I: 1; II: 8; III: 1; IV: 4; V: 3

Auswahl: grasacher 1480U44 II Alchenst.; ufəm grāsgartə
I Nid.; d grāslaffi, i də grāslaffə (Wei.) IV Saanen; i᪷m
graslouišlẹif V Wild.; der graszbouͤmlis acher 1535U101 II
Urt.; grāsbu᪷rg III Wahlern (s. d.); grāsro᪷ub (K.) II
Rüegs.; nid dem grasweg 1364 II Burgd.; am grasz weg
… stost vff den grasi weg 1531U97, 1535U101 II Ers./II
Utztf.

C) -i: lytt am grassi 1532U62, am grasiweg 1437U56, Im grasi
weg um 1532U13, ann grassj Weg 1532U62 II Utztf.; im
grāssi᪷ (Hei.) IV Frut.

-eren: i᪷ dər grāsərə (K.), by der grasseren 1521U31, by der
graseren 1530U33, grasera 1533U23 I Eps.; i᪷ də grasərə I Ips.
-ig: i᪷m grasigə šleif (Holzlass) V Matten; dər grasigwē᪸g
III Belp; gẹisgrasi᪷k (veraltet) V Ringg.


Schwzd. Gras ‹Gras› (Id. II, 792). Graassi IV Frut. dürfte kollek-
tive -ahi-Bildung sein (wie Grasere) < *gras-ahi ‹Grasbüschel,
Grasfläche›. Geisgrasig evtl. ‹Geissgrasung› oder ‹Geissgras-
eck›?




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Sp. 99


Grasburg

u᪷f dər grāsbu᪷rg, dominus Otto de Grasburc 1223, Cono
de Grasenborch 1228N, Cono de Grassenburhe 1231N, de
Grasburc, de Grasburch, de Graseburc 1239, Chuno de
Chraburc 1245, Graseburg 1255, Grasburc 1259, in Gra-
siburc 1260 … (weitere 8 Belege 13. Jhd.) III Wahlern.


Gelehrtenetymologie setzte ein Crassusburg an, in der Meinung,
die Burg sei von einem Römer namens Crassus errichtet worden
(vgl. dazu und zur Geschichte der frühmittelalterlichen Feste
HBLS III, 637f.). Eventuell ist im ersten Namenglied nicht Gras
‹gramen› zu suchen, sondern ein ahd. PN Graso u. ä. (Fm I, 666);
vgl. auch Grasswil BE > 1261 Graoltzwiler.


Grääsch-/Greisch-

grē᪸ši, ein Juchart genant das grosz grësche um 1525U20,
Gräschiacker 1895Z I Treit.

im greiši, ds ~ (Wohnviertel), im Greischi 1895Z I Ins.


Lat. granica wird über [grãndže] > [grãnže], verdeutscht zu
granši, wobei das inlautende -ž- als stimmloses -š- übernommen
worden ist. Diese Substitution ist normal (s. Steiner, Die franzö-
sischen Lehnwörter in den alem. Mdaa. der Schweiz, Wien/Ba-
sel 1921, § 205) (HN). Gränschi muss danach durch Umlaut und
n-Schwund (Staubsches Gesetz) zunächst zu nasaliertem Grää-
schi, auf einer folgenden Stufe mit Diphthongierung (Fänšter/
Feišter) zu Greischi geworden sein: Grääschi und Greischi dürf-
ten also zwei zeitlich verschiedenen Lautstufen des Lehnworts
entsprechen. Die Stufe frühster Aufnahme wäre Grenche(n),
Greiche(n), ‒ Namen die noch vor der k-Verschiebung in den
deutschen Mund gekommen sein müssen (s. d.).


Gräspi s. Räsp


Grassen

dər grassən, u᪷fəm ~ (Felspyramide, Ktsgrenze Bern/
Uri/Unterwalden), Grassen 1760Gr, ds grassənjó᪷x (zw.
Titlis und Grassen; auch Wendenjoch genannt) V Gadm.
(nördl. des Gipfels Grassen liegt die Obwaldner Alp
Grassen).


Wahrscheinlich Übertragung des Obwaldner Alpnamens Gras-
sen auf Gipfel und Joch. P. Hugo Müller, Obw. Namenbuch
1952 S. 49 vermutet hinter dieser Benennung einen alten PN,
ahd. Grass, s. Fm I, 666; Socin S. 417. ‒ Der Familienname Grass
ist aber weder in BE noch in der Innerschweiz belegt (FNB II,
353).


Grasswil

grosswị̄u, ts ni᪷dər/o᪷bər ~ (; Dorf), Graoltzwiler
1250‒56, in Graolzwile 1287, in der Huͦba de Graswile
1311, Jurto von Graswile 1345, ze Graswile 1346 …
Hensli von Grauswile 1384, Ein schuoppossen ze Ober
Graswil 1431K4 … das guͦt ze Grasszwil 1447 (Zinsrodel
Burgdorf) … Grosswill 1520UP, graszwil 1531U51, gat der



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Sp. 100


pfad gan groszwil daru̍ber 1531U97 … Grossweil 1729‒32C3
II Seeb. Grassw.

an den graszwil waͤg 1531U51, an groszwÿl wäg 1595U54 II
Seeb. Grassw.


-wil(are)-Bildung mit einem ahd. PN Graolt < *Grawolt <
*Grawo-walt, zu Graolt (Fm I, 688)

Die Lautentwicklung führt wohl über stark verdumpftes a (<
ao) unter volksetymolog. Anlehnung an das Adj. gross zu Gross-
wil.


Grat

grāt (II: auch grōt) m.

A) I: 0; II: 3; III: 7; IV: 6; V: 9.

Auswahl: u᪷fəm grāt (Hei.) II Hasle; dər grōt (Waldgrat)
II Kldietw.; dər grāt (Hei.), auf dem Gradt 1728A (zins-
pflicht. Gut) III Eggiw.; dər grāt, ufəm ~ (auch: u᪷f dər
e᪷k; Waldhöhe) III RütibR.; dər grāt (Hei.), das guͦtt vff
dem grad 1530U135, 1547U137 III Sign.; u᪷fəm grāt (Schatt-
stall) IV Bolt.; u᪷f də grēət, grị̄ət (Wildheumad) IV
St. Steph.; i᪷m grāt (oberste Hangpartie am Grat) V
Därl.; ufəm grād V Gadm.; hindərəm grāt (Alp jenseits
d. Grates) V Obried.

B) I: 0; II: 36; III: 79; IV: 76; V: 42.

Auswahl: -grāt: ammərtə~, Ammertengrat 1760Wä IV
Adelb.; dər aštgrō᪷t (Hei.) II Sum.; eixgrōt (Hei.) II
Trachsw.; an den ärbsz grad 1531U136 III Langn.; friššə-
wē᪸rt~ IV Lenk; vln dem frowen grat 1495Uk2 II Rüegs.; an
fruͦttingen grat 1577U160 IV Lenk; an Geysgrat 1379, 1389,
von dem Sattel untz an Geiszgrat 1420Rq1, 1569U72 III
Schangn.; an den Gersten graͧd 1470Rq1 III Trub; ufəm
fordərə/hi᪷ŋərə gịrš~ (2 Hei.) III Eggiw.; kü᪷kis~, Gügis-
gradt 1795Rq8 III Sigr./V Beatb.; in Hambüelsgrath
1599A, 1639A III Sign.; an denn hasenn grad 1531U136 III
Langn.; an Hein gradtt 1530U69 II Sum.; der Hellgradt
1534UP III Röth.; Honegg grat 1531U144 III Eriz; hu᪷ụər~
(Hei.), an holder gradt 1534/35 (Gemeindearchiv) III
Langn.; u᪷fəm hö᪷i~ (Hei.), uffÿ in hoͤÿ gradt 1531U136, im
Höüwgradt 1592/95C3 … III Trub; hundtz grad 1531U136
III Trub; vff denn knoͤüw grad 1531U136 III Trub; am
oͤugstgrat 1569U72 II Erisw.; ri᪷ŋərgrō᪷t (Hei.), Rindergrat
(Alp) 1782C3 II Sum.; ro᪷kəgrō᪷t (2 Hei.), im Roggengrad
1641A II Erisw.; ros~ (2 Hei.), an Roszgraͧdt 1470Rq1, an
Rossz grad 1531U136 … III Trub; rọ̄x~ (Alp), Rouchgradt
1534UP, 1538UT, ob der Alp Rouchgratt 1570UP III Röth.;
šte᪸kxə~ (2 Hei.), an den stäckenn grad 1531U136 III
Langn.; štig~ (2 Hei., Alpwirtschaft), Stig grad 1531U136
III Langn.; Utzellengrat 1439Rq1 II Waltw.; tswịfaltə~
(doppelter Gratrücken) V Bön.

ab) ein guͦt an Remisgrate 1303‒07Qs, die alp Remis grat
1569U72, 1585C3 … (heute: o᪷bər/u᪷ŋər re᪸mis, ohne -grāt) III
Langn.

ac) vff den vinstren grad 1531U136 III Trub; hoch grad



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Sp. 101


1531U97 II Lütz. od. Obburg; ho᪷~ (Hei.), hogradt 1534
od. 1535 (Gde.-Archiv) III Langn.; vf dem Hoch grat
1533U133 III Rüegg.; i᪷m blu᪷ttə~ (Hei., steil), im Blutten-
grat 1776A III Laupersw.; ufəm rōtə~ (Alp), Rohtengrat
1710A, 1728A III Eggiw.; ufəm šle᪸xtən grād (Gratein-
schnitt) V Brienzw.

B) b) I: 2; II: 7; III: 8; IV: 5; V: 10.

Auswahl: Zins von dem Gratmarchelttin 1502U157,
1515U158 IV Lenk; von dem mittlesten Gratmad 1502U157
IV St. Steph.; zwey mans mad heist das grattmad
1497‒1516U167 IV Zweis.

C) -li: grȫtli (II); grē᪸tli (III, V); grētli (III); griətli (IV).

I: 0; II: 1; III: 5; IV: 2; V: 10 (keine historischen Belege).

-grätli: I: 0; II: 1; III: 6; IV: 8; V: 21 (keine hist. Belege).

-ler: dər grē᪸tlər (Seitengraben) III Eggiw.

Hieher? d grịədime᪸dər IV St. Steph.


Schwzd. Grat, Pl. Grät m. ‹länglicher, schmaler Bergrücken›,
mhd. grāt stm. (Id. II, 820f.). Vgl. Zinsli, Grund und Grat, S. 321.


Grätsch-

gre᪸tšishāg (K.), by gretzishag i juch: stost an trölers holtz
1532U4 I Kalln.


Kurzform zu PN Pankraz, vgl. Id. II, 835.


grau

A) i᪷m grāu (K.; Ellipse für: i᪷m grāuəštei) II Madw.

B) b) I: 11; II: 12; III: 15; IV: 1; V: 9 (davon ~štei: I: 6;
II: 7; III: 11; IV: 0; V: 1).

Auswahl: uf dər grauə fluə (Wa.), ze der Grawen fluͤ 1370,
uff die Grawen fluͦ 1373 I Safn.; i᪷m grauho᪷uts (Wa.), ne-
mus dictum vetus nemus 1256 (nach Jahn = Grauholz),
im Grauwen Holtz 1594A … II Moosseed./Urt./ III
Boll.; die obre gramatten 1513U57 II Zuzw.; Zwöÿ man-
werch mattenn, genant die nidere gramat 1622UP II Mad.;
graumōs, zem grammos 1436U121, anderthalb juchart
acher bim grammos 1532U125 III Ferenb.; grammōs III
Mühled.; im grauəštei (K. mit grauweissen Steinen), a
magno lapide Grisio ca. 1131; usque ad lapidem crisium
1208?, usque ad Grawensten um 1238 I Seed.; zuͦ dem
Grauwen stein 1371, bisz zum graͧwen stein 1531U136 III
Langn.

Hieher? ager unus iuxta Grawengepreiten 1277 II
Langt.; ufəm grē᪸ilig I Schwad.



Grauenstein

grāuəštei (Weiler), Grauwenstein 1622 (Hettiswil Urbar),
bei dem Grauenstein 1749A, Grauenstein (Häuser) 1835D
II Krauchth. Hettisw.





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Sp. 102


Schwzd. gra(w), grau ‹grau› Adj., mhd. grâ, -wes; auch von Fel-
sen, Bäumen u. a. (Id. II, 830f.). Zss. wie gramat, grammoos kön-
nen durch Assimilation in der Dativform erwachsen sein: (in
der) gra(wen)-matt, (im) gra(wen)moos; vgl. aber auch die Erklä-
rung Id. II, 831.

Zu gre᪸ilig I Schwad. vgl. Gräwling ‹Name eines alten Turms› in
Bremgarten AG (Id. II, 834).


Gräub s. Gröib


Grebel

stost an den grebel 1488‒1514U166 V Leiss.

im gre᪷bəlbax, gröbəlbax (Hei., Bach), an den Grebelbach
(-bach gestrichen) 1482U166, an den Grebelbach 1491U166,
Grebellbach 1666/67A, Gräbelbach (1 Haus) 1845D IV
Aeschi/IV Kratt.

ein halb juchart achers in grebelsried 1532U125, 1542U104 III
Laup./III Neu.


Schwzd. Grebel m. ‹karstartige Hacke› (Id. II, 688). Der Bach
wohl nach deren Form als verzweigtes Gewässer benannt.

In Grebelsried liegt die Personenbez. Grebel m. ‹(Toten-)Gräber›
vor (ebd.).


Greiche s. Grenche


Greisch- s. Grääsch-


Grejere

i dər grē᪷jərə (gutes K.), die grÿera, in der grÿeren um
1530U142, Jnn der grÿeren ein halb mad 1535U101 III Oppl.


āria-Bildung zum FN Grÿer. Bss. aus ders. Gemeinde: «Kÿsara
Peter Kÿser, Tubera ‒ Hans Tuber etc.» um 1530U142. (Vgl. dazu
M. Szadrowsky, Lateinisch -aria in der alemannischen Schweiz,
ZNF XIV, 1938, 31ff., insbes. 50ff.) Grÿer ist Herkunfts FN zur
Landschaft Gruyère, dt. Greyerz, im 18. Jhd. auch Grière (Bloch/
v. Wartburg, Dict. Etym. d. 1. langue française, S. 308).


Grell- †

von grellen matten im briell 1485U15 I Brütt.


PN; vgl. Socin S. 142: Hugo Grello 1149; Crello, urbanus Turicen-
sis 1159.


Gren s. Grän


Grenche

grenxə, gre᪸nxə, greixə K., Dorfteil, Alpweide.

A) die gränchen 1569U72 II Lütz.; dər greŋxə (Bergweide),
den berg genemt grenhen vor 1429U78, vff dem berg
grennchen 1487K10, Berg Grenichenn 1533U133 III Gugg.;



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Sp. 103


gre᪸nəxə, gre᪸nixə, das i᪷š ~ (Wa.) III Laupersw.; greixə, ts
~, im ~ (Quartier), in Grenchon 1313, in villa dicta
Grenchon 1314, de bonis sitis in Grenkon 1344K5, von
Grenchon 1349, ze Grenchen 1353, 1363, ze Grenkon
1378, grenchon 1396Uk2 … in den drÿen dörflinen Wilders-
wil, Mülinen und Grenchen 1533Rq8 V Wild.

B) ac) im obərən/undrən greixə (K.) V Wild.

b) I: 2 (Nähe Dorf Grenchen); II: 0; III: 7; IV: 0; V: 2.

Frühste Belege: uff dem grenchen [?greuchen] veld
1535U161 V Wild.; in grenchenmatten um 1532U13 I bei
Bür.; oben an grenchmatten 1535U161 V Ltbr.; grenxə-/
grēnhəbe᪸rg, der Grenchenberg 1489A III Gugg.


Der Name geht, wie schon Gatschet I, 16 gesehen hat, auf lat.
*granica ‹Kornspeicher, Scheune›, später auch ‹Meierei,
Bauernhof› zurück (REW 3845, FEW IV, 225ff.). Er muss als
alem. Lehnwort bis in den Alpenraum (BO; WS; ennetbirg. Wal-
serkolonien) vorgedrungen sein; vgl. P. Zinsli, Das Berner Ober-
land als frühe alem. Siedlungsstaffel, in: Festschrift A. Bach,
1965, S. 330ff. bzw. S. 352; ders. in: Walser Volkstum S. 418 A5;
Glatthard, Aare/Saane S. 288ff.


Greppe

gre᪷pə, gre᪸pə f., m. (K.).

A) i᪷ dər gre᪷pə (K.), in der graͤpp 1528U2, an der gräppen
1532U4 I Grossaffolt. (Wingarten); i dər greppə, ein wald
heist Jn greppen, die matten von greppen hin vf vntz zuͦ
der Schwendi 1464U38a II Langt.; im gre᪸ppə, dər gre᪸ppə
(Hei., K.), von dem grepen 1488U156, ab dem guͤtt genant
der Greppen, ab dem Stadelmad Im Greppenn 1502U157,
1515U158 IV Bolt. Littisbach.

B) b) gräppelacher 1528U2 I Grossaffolt.; i dər gre᪸ppə-
wẹ̄d IV Bolt.

C) gräpplin 1528U2 I Grossaffolt.


Kaum zu schwzd. Grepp f. < Gräbt, mhd. (be)greb(e)de ‹Ort des
Begräbnisses, Grab› (Id. II, 698). ‒ Wohl zu vorrom. *krapp-
‹Fels›, vgl. J. Hubschm., Alpenwörter, S. 13; REW 4759.


Grer

im grē᪷r, ds ~ (Wa., Steilhang mit Geröll) V Gsteigw.


Zu schwzd. rēre(n) intrans. (seit mhd. Zeit) ‹herabbröckeln, her-
abrieseln› (Id. VI, 1224f.); also ‹Geröllhalde› (Verbalabstraktum
< gi-rēri).


Greesgi

im grēski, ds ~ (Alpstafel Planalp), Gröszgi 1893, Grösgi
1894 (Alpprotokolle). Der Gewährsmann A. Streich erin-
nert sich, in einer Urkunde aus dem 16. Jhd. gelesen zu
haben: gröszkin V Brienz.


Wenn der urk. Beleg des 16. Jhds. gesichert ist, wäre Zusammen-
hang mit Chin(n) ‹Schlucht› zu erwägen, wobei allerdings die
Lautentwicklung unklar bliebe (wie etwa in Glinga GR Nufenen
und Avers (RNB II, 442) zu Chlinge(n) ‹Schlucht› (Id. III, 657).




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Sp. 104


Gret

grēt f. (meist K.)

B) b) im grē᪷təmbodən (K.) V Gutt.; zuͦ Greden weidli
1554U109 III Mühleb.

Hieher?: grẹ̄təmattə IV Lau.

C) -i: gredisaxxər IV Bolt.; grētislo᪷x (Hei.), inn gredenn
Loch 1518U74, das Greitlisloch 1794A II Farn.

-er: dər grētər (Hei., K.) II Rohrbgr.; die Gredersmatt
1666L, Greders mos 1423U72a II Ndbipp.

Hieher?: grē᪸tərsbo᪷dən (bei Gratwald) V Brienz.

-el(e): uf dər grẹ̄tlə (Hei., K.); Nbform: dər grētəl, im ~ IV
Diemt.; ds grē᪷təli (Scheune) IV Saanen.


PN Grēt (Id. II, 824) s. auch Margret.


Gribel- †

Der gribellacher ein grosse Jucharten 1531U97 I Buss-
wbB.; der gribellacher Jst iij Jucharten 1530U95, der
Gribellacher iij Jucharten 1595U54 II Herzb./II Thörig.


Evtl. zu schwzd. Grebel ‹Karst› (Id. II, 688) mit frühem Umlaut
ahd. grebil > gribil; vgl. aber auch Grübel.


Gricht s. Richt-


Griid s. Rüt


Gride

A) ds grịdə, u᪷fəm grịdə (Hei.), an der matten Grÿden den
Hofe 1391Uk2, ze Griden: Rüffli von Griden git von Cuͦni
Griden gütern, … von Cuͦnis Griders gütern 1425U78, fünff
Juchartten genannt Gryda 1502U157, zuͦ gridenn 1515U158
IV Bolt.; d gridi, in də gridə, blan warno sey eys grideres
inter duo terranz 1360Zw IV Gsteig; d grịdə, u᪷f də grịdə
(auch: gri᪷də) IV Lau.; becium deis greydes 1441Zw IV
Saanen (Grenze gegen Ormont); i də grịdə (Wei.), weid
uff griden 1515U158 IV Lenk; im grị̄dən V Gadm.

B) b) I: 1; III: 1; IV: 8; V: 4.

Auswahl (und alle unter A) nicht genannten Orte): Jm
grid acher um 1531U34 I Aeg.; grịdəbụ̈əụ (Weiler, See-
kreide), Grigelbühl 1777/1779C3, auf dem Grydelbühl
1788A … III Lind.; grịdəbodə (grịpodə), grịdwāld, Gryden-
wald 1794A, grịdəwẹ̄d IV Bolt.; grịdəwāld V Gadm.

Hieher?: ds grịkre᪸bli (Seitengraben zur Simme) IV
St. Steph.; ds gri᪷matli (; K.) IV Bolt.


Etymologische Herkunft ungeklärt (RNB II, 715; P. Glatthard,
Ortsnamen zwischen Aare und Saane, S. 108).


Grien

griən n. K., Wa. mit kiesigem Untergrund; ehemalige
Flussläufe; im Alpengebiet auch Moränenschutt.





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Sp. 105

A) I: 13; II: 1; III: 2; IV: 0; V: 1.

(Auswahl): im ~, ein grÿen, ein gruͤn 1532U4 I BusswbB.;
im ~, von dem grien zwüschen den wassernn 1532U4 I
Lyss; i mad gras lit obenn am grien 1532U4 I Rad.; im ~,
ine den Erlen das grien 1521U31 I Stud./Worben; ufəm ~
(Dorfquartier) II Rohrb.; ds ~ (alter Kanderlauf) III
Amsold.; im ~ (mageres K. am Berghang), das Grÿen
1562U161 V Bön.

B) a) I: 29; II: 0; III: 2; IV: 2; V: 1.

(Auswahl) aa) von dem Alpbach-Grien 1754U164a V Has-
lib./Meir.; eššə~, das Eschengrien 1685A I Kapp./Lyss;
im fe᪷lə~, fe᪸li~ (weites K., Unterholzrodung) I Kapp./
Lyss/Worben; xandər~ (Wa.), auf dem Candergrien
1727A … III Thier./Thun/Uet./IV Aeschi/Spiez; lattə~
(K., Tannen f. Gerüsthölzer) I Schwad.; po᪷kxə~ (K.,
Geissbockhalter hier nutzungsberechtigt) I Büet./
NdriedbK./Rad.;

ac) vom blutten grien 1540U14 I Dotz.; vff dem Töiffen
Grien 1502U157 IV St. Steph.

b) I: 12; II: 9; III: 11; IV: 0; V: 4 (davon griəngruəbə:
I: 7; II: 7; III: 6; IV: 0; V: 1).

(Auswahl) ein mad im Grenfelt 1360 V Bön.; an die
Grien Spe 1531U144 III Amsold.; i᪷ dər ~tse᪸ug, vff der
gryen Zellg 1529U33, 1531U34 I Worben.

C) -li: griəndli (angeschwemmter Boden) III Frauenk.;
ds griənəli (Haus) III Langn.;

-eren: i dər griənərə (K., mit viel Kies) III Kies./
Ndwichtr.


Schwzd. Grie(n) n., mhd. grien stmn. ‹Kies, feines Geröll, sandi-
ges Ufer› (Id. II, 747f.); vgl. auch Grin.


Gries

gri᪷əs, grī᪷əs n. Gebiete in und neben Bachläufen.

A) ds ~ (Schlucht) IV Reich.; im ~ (Talkessel) V Gadm.;
im ~ (K.) V Leiss.

B) ac) stossett … an schönen griesz 1524‒80U168 (s. A)!) IV
Reich.; im under gries 1437U56, am vndergriesz, im
vndern griesz 1532U62 II Utztf.

b) I: 0; II: 1; III: 2; IV: 3; V: 5.

Auswahl: ~hu᪷bu III Mühleb.; in der Griess Oehy 1771C3
IV Lenk; ~šlu᪷xt (neuer Name, früher grī᪷əs s. o.) IV
Reich.; ~štand (Felskanzel) V Gadm.; ~we᪸gli III Sigr.;
~waŋ V Gadm.

C) -li: i᪷m gri᪷əsli (4 Häuser) V Leiss.

Familienname Griessen: i᪷ dər gri᪷əssənọ̈i (gekürzt: i᪷m
gri᪷əssi᪷) IV Adelb.; gri᪷əssənei (Wa.) IV St. Steph.; gri᪷əs-
səwāld IV Adelb.


Schwzd. Gries n. mhd. griez stmn. ‹grobkörniger Sand, Kies› (Id.
II, 801f.).




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Sp. 106


Griesalp

griəsalp (Kurhaus, Weide) IV Reich.


Etymologie s. Gries.


Griesbach b. Sumiswald

i᪷m gri᪷əsbax (Bachname, Weiler), in griesbach 1380U55, im
griesszbach 1426U64, Griessbach 1528A, 1529A … II Sum.

~mattə (Hei.), ~mōs (Hei.) II Sum.


Etymologie s. Gries.


Griezi

i᪷m gri᪷ətsi᪷ (Heuland, steil) V Gutt.



Griif-

grị̄f-, grị̄ff- (nur als BW in Composita).

grị̄ffəhü᪷beli III Bern; grị̄fəmbax (Bach, K.), Burchardus
zem Griffenbach 1335, Mychel zem Grifenbach 1365,
1367 V Ltbr.; grị̄fəbē᪸rg (Wa.) I Meinisb./Safn.


Grīf, -en m. ‹Greif, fabelhafter Vogel› (Id. II, 709). Allenfalls
auch zu einem PN Grifo, s. Fm I, 674.


Griifel-

grị̄fəlwē᪷idli᪷ (K. Wei.) V Ltbr. Weng.


Schwzd. Grīfle(n) f. ‹Preiselbeere› (im Wallis und Walsermund-
arten, aber sporadisch auch im BO: grīfləni in Wengen). Das sei-
ner Herkunft nach dunkle Wort ist auch im lombardischen Os-
solagebiet in der Form grigul wie bei den Piemontesen der Valse-
sia als griule < *grivule bekannt, s. J. Jud, Zur Geschichte der
romanischen Reliktwörter, VR VIII, S. 42f.


Grimm-

i᪷ dər gri᪷mmsmatt (Hei.), die grintzmatten iij meder
1531U97, Grimsmatt (Ha.) 1838D III Vech.


Ursprünglich zu Grind (s. d.), später durch Assimilation dem FN
Grimm angeglichen (FNB II, 363).


Grimmer

dər grịmər (Alp) IV Kandergr.

gri᪷mməršbodə (ehemal. Moosboden; and. Bez.: weŋərs-
rü᪷ədusmö᪷sli᪷), iiii meder ligent in grimmersboden stost zuͦ
einer siten an der wenger guͦt 1498U46 III Blumst.; dər
gri᪷mmərštei (Hei.) II Erisw.


Grimer ist als Beiname in der Nähe von Kandergr. bezeugt:
Grimer von Kyental 1354, Petrus Grimer (Scharnachthal) 1368;
ursprünglich wohl Grimhar, Crimheri, im 9. Jhd. belegt in
St. Gallen (Fm I, 671). Der einfache Konsonant hat sich in dieser
Gegend erhalten (s. SDS II, 187), während er sonst intervoka-
lisch ‒ eventuell auch in Anlehnung an den FN Grimm ‒ ge-
schärft wurde.




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Sp. 107


Grimmestei

dər gri᪷mməštei, u᪷fəm ~ (Hügel im Wa., Ruine), Petrus de
Grimestein 1271, Petrus de Grimminstein 1275, Peter
von Grimmenstein 1328, 1336, 1338, 1339 … Peter von
Crimenstein 1359 … Heinzman von Grimstein 1364 … zuͦ
Grimmistein 1595U54 II Wynigen.


Bezeichnender hochmittelalterlicher Burgname mit der Kompo-
sition von mhd. grim(me) ‹schrecklich, wild› und mhd. stein stm.
‹Fels›, auch ‹Burg›; vgl. O. Boxler, Die Burgnamengebung in der
Nordostschweiz und in Graubünden, 1976, S. 196; Edw. Schrö-
der, Die deutschen Burgennamen, in: Deutsche Namenkunde,
1938, S. 155ff. ‒ Die Edlen von Grimmenstein werden im 13.
und 14. Jhd. erwähnt (HBLS III, 748).


Grimmi

gri᪷mmi f., n. (K., Alp-, Weidegebiet).

A) neben dem hag der die grimmi jn slachet 1480U44 II
Kopp.; grimmi (Alp), xx küberg uff grymmo 1524‒80U168,
an Grimmien 1629UP, auf Grimmien 1738/39A IV Diemt.

B) a) štịərə~ (Alp), i᪷ dər wild~ (Schafwei.), Wild Grimien
1620R IV Diemt.

b) ~aup III Mühleb.; ~alp, ~fū᪷rki IV Diemt.; jn grimmis
ru̍ty neben dem hag der die grimmi jn slachet 1480U44 II
Kopp./II Willad.; im ~šwa᪷nd (auch gri᪷əməšwond, Wa.)
III Sigr.

C) ufəm grimmli, ds ~ (Bergweide) V Ringg.


Wohl Abstraktbildung zum Adj. altschwzd. grimm (Id. II, 733),
ahd. grimm(i) ‹wild, grausam›, das zunächst für innere Zustände,
aber vereinzelt schon toponomastische Anwendung zu finden
scheint; funesta praecipitia = crimmo vlornussi ‹verderbliche
Abgründe› (Graff, ahd. Sprachschatz IV, 324). Das einfache
Adj. grimm ist im Deutschen schon seit dem 18. Jhd. durch grim-
mig ersetzt (H. Paul-Betz, Dt. Wb. S. 273). ‒ Die Namenbildung
entspräche etwa derjenigen von schwzd. Wilti zu wild ‹hochgele-
gene, rauhe, bzw. verkehrsabgeschlossene Gegend› (Zs., Gr. u.
Gr. 340). ‒ Schwäb. Wb. III, 836 weist Grim-, Krim- ebenfalls in
verschiedenen Örtlichkeitsnamen nach (Grimbach, Grimm,
Grims …) und bemerkt dazu: «in ONN verschiedenen, nicht im-
mer klaren Ursprungs».


Grimsel

ein tristidi an Grimslon und daz dar zuͦ hoͤrt 1361‒69 (Ko-
pie um 1467N) IV Erlenb. gri᪷msəlek (Weide Bellenalp) V
Sax.; gri᪷msləngrābə, der Grimslengraben 1794C3 IV Saa-
nen; gri᪷msəlbödə (Bellenalp) V Sax./Wild.


Etymologie s. Grimsel Hospiz.


Grimsel Hospiz, Grimsel Passhöhe

an dər gri᪷mslən (Bergübergang zwischen Berner Ober-
land und Oberwallis, schon seit kelto-römischer Zeit be-
gangen), da die Ar entspringt, das man nempt den
Grimslen, wider uber an den Grimslen, da die Ar ent-



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Sp. 108


sprenget 1385, das der weg und die strasse gemacht
werde uf u̍nser gebiet untz an den spital an Grymslun
1397Rq, apud Grymslen 1418 (Gremaud J., Documents
VII, S. 269), das Er (Hans Huber) auch über den Berg
Grimslen gesaumet hat ?1429 (Kopie v. 1744U173), apud
consches (Goms) in domo grimsle ecclesie beate marie
virginis 1498 (Gde-Archiv Ulrichen), an der Grimbslen
1511 (Kopie v. 1744U173), zu faren mit Irem veech durch Ir
alpen genammptt Grinnbslen 1567 (Gde-Archiv Oberge-
steln), per montem Grimsulam 1574 (Simler, descriptio
Valesiae, Font. Bd. I), ad Grimsulam 1577Sch, uf Grimsel-
len an selbigen spital 1660Rq … V Gutt.

gri᪷msəl-hošpits, ~pass, ~sēə, der Grimslerenberg 1692A V
Gutt.

Hieher?: am Gru̍msten 6 mans mad zwischen 1361 und
1369N (Kopie um 1467) IV Erlenb. (Möglicherweise un-
genau kopiertes Grümslen; vgl. in derselben Kopie von
1467: ein tristidi an Grimslon).


Der Passname Grimsel ist noch ungeklärt. Zusammenhang mit
den Alpnamen Grimmi (s. d.) ist anzunehmen, möglicherweise
aber auch mit den ONN Grimisuat bei Sitten VS und Grimentz/
Grimence bei Siders WS (H. Jaccard 1906, S. 203), cabulum du
grumissel 1592 u. ä. im Val Hérémence. Doch lässt sich ein weite-
res Vorkommen des Stammes Grim- in der westschweiz.-rom.
Toponomastik nicht belegen, und es ist bisher auch den Roma-
nisten nicht gelungen, einen etym. Ansatz zu finden
(WM+HN).

Vielleicht doch germ.? Aber auch die Deutung von Gatschet in
«Ortsetymologische Forschungen» mit mhd. krimmen ‹zusam-
mendrücken, klemmen› und mhd. sol n. ‹Pfütze, kl. See› ist
kaum annehmbar, ebensowenig was M. R. Buck, Obdt. Flurna-
menbuch, zu Grimsel stellt (S. 90): mlat. cremia ‹Bühl› bzw. die
Ableitung *crematiola. Man müsste eine sehr alte Ableitung
zum nominalen Stamm grimm(i) mit dem germ. Suffix -sla, ahd.
-sal, annehmen, das wir etwa in Zwisel ‹Rute, Astgabel› neben
zwî ‹Zweig› u. ä. kennen; vgl. Wilmanns, Dt. Gr. II, § 213, und
H. Gubler, Die Liquid- und Nasalsuffixe in der schwzd. Substan-
tivbildung, Freiburg i. Br. 1920, S. 132/133.


Grin s. Rone


Grind

gri᪷nd, gri᪷ŋ m. Gelände-, meist Felsbuckel oder -vor-
sprünge.

A) gri᪷ŋ III Arni; i də gri᪷ndə (Felsköpfe) IV Kandergr./
Kanderst. Oeschinen; in gri᪷ndən (felsiger, steiler Wa.) V
Obried; ufən gri᪷nndən, i gan uf gri᪷nda (ehemalige Alp-
weide) V SchwandenbBr.

B) aa) I: 0; II: 4; III: 13; IV: 25; V: 64

davon Benennung nach benachbartem Ort: II: 3; III: 3;
IV: 14; V: 44; Vergleiche mit Tierköpfen: II: 1; III: 7;
IV: 5; V: 13 (Affe, Fuchs, Geiss, Gusti, Hahn, Hirsch,
Hund, Kalb, Katze, Rabe [Rams], Ross, Sau, Schaf, Stier,
Widder); Twingherrengring.





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Sp. 109

ab) II: 4; IV: 1; V: 3.

ac) III: 1; IV: 2; V: 4: fərbrö᪷nntə gri᪷nd III Pohl.; im
ge᪸lbən gri᪷nd V Ndried; ufəm lu᪷štigən gri᪷nd V Iseltw.; rụ̈-
di᪷g gri᪷nd IV Bolt./IV Wimm.; ufəm di᪷rrən gri᪷nd (grosse
wilde Felsmasse) V Brienz; i᪷m u᪷ndərn gri᪷nd V Ringg.

ad) i᪷m obgri᪷nd V Ringg.

B) b) I: 3; II: 1; III: 3; IV: 1; V: 4

C) -li: šni᪷tslərs gri᪷ndli III Sigr.


Schwzd. grind m. ‹Kopf am tierischen und meist pejorativ auch
am menschlichen Körper›. Übertragen ‹Felskopf, -kuppe, -vor-
sprung, kegelförmige Bergerhebung, auch Sandbank› (Id. II, 760
bzw. 763). Schon mhd. grinte swm. ‹Bergrücken› und ahd. (bair.)
‹Montem qui dicitur grind›; vgl. auch Zs., Gr. u. Gr., S. 321 mit
Bedeutungsmöglichkeiten.


Grindel

gri᪷ndəl, uf gri᪷ŋlə m. (Gebäude, Alpgebiete).

A) uf o᪷bər/u᪷ŋər/u᪷ssər gri᪷ŋlə (3 Hei.), das guͦtt uff Grin-
dell, uff grindlen 1531U136, uff Grindlen 1559A … III
Langn.; uf dər alp gri᪷ndəl, an der alp Grindel 1532Rq8,
1535U161 … V Grindelw.; alp gri᪷ndəl (Gesamtbez. id. mit
Hasligrindel), i᪷m gri᪷ndəl (Teil ders. Alp), einen vierden
teil eis stafels an Grindelen 1322, in alpe Grindeln 1327
V Schatt.

B) aa) dər tanngri᪷ndəl V Brienz/V Grindelw./V Has-
lib./V Obried.

ab) «stavil» in monte seu alpe que vocatur Willigescrin-
dil 1279, super alpe Wilgesgrindel 1296, ze Wilgesgrindel
1323, Wilgris grindel 1358, 1362 V Schatt.

ac) an enra Grindel 1342, an Endra grindel 1358 … an
dem vorderen grindel 1329 V Schatt.; hinter Grindel
1789C3 V Grindelw.

B) b) I: 1; II: 5; III: 6; IV: 0; V: 4.

Auswahl (Orte, die im übrigen Artikel nicht belegt sind):
grindell acher 1531U52 II Walkr.; grindellacher 1535U133
III Thurnen; an der Grindelhalten 1400Uk2 … III Seft.;
gri᪷ŋuhö᪷ụtsli, das grindelhoͤltzli 1534U100 II Münchr.;
grendellmatten 1528U2 I Wengi; inn der grendel matt
1518U74 II Obbipp; von der grendel matten 1529U75 II Wan-
gen; das grindellmätteli 1532U4 I Graffolt.; gri᪷ŋụmōs,
grindelmosz 1531U97, 1535U101 II Mattst. (bei Münchr.);
gri᪷ŋləbax (Hei.), Grindelbach 1389‒1460Ud … III Langn.


Schwzd. Grëndel, Grindel m. ‹Riegel, Querriegel, bes. Schlag-
baum, Pfahlwerk›, ahd. grintil ‹Riegel, Balken›, vgl. Id. II, 757ff.
mit der Bemerkung: «Das W. ist in zahlreichen Flurnamen er-
halten, welche sich aber nicht unter einer Bed. vereinigen las-
sen» (mit Belegen aus der innern und westlichen deutschen
Schweiz Sp. 759).

J. U. Hubschm. ‹Bergnamen› in: Zeitschrift ‹Die Schweiz› vom
Juli 1943 sieht hinter dem Flurnamen Grindel ein dämonisches
Wesen ‒ < *Grindila, gall. Dämonenname, in Sümpfen und
Wäldern, das er auch auf der Alp Grindel in Grindelwald und um
die Grindelspitzen südl. vom Petersgrat vermutet; vgl. engl.



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Sp. 110


Grendel (zu diesem s. HDA III, 1134ff.). Hubschm. verweist auf
einen ahd.-bair. Beleg, den er als ‹Hain des Tanngrindel› inter-
pretiert. Die Stelle lautet aber nemoris Tanngrintelis und meint
wohl eher einen Tanngrintel genannten Wald (Bair. Wb I, 1004).

Wahrscheinlicher ist eine sachliche Grundlage: Grindel wird
ausser der Palisade auch einen ‹Grenzzaun›, ein ‹Gatter› oder
dgl. bezeichnet haben, von dem aus möglicherweise irgend etwas
Absperrendes, z. B. einen Hügelsporn oder Bergrücken; vgl. A.
Iten, Zuger Namenstudie, S. 77. Schon Lexer, Mhd. Handwörter-
buch I, 1086 verzeichnet grindel, grëndel als verfestigten und
wohl schon damals nicht mehr durchsichtigen Namen von Feld-
und Waldplätzen.

Hieher wohl auch?: i dər gri᪷ŋləxə (3 Hei.), Jn der grindla-
chenn 1531U97, Gringlechen (drey Tauner Gschikli)
1783Rb, in der Gringlachen 1787A, 1796A, in der Grindli-
chen 1796A III Walkr. an der … grindlachmatten, grin-
lichmattenn 1531U97, dər gri᪷ŋləxəwaụd III Walkr.


Grindel + -achen, worin im 2. Glied kaum ahd. aha f. ‹Gewässer›
gesehen werden darf, sondern das verbreitete, aber noch kaum
zu deutende «suffixale» -achen, -echen (s. diesen Artikel). ‒ We-
niger wahrscheinlich ist eine Zusammensetzung Grind-lache(n),
mit Grind (evtl. der Zwingherrengrind bei Walkr.) + Lāch(en)
‹Grenzzeichen, Grenzmark› (Id. III, 998ff.)?


Grindelwald

gri᪷ndəlwāld (), (wo?) ts ~, (wohin?) gən ~; Dorf und
Gemeinde, fundum in Grindelwalt 1146, ecclesiam de
Grindelwalt 1180 oder 1181, in Grindelwalt 1220, 1228,
Bur. de Grindelwalt 1240, ecclesiam de Gringelwalt 1245
… (13. Jhd. weitere Belege; 1300‒50 35 Belege), … uss
dem Grindelwald 1567C3 V Grindelw.

ad glaciem inferiorem 1146, 1220, ab inferiori glacie us-
que ad superiorem 1246 V Grindelw.


Etymologie s. Grindel.


Grinig

dər grịni᪷g, im grịni᪷g, i də grịnigə (K., eben), ein mad im
grini, die Stockmatten … stost bisenhalb an grining, Im
grinig um 1525U20, im grōssgrịni᪷g, xlị̄grịni᪷g (; K.,
Moos), der hinder grining 1530U21, der hinder Grinig
1786P; grịni᪷gmattə I Brütt.



Gripp- †

ein bletz in der ysengrippen 1542U104 III Boll. Ferenbg.

Die grippischen ein zilig mad 1531U97 III Boll. Oster-
mund.



Grippele

kri᪷pələ, i᪷ dər gri᪷pələ (Weiler), in der Grippelen 1788/95C3,
i᪷m gri᪷pələmō᪷s III Bigl.; uff der grÿppelen um 1530U142 III
Obdiessb.

ds gripəli IV Reut./Wimm.





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Sp. 111


(West)-Schwzd. Grippele(n) f. ‹gabelartige Verzweigung› (Id. II,
788). Der Weiler Grippele(n) liegt bei einer Wegverzweigung
(der Anlaut kripele(n) = d Grippele(n) scheint noch auf appellati-
visches Verständnis hinzuweisen).

Das Grippeli in Reutigen/Wimmis bezeichnet den Sattel zwi-
schen den beiden Gipfeln der Simmenfluh.


Gris-

Advocatiam de Iseltwald a Grislowinun usque ad Ho-
lunzaisa 1239 V Iseltw.; an grisen schwand 1524‒80U168
IV Reich. Kienth.; (Hanns gru̍schi gibt Zins von einer
Matte) stost … an gru̍schen des venners seligen weid
1493U84, an grüschen des venners selgen weid 1538U148 IV
Frut.; ann Grischenn weid 1524‒80U168 IV Reich.
Kienth.; dər grịšətsụ̄n IV Reich. Faltschen.

i᪷n grị̄sigən (Teil der Bättenalp), grị̄sigs- ~ek (Wei.),
~bodən (Wei.), ~wāld V Iseltw.


Gris, Grisch sind offenbar Varianten eines PNs, zu mhd. Adj. gris
‹grau›; eigentlich «Mann mit grauen Haaren› BE, ‹Greis› (Id. II,
800). Grisigen wäre eine elliptisch verwendete Sippennamenbil-
dung und zu ergänzen etwa durch -alp, -weid wie der Alpname
Tscheurig in GR Safien, urkdl. Tscheurigen-/Tschörigenalp zum
FN Tscheuri, Tschöri. Vgl. auch den Weilernamen Grisigen in
der Gemeinde Horw LU (GLS II, 457). Zur Rundung i > ü vor
sch vgl. etwa frisch: früsch (Id. I, 1331), wische(n): wüsche(n) u. ä.
‒ In Grischenweid, Grischenzun könnte freilich auch der von Id.
(a. a. O.) für das Simmental belegte Ausdruck Grisch ‹graue
Ziege› stecken.


Gris s. auch Ris


Grischbach

grišbax, grišbaxbax (Grenzbach zum Kanton VD; frz.
Name: Ruisseau des Fénils), i᪷m grišbax (Tal, Bäuert),
von dem Grissbach uf 1397Rq5, 1398Rq5, Grischbach
1448Rq5, Grieschbach 1448MR, Grischbach 1500Rq5, im
Griessbach 1648A, ob dem Griszbach 1662Rq5, im Grisch-
bach 1663U153, 1693A, Grispach 1706MW, bis an Grieszbach
1718Rq5 … im Grieschbach 1794C3 IV Saanen.


Schwzd. Grīsch n. ‹Geschiebe, Geröll(halde)›, abgel. von rīsen
‹fallen, rutschen› (Id. II, 815) + -bach.


Grisel s. Risel


Griss-

der Grÿszacher 1533U23 I Mör.; die grisz fluͦ 1629U77a II
Attisw.; i᪷ dər gri᪷ssəmat (Hei., K.) III Worb; im Grissen-
moos (bei Grissenberg) 1716A I Seed.; das grissen mosz
1531U97 III Vech.; gri᪷ssəbē᪸rg s. d.; ein halb Juchart acher
genant Im grisem bletz um 1525U20 I Müntsch.


Wohl zu altschwzd. gris ‹grau› (mit Auslautverschärfung) s. Id.
II, 799/800.

Vgl. dazu Grau- -moos, -stein, -holz; Grauen- acher.




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Sp. 112


Grissach-

im gri᪷ssəmōs, gri᪷ssəmōsgrabə I Gals.

gri᪷ssəxmat (Hei.), Champ sur la fin de Gresy 1699S, au
Champ de Cressier 1737S, gri᪷ssəxwaud III Münchenw.


Zum ON Grissach, frz. Cressier NE (< *Crisciācum; HBLS II,
644).


Grissenberg

gri᪷ssəbē᪸rg, i᪷m fo᪷rdərə ~, i᪷m hi᪷ŋərə ~ (Strassendorf), u᪷fəm
gri᪷ssəbē᪸rgfe᪸u (K.), gri᪷ssəbē᪸rgwaud (id. loc.: u᪷fəm gri᪷sə-
bē᪸rg Wa. I Graffolt.), der grissenberg … stost an die zelg
von wyler 1528U2, im Grissenberg 1618A … I Seed.


Schwzd. G(e)-riss n. ‹umgrenzter Bezirk, Gegend, Revier› (Id.
VI, 1382). Eher zu Ris III (Id. VI, 1357) ‹Steingeröll, Schneise,
Abhang …›, (Id. VI, 1362) Stei(n)-Gris (Flurn.) s. DWB IV, 1,
3714 Geris. Kaum Part. Perf. zu rīssen(n) ‹reissen, ritzen› (Id. VI,
1345), da nicht volkstümlich in BE.

Zu erwägen auch hier: grīs ‹grau› > ‹Grauenberg›?


Grit

flịəjərgrītxēr (Kehre des von Margrit Zurflüh erstellten
Weges) V Obried; grịtəgass I Mör.


Kurzform zum weiblichen PN Margareta bzw. Margrit (Id. II,
826).

Wohl hiezu: im grịttəlis (Hei., K.) IV Aeschi; grịtli᪷ (Heu-
mad) IV Reich. Wengi; grịttəli IV Gsteig/IV Saanen.



Gritschälle

i᪷ dər gri᪷tše᪸uə, grẹitše᪸uə, gri᪷tšouə (; K.), an dem holtz
grittschellenn 1531U97, der grettschell acher, der grosz
gruͤtschellacher 1513U57, der grettschell acher 1531U59, dz
gruͤttschellacherli 1513U57, 1531U59 II Etzelk./Mülchi.


Ungeklärt. Betonung und Endung lassen auf ein vordeutsches
Wort schliessen.


Gritt s. Ritt


Grob †

Am grob acker 1551U32 I Mör.; i juchertten genant der
grob acher 1531U59 II BürzH.; uffhin ann groben hoͤltzlin
1535U101 III Bern.


Möglicherweise steckt in diesen bloss urkundlich belegten Flur-
namen die Bezeichnung eines Besitzers aus der Familie Grob;
eventuell auch Übername. Für den nördlichen deutschen Kan-
tonsteil (Seeland) ist aber auch an Grab(en) mit alter Verdump-
fung von kurz a zu denken.




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Sp. 113


Grochettes †

Grochettes 1895Z I Lig.


Frkpr. crochet ‹Haken› (GPSR IV, 574f.; Jaccard, 122), mit Hin-
weis auf diesen häufigen Flurnamentypus in der rom. West-
schweiz.


Grod s. Rod


Grogg-

grokwē᪸g I Lig.


Zum FN Grogg.


Grogge-/Groppe-

B) i᪷m gropəxopf (K., Tümpel mit jungen Fischen) II
Ndbipp; gropəmōs, im Groggenmoss 1579C3 II Dürrenr.;
das groggemosz 1531U97 II Hindelb.; krokəmōs (K., ent-
sumpft), Hug von Kriegstetten, dem man spricht von
Groggenmos 1364, Grogenmos 1479‒1563Ar, 1529UP, die
Müly Im grogenn mosz 1530U135, im Groggenmoss 1542A,
1547U137, 1577‒80C3, im Groppenmooss 1615UP, im Grog-
genmoss 1623UP … III Bow.; i mad heist das groggenmos
1498U46 III Buchh.; gro᪷kəmōs (K.), das groggenmos ein
mad 1533U133 III Rüegg.; gro᪷pex (Bach, Hei.) III Bow.;
gro᪷ppəriəd III Kirchl.; untz an Groppenried 1492Rq7 III
(Loc.?) «Ort am Forst».

C) i᪷m gro᪷ppi᪷ (Wei.), i᪷ də gro᪷ppənə (Wa.) IV Kanderst.; i᪷m
gro᪷ppi (Wei.) IV Lenk; im gro᪷pətli᪷ (Wa., Fels) IV Adelb.


Schwzd. Gropp m. f., ahd. groppo ‹kleiner, grossköpfiger Fisch,
Kaulkopf›, hier wohl besonders ‹Kaulquappe, Rossnagel› (Id. II,
788; DWB IV, 445). Grogg- ist als (ungeklärte) Nebenform zu be-
trachten. Während Müller Obw., 146 Groppli zum Fischnamen
Gropp stellt, erwägt Hubschmied Frutigen, 19 für die alpinen
Groppi, Groppetli (IV Adelboden, Kandersteg, Lenk) einen Zu-
sammenhang mit ital. groppo ‹Knoten, Knorren, Kropf›.


Gröib-

i᪷m grö᪷ibhụ̄s, Gräubhaus 1838D II Wyss.


FN Gräub (in Wyssachen vor 1800, FNB II, 347).


Gröile

i᪷ dər grö᪷ilə (K., klein), stost … an die grewellen 1520U131,
Der gru̍wel acher ist Sechsz Jucharten litt neben paulj
von oͤys guͦtt 1535U101 III Belp.

Kaum hieher?: grö᪷ilismōs (nach Gwp. bessere Form:
rö᪷ilismōs s. d.!) III Frauenk.


Schwzd. Grüwel m. Schimpfwort für einen ‹abscheulichen Men-
schen›, wohl hier auf ein wenig fruchtbares Ackerstück übertra-
gen; vgl. auch «… dass unser Land kein Grewel wäre» F. Wyss
1655 (Id. II, 834), zu mhd. griuweln ‹grauen, grausen›.

Gräule(n) durch Hiatusdiphthongierung erwachsene, subst. fem.
Weiterbildung mit -l-Suffix.




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Sp. 114


Gröis-/Gröisch-

ds grö᪷i᪷s, i᪷m ~, u᪷fəm ~ (K. erhöht) I Mör./Sutz; grö᪷i᪷š
(Wa. Meinisb.), am grö᪷i᪷šə (Wa., Kuppe und tief einge-
schnittener Bach; ebenes K. nördl. davon), die groͤusen
1553U8a I Meinisb./Piet. [ein acker genempt der gru̍nsz
acker 1553U8a I Sutz]; grö᪷i᪷šəhu᪷bəl (auch: xe᪷utəhu᪷bəl) vff
denn groͤuschenbach 1553U8a, stost vff den groͤsch weg
um 1531U34 I Piet.; u᪷f dər grö᪷isstse᪸ụg (K.) I Brütt./Lüsch.


Als Grundlage ist vorrom. *krosu- ‹hohl› anzunehmen. Da der
Stammvokal diphthongiert ist, muss es sich um eine späte Über-
nahme ins Dt. handeln. Das Frkpr. kennt für -s+j die Lautungen
-s und (HN). Der vereinzelte Beleg gru̍nsz acker von 1553 für
das heutige Gröis in Sutz könnte zunächst zu einer alem.-deut-
schen Erklärung aus gi-runs ‹Ge-runse› mit Nasalschwund und
Diphthongierung verlocken; er muss aber im Zusammenhang
mit dem übrigen Beleggut wohl entweder als Schreiberetymolo-
gie oder als überhaupt nicht zusammengehörig betrachtet wer-
den.

Hieher? u᪷fəm gro᪷ši᪷ (Wei., z. T. steil) IV Lau. mit einer Grund-
lage *kroseu (-eu > -ju); der erhaltene Stammvokal -o- wiese auf
eine frühe Übernahme ins Dt. hin, da er sonst in dieser Lautum-
gebung im Frkpr. diphthongiert wäre (HN). Die Endung -i
müsste als alem. Dim.-suffix betrachtet werden.


Gröitsche

uf dər gröitšə (Hei. an Halde), vff der groutschen ein Stu-
den vnd Erlen, ein halb Juchart … vff der vorderen grout-
schen … stost bisenhalb vff golaschen um 1525U20, auf der
Greutsche 1895Z, im gröitšəhöutsli I Brütt.


Vielleicht Femininbildung zu *krōk ‹Haken› (FEW 16, 397) mit
folgender Lautentwicklung: *krōka > *krouk'a > *kroutsche
(vgl. GPSR IV, 574 crochet, krótsè in VD, FR, BE) > alem.
*kroutsche und wohl analogischem Umlaut zu Gröitsche.


Grol- †

Ab grollenn guͦtt, von grollenn guͦtt 1530U21, windshalb
lit gölan rein daran, under grollen rein, an grölen rein
um 1525U20, vnnder groͤllen Rein 1533U22 I Ins.


Gröll, Groll ein heute ausgestorbener Besitzername, vielleicht
Übername. E. Friedli, Bärndütsch IV (Ins) S. 292 zitiert noch
eine Urkunde von 1668, in der u. a. die Bloch und die Zesinger
Schuposzen, Burkhart Reybis (Reubis) Schuposzen und dazu die
Gröllen Schuposzen erwähnt werden.


Grolemon †

Aber vmb die gütter genant grolemon 1487K10? III Gugg.


Nicht sicher lokalisierbarer Einzelbeleg. ‒ Der FN Grolimund
SO ist in BE nicht altüberliefert (FNB II, 369).


Gröll s. Roll




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Sp. 115


Grom-

im gromishūs, grömishūs (Hei.), gromishūsaxər, ~waud
(umgangssprachlich gekürzt zu gromis) III Frauenk.


Wohl ein nicht mehr verifizierbarer PN Gromi, Grömi. (Die in
FNB II, 369 erwähnten FNN Grom, Gromann gehören in BE
nicht nachweisbaren, aus Deutschland eingewanderten Bür-
gern).


Grön s. Rone


Groppe- I

i᪷ də gropərē᪸bə (Rebgebiet; umgangssprachlich: i dər
groppənə) I Erlach.


Schwzd. Grappe(n) f. ‹Traubenkamm, Traube›, frz. grappe (Id.
II, 787), mit der altseeländischen Verdumpfungvon kurzem -a-.


Groppe- II s. Grogge-


Groschan- †

der Groschan-Graben (Friedli, Ins 1914), Groschangra-
ben 1895Z I Treit.


Zum FN Grosjean.


Groschi s. Gröis-


gross

Älteste Belege: grose matte 1277, Groͤzzenmatt 1290 III
Köniz; unz an die Grossenegg uf 1379, untz an Gros-
senegge 1420Rq1 III Schangn.; an Grossenbach 1379 III
Schangn.; vinetum dictum «der Groswingarte» 1301 I
Twann.

Namenellipsen: i᪷ də grō᪷ssə (auch: ī᪷ də grō᪷ssə teilə) I Ins;
di grōssi (re᪸bə?) I Tüsch.; Aber iij Juchertten der grosz
(Acher) Stost an …, 1½ Juchertten genant der groͤst
Schuͦppossen acher 1531U59 II Zaugg.

Total I: 126; II: 187; III: 195; IV: 47; V: 57

davon:-acher I: 23; II: 54; III: 34; IV: 2


-eich I: 2; II: 6; III: 3


-fäld I: 6; II: 1


-holz I: 5; II: 6; III: 5


-matt I: 16; II: 39; III: 44; IV: 8


-moos I: 6; II: 2; III: 1; IV: 1; V: 2


-ried I: 6; IV: 1


-stei I: 3; II: 1; III: 17; IV: 4; V: 4


-wald I: 1; II: 1; III: 1; IV: 1; V: 2


-weid I: 2; II: 1; III: 8; IV: 2; V: 1


-zälg I: 2; II: 4; III: 3; IV: 1





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Sp. 116

In den Sektoren I‒III überwiegen im aktuellen Belegma-
terial die unflektierten Formen ‒ im historischen Beleg-
gut ist das Verhältnis umgekehrt. In den Sektoren IV‒V
überwiegen die flektierten Formen sowohl im aktuellen
wie im historischen Namenmaterial. Bemerkenswert ist,
dass gross in den urkundlichen Belegen des östlichen BO
(Sektor V) überhaupt fehlt und erst im 18. Jhd. zur Unter-
scheidung von Berggipfeln verwendet wird.


Schwzd. grōss ‹gross von Sachen, bzw. Dimension, Mass, Volu-
men› (Id. II, 803ff.).


Grossaffoltern

gro᪷safo᪷utərə, grō᪷ssaffo᪷utərə (), de Affoltron 1146
(hieher?), Petrus villicus de Affoltron 1216 (hieher?), Af-
foltron 1250‒56, agros, pertinentes ad domum Buchse,
jacentes in Affoltre 1263, Henricus de Affoltron (ist
Zeuge eines Güterverkaufs in Deisswil; hieher?) 1277, fi-
lii quondam Wernheri de Gravin ‒ Affoltre (entsagen al-
len ihren Ansprüchen auf Liegenschaften zu Wierezwil,
SE Grossaffoltern) 1302, her Ruͦdolf von Sedorf, kilcher-
ren ze Affoltren 1341, Affoltran (neben: Sedorf, Ra-
phenswil) 1353, Uͦlrichen den Smit von Affeltren 1357, ze
Affeltron 1372, in der parrochie von Affoltern 1373 …
Affholtern, ad differentiam aliorum Affholtern interdum
dicitur Waldaffholtern 1577Sch, Affollteren by Frieni-
spärg 1579C3, Gross-Affoltern 1838D I Grossaffolt. wi-
der affholtern kürtzin 1528U2, ze dem affoltren bach
1432U78, affholterwald 1528U2 I Grossaffolt.


Etymologie s. Affolter. ‒ Das stattliche Berner Dorf im Amtsbe-
zirk Aarberg heisst zu Beginn einfach Affoltern, seit Mitte des
16. Jhds. aber einmal Wald-Affoltern und zuletzt Gross-Affoltern
zum Unterschied von dem nur wenig über 6 km entfernten Af-
foltern in der Gemeinde Rapperswil des gleichen Amtsbezirks,
das später Moos-Affoltern benannt wird (s. d.), vielleicht auch
zum Dorf Affoltern im Amt Trachselwald.


Grosse Scheidegg

di grōss šẹite᪷k (; Passübergang), u᪷f dər grōssən šẹite᪷k V
Grindelw.


Etymologie s. Scheidegg.


Grosshöchstetten

grō᪷sshȫ᪷xšte᪷tə (, Gemeinde, Dorf), in Honsteten
1146 (hieher?), H. decanus de Hoͤnstetten 1231, magister
H. decanus in Hoͮnstetten zwischen 1234 und 1235, in
Honsteten 1237, 1250‒56, de Hoͤnsteitlon, de Hoͤnsteit-
tun (in ders. Urkunde) 1257, in Hoͤnstetten 1275, in Sig-
nowa et in Hoͤstetelon 1287, de Hoͤnsteten 1303, 1306 …
(bis 1349 weitere 20 Belege Hoͤnstet(t)en), dess dorffs zuͦ
Hoͤchstetten 1346 (Kopie von 1651), (bis Ende 14. Jhd.
Hoͤnstet(t)en), Auswahl: Verhoͤnstetten, verre Hoͤnstet-



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Sp. 117


ten 1389‒1460Ud, Ferr-Hönstetten 1442‒69Ar, in ferren
hoͤnstettin 15. Jhd.U47, z ferren hoͤnstetten 1452U79,
Grosshoͤnstetten 1479‒1563Ar, Jn der kilchrÿ grossen
hoͤnstetten 1501‒26U85 … Hoüwstetten 1561Rq6, im dorf
Groszen Höchstetten 1572Rq6 III Grhöchst.


Gross-höchstetten wurde das alte Hon (= hohen)-stetten zur Un-
terscheidung von Klein-höchstetten (s. d.) genannt seit Ende
15. Jhds., zuvor auch Ferr(= fern)-hönstetten, weil es von der
Stadt Bern aus das entferntere Höchstetten war. Vgl. Honstetten
scoposse 10 spelte madios 8 … Lüzilinstetten scoposse 4 porcos 4
(Kyburger Urbar um 1260, s. Id. XI, 1715).

Der Name gehört zu dem weitverbreiteten, bis in die Landnah-
mezeit zurückreichenden ON-Typ mit -stetten als Grundele-
ment. Ahd. stat stf. bedeutet ‹Ort, Stelle, Stätte›, zuletzt ‹Ort-
schaft› und ‹Stadt› (vgl. Bach, Dt. Nkde. II, 343, 595).

-höchstetten ist der alte Dat. Pl. *ze den höhen steten ‹bei den ho-
hen (Wohn-)Stätten›. Zur umgelauteten Form höch-, die eine
«westschweizerdeutsche» Neuerung gegenüber dem alten a-
Stamm hoch zu sein scheint, vgl P. Zinsli, Lautlich abgewandelte
Flurnamenpaare in der westlichen deutschen Schweiz (Kt.
Bern), ZFM 27 (1960) 143‒146.


Grootschi

ds grō᪷tši, i᪷m ~ (Wie.) IV Saanen.


grō᪷tš n. wird in Saanen appellativisch für ‹unproduktives Land›
gebraucht. Zugrunde liegt dieser diminutivischen Form G(e)-rod
n. ‹Kiesgrund, entstanden durch Austritt der Waldbäche BSi †›
(Id. VI, 601); wahrscheinlich zur Sippe roden, siehe unter rod-.


Grotzen-

bi᪷r hu᪷bəlgro᪷tsən (Hubel, Alp) V Gadm.; d li᪷uwwigro᪷tsən,
i᪷(n) ~ (Rastplatz) V Grindelw.

der Mittel Grotze 1360/68N, am Mittel Grotzen 1361/69N
(Kopie um 1467), zuͦ Mittel Grotzen 1361/69N (Kopie um
1467), Peter Schoͤni hat empf. den Mittel grotz 1482U166 IV
Erlenb.

gro᪷tsəne᪷k (Alpläger) V Bön. gro᪷tsmedlisek (; Heu-
land mit kl. Tannen) V Ringg.; grotsəwāld V Obried.

im grotsimād (Vorsass, junge Tannen) V Lütsch.


Schwzd. Grotze(n) f. m. ‹junge Tanne, verkrüppelte Wetter-
tanne, Stück wilden Waldes› (Id. II, 837).


Grou (Craux)

gro᪷ụ, i᪷m kro᪷ụ (K.), Le Crau 1721P, Craux 1895Z, Craux
1961 (Übersichtsplan) III Münchenw.

ds o᪷bərkro᪷ụ, i᪷m ~ (Hei.), ds u᪷ndərkro᪷ụ, i᪷m ~ (Wa.), dər
kro᪷ụxēr (Strassenkurve), dər kro᪷ụwaud, Bois di l'haut du
Crau 1721P, 1737P III Münchenw.

ds grọui, i᪷m ~ (Hangmulde, Wei.) III Gol.


Zum Etymon *krosu- (gall.?) ‹hohl› (FEW II, 1362); appell. krao
VD ‹dépression de terrain›, mit einschlägigen ONN in der West-
schweiz (GPSR 4, 542). ‒ Groui mit deutsch-mundartlichem Di-
minutiv -i- Suffix. ‒ Vgl. zur selben Grundlage Gruess-, Gröis-
usw.




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Sp. 118


Gröw- †

ein madtbletz heist groͤwis bletz 1521U31 I Brügg.


Nicht mehr verifizierbarer Besitzername (Übername?) Gröw(i).


Grub- †

Item Ine der Oberen zelg 2½ Juchart am griblicher (Pa-
rallelexemplar des Urbars: am grublicher) 1521U31 I Jens.

Denne ein Juchartten heyszt die gruͦbellecht acker
1551U32 I Worben; an den gribollechtten stein darin ein
Salen Böm statt vnnd gewachsen ist 1530U135, an den gri-
bellechtten stein dar Jnn ein Salennboum gewachsenn ist
1547U137 III Sign.


Adj. Ableitung zum durch -el erweiterten Stamm grab-/grueb-
mit Suffix mhd. -eht, ahd. -ht, -oht (s. W. Henzen, Dt. Wortbildg.
S. 199, § 131): grüblich(t) zu ‹Grube›, bed. ‹mit Grübchen verse-
hen›, ‹von rauher Oberfläche›; vgl. DWB IV, 1/6 Sp. 625: sin
kinne … grüblecht, Schweizer Wernher, Marienl. 5948; das sie
(die steine) nicht grüblecht … seien, Rivius Vitruv (1575) 469 …;
vgl. auch grüblig Id. II, 692 (und das vielleicht doch eher hieher
gehörige grüblet ‹rauh, kraus› Id. VI, 71f.?). Für den Wandel des
Stammvokals von -ü- > -i- muss auf seltene Fälle wie Güfer-/Gi-
fer-, evtl. Grübel/Gribel u. ä. verwiesen werden.


Grübel-

A) i᪷m grü᪷bu᪷ (K.) III Ndmuhl.

B) b) u᪷f əm grü᪷bụaxxər (K.) I BusswbB.; bi᪷r gri᪷bəlnu᪷ss
(K.) V Grindelw.; dər grü᪷bəlbüəl (Wei.) IV Saanen.

C) -ere: u᪷f dər grü᪷blərə (Hei.) III Sigr.

Hieher?: i᪷n grü᪷bli᪷gən (Wa.), dr grü᪷bli᪷gbodən, dr grü᪷bli᪷gə-
wāld V Isenfl.


Schwzd. Grübel m. ‹Hacke, Picke› (Id. II, 691) bestimmt entwe-
der ein Stück schlechtes Land, das mit dem Grübel bearbeitet
werden muss oder das die Form eines Grübels hat (wie Stein-
bille). In Grüblere(n), vielleicht auch in Grübelbüel, steckt das
vordeutsche Grüble(n) ‹Preiselbeere› (Id. II, 692), bei den Wal-
sern im allgemeinen Grīfle(n); (vgl. J. Jud, VRom. 8, S. 43,
Anm. 14). Gribelnuss, vgl. Id. II, 692 Grübel-nuss ‹harte, kleine
Nuss›, ‒ wohl für einen schwer zu bearbeitenden Acker. Grüb-
lige(n), wohl zu grüblig, eig. von Nüssen ‹schwer zu öffnen› (Id.
II, 692), in unseren FNN wieder vom Boden. Auch Grübligewald
darf man wohl nicht auf das von Id. II, 692 nur lit. für Basel (und
ein ehmals weiteres deutsches Gebiet) belegte Grübling ‹Trüffel›
zurückführen.


Grübschi-

grụ̈bšisaxxər oder dər grụ̈bšər (K.) IV Bolt.

grü᪷bšəni᪷ (Löcher im Fels an Blüemlisalp) IV Kanderst.


Berndt. Grübschi n. ‹Kerngehäuse des Obstes› (Id. II, 697). In
Boltigen werden auch ältere, nicht mehr viel Ertrag abwerfende
Apfelbäume Grübscher genannt.




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Sp. 119


Grueb(e)

gruəbə, grū᪷əbə; gru᪷əba, Pl. gru᪷əbi (V), grü᪷ọ̈ba, Pl. grü᪷ọ̈bi
(V); Kies-, Sandstein-, Kehrichtgrube I‒V, Mulde,
Hangmulde IV, V; ‒ gru᪷əb, grū᪷əb, Geländeeinschnitte,
Mulden, Hei. II‒V, Felslöcher V.

A) gru᪷əbə (gru᪷əb) I: 6(0); II: 15(3); III: 12(3); IV: 13(2);
V: 7(1).

Auswahl (älteste Belege): Gruͦbon 1250‒56 II Rüegs.;
gru᪷əbə (Hei., Mulde), gruͦbon 1250‒56 II Heimisw.; uff
Gruͦba 1357 III Burgist.; ob der Gruͦbon 1308 III Steff.;
gru᪷əbə (Hei.), uffen Gruͦben 1351 III Wattw.; Gruͦba
1354 III Zimm.; i᪷ dər gru᪷əbə (Hei.), ein juchart achers ge-
legen inn Gruͦben 1352 IV Diemt.; gru᪷əb (Häuser, K. in
Mulde), in der Gruͦb 1360, an die gruͦben 1493U84 IV Spiez.
(Wechsel Gruebe-Grueb: in der gruͦb 1531U59, bÿ der
gruͦben 1531U59 II Graf.; d gruəbə (2 Häuser), ab dem guͦt,
genant die Gruͦb 1569U72 II Lütz., i᪷ dər grū᪷əb, von Gruͦben
1389R2 II Sum.)

B) aa) gru᪷əbə (gru᪷əb) I: 47(1); II: 83(3); III: 76(0); IV:
12(1); V: 15(0).

Häufige Composita: Grien- I: 7; II: 6; III: 5; V: 1

Chool- I: 5; II: 14; III: 10; IV: 1; V: 3

Leim-/Lätt- I: 11; II: 17; III: 10

Sand- I: 9; II: 13; III: 18; IV: 2; V:1

Stei- I: 3; II: 7; III: 6; IV: 1

Wolf- I: 1; II: 11; III: 10; IV: 3; V:2

Älteste Belege: ịsəgru᪷əbə (2 Hei.), de Ysengroͧben 1372
III Gugg.; die burglehen sind genempt … Koͤlgruͦb 1381
I Nid.; ze der santgruͦben 1354 I Biel; die Santgruͦben
1380 I Lyss; i᪷ dər saŋkruəbə, in Santgruͦben 1359 IV
Aeschi; die Sandgruben under Usspunnen 1309 (Kopie
16. Jhd.UP) V Wild.

(Wechsel Gruebe-Grueb: d xō᪷ụgru᪷əbə, heyst dye kolgruͦb,
zwu̍schen Hanns Rottenn kolgruͦben 1518U74 II Rum.;
šteigru᪷əbə (Hei.), inn der Stein gruͦb 1535U101 II Obburg;
i᪷ dər wolfgru᪷əbə (K.), uff der Wolff gruͦb 1348‒58N IV Er-
lenb.)

ab) II: 1; III: 2. xe᪷ssligru᪷əbə (FN Kessler) III Köniz. Ob-
wang.; kxü᪷ntigruəbə (FN Künti) III Bern.

Hieher?: By Balmesz gruͦben 1535U101 II Jeg.

ac) ober ~, unter ~, hinter ~, lang ~ I: 4; II: 6; III: 0; IV:
1; V: 1.

b) gru᪷əbə-(gru᪷əb-): I: (3); II: 9(7); III: 15(8); IV: 10(3); V:
6(1), vor allem als Composita mit ~axxər, ~mat, ~weid.
Älteste Belege: gru᪷əbaxxər, ager situs in Gruͦbacher 1346
III Rüegg.; der Gruͦbacher 1360 IV Spiez; die Grubmat-
ten 1351 III Wattw.; ts gru᪷əbəwald, apud Grubanwalt
1325 IV Zweis.

C) -li: grü᪷əbli (gru᪷əbəli) I: 1(1); II: 1(0); III: 4(0); IV: 1(4);
V: 1(0).

-grü᪷əbli (-gru᪷əbli) II: 4(2); III: 10(1); IV: 2(2).

grü᪷əbli- (gru᪷əbli-) I: 0(2); III: 3(1); IV: 1(2).





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Sp. 120

Besonderheit: i᪷m grü᪷əblismād IV Gsteig; Grüblismatt
1554U109 III Bern; gruͦblysz brunenn 1531U136 III Trub
(z. T. wohl PN).

-i: grü᪷əbi (gru᪷əbi) III: 0(2); IV: 1(18); V: 4(19).

-grü᪷əbi (-gru᪷əbi) III: 0(1); IV: 0(2); V: 1(1).

grü᪷əbi- (gru᪷əbi-) IV: 0(7); V: 4(8).

Besonderheit und älteste Belege: i᪷m gruəbiswāld V
Brienz (?PN); Der alte stafel im Gruͦbin 1367 V Günd.;
ager im Gruͦbin 1326 V Matten.

-er: u᪷fəm saŋgru᪷əbər (K., wenig tiefgründ. Boden) I
Wengi; i juchertten genant desz gruͦbersz acher 1531U59 II
Rüdtl.; i᪷m gru᪷əbərshụ̄s (Wohnhaus) II Sum.; uf gru᪷ə-
bəršhụ̄s (2 Hei.) III Gugg.; gru᪷əbərsmād III Rüegg.

ufəm grü᪷ö᪷bərli (Heugut zum PN Gruber) V Grindelw.
Scheidegg.

-ler: le᪸tgrü᪷əblər (K., lehmig) II Jeg.

-ete: gru᪷əbləta, i᪷n də grü᪷əblətə (Alpteil, steinig) IV Adelb.


Schwzd. Grueb(e) f, mhd. gruobe stswf. ‹Grube, Graben›, bes. im
alpinen Gebiet eine grössere Bodenvertiefung im Berggelände
bis zur kesselförmigen Talerweiterung, s. Id. II, 692f.; Zs., Gr. u.
Gr., S. 321.

Die Häufigkeit der zweisilbigen Lautung Gruebe(n) gegenüber
der ältern einsilbigen Nominativform Grueb erklärt sich im Na-
mengut offenbar so, dass Flurnamen fast immer nach einer Prä-
position im obliquen Casus mit der Endung -en gebraucht wur-
den. ‒ Über den fast durchwegs fehlenden apokopierten Nom.
Sg. Fem. im heutigen Berndeutschen vgl. SDS III, 184, 185.


gruen/grüen

gruən, gruə (IV), grüən (im entrundend. Gebiet V Palata-
lisierung).

grüən, grüə (vz. IV, V), griən (V).

A) u᪷fəm grüə (Alp) IV Därst.; i᪷m gri᪷ən (Waldwiese) V
Hofst.

B) a) u᪷fəm le᪸ŋgrụ̈ə (Allmend) IV Bolt.; ds šö᪷ngrü᪷ən (Pri-
vatbesitz) III Bern; i᪷m tọ̈̄fgrü᪷ə (schön gelegene Wei.) IV
St. Steph.; wị̄ssgrụ̈ə (Wei.) IV Bolt.

b) Zusammenstellung der Lautformen

gruen aktuelle Belege II 5; III: 6; IV: 1

histor. Belege I: 1; II: 2; III: 7; V: 1

grue aktuelle Belege IV: 5

grüen aktuelle Belege I: 7; II: 8; III: 10; IV: 11, V: 5 +
7 griən

histor. Belege I: 3; II: 3; III: 10

grüe aktuelle Belege IV: 2; V: 1

u᪷f gruəholts (Alp), von dem gutt Grünholtz 1502U157 IV
Bolt.; i᪷m gru᪷əholts (Hei.), im gruͤnholtz 1497‒1516U167 IV
Diemt.; am grüənəšte᪸in V Gutt.

Häufige Composita: ~acher I: 1; II: 2; III: 4

~egg II: 1; III: 2; IV: 1; V: 3

~holz II: 3; III: 8; IV: 5

~matte I: 3; II: 3; III: 2; IV: 1

~bärg II: 2; III: 2; IV: 1; V: 2





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Sp. 121

~bode II: 2; III: 3; IV: 1

~baum I: 2; III: 2; V: 1

~wald III: 7; IV: 6; V: 2

Älteste Belege: dez guͦtes gnemt Gruͦnloͧwina 1367,
Gruͤnloͧwina, an Gruͦnloͧwinen 1383 V Meir.; in der
Grummatten 1385 III Hilt.; Vldricus de Gronenbor (ro-
man. Schreiber) 1218, de Gruͦneberc 1236, de Gruͦnin-
berc 1244‒45 II Melchn.; ufəm grü᪷ənəble᪸ts (K.), der
Gruͤn bletz 1348 III Kies.; zem Gruͦnboͧm 1391UT III
Heil./Hilt.; i᪷ dər grụ̈ənə brō᪷x, uff die grienibrach 1521U21
I Schwad.

Total der Belege: B) b) I: 10; II: 16; III: 35; IV: 19; V: 14.

C) -i: i᪷ dər grüəni᪷ (Moosland) I Täuff.; i᪷ dər obərə/u᪷ŋərə
grü᪷əni (Hei., K.), die Grüni 1648A II Trachsw.; i᪷ dər
grüəni, die grüni um 1530U142 III Rigg.; grüəni, die gruͤni
zu Ruͤggisperg 1531U97, in die grüne 1533U133 III Rüegg.;
die grünj 1543U154 IV Reut.; di grọ̄ss gri᪷əni V Gutt.

grünigassen 1533U133, in Grünibach 1533U133 III Rüegg.;
das gruͤnibechli 1531U97 II Obburg; grü᪷ənibexli, im
gruͤnenbach 1437U56 II Utztf.

-er: i᪷m grū᪷ənərli (Wei.) IV Reich.; im gru᪷ənərli (Scheune,
K.) IV Aeschi; grū᪷ənərlibrü᪷k IV Reich.

-ing: grü᪷ənigəršmat (K.), (wohl hieher lok.:) von
Gruͤnings guͦte 1385 III Gelt.; eine halbe Juchartte
nempt sich zuͦm grünlinger 1551U32 I Hermr.


Schwzd. grüen, gruen ‹grün› Farbbezeichnung, aber dann auch
‹frisch› (im Gegensatz zu ‹dürr›), mhd. grüene, ahd. gruoni. Ne-
ben dem ja-Stamm erscheint ein umlautloser a-Stamm, der aber
möglicherweise bloss sekundär durch Anlehnung an das intran-
sitive Verb gruene(n) erwachsen ist.

Kaum hieher gehören Belegformen grün aus dem frühen
16. Jhd., wo die schwzd. Urkundensprache die nhd. Mono-
phthongierung noch nicht kennt, s. unter gi-runi zu Ron(en).


Grüene

a dər grüənə, grüənnə (Seitenbach der Emme), ab einer
matton, lit an der Gruͤnon 1377, stost … an die gruͤnenn
1531‒53U70, änet der grünen 1569U72 … II Lütz. Grün./
Sum./Trachsw.


Zum Adj. schwzd. grüen ‹die Grüne›, vielleicht ursprünglich el-
liptisch die grüne (Emme).


Gruess-

im gruͦsen um 1525U20, von einner mattan litt in gruͦssenn
1530U21 I Brütt.; di obəri, uŋəri gru᪷əssə (Rebgebiet), vi-
nea in loco dicto Gruossaz 1353, einem stuck räben
nempt sich die gruͦsen um 1525U20, in den Gruessen 1895Z
I Erlach; i᪷ də gru᪷əssə (Reben), auch gru᪷əssərē᪸bə I
Tschugg.

der gruͦsen weg um 1525U20 I Erlach.

Hieher?: Gruͦsers matte 1380 I Ins.





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Sp. 122


Gruesse(n) zugrunde liegt ein gall.(?) *krosu- vlat. crosus (aus lat.
corrosus) ‹hohl›, in einer Ableitungsform, etwa *crosia (HN)
(REW 2257; FEW II b, 1362); vgl. frkpr. kraoza, afrkpr. crousaz
f. ‹Abhang, Tälchen› (GPSR IV, 538).


Grülle

i᪷ dər grü᪷uəmat (K., eben, an Kanal) I Bühl.


Vielleicht Grillen-mat mit Rundung wie in Brülle(n) < Brille(n),
falls das Wort schon seit längerer Zeit im Schwzd. gebräuchlich
ist. Id. II, 730 erbringt keine älteren Belege, wohl aber Schwäb.
Wb. III, 835 mit FNN Grillen, Grillenbuck …, Grillenmad.


Grümp-

auf dem Grümpel 1781‒83C3 III Rüd.; ds grümpli, i
grümplən (Wa., Wei.; anderer Name für Ablitzi) V Sax.


Schwzd. G(e)-rümpel ‹Gepolter, Durcheinander› (Id. VI, 943f.).
Aufs Gelände übertragen offenbar ‹Ort, wo etwas herunter pol-
tert›. Im Grümpel ist auch der Name einer Schlucht zwischen
Goldau und Rothenthurm.


Grün s. Rone


Grund

A) I: 2; II: 23; III: 15; IV: 7; V: 5.

Auswahl, älteste Belege: i᪷ də grü᪷ŋŋə ni᪷də (K.), in dien
gru̍nden 1363 II Kirchb.; dər gru᪷ŋ, die matten im grunde
1343 II Madw.; ager «im Grunde» 1326 III Boll. Itt.;
decima que dicitur «in Grunde» 1277 III Köniz; i᪷m
gru᪷nd (zwei Mühlen und eine Bläue), im Grund 1367 IV
Diemt.; ts grü᪷nd, zum Gründ 1632MW, 1656U152 IV Gsteig;
i᪷m gru᪷nd, Jordanus in vallo (? Grund) 1275, im Grunde
1326 V Grindelw.; im Grunde 1305 V Unters.

B) aa) I: 5; II: 4; III: 21; IV: 6; V: 4.

-grund vor allem in Verbindung mit Flussnamen:
Emme-, Entschlig-, Kander- (auch im Gebiet des alten
Kanderlaufes III Thun, Thier., Zwies.), Lütschine-,
Simme-; ebenso mit Ey- und Riis-. Auswahl und älteste
Belege: im Eintschlingrund 1352Rq4 IV Adelb.; Kander-
grund 1352Rq1 IV Kandergr.; Cander reiss grund 1739UT
III Thier.; rị̄sgru᪷nd I BusswbB.; Dotz.; Meienr.; an mi-
ner herren richs grund 1531U97, Richsgrund acher 1529U92,
ryssgrundtacher 1531U3 I Rad.; rị̄sgrund I Schwad.;
richsgrund 1532U125 III Gol.; im Reissgrund 1801A III
Neu.

ab) II: 1; IV: 2.

in dem Welschen grunde 1377 IV Saanen.

Hieher?: mejəlsgru᪷nd (), via de Meyon 1312MW IV
Saanen; mē᪷niggru᪷nd (Grund des mē᪷nigbax; zum Alpna-
men u᪷f mē᪷nigə), im aͤniggrund 1497‒1516U167, in menig-
grund 1524‒80U168, im Eniggrund 1537U168 IV Diemt.

ac) I: 4; II: 2; III: 6; IV: 5; V: 2.





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Sp. 123

B) b) I: 5; II: 27; III: 28; IV: 6; V: 9.

Grund- vor allem in Verbindung mit ~acher I: 3; II: 15;
III: 7; V: 1

~matt II: 3; III: 5

~bach II: 2; III: 3; IV: 1

~weid III: 2; IV: 3

Älteste Belege: Grund agker 1363 II Kirchb.; i᪷ dər gru᪷ŋ-
li᪷ssə (K.), an der grundlosenn 1535U101 III Bow./Zäz.

C) -li: grü᪷ŋli II Lütz.; i᪷m grü᪷ndli IV Diemt.; IV Saanen,
grü᪷ndlišgrabə IV Diemt.

-el: Jm Bruͦch grundell 1535U101 II Ers.; kru᪷mmələ, bisz an
grundeln matt 1554U109 III Köniz.

-er: dər grundər, ufəm ~ (K.) III Ndhün./Schlossw.
Enkl.; gru᪷ndərhūs (Hei.) II Heimisw.; gru᪷ŋərhūs II
Ndösch.


Schwzd. Grund m. ‹im landschaftlichen Sinne: Talgrund, -sohle,
Niederung, Ebene› (Id. II, 772, 3); amhd. grunt m.; Zs., Gr. u.
Gr., S. 111, 166, 321. Oft id. mit Boden. In unsern Belegen dann
auch Name für Wa., Hei. und Dorfteile; ausnahmsweise eine
Terrasse (u᪷fəm gru᪷ŋ II Bang.), ein Hang (i᪷ dər grü᪷ŋŋə, inn denn
gru̍ndenn 1518U74 II Rum.).


Grundisch

gru᪷ndịšs heimxuəweid IV Saanen


Zum FN Grundisch; in Saanen vor 1800 bezeugt (FNB II, 377).


Grünen

grüənnə, ts ~ ni᪷də (am Fluss Grünen gelegener Dorfteil
von Sumiswald), aput Gruͤne una schoposa 1274, der
mu̍ller von Gruͤnen 1389R2, ze Gruͤnen 1403Rq6, hentz zuͦm
Gruͤnnen git 1426U64 … zu Grünen 1692A … Grünen 1838D
II Sum.


Der Ort ist nach dem Fluss, der Grüene benannt: an der Grüenen.


Grünenmatt

grüənəmat (; Dorf am Bach Grüene), ob Gruͤnenmat
1337, der mu̍ller von Gruͤnenmat 1389R2, Gruͤnenmatt
1389‒1460Ud, Cuͦntz von Gruͤnnen mat 1426U64, grünen-
mat 1432U78, ze Gruͤnenmat 1438Rq1, … Grienenmatt,
Gruonenmatt 1505‒06UP, litt z gruͤnen Madt 1531‒53U70,
zuͦ grünenmat 1569U72 II Lütz. Grün.


Aus an der grüenen matt(e).


Grunzel-

in dər gru᪷ntsəlwẹŋ (steiler Hang mit lichtem Wald, Fels-
partien und Gestrüpp) V Brienzw.


Gegen eine hypothetische Deutung als *grund-sol-wäng ‒ grund-
sol ‹Lache im Grund› ist in Id. VII, 766 einmal im Wallis belegt ‒
spricht der Artikel (= fem. sg.) wie auch die Realprobe. Vorläu-
fig ungeklärt.




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Sp. 124


Grunzi-

gru᪷ntsi᪷sek (2 Hei.), das guͦt Grunsiseg … vnnd gat an
Grunsisegs guͦtt 1534 oder 1535 (Archiv Langnau), Grun-
disegg 1645A, Grunzisegg 1838D (4 Häuser) III Langn.

gru᪷ntsiwaŋ (Wei.) IV Adelb.


Nach Hubschmd. Frut. S. 48 zu einem PN *Grunzo oder Grunzi.


Grup-

grupmat (; K. am Rande des Gr. Mooses), kobaltz
egerden in den grudmatten 1474U30, in den grüdmatten
um 1531U34 I Lengn.



Grüsisbärg

Gru̍sisperg ist ein weid 1534U100 III Englisb.; grụ̈̄si᪷sbe᪸rg-
ek, grụ̈̄sisbe᪸rgwaud, silva dicta der Gru̍ssisperg 1323, mit
dem Gru̍ssisberge 1323 (so in drei versch. Urkunden),
mit dem holtze, daz da heisset der Grussis berge 1323Rq3,
daz Ried gelegen ze Thun an dem berge (= Grüsisberg)
1358, Gru̍ssizperg 1376, under dem Gru̍ssipperg 1377,
von dem Gru̍ssisperg 1391UT, an den Gru̍ssisberg 1419UT,
… das holtz im Grisesperg, … des Griesenbergs 1485U139,
im Gru̍tzisberg 1494UT, stosst an Grusesperg 1512UT … III
Thun.


Der Name Grüsisbärg enthält einen alten Personennamen, des-
sen «Nachfahre» vielleicht der schon vor 1800 in Zäziwil und
Worb bezeugte Familienname Grüssi ist (FNB II, 376).
Hubschm. Thun 184 erwähnt den freilich bei uns nicht belegten
PN Griuzing (Fm I, 675, s. auch Socin 185, 214).


Gruuss-/Grüüss-

die Grussweyd 1531U144, die grusweid 1546U147 III Hilt.;
u᪷f dər grụ̈̄ssi᪷ (Abhang des Längenbergs) I Leuz.; ds grụ̈̄ssi᪷
(K., ehemaliger Bachlauf) I Safn.; ds grụ̈̄ssi᪷ (Hei.) III
Ndhün.; ds grụ̈̄ssi᪷ (Wa.) V Bön.


Grūs m. ‹Schutt, kleines Steingeröll, grober Sand›, norddt. und
alem. DWB IV, 1, 6 Sp. 979f., schwzd. auch ‹Haufe› Id. II, 810;
mhd. grūz stmf. ‹Korn, von Sand und Getreide› Lex. I, 1109. Das
Dim. Grüüssi n. scheint sich auch auf sandige Erhebungen (über
die Bed. ‹Kerngehäuse des Apfels›) zu beziehen, vgl. Mittel-
Grüssi n., der schmale Landrücken zwischen zwei ineinander
mündenden Gräben (Schluchten) V Ringg. (Id. II, 810).


Grütsch-

u᪷f gri᪷tšālp V Ltbr. Mürren; grütšwald (geringwertiger
Wa. an Steilhang unterhalb Gfellalp) IV Kanderst. Ga-
steretal.

uf grü᪷tšələ (steil abfallende Wei.) IV Erlenb.


Schwzd. G(e)-rutsch, G'rütsch n. ‹steiniges Land›. ‒ Name von
Orten, «wo das Erdreich gerutscht ist» (Id. VI, 1856). Grüt-
schele(n) = Weiterbildung mit -ele wie Gründle zu Grund,
Brandle zu Brand ‹Ort wo mit Brand gerodet wurde› usw., s.
H. Gubler, Liquid- und Nasalsuffixe, 1920, § 7, S. 153.




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Sp. 125


Grütt s. Rüt


Grütz(e)

i ds grü᪷ts ahi (zw. 2 Gräben liegendes Stück Land) III
Sigr.; i᪷m grị̄tsi (trichterförm., oberster Teil des Spreitba-
ches) V Gadm.; i᪷m mi᪷təlgrịtsi (Heumad zw. 2 Gräben) V
Gutt.


Schwzd. Grütz n. ‹Grütze, grob gemahlenes Getreide›, Intensiv-
form zu mhd. griuze, grūz, setzt eine Grundbedeutung ‹Korn,
Kern› voraus (Id. II, 839ff.; DWB IV, 1, Sp. 1019ff.). Im BO be-
zeichnet Grüzi, Grützi n. sodann ‹das Kerngehäuse des Obsts›
(Id. II, 841), Mittel-Grütz in BE (Simmental) insbesondere die
‹Scheidewand zwischen den Kernen einer Nuss› (Id. II, 840). Da-
von werden die oben aufgeführten Flurnamen metaphorisch ge-
bildet worden sein, vgl. das etym. verwandte Appellativ Mittel-
Grüsse n., ‹der schmale Landrücken (Egg) zwischen zwei inei-
nander mündenden Gräben (Schluchten) V Ringg. (Id. II, 810).

grụ̈tsə (K.), die grütz anderthalb Jucharten um 1525U20 I
Treit.; grụ̈tsə (K.) III Gurbrü; u᪷f dər grụ̈tsə (Hei.) Grüt-
zen (Hof) 1838D III Köniz; grụ̈tsə (K., Kiesgrund) III
Neu.; vff der gruͤtzen 1513U57, 1529U92 III Ndwicht.; i᪷ dər
grütsə/krütsə (K., Heuland) IV Bolt.


Schwzd. Grütze(n) f. ‹sandige, trockene Stelle in einem Acker,
wo die Gewächse bei heissem Wetter mager werden oder abster-
ben› (Id. II, 840, allerdings nur mit Belegen aus der östlichen
Schweiz). Für appell. Gebrauch im Kt. Bern spricht der noch le-
bendige Beleg aus I Bühl, der Frouenacher sei Kulturland mit
zahlreichen Grütze.


Gsang s. Sang


Gsäss s. Säss


Gschampain s. Tschampain


Gschick s. Schick


Gschlüecht s. Schluecht


Gschneit s. Schneit


Gschoss s. Schoss


Gschwänd s. Schwand




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Sp. 126


Gsell

Ein mad heist das gsellenn mosz Stost an das gemein
mosz; ein mad heist die gsellen moszmatten 1531U97 III
Mühleb.

gse᪷ụšaftsmattə (K.; gehörte der Gesellschaft zu den Reb-
leuten von Erlach) I Tschugg.


Schwzd. G(e)sell m., ahd. gisell(i)o, mhd. geselle m. ‹Kamerad,
junger Bursche, Handwerkgeselle, Angehöriger einer Gesell-
schaft jüngerer Burschen› (Id. VII, 715ff.); vgl. Chnaben-, Man-
nen-, Buoben- Flurnamen, wo der Anlass der Namengebung
ebenfalls schwer zu eruieren ist.


Gspaltehorn s. Spalt


Gspeis s. Speis


Gspiss s. Spiss


Gstad s. auch Stad


Gstaad

gštād, am ~, i᪷ gā a ds ~; heute eher: i᪷m ~ (Dorf in Gde.
Saanen), Hans Kabes, der schmid am Stad 1483Rq5, am
Gstadt 1574 (Kopie in 1656U152), Stad pagus ad Sanae
1577Sch, im Gestad 1581A, am Gstadt 1592‒95C3, am
Gstadt 1609A … im Stad 1669MW (Chorgericht Gesteig) IV
Saanen Gstaad.

gštādplats, Gstaadtbrügg 1701MW, gštādrụ̈ti (Ruͤty de la
Wispylyna 1355MW) IV Saanen Gstaad.


Schwzd. Gestad n., mhd. gestat, -des n. ‹Ufer›, kaum mehr appel-
lativ, jüngere Form zu Stad (Id. X, 1330ff.).

Bemerkenswert ist, dass die präfixlose Form Stad noch 1669 im
Chorgerichtsmanual von Gsteig (also in der unmittelbaren
Nachbarschaft von Gstaad) verwendet wird.


Gstapf s. Stapf


Gsteig bei Gstaad

gštẹig, i᪷m ~ (Dorf), chastalet et pierra beneit 1312V1, cha-
stalet et pierra beney 1324V2, in steiguen de baqu 1324V2
(nach Zw «Stege am Bach», evtl. das heutige Innergs-
teig), chastellet 1355V3, chastalet iuxta carreriam 1360V4, a
loco dicto Chattaleth tendendo ad montem de Senens
(= Sanetsch) 1379, capellam … in Steig 1453K9, eccl. pa-
roch. de Steig 1453K9, am Gsteig in dem Brunnen 1515Zw,
am Gsteig 1556Rq5, an dem Gsteig 1556Rq5, … parochia
germanice dicitur Gsteig gallice vero le chastelle 1577Sch,



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Sp. 127


im Steig 1584A, am Gsteig 1605U152, Verpott wegen des vill
win führens ins Gsteig an sant Joders tag 1648Rq5 … IV
Gsteig.

i᪷m i᪷ndərgštẹig (Weiler, s. o.), dər i᪷nnər/u᪷ssər gštẹigbo᪷də,
im Boden 1632MW, im inneren Boden 1686MW, im Gsteig-
boden 1693MW, im inneren Gsteigboden 1696U152 IV
Gsteig.


Etymologie s. Gsteig b. Interlaken.


Gsteig bei Interlaken

gštẹ̄g, gšteig, (wo?) ts ~, (wohin?) u᪷f ~ (Kirchgde., Amt
Interlaken), ecclesiam de Steige 1196 (Vidimus 1339), ec-
clesiam de Steyge 1221 oder 1222, ecclesia de Steige (in
ders. Urk. de Steiga) 1224, de Steiga 1225, Stega 1228, in
ductu aque de Steige 1242, in pomerio apud Matton in
parrochia de Steige 1244, Acta sunt hec ante pontem
Steige 1246, … Actum ante ecclesiam Steige 1268, in der
kilchoͤri von Gesteige 1300, weitere 6 Belege: de (von)
Steige, parrochia de Steygen 1318, ze Gesteige 1319, von
Steige 1321, de Gesteige 1323, de Gesteig 1323, de Steige
1324 (bis Mitte 14. Jhd. überwiegen die Belege Steige,
nach 1350 die Belege Gesteig(e), wobei die Urbare z. T.
noch bis ins 16. Jhd. die Form Steig bewahren:) in der
kilcheri Steig 1501‒26U85, zgsteig 1535U161, im Gsteig
1587/89C3 V Gsteigw.

das len genant Eigen gsteigers 1535U161 V Grindelw.;
kšte᪷igərmatta (Hei.) V Ltbr.


Schwzd. G(e)steig n. ‹jähe Abdachung eines Berges, den man
nicht mit Wagen befahren kann, ziemlich hoher steiler Berg›
(heute nur noch in ONN) Id. X, 1512; amhd. gisteigi, gesteige
DWB IV, 1, 1604; Kollektivbildung zu Steig, s. d.

FN Gsteiger, nach FNB II, 379 in Grindelw. belegt. Wohl Her-
kunftsname zu Gsteig bei Interlaken.


Gsteig s. auch Steig


Gsteigwiler

gšteigwilər, (wo?) ts ~, (wohin?) u᪷f ~ uəhi᪷; (; Dorf),
villa Wiler, in parrochia ecclesie de Steyge 1310, in villa
dicta Wiler 1333, in villa Wiler 1335, in dem dorf und
dorfmarch uffen Wiler 1340, Mathis Ramser ab Wiler
und Michil, sin sun 1370, 1378, Clewi Stoller vff Wiler
1493U84, Wyler 1543/44A, Wyler ob Gsteig 1788C3, Wyller
bey Gsteig 1794A, G'steigwyler 1838D V Gsteigw.


Ursprüngliche -wilāri-Aussensiedlung von Gsteig b. Interlaken.


Gstein s. Stein


Gstelli s. Stell




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Sp. 128


Gstrüpp s. Struppen


Gstüd s. Stude


Gstüss s. Stüss


Gsür s. sur


Gubel

gu᪷bu, u᪷fəm ~ (Wei., K., Hang) III Rüsch.


Schwzd. Gubel m. ‹Hügel, Abhang› (Id. II, 98). ‒ Zu lat. *cubu-
lum eigentlich ‹Lagerstätte des Viehs› mit vielfältiger Bedeu-
tungsentwicklung (P. Scheuermeier, Einige Bezeichnungen für
den Begriff der Höhle in den rom. Alpendialekten, Halle 1920,
103ff.; Zinsli, Grund und Grat, 322).


Gubi

A) im gụbi (Wa., Löcher) IV ObwiliS.; stost vor an das
Gubj 1531U144 IV Spiez; gụbi (Wa., Wei.), von dem guͤtt ge-
nant das Guby, … von dem Gubin 1502U157, von dem gu-
bin 1515U158 IV St. Steph.; ds gụbi (Alpgebiet, Mulde) IV
Zweis.; im gụbi (K., steil) V Leiss.; i᪷m gụ̄bi᪷ (Wei., Wa.) V
Wild.

B) a) ds tossəgụbi (Mulde) IV Lau.;

b) guby gassen 1535U161 V Wild.; gụbịhu᪷bəl, gụbịxe᪸lə IV
Lau.


Die Grundlage ist ein lat. *cubium ‹Lagerstätte des Viehs› (REW
2355, RNB II, 119), ein Wort, das einst als rom. Lehnappellativ
im obersten Aareraum lebendig gewesen ist (P. Glatthard, Aare/
Saane, S. 293).


Guch/Güch s. Juch


Güde

i dər gụ̈də (Hei.), in der Güden (2 Häuser) 1838D IV Ob-
wiliS.

ds gụ̈di (Wa.), das Güdi (Buch-, Eich-, Tannwald) 1838D
II Kirchb.


Evtl. zu schwzd. Güde(n) f. ‹kl. Geschwür› (Id. II, 124 für BO) als
Bezeichnung der Geländeform.


Güdel

gü᪷dubexli II Reisw.; gü᪷duweid (Hei.), Güdelweid (Haus)
1838D, gü᪷duwaud II Ursenb.


Namenzusammensetzung mit dem FN Güdel (FNB II, 382).




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Sp. 129


Güder

güdəršwand (Wa., Allmend) IV Reich. Scharn.

in den Güderen 1895Z I Gamp.; iij Imi weitzen von gu̍der-
ren Ried 1425U78 I Hermr.


Der FN Güder ist altbelegt in den Seeländergemeinden Walpers-
wil und Täuffelen (RNB II, 382). In Güdere(n) steckt entweder
die aria-Bildung eines Familiennamens oder ein movierter fem.
PN als elliptischer Genitiv: *(in der) Güdere(n) (Matte). (M. Sza-
drowsky, in ZONF IV, 1938, 36f.).


Guderfi

gụdərfị̄štrọ̄ss (; jünger:) kụ̈drəfe᪸ŋštrọ̄ss (;
Strasse Gampelen ‒ Cudrefin) I Gamp.


Zum ON Cudrefin (Kt. Waadt).


Gudnet †

Ein Juchart vff dem gudnet um 1525U20 I Lüsch.


Vorläufig ungeklärt, wohl romanische Grundlage.


Gueg

ds gu᪷əgilox, i᪷m ~ (K.) II Wynau.

i᪷n dər gü᪷ö᪷gərrən (Wa.) V Meir.


Schwzd. Gueg(en) m., f. ‹Wurm, Käfer› (Id. II, 160).


Güegg-/Giegg-

gü᪷əkispē᪸rg, u᪷fəm ~ (K.), Herman, des Mu̍llers sun von
Guͤgensperg 1348/58N, Heini Willis von Guͦgisberg
1348/58N, ze Guͤgisberg 6 koͤrst zehenden 1357, von Guͤ-
gisberg 1368, um 1378N, 1480U166, Gügissberg 16. Jhd.UP,
Gieggisberg 1577Sch, die wyden huͦb zuͦ Guͤgisperg 1534U99
Güegisberg (Güggisberg) 1838D IV Erlenb.

4 mattstu̍kli (mit Haus darauf) genempt im Gieggis
1399UT IV Reut.


Offenbar Zuss. mit einem PN, vielleicht alter Übername mit af-
fektischer Verhärtung des g > gg; vgl. Gueg in übertr. Sinne ‹gie-
riger Mensch, dummer Schwätzer, armer Tropf› (Id. II, 161, 4).
Die entrundete Form bei Schoͤpfius 1577 ist nicht bodenständig;
seltsam bleibt das elliptische im Gieggis für Reutigen.


guemos †

guemos 1360Zw, gueymos 1360Zw, guerimos 1360Zw, quer-
senmos versus viam de la jour 1360Zw (ein Moos in Tur-
pach am Wege nach dem Obersimmental) IV Saanen.


Die verschiedenartige schriftliche Überlieferung erlaubt keine
gesicherte Deutung.


Guet

gu᪷ət (Hei.) I‒V.

A) im gu᪷ət III Längenb.; ~ III Ndwicht.; ~ III
Schlossw.; ~ III Uet.; ~ III Utt.; ~ IV Reich. Kienth.





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Sp. 130

B) aa) I: 31; II: 31; III: 162; IV: 45; V: 21.

Auswahl: das halb guͦt ze Vultingen, das da heiset das Af-
ter-guͦt 1302 III Rüegg.; an der Egge guͦte 1374 IV
Zweis.; frouəgu᪷ət (Hei.), von frowen guͦt 1426U64 … II
Sum.; im xlō᪷štərgu᪷ət I Orp.; stost an des klosters guͦt III
Gurz.; Klostergut 1767/69C3 III Trub; uff an desz klo-
stersz guͦtt IV Erlenb.; pfru᪷əndgu᪷ət I Sis.; II Melchn.; II
Ursenb.; III Gerz.; III Obhof.; IV Adelb.; IV Därst.;
IV Kandergr.; V Habk.; V Leiss.; siechen guͦt 1500U48 III
Bern; 1542U104 III Boll.; 1529U92 III Rub.; 1635UT III
Thun; 1492K3 III Worb; von schüren guetren 1479U11 I
Bür.; šụ̈̄rgu᪷ət (Hei.) II Mattst.; III Gugg.; III Rüsch.;
IV Bolt.; šụ̈̄rgu᪷ət, uff dem schürguͦt 1524‒80U169 IV
St. Steph.; daz Schu̍r guͦt 1374, vom Schu̍rguͦt 1427U78 IV
Zweis.; im Widumgut 1794A II (Amt Sumiswald), die wi-
dem guetter minder kilchen ze utzistorf 1437U56 II
Utztf.; das Widum guͦt 1530U142 III Kirchd.; dər wi᪷dəm,
das Wydemguth 1737‒38A IV Bolt./Obwil.

ab) I: 38; II: 31; III: 65; IV: 41; V: 7.

Früheste Belege: ich arbte von Ruͦdolf seligen Herbot-
ten, das guͦt och heisset Herbotten guͦt 1351 IV Ndstok-
ken; Holis guͦt uffem Holn 1354, ein guͦt was Claus Holis
gelegen uff Holn 1360 V Beatb.; uff Berchton guͦt 1388
III Buchh.; item bonum am Lene dictum Burgersguot
1346K5 V Sax.; Widerguot 1339K5 III Sigr.; Wigkersguͦt
1389R2 II Sum.

ac) I: 2; II: 6; III: 12; IV: 4; V: 1.

b) II: 1; III: 4; IV: 2; V: 1.

C) -li: I: 6; II: 1; III: 11; IV: 34; V: 14.

-er: gü᪷ətərwē᪸g V Iseltw.

-ler: dər xlị̄ngü᪷ətlər (Teil des Waldes Hasli) III Oppl.

-lere: kü᪷ətlərə (Wa.) III Gerz.


Schwzd. Guet n. ‹Grundbesitz, Grundstück, Bauerngut› (Id. II,
546); Pfrundguet ‹das zu einer Pfarrstelle gehörige Grundstück›
(Id. II, 551); Schürguet ‹Grundstück mit Scheune› (Id. II, 551),
ein aufs Bernbiet beschränkter Typus.


guet (Adj.)

B) b) I: 2; II: 13; III: 8; IV: 12; V: 4.

Auswahl: i᪷m gu᪷ətaxər (; K.), genannt der guͦt acher,
… stost … an guͦtten acher 1531U59 II BürzH.; der gu᪷ətaxər
(Hei., K.), der nider guͦtacher j Juch., der ober guͦtacher j
Juch. 1531U97 III Häutl.; gelegen an Guͦten halten 1368
IV Erlenb.; ts gu᪷ətəhụ̄sə (2 Häuser, K.), ze Gutenhusen
1305, an guͦten husen 1535U161 V Interl.; heisset die guͦten
matten 1480U144 II Hells.; ein hushofstatt neben der guͦ-
ten matten 1437U56 II Utztf.; i᪷ də gu᪷ətəbrü᪷nnə (;
Häusergruppe, ehemals Bad), daz guͦt gnemt Guͦtenbruͦn-
nen 1348, zuͦ guͦttennbrunnenn 1533U133, ob dem dorff wi-
der guͦten Brunnen 1534U100 … III Kaufd./Toff.; gu᪷ətə-



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Sp. 131


brünnə (ehem. Hei.), (hieher?) das guͦt das da lit ze Guͦ-
ten-brunnen 1280, Gutenbrünnen (Hof) 1838D III Wah-
lern; im gu᪷ətəbrunə (Bäuert); das gericht an der lenck, in
guͦten brunnen 1473Uk2, Ruͦff Cristan von Guͦten brunnen
1480U166, von sinem guͦtt in guͦtten brunen 1488U156, zwo
Juchartten in guͦtten Brunnen 1497‒1516U167 … IV Lenk;
(Burg Wangen) mit allem dem, so darzuͦ hoͤret … mit na-
men … Boͤsen Riede, Guͦten Riede … 1356, 1367 II Wan-
genr.; guətrịəd (Hei.), stost ufhin an das guͦt ried 1533U133
III Rüegg.; i᪷ dər guətrụ̈ti (K.), ein manwerk ze Guͦten
ru̍ty 1423UBS, Jnn der guͦttenn Ru̍tty 1518U74 … II Attisw.;
vonn … Sinem Stu̍ck lants inn guͦten thanni IV Frut.; im
guətwüšgrabə (Wildbach) IV ObwiliS.


Schwzd. guet, wie nhd. ‹von brauchbarer, erwünschter, treffli-
cher Beschaffenheit›.

fərgụ̈ətig (Wa.) II Obönz.


Mhd. ein guot vergüeten ‹auf Zinsen anlegen› (Lex. III, 120); also
wohl etwas wie ein verpfändeter Waldbesitz.

hieher? i stu̍cklj in der guͤttig studen 1531U96 III
Kirchl. Herrenschw.



Güetital

ds gụ̈ətitāl, i᪷m ~ (Weiler), ½ juch. jn Guͤtlistal gelegen
1487U166, ab eim guͦt lit vff dem guͦttental 1493U84, die mu̍l-
lerin vom guͦttental 1507U86, Andres Schluͤchter vom guͦt-
tentall 1525U90, von dem guͦt so man nempt das guͦtental
1538U148, das Güeti-Tahl 1732/33C3, Gütithal (Hof) 1838D
IV Spiez Faul.


Im ersten Namenglied ist ein PN zu vermuten; vgl. Ulis Guoten
Erben 1372 II Heimenh.; Jaggis Guͦten 1374 IV Frut. Das -i- im
Kompositum kann durch Mittelsilbenerhöhung erwachsen sein,
der späte Umlaut aber wohl eher durch Anlehnung an das
Adj.abstraktum Güeti.


Guetwüsch

im guətwüšgrabə (Wildbach) IV ObwiliS.

ein mad genant die guͦt wusey, genant die guͦt wüsti, die
guͦtten wuͤste 1524‒80U169 IV St. Steph.


Volksetymologische Umstellung von mhd. wuotgüsse (sg. -guss)
‹gewaltige Überschwemmung› (Bennecke-Müller, Mhd. Wb. I,
542; Lexer III, 1005; Id. II, 473, nur mit älteren Belegen). Das
Wort kommt mit verschiedenartigsten Umformungen in schwei-
zerdeutschen Mundarten vor, z. B. am wegus 1471, an wu̍tgosz
1314 …, heute: Hertensteinstrasse (A. Garovi, Die Örtlichkeits-
namen der Stadt Luzern im Mittelalter, 1975, 44ff.), ferner Ueg-
gis in Teilen des BO (Zinsli, in: Z. f. Mda. forschung, XXVII,
1960 159) auch im ennetbirgischen Walserdeutsch: ds gu᪷əwiš
() ‹Hochwasser› (Alagna), ds gūwi᪷š (Gressoney) …

Über den Ausbruch des «Gutwüschgrabens» (auch unter dem
Namen Lauibach bekannt), der in Oberwil sieben Wohnhäuser
gefährdete, berichtete die Neue Zürcher Zeitung vom 15. August
1957 (Nr. 2307).




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Sp. 132


Güezi-

güətsišwe᪸ŋi᪷, i᪷ dər ~ (mehrere Hei.), ein gut ze Guͦtzen-
swendi, daz Werner von Guͦtzenswendi buwet 1336, die
guͤtter ze Guͦtzenswendi 1340, daz guͦt ze Gu̍tziswendi
1351, unser guͦt, gelegen an Guͦtziswend, daz Wernher
von Guͦtziswend buwet 1356, von gutzenschwendi
1420‒30C2, Gutzenswendi 1525UT, an die Guͦtzischwendj
Kratzhalden 1538UT, die Gützenschwendi 17. Jhd.UP, in
Gutzenschwendi 1664A, uss dem Gützen Schwendi
1715/18C3, 1719A III Wachs.


Namenkomposition des altd. PNs Guoz(o), Kzf. zu einem Na-
men wie Guother oder ähnlich, in der sw. Gen. form mit dem
Grundwort -schwendi. Mittelsilbenerhöhung von -ens > -is
schon im 14. Jhd. mit Umlaut uo > üe.


Gufe-

ku᪷fəšmittə (Mad mit roter Lische) IV Zweis.; gu᪷fəštat
(; Hei., Hügel), auf der Gufenstatt 1704MW, Guffen-
stadt 1716MW, auf der Gufenstatt 1725MW, 1733MW, Gufen-
stadt 1838D, gu᪷fəšte᪸tli IV Saanen.

Hieher?: gufisriəd (zum See abfallender Wa. und davor
gelegener Landstreifen) III Frauenk.


Schwzd. G(l)ufe(n) f. ‹Stecknadel›, mhd. glufe, gufe f.; in BE Sim-
mental bezeichnet man mit Gufe(n) auch die Lische, das kurze,
spitze, harte Gras mit Nadeln vergleichend; «das aus scirpus pal.
und uniglumis bestehende Bergheu BE Simmental» (Id. II, 608).


Gufelät

gu᪷fəle᪸t, i᪷m ku᪷fəle᪸t (; Hangmulde; Rebgebiet, Holz-
platz, ehem. Rebgut u. Landsitz, s. Convalet, HBLS II,
619f.), Johannes dictus Swenns, residens in Confellet
1329, ze Comphellet an dem stade 1334Wg, unam domum
sitam in loco vulgo dicto Conflet 1353, Johans Swebli
von Conflet 1358, (Rebstück zu) Gu̍nffellet am See 1373,
Pierre de Confellet 1491Wg, die Gunffelet Büri 1623Wg, in
der convolet Bühri 1674Wg, Guffelätbüri, Gufelätbüri
(vom gleichen Schreiber wie vorgenannte Namenform
1674Wg), zu Convalet 1686Wg, Gufelätt, Couvalet (Rebgut
des Klosters St. Urban) 1838D, Guffalet 1895Z I Tüsch.


Weigold (141) bemerkt: «Am liebsten möchte man an combalet,
ein Derivat von combe denken; der Übergang von b zu f bliebe
jedoch ungeklärt.» ‒ Der Name soll vom Abschiedsgruss con va-
lete herrühren, den die St.-Urban-Mönche den Brüdern, die sie
besuchten, jeweilen zuriefen. Nach Friedli (Twann 120) geht die
Bezeichnung zurück auf eine (domus) convaletudinis, da sich in
der Nähe der Besitzung eine Quelle mit vortrefflichem Wasser
befunden habe. Dem Kloster St. Urban gehörte das Grundstück
bis zu seiner Auflösung im Jahre 1848. Schon 1334 hatte der
Graf Rudolf von Nidau versprochen, die Reben und Trotten des
Klosters St. Urban zu Convalet am Bielersee gegenüber allen Be-
einträchtigungen zu schützen (FRB VI, 98).

H. R. Nüesch erwägt eine Grundlage von lat. confinis ‹angren-
zend› (FEW 2, 1035; RNB II, 106): *confinale + ittu > *confine-



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Sp. 133


lét > *confellét und durch Übernahme in den alem. Mund >
*cúnfellet > gúfelet. Confinis im Sinne von ‹angrenzend an den
See›; vgl. den Beleg von 1334 «an dem stade».


Gufen- †

Ein Jucharten, heist der ober gufenentz acher, an der
bern strasz 1531U97, der Gufenenttsch anderthalbe Ju-
charten 1535U101 (Entwurf zu diesem Urbar:) der gufen
entsch 1535U102 III Grhöchst.



Gufer

A) IV: ds gu᪷fər (Wei.) Frut.; dər ~ (K.) Gsteig; V: i᪷m ~, i᪷
ku᪷frən (Bergheugebiet) Ltbr. Mürr.

B) aa) i᪷m almi᪷~ V Ltbr. Gimm./Mürr.; im ge᪸is~ (Geröll)
V Gutt.; bi᪷rə~ (Geröllhalde an der Bire) IV Kanderst.

ab) e᪷tsi᪷sgu᪷fər V Innertk.

ac) ds hi᪷ndərgṳfər V Gadm.; i᪷m i᪷ndrən kụfər, i᪷m mi᪷tlərən
~, im obrən ~, im ussərən kufər V Ltbr. Mürr.; ufəm rotən
kufər V Grindelw.; ~ V Schatt.

B) b) IV: 2; V: 10; Auswahl: kufərwē᪸lli (2 loc.), gọfərwāld
V Haslib.

C) -li: das koferli 1574Le II Farn.; ku᪸fərli IV Lau.; uffem
Gofferlin 1356, Goverlin 1379, uff dem Göferlin 1395Uk2
IV Spiez; ds kụfərli V Haslib.; ds kufərli (K., Aaregrien) V
Meir.; ku᪷fərlištu᪷bə (Höhle) IV Lau. hieher? vff dem
goufferlin 1531U97 III Vech. (Dentenberg)

-i, -it, -ers: ufəm gofərs, ufem Goffret 1312, ufen Goure
1312, uf goffers 1533U133 III Rüegg.; i᪷m ko᪷fəri (Hei., Mo-
ränenzug) III Thier.; im go̤fərịt, ds ~ (K.) III Ndwicht.;
im kọfrị (Wei., Ha.) V Brienz; i᪷m gu᪷fri᪷t, ds ~ (K., Wa.) V
Günd.

Hieher?: ds gofi (K.) I ObwilbB.


Bergschwzd. Gufer n., m. ‹Felsblock, Geröll› (Id. II, 1327; Zs.,
Gr. u. Gr., 322). ‒ Nach J. U. Hubschm. (VRom. III, 135) aus
gall. *kombro > *kovro- ‹Geröll›. Diese Deutung wird heute
wieder aufgegeben zugunsten der Erklärung mit rom. *cubulum,
zu lat. cubāre ‹ruhen›; so auch J. Hubschm. (Alpenwörter, Bern
1951, 16f., 52 A 40). Bedeutungsentwicklung über ‹schutzbrin-
gende Einbuchtung unter überhängendem Felsen› > ‹Fels› >
‹Felsblock› > ‹Felstrümmer, Geröll›, im Simmental auch ‹Fels-
kopf, Berggipfel› (nach Bratschis Wörterbuch); vgl. zum Ety-
mon P. Scheuermeier (Begriff der Höhle …, 94‒105). Die roma-
nische Herleitung rechnet freilich nicht mit dem Tatbestand,
dass sonst lat. cubulum im Frkpr. nicht nachzuleben scheint.
Nach J. Pokorny (VRom. X, 242) noch «vorläufig ungeklärt». ‒
Dazu gehört auch Gifer (s. d.), wohl ursprünglich ein Kollektiv
Ge-güfer n., ahd. ga-guferi (J. U. Hubschm. a. a. O.). Die Entrun-
dung von Gufer > Gifer in der Landschaft Saanen ist ungewöhn-
lich, findet sich aber auch im Gipfelnamen Giferhorn in der
Rheinwaldhorngruppe, in Vals jedoch auch Güferhore(n) ge-
nannt.

Goferi (nach VRom III, 135f.) aus der ahd. Kollektivbildung
*gofer-ahi. Goferit = unklar, vielleicht bloss unorganisches -t.




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Sp. 134


Der Unterschied der Vokale u/o liegt möglicherweise in der all-
gemein offeneren Aussprache der u-Laute im westlichen BO be-
gründet (s. SDS I, K. 50 Chuchi).

In der Gde. Langnau (Bluttenried/Gool/Gmünden) gibt es ‹di
beide Güfle› (Wa., Weidegrenze), deren Benennung anscheinend
in jüngster Zeit von einer Bauernfamilie geprägt wurde, die
nicht mehr dort wohnt (1976). Wohl gebildet nach dem Wort Gü-
fel m. ‹stumpf zugeschnittener Bergkegel, Gipfel›, mit Suffix-
wechsel er > -el (verzeichnet bei Im Obersteg und wohl danach
bei O. von Greyerz, in: Sprache, Heimat, Dichtung; ebs. Id. II,
133). In Bratschis Simmental Wb. als † bezeichnet.


Güfi

ds kü᪷fi, i᪷m ~ (; Heimet, Zuname für widmat) III Lan-
disw.


Bildlicher Vergleich mit dem Güfi genannten Wagenkorb, ei-
nem Sitzgestell, das der Bauer auf seinen Berner-, Spreng- oder
Reitwagen aufschnallte (Id. II, 133). In Twann war das Mostgüfi
ein einspänniger Wagen mit erhöhten Randleisten, auf den wäh-
rend der Weinlese acht bis zehn Zuber gestellt werden konnten
(Friedli, Twann 1922, 386).


Gugel

A) i᪷n dər gu᪷glə, i᪷n də gu᪷glə(n), i᪷n gu᪷glən (Rundhöcker im
Wa.) V Bön./Gsteigw./Matten;

B) a) u᪷f dər eixgu᪷glə (K., ehemal. Stelle eines «Chutzen»)
II Rüegs.; dər brụ̄štgu᪷gəl (weisser Grenzfelsen im brụ̄št)
V Bön.; rịtku᪷gla (spitze Steine bei Ritt) V Iseltw.

b) d gu᪷gəle᪷k V Bön.; ds gu᪷gəlhorən (rundl. Felskopf) V
Ltbr. Gimm.; 1 juch. an Gugelberg 1486U166 IV Erlenb.
Ring.; ds gu᪷gušụ̈̄rli (steile spitze Egg) III Trub.

C) -li: Gugelisacher 17. Jhd.UP II Aarw.

-ler: u᪷fəm gụ̈gələr (Heuland) IV Saanen; ein Bletzlin Im
Brüll, vnnd ab gugellers Allmendt 1530U21 I Ins. u᪷fəm
gu᪷glər (Heuland; viele «Gugelsteine» darin) V Iseltw.;
u᪷fəm gu᪷gləraxxər (oder u᪷fəm gụ̈̄gələr) (K.) I Müntsch.


Schwzd. Gugel m. ‹eine Art Kappe, Kapuze›, aufs Gelände über-
tragen ‹Hügel, runder Gipfel›, verbreitet in Flurnamen; mhd.
gugele, gugel, kugel, aus mlat. cuculla, lat. cucullus (Id. II, 155f.;
REW 2359).


Guger

A) dər gugər II Aarw.; ufəm gu᪷gər (Hügelzug, Wa.), der
Guger 1577A II BusswbM.; u᪷fəm gugər (Hügel, K.), auf
dem Gugger 17. Jhd.UP II Melchn.; gugər II Thörig.

B) a) ho᪷rəgu᪷gər, auch: špi᪷tsho᪷rəgu᪷gər (bewaldeter Fels-
stock) IV Bolt.

b) gụ̄gərrē᪸bə I Twann; gugərhȫxi, gugərsu᪷nnsitə, ~šatsitə
(K.) II Melchn.

C) ds gü᪷gərli (bewaldete Kuppe) V Leiss.; gü᪷gərtə (Ge-
ländekopf) II Wolfisb.; i᪷m gügərtsi IV Lenk.





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Sp. 135


Wohl durch den bekannten Suffixwechsel -el/-er (vgl. Gubel/
Guber, Hudel/Huder, Kander/Kandel usw.) identisch mit
schwzd. Gugel m. ‹kapuzenartige Kopfbedeckung›, dann auch
‹Hügel, runder Gipfel› (Id. II, 155).


Güüger

dər gụ̈̄gər (Felskopf), Gogügerli 1597 (Angabe Gwp.),
gụ̈̄gərgrabə (Eintiefung daneben) V Bön.


Die Länge des Stammvokals weist auf Zshang mit Gūge(n) f.
‹Nacken, haubenförmiger Berggipfel› (Id. II, 156f.) bzw. auf
verwandtes Gūgere(n) ‹Eiterblatter› u. ä. hin.


Gugg-

A) dər ku᪷kən, am ~ (Wohnhaus, 2 Heugüter), am Guggen
(Haus) 1838D V Grindelw. Grindel/Holzm.

B) b) ku᪷kəngassa (Weg Gebiet Guggen) V Grin-
delw. Holzm.; vnder ghugken hag 1551U32 I Eps.; Gug-
genhaus (Haus) 1838D III Köniz; ein halb mad matten im
gugghouw 1540U14 I Lengn.; u᪷fəm ku᪷kənhu᪷bəl (Kuppe,
3 Gebäude) V Grindelw. Holzm.; gukəhǖ᪷rli (Wa., Wei.)
III Wattw.; ku᪷kəhü᪷rli (Berg) V Habk.; ku᪷kəlē᪸gəli (K.), i
Juchart nempt sich gucken laͤchels acher 1521U31 I
Brügg; 2 jucherten ligennt zuͤ dem gugenstein 1493U84,
ab zweyen jucharten lands liggend zum guggenstein
1538U148 IV Aeschi.

C) -li: im ku᪷kəli (2 Hei.) II Bärisw.; ku᪷kəli (K.) I Graf-
folt.; ds gu᪷kəli (K. am Hang) II Hindelb.; ds gu᪷kəli
(Vorsass auf Egg) IV Saanen;

kü᪷kəlislo᪷x (Höhle unter Schlosshubel), Güggelisloch
(Haus in einem Felsen) 1838D I Rad. Guggelisloch (Burg-
ruine) 1850J III Wohlen Mörisw.; ku᪷kəlisloxwaud III
Walkr. ds gu᪷kli (Hei.), Guggli (Häuser; auch: zum
Horn) 1838D II Dürrenr.; u᪷fəm gu᪷kli, ds ~ (Hei., Aus-
sichtspt.), Guggli (Haus) 1838D II Erisw.; i də gu᪷klə, d
gu᪷kli (Vorsass, weiter Ausblick), cucla, gucla 1324V2 IV
Saanen.

-eler: der Güggelers Wald (id. loc. gukli) 1759A IV Saa-
nen.

-i: ku᪷kəni᪷, i ku᪷kənən (Gucköffnung zw. Jungfrau und
Mönch) V Ltbr. Weng.

d šnapərku᪷ki᪷ (Wegstelle im Wa., zw. zwei Felsköpfen) V
Günd.; i᪷m gu᪷ki᪷saxxər (Hei.) I Meik.; dər kü᪷ki᪷axxər (K.),
kü᪷ki᪷gartən (K.) V Ltbr. Gimm.; ku᪷ki᪷ge᪸ssli IV Frut.;
ku᪷ki᪷gle᪷tšər V Ltbr. Weng.; gu᪷ki᪷shāltən V Hofst.; ku᪷kihi᪷-
ta (SAC-Hütte) V Ltbr. Weng.; im kü᪷kihö᪷i, ku᪷kihö᪷i (fla-
ches, eher sumpfiges Gebiet) I Lengn.; gu᪷kihǖrli (Gelän-
dekegel) V Beatb.; u᪷fəm ku᪷kihu᪷bəl (Geländevorsprung,
Aussicht) IV Frut.; i᪷m gu᪷kishūs (Hei.), im Guggenhaus
1785A III Köniz; ds ku᪷kihūs (Haus) V Ltbr. Gimm.; gu᪷-
kislox (Wa.) III Boll.; ds gu᪷kilō᪷n (K.), ze dem guggilo
1437U56 II Höchst.; j mad heist guggismad 1531U97, das



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Sp. 136


guggimad 1534U100, Das Guggis mad 1535U101 III
Grhöchst.; u᪷f dər ku᪷kimatə (Hei.) IV Frut.; Guggisberg
s. d.

kü᪷kigrabə I Gals; gụ̈kisgrāt (langer Grat), auf den Gü-
gisgradt 1795Rq8 III Sigr./V Beatb.; gü᪷kibax V Leiss.; dər
kü᪷kiwē᪸g I Gals.


Verschiedenartige Bildungen zur Grundlage von schwzd.
gugge(n), mhd. gucken, gücken ‹(neugierig) schauen›. Syn.
luege(n) (Id. II, 182f.). ‒ Die Namen bezeichnen im allgemeinen
Anhöhen, von denen man einen weiten Ausblick hat. Einige mö-
gen zur Wortbedeutung ‹kleiner Erker, Winkel, Loch in einer
Wand …› gestellt werden.

Ob in Fällen wie Guggis-acher, -garten ein alter PN oder ÜN an-
zusetzen ist, bleibt fraglich, ebenso, ob die Guggli in IV Saanen
mit den alten Belegformen cucla, gucla nicht eher zu Gugel (cu-
cullus) gehören. Vgl. auch die Etymologie zu Guggisberg.


Guggass

ds gụkass, i᪷m ~ (; steiler Südhang mit Wa., am Südfuss
des Doldenhorns gegen das Gasterntal; kein Aussichts-
punkt) IV Kanderst.



Güggel

A) gü᪷kụ (Hei., heute umbenannt in bu᪷əxəhōf) II Attisw.;
u᪷fəm gü᪷kụ, i᪷m ~ (Hei. auf breitem Hügel), Güggel 1838D
II Ndbipp; i᪷m gü᪷ku (K., grenzt an bu᪷əxəhōf Attisw.) II
Wiedl.; dər kü᪷kụ (kl. Hei., auch bi᪷m šte᪸rnəkü᪷ku) III Ob-
diessb.

B) b) an der gügells matt 1518U74 II Ndbipp; jn der guggel-
matten, am guggelmattetlj, jm gugellmosz 1531U97 III
Wohlen; ab der matten zu guggelsbrunnen 1543U154 IV
Wimm.; gü᪷kurein III Kriechw.

C) gü᪷kəligrabə III Laup.


Schwzd. Güggel m. ‹Hahn› Id. II, 192, mit Flurnamenbelegen
Sp. 193 (10). Übertragung auf Anhöhen vielleicht durch An-
klang an gugge(n). Güggel- höfe könnten Heimwesen sein, auf
denen die Abgabe eines Güggels lastete, vgl. Finsterhennen; in
andern Fällen unklar.


Gugger

ku᪷kər, gu᪷kər m.

A) dər ~ (Wa.) II Farn./Rum.; i᪷m ~ (sumpfiger Wa.) II
Rütsch.; u᪷fəm ~ (Hei., K. Nähe Wa.) III Langn.; ~ III
Wachs.; dər ~ (Wei. u. Wa.) IV Lau.; im ~ (kl. Wei.) IV
Lenk; dər ~ (Wei.) IV Reich. Kienth.; im ~ (schöne Wei.)
IV Zweis.; u᪷fəm ~ (K. u. Wa.) V Brienzw./Meir.

B) b) I: 5; II: 8; III: 10; IV: 2; V: 8.

Auswahl: ein andere Juchart agkers ob guggers agker
1430U78, 1502U123 III Laup.; in guggers fluͦ 1533‒42U128 III
Gugg.; gu᪷kəršhorn, hinderm guggershorn 1533‒42U128,
gu᪷kəršbax (2 Hei.), fluvius Gucchani 1076 (?), 1152, von
der Müli In guggersbach 1432U78 … III Gugg.; da dennen



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Sp. 137


dem guggerbach vf Jn guggers brunnenn, hinder dem
dorff guggisperg 1533‒42U128 III Gugg.

C) -li: i᪷m ku᪷kərli (Vorsass) IV Saanen; gu᪷kərli᪷-: ~bodən,
~bru᪷nnən V Günd.

-ere: i᪷ dər ku᪷kərə (Wei.) III Ndmuhl.


Schwzd. Gugger m. ‹Kuckuck› (Id. II, 184ff.). Bezeichnet in
Flurnamen wohl allgemein ‹Orte, wo der Kuckuck ruft›.

In einzelnen Fällen mag Gugger i. S. von ‹dämonischen Wesen,
Teufel› für verrufene Örtlichkeiten gelten (Id. II, 189 IV). In
Guggers Acker u. ä. dürfte der PN Gugger stecken (als FN altbe-
legt auch im Kt. BE, s. FNB II, 388). Gugger(s)-bach, -brunnen,
-horn III Gugg. sind wohl blosse Klammerformen von urspr.
Guggers-berg-bach usw., s. aber auch unter Guggisberg.


Guggernäll

A) (Zinsgüter) mit namen im Guggernell 1346N III Kö-
niz; i᪷m ku᪷kərnel (; Stelle, wo Klein- und Grossdorf
zusammentreffen) IV Erlenb.; ku᪷kərne᪸l (s. B)), stost an
das Guggernel 1502U157, im guggerneͤl 1515U158, stost ob-
sich an das gugernell 1524‒80U168, an den berg genambt
gugernäll 1527U91, gut Jm guggernell hus vnnd hof mit
dem erdtrich 1548U160 … IV Lenk; i᪷m gukərne᪸l (; Wa.)
IV ObwiliS.

B) a) i᪷ndərš/ussərš ku᪷kərne᪸l, i᪷m i᪷ndərə/ussərə ~ (Alp,
schöne Wei. mit viel Wa.; s. A)) IV Lenk.

b) am Gugernelberg 1712‒13A, 1771C3, die Guggernäl-
weid 1795C3 IV Lenk.

C) -i: Im guggernu̍llin 1430U78, 1532U125 III Kriechw.; i᪷m
gu᪷kərnü᪷ụi, Guggernülli (Haus u. kl. Heimwesen) 1838D
III Langn.; i᪷m ku᪷kərne᪸lli (; Waldlichtung) V Därl.


Schwzd. Guggernell BE; SO ‹Dachfenster, kl. Fenster auf dem
Estrich› (Id. II, 190). Guggernäll, Guggernüll als Örtlichkeits-
name gilt meist für hochgelegene, aussichtsreiche Gebiete. Bis-
her erklärt als *gugg-grenel, d. h. als Zss. aus gugge(n) ‹schauen›
und afrz. crénel (= nfrz. créneau) ‹Zinne, Schiessscharte›, wofür
der offensichtliche Ursprung der Namenstreuung im westlichen
Sprachgrenzraum und die Endbetonung zu sprechen scheint
(vgl. Zs., Gr. u. Gr., 322, mit Lit., ders.: Zum Flurnamenzeugnis
für die deutsche Besiedlung der Alpen 1958, 807f.; ders.: Die
mittelalterliche Walserwanderung in Flurnamenspuren 1963,
322ff.). ‒ Gugger-nüll möglicherweise volksetymologisch umge-
deutet für entlegene, steinige Orte im Gebirge im Anschluss an
Gugger ‹Kuckuck, Teufel› (s. d.) und Nolle(n) m. f., dim. auch
Nülli n. ‹runder (felsiger) Vorsprung› (Id. IV, 716).


Guggisberg 1

gukịšbe᪸rg (Dorf und Gemeinde), circa montem gucchani
1076 (Echtheit der Urkunde bezweifelt; vielleicht erst
Mitte 12. Jhd.), ecclesiam de Cucansperc, nemus quod
Chucansperc vocatur 1148, mons goͮcani 1152, Salaco de
Montcuchin 1182N, Mont cuchin (als Kirchort) 1228,
Uol. plebanus de Gucherasperehc um 1238, domus in
Monte Cucani 1254 oder 1255, curatus de Moncuchin
1285, a domo Ulrici de Gugisperch (nach spät. Kopie;



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Sp. 138


Original 1290), Gugansperg 1291 oder 1292, uͦlrich von
Guͦgisperch 1292, Uol. de Guggansberg 1295, et domini
Petri, curati ecclesie de Guccasperch 1302, dominus Pe-
trus curatus de Guckansperch 1303N, Wilhelmus de Guͤ-
gensperg 1313, Uolricus de Guggansperg 1323, Gug-
gansberg (Verz. der Pfarrkirchen) 1325, … der amman
und die lanlu̍te gemeinlich von Guggisperg 1330, Gug-
gisberg, Guggesberg 1334, … de Gugsperg, de Guxkes-
berg 1343, de Guckansperg 1356, … parrochie de Moncu-
chin 1368, in Guggisperg 1370, de Moncuchin
1416/17K9a, Montcuchin 1453K9, … von dem len ze guggis-
perg 1484U126, Guckysperg 1497A, … uss dem Gugischperg
1569C3, … III Gugg.

ku᪷kišbe᪸rgərmatə (K., Herkunfts-PN?) III RütibR.; an
die guggisberg stras 1533/42U128 III Wahlern.


Die bisherigen Deutungen des 1. Namenglieds mit dem Verb
guggen ‹schauen›, mit mhd. guggouch oder schwzd. gugger ‹Kuk-
kuck› sind kaum stichhaltig. Die frühsten Belege mit der lat.
Gen.-endung -ani, der deutschen auf -ans weisen auf einen alten
Personennamen hin. Diesen glaubte J. U. Hubschmied (Burg-
dorf, 748 A. 11 bzw. 715) als burgundisch Guka, mit dem ostger-
manischen Ausgang der sw. masc. Flexion auf -a im Nom., das
dann im latinisierten Genetiv weitergelebt hätte, wie etwa bei
Hunnenkönigsname Attila, Gen. Attilanis. Diese «interessante»
Feststellung eines ostgerm.-burgundischen Einschlags aufgrund
eines bloss nebentonigen Flexionselements ist jedoch kaum halt-
bar angesichts des Tatbestands, dass verschiedene Schreiber im
Laufe der Zeiten nebentonige Wortausgänge auf Vokal + n(s)-
mit -a- wiedergaben, z. B. 1395 Attasholz = Attisholz, 1579 Alcha-
flü, das seit 1320 auch als Alchenfluͦ belegt ist, 1533 von küllawyl
= Kühlewil, 1530 an hetzawil, aber 1308 schon Hetzenwile usw.
Für -a- in Flexionssilben erbringt Br. Boesch (Untersuchungen
zur alem. Urkundensprache des 13. Jhd., 1946, 138/139) eine rei-
che Zahl sprechender Belege.

Freilich, der PN des 1. Jahrtausends ist heute nicht mehr sicher
fassbar. Fm I, 690 bietet unter Gug- wenig Entsprechendes:
Gogo, Coco u. ä., die er mit ONN wie Gukkingin, Chuginpah …
Kukenwert verbindet, was Henning Kaufmann (Ergänzungs-
band 1968, 156f.) aber bezweifelt. ‒ Die Überzahl unserer histor.
Belege für Guggisberg weisen auf einen solchen einstämmigen,
vielleicht im rom.-alem. Mischgebiet erwachsenen, urspr. germ.
PN. Seltsam bleibt die Bezeugung de Gucherasperehc von ca.
1238. Man könnte versucht sein, mit dieser Bildung die Namen
Guggershörnli und Guggersbach, Erhebung und Gewässer im Be-
reich von Guggisberg und vom Dorfnamen kaum zu trennen, in
Verbindung zu bringen. Das führte dann ‒ wie P. Glatthard
(ONN zwischen Aare und Saane, 331) darstellt ‒ auf einen urspr.
zweigliedrigen germ. Personennamen, etwa *Guck-wald, -hart,
-gêr, der in der Lautung Guggis- als gekürzte Verschleifform er-
halten wäre. Parallelen wären heutiges Sumiswald: 1225 Suͦ-
moldswalt, 1290 Suomelswalt, 1315 Sumiswald, 1353 Sumans-
wald, oder das benachbarte Rüeggisberg: 1076 Roggeresberch,
1224 Ruogersperg … (ebd. 414). Doch bleibt eine so frühe Ver-
schleifung, wie sie schon die ersten Belege für Guggisberg zeigen
müssten, doch fragwürdig, und es ist eher mit einem spätern
volksetymologischen Anschluss von Guggershörnli und Guggers-
bach an das durchsichtige Appellativ Gugger ‹Kuckuck› (s. d.) zu
rechnen. Der Dorfname Guggisberg wird heute im volkstümli-
chen Sprachgefühl mit guggen ‹ausschauen› verbunden, weil die
Lage des Ortes einen wundervollen Ausblick bis auf die Jurahö-
hen bietet.




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Sp. 139


Guggisberg 2

Auf dem Guggisberg (Haus) 1838D II Dürrenr.; i᪷m
ku᪷ki᪷šbərg (Hei., Aussichtspunkt), Guggisberg (Hof)
1838D II Sum.; dər ku᪷kịšbərg (Hei., beim Aussichtspunkt
Huttibüel), Guggisberg (Hof) 1838D III Obthal; Guggis-
berg (Haus) 1838D IV Erlenb.


Wohl blosse Übertragungen des auch durch das Simelibärg-Lied
weitbekannten ONs Guggisberg, den man mit einer weiten Aus-
sicht in Zusammenhang brachte. Vielleicht ursprünglich auch
einfache Guggi‒Namen für Anhöhen mit Fernblick, wie im
Guggi, Guggi-Berg LU usw. (Id. II, 191).


Gugguuser

ku᪷kǖsər (; vorspringende Felsen, Aussichtspunkt) V
Ltbr. Weng.

u᪷fəm ku᪷kụ̄sərnollən (hoher, von Wa. umgebener Felsen)
V Brienzw.; bi᪷r gu᪷kụ̄sərblattən (Felsplatte) V Schwan-
denbBr.


Da es sich um vorspringende Ausschauorte handelt, wohl eher
zum Vb. ūs-gugge(n) bzw. Weiterbildung zu dessen verselbstän-
digter Imperativform gugg-ūs ‹Ruf beim Versteckenspiel› (Id. II,
197) als zur Benennung Gugguser für den ‹Kuckuck› (Id. II, 184).
In Schwanden bei Brienz holte die Hebamme früher die Kinder
bei der Gugguserplatte.


Gugi

ds gụgi, (Geröllhalde) IV Bolt.; i᪷m gụgi᪷, gugi᪷ (steile
Wei.) IV Reut.; u᪷f də gụ̄gəni (mehrere Rundhöcker) IV
Erlenb.; u᪷f dər gụgifluə (in Nähe der gụ̄gəni; Siegfried
Atlas: Hugifluh) IV Därst.


Dim. zu schwzd. Gūge(n) f. ‹Hals, Nacken (von Mensch und
Pferd)›, aber auch ‹Berg mit haubenförmigem Gipfel im Jura›
(Id. II, 156f.).


Guisan

kịsãplats (Aussichtspt. im Wa.) I Twann; kịsãplats (offi-
ziell: General Guisan Platz) III Bern; kịsãplats III
Thun; kịsãbli᪷kx (neuer Name für xrụ̈tshȫ᪷xi) I Lyss.


General Henri Guisan, 1874‒1960; Oberbefehlshaber der
Schweizer Armee im 2. Weltkrieg.


Gul †

ein Juchartten gelegen uff gul Reyn, ein Juchartten uf-
fem gulritt 1551U32 I Hermr.


Möglicherweise zu dem u. a. in den Kantonen SO, AG und LU
bezeugten Gūl m. ‹Gaul, Pferd› (Id. II, 219f.).


Gul-

i᪷n dər ku᪷la oder: ds ku᪷li᪷, i᪷m ~ (Hei., Vertiefung im Ge-
lände) IV Adelb.





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Sp. 140


Nach Hubschm. (Frut. 18) kommt in der Westschweiz mehrfach
der ON Coulet vor, der wohl eine mdal. Lautung *kolè(t) voraus-
setzt, abgeleitet von kolā ‹couler›; die Alemannen haben das di-
minutivische -è(t) durch -i ersetzt. ‒ Dieser als Diminutiv -ī(n)
aufgefassten Lautung haben sie dann wohl in Analogie an übli-
che Wörter wie Matta, Gassa, Folla … eine Normalform beigege-
ben.


Gülgeren †

Item aber ½ Jucherten achers czuͤ oberbu̍ren an gu̍lgeren
1479U11 I Bür.


-aria-Kollektivbildung zu schwzd. Gilg f. ‹Lilie› (Id. II, 232; I,
179/180) mit Rundung von i > ü, die wohl in älterer Zeit auch
bis ins BE-Seeland hinein gereicht haben dürfte (heutige Streu-
ung s. SDS I, K. 165 ‹Milch›; also ‹Ort, wo viele Lilien wachsen›.
Kaum zum PN Gilg (Id. II, 232; 213).


Gulis-

goli᪷sflüə, gǖlisflüə (Felsgebiet am N-Hang des Bözinger-
bergs) I Biel; dər gụlisbē᪸rg, kụlisbē᪸rg, kxu᪷lissbē᪸rg (Wa.) V
Meir./Schatt.; gụlịsriəd (Hei.), ze Goͤlisriet 1367, Gulis-
ried, Kullisried (Haus) 1838D III Vech.


Im 1. Glied dieser Namen steckt ein nicht mehr eruierbarer PN
im Genitiv.


Güll-/Gill-

A) gi᪷uə (K., früher Sumpf), 1 acher in der gillen 1432U78,
1486U81, in der gillenn enett dem wasser 1529U124, die
acher in der gu̍llen 1531U97, in der gillen … an der aren
1532U125 I Rad.; die gillen 1540U14 (s. B) I Meienr.; in der
gillen 1432U78, die Gillen Jst anderhalb mad 1672U100 I
Seed.; Acher in der Güllen 1562U43a II Langt.; gi᪷lə, a gi᪷lən
obna (Wei.), ein weid heisset gillenn 1493U84, Jn gillen,
… ein weid heiszt gillen 1538U148 IV Frut.

B) aa) u᪷f dər e᪸ntəgü᪷ụə (Tümpel), Entengülle 1886
(Grundbuchplan), d ho᪷štərtgü᪷ụə, si᪷dəgü᪷ụə (Tümpel mit
seidenfeinem Eis, weil windgeschützt) III Belp; der
Steingillen acher 1534U100, ein halb Jucharte im Stein gel-
len acher 1535U101, (heute:) dər šteiaxxər (Hei.) III Rub.
Trimst.; das klein Steingillen hoͤltzlj 1534U100 III Rub.
Trimst.; die werdguͤllen (id. loc. gi᪷lə) 1538U148 IV Frut.; d
wịtịgü᪷ụə (kl. Tümpel bei Witi) III Belp.

ab) jō᪷rdigü᪷ụə (FN Jordi) III Belp;

ac) xru᪷mmi gü᪷ụə (halbmondförm. Tümpel), blāụi gü᪷ụə
III Belp;

b) der Güllenacker 1666Le II Ndbipp; stost … an hans
Müllers Gillen Aker 1666U100 III Zoll.; u᪷f gü᪷ụəmat I
Meienr.; Gillenmatt 1672U100 I Seed.; die Gillematt
1721Rq7 III Laup.; in dər gi᪷ləmatə IV Frut.; in der gillenn
mettellty 1531U3 I Rad.; gi᪷llənou (Haus mit Fischzucht)
III Laup.; gü᪷ụəbax II Langt.; im gillenberg um 1525U20 I



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Sp. 141


Gamp.; gü᪷ụəbrük II Roggw.; uf den giller Rein 1529U92,
der Gillenrain 1838D I Rad.

C) -i: i᪷m ki᪷llị, Güllen 1866 (Grundbuchplan) V Meir.

-er: i᪷m kü᪷llərli᪷, ds ~ (Hei. im Talgrund der Kander) IV
Reich.


Schwzd. Gülle(n) f. (Id. II, 222f.), mhd. gu̍lle, scheint in unsern
Örtlichkeitsnamen ‒ und teilweise halbappelativisch ‒ noch in
der alten Bed. ‹Wasserlache, Tümpel› erhalten geblieben zu sein,
während es weiterhin in der deutschen Schweiz den dominieren-
den Begriffsinhalt ‹Jauche zum Düngen› erhalten hat (= berndt.
Bschütti). Im Seeland erscheint der Name als entrundetes
Gille(n).

Freilich bleibt erwägenswert, ob sich nicht in einzelnen Fällen
ein ausgestorbenes Rand- und Reliktwort Gil bzw. Gille(n) mit
der ursprünglichen Bed. ‹Geländeeinschnitt, Graben› verbirgt ‒
z. B. Gillen 1540 in I Meienr. ‒ das seine Parallelen in nordger-
manischen Sprachen hat: isländisch gil n., norwegisch dial. gilja
f., und das bei uns vor allem in der NO-Schweiz toponomastisch
gut bezeugt ist (E. Kolb, BSM VI, 61ff.). Im BO ist auch Zusam-
menhang mit dem PN Gil/Gillian = Aegidius, Julian (Id. II, 213)
möglich.


Gumer-

gumərtaŋ, gumərtaŋwe᪸gli (frz. Cormetan; Rebgebiet,
Graben) I Lig.



Gümligen

gü᪷mligə, ts ~ (Dorf), Silbonus de Gumilnges zw. 1150
und 1180N, in Gumlingin, de Gumlingin 1239, in Gume-
lingen 1239, 1258, in Gumlingen 1285, in villa seu territo-
rio de Gu̍mlingen 1301, item in bonis Gumlingen 1303,
Gu̍mlingen 1327, 1328, um 1330, 1332, 1335, 1336, fier
schuͦpossen, die da ligent in dem dorf und Dorfmarch
von Gu̍mlingen 1342, de Gu̍mlingen 1347 … ze Krengen
(Kräyigen) und ze Gu̍mlingen 1353, … Peter Gu̍mlinger
1373, … Gu̍mlingen 1498Rq6, Gümliggenn 1530U132
Gümligen 1573C3 .. Gümbligen 1638/41C3 III Muri.

gü᪷mligə-: ~fe᪸ud, der acher vf gu̍mlingen veld 1531U97,
~mōs, ~bē᪸rg (Wa., Hügel), Gumlisperg, Gümligberg
16. Jhd.UP, ~rein, ~štrē᪸ssli, ~tāu (Tal nördl. Gümligen), in
dem guͤmlingen tal 1529U92, ~dō᪷rf III Muri.


Alter -ingen-Name, gebildet mit einem nur noch zu erschliessen-
den germ. PN. Eine Grundlage von (vorahd.) got. guma ‹Mann›
(Fm I, 691) scheint ausgeschlossen, da bei den sw. -an-Stämmen
durch a-Brechung germ. -u- zu -o- wurde: ahd. gomo. Deshalb
weist H. Kaufmann (Ergänzungsband zu Fm I, 158) die dem An-
satz Gum- entsprechenden Namen dem Etymon Gund- (vgl. Fm
I, 693ff., Kaufmann 158) zu: 1298 Gumiltingen wäre eine Bil-
dung zu Gumild, einer Assimilationsform von Gund-hilt.

Zu Gumild oder einer ähnlichen Namenzuss. mit -bert, -hart
kann eine hypokoristische Kurzform Gumo und von dieser mit
dem Dim.-suffix germ. -ilan der Name Gumilo erwachsen sein,
den wir im ON Gümligen vermuten. Entsprechende -ingen-ONN
mit diminutivisch abgeleiteten PNN wären im Kt. Bern etwa
Merligen zu Marilo (Kaufmann 251), Scherzligen (Scartilo), Ral-
ligen (*Rallo) u. a.




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Gumm-/Chumm-

gu᪷mmə, u᪷f dər ~, i᪷ dər ~; u᪷f dər gu᪷mm; vz. i᪷ dər gu᪷mi, i᪷ dər
gu᪷mbə (I Lig.); Pl. gu᪷məni, u᪷f də gu᪷mənə (IV); hist. Be-
lege: in der Gummen; die gumma, gummi (Sg.); K., Wa.,
Hei.

A) I: 32; II: 20; III: 44; IV: 1; V: 13.

Auswahl (gu᪷mmə = ~): in der Gummen 1365, in der
Gombe ze Byella 1365, jn der gumen 1553U8a I Biel Bö-
zingen; in der Guͦme, in der Gummen 1336N I Biel Mett;
~ oder ~lo᪷x (kl. Tal), in der Guͦmon 1284N I Eps. (evtl.
Hermr.); i᪷ dər ~ (Hei., in Mulde) I Hermr.; i᪷m ~ (Wa.),
in der gumi 1474U30 I Lengn.; i᪷ dər gu᪷mbə (Wa.) I Lig.; i᪷
dər gu᪷mi᪷ (Hei., K.), die gumma 1531U97, an der gummi
1531U97 I Rad.; i᪷ dər ~ (K. mit starken Wasseraufstössen),
in der gum 1409U1, in der Gume 1427U78, an wernlis
gumma 1528U2 I Seed.; in der Gummon 1331N, Jn der
Gumj 1553U8a I Sutz; gu᪷mə, von einer Rüttin In guminen
um 1426U78 II Aarw.; ~, i juch. heisset die gummi, an der
gummj 1480U44 II Alchenst.; u᪷f dər gu᪷mm (Hei., K. auf
Erhebung), im eichbuͤl oder gumm 1534U100, an der Gum
1571UP, in der Gumm 1726/29C3 II Obburg; i dər gu᪷mi
(talförm. Einschnitt) II Rohrb.; ein halb Juchertt, Stost
vor ann dye gümmynen 1518U74 II Rum.; u᪷f dər gu᪷mə (K.,
leichte Bodenmulde), area sita in Wikeswile, iuxta fon-
tem dictum Cumbun 1269 II Wiggisw.; ~, die guma
1530U132, Jn der gumm, Jn der gumma, Jn der gummen
1531U97 III Bern Ndbott.; i᪷ dər ~, in den gümon, in den
gümen, die gümen 1436U121, in der gummen 1532U125 III
Ferenb.; an die gummen 1493U84, in der gummÿ 1498U46,
in der gumm um 1530U142 III Forst; ~ (Hei.), in der Gom-
mon 1357, in der gummen 1484U126, vf der gumma
1533‒42U128 III Gugg.; gu᪷mm (K.), uf dem mos by der
gumma 1533U133 III Rigg.; ~, in der gumma 1533U133 III
Rüegg.; Jnn der Gum zwo jucharten 1535U101 III Seft.;
gu᪷mm, in der Gumma 1308, in der Gu̍mon 1354, in der
Gummen 1380, die gumm um 1530U142 III Steff.; Gum-
mon 1306, 1356 (s. B) ac) III Trub; mit namen in der
Gummon 1390 … III Vech. Sinn.; in Gummen 1329 III
Walkr.; in der Gummen 1344 III Wattw.; im ku᪷mm,
Comba 1324MW IV Saanen; i dər ~ (K.), die gumma
1535U161 V Beatb.; in dər gu᪷mmi V Brienz; i᪷n dər gu᪷mm
(Fels, Schafwei.), an Gummen 1372 V Haslib.; ə gu᪷mm,
gu᪷mmi (Pl.), in gu᪷mmən (Grasbänder, Schafwei., auch
Appellativ) V Innertk.; gumma, i᪷n dər gummən V
Isenfl.

B) a) I: 9; II: 2; III: 15; IV: 4; V: 16.

-gu᪷mmə aa) amsəl~ III Mühleb.; e᪸šši~ (Wa.) III
Rüsch.; flü᪷ə~ (Wa.) II Sum.; fu᪷ntənə~ I Gamp.; Jn der
hargummen … Jm Jungkholtz 1531U97 III Mühleb.; Jm
Insul Gum̄ 1660/63C3 III Köniz; li᪷ŋ~, Lingummen 1753A
III Langn.; lọi᪷bgu᪷mm (Bodenmulde b. Alp Loib) V In-
nertk.; mü᪷li~ (Wa.) I Gals; öigštgu᪷mm (Mulde) V In-



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nertk.; ougštgu᪷mm (Alpwei.) V Obried; u᪷fəm perts-
gu᪷mm (Alp, Wa.), Berchycomba, berchicumba, Bersy-
coma, Bertocomo 1312Zw, Berchicomo, joria de berchy-
cumba, de berchecomo 1324Zw, usquz ad metas montis il-
lorum de berchocomo 1360Zw, an dem berg genempt
bertzkum 1531U144, an Bertzgum 1665U152 IV Saanen; i᪷n
dər ro᪷sgu᪷mm (Dorfteil) V NdriedbI.; šelis~ III Rüd.; uf
dər wịlərgu᪷mm V Hofst.;

ab) aͤbis gummen 1485U15 I Brütt.; Lantlisgumme 1391Uk2
V Brienz.; re᪸mis~ (Hausgruppe) I Schüpf.; uf re᪸mis~
(Alp), re᪸mis~ ho᪷gər, an dasz Rämisz gumma 1531U136 … III
Eggiw.; i dər ru᪷əf~ (Wa.) I Gals; še᪸r~ (K., Mulde), in
der Schergummen 1531U, aus der Schärgummen 1700A
III Wohlen; walis gumma um 1525U20 I Ins;

ac) Auswahl: di hẹ̄iji gu᪷mm V Hofst.; di i᪷ndri/ussri
gu᪷mma V Gsteigw.; dər le᪸ts ku᪷mm, am le᪸tsə gu᪷mm IV
Saanen; u᪷f mi᪷tlər ~, obər ~, ze Obern Gummen 1378 III
Trub; u᪷f dər o᪷bərə/u᪷ndərə gu᪷mm III Wattw.; u᪷f dər o᪷brən
gu᪷mm (stein. Grashang f. Gemsen) V Innertk.; di špē᪸ti
gu᪷mm, in dər špē᪸tigumm (Heumad, Grat) V Brienz; di
špē᪸t gu᪷mm, in dər špē᪸tən gu᪷mm 2. Gwp.: di špāt gu᪷mm, in
dər špātən gu᪷mm V Innertk.; dər su᪷nig ku᪷mm, im su᪷nigə
gu᪷mm (Bergwa.) IV Saanen; in dər teiffən gu᪷mm V
Brienz; wịtə~ (Hei.) III Rüegg.

b) I: 31 (davon ~acher 16); II: 14 (~acher 6); III: 28
(~acher 15); IV: 5 (~acher 0); V: 11 (~acher 0).

Auswahl (älteste Belege): gummacher 1480U44 II Al-
chenst.; ab dem acher, genembt der gumacher 1492K3 III
Worb; unam posam terre sitam zem gummoss 1436U121
III Ferenb. od. Mühleb.; ts gu᪷mmənbax (Hei., K.), das
halb len ze dem Gumbache 1302, guͦt … genemmet zem
Gummenbache 1369 … V Grindelw.

C) -li: A) I: 5; II: 3; III: 7; IV: 4; V: 8.

Auswahl: im loch old gumly 1530U21 I Erlach; dər gü᪷mu,
Gummelin 1546 (Thorberg Urbar) II Krauchth.; gü᪷məli
(K.) II Melchn.; uff dem gumly 1436U121 III Ferenb.;
gu᪷mməli (Hei.) III Gugg.; ku᪷məli (steiler Vorsass) IV
Lau.; i᪷m gu᪷məli (steile Alpwei.) IV Lenk; von dem gutt
genant das Gumelly, von dem Gummellin 1502U157 IV
Zweis.; gu᪷mmləni, u᪷fən gu᪷mmlənən (Alpwei. mit Mul-
den) V Lütsch.

gu᪷mbətli I Lig.

B) ac) ds hi᪷ndər gu᪷mmli (Wa.) V Brienzw.

B) b) II: 3; III: 2; IV: 2.

-i: A) I: 4; II: 1; III: 4; IV: 2; V: 4.

Auswahl i᪷m gu᪷mi᪷ (K., Mulde), das gummi 1528U2 I Büet.;
i᪷m gu᪷mi obə (flacher Hangbuckel) II Höchst.; d gu᪷məni,
uf də gu᪷mənə (Wei., Wa.) IV St. Steph.; d gu᪷məni (Wei.)
IV Zweis.; im gu᪷mmi (Alpteil, Hangmulde) V Grindel-
w. Itramen.

B) a) I, II: 0; III: 3; IV: 1; V: 5.





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Auswahl: geissgu᪷mmi (Heuland) V Brienz; im Augst-
gummi 1668U152 IV Saanen; šeiteku᪷mmi (Alpwei., kar-ar-
tiges Tal) V Grindelw. Scheidegg.

B) b) I: 1; II: 1; III: 13; IV: 4; V: 3.

Auswahl: der gumiacher 1474U30 I Orp.; gu᪷misek (Wei.)
IV St. Steph.; gü᪷mi᪷fe᪸u (~feld; auch: i᪷ dər gü᪷mi᪷) III Wi-
lerolt.; ds gu᪷mihorə (Bergstock), Gummihorn 1783Wä V
Gsteigw./Günd.; in dər gummixe᪸lən (Graben) V Gutt.;
die gumy mattann … stost … an den gumenn weg 1531U76
II Ausw.; im gu᪷mi᪷strō᪷g (K., Mulde) III Sigr.; an dasz
oberist Gumy weid 1531U136 III Trub; in dər gu᪷miswẹid,
der Walliseren Gummisweid 1691MW IV Gsteig; stost an
… den gumy zun 1513U57, an den gumi Zun 1529U92 III
Aeschl.

Hieher als Ellipse?: ufəm gu᪷mi᪷s (hügeliges Land) II Ers.

-ele(n): kummələ, i᪷ dər gumələ (K., Mulde) III Kirchd.;
an die Gumla 1578U163 V Meir.; i᪷n dər gummla (K.) V
Obried; gu᪷mmla, i᪷n dər gu᪷mmlə (Heuland) V Ringg.

-er: gu᪷mməršlox (Hei., K., Graben im Wa.) III Englisb./
III Köniz.

-eren: i juch. in der gummeren 1498U46, 1500U48 III Seft.

Hiezu gehörend?: am (auch i᪷m) ku᪷mmərši, co̍mborgoin
1360Zw, der Gummersin 1592‒1604Rm, Gummersin
1605MW (frz. Comborsin) IV Saanen (Chalberhöni).


Die folgenden zwei Belege aus dem Seeland können nicht ein-
deutig zu Gumme gestellt werden; denn ebensogut kann hier lat.
*Condamina (s. den Artikel Gümmenen) zugrundeliegen. Vgl.
das relativ häufige Vorkommen von La Condemine im benach-
barten Kt. Freiburg (Paul Aebischer, Les Noms de Lieux du
Canton de Fribourg, 1976, 100):

i Juchart zuͦ gymͫinen 1521U31 I Eps.; ein halb Juchart uff
der gümͫinen um 1525U20 I Lüsch.


NB. Die schon früh belegte sporadische feminine Nebenform
auf -i (Gummi f.) ist schwer erklärbar, dürfte aber mit dem Dimi-
nutiv in Zusammenhang stehen.

Die Pluralformen Gumeni sind als Pl. neutr. aufzufassen. Das
einmalige Gumbe(n) (I Lig.) ist eine sehr späte Übernahme aus
dem Frz. an der Sprachgrenze.


Chumm

A) xu᪷mmə (xu᪷mə IV vz.), xu᪷mm; i᪷ dər ~; vz. m., z. B.: zem
kummen 1400Uk2 III Seft.; im xumə III Sigr. (K., Hei. zu-
meist in oder bei Bodenmulden). Chumme, Chume
(Chumm) I: 1(0); II: 2(0); III: 4(11); IV: 5(11); V: 0(2).

xu᪷mmə I Rapp. Wierezw.; ii man meder genant der khu-
men 1531U59 II Aeflg.; Heini ze Kummen 1382 II Hei-
misw.; u᪷f dər xu᪷mm (Hei., K., Bodenmulde), ein mattenn
heist zu khumm 1530U95, 1531U144, in der Khum 1560/61A
III Amsold.; xu᪷mmə, die Kumen 1530U132, by der kumen
1535U101 III Belp; i᪷ dər xu᪷mm (Hei.) III Heil.; hi᪷ndər dər
xu᪷mm, jn der khum 1530U95 III Hilt.; ab einer matten ge-
nampt khummen 1531U144 III Heil. od. III Hilt.; xu᪷mm
(Hei.) III Längenb.; an die hoffstatt genant … in der
kumm um 1530U142 III Obhof; bim kummen ein pletzli
1533U133 III Rüegg. (bei Brügglen); gelegen zem kummen



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1400Uk2 III Seft.; im xumə (Haus, Bodenmulde) III Sigr.;
i᪷ dər xu᪷mm (Wohnquartier), in der Kum 1788C3 III Thun
Strätt.; i᪷ dər xu᪷mm (Haus, Hangmulde) III Ueb.; xu᪷ma, i᪷
dər xu᪷mə (Bodenmulde) IV Adelb.; die knaben an der
Kumme 1348 (heute: xu᪷mmge᪸ssli) IV Aeschi; i᪷ dər
xu᪷mm, in der Chum 1425U78, ab der kum 1502U157 IV
Bolt.; in der Kum 1412U165, 1524‒80U168 IV Därst.; i dər
xu᪷mm (Hei., K., Hang), in der Kumm 1734‒35A IV
Diemt.; i᪷ dər xu᪷mm (K.), bonum dictum du̍ Kumma 1330
IV Erlenb.; i᪷ dər xu᪷mə (Hei., Bodenmulde), in der
Kumm 1665/66A, in der Kummen 1787C3 IV Frut.; i᪷ dər
xu᪷mm (jüngere Gwpp. i᪷m xu᪷mm), ein acher im Kumme
1382 IV Kratt.; von dem gutt zu dem kummen 1502U157
IV Lenk; xu᪷mm (s. B) ac)), denne in der Kumma 1357, in
der kumm 1497‒1516U167, stost … an die khumm 1502U95
IV ObwiliS.; i᪷ dər xu᪷mmə (2 loc.: Faltschen, Kien), in
der kumi, in der kumy 1430‒36U78 IV Reich. Scharn.; ab
dem gutt die khum genant 1543U154, 1543UP (heute xu᪷mmli
s. C)) IV Reut.; xu᪷mm (Hei.), Jacobs Jn der kumm hus-
hofstat 1530U95, Jacob in der kum 1531U45 IV Spiez; u᪷f dər
xu᪷mm (K.), mit dem bomgarten und dem maͤtteltin … ge-
nempt die Kum 1448Rq3, von der Schürhoffstadt, an der
khum gelegen 1543U154, die mattan under dem Schloss,
die khum genant 1543U154 IV Wimm.; im kumm? 1488U156
IV Zweis.; an dər xu᪷mm (K.) V Bön.; ir xumm (Abhang,
Bach) V Leiss.

B) a) IV: 10.

aa) i᪷n dər erbitxumə (Mulde am Grat) IV Frut.; gẹ̄ri᪷-
xu᪷mm (Gipstrichter) IV Kratt.; i᪷r ladholtsxu᪷ma (Wei.)
IV Frut.;

ac) die rōti xumə (Passübergang), die Rothe Kumme
1796C3 IV Kanderst.; i dər šö᪷nə xu᪷mm IV Aeschi; i dər
wị̄tə xu᪷mə (Einsenkung in Geröllhalde) IV Adelb. ‒ die
inder Kumm 1527UP, die indre Kümm, die ussere Küm
1537UP IV Erlenb.; i dər obərə/u᪷ndərə xu᪷mm (Hei.) IV
ObwiliS.

B) b) I: 0; II: 3; III: 12; IV: 10; V: 1.

Auswahl: der kummacher 1533U133 III Rüegg. (bei
Brügglen); den Komacher 1394UT IV Reich. Faltschen;
die kumen juchertten, die khumen mattan 1531U59 II
Aeflg.; vonn … der Kummatten zuͦ Ibische gelägenn
1534U99 III Ueb.; von der weyd im kumbbrand 1502U157 IV
Zweis.; im Kummental 1357 IV Herrschaft Erlenb.

C) -li: III: 1; IV: 7; V: 2.

(xu᪷mmli = ~) xü᪷məli (Hei., K.) III Rüd.; ~ (Wei.) IV Er-
lenb.; ufəm ~ (Alpgebiet Arnisch) IV ObwiliS.; i᪷m ~ (kl.
Hei.) IV Reich. Wengi; im ~ (K.) IV Reut.; ds ~ (kl. Hei.)
IV Reich. Scharn.; ~ (Hei.) IV Spiez; im ~ (Alp) IV
Wimm.; xu᪷məlli (; Alpstafel, Mulde) V Beatb.; i᪷m ~,
Kümli 1535U161 V Därl.

-xu᪷mmli: III: 1; IV: 7. gantrišxu᪷məlli (Wei., Mulde) III
Rüsch.; mē᪸rtsə~ IV Bolt.; mi᪷təlbē᪸rg~ (Alp) IV Diemt.;



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Sp. 146


ti᪷ər~ (auch ti᪷ərxu᪷mi) IV Adelb.; u᪷fəm o᪷bərə/u᪷ndərə ~ IV
Diemt.; roth Chumlin 1620Rm IV Diemt.

xu᪷mmli- I: 2; II: 1; III: 5; IV: 1. ~grabə III Neu.; ~grat
III Rüsch.; ~grāt IV Erlenb.; ~hu᪷bu II Wolfisb.;
~hü᪷ttə (Sennhütte) III Rüsch.; ~matt I Rapp. Wierez.;
~mōs I Rapp.; ~ri᪷tsə, ~špi᪷ts III Rüsch.

-etli: i᪷m xu᪷mətli (Heuland) IV Adelb.; i᪷m xu᪷mətli (K.) IV
Frut.

-i: IV: 6; V: 2. (xu᪷mi = ~).

im ~ (Alp, 2 loc.) IV Adelb.; i᪷ də xu᪷məni (Schafwei.) IV
Bolt.; im ~ IV Kanderst.; im ~ IV Lenk; ds ~ (kl.
Mulde) IV Saanen; von eynem mad im kumin 1502U157 IV
St. Steph.; im ~, die meder im Kummin 1438Rq1, ab dem
kumin 1502U157, an die kumini 1502U157 IV Zweis.; im ~
(Alp Lombach) V Habk.; ~ V Obried.

-xu᪷mi IV: 18. albšələ~ (Sattel im Grat) IV Kanderst.;
gils~ (Alp) IV Adelb.; i᪷m xrats~ (Alp), i᪷m metš~ (Wei.,
Mulde) IV Frut.; niəsə~ (Mulde in Niesenalp) IV
Reich.; ọ̄gšt~ (im August bestossener Teil der Alp Sille-
ren) IV Adelb.; Augstkommi 1719MW IV Lau.; ọ̄gšt~
(Schafberg) IV Reich.; ougšt~ IV Saanen; ọ̄gšt~ (Wild-
heumad, Mulde) IV Zweis.; be᪸rə~ (wannenförm. Teil
der Ludnungsalp), bu᪷ndər~ (Mulde) IV Adelb.; štiərə~
(Alp) IV Reich.; i᪷m hi᪷ndərə ~ IV Zweis.; i᪷m u᪷ndərə/
obərə ~ (Alpwei.) IV Frut.

xu᪷mi- III: 3; IV: 5; V: 3.

~gālm (Kuppe) IV Zweis.; ~grabə V Habk.; ~grē᪸tli IV
Saanen; ~hȫji (höchste Erhebung der ~gālm) IV Zweis.;
~hi᪷ttli (Sennhütte) V Obried; ~smat (Hei., erhöht) III
Sigr.; ~me᪸dli (Wildheumad) IV Zweis.; ~bödə (Schaf-
wei.) IV Saanen; von dem kumisbül 1430U78 III Mühleb.;
untz an Kumisbuͤl 1378 III Bern (Muristrasse); ~tsụ̄
(‹Zaun›, K.) V Beatb.

Hieher?: xümisek (Hei.) III Gugg.

-el, -elen, -len: I: 1; III: 2; V: 3.

Jn kumblen um 1531U34 I ?Büet.; stost an … kummlen
1593U134 (heute: xü᪷məlaxər III Rüml.) III Rüml./Rüegg.;
i᪷m xu᪷məl, xu᪷mu (Hei., K.) III Thier.; xu᪷mmələn (2 loc.) V
Brienz; xu᪷mməla (Bergmad) V NdriedbI.; xu᪷mməla
(Dat. xu᪷mmələn) V Obried.


Wechsel von Gumme und Chumme: Unser Material zeigt, dass
die Gumme- und die Chumme- Örtlichkeiten oft nur mehrere
hundert Meter voneinander entfernt liegen.

Übertritte durch Angleichung von Gumme zu Chumme oder um-
gekehrt sind selten. Auch bei den folgenden Belegen sind sie nur
wahrscheinlich:

Heini ze Kummen 1382, heute kummə (Hei.) II Hei-
misw.; in der gumma 1385, heute i dər xumm (Hei.) III
Heil.


Gumme(n) und Chumme(n) bezeichnen in der deutschschweize-
rischen Toponomastik wellenartige gekrümmte Bodenflächen,
Hangmulden, talförmige kleinere Einsenkungen. Im «Gegen-
sinn» kann Gumm gelegentlich auch zum Namen einer (halbku-
gelähnlichen) Bergkuppe werden. Zugrunde liegt ein gallisches



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Sp. 147


*kumbā- ‹Mulde, Eintiefung›, das in einzelnen romanischen
Sprachen weiterlebt, vgl. frz. combe ‹Mulde› (REW 2386; FEW
2, 1524; Gloss. 4, 171ff.).

Schwzd. Gumme(n) zeigt die spätübernommene Lautung mit
dem Ersatzlaut g- für rom. k- (c-); Chumme(n) dagegen hat noch
die 2. hochdeutsche Lautverschiebung mitgemacht und muss
vor dem Beginn des 8. Jhds. als Lehnwort in den alemannischen
Mund gekommen sein. Die Chumme(n)-Namen des voralpinen
Raums sind also Benennungen deutschsprachiger Bewohner mit
ihrem altalemannischen Lehnwort. Die vorgelagerten reichen
Gumme(n)-Prägungen können nur zum kleinsten Teil als ur-
sprünglich bodenverhaftete Gebilde aus frkpr. Zeit betrachtet
werden. In ihrer Grosszahl sind es ebenfalls Lehnwortnamen
der spätern Übernahmezeit. Ihre Streuung verrät den Ausgang
von der deutschfranzösischen Sprachgrenze im Westen, wo sie
im freiburgisch-bernischen Seeland am dichtesten haften, über
das Mutterland sporadisch bis gegen den Zürichsee, ja sogar
durch die Innerschweiz bis ins Glarnerland. (Literatur zu den
Streuungsverhältnissen ‒ mit verschiedenen Auslegungen ‒:
F. Montandon, Toponymie orographique de la Suisse: IV.
Combe; Kumm et Gumm, in: Die Alpen, Monatsschrift des
SAC, XVIII 1942, 193‒199, mit Karte; W. Kleiber, in: Z. f. d.
Gesch. d. Oberrheins, NF Bd. 69, 1961, 321‒333; P. Zinsli,
Grund und Grat 329; ders. in: ‹Schulpraxis›, 50. Jahrgang 1961,
189ff., mit Karte 213; ders. in: Alem. Jahrbuch 1962/63, 278, mit
Karte; ders. in: Ortsnamen, Strukturen und Schichten in den
Siedlungs- und Flurnamen der deutschen Schweiz, 2. Aufl.,
Frauenfeld 1975, 72ff. mit Tafel VII; vgl. auch Id. III, 290).

Zur Lautform: Das einsilbige Gumm/Chumm dürfte den alt-
alem. Nom. Sg. nach Abfall des unbetonten Endsilbenvokals
darstellen. Zweisilbiges Gumme(n)/Chumme(n) ist restituiert
aus den obliquen Casus.


Gümmenen

gü᪷mənə, ts ~ (Dorf), de Cuminon (Gümmenen?) … pre-
dia (Besitz Kloster Frienisberg) 1233, bona sita apud Gu-
minun 1251 oder 1252, … qui locus Contamina 1254Rq7,
super aquam Seroya, qui locus Contamina nuncupatur
vulgariter 1259, versus Senonam a strata publica que du-
cit versus Condaminam inferius 1274, castellani … Mu-
reti scilicet et Contamine 1282, de dictis castris Murati et
Quondamine 1282, super castris Murati, Contamine et
super villa Paterniaci 1282, castra de Mureto et de Con-
demina 1282N, … civibus de Morato et Contamino, … tra-
det Moratum et Contaminum, … civibus Morati et Con-
tamini 1283, … cum eo opida Murten, Guminam 1283
(aus Ellenhard's Chronicon), villam Muͦns (heute:
Maus) prope Contaminum 1284, 1288, de Contamina
1291, prope Gu̍minon 1309, apud Condiminam (im
2. Ex.: apud Condaminam) 1318, castrum de Condemina
1319, … Guminen 1358, Michael de Gu̍minon 1370N,
denne dem verren von Guminon X sh. 1376R3, … von
gu̍menen 1486U81, zuͦ gummÿnen 1502U123, Hanns zosso zuͦ
gu̍mminen 1531U97 … III Mühleb. Gümm.; zuͦ grossenn
gu̍mminen aͤnet dem bach 1531U97 III Mühleb. Gümm.;

gü᪷mənə- ~mat, ~nou (K., auch gü᪷mənou), ~rein (Wa.,
Hang) III Mühleb. Gümm.

u᪷f xligü᪷mənə (Ortschaft auf der andern, linken Seite der



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Sp. 148


Saane), sin guͦt ze endren Gu̍minon 1369, daz guͦte ze Go-
minen 1382, als von Gu̍minen wegen …, ze Gu̍minen
1389, cleinen Gu̍minen 1389‒1460Ud, gümnen 1452U79, die
Ysel mit dem giessen der vischentzen, gelegen zuͦ Clei-
nen Gu̍mminen 1478UT, … von kleinen guminen 1502U123,
zuͦ Cleinenn gu̍mminen 1539U97, Kleingümynen 1566A, …
III Ferenb.

di u᪷ŋəri/obəri gü᪷mənənou (K., Gebüsch an der Saane) III
Ferenb.

Item en la Condemnina iuxta terram Berchini de Treyton
dimidiam posam terre 1342 I Ins od. Umgebung (hier
möglicherweise nicht Nom. propr., sondern noch Appel-
lativum).


Vlat. condominium n., auch ‒ urspr. kollektiv-pluralistisches ‒
condominia f. ist ein alter Rechtsbegriff des Feudalwesens: ‹ge-
meinsame Herrschaft, gemeinschaftliches Gut; Land, das dem
Herrn gehört›.

Im frkpr. Bereich, auch in der angrenzenden romanischen West-
schweiz lebt das Wort noch heute als Appellativ nach in Bedeu-
tungen wie ‹prés, champs, une certaine étendue de terre aboura-
ble› und ist in zahlreichen Örtlichkeitsnamen verfestigt (Gloss.
4, 232; ON 233; REW3 2124a; FEW II, 1022). Die alem. Lautent-
faltung führt durch Erstbetonung und i-Umlaut über *gu̍nde-
mīne > Guminun 1251 > mda. gü᪷mənə, offiz. Gümmenen. Die
meisten unserer urk. Belege vermitteln nur die tradierten Kanz-
leiformen im lateinischen Text (1233 Papsturkunde, unsicher,
da hier verschiedene Örtlichkeiten nicht lokalisierbar; 1259 Kö-
nigsurk., ausgestellt in Mere/England, 1274 Predigerkonvent
Lausanne usw.).


Gump-/Gunt-

Gump-

1) Gump

hāsəgu᪷mp (anderer Name für hāsəšpru᪷ŋ; Hei., K., schat-
tig, viele Hasen) I Sutz.

2) Gumpen

1 boumgarten jn Burck zelg zuͦ Gumpenegg 1467U166 IV
Spiez; zu einem gut zu, das man nempt Gumpenmür …
von Gumpenmur unz ân das wasser der Cander Mitte
15. Jhd.Ch6 IV Spiez Ein. Hieher?: dər gu᪷mpellṳ̈̄ə, jünger
ku᪷mpəllụ̈̄ (; Hangmulde SW Rothorn) V Haslib. Mä-
gisalp.

3) Gumpi

ku᪷mpi᪷, ds ~ (Hei., K., steil, schattig) III Walkr.

uff dem gumpÿhöltzlÿ 1480U44 II Leimw.

4) Gumpel

A) dər gu᪷mpəl (Alpsömmerung) IV Reich. Kienth.; u᪷fəm
gu᪷mpəl (Hei., erhöht ob altem Kanderlauf) IV Spiez; dər
kü᪷mpəl (steile Alp, hohe Fluh) V Iseltw.

B) ac) mi᪷ttlịštə-, o᪷bərə-, u᪷ndərə ku᪷mpəl (Alpgebiet) IV
Reich. Kienth.

b) gu᪷mpəlsmād (Sömmerung bei gu᪷mpəl), stossen … un-
den uff ann Gumpels mad 1524‒80U168, der Gumpel-
maadhochwald 1761A IV Reich. Kienth.; Gumpelsmad



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Sp. 149


1448Ch6 IV Spiez; dər kü᪷mpəlštand (Fels im kü᪷mpəl) V
Iseltw.; am grawen egg genempt zuͦ Gumpelstuden
15. Jhd.Ch6 IV Spiez Ein.; der gumpellwalld ist buͦchin und
tannin 1533U133 III Rüegg. bei Brügglen; ku᪷mpəlwald
(unterhalb gu᪷mpəlsmād) IV Reich. Kienth.

5) Gumpele

gu᪷mpələ, i᪷ dər ~ (2 Hei., K., von mehreren Gräben durch-
zogener Hang), Gumplen 17. Jhd.UP, Gumpelen 1838D II
Leimw./Madw.

gu᪷mpələwaud (Wa.), Gumpelenwald 1838D II Leimw./
Madw.


Gunt-

Gunt(en)

A) am kuntən, (wohin?) a kuntə (Heuland) V Ringg.

B) b) im gumbmād (Bergmad ob kuntən) V Ringg.; i᪷ dər
ku᪷mplattə (kl. Fels, Schiefergestein in steiler Wiese), ds
ku᪷mplattəwẹ̄dli, von Guntblatten 1502U157 IV Bolt.; i᪷m
gu᪷mpo᪷də (; Wa., Mulde) I Stud.; dər gu᪷ntrẹ̄n III
Herbl./Obdiessb.; im ku᪷ntəwẹ̄dli (steile Wei.) IV Diemt.

C) -i: ds gu᪷nti (K., Scheune) IV Kandergr.

-li: gu᪷ntəli (kl. Hei., K.) III Bow.; gu᪷ntlis, (wo?) ts ~
(Wei.) V Innertk.

-(e)ler: i juchertten genant der güntteller 1531U59 II Et-
zelk.; in dər ku᪷ntlərei oder ku᪷ntlərrən (2 Hei., aus Sumpf-
gebiet gewonnenes K.), ku᪷ntlərrəkxanāl V Meir.


ONN auf Gump- können durch Assimilation aus verschiedenen
Etyma entstanden sein, und beim Fehlen älterer Belege sind
manche nicht sicher auflösbar. Das Folgende ist ein Versuch ge-
gliederter Deutung dieser mannigfaltigen Lautgebilde.

Zu 1) Schwzd. Gump m. ‹Sprung› (Id. II, 311).
Zu 2) Zugrunde liegt offenbar das gall. cumba ‹Talkessel, Trog›
(REW3 Nr. 2386), das sonst im alem. Mund mit verbreiteten
Flurnamen als Gumme(n)/Chumme(n) assimiliert erscheint.
Grimm (Wb. IV, I, 6, Sp. 1098) möchte gumpe unmittelbar von
diesem alpinen, urspr. gall. cumba ‹tal› herleiten. Doch bleibt
dann die Verhärtung b > p, die die deutschsprachige Assimila-
tion zu gumme verhindert, ungeklärt. Man wird deshalb die di-
minutivische Ableitung *cumbitta in Erwägung ziehen, die über
die Lautung *cumpte zu schwzd. gumpe führen kann. St. Sonder-
egger (ON u. FlN d. Landes Appenzell I, 1958, 107) gibt für diese
Grundlage urkundliche Belege: in den gumpiten (Notker, Psal-
men; allerdings mit schwer erklärbarer p-Verhärtung); sonst
ahd. gumbito, frühmhd. gunbet.

Für Gunt(en) ist dieselbe Grundlage gallorom. *cumbitta anzu-
nehmen, freilich mit entgegengesetzter Assimilationswirkung
(vgl. auch Sonderegger a. a. O.). Hier hatte der Dental bei der
Verschmelzung obgesiegt, so dass aus *cumpte ein gunte erwach-
sen wäre. Vgl. entsprechend z. B. mhd. ete(s)wā zu schwzd. öppə-
einerseits und zu e᪸ttə- anderseits (Id. I, 590, bes. 592); oder gott-
well zu schwzd. goppel und gottel (Id. II, 515).

Zu bedenken bleibt freilich das sprach- und namengeographi-
sche Problem: die genannten Lautentwicklungen sind im appel-
lativischen Wortgut räumlich getrennt, die beiden Ergebnisse
im Flurnamen durchdringen sich auf unserm Gebiet. Ferner
kennt das heutige Berndeutsch Gumpe(n) ‹Lache›, das als alem.-



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Sp. 150


obd. betrachtet wird (Grimm a. a. O. Sp. 1097; Fischer III, 920),
nicht; es hat dafür Glungge(n) und Glunte(n) wie auch Gunt der
gegenwärtigen Mda. fremd ist. Es kann nur aus den so gedeute-
ten Flurnamen die einstige Geltung von Gumpe(n)/Gunte(n) auf
unserm Bereich erschlossen werden.

Beachtenswert ist dazu die semantische Differenzierung, nach
der wir auch unsere Belege zugeteilt haben: bei der Lautung
gumpe «besteht stets die Vorstellung einer wasserhaltigen Bo-
denvertiefung» (Grimm a. a. O.), gunt aber bezeichnet daneben,
regional anscheinend fast ausschliesslich, eine trockene, mul-
denförmige Hochweide, auch einen Weidehang (vgl. J. Schatz,
Wb. d. Tiroler Mdaa. I, 264; Jutz, Vorarlberger Wb. I, 1265; dage-
gen kennt Schmeller, Bair. Wb. I Sp. 915 nur Gumpen ‹Pfuhl,
Teich›). Dies führt A. Kübler (Die deutschen Berg-, Flur- und
Ortsnamen des alpinen Iller-, Lech- und Sannengebietes 1909,
60) zu Ablehnung einer diminuierten Grundlage zu comba ‹Tal›
und ‒ wohl fälschlicherweise ‒ zur Annahme deutschsprachiger
Herkunft mit unserm Typus 1) gumpen ‹springen›, als ‹Hoch-
weide, wo das Vieh leicht Sprünge machen kann›.

Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass in einzelnen
unserer Namen das Etymon von gumpe(n) ‹springen› enthalten
ist, z. B. in Gümpel ‹steile Alp, hohe Fluh› Iseltw. u. ä.; vgl. zu
östl.-schwzd. jucke(n) ‹springen› Ab-juck ‹Absatz eines Felsens,
Gebirges› (Id. III, 37) und anschliessend die Bemerkung: ‹Es
scheint auch für Juck eine Bed. ‹anspringende, steile Höhe› an-
genommen werden zu dürfen, zu welcher der fem. gebildete
Flurn. Jucken (1450, Schw. Tugg.) gehören würde›.

Zu einzelnen Lautungen:
Zu 4) Gumpel: kaum urspr. Doppeldiminuierung *cumbittella;
wahrscheinlich Weiterbildung mit dem mda. lichen masc. Suffix
-el, das dem Grundwort in isolierten Ableitungen einen affekti-
schen Beiklang vermittelt, vgl. Grüsel ‹Scheusal›, Süchel ‹Ben-
gel› … W. O. F. Hodler, Wortbildung und Wortbedeutung im
Berndeutschen, 1911, S. 105. Solche affektische Benennung
scheint in Ggümpel der fortisierte Anlaut und seltsame Umlaut
nahezulegen. Zu -el in Flurnamen s. auch H. Gubler, Liquid-
und Nasalsuffixe, 1920, S. 118 § 6. ‒ Erwägenswert bleibt, ob hin-
ter einigen Gumpel-Namen nicht eine ursprüngliche Zusam-
mensetzung *Gunt-büel oder ähnlich stecken könnte.

Zu 5) Das fem. Gumpele(n) ist wohl auch denominative Ablei-
tung zu gumpe(n) wie Gründle zu Grund, Wangele zu Wang usw.
(vgl. Gubler a. a. O. S. 153 § 7b) «Das Grundwort ist eine topo-
graphische Bezeichnung im weitesten Sinne». ‒ Immerhin ist
auch hier ein Deverbativum zum Vb. gumpe(n) nicht ausge-
schlossen wie in Hängele(n) zu hange(n), Sandfangle(n) zu
‹(Sand) auffangen› usf. (vgl. Gubler a. a. O. S. 156 § 5).


Gümpel

dər gü᪷mpu, i᪷m ~ (Hei.); wohl zu: minen teile der guͤ-
tern ze Guntersberg … 1381, iren teile der guͤtern ze Gun-
tersperg 1384, zuͦ güntisperg 1486U81, am Günnttisperg
1517UP, Güntisperg 1526U68, das guͦt zuͦ güntisperg 1569U72,
Gümpel (Güntisberg) 1838D, kü᪷mpuwaud III Rüd.


Da unter den nur urkundlich belegten Güternamen von Rüd.
ein Guntersperg (Berg eines Besitzers namens Gunther), später
Güntisberg wohlbezeugt ist, liegt es nahe, das heutige Gümpel
als eine mundartliche Kurzform zu dieser überlieferten Prägung
zu stellen, ähnlich «verstümmelt» wie dər preiffu in Landiswil
(angeblich ‹Breitfeld›), be᪸ršu ‹Bärsol› in Trub, rumštu ‹Rumens-
tal› 15. Jhd. in Heimiswil und manche andere, heute unauflösbar
gewordene (vgl. aber auch Gumpel unter Gump-).




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Sp. 151


Gumper-

gu᪷mpərlōd, i᪷m ~ (Scheune, K.) IV Aeschi; gu᪷mpəršmü᪷li
(Hei., K., Wa.), Hensli von Gumpelsmu̍li, Cuͦntz von
Gumpelsmu̍li, die weberra von Gumppolsmu̍li 1389R2,
das guͦt zuͦ gumpers mül 1432U78, von einem guͦt ze gum-
persmüly 1460U78, gumers Mülÿ 1531‒53U70, Guͦmpers
müli 1569U72, zu Gunders Müli 1575A, Gumpersmüli
1601-02C3 … II Lütz.

gu᪷mpəršmü᪷li- ~axxər, ~hụ̈sli, ~bē᪸rg II Lütz.

gu᪷mpərstāl IV Spiez.


Wohl ursprünglich zum PN Gund-berht oder ähnlich (Fm I,
699).


Gumpis-

gumpistacherlj 1531U59 II Mülchi; gu᪷mpi᪷sbe᪸rg (K., Wa.,
eben), anwandet … bisenhalb an Gunppestberg um
1400K6, ein halb Juchart im gumpisberg 1513U57, im gum-
pysperg, gumpiszperg 1531U59 II Zuzw./Iffw.; ku᪷mpis-
bü᪷əụ (Hei.) III Worb.


Der Name beruht auf einem ursprünglich zweigliedrigen PN
mit Gund-.


Güün

ds gǖn, im ~; auch: ds gọ̈̄n, uf ~ (kl. Wei. mit Abbruch-
stelle) IV Adelb.; aber i ziger berg an gun im kuͤ berg um
1540U168 IV Frut.

dər gịnaxxər, im ~ (2 Hei., Aaretalboden) V Meir. Hau-
sen.


Nach Hubschm. (Frutigen 13) zu lat. cuneus ‹Keil›; vgl. dazu die
Belege Gün in GR (RNB II, 717).


Günderich/Güngerich

gü᪷ŋərix, dər ~, i᪷m ~ (K., Wa., Graben), stost uszhin an
die gündrichen um 1530U142 III Bleik./Buchh.; dər
gü᪷ndərix (Bach), by dem bach genempt der gündrich
1431Uk2, an den bach gu̍ndrich 1432Uk2, Jn zil vnd march
zwüschet dem gundrich vnd dem Ammeltz bach um
1530U143, zwüschend dem Gunndrich vnnd Ameltz Bach
gelegenn um 1530U143, Gundrich bach 1622U162a … III Ob-
hof./Sigr.; stosset an Gu̍ndrich 1392UT III Zwies. Gün-
gerichhaus 1838D III Unterl.


Kaum sicher deutbarer, nur an drei Orten des Kts. Bern vorkom-
mender Bachname. Die Herleitung von einem PN Gund-hari/
Gunther ist wenig wahrscheinlich, ebensowenig eine Bildung
mit Gunt (< *cumbitta, s. d.) + rīch wie im Pflanzennamen We-
gerich u. ä. (Kluge, Etym. Wb.; Wilmanns II, 378).

Im Beleg aus Zwieselberg handelt es sich eher um eine Stellenbe-
zeichnung zu einem PN. Als FN ist Güngerich im Kt. Bern vor
1800 nachgewiesen in Aeschlen und Unterlangenegg (FNB II,
383).




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Sp. 152


Gündlischwand

gü᪷ndli᪷šwand (Gde. und Dorf), bonis nostris in Gündli-
swant 1311K5, in Gundlisswant 1331, Gündtlischwand
1331UP, possessiones meas dictas in Gu̍ndlisswant 1331,
die eigenschaft der guͤtren von Gu̍ndliswant 1331, in
Gu̍ndliswant 1332, 1335, in bono sito «ze Ussrost Gu̍nd-
liswant» 1335, an Gundenswanden 1356, an Gu̍ndli-
swant 1368, Heinrich zem Wasser von Gu̍ndliswant
1385, Gümlischwand 1535U161, Güntlischwand 1721A V
Günd.


Schwand, d. h. Rodung, eines Gundilo, dimin. PN-Bildung zum
germ. Stamm gundi-, ahd. gund ‹Kampf› (Bach, Dt. Nkde. I,
198).


Güngerich s. Günderich


Gungg

A) i᪷m ku᪷ŋk (Alpwei., Karmulde), zwüschen beyden ber-
gen gongg vnd gongli … hinüber untz an die recht landt-
march von nidersibenthal 1471C2, vnder gonngg, … ii me-
der vnder gang 1524‒93U168, achtt manszmeder ann dem
berg Gong gelegen 1534U99, von vnnd abe dem berg
gongg 1538U148, i kueberg an gönng um 1540U168, ein ziger
berg an gung, i ziger berg an gong, … an gun, aber ein
kuie berg im kuieberg gong um 1540U168, Gongg 1620Rm,
Gongg (Alp) 1845D IV Frut.

B) ac) i᪷m u᪷ndərə ku᪷ŋk (Alpwei.), an Untergung 1768A IV
Frut.

b) i᪷m ku᪷ŋklē᪸gər (Wei.), dər ku᪷ŋkbax, stost … an gong bach
1524‒93U168 am Gungberg 1729/30A, u᪷fəm ku᪷ŋkštand
(Alpteil) IV Frut.

i᪷m ku᪷ŋkənbē᪸x (Wiese, sumpfig) III Kirchenth.; ze gun-
gels brunnen 1488U82 IV Wimm.

C) ds gu᪷ŋkli (Hei.), gongli (s. A) 1471C2, ½ Jucharten
lands zuͦ kien im gongli, … in dem gonggly zuͦ kien, … ein
guͤtly genampt das gönngly, … im gongli um 1540U168 IV
Reich.

šāfgu᪷ŋli, šāfgu᪷ŋkli (Schafberg) IV Reich. Wengi; an die
gungli gassen, … zwu̍schen des gönnglis gassen vnd der
mu̍lly matten, … hinder an die gungli gassen um 1540U168
IV Reich. Wengi.


Lat. concha ‹Muschel› (REW 2112; FEW 2, 100), in roman. To-
ponomastik auch auf ‹Talmulden› übertragen (Hubschm. Frut.
19f.; Glatthard, Aare/Saane, 109; Zinsli, Berner Oberland,
1965, 345, 349). Zur lautlichen Weiterentwicklung s. Günzenen.
Gungels ist conca + -ula, entsprechend Kunkels GR (RNB II,
105).


Gungler †

Am gunglers acher, die gunglersmatt j mad zwu̍schenn



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Sp. 153


dem kilchweg vnnd der zelg 1534U100 III Wohlen Salvis-
berg.


Zu einem FN Gungler; vgl. Jacob Gungelman, burger ze Bu̍rron
1368 (FRB IX, 147) und 1373 (FRB IX, 369f.).


Günimüni

dər kü᪷ni᪷mü᪷ni, u᪷fəm ~ (K., ebenes, gutes Land) I
Müntsch.



Günnikon †

Guninchon 1250‒56Qs, [Gumuchon] 1250‒56, in Gu̍n-
nenkon 1323, ein min schuͦppossen gelegen ze Gu̍nikon
1379, ein schuͦppossen gelegen ze Gu̍nenkon (in dorso ‒
wohl später zu datieren ‒ Kuͤntzi von Loͧn, Gu̍niken)
1379, ab dem guͦte ze Gu̍nikon 1388.

i᪷m gụ̈ni᪷kxo᪷fər (K.) II Bätterk.


*Gund-ing-hofen, mit Assimilation nd > nn; Beispiele zu gund-:
(Fm II, 1127f.) «Gunningen, Gunnenbreht, Gunnechoven
12. Jhd. = Gunikon, Kt. Luzern.

«Günnikon ist nach dem urkundlichen Nachweis von Amiet im
Anzeiger für Schweiz. Gesch. I, 86 ein abgegangener Ort, der
zwischen den solothurnischen Dörfern Lon, Lüterkofen und
Kütikofen und dem bernischen Kräiligen lag.» Urbare von
1444, 1450 und 1481 nennen diesen Günnenkon. (Quellen z.
Schweizergeschichte, Bd. XV, Kyburger Urbar, p. 16, Fuss-
note 6).


Günstli

im gü᪷nštli (kl. Stück Land, trocken, bei Ziegenställen) V
Sax.


Der Name scheint eine volkstümliche Umdeutung von urspr.
*Günzi f. zu sein; s. Günz-.


Gunt- siehe Gump-


Guntel

A) dər kü᪷ntụ (dreieckförm. K. im Wa.) III Lind.; i᪷m
ku᪷ntəl (eingeschnittener Graben) V Grindelw.

B) b) dər gu᪷ntəlgrabən, am ~ V Grindelw. Itramen;
gu᪷ntụxe᪸lə (Runse, durch die Holzstämme geschleift wur-
den) III Blumst.; bi᪷m ku᪷ntellox (Geländetrichter im
Wa.; bis dort wurden Holzstämme geschleift) IV Er-
lenb.; ku᪷ntəlbrü᪷k IV Zweis.; ku᪷ntəlštaldə, ab dem fang
am Gunttelstalden 1502U157 IV Bolt.; gu᪷ntəlwē᪸g (steiler
Holzschleifweg) IV St. Steph.

C) dər gu᪷ntlər, i᪷m ~ (ehemal. Holzlaass) V Innertk.


Schwzd. Guntel, Gunte(n) m. ‹eiserner, pflockartiger Keil, durch
dessen dickes Ende ein eiserner Ring geht, an welchem eine
Kette oder Seil befestigt wird, um gefällte Baumstämme wegzu-
schleifen› (Id. II, 382). Nach J. Jud (VRom. VIII, 43ff.) ein dem



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Sp. 154


Frankoprovenzalischen entlehntes Wort der alpinen schweizer-
deutschen Mundarten (westschweiz.-frz. coumangle). In der
bergschwzd. Lautung Gguntel, mit fortisiertem Anlaut haben es
die Walser aus der Rhonetalheimat in ihre Kolonien mitgetra-
gen. Gunte(n) ist die voralpine Form, möglicherweise rückgebil-
det, als der ‹Ziehkeil›, das Werkzeug des alpinen Waldarbeiters
aus der Bergregion, auch in die Ebene heruntergewandert war.

Die Namen sind entweder metamorphisch nach der Keilform zu
verstehen oder als Örtlichkeiten, an denen mit dem Guntel Holz
geschleift wurde.

Wahrscheinlich hieher? dər kü᪷ntər, kü᪷ntnər, i᪷m ~ (Vor-
sass) IV Saanen; dər kü᪷ntnər, i᪷m ~ (Hei.) III Wachs.


Für die Zuteilung zu Gguntel, Gunte(n) ‹Eisenkeil› spricht der
fortisierte Anlaut. Die Ableitung auf -er, -ner könnte, zusammen
mit dem Umlaut u > ü für eine affektische Kurzform sprechen
wie Brēmer < Bremgartenwald u. ä.


Guntels-

gu᪷ntəlse᪷i (; K., Wa. am ehemal. Kanderlauf), gu᪷n-
təlse᪷imat (Wa.), stosst … an Gundels öig Mitte 15. Jhd.Ch6,
die Guntelsey 1780‒81A III Thun; Gundels mat 1423UBS,
ein halb Juchertt, ann der gundels matt 1518U74 II
Ndbipp; in Gundolsmat 1272, in dimidia parte prati
Gundolsmata 1273, item dimidietatem prati im Gun-
dolfsmat 1324, in prato dicto Gundolfzmatta 1332 III
Köniz; an dem Gundels weg 1423UBS, ann dem gundels
weg … ob dem gündels weg 1518U74 II Ndbipp.

ein Bletz genant gundlisz matten 1488‒1514U166, 1 bletz
genant Gundlis matten um 1502U166 IV Erlenb.; in der
Güntlisreüti 1791A II Ndbipp.


PN *Gund-walt > *Gundolt, evtl. *Gund-wolf > *Gundolf?
In der Nähe im Bereich von Oberwangen muss die golotzmattan
(1529, s. d.) gelegen sein, die vielleicht eine aus gundolsmat ver-
stümmelt weitergeführte Namenlautung trägt.


Gunten

gu᪷ntə, das i᪷š ku᪷ntə (Dorf, Gde.), apud Gomptun in parro-
chia de Sigriswile 1239, Burchart von Gompten 1292,
Burchardus de Gomten 1312, Jacobus de Gompton 1318,
Wernherus dictus de Gompton 1318, Burchardus quon-
dam de Gompten 1324, ze Gompton 1349, ze Gompten
1349, Wernher von Gompton (zinspflichtiger Bebauer
eines Gutes) 1350, ze Gonpten 1378, Gonthen vor 1528UP,
die Raͤben ze Gonten um 1530U143, Gonten 1530A, Gon-
tenn 1542U145, … Gonten 1718/22C3, … Gunten 1838D III
Sigr. Gunt.

i᪷ dər gu᪷ntəmat, dər ku᪷ntəbax, dər ku᪷ntəštu᪷ts (alter Weg
Gunten‒Sigriswil) III Sigr. Gunt.


Wahrscheinlich wie die Flurnamen Gunte(n) s. Art. Gump-/
Gunt- B zu gallorom. *cumbitta, das zu den Lachen am Seeufer
wohl passen konnte. ‒ J. U. Hubschm. (Thun, 175) bietet eine an-
dere Herleitung von lat. compitum ‹Scheideweg›, wovon der
häufige ital. ON Co̍mpito; dies entspricht einem rom. *compi-
tōne (woher tessinisch Contone). ‒ Die urk. Lautungen lassen
beide Möglichkeiten offen.




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Sp. 155


Gunter/Günter

dər ku᪷ntər (2 Hei.) II Erisw.

Gunterhäusli (2 Häuser) 1838D II Erisw.; i᪷m gu᪷ntərs-
ho᪷uts (Wa.), Gu̍ntharts holtz, ab gu̍ntters holtz, stost
obenn an gu̍nttersholtzbach 1534U100 III Obbalm;
gu᪷ndištụ (K.), ein ekkerly in dem Gu̍nterstalle 1368 II
Heimisw.


Wohl zum germ. PN Gundahar, Gunther, Gunter (Fm I, 702).


Güntsch-

im gụ̈ntšənaxxər (ehemals K., überbaut) V Ringg.; in
güntschenweid 1535U161 V Ltbr.


Zum FN Güntsch; vgl.: Stephan Gu̍ntscho, Burger zu Underse-
wen 1361. Zum PN Gunzo (Fm I, 696), wie Fritz > Fritsch(i),
Dietz > Dietschi(i).


Güntsche/Günsche

i᪷ dər gü᪷ntšə, gü᪷nšə (K., auf weiter Ebene), by dem Gu̍nt-
schen 1357 (Vid. von 1417), ein simbel pletzli lit under
den güntschen 1474U30, j mansmad stost an die güntt-
schen um 1531U34, vff die güntschinen um 1532U13, stost …
obsich vff die guntschinen und anwandet vff die simbe-
len 1540U14, die güntschina, … stoszt bÿsennhalb vff die
güntschenn 1553U8a I Lengn.

gü᪷ntšəhaụs, gü᪷nšəhaụs (K. Form eines Halses), stost an
die güntschen luͤrlet 1474U30, gü᪷ntšəwe᪸ụdli I Lengn.


Zu lat. concha ‹Muschel, Mulde›, afrz. conche f. ‹Behälter,
Mulde›.


Günz-

Guͦntzen aker 1423UBS II Ndbipp; i᪷ dər gu᪷ntsənei (;
K.), inn der güntzenn Eya, … an die gu̍nttzeneÿ, … inn der
güntzeneya 1518U74, … Gunzeney 1719A II Rum./Wiedl.;
dez guͦtes ze Guntzenlo 1361, das guntzilo (K.) 1528U2 I
Wengi; der gunnzenmattacher 1531U97, bisz gan Gunt-
zenrein 1509Rq7, 1527Rq7, vnnder guntzenrein, … der gunt-
zenrein acher 1531U97 III Mühleb.


Zu einem häufigen PN Gunzo (Fm I, 696), der Kurzform eines
zweigliedrigen ahd. Namens mit dem Bestimmungselement
Gund-.


Günz-/Gunz-

u᪷f dər gü᪷ntsənə (Alp), einen berg gelegen ob röitingen ge-
nemt an der guntzinen 1419C1, stost an den berg gimtzi-
nen 1543U154, Güntzenen 1703A, Günzenen, Günziberg
1845D IV Reut.

ds ku᪷ntsi, im ku᪷ntsi (Bodenmulde, Alphütte) IV Saanen.


Zu lat. concha ‹Muschel, Talmulde›, altprovenzal. *contsi, frz.
conche (Hubschm. Thun 176; P. Zinsli, Das Berner Oberland …
1965, 345); s. auch Güntsch-.




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Sp. 156


Guor †

ein Jucharte … genant guͦrletz guͦt 1525U20 I Brütt.


Als vereinzelter Beleg kaum zu deuten; wohl aber in die Sippe
der Seeländer Namen auf -iz analogisch eingefügt.


Gupf/Gupfe

u᪷fəm hasəgu᪷pf (Wei., Wa., Geländekegel) IV ObwiliS.;
u᪷f dər gu᪷pfə (K., Wa.) II Heimisw.; u᪷f dər gu᪷pfə (Wa.,
Kuppe) II Hindelb./Krauchth./Mötschw.

u᪷fəm gi᪷pfi (Geländevorsprung) V Schatt.


Schwzd. Gupf m. f., Gupfe m. f. ‹runder Berggipfel› zu lat. rom.
cuppa ‹Becher, Schüssel, Napf› (REW 2409; Zinsli, Grund u.
Grat 323). Metaphorische Benennung nach einem umgestülpten
Gefäss, wie Stauf, Napf u. ä.


Gupp-

gu᪷ppəholts (Wei., Wa.), im Guppenholz der Herrschafft
Krattigen 1685UP, Guppenholz (unbenützte Bad- und
Mineralquelle) 1845D IV Kratt.


Die Anhöhe, an der das Guppenholz wächst, muss in vordt. Zeit
den Namen cuppa ‹Becher›, dann ‹rundliche Erhebung› getra-
gen haben. Vgl. Gupf, Gupfe.


Güppi-

gụ̈pisbax (oder mārxgre᪸bli) V Därl./mārxgre᪸bli («in
Därl. heisst er gü᪷pi- oder gü᪷kibax») V Leiss., guppis-
bach, güpbisbach, güpplis-, güplisbach 1535U161, der
Güppisbach so auch Marchgraben heisset 1782‒84Reg V
Därl./V Leiss.


Güppi ist wohl Diminutiv zu Gupp-, s. d.


Güür

ds gụ̈̄r, im gụ̈̄r (Wiese an steilem Hang) I Safn.

von ij Jucherten sind genempt guͤrren acher 1474U30 I
Safn.; ze Matton zw. der Gu̍rmatton vnd der guͦt von
Blanchenburg 1398UT IV St. Steph.


Evtl. zu schwzd. Gūr m. ‹Kot des Rindviehs›, oder frkpr. dial.
gour, gor ‹Pfütze› (Id. II, 409); allerdings mit ungeklärter Vokal-
entwicklung. ‒ guͤrren acher, obwohl in I Safn. wie gụ̈̄r, vielleicht
doch zu Gurre(n) f. ‹Stute›.

Die Gu̍rmatten 1400UT III Wattw. wird als *Gürb(e)matte zu
deuten sein.


Guranti-

gụrantihu᪷bəl, dər ~ (; Alpteil) IV Bolt.

(lokal id. mit: Grantenhubel, Alp 1845D).





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Sp. 157


Gurbe/Gürbe

A) gǖ᪷rbə (Wa.) I Biel; an gū᪷rbən (oberer Teil des Saxet-
baches) V Sax.; dər gū᪷rbə, im gū᪷rbə (Wohnquartier; vor
Kanalbau Windung des Aarelaufs), 1 acher zem Gu̍rben
1357, vff dem gürba, vff der gürben, v̈ber den gurben
1535U161, Jm Cu̍rven (K. an Aareschlaufe) 1771P, über den
Gurben 1774Rq8 V Unters.

B) b) dər gū᪷rbəfal (Wasserfall) V Sax.; gurbmatte, gürb-
matten 1535U161 V Unters.; gū᪷rbəštrāss V Unters.


J. U. Hubschmied, Thun, 170 stellt Gurbe/Gürbe zu gall. *juro-
wiā ‹Waldbach›, was lautlich bedenklich ist; etymologischer An-
schluss ist eher an lat. curvus > vlat. *curbu > frkpr. korbo
‹krumm, gebogen› zu suchen (Id. II, 415; W. Bruckner, VR I
(1936), 242; P. Zinsli, Festschrift A. Bach, 1965, 346; P. Glatt-
hard, Aare/Saane, 1977, 108), mit Aufnahme des Namens ins
Alem. nach der ahd. Lautverschiebung. Für den Flussnamen
wäre als Ausgangspunkt ein fem. Subst. *curbu anzunehmen;
diese Bildung erscheint in der Suisse romande heute noch appel-
lativisch für Fluss- und Wegbiegungen (GPSR 4, 428ff.; FEW 2,
1589; REW 2423; A. Dauzat et Ch. Rostaing, Dictionnaire éty-
mologique des noms de lieux en France, 19782, 218: La Courbe,
Dép. Orne, 1115 Curbis).

Appellativisches Gürbe m., f., Gürbi n. ‹Krummholz; Griff an
der Sense; Spinnrad› ist in den Kantonen Solothurn, Freiburg,
Bern, Wallis fassbar (Id. II, 415; A. Bodmer, Spinnen und Weben
im französischen und deutschen Wallis, Romanica Helvetica 16
(1940), 103, 109). Lautverschobenes ahd. churba f., mhd. kurbe f.
< vlat. *curbu ‹Winde am Brunnen› (Graff IV, 487; Lexer I,
1791) ist als Appellativ Kurbe f. ‹Kurbel› im Rheinischen und
Süddeutschen reichlich bezeugt, auch mit umgelautetem Kürbe
f. im Fränkischen und Luxemburgischen.

Während der gewählte etymologische Ansatz für Gurbe/Gürbe
im toponomastischen und appellativischen Bereich semantisch
befriedigt, vermag die Analyse nicht alle lautlichen Probleme zu
lösen: 1) ungeklärt bleibt vorderhand der Umlaut, der sowohl in
den mundartlichen wie historischen Belegen auftritt; 2) bei
Gurbe < frkpr. korbo < vlat. *curbu, parallel Kurbe f. < ahd.
churba f. < vlat. *curbu, bleiben die Substituierungsregeln vor-
läufig gesetzmässig nicht fassbar.


Gürbe

A) d gǖ᪷rbə, a dər gǖ᪷rbə (Nebenfluss der Aare), prope ri-
pam que Gurba vocatur 1260, usque ad Gurbam 1260, in
der Gurben 1308N, bi der Gu̍rbon 1344, bi der Gu̍rben
1360, hic dirthalb der gu̍rbenn 1493U84, die Gürben
1520U131, an die Gürben 1527UT … III Belp/Blumst./Bur-
gist./Kehrs./Lohnst./Rüegg./Rüml./RütibR./Toff./
Wattw.

B) b) dər gǖ᪷rbənekə (Ha., K.) III Kaufd.; dər gǖ᪷rbəfau III
Blumst./Rüegg.; gǖ᪷rbəmattə, die gürb matten 1520U131,
1535U101 III Belp; gǖ᪷rbmatt (Hei.), vffen Gu̍rbmatten
1344, uff den gürbmatten 1498U46, 1500U48 … III Gurz./
Wattw.; gǖ᪷rbme᪸ttli (Hei.) III Gurz.; gǖ᪷rbəbo᪷də (Wei.)
III Rüegg.; uff dem gürben Rein 1520U131 III Belp; gǖ᪷r-
bərẹ̄n (Wa.) III Blumst.; i də gǖ᪷rbəštụdi (Wa., K.) III
Blumst./Wattw.; ds gǖ᪷rbəwe᪸gli III Wattw.


Etymologie s. Gurbe/Gürbe.




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Sp. 158


Gürbel

A) dər gǖ᪷rbu᪷, i᪷m gǖ᪷rbu᪷ (K.), inn dem gu̍rbel 1518U74, im
Guͤrbel 1573/74U77a, der Gürbel 1666Le, im Gürbel 1792A
II Obbipp/Wiedl.

B) b) gǖ᪷rbuaume᪸nd II Wiedl.; das Gürbelmoos 1666Le II
Obbipp; dər gǖ᪷rbureịn (K.), der Gürbelrain 1666Le II Ob-
bipp; gǖ᪷rbuwaud, gǖ᪷rbuwē᪸g II Wiedl.


Wenn Gürbel als *Gürb(e) + Zugehörigkeitssuffix -el (< ahd.
-ilo) aufzufassen ist, stellt sich ahd. *gurb(e)-ilo zu Gurbe/Gürbe
(s. d.).

Lautlich denkbar wäre auch Anknüpfung an lat. curvor > ahd.
*curburīn > *curbulīn ‹Krümmung› (vgl. Gurblen b. Hölstein
BL und Görbelhof b. Rheinfelden AG, s. B. Boesch, Ortsnamen-
bild der Basler Region, in: Beiträge zur Schweizer Namenkunde,
1977, S. 187).

Lautlich und semantisch möglich wäre auch der Ansatz lat. cor-
bis > vlat. *curb- ‹Korb› mit ahd. -ilo-Suffix.


Gurbrü

gu᪷rbrụ̈ (, Dorf, Gde.), de Gurbru 1214, de Corbruil
1256, de Gurbrui 1262, de Corboru, de Kurburu 1267,
von Kurbru 1372, Gurbrü 1389Ud, Guͥrbruͥ 1424Rq1, ze
Gurbru̍ 1432U78 … von gurbry 1502U123, Corbrü 1566A,
Gorbrün 1569A, Gürbrüw 1572A, Corbry 1577Sch, Corbrün
1640Rq1, Courbru 1731/32A, Gurbrü 1736/38C3, Courbrü
1740/42C3, Korbrü 1753/54C3, Gurbrü 1838D III Gurbrü.

gu᪷rbrụ̈išlag, gu᪷rbrụ̈mōs I Kalln.


Die Graphie-Variation der urkundlichen Überlieferung durch
lateinische, romanische und deutsche Texte spiegelt die früh er-
wachsene Schwierigkeit, einen bereits undurchsichtig geworde-
nen Namen adäquat wiederzugeben, macht aber auch eine ein-
deutig gesicherte Lösung nicht möglich. Br. Boesch verbindet
Gurbrü neulich mit lat. curvor ‹Krümmung› (Ber. des XII. Int.
Kongr. f. Namenforschung 1975, 188 Anm.). Das erste Element
ist aber mit hoher Wahrscheinlichkeit das in diesem westlichen
Sprachgrenzraum verbreitete frz. cour (curtis) ‹Hof, Dorf›
(GPSR IV 421ff.). Für das zweite nimmt Jaccard (206) evtl. ein
frz. breuil ‹Brüel› in Anspruch, St. Sonderegger einen PN (<
*curt Burin?, *curt Brûnin (Rheinische Vierteljahrsblätter 31,
1966/67, 282). Grosse Möglichkeit besteht für den Namen
Bruno, der für die Schweiz gut belegt ist (Fm I, 338f.) und auch
in Flurnamen der freiburgischen Nachbarschaft vorkommt:
Brünisholzena (Plaffeien), Brünisberg (St. Ursen).

Gurbrü ist also wohl ein aus rom. curtis und einem germanischen
PN, dessen Rekonstruktion problematisch bleiben muss, gefüg-
tes Gebilde.


Gurbrune †

Hec scopose dicuntur vulgaliter (sic) de Gurbrune 1269
II Wiggisw.



Gurbs

A) dər gū᪷rbs (Wa.) III Gugg.; dər gu᪷rbs (Alpen, plura-
lisch zusammengefasst als:) gu᪷rbsigə; an Gurps
1567/68A, Gurbs 1780A, 1845D IV Diemt.





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Sp. 159

B) a) dər pollərə gu᪷rbs oder mi᪷tli᪷št gu᪷rbs IV Diemt.

dər fo᪷rdər gu᪷rbs, i᪷m fo᪷rdərə ~, vii kuͤberg an vorder gurbs
1497‒1521U167, drÿzechem kuͤberg am vordern gürbbssz,
gürpssz 1524‒93U168, iiii kuͤberg an vorder gurbs 1543U154,
an dem vorder gurbs 1538U148, um 1540U168, 1641Rq3; dər
hi᪷ndəršt gu᪷rbs, i᪷m hi᪷ndərštə ~, der berg gnemt hinder
Gurbs 1351, Hinder Gurbs 1354, unsern berg gnemt Hin-
dergurbs 1358, 1360, 1361, 1371, der berg, der genempt
ist hinder Gu̍rptzen 1386, der berg Hinder Gurbs 1466UT,
an der hindren Gurps 1589/92C3, hinder Gurbs 1620Rm,
am Hinderen Gurbs 1632UT, drÿer khuͤnen bärg am Hind-
ren Gürpss 1634UT, berg vnd allppfahrt am Hinderen
Gu̍rbss 1638UT; dər mi᪷tli᪷št gu᪷rbs, dər o᪷bəršt ~, dər u᪷ndəri᪷št
~ IV Diemt.

b) dər gu᪷rbsgrāt, Gürbsgrat 1845D, im gu᪷rbs mettəbe᪸rg
(Alp), dər gu᪷rbsbax, stost an gurbsbach 1524‒93U168, der
Gurbsberg 1751A Gurbswald od. Gurschwald 1845D IV
Diemt.


Etymologische Anknüpfung an lat. curvus ‹gebogen› > spätlat.
*curbu- möglich, wahrscheinlicher aber an lat. corbis ‹Korb›
(fürs Frkpr. nach FEW 2, 1181 belegt), da Gefässnamen für Al-
pen semantisch naheliegen: Napf, Chaar, Gelte, Stouf.


Gure/Gore

A) d gu᪷rə, u᪷f dər gu᪷rə (Hei.), Ein Juchärtten Lannts gele-
gen … under der gürrenn um 1540U168 IV Aeschi; i᪷ dər
gu᪷rə, gọrə (Wei.) IV Kratt.; d gu᪷rə (Vorwei.), die Gurren
(Alp) 1845D IV Reich. Kienth.

B) a) Item ein halbe Juchart, lÿtt zuͦ der Blinden gurren
1530U42 II Lotzw.

b) go᪷rəmat (K.) gorrenmatte 1528U2 I Schüpf.; gu᪷rəmōs II
Urt.; ein bletzli genant gurrenboum um 1525U20 I Ins; gu᪷r
əštẹ̄, gọrəštẹ̄ (Stein, Herkunftsort der kl. Kinder) IV
Kratt., gu᪷rəšwendli (Heumad) IV Reich. Kienth. gu᪷rə-
wẹ̄dli (Wei.) IV Kratt.

Hieher? vff dem breit veld, guriszried um 1532U13, ein ju-
chart vff dem breitveld gurisried 1540U14 I Diessb.; Gur-
risried (Haus) 1845D III Vech.


Schwzd. Gurre(n), Gure(n), resp. Gorre(n), mhd. gurre f.
‹schlechte Stute, schlechtes Pferd›, übertragen auch auf ‹ein
schlechtes, liederliches Weibsbild› (Id. II, 409). In der Topono-
mastik wohl für ein schlechtes Ackerlandstück, wo es sich nicht
um eine Stutenweide handeln kann.


Gurgel

u᪷fəm gū᪷rgu᪷ (K.), im Gurgel 1692A, Gurgel oder Oberholz
(Weiler) 1838D I Rad.; Gurgel (Haus) 1838D I Seed. Lobs.;
i᪷m gū᪷rgụ (Wa.) III Aeschl./Lind.; dər gu᪷rgəl (steiler,
trichterähnlicher Aufgang durch den Felsen) V Bön.; im
gu᪷rgəl (Alpwei.) V Ltbr. Gimm.

im gē᪷rəngu᪷rgəl (Bodenmulde) V Ltbr. Gimm.; tšị̄rigu᪷rgəl



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Sp. 160


(Graben) V Ringg.; Gurgel-Einschlag (Wa.) 1838D I
Seed. Lobs.; gū᪷rgu᪷bax I Rad./Seed.; gu᪷rgu᪷waud I Rad.


Schwzd. Gurg(e)le(n) f. ‹Gurgel›, ahd. gurgula, mhd. gurgel (Id.
II, 418), übertragen auf Geländeeinschnitte, enge Felsrinnen,
steile Bergstücke (Zinsli, Grund und Grat 216, 323; RNB II,
422).


Gurgen

an dər gū᪷rgən (Bachquelle, Kanal am südl. Fuss des Bal-
lenbergs) V Brienz/Hofst.; dər gōrgən, (ich gehe) tsu᪷m
gōrgən (Schlucht des Eistlenbaches) V Hofst.; vor dem
tore ze Inderlappon drie achre, zem Gurgen, an dem
Matachre unt vor Widon 1305, ante villam Inderlappen
bi dem Gurgen 1320, agrum am Gurgen 1328, prope lo-
cum Araris dictum Gurgen 1339K5, uff dien acher zen
Gurgen 1350, ein halb juchert achers, gelegen uffen Gur-
gen 1352, ein madstu̍ck vffem Gurgen 1399Uk2, die strasz
vber den Gurgen 1515Rq8 V Unters.

gu᪷rgənkxanāl (z. T. kanalisierter Bach Gurgen) V Hofst.;
gu᪷rgəmmatən V Brienz.


Anzuschliessen an lat. gurga ‹Wasserstrudel› (REW 3921; FEW
4, 330; RNB 2, 169) mit früher Übernahme ins Alemannische.
Ob Gurgen aus frkpr. od. lombard. Substrat zu deuten ist, bleibt
schwer zu entscheiden. Die gesamtschweizerische Streuung der
Gurgen-Belege (östl. BO, Innerschweiz) legt lombard. Grund-
lage nahe. In Schwyz war Gurgen m. (Stalder 1, 499; Id. II, 417)
auch appellativisch lokal verbreitet ‒ möglicherweise aus den
Flurnamen appellativisiert.


Güürle

i᪷ dər gǖ᪷rlə, a dər ~ (Acker), vj manwerck reben zu gurlenn
1519U18, zuͦ gürla, vff Gürlan um 1525U20, zuͦ gurlenn
1530U21, in den Gurlen 1895Z I Gamp.

gǖ᪷rlənaxxər, vff gürlenn statt 1530U21, Gürledoorne
1914Fr, im gǖ᪷rləwald, am gürlaweg um 1525U20 I Gamp.


Vielleicht zum gleichen Ansatz wie Güür.


Gurlo-/Gorlo- †

ein Matten zuͦ gurlofottan, … zuͦ gorlofottan um 1525U20 I
Ins.


Evtl. ein alter frz. cour-Name.


Gurmetang

im kurmətaŋ (; Reben), vff eim stu̍k reben heisset
cormatta 15. Jhd.U47, cormata 1623Wg I Lig.


Cormetan, mda. kurmətaŋ bei Ligerz; evtl. cour-mitan < *curte
medietana ‹mittlere Hof›; vielleicht aber nach der Form zum
Neuenburger Mda-Ausdruck cormotan ‹karpfenartiger Fisch›
(Weigold 142).




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Sp. 161


Gürmsch

A) im gǖ᪷rmš (Hei.), Gürmsch (Hof) 1838D II Sum.; i də
gǖ᪷rmšə, i də gǖ᪷rbšə
(Wa.) IV Erlenb.; in gi᪷rmšən (Ge-
strüpp) V Gutt.

B) a) Mützenbergs Gürmsche (Alp) 1845D IV Reich.

b) ufəm gi᪷rmše᪷kəlti (Streuemad) V Gutt.; dər gi᪷rmšnollən
(Felskopf) V Gutt.; gi᪷rmšəne᪷k (Moränen, Wa., Wei.) V
Schatt.; gü᪷rmšgrabə, gü᪷rmšigrabə III Blumst.;
Gürmschbergli (Alp) 1845D IV Reich.; dər gi᪷rmšbo᪷dən
(Alpwei.) V Brienz; ki᪷rəmšpi᪷əl (Bühl, Wei., Wa.),
Gürmschbühl (Alp) 1845D Ltbr. Weng.; dər gi᪷rmšwāld
(Wa.) V Gadm.

C) -li: im gi᪷rmšli᪷ (Voralp), gi᪷rmšli᪷wāld, gi᪷rəmšli᪷wāld V In-
nertk.

-i: i᪷m gü᪷rmši᪷ (Wa., Wei.) III Blumst.; gü᪷rmši (Alp) IV
Kandergr.; i᪷m gü᪷rmši᪷ (Wei.), i᪷m mi᪷tlištə ~, i᪷m u᪷ndərštə
~, xvj kuͤweid im gurmschi 1524U168 IV Reich.; Hausse-
ners Gürmschi (Alp) 1845D IV Reich.; gü᪷rmšigrabə III
Blumst.


Schwzd. Gürmsch m. ‹Eberesche, Vogelbeerbaum› (Id. II, 419)
< gall. *cormisio < gall. *corma ‹bierähnliches Getränk›
(Hubschm. Frut. 8; FEW 2, 1188; GPSP 4, 323). Sprach- und na-
mengeographisch auf das Berner Mittelland, Berner Oberland
(ohne Simmental und Saanenland) und das Luzerner Entlebuch
beschränkt (H. H. Bosshard, Mundartnamen von Bäumen und
Sträuchern, 1978, 33, 47). Etymologisch verwandt mit Gür(ü)tsch
m., Gürgitsch m.


Gürmuz

dər gü᪷rmuts, u᪷fəm ~ (ebenes Ackergelände), lÿt vor gir-
nels, ein zilige Jucharttenn vorm girmels 1533U23 I Sis.

der gurnels acker, der Girnelsacker 1533U23 I Sis.


Das erste Namenglied von Gürmuz geht wohl wie bei Gurmels
FR auf lat.-rom. curtis ‹Hof› zurück (Zinsli, Ortsnamen im Amt
Erlach, 1974, 80f.).


Gurnigel

A) gū᪷rnī᪷gəl (; Grube, Spottname) I Ins; gurnigu
() I Nid.; dər gurni᪷gu (; Alp), uf dem Gornigel
1571A, Gurnigel mons 1577Sch, der Berg Gurnigel 1637UP
III RütibR.; dər gu᪷rni᪷gəl (; Wa.), Gurnigulum 1232,
in plano de Curmilz 1252; ufen Gornigel 1340 (Kopie),
usque ad grossos lapides supra Gornigel 1352Rq1, der
Berg Cornigel 15. Jhd.U78, berg Gornigell 1524‒80U169, von
dem berg und alp genant gornigel 1538U148 IV Kanderst.

B) ac) dər obər, ụŋər gu᪷rni᪷gu (; Alp) III RütibR.

b) obəri ~auphü᪷ttə, ~bād (grosses Heilbad, 1902 abge-
brannt), ~bē᪸rg (Wei.), ~bē᪸rghü᪷ttə (Stall), ~bru᪷x (Geröll-
halde), dər o᪷bər, u᪷ŋər ~waud, ~weiər III RütibR.

C) ds gu᪷rni᪷gəli (; Hei., Aussichtspunkt) III Wah-
lern.





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Sp. 162


Nach Hubschm. Frut. S. 19: lat.-roman. *corniculum, eigentlich
‹Hörnlein›, wohl nach dem aussichtsreichen Obern Gurnigel, der
höchsten Erhebung des Gurnigel-Bergrückens im Amt Seftigen.
Übernahme der vordeutschen Benennung nach der ahd. Laut-
verschiebung.


Gursch-

dər gu᪷ršwāld, im ~ (Sennhütte, Wei., Wa., an Bachenge),
Vorder Gurschwald, Hinter Gurschwald (Alp) 1845D;
Gurswaldberg 1760A IV Diemt.


Gursch stellt sich am ehesten über rom. *gordže zu lat. gurga/
gurges ‹Wasserstrudel› (REW 3921; FEW 4, 330).


Gurt-

Gurtacher (evtl. Furtacher?) stost fürhin an die gassen …
1646UT III Konolf. Herolfingen; gu᪷rtmat () III Belp.

Gu̍rtels weg 1379 III Köniz.


Zu schwzd. Gurt, Gürtel m. (Id. II, 444), mit dessen schmaler
Form Grundstücke verglichen werden.


Gürteli

ds gǖ᪷rtəli, im ~ (Wa.) I Lig.


Nach H. Weigold (1948, 120) zu lat. cohortile, welches, wie
L. Gauchat nachgewiesen hat (Festschrift Bachmann, 1924, 97),
im Gebiet des Frkpr. den Garten bezeichnet, in welchem Nutz-
pflanzen gezogen werden.


Gurten

A) dər gū᪷rtə (K., zw. Hügeln), im Gurtten zu Thorberg
1567A, im kleinen Gurten 1582A II Krauchth.; im Gur-
ten 1529U58, auf dem Gurten (Teil des Dorfes) 1838D II
Münchb.; dər gū᪷rtə, u᪷fəm ~ (Hügel, Aussichtspunkt),
venditionem montis dicti Gurgto 1312, montem meum
dictum Gurt, … in eodem monte dicto Gurt 1312, agros
sitos am Gurten, in dicto monte Gurten 1334, Haso an
dem Gurten 1334, in monte dicto Gurte 1334, gelegen ze
Gurterboͧme an dem Gurten 1356, umbe den berg Gurt,
… der berg Gurt 1366, die rebeiucharten achers am Gur-
ton gelegen 1366, zwo juchart achers, am Gurton gelegen
1368, am Gurten 1370, under dem Horn bi dem Gurten
1379, ab dem Gurten 1389‒1460Ud, Clewi ab dem Gurten
1423K1 … vff dem Gurttenn 1527Rq1, vnder dem gurtte
1529U93 … III Köniz.

B) a) u᪷fəm u᪷ŋərə gū᪷rtə (Hei.) III Kehrs.

b) gū᪷rtə-: Gurtenacker 1838D II Münchb.; ~fe᪸ud (Quar-
tier) II Münchb.; ~gartəštat (Quartier) III Köniz; ~gra-
III Rüegg.; Gurtengruben (Haus) 1838D III Köniz;
~hö᪷gər (3 bewaldete Hügel), ~hu᪷bu III Rüegg.; ~lö᪷xxər
(Gräben) II Krauchth.; Gurtenmatt 1529U58 II
Münchb.; ~mat III Zimm.; ~büəu (Quartier) III Köniz;



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Sp. 163


~šlü᪷ŋ (id. mit ~hö᪷gər) II Krauchth.; der gurttenn Stig
1530U132 III Kehrs.; ~dö᪷rfli (Weiler am Gurten) III Kö-
niz;
~waud III Kehrs./Köniz;

C) -er: da der weg ze Gurterboͧme uber gat 1335, gelegen
ze Gurterboͧme an dem Gurten 1356 III Köniz.

-(e)ner: gu᪷rtnəršgrabə IV ObwiliS.; gu᪷rtnərsmattə IV
Reich. Kien.; gu᪷rtnəršwẹ̄d IV Reich. Scharn.

-(e)nere: gū᪷rtnərə (Wa., ehemals Wei.) III Rüsch.


Die Deutung ist im Hinblick auf die verschiedenen vorrom.,
rom. und deutschen Möglichkeiten schwierig. A. Gatschet (Orts-
etymolog. Forschungen, 1867, 28): «Die Anhöhe Gurten, südl.
von Bern, trägt das sog. Gurtendorf, welches 1312 urk. Gurt
heisst, unverkennbar das lat. curtis ‹Hof›.» Demgegenüber stellt
J. U. Hubschmied eine Herleitung aus dem Keltischen auf: aus
gall. *jurettos, *juretto, Ableitung von gall. *juria ‹Bergwald›
(Festschrift A. Bachmann, 1924, 19); Das Amt Thun, Bd. 1, 1943,
170).

Andere, ähnlich klingende Flurnamen werden wohl mit Recht
zu deutsch Gurt ‹Gürtel› gestellt, entsprechend rom. Tschingel/
cingulum
(St. Sonderegger, Appenzell 1958, 111 für die Höfe
Görten; s. auch Fischer, Schwäb. Wb. 3, 932f.: Gurt, Gurtholz.

In die bernische Umwelt mit der frkpr. Grundlage ihrer Topony-
mie passt am besten eine Ableitung cortina zu cohors, cohōrte
‹Hofraum, Hof; Viehhürde›, frz. court, frkpr. cort (REW 2032;
vgl. dazu GPSR 4, 460 courtine, kourtənə ‹cour, plan›; Weigold
1948, 120).


Gurtene/Gurtele

In terra que appellatur Gurtina an der Risaten 1260, die
matten, der man sprichet «du̍ Gurtina» 1341, von einer
matten In gurtinen um 1426U78, Matten in der Gurtinen
1530U42a II Langt.

gu᪷rtənəfe᪸ud (Quartier), vff Gurtenenveld 1562U43a, Gurte-
nenwald 1562U43a II Langt.

gu᪷rtələ, i dər ~ (Wässermatte, z. T. Acker), Gurtelen 1885
(Gde. Plan) II Roggw. (benachbartes Gebiet zu II
Langt.)


Gurtene zu lat.-rom. cortina (GPSR 4, 460), einer Diminutiv-Ab-
leitung zu lat. cohors, cortis, curtis ‹Hofraum, Hof› (REW 2032).

Gurtele könnte zu lat. cohortile (Weigold 120) gestellt werden, ist
jedoch seiner benachbarten Lage zu Gurtene wegen eher als Dis-
similationsform zu verstehen.


Gurter- †

zwo jucherten wider Wabern, da der weg ze Gurterboͧ-
me u̍ber gat 1335, (Niclaus ze Wald verkauft Peter von
Wabern) den halbteil mines guͦtes … gelegen ze Gurter-
boͧme an dem Gurten 1356, under dem Eycholtz ze
Guͦthertzboͧme 1379 III Köniz Wabern.



Gürtilisried †

Ein jucherten achers dem man spricht gürtilisried 1479U11
I Bür.


Zum FN Gürteli; vgl. Frau Iti Gu̍rtelis, Chuͦnrad Arnleders toch-
ter von Bu̍rron 1375; Wernli Gu̍rtelli de Bu̍rren 1389.




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Sp. 164


Gür(ü)tsch

B) b) von den Gürtschacher 1502U157 IV bolt.; Gürtschen-
vorsass 1754MW IV Saanen

C) -i: das Gurtschi (Wa.) 1845D III Boll.; ds gü᪷rtši (Wei.,
Wa.) von eyner weid im Güretschin 1502U157, von der
weid im gu̍rischin 1515U158 IV Bolt.; ds gü᪷rü᪷tši (Wei.) IV
Lau.; ds gü᪷rtši (Wei.) IV Zweis.

gü᪷rtši-: ~grabə, ~gre᪸bli IV Zweis.; ~nessli (Wei. im Wa.)
IV Bolt.

-ere(n): di u᪷ndəri/obəri gü᪷rü᪷tšərə (Wei.), dər gü᪷rü᪷tšərə-
grabə
IV Saanen.


Schwzd. Gür(ü)tsch m. ‹Eberesche, Vogelbeerbaum› (Id. II, 417)
gall. *coricino (J. Jud, VR 8, 1946, 57); Regionalform des Sim-
mentals und des Saanenlandes zu schwzd. Gürgitsch (Id. II, 417:
VS, Walser in GR; RNB II, 422f.). Etymologisch verwandt mit
Gürmsch m.


Gurz- †

die gurtzlis matten 1531U57, die gurtzlisz mattan 1531U59 II
Iffw.


Vermutlich ein PN; der FN Gurzeler ist in Seedorf altbezeugt
(FNB II, 396).


Gurzele

i᪷ dər gū᪷rtsələ (Quartier bei Mett/Biel), in banno villarum
Metton et Gurzelon 1305, in Gurzellon 1320, villa de
Gurzelle 1322, zwu̍schent der mu̍li von Mett am Gurzel-
len, ze Gurtzellon 1370, ein Jucharttenn achers gelegenn
zur gurzellen 1553U8a I Biel; gū᪷rdsələ (Weiler), ze Gurzel-
lon 1358N, Gurtzellen 1485Rq1, gurtzellen 1485U15, zuͦ Gurt-
zellenn 1519U18, 1525U20 … I Lüsch.; zenden … der da heis-
set der Gurzellon zende 1341N III Worb; i dər gū᪷rtsələ
(Quartier), in Gurcillen 1233 IV Wimm.

gū᪷rdsələre᪷in (Wi.) I Lüsch.; dem bletz Almend am gurt-
zal weg 1525U20 I Brütt.


Gurzelen < lat.-rom. *curticellas, Dim. zu vlat. curte ‹Hof, Gut›.
Namengeographisch bleiben die Gurzelen-Namen auf die der
Sprachgrenze benachbarten Kantone Solothurn, Bern, Freiburg
beschränkt; in der Suisse romande führte der Ansatz *curticellas
zu Corcelles, Corsalles (GPSR 4, 424; Hubschm. Thun, 177;
Aebischer, Freiburg, 102; Jaccard 106).


Gurzelen

gū᪷rtsələ, ds u᪷ndər ~, ds o᪷bər ~ (Dorf, Gde.), de Gurcellun
1231, in Gurzillon 1254, in inferiori Gurzelon 1259, in
Gurzellon inferiori 1260, ecclesiae de Corzellon inferio-
ris et superioris 1272, de Gurcellon 1285, villa de Ober-
Gurzellon 1300, de Gurcellis 1305, ecclesia de Gurzellis
1312, de Nyder-Curchilon 1312, de Gurcellis 1337, Jo-
hans von Gurzelen 1337, ze Ober- und ze Nider-Gurtzel-
len 1344 … ze Gurtzellen 1388 … in Gurtzellen 1433UT



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Sp. 165


Gurtzellen, Nidergurtzellen, Obergurtzellen 1500U48
III Gurz.

gū᪷rtsələmat (Hei.) III Wattw.; gū᪷rtsələmō᪷s (K.), das
gurtzellen mos 1498U46, das gurtzellen mosz 1500U48 III
Gurz./Seft.


Etym. siehe Stichwortansatz Gurzele.


Gurzen †

½ mann mad Jnn der Hagmaten genannt gurtzen 1531U96
III Wohlen Uettl.


ungeklärt; evtl. zu vlat. curte ‹Hof, Gut›.


Gus-

i᪷m gu᪷sụ, ds ~ (Quartier), Gusel 1863P III Belp.

im gū᪷si (Wi.) V Habk.


Unklar. Am ehesten zu ahd. gus(s)i n. ‹Flut› (Ahd. Wb. 74), ahd.
gusu (Pl.) ‹plötzlich hervorbrechende Wasserströme, Über-
schwemmung› (Id. II, 476ff.; DWB IV, 1198).


Güschel

dər gü᪷šụ, i᪷m ~ (Dorfteil), Güschel (3 Häuser) 1838D II
Wallbipp.

dər gü᪷šəlaxxər (K., nach Friedli, Aarwangen) II Thunst.


Nach Friedli (Aarwangen 215) Grundstücke von geringem Er-
tragswert; vgl. Güschi, Güschiguet ‹Sache von geringem Wert,
Plunder›, Syn. zu Güsel (Id. II, 482, 548 für BE bezeugt).


Guusset

gụ̄ssətsbo᪷dən, i᪷m ~ (Wei.) V Brienz; ds gū᪷ssətli (Hei.) IV
Saanen.


Zum FN Gusset (FNB II, 396) für Brienz altbelegt; resp. zum ein-
gedeutschten FN Gonseth (FNB II; 340) altbelegt für Saanen.


Gussläng

ds kụssle᪸ŋ, im ~ (Reben), Gouszellain 1720Wg I Lig.


Nach H. Weigold (1948, 134) zum frkpr. Appellativ le goselet
‹Mundvoll, Mümpfeli, i. S. eines kleinen Rebstücks›.


Gustav-

ds guštafwe᪸ụdli (Wa., auch:) mü᪷lirẹ̄n III Oppl.


Zum PN Gustav.


Gusti

gu᪷šti᪷ (~) II‒V.

B) b) ~axxər (Wa.) II Krauchth.; die Gustivorsass
1794C3 III Gugg.; ~grā᪷t II Krauchth.; ~grāt III Gugg.;



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Sp. 166


dər ~gri᪷ŋ II Eggiw.; ~hü᪷ttli (Wei.) II Sum.; ~xnu᪷bu
(Hei.), der Gustihubel 1789A III Eggiw.; ~lē᪸gər (Wei.)
III Rüegg.; V Sax.; dər ~loxgrabə III Eggiw.; ~bē᪸rg
(K.) II Dürrenr.; (Alp) III Blumst.; V Leiss.; ~bisek
(Hei.) II Sum.; ~špi᪷ts III Blumst.; IV Därst.; das Gusti-
scheürlein 1785A II Sum.; im ~šwaŋ (Wei.) III Eggiw.;
Gustiweyd 1631U43 II Ursenb.; di fo᪷rdəri ~wẹ̄d, di hi᪷ŋəri
~wẹ̄d
(Hei.) III Eggiw.; di fō᪷rdər ~wẹ̄d III Schangn.;
~wẹ̄dbo᪷də (Wa.) III Schangn.

C) -ere: d gu᪷štərə (Vorsass) III Gugg.; i dər gu᪷štərə (Alp)
III Rüsch.


Schwzd. Gusti n. ‹Kalb, junges Rind›, substantivierte Adjektiv-
bildung zu gust ‹keine Milch gebend› (Id. II, 493f.).


gut s. auch guet


Gutacher

dər gu᪷taxxərtrō᪷g (Heuland, 5‒6 Quellen), Einen acher
Ob dem gutt acher zw. 1524 und 1556U169, zwo kuͤ win-
teru(n)g, Stosend nidtsich an guttacher 1535U161, ½ mann
mad bim traͤnkweg, Stost vnden an guͦt acher 1556U169, ob
dem guͦt acher 1556U169 V Beatb. Waldegg.


Möglicherweise ist das Adj. guet hier als 1. Glied des Composi-
tums monophthongiert worden; Realprobe und unflektierte
Form lassen jedoch eher an einen Zusammenhang mit lat. gutta
‹Tropfen› denken. Damit würde das wasserreiche Gebiet be-
zeichnet. Vgl. Gutti n. ‹heller Tropfen› Simmental (Id. II, 532).


Gutenburg

gu᪷ətəbū᪷rg, gu᪷ətəbərg (kl. Dorf, Gemeinde), Or(tolfus) de
Gvotenberg 1277 (hieher?), (Ortol)fi militis de Gvo-
tenb … 1293 (hieher? beides Siegel), fratri Berchtoldo de
Guͦtenburg 1311, under der burg ze Guͦtenberg 1363, die
vesti Guͦtenberg 1370, umb die vesten Guͦtenberg und al-
les das, so darzuͦ gehoͤret 1370, Guͦtenberg die vestu̍ mit
aller zuͦgehoͤrde 1383, Guͦtenberg 1406Rq1 (Kopie), Heintz
Keller von Guͦtemberg 1409 od. 1425Rq1 (Vidimus 1481),
die korn zins ze Guͦttenberg: Ruͦdi Mu̍nch git von dem
hoff ze Guͦttenberg … 1447 (Burgerarchiv Burgdorf), zuͦ
Guͦttemberg, Guͦttenberg 1460Rq1, Guttenburg 1570C3,
Guottenburg 1577Sch, Gutenburg (Weiler und Bad) 1838D
II Gutbg.

Guttenbergbaad 1786/1787C3 II Lotzw.


Burgname; wohl Kompositum des ahd. PN Guoto (Fm I, 659:
Cuato a. 817 für SG bezeugt) mit -berg/-burg. Der Wechsel des
Grundelements ist in historischen und aktuellen Burgnamenbe-
legen öfters zu beobachten (E. Schröder, Dt. Namenkunde 1938,
156f.).


Guti s. Gost-




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Sp. 167


Gutisberg

gu᪷əti᪷sbərg (Weiler), in monte Guotolfsperg 1250‒56,
denne ze Burgdorf der Guͦtlisberg 1345N, gelegen uf dem
Guͦtolsberge 1377, uf dem Guͦtelsperg 1382, uff dem guo-
tisperg 1421C1, uffem Guttisperg 1567C3 … auf dem Gutis-
berg 1791‒93C3, Gutisberg 1838D II Heimisw.

gu᪷əti᪷sbərgnö᪷ihūs (Hei.) II Heimisw.


Zusammensetzung mit dem alten PN Guotolf < *gōd-wulf im
1. Glied (Fm I, 686).


Gutsch

dər xalbərgu᪷tš (Mad; nach Gwp ‹fluhartig abfallender
Schopf›) V Obried.


Gutsch, die nicht umgelautete Form von Gütsch; s. d.


Gutsch-

uf gụtšnərš (Hei.) IV Saanen.

Dazu vielleicht gụtšlimattə, eine ebene Stelle im Hang IV
Kandergr.


Schwzd. Gutschner m. ‹Kutscher› (Id. II, 365). Gutschli = ‹Kin-
derbettchen› (Id. II, 564).


Gütsch

A) dər gü᪷tš (Wa.) II Heimisw.; forəm gü᪷tš (Wa.) II
Madw.; der Gütsch 1772A II Sum.; dər gü᪷tš (Wa.) III
Aeschl.; gü᪷tš III Englisb.; ufəm kü᪷tš III Sigr.; ufəm
kü᪷tš
(Weiler) IV Lenk; im kü᪷tš (Ha.) V Beatb.; in gi᪷tšən V
Gadm.; ufəm ki᪷tš V Grindelw. Bussalp; im ki᪷tš V
Ltbr. Mürr.; im ki᪷tš V Ltbr. Weng.

Hieher? gü᪷tšə (K. über der Solothurnstrasse) I Biel.

B) aa) fu᪷rikü᪷tš (Wa.) V Beatb.; fu᪷rkəgü᪷tš (Gipfel im Hoh-
gantmassiv), Furggengütsch 1561Wä, Furggengütsch
1790Wä III Schangn./V Habk.; heitikü᪷tš V Ringg.; dər
hu᪷ntsəgü᪷tš
(Wa.) II Madw.; dər xrụ̈tsgü᪷tš (Felskopf) III
Schangn.; bērigü᪷tš (Hei.) II Wynigen; dər bi᪷rxəgü᪷tš
(Felskopf) III Schangn.; dər bi᪷rxəngü᪷tš V Habk.; Brünli
Gütsch 1806P II Kldietw.; dər rappəgü᪷tš III Langn.; dər
šārtwaŋki᪷tš
V Obried; dər šị̄nəgü᪷tš (Anhöhe) II
Kldietw./Ursenb.; ufəm šō᪷fgü᪷tš II BusswbM.; dō᪷rnə-
kü᪷tš
(Wa.) II Ochl./Rütsch.; dər šēnki᪷tš V Brienz; tsi᪷-
gərgü᪷tš
II Krauchth.; dər aupurkü᪷tš (Altburg-Gütsch) II
Rohrb.; xalbərkutš (abfallendes Flueband u. Maad) V
Obried.

ab) xoubsgü᪷tš (Wa.) II Ursenb.

b) dər ki᪷tšaxxər V Ltbr. Gimm.; gü᪷tšhu᪷bụ III Sigr.;
gü᪷tšhụ̈sli (Hei.) II Sum.

C) -li: ufəm kü᪷tšəli (Kl. Hei.) IV Saanen.

-i: unser guͤt, dem man spricht das Gu̍tschi 1323 V In-
nertk.
i dər gü᪷tšihāltə, d gü᪷tšihālti (Pl., 3 Hei. auf Hubel),



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Sp. 168


in der Gütschihalten 1648U152, Gütschenhalten 1689U152,
auf den Dornachren am Gütschinhalten Gässli 1689U152
… Gütschihalden 1838D IV Saanen.


Gütsch m. ‹kleine, rundliche Erhebung, Felsspitze, Gipfel, Berg-
vorsprung› < rom. *kukutsjo < spätlat. cucutium ‹Haube, Ka-
puze› (Id. II, 563; Zinsli, Gr. u. Gr. 323).


Gütsch-

-ach: Ein mansmatten lit … ze Gu̍tschoch 1370, Gütsch-
ach 1588A, Gütschach 1625A, 1630A, Gütschlach 1644A, an
den Ort zwischen den Meinisberger Ober-Matten und
den Safneren Unter-Matten vor diesem Gütschach oder
Bletz-Matten genant 1769 (Archiv Hist. Ver. Bd. 50,
1966) I Meinisb./Safn. am Nordufer des alten Aare-
laufs.

-et: dər gü᪷tšət, gü᪷tšəd, i᪷m ~ (K., am nördl. Aareufer), ab
einem acher lit ze kütschet vff der ar, … j Juch(a)rt ze küt-
schett 1474U30, j Jüchartt zuͦ Küssett, j Jüchartt zuͦ güt-
schett … stost hinab vff die allmend von Meÿnisperg um
1531U34, Güttschet 1559A I Meinisb./Safn.


Trotz der problematischen Suffixe vermutlich zu Gütsch; s. d.


Guttannen

gọ̈̄ttannən (Dorf, Gemeinde), von Guͦtentannon 1377, Guͦ-
tentannen 1387, Guͦtendannen 1545K7, Guttenthannen
1559UP … Guthannen 1722‒24C3 … Guttannen 1753U164 V
Gutt.


Guttannen: synkopierte Form aus *ze den guoten tannen.
Das Adj. guet umfasst in der schwzd. Mda. wie auch in der altd.
Sprache einen weiten Sinnbereich (Id. II, 535ff.); hier könnte
die Bed. ‹vorzüglich, von guter Qualität›, aber evtl. auch ‹heil-
bringend› (vgl. die ‹heiligen Bäume›) angenommen werden.


Guttele

hi᪷ŋər dər gu᪷ttələ (K.), ein Juchart in der guttalen 1525U20,
hinter den Guttalen 1895Z; gu᪷ttələwē᪸g I Vin.


Zugrunde liegt lat. gutta + -ella ‹kleine Quelle›, vgl. Gottalaz in
Albeuve, Cournillens FR und anderswo (Jaccard 194).


Gutz-

dər ku᪷ts, bi᪷m ~ (Lawinenzug, wo die Lawine ụ̈sa khị̄d),
tsə ku᪷tse᪷kən (schmale Felsbänder), dər ku᪷tsgle᪸tšər oder
hi᪷əndərgu᪷tsgle᪷tšər V Grindelw. Hochgebirge.

von der gutzlen ein myͤtt 1495U65 II Rüegs.; i᪷ dər ku᪷tslə
(5 Hei. in einem engen Seitengraben), in der Guzlen
1769/71C3, Guzlen 1770A, in der Guzlen 1786A, Gützlen
1838D; gu᪷tslə nö᪷ihụ̄s (Hei.). Gutzlen-Neuhaus (Heimath)
1838D, Gutzlen-Scheuer (Heimath) 1838D III Arni.

ds kụ̈tsi, im ~ (Wa., sumpfig), ds gụ̈tsimōs III Thun.

Hieher? evtl. PN: ze Gu̍tzliss lach 1357 I Lengn.


Schwzd. Gutz m. ‹Schwall, Strahl überfliessender Flüssigkeit›
(Id. II, 582).




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Sp. 169


Güw

im kụ̈̄w, ds kụ̈̄ (Landzunge im Wa.) V Beatb.; u᪷fəm ki᪷uw
(Aussichtspunkt; ki᪷uwwən ‹sehen›) V Grindelw.; i᪷m
gü᪷w, gü᪷uw
(Schafwei., Geröll) V Günd.; ds ki᪷uww, im ~
(Alp), Ein weyd vff mürn im Güw 1534U169 V Ltbr. Mürr.;
im gi᪷ụw, göi (Heuland) V NdriedbI.

kü᪷whorən (Felshorn mit Grasbändern) V Günd.; dər
ki᪷uwwbodən, dər ki᪷uwwšpi᪷ts
(Fels) V Ltbr. Mürr.; gü᪷wtü᪷r-
li᪷
(Tor in Felslücke) V Günd.;

-er: i Jüchartten ob dem guwer/güwer 1531U59 II Zuzw.;
ufəm gö᪷iər, im gọ̈ụ̈ər (Hei., Wa.), Martj Läderachs Gü-
wen 1674U100, auf dem Geüer (Haus) 1783P, auf dem
Gäuer (Hof) 1838D III Rub. Trimst./Worb.; Geüer Hölzli
1783P, gö᪷iərmattə, die Güwer matten 1535U101, die Geüwer
Matt 1674U100 III Rub. Trimst./Worb; göiərrein (K.) II
Zuzw.; göiərrẹ̄n (K.), göiərwaud III Rub.


Güw m. ‹Gipfel› zu güwe(n) ‹mit Sehnsucht warten›; ki᪷uwwən
‹sehen, ausblicken› V Grindelw. (Id. II, 566f.; RNB II, 423).
Gebildet wie Chapf zu chapfen, s. d.


Guxa

guksa, an guksə (Alp, Heumad; Nebenbez. f. Blattisegg)
V Sax.


Substantivierung zum Vb. guxe(n); bergschwzd. gụksə ‹toben,
vom Schneesturm›; also wohl Ort, wo es besonders stark ‹guxet›
(Id. II, 571f.).


Gwaare

ufəm kwārə, (wohin?) ufə kwārə (schöner Aussichts-
punkt, K.), auf den Gwaren 1895Z I Gals.


Am ehesten zu frkpr. kārro ‹Ecke, Winkel›, als Verbalsubstantiv
Rückbildung aus lat. quadrare (GPSR 3, 111; FEW 2, 1397). In
der Suisse romande ist der Typus toponomastisch vielfach be-
legt, historisch zuerst in Freiburg um 1230 als cuarro, qwarro
(GPSR 3, 111; E. Tagmann, Toponymie et vie rurale de la région
de Miège, 1946, 29).


Gwärtler s. Wart


Gwatt

i᪷m kwat (Wohngebiet), ad locum dictum Wat 1296, ellu
minu guͤter von dem Watte ûf und von dem Watte nider
1324, zem Watte 1325, ob dem Watte gelegen 1356, am
Wat 1388UT, das Wat, das Watte 1389‒1460Ud, vff dem
Wat 1425UT, hushofstat, die da lit an dem watt Mitte
15. Jhd.Ch6, das Gewatt 1459Rq1 (Kopie 16. Jhd.), am Gwatt
1479‒1563Ar, lit am gwatt ob dem brunnen 1488‒1514U166,
am Gewaͤtt 1513UT, am Gwatt 1531U144, wonhafft am
Gwatt 1570UT, … an der Quat 1576C3, am Quatt 1577C3, am
Gwadt 1580/81C3 … nächst obenthalb dem Watt 1654UT,



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Sp. 170


vner dem Gewat 1654UT … am Gwatt 1838D III Thun/IV
Spiez.

die muli am obern gwatt 1488‒1514U166 IV Spiez.

kwat-: ~e᪷k (Hei.) III Thun; ~li᪷ššəmōs (Naturreservat) IV
Spiez; bi᪷m autə ~štu᪷ts (alte Poststrasse) III Thun; am
~štu᪷ts
(Wohngebiet) IV Spiez; i᪷ dər ~tse᪸lg, ~tse᪸ug
(Wohngebiet) III Thun.


Gwatt stellt sich als präfigiertes ge-wat n. zu ahd., mhd. wat n.
‹Untiefe, Furt; Stelle im Wasser oder Sumpf, die man durchwa-
ten kann; feuchtes Land, Sumpf, zertretenes, zerstampftes Stück
Land› (Schwäb. Wb. VI, 501; BSM VIII, 9; SLA II, 95).


Gwatt s. auch Watt


Gwer

Gwers Matten 1700 (Landlüten Zinsurbar) IV Adelb.;
ufəm gwērsbē᪸rgli IV Lenk.

Hieher?: ein bletz zuͦ gwerren hoffstatt 1525U20 I Brütt.


Der in Frutigen seit 1492 belegte PN Gwer (s. Hans Berger,
Volkskundlich soziologische Aspekte der Namengebung in Fru-
tigen, Bern 1967) wird in Verbindung gebracht mit der Vereh-
rung des Hl. Quirinus ‒ bair. mda. Quer. Dabei weicht die Fruti-
ger Lautung ab von der sonst in Bern im 16. Jhd. belegten Küri
(«Das ist wol sant Kürin plag» H. R. Manuel, Weinspiel, Bäch-
told, 339). ‒ H. Specker (Das Patrozinium der Schlosskirche
Spiez, 1974 und brieflich 1974) leitet den PN Gwer von dem Hei-
ligennamen St. Goar her u. a. mit dem Hinweis, dass Zwingli
1529 den Ort St. Goar im Rheinland als St. Gwer wiedergibt.


Gweerdi s. Weerd


Gweert s. Weerd


Gwindli s. Wind


Gwing s. Wind


Gysenstein

gịsəšteị (; Dorf), de Gisenstein, de Gisinstein 1240,
de Gysenstein 1248, de Guisenstein 1276, … de Chisel-
sten 1277, de Ghisesten 1279, de Chisensten 1284, de
Guissisten 1301, Nyclaus von Gisenstein 1367, 1368,
1381 … Niclaus von Gisenstein 1422Rq6 … ein urkund wi-
der die von gisenstein, … von gysistein 1500U48 … ab sinem
guͦt zuͦ gisenstein 1534U100, ann kilchweg von nider gysen-
stein 1535U101 … III Konolf. Gys.


Zusammensetzung eines germ. PN Giso (Fm I, 644) mit -stein.
Stammsitz eines gleichnamigen Edelgeschlechts (HBLS III,
530); vielleicht ursprünglich Burgname.




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Sp. 171


H

Hab-

ds handhabi (Wa., K.) V Meir.; handhabən, uf ~ (Alpteil
Wetzisboden) V Iseltw.; i᪷ dər ụfhabə (Quartier), Uff-
habe 1530U42a II Langt.


hab- zur Grundlage haben/heben ‹halten› (Id. II, 870ff.). Hand-,
-Habe
n m. f., -Habi f. ‹Handhabe› (Id. II, 868). Handhabi (-e),
wohl Übertragung vom ‹Griff eines Handwerkzeugs, Heft›; vgl.
Id. II, 865 Hab; Schwäb. Wb. III, 977.

Ufhabe, wohl Örtlichkeit, wo etwas aufgehalten wird; in Lan-
genthal angeblich eine künstliche Bodenerhebung zum Stauen
innerhalb des alten Bewässerungssystems; vgl. ūf-hān (Id. II,
893f.). Unser Name wird im Id. II, 866 erklärt unter Uf-hab «3)
‹Strassenstrecke mit Steigung; so als Name eines Weilers bei
BLangeten, i(n) der Ufhab›.» Nach eigener Erkundung jedoch:
uf dər Ufhabə!

Hieher?: vor Habnitztor ze Burgdorf 1373.


Eher als mit Hubschm., Burgd. 730, an tschech. houfnice ‹Stein-
schleuder› zu denken ‒ nach Kluge, Etym. Wb. ist dies tschechi-
sche Wort erst durch die Hussitenkriege (1419‒36) zu uns ge-
kommen ‒, möchte man in der Benennung des Burgdorfer Stadt-
tors einen personellen Satznamen, allenfalls einen blossen Spitz-
namen, Habe-nichts vermuten. Aus Bayern verzeichnet Socin
S. 460 schon ca. 1100 Habenith, aus Basel Habeniet (14. Jhd.);
vgl. dazu den noch immer verbreiteten FN Hablützel = ‹Hab-
wenig› (FNB III, 12/13), Habgenuͦg, Jegenstorf 1350 (FRB VII,
504).


Hab(ch)-

haps, im ~ (Hei.) III Trub.

habsek, i dər ~ (Hei.), stost vf die happsek 1531U97, Habs
Eck 1622, Habsegg 1756Schweingruber 1971 II Krauchth.;
Habs-tannə (K.), Habsdannen 1544Fr III Rüsch.

hapxịt, di vordəri, di hiŋəri ~ (2 Hei., K. auf Anhöhe),
hapxịtwē̤d (K.), ab Habchegg, uff Habkegg 1389‒1460Ud,
in der Habkegg 1661A, in der Habchit 1783‒84C3 III Arni;
hapek, bisz an die habch Egg 1531U136, an habchegg weyd
1531U136, Hapkeck um 1550U138 …, Habheg 1626UP …, in der
Habhegg 1722A, zu Habchet 1767C3, Habkegg 1796C3 III
Langn.; hapek, uf dər ~ (Hei.), an die Hapck Egg
1320‒1491Rq1, u̍ber Habegge 1379, Habkegge 1389,
1420Rq1, an die Habchegk 1470Rq1, an die hapcheck
1569U72 …, Habkegg 1796C3 III Schangn.; i dər hapxe᪷k
(Wa.) III Sigr.; in dər habxek (Alp), uff Hapkegk
1655/56A V Habk.; ds habekli, ds habeki (kl. Wi.) IV Kan-
dergr.

habhāltən (Wi.) V SchwandenbBr.

hapəx, uŋərə/mitlərə/obərə ~ (3 Hei.), ~grebli, ~hüsli,
~wẹ̄d,
Habhbach 1645A III Langn.; im habbax, hapax
(Bach, K. mit Scheune), Happach 1535U161, hapaxbodə,
~bö᪷dəlli, ~wē̤d
V Habk.; under an Habchbuͤll 1380,



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Sp. 172


1389, under an hapchbül 1569U72 III Schangn.; im
habrixtwāld
III Sigr.; ab der hapch schwende 1569U72 II
Lütz.; d habsu᪷xt (2 Hei.), vssen an hapzug 1535U161; hab-
su᪷xtli, im
~ (Hei.) V Grindelw.; untz an die habchtan-
nen 1427Uk2 III Rigg.?; habchwald 1528U2, Hapck waldtt
1547 (Aarberg, Urbar Nr. 78) I Seed./Meik./Schüpf.

-ere(n)?: hapfərig, dər ~ (Südhang am Hubel), im
habchherrin, in der habckerren, ze habcherrÿ, Jn hab-
cherrin um 1480/90U44, zu̍m Habklivluͦ 1360 (Lesart nach
Sol. Wochenbl. 1832, S. 149: zum Habkliolö), bÿ dem
habcherrÿs lo um 1480/90U44, zuͦ habkheri(n), im habche-
rin 1500U85, am hapfer, Jm hapchre, im hapffe, in hapche-
ren um 1546U108 II Kopp.; hapfərə (A., Wi.), ze niderest in
der hapcheren 1532U125 III Mühleb. Mauss.

habxəri᪷g, dər ~ (; Dorfviertel), (totam villam) Ha-
bichrein 1194Qw, [Ahrein 1209, PapsturkundeQw], in
Habksrein 1233US, (de) Hafgren 1234Qw, [Haboherishein
1254, Papsturk.], de Habcherren 1260Qw, Hapchrem 1359,
Hapckrein, Habkeren 15. Jhd., (villa) Hapcheren 1461,
Habchren, ze Hapchrein 1464U38a, Habcherig 1530U42a,
Habkeri 1629UP, 1636A, Habkeriz 1866Jv II Obsteckh./
Langt.;
habxerigbē᪸rg, auch hakxəlibē᪸rg (Hügel östl. des
Dorfes), am Hapkeren Berg 1530U42 … II Lotzw.

PN: Hemma, Heinrichs seligen Happachs elichu̍ wirtin
… etc. verkaufen «ein teil des guͦtz, das geheissen ist
Happachs geru̍te» 1361 V Unters.

Schon 1291 wird ein Wernher Happach erwähnt (FRB
III, 503).

Hieher?: Aber ij Juchertten genant der habecher acher
1531U59 II Zaugg.; ds hakxərbe᪸xli, dər hakxər, hinder der
Bruͤgk ein guͦt Stost vssen am bergel Jnnen an hapcher-
bach, (weitere Belege im gleichen Urbar:) hackerbach
(2), Haͤckerbach, hackerbeͤchlj 1535U161, Das Habcher-
bächli oder Hagkerbächli ist ein Nebenfluss des Bärgel
1908Fr V Grindelw.


Schwzd. Habich, Häppich u. ä., mhd. habech, ahd. hapuch m.
‹Habicht› (Id. II, 936ff.) erscheint in unsern Namengebilden
stark reduziert als Habch-, Habk-, Hab-.

In Zuss. mit erstem Namenglied Hab(ch)-: ‹Ort, wo sich Ha-
bichte gerne aufhalten oder ehemalige Lehensgüter mit der Ver-
pflichtung, Habichte für die Jagd aufzuziehen›.

Habs- = Habichtes, elliptisch etwa für Habichts-egg, -wald oder
ähnlich. Hapach u. ä., das hier als Komposition von Hab(ch) +
bach aufgefasst wird, könnte z. T. auch einfach die Namenform
des Appellativs ahd. hapuch ‹Habicht› sein, vor allem da, wo die
Realprobe keinen Bach nachweist; (vgl. auch J. Rutishauser, Die
Namen der laufenden Gewässer …, Winterthur 1967, S. 177.)

Habsucht ist offenbar ursprünglich nicht das Abstraktum ‹Hab-
gier›, sondern eine Institution der hochmittelalterlichen Jagd,
die Hab(icht)zucht, d. h. der Ort, wo man für die Vogeljagd abge-
richtete Habichte züchtete. Mhd. habech-spil m. ist ein zur Jagd
abgerichteter Habicht (Lex. I, 1130).

Habchere(n) und die damit zusammenhängenden «entstellten»
Lautungen sind grösstenteils Bildungen mit dem Kollektivsuffix
-āria, also ‹Gegend, wo Habichte horsten›, entsprechend Tu-



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Sp. 173


bere(n) zu ‹Taube›, Chräjere(n) zu ‹Krähe›, Rappere(n) zu ‹Rabe›
usw., so Szadrowsky, ZNF XIV (1938) S. 45.

In einzelnen Fällen liegt aber das Kompositum habich(t)-rein zu-
grunde, was für Obersteckholz durch älteste Überlieferungsfor-
men (1194 Habichrein) gesichert scheint.

Da in Koppigen 1394 ein Familienname Habchrein (Uͦllis
Habchreins acher, FRB VIII, S. 563) belegt ist, könnte allenfalls
der Flurname hier von der Personenbenennung hergeleitet wer-
den (wenn auch das Umgekehrte wahrscheinlicher ist).

Habricht-wald: wohl Wald mit einer Fangstelle für Habichte;
vgl. richte(n) ‹eine Falle, Dohne oder Fallstrick legen, z. B. den
Vögeln usw.› (Id. VI, 383).


Haber

habər, vz. hābər I (vgl. SDS II, 3).

A) ha᪷bər, i᪷m ~obə (Alpenanhöhe, Koord. 602,7:173,8)
III Blumst.

B) b) I: 2; II: 11; III: 8; IV: 4; V: 3

Auswahl: dər habərmē᪸uər (Hei.) II Sum.; i᪷m ~sakx IV
Lau.; Haberstock 1621UP III Köniz; habərdarrə V Grin-
delw.
Bach; ~darə (Platz) V Unters.; i dər habərweŋ
(Wa.) IV Wimm.; in der haber zellg 1493U84 … III Hilt.

C) -li: im Häberli 1793A II Rum.; ds he᪸bərli III Röth.; ~
IV Zweis.; ds habərrli V Gadm.

-ling: s he᪸bərlị (K., steinig), am häberlig 1573/74U77a, he-
berlys Ru̍tty 1518U74, 1573/74U77a, hablis Rütj 1573/74U77a
II Attisw.; dər he᪸bərli᪷g (Wa.), an den haͤhberling 1531U59
II Graf.; i᪷m he᪸bərli᪷ŋ (Hei.), am heberling 1412U165,
1524‒93U168, am haͤberling 1530U59 IV Därst.

habere: d habəri, i də habərə V Beatb.; d habərrən, di ọbər
~, in der Haberen 1745‒46A V Gadm.; habərə V Habk.; in
dər habərrən, i᪷ t habərra,
die haberern 1535U161 V Lütsch.;
d habərra, in dər habərrən V Obried.

häbere: d he᪸bərə, zuͦ hëberen Anf. 16. Jhd.U66 II Huttw.; d
he᪸bərə,
die heberen 1547U137 … III Röth.; he᪸bərə
(Scheune) IV Zweis.

habere-/häbere- (als BW): II: 2; III: 3; V: 8

Auswahl: d habərəle᪷gi᪷ (Wa.) III Sigr./V Beatb.; Habe-
renlucken 1779A, 1795Rq8 V Beatb.; habərəmbrụx (Wa.) V
Gadm.; habərrəweŋli᪷ (Wi., Wa.) V Obried.


Schwzd. Haber, tw. Habere(n) m. ‹Hafer›, ahd. habaro, mhd. ha-
ber, habere
m. (Id. II, 930ff.).

Die zahlreichen Flurnamen sprechen für die Bedeutung des Ha-
fers im alten Volksleben als Nahrungsmittel für Mensch und
Tier. Häberling ist eine PN-Bildung. Den Übergang deutet Id. II,
932 mit einem Beleg aus dem ZH Knonaueramt an: Heini Hä-
berling
von Bickwil 1534, jetzt Häberli.

Für die Haber genannte Anhöhe in der Gde. Blumenstein lautet
die Erklärung Einheimischer, dort habe man ‹g'haberet›, beim
Säumen den Pferden Haber zu fressen gegeben. Auf der alten
Siegfriedkarte 1:25 000 Amsoldingen Bl. 354 heisst der, aller-
dings mehr nördlich lokalisierte, Punkt schriftdeutsch Hafer.
An in diesem Namen erhaltenes haber ‹Ziegenbock› zu lat. caper
usw., s. Kluge, Etym. Wb. S. 278 ‹Habergeiss›, ist kaum zu den-
ken.




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Sp. 174


-häber

dər fo᪷lləhe᪸bər, foləhe᪸bər (K.) V Habk.


Schwzd. Folle-Heber (Id. II, 939) ‹Vorrichtung zum Festhalten
der Folle über dem Milchgefäss›. Der Grund für die Benennung
ergibt sich aus der Bemerkung des Gewährsmannes: «Zwei Bä-
che fliessen zusammen; dadurch erhält das Grundstück eine
Form wie der gegabelte Ast, der als F. über die Gepse gelegt
wird».


Habkern

habxərə (Dorf, Gde.), proprietatis villarum Habcherron
et Boͤningen 1275, bi Habicherron 1303-07Qs, in Habker-
ron 1342, von Habcherren 1349, Habcherron 1353, von
Hapcherron 1367, 1371, usz Hapkeren 1488‒1514U166, in
Hapcheren 1524‒80U169 … in Hapchara 1528Rq8, … an der
Hapkeren 1568C3, … Hapkren by Undersewen 1589‒92C3,
… usz hapfferen 1634‒35A, Hapckeren 1638‒41C3, usz
habkerig 1728/29A, … V Habk.

Jn hapcherenn alp 1569U72 III Schangn.; ds habxərge᪸ssli,
am hapcherberg 1535U161, an der hapcher siten, hapcher
stras, hapcher weg 1535U161 V Unters.


Kollektivbildung mit Suffix -ere(n) zu schwzd. Habch ‹Habicht›;
s. Stichwort-Ansatz Hab(ch)-; also: ‹Ort, wo sich Habichte auf-
halten›.


Hablätz

dər hable᪸ts (; ebenes K.), die eichmatten und der hab-
letz fünff meder …, der hablütz acher genant … 1532U125
III Mühleb.

u᪷fəm ho᪷blətsaxər (K.) I Brügg.

Hieher?: im hobu᪷tsaxər (K., kl. Hubel), ufəm ho᪷buštei (kl.
Acker) II Inkw.


Ungeklärt. ‒ Das zweite Element scheint lëtz- ‹verkehrt, umge-
wendet; widrig, ungünstig› zu sein (Id. III, 1549ff.). Kaum
Schwachtonform zu lüz(zel) ‹klein› wie im FN Hablützel. Bei
hobləts- in Brügg kann alte seeländische Verdumpfung von kurz
a zu o angenommen werden.


Habstetten

habštettə (Dorf), de Habsteten 1250, de Habstetin 1255,
1260, de Hapstetin 1260, de Habesteten 1279, de Hab-
stetten 1292, de Hapstetten 1294, 1297, 1301, ze Habstet-
ten 1307‒1403Rq1, Hapckstetten 1320‒1491Rq1, Habstetten
1353 …, ze habstetten 1380U55, 1395Uk2 … III Boll.


Zu habich(t) s. d. = ‹Ort, wo Habichte sich befinden, bzw. ni-
sten›, wie das im Schwäb. Wb. III, 1006 u. a. erwähnte Habstatt.
Da solche Zuss. mit Hab- ‹Habicht› weit verbreitet sind, kaum
zum PN Hab, Habo 8. Jhd. St. Gallen (Fm. I, 713), auch nicht zu
Hab III ‹Besitztum, Vieh-Habe› (Id. II, 865), da dieser Ausdruck
im Bernbiet kaum zu belegen ist.




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Sp. 175


Hach

haxismatt (K.) III Nofl.


Zu dem in Rüegg. altbezeugten FN Hachen (FNB III, 13).

i᪷m o᪷xslər, ho᪷xslər (K.), j juch. heisset der hachszler
1500U48, 1531U97, 1535U101 II Mülchi.


Aus semantischen und lautlichen Gründen kaum zu Hax f.
‹Sprunggelenk, Kniekehle› (Id. II, 1826).


Häch-

I: Hächle

A) in dər he᪸xlən (Einschnitt zwischen steinigem Gebiet
und Wald) V Brienzw.; ~ V Hofst.

B) he᪸xləmbax (Wildbach) V Hofst.; i᪷m he᪸xəlwẹŋli᪷ (Berg-
heuhang) V Gutt.

C) d he᪸xlərə (Teil der Alp Giesenen) IV Kandergr.

II: Hächler

A) dər he᪸xlər, hechelacher, bÿ dem kleinen hechler, an
den grossen hechler 1480/90U44, neben dem grossen
hechler 1500U48 II Alchenst.; ~ V Bön.

B) he᪸xlərhüsi (Hei.) III Röth.; hechlers mad 1500U48 II
Krauchth.; he᪸xlərmedli V Bön.; hechlers matt 1437U56,
1532U62 II Bätterk.; hechlers brunnen 1532U62, 1572A,
1582A II Utztf.; dər he᪸xlərsšpi᪷ts (Wa., oberste Stelle des
Stockerbergs) V Bön.; hechlers schuͦppossen 1500U48 II
Krauchth.; he᪸xlərwāld V Bön.; hechlers winkel
1480/90U44 II Ers.

Hieher?: he᪸xlismat II Hindelb.; hechlenn mattenn
1532U62 II Utztf.

III: Hechelli †

en dem holz, heiset Hechkellis ru̍ti 1345 II Utztf.

IV: Hechling †

ze Eschlon am Hechlingacher 1357 IV Erlenb.


I. Schwzd. Hächle f. ‹Riffel- und Raffkamm für Flachs und
Hanf› (Id. II, 970f.); mhd. hechel, hachel < germ. *hakilō. Die
Mundartform zeigt Sekundärumlaut wegen der gutturalen Spi-
rans. (Hächlere könnte auch vom FN abgeleitet sein).

II: Berufsbezeichnung zu I, FN. Die FRB bezeugen den FN im
14. Jhd. für Utztf.; am Schluss des Spiels von der Utzenstorfer
Altweiberschmiede, gedruckt Mitte 16. Jhd., nennt sich als Ver-
fasser ein Hansz Hechler, s. D. W. Glaus, gleichbetitelte Berner
Diss., 1970, vervielfältigt, S. 194.

III: FN, vgl. z. B. FRB IX, 2: Chuͤnci Hechelli von Betterchingen
1367.

IV: wohl Ableitung zu einem PN (vgl. Fm I, 720).


Hack

hakx (steiles Fussweglein durch den Wald) III Zwies.;
im ~ (Heuland-Streifen) IV Reich. Kienth.; hakxbo᪷də
(; Hei.), im Hackboden 1791C3, Hakboden 1838D III
Langn.; hakxbo᪷də IV Kandergr.





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Sp. 176

Holzhacker: d holtshakxərhü᪷ttə III RütibR.; ~bodə IV
St. Steph.; ~šlag (Wa.) V Lütsch.

Hackete: hakxətə I Port; i dər hakxətə oder ~grabə (Gra-
ben) IV Reut.; in dər hakxətə, ~bax (Graben), ~šopf
(Felspartie im Wald), ~wald V Bön.; i᪷n dər hakxətən,
~wāld
(Staatswald) V Isenfl./Ltbr.; in dər hakxətən (K.
im Wald) V Meir.; d hakxəta (neu aufgeforsteter Wald)
V Obried; hakxətəwald V Sax.; d hakxəta, i᪷n dər hakxətə
n
(Wa.) V Wild.

Hieher?: Vff den heike 1425K10, Aber der selb vmb die
brendmattenn gelegen vff der hacke 1487K10 III Ndmuhl.
(Zuͦ vallembach).


Schwzd. Hack m. ‹Einschnitt› (Id. II, 1112), allenfalls zu Habch-
‹Habicht› (s. d.).

Hackete(n): -āta-Abstraktableitung zum Verbum hacke(n) (Id.
II, 1112) mit konkret-örtlicher Bedeutung: ‹Stelle, an der ge-
hackt wird oder wurde›, s. M. Szadrowsky BSG XVIII, 1933,
§ 32, bes. S. 79.


Häckligen

he᪸kxligə (Weiler), Hecklingen 1495Uk2, Hägklingen
1503ArB, heckingen 1520ArB, Haͤcklingen 1574U53 … Häckli-
gen 1611A … Häkligen 1838D II Wynigen.

-nek (K.), ~hüsli (Hei.) II Wynigen.


-ingen-Bildung zu einem altdt. PN: Haccho, Heccho 9. Jhd.
St. Gallen (Fm I, 716, 720; Kaufmann S. 161‒163), diminuiert
durch -ilo, mit Sekundärumlaut bei dazwischenstehendem -h-.


Had-/Hed-

de Hadmansmade in Lampran um 1320 IV ObwiliS.

eis bletzli, heist Hedris bu̍nda 1352, Hedrichsbu̍nda
1360, Denne ein Juchert. heist haͤderlis bu̍ndenn 1530U95,
häderlis bünd 1531U144 III Amsold.; hadərsmö᪷sli III Neu;
im Hädermoss 1645A, 1838D, he᪸dərmōšǖrli (kl. Hei.), Hä-
dermoosscheuerli, das hintere u. vord. (2 Höfe) 1838D,
he᪸dərmōswaud III Laupersw.; heisset hedilis schupposz
1465U39 II Melchn.


Die hier zusammengefassten Namenbildungen scheinen alle ei-
nen PN (wohl auf germ. Hathu-, Fm I, 788ff.) als BW aufzuwei-
sen; eine Herleitung aus schwzd. Hader m. ‹Streit, Zank› (Id. II,
981) und dessen Ableitungen kommt kaum in Frage. Hadman
als PN ist im Simmental belegt (FRB VIII, 171); Hedrich geht auf
Hadurih (Fm I, 796f.) zurück. Die späteren Formen auf Häderli
erinnern an den gleichlautenden (allerdings heute im Kanton
Zürich beheimateten) FN.


Hafen

I

hafə, vz. hāfə (I).

A) u᪷f əm hafə (Ha., K.), Hafen 1838D IV Därst.; d he᪸fən,
in he᪸fnən
(Bord, Wei.) V Ltbr. Gimm.





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Sp. 177

B) aa) im hu᪷ŋhafə (Hei.) IV Lenk; in den Mueszhääfen
1914Fr I Erlach; dr mu᪷əshafə (K.) II Krauchth.; Mues-
hafen (Sodbrunnen, vgl. Id. II, 1014) III Wahlern; rou~
(Wa.) III Wahlern; wöšhafəxēr III Blumst.

b) ha᪷fəma᪷tt (= grōssma᪷ttə, K.), Hafenmatt 1690A … III
Kriechw.; hafəbrunnə (K.) III Nofl.

C) ds he᪸fəli (Hei.) IV Diemt.; ~ (Bucht, Wa.) V Bön.

he᪸fəli᪷mattə (Hei.) IV Frut.; ~brünnli (Wasserfassung) II
Rütsch.

-ler: der haeffeler 1532U152 III Ferenb.

Hafner: hafnərhụ̈si (Hei.), Hafnerhaus 1838D III
Grhöchst.; ~hü᪷ttə (Ha.) II Leimw.; haffnersz mad
1531U34 I Safn.


Schwzd. Hafe(n) m. ‹Topf›, mhd. haven m. (Id. II, 1006ff.), bzw.
Hafner m. ‹Töpfer›, mhd. havenaere (Id. II, 1018); zu Mues~ s.
Id. II, 1014; zu Roll~ s. Id. II; 1015; zu Hung~ s. Id. II, 1013.

II

im Meerhafen 1795A, 1838D (Hei.) II Sum.


Wohl neuerer Spottname mit dem einheimisches «Länti» erset-
zenden Schriftsprachwort Hafen ‹portus›, das erst im 17. Jhd. aus
niederdt. havene bei uns aufgekommen ist (Kluge, Etym. Wb.);
vgl. auch die Benennung Meerhafa für eine alte Häusergruppe
um einen Hof in der Churer Altstadt (RNB II, 458).


Haff- †

Georÿ von Hafferen, vͤli von Hafferen 1442‒69Ar.


Nicht mehr lokalisierbare Örtlichkeit in der Kirchgemeinde
Biglen, evtl. Landiswil, wo sich ein anklingendes affərtụ/Affer-
thal
befindet (s. d.)


Haft/Häft

in də he᪸ftə IV Lenk (s. u.).

Eehafti:

von der Eehaffte 1533U77 II Huttw.; oben ist die allmend
die Ehafftte, an die almend ehafftte 1533/42U128 III
Gugg.; an das holtz genempt die Ehaffte 1534U100 III
Kirchd.; dero von mülithurnen Ehaffte 1559‒79U119 III
Mühleth.; an der von Oberhoffen Ehaffte um 1530U143
III Obhof; ēhafti (K.), auf der Ehhofti (Hof) 1838D III
Rüegg.; an die Ehafftte 1533/42U128 III Rüsch.; Die erst
zelg hinder dem hus In der ehaffte 1531U97 III Täg.; ann
die eehaffte 1524‒93U168, Eehaͤfftige 1543U154 IV Obwil; vf
die ehaffte 1543U154 IV Reut.; d ēhefti (Vorsass) IV Saa-
nen.

Eehaftig-:

an die Eehafftige 1530U142 III Gurz.; die Ehafftige
1526UP, an die Ehafftte 1548U160 IV Bolt.; i dən ēhe᪸fti᪷gə, in
də he᪸ftə
(Wa., Magerland) IV Lenk; an die Eehafftige
1535U168, Eehaffti 1557U160 IV Zweis.; an die Eehafftige
stras 1535U161 V Matten.

ds ehe᪸fti᪷gli (K.), an die eehaffte 1524‒93U168, auf der Eh-
hafti (Haus) 1838D IV Diemt.





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Sp. 178

Häftli:

ds he᪸ftli᪷, i᪷m ~ (K., zwischen Kanal und alter Aare), das
Häftli 1914Fr I Bür.; bei dem Häfftli 1767A V Meir.; dər
he᪸ftlixēr
(Kehre der alten Sustenstrasse) V Gadm.

Hieher? ds heft, obər/undər (Wildheugebiet) V Sax.


Zu Eehafti, Eehaftigi s. ONB I/1, 53.
Häft kann in Flurnamen blosse Kürzung der Vollform eh(e)haf-
tige
sein; vgl. die Belege aus Lenk.

Schwzd. Häftli n. ‹Häklein, Öse›, auch ‹Name eines von einem
Flusse im Bogen umströmten Stückes Land› (Id. II, 1055). Ver-
mutlich spielt auch Häftlicheer auf die äussere Ähnlichkeit mit
der halbkreisförmigen Öse an.


Haag-/Heg-

Übersicht:


1. Haag (A, B, C: Hegli, Hegli(s)-, Hegeler, Hegel-, Haa-
ger)

2. Hegen (A, B: = erstarrter Dat. Pl.)

3. Hagen (mhd. hagen m., allenfalls Dat. Pl. Haag)


Hagi (z. T. urk. Hagen)


Hagni/Hägni, Hags-, Hägs-

4. Hegi (ahd. hegi f. ‹Gehege›, viele Belege n.!)

5. Restliches:


Heg-/Hegg-


Heggen-/Heggi-


PN: Heger, Hager

1. Haag

hāg, vz. hag (V) m.

A) von Mêienriet uf untz an die Hege 1353 wo?, gehört
möglicherweise zum Folgenden: ii Juchart zuͦ Studen,
zwüschen den hegenn 1521U31 I Brügg; i᪷ də hē᪷g I Fin-
sterh.;
annderthalb Mansmad genant zuͦ dem hag
1533U24, andere Stelle?: von den matten in den hegen
1485U15, vor den hëgen vor dem nider holtz um 1525U20 I
Brütt.; von einem nüwen ried in den hegen 1485U15, In
hëgen um 1525U20, in den heggen um 1525U20, 1530U21 I
Lüsch.; tswü᪷šə də hē᪷g (Wi.) I Rapp.; am hag 1480/90U44 II
Kopp.; j Juchertten vff dem hag 1531U59 II Rüdtl.; der
acher vor dem hag genant 1594U100 III Burgist.; zlenn-
genachern uf dem hag um 1533U133 III Rüegg.; der acher
Vnder dem Hag genant 1527UT, Vff dem Hag 1527UT,
1531U144, 1537UT III Uet.; im Hag ein jucherten 1344, 1351
III Wattw.; zu richingen im hage 1492K3 III Worb; hin-
ter dem Haag (1 Haus) 1845D (dazu vielleicht auch:) das
Hagli im Simmenthal 1794C3 IV Diemt. Oey; i(n) də hē᪸gə
(Wildheu) IV Gsteig; dər hāg (waldige Wei.) IV Lau.;
ein mansmatt im Hage 1360 IV Reich.; im Haag (1 Haus)
1845D IV St. Steph. Matten; im hāg (Wi., 2 Orte), ein halb
mans mad genampt in Hag 1524‒93U168 V Beatb.; i᪷m hāg
(K.) V Habk.; im hag (Hei.) V Haslib.; im hāg, uf dər un-
dərə/obərə hagweid
(Wi., K., Scheunen), Entschi im Hag
1349, das guͦt und lechen im Hage genempt 1389, 1398,



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Sp. 179


1535U161 V Iseltw.; hi᪷ndrən hegən (Wa.) V Isenfl.; am
hā᪷g
(Wei.) V Ltbr. Weng.; i᪷m o᪷bərə/u᪷ndərə hāg (Dorf-
teil), im Hag 16. Jhd. und früherUP, 1528Rq8, 1535U161, ze
Hag 1541/42A, 1611U162, Jm Haag (Häuser) 1838D V
Wild.; daz holtz im Hage 1334, 1336, 1343 wo?, evtl. V
Wild.


B) aa) I: 34; II: 49; III: 18; IV: 2; V: 16.

Auswahl: under eicherren hag 1437U56, 1532U62 II Wi-
ler
bU.; ein halb Juchart im vinels hag um 1525U20, bim fi-
nols hag 1533U22 I Ins; agrum am Galgenhag um 1400K6,
1534U100 … II Jeg.; ein Juchart zum Jnnshag genant um
1525U20 I Vin.; ịsəhāg (K.), Jsen hag 1528U2 I Schüpf.; zum
rech hag, bÿ dem rehag 1480/90U44 II Kopp.; dər rehāg
(Hei., Wohnhäuser), gegen dem rehag um 1420Ch4, hin-
derm rechhag, an den rechagsacher, die rechagmatten
ein grosz mad 1531U97 … III Bern Ndbott.; i᪷m u᪷ŋərə/
o᪷bərə šụ̈̄rhāg
(K.), unndenn am schürhag i juchertenn
1532U4 I Kapp.; wi᪷dəhā᪷g (K.), an den widen hag, an den
wid(t) hag 1531U59 II Graf.; i᪷m wo᪷lfəhāg, wo᪷ufə~ (Wa.),
u᪷ŋərəm wo᪷lfəhāg, wo᪷ufə~ (K.), by dem wolffhag 1519U18,
um 1525U20 … 1914Fr I Ins/Vin.; zelg hag 1535U101, 1599U114
III Kirchl.

ab) I: 11; II: 2; III: 2; V: 1.

Auswahl: dər hụsərs hāg (K.), ein Juchart under huszers
hag um 1525U20, nennt sich husers hag 1533U22 I Ins; die
matten uff Buͦbenbergs hag ist ein mad 1535U101 III Bern
Bümpl.

ac) I: 4; II: 10; III: 3; IV: 2; V: 8.

Auswahl: i᪷m ju᪷ŋə hāg (K.), ein Jucharten bim Jungen hag
1531U97 I Diessb.; dər le᪸ŋ hāg (K.), am lengenhag andert-
halbe Jucharte 1535U101, Ob dem langen hag, an Lengen
hag, an Vlli Rüetschins Leng hag 1671U100 III Köniz
Liebew.; dər mittəlhāg (Wei., Wa.) V Beatb.; bi᪷m obərhāg
(Wei.) IV Erlenb.; bim bẹ̄sen hag (Holzzaun, Weg) V
Brienzw.; i᪷m wị̄digən hāg (K.), widinen hag 1535U161 V
Wild.

ad) vor dem gheg um 1533U133 III Rüegg.

b) I: 13; II: 34; III: 27; IV: 4; V: 12

davon ~acher: I: 9; II: 10; III: 14

~matt u. ä.: I: 1; II: 16; III: 8; IV: 1; V: 4

Auswahl: dər hāgaxxər (K.), Hag acher 1528U2, 1532U4 I
Bühl; j Juchertten der hag acher, stost ouch vffhin ann
denn hag 1531U59, vff der zellgk Jm hag acher 1531U59 I
Rapp. Bittw.; hagaxxər (K.), Der hagacher ein Juch: Lit
am kilchweg gan hindellwannck 1531U97 II Mötschw.;
duas posas terre nuncupatas der Hagacker 1436U121 III
Ferenb.; duo jugera agri am Hagacher 1329 III Walkr.;
du̍ Hagmatt 1363 II Kirchb.; hāgmattə (Wi.), j Man
mad, die hag mattann genant 1531U59 II Limp.; an der hag
matten 1423UBS, 1518U74 II Ndipp; d hagmatt (; Hei.),
nid dem waͤg die hagmattenn ij meder 1531U97, Hagmatt
1838D III Häutl.; in dər hagmattə, die Hagmatten



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Sp. 180


1535U161 V Habk.; im hagme᪸ttəli (Grundstück neben der
Hagmatt) V Habk.; hagmōs (Sumpfmatte) IV Lenk; d
hagšteli
(Mattland) II Obbipp; im hagštü᪷kxi (K.), j Ju-
chertten genant das hag stuckÿ 1531U59 II Aeflg.; im hag-
wāld
V Brienzw.; in der Haagweid 1726A V Iseltw. (s.
A)).

C) -li: zum heglin i juch 1532U4 I Hermr.; he᪷gli I Lüsch.;
zum hegli 1474U30 I Meinisb.; d hē᪸gli (K.), Jnn denn heg-
lenn 1518U74, Jnn der häglj 1573/74U77a, auf dem Hägli
1792A II Farn.; he᪷gli, he᪷gəli IV Bolt.; bi᪷m hegli (Grat) V
Brienz; ~ V Brienzw.; ds ~ (Heumad) V Gadm.; bim ~
(Bergheu) V Gutt.

flü᪷e~ V Beatb.; bim kxar~ V Schatt.; Jm golders heglj
1531U97 II Ers.; ju᪷mpfərə ~ I Piet.; ds o᪷b~ (unterster Sta-
fel der Achsalp) V Brienzw.

Hegli(s)-: I: 1; II: 2; III: 3; V: 2

Auswahl: i᪷m he᪷gli᪷sa᪷xxər (K.), bim heglis acher ein halb
Jucharten 1532U62 II Bätterk.; der heglis acher 1529U92,
1531U60 III Rub.; Heglipfad 1757A, 1779A, 1795Rq8 V
Beatb.

Hieher? im he᪸gəli᪷štēni᪷ (Heuland) V Isenfl.

-i: s hē᪸gi (Quartier) II Melchn.

Hegeler: ein Manwerch uff dem hegeler 1530U42 II
Rütsch.; an hegeller 1493U84 V Bön.

Hegel- (hieher?): der hegelacher 1480/90U44 II Hells.; ab
dem hegellacher 1591U130 III Albl.

Haager (hieher?, vgl. auch Hager unter IV.): dər hāgər
(Hei.) II Ausw. Hermandingen; ~ II Huttw.; ~ II
Wyss.


2. Hegen

A) he᪷gə (Wirtschaft, Dorfteil), ze hegen 1447 (Zins-Rodel
Burgdorf), Zu Heegen Jn der Mülj 1629/30C3, Hegen
1788C3, 1791‒93C3, 1838D II Bollod.; he᪷gə, o᪷bər/u᪷ŋər
(2 Hei.) II Erisw.; he᪷gə, o᪷bər/u᪷ŋər (2 Hei.), uff die eger-
den zuͦ Hegen 1482Rq1, 1777A, 1796A, Hegen, zu Ober- und
Unter- (kleine Höfe) 1838D II Sum.; he᪷gə, u᪷ŋər/mi᪷tlər/
o᪷bər
(3 Hei.), zu Hegen 1645A, 1838D III Trubsch.; o᪷bən
hegən
(; Alpgebiet) V Grindelw. Holzm.; V Gutt.;
V Ltbr. Wengen; obhe᪸gən (Wa.) V Obried.

B) a) be᪸rhegə, o᪷bər/u᪷ŋər (6 Hei.), de Berhegen 1316, zun
Berhegen 1528A, Hans zuͦ Baͤr heggenn 1530U69 … Bärhe-
gen 1838D II Sum.; be᪸rhegəxnü᪷bəli (Aussichtspunkt,
Standort eines Sagenschlosses) II Sum./Wyss.

b) I: 1; II: 14; III: 4

Auswahl: hegənaxxərli (K.) II Obösch; dər ~grābə II
Erisw.; i᪷m ~lēn (2 Hei.) II Rüegs.; ds ~lo᪷x (; Weg-
tunnel, auch ~hü᪷li) III Eggiw./Trubsch.; d ~mattə (K.)
II Betth./Bollod.; dər ~waud II Betth.; ~waud II
Rüegs/Sum.; Hegenwile 1407Rq1 wo?, evtl. bei II Herzb.





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Sp. 181

3. Hagen

u᪷f dər hagə (Hei.), uff dem hagen 1528U2, Haagen, die in-
nere, die aussere (Hof) 1838D I Grossaffolt.; hagə
(Hei.), z dem hagen 1528U2, Haagen, die innere 1838D I
Schüpf.; ii jucharten zem Hagen uff der lantstrass
1423UBS, 1518U74, zuͦm Haagen 1573/74U77a II Attisw.;
ha᪷gə (K.), im Hagen (Höfe) 1838D III Wattw.; am hagən
(K., Allmend), Hanselmus et Jacobus de Hagene 1240,
1248, Anshelmus de Hagne 1256, 1259, den acher ze
Hagne 1282, 1284, 1285, acher z haga 1535U161, zuo Ober-
hagen 1535U161 V Ringg.

Hieher?: Hagenen 1627/29C3 I Erlach; hiedisennthalb
den haͤgnen j Juch, … das clein haͤgnen acherli 1531U97 III
Kirchl.

Hagi < Hagen:

i᪷ dər ha᪷gi᪷, ds hagi (K.), ein mansmatt ze Hagen 1357, ze
hagen 1400Uk2, uff den hagen um 1530U142, Vf dem Hagenn
1534U100 III Burgist./Kirchd.; hagikxanāu III Lohnst.;
d ~mattə III Nofl.; ha᪷gi᪷mōs III Burgist.

Hagen- (Hagel-): I: 14; II: 12; III: 8; IV: 2; V: 2

davon: ~acher I: 1; II: 4; III: 2; IV: 1

~matt I: 4; II: 1; III: 2; V: 1

~dorn I: 6; II: 3

Auswahl: hagənaxxər, hagnig- I Finsterh.; ha᪷gənaxxər
(K.), hagenacher, [Jm hangenacher] 1518U74, Jnn den ha-
genacheren 1573/74U77a II Rum.; u᪷f əm hagənaxxər (K.,
Scheune), ½ juch. an Hagenagker 1348/58N, Hagenacher
1357 IV Erlenb.; Hagenegg: s. Artikel Hagneck; hagen
holz 1535U101 III Kehrs.; in den hagen matten, das [ha-
gett] Mettelj 1529U92, die haganmattan 1531U3 I Rad.; ein
bislig mad in hagen matten 1437U56 II Utztf.; hagəmattə
(; K.), hagenmatt 1529U92, 1531U96, 97 … III Wohlen
Uettl.; pratum in Hagenmatt 1314 V Wild.; hagəbē᪸rg,
ha᪷gu᪷~ (Wa.) II Roggw.; dər hagəbu᪷əxənaxxər (Wi.,
Dorfteil), zur hagennbuͦchenn 1518U74, 1666Le II Ndipp;
hō᪷gərei᪷n (Wa.), am hagenrein 1667U100 I Lüsch.; uf dər
ha᪷gəsi᪷tš (Wa.) V SchwandenbBr.; ein jucharton achers
genempt daz Hagen stuck 1352, 1360, hagel stuck 1488U82
… III Amsold.; Haginschupozen duas schupazas 1257 II
Lütz. Flühlen; i᪷ də hagədo᪷rnə (Wa.) I Bür.; ein halb Ju-
chart Am hageldorn um 1525U20 zum hagendorn, [Bim ha-
gendorff] 1533U22 I Ins; dər hagədorn, zem Hagendorn
1357, 1390 I Lengn.; der hageldorn 1529U92 … I Rad.; i ju-
chert heisset der hageldornacher 1474U30, hagendornn
acher 1521U31, hageldorn acher 1531U34 I Safn.; hagentorn
1518U74, 1666Le II Obbipp; agrum situm zem Hagedorne
an der halden 1283 II Wiggisw.; i᪷m hagəldorni (Hei.) IV
Frut.

Hieher?: ein Juchartten genampt der Hogengouch
Acher, Hoggengouch acher 1599U114 III Kirchl.; dər
hokəbē᪸rg (Baumgärten), Dem haggenberg ist fünff
Mannwerch räben um 1525U20, Hagennberg 1530U21, im
Hoggenberg 1771A I Erlach; ein halb Juchart zuͦ hagi



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Sp. 182


studeli, ein bletz genant zhaggen stüdeli um 1525U20 I
Gamp.

Hagi-:

Hagimaad (Haus) 1838D V Matten; ds hagibo᪷dmən
(Hei.), zu Hagibodmen 1838D V Grindelw. Wärg.; Der
hagisteinacher 1531U97 III Wohlen Särisw.

Hagis-:

uf də hagisbü᪷ələ (Hei.), Ein guͦt, heyszt Der hagiszbuͤl
1497‒1521U167, 1502U157, Ein guͦtt genampt Der Hagisbuͤl
1524‒93U168, 1548U160, auf den Hagisbühlen 1845D IV
Zweis.

Hagni:

(s. auch Hagneck) hakni᪷ (K.), bÿ dem hagni 1480/90U44,
1500U48, Bÿ hagnis tu̍rlj ein halbe Juchrten 1531U97,
1535U101 II Alchenst.; in villa et territorio im Hagni quin-
que scoposas sitas 1337, ze Hagene gelegen 1347 wo? bei
II Heimisw.

Hägni:

he᪸gni (K.), Jm hegni um 1532U13 I Arch; Einer matten Jm
hëgni um 1525U20, im Hegni 1786 (nach Friedli, Ins) I
Brütt.; i᪷m he᪸kni᪷ (Hei., K.), im hegne 1474U30, im hägni
1479U11, in der Hägni, im Hegni 1481K11 … I Bür./Dotz.;
he᪸gni᪷, hi᪷ŋər/fōrdər (K.) I RütibB.; hegnis acher 1540U14 I
Arch; he᪸gniaumət I Arch; he᪸gnigriən, ~hūs I Dotz.

Hags-:

dər hagšbax, hags- (Seitental, Bach, 2 Hei.), Habspach
1381, im Hagspach 1479‒1563Ar, von obern habspach
1495Uk2, Hagspach 1575C3, Hagsbach 1838D II Lütz./
Rüegs.

Hagspach Höhe 1771/79C3, hagšbəxbexxli (Bach) II
Lütz.

hagšbüəl (2 Hei.), da man sprichet uffem Hagsbuͤle an
dem Hu̍nibache 1340, uf dem Habspüel 1672A, Hags-
pühl 1838D III Heil.

Hägs-:

zuͦ hetzspach 1426U64, zum Hegspach 1528A, 1530U69, Jm
Heggsbach 1630A, Bollershaus, 3 Häuser (Hägspach)
1838D II Sum. Hornbach; he᪸kšbəx (mehrere Hei.), Hegs-
bach 1287, 1341, Hechsbach 1342, ze hegspach 1380U55,
1389R2, Egxsbach 1389‒1460Ud, Hegbach, Hegspach
1479‒1563Ar, 1530U69 … Hägspach 1838D II Wyss.; ~ek
(; Ha.) II Wyss.; ager zem Hegsbirboͮme 1338, zem
Hegsbirboum 16. Jhd.UP V Matten.


4. Hegi

A) im he᪷gi᪷ (K.), zu Hegi 1580C3, Hegi (Bauerngut) 1838D II
Bollod.; duas posas vor dem Hege 1312 III Rüegg.; u᪷f
əm hegi᪷ (4 Hei.), den medern obenn daran genannt das
hegi 1530U95, 1543U154, das gutt Zheggj genant 1543U154 IV
Därst.; ds hegi (mehrere Weidparzellen) IV Diemt.; i᪷m
~ (2 Hei) IV Frut.; in dər ~ (Wi. mit Scheune, Allmend)
V NdriedbI.





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Sp. 183

B) b) I: 2; IV: 7; V: 2

Auswahl: uf dem Hegibad 1568‒69A IV Därst.; ein ju-
chert heist zum hegibrun 1532U4 I Bargen; hegidorn
(Wi.) I Safn.; an das hege türlj 1543U154 IV Därst.


5. Restliches

Heg-/Hegg-:

dər he᪷gaxxər (K.) I Rapp. Seewil; häckacher i iuch 1528U2
I Schüpf.; neben dien hekachren 1480/90U44, hegkachern
1500U48 II Ers.; he᪷gaxxər II Ndösch; he᪷kaxxər II
Zaugg.; Am hegkacher ij. Juch 1531U97, 1534U100, 1542U104
III Boll. Habst.; heggacher 1671U100 III Köniz Liebew.;
hekaxxər (K.), zwo Jucharten der hegk acher 1531U97,
heckacher 1533U133 III Ndmuhl./Zimm.; ab eim acher, ge-
nannt Hegacher 1492K3, 1535U101 III Worb Rüf.; ds he᪷k-
hūs (Gärtnerei) I Schüpf.; he᪷gmattə (Wi.) I Hagn./
Lüsch.; Die hegmattenn j mad 1531U97 III Müns.; heg-
matt (; Hei.), die hegmattenn ii meder um 1533U133,
Heggmatt 1845D III Toff.; hekbụ̈əu (K.), ij Juchartten
stost hinderhin wider den hegg buͤll 1531U60. 97, Der
heggbuͤlacher 1531U97 III Wohlen Uettl.; ein acher ge-
namt der heggstudt acher 1607U100 II Bärisw.; der Hegg
stud acher 1531U61 III Boll.; i dər hekštudə (Scheuer-
matte), den halbenteyll eins madstuck, genannt zuͦ der
Hegstuden, zuͦ der Hagstuden 1524‒93U168, zuͦ der Hag-
studen um 1540U168, in der Heckstaude (Haus) 1838D IV
Reich. Kien.; he᪷kxštụdəwẹ̄d (Wei., Stall) IV Reich. Falt-
schen; j Jucharten Zum hegdorn genempt 1458, Ab-
schrift 1531U34 I Bargen; hekdorn (?), Jm Hegdornn
1599U114, der heckdornn acher, das Heckdorn acherlj
1553U107 III Kirchl.; bim heggdorn 1531U97 III Zimm.

Heggen-/Heggi-:

Haͤggenmatten 1496UT III Fahrni; ein juhart aber zem
heggenboum, hoeggi-, zuͦ dem heggi-, neben dem heg-
genboͤimlin 1437U56, 1532U62 II Utztf.; i juch by der he-
kenstuden 1480/90U44 II Kopp.; zuo dem heckendorn
1474U30, zum heggen dorn um 1531U34 I Orp.; he᪷ki᪷dorn
(Hei.; Wirtschaft), Heggidorn 1845D III Mühleb.; im he-
kiwāld V Ringg.; d hekiwanə (Mad) IV Kandergr.

Hieher?: ein acher Jn hegge gelegen 1492K3 III Worb
Rich.; der heggis acher um 1530U142 III Rub.; zuͦ Heckers-
brennly; Ein weydli genant zuͦ Heckers brenden, stost ni-
den an die kien 1524‒93U168 IV Reich.; Am hegkelacher
1531U97, 1535U101 III Kirchl.

Heger:

dər hegər (ehem. Haus) II Lütz.; im ~ (K.) II Utztf.; ~
(Wi., Ha.) V Brienz.

ein weidly genant Hegers brunnen 1524‒93U168 IV Reich.
Kienth.

i dər hegərə (Alp am Niesen) IV Reich. Wengi.

Hager:

i᪷m ha᪷gərhüsli᪷, das sog. Schnid- oder Hager-Haüsli
1790/92C3, 1838D II Bätterk.; hagərmattə (Hei.) IV



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Sp. 184


Adelb.; ~wẹ̄d (Wa., früher Wei.) II Krauchth.; ds ha-
gərli (Hei.), im Hagerli 1838D IV Lau.


Schwzd. Hag, Pl. Häg, auch Heg, z. B. im Berner Oberland, m.
‹Hecke, Zaun, zunächst grüne, lebendige Hecke, dann auch
künstlicher Zaun›, mhd. hac, hages (Id. II, 1065ff.).

Daneben muss es in der älteren Sprache auch die sw. Bildung der
Hage(n), mhd. hagen m. n. gegeben haben. Seltsam bleiben femi-
nine Namengebilde, die möglicherweise auf alten Pluralformen
beruhen, wie d hē᪸gli (K.), Jnn denn heglenn 1518, Jnn der häglj
1573/74, auf dem Hägli 1792 in II Farn.; ebenso u᪷f dər hagə, uff
dem hagen 1528, die innere/aussere Haagen 1838 in I Grossaf-
folt. u. ä.

Manches muss wegen der mangelhaften urkundlichen Überlie-
ferung fragwürdig bleiben.

Hagsbach, Hagsbüel könnten allenfalls auf Habs-, Habch- ‹Ha-
bicht› zurückgehen, was vereinzelte Schreibformen nahelegen:
1391 Habsbach … Hägsbach vielleicht zu ‹Hexe› (?).

Die Belege sind hier nach Möglichkeit rein formal geordnet,
Hegg- als Verhärtung zu den umgelauteten Hag-Namen gestellt.
Es wäre aber denkbar, dass einzelne dem unsern nhd. Hecke f.
entsprechenden Appellativ angehören, vgl. Id. II, 1115. Ebenso
liessen sich einzelne Heg-Belege in Teil IV als Pluralformen zu
Hag- mit bloss sekundärer Verhärtung in der Komposition auf-
fassen.

Heger: alter FN in Blumenstein; FNB III, 55 (vgl. auch
Hubschm., Frut. S. 51). ‒ Hager: alter FN in Aefligen, Adelbo-
den, Frutigen, Kandersteg; FNB III, 28.


Hagel

hagelhoͤltzlj 1531U97 I Schüpf. Bundk.; ein weid heist das
hagellmos um 1533U133 III Rüegg. Oberbütschel; Hagel-
bort 1636 (nach Bärtschi), ein stuck land aufem Hagel
Bort 1711 (Contrakten Prot.) IV Adelb.; u᪷f hagəlbi᪷ələn
(Wei.) V Grindelw.; ds hagəlsēwli (kleiner Bergsee öst-
lich des Faulhorns), Hagelsee 1850J V Brienz; ~ V
Meir.; ~ V Schatt.; ii meder grasz zur hagelstuden
1521U31, 1582 (Amt Nidau, Urbar Nr. 5) I Walpw.; Am
hagell stuck ein Jucharten 1532U62 II WilerbU.; (Zins) ab
einer mattenn heisset das Hagelstugk … gat dem se nach
1530U95 III Amsold.


Nur die drei Bergseen können mit Sicherheit einem schwzd. Ha-
gel m. (wie nhd., Id. II, 1075) zugeordnet werden. Die andern
Zuss. gehören möglicherweise zu Hagen (s. d.), da -n- und -l- in
der Kompositionsfuge häufig wechseln; vgl. Studelacher oder
Studenacher (Köniz), Lengelberg 1502: Lengenberg 1510 (Erlen-
bach), der Allchelacher 1535 (statt Alchenacher, Kirchlindach).


Haagge

A) i᪷m hākə (Alp) IV Därst.; ~ (Wa.) IV Diemt.; dər
hākən, im ~ (Wa.) V Brienz; ~ (Strassenstück) V Gutt.;
d hē᪸kən (Alpteil) V Haslib.; am hākə, bund~ (Land,
Scheune) V Sax.

B) a) dər ārni᪷hākən, bi᪷m hākən (Berggrat) V Hofst./
SchwandenbBr.; u᪷fəm xalbərhākə (Heuritz) IV Därst.;
xleihō᪷kə, xli᪷~ (Wi.) II Bleienb.; u᪷fəm šāfhākə (Heuritz,
früher Schafweide) IV Därst.





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Sp. 185

b) I: 2; III: 2; IV: 2; V: 3

Auswahl: ein Juchart hinder dem Mintschimier holtz ge-
nant hagkenacher um 1525U20 I Ins; d hākənek (; kl.
Felsen), dər ~grabə III Eggiw.; u᪷fəm hokəbē᪸rg, hagken-
berg 1519U18 I Erlach.

C) i᪷m hākli (Hang und Schlucht), ~grabə, ~xlụ̈̄s, d hāklə
ni (2 Güter) IV Därst.; ds hāki (Bergheuland) IV Saa-
nen.


Schwzd. Hāgge m., ahd. hāggo, mhd. hâgge, hâggen ‹gekrümm-
ter Körper›, ‹Haken.. (Id. II, 1089ff.); s. dort bes. Bed. 1. c.:
‹Grundstück von hakenförmiger Gestalt, vorspringender Berg›.


Hagneck

hagni (Dorf, Gde.), Hagneg 1353HBLS, Hensli von Hagen-
egg 1425U78, Burcki helbling von hagneck 1519U17, Hag-
negg 1530U21, Hagenegk 1533U23, Hagne 1577Sch, zu Hag-
nig 1607UP, 1634UP, Hagni 1711A, Hagenegg 1739A, 1749A,
Hagnek 1791‒92C I Hagn.

dər hagnikxanāu I Walpw.; hagnimattə, hagnigmattə I
Lüsch.; hagni᪷mōs (K.), hagniwaud (Wa.) I Hagn.


Nach HBLS IV, 54 befindet sich im Gemeindearchiv eine Ur-
kundenkopie von 1527 «das alte Recht der Feldfahrt und
Schweinemast ‹in den Hägen› betreffend, welches gegen die An-
sprüche der Bauernsame von Ins mit Erfolg verteidigt wurde».
Der mittelalterliche Hof lag offenbar am Rand dieser Hägen
(Hagen) s. d. auf einer Egg (Moränenanhöhe). Ein Werner Hag-
nigger, Bürger von Nidau, erscheint schon 1365 (FRB VIII, 531)
und ein Hagnigger de Gens (Jens) 1376 (FRB IX, 515).


Hahnenmoos

ufəm hanəmō᪷s (Passhöhe, Alp), Hanenmos 1505U172,
1577Sch … Hahnenmoos 1838D IV Adelb./Lenk.

hanəmō᪷smād, hanəmō᪷sbē᪸rgli (Alp) IV Lenk.


Nach dem Auer- oder dem Birk-(Spiel-)hahn benannt (Hubschm.
Frut. S. 37); vgl. Hane.


Häili

s he᪸ili (Ha.), im Hayli (3 Häuser, 15 Minuten nördlich
von Rumisberg) 1838D, im Häili 1904Le II Rum.


Häili ist vermutlich als entrundete Diminutivform zu Haule
(< Halde) zu stellen, da Rumisberg einst zur angrenzenden solo-
thurnischen Entrundungszone gehört haben wird (vgl. SDS I,
128f.).


hääl-

I. A) hēlə, a ~ (Schafberg) IV Kandergr.

B) b) häle halltte 1529U93 III Köniz; im hē᪸lmad (Wei.);
hē᪸lmadfli᪷ə, hē᪸lmadwẹŋ V Gutt.; uf dər hē᪸lənblattən V
Gutt.; di he᪷li blatta, hö᪷li~ (steile, glatte Felsplatte, von
einem Bach berieselt) V Ringg.; d hēləweŋ (Schafweide)



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Sp. 186


IV Kanderst.; d he᪸ləweŋ (; Bergheumad) V Brienz;
in hē᪸lə weŋən V Grindelw. Holzm.; dər he᪸ləwaŋ (;
Wa., sehr steil) V Gsteigw.; hē᪸ləweŋ (Mad, mit Felsen) V
Obried; ds he᪸ləweŋli (Wa.) V Gadm.; dər hē᪸lweŋlər (Heu-
mad) V Gadm.

C) d hē᪷li, hẹ̄li (Wildheumad, sehr steil und glatt), d ~ekə,
-i (Teil davon), ~finəl, ~wē᪸g, ~weŋ (Wildheuplätze) IV
Adelb.

II. ds he᪸lilox (senkrecht abfallende Höhle; vgl. Id. III,
1032) V Beatb.

III: in dər hẹələmattə (Wi.) IV Lenk; i dər he᪷ləwē̤d (Ha.,
Wa.) IV Diemt.

ds hẹ̄əli, hēli (Wa.) IV Saanen.

he᪸limad III Sigr.; d ~matt (K.) II Seeb.; d ~mattə, Häli-
matt (3 Ha.) 1838D III Unterl.; ~matt (K.) III Zimm.; dər
~bax III Sigr.;

Hälischwand (s. d.)

IV. Hälis-:

der haͤlisz acher 1535U101 I Diessb.; he᪸lismatt (), Die
haͤllismatten ein cleins mad 1531U97 I Diessb.; hē᪸lismat
(K.), die zwei mëder genant Hëlliszmatten um 1530U142 III
Kies.

Hälig:

he᪸lig, o᪷bər/u᪷ŋər (3 Hei.), Das Guͦtt ober Häling. Das Ni-
der Guͦtt am Häling 1531U136, um 1550U138, Nidsenhälig
1556A, im oberen Hälig 1629/30C3, im Hällig 1645A, Hä-
lig, obere/untere 1838D III Trub; dər ~mōswaud, Hälig-
moosmatt (Hof) 1838D, ~nöihūs (Hei.), ds ~šǖrli (Hei.),
Häligscheuerli 1838D, d ~wẹ̄d (Hei.), dasz vorbemellt
guͦtt an der hälig weid 1531U136 III Trub.


I. Schwzd. hǟl Adj. ‹schlüpfrig, glatt›, ahd. hāli, mhd. haele (Id.
II, 1131). Ableitung dazu: Hǟli f. ‹schlüpfrige Stelle› (Zs., Gr. u.
Gr. S. 323).

II. Schwzd. Häle, Hēli f. ‹Kette oder Stange im Rauchfang zum
Befestigen des Kessels›, ahd. hāhila, mhd. hāhel (Id. II, 1133).

III. Unsicher, teilweise zu I. oder zum FN Hählen (s. Hiehl-
/Hääl-); fraglich sind die Belege aus dem Unterland.

IV. Hälis-, Hälig-Belege scheinen einen PN zu enthalten, der
freilich schwer zu belegen ist: 1563 wird der Stadt Thun «ein kuͦ
bärg an̄ Vildrich» (Alp Diemtigen) verkauft. Zeugen: Petter
Schertz des ratths zuͦ Thun, Vͦlrich Haͤlo von Eij, Petter Murer
von Roͤuttingen (Huber, Urkunden … Thun, S. 472), D 117
4. Dez. 1563).

Zu erwägen bleibt in einigen Fällen auch Hälle(n) f. ‹Mutter-
schaf›, Hälli ‹Schaf, -bock› (Id. II, 1135).


Halb

I

halb acher 1531U96 III Kirchl. Herrenschw.; uf dər
hālbənek (K., Scheune) V Iseltw.; i Jucharten heisset die
lengi halb Jucharten 1500U48 II Alchenst.; haubjuxərtli
(K.) II Graf.; Halbjucherten 1876 (Plan) II Willad.; i᪷m
halbxē᪸lti᪷ (Heumad) IV Frut.; bim hālbən xrī᪷ts (Wegstelle



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